Wasser statt Süssgetränke: Wie motivieren wir Kinder, Wasser zu

Transcrição

Wasser statt Süssgetränke: Wie motivieren wir Kinder, Wasser zu
Nr. 118 Frühjahr 2013
Für die Schulzahnpflege
Wasser statt Süssgetränke: Wie motivieren wir
Kinder, Wasser zu trinken? [ 3 ]
Vom Medienumgang der «digital natives» [ 7 ]
Ist K a r ies er bl ich bedingt ? [ 10 ] In t erv ie w mi t SZPI A nni Zbinden [ 12 ] K URSE [ 15 ] [ 2 ]
A K T U EL L
EDITORI A L
Dr. Felix Magri
n r. 118 / F r ü h ja h r 2013
Das Mädchen und
der Mundspiegel
Von Isabelle Fasel
Redaktor der Stiftung für SZPI
Schaden Medien unseren Kindern? Diese Frage
beschäftigt Eltern und Lehrpersonen. Medien sind aus
dem Alltag von Kindern und Jugendlichen nicht mehr
wegzudenken. Sie sind jedoch nicht nur schlecht
für unsere Kinder – auch wenn dies viele Erwachsene
glauben. Erst die Art und Weise, wie man sie verwendet
und welche Folgen daraus entstehen, entscheidet, ob
sie nützlich oder schädlich sind. Unsere Aufgabe ist es,
Kindern und Jugendlichen zu helfen, den sinnvollen
Umgang mit Medien zu lernen. Dies kann nach Regeln
des partnerschaftlichen Lernens geschehen – solche
finden Sie in den ersten beiden Artikeln dieser Ausgabe.
Partnerschaftliches Lernen kann uns auch unterstützen,
wenn wir Kinder überzeugen möchten, statt Süssgetränken Wasser zu trinken. Neben Geschick braucht es
dafür auch Sachkenntnis – dies vermittelt die Broschüre
«Süssgetränke versus Wasser», die wir Ihnen auf der
nächsten Seite vorstellen.
Gibt es eine individuelle Kariesanfälligkeit? Dieser
Frage widmet sich der Beitrag auf Seite 10. Tatsächlich
können Personen unterschiedliche Voraussetzungen
für Karies haben – wichtig ist aber: Wir können Karies
mit regelmässiger Zahnpflege, guter Mundhygiene und
der richtigen Ernährung vermeiden.
Einen Blick zurück in die Geschichte der schulischen
Kariesprophylaxe ermöglicht uns ein Bericht aus dem
Norden der Schweiz. Ein Medium, das damals zur
Demonstration des richtigen Zähneputzens eingesetzt
wurde, war der «Seppetoni». Dieser war bei vielen
Klassenbesuchen dabei. Einige Leserinnen und Leser
können sich vielleicht noch an ihn erinnern...
IMPR ES S U M
Herausgeberin Stiftung für Schulzahnpflege-lnstruktorinnen (SZPI), www.schulzahnpflege.ch Redaktion / A bonnements Moussonstrasse 19, 8044 Zürich, [email protected], CHF 40.– pro Jahr Erscheinungsweise 4 x jährlich Redaktionsteam Dr. Felix Magri, Stiftung für SZPI, Sandra Küttel und
Rahel Brönnimann, Presse- und Informationsdienst SSO. Nicht durch Redaktionskürzel oder durch Verfassernamen und Firmennamen gekennzeichnete Beiträge geben die Auffassung der Verfasser wieder,
die der Meinung der Redaktion nicht zu entsprechen braucht Layout Claudia Bernet, Bern Druck Schippert AG, 8123 Ebmatingen Konzept forum | pr. Auflage 4400 Ex. Bilder iStock, Fotolia,
René Uhlmann
© Stiftung für Schulzahnpflege-Instruktorinnen SZPI. Alle Rechte liegen bei der Redaktion. Vervielfältigung ganzer Nummern
zur Weiterverteilung ist nicht erlaubt. Nachdruck mit Quellenangabe ist gestattet.
Ende Oktober nahm ich an der ersten Jahrestagung
für Schulzahnpflege-Instuktorinnen in Olten teil.
Übrigens: Es war ein super Tag! Am Stand der SSO
hatte ich das Glück, eine Handvoll Mundspiegeli mit
nach Hause nehmen zu dürfen.
Am Tag darauf besuchte ich eine heilpädagogische
Schule mit Kindern zwischen vier und zwölf Jahren.
In einer Unterstufenklasse hatten wir das Thema
«Zahnarzt». Ich zeigte den Kindern einige Instrumente,
unter anderem auch den Mundspiegel. Neben mir
hörte ich ein Mädchen halb schreiend, halb weinend:
«Nei, nei. Nimm das Spiegeli wäg. I ha ganz fescht
Angscht, we ig so nes Spiegeli gseh.»
Daraufhin schenkte ich jedem Kind ein verpacktes
Mundspiegeli. Alle Kinder packten mit Freude das
Geschenk aus. Nur das Mädchen zögerte ein wenig.
Ich hielt meine Lektion weiter und beobachtete das
verängstigte Mädchen zwischendurch. Nach längerem Zögern hat es das Spiegeli ausgepackt und
angefangen, damit zu spielen. Am Ende der Lektion
stand das Mädchen vor dem Spiegel und rief mich
ganz begeistert zu sich mit den Worten: «Lueg, jetz
cha ig mini Zähn ou vo hinge aluege. Angscht ha ig
jetz überhoupt keini meh!»
Das nennt man Erfolg.
n r. 118 / f r ü hja h r 2013
G esundheitsförderung
[ 3 ]
Wasser statt Süssgetränke
An Stelle gesüsster Getränke sollten Kinder Wasser trinken. «Sollten» – aber wollen sie auch...? Dieser Frage
kann man sich von zwei Seiten nähern. Von der Seite des Verhaltens: Was wirkt auf das Verhalten von
Kindern und Jugendlichen? Wie wird es geprägt? Und von der Seite der Sachkenntnis: Personen, welche Kinder
und Jugendliche vom Wassertrinken überzeugen oder gar begeistern wollen, brauchen Sachkenntnis
zum Thema.
Von Felix Magri
Wichtige Verhaltens-Aspekte
Geschmack oder was uns schmeckt ist
eine Mischung von angeborenen und
erworbenen Empfindungen. Eine gewisse Vorliebe für Süsses ist angeboren. Geschmack wird aber weitgehend
erworben, das heisst gelernt. Dieses
Lernen ist entscheidend dafür, welche
Nahrungsmittel und Getränke einem
schmecken. Es kommt dabei sehr darauf an, wie die Familie den ganzen
Bereich der Ernährung handhabt. Aber
auch die Schule, der Freundeskreis
sowie die Werbung wirken auf solche
Lernvorgänge und prägen unsere Gewohnheiten.
Speziell zu beachten ist: Häufiger Konsum künstlich gesüsster Lebensmittel
macht den süssen Geschmack attraktiver. Nehmen Kinder vorwiegend Lebensmittel mit süssem Geschmack zu
sich, gewöhnen sie sich daran. Gezuckerte Getränke durch Light-Getränke
zu ersetzen, ist ungeeignet – denn so
wird die Gewohnheit, süss schmeckende Getränke zu sich zu nehmen,
weiter unterstützt.
^
Trinken Kinder oft süsse
Getränke, gewöhnen sie sich
an den süssen Geschmack.
Auch hier gilt: Lernen ist einfacher als
Verlernen! Es ist schwieriger, einmal
erworbene Gewohnheiten wieder loszuwerden, als von Anfang an positive
Gewohnheiten zu erwerben. Fazit: Kinder sollten früh viele Geschmacksrichtungen kennenlernen und dazu ermuntert werden, immer wieder Neues auszuprobieren. Erwachsene sollten die
Kinder animieren, gesunde Lebensmittel, die sie schon ein wenig mögen,
mehrmals zu versuchen. So können sie
gesundes Verhalten bei den Kindern
immer wieder bekräftigen.
Fortsetzung Seite 4 [ 4 ]
n r. 118 / F r ü h ja h r 2013
G esundheitsförderung
Ausschlaggebend ist, was Kinder in
solchen Situationen erleben und welche Vorbilder sie in ihrem Umfeld haben. Wenn Erwachsene die Kinder vom
Wassertrinken überzeugen wollen,
sollten sie nicht gleichzeitig Süssgetränke trinken. Erlebnisse wie «die Erwachsenen nicht, ich schon» oder «die
andern dürfen, nur ich nicht» reizen den
Widerstand von Kindern. Dasselbe gilt,
wenn es nicht darum geht, etwas zu
verstehen, sondern nur zu gehorchen
oder irgendwelchen uneinsehbaren
Regeln zu folgen. Kinder kann man
besser zum erwünschtem Verhalten
führen, wenn man sich gemeinsam mit
den Kindern so verhält, wie man es von
ihnen möchte. Sonst gilt dann der
schöne Satz: «Wir haben versucht, unsere Kinder gut zu erziehen – und nun
machen sie uns alles nach...»
Broschüre «Süssgetränke versus
Wasser»
Für den zweiten Aspekt – die Sachkenntnis – dient die Broschüre «Süssgetränke versus Wasser» von der Gesundheitsförderung Schweiz. Die Broschüre stellt die notwendigen Informationen zur Verfügung, die man
braucht, um Kindern das Wassertrinken näher zu bringen.
Die Broschüre zeigt auf, wie Trinkwasser und natürliches Mineralwasser
gewonnen werden, nach welchen gesetzlichen Vorschriften sie kontrolliert
werden und welche Akteure sich in der
Schweiz mit dem Thema Süssgetränke- und Wasserkonsum beschäftigen.
Die Begriffe Trinkwasser, natürliches
Mineralwasser und Süssgetränk werden definiert. Es wird erklärt, was unter
Begriffen wie Soft-Drink oder Fruchtsaft genau zu verstehen ist. Vor allem
wird klar: Süssgetränke sind primär
Genussmittel, keine Durstlöscher. Die
Broschüre beschreibt, wie künstlich
gesüsste Getränke auf den Stoffwechsel von Kindern und Jugendlichen wirken, und weist auf den Gewöhnungseffekt hin.
Weiter kann man nachlesen, welche
Getränke Schweizer Kinder und Jugendliche konsumieren, wie verbreitet das
Wassertrinken in Schulen ist und inwieweit die Schulen dieses fördern. Auch
wie Fernsehwerbung für Süssgetränke
wirkt, ist Thema: Studien zu Esspräferenzen haben gezeigt, dass Kinder, die
Lebensmittelwerbung ausgesetzt sind,
viel eher die beworbenen Produkte
wählen als solche, welche die Werbung
nicht gesehen haben.
Die negativen Folgen des Süssgetränkekonsums auf das Körpergewicht
von Kindern und Jugendlichen werden
dem positiven Beitrag des Wassertrinkens für ein gesundes Körpergewicht gegenübergestellt. Altersspezifische Empfehlungen zum Getränkekonsum dienen der Orientierung von
Kindern und Jugendlichen und deren
Bezugspersonen. Anhand von Forschungsresultaten zeigt sich, welche
Massnahmen zur Förderung des Trinkwasserkonsums im Umfeld der Schule
in unterschiedlichen europäischen
Ländern als erfolgversprechend gelten
und was in der Schweiz in Bezug auf
gesundes Körpergewicht dazu getan
wird. Materialien und Projekte zum
Thema Süssgetränke- und Wasserkonsum bei Kindern und Jugendlichen
werden vorgestellt. Als Fazit werden
aus Sicht von Gesundheitsförderung
Schweiz sinnvolle Massnahmen für die
Schweiz diskutiert.
Süssgetränke versus Wasser
Broschüre, 44 Seiten
Herausgeberin: Gesundheitsförderung Schweiz, Dufourstrasse 30, Postfach 311, CH-3000 Bern 6
Süssgetränke versus
Wasser
Tel. +41 (0)31 350 04 04, [email protected], www.gesundheitsfoerderung.ch
Die Broschüre kann bei Gesundheitsförderung Schweiz bestellt oder auf www.gesundheitsfoerderung.ch und www.schulzahnpflege.ch (> Aktuell) heruntergeladen werden. Im Spätsommer
2013 wird Gesundheitsförderung Schweiz einen weiteren Bericht zum Thema Süssgetränke ver-
Grundlagen zum Süssgetränkeund Wasserkonsum
öffentlichen. Die Publikation wird auf www.gesundheitsfoerderung.ch/news angekündigt.
Topaktuell: 6. Schweizerischer Ernährungsbericht
Im Zusammenhang mit dem Thema möchten wir auf den 6. Schweizerischen Ernährungsbericht
hinweisen. Er ist im Januar erschienen und kann auf der Website des BAG heruntergeladen werden:
www.bag.admin.ch > Themen > Ernährung und Bewegung > Schweizerischer Ernährungsberichte
> 6. Schweizerischen Ernährungsbericht und Ernährungsstrategie oder direkt unter:
www.bag.admin.ch/themen/ernaehrung_bewegung/13259/index.html?lang=de
Erstellt von Gesundheitsförderung Schweiz
EMOFORM
®
Kariesprophylaxe
für die ganze Familie
PROTECT
0-5
Jahre
Frei von:
allergenen Substanzen
• Farbstoffen
• Konservierungsmitteln
• künstlichen Süssstoffen
• Natriumlaurylsulfat (SLS)
6+
Jahre
12+
Jahre
Dr. Wild & Co. AG, 4132 Muttenz
www.wild-pharma.com
n r. 118 / f r ü hja h r 2013
J ugend und Medien
[ 7 ]
Vorleben statt rigoros verbieten: Wie
Kinder und Jugendliche einen sinnvollen
Umgang mit Medien lernen
Kinder und Jugendliche von heute sind «digital natives», d.h. sie wachsen mit der neuen
Informations- und Kommunikationstechnologie auf. Computer, Handy und Internet
sind selbstverständlicher Bestandteil ihrer medialen Umwelt. Den Umgang mit den Medien
müssen sie allerdings lernen.
Von Rahel Brönnimann
Wer nicht zu den «digital natives» gehört
staunt oft, wie geschickt Kinder und
Jugendliche mit den neuen Medien umgehen. Scheinbar mühelos navigieren
sie sich durch Smartphone-Applikationen, laden auf YouTube ihr Video hoch
oder tauschen sich in beeindruckendem Tempo per SMS aus. Kinder und
Jugendliche beherrschen zwar die Geräte und Anwendungen, sind sich aber
oft nicht bewusst, welche Konsequenzen ihr Verhalten in der digitalen Welt
haben kann – insbesondere wenn sie
sich online bewegen. Sie gehen sorglos
mit Daten und Bildern um, verletzen das
Copyright oder lassen sich zu OnlinePöbeleien verleiten. Obwohl die neuen
Medien heute zum Alltag gehören, muss
der Umgang mit ihnen gelernt werden.
JAMES-Studie: Wie nutzen
Jugendliche die Medien?
Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) befragt alle zwei Jahre 1’000 Jugendliche
zu ihrem Medienverhalten. Die Befragung zeigt: 95% der 12-19-Jährigen verfügen über ein eigenes Handy, 80%
davon haben ein Smartphone. 97% der
Jugendlichen haben zuhause Internetzugang, zwei Drittel der Jugendlichen
surfen regelmässig mit dem Smartphone im Internet. Handy und Internet
sind für die Jugendlichen wichtiger, als
fernzusehen. Durchschnittlich surfen
sie täglich zwei Stunden im Internet, am
Wochenende drei. Zwei Drittel der Jugendlichen nutzen den Computer zu
Hause auch zum Lernen.
Sehr beliebt sind soziale Netzwerke:
84% der Jugendlichen sind bei mindestens einer Plattform registriert, hauptsächlich bei Facebook. Mit zunehmendem Alter nutzen die Jugendlichen das
Handy, Internet und die Printmedien
häufiger, weniger hingegen Computerund Videospiele.
Jugendliche nutzen oft mehrere Medien gleichzeitig. Sie hören Musik, während sie Nachrichten verschicken, ein
YouTube-Video ansehen oder sich auf
Facebook bewegen. Knapp die Hälfte
der Befragten geben an, dass sie regelmässig im Internet surfen, während
sie fernsehen.
Fortsetzung Seite 8 <
Fernsehen, im Internet
surfen und SMS
verschicken: Jugendliche
nutzen oft mehrere
Medien gleichzeitig.
[ 8 ]
n r. 118 / F r ü h ja h r 2013
J ugend und Medien
oder dazu führen, dass Realität und
Fiktion nicht mehr getrennt werden.
Tatsächlich fördert das «Gamen» aber
auch positive Eigenschaften: Computerspiele können Urteilskompetenzen
und Teamfähigkeit fördern, da «Gamer»
oft strategisch entscheiden und im
Team spielen. Wer regelmässg am
Computer spielt, hat meist eine gute
räumliche Vorstellung und Orientierung, eine schnelle Wahrnehmung und
eine gute Reaktionsfähigkeit.
Neue Medien in der Schule
Trotz dem immer grösseren Angebot
an neuen Medien haben auch andere
Freizeitaktivitäten Platz – diese haben
sich in den letzte Jahren kaum verändert: 79% der Befragten treffen sich
regelmässig mit Freunden, 63% treiben
mehrmals pro Woche Sport und 32%
machen Musik.
Was ist ein sinnvoller Umgang?
Die Ergebnisse der JAMES-Studie zeigen: Die Medien gehören zum Alltag
von Kindern und Jugendlichen. Eltern
und Lehrpersonen fühlen sich oft unsicher, wie viel Mediennutzung gut ist
und ob es zu einer Gefährdung kommen kann. Es gibt unterschiedliche
Ansätze, den Umgang mit Medien anzugehen:
– Bewahren: Manche Eltern möchten die Kinder von Einflüssen der
Medien abschirmen. Das ist weder
möglich noch sinnvoll, denn Medien
bieten viele Anregungen zur Entwicklung. Den Medienkontakt einzuschränken kann aber durchaus
sinnvoll sein.
– Reparieren: Eltern oder Lehrer
helfen, Eindrücke aus den Medien
zu verarbeiten – verursachte Schäden sollen ausgebügelt werden.
– Aufklären: Eltern und Lehrer entlarven die Medien – sie lehren
die Kinder, die Medien zu durchschauen und sie zu verstehen.
^
Tablet-Computer in der
Schule? Die digitale Welt
öffnet neue Wege für
die Wissensvermittlung.
– Reflektieren: Mit diesem Ansatz
werden Kinder dazu angeleitet, die
Medien ergänzend zu anderen Aktivitäten zu nutzen – Aktivitäten wie
Freunde treffen oder Sport werden
nicht ersetzt.
– Handeln: Eltern und Lehrer setzen
die Medien didaktisch ein – sie
nutzen die Medien, um eigene Botschaften zu platzieren.
«Die Lösung gibt es nicht», erklärt
Medienpsychologe Daniel Süss von der
ZHAW, «optimal wäre vielleicht eine
Kombination aus allen Ansätzen.» Wer
den Medienkonsum bewerten wolle,
müsse weniger nach dem «wie viel»
sondern mehr nach dem «was» und
«warum» fragen. Gute Vorbilder sind für
eine verantwortungsvolle Mediennutzung sicher wirksamer als Verbote.
Viele Erwachsene zeigen oft grossen
Respekt, wenn es um die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen
geht. So ist beispielsweise der Glaube
verbreitet, dass Computerspiele einen
ausschliesslich negativen Einfluss auf
Kinder und Jugendliche haben – man
weiss, Spiele mit Gewaltdarstellungen
können aggressives Verhalten fördern
Bisher ist Medienerziehung primär Elternsache – in der Schule werden die
Medien oft als Stör- oder Stressfaktor
wahrgenommen. Der Medienpsychologe Daniel Süss fordert Lehrpersonen
auf, die neuen Medien in den Unterricht
zu integrieren. «Smartphones und Tablets haben ein Potenzial, das Lehrpersonen im Unterricht nutzen können. Die
digitale Welt ist eine weitere Möglichkeit, Wissen zugänglich zu machen!»
Während des Zahnputz-Unterrichts
bleibt allerdings wenig Zeit, Medien in
den Unterricht zu integrieren. Zum Vertiefen des vermittelten Stoffes kann
man sie aber durchaus nutzen: Wieso
nicht den Unterricht mit einem kurzen
Video auflockern? SZPI können die Kinder auch auf informative Internetseiten
oder Apps aufmerksam machen, die
das tägliche Zähneputzen etwas spannender machen: Apps wie «Jacky das
Zahnputz-Häschen» oder die ZahnputzApp der Krankenkasse CSS unterstützen die Kinder beim Zähneputzen.
Auch mit Internetseiten wie www.mundgesund.ch und www.zahnschule.ch
oder dem Facebookspiel «Bruno Bürste»
der SSO Aargau kann die Zahnpflege
thematisiert werden.
Nützliche Links
www.jugendundmedien.ch
www.psychologie.zhaw.ch/JAMES
Leitfaden FAQ Medienkompetenz:
www.psychologie.zhaw.ch
www.bupp.at
n r. 118 / f r ü hja h r 2013
PRODU K T E
[ 9 ]
GABA News Nr. 1/2013
Was versteht man unter Intensivfluoridierung?
von Martin Schärer, Zahnarzt aus Kriens
Bei der Intensivfluoridierung wird eine höhere Dosis
Fluorid (F-) an die Zähne abgegeben als üblich. Handelsübliche Zahnpasten enthalten eine Fluoridkonzentration von 1’000 – 1’500 ppm F-. Bei Intensivfluoridprodukten hingegen ist die Fluoridkonzentration zehnmal grösser und liegt bei 10’000 – 22’500
ppm F-. Beim Applizieren auf die Zahnoberfläche
bildet sich eine zusammenhängende Calciumfluorid-Schicht, die den Zahnschmelz über längere Zeit
vor bakteriellen Säureangriffen schützt. Die Löslichkeit bei einem Angriff durch Säuren wird deutlich
vermindert. Diese Deckschicht bildet zudem ein
Langzeit-Fluoriddepot.
Zur Intensivfluoridierung werden verschiedene Produkte verwendet: elmex® gelée, elmex® fluid und Duraphat ® Fluoridlack. elmex ® fluid und Duraphat ® Fluoridlack werden ausschliesslich von speziell ausgebildetem Fachpersonal in der Zahnarztpraxis angewendet – meist nach einer professionellen Zahnreinigung.
Der Duraphat ® Fluoridlack wird – nach leichtem
Trocknen der Zahnflächen – mit einem Wattepellet
dünn auf die Zahnoberfläche aufgetragen und nach
einem kurzen Eintrocknen wieder ausgespült. Er
eignet sich besonders bei lokalen Problemen (z.B.
Zähnen mit Bildungsstörungen) und bei Risikostellen
(Grübchen und Zahnzwischenraum) von kariesaktiven Kindern. Je nach Kariesrisiko erfolgt die Anwendung zwei- bis viermal pro Jahr – dies senkt das
Kariesrisiko um etwa 50%. Die kontrollierte lokale
Applikation kann bereits bei Kleinkindern erfolgen.
elmex ® fluid ist sehr gut benetzbar und wird ohne
Trocknen auf der Zahnoberfläche aufgetragen –
selbst ohne deren vorgängige Reinigung. Die Applikation erfolgt mit einem Wattepellet auf die ganzen
Zahnreihen. elmex ® fluid verteilt sich gut und versorgt auch schwierig zu erreichende Stellen mit
Fluorid – wie Füllungsränder, Kronenränder und
Wurzeleinziehungen. Zudem fördert es die Remineralisation an entkalkten Schmelzoberflächen.
Mit elmex ® gelée kann man die Intensivfluoridierung selber zu Hause durchführen – dies ab einem
Alter von 6 Jahren. elmex ® gelée wird mit der Zahnbürste einmal pro Woche über die Zahnoberflächen
verteilt und dann ausgespuckt. Regelmässig angewendet senkt er die Kariesanfälligkeit bis zu 50%.
Erwachsene profitieren von dieser Anwendung
ebenso wie Kinder. Insbesondere ältere Leute
können ihr Kariesrisiko mit elmex ® gelée deutlich
senken: Im Alter steigt das Risiko für Karies aufgrund
von Speichelrückgang durch Medikamente. Motorische Probleme und verminderte Sehfähigkeit erschweren zudem die Mundhygiene.
Ich beobachte oft, dass Jugendliche nach ihrer obligatorischen Schulzeit das Risiko von Karies völlig
verkennen. Sie wenden keinen elmex ® gelée an und
warten mehrere Jahre, bis sie ihre Zähne kontrollieren lassen – schliesslich waren sie beim letzten
Schuluntersuch kariesfrei (sie mussten im Rahmen
der Schulzahnpflege die Zähne sechsmal pro Jahr
mit elmex ® gelée bürsten). Manche glauben, dass
Fortsetzung Seite 11 [ 10 ]
n r. 118 / F r ü h ja h r 2013
Proph y la x e
>
Viel Zucker in jungen
Jahren fördert
eine ungünstige Plaquezusammensetzung.
Ist Karies erblich bedingt?
Die meisten Faktoren, die Karies fördern, werden von unseren Mundhygiene- und Essgewohnheiten bestimmt. Aber auch körperliche Voraussetzungen können Karies begünstigen.
Trotzdem gilt: Mit regelmässiger Fluoridzufuhr, guter Mundhygiene und der richtigen Ernährung
können wir Karies vermeiden.
Von Rahel Brönnimann
Wie anfällig eine Person für Karies ist,
hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Zentral sind die Ernährungsgewohnheiten. Wer mehrmals täglich Zucker konsumiert, ist auch anfälliger für Karies.
Die Plaque-Bakterien nehmen den Zucker auf und vergären ihn zu Säuren,
welche die Zähne angreifen. Bei Personen, die viel und häufig Zucker verzehren, ist der Zahnbelag anders zusammengesetzt, als bei Personen, die ihren
Zuckerkonsum einschränken – er enthält mehr Bakterien, die schädliche
Säuren produzieren.
Zweiter zentraler Faktor sind die Mundhygienegewohnheiten. Wer Zähne und
Mund nicht regelmässig pflegt und
Plaque entfernt, erhöht das Risiko für
Karies.
Voraussetzungen für erhöhte
Kariesanfälligkeit
Neben dem Verhalten, das jede Person
selbst beeinflussen kann, spielen bei
der Kariesentstehung auch natürliche
Gegebenheiten mit. Wie schnell Karies
entsteht, hängt unter anderem von der
Bakterienflora im Mund ab: Je nach
bakterieller Zusammensetzung kann
die Plaque für die Zähne mehr oder
weniger gefährlich sein. «Je mehr säureproduzierende Bakterien die Plaque
enthält, desto höher ist auch die Anfälligkeit für Karies», erklärt Professor Adrian Lussi von der Universität Bern.
Wenn Kinder in den ersten Lebensjahren viel Zucker (Saccharose) zu sich
nehmen, besteht das Risiko, die gefährlicheren Bakterien zu züchten und
eine ungünstige Plaquezusammensetzung zu fördern.
«Für die Kariesanfälligkeit spielt auch
die Zusammensetzung und Menge des
Speichels eine wichtige Rolle,» erklärt
Lussi weiter. Unser Speichel ist ein
wichtiger Helfer für die Zähne. Er wirkt
antibakteriell, neutralisiert Säuren und
remineralisiert den Zahnschmelz, sofern auch Fluorid da ist. «Je nach Zusammensetzung des Speichels ist die
natürliche Abwehrkraft besser,» so
Lussi. Zu geringe Mengen an Speichel
können die Kariesanfälligkeit wesentlich erhöhen – gewisse Krankheiten
und Medikamente beeinträchtigen die
Speichelproduktion. Eine ungünstige
Zahnstellung oder eine Zahnform mit
tiefen Furchen («Fissuren») erschwert
die Mundhygiene, so dass Plaque nicht
immer gründlich entfernt werden kann.
«Auch bei kieferorthopädischen Apparaturen oder freiliegenden Zahnhälsen
besteht ein erhöhtes Kariesrisiko», er-
n r. 118 / f r ü hja h r 2013
gänzt Professor Lussi. Bei freiliegenden Zahnhälsen fehlt der Schutz des
Zahnschmelzes – hier kann sich Wurzelkaries bilden.
In seltenen Fällen ist die erhöhte Kariesanfälligkeit genetisch bedingt – beispielsweise, wenn Personen an einer
Erbkrankheit leiden, die die Zahnbildung stört und zu mangelhafter
Schmelz- oder Dentinbildung führt, oder
wenn zu wenig Speichel gebildet wird.
Karies ist vermeidbar
Wer gut auf seine Mundhygiene achtet,
sich bewusst ernährt und regelmässig
Fluoridpräparate anwendet, kann Karies vorbeugen. Normalerweise reicht
es aus, die Zähne mindesten zweimal
täglich mit einer Fluoridzahnpaste zu
bürsten, fluoridhaltiges Speisesalz zu
GABA News Nr. 1/2013
Proph y la x e
verwenden und die Zwischenmalzeiten
einzuschränken. Wer sich auf zwei Zwischenmahlzeiten ohne Zuckerzusatz
begrenzt, lässt dem Speichel Zeit, Säuren zu neutralisieren. Problematisch ist
vor allem, wenn wir unsere Zähne dem
Zucker oft und lange aussetzen – die
Menge des konsumierten Zuckers
spielt eine untergeordnete Rolle.
Jede Person kann Karies vermeiden –
selbst wenn körperliche Faktoren das
Kariesrisiko erhöhen. Je anfälliger eine
Person für Karies ist, desto wichtiger
ist eine sorgfältige Prophylaxe – kariesanfällige Personen müssen mehr Aufwand betreiben! Sie können sich Hilfe
bei Fachpersonen wie Zahnärzten
oder Dentalhygienikerinnen holen: Die
Mundhygiene lässt sich durch fluoridhaltige Produkte wie Gelées oder Spüllösungen intensivieren.
[ 11 ]
Schulische Kariesprophylaxe sorgt
für Chancengleichheit
Zahnschäden vermeiden kann nur, wer
weiss, wie! Dank der Schulzahnpflege
lernen Schweizer Kinder bereits früh,
was sie für gesunde Zähne tun können –
alle erhalten so die gleiche Chance auf
gesunde Zähne! Wenn Erwachsene
konsequent weiterführen, was ihnen
die Schulzahnpflege-Instruktorinnen
vermittelt haben, können sie Zahnschäden vermeiden und Behandlungskosten sparen.
Prophylaxe wirkt: Seit die Kinder in der
Schule Fluoridgel anwenden und zahngesundes Verhalten lernen, hat sich die
Mundgesundheit der Schweizer Bevölkerung markant verbessert: Schulkinder haben heute 90% weniger Karies
als in den frühen 1960er Jahre. Bei den
Rekruten ist Karies seit 1970 um 80%
zurückgegangen.
Fortsetzung von Seite 9
die Anwendung von elmex® gelée während der Schulzeit wie eine lebenslange Impfung wirkt. Diesen fatalen Irrtum erkennen viele erst Jahre später, wenn in
der Kontrolle Karies entdeckt wird. Daher gilt: Ab
dem 6. Lebensjahr bis ins hohe Alter 1 Mal pro Woche zu Hause die Zähne mit elmex ® gelée bürsten.
- Menschen, die speichelverändernde Medikamente zu sich nehmen.
- Menschen, die eine Strahlentherapie im Kopfund Halsbereich hinter sich haben.
Dr.med.dent. Martin Schärer, Kriens
Info zu neuen Kinder- und Junior-Kits
Intensivfluoridierung ist also besonders sinnvoll
bei:
- erhöhtem Kariesrisiko: bis zu viermal jährlich
vom Zahnarzt angewendet, kann Duraphat ® Fluo ridlack das Kariesrisiko um 50% senken.
- erhöhtem Kariesrisiko: elmex ® gelée – angewendet im Prophylaxeunterricht oder zu Hause – senkt
das Kariesrisiko bis zu 50%.
- Kindern, deren festsitzende orthodontische
Geräte keine optimale Mundhygiene erlauben.
- Zahnbildungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen.
- Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren mit motorischen Einschränkungen.
Anstelle der bisherigen Prophylaxe-Sets bieten wir
per Ende Mai neue Kits für Kinder (3-6 Jahre) und
Jugendliche (6-12 Jahre) an. Die Klassensätze für
24 Schüler können Sie direkt bei unserem Kundendienst bestellen – zu einem attraktiven Preis.
Bestellungen bei der GABA
Für alle Bestellungen von Angeboten, Mustern,
Broschüren, Studienzusammenfassungen usw.
nehmen Sie bitte Kontakt mit dem Kundendienst
der Dentalabteilung auf:
GABA Schweiz AG, 4106 Therwil,
Tel. 061 725 45 39 (8.00 – 16.30 Uhr) oder
[email protected].
[ 12 ]
[ SH ]
K antone
«Seppetoni war ein Gschleik»
Seit 27 Jahren besucht Anni Zbinden die Schulklassen und putzt mit den Kindern die Zähne.
Interview von Marlon Rusch,
Abdruck in freundlicher Genehmigung der «schaffhauser az»
Anni Zbinden, Sie haben in Ihrem
27-jährigen Berufsleben schon
abertausenden von Kindern
das Zähneputzen beigebracht.
Inwiefern prägt das? Beurteilen
Sie die Menschen nach Ihren
Zähnen?
Anni Zbinden: Nein, sicher nicht. Aber
über die Zähne gewinne ich wohl unbewusst einen ersten Eindruck. Dagegen
kann man sich kaum wehren. Ein Coiffeur schaut den Menschen ja auch automatisch zuerst auf die Frisur.
Bevor Sie sich vor rund zehn
Jahren auf die Landgemeinden
konzentriert haben, waren
sie im ganzen Kanton unterwegs.
Weit mehr als die Hälfte aller
Schaffhauserinnen und Schaffhauser unter 40 Jahren hat
von Ihnen gelernt, wie man richtig
Zähne putzt. Sie sind wohl
eines der bekanntesten Gesichter
in der Region. Wie manifestiert
sich das im Alltag?
Ich bin ein Landei geworden und nur
noch selten in der Stadt unter all den
Menschen. Das hat aber nicht damit zu
tun, dass ich es störend fände, dass
mich alle jungen Leute kennen. Natürlich höre ich oft Kinder tuscheln, beim
Einkaufen zum Beispiel: «Lueg lueg,
döt isch d Frau Zbinden!» Oder ich
werde angesprochen von Müttern, die
sich bei mir dafür bedanken wollen,
dass ich ihre Kinder bei meinem Schulbesuch wieder zum Zähneputzen animiert habe. Ansonsten hält es sich mit
der Berühmtheit aber eher in Grenzen.
Das Interview erschien am 15. März 2012
in der «schaffhauser az»
Wie sieht denn so ein Schulbesuch aus? Wie gehen Sie an die
Kinder heran?
Nach dem ersten Mal kennen mich die
Kinder und wissen, was sie erwartet.
Wenn ich komme, sind sie in der Regel
schon bereit mit ihren Zahnbürsten.
Dann verteile ich den Fluoridgel und
zeige ihnen, wie man richtig die Zähne
putzt. An die Kindergärtler komme ich
am einfachsten heran. Dort erzähle ich
nach dem Putzen jeweils noch eine
kleine Geschichte über die Zähne. Die
Kinder freuen sich, wenn ich komme;
das ist für sie ein kleines Ereignis. In
den höheren Stufen wird Zähne putzen
dann eher uncool. Nach dem Putzen
besprechen wir noch ein Thema, das
sich um die Zähne dreht. Heute Morgen
haben wir beispielsweise über den
Zahndurchbruch gesprochen. Dafür
habe ich dann Bildmaterial dabei. In
diesem Teil kann ich das Programm
dem Alter der Kinder anpassen und
auch auf die Wünsche der Klasse eingehen. Nach rund 20 Minuten sind wir
dann fertig, und ich gehe zur nächsten
Klasse.
Sie informieren die Kinder also
auch. Sind Sie denn immer
auf dem neusten Stand, was die
Forschung im Dentalbereich
angeht?
Das ist gar nicht nötig. Ich vermittle ja
nur die Basics, versuche die Kinder zu
sensibilisieren, ihnen zu erklären, warum sie überhaupt ihre Zähne putzen
müssen. Für Fachfragen ist der Zahnarzt zuständig. Ausserdem können die
Kinder die ganze Komplexität des Themas sowieso nicht erfassen, da muss
ich stark vereinfachen. Ich zeige auch
mal ein extremes Bild – von richtig
schwarzen, lückenhaften Gebissen beispielsweise –, um ein wenig Angst zu
machen. Das zeigt oft Wirkung (lacht).
Haben Sie in den Klassen, die
Sie besuchen, auch schon
Gebisse in derart schlechtem
Zustand gesehen?
Das ist selten, aber es gibt schon
manchmal unschöne Bilder.
Was machen Sie, wenn ein Kind
sichtbare Beschwerden hat?
Ich habe in extremen Fällen schon die
Kindergärtnerin darauf aufmerksam
gemacht oder nach der Telefonnummer
der Eltern gefragt, um mit ihnen direkt
das Gespräch zu suchen. Aber sobald
die Kinder im Kindergarten sind, müssen sie automatisch in die jährliche
Schuluntersuchung. Meist läuft es übrigens umgekehrt: Die Eltern sprechen
mich an wegen eines Problems. Dann
verweise ich sie jeweils an die Schulzahnklinik.
In den 27 Jahren, während denen
Sie nun als Prophylaxeassistentin
arbeiten, hat sich im Bereich
Zahnhygiene und -medizin einiges
verändert. Wie zeigt sich diese
Veränderung?
Die Eltern sind heute viel besser informiert und legen grossen Wert auf gute
Mundhygiene. Die Kinder putzen ihre
Zähne häufiger als zu meiner Schulzeit,
und die Zahnpasta ist viel wirkungsvoller. Ausserdem benutzt man heute
Mundspülungen und Zahnseide. Das
zahlt sich aus: Die Kinder hatten früher
viel schlechtere Zähne, Karies war ein
grosses Problem. Heute haben sehr
viele Kinder kerngesunde Zähne, das
ist mittlerweile der Normalfall. Wer aber
n r. 118 / f r ü hja h r 2013
K antone
[ 13 ]
<
Anni Zbinden mit
dem Seppetoni.
(Foto: René Uhlmann)
Löcher hat, hat oft gleich mehrere. Da
gibt es durchaus Unterschiede.
der Mundbakterien und die Speichelmenge haben einen Einfluss.
Was sind das für Kinder, die viele
Löcher haben?
Wie und wie oft soll man denn
die Zähne putzen?
Kinder mit Migrationshintergrund haben prozentual mehr Löcher als andere. Früher war es weit verbreitet,
dass man die Zähne in den Ferien im
Heimatland flicken lässt. Mit nicht immer befriedigenden Resultaten. Die
Zähne wurden oft unzureichend behandelt. Das hat sich heute aber
massiv verbessert, was auch mit einer
intensiveren Kontrolle zu tun hat. Wer
heute will, dass sein Kind nicht in
der Schulzahnklinik untersucht wird,
braucht den Beleg eines anerkannten
Privatzahnarztes, der attestiert, dass
die Zähne in seiner Praxis kontrolliert
wurden. Früher konnte man sich dem
einfacher entziehen.
Das kommt ganz auf das Alter an.
Milchzähne sollte man nicht allzu lange
schrubben. Erwachsene sollten die
Zähne nach jeder Hauptmahlzeit zwei
bis drei Minuten gründlich putzen. Wie
man das genau machen soll, erklär ich
ja Tag für Tag. Fragen Sie einfach ein
Schulkind, die wissen das alle! (lacht)
Ist «Seppetoni», der legendäre
Plastikkopf, heute eigentlich
immer noch bei jedem Schulbesuch
dabei?
«Seppetoni» hat ausgedient, er ist seit
2005 im Ruhestand.
Aber «Seppetoni» war doch eine
absolute Kultfigur!
Ja klar, aber er war auch ein «Gschleik».
Ausserdem hatten gerade die jüngeren
Kinder oft Angst vor ihm. Er sieht ja –
zugegebenermassen – nicht wahn
Fortsetzung Seite 14 Kariesprophylaxe
Vor rund einem halben Jahrhundert wurde die Kariesprophylaxe – initiiert durch Pro Juventute –
in den Schaffhauser Schulen eingeführt. Zu Beginn waren noch die Lehrer dafür zuständig, das
Thema Mundhygiene und Zahnpflege mit den Schülern zu behandeln, in den 70er-Jahren über-
Die Zahnhygiene lässt sich aber nicht
eins zu eins auf die Zahngesundheit
übertragen. Da spielen auch andere
Faktoren mit. Eine Grundanlage wird
vererbt und beispielsweise auch die Art
nahmen diese Aufgabe dann professionelle Prophylaxe-Assistentinnen. Anni Zbinden und ihre
Kollegin besuchen die Schulklassen des Kantons, putzen mit den Kindern die Zähne mit Fluoridgel
und informieren sie über Fragen rund um die Zahnhygiene. (mr.)
[ 14 ]
n r. 118 / F r ü h ja h r 2013
K A ntone
sinnig vertrauenerweckend aus. Es gab
natürlich auch Kinder, die ihn gemocht
haben. Ab einem gewissen Alter fanden
ihn dann aber die meisten blöd, da
habe ich jeweils auf das normale «Klappergebiss» zurückgegriffen. Seit ein
paar Jahren begleitet mich nun «Leopold Leu», ein Stofflöwe mit Gebiss. Der
ist zeitgemässer, und die Kinder können ihn auch mal drücken. Gerade in
den heilpädagogischen Schulen, die
ich auch besuche, mögen ihn die Kinder sehr. Und nicht zuletzt ist er natürlich auch viel handlicher als der sperrige «Seppetoni», den ich immer in
seinem schwarzen Schalenkoffer transportieren musste. Heute steht «Seppetoni» bei mir zu Hause.
Anni Zbinden
Anni Zbinden ist gelernte Dentalassistentin. Nachdem sie 14 Jahre in einer Zahnarztpraxis gearbeitet hatte, liess sie sich vor 27 Jahren zur Prophylaxe-Assistentin weiterbilden und besucht seither die Kindergärten und Schulen Schaffhausens.
Anfangs noch für den ganzen Kanton zuständig, hat sie vor ungefähr zehn Jahren
Gehört er denn Ihnen?
Unterstützung bekommen. Lucia Prior kümmert sich seither um die Kindergärten
Eigentlich gehört er der Schulzahnklinik, aber seinen Lebensabend verbringt
er bei mir, denn er gehört halt schon
ein wenig zu meinem Leben. Ausserdem gibt es noch einen zweiten «Seppetoni», der in der Schulzahnklinik in
einer Vitrine steht.
und Schulen in der Stadt Schaffhausen und die Kindergärten von Neuhausen,
während Zbinden die restlichen Schulen und Kindergärten übernimmt.
Die 58-Jährige lebt seit elf Jahren zusammen mit ihrem Hund Connor in einem
ehemaligen Bauernhaus in Trasadingen. Ihre Mutter, Schwester und Nichte wohnen im selben Haus. Letztere betreibt den Stall Grüntal, der ans Haus angegliedert
ist, und bietet dort Reitunterricht an. (mr.)
Es gibt also zwei «Seppetonis»?
Ja! Der eine wurde meiner Kollegin einmal aus dem Auto gestohlen. Man hat
ihn zwar später wieder gefunden, sein
Unterkiefer war aber total zertrümmert.
Auch «Seppetoni» hat offenbar Feinde.
Der Kiefer konnte wieder gerichtet werden, der Täter wurde aber nie gefasst.
S ponsoren der Stiftung f ü r SZPI
^
Anni Zbinden hat mehr als
der Hälfte aller Schaffhauserinnen
und Schaffhauser unter
40 Jahren gezeigt, wie man Zähne
richtig putzt.
(Foto: René Uhlmann)
n r. 118 / f r ü hja h r 2013
K U RS E
[ 15 ]
Einführungskurse der Stiftung
für SZPI
23. Mai 2013, Zürich
Eintägiger Vorkurs
4. /5. Juni 2013, Zürich
Zweitägiger Einführungskurs
Info und Anmeldung unter
www.schulzahnpflege.ch/Kurse
Regionen
Schul-Zahn-Bus
Corso di base per le OPD del TI Sementina, Sala multiuso al Ciossetto
Martedì 23 aprile e mercoledì 24 aprile 2013 Iscrizioni possibili unicamente online
sul sito della Fondazione per
operatrici di prevenzione dentaria www.schulzahnpflege.ch/2/corsi/
Fortbildungskurs: Ernährung von Teenagern Berufsbildungszentrum Luzern.
(Essstörungen)
Info und Anmeldung unter
2. Mai 2013
www.schulzahnpflege.ch/szpi-in-den-
Terminkalender Schul-Zahn-Bus 2013
März 2013
11. - 15.
6020 Emmenbrücke / LU
April 2013
9.
4116 Metzerlen / SO
11. + 12. 4112 Flüh / SO
11. + 12.
4114 Hofstetten / SO
16. – 18.
7260 Davos / GR
16. – 18.
7250 Klosters / GR
regionen/
Weiterbildung für die SZPI von AG und SO 26. Jahres- und Fortbildungstagung
16. Mai 2013
VFSZP AG /SO (Weiterbildungsmodule
für die SZPI von AG und SO; siehe
www.schulzahnpflege.ch/SZPI/in den
Juni 2013
Regionen)
3. – 7.
6048 Horw / LU
10. – 14.
8853 Lachen / SZ
Weiterbildung für die SZPI von OW, NW und UR
26. September 2013
Landenberg, Sarnen OW
Mai 2013
21. Oktober 2013
29.
2. Schweizerische
Jahrestagung für SZPI 2013
Dienstag, 5. November 2013, Kongresszentrum Arte in Olten
Neue Rubrik:
«Nachgefragt»
In der neuen Bulletin-Rubrik «Nachgefragt» beantwortet eine erfahrene Instruktorin Ihre Fragen aus dem Arbeitsalltag. Wussten Sie in einer bestimmten
Situation nicht, wie reagieren? Wissen Sie auf eine häufig gestellte Frage keine
Antwort? Brauchen Sie Tipps für den Umgang mit einer bestimmten Altersstufe? Schreiben Sie eine E-Mail an [email protected]!
3063 Ittigen / BE
2533 Evilard / BE
November 2013
4. + 5.
6023 Rothenburg / LU
14. + 15.
9000 St. Gallen / SG
25. – 29. 4623 Neuendorf / SO
Dezember 2013
9. – 13.
1400 Yverdon / VD
Einsätze mit dem Schul-Zahn-Bus (Schulzahnpflege) sind nicht öffentlich.
Änderungen vorbehalten. Rufen Sie uns zur
Sicherheit an: 061 415 66 45.
O F
S W I T Z E R L A N D
Spürbar besser !
Die TRISA Sonicpower Schallzahnbürste reinigt Ihre Zähne
mit 26’000 Bürstenbewegungen pro Minute signifikant besser
als eine Auswahl herkömmlicher Handzahnbürsten.
(in-vitro IDP-Test, TRISA Dental Forschung)
Acculadung für 14 Tage
Eine Acculadung reicht für ca. 14 Tage
netzunabhängiges Zähneputzen
(3 x 2 Minuten pro Tag).
Wechselkopfsystem
Das praktische Wechselsystem erlaubt Ihnen, den
Bürstenkopf nach 3 Monaten Gebrauch einfach
auszuwechseln (zahnärztliche Empfehlung).
www.trisa.ch
Schall - Vibration

Documentos relacionados