Geschäfte mit der Gesundheit - BUKO Pharma

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Geschäfte mit der Gesundheit - BUKO Pharma
Geschäfte mit der Gesundheit –
Hoechst und Merck auf dem Prüfstand
Einige wenige weltweit tätige Konzerne haben den Pharma-Markt in der Dritten
Welt fest im Griff. Die deutschen Pharmariesen Hoechst Marion Roussel (Aventis)
und Merck gehören dazu. Doch ihr Medikamenten-Sortiment verfehlt die Bedürfnisse der Menschen. Während mit viel Überflüssigem gutes Geld verdient
wird, fehlt es zugleich an lebenswichtigen Präparaten gegen die wichtigsten
Krankheiten. Profitinteressen verhindern die Forschung und führen zuweilen
sogar zum Produktionsstopp dringend benötigter Medikamente. Die PharmaKampagne nahm die Geschäfte mit der Gesundheit unter die Lupe.
Arzneimittel – ein Gesundheitsproblem?
len vollständig. Wird dennoch ein gefährliches Medikament staatlich verboten,
kann es lange Zeit dauern, bis es tatsächlich aus dem Handel verschwunden
ist. In Nepal waren z.B. metamizolhaltige Präparate1 noch fünf Monate nach
ihrem Marktverbot bei 20 % aller Medikamenten-Händler erhältlich. 2
Pillenkauf im Supermarkt
Sterbenskranke Schlafkrankheit-Patientin – Mit einem
besseren Medikament wäre ihr vielleicht zu helfen gewesen.
Foto: WHO/TDR/Crump
Längst nicht alle Medikamente fördern
die Heilung von Krankheiten. Manche
Präparate sind wirkungslos, andere sind
sogar gefährlich. Unsinnige und irrationale Produkte behindern eine effektive Behandlung. Stattdessen fehlen lebenswichtige Medikamente, weil sie zu teuer
sind oder die Hersteller mangels lukrativer Absatzmärkte kein Interesse an der
Produktion haben. Tragische Folgen hat
dies vor allem in Ländern der Dritten
Welt, wo nur ein geringes Gesundheitsbudget zur Verfügung steht.
Nutzen und Risiken von Arzneimitteln gilt
es genau abzuwägen. Doch in Ländern
des Südens sind staatliche Kontrollstellen, die den Arzneimittelmarkt überwachen, meist schwach besetzt oder feh-
Auch die staatliche Gesundheitsvorsorge
ist in vielen Ländern unzureichend. Wo
ein Arztbesuch einen Monatslohn kosten
kann, investieren PatientInnen ihr knappes Geld oft lieber in Pillen als in ärztlichen Rat. Und die sind in großen Teilen
der Dritten Welt auch ohne Rezept leicht
zu haben: In vielen afrikanischen Ländern verkaufen Straßenhändler oder Drogerien, was der Heilung dienen soll.
Medikamente werden ohne Beipackzettel, ohne Dosierungs-Empfehlung, ohne
Inhalt
Der Rubel rollt: Das Pharmageschäft bei Aventis
(Hoechst) und Merck
4
Heilsame Geschäfte?
7
Gefährliche Pillen
und überflüssige Säfte
7
Werbung statt Information
10
Profit versus
Menschenleben
12
der Schwarzmarkt: In Pakistan sind
verschreibungspflichtige Medikamente
auch in Kaufhäusern erhältlich. Nach
dem Gesetz erfordert der Verkauf von
Medikamenten eine Lizenz. Doch ein
pakistanischer Leserbriefschreiber merkt
dazu an, dass man dort Medikamente
kaufen kann und die Verkäufer keinerlei
Auskünfte geben können. „Die zuständige Kontrollbehörde verhält sich dazu wie
eine ‚schläfrige Kuh’ und ist nicht wachsam genug, diese Kaufhäuser zu
kontrollieren.“4
In Kenia alltäglich:
der Straßenhandel
mit Arzneimitteln
Rosige Aussichten
für die Industrie
Hinweise auf generischen Namen, Wirkungsweise und Nebenwirkungen des
Produktes abgegeben. 3
Selbst dort wo es Apotheken gibt, blüht
Angebot
deutscher
Untersuchungsland
Firmen
11998947//89 58
Mexiko
575
Brasilien
513
Südafrika
438
Zentralamerika
372
K o lumbien
360
Afrika
294
Pakistan
285
Philippinen
278
Thailand
228
Indien
227
Mexiko und Brasilien gehören inzwischen zu den
größten Absatzmärkten für Arzneimittel auf der
Welt (Brasilien Platz 7, Mexiko Platz 11). In Mexiko
hat das Angebot deutscher Firmen von 1984 bis
1997 um 64% zugenommen.a In Afrika (mit Ausnahme von Südafrika), Zentralamerika und auf den
Philippinen hat sich das Angebot vermutlich aufgrund der schlechten Wirtschaftslage und demzufolge niedriger Kaufkraft der Bevölkerung verringert. a
2
Dabei ist das Wachstumspotential der
Pharmamärkte in der Dritten Welt
enorm: Schwellenländer wie Brasilien,
Argentinien und Mexiko erlangen durch
die wachsenden Mittelschichten für die
deutsche Pharmaindustrie eine immer
größere Bedeutung. 5,
Vitamine für die Oberschicht
Die Firma Merck spricht in ihrem Internet-Auftritt offen aus, was die Dritte Welt
so attraktiv macht: „Unsere Arzneimittel
decken den Bedarf breiter wohlhabender
Schichten in den Entwicklungsländern.
Z.B. gehören von den 250 Mio. Menschen in Brasilien ca. 10 % zur wohlhabenden Schicht. Diese 25 Mio. Brasilianer entsprechen etwa der Gesamtbevölkerung der beiden Länder Belgien und
Niederlande.“6 Diesen Menschen wolle
man schließlich nicht vorenthalten, was
in den Industrieländern (zweifelhafter)
Standard ist – beispielsweise die Vitaminmischungen aus dem Hause Merck.
Bedenkliche Tatsache ist aber: Zum
einen geben auch arme Menschen teilweise ihr letztes Geld für die oft fragwürdigen Produkte aus Deutschland aus.
Zum anderen schränkt gerade der Luxuskonsum reicher Oberschichten die
Handlungsmöglichkeiten hoch verschuldeter Dritte Welt Länder weiter ein.
Schließlich müssen die Medikamente
„Made in Germany“ mit harten Devisen
bezahlt werden.
Tabletten unterm Ladentisch
In Indien ist in den kommenden Jahren
mit einem Wachstum des Pharmamarktes von 18% zu rechnen. „Damit würde
der indische Pharmamarkt im Jahr 2006
mit einem Marktvolumen von 13,3 Mrd.
US-$ einen der attraktivsten Absatzmärkte überhaupt darstellen und zu den
zehn größten Pharmamärkten weltweit
zählen.“7
Umso besorgniserregender sind auch
hier die üblichen Absatzpraktiken: Viele
verschreibungspflichtige Produkte werden in Indien unter dem Ladentisch gehandelt und „faktisch als freiverkäufliche
Präparate betrachtet“. 8 In jeder Apotheke
oder am Straßenrand sind gegen Bezahlung sogar einzelne Ta bletten zu haben.
Unter solchen Umständen können Medikamente – insbesondere irrationale und
gefährliche Präparate – verheerende
Folgen haben. Hersteller, die ihre Produkte in Ländern der Dritten Welt vermarkten, müssen sich daher einer besonderen Verantwortung stellen.
bedenklich war, dass über die Hälfte der
PatientInnen Antibiotika verschrieben
bekam, Einige Kranke erhielten bis zu
vier verschiedene dieser Mittel gegen
Bakterien.
Diese Überverschreibung ist nicht nur
unter Kostengesichtspunkten problematisch, sondern vor allem auch wegen der
Resistenzentwicklung und möglichen
Nebenwirkungen. Die Pharmaindustrie
hat durch verantwortungslose Werbepraktiken entscheidend zu diesem Missbrauch beigetragen.
1
Metamizol ist ein nebenwirkungsreiches Schmerzmittel. In seltenen Fällen verlaufen die Nebenwi rkungen sogar tödlich. Daher sind metamizolhaltige
Präparate in vielen Ländern verboten. In Deutschland ist der Wirkstoff als Monopräparat mit eingeschränktem Indikationsgebiet auf dem Markt.
2
Nach 16 Monaten waren metamizolhaltige Präparate aus dem Handel verschwunden. Die Studie beruht auf einer Befragung von 113 MedikamentenHändlern in verschiedenen Regionen Nepals.
Availibility of Analgin in Nepalese Market after being banned. In: E-drug vom 2.8.2000.
3
FIP Working Group: Survey on labeling of medicines. In: e-drug v. 11.5.2000. Die nicht repräsentativ e Pilotstudie erfasste 46 Länder und gibt auf schlussreiche Anhaltspunkte zur Kennzeichnung
und zum Erwerb von Arzneimitteln aus Sicht der
PatientInnen. Die Untersuchung basiert auf einer
weltweiten Befragung und 58 individuellen Antwortschreiben. China, Indonesien und Pakistan wurden
dabei nicht erfasst.
4
Muhammad Naveed Qamar Rawalpindi: Drugs for
sale on general stores. In: The Network´s Drug Bulletin. Association for Rational Use of Medication in
Pakistan. Jan./Apr. 1999, S. 5.
5
Verband forschender Arzneimittelhersteller (Hrsg.):
Statistics 2000. Die Arzneimittelindustrie in
Deutschland, S. 60
6
www.emerck.de/german/corporate/dialog/
ukpaar72.de.html
7
Michael Brückner, Andrea Fischli, Arthur D. Little:
Pharmamarkt Indien. Pharmapolitisches Umfeld
sowie Markt- und Wettbewerbssituation. In: pharmind 60, Nr. 9/1998, S. 763.
8
Michael Brückner, Andrea Fischli, Arthur D. Little:,
aaO. S. 762.
9
N. Das et al, Prescription audit of consultants at
Nawabshah, The Network’s Drug Bulletin, Jan/April
1999, p. 14ff
ÄrztInnen ratlos
Der Gang zu ÄrztInnen ist für Kranke
auch nicht immer eine sichere Alternative. Denn die Fachleute
leiden oft an Informationsmangel. Unabhängige
Fachzeitschriften und
Nachschlagewerke sind
die Ausnahme. Dafür
sind Pharmavertreter in
der Dritten Welt oft zahlreicher als in Deutschland. Die Folge sind oft
irrationale und zu viele
Verschreibungen.
Eine Studie in Pakistan
ergab, dass ÄrztInnen im
Schnitt 4 Medikamente
pro PatientIn verschrieHoechst Werbung: „Das Antibio- ben, 63% erhielten (irrationale) Kombinationstikum ohne Grenzen“ – oder für
präparate. 38% bekamen
grenzenlose Verschreibung?
MIMS Middle East 1/1995
Spritzen, obwohl das
meist unnötig ist und ein
höheres Risiko bedeutet.9 Besonders
3
Der Rubel rollt
Das Pharmageschäft bei Aventis (Hoechst) und Merck
Deutsche Pharma-Firmen sind noch vor den USA und Großbritannien die Nummer eins im Exportgeschäft. Auch 1999 war für die pharmazeutische Industrie in
Deutschland ein Rekord-Jahr. Pillen im Wert von 22,5 Milliarden DM gingen über
die Grenze. Mit 12,6 Milliarden DM wurde erneut ein Rekord-Exportüberschuss
erzielt - dies entspricht einer Steigerung von 17 Prozent gegenüber 1998. 10 Besonders wegen ihrer Exporterfolge erzielten die forschenden Arzneimittelhersteller 1999 ein Umsatzplus von si eben Prozent.
Führende Arzneimittelexporteure 1998
(in Mrd. DM)
Deutschland
25,5
USA
17,2
Großbritannien
16,7
Schweiz
16,6
Frankreich
16,2
0
5
10
15
20
25
tert.13Grund für die Verschlechterung des
Sortiments waren insbesondere die Firmen-Fusionen mit Roussel, Merrell und
Rhone-Poulenc, die der Firma Hoechst
eine Reihe irrationaler Pharma-Produkte
einbrachten. Sie brachten den HoechstKonzern zugleich an die Spitze des
weltweiten Pharma-Geschäfts. Während
das Industriechemiegeschäft nach und
nach abgestoßen wurde, polte KonzernChef Jürgen Dormann das Unternehmen
auf Pharmazeutika und Landwirtschaft
um.14,15
30
Quelle: VFA/VCI
Zu den größten Anbietern in den Ländern
des Südens zählen seit Jahren die Unternehmen Hoechst (jetzt Aventis) und
Merck. 1992 bot der Hoechst-Konzern
187 Medikamente in 27 Ländern der
Dritten Welt an und hatte damit das
größte deutsche Angebot. Immerhin 69
Prozent dieser Arzneimittel waren rationale Mittel, die die Pharma-Kampagne in
einer Studie positiv bewerten konnte. 11
Insgesamt wuchs das Angebot von187
Präparaten im Jahr 1992 auf 356 Präparate 1998. Nur noch 58 Prozent konnten
positiv bewertet werden. Nur 101 Medikamente galten als unentbehrlich. 12
Fusionitis verschlechterte
das Angebot
Keine andere Firma im UntersuchungsSample hatte in diesem Zeitraum ihr
Medikamentenangebot verschlech-
4
Die größten Anbieter 1984/85
1997/98
Hoechst Marion Roussel
429
Boehringer Ingelheim
250
E.Merk
234
BASF (Knoll)
215
Bayer
148
Schering
139
Boehringer Mannheim
132
Degussa / Asta Medica
131
Byk Gulden
125
Die größten Anbieter sind seit Jahren
die gleichen. Die Tabelle zeigt die
Anzahl der von großen deutschen
Pharmafirmen in 30 Ländern der Dritten Welt angebotenen Arzneimittel. a
Der Markt der Zukunft
Das Geschäft mit Medikamenten, Landwirtschaft, Pflanzenschutz und Ernährung – neuerdings sonderbarerweise als
„Wissenschaft“ mit dem Namen LifeSciences getarnt – gilt als Markt der
Zukunft.16 Das Gewinnpotential erscheint
so enorm, dass viele Unternehmen traditionelle Sparten verkaufen, um mit dem
Erlös Übernahmen zu finanzieren. 17 Zehn
Milliarden Mark gab der HoechstKonzern aus für Marion Merrell, fünf
Milliarden für die restlichen Anteile an
Roussel Uclaf. 18 900 Millionen Mark
wurden in den 51%igen Anteil am Gene-
Mark.21 „Das rasche Wachstum im
Pharmamarkt bescherte dem neu gebildeten Aventis-Konzern 1999 ein Umsatzplus um vier Prozent auf 35,9 Milliarden Mark.“22
Auch bei Merck blüht
das Pharma-Geschäft
Auch beim Darmstädter Chemiekonzern
Merck blüht das Pharma-Geschäft:
Durch das enorme Wachstum der
Pharmasparte konnte der Konzern seinen Umsatz 1999 um 29 Prozent steigern. Mit 10,5 Milliarden Mark übertrafen
die Erlöse alle Erwartungen. 23 Merck hat
29.000 MitarbeiterInnen in 30 Ländern an
insgesamt 70 Standorten. 24 Profit macht
das Unternehmen vor allem im Auslandsgeschäft, in den Wachstumsregionen Asien und Lateinamerika. 25 635 Millionen Mark betrug hier 1998 der Umsatz
der Darmstädter Pharma-Gruppe. 26 Das
meiste Geld verdient der Konzern mit
Arznei- und Kontrastmitteln. Die Pharmasparte erwirtschaftet mittlerweile 54
Prozent des Konzernumsatzes.27
Mer(c)kwürdige Geschichten
Ein Merck-Vertreter verteilt Werbematerial an Ärzte in
einem bolivianischen Krankenhaus
Foto: Diana Melrose
rika-Hersteller Copley investiert. Und im
vergangenen Jahr schmiedeten Hoechst
und die Rhone-Poulenc-Gruppe schließlich das größte Unternehmen der Welt
für Medikamente und Biotechnologie.
Der neue Konzern-Riese wurde Aventis
getauft und beschäftigt über 90.000 Leute. 19 Sitz der Pharma-Sparte ist Frankfurt
am Main. 20
Hoechster Pillensparte
bleibt lukrativ
Und hier läuft das Geschäft: Zwischen
Juli und September 1999 steigerte die
Pharma-Tochter Hoechst Marion Roussel ihren Umsatz um fünf Prozent im
Vergleich zum Vorjahr auf 5,5 Milliarden
5
Schon 1992 hatte Hermann SchulteSasse, jetzt Ministerialdirigent im Gesundheitsministerium, für die Pharma
Kampagne die Aktivitäten des MerckKonzerns in Lateinamerika aufs Korn
genommen. In der Broschüre
Mer(c)kwürdige Geschichten aus Lateinamerika kritisierte er das schlechte Arzneimittelangebot der Firma: MetamizolCocktails, unsinnige Vitaminmischungen, zweifelhafte Säfte zur Steigerung
der Hirnleistung und eine
verantwortungslose AntibiotikaWerbung. 28 122 Mittel von umstrittener
Wirksamkeit, irrationaler Zusammensetzung oder mit hohen Risiken
verkaufte Merck in der Dritten Welt. Das
waren über 70% des Firmenangebots in
diesen Ländern. Keine andere deutsche
Firma verkaufte hier so viele irrationale
Arzneimittel. 1993 hatte sich Merck
bereit erklärt, immerhin einen Teil seiner
umstrittenen Präparate in der Dritten
Welt vom Markt zu nehmen. Damit
reagierte die Firma auf Boykott-Aktionen
kott-Aktionen der BUKO PharmaKampagne und anderer Organisationen.
Unter anderem sollte der gefährliche
Wirkstoff Metamizol, der Schocks,
Kreislaufzusammenbrüche und Blutbildveränderungen hervorrufen kann, aus den
Schmerzmittel-Kombinationen verbannt
und durch die Wirkstoffe Paracetamol
oder Diclofenac ersetzt werden. Auch die
Kombinationen von Metamizol mit Vitamin-B sollten vom Markt verschwinden. 29
Pharmaschrott ist
Weltanschauung
1996 betrat Merck den Aktienmarkt. Bei
der ersten Hauptversammlung am 20.
Juni forderten Anteilseigner, dass Merck
keine irrationalen Arzneimittel mehr produzieren und seine „vollkommen veraltete Produktpalette“ modernisieren solle. 30
Die Geschäftsleitung bezeichnet den
Verzicht auf irrationale Mittel in ihrer
Stellungnahme als „weltanschauliches
Programm“, das abzulehnen sei. Dennoch führte der öffentliche Druck zu
Teilerfolgen: Das Firmensortiment verbesserte sich bis 1998 auf immerhin
50% rationale Präparate in der Dritten
Welt. Das Gesamtangebot stieg von 173
Präparaten 1992 auf 234 im Jahr 1998.
48 Medikamente des Sortiments galten
als unentbehrlich. 31 Auch wenn sich das
Angebot gegenüber früheren Jahren verbessert hat – die Hälfte der MerckPräparate ist immer noch ungeeignet für
eine vernünftige medizinische Therapie.
Das ist unverantwortlich.
8.1.98; Hoechst streicht Stellen in der Pharmaforschung, Frankfurter Rundschau, 15.1.98.
15
„Aventis – eine neue führende Kraft in den Life
Sciences“ in:
www2.aventis.com/de/introduce/intro.htm
16
Der weltweite Arzneimittel-Markt hatte 1998 ein
Volumen von rund 250 Milliarden Dollar pro Jahr etwa 7% davon steuern gentechnisch erzeugte
Präparate bei. Bis 2005 soll der Anteil sogar auf 17
% gestiegen sein. Vgl. Biotechnologie heizt Fus ionsfieber an – Chemiekonzerne setzen auf LifeSciences In: Frankfurter Rundschau, 6.6.1998, S.
3.
17
Nicht das Werk ist Heimat, sondern der Globus.
In: Frankfurter Rundschau, 2.12.98, Nr. 280, S. 3.
18
Management von Hoechst setzt Rotstift in der
Pharmaforschung an. In: Frankfurter Rundschau,
15.1.98.
19
Vgl. Hoechst-Abschied ohne Tränen. In: Frankfurter Rundschau, 10.12.99.
20
Vgl. Hoechst und Rhone-Poulenc verordnen sich
Fusion. In: Frankfurter Rundschau, 2.12.98.
21
Vgl. Pillensparte stützt Hoechst. In Frankfurter
Rundschau, 6.11.99.
22
Aventis. Pillenabsatz stärkt neuen Verbund. In:
Frankfurter Rundschau, 4.2.2000 und Fusionskosten lassen Aventis-Gewinn schmelzen. In: Frankfurter Rundschau, 24.3.2000.
23
Merck sucht Pharma-Partner. In: Frankfurter
Rundschau, 19.11.99 und Wachstumspille aus
Amerika. In: Frankfurter Rundschau, 21.1.2000.
24
Im Asiengeschäft keine bittere Pille. In: Frankfurter
Rundschau 22.1.98.
25
In Asien wurde ein Zuwachs von elf Millionen Euro
bzw. 34 Prozent erreicht, in Lateinamerika wurde
gar ein Zuwachs von 47 Prozent erzielt. (Vgl. Gute
Entwicklung der Unternehmensbereiche. In:
www.emerck.de/german/corporate/c_report/zb1_20
00_1.htm. Merck beschäftigt in Lateinamerika insgesamt 3.514 Mitarbeiter.
26
Ausland macht Merck fit., Frankfurter Rundschau,
21.11.1997; In den USA verdoppelte Merck 1999
seine Erlöse und auch das Wiedererstarken der asiatischen Märkte trug entscheidend zum Rekordwachstum bei. Merck verkauft in Asien inzwischen
fast ebensoviel wie in der BRD (Wachstum spille
aus Asien und Amerika. Frankfurter Rundschau,
21.1.2000)
10
Verband forschender Arzneimittelhersteller (Hrsg.):
Statistics 2000. Die Arzneimittelindustrie in
Deutschland, Berlin 2000, S. 14 ff.,
27
Der Rückzug des Steuermanns. In: Frankfurter
Rundschau, 16.4.99; Wachstumspille aus Asien
und Amerika. Frankfurter Rundschau, 21.1.2000.
11
Schröder/Will, Zweite Wahl für die Dritte Welt,
BUKO Pharma-Kampagne, Bielefeld 1994
28
12
Laut WHO-Modelliste reichen etwa 300 Arzneimittel
aus, um 95 % aller medikamentös behandelbaren
Krankheiten zu heilen. Diese Präparate befriedigen
die Grundbedürfnisse der Bevölkerungsmehrheit
und sollten immer in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.
Hermann Schulte-Sasse: Mer(c)kwürdige Geschichten aus Lateinamerika. Die Geschäfte des
Pharmamultis E. Merck. Bielefeld 1992.
29
Neues vom Boykott. In: Pharma Brief Nr. 4-5,
1993, S. 8; Merck bewegt sich doch, Pharma Brief
Nr. 7-8, 1993, S. 8.
30
Vgl. Brief des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre an die Rechtsabteilung der
Merck KgaA vom 6.5.1996. Bezug: Ihre Hauptversammlung 1996:; sowie: Allgemeines Gejohle. Ein
Millionenerbe ärgert die Vorstände der Großkonzerne. In: Der Spiegel Nr. 22/1996, S. 98 f.
13
vgl. dazu: Irrationale Arzneimittel: Große Unterschiede zwischen den Firmen. In: Pichlbauer et al:
Daten und Fakten. Bielefeld 1999, S. 17f.
14
Hoechst Marion Roussel. Personal tappt bei
Stellenabbau im Dunkeln, Frankfurter Rundschau,
6
31
Vgl. die Studien der BUKO Pharma-Kampagne: Schröder/ Will aaO; Pichlbauer et al. aaO.
Heilsame Geschäfte?
Ein Blick in das Medikamenten-Sortiment der Firmen Merck und Aventis macht
deutlich: Die Geschäfte mit der Gesundheit sind brisant. Zahlreiche Arzneimittel
und Geschäftspraktiken der Konzerne verhindern Gesundheit anstatt sie zu fördern. 32
Gefährliche Pillen und überflüssige Säfte
Deutsche Pharmafirmen vermarkten in
der Dritten Welt Medikamente, die wegen schwerwiegender Nebenwirkungen
andernorts verboten wurden; Präparate
von denen bekannt ist, dass sie ein ho-
sind. Die aber fehlt in den meisten Ländern des Südens.
Kassenschlager Novalgin
Ein bekanntes Beispiel für gefährliche
Medikamente, die in vielen Ländern bereits vom Markt genommen wurden und
in der Dritten Welt (traurigerweise auch
in Deutschland) noch verkauft werden,
sind metamizolhaltige Präparate. Auch
das Fieber- und Schmerzmittel Novalgin
der Firma Aventis enthält den Wirkstoff
Metamizol. Das Medikament zählt zu
den Verkaufsrennern des Unternehmens.33 Doch seine unerwünschten Wirkungen sind riskant: Metamizol kann
Blutbildveränderungen und gefährliche
Schocks auslösen. 34 Ohne eine sofortige
intensivmedizinische Behandlung (in
Ländern der Dritten Welt oft ein Ding der
Unmöglichkeit) sind diese „Nebenwirkungen“ oft tödlich.
Erneutes Marktverbot
in Schweden
Die Medizin harmlos wie ein Kasperltheater? Mit
Werbeplakaten wie diesem machte Hoechst Novalgin
in Brasilien populär.
hes Risiko haben; Medikamente die ein
Suchtpotential haben und nur unter
strenger ärztlicher Kontrolle einzusetzen
7
Dass der Firma Aventis das Gefährdungspotential von Metamizol durchaus
bekannt ist, zeigt der erneut erzwungene
Marktrückzug von Metamizol in Schweden. 35 Das Medikament war vor etlichen
Jahren in Schweden verboten worden
und Ende 1995 mit starken Anwendungsbeschränkungen wieder zugelassen worden. Doch die Komplikationsrate
war mit einer Agranulozytose pro 1700
AnwenderInnen extrem hoch. Hoechst
hatte mit einer Komplikationsrate von nur
1:1 Million argumentiert.36 Ohne schlüssige Beweise für die Unbedenklichkeit
des Schmerzmittels wird es keine erneute Zulassung in Schweden geben.
Appetitzügler mit Suchtpotential
Die Firma Merck vertreibt ähnlich brisante Arzneien, z.B. verschiedene „Aufbaumittel“ für Kinder und ältere Menschen. 37
Solche Mittel sind umso gefährlicher als
sie suggerieren, dass sie Konzentrationsschwäche, allgemeine Müdigkeit
usw. beseitigen könnten. Solche Symptome sind in der Dritten Welt oft durch
Mangelernährung bedingt oder normale
Alterserscheinungen und bedürfen keiner
medikamentösen Behandlung. Ein unglaubliches Beispiel für die irrationale
Therapie ist Reactivan®, das die Firma
Merck in Südafrika und Pakistan vertreibt.
Reactivan® (Merck)
Fencamfamin
Vitamin B1
Vitamin B12
Vitamin B6
Vitamin C
10mg
10mg
10µg
20mg
100mg
Dieses Medikament wird als ein sogenanntes „Aufbaumittel“ von der Firma E.
Merck in Südafrika angeboten.
Das Mittel enthält neben Vitaminen den
Wirkstoff Fencamfamin. Er gehört chemisch zu der Gruppe der Amphetamine,
wirkt stimulierend auf das zentrale Nervensystem und ist ein Appetitzügler.
Wegen seiner großen Suchtgefahr steht
Fencamfamin in dieser Konzentration in
Deutschland unter den Bestimmungen
des Betäubungsmittel-Rechts. Entsprechende Informationen fehlen im südafrikanischen Kompendium vollständig. Dort
findet man zu Nebenwirkungen nur:
„Mundtrockenheit, minimale Effekte auf
den Kreislauf“. Der einzige Warnhinweis
lautet: „nicht abends einnehmen“, über
das Abhängigkeitspotenial erfährt man
nichts.
Übrigens wirkt Fencamfamin über das
zentrale Nervensystem appetithemmend.
Warum ein „Aufbaumittel“ einen Appetitzügler mit Suchtpotential enthält, bleibt
das Geheimnis der Firma Merck.
8
Solche und ähnliche Präparate finden
sich vielfach im Sortiment deutscher
Pharmafirmen. Die Risiken dieser Mittel
sind allgemein bekannt. Trotzdem werden ahnungslose Menschen in dem
Glauben gelassen, dass sie durch die
Einnahme der Chemie-Cocktails etwas
Gutes für ihre Gesundheit tun.
Fragwürdige Vitamin-Cocktails
Dabei können die phantasievollen Vitaminmischungen aus dem Hause Merck
durchaus das Gegenteil bewirken. Der
angeblich hirnleistungssteigernde Saft
Encephabol®, den Merck in Pakistan
vertreibt, ist auch hierzulande ein Umsatzträger der Firma. Das Medikament
zählt zu den deutschen Altarzneimitteln,
die schon vor Inkrafttreten des Arzneimittelgesetzes (1978) auf dem Markt waren
und nie auf Wirksamkeit und Sicherheit
überprüft wurden. Der therapeutische
Nutzen von Encephabol® ist äußerst
fragwürdig. Der Wirkstoff Pyritinol, ein
Abkömmling des Vitamins B6 kann außerdem bei Langzeitdosierung von mehr
als 25-100mg pro Tag zu Vergiftungen
und Nervenschäden führen. 38
Medizinisch ebenso bedenklich ist die in
Brasilien vermarktete Vitamin-Kreation
Esclerovitan plus ®.
Esclerovitan plus® (Merck)
Kapseln
Vitamin A: 3000 IU
Vitamin B6: 100 mg
Vitamin E: 300 mg
Erstaunlicherweise findet sich unter den
empfohlenen Anwendungsgebieten auch
„Arteriosklerose“. Arterienverkalkung und
Durchblutungsstörungen gelten als Zivilisationskrankheit und sind bei uns besonders häufig. Dennoch scheint die
Firma Merck (aus gutem Grund) in
Deutschland keine Marktchancen für
Esclerovitan Plus zu sehen. Ein ähnliches Mittel mit identischer
meistens gegen Übelkeit und als Beruhigungsmittel eingesetzt. Es hat in einem Erkältungsmittel nichts zu suchen.
Ausreichende Ernährung ist eine bessere Lösung als
teure synthetische Vitamine: In Burkina Faso lernen
Mütter unterernährter Kinder eine ausgewogene Babynahrung zu kochen.
Foto terre des hommes, Kovermann
Zusammensetzung, aber geringeren
Substanzmengen, nahm die Firma bereits in den 80er Jahren in Deutschland
vom Markt.39 Die Firma Merck verteidigt
solche Doppelstandards mit dem Argument, die „Sicherheitsphilosophien“ von
Industriestaaten und Entwicklungsländern seien eben unterschiedlich. 40
Ephedrin dagegen wirkt aufputschend
und hat viele Nebenwirkungen. Der Einsatz von Ephedrin als abschwellendes
Mittel ist umstritten. Es wirkt außerdem
blutdrucksteigernd und sollte, wenn überhaupt, nur sehr vorsichtig eingesetzt
werden. Hier sind gegensätzlich wirkende Substanzen in einem Medikament
vermischt worden. Kodein und in größerem Maße Ephedrin besitzen zudem ein
Abhängigkeitspotential.
32
Zur nac hfolgenden Bewertung des Medikamentensortiments vgl. die Broschüren der PharmaKampagne: Rasti/Schaaber: Von sinnvoll bis gefährlich: Deutsche Arzneimittel in der Dritten Welt.
Bielefeld 1999; Pichlbauer et al: Daten und Fakten.
Deutsche Arzneimittel in der Dritten Welt. Bielefeld
1999; Hermann Schulte-Sasse: Mer(c)kwürdige
Geschichten aus Lateinamerika. Bielefeld 1992.
33
1998 belegte Novalgin Rang acht unter den umsatzstärksten Hoechst-Medikamenten. Das Medikament machte 387 Millionen DM Umsatz, das waren 2,8% des Gesamtumsatzes von Hoechst Marion Roussel. Vgl. Hoechst Geschäftsbericht 1998:
The Future in Life Sciences., S. 16.
34
Der Wirkstoff Metamizol kann zum Zusammenbruch der Bildung weißer Blutkörperchen führen.
(Agranulozytose).
35
Metamizol ist wegen seiner schweren Nebenwi rkungen ebenfalls in Großbritannien, den USA,
Norwegen, Australien und weiteren Ländern verboten.
36
Vgl. Dipyrone/metamizole withdrawn in Sweden. In:
e-drug vom 4.5.1999.
37
Vgl. dazu auch Karin Pichlbauer: Kinder im Visier
der Pharmaindustrie. Bielefeld 1995.
38
Hochdosiertes Vitamin B6 kann über längere Zeit
eingenommen zu peripheren Nervenschädigungen
mit Gangstörungen, Reflexstörungen und einer
Beeinträchtigung von Tast- und Temperaturem pf indung führen. Der Tasgesbedarf an Vitamin B6
liegt bei 2mg pro Tag.
39
Schulte-Sasse: Mer(c)kwürdige Geschichten aus
Lateinamerika. Bielefeld 1992, S. 30.
40
vgl: Willkommen bei unseren Argumenten zum
Thema Dritte Welt. Im Internetauftritt der Firma
Merck unter www.emerck.de/german/corporate/
dialog/ukpaar71.de.html
Atemberaubend
Unter den in der Dritten Welt angebotenen Husten- und Erkältungsmitteln ist
nur eines von zehn Produkten rational.
Ein Beispiel für ein risikoreiches Erkältungsmittel ist Darosed von Aventis.
Darosed® (Hoechst)
Zusammensetzung pro 5ml Sirup:
Codeinphosphat
9mg
DL-Ephedrin -HCL
7,2 mg
Promethazin -HCL
3,6 mg
Hoechst Marion Roussel bietet dieses
Medikament als Erkältungsmittel in
Südafrika an. Alle drei Wirkstoffe entfalten ihre Wirkung über das zentrale Nervensystem.
Kodein ist ein Opiumalkaloid und wirkt
zentraldämpfend als Hustenstiller. Promethazin ist ein Antiallergikum und wird
9
Werbung statt Information
Gefährlich oder schädlich können Arzneimittel auch dann werden, wenn sie
ohne die zur sinnvollen Anwendung nötigen Informationen vermarktet werden.
Selbst den ÄrztInnen in der Dritten Welt fehlen oft unabhängige Informationen
über die Risiken von Arzneimitteln. Dass ein Mittel im Heimatland des Herstellers verboten oder wegen bekannter Risiken nur stark einschränkt verwendet
werden darf, ist in den Ländern des Südens oft unbekannt.
Über Risiken nichts bekannt
Arzneimittelkompendien sind in der Dritten Welt die wichtigste und manchmal
einzige Informationsquelle für ÄrztInnen
und Gesundheitspersonal. (Sie sind in
etwa vergleichbar mit der „Roten Liste“ in
Deutschland.) Herstellerfirmen liefern
hier Informationen über ihre Produkte.
Doch ihre Auskünfte sind nicht selten
unvollständig und irreführend. Sie variieren sogar stark von Land zu Land. Häufig
fehlen genaue Angaben zur Zusammen-
Davon waren allein 30 Medikamente von
der Firma Hoechst Marion Roussel. In
dem brasilianischen Kompendium DEF
1997/98 gibt die Herstellerin folgende
(Mangel-)Informationen zu einem unsinnig zusammengesetzten
Erkältungspräparat:41
DESCON EXPECTORANTE (Hoechst
Marion Roussel). Phenylpropanolamin-HCL, Chlorphenilaminmaleat, Guaifenesin. Flasche zu
100ml Sirup.
Weder die Menge der einzelnen Stoffe
noch irgendwelche Anwendungshinweise
sind zu finden.
Auch der richtige Umgang mit Antibiotika
wird in den Ländern der Dritten Welt
dadurch erschwert, dass Pharmafirmen
antibiotikahaltige Kombinationspräparate
ohne genügende Informationen liefern
oder für ungeeignete Indikationen anbieten.
Suss balsâmico ist eines der zahlreichen Beispiele für ein mangelhaft deklariertes Antibiotika-Kombinationspräparat.
Der Eintrag im brasilianischen Kompendium DEF 97/98 lautet:41
Mangelnde und irreführende Information ist eine
wesentliche Ursache für die gleichzeitige
Verschreibung einer großen Zahl von Arzneimitteln
durch ÄrztInnen.
Quelle: The Network´s Drug Bulletin. Jan./Apr. 1999
setzung, Wirkstoffmenge, zu Hauptindikationen, unerwünschten Wirkungen,
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
und Warnhinweise für schwangere und
stillende Frauen.
Beispiel Brasilien:
66 Medikamente wurden in Brasilien
1997 völlig oder teilweise ohne Mengenangaben für ihre Wirkstoffe angeboten.
10
SUSS BALSÂMICO (Hoechst Marion
Roussel). Sulfametoxazol, Trimetoprim, Guaifenesin, Ammoniumchlorid, Infektionen der Atemw ege. Flasche zu 100ml.
Abgesehen von der Tatsache, dass das
Präparat unsinnig zusammengesetzt ist,
ist ein vernünftiger Einsatz als Antibiotikum nicht möglich, weil die Mengenangaben fehlen. Die Mischung mit zwei
umstrittenen Hustenlösern (Guaifenesin,
Ammoniumchlorid) lädt zum Missbrauch
des Antibiotikums bei Erkältungskrankheiten ein, die gar nicht mit Antibiotika
behandelt werden sollten. Dies schadet
nicht nur einzelnen PatientInnen, sondern kann die Medizin auf längere Sicht
gegenüber altbekannten Epidemien so
ohnmächtig machen wie vor der Entdeckung des Penicillins. Der breite Einsatz
der „Wunderwaffe Antibiotikum“ in unbe-
Werbepraktiken verleiten die ÄrztInnen
zum unkritischen Einsatz von Antibiotika. So erinnerte das Werbematerial der
Firma Merck zu ihrem Antibiotikum Midecamin® mehr an Abenteuer-Comics
denn an seriöse Information: 42 Kleine
Jungs mit Westernflinte oder SamuraiKrieger bekämpften auf brasilianischen
Werbungen putzig aussehende Mikrobenmonster. Nach dem Stil der Werbung
zu urteilen richtet sich diese möglicherweise gar nicht Ärztinnen und Ärzte,
sondern an Laien, sprich besorgte Eltern
und kranke Kinder.
Fraglicher Nutzen
Zudem ist der Nutzen des Antibiotikums
Midecamin® fraglich. Es ist teurer als
altbewährte Antibiotika und bietet keine
therapeutischen Vorteile. Das Mittel
wurde von einem japanischen Unternehmen entwickelt, das die Lizenz zur Vermarktung des Produktes an die Firma
Merck verkaufte. Auch heute noch vertreibt Merck das Medikament in Lateinamerika.
Garantierter Sieg über die Infektion: Antibiotikatherapie ein Kindercomic? Aus dem „wissenschaftlichen
Dossier“ zu Midecamin, das Merck vor einigen Jahren
in Brasilien verteilte.
rechtigten Fällen fördert die Resistenzentwicklung der Bakterien und lässt
Standardmedikamente in schwerwiegenden Fällen (z.B. bei Hirnhautentzündung
oder komplizierter Lungenentzündung)
unwirksam werden.
Laienwerbung für Antibiotika?
Massive und nicht immer durchsichtige
11
41
Die Wirkstoffnamen wurden aus dem Brasilianischen übersetzt
42
Vgl. Hermann Schulte-Sasse 1992, a.a.O., S. 39
ff.
Profit versus Menschenleben
Warum man die Schlafkrankheit jetzt schlechter behandeln
kann
Während Aventis die Arzneimittelmärkte in der Dritten Welt mit allerlei Überflüssigem beglückt, stoppte das Unternehmen die Produktion eines lebenswichtigen Heilmittels gegen die Schlafkrankheit (Trypanosomiasis). Insgesamt droht
inzwischen drei von vier bekannten Mitteln das Aus. 43 Das ist tragisch, denn das
einzige derzeit erhältliche Medikament, das auch im fortgeschrittenen Stadium
der Krankheit wirkt, hat schwere Nebenwirkungen. Es tötet fünf von Hundert
PatientInnen.
auf dem Vormarsch ist. Das Medikament
Eflornithine, bekannt unter der Abkürzung DFMO und verkauft unter dem
Namen Ornidyl® wäre in solchen Fällen
die beste Behandlungsmethode. 47
Eine Patientin in Uganda wird mit Melarsoprol gegen
Schlafkrankheit behandelt
Foto: WHO/TDR/Crump
„Wenn Sie dieses Medikament einmal
gespritzt haben, ist die Vene verdorben.“,
beschreibt eine Krankenschwester aus
Uganda die Wirkung von Melarsoprol.44
Das Mittel enthält Arsen in einer organischen Verbindung und verätzt die innere
Gewebeschicht. „Du weißt nicht, ob du
deine Patienten rettest oder sie tötest.“,
berichtet eine Ärztin. 45
Resistente Erreger
auf dem Vormarsch
Mit 50 $ für die gesamte Behandlung ist
Melarsoprol ein relativ günstiges Medikament. Es wurde schon vor rund 70
Jahren erfunden und ist derzeit die einzige noch erhältliche Medizin gegen fortgeschrittene Schlafkrankheit.46 Die einzige medikamentöse Alternative – Eflornithine – lief im Juli aus. Das ist umso
tragischer, als derzeit eine Melarsoprolresistente Form des Krankheitserregers
12
Eflornithine (Ornidyl ®) wäre ein besseres Medikament gegen die Schlafkrankheit, doch Aventis will es nicht
mehr herstellen.
Foto: WHO/TDR/Crump
Doch die Herstellerin, eine amerikanische Tochterfirma von Aventis gab die
Produktion 1995 als unrentabel auf, weil
sich herausstellte, dass das Medikament für den eigentlich intendierten sowie wirtschaftlich vielversprechenden
Zweck, die Behandlung von Krebs, wirkungslos ist.
(Fortsetzung S. 13)
13
Tödliche Bisse – Informationen zur Schlafkrankheit
Ein scheinbar harmloses kleines Insekt, die Tsetse-Fliege, infiziert jährlich
etwa 300.000 Menschen mit einer tödlichen Krankheit. Bei ihrer „Blutmahlzeit“
nimmt die Fliege
den Erreger der
Schlafkrankheit
von infizierten
Personen auf und
gibt ihn mit ihrem
Speichel weiter.
Man unterscheidet zwei afrikanische Formen der
Foto: WHO/TDR/Fisher
Schlafkrankheit.
Beide treten im tropischen Afrika, etwa
zwischen dem 15. Grad nördlicher und
südlicher Breite auf. Obwohl die Krank heit vor einigen Jahrzehnten bereits
ausgerottet schien, ist ihre Verbreitung
inzwischen vor allem in den Bürgerkriegsregionen dramatisch gestiegen.
Im Sudan oder in Angola sterben laut
WHO vermutlich mehr Menschen an
Schlafkrank heit als an AIDS.48
Die Betroffenen leiden zunächst unter
Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen,
Juckreiz und Schwellungen im Gesicht
und an den Beinen. Später, wenn die
Parasiten das zentrale Nervensystem
erreicht haben, treten schwere neurologische Symptome auf. (Bei der ostafrikanischen Form bereits nach wenigen
Wochen, bei der westafrikanischen
Form frühestens nach einem Jahr):
Schlaflosigkeit in der Nacht, gesteigertes Schlafbedürfnis am Tag, verwaschene Sprache, Gang- und Koordinationsstörungen und Krampfanfälle. Die
PatientInnen werden häufig gewalttätig
gegen sich und andere und schreien bei
der geringsten Berührung, denn ihre
Haut wird hypersensibel. Am Ende überfällt die Kranken eine so große Mattigkeit, dass sie nicht einmal mehr alleine essen können. Dann sinken sie in
ein Koma und sterben.
Überträger der westafrikanischen
Krankheitsform ist eine Untergruppe der
Tsetse-Fliegen, die sich bevorzugt in
14
den Uferwäldern von Seen und Flüssen
aufhält. Besonders gefährdet sind darum Frauen, wenn sie Wasser holen und
Kleider waschen. Auch die auf dem
Rücken getragenen Babies werden
häufig infiziert. Überträger der ostafrikanischen Schlafkrankheit ist eine
Tsetsefliege, die im trockenen Busch
lebt. In letzter Zeit stellt diese auch für
Touristen (z.B. auf Safari) ein zunehmendes Problem dar.
Frauen und Kinder sind durch
Wasserholen besonders gefährdet
Foto: WHO/TDR/LSTM
Alle existierenden Medikamente gegen
die Schlafkrankheit sind alt, teuer
und/oder haben schwere Nebenwirk ungen. Ihre Zukunft ist ungewiss.49
Vorbeugende Maßnahmen zur Senkung
des Infektionsrisikos sind darum besonders wichtig. Mit Fallen können die
Fliegen in großer Zahl unschädlich gemacht werden. Auch eine Rodung der
direkten Wohnumgebung senkt das
Ansteckungsrisiko.
Tsetse-Fliegenfallen können das Erkrankungsrisiko deutlich mindern.
Foto: WHO/TDR/Kuzoe
(Fortsetzung von S. 11)
Die Wirkung des Mittels gegen die
westafrikanische Form der Schlafkrankheit war durch Zufall entdeckt worden.
Es riss Kranke so spektakulär aus ihrem Koma, dass es den Spitznamen
Auferstehungs-Droge erhielt. Aber die
Kosten des Medikaments – 210 US$ für
Bau einer neuen Anlage erforderlich
gemacht.
Stattdessen übertrug die Firma die Patentrechte auf die WHO, die nun einen
neuen Hersteller sucht – bislang ohne
Erfolg. Aventis habe das Patent aus
Mitgefühl verschenkt, verteidigte Mr.
Aumonier, ein Firmensprecher, den
Produktionsstopp. „Nun werden wir
gescholten, dass wir nicht genug getan
haben, dabei hätten wir auch gar nichts
tun können.“50 Interessanterweise war
es nicht allein Mitgefühl, das die Firma
Hoechst Marion Roussel zur Übergabe
seines Patentes an die WHO verleitete.
Das WHO-Programm zur Erforschung
tropischer Krankheiten hatte 20 Jahre
lang in die Entwicklung des lebensrettenden Medikamentes gegen die
Schlafkrankheit investiert.51
Wirksam gegen Frauen-Bärte
Inzwischen hat das Interesse an der
Ausgangschemikalie ironischerweise
wieder zugenommen. Nach neuesten
Erkenntnissen soll sie das Haarwachstum an Beinen und im Gesicht von
Frauen reduzieren. 52 Die Firma Gillette,
Herstellerin von Rasierapparaten, investiert angeblich kräftig in die Forschung.
Drastischer Preisanstieg
Eine Mutter in Uganda liebkost den Kopf ihrer
sterbenden Tochter, die schwere Reaktionen auf
Melarsoprol zeigt.
Foto: WHO/TDR/Crump
die gesamte Behandlung – sind hoch.
Von der WHO und der Organisation
Ärzte ohne Grenzen unter Druck gesetzt, produzierte die Firma 1999 noch
einen letzten Schwung von 7.800 Ampullen – gerade genug zur Behandlung
von 1000 Menschen. Die Chemikalie ist
schwer zu verarbeiten, weil sie die Produktions-Leitungen korrodiert. Eine
Fortsetzung der Produktion hätte den
15
Ein drittes Medikament gegen Schlafkrankheit ist Pentamidine. Die zehntägige Behandlung wirkt allerdings nur im
Anfangsstadium der Krankheit.53 Unter
dem Markennamen Lomodine® war das
Produkt seit 1941 im Umlauf. Während
der AIDS-Epidemie in den 80ern wurde
es leicht abgewandelt und in Pentacarinat ® umbenannt, weil man seine Wirksamkeit gegen die atypische Lungenentzündung (Pneumocystis carinii
pneumonia) - einer Haupttodesursache
von AIDS-Kranken – erkannt hatte. Der
Preis der Droge stieg von 1 US$ pro
Ampulle auf 30 US$. Trotzdem bot der
britische Hersteller, jetzt Teil der Aventis
Gruppe, der WHO das Mittel kostenlos
zur Behandlung der Schlafkrankheit an.
Doch im vergangenen Jahr teilte Aventis
der WHO mit, dass es den Preis bis
zum Jahr 2004 auf das Marktlevel von
14 US$ pro Ampulle anheben wolle. 54
Ein viertes Medikament gegen die
Schlafkrankheit ist Suramin von der
Firma Bayer, in Gebrauch seit 1920. Es
wirkt ebenfalls nur im ersten Krankheitsstadium und führt fast immer zu
reversiblen Nierenschäden. Suramin
kostet weniger als 50 US$ pro Behandlung. Es hat keinen anderen Nutzen.
Die Firma Bayer wollte darum bereits
mehrfach die Produktion einstellen,
konnte davon allerdings bisher abgehalten werden. Die langfristige Produktion
ist ungewiss.
Die Beseitigung von Bäumen und Gebüsch in der
unmittelbaren Umgebung von Siedlungen entzieht
den Erregern der Schlafkrankheit die Lebensgrundlage.
Foto: WHO/TDR/LSTM
Der Pharma-Weltmarkt hat ein Volumen
von jährlich insgesamt 300 Billionen
US$. Ein Prozent dieses Betrages würde ausreichen, um jährlich mindestens
drei bis fünf neue Medikamente zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Armen gerecht werden, sagte der thailändische Gesundheitsminister anlässlich
der X. UNCTAD Konferenz in Bangkok.55
Jagd nach Life-Style-Drogen
Die Pharmazeutische Industrie investiert
nach eigenen Angaben jährlich 27 Milliarden US$ in die Forschung, aber zum
größten Teil dient sie der Jagd nach
neuen Haarwuchsmitteln, Potenzmitteln, Medikamenten gegen Allergien
oder hohen Blutdruck.57 Ein Sprecher
von Aventis gibt reuevoll zu: „Wir können
nicht abstreiten, dass wir uns auf TopMärkte konzentrieren [...]. Aber wir befinden uns im Wettbewerb. Wir haben
eine Verpflichtung gegenüber unseren
Aktionären, gute Leistung zu erbringen.“58 Im Klartext: Beim Abspecken
hilft die Pharma-Industrie gerne nach,
aber welchen Aktionär interessiert
schon die Schlafkrankheit?59
43
Zur Zukunft der Arzneimittel gegen afrikanische
Schlafkrankheit vgl. die Internet -Seiten der Medicins sans Frontieres:
http://www.msf.org/advocacy/accessmed/diseas
es/sleeping/reports/1999/11/drugs.htm
44
Zit. n. Donald G. McNeil Jr.: Medicine Merchants.
A special report. Drug Companies and the Third
World: A case Study in Neglect. In: E-drug
24.5.2000.
45
Die schweren Nebenwirkungen von Melarsoprol
veranlassen PatientInnen häufig zum vorzeitigen
Therapieabbruch. Die WHO beauftragte daher
Forschungsinstitute in der Schweiz und Angola,
eine patientenfreundlichere Melarsoprol-Therapie
zu entwickeln, „considering that, despite the problems, melarsoprol is likely to remain the drug of
choice for the next decade“.Vgl. Sleeping sickness breakthrough. Efficacy of new, concise
schedule for melarsoprol. In: Health Horizons, Nr.
39/2000, S. 10.
46
Zu Melarsoprol vgl.:
www.nlm.nih.gov/medlineplus/
druginfo/melarsoprolsystemic202725.html . Derzeit wird in den USA und Japan die Wirkung von
Melarsoprol bei Brust- und Prostatakrebs erforscht.
Bezahlen sollen andere
Die Pharma-Industrie betont, dass sie
das Recht auf Gesundheit durchaus
respektiere. Aber bezahlen sollen andere, nämlich Gesellschaft und Staat.
Dass staatliche Gesundheitsbudgets
und soziale Sicherungssysteme der
Industrie bereits die Kassen füllen und
gesicherte Einnahmen in Milliardenhöhe
bescheren, wird tunlichst verschwiegen. 55 Ebenso die Tatsache, dass viele
Forschungsprojekte der Pharmaindustrie mit öffentlichen Geldern co-finanziert
werden. 56
16
(www.adis.com/newsletters/inpharma/articles/8128
71.html)
47
48
49
vgl. Eflornithine (Systemic) In:
www.nlm.nih.gov/medlineplus/druginfo/
eflornithinesystemic202609.html
Schlafkrankheit, Trypanosomasis. In:
www.medicine-worldwide.de/krankheiten/
Infektionskrankheiten/schlafkrankheit.html und
Sudan`s sleeping-sickness outbreak highlights
continent´s health dilemma. In:
http://seattletimes.nwsource.com/news/nationworld/html98/afri_20000119.html
Einige würden unter heutigen Sicherheitsanforderungen nicht einmal die Zulas sung erhalten. Das
Medikament diminazene aceturate, das ebenfalls
vereinzelt zur Behandlung von Schlafkranken angewandt wird, ist nur für die Anwendung im Vet erinärbereich zugelassen. (vgl. Therapy of Human
Af rican Trypanosomiasis: Current Situation. In:
www.dbbm.fiocruz.br/www-mem/942/3737a.html)
50
Zit. n. Donald G. McNeil Jr.: Medicine Merchants.
A special report. Drug Companies and the Third
World: A case Study in Neglect. In: E-drug
24.5.2000, S. 4.
51
Vgl. Wilbert Bannenberg: Orphan Drug finds
home. In: E-drug 8.1.2000, S. 2.
52
AAD: Eflornithine HCl 15% Cream slows Excessive Growth of Facil Hair. In:
www.pslgroup.com/dg/18e3e6.htm
53
Während der Behandlung kann es zu schnellen
Blutdruckabfällen kommen.
54
Vgl.
www.msf.org/advocacy/accessmed/diseases/
sleeping/reports/1999/11/drugs.htm
55
Vgl dazu: UNCTAD -Minister calls for drug self reliance to curb dependency on costly imports.
In: E-drug 13.2.2000.
56
Vgl. Patrice Trouiller: GATT and the Gap. In: Edrug 22.11.1998, S. 3.
57
Von 1.223 neuen Medikamenten, die zwischen
1975 und 1997 auf den Markt kamen, dienten nur
13 der Behandlung tropischer Krankheiten. Die
Hälf te dieser segensreichen Erfindungen kam
noch dazu aus den Forschungs -Labors der Vet erinärmedizin. (vgl. MSF in Okinawa. In: E-drug
21.7.2000.)
58
Zit. n. Donald G. McNeil Jr.: Medicine Merchants.
A special report. Drug Companies and the Third
World: A case Study in Neglect. In: E-drug
24.5.2000.
59
Die Pharmafirmen investieren in sogenannte LifeStyle-Medikamente wie Viagra und Essenzen gegen Haarausfall und Dickleibigkeit mehr Geld als
die Gesundheitsbudgets von WHO und EU zusammen ausmachen. Vgl. dazu Michael Emmrich:
Fettsucht schließt Arme aus. Ärzte beklagen Orientierung der Pharmaindustrie an Lifestyle, Frankfurter Rundschau, 14.10.99.
Wissenschaft oder Kapital?
Der Medizin-Journalist Alan Train zum Gegensatz zwischen Wissenschaft und
Kapitaleignern:
„Ein sehr erschreckender Trend breitet sich aus. Ein Unternehmen stolpert
über einen Stoff, der eine Krankheit heilen könnte, die nur in den ärmsten
Winkeln der Dritten Welt existiert. Aber statt dieses Medikament als ein mö gliches Wunder moderner Wissenschaft zu begreifen, sieht die Geschäftsle itung darin ein Geschäfts-Dilemma – ein mögliches PR-Desaster für den Ko nzern oder einen riesigen Gewinn-Verlust für die Aktionäre. Also lassen sie die
Forschungen schon im Frühstadium stoppen, bevor irgendjemand davon erfährt.“.
(Alan Train: Science versus Shareholders. In: E - drug 18.7.2000)
Der Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen (BUKO) ist ein Netzwerk von über 200
Dritte Welt Gruppen in Deutschland. 1980 begann der BUKO eine Kampagne gegen unvertretbare
Geschäftspraktiken international tätiger Pharma konzerne. Die Pharma-Kampagne des BUKO setzt
sich für einen rationalen Gebrauch von Arzneimitteln ein. Sie arbeitet mit ÄrztInnen und PharmazeutInnen, Verbrauchergruppen und StudentInnen zusammen. Die BUKO Pharma-Kampagne hat durch die
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Mitarbeit im Netzwerk Health Action International (HAI) Kontakt mit Gruppen in über 70 Ländern in
aller Welt.
BUKO Pharma-Kampagne, August-Bebel-Str. 62, D-33602 Bielefeld, Fax 0521-63789, e-mail: bukophar [email protected]
Bankverbindung: Gesundheit und Dritte Welt e.V., Sparkasse Bielefeld (BLZ 480 501 61)
l Konto: 105 601
Spendenkonto: 105 627
Impressum:
Pharma-Kampagne
BUKO
copyright: BUKO Pharma-Kampagne 2000, Beilage zum Pharma-Brief 6-7/2000
Texte: Claudia Jenkes Redaktion: Jörg Schaaber Layout: Jörg Schaaber, Claudia Jenkes
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