Druckausgabe als PDF - Freilichtmuseum Roscheider Hof, Konz

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Druckausgabe als PDF - Freilichtmuseum Roscheider Hof, Konz
Datenbank der Kulturgüter
in der Region Trier
Stumpfer Turm - Ehemaliger Wartturm
Hinzerath, Gemeinde Morbach,
Einordnung:
Kategorie: Bau- und Kunstdenkmale / Wehrbauten, Befestigungen und militärische
Anlagen / Stadtbefestigungen
Zeit: Circa 1100 bis circa 1500
Epoche: Gotik
Lage:
lon: 7.170106
lat: 49.856688
Qualität der Koordinaten: Genau
Flurname: In der Turmheck
Flurnummer: 0
Internet:
Gemeinde Morbachhttp://www.morbach.de/
Beschreibung:
In Sichtweite der Burgruine Baldenau in nordöstlicher Richtung, unmittelbar an der
Hunsrückhöhenstraße (B 327) zwischen Wederath und Hinzerath der Stumpfe Turm.
Dieser diente als Wach- und Meldeturm für die im Tal gelegene Burg. Vom hochgelegenen
Standort hatten die Wachmänner einen weiten Ausblick. Herannahende Gefahren konnten
rechtzeitig der Burg signalisiert werden. Bauart und Baumaterial deuten darauf hin, daß
dieser Turm um die gleiche Zeit wie die Burg Baldenau erstand. Der aus Hunsrückschiefer
erbaute Rundturm hat einen Durchmesser von 6 Meter und ist circa 10 Meter hoch.
[Homepage der Gemeinde Morbach]
Die Sage vom Stumpfen Turm:
Vor vielen hundert Jahren stand auf der Höhe, wo sich heute noch der Stumpfe Turm
erhebt, die Stadt Sommerburg. Auf der nahen Feste lebte der Ritter Gottfried von
Sumerschenburg, ein herzensguter und leutseliger Herr, unter dessen Obhut Handel und
Wandel in Stadt und Land blühend gediehen.
Sein ältester Sohn Harto dagegen war ein Bösewicht, der es nur darauf anlegte, bei seinen
tagelangen Streifzügen durch Wälder und Fluren der Umgebung Saaten und Gärten der
Bauern mit den Hufen seiner wilden Rosse zu verwüsten oder die friedlich weidenden
Herden der Hirten mutwillig zu zersprengen und mit meist vergifteten Pfeilen Rinder und
Schafe zu erlegen.
Für die berechtigten Klagen der Geschädigten bei seinem Vater hatte er nur grimmen
Hohn übrig, und eines Tages stand die Hütte eines armen Hirten, der sich bei dem Ritter
Gottfried über den Unhold beklagt hatte, in Flammen.
Der Gram des greisen Vaters über diesen ungeratenen und unverbesserlichen Sohn
wurde etwas gemildert durch seine Freude an Engelbrecht, seinem jüngeren Sohn, der
ganz das gute Herz seines Vaters geerbt hatte. Obwohl fast noch ein Knabe, versuchte
dieser Harto durch Bitten und Vorhaltungen sowie durch Klagen beim Vater und durch
dessen Ermahnungen zu Einsicht und Besserung zu bewegen.
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Doch Hartos Freveltaten wurden darauf nur ärger, und böser Hass gegen den Bruder fraß
sich in seinem Herzen fest.
Eines Tages sah Engelbrecht vom Bette seines kranken Vaters aus, wie Harto beim
Heimritt vor dem Tore der Burg sein feuriges Roß mitten durch eine Schar spielender
Kinder hetzte. Zu Tode getroffen brach das dreijährige Söhnchen des Torwächters
zusammen. Der Kranke hatte das Erschrecken des Sohnes bemerkt, und Engelbrecht
berichtete hastig das Vorgefallene. Dann stürmte er hinunter, konnte dem Kinde aber nicht
mehr helfen. Als er kummervoll zu seinem Vater zurückkehrte, fand er ihn zu seinem
größten Schmerz nur noch als Leiche vor. Die schaurige Untat seines ältesten hatte ihm
das Herz gebrochen.
Als Engelbrecht nach einiger Zeit das Gemach verließ, begegnete ihm sein Bruder Harto.
Mit ernsten Anklagen und Vorhaltungen beschwor er ihn flehentlich, von seinem
frevelhaften Treiben zu lassen. Voller Wut und Bosheit riss Harto jedoch sein Schwert aus
der Scheide und stieß den wehrlosen Bruder nieder. Einen Augenblick erzitterte der
dreifache Mörder ob dieser grausigen Tat, und es schien, als wenn Reue ihn ergriffen
hätte. Doch dann lachte er schaurig auf, raste die blutfeuchten Stufen hinab, schwang sich
auf sein wildestes Roß und stürmte in finsterer Wut hinaus in die Welt.
Doch plötzlich stand das Pferd mit einem gewaltigen Ruck still. Ein alter Schäfer· war ihm
in den Weg getreten, und langsam und gedehnt kam es über die Lippen des bärtigen
Greises:
,,Fluch über dich, Mörder! Nicht Ruhe und Rast sollst du finden mehr auf Erden, bis der
letzte Stein von deines Vaters Haus gewichen! Fluch dir, Mörder, und ewige Unrast!
Wutschnaubend zückte Harto die noch blutige Klinge und holte zu furchtbarem Schlage
aus; da sank - von höherer Macht gebannt - die Hand des Frevlers herab, und die Waffe
fiel klirrend zu Boden. Mit einem gellenden Schreckensruf jagte Harto davon. Der Hirt aber
nahm das Schwert und stieß es bis zum Heft in den weichen Boden.
Längst ist Sommerburg untergegangen. Doch wenn heute die Stürme um den
halbverfallenen "Stumpfen Turm" tosen, dann jagt der verfluchte Mörder Harto auf wildem
Rosse über die Stätten seiner einstigen Untaten. Er kann nicht Ruhe finden, bis der letzte
Stein vom Turm gefallen ist und bis ein frommer Pilger das Schwert des Kindes-, Vaterund Brudermörders aus der feuchten Erde gelöst hat.
[Franz-Peter Kropp, Bernkastel-Kues]
Datenquelle:
Homepage der Gemeinde Morbach und Franz-Peter Kropp, Bernkastel-Kues
http://www.net-art.net/kropp/
Bildquellen:
1 Bild: © Helge Rieder, Konz, 2000
2 Bild: © Helge Rieder, Konz, 2000
Stand:
04.01.2010
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