Schlede, H.: ERGEBNISSE DER ÜBERWACHUNG DER
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Schlede, H.: ERGEBNISSE DER ÜBERWACHUNG DER
Ergebnisse der Überwachung der Grundwasserqualität am Beispiel des Kiessandtagebaus Zülow | 45 Ergebnisse der Überwachung der Grundwasserqualität am Beispiel des Kiessandtagebaus Zülow, Landkreis Ludwigslust-Parchim Helmut Schlede Bergrechtliche Situation Für die Kiessandlagerstätte Zülow, die 1991 geologisch erkundet wurde, besteht eine Bergbauberechtigung (Bewilligung nach § 8 BBergG) für den bergfreien Bodenschatz „Kies und Kiessand“. Die Bewilligung wurde der Kieswerk Harder GmbH auf Antrag durch das Bergamt Stralsund 1992 bestätigt. Abb. 33: Übersichtsdarstellung Tagebau Zülow mit Lage der Grundwassermessstellen Seit 1992 wird innerhalb der Bewilligungsfläche der Bodenschatz auf der Grundlage bestätigter Hauptbetriebspläne gewonnen. Zur Wiedernutzbarmachung der bergbaulich beanspruchten Flächen werden geeignete Fremdböden in den Tagebau eingebaut. Der dafür bestätigte Sonderbetriebsplan sieht vor, dass neben der Überwachung der eingebauten Böden auch das Grundwasser im Tagebauumfeld (An- und Abstrom) regelmäßig überwacht wird (Grundwassermonitoring). Grundwassermonitoring Seit 1998 wird die Grundwasserbeschaffenheit im An- und Abstrom des Tagebaus untersucht (Abb. 33). Vor Beginn der Fremdbodeneinlagerung wurde im Herbst 1999 eine Nullanalyse im Umfang des Grundwassermessprogramms A und der Parameterpakete B bis E der Grundwasserrichtlinie 3/93 der LAWA im An- und Abstrom des Tagebaus durchgeführt und ausgewertet. Die Analysenwerte wurden vergleichsweise den Grenzwerten der Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001 u. 2011) gegenübergestellt. Es wurden Grenzwertüberschreitungen der TrinkwV bei den Parametern Eisen, Aluminium und Nitrat sowohl im Anstrom als auch im Abstrom des Tagebaus und der Fremdbodeneinlagerung festgestellt. Diese Grenzwertüberschreitungen sind für oberflächennahes Grundwasser in Mecklenburg-Vorpommern nicht ungewöhnlich. In den seitdem jährlich durchgeführten Untersuchungen (inzwischen liegen 16 Untersuchungsberichte vor) waren für die genannten Einzelparameter keine signifikanten Unterschiede bzw. Tendenzen im Vergleich zu den Ergebnissen der Nullanalyse erkennbar. 46 | Ergebnisse der Überwachung der Grundwasserqualität am Beispiel des Kiessandtagebaus Zülow Für einzelne Metalle sind bei den bisherigen Untersuchungen leicht erhöhte Konzentrationen sowohl im Anstrom als auch im Abstrom registriert worden, die jedoch unterhalb der Grenzwerte der TrinkwV liegen. Es ist festzustellen, dass keine Auswirkungen des Abbaubetriebes und der Fremdbodeneinlagerung auf das Grundwasser und insbesondere auf die Grundwasserbeschaffenheit zu beobachten sind. Entwicklung des Einzelparameters Nitrat Beispielhaft soll nachfolgend die Entwicklung des Einzelparameters Nitrat (NO3) zwischen 1998 und 2012 dargestellt werden (Tab. 10). In der Tabelle sind die Untersuchungsergebnisse im Anstrom (Messstelle Hy Zül 1/99) und im Abstrom (Messstelle Hy Zül 1/98) für den Parameter Nitrat über den gesamten Beobachtungszeitraum erfasst und dem Grenzwert der TrinkwV als Vergleichsmaßstab gegenübergestellt. Eine grafische Darstellung der Entwicklung dieses Parameters Nitrat enthält Abbildung 34. Nitratgehalte in mg/l Monat / Jahr Probenahme Hy Zül 1/99 (Anstrom) Hy Zül 1/98 (Abstrom) 03/98 - 67 10/99 85,7 23,2 * 02/00 96 21 * 10/00 77,3 33,4 * 05/01 104 n.a. 11/01 93 n.a. 05/02 94 23 * 10/02 106 30 * 05/03 103 34 * 10/03 110 32 * 11/04 133 76 11/05 113 74 10/06 135 84 10/07 89 58 09/08 96 68 11/09 100 51 10/10 86 36 * 11/11 80 43 * 11/12 92 13 * TrinkwV Grenzwert (mg/l) Tab. 10: Nitratwerte (mg/l) der Grundwasser-Meßstellen Hy Zül 1/99 (Anstrom) und Hy Zül 1/98 (Abstrom); * Grenzwertunterschreitung 50 Ergebnisse der Überwachung der Grundwasserqualität am Beispiel des Kiessandtagebaus Zülow | 47 Es wird deutlich, dass die Belastung des Grundwassers mit Nitrat über den gesamten Beobachtungszeitraum im Anstrom des Tagebaus beständig höher ist als im Abstrom. Während die Konzentration im Anstrom immer höher liegt als der Grenzwert der TrinkwV, liegt der Wert im Abstrom nur zwischen 2004 und 2008 oberhalb des Grenzwertes. Grundsätzlich korrelieren Konzentrationserhöhungen im Anstrom mit Konzentrationserhöhungen im Abstrom. Es ist aber auch deutlich, dass der zwischen der An- und Abstrommessstelle liegende Tagebau betrieb keinen negativen Einfluss auf die Nitratbelastung im Grundwasser besitzt. Vielmehr kann davon ausgegangen werden, dass infolge fehlender intensiver landwirtschaftlicher Nutzung im Bereich des Tagebaus eine Verbesserung der Grundwasserqualität im Hinblick auf die Belastung mit Nitrat zu verzeichnen ist. Die Belastung des oberflächennahen Grundwassers mit Nitrat ist der landwirtschaftlichen Nutzung zuzurechnen, insbesondere verursacht durch Düngungsmaßnahmen. Diese Tendenz ist flächendeckend in MV zu beobachten. 150 1/98 (Abstrom) 125 1/99 (Anstrom) 100 Grenzwert der TrinkwV 75 50 25 Monat/Jahr der Probenahme Abb. 34: Nitratgehalte im Grundwasser für den Tagebau Zülow 1998 – 2012 2 11 /1 0 10 /1 8 09 /0 6 10 /0 4 11 /0 3 05 /0 2 05 /0 1 05 /0 02 /0 03 /9 0 0 8 Nitratkonzentration in mg/l Nitratgehalt im Grundwasser Bereich Tagebau Zülow 1998 - 2012 48 | Ergebnisse der Überwachung der Grundwasserqualität am Beispiel des Kiessandtagebaus Zülow Entwicklung der Grundwasserganglinien In der Abbildung 35 sind die Grundwasserganglinien der im Bereich des Tagebaus Zülow regelmäßig monatlich gemessenen Grundwasserstände an den vorhandenen Grundwassermessstellen zusammengefasst dargestellt. Die Beobachtung umfasst den Zeitraum von 1998 bis 2012. Die jahreszeitlichen Schwankungen liegen in einem für MV üblichen Bereich. Es ist festzustellen, dass zwischen 1998 und 2012 an allen Grundwassermessstellen eine fallende Tendenz des Grundwasserstandes besteht. Sichtbar wird die mit zeitlicher Verzögerung auftretende Abhängigkeit des Grundwasserstandes vom Niederschlagsgeschehen. Ein Einfluss der Kiessandgewinnung kann daraus nicht abgeleitet werden. 47 180,0 46,5 160,0 140,0 46 120,0 45,5 100,0 45 80,0 44,5 60,0 44 40,0 43,5 monatliche Niederschläge in mm Höhe Wasserspiegel in m NHN Grundwasserganglinie Tagebau Zülow 1998 - 2012 mit Darstellung der Niederschläge der Station Schwerin 20,0 0,0 M rz . Ju 98 l. N 98 ov . M 98 rz . Ju 99 l. N 99 ov . M 99 rz . Ju 00 l. N 00 ov . M 00 rz . Ju 01 l. N 01 ov . M 01 rz . Ju 02 l. N 02 ov . M 02 rz . Ju 03 l. N 03 ov . M 03 rz . Ju 04 l. N 04 ov . M 04 rz . Ju 05 l. N 05 ov . M 05 rz . Ju 06 l. N 06 ov . M 06 rz . Ju 07 l. N 07 ov . M 07 rz . Ju 08 l. N 08 ov . M 08 rz . Ju 09 l. N 09 ov . M 09 rz . Ju 10 l. N 10 ov . M 10 rz . Ju 11 l. N 11 ov . M 11 rz . Ju 12 l. N 12 ov .1 2 43 Hy Zül 1/98 Hy Zül 2/98 Hy Zül 1/99 Niederschläge Station Schwerin Linear (Hy Zül 2/98) Linear (Hy Zül 1/98) Datum Linear (Hy Zül 1/99) Abb. 35: Grundwasserganglinie für den Tagebau Zülow und Niederschläge an der Station Schwerin für den Zeitraum 1998 – 2012 Literatur Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001): Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch vom 21.05.2001. - Neu: 28.11.2011, I 2370, geä.: Art. 2 Abs. 19G vom 22.12.2011, I 3044. Mecklenburg Vorpommern Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Oberflächennahe Rohstoffgewinnung und Rekultivierung ehemaliger Tagebauflächen in Mecklenburg-Vorpommern Schriftenreihe des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern – 2013, Heft 1 Herausgeber Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg - Vorpommern (LUNG) Goldberger Str. 12 D-18273 Güstrow Telefon: 03843/777-0 E-Mail: [email protected] Autorinnen und Autoren in alphabetischer Reihenfolge (Adressen s. hintere Umschlagseite) Börner, Andreas Bösche, Manfred Förster, Gerd Niedermeyer, Ralf-Otto Precker, Axel Richter, Kristin Schlede, Helmut Schreiber, Erna Sommermeier, Knut Vulpius, Bert Redaktionelle Bearbeitung Andreas Börner, Ralf-Otto Niedermeyer & Arbeitskreis Rohstoffsicherung MV Abbildungen Titelseite oben: rekultivierter Baggersee bei Zirkow (Rügen), Stand 2011 links: Vorstellung eines Rekultivierungsprojektes bei Mankmoos, Stand 2011 rechts unten: biologische Vielfalt auf Rekultivierungsfläche bei Mankmoos, Stand 2011 rechts oben: Schüler der Evangelischen Schule Walkendorf in der Kiesgrube Klocksin 2010 Abbildungen Rückseite links oben: modellierte Rekultivierungsfläche im ehemaligen Abbaufeld Lentschow-Süd, Stand 2009 rechts oben: rekultivierter Uferbereich mit Steinhaufen für Amphibien bei Penkun, Stand 2011 unten: rekultivierter Kreidetagebau bei Wittenfelde (Rügen), Stand 2011 Die Bildrechte für Abbildungen und Fotos liegen, wenn nicht anders angegeben, bei den Kapitelautoren. Gestaltung & Druck Druckhaus Panzig Studentenberg 1a D-17489 Greifswald USt.-Id.-Nr.: DE 137599979 E-Mail: [email protected] Internet: www.druckhaus-panzig.de Diese Broschüre wurde klimaneutral produziert. Print kompensiert Id-Nr. 1328294 www.bvdm-online.de ISSN 1439-9083 Preis 5 € Bezug Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern (LUNG) Bibliothek Goldberger Str. 12 D-18273 Güstrow E-Mail: [email protected] Download http://www.lung.mv-regierung.de/insite/cms/publikation Güstrow, Juli 2013 Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von deren Kandidaten und Helfern während des Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwandt werden. Dies gilt für alle Wahlen. 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