Eliteschulen des deutschen Sports Überblick und Kritik

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Eliteschulen des deutschen Sports Überblick und Kritik
Eliteschulen des deutschen Sports
Überblick und Kritik
Baden-Württemberg
Furtwangen Skiinternat Furtwangen Internatskonzeption
Freiburg Sportinternat Freiburg Internatskonzeption
Heidelberg Helmholtz-Gymnasium Heidelberg Internatskonzeption
Stuttgart Sportinternat Stuttgart Internatskonzepion
Tauberbischofsheim Eliteschule des Sports mit Voll-/Teilinternat
Bayern
Abensberg* Judo-Leistungs-Internat Abensberg
Berchtesgaden Christophorusschule Berchtesgaden Internatskonzeption
München Isar-Sportgymnasium
Oberstdorf* Sportinternat Oberstdorf
Berlin
Berlin Coubertin-Gymnasium
Berlin Flatow-Oberschule
Berlin Werner-Seelenbinder-Schule Internatskonzeption
Brandenburg
Cottbus Lausitzer Sportschule Cottbus
Frankfurt/Oder Sportschule Frankfurt (Oder)
Luckenwalde* Sportbetonte Gesamtschule Luckenwalde
Potsdam Sportschule Friedrich Ludwig Jahn
Hessen
Frankfurt am Main Volleyball-Internat Olympiastützpunkt Frankfurt am Main
Mecklenburg-Vorpommern
Neubrandenburg Sportgymnasium Neubrandenburg
Rostock CJD Christophorusschule Rostock
Schwerin Sportgymnasium Schwerin
Niedersachsen
Hannover Sportinternat Hannover Internatskonzeption
Nordrhein-Westfalen
Bonn Sportinternat Bonn Internatskonzeption
Leverkusen Landrat-Lucas-Gymnasium
Essen Helmholtz-Gymnasium Essen Internatskonzeption
Bochum-Wattenscheid Sportinternat Bochum
Winterberg* Geschwister-Scholl-Gymnasium
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Rheinland-Pfalz
Kaiserslautern* Heinrich-Heine-Gymnasium
Koblenz Gymnasium auf der Karthause
Saarland
Saarbrücken „Gymnasium am Rotenbühl - Stadtverband Saarbrücken“
Sachsen
Altenberg Bergstadtgymnasium „Glück auf“
Chemnitz Sportgymnasium Chemnitz
Dresden Sportgymnasium Dresden
Klingenthal Skisport-Gymnasium Klingenthal
Oberwiesenthal Wintersportschule Oberwiesenthal
Leipzig Sportgymnasium Leipzig
Sachsen-Anhalt
Halle Sportgymnasium und Sportsekundarschule Halle/Saale
Magdeburg Sportgymnasium und Sekundarschule Hans Schellheimer
Thüringen
Erfurt Pierre-de-Coubertin-Gymnasium
Jena Sportgymnasium Johann Christoph Friedrich GutsMuths Jena
Oberhof Sportgymnasium Oberhof
Zahlen - Daten – Fakten (Quelle: Deutscher Sportbund)
40 Eliteschulen des Sports
mit 98 einzelnen Schulen (insgesamt über 40.000 Schüler)

über 11.200 geförderte Sporttalente

davon über 5.000 ausgewählte Kader der Landes-und Spitzenverbände
über 600 Mitglieder der Jugend- und Juniorennationalmannschaften
jährlich über 280 Starts bei Junioreneuropaund -weltmeisterschaften
Anschluss an 107 Bundesstützpunkte

 über 480 Diplom- und A-Lizenztrainer, davon 360 hauptamtliche, 75 Bundes-
und 95 OSP-Trainer, über 300.000 Stunden im Jahr Spezialtraining

 über 55.000 Stunden im Jahr Ablaufkoordination Schule-Sport, Stütz-,
Förderunterricht und Hausaufgabenbetreuung
über 200 Pädagogen in Sportinternaten, über 450.000 Betreuungsstunden im
Jahr
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El i t eschul en des Spor t s – St andor t e
Land
Baden-Württemberg
Olympiastützpunkt
Standort Eliteschule
Freiburg/Schwarzwald
Freiburg/Schwarzwald
Rhein-Neckar
Stuttgart
Tauberbischofsheim
Furtwangen
Freiburg
Heidelberg
Stuttgart
Tauberbischofsheim
Bayern
Bayern
Abensberg*
Berchtesgaden
München
Oberstdorf*
Berlin
Berlin
B./Coubertin
B ./Flatow
B./Seelenbinder
Brandenburg
Cottbus-Frankfurt/Oder
Cottbus
Frankfurt/Oder
Luckenwalde*
Potsdam
Potsdam
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Frankfurt am Main
Mecklenburg-Vorpommern
Frankfurt am Main
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Niedersachsen
Köln-Bonn-Leverkusen
Hannover
Rhein-Ruhr
Westfalen
Rheinland-Pfalz/Saarland
Rheinland-Pfalz/Saarland
Rheinland-Pfalz/Saarland
Sachsen
Chemnitz/Dresden
Sachsen-Anhalt
Leipzig
Magdeburg/Halle
Thüringen
Thüringen
Neubrandenburg
Rostock
Schwerin
Bonn
Leverkusen
Essen
Bochum-Wattenscheid
Winterberg*
Kaiserslautern*
Koblenz
Saarbrücken
Altenberg
Chemnitz
Dresden
Klingenthal
Oberwiesenthal
Leipzig
Halle
Magdeburg
Erfurt
Jena
Oberhof
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Rangliste größte Sportarten in den Eliteschulen des Sports
Sportart
Anzahl Kader
in Eliteschulen des Sports
Leichtathletik
727
Schwimmen
525
Fußball
Handball
510
315
Judo
Kanu
309
249
Ski
Rudern
240
232
Radrennsport
Ringen
203
196
Eisschnelllauf
Basketball
192
186
Boxen
Fechten
170
170
Turnen
Volleyball
165
162
Wasserspring en
117
Von aktuellen oder ehemaligen Mitgliedern der Eliteschulen des Sports der Jahre
1997 bis 2004 wurden bei Olympischen Spielen, Welt- und
Europameisterschaften in den Jahren 2001 bis 2004 insgesamt 327 Medaillen
errungen.
Bei Welt- und Europameisterschaften der Junioren konnten in den Jahren 2001 bis 2004
683 Medaillengewinne verzeichnet werden.
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Kritik an den Eliteschulen des Sports
Quelle: Welt am Sonntag vom 14.01.2001, S. 18
„Hinz und Kunz verderben Niveau der SportEliteschulen“
Die weltbeste Kanutin, Birgit Fischer, kritisiert das SchulSystem, das den deutschen Sport mit neuen Talenten versorgen soll – ihr eigener Sohne ist das beste abschrecken-de
Beispiel (von Martina Goy)
Berlin - Erst kürzlich gab es
wieder ein hartes Streitgespräch zwischen Mutter und
Sohn. „Wenn du dich nicht
mehr anstrengst", hat Birgit
Fischer da zu ihrem Sohn Ole,
14, gesagt, „musst du von der
Schule runter."
„Wieso das denn?", hat der
Vierzehnjährige kess geantwortet, „bei uns wird doch keiner
rausgeschmissen. Sonst müsste ja die Hälfte aller Schüler
gehen."
Daraufhin hat Birgit Fischer, 38,
der Welt erfolgreichste Kanutin,
nur noch resigniert mit den
Schultern gezuckt. „Wie soll ich
weiter argumentieren?", fragt
die allein erziehende Mutter,
„wenn auf einer angeblichen
Eliteschule des Sports Hinz und
Kunz - will sagen Freizeitsportler - das Niveau verderben und
trotzdem nicht ausgesondert
werden? Das war damals bei
uns besser gelöst. Leute mit
fehlender Leistung mussten die
Schule wechseln."
Klare Worte - wie man sie von
der siebenmaligen Olympiasiegerin und 27fachen Weltmeisterin aus dem Ost-Teil Berlins
gewöhnt ist. Ihr Problem: Sohn
Ole, ein talentierter Nachwuchs-Kanute, besucht in Berlin-Köpenick die Flatow-Oberschule, eine so genannte
„sportbetonte Schule".
Das bedeutet in diesem Fall (jedes Bundesland hat eigene
Schulgesetze): Wechselmöglichkeit zwischen Realschule
und Gymnasium, mindestens
sieben Stunden Sport-Unterricht in der Woche plus individuellem Training, und die
Möglichkeit, in der Oberstufe
eine Schulzeit-Verlängerung in
Anspruch zu nehmen. Voraussetzung zur Aufnahme ist die
sportliche Empfehlung eines
Verbandes oder eines Trainers.
Diese spezielle Schulform (bundesweit gibt es davon inzwischen 33) gilt als legitime
Nachfolge-Einrichtung der einstigen 25 Kaderschmieden der
Ex-DDR - seinerzeit unter dem
Begriff Kinder- und Jugendsportschulen (KJS) ein Synonym für frühkindliche sportliche
Auslese und elitäre Ausbildung.
Weil aber im wiedervereinten
Deutschland und besonders an
den 21 sportbetonten Schulen
auf dem Boden der ehemaligen
DDR sich offenbar immer weniger Kinder und Jugendliche
dem Trainings-Stress einer
zeitintensiven Sport- und Schulausbildung unterziehen wollen,
wählen
mit
zunehmenden
Schuljahren viele Schüler den
sportbetonten Unterricht wieder
ab.
Die Folge für den trainingswilligen Rest, so zumindest
der Eindruck der im erfolgsorientierten Sport-System der
Ex-DDR groß gewordenen Birgit Fischer, „ist ein geradezu
leistungshemmendes Klima.
Das sehe ich doch an meinem
Sohn".
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Ole Fischer, von der Mutter
eher behutsam zum Leistungssport geführt, scheint Opfer des
liberalen deutschen Schulsystems zu werden. Der 1,84-mSchlaks hat zwar jetzt schon
Arme mit einer Spannbreite
zum Paddeln, die jedes Trainerauge zum Leuchten bringen.
Doch in Sachen Trainingseifer
lässt sich der Heranwachsende
zurzeit gerne von jenen Mitschülern ablenken und beeinflussen, die Rumlungern im
Einkaufs-Zentrum oder Computer-Spiele in ihrer sportfreien
Freizeit favorisieren. „Das darf
nicht sein", sagt die Mutter.
Ein weiteres Problem sind zusätzlich lange Anfahrtswege
zwischen Schule Sportstätten,
die anders als zu DDR-Zeiten
nicht mehr unbedingt eng beieinander liegen. In der Oberschule Flatow ist die Situation
sogar so, dass mangels eigener Sportstätten der Schulsport
derzeit auf 14 Trainingsstätten
in der Umgebung verteilt werden muss.
Das macht den Tagesplan eines zukünftigen Spitzensportlers noch enger. „Und so gut
wie meine Mutter werde ich sowieso nicht", sagt Ole Fischer,
und guckt treuherzig zu Trainer
Dirk Radde.
„Da sehen Sie unsere Probleme", sagt der Sportlehrer und
Kanu-Trainer in Personalunion
- zu DDR-Zeiten selbst ein
erfolgreicher Athlet. „Die Folgen
dieser Fehl-Entwicklung wird
man bei den nächsten Olympischen Spielen bei der Medaillenausbeute sehen."
Was Radde meint: Da die erfolgreichen Sportler aus der
ehemaligen DDR, die auch in
Sydney noch den größten Teil
der Medaillen gewannen, immer älter werden und ihre Karrieren beenden, muss demnächst der Nachwuchs ran. Der
aber lernt sein Handwerk, so
die Kritiker, im aufeinandergepfropften West-Ost-System
nicht mehr so akribisch wie zu
DDR-Zeiten.
Dabei hatten es sich Manfred
von Richthofen, Präsident des
Deutschen Sport Bundes und
seine Mitstreiter nach der
Wende so schön vorgestellt:
Das Gute des bezwungenen
DDR-Systems sollte mit dem
Besten aus dem Westen zu
einem neuen, effektiven Ganzen verknüpft werden.
„Ein schwieriger Akt, auch heute noch", sagt Dr. Otto Hug,
Referent für Leistungssport
beim DSB. „Schließlich sind
damals zwei völlig unterschiedliche Systeme aufeinandergeprallt."
Und nicht nur das. Da die KJSSchulen wegen ihres Drills und
flächendeckenden Dopings einen negativen Ruf hatten, sollte
der Neubeginn gerade in den
neuen Bundesländern möglichst politisch korrekt sein. Was
in Berlin beispielsweise bedeutet, dass die drei sportbetonten
Schulen Flatow, Werner-Seelenbinder und Coubertin westdeutsche Leiter haben.
„Man wollte wohl ganz sichergehen", sagt Gert Sunkel, Direktor der Flatow-Oberschule,
dass die alten Strukturen nicht
wieder aufleben."
In diesem Jahr besuchen 735
Schüler die Flatow Oberschule
in Berlin-Köpenick - ein ehemaliges Partei-Schulungszentrum
inmitten eines Naturschutzgebietes, das trotz Innenrenovierung seinen Ost-Mief nicht
losgeworden ist. Daran ändern
auch die frisch getünchten
langen Flure, die die Schüler
liebevoll mit selbst erstellten
Kunstwerken geschmückt ha-
ben, nicht viel. Ein Blick in
Haus drei, das Internat für die
auswärtigen jüngeren Schüler,
zeigt, warum es in diesem Teil
Berlins so wenig Schüler aus
den alten Bundesländern gibt:
Ein Waschbecken pro Zimmer,
das sich jeweils zwei Kinder
teilen, die Toiletten ein Stockwerk tiefer - Verwöhn-Standard
für West-Kids ist das nicht.
Dafür sind die Preise human:
320 Mark kostet so ein Zimmer
pro Person und Verpflegung im
Monat. „Wir sind ausgebucht", sagt Sunkel stolz.
Gerade das ist es jedoch,
was Birgit Fischer kritisiert.
Da die Schule kostendeckend
arbeiten muss, wird jeder
halbwegs sportliche Schüler
aufgenommen. „Wenn man
das akzep-tieren will", sagt die
Kanutin, „sollten die Politiker
nicht den Mund so voll nehmen,
und
mehr
Medaillen
bei
Olympia fordern.«
"Bis Peking
wird es nicht
mehr reichen"
Die Spitzenathletin
Birgit Fischer über
Sportinternate
Leipzig - Birgit Fischer hat
nur drei Tage nach dem
Ende der Spiele in Athen
das deutsche Sportsystem
aufs Schärfste kritisiert.
Nach Ansicht der achtmaligen
Kanu-Olympiasiegerin sind die
Verwässerung des Leistungsgedankens an Sportschulen
und schlechte Betreuung in den
Vereinen Ursachen für unzureichende Leistungen.
"Sie rauchen und kiffen"
"In der DDR flog der runter, der
nichts draufhatte. Das war konsequent. Und heute? Da sind
in einer Klasse höchstens
zehn Prozent Leistungssport6
ler", sagte die 42-jährige Fischer der "Sport Bild" zum Thema Sportschulen.
"Mein Sohn war auf einer
solchen Eliteschule des Sports.
Die stehen auf dem Schulhof,
rauchen und kiffen. Die NichtLeistungssportler ziehen die
anderen mit runter."
Keine Aussicht auf
Besserung bis Peking
Nach Meinung Fischers werden
in den vielen Vereinen hierzulande trotz zahlreicher guter
Sportstätten viel zu wenige Kinder an den Sport herangeführt.
"Da fängt es im Prinzip an: Wir
haben einen Haufen arbeitsloser Lehrer, aber in den Vereinen fehlt es an Betreuung",
erklärte Fischer.
Aussicht auf Besserung bis zu
den Sommerspielen 2008 sieht
die deutsche Rekord-Olympiasiegerin nicht: "Bis Peking wird
es nicht mehr reichen. Wir
haben das Ding über lange Zeit
in die Tonne getreten, nun
müssen wir genauso lange
wieder aufbauen."
Einige Sportler-Kollegen haben
sich nach Ansicht von Fischer
auch durch Medientermine vom
Training abhalten lassen. Man
müsse knallhart entscheiden,
was wichtiger sei: Leistung
oder ein Auftritt in der Zeitung.
Kritik an Jan Ullrich
Den Wirbel um Schwimmerin
Franziska van Almsick bezeichnete Fischer als "gemachte
Story". Der enttäuschende Radprofi Jan Ullrich mit seinen
"tausend
Beratern"
mache
simple Sachen falsch.
"Sein ständig schwankendes
Gewicht ist leistungsabträglich,
dann das Bild von ihm in den
Medien. Da frage ich mich:
Was sind das für Berater?"
Quelle:
http://www.sport1.de/coremedia
/generator/www.sport1.de/
Eliteschulen des Sports
Ohne diese Einrichtung hätte er kein Gymnasium besuchen können, mit Einzelunterricht habe er seine Defizite in den Sprachen
ausgleichen können. Und Kanute Andreas
Dittmer lobt das System als Fundament des
deutschen Sports, in dem das Know-how
von damals genutzt wird. Die Strukturen
haben sich mittlerweile stark verändert,
die Eliteschulen der heutigen Zeit sind im
Gegensatz zur KJS keine reinen Sportschulen mehr. Der Nachwuchs wird mit
leistungsstarken
Trainingsgruppen
und
qualifizierten Trainern an den jeweiligen
Olympiastützpunkten gefördert, da werden
alle Kräfte konzentriert. Doch im schulischen
Bereich werden die Talente in öffentliche
Gymnasien, Realschulen und in Einzelfällen
auch in Hauptschulen integriert. Die 38
Eliteeinrichtungen arbeiten mit insgesamt 85
Schulen zusammen, außerdem ist das
Vollinternat nicht mehr die Regel, in
Ballungszentren wie dem Ruhrgebiet gibt es
nur Tagesinternate. Das Zusammentreffen
von Talenten mit anderen Jugendlichen ist
für
Feldhoff
ein
Nachteil.
"Der
Klassenverbund von jungen Nachwuchssportlern mit Schülern, die mit dem Sport
überhaupt nichts zu tun haben, geschweige denn junge Leistungseliten darstellen, hat sich nicht bewährt. Der
Leistungssportler wird durch die Stimmung in der Klasse oft runtergezogen."
Da das Niveau zwischen den Eliteschulen
schwankt, sollen alle evaluiert werden.
Innerhalb der nächsten sechs Wochen sollen
die Ergebnisse vorliegen. Dann wird es Aufund Absteiger geben, neue Schulen rücken
nach, anderen wird das Zertifikat entzogen.
Aber nicht nur die schulische Ausbildung des
Sportnachwuchses steht im Zentrum der
Erneuerung. Feldhoff kündigt an, bei den
nächsten Kultus- und Sportministerkonferenzen neue Strukturen für den gesamten Nachwuchssport einzufordern.
"Wir müssen die Talentsichtung in den
einzelnen Ländern neu aufbauen, sie ist
teilweise vom Zufall abhängig." Die
schwierigste Phase im Leben der Sportler ist
jedoch die Zeit nach der Schule. "Es muss
ein leistungssportfreundlicheres Klima entstehen, es müssen auf den Sport abgestimmte Rahmenbedingungen für Ausbildung und Studium geschaffen werden",
fordert Feldhoff.
„Suche nach dem
Optimum“
Die Eliteschulen des Sports müssen
sich einer umfangreichen Evaluierung
unterziehen
Quelle: Berliner Zeitung vom 09.09.2004
Sport - Seite 16
Heinz-Peter Kreuzer
KÖLN, 8. September. Das schlechte Abschneiden
der
deutschen
Olympiamannschaft bei den Sommerspielen in Athen
hat die Diskussion um die Erneuerung der
Sportstrukturen angeheizt. In Sachen Sporterfolge sei das Erbe der DDR aufgebraucht,
heißt es. Aber ein Erbe aus DDR-Zeiten
erlebt unter dem neuen Namen Eliteschule des Sports, dieses Prädikat wird
seit 1997 vergeben, eine Renaissance.
Das Nachfolgemodell der Kinder- und
Jugendsportschulen (KJS) wird von den
Sportfunktionären und dem Sponsor als
Brutstätte neuer Weltklasseathleten und
Modell für die Zukunft gefeiert. "Ehemalige
Eliteschüler stellten rund 30 Prozent der
deutschen Athleten bei Olympia (insgesamt
451/d. A.) in Athen, waren aber zu 60
Prozent an den 48 Medaillen beteiligt", sagt
Dietrich
Hoppenstedt,
Präsident
des
Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes,
der als einziger Förderer aus der Wirtschaft
diese Einrichtung finanziert. In dieser
Rechnung
tauchen
auch
jene
vier
Medaillengewinner auf, die noch zu DDRZeiten in die KJS gegangen waren. Für
Ulrich Feldhoff, Vizepräsident Leistungssport
des Deutschen Sportbundes (DSB), sind die
Eliteschulen unverzichtbar. "Zu diesem
System gibt es keine Alternative im gesamten Nachwuchs-Leistungssport. Es
wird in allen Ländern, die sich im Weltsport vorne wiederfinden, praktiziert."
Know-how von damals. Als Botschafter der
Effektivität präsentierte der Arbeitskreis
Eliteschule drei Olympiasieger - alles Absolventen, aber keinen aktuellen Schüler.
"Ich habe noch die KJS durchlaufen und
mich dadurch weiterentwickelt", schwärmt
der 34-jährige Radsportler Jens Fiedler. Sein
jüngerer Mannschaftskamerad René Wolff
war Schüler am Sportgymnasium Erfurt.
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