ePaper_HA_21.05.2011_Auswahl_HANZ

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ePaper_HA_21.05.2011_Auswahl_HANZ
Sonnabend/Sonntag, 21./22. Mai 2011
NORDERSTEDTER ZEITUNG
Hamburger Abendblatt
3
Online Konfirmationen am Wochenende Abendblatt.de/norderstedt
Europäische Nachwuchsautoren
Schüler des Gymnasiums
Harksheide beteiligten sich
mit französischen
Austauschpartnern an
einem Zeitungsprojekt des
Deutsch-Französischen
Jugendwerks
Von der harten
Wirklichkeit in
den „Banlieu“
Diese Schülerinnen aus Norderstedt verfassten, zusammen mit jungen Leuten aus Frankreich, eigene Zeitungsartikel zum Themenschwerpunkt „Migration“ Foto: Struppek
„Die Franzosen nehmen sich
viel mehr Zeit zum Essen“
Jeder fünfte Mitschüler
hat einen
Migrationshintergrund
Kriminalisiert und
einfach abgeschoben
:: Wie erleben junge Menschen aus
Deutschland und Frankreich einen Austausch im anderen Land? Maxie Klotmann, Birte Reimers, Sophia Klaus,
Amandine Boulnois, Melanie Cottenceau wollten wissen, wie es genau ist, im
anderen Land zu leben. Sie interviewten Séverine vom Gymnasium
Harksheide in Norderstedt und Aurore
vom Lycée Nicolas Barré in Mesnil-Esnard nahe Rouen.
:: Cindy Scharf und Nina George vom
Gymnasium Harksheide und die Französinnen Camille Huet und Camille Denoix starteten eine Umfrage zum Thema Migration.
Ein ganz normaler Donnerstag.
Letzte Schulstunde: Französisch. Wir
waren schon mit den Gedanken im freien Nachmittag, als uns unsere Lehrerin
den Auftrag gab, wir sollten einen Zeitungsartikel über Migration in der EU
schreiben. Wir stellten uns die Frage
„Was haben wir selbst damit zu tun?“
Wie sich am Ende herausstellte: sehr
viel! Denn auch an unserer Schule und
in unserer Klasse gibt es Schüler mit
::
„Es wäre schön, neue
Kulturen kennenzulernen“
Behörden nehmen die
„Hilferufe“ nicht wahr
Migrationshintergrund. Bei einigen ist
es auffälliger, bei anderen hätte man es
nie vermutet. Also starteten wir eine
Umfrage an unserer Schule.
„Ja, denn es wäre schön, neue Kulturen kennenzulernen. Trotzdem stelle
ich es mir schwer vor. Ich würde nicht in
alle Länder gehen, da es auch gefährliche gibt.“ Dies schrieb eine 14-jährige
Schülerin auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, später in einem anderen
Land zu leben und eine andere Sprache
zu sprechen – beziehungsweise warum
sie sich das (nicht) vorstellen könne. Bei
der Auswertung unserer Umfrage waren wir erstaunt, denn knapp ein Fünftel der Befragten hat einen Migrationshintergrund, und 90 Prozent der Schüler haben Freunde, die ursprünglich aus
einem anderen Land stammen. Meistens aus der Türkei, Russland, Polen.
Doch woher genau kommen die
Schüler, die einen Migrationshintergrund haben? Meistens kommen sie aus
Osteuropa (Ukraine, Polen, Russland)
oder Asien (Korea, China). Das hätten
wir vorher gar nicht vermutet, wir dachten eher an die Türkei.
Durch dieses Projekt haben wir
festgestellt, dass das Thema Migration
auch für uns wirklich spannend ist. Es
geht jeden etwas an.
des 21. Jahrhunderts durch, wobei sie
den Familien „eine gewisse Summe in
die Hand drücken“, die aber alles andere als ausreichend ist.
Manche der Roma-Frauen ergreifen dramatische Mittel: Sie bekommen
extra Kinder. Doch auch diese „Hilferufe“ nehmen die Behörden nicht wahr
und lassen die Kinder im Land leben,
während die Eltern abgeschoben werden. Aber welche Mutter würde so eine
Trennung ohne Proteste hinnehmen?
Keine! Die ohnehin schon verstreuten
Familien müssen nun wieder zurück in
ihr Land und die Eltern werden mit einer der schwersten Fragen konfrontiert: Das Kind in der „neuen Heimat“
alleine zurück lassen oder das Kind in
ein von Krieg und Armut geplagtes
Land mitnehmen?
Damit aber nicht genug. Denn wie
werden diese Abschiebungen begründet? Es handele sich um Kriminelle.
Fertig. Allerdings ergeht es den Roma in
Deutschland ganz ähnlich, denn auch
hier werden bereits seit Jahrzehnten
sesshafte Familien aufgrund ihrer Abstammung zurück in den Kosovo ausgewiesen. Während die Eltern in einer
Nacht- und Nebelaktion ausgeflogen
werden, bleiben die Kinder verstört und
alleine in Deutschland zurück. Nur fin-
Was hat euch dazu bewegt, den Austausch anzutreten?
Séverine: Meine Französischlehrerin
hat mir das vorgeschlagen. Sie hatte jemanden in Frankreich, der gerne den
Austausch hierher machen wollte. Also
habe ich gesagt, ich mach’s. Außerdem
war ich relativ gut in Französisch und
mich hat das Land interessiert.
Aurore: Ich habe den Austausch nach
Deutschland gemacht, weil ich ganz gut
Deutsch gesprochen habe und mir
Deutschland gefallen hat. Ich wollte das
Land entdecken.
Wie hast du dich vorbereitet?
Séverine: Vorbereitet hat mich eigentlich meine Austauschpartnerin. Ich hatte im Dezember die Zusage erhalten
und im Februar kam Aurore schon an.
Das war ganz nach dem Motto ins kalte
Wasser werfen und gucken, ob man
schwimmen kann. Es war ganz gut, ich
hatte das halbe Jahr mit ihr, um mich
vorzubereiten. Aber ich glaube, so richtig kann man sich nicht auf die Realität
im anderen Land vorbereiten.
Aurore: Ich hatte nicht wirklich eine
Vorbereitung. Größtenteils war es meine Französischlehrerin, die mir Zettel
zur Vorbereitung gegeben hat.
Wie hast du dich mit deiner Austauschpartnerin verstanden?
Séverine: Das erste halbe Jahr haben
wir uns gar nicht so gut verstanden. Wir
haben uns richtig übel gestritten, aber
irgendwie hat es trotzdem funktioniert.
Ich habe ihre Situation erst so richtig
verstanden, als ich da war. Wie blöd es
ist, wenn du ganz alleine ist und alle um
dich herum sprechen eine Sprache, die
du vielleicht nur ein bisschen verstehen
kannst. Das ist echt schwer.
Aurore: Es gab auf jeden Fall Momente,
wo wir uns richtig gestritten haben. Ein
Jahr mit ein und derselben Person ist
einfach sehr schwierig.
Hattest du „mal du pays“, Heimweh?
Séverine: Na ja, nicht so richtig. Ich fand
das Ganze einfach total spannend, es
war halt nur sehr anstrengend. Anfangs
bin ich, als ich aus der Schule kam, direkt ins Bett gefallen.
„Der Austausch macht
einen selbst reifer“
Aurore: Ja, ein bisschen. Vor allem am
Anfang, aber am Ende nicht mehr. Meine Eltern haben mir aber sehr gefehlt.
Was sind die Unterschiede im Alltag?
Séverine: Die Franzosen sind allgemein
einfach viel ruhiger. Die Zeit spielt bei
denen nicht so die Rolle. Und man
nimmt sich immer viel Zeit zum Essen.
Aurore: Zum Beispiel nehmen sich die
Franzosen mehr Zeit, um sich morgens
fertig zu machen, während die Deutschen das schnell erledigen und länger
schlafen. Aber eigentlich gibt keine großen Unterschiede.
Was kannst du anderen, die sich zu einem
Austausch hinreißen lassen, raten?
Séverine: Macht es! Es lohnt sich in jedem Fall. Man macht eine unglaubliche
Menge von Erfahrungen und hat die
Möglichkeit, sich selbst völlig neu kennenzulernen und zu entwickeln!
Aurore: Der Austausch macht einen
selbst reifer, da man auf jeden Fall lernen muss, mit jemandem ein ganzes
Jahr lang zu leben und klar zu kommen.
Man muss lernen, tolerant zu sein, denn
wenn man in ein anderes Land geht,
weiß man nicht, was man zu erwarten
hat. Man muss sich öffnen und sich Zeit
nehmen, die Sprache zu lernen.
Lea Ilper und Loris Zaoui kommentieren in ihrem Artikel die Abschiebepraxis Frankreichs und anderer Länder insbesondere mit Blick auf Sinti und
Roma.
Ein von Krieg beherrschtes Land
ohne Demokratie ist für uns undenkbar.
Für die geflohenen Sinti und Roma ist
dies jedoch ihre eigentliche Heimat. Da
sie keine Wahl haben, suchen sie in europäischen Staaten Schutz, prallen dort
aber an unsichtbaren Wänden ab, da
keines der Länder sie gerne aufnehmen
will. Nein, ganz im Gegenteil. Denn diese Länder, wie Frankreich, führen gerade einer der größten Abschiebungen
Commerzbank umwirbt den Mittelstand
den Monsieur Sarkozys Ansichten über
Roma teils auch bei uns Anklang. Viele
Deutsche sind der Meinung, dass die
„Zigeuner“ lediglich auf Kosten des
Staates leben und sich mit dem geringen Lebensstandard abfinden. Völlig
isoliert von der restlichen Gesellschaft
leben sie zusammengekauert in kleinen
Wohnwagen oder auch nur Wellblechhütten. Dort bleiben die Zigeuner untereinander und in ihrer eigenen kleinen Welt. Doch gerade das lässt das gesamte Volk der Sinti und Roma in einem
noch schlechteren Licht darstellen.
Schmarotzer. Penner. Schimpfwörter,
die die Sinti und Roma nur zu oft an den
Kopf geworfen bekommen. Diebe. Halunken. Einmal ausgesprochen, setzt
sich der Gedanke im Kopf fest. Mal ehrlich, wer denkt nicht negativ bei einer
zusammengekauerten Person am Straßenrand, die unverständliche Brocken
vor sich hin murmelt, einem die Hand
entgegenstreckt und bettelt? Wer
macht sich schon Gedanken darüber,
was mit ihr geschehen ist? Man weiß es
nicht, und wahrscheinlich will man es
auch nicht wissen. Denn ein paar hingeworfene Cent erleichtern das eigene
Gewissen und man findet sich mit dem
Gedanken der Unwissenheit ab. Aber ist
eine Abschiebung das Richtige oder nur
der leichteste Weg, ein unangenehmes
Problem aus der Welt zu schaffen?
:: Maria Pätzold und Melina Abendroth schreiben über Konflikte zwischen
Jugendlichen und der Staatsmacht in
Frankreich und über „Gangsterrapper“.
Szenen der Krawalle 2005 in den
Pariser Vorstädten hat wahrscheinlich
jeder im Fernsehen gesehen. Jugendliche zündeten Autos, Schulen und Häuser an und lieferten sich brutale Straßenschlachten mit der Polizei. Der Auslöser hierfür war der Tod zweier Jugendlicher bei einem Konflikt mit der
Polizei. Aber die Pariser Vorstädte sind
schon lange soziale Pulverfässer. Der
Teufelskreis aus Drogen, Waffen und
Gewalt spitzt sich immer mehr zu.
Angefangen hat alles in den sechziger Jahren, als die Industrie boomte
und Immigranten in die neu gebauten
Wohnungen um Paris zogen. Es war die
goldene Ära der „Banlieue“. Die Bewohner sahen ihre Heimat als ein Paradies.
In den siebziger Jahren kam es zu einer
Wirtschaftskrise. Die Arbeitslosigkeit
nahm zu und viele Vorstädte verwandelten sich vom Paradies in Armenghettos. So auch die Pariser Vorstadt „la
courneuve“. In den achtziger Jahren
war sie Drehscheibe des Heroinhandels
und gilt seitdem als gefährlichste Vorstadt Frankreichs. Überfälle, Waffeneinsatz und Drogendeals sind an der Tagesordnung. Für die Bewohner ist dies
der Alltag – auch für Kinder.
Alibi Montana ist Gangsterrapper
mit krimineller Vergangenheit. Er
wuchs im „la courneuve“ auf und war
Zeuge der Kriminalität in seiner Umgebung. Schon in jungen Jahren rutschte
er in die Drogenszene. 1999 verletzte
Alibi einen feindlichen Drogenboss
schwer und musste eine vierjährige
Strafe absitzen. Bei seiner Vergangenheit ist es kaum vorstellbar, dass Alibi
sich heute von der Kriminalität abgewendet hat und versucht, Jugendlichen
zu helfen. Er verarbeitet seine Vergangenheit nun in Raptexten. Damit verdient er legal sein Geld und dient vielen
Jugendlichen als Vorbild. Mit dem Rap
spricht er ihre Sprache und bewirkt
mehr als jeder Politiker. Er ist eine Art
musikalischer Sozialarbeiter.
Die Gewalt wird häufig vertuscht.
Nur gravierende Ereignisse kommen an
die Öffentlichkeit. So im Jahre 2005, als
ein elfjähriger Junge auf offener Straße
erschossen wurde. Der damalige Innenminister und heutige Staatschef Sarkozy sprach von mehr Sicherheit und dass
er Vorstädte „säubern“ will. Mit solchen
Aussagen gab er Jugendlichen ein Feuerzeug in die Hand, so eine Bewohnerin
der „Banlieue“.
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16 000 Kunden betreut die Norderstedter Filiale. Für das Geschäftsjahr 2010 zieht das Geldinstitut eine positive Bilanz
N O R D ERST E DT ::
Für die Commerzbank war es eine stürmische Zeit:
Die Integration der Dresdner Bank hat
für Aufsehen gesorgt, trotzdem wird zumindest in Norderstedt eine positive
Bilanz für das Geschäftsjahr 2010 gezogen. Sowohl der Bereich Privatkunden
als auch die Mittelstandsbank seien mit
dem Ergebnis zufrieden, teilte die Geschäftsleitung während einer BilanzPressekonferenz mit.
Der Anschluss der Dresdner Bank
sei mit der IT-Integration am Osterwochenende erfolgreich abgeschlossen
worden, sagt Thomas Kleyboldt, Pressesprecher der Region Nord/Ost der
Commerzbank. In Norderstedt hat die
Bank nach seinen Angaben derzeit 90
Mitarbeiter. Entlassungen habe es im
Zuge der Integration der Dresdner
Bank nicht gegeben, wohl aber Umsetzungen gegeben.
Die Filiale Norderstedt betreut
16 000 Kunden, das Geschäftsvolumen
der gesamten Region Norderstedt, die
bis zur Westküste reicht, lag im Geschäftsjahr 2010 bei rund einer Million
Euro. In der gesamten Region Hamburg-Nordwest werden von Norderstedt aus 53 000 Kunden betreut.
Das Kreditgeschäft ist nach Angaben von Thomas Kleyboldt auf Wachs-
tumskurs, wobei vor allem die Immobilienfinanzierung angezogen habe. „Der
Auftakt in diesem Jahr ist bereits vielversprechend“, sagt Frank Paul, Filialdirektor der Commerzbank Norderstedt. In der Region Hamburg/Schleswig-Holstein sei die Commerzbank im
Firmenkundenbereich Marktführer bei
den Mittelständlern, teilt Joerg Meinz,
als Regionalfilialleiter verantwortlich
für das Firmenkundengeschäft in der
Region
Hamburg-Nordwest.
Der
Wachstumsbereich Norderstedt mit
Nordgate und dem angrenzenden Ansiedlungsbereich entlang der A 7
(Nordport) sei Hauptursache für das
überdurchschnittliche Wachstum und
die positive Entwicklung im Firmenkundengeschäft. „Für Unternehmen
mit internationaler Ausrichtung ist die
Commerzbank ein wichtiger Ansprechpartner“, sagt Joerg Meinz.
In diesem Jahr sollen nach seinen
Angaben aber auch verstärkt Kunden
im kleineren mittelständischen beworben werden. „Wir wollen auch den
Handwerker aus der Nachbarschaft als
Kunden haben.“ So seien Anfang des
Jahres bereits deutlich mehr Neukredite im Vergleich zum Vorjahr an mittelständische Unternehmen in der Region
bearbeitet worden. (kn)
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