Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg

Transcrição

Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
Sozialkapital und soziale Ungleichheit – Theorien
und Forschungsstand
Andreas Gefken
Working Paper
SW 2012-2
Professur für Soziologie sozialen Wandels,
Prof. Dr. Petra Böhnke, FB Sozialökonomie,
Universität Hamburg
1
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
Die Working Paper-Reihe stellt Ergebnisse der laufenden Forschung an der Professur für Soziologie,
insbesondere Soziologie des sozialen Wandels am Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg vor.
Sie dient dazu, im Vorfeld einer späteren Publikation den akademischen Ideenaustausch zu befördern und
Zwischenergebnisse unseres Forschungsprozesses schnell zugänglich zu machen.
Andreas Gefken ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg im
Forschungsprojekt „Soziales Kapital im Lebensverlauf. Beschäftigungsrisiken und ökonomische Unsicherheit in
ihren Auswirkungen auf soziale Netzwerke und bürgerschaftliches Engagement“ der Professur für Soziologie,
insb. Soziologie sozialen Wandels (Prof. Dr. Petra Böhnke). Das Projekt wird finanziert von der
VolkswagenStiftung und widmet sich der Analyse von Sozialkapital im individuellen Lebensverlauf in
Abhängigkeit von prekären Lebenslagen. Es wird untersucht, wie sich soziale Netzwerke und Engagement in
Reaktion auf sozio-ökonomische Lebensrisiken wie Armut, Arbeitslosigkeit und atypische sowie prekäre
Beschäftigung entwickeln. Empirisch wird dieser Zusammenhang in mehreren Teilprojekten untersucht. Diese
umfassen EU-Ländervergleiche, quantitative Längsschnittanalysen und eine qualitative Fallstudie.
Zitiervorschlag
Gefken, Andreas (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit – Theorien und Forschungsstand.
Working Paper SW 2012-2 der Professur für Soziologie des sozialen Wandels, Fachbereich
Sozialökonomie, Hamburg: Universität Hamburg.
Zusammenfassung
Das vorliegende Working-Paper beschäftigt sich mit den Theorien und Konzepten der
Sozialkapitalforschung unter dem Gesichtspunkt sozial ungleich verteilter Einflussfaktoren auf diese
Kapitalart. Wirft man einen Blick auf den Stand der Debatte, so fällt auf, dass überwiegend die
positiven Effekte bzw. der Nutzen sozialen Kapitals erforscht wird – sowohl auf individueller, als auch
auf kollektiv aggregierter Ebene. Nur selten wird gefragt, wie soziales Kapital gebildet und
aufrechterhalten wird und wie es ggf. wieder schwinden kann. Ebenso gibt es bezüglich der
gesellschaftlichen (Ungleich-) Verteilung sozialen Kapitals und dessen Ursachen noch weiteren
Forschungsbedarf. Ziel des Papers ist es, hierzu einen Blick auf die Klassiker des Sozialkapitalkonzepts
zu werfen und ihre Theorien daraufhin zu befragen, wie gut sie auf theoretischer und konzeptueller
Ebene soziales Kapital als abhängige Größe fassen können und von welchen Faktoren eine
Abhängigkeit behauptet wird. Ein Schwerpunkt liegt auf ungleichheitssoziologisch relevanten
Rahmenbedingungen sozialen Kapitals.
Nachdem in der Einleitung die Hauptstränge der Sozialkapitalforschung kurz skizziert werden, sollen
in Abschnitt 2 vier Theorien bzw. Konzepte sozialen Kapitals vorgestellt werden, die sich bis zum
heutigen Stand der Debatte bewährt haben (Konzepte von Pierre Bourdieu, James Coleman, Robert
Putnam und der Netzwerkforschung). Welche Aussagen zu den Rahmenbedingungen sozialen
Kapitals finden sich bei diesen Ansätzen? In Abschnitt 3 wird ein Fazit in Bezug auf noch bestehende
Forschungslücken und empirischen Nachholbedarf des gegenwärtigen Standes der
Sozialkapitalforschung gezogen. Es wird dargestellt, welche Formen sozialen Kapitals mittlerweile
unterschieden werden. Das Paper schließt mit dem Ergebnis, dass sowohl für soziales Kapital als
„Netzwerkkapital“, als auch für soziales Kapital als zivilgesellschaftliche Ressource ein stärkerer
Einbezug von Faktoren sozialer Ungleichheit notwendig ist.
2
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
INHALT
1. Einleitung ............................................................................................................................... 4
2. Theorien sozialen Kapitals – Sozialkapital als abhängige Größe ............................................... 5
2.1 Pierre Bourdieu....................................................................................................................... 5
2.2 James Coleman ...................................................................................................................... 7
2.3 Robert Putnam ....................................................................................................................... 9
2.4 Netzwerkforschung .............................................................................................................. 11
2.5 Zusammenfassung ................................................................................................................. 12
3. Resümee und Forschungslücken – Sozialkapital und soziale Ungleichheit ............................... 14
4. Literatur ............................................................................................................................... 16
3
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
1. Einleitung
Das Konzept des Sozialkapitals hat seit den 1980er Jahren eine enorme wissenschaftliche Verbreitung
erfahren. Eine ganze Reihe von Autoren konstatiert seitdem die enorme inhaltliche Auffächerung des
Begriffs. 1 Diese lässt sich vor allem anhand von zwei Linien beobachten:
1) Thematisch beschäftigen sich verschiedene sozialwissenschaftliche Disziplinen mit dem Konzept
aus ihren je eigenen Blickwinkeln. Zum Beispiel werden aus ökonomischer Sicht positive Effekte
sozialen Kapitals auf wirtschaftliches Wachstum hervorgehoben 2, aus politikwissenschaftlicher Sicht
wird nach den Auswirkungen sozialen Kapitals auf politische Stabilität gefragt 3 und aus
sozialpsychologischer Perspektive werden die positiven Folgen sozialer Einbettung für die psychische
Gesundheit unterstrichen.4 Innerhalb der Soziologie wird die Rolle sozialen Kapitals mittlerweile
ebenfalls in einem sehr heterogenen thematischen Spektrum verhandelt: Es wird z.B. die Bedeutung
von Netzwerken für Berufs- und Arbeitsmarktchancen, für Bildungsprozesse und Sozialisation, sowie
für soziale Unterstützung beleuchtet Des Weiteren werden soziale Schließungsprozesse und
Elitenbildung durch informelle Gefälligkeitsnetzwerke problematisiert.
2) Querliegend zu den einzelnen Disziplinen, wie auch innerhalb der Soziologie, wird das Konzept auf
verschiedenen Aggregationsebenen verwendet 5: Es gilt auf individueller Ebene als Ressource, die in
persönlichen Beziehungen entsteht und sich positiv auf Lebensqualität, Gesundheit, Chancen
zivilgesellschaftlicher Teilhabe oder beruflichen Erfolg auswirkt. Auf der „Mesoebene“ von
Netzwerken und Organisationen wird soziales Kapital als eine Ressource definiert, die in sozialen
Beziehungsgeflechten eingelassen ist und durch deren Gesamtschau auf die Netzwerkebene erfasst
werden kann. Auf gesellschaftlicher bzw. „Makroebene“ wird soziales Kapital als Merkmal ganzer
Regionen und Staaten aufsummiert und gilt als kollektiv hervorgebrachte Substanz gesellschaftlichen
Zusammenhalts.
Diese doppelte Vielschichtigkeit kann einerseits zwar gerade als Erfolgsfaktor des Konzepts gewertet
werden, da es aus unterschiedlichen Perspektiven heraus anschlussfähig ist und auch weiterhin
bleibt. Allerdings wird nach wie vor die Arbeit an einer gemeinsamen inhaltlichen Fundierung
vernachlässigt. 6 Der Begriff leidet an einem „conceptual stretching“ 7 und weist theoretische wie
empirische Defizite auf. 8 Die Vergleichbarkeit von Studien ist aufgrund uneinheitlicher
Operationalisierungen schwierig. Das 1997 von Sonja Haug getroffene Fazit zum Stand der
Sozialkapitaldebatte scheint nach wie vor aktuell: „Es lässt sich kein einheitliches Konzept von
1 Haug 1997, Portes 2000, Koob 2007; Kapitel 1 und 2 des vorliegenden Papers orientieren sich inhaltlich an: Gefken 2011.
2 Ostrom 2000; Iyer et al. 2005.
3 Putnam/ Goss 2001.
4 Röhrle 1994; Laireiter 1993.
5 für einen nach wie vor instruktiven Überblick verschiedener Aggregatebenen siehe Haug 1997.
6 Matiaske/Grözinger 2008: 8.
7 Deth 2001: 280.
8 Haug 1997.
4
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
sozialem Kapital herauskristallisieren. Sowohl theoretische als auch empirische Studien verwenden
den Begriff soziales Kapital in gänzlich unterschiedlichen Kontexten. [...] Es besteht demnach ein
dringender Bedarf an einer (einheitlichen?) theoretischen Konzeptualisierung und an einer
empirischen Konstruktvalidierung“ 9.
Das vorliegende Working-Paper bezieht sich auf einen weiteren Kritikpunkt, der in den letzten Jahren
innerhalb der Soziologie zunehmend angeregt wurde und direkt an die Vernachlässigung der
inhaltlichen Fundierung adressiert ist: Nach wie vor wird auf die (positiven) Effekte sozialen Kapitals
fokussiert, weniger jedoch auf die Entstehungsbedingungen dieser Kapitalart. Wenn bereits viel über
die Effekte sozialen Kapitals bekannt ist, so der Ausgangsgedanke, sollte gerade aus soziologischer
Sicht von Interesse sein, wer eigentlich in welchem Ausmaß innerhalb der Gesellschaft über diese
Kapitalart verfügt, unter welchen Bedingungen sie gebildet und aufrechterhalten werden kann – und
unter welchen Bedingungen sie gefährdet ist.
Im Folgenden werden vier Ansätze, die sich in der bisherigen Debatte bewährt haben und teilweise
schon als „Klassiker“ der Sozialkapitalforschung bezeichnet werden können, vorgestellt (Konzepte
von Bourdieu, Coleman, Putnam und die Netzwerkforschung). Besonderes Augenmerk liegt auf der
Darstellung der in diesen Theorien vorhandenen Aussagen über Sozialkapital als abhängige Größe.
2. Theorien sozialen Kapitals
2.1 Pierre Bourdieu
Pierre Bourdieus Sozialkapitalbegriff gilt als eine der ersten systematischen Ausformulierungen des
Konzepts 10 und ist Bestandteil einer allgemeinen Kapital- und letztlich auch Sozialtheorie.
„Kapital“ ist bei Bourdieu ganz allgemein als akkumulierte Arbeit zu verstehen. Neben der Arbeit zur
Vermögensbildung (ökonomisches Kapital) zählen hierzu auch die Aneignung von Wissen und
Fähigkeiten (kulturelles Kapital) sowie „Beziehungsarbeit“, mit der Sozialkapital gebildet werden
kann. Diese Beziehungsarbeit beschreibt Bourdieu folgendermaßen 11:
Die Arbeit, die in Beziehungen investiert wird, besteht in permanenten Tauschakten, die sowohl
materieller als auch symbolischer Natur sind. Materielle Tauschobjekte sind bspw. Gegenstände in
Form von Geschenken, Geldsummen oder Hilfeleistungen. Auf der ebenso wichtigen symbolischen
Ebene liegt der Austausch von Gefälligkeiten, gegenseitigen Besuchen und Kommunikation
(Vertrauensbildung, Informationsaustausch, emotionale Unterstützung). Zufallsbeziehungen, z.B. am
Arbeitsplatz oder in der Nachbarschaft, werden in „Sozialkapitalbeziehungen“ umgewandelt, indem
ihnen durch Tauschakte ein Aspekt der gegenseitig empfundenen Verpflichtung hinzugefügt wird –
ein Gefallen macht einen „Gegengefallen“ erwartbar. In anderen Fällen ist die Beziehung bereits von
9
Haug 1997: 30.
10
Bourdieu 1992
11
Vgl. ebd.: 65.
5
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
Anfang an durch Konstellationen gegenseitiger Verpflichtung gekennzeichnet (z.B. Familie,
Verwandtschaft).
Von dieser soziologischen Mikroebene aus betrachtet, ist eine Sozialkapitalbeziehung das Produkt
eines Zeit- und Arbeitsaufwandes, der sich bewusst oder unbewusst auf die Schaffung und Erhaltung
eines Tauschverhältnisses richtet. Nicht jede soziale Beziehung ist dementsprechend eine
Sozialkapitalbeziehung, sondern nur diejenigen, die sich über Tauschakte stabilisiert haben. Die
Möglichkeit, von einer anderen Person innerhalb einer solchen Beziehung eine „Gegengabe“ zu
erhalten, bezeichnet Bourdieu als soziales Kapital. Entscheidend ist, dass Beziehungen nicht mit dem
Ziel der Sozialkapitalbildung geknüpft werden (müssen), damit soziales Kapital entsteht. Vielmehr ist
das Tauschprinzip den meisten persönlichen sozialen Beziehungen inhärent. Soziales Kapital kann
also auch „nebenbei“ entstehen, während eine soziale Beziehung für die Beteiligten ganz andere
Funktionen erfüllt.
Summiert man die Anzahl an ausstehenden Gegengaben, auf die eine Person zurückgreifen kann, so
kann als soziales Kapital bezeichnet werden: „[D]ie Gesamtheit der aktuellen und potentiellen
Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes von mehr oder weniger institutionalisierten
Beziehungen gegenseitigen Kennens oder Anerkennens verbunden sind“. 12
In dieser Definition ist erstens von „Ressourcen“ und zweitens von „Beziehungen“ die Rede. Als
„Ressourcen“ kann man in der Bourdieuschen Terminologie das Kapital (ökonomisch, kulturell,
symbolisch) der Beziehungspartner bezeichnen. Ökonomisches Kapital kann in einer Beziehung z.B.
als finanzielle Unterstützung getauscht werden und kulturelles Kapital als Teilhabe am Wissen einer
anderen Person. Die „Beziehungen“, über die Sozialkapital mobilisiert werden kann, sind die oben
beschriebenen Tauschbeziehungen mit dem Prinzip „Gabe/Gegengabe“. Soziales Kapital bei Bourdieu
besteht also aus zwei miteinander verknüpften Elementen: den Beziehungen, über die jemand
Ressourcen mobilisieren kann und den Ressourcen selber. Beides zusammen ist erst „soziales
Kapital“.
Zum einen geht Bourdieu davon aus, dass soziales Kapital eine Art Katalysator für die anderen
Kapitalarten darstellt. Aus verlässlichen und verbindlichen Sozialbeziehungen ergeben sich, wie oben
beschrieben, z.B. finanzielle Unterstützung oder Informationen.
Zweitens entsteht soziales Kapital selber wiederum durch den Einsatz ökonomischen und kulturellen
Kapitals. Beziehungspflege erfordert einen Aufwand an Zeit, sowie in gewissen Umfang auch an Geld
und materieller Güter (Geschenke, Einladungen, gemeinsame Aktivitäten). Ebenso kann auch das
Wissen um sozial und kulturell angemessenes Verhalten Kontakte erleichtern (kulturelles Kapital).
Sozialkapital als abhängige Größe variiert demnach mit dem bereits vorhandenen Kapitalbesitz einer
Person – bei Bourdieu stets eine Frage der sozialstrukturellen Position. Soziales Kapital ist demnach,
wie andere Kapitalarten auch, gesellschaftlich ungleich verteilt. 13 Personen können sich aufgrund
ihrer unterschiedlichen Ausstattung mit Kapitalien und Ressourcen unterschiedlich gut vernetzen.
Drittens ist das soziale Kapital auch von der Ressourcenausstattung der anderen Personen im
Netzwerk abhängig. Bourdieu geht davon aus, dass es eine Homologie zwischen sozialem und
12 Ebd: 63.
13 Ebd.: 77; Fußnote 17.
6
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
geographischem Raum gibt und sich Personen ähnlicher sozialer Herkunft oft auch räumlich näher
sind (in sozial homogenen Wohnvierteln zum Beispiel). Möglichkeiten der Kontaktknüpfung sind bei
Bourdieu sozialstrukturell determiniert; Beziehungsnetzwerke tendieren zu sozialer Homogenität:
„kapitalschwache“ Personen dürften eher häufiger auf ebenso kapitalschwache Personen treffen, als
auf Personen mit hohem ökonomischem und/oder kulturellem Kapital.
Als eine der wenigen Autoren bezieht Bourdieu die gesellschaftlichen Möglichkeitsbedingungen für
das Entstehen von Sozialkapitalbeziehungen in seinen Ansatz mit ein und schafft somit
Anknüpfungspunkte für die Soziologie sozialer Ungleichheit, die Sozialstrukturanalyse, aber auch z.B.
für die Stadt- und Raumsoziologie.
Eine Unterscheidung verschiedener Formen sozialen Kapitals, wie es mittlerweile in der
Sozialkapitalforschung üblich ist, findet sich bei ihm jedoch nicht. Auch die sozialen Strukturen, in
denen Sozialkapital entsteht, nämlich persönliche Beziehungsnetze, werden von ihm nicht näher
thematisiert.
2.2 James Coleman
Als zweiter einschlägiger Ansatz kann die Theorie von James Coleman bezeichnet werden. 14 Auch
Coleman geht davon aus, dass sich soziale Beziehungen über Tauschakte verfestigen. Diese
Beziehungen, sowie die darin enthaltenen Normen und das darin erlangte Vertrauen können von
Individuen als „soziales Kapital“ genutzt werden.
Soziales Kapital ist bei Coleman ein Sammelbegriff für unterschiedliche Elemente: soziale
Beziehungen, das darin gebildete zwischenmenschliche Vertrauen sowie Beziehungsnormen (z.B.
Reziprozität, Kooperationsnormen). Hinzu kommt, dass Coleman auch größere soziale Strukturen als
soziales Kapital bezeichnet, wie z.B. Beziehungsnetzwerke oder Gruppen. Weiterhin zählt er die
Effekte der bisher genannten Elemente ebenfalls zu „sozialem Kapital“, unter anderem erhöhte
Sicherheit durch Kontrolle abweichenden Verhaltens (z.B. ist Kriminalität dort niedriger, wo
Nachbarschaften dicht vernetzt sind) oder soziale Beziehungen als Informationsquellen. Die
Klammer, die diese unterschiedlichen Phänomene als „soziales Kapital“ zusammenhält, ist ihre
Funktion: Als soziales Kapital können – ganz allgemein formuliert – all jene Phänomene bezeichnet
werden, die Handlungserleichterungen bewirken und nur zwischenmenschlich und kooperativ
gebildet werden können. 15
Im Gegensatz zu Bourdieu ist soziales Kapital bei Coleman nicht nur eine individuell nutzbare
Ressource, sondern auch eine Eigenschaft sozialer Strukturen, z.B. Gemeinschaften oder Familien.
Zwar berücksichtigt Bourdieu auch Gruppenstrukturen, fragt jedoch eher danach, was der Einzelne
hieraus für Vorteile hat und wie sich dies auf seine soziale Position im Gefüge sozialer Ungleichheit
auswirkt – ein Aspekt, der bei Coleman nicht behandelt wird. Elemente wie Vertrauen oder
Reziprozitätsnormen zählen bei Coleman mit zu sozialem Kapital, während sie bei Bourdieu eher
14
Coleman 1988, 1995.
15
Coleman 1995: 394.
7
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
implizit bleiben (bspw. wenn Bourdieu von Beziehungen gegenseitigen „Kennens oder Anerkennens“
spricht).
Da Vertrauen und Normen bei Coleman Teil sozialen Kapitals sind, sind für ihn vor allem starke,
vertrauensvolle und stabile Beziehungen („strong ties“) gut geeignet, soziales Kapital
hervorzubringen. Verlässliche und unterstützende Familienbeziehungen würden sich förderlich auf
den Schulerfolg („Humankapital“) von Kindern auswirken. 16 Dichte und nach außen geschlossene
Netzwerke, die aus starken und reziproken Beziehungen bestehen (z.B. Nachbarschaften) sind ein
weiteres Beispiel. Informationen über abweichendes Verhalten einzelner Personen sprechen sich
schneller herum und führen zu Reputationsverlust – ein für Coleman durchaus wünschenswerter
Effekt und eine weitere Form sozialen Kapitals. Darüber hinaus sind für ihn Tauschnetzwerke, in
denen sich die Mitglieder gegenseitig auf Vertrauensbasis größere Geldsummen leihen („rotating
credit associations“) 17 zu nennen. Auch in diesen Netzen kommt soziales Kapital dadurch zustande,
dass Personen sich gegenseitig kennen, sich enttäuschtes Vertrauen schneller herumspricht und
daher Anreize zu kooperativem Handeln gesetzt sind.
Die Frage, welche Bedingungen sich förderlich auf die Entstehung sozialen Kapitals auswirken, wird
von Coleman also auf der Ebene sozialer Mikro- und Mesostrukturen beantwortet: Gruppen,
Gemeinschaften, Netzwerke und Organisationen bringen insbesondere dann Sozialkapital hervor,
wenn sie ein hohes Maß an “closure“ besitzen 18, d.h. dicht und geschlossen sind, sowie eine hohe
Interaktionshäufigkeit und verbindende Normen (z.B. Solidaritätsnormen) aufweisen. Sozialkapital ist
dann eine Eigenschaft dieser Strukturen, genauer gesagt: Als Sozialkapital bezeichnet Coleman die
Tatsache, dass diese Strukturen die gemeinsame Erreichung individueller Handlungsziele erleichtern.
Folgerichtig liegt für Coleman die Gefahr des Rückgangs sozialen Kapitals insbesondere im
Abschmelzen enger, von den Akteuren überschaubarer Gemeinschaften, welches er für die
Gegenwartsgesellschaft konstatiert. 19 Auch das Nachlassen “starker”, traditioneller
Familienstrukturen stellt sich aus seiner Sicht, gerade vor dem Hintergrund der Bildung von
“Humankapital” in der Familie, als Problem dar.
Im Vergleich zur Perspektive netzwerksoziologischer Ansätze (siehe unten) fällt auf, dass die
Bedeutung von “weak ties” und locker geknüpften, sozial heterogenen Netzwerken bei Coleman
wenig Berücksichtigung findet. Sozialkapital als abhängige Größe bleibt bei ihm stark an das
Strukturmerkmal von “closure” gebunden.
16 Coleman 1988
17 Vgl. Coleman 1988: 102 f.
18 Ebd.: 105 f.
19 Ebd.: 118.
8
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
2.3 Robert Putnam
Der Sozialkapitalbegriff des Politikwissenschaftlers Robert Putnam hat die Debatte in den letzten
Jahren besonders stark geprägt. Er konzipiert soziales Kapital wie folgt: „Social capital refers to the
connections among individuals – social networks and the norm of reciprocity and trustworthiness
that arise from them” 20. Und an anderer Stelle: ”[S]ocial capital refers to features of social
organization such as networks, norms, and social trust that facilitate coordination and cooperation
for mutual benefit” 21.
Auch hier finden sich mehrere Elemente als soziales Kapital definiert: Die Beziehungen zwischen
Personen ("connections”), soziale Netzwerke, Reziprozitätsnormen und Vertrauen, d.h.
Eigenschaften sozialer Strukturen, die „Koordination und Kooperation zum gegenseitigen Vorteil“
ermöglichen. Damit ist die Definition sehr eng an Coleman angelehnt.
Was Putnams Ansatz auszeichnet ist, dass ihn soziale Netzwerke vor allem als Netzwerke
bürgerschaftlichen Engagements („civic engagement“) interessieren. Gerade in diesen Netzwerken
(z.B. in Vereinen) entstünden besonders gut Reziprozitätsnormen, Vertrauen und solidarisches
Handeln, so sein Argument. Zwar könnte man einwenden, dass dies genauso gut auch Familien oder
andere Gruppen leisten könnten, wie Coleman dargelegt hat. Allerdings betont Putnam (teilweise
stark an Coleman orientiert), dass Netzwerke bürgerschaftlichen Engagements besonders gut eine
Form sozialen Kapitals hervorbringen, die gesamtgesellschaftlich positive Effekte hat – nicht nur für
die darin direkt beteiligten Personen. Soziales Kapital interessiert Putnam in erster Linie als „public
good“ auf einer kollektiv aggregierten Ebene.
Welche Rahmenbedingungen wirken sich förderlich oder nachteilig auf die Entstehung und Erhaltung
des Putnamschen Sozialkapitals aus?
Je zahlreicher die Bürger eines Landes oder einer Region in Vereinen engagiert sind, je stärker
zwischenmenschliches und Institutionenvertrauen ausgeprägt sind und je mehr Normen existieren,
die kooperatives Handeln fördern, desto mehr soziales Kapital besitzt eine Region oder ein Staat – so
Putnams Thesen, die er durch eine Reihe an Studien in Italien und den USA belegt sieht. 22 Soziales
Kapital auf dieser aggregierten Ebene würde sich wiederum positiv auf Bildungsniveau,
Wirtschaftswachstum, Effizienz politischer Maßnahmen, öffentliche Sicherheit oder
Institutionenvertrauen auswirken. Das von Putnam vermutete Abschmelzen sozialen Kapitals (z.B. in
Form rückläufigen Vereinsengagements) in modernen Gesellschaften schwäche daher ihre
ökonomische und politische Substanz.
Kritik wurde vor allem wegen der unklaren Ursache-Wirkungs-Verhältnisse seiner Analysen, sowie
seines stellenweise unklar definierten Sozialkapitalbegriffs (Sozialkapital als Ursache und als Effekt
gleichermaßen), sowie damit einhergehend, an seinen Operationalisierungs- und
Messungsvorschlägen zu Sozialkapital geübt. 23
20
Putnam 2000: 19.
21
Putnam 1995: 67.
22
Putnam 1993; 2000.
23
Vgl. Portes 1998: 18 f.; Jackman/ Miller 1998.
9
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
Folgt man jedoch einer seiner Kernaussagen, dass Sozialkapital die von zivilgesellschaftlichen
Organisationen 24 hervorgebrachten, gesamtgesellschaft-lich positiven Auswirkungen sind (z.B.
öffentliche Sicherheit oder Institutionenvertrauen), so stellt sich die Frage, in welchem Ausmaß in
einer Gesellschaft die Bildung dieser Organisationen überhaupt möglich ist. Putnam beschreibt in
diesem Zusammenhang vor allem historische Faktoren, z.B. in seiner regionen-vergleichenden Studie
über Italien 25 (Putnam 1993), in der er die unterschiedliche Entwicklung einer bürgerlichen
Zivilgesellschaft in den verschiedenen Regionen Nord- und Süditaliens miteinander konfrontiert und
daraus die noch heute sichtbaren Unterschiede im sozialen Kapital beider Landesteile erklärt.
Des Weitern ist bei Putnam nicht nur die bloße Menge an zivilgesellschaftlichen Organisationen eine
Voraussetzung für die Qualität sozialen Kapitals, sondern auch die Art dieser Zusammenschlüsse. Z.B.
differenziert er in „bridging“ (Brücken bildendes) und „bonding“ (bindendes) soziales Kapital. 26
„Bridging social capital“ entsteht in formellen sozialen Beziehungsnetzen, die sozial unterschiedliche
Akteure miteinander verbinden (z.B. die Bürgerrechtsbewegung in den USA), während „bindendes
Sozialkapital“ aus sozialstrukturell eher homogenen Zusammenschlüssen entsteht und
Gruppenidentität verfestigt (z.B. konfessionell homogene oder stark lokal verankerte
Gemeinschaften). 27
Bezüglich der fördernden bzw. hemmenden Bedingungen für Sozialkapital findet sich bei Putnam ein
Schwerpunkt auf historischen und politischen Bedingungen der Herausbildung zivilgesellschaftlicher
Strukturen. Damit liegt hier ein Ansatz vor, die Rolle institutioneller Rahmenbedingungen für
Sozialkapital zu analysieren. Wie beschrieben, verwendet Putnam dabei aber eine Definition sozialen
Kapitals, die zwar Anknüpfungspunkte bei Coleman und teilweise der Netzwerkforschung hat, jedoch
größtenteils Phänomene misst, die zum Beispiel passender mit „Vertrauen“ bezeichnet werden
müssten. 28 Individuelle Merkmale, z.B. die (sozialisatorisch und sozialstrukturell geprägte)
Bereitschaft, sich zu engagieren oder auch die Frage nach den sozial ungleich verteilten Ressourcen
für Engagement (Zeit, Geld, Bildung) sind bei ihm nur wenig berücksichtigt.
24
In Arbeiten jüngeren Datums berücksichtigt Putnam auch stärker informelle Zusammenhänge, z.B. in
Nachbarschaften und Familien, die Sozialkapital produzieren. Seine Aussagen zum Rückgang sozialen Kapitals in den
USA stützt er jedoch auf Daten zum formellen Sozialkapital aus Vereinen und anderen Organisationen, vgl. Putnam
2001.
25
Putnam 1993
26
Putnam 2000; 2001.
27
Putnam 2000: 22 f.
28
Vgl. hierzu Franzen/ Pointner 2007; eine Bedeutungsanalyse der geläufigen Sozialkapitalbegriffe arbeitet Koob 2007
heraus.
10
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
2.4 Netzwerkforschung
In der netzwerksoziologischen Sozialkapitalforschung sind insb. Henk Flap 29, Ronald Burt 30 und Nan
Lin 31 als Hauptprotagonisten zu nennen. Gemeinsam ist den netzwerkbasierten Ansätzen, dass
soziales Kapital als Aspekt einer Beziehungsstruktur definiert wird, „der individuellen oder
korporativen Akteuren breitere Handlungsmöglichkeiten eröffnet und z.B. die Koordination ihrer
Handlungsabsichten zu kollektiver Aktion erleichtert“ 32. Soziales Kapital befindet sich nach gängiger
Auffassung nicht unter alleiniger Kontrolle eines einzelnen Akteurs, sondern kann von ihm nur über
Netzwerkbeziehungen genutzt werden. Was dieser „Aspekt“ einer Beziehungsstruktur ist, wird von
den genannten Autoren unterschiedlich konzipiert.
Für Flap setzt sich soziales Kapital aus mehreren Elementen zusammen: 1) der Anzahl der potentiell
helfenden Personen innerhalb des Netzwerkes, 2) der Stärke der Beziehungen, und damit dem
Ausmaß der Hilfe und 3) den Ressourcen, auf die durch die Beziehung zugegriffen werden kann. 33
Vor dem Hintergrund des Rational-Choice-Ansatzes geht Flap davon aus, dass Akteuren dieser
Zusammenhang bewusst ist und sie ihn durch Investitionen in ihr soziales Kapital zu optimieren
versuchen. 34
Für Ronald Burt ist soziales Kapital diejenige Menge an Vorteilen, die sich durch eine „gute“ soziale
Vernetzung ergibt. 35 Eine besonders gute Form der Vernetzung besteht für Burt dann, wenn Akteure
in einem Netzwerk Positionen besetzen, die eine strukturelle Lücke („structural hole“) überbrücken.
Sie sind dann der einzige Kontakt ("bridge") über den zwei ansonsten unverbundene Gruppen
miteinander kommunizieren können. Auch Burt unterstellt die Möglichkeit der bewussten
Platzierung an günstige Netzwerkpositionen.
Generell findet sich in diesen Ansätzen ein deutlicher Schwerpunkt auf die (positiven) Effekte
sozialen Kapitals in Form individuellen Nutzens. Es wird unterstellt, dass dieser Nutzen den Akteuren
vorher bewusst ist und sie dementsprechend in persönliche Beziehungen investieren oder nicht.
Soziales Kapital ist dadurch abhängig von individuellen Investitionsentscheidungen der Akteure:
Welche zukünftige Gegenleistung kann ich bei einem Gefallen erwarten? Wie hoch ist die Chance,
dass eine Gegenleistung überhaupt erfolgt? Unter dem Stichwort „constraints“ diskutiert Flap 36 die
Einschränkungen dieser individuellen Wahlhandlungen: Die Anzahl an potenziellen
Beziehungspersonen, die zur Verfügung stehenden Orte des Kennenlernens, sowie institutionelle,
29
Flap 1996; 2002.
30
Burt 2001.
31
Lin 2000; 2001.
32
Vgl. Jansen 1999: 22 f.
33
Flap 2002:5; zitiert nach Haug 1997: 7.
34
Flap 1996: 4.
35
Vgl. Burt 2001: 31 f.
36
Flap 2002
11
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
z.B. staatliche Leistungen, welche Sozialkapital ersetzen bzw. Anreize zu dessen Bildung
herabsetzen. 37
Nan Lin, als der dritte hier vorzustellende Autor, schlägt mit seiner Sozialkapitaltheorie einen stärker
sozialstrukturell fundierten Ansatz vor und setzt den Analysefokus auf die Ungleichverteilung sozialen
Kapitals zwischen sozialen Gruppen einer Gesellschaft. 38 „Inequality in different types of capital, such
as human capital and social capital, contributes to social inequality, such as socioeconomic
achievements and quality of life“ 39. Soziales Kapital definiert er als “investment and use of embedded
resources in social relations for expected returns” 40. Lin scheint diese Ressourcen überwiegend als
Informationen oder Hilfeleistungen zu definieren, die sich aus dem sozialen Status bzw. der
Berufsposition der Beziehungspersonen ergeben. Diese Ressourcen führen zu Effekten wie
verbesserten Jobchancen, Beförderungen in Unternehmen, höherem Einkommen oder auch
„expressive returns“, wie erhöhtem emotionalem Wohlbefinden.
Sozial ungleich verteilte Effekte sozialen Kapitals entstehen für ihn dann, wenn sich sozial
benachteiligte Personen an bestimmten Positionen einer Sozialstruktur „clustern“ und sich dann
überwiegend nur untereinander vernetzen. 41 Auch Geschlecht und ethnische Gruppenzugehörigkeit
beeinflussen die Möglichkeit, Personen mit höherem Berufsprestige als „Sozialkapital“ im eigenen
Netzwerk zu haben.
Bei Lin findet sich einer der vergleichsweise wenigen Ansätze (im Anschluss an Pierre Bourdieu), die
Zugangsmöglichkeiten zu Sozialkapital in Abhängigkeit von sozialstrukturellen Kategorien auch
empirisch zu analysieren und zugleich einen Erklärungsvorschlag zur gesellschaftlichen
Ungleichverteilung sozialen Kapitals vorzulegen.
2.5 Zusammenfassung
Es zeigen sich insgesamt große Differenzen zwischen den Ansätzen. Einerseits werden als soziales
Kapital jene Ressourcen bezeichnet, die sich für einzelne Akteure aus ihren sozialen Beziehungen
ergeben. Mit deutlich unterschiedlichen Schwerpunkten lassen sich sowohl Bourdieu, als auch zum
Teil Coleman diesem Ansatz zuordnen. Ähnlich konzipiert die soziale Netzwerkforschung soziales
Kapital als Variable, die in den Beziehungen von Akteuren eingebettet ist und von ihnen genutzt
werden kann.
Andererseits wird soziales Kapital als Kollektivgut definiert und nach seinem Beitrag für die politischadministrative Performanz und die wirtschaftliche Entwicklung von Regionen und Staaten gefragt.
Von Putnam wird das Konzept überwiegend auf der Makroebene verwendet: Je höher der Bestand
an sozialem Kapital (d.h. zwischenmenschlichem Vertrauen, verbindlichen Reziprozitätsnormen und
37
Vgl. die hierzu weiterführende „crowding-out-These“ (s. Van Oorschot 2005; zur Kritik an der These z.B. Skocpol
1996).
38
Lin 2000.
39
Ebd.: 786.
40
Ebd.
41
Ebd.
12
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
sozialem Engagement), desto stabiler sei auch der „Kitt der Gesellschaft“ 42. Vor dem Hintergrund
dieser sehr unterschiedlichen Definitionen kann man mit Portes durchaus von „zwei Bedeutungen
sozialen Kapitals“ 43 sprechen.
Eine zweite Diskussionslinie betrifft die Frage nach den wünschenswerten Eigenschaften sozialen
Kapitals. Wie von einigen Autoren kritisiert, wird soziales Kapital oft zu positiv konnotiert – und zwar
nicht nur für den Einzelakteur, der von einer sozialen Beziehung „profitiert“, sondern auch
gesamtgesellschaftlich. 44 Dabei sind, wie eine ganze Reihe an Studien zeigen, keineswegs alle Formen
sozialer Beziehungen auch gesellschaftlich wünschenswert. 45 Andere Sozialkapitalkonzepte
definieren es mit explizit positivem Gehalt als zwischenmenschliches Vertrauen,
gemeinschaftsorientierte Normen und Werte oder zivilgesellschaftlichem Engagement und vermuten
positive Ausstrahlungseffekte für ganze Städte, Regionen oder Staaten - auch wenn hier eine
„destructive side“ sozialen Kapitals inzwischen eingeräumt wird. 46 Generell lässt sich sagen, dass bei
Coleman und Putnam eine normativ positive Referenz auf Sozialkapital vorhanden ist (Sozialkapital
als gemeinschaftlicher „Kitt“ der Gesellschaft), während Bourdieu, die Netzwerkforschung und
Rational-Choice-Ansätze diese Kapitalart neutraler als „über Beziehungen mobilisierbare Ressource“
konzipieren – jedoch mit jeweils sehr unterschiedlichen soziologischen Grundannahmen.
Schaut man auf die Behandlung von Sozialkapital als abhängiger Größe, so findet sich bereits
innerhalb dieser vier Strömungen eine große Bandbreite an behaupteten Einflussfaktoren auf
Sozialkapital:
-
Sozialstrukturelle und sozialräumliche Faktoren, ebenso wie individuelle, gesellschaftlich
ungleich verteilte Merkmale (Besitz an ökonomischem und kulturellem Kapital) bei Bourdieu;
-
Merkmale von Gruppen, Organisationen und Beziehungsnetzen („closure“) bei Coleman;
-
historische, politische und kulturelle Rahmenbedingungen für die Entstehung
zivilgesellschaftlicher Organisationen, die formelles Sozialkapital hervorbringen bei Putnam;
-
individuelle Entscheidungsprozesse in der Rational-Choice-orientierten Netzwerksoziologie
(z.B. Flap);
-
die Position eines Akteurs innerhalb einer Netzwerkstruktur bei Burt;
-
Geschlecht, Ethnizität und sozio-ökonomischer Status bei Lin.
42
Gehmacher et. al. 2006: 7.
43
Portes 2000.
44
z.B. Levi 1996; Dieckmann 1993.
45
Zu nennen sind hier z.B. Phänomene wie Korruption, Schließungsprozesse bei ethnischen Gemeinschaften oder
Prozesse der Elitenbildung.
46
Putnam 2001.
13
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
3. Resümee und Forschungslücken – Sozialkapital und soziale Ungleichheit
Nach der Darstellung der klassischen Ansätze soll nun der Blick auf den aktuellen Stand der
Sozialkapitaldebatte geworfen werden. Ziel ist es, diesen aktuellen Stand mit den aus den Theorien
gewonnenen Einflussfaktoren auf soziales Kapital abzugleichen. Im Vordergrund steht dabei die
Theorie Pierre Bourdieus, da diese als die am weitesten entwickelte Sozialkapitaltheorie,
insbesondere unter dem Gesichtspunkt sozialer Ungleichheit, gelten kann. 47 Welche Fragen und ggf.
inhaltlicher und empirischer Nachholbedarf lassen sich aus der Konfrontation klassischer Ansätze und
gegenwärtigem Stand gewinnen?
Die gegenwärtige Debatte zeichnet sich, neben den unterschiedlichen Ebenen, auf denen sie geführt
wird (siehe Einleitung) dadurch aus, dass mittlerweile sehr viele Ressourcen als Sozialkapital
betrachtet werden. Unterscheiden lässt sich z.B. zwischen ökonomischen Ressourcen (sich privat Geld
leihen, intergenerationale Reziprozität zwischen Eltern und Kindern, alle Formen privater
Schenkungen, Erbschaften, sowie andere in Geld konvertierbare Leistungen), Wissen &
Informationen (z.B. zu Arbeitsmarkt und beruflichem Aufstieg 48, zum Bildungssystem 49), Kontakte zu
weiteren Netzwerken, Gruppen und Gemeinschaften (z.B. in den zivilgesellschaftlichen oder
politischen Bereich hinein), pflegerische Unterstützung (z.B. privat organisierte Kinderbetreuung,
familiär geregelte Pflegearrangements, alle Formen informeller „Care-Arbeit“), emotionale/
psychische Unterstützung, Alltagshilfen (Umzüge, Reparaturen, Umgang mit Behörden, Auffinden
einer Wohnung etc.). In dieser sehr allgemeinen Betrachtungsweise fallen unter „soziales Kapital“
alle Formen zwischenmenschlicher Unterstützung und Zuwendung, die eine wechselseitig
persönliche Bezugnahme auf die andere Person zur Voraussetzung haben. Leistungen, die in reinen
Rollenbeziehungen, d.h. im Rahmen professionalisierter Dienstleistungen erworben werden (z.B.
Kreditaufnahme bei einer Bank, professionalisierte Altenpflege, sozialarbeiterische Hilfen,
Inanspruchnahme einer Arbeitsvermittlung oder eines Umzugsunternehmens) wären demnach kein
soziales Kapital, da sie keine gegenseitig persönliche Bekanntschaft zwischen den beteiligten
Personen voraussetzen. 50 Diese persönlichen Beziehungen werden üblicherweise noch
unterschieden in den jeweiligen Rollenkontext: Soziales Kapital kann in familiären und
verwandtschaftlichen Beziehungen entstehen51, in Freundschaften 52, Nachbarschaften, schwächeren
Bindungen wie Bekannten, Arbeitskollegen, Nachbarn sowie sozialen Kontakten aus Freizeit und
Engagement. 53
Orientiert man sich nun an der Theorie Bourdieus, wäre zu fragen, in welchem Ausmaß die
Mobilisierung dieser Ressourcen von der sozialstrukturellen Position der Akteure abhängt – und zwar
sowohl vom „Sozialkapital-Nehmenden“, als auch vom „Geber“ dieser Leistungen. Auch
47
Vgl. Gefken 2011.
48
Granovetter 1995[1974], Mouw 2003.
49
Allmendinger et al. 2007.
50
Holzer 2006: 9 f.
51
z.B. Nauck/Kohlmann 1998; Bien/Marbach 2008.
52
Fischer 1982; Boissevain 1974.
53
z.B. Klein et al. 2004.
14
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
sozialräumliche Rahmenstrukturen zur Bildung von Kontakten, die je unterschiedliche Leistungen
erbringen, müssten berücksichtigt werden: Für welche Bevölkerungsgruppen ist die Mobilisierung
welcher Ressourcen jeweils einfacher oder schwerer? Welche Rolle spielen sozialräumliche
Strukturen (z.B. Wohnviertel) beim Aufbau von Netzwerken – und für welche Ressourcen sind diese
Netzwerke jeweils nutzbar? Gibt es – z.B. schichtabhängig – bessere oder schlechtere Möglichkeiten,
familiäre, freundschaftliche oder berufliche Kontakte aufrechtzuerhalten? Der gegenwärtige, höchst
differenzierte Stand der Sozialkapitaldebatte kann in diesem Sinne auch als Herausforderung
gesehen werden, verschiedene Profile sozialen Kapitals von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen
herauszuarbeiten, während bei Bourdieu diese Kapitalart kaum intern ausdifferenziert war.
Generell lässt sich am heutigen Stand der Diskussion festhalten, dass der Erkenntnisstand zu
sozialstrukturellen Einflussfaktoren (Klassen- und Milieuzugehörigkeit, Beruf, Status und Prestige,
Bildung und Einkommen) auf das soziale Kapital einer Person (ob nun nach Ressourcen oder
Beziehungsformen differenziert) nach wie vor eher lückenhaft ist. 54 Mit Ausnahme von Nan Lin
erfolgte bisher relativ selten ein expliziter Anschluss an die Theorie Pierre Bourdieus. Als Ausnahme
zu erwähnen sind hier jüngere Arbeiten, die den Zusammenhang von Schichtzugehörigkeit und
Netzwerkeigenschaften 55 oder den Einfluss von Milieuzugehörigkeit auf Netzwerke empirisch
erforschen und nachgewiesen haben. 56 Der starken Ausdifferenzierung in verschiedene
Sozialkapitalformen ist bisher jedoch noch keine Ausdifferenzierung der sozialen
Ungleichheitsperspektive auf Sozialkapital gefolgt.
Ähnlich verhält es sich mit dem zweiten Strang der Sozialkapitaldebatte (siehe Einleitung).
Sozialkapital als „public good“ müsste stärker als bisher daraufhin befragt werden, welche Personen
in welchem Ausmaß a) an seiner Entstehung beitragen (z.B. durch zivilgesellschaftliches Engagement)
und b) in den Genuss seiner positiven Effekte kommen (vgl. die bei Putnam benannten Auswirkungen
wie z.B. wirtschaftliches Wachstum oder niedrigere Kriminalität). Aus der mittlerweile sehr
ausdifferenzierten Partizipationsforschung, die größtenteils auch einen klaren Bezug zur
Ungleichheitsforschung hat, ist unter anderem bekannt, dass sich Arme und Arbeitslose deutlich
seltener ehrenamtlich engagieren und politisch partizipieren. 57 Gleichzeitig könnte durchaus
angezweifelt werden, ob diese beiden Bevölkerungsgruppen von dem zivilgesellschaftlichen
Engagement Anderer profitieren – wie es ja der Grundgedanke bei Sozialkapital als öffentlichem Gut
ist. Der Aufsummierung dieser Kapitalart auf Regionen und Staaten, wie dies bei Putnam oft der Fall
ist, muss eine ungleichheitsorientierte Folie aufgelegt werden, mit der sichtbar wird, an welchen
Orten der Gesellschaft sich Entstehungsmöglichkeiten (und daraus folgend: positive Effekte) sozialen
Kapitals konzentrieren und wo sie fehlen.
54
Zu diesem Schluss gelangen Diewald et al. 2006: 2.
55
Vgl. Mewes 2010.
56
Vgl. Hennig/ Kohl 2011
57
Böhnke 2011.
15
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
4. Literatur:
Allmendinger, Jutta/ Ebner, Christian/ Nikolai, Rita (2007): Soziale Beziehungen und Bildungserwerb,
in: Franzen/Freitag (Hg.): Sozialkapital. Grundlagen und Anwendungen. Sonderband 47 der Kölner
Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Wiesbaden: VS-Verlag, S. 487-513.
Bien, Walther/ Marbach, Jan (Hg.) (2008): Familiale Beziehungen, Familienalltag und soziale
Netzwerke, Wiesbaden: VS-Verlag.
Böhnke, Petra (2011): Ungleiche Verteilung politischer und zivilgesellschaftlicher Partizipation. In: aus
Politik und Zeitgeschichte 1-2/2011, S. 18-25.
Boissevain, Jeremy (1974): Friends of Friends. Networks, Manipulators and Coalitions, Oxford: Basil
Blackwell.
Bourdieu, Pierre (1992): Ökonomisches Kapital – kulturelles Kapital – soziales Kapital, in: Ders.: Die
verborgenen Mechanismen der Macht. Schriften zu Politik & Kultur 1, hrsg. v. Margareta Steinrücke,
Hamburg: VSA-Verlag, S. 49-80.
Burt, Ronald (2001): Structural Holes Versus Network Closure as Social Capital, in: N. Lin, K. Cook and
R.S. Burt: Social Capital: Theory and Research. Sociology and Economics: Controversy and Integration
series. New York: Aldine de Gruyter, S. 31-56.
Coleman, James (1988): Social Capital in the Creation of Human Capital, in: American Journal of
Sociology, 94 Supplement, S. 95-120.
Coleman, James (1995): Grundlagen der Sozialtheorie. Band 1: Handlungen und Handlungssysteme,
München: Oldenbourg.
Deth, Jan W. van (2001): Ein amerikanischer Eisberg: Sozialkapital und die Erzeugung politischer
Verdrossenheit, in: Politische Vierteljahreszeitschrift, 42, S. 275-282.
Diekmann, Andreas (1993): Sozialkapital und das Kooperationsproblem in sozialen Dilemmata, in:
Analyse und Kritik, 15, 1, S. 22-35.
Diewald, Martin/ Lüdicke, Jörg/ Lang, Frieder R./ Schupp, Jürgen (2006): Familie und soziale
Netzwerke. Ein revidiertes Erhebungskonzept für das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) im Jahr 2006,
Research-Note, DIW-Berlin, April 2006.
Fischer, Claude S. (1982): To Dwell Among Friends: Personal Networks in Town and City, Chicago &
London: University of Chicago Press.
Flap, Henk (1996): Creation and Returns of Social Capital, Unpublished Paper, presented at the
Conference of the European Consortium for Political Research on Social Capital and Democracy,
Milan.
16
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
Flap, H. (2002): No man is an island. The research program of a social capital theory, in: Favereau, O.
/ Lazega, E. (Hg.) (2002): Conventions and structures in economic organization, Cheltenham: Edward
Elgar; S. 29-59.
Franzen, Axel/ Pointner, Sonja (2007): Sozialkapital: Konzeptualisierungen und Messungen, in:
Franzen/Freitag (Hg.) (2007): Sozialkapital. Grundlagen und Anwendungen. Sonderband 47 der
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Wiesbaden: VS-Verlag, S. 66-90.
Gefken, Andreas (2011): Gut vernetzt – gut integriert? Soziales Kapital und seine Bedeutung für
türkische Migranten. Marburg: Tectum-Verlag.
Gehmacher, Ernst/ Kroismayr, Sigrid/ Neumüller, Josef/Schuster, Martina (Hg.) (2006): Sozialkapital.
Neue Zugänge zu gesellschaftlichen Kräften. Wien: Mandelbaum Verlag.
Granovetter, Mark S. (1995/[1974]): Getting A Job. A Study of Contacts and Careers, Cambridge,
Mass.: Harvard University Press.
Haug, Sonja (1997): Soziales Kapital. Ein kritischer Überblick über den aktuellen Forschungsstand, in:
Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES), Arbeitsbereich II/Nr. 15, Mannheim;
URL: http://www.mzes.uni-mannheim.de/publications/wp/wp2-15.pdf (letzter Zugriff: 09.01.2012).
Hennig, Marina/ Kohl, Steffen (2011): Rahmen und Spielräume sozialer Beziehungen. Zum Einfluss
des Habitus auf die Herausbildung von Netzwerkstrukturen, Wiesbaden: VS-Verlag.
Holzer, Boris (2006): Netzwerke, Bielefeld: transcript-Verlag.
Iyer, Sriya/ Kitson, Michael/ Toh, Bernard (2005): Social Capital, Economic Growth and Regional
Development, in: Regional Studies, Vol. 39 (8), S. 1015-1040.
Jackman, Robert/ Miller, Ross (1998): Social capital and politics, in: Annual Review of Political Science
1: S. 75-93.
Jansen, Dorothea (1999): Einführung in die Netzwerkanalyse. Grundlagen, Methoden, Anwendungen,
Opladen: Leske+Budrich.
Klein, Ansgar/Kern, Kristine/Geißel, Brigitte/Berger, Maria (2004) (Hg.): Zivilgesellschaft und
Sozialkapital. Herausforderungen politischer und sozialer Integration, Wiesbaden: VS-Verlag.
Koob, Dirk (2007): Sozialkapital zur Sprache gebracht: Eine bedeutungstheoretische Perspektive auf
ein sozialwissenschaftliches Begriffs- und Theorieproblem, Göttingen: Universitätsverlag.
Laireiter, Anton (Hg.) (1993): Soziales Netzwerk und soziale Unterstützung: Konzepte, Methoden und
Befunde, Bern: Huber.
Levi, M. (1996): Social and Unsocial Capital: A Review Essay of Robert Putnam’s Making Democracy
Work, in: Politics and Society 24, S. 45-55.
Lin, Nan (2000): Inequality in social capital, in: Contemporary Sociology, Vol. 29, No. 6 (Nov., 2000), S.
785-795.
17
Gefken (2012): Sozialkapital und soziale Ungleichheit. Hamburg
Lin, Nan (2001): Building a network theory of social capital, in: Lin, Nan/Cook, Karen/Burt, Ronald S.
(Hg.): Social Capital. Theory and Research, New York: de Gruyter, S. 3-30.
Matiaske, Wenzel/Grözinger, Gerd (2008): Sozialkapital – eine (un)bequeme Kategorie. Editorial, in:
Matiaske, Wenzel/Grözinger, Gerd (Hg.): Sozialkapital: eine (un)bequeme Kategorie. Reihe Ökonomie
und Gesellschaft, Jahrbuch 20, Marburg: Metropolis Verlag, S. 7-15.
Mewes, Jan (2010): Ungleiche Netzwerke - vernetzte Ungleichheit. Persönliche Beziehungen im
Kontext von Bildung und Status. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Mouw, T. (2003): Social Capital and Finding a Job: Do Contacts Matter?, in: American Sociological
Review, 68: 868-898.
Nauck, Bernhard/ Kohlmann, Annette (1998): Verwandtschaft als soziales Kapital.
Netzwerkbeziehungen in türkischen Migrantenfamilien, in: Wagner, Michael/Schütze, Yvonne (Hg.):
Verwandtschaft: sozialwissenschaftliche Beiträge zu einem vernachlässigten Thema. Stuttgart: Enke,
S. 203-235.
Ostrom, Elinor (2000): Social Capital – A fad or a fundamental concept?, in: Dasgupta, Partha/
Serageldin, Ismail (Hg.) (2000): Social Capital. A multifaceted perspective, The World Bank:
Washington D.C., S. 172-214.
Portes, Alejandro (1998): Social Capital: Its Origins and Applications in Modern Sociology, in: Annual
Review of Sociology, 24, S. 1-24.
Portes, Alejandro (2000): The Two Meanings of Social Capital, in: Sociological Forum 15, 1, S. 1-12.
Putnam, R. (1993): Making Democracy Work: Civic Traditions in Modern Italy, Princeton.
Putnam, Robert (1995): Bowling Alone. America’s Declining Social Capital, in: American Journal of
Democracy, 6: S. 65-78.
Putnam, Robert (2000): Bowling Alone. The Collapse and Revival of American Community, New York:
Simon & Schuster.
Putnam, Robert (2001): Social Capital: Measurement and consequences, in: Canadian Journal of
Policy Research 2(1), S. 41-51.
Putnam, Robert/Goss, Kristin (Hg.) (2001): Gesellschaft und Gemeinsinn. Sozialkapital im
internationalen Vergleich, Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung.
Röhrle, B. (1994): Soziale Netzwerke und soziale Unterstützung, Weinheim
Skocpol, Theda. (1996) Unraveling from above, in: American Prospect (March-April), S. 20-25.
Van Oorschot, Wim (2005): The Social Capital of European Welfare States: The crowding-out
Hypothesis revisited, in: Journal of European Social Policy, 15(1), S. 5-26.
18