Stadtblatt Juli 2009
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Stadtblatt Juli 2009
Grüne Chronik der Stuttgarter Kommunalpolitik 07 l 2 0 09 Z U M T H E M A : KO M M U N A LWA H L 2 0 0 9 ST U TT G A R T E R STA DT G E S P R ÄC H E : Kommunalwahl 2009: Auf in den Wahlkampf vor Ort l 02 Eine Wahl nach Wunsch! l 03 LIEBE WÄHLERINNEN UND WÄHLER, DANKE FÜR EUREN AUFTRAG! Wahlkämp(f)en 09: Unsere 16 ... l 04 sind hautnah dabei l 16 Die Stuttgarter Grünen danken ihren Wählerinnen und Wählern für das entgegengebrachte Vertrauen. Die Grünen stärkste Kraft im Gemeinderat einer Landeshauptstadt – vor kurzem unvorstellbar, heute Realität! Zahlreiche Glückwünsche lassen darauf schließen, dass durchweg honoriert wurde, dass die Grünen die Anliegen der BürgerInnen ernst genommen und dass sie die zentralen Themen in den Mittelpunkt einer ernsthaften politischen Arbeit gestellt haben. A N T R ÄG E I A N F R AG E N I A KT I O N E N : WIR WOLLEN VOR ORT FÜR EUCH DA Wir danken! – Ines Kirschner: „Wir müssen arbeiten können!“ l 12 – Roland Kugler: Widersacher der Blockhelden l 12 – Ursula Marx: Eine Tigerin für Alt & Jung l 13 – Doris Peppler-Kelka: Königin der Streuobstwiesen l 14 AU S D E N B E Z I R K E N : S-Mitte: Der Erfolg trifft in die Mitte l 15 Alle Bezirke: Lust auf Stadt – Bezirksbeiräte Resolution für Ressel – Geisteswissenschaften erhalten! l 17 Kommunalpolitische Chronik l 18 SEIN – IM KLEINEN WIE IM GROSSEN. Bestätigt sehen sich die Grünen in den l Bezirken; besonders dort, wo grüne Bezirksvorsteher sich für die Belange der Bürger einsetzen. Aber auch in vielen anderen Stadtteilen wurde registriert, dass Grüne auch vor Ort für die kleinen Belange „vor der Haustür“ da sind. WIR STEHEN FÜR EIN PRODUKTIVES l Ebenfalls ausgewirkt hat sich die produktive (nicht populistische!) Zusammenarbeit der Grünen mit Initiativen wie dem Stuttgarter Wasserforum oder der Mobilfunkinitiative wie auch mit engagierten BürgerInnen, die sich für ihre Frischluftschneise einsetzen. Dieses Miteinander werden die Grünen auch weiterhin pflegen. MITEINANDER. Fortsetzung auf Seite 2 Blick von außen: Thomas Barth l 19 C H R I ST B AU M S A M M E L ST E L L E : Danke, danke, Bürgerblock! l 20 Impressum l 20 +++ + + + + + ++ + + + + + + T ++ D A T S F AU alwahl T S U L t i mmun n zur Ko e s le +++ 16 m h c a +++ N Fortsetzung von Seite 1 WIR SIND IN DER MITTE GELANDET. der politische Erdrutsch hat den Stuttgarter Grünen einen Berg der Verantwortung vor die Füße gelegt. StuttgarterInnen wollen nicht mehr verwaltet und überredet, sondern beteiligt werden. Sie lehnen Großprojekte wie Stuttgart 21 ab, weil sie Kosten und Nutzen von Propaganda unterscheiden können. Sie erwarten eine nachhaltige Sicherung von Landschaft und Natur und lehnen die Verscherbelung von Flächen ab. Sie wollen städtische Energieressourcen sichern und erwarten dafür realistische Vorschläge. Sie wollen in der Stadt gut leben, in ihrem eigenen Stil, der nachbarschaftlich, partizipativ, urban und ökologisch ist. Wir Grünen mussten die WählerInnen zu ihrem eigenen Lebensstil nicht erst „verführen“, wie sich der Oberbürgermeister seine Niederlage erklärt. Wir haben deren „LUST AUF STADT“ halt in unser Programm geschrieben – und hatten bei den mündigen Bürgern Erfolg damit. Doch jetzt geht’s ans grüne Werk. Weil uns die Finanzkrise keinen Spielraum lässt, müssen wir für die Haushaltsberatungen alle Phantasie und Sachkunde aktivieren – zusammen mit Ihnen, liebe STADTBLATT-Leserin und lieber STADTBLATT-Leser! 02 DAS STADTBLATT 07 l 2009 l Die bürgerliche Mitte wählt mittlerweile grün. Keine andere Partei repräsentiert die aktiven Großstädter so wie die Grünen, keine andere Partei hat die neue „Lust auf Stadt“ und den Wunsch nach städtischer Aufenthaltsqualität ins Zentrum ihrer Arbeit und ihrer Wahlkampagne gestellt. Die alten „Blockparteien“ aus CDU, FDP und Freien Wählern haben deshalb ihre Mehrheit verloren. Nun besteht die Möglichkeit, eine neue politische Kultur zu praktizieren, die sich durch Transparenz und Demokratie auszeichnen wird. DIE MITTE ERGRÜNT! WIR STELLEN DIE WEICHEN. GRÜN WIRKT: l Schon bei den kommenden Haushaltsberatungen wird die grüne Handschrift erkennbar werden. Die Grünen werden Vorschläge machen, was sich die Stadt angesichts wegbrechender Steuereinnahmen noch leisten kann und soll. Die Grünen werden ihre gewohnte Haushaltsdisziplin auch künftig einhalten. Die Kulturmeile steht auf der Liste der überflüs- sigen Investitionen ziemlich weit oben, da Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis zueinander stehen, wenn es einfache Übergänge und Gestaltungsmaßnahmen auch tun. Genauso der Rosensteintunnel, der die Blechlawine künftig im Tunnel direkt bis an den Neckar führen soll: Er ist inzwischen unbezahlbar geworden und abzulehnen. WIR WOLLEN STADTWERKE – FÜR AKTIVEN KLIMASCHUTZ. l Dem Klima- schutz werden die Stuttgarter Grünen zentrale Bedeutung einräumen. Besondere Bedeutung kommt dabei Stuttgarter Stadtwerken zu, da die Stadt nur dann wirksam Klimaschutz betreiben kann, wenn sie wieder die Hoheit über Strom, Gas und Wasser erhält. Nur dann kann sie regenerative Energien und Einsparmaßnahmen fördern. Muhterem Aras und Werner Wölfle ST U TT G A R T E R STA DT G E S P R ÄC H E : KO O M MUNA A LW WA HL L 20 0 09 9 Auf in den Wahlkampf vor Ort l WAS WAR‘S? Für mich persönlich war es der dritte Wahlkampf, zum ersten Mal als Spitzenkandidatin und damit sehr zeitintensiv. Ein Termin jagte den anderen, durch die gesamte Stadt und zu den vielfältigsten Themen. Obwohl ich schon seit zehn Jahren im Gemeinderat bin, konnte ich immer wieder Neues und Interessantes entdecken. So bekam ich durch das Verteilen der Flyer in den Außenstadtbezirken, z. B. in Münster, Mühlhausen, Hallschlag und Neugereut, einen Einblick in diese Bezirke, hatte sehr viele nette Begegnungen und erhielt viel Zuspruch. Außerdem konnte ich feststellen, dass jeder Stadtbezirk seine charmanten Ecken und Kanten hat. Im Wahlkampf wurde mir deutlich, dass der Austausch mit den StuttgarterInnen und den vielen Bürgerinitiativen – Rossbollengässle, Wasserforum, Anstifter, Mobilfunk, ... – außerhalb der Wahlkämpfe nicht nur wichtig, sondern auch sehr erwünscht ist. WAS BEDEUTET‘S? MEIN FAZIT: l Die StuttgarterInnen erwarten von ihren politischen Vertretern, dass sie sie ernst nehmen, sie anhören, bei wichtigen Grundsatzentscheidungen mit einbeziehen und eine Politik machen, die im Interesse der Stadt ist. Um so glücklicher bin ich über das Ergebnis und den sensationellen Wählerauftrag. Unsere Sacharbeit der vergangenen Jahre wurde von den StuttgarterInnen gesehen, bewertet und honoriert! Außerdem finde ich es klasse, dass gerade unsere Liste, die die Zusammensetzung der Stuttgarter Bevölkerung am besten abbildet, diesen enormen Zuspruch erfahren hat. Das spricht für unsere tolerante, offene und internationale Stadt! Stuttgart ist eben doch eine Weltstadt!! Muhterem Aras Fotos: Redaktion 09. unalwahl N E ) F ( P M achlesen zur Komm Ä K L H A W +++ N DA A S WAH H LE E R GE E B N IS S Eine Wahl nach Wunsch! l GRÜNE JUGEND Abgesehen davon, dass die neue grüne Fraktion natürlich die sympathischste ist, ist sie auch die jüngste: Der Altersdurchschnitt der Grünen liegt bei 43 Jahren und damit leicht vor der SÖS. Es folgen die Fraktion der CDU mit 50,6 Jahren, die SPD mit 51,6 Jahren, die FDP mit 52,9 Jahren und – nicht zu toppen – die Freien Wähler mit durchschnittlich 63 Jahren. HIGHLIGHTS l Am meisten Stimmen wurden für die Grünen im Wahllokal an der Hedwig-Dohm-Schule gesammelt. Die Grünen erhielten hier 43,1 Prozent der abgegebenen Stimmen. Herausragend auch das Wahllokal in der Stadtbücherei (42,0 Prozent) und in der Heusteigschule (42,2 Prozent). Sensationell auch das Ergebnis in Sonnenberg: 35,9 Prozent für die Grünen in einem Außenbezirk. Hier wurden die Grünen dafür belohnt, dass sie sich für den Erhalt der Rappenäcker eingesetzt haben. ZEITENWENDE IN BAD CANNSTATT? In Bad Cannstatt kamen die Grünen mit 23,3 Prozent knapp an die CDU heran, die 24 Prozent der Stimmen erhielt. Bitter für die Cannstatt-Connection: Die bürgerliche Mehrheit im Bezirksbeirat ist gebrochen, der schwarze „Erbhof“ Bad Cannstatt ist Geschichte. l VOLKSPARTEI IN DER KERNSTADT l Die Grünen verkörpern das Lebensgefühl der Städter wie keine andere Partei, entsprechend sind die Wahlergebnisse in der Kernstadt: 37,1 Prozent in Mitte, und damit mehr als CDU (19,8 Prozent) und SPD (14,1 Prozent) zusammen; im Norden 30,7 Prozent; Ost 28,3 Prozent; Süd 31,4 Prozent; West 35,8 Prozent. Mal sehen, ob der Westen das Mitte-Ergebnis irgendwann toppt. l STIMMENKÖNIG Jahrelange gute Arbeit und die führende Rolle im Kampf gegen Stuttgart 21 bescherten Werner Wölfle, dem männlichen Spitzenkandidaten der Grünen, die meisten Stimmen überhaupt. Im Westen läuft ihm aber Muhterem Aras, die Spitzenkandidatin, den Rang ab. Insgesamt haben die zukünftigen grünen Stadträtinnen und Stadträte sehr gute Stimmergebnisse. Die beste Kandidatin der CDU käme bei uns auf Platz 8, der beste Kandidat der SPD auf Platz 11. l WECHSELSTIMMUNG? Die Wähler der Freien Wähler waren mit der Arbeit ihrer bisherigen Vertreter im Gemeinderat zufrieden und schickten die alten Herren in alter Besetzung wieder ins Rathaus. Anders bei der FDP: Hier wurde das Personal bis auf die Frontfrau Rose von Stein komplett ausgewechselt. Bei den Grünen hingegen schieden vier Stadträte aus der Fraktion aus, neun Neue kommen hinzu. Gute Aufbauarbeit. DIE SPRINGERINNEN l Wie auch schon früher sind auch dieses Mal grüne Frauen nach vorne gewählt worden. Gabi Nagl als neu gewählte Stadträtin schaffte eine Verbesserung um acht Plätze. Gerne gewählt werden auch Kindergartenleiterinnen (Uschi Preuthen + 33 Plätze), Krankenschwestern (Christa Tast + 33 Plätze) und Ärzte (Dr. Michael Parys + 30 Plätze). l STARK IM BEZIRK Statt wie bisher 55 ordentliche Bezirksbeiratssitze zu belegen, werden es künftig 83 Sitze sein. Damit liegen die Grünen nahezu gleichauf mit der CDU, die von 116 auf 84 Plätze abfiel, und der SPD mit jetzt 58 Plätzen. Diese starke Rolle in den Bezirken werden wir ausbauen! Helfen wird dabei, dass den Grünen in der Innenstadt nun drei ehrenamtliche Bezirksvorsteher zukommen, statt nur zwei wie seither. Martin Steeb PLASTIK ODER PAPPE? Lange Diskussion in der Wahlkampfkommission: Papier oder Plastik? Dass die Ökobilanz der herkömmlichen Plakatierung nicht besser sein kann, wenn jeder zweite hölzerne Plakatständer im Laufe des Wahlkampfs zerstört wird, war klar – aber wie kommen die neuen Plakate an? Auf jeden Fall haben sie zu einer neuen Lust am Plakatieren geführt. Kein Wunder, geht es doch jetzt ganz unkompliziert: Anna Deparnay-Grunenberg zieht mit dem Fahrradanhänger los, Mark Breitenbücher mit Kinderwagen und Max. Nur die Veranstaltungen wurden noch wie früher gekleistert. Wegen der nicht uniformen Kopfplakate unserer KandidatInnen, der guten Fotografie (an einem frühen März-Tag, an dem es schrecklich kalt war und furchtbar geregnet hat, wirklich!), dem etwas zurückhaltenden Format und der gerade richtigen Anzahl an Plakaten haben wir viel lobende Rückmeldung erfahren. Und von „WUMS“ reden wir hier nicht. M. S. DAS STADTBLATT 07 l 2009 03 UNSERE 16 W ER R NE ER W Ö LFL LE Ich bin Konstanzer, habe zwei Kinder und eine schöne Frau. Fünf Anläufe habe ich gebraucht, um im hohen Alter von 55 Jahren Stimmenkönig einer Kommunalwahl zu werden. 1989 war’s nix mit 29.079 Stimmen, 1994: 59.435 Stimmen, 1999: 42.290 Stimmen, 2004: 62.470 Stimmen, und jetzt erfreulicherweise: 93.888 Stimmen. Vielleicht hat diese Entwicklung auch etwas mit der geleisteten Arbeit zu tun? Unverminderte Leidenschaft treibt mich an, unsere Stadt so zu gestalten, dass die grüne Handschrift erkennbar wird. „Lust aufs Gestalten“ – dazu braucht es Mehrheiten, da bin ich nicht wählerisch. Vielleicht rührt daher der Ruf, „der kann mit den Schwarzen“. Dabei kann ich auch mit Rot; es müssen halt genug sein, dass es zu Mehrheiten kommt. Das ist mit dieser Wahl besser geworden. Was wirklich bleibt von Politik, sind aber eher die „kleinen“ Dinge: Einer erfolgreichen Asylbewerberin den Weg zur Einbürgerung geebnet zu haben. Einer türkischen Rentnerin ihre Rentenansprüche durchgesetzt oder den schönsten Spielplatz im Westen erkämpft zu haben. Eine Kleinigkeit fehlt mir noch: das Ende von Stuttgart 21. Dabei ist das ganz leicht. Merkel, Oettinger und Grube müssen nur Stopp sagen. Das Problem ist nur noch die Koordination der Terminkalender. AUCH SOLCHE FRAGEN BEARBEITE ICH GERNE! 04 DAS STADTBLATT 07 l 2009 UNSERE 16 M UH H TER R EM M A RA AS Ich bin 1978, mit zwölf Jahren, aus Anatolien nach Filderstadt zu meinen Eltern gezogen. Während meiner Schulzeit habe ich meinen Mann, Sami Aras, kennen gelernt und ihn anschließend auch geheiratet. Wir leben seit 20 Jahren sehr gerne im Stuttgarter Westen. Ich habe Wirtschaftswissenschaften an der Uni Hohenheim studiert und dann die Steuerberaterprüfung abgelegt. Heute leite ich meine eigene Kanzlei in der Stadtmitte. Als Mutter von Helin (zwölf Jahre) und Deniz (acht Jahre) weiß ich, wie schwierig es ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Daher gilt es auch in Zeiten knapper Kassen, faire Bildungschancen für alle Kinder herzustellen – unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft und Status. Wir brauchen Investitionen in Bildung anstatt in Tunnels und Autos! Zu den Grünen bin ich während meiner Studienzeit über die Initiative „EinwanderIn- nen ins Rathaus“ gekommen. Zusammenarbeit und der Austausch mit Bürgerinitiativen sind mir seitdem ein besonderes Anliegen. Im Gemeinderat bin ich seit zehn Jahren, seit zwei Jahren als Fraktionsvorsitzende. Durch das großartige Wahlergebnis haben uns jetzt die Stuttgarter in Stand gesetzt, unser politisches Programm besser umzusetzen. Ich will bei der anstehenden Umstellung von der kameralistischen zur doppelten Buchführung aktiv mitwirken, um diese Umstellung effektiv, transparent und kostengünstig zu gestalten. Es gilt, eine solide, ökologische und nachhaltige Haushaltspolitik zu machen, damit die Lebensqualität in unserem schönen Stuttgart auch für die nächste Generation erhalten und verbessert werden kann. MEHR GRÜN TUT STUTTGART GUT! 09. unalwahl N E ) F ( P M achlesen zur Komm Ä K L H A W +++ N UNSERE 16 S I LV V IA F IS S C HE ER UNSERE 16 AN N N A D EP PA RNA AY-G G R UN N E N B ER RG Ich bin 33 Jahre alt, halb Französin, halb Schweizerin, Forst- und Umweltwissenschaftlerin, verheiratet und Mutter von drei Kindern. Ich wohne in Stuttgart-Vaihingen, genauer im Dachswald. Dem Wählerauftrag folgend, werde ich die Stelle der Kreisgeschäftsführerin der Stuttgarter Grünen verlassen, um mich ganz der Tätigkeit als Stadträtin in einer starken und kreativen grünen Fraktion zu widmen. So wie jede/r von uns sich verpflichtet fühlen sollte, möglichst viel für die Ökologie zu tun, so sind wir auch als Gemeinde in der Pflicht, unser Leben so zu organisieren, dass wir auch globale Verantwortung übernehmen. Dazu gehört unter anderem: wie wir uns fortbewegen, wie wir mit Grund und Boden umgehen und wie wir wohnen. Täglich sehe ich, wie wichtig Wald und Wiese für unzählige BürgerInnen sind. So werde ich mich dafür einsetzen, dass wichtige Grün- und Freiflächen erhalten bleiben! Wir müssen neue Wohnformen entwickeln und fördern und im Bestand nachverdichten. Und wir brauchen eine andere Planungskultur. Anhand der Bedürfnisse der Bevölkerung vor Ort – die idealerweise in die Planung eingebunden wird! – werden Planungsentwürfe vorgelegt. Nach sachlicher und ökologischer Prüfung durch die Verwaltung wird dann ein Investor gesucht, der das Vorhaben mitentwickelt (und nicht umgekehrt!). DIESES PROCEDERE WILL ICH VOM KOPF WIEDER AUF DIE FÜSSE STELLEN. FÜR UNS UND FÜR UNSERE UMWELT. Ich bin 54 Jahre alt, wohne in Feuerbach, bin Berufsschullehrerin, war zunächst im Bezirksbeirat und bin seit 1994 im Gemeinderat. Zu den Grünen bin ich nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl gestoßen. Atomkraftwerke abschalten, das bleibt das große Ziel. Gleich mein erster Antrag im Gemeinderat, nämlich die Energieeinsparverordnung beim Bauen auf städtischem Grund zu verschärfen, ist durchgegangen! Auch die Stadträte Michael Föll und Christoph Palmer waren gleich dafür. Seitdem habe ich weiter eifrig nach allen Seiten geredet und die Mehrheiten so genommen, wie sie gefallen sind. Grün wirkt! Die meisten unserer Themen: Umwelt- und Klimaschutz, Chancengerechtigkeit, Integration, sind heute zu Klassikern geworden, die sich alle Parteien auf ihre Fahnen schreiben – solange es bei Allgemeinplätzen bleibt. Doch sobald es konkret wird, ist leider nicht drin, was außen draufsteht. Da wird in der Frischluftschneise gebaut, die Öffnungszeiten der Ganztagesschulen sind kürzer als der Hort, etc. Jetzt haben uns die WählerInnen den Auftrag gegeben, konkrete Veränderungen im eigentlichen grünen Sinn vorzunehmen. Die Erwartungen sind hoch gesteckt. Nun heißt es: Ärmel aufkrempeln und durchstarten. JA, WIR KÖNNEN DAS. WAHLKAMPF AS USUAL . . . Kein Wahlkampf ohne Klassiker – wie „unser Ostereierstand“ oder „Sommerfest Nord“. Und dieses Mal vor allem: Infostände, Infostände, Infostände. Im Unterschied zu anderen Parteien haben die grünen KandidatInnen den Kontakt zu den WählerInnen nicht gescheut – was ihnen viel Sympathie brachte. M. S. Sommerfest bei den Naturfreunden am Steinbergle. Infostand mit Clarissa Seitz und Gabi Nagl. Am Ostereierstand: Niombo Lomba. Fotos: Redaktion DAS STADTBLATT 07 l 2009 05 UNSERE 16 M IC C H AE EL K IE E N ZL LE Aufgewachsen in Ludwigsburg, in Stuttgart zur Schule gegangen. Erziehungswissenschaft, Geschichte und Literaturwissenschaft studiert und dann an der Universität Stuttgart die Neuere Deutsche Literatur gelehrt. Ich bin mit Veronika Kienzle verheiratet, die ehrenamtliche Bezirksvorsteherin für Stuttgart-Mitte ist, und bin Vater dreier Töchter. Wir haben das Glück, an einer Stuttgarter Staffel zu wohnen, exakt zwischen StuttgartSüd und -Mitte. Ich wurde nunmehr zum fünften Mal in den Gemeinderat gewählt. MICH INTERESSIERT KULTURPOLITIK IM UMFASSENDEN SINN: Ich will darauf hin- arbeiten, dass Bildung, Spiel, Ästhetik, die historische Erinnerung und Sinnorientierungen für alle ermöglicht und gefördert werden. Und dass Kultur innovativ bleibt und nicht zum Privileg Weniger wird. Der Umgang mit der Umwelt, mit der urbanen Mobilität, dem Städtebau und dem öffentlichen Raum hat kulturell dieselbe hohe Bedeutung. Kommunalpolitik findet nicht nur im Rathaus, sondern in der Stadtgesellschaft statt. Das lernte ich bei den erfolgreichen Bürgerinitiativen zum Erhalt des Bosch-Areals oder dem Verein zur Gründung des Kinder- und Jugendtheaters, in denen ich aktiv war. Die Stiftung Geißstraße 7 habe ich nach der Brandkatastrophe mitbegründet und bin ihr Vorstand. Da mir nicht nur die politische grüne Bewegung, sondern auch Körperbewegung Herzensanliegen und Bedürfnis ist, bin ich überzeugter Alltagsradler, Bergfreund und spät berufener Marathonläufer. UNSERE 16 V I TT T OR R I O L A Z A RIDII S Geboren wurde ich 1968 in Zürich. Meine Mutter stammt aus Italien, mein Vater aus Griechenland. Ich bin verheiratet, habe drei Kinder, meine Staatsangehörigkeit ist italienisch. Die Familie kam 1970 nach Deutschland. Ich besuchte die Wilhelmschule und später das Wirtemberg-Gymnasium in Untertürkheim, wo mich mein Deutschlehrer Winfried Hermann, der heute für die Grünen im Bundestag sitzt, sicher geprägt hat. Nach sechs Monaten in den USA als Assistant-Teacher und Fußballtrainer an der Burr & Burton Seminary High habe ich in Mannheim und Stuttgart Politikwissenschaften, Amerikanistik und Pädagogik studiert. Als meine Mutter starb, übernahm ich den elterlichen Gastronomiebetrieb von 1994 bis 1997. Danach studierte ich Sonderpädagogik an der PH Reutlingen und Uni Tübingen und ließ mich zum Sonderschul- lehrer ausbilden. Ich arbeitete als Lehrer an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule (Erziehungshilfe) und bin seit 2003 Sonderschulrektor an der Berger Schule. Zur Politik kam ich durch meine Arbeit im Internationalen Ausschuss, Bereich Sprachförderung und Bildung. Als Geschäftsführender Schulleiter der Sonderschulen ist mir wichtig, die Integration von Menschen mit Behinderungen in den Regelschulbetrieb voranzutreiben. Grüne Politik bedeutet für mich, Teilhabemöglichkeiten für alle zu schaffen und Bildungswelten, die für unsere Kinder gerecht sind. Die Stadt Stuttgart kann durch eine wirksame Schulentwicklungsplanung hier deutliche Akzente setzen. Grüne Politik bedeutet auch, DASS SICH DIE ÖKONOMIE AN DER ÖKOLOGIE AUSRICHTET – UND NICHT UMGEKEHRT. . . . UND MAL WAS NEUES: Der zeitgemäße Wahlkämpfer resp. Kandidat rennt mittlerweile im grünen Funktionsshirt durch den Park, freut sich über anfeuernde Bewunderung und die seltenen dummen Kommentare, erregt viel Aufsehen und macht sich gleichzeitig fit für die kommende Amtszeit. Nicht wenige Sympathisanten wollen wissen, wann der nächste Lauftreff startet. MIT GRÜNZÜGEN UND BANDEROLEN Die grünen Bänder haben einige Herren im Innenministerium fürchterlich ergrimmt. Bänder um die alten Bäume im Schlossgarten haben sogar den Weg in die Bild-Zeitung gefunden. Und auch wenn sich manche über den „Müll“ echauffiert haben: Es kam rüber, dass der Skandal nicht die herumliegenden Bänder sind, sondern die Absicht, die umwickelten Bäume zu fällen. M. S. Lauftreffpause. Jochen Stopper und Mark Breitenbücher bandagieren gefährdete Bäume, und Regionalrätin Margit Riedinger genießt ihre Wahlkampftour mit Etappe im E-Mobil. Fotos: Redaktion 06 DAS STADTBLATT 07 l 2009 09. unalwahl N E ) F ( P M achlesen zur Komm Ä K L H A W +++ N UNSERE 16 NII O M B O LO M BA A Politik interessiert mich dort, wo wir leben! Lust auf Verantwortung, um Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit umzusetzen – das treibt mich an. Was liegt da näher, als in der Kommune Politik zu machen? Ich bin 1973 in Freiburg geboren. Dank meiner Eltern, einer engagierten Freiburgerin und einem kongolesischen Forstwirt, habe ich mich früh für Andere eingesetzt. Meine Jugend habe ich in Stuttgart und das Studium in Augsburg verbracht. In Berlin habe ich sechs Jahre gelebt. 2006 bin ich in die Stuttgarter Heimat zurückgekehrt. Als Politik- und Kommunikationswissenschaftlerin unterstütze ich Misalisa e. V., einen Verein für Selbsthilfe im Kongo. Davor habe ich unter anderem als Corporate External Affairs Managerin der Celesio AG gearbeitet. Zudem hatte ich einen Lehrauftrag an der Universität Hohenheim inne. 2000 bis 2002 war ich Bundesvorstandsmitglied von Bündnis 90 / Die Grünen. Ich bin seit 1998 Mitglied der Grünen. Darüber hinaus bin ich Mitglied von Misalisa e. V., degepol e. V., der Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg und der Europa Union. Sport, schönes Design und tolle Filme schätze ich sehr. Meine Freizeit verbringe ich gerne mit Freunden und Familie. Dazu gehören Lachen, Reden und Reisen! Zu treffen bin ich im Café, auf dem Weindorf oder ganz einfach: DA, WO MENSCHEN SIND! UNSERE 16 AN N DR R E A M ÜNCH H In Baden geboren und aufgewachsen, bin ich nach dem Abitur im Mittel alle zweieinhalb Jahre umgezogen. Kurioserweise beendete ich mein Karawanenleben in der Oase Bad Cannstatt. Ein Hauch schwäbischer Exotik, Nachbarn aus aller Herren Länder, eine Stadt in der Großstadt, Berge, Fluss, Park und Bahnhof – zum Erstaunen vieler fühlte ich mich von Beginn an heimisch und stieg aktiv in die Kommunalpolitik ein. 1994 wurde ich erstmals in den Gemeinderat gewählt. Seitdem habe ich mich in Bezug auf Bad Cannstatt z. B. für den Erhalt alter Bausubstanz und die Umnutzung des Friedrich-List-Heims (jetzt Magnoliengarten) und des Terrot-Areals (jetzt Seelberg Wohnen) erfolgreich eingesetzt. Der Bau einer Tiefgarage unter der Kursaalwiese konnte verhindert werden. Bislang vergebens war das Bemühen, die Müllverbrennungsanlage per Bahn zu beliefern. Ohne kommunales Miteigentum fehlt dazu ein effektiver Hebel. Die Straßensozialarbeit muss in Cannstatt auf neue Füße gestellt werden. Augsburger Platz und Seelbergstraße sollen umgebaut, im Neckarpark Passivhäuser gebaut und Baugemeinschaften unterstützt werden. Alte Streitthemen, etwa der barrierefreie Ausbau der U 13 in der Badstraße und der autofreie Marktplatz, müssen jetzt endlich zu einem glücklichen Ende gebracht werden. STAAT & FREIHEIT & GLEICHBERECHTI GUNG & ÖKOLOGIE & BASISDEMOKRATIE: AUF GEHT’S! DAS STADTBLATT 07 l 2009 07 UNSERE 16 P E TE ER PÄT Z OL LD UNSERE 16 GA A BR R I E L E N AG GL Ich bin 51 Jahre alt, in Bad Cannstatt aufgewachsen, habe an der Universität Stuttgart Architektur und Stadtplanung studiert. Zunächst habe ich selbstständig als freie Mitarbeiterin für Architekturbüros gearbeitet. Danach war ich acht Jahre im Amt für Stadterneuerung der Stadt Stuttgart und in der Stadtsanierung tätig. Heute arbeite ich im Planungsamt der Stadt Leinfelden-Echterdingen. Seit 2004 lebe ich im Wolfbusch, Stadtteil Weilimdorf. Privat bin ich seit Jahren unverheiratet fest liiert. Als Kind haben mich die damaligen Schaumberge auf dem Neckar erschreckt. Seit meiner Jugend bin ich Atomkraftgegnerin. Der Lebensabschnitt in einem Neubaugebiet hat mich über den Städtebau nachdenken lassen. Dann Tschernobyl. Mitmenschen, die gebaute Umwelt und Ereignisse haben mich politisch aktiviert: Als Studentin sammelte ich Unterschriften für die Verlagerung des Verkehrs aus der Hohenheimer Straße in einen 08 DAS STADTBLATT 07 l 2009 Autotunnel. Bis 1994 habe ich mit anderen ökologisch denkenden und handelnden Menschen ein Baugemeinschaftsprojekt realisiert – das zweite Projekt dieser Art in Stuttgart. Mit Blockheizkraftwerk zur Wärmeund Stromgewinnung, Regenwasser für die Toilettenspülung, mit drei Sozialwohnungen, die einem sozialen Träger zur Belegung geschenkt wurden, hat das Projekt heute noch Vorzeigecharakter. Fünf Jahre lang war ich grüne Bezirksbeirätin in Stuttgart-Süd. Obwohl ich mich neben meinem intensiv beanspruchenden Beruf auch um meine pflegebedürftige Mutter kümmere, habe ich mich wegen Stuttgart 21, dem unterdrückten Bürgerentscheid und den städtebaulichen Missständen entschieden, für den Gemeinderat zu kandidieren. Dank der grünen WählerInnen habe nun auch ich die CHANCE, STUTTGART VORANZUBRINGEN. Seit zwölf Jahren wohne ich mit meiner Frau im Stuttgarter Süden. Zwischen Fangelsbachfriedhof und Wilhelmsplatz lässt es sich mitten in der Stadt gut leben, auch für uns als Familie mit bald zwei Kindern. Hier im Süden hat auch mein politisches Engagement in Stuttgart begonnen. Erst lebhaft im Bezirksbeirat, dann im Gemeinderat. Die Anfänge meines politischen Lebens gehen aber weiter zurück und weiter in den Süden. An einem oberschwäbischen Gymnasium wurde meine Lust auf die Mitgestaltung unserer Gesellschaft geweckt. Schülerzeitung, SMV, Umweltgruppe, Sportverein – gemeinsam etwas gestalten und erreichen hat mich immer begeistert. Bis heute habe ich Freude daran, zusammen mit Anderen Projekte zu entwickeln und umzusetzen. Sei es in der Politik oder im Beruf. Als Architekt bin ich es gewohnt, in einer fächerübergreifenden Gruppe Projekte anzugehen. Ob man nun den Bauherrn von einer Idee überzeugen muss oder den politischen Gegner, beides ist häufig nicht einfach und braucht Zeit. Aber beides macht meistens Spaß, wenn auch der Weg zum Ziel beschwerlich ist und man wie beim Radfahren einen langen Atem braucht. Aber was wäre eine Bergankunft ohne die Steigung? Nur die halbe Freude. Wir spüren und bleiben: LEBHAFT IM SÜDEN. 09. unalwahl N E ) F ( P M achlesen zur Komm Ä K L H A W +++ N UNSERE 16 TA BE EA S C H IL L LIN NG Ich habe Querflöte, Elementare Musikpädagogik und Kulturmanagement studiert. An der Uni Hohenheim bin ich Musikbeauftragte und an der Stuttgarter Musikhochschule betreue ich die Künstlervermittlung und Weiterbildung. Ich organisiere das Stuttgarter Musikfest für Kinder und Jugendliche sowie das Projekt „Kleine Leute – große Töne“ (Musiker besuchen ehrenamtlich Kindergärten). Seit 2005 engagiere ich mich als Bezirksbeirätin. Ich will in Bildung und Kinderbetreuung investieren – nicht in Beton. Ich setze mich dafür ein, dass es ähnlich dem mu*pä*di* einen kulturpädagogischen Dienst gibt, der die zahlreichen Musik- und Theaterangebote für Kinder und Jugendliche vermittelt. Alle Kinder sollen gleiche Bildungschancen erhalten. Für bezahlbaren Wohnraum und ausreichend Spiel- und Grünflächen möchte ich mich ebenfalls stark machen. Nicht zuletzt will ich Straßenlärm und Feinstaubbelastung reduzieren, den Verkehr entschleunigen und den öffentlichen Raum so gestalten, dass er zum Verweilen einlädt. Seit 18 Jahren lebe ich mit Philipp Franke zusammen. Ich bin Mutter von einem Sohn mit 18 Monaten. Ab Mitte August erwarte ich ein zweites Kind. Ja, ich sage JA ZU UNSERE 16 CL L A R IS S SA A SE E IT TZ Geboren und aufgewachsen bin ich in Schwäbisch Gmünd, aktiv wurde ich beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Neben dem Waldsterben und dem Amphibienschutz war der Kampf gegen die Stationierung der amerikanischen Pershingraketen auf der Mutlanger Heide der Schwerpunkt meiner jugendlichen Aktivitäten. Dem BUND bin ich bis heute treu geblieben, als Sprecherin des Kreisverbands Stuttgart. An der Universität Konstanz studierte ich Psychologie. Nach meinem Studium war ich in der AIDS-Prävention tätig. Seit 1994 berate ich bei der Arbeitsagentur Ludwigsburg SchülerInnen und StudentInnen bei ihrer Studien- und Berufswahl. Verheiratet bin ich mit Gerhard Pfeifer, wir leben seit 1992 in Stuttgart. Stuttgart ist für uns, topografisch gesehen, eine ideale Stadt zum Radeln. Wir lieben Bergradtouren und verbringen unseren Sommerurlaub oft in den Schweizer Alpen. FÜR MEINE ARBEIT IM GEMEINDERAT HABE ICH VIELFÄLTIGE GRÜNE ZIELE: Eine zentrale Zukunftsfrage für unsere Stadt ist, dass Stuttgart 21 nicht gebaut und stattdessen unser Kopfbahnhof modernisiert wird. Ein ökologisch ausgerichteter Städtebau auf den schon jetzt zur Verfügung stehenden Flächen, wäre damit sofort realisierbar – und nicht erst im Jahre 2025. Denn bis dahin sind diese Flächen durch die S 21-Baulogistik blockiert. Lebensqualität in Stuttgart erwarte ich durch flächendeckende Verkehrsberuhigungen. In den Wohngebieten sollten Kinder auf der Straße spielen können. Als bisher unterschätzten Beitrag zum Klimaschutz möchte ich mich für die Verbesserung des Radverkehrs in Stuttgart engagieren. Zum Schutz unserer Naherholungsgebiete dürfen keine weiteren Neubaugebiete auf der grünen Wiese ausgewiesen werden. Und auch der Tierschutz sollte im Gemeinderat ein stärkeres Gewicht bekommen. KLEINEN LEUTEN, GROSSEN TÖNEN! MITMACHEN Besonders gut kamen die Veranstaltungen an, wenn die Leute merkten, ihre grünen Gesprächspartner sorgen sich um den Stadtteil oder die Stadt. Wenn die Radfahrer beispielsweise Verbesserungsvorschläge machen, die Wanderer ihre Meinung zum Panoramaweg West sagen konnten. Oder wenn sich alle zusammen über den Schildbürgerstreich an der Hasenbergsteige erregen konnten: Dort wird das schöne Panorama derzeit durch einen mächtigen Zaun versteckt. Die Grünen werden dafür sorgen, dass der Zaun wieder weg kommt und man die Aussicht wieder genießen kann. M. S. Fotos: Redaktion DAS STADTBLATT 07 l 2009 09 UNSERE 16 J O C HE EN S T O P PE ER Die Wende hin zu einer alternativen Verkehrspolitik, der Einsatz für eine menschen- und umweltgerechte städtebauliche Entwicklung, Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien und der Einsatz für einen modernisierten, hoch leistungsfähigen Kopfbahnhof: Das sind aus meiner Sicht die großen Herausforderungen, denen wir Grüne uns in den kommenden Jahren stellen müssen. Besonders am Herzen liegt mir dabei, dass auch Stuttgart endlich den Kampf gegen die globale Klimakrise ernsthaft aufnimmt. Zum Beispiel durch eine moderne Verkehrspolitik, die konsequent die Alternativen zum motorisierten Individualverkehr stärkt: Fußwege, Fahrradwege und öffentliche Verkehrsmittel. 1974 in Stuttgart geboren, auf der Schwäbischen Alb und an der Mosel aufgewachsen, lebe ich seit zwölf Jahren wieder in Stuttgart. Ich bin verheiratet und habe mit meiner Frau zwei Söhne im Alter von 14 Monaten und vier Jahren. Ich habe in Stuttgart Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Geschichte studiert und war danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Hochschulbereich tätig. Seit Oktober 2008 bin ich in Elternzeit. Neben meiner beruflichen Tätigkeit und der Kindererziehung habe ich mich in den vergangenen Jahren als Fraktionssprecher der Grünen im Bezirksbeirat Mitte AKTIV UND MIT LEIDENSCHAFT FÜR GRÜNE AKZENTE IN DER STUTTGARTER STADTPOLITIK ENGAGIERT. UNSERE 16 P ET T E R S V E JDA A Zum Zeitpunkt, an dem ich diese kurze Vorstellung schreibe, bin ich gerade 24 Jahre alt geworden. Trotz dieses vergleichsweise jungen Alters habe ich schon eine Vielzahl an politischen Erfahrungen gesammelt: Seit 2005 bin ich Mitglied bei den Grünen und der Grünen Jugend, bin über zwei Jahre Mitglied im Vorstand der Grünen Jugend gewesen und seit 2007 Mitglied im Kreisvorstand der Grünen. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite sind die Aktivitäten, die ich außerhalb der Grünen wahrnehme: Als Gründungsmitglied des gemeinnützigen Musikfördervereins „Zukunftsmusik e. V.“ habe ich regelmäßig jungen Bands aus Stuttgart eine Bühne bereitet; hieraus hat sich eine feste Konzertreihe in einer Stutt- garter Szenekneipe entwickelt. Darüber hinaus bin ich seit vielen Jahren ehrenamtlicher Jugendbetreuer. Dieses Engagement möchte ich in den kommenden Jahren in den Stuttgarter Gemeinderat einbringen und dort eine Stimme für die Jugend in unserer Stadt sein. Junge Menschen sehen die Welt mit anderen Augen, haben andere Perspektiven als die älteren Generationen. Dem muss in einer repräsentativen Demokratie Rechnung getragen werden. Ich will also MEHR GRÜN IN DER STADT FÜR ALLE GENERATIONEN. JUBEL! Bei der Wahlparty (traditionsgemäß im Schlesinger, Dank an die Mannschaft!) traut sich noch niemand, seiner Hoffnung bewegt Ausdruck zu verleihen. Dafür geht es zwei Tage später umso ungehemmter zu. Nachdem das Stimmzettelergebnis am Montag die Prognose vom Sonntag deutlich nach unten schraubte, war dann am Dienstagnachmittag klar, dass die Grünen die Sensation geschafft haben: stärkste Kraft im Gemeinderat. Unvergesslich das Bild, wie der Fraktionsvorsitzende die Fraktionsvorsitzende vor Freude kaum mehr aus dem Schwitzkästchen lässt. Und abends war die Mitgliederversammlung so gut besucht wie selten. M. S. Fotos: Andrea Eisenmann, Redaktion, Josh von Staudach 10 DAS STADTBLATT 07 l 2009 09. unalwahl N E ) F ( P M achlesen zur Komm Ä K L H A W +++ N UNSERE 16 T HE E KLA A W A L KER R Nach rund 20 Jahren des Studierens und Arbeitens, nach den ersten Jahren der Familiengründung, die ich in verschiedenen Stuttgarter Stadtteilen verbracht habe, lebe ich mit meinem Mann und meinen beiden Kindern inzwischen im schönen und vielfältigen Stuttgarter Norden. Beruflich habe ich mich vielseitig orientiert und weitergebildet. Nach dem Studium der Geschichte und Amerikanistik war Presseund Öffentlichkeitsarbeit jahrelang mein Hauptberuf. Nach weiteren Ausbildungen zur Waldorf- und Naturpädagogin veranstalte ich seit einigen Jahren naturpädagogische Projekte für Kinder, Schüler und Studenten. Durch diese Arbeit bin ich zum einen in vielfältigem Austausch mit engagierten Naturschützern vor Ort, und zum anderen erlebe ich, mit welchen Problemen Kinder heute in ihrer Entwicklung zu kämpfen haben. Als berufstätige Mutter von zwei Schulkindern wie auch als Pädagogin liegt mir besonders die Qualität der Bildungs- und Betreuungsangebote am Herzen. Wir brauchen eine ganzheitliche Stadtent- wicklung, die innovative Wohnkonzepte mit Naturschutz und Spielräumen für Kinder verbindet. Die gesunde Entwicklung der Kinder muss bei der Planung und Konzeption von Betreuung und Bildung im Vordergrund stehen. Ich freue mich sehr, dass ich nun meine vielfältigen ERFAHRUNGEN AUS BERUFLICHEN UND EHRENAMTLICHEN ENGAGEMENTS IN DIE KOMMUNALPOLITISCHE ARBEIT EINBRINGEN kann. UNSERE 16 A N D R E A S W I N TER R In Stuttgart geboren, immer wieder mal weg und dann wieder in Stuttgart, fühle ich mich dieser Stadt verbunden. Früh prägte mich die Stuttgarter Kulturlandschaft. Nach Schule und Studienzeit war ich neben einer regen Konzerttätigkeit über zehn Jahre Lehrbeauftragter an einer kommunalen Musikschule bei Stuttgart. 1989 gründete ich mit Kollegen die Freie Musikschule, die sich zum jetzigen Freien Musikzentrum auf dem Roser-Areal in Feuerbach entwickelt hat. Mir geht es besonders um die Kulturstadt Stuttgart; um die etablierte Spitzenkunst genauso wie um die neue und freie Szene – und ich weiß, wovon ich hier rede. Eines meiner Hauptanliegen ist, die Kulturvermittlung und kulturelle Bildung vermehrt in den Alltag zu bringen. Das Querschnittsthema Kultur wird das Augenmerk auch vermehrt auf die Sozialpolitik (denn kulturelle Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen!) wie auch auf die Wirtschaftspolitik lenken. Grüne Wirtschaftspolitik wird immer als Zukunftsthema erkannt. Mit Blick auf dieses und all die anderen kommunalpolitischen Themen freue ich mich darauf, in einer erstarkten Fraktion weitermachen zu dürfen, und sage: DANKE FÜR DIESEN WÄHLERAUFTRAG! DAS STADTBLATT 07 l 2009 11 WIR DANKEN! „WIR MÜSSEN ARBEITEN KÖNNEN!“ DA A N K A N: N E S KII R SC C HNER IN Nach kurzem und erfolgreichem Intermezzo als Rätin für Klinik, Kinder und mehr: Adieu, Ines! Und ja, mach weiter so! 2004 mit einem Superergebnis in den Gemeinderat gewählt, war Ines mit ihrem Beruf als Kinderärztin und als Mutter dreier Kinder eigentlich schon ausgelastet. Sie hatte aber noch Wünsche an das „kinderfreundliche Stuttgart“, die sie verwirklichen wollte. Sie hat mit ihrer Familie viele Jahre im Ausland gelebt und weiß, wie selbstverständlich das Arbeiten und Leben mit Kindern sein kann. Daher ihre Themen: Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die kindergerechte Stadt. Mehr Kita- und Hortplätze hält sie für die wichtigste Voraussetzung dafür, dass Mütter so arbeiten können, wie sie wollen. Sie wünscht sich ein flexibleres System, wo auch während des laufenden Jahres Kinder in Kitas aufgenommen und die freien Plätze nach Bedarf vergeben werden können. Ines ist sehr zufrieden damit, dass die Chefarztstellen, die noch viel zu selten von Frauen besetzt sind, nicht mehr vom Gemeinderat gewählt werden. Dank der neuen Betriebssatzung des Klinikums entscheidet nun ein Fachgremium. Ines war an vielen Sitzungen beteiligt, in denen über den Umbau des Klinikums verhandelt wurde. Sie freue sich besonders darüber, dass Geburtshilfe und Kinderklinik nun wieder nebeneinander liegen. Bedauerlich sei indes, dass die Bekämpfung des Feinstaubs überhaupt nicht voran geht. Auch ein Tempolimit zur Lärmbekämpfung wäre in der ganzen Stadt hilfreich. Ines Kirschner kandidierte nicht nochmals für den Gemeinderat und kann sich nun wieder ganz der Kindermedizin und ihrer Arztpraxis widmen. Denn ja, Recht hat sie: „Frauen müssen arbeiten können.“ Red. WIDERSACHER DER BLOCKHELDEN D A N K A N:: RO O LA A N D K U GLER Es gibt nicht viele, zu denen man sagen kann: „Wir danken für zwanzig Jahre grüne Kommunalpolitik in Stuttgart. Wir danken für fünfundzwanzig Jahre freundschaftliche Zusammenarbeit. Wir wissen, dass du uns weiter mit Rat & Tat zur Seite stehen wirst, weil dich die Lust auf Politik, wie uns auch, nie ganz loslassen wird.“ Roland Kugler zog 1984 zum ersten Mal in den Gemeinderat ein, setzte dann wegen des satzungsmäßig festgeschriebenen Rotationszwangs aus und beendet nun seine vierte Stadtratsperiode. Auf eigenen Wunsch hat er auf einem der hinteren Plätze kandidiert. Denn als Fachanwalt für Ausländerrecht, anfänglich in Kanzleigemeinschaft mit Rezzo Schlauch, war er durch Mega-Prozesse und Publikationen beruflich und zeitlich immer stärker engagiert. Aber sein juristischer Ratschlag war für die grünen Fraktionen wie auch für tragische Einzelfälle, um die wir uns zu kümmern hatten, unentbehrlich. In Klagen gegen umweltschädliches Benzol oder Feinstaub vertrat er die Grünen oder private Kläger und fand dabei starke publizistische Beachtung. Die Klage, die er gegen das Regierungspräsidium Stuttgart in Sachen Luftreinhalteplan eingereicht hat, wird in diesen Tagen entschieden. Roland war ein unentbehrlicher Fraktionskollege und vorbildlicher Stadtrat: hartnäckig in Sach- fragen, immer verbindlich und freundlich zu jedermann, humorvoll und präzise in seinen Wortbeiträgen. Eine politische Erscheinung wie er war Gegenprogramm zu den Bürgerblockshelden. Seine Interessen überschreiten weit den engen kommunalpoliti schen Horizont. Er ist ein gebildeter Weltenbummler, an historischen und kulturellen Fragen interessiert. Die Welt der Akten verlässt er immer wieder durchs Schreiben. 2008 hat er den erfolgreichen Krimi „Der Filderpate“ vorgelegt, dessen Hauptfigur er Jahre zuvor bei einem Projekt auf den Fildern das Leben schwer gemacht hatte. BLEIB WEITER IN BALANCE! l Roland hat immer auf eine ausgeglichene Balance zwischen Politik, Beruf und Freizeit geachtet. Die bewahrte er sich deshalb, weil er keinerlei Neigungen zu strategischen Machtspielen hat und weil ihm das Lebensglück im allgemeinsten Sinn, nicht nur das eigene, immer wichtiger ist. (Seine unglückliche Liebe zu billigsten Zigarren allerdings muss davon ausgenommen werden.) M. K. Foto: Redaktion POLITISCH SPAZIEREN Wer geht schon Ende April mit ein paar Grünen von der Karlshöhe zum Birkenkopf spazieren? Viel mehr Menschen, als wir erwartet hatten! Das zeigt, dass die BürgerInnen ein Interesse daran haben, ihre Stadt zu erkunden und zu hören, was sich politisch an dieser und jener Ecke tut. So ein Spaziergang ist die bessere Alternative zum politischen Nachmittag in einem Saal, denn: Der Kommunalpolitiker ist an der frischen Luft; der Bürger kann sich informieren, diskutieren und bei Bedarf einfach schneller laufen – und braucht dann nicht mehr zuzuhören. Ein Gewinn für beide Seiten. Am Ende gab‘s auf dem Birkenkopf Apfelsaft, Brezeln – und tolle Aussichten gratis dazu. Peter Pätzold 12 DAS STADTBLATT 07 l 2009 09. unalwahl N E ) F ( P M achlesen zur Komm Ä K L H A W +++ N EINE TIGERIN FÜR ALT & JUNG D A N K A N:: UR R SULA A M A RX X Als Ursula Marx 1994 in den Gemeinderat einzog, war sie wahrscheinlich die einzige Grüne in ganz Stuttgart-Vaihingen. Bereits zwei Jahre später war die gelernte Krankenschwester Fraktionsvorsitzende – und ganz Vaihingen wusste, dass mit den Grünen künftig zu rechnen sein wird. Ihrer Profession entsprechend, legte Ursula den Schwerpunkt ihres politischen Wirkens in den Krankenhaus-Ausschuss. Ihre frühere Arbeitsstätte, das Olgahospital, blieb Zentrum ihrer Stadtratsarbeit. Eines ihrer großen politischen Ziele lautete, das Klinikum Stuttgart für eine gesicherte Zukunft zu rüsten. Dieses Ziel hat sie spätestens mit den Neu- und Umbaubeschlüssen von Klinikum Stuttgart und Olgahospital erreicht, die in ihrer letzten Sitzung im Krankenhaus-Ausschuss im Juni 2009 gefasst worden sind. NETWORKING FÜR DIE GESUNDHEIT l Ihr Hauptanliegen war aber immer, für Lebensbedingungen zu sorgen, die erst gar nicht krank machen. Ursula war maßgeblich an der Gründung des Forums Gesunde Stadt beteiligt, einem Netzwerk von Akteuren aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens. Und sie hat erreicht, dass Stuttgart Mitglied im Netzwerk Gesunde Stadt der WHO ist. Das unabhängige Forum bietet hervorragende Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung für alle Generationen an. Überhaupt, die Generationen – sie bildeten einen weiteren Schwerpunkt ihres Wirkens. Nicht zuletzt dank ihres Drängens wurde ein Unterausschuss eingerichtet, der sich die Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Stadt zum Ziel gesetzt hat. MIT ENERGIE FÜR ENERGIE l Erschüttert war und ist sie darüber, wie achtlos wir mit dem Erbe unserer Kinder umgehen, wie leichtfertig wir das Klima ruinieren. Klimaschutz, wirkungsvolle CO2Senkung, rationeller Energieeinsatz: Das waren Themen, die sie im „AK Energie“ bearbeitet und dann in den Gemeinderat gebracht hat – beispielsweise durch die Studie „Stuttgart ohne Atomstrom“. Auf die Zeit nach dem Gemeinderat hat sie sich nahezu professionell vorbereitet. Nicht, dass sie ihre Zeit nunmehr nur ihren zahlreichen Enkelkindern zukommen lassen wird, mit denen sie immer öfter im Rathaus zu sehen war. Nein, sie hat sich bereits ein neues Ehrenamt zugelegt. Wir werden von ihr sicher noch hören. Ihre sportlichen Aktivitäten, Radfahren (u. a. Stuttgart – Paris) und Kajakfahren (vielleicht bald auf der Wildwasserstrecke im Schleusenbereich des Neckars?), werden zunehmen. Ihre guten Kontakte zu Melun, der Partnerstadt von StuttgartVaihingen, und ihre große Liebe zu Frankreich wird sie bestimmt pflegen und ausbauen. Die Stadt und wir sind Ursula Marx zu Dank verpflichtet. Red. NACHBOHREN BRINGT NICHTS Eine Woche vor der Einrichtung der Baustelle wurden die Bewohner des Hauses Urbanstraße 70 von anstehenden Bohrarbeiten unterrichtet. Das Informationsgespräch, das die Hausgemeinschaft erbeten hatte, verlief enttäuschend: Die mit den Bohrarbeiten beauftragte Firma war von der Deutschen Bahn AG angewiesen, keine Fragen zu beantworten bzw. keine Details weiterzugeben. Jetzt haben die Bewohner einen mächtigen, bis in das dritte Obergeschoss ragenden Bohrturm in einer Entfernung von nur 1,5 Meter von der denkmalgeschützten Fassade entfernt stehen, zudem noch direkt vor den Fenstern platziert. Gerade noch verhindert werden konnte das „Dixi“-Klo direkt neben der Eingangstür. M. S. Foto: Timo Nicolas DAS STADTBLATT 07 l 2009 13 KÖNIGIN DER STREUOBSTWIESEN D A N K A N : DO O R IS S P E P P LE E R -KELKA „Königin der Streuobstwiesen“ hat sie eine Parteifreundin einst freundschaftlich neckend bezeichnet. Jeder, der Doris Peppler-Kelka kennt, wird anerkennen, wie treffend dieser Titel ist. Im Jahr 1989 hat sie auf der grünen Liste erstmals für den Gemeinderat kandidiert, damals den Einzug aber noch nicht geschafft. Stattdessen engagierte sie sich im Kreisvorstand der Stuttgarter Grünen, im Bezirksbeirat Birkach/Plieningen und besonders im „Förderkreis Stuttgarter Apfelsaft – Ökologischer Streuobstbau in Stuttgart e. V.“ Mit viel Leidenschaft setzte sie sich schon damals für den Erhalt der Stuttgarter Kulturlandschaft ein. Seit 1995 war Doris Peppler-Kelka im Gemeinderat. Wahrscheinlich ist seither keine Bürgerinitiative, die sich für Bäume, Spielflächen, Natur in Stuttgart eingesetzt hat, ohne ihre tatkräftige Hilfe ausgekommen. Zahllose Ortstermine hat sie wahrgenommen und kennt seither Stuttgarts Freiflächen wie kaum jemand sonst. Seit sie von Birkach nach Stuttgart-Süd gezogen ist, sind es besonders die Bäume, von denen sie nicht genug kriegen kann. Unermüdlich versucht sie, die klimatischen und ästhetischen Vorteile der Bäume besonders für die Stadt zu erklären und zu nutzen. Weiteres Herzensthema ist ihr die Zukunft der landwirtschaftlichen Betriebe hier gewesen. Mit viel Durchhaltevermögen hat sie jahrelang für ein Stuttgarter Landwirtschaftskonzept gestritten, das den Landwirten hilft und nicht nur so tut. Die Menschen sollen auch Freizeit in Stuttgart verbringen können und genießen. Und die Kinder sollen wissen, wo die Milch und das Obst herkommen. EIN GESCHENK FÜR MICH Mein erster Gedanke nach der „Eruption“ am Wahlabend im Großen Sitzungssaal war: Juchhu, wir können die wichtigsten Grünflächen aus der Zeitstufenliste retten! Auch die Bürgerinitiativen gegen die Zerstörung von Ackerland und Naherholungsflächen haben der „Noch-Mehrheit“ gezeigt, wem sie ihr Vertrauen schenken. l schenk nach fast 15 Jahren Stadtratsarbeit. Eine junge Fraktion übernimmt ab September die wichtigen Aufgaben im Rathaus. Mir selbst wird‘s nicht langweilig, da bin ich sicher, denn meine Töpferei habe ich seit geraumer Zeit sträflich vernachlässigt. Beim Aufräumen in den letzten Tagen bin ich auf einen Antrag vom 28.5.1999 gestoßen: „Sicherung von Grünflächen im Heusteigviertel.“ Es ging um den Diakonissengarten, ein Kleinod in Stuttgart-Mitte. Gemeinsam mit Anwohnern konnten wir die GRÜN HEGEN, PFLEGEN – ERLEBEN Unsere Streuobstwiesen und Wälder gehören gehegt, sie haben hohen Freizeitwert, sind Naherholungsräume, leicht erreichbar – und zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis! Doris fühlt sich auch weiterhin zum Birkacher Osthang hingezogen. Gerne setzt sie sich auch aufs Fahrrad und radelt über Degerloch nach Sonnenberg auf den Streuobstwiesenlehrpfad. Hier merkt sie, dass sich die vielen Jahre ehrenamtlicher Arbeit gelohnt haben. Nebenher fand sie immer noch Zeit, regelmäßig donnerstags für die Fraktion leckere Kuchen zu backen. Am Tag unseres diesjährigen Frühjahrsempfangs wurde Doris 65 Jahre alt. Im Gegensatz zu allen Ratsmitgliedern konnte sie es kaum fassen, dass das fraktionsübergreifende Happy Birthday im Großen Saal des Rathauses ihr galt. Red. Für mich ein wunderbares Abschiedsge- wunderschöne grüne Lunge retten. Und noch heute freut es persönlich, wenn ich auf meinem Weg zur Stadt durch die Heusteigstraße radle, diesen Garten gerettet zu haben. Ich kann nur allen empfehlen, sich auch so oft als möglich selbst zu beschenken. Doris Peppler-Kelka Foto: Redaktion TENNIS SPIELEN FÜR SATZ UND SIEG Die Grünen mussten in Stuttgarts nördlichen Stadtbezirken immer höllisch aufpassen, sich als kleine Dritte nicht zwischen CDU und SPD zerreiben zu lassen. Nun haben uns die WählerInnen in Feuerbach, Weilimdorf und Botnang aus dieser misslichen Lage befreit und zur zweiten Kraft gemacht! Aber der Wahlkampf hat uns auch einiges abverlangt – z. B. den politischen Schlagabtausch im Tennisclub Feuerbach. Dort bewege ich mich auf vertrautem Terrain: anno 1967 wurde ich Mitglied, mit 12 Jahren und 50 Mark Jahresbeitrag, Gruppentraining inklusive. Von wegen elitärer Verein – meine Eltern waren kleine Angestellte. Das Clubhaus war am Nachmittag das Zuhause von uns Jugendlichen. Feste wurden geplant, manchmal Hausis gemacht. Heute muss ich nun zur Sportförderung Rede und Antwort stehen. Grüne wollen die Strukturen aufbrechen: Vereine, die ihre Infrastruktur für Jogger und Radler öffnen, sollen bei den Zuschüssen begünstigt werden. Kein direkter Widerspruch von den Vereinsmitgliedern. Dann die Bewährungsprobe: gemischtes Doppel auf rotem Platz. Der Freie Wähler Jürgen Zeeb geht gnädig mit mir um. Es steht 2:4, der Regen besiegelt vorzeitig unsere Niederlage. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht um die orakelhafte Bedeutung der freundlichen Worte des zweiten Vorsitzenden: „Frau Fischer, bei uns im Verein haben Sie trotzdem gewonnen!“ Nach dieser Wahl sind die Grünen nun in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dort war ich zwar schon immer, aber erst jetzt werde ich auch in diese Schublade gesteckt. Silvia Fischer 14 DAS STADTBLATT 07 l 2009 09. unalwahl N E ) F ( P M achlesen zur Komm Ä K L H A W +++ N PARKPLATZ IM HOSPITALVIERTEL Stolz errichtet hier die Landesverwaltung den zentralen Mast inmitten des überflüssigsten neuen Parkplatzes in Stuttgart-Mitte. Hier hätte man einen Quartierplatz einrichten können, der dem Hospitalviertel gut getan hätte. Anstelle des Leuchtmastens hätte ein größerer Baum gepflanzt werden können, der die Luftbilanz der Innenstadt verbessert hätte. Hätte, hätte, ... – nichts dergleichen. Stattdessen wird das Überangebot von Stellplätzen in der City noch weiter erhöht, und damit auch der Verkehr und der Feinstaub. O Heimatland BadenWürttemberg! M. K. Foto: Redaktion AU S D E N B E Z I R K E N S - MII TT E : Der Erfolg trifft in die Mitte Ganz besonders erfolgreich für die Grünen ist der Bezirk Stuttgart-Mitte mit mehr als 37 Prozent der Stimmen. Erfreulich war, dass sich diesmal fast neun Prozent mehr Bewohner der Mitte auf den Weg zur Wahlurne gemacht haben. Zahlreiche Initiativen und Vereine sind in den letzten fünf Jahren im Bezirk aktiv geworden: Das erklärt die gute Wahlbeteiligung. BÜRGERENGAGEMENT UND LEBENSQUALI TÄT – LUST AUF MEHR! l So grün- deten sich z. B. die Feinstaubinitiative Neckartor, die Anwohnerinitiative Pfarrstraße, die Bürgerinitiative rund ums Quartier S, die IG Calwerstraße und die IG Marienstraße, die IG Gerberviertel, die Initiative Stolperstein Mitte, die Initiative Hotel Silber und die Initiative „Spur der Erinnerung“. Die Gruppen haben sich oft aus eher unerfreulichem Anlass zusammengefunden; meist, um sich bei der Verbesserung ihres Wohnoder Geschäftsumfelds einzubringen. Diese vermehrte Bürgerbeteiligung ist ein enormer Zugewinn, ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor für den Stadtbezirk und seine Qualität. Doch auch das Engagement der BezirksbeirätInnen, quer durch alle Fraktionen und Parteien, war wichtig für eine bessere Identifikation der Innenstadtbewohner mit ihrem Bezirk. Die grüne Bezirksbeiratsfrak- tion hat dieses Engagement ernst genommen und vorbildlich unterstützt. Der Beirat hat Themenschwerpunkte gesetzt, die später stadtweit zur Debatte standen: Schutz der Hanglagen, die Maßstäblichkeit von Bebauungen, artgerechter Umgang mit Tauben, das Problem des Alkoholmissbrauchs, und so weiter und so fort. NULL BOCK AUF FRUST! l Die „Lust auf Stadt“ hat die Innenstadt ergriffen – das ist eine gute Entwicklung für die ganze Stadt. Jetzt sind neue Kräfte gefragt, die auf der Bezirksebene diese Entwicklung zügig voranbringen. Denn die Agenda dessen, was in der Stadt Unlust und Frust erregt, ist noch immer allzu lang. Gerade in Stuttgarts Mitte! Veronika Kienzle, Bezirksvorsteherin Stuttgart-Mitte DAS STADTBLATT 07 l 2009 15 Bezirksbeiratsarbeit – immer das gleiche abendliche Sitzen in tristen Amtsstuben? Von wegen! Der Bezirksbeirat Stuttgart-West kommt oft auf Touren, zum Beispiel beim Besichtigen des Wasserspeichers Hasenberg oder beim Rundgang mit Bürgermeister Klaus-Peter Murawski. Fotos: Uschi Preuthen, Markus Lion AL L LE B EZ Z IR R K E:: Lust auf Stadt – Bezirksbeiräte sind hautnah dabei Ein Baustein des phantastischen Wahlerfolgs der Grünen ist ganz sicher die langjährige konstruktive Arbeit unserer BezirksbeirätInnen in den Stadtbezirken. Denn obwohl es sich im Wesentlichen „nur“ um ein beratendes Gremium handelt, kann man im Bezirksbeirat viel bewegen. Wie das konkret (und künftig noch besser!) funktioniert, das erklärt Reinhard Möhrle, Bezirksvorsteher Stuttgart-West. Durch die Nähe zu den BürgerInnen und durch die guten Ortskenntnisse sind schon viele Planungen überarbeitet und verbessert worden. Von besonderer Bedeutung ist auch das Initiativrecht des Bezirksbeirats: Seine Anträge mit Vorschlägen und Anregungen müssen von der Verwaltung bearbeitet werden. Viele dieser Ideen sind inzwischen realisiert. Zahlreiche Spielplätze, Rad- und Fußwegeverbindungen bis hin zum Bürgerzentrum oder dem Schul- und Vereinsschwimmbad West gäbe es ohne die Initiativen und konstruktiven, häufig fraktionsübergreifenden Vorarbeiten durch den Bezirksbeirat nicht. Über ein eigenes Budget kann ehrenamtliches, kulturelles und soziales Engagement gefördert werden. Mit Informations- und Ausspracheabenden oder anderen Beteiligungsformen lässt sich die Bürgerschaft an der Stadtgestaltung direkt beteiligen. DAS IST DIE KOMMUNALPOLITISCHE BASIS ARBEIT l Die Sitzungen finden ein- bis zweimal monatlich statt. Die Bezirksberäte werden von den Parteien entsprechend dem Ergebnis der Kommunalwahl im Stadtbezirk benannt und entsendet. Im Gegensatz zum Gemeinderat gibt es auch immer Stellvertreter. In vielen Stadtbezirken 16 DAS STADTBLATT 07 l 2009 wechseln sich diese je nach inhaltlichem Schwerpunkt ab. Dies ermöglicht es auch Interessierten, die ein beschränktes Zeitbudget haben, im Gremium mitzuwirken. Die Bezirksbeiräte erhalten eine Aufwandsentschädigung von 30 Euro pro Sitzung. Und durch die neuen Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat wird die Arbeit in den Stadtbezirken sicher noch interessanter als bisher. Denn: Auch in allen Außenbezirken haben die Grünen jetzt mindestens zwei Beiräte. Im Team macht die Arbeit noch mehr Spaß als nur als Einzelkämpfer. Die Voten der Bezirksbeiräte, vor allem die in unserem Sinne, werden im neuen Gemeinderat sicher größere Beachtung finden. Gerade bei großen Projekten wie z. B. dem „Quartier S“ kümmerte sich die „bürgerliche Mehrheit“ im Gemeinderat nicht immer um die Meinung der Bezirksbeiräte, selbst der eigenen Parteien. Wer noch mehr über Bezirksbeiräte wissen will, wendet sich am besten an die ehrenamtlichen grünen Bezirksvorsteher Veronika Kienzle, [email protected], und Reinhard Möhrle, [email protected]. Wer sich als Mitglied des Bezirksbeirats bewerben will, setzt sich mit dem jeweiligen Ortsverband der Grünen in Verbindung. Die Kontaktdaten gibt‘s beim Kreisverband Stuttgart: [email protected]. A N T R ÄG E I A N F R AG E N I A KT I O N E N : UN N I STU U TT G A R T Resolution für Ressel – Geisteswissenschaften erhalten! Zum wiederholten Mal hat sich die grüne Gemeinderatsfraktion dafür eingesetzt, dass die Universität Stuttgart eine Volluniversität bleibt. Eine Universität muss Ort des kritischen Diskurses bleiben oder dazu werden, muss alle Angehörigen der Universität zur Debatte darüber befähigen, wie sich Fächer wie z. B. die Technik oder die Volkswirtschaft auf die Gesellschaft auswirken. Wie schon manche Rektoren vor ihm, scheint auch Rektor Ressel die Erfahrung machen zu müssen, dass eine um die Geisteswissenschaften beschnittene Universität in Stuttgart nicht funktional ist und breit abgelehnt wird. Es sieht nun auch dieses Mal so aus, dass der so genannte Masterplan nicht zur Ausführung kommt. Die folgende Resolution hat der Gemeinderat auf Vorschlag der grünen Fraktion einstimmig verabschiedet. Wir drucken sie hier ab, zur Wiedervorlage, falls sie wieder einmal gebraucht werden sollte. M. K. RESOLUTION DES GEMEINDERATS DER LANDESHAUPTSTADT STUTTGART » Der Gemeinderat hat Verständnis dafür, l dass sich die Universität Stuttgart profilieren und neu ausrichten will, auch, um die zur Forschung notwendigen Ressourcen zu ge- winnen. Er kann auch nachvollziehen, dass sich bei der angekündigten Effektivierung einzelner Bereiche im Rahmen eines „Masterplans“ unangenehme Entscheidungen nicht vermeiden lassen. Dennoch hat der Gemeinderat der Landeshauptstadt Stuttgart größtes Interesse daran, dass die Universität nach wie vor ein breites Spektrum wissenschaftlicher Disziplinen anbietet und sich unter dem Druck der Exzellenzinitiativen nicht nur auf Technik und Naturwissenschaften zurückzieht. Denn die Konzentration auf die Disziplinen einer nur technischen Universität ohne das Angebot geisteswissenschaftlicher Forschung und Lehrerausbildung in allen gängigen Fächern kann das im internationalen Maßstab ganz hervorragende kreative und kulturelle Potenzial der Stadt nicht nutzen. Eine Universität ohne Geisteswissenschaften, ohne Anglistik und Romanistik, wäre in der Gefahr, sich von den vielfältigen internationalen Bezügen und Verbindungen der Stadt zu isolieren. Und schließlich fehlten der Stadt selbst die notwendigen Lehramtsstudenten – und, nach dem Studium, die auch in Stuttgart dringend gesuchten Fachlehrer. Der Gemeinderat erwartet, dass die von der Universität Stuttgart als eigene „besondere Stärke“ beschriebene „Kooperation zwischen technischen und naturwissenschaftlichen sowie geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachrichtungen“ bewahrt, ausgebaut und weiterentwickelt wird. Er ist gerne bereit, die in den letzten Jahren erfolgreich verstärkte Kooperation zwischen Universität und Stadt weiter zu intensivieren. Er bittet deshalb den Universitätsrektor, den Senat und den Universitätsrat, den Masterplan standortverträglich zu gestalten und eine für die gesamte Stuttgarter Hochschullandschaft nötige Lehrerausbildung weiter zu ermöglichen und über die Ergebnisse baldmöglichst – wie bereits aus der Mitte des Gemeinderats beantragt – im Verwaltungsausschuss zu berichten. « VON DER ERSTEN ADRESSE ZUR SCHMUDDEL ECKE Die Marienstraße entwickelt sich nicht gut, leider! Sexgewerbe und Spielsalons, EinEuro-Läden und Billig-Gastro breiten sich aus. Die lobenswerten Aktivitäten der IG Marienstraße haben noch keine Wende zum Besseren bewirkt. Wir ermuntern die Stadt, alle nur möglichen und rechtlich zulässigen Maßnahmen zu ergreifen, die ein weiteres Downgrading dieser Traditionsstraße aufhalten. M. K. Foto: Timo Nicolas DAS STADTBLATT 07 l 2009 17 KOMMUNALPOLITISCHE CHRONIK Fragen über Fragen, Anträge zu allen kommunalpolitischen Themen, Vorschläge für zukunftsweisende Projekte und Planungen, erbitterte Gegenanträge: Über fünf Jahre hinweg bestimmte die grüne Fraktion als immer besser eingespieltes 11er-Team zunehmend den Gang der Debatten und der Ausschüsse. Das war sehr viel Arbeit für uns Antragsteller. Aber natürlich auch für die Fachverwaltungen, die unsere Anträge bearbeitet haben, ehe der OB unterschrieb. Auch wenn wir unsere Anliegen nicht immer ernst genommen sahen, haben wir uns oft über offene Ohren gefreut. Dafür bedanken wir uns an dieser Stelle einmal bei allen Fachleuten aus den vielen Ämtern, Referaten und Beteiligungsunternehmen. Wir können allerdings nicht versprechen, dass unsere Anträge weniger werden. Im Gegenteil ... Es scheint, dass die Verwaltung zwischendurch den RAHMENPLAN HANGLAGEN vergessen hat. Peter Pätzold und Werner Wölfle haben erfolgreich das Gespräch mit den BezirksvorsteherInnen eingefordert, das die eindeutigen Beschlüsse des Gemeinderats endlich mit Leben füllen soll. Der geplante GOLFPLATZ IN HOFEN ist und bleibt ein Fremdkörper in der Neckarlandschaft. Die Bauarbeiten wurden ein- gestellt, die aufgrund unserer Recherchen erteilten Auflagen des Amtes für Umweltschutz konnten noch nicht erfüllt werden. Doris Peppler-Kelka und Peter Pätzold möchten das Gelände in das IKoNE-Projekt der EU, Renaturierung und Neugestaltung des Neckarufers, einbinden. Andrea Münch fordert, einen neuen Pächter für die MINIGOLFANLAGE IM KURPARK zu suchen. Es darf nicht sein, dass einer der schönsten Plätze Bad Cannstatts – großzügig auf mehrere Ebenen verteilt, mit altem Baumbestand und öffentlich gut zu erreichen – geschlossen ist und verkommt. DIE GESTAPOZENTRALE IM EHEMALIGEN HOTEL SILBER war ohne jeden Zweifel ein Ort, an dem zentral für ganz Württemberg Deportationen und Tötungen vorbereitet und Verhöre unter Folter durchgeführt wurden. Dieser Tatsache muss sich die geplante Überbauung des Areals mit dem Projekt DA VINCI stellen. Michael Kienzle hat deshalb beantragt, die Authentizität der Gebäude rasch zu klären, um dann zu überlegen, wie es als Ganzes in das Projekt – das wir befürworten – integriert werden kann. Michael Kienzle und Peter Pätzold haben einen Bericht vom Wirtschaftsförderer beantragt, wie die MARIENSTRASSE vor QUARTIERPLATZ ODER BAUPLATZ? Wir wissen, dass es Überlegungen gibt, das derzeit vom Jugendhaus Mitte und anderen Einrichtungen als Sportplatz genutzte städtische Grundstück Hohe Straße 9 an der Ecke Firnhaberstraße im Hospitalviertel zu überbauen. Wir halten es für eine Selbstverständlichkeit, dass diese Fläche als öffentlicher Quartiersplatz zur Aufwertung des gesamten Hospitalviertels und als Bewegungsfläche vorgehalten wird, und wollen jetzt wissen, welche Überlegungen, Planungen, Voranfragen oder gar Zusagen der Verwaltung existieren. M. S. Foto: Timo Nicolas 18 DAS STADTBLATT 07 l 2009 BLICK VON AUSSEN: THOMAS BARTH, GRÜNES MITGLIED IM BEZIRKSBEIRAT STUTTGART-MITTE UND SOZIAL EINGESTELLTER UNTERNEHMER: » an einem trüben stuttgarter morgen les ich den spiegel in der nacht bin ich um meinen schlaf gebracht denk ich an unsere region vergreif ich mich im guten ton muss neu das zeitunglesen üben man sieht nicht klar man fischt im trüben schau ich auf stuttgarts tellerrand da rebelliert gar mein verstand der spiegel bringt es an den tag was hier noch keiner glauben mag unser privat stern ist am sinken die warnanlagen heftig blinken auch porsche nach dem strohhalm greift glaubst du die einsicht wär gereift nachricht von der banken seite hier steht bevor die größte pleite die tochter häuft auf den verlust noch keinem ist das recht bewusst im rathaus plant ein ganzer stab frech weiter am milliardengrab 2010 – so heißt die prognose acht millionen arbeitslose da fährt der schreck mir in die hose raus mit dem geld – wen schert das schon auf junge wartet harte fron die können heut sich noch nicht wehren drum lass für sie uns aufbegehren « weiterem „downsizing“ bewahrt werden kann. Sie möchten wissen, wie weitere Spielhallen und Erotikangebote verhindert werden können. DIE ARBEIT DER HOSPIZE wird gleichermaßen in der Bevölkerung wie im Gemeinderat hoch geschätzt. Ursula Marx und Muhterem Aras sind wegen der Berichterstattung beunruhigt und fragten, wie die Evangelische Gesamtkirche die Kontinuität der Einrichtung sichern will. Werner Wölfle und Muhterem Aras hatten den Dringlichkeitsantrag, dass die städtischen Vertreter in der Trägerversammlung der L B B W keiner Erhöhung der VORSTANDSVERGÜTUNG über 500.000 Euro zustimmen sollten, gestellt. Dies war im Gemeinderat beschlossen worden. Eine Erhöhung missachtet demnach den Gemeinderatsbeschluss. Obwohl der Bezirksbeirat Ost die Pläne der Häussler-Gruppe für die WOHNBEBAUUNG AM ODER IM PARK DER VILLA BERG abgelehnt hat, sollte der Ausschuss für Umwelt und Technik den Ausschreibungstext für das Gutachterverfahren absegnen. Peter Pätzold und Roland Kugler fordern konkrete Pläne und die Verschiebung des Gutachterverfahrens, bis der Gemeinderat die Entscheidung über die städtebauliche Zukunft dieses Bereichs gefällt hat. WOLFGANG KAEMMER, STUTTGART-WEST: MIT GOTTES HILFE ZUM SIEG? Die Erschließungskosten bei der Verdichtung der Wohnbebauung in der RAMSBACHSTRASSE werden zu hoch, befürchten Doris Peppler-Kelka und Peter Pätzold. Sie bitten deshalb die Verwaltung darzulegen, wie hoch die Erschließungskosten (pro Quadratmeter bebaubarer Fläche) für die Stadt und die künftigen Bauherren sind. Die Leitlinie „Innen- vor Außenentwicklung“ bei Bauvorhaben ist nicht einfach umzusetzen. Deshalb muss sorgfältig abgewogen werden, ob im ZWICKEL AN DER KÖNIG-KARL-STRASSE gebaut werden kann oder auch nicht, meinen Peter Pätzold und Andrea Münch. Erst wenn detaillierte Informationen zur Flächenbilanz und zum Versiegelungsgrad und die Einschätzung der Stadtklimatologen vorliegen, kann entschieden werden. DIE GEISTESWISSENSCHAFTLICHE LEH RER AUSBIL DUNG AN DER UNI STUTTGART muss erhalten werden. Das fordert der Gemeinderat in einer gemeinsamen Resolution auf Initiative von Michael Kienzle. Seit dem Amoklauf in Winnenden wurden nach Angaben des Stuttgarter Ordnungsamts bereits mehr als 740 Waffen freiwillig abgegeben. Werner Wölfle und Muhterem Aras haben beantragt, Anreize für die Rückgabe zu entwickeln: quasi eine „WAFFEN-ABWRACKPRÄMIE“ in Form von Gutscheinen für den Besuch oder die Benutzung von öffentlichen Einrichtungen, zum Beispiel von Museen, Theatern oder der Stadtbücherei. Renate Hugendubel » Dass man bei der „radikalen Ausdehnung“ der Suche nach „Mister Stuttgart 21“ nach so dynamischen Jungpolitikern wie Späth, Schlauch und Riester jetzt schließlich auf Nachwuchs-Kommissar Bienzle gestoßen ist, zeigt, dass das Projekt endgültig im 21. Jahrhundert angekommen ist. Dennoch sollte man auch noch bei Johannes Heesters nachfragen, der hier gerade allabendlich als „Gott“ auf der Bühne steht und, wie seine anderen Altersgenossen, der Fertigstellung des Bahnhofs 2020 ungeduldig entgegenfiebert. « DAS STADTBLATT 07 l 2009 19 C H R I ST B AU M S A M M E L ST E L L E : DANKE, DANKE, BÜRGERBLOCK! An ihrer Wahl zur stärksten Gemeinderatsfraktion, am Sommermärchen 2009, sind die grünen Triebtäter mit ihrem Schlachtruf „Lust auf Stadt“ schuld. Verführen sie doch die Stuttgarter planmäßig seit dreißig Jahren zu ökologischem Tun. Doch dieser letzte Sieg wäre nicht wirklich möglich gewesen ohne die aktive Mithilfe des „Bürgerblocks“ aus CDU, FDP und Freien Wählern, denn: DAS ERINNERT AN „COSA NOSTRA“. l All die letzten Jahrzehnte hat unser Bürgerblock betonhart alle Beschlüsse mehrheitlich durchgezogen, en passant alle Schlüsselpositionen besetzt und die schlimmsten Umweltsünden ungerührt miteinander begangen. Die SPD haben sie bei den ganz großen Dingern immer wieder auch mal mitspielen lassen. Doch vor der letzten Wahl inszenierte die CDU als Geschäftsführerin des Bürgerblocks freundlicherweise eine Serie von Shakespeareschen Minidramen aus Hass und Streit, die sie nach außen noch schlechter aussehen ließ, als sie sich innen fühlte. UNSERE SACHE NICHT! SHAKESPEARE TRIFFT WILHELM BUSCH. „HORCH, DAS WAR DER ERSTE STREICH, DOCH DER ZWEITE . . .“ l Zusammen mit ihren Blockgefährten taten sie, als seien sie Fans des Zugverkehrs und bräuchten nichts auf der Welt so dringend wie Stuttgart 21. Kein einziges Mitglied des autofreundlichen Bürgerblocks wurde je in einem Zug nach Bratislava gesichtet! Nicht einmal im Intercity nach Ulm oder in der U 2 zum Rathaus. DAS STADTBLATT I JULI 2009 I IMPRESSUM: HerausgeberInnen: Muhterem Aras, Silvia Fischer, Michael Kienzle, Ines Kirschner, Roland Kugler, Ursula Marx, Andrea Münch, Peter Pätzold, Doris Peppler-Kelka, Andreas Winter, Werner Wölfle Bündnis 90 / Die Grünen im Gemeinderat Stuttgart Rathaus, Marktplatz 1, 70173 Stuttgart Telefon 0711 / 216 - 36 04, - 65 78, - 65 79 Telefax 0711 / 216 - 56 82 Die Verantwortung für die Beiträge liegt bei den AutorInnen. Titelfoto: Josh von Staudach Diskussionsbeiträge willkommen unter: [email protected] Geschäftsstelle: Thomas Dengler, Renate Hugendubel, Martin Steeb Redaktion: Michael Kienzle, Martin Steeb Redaktionelle Mitarbeit, Gestaltung: Sabine Weissinger, freie Journalistin, Stuttgart Druck: UWS, Stuttgart, auf 100 % Recyclingpapier 20 DAS STADTBLATT 07 l 2009 Und dann nn haben sie wie vorsätzlich daarauf verzichtet, der empört ablehnenden Bürgerschaft das Projekt auch nur ansatzatzweise zu erklären, haben die i geballte Kritik stumm und fromm eingesteckt. Und dann hat der Oberbürgermeister vor der Wahl auch noch das Transparent „Die Grüne Stadt“ vor die Rathausfassade hängen lassen. Alle haben verstanden, dass das nicht nur der Rathaus-Ausstellung gilt. (Speziellen Dank an Wolfgang Schuster an dieser Stelle für die gelungene Wahlhilfe!) Und dann ... – kurzum: Der Bürgerblock hat mit seinen tollpatschigen Akteuren und seinen vielen Gruben-, Tunnel- und Bauprojekten wirklich alles Menschenmögliche getan, sich beim Bürgertum unmöglich zu machen, es in die offenen Arme der Grünen zu treiben, woraus ja dann eine richtige Flucht ins Grüne wurde. Nun hat der bröckelnde Bürgerblock seine Bürger verloren, weil die lieber ihren Protest bei Bürger-Blogs kundtun, sich bei Bürgerinitiativen engagieren und dann Grün wählen. Diese Wahl ist jedenfalls der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit, die wir gerne fortsetzen wollen. Michael Kienzle DAS STADTBLATT wird auf Wunsch zugeschickt und ist über das Internet verfügbar: www.stuttgart.de/gruene