Wir sprechen selten über Rassismus Die Politik macht - dok

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Wir sprechen selten über Rassismus Die Politik macht - dok
Wir sprechen selten über Rassismus
Das schweizerisch-afrikanische Paar Thomas und Lea Thümena lebt zwischen zwei Kulturen
D
Zweisprachige Version mit Rückseite:
deutsch
français
Nr. 5, 05/2005
español
italiano
português
Die Politik macht uns
zum Sündenbock
shqip
srpski
3 (Wiedikon), 9 (Altstetten) und 11 (Seebach).
Der Grund: Dort sind eher günstige Familienwohnungen zu finden – und in den anonymeren Aussenbezirken fallen die dunkelhäutigen
Menschen weniger auf.
Keiner Ausländergruppe begegnen Schweizerinnen und Schweizer skeptischer
als Personen afrikanischer Herkunft. Wer eine schwarze Hautfarbe hat, muss gegen
viele Vorurteile und Klischeevorstellungen ankämpfen, was die Integration dieser
Menschen behindert und echte Begegnungen mit ihnen erschwert.
Eine Psychologin und ein Taxifahrer erzählen.
I
Carmel Fröhlichers Eltern stammen aus Haiti,
sie selbst ist in New York aufgewachsen und
hat dort studiert. 1971 kam sie in die Schweiz,
um an der Uni Zürich zu studieren. Hier traf
sie ihren Lebenspartner, die beiden heirateten, so dass Frau Fröhlicher nach dem damaligen Recht sofort Schweizerin wurde. Sie ist
Mutter von drei Kindern, arbeitete zuerst als
Gymnasiallehrerin, studierte dann noch Psychologie und liess sich zur Therapeutin ausbilden. Und weil sie sich vor allem in den ersten
Jahren als Schwarze in der Gesellschaft nicht
recht akzeptiert fühlte, engagierte sie sich für
die Rechte dunkelhäutiger Menschen, etwa in
den Gruppen «Women of Black Heritage» und
«Carrefour de Refléxion et d’Action contre
le Racisme Anti-Noir» (CRAN), wo sie heute
Präsidentin ist.
Letztes Jahr gelangte die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) an sie mit der
Bitte, bei einer Studie über die Befindlichkeit
schwarzer Menschen in der Schweiz mitzuwirken. Fröhlicher sagte zu und führte mit einer
schwarzen Soziologin 27 vertiefte Einzelinterviews durch; befragt wurden Vertreter verschiedener Alters-, Berufs- und Sozialgruppen
aus mehreren Herkunftsländern. Dazu kamen
zwei Gruppenbefragungen bei Asylbewerbern
und schwarzen Frauen. «Wir wollten herausfinden, wie Schwarze aus ihrer eigenen Sicht
das Leben in der Schweiz wahrnehmen, wie es
um die Integration steht und ob es zu Diskriminierungen kommt.»
Das Resultat der Studie lässt aufhorchen: Zwar
fühlen sich die meisten Befragten gut integriert; sie kennen die Spielregeln des Gastlandes, verstehen auch dessen Sprache, können
sich am Arbeitsplatz und in der Nachbarschaft
relativ gut behaupten. Trotzdem fühlen sich
viele im Alltag nicht wirklich akzeptiert – weil
sie Ausgrenzungen und verletzende Äusserun-
gen erleben müssen. Carmel Fröhlicher nennt
noch ein persönliches Beispiel: «Einmal kaufte
ich Weihnachtsgeschenke ein für meine Kinder
und stand an der Kasse, als sich eine weisse
Frau vordrängte. Als ich sagte, sie müsse hinten anstehen, antwortete sie, die Neger sollten
gefälligst zurück in den Busch, wo sie herkommen. Ich war völlig fassungslos, verteidigte
aber meinen Platz. Es tat mir gut, dass sich
dann die Kassiererin bei mir entschuldigt.»
Solches und ähnliches erleben Mitbürger
schwarzer Hautfarbe immer wieder, wenn sie
sich im öffentlichen Raum bewegen. Die Studie der EKR listet weitere heimliche oder offene Diskriminierungen auf: Schwarze haben oft
den Eindruck, sie würden angestarrt, abschätzig
gemustert, in Läden und Gaststätten unfreundlich bedient. In Tram und Bus bleiben die Plätze neben ihnen häufig leer. Bei der Suche nach
einer Wohnung oder einer Arbeit werden sie
oft abgewiesen; teils mit der Begründung, man
müsste negative Reaktionen von Nachbarn oder
Kunden befürchten. Schwarze Frauen beklagen
sich, von weissen Männern angemacht zu werden, weil man sie für Prostituierte hält. Und:
Besonders in Städten wie Zürich berichten vor
allem junge schwarze Männer, sie würden von
der Polizei übermässig häufig und mit unwürdiger Härte kontrolliert.
Carmel Fröhlicher kennt diese Klagen. Erst
kürzlich hat sie mit einem jungen Schwarzen
gesprochen, der am Zürcher Hauptbahnhof von
der Polizei angehalten und, obwohl er sich ausweisen konnte, in Handschellen auf den Posten
geführt und dort nackt ausgezogen wurde. Da
nichts zu finden war, wurde er wieder entlassen kommentarlos. Die Psychologin glaubt,
dass solches Verhalten Ausdruck des generell
verschärften politischen Klimas ist, denn es
lässt sich sogar bei Schwarzen beobachten, die
hier geboren und Schweizer sind: «Der Rassismus hat zugenommen, weil die wirtschaftliche Situation angespannt ist. Die Politik macht
uns Schwarze zum Sündenbock, dem man die
Schuld für fast alles geben kann. Wir sind eine
Minderheit – und wegen unserer Hautfarbe so
leicht zu erkennen.»
Tatsächlich leben relativ wenige Migranten mit
afrikanischen Wurzeln unter uns. In der Stadt
Zürich waren es 2004 rund 4400, das entspricht
nur vier Prozent aller ausländischen Personen
und etwa einem Prozent der Gesamtbevölkerung. Zum Vergleich: Italiener gibt es viermal
mehr in Zürich, Personen aus Ex-Jugoslawien
gar siebenmal mehr; Afrikaner sind also die
kleinste Minderheit. Die meisten von ihnen
leben nicht etwa im Gebiet der Langstrasse, wie man es wegen der vielen exotischen
Lebensmittelläden, Coiffeurshops und Restaurants vermuten könnte, sondern in den Kreisen
sie sehen, dass der Fahrer ein Schwarzer ist.
«Viele glauben, die Schwarzen könnten sich
kein Auto leisten mit normaler Arbeit, sondern
alle würden Drogen verkaufen.»
Öfters wird Kofi bei der Arbeit von der Polizei
kontrolliert, was sowohl ihm wie auch seinen
Fahrgästen unangenehm ist. Einmal schickten
die Beamten sogar einen Hund ins Auto, ein
andermal wollten sie in seinen Mund schauen.
Kofi weiss von Afrikanern, die das Langstrassenquartier meiden, obwohl sie hier ihre Läden
haben; die Angst vor Kontrollen schreckt viele
ab. Er selber steigt kaum noch aus dem Auto,
wenn er an der Langstrasse wartet, denn wenn
er als Schwarzer am Strassenrand steht, erweckt
er das Misstrauen der Polizei. Nun bleibt er im
Wagen sitzen, liest «20 Minuten», die Bibel
oder den Koran. «Ich empfinde das schon als
Einschränkung meiner Freiheit», sagt er
Alltagserfahrungen von Menschen mit schwarzer Hautfarbe in Zürich
ch war so schockiert, dass ich das jahrelang
niemandem erzählen konnte», sagt Carmel
Fröhlicher-Stines mit stockender Stimme
und wischt sich über die feuchten Augen. In
ihrer psychologischen Praxis beim Stadelhofer-Platz in Zürich scheint mildes Sonnenlicht
durch die Fenster, in einer Ecke stehen afrikanische Holzskulpturen. Die Therapeutin,
die sich sonst die Sorgen der Patienten anhört,
erzählt für einmal über sich selbst, über das
Verhalten der hellhäutigen Mehrheit gegenüber
der dunkelhäutigen Minderheit. «Einmal war
ich in einem Laden beim Einkaufen, als eine
Frau neben mir plötzlich bemerkte, dass ihr
die Brieftasche fehlte. Sie und ihr Kind zeigten
auf mich und sagten, ich sei es gewesen. Dann
kamen der Ladenchef und die Verkäuferin und
verlangten, meine Handtasche zu kontrollieren;
einfach, weil ich eine Schwarze bin.»
türkçe
«Wir sind eine Minderheit und wegen unserer
Hautfarbe so leicht zu erkennen»: Carmel Fröhlicher, Psychologin.
Wie es ist, sich täglich als Schwarzer im Langstrassengebiet behaupten zu müssen – davon
weiss Kofi Osei, von seinen Freunden «Richie»
genannt, einiges zu berichten. Der 30-Jährige
erscheint zum Interview in einem tadellosen
dunklen Anzug, zudem kommt er gerade von
seinem afrikanischen Coiffeur. Auf die Frage,
ob er Hochdeutsch oder Französisch sprechen
möchte, antwortet er schmunzelnd: «Züridütsch.» Kofi kam vor 13 Jahren aus Ghana
nach Zürich, weil seine Mutter, die als Asylbewerberin in die Schweiz gereist war, hier
geheiratet hatte. Sofort erhielt er eine C-Bewilligung, womit er seine Integration vorantreiben
konnte. Nach einer Lehre als Lagerist machte
er 1999 den Taxischein; vor vier Jahren hat er
sich selbstständig gemacht und fährt heute auf
eigene Rechnung. 3500 Franken verdient er pro
Monat, wenn er sich anstrengt, meistens arbeitet er in der Nacht, sechs Tage die Woche. Von
seiner afrikanischen Frau ist er geschieden; die
beiden haben zwei Kinder.
Am Anfang habe er die Diskriminierungen
deutlich an äusserlichen Merkmalen gespürt,
erzählt Kofi. «Ich hatte früher Rastazöpfe,
und manchmal haben mir Unbekannte im Zug
gesagt, ich solle doch zurück auf die Palmen,
oder ich hätte Würmer auf dem Kopf.» Als er
nach der Lehre eine Stelle suchte, liess er die
Dreadlocks abschneiden, um bessere Chancen zu haben. Aber auch heute noch, obwohl
er stets gepflegt ins Taxi steigt, leidet er unter
offenem und verstecktem Rassismus. Sein
regelmässiger Warteplatz ist an der Langstrasse, Ecke Brauerstrasse, wo afrikanisch aussehende Männer keinen leichten Stand haben.
Weil «ein paar wenige schwarze Drogendealer» bei der Bevölkerung und vor allem bei der
Polizei negativ auffallen, würde man «alle in
denselben Topf werfen», bedauert Kofi.
Erhält er von einem Fahrgast einen grossen
Geldschein, einen Hunderter oder Zweihunderter, und will er diesen im nächsten Café
wechseln, wird er vom Personal misstrauisch
angeschaut oder abgewiesen, selbst wenn er
seinen Taxiausweis zeigt. Dasselbe passiert
ihm, wenn er einmal auf die Toilette muss.
Dann gibt es Kunden, die gar nicht in sein Auto
steigen und ein anderes Taxi suchen, sobald
Andererseits hat Kofi auch viele positive
Erfahrungen mit Schweizern gemacht. Sein
Freundeskreis umfasst auch viele Weisse, er
geht gerne an Hip-Hop-Konzerte oder Partys.
Einmal musste er einen Kunden nach Wittikon
chauffieren, und weil diesem die senegalesische Musik, die im Auto lief, so gut gefiel,
spendierte der etwas angetrunkene Gast hundert Franken Trinkgeld.
Kofis Traum wäre es, irgendwann einen Laden
zu eröffnen, ein Lebensmittelgeschäft oder ein
Restaurant für seine Landsleute. Und er glaubt,
dass er irgendwann zurück in seine Heimat
geht, wo noch seine Verwandten leben, die er
von der Schweiz aus unterstützt. «Ich bin zwar
in der Schweiz, und ich bin gut integriert», sagt
er, «aber mit dem zweiten Auge bin ich immer
in Afrika.»
er Zürcher Filmemacher Thomas Thümena
verliebte sich in die afrikanische Migrantin Lea Zézé und heiratete sie. Die
Beziehung gestaltet sich aufregend, denn die
kulturellen Unterschiede sind gross. Die vielen
Konflikte und Missverständnisse hat Thümena in
einem sehr intimen Dokumentarfilm festgehalten.
Etwas verspätet und ausser Atem kommt Thomas
Thümena nach Hause; wie so oft ist ihm die
Zeit davon gerannt, denn Beruf und Familie
sind nicht immer einfach zu verbinden, besonders in seiner Situation nicht. Der 37-jährige
Zürcher ist seit gut fünf Jahren mit der 27-jährigen Lea Zézé aus der Côte d’Ivoire verheiratet, vor dreieinhalb Jahren kam Sohn Yann
auf die Welt. Lea ist auch berufstätig, arbeitet
Teilzeit in einem privaten Pflegeheim. Regelmässig geht Yann in die Krippe, daneben spielt
er gern im Hof mit den Nachbarskindern.
Ein ganz normaler Alltag, scheint es, und doch
ist vieles aufwändiger als bei anderen Familien.
Das beginnt bereits bei der Sprache: Thomas
stellt Sprudel auf den Tisch, als Lea und Yann
eintreffen. Sie begrüssen sich in Mundart, sprechen bald Hochdeutsch, bald Französisch, weil
Lea zwar Deutsch versteht, aber noch nicht gut
spricht. Immer wieder drängte Thomas seine
Frau dazu, Deutsch zu lernen, versuchte es
mit Ratschlägen, mit sanftem Druck und mit
Zwang – aber das half wenig. «Sie muss selber
einsehen, dass es ihr nur Vorteile bringt, wenn
sie hier die Sprache der Mehrheit spricht», sagt
Thomas. Lea seufzt und blickt zu Boden.
Als Lea 1998 nach Zürich kam, wo bereits ihr
Bruder lebte, waren ihr Sprache und Mentalität
der Einheimischen fremd. Hie und da wurde
sie mit rassistischen Sprüchen gehänselt, zum
Beispiel im Bus, wo man sie «Neger» schimpfte. Nicht ganz einfach fiel es ihr, eine Arbeit zu
finden, doch das könnte auch an ihrem schlechten Deutsch liegen. Und als das Paar wegen
Yann eine neue Wohnung suchte, kümmerte
sich Thomas darum und fand rasch etwas Passendes. «Über Rassismus sprechen wir selten»,
sagt er, er sei für sie kein grosses Thema, im
hektischen Alltag müssten zuerst die wirklich
drängenden Probleme gelöst werden.
Als Leas Touristenvisa ablief, wollte sie in
Zürich bleiben, denn in ihrem Heimatland kann
sie sich keine Zukunft vorstellen. Eine gute
Arbeit würde sie dort nicht finden, der Staat
kämpft ständig gegen Unruhen, Korruption
und Wirtschaftskrisen. Also blieb Lea als Sans
Papier in Zürich, bis sie im Frühling 1999 Thomas traf und ihn ein knappes Jahr später heiratete.
Ihre erste Begegnung fand in einem Maquis
statt, einem Minirestaurant für Afrikaner in
einer Privatwohnung im Kreis 5. Thomas, der
bis dahin noch nie in Afrika war, fand über
einen Bekannten den Weg in diesen für Weisse eher verschlossenen Kreis. Und noch heute
muss er resigniert feststellen, dass «meine weissen Freunde auch Leas Freunde geworden sind
aber nicht umgekehrt». Lea nickt. Zu schwarzen Menschen eine Beziehung aufzubauen, sei
nicht immer leicht, sagt sie.
Sankofa
Plattform für Menschen afrikanischen Erbes,
Unterstützung und Vernetzung von afrozentrischen Projekten, soziale und kulturelle Veranstaltungen und Antirassismusarbeit.
[email protected], www.sankofa.ch
«Viele glauben, Schwarze könnten sich kein Auto
leisten mit normaler Arbeit»: Kofi Osei, Taxifahrer.
CRAN
Plattform für Reflexion und Aktion gegen
Anti-Schwarzen-Rassismus bietet Mediation
und Beratung für Opfer von Rassimus.
Die Beobachtungsstelle sammelt Information zum Thema Rassismus.
Postfach 251
3000 Bern 7
044 251 10 46
079 641 66 92
(CRAN: Carrefour de Réflexion et d’Action contre
le Racisme Anti-Noir)
Elternforum Multicolor
Für Eltern von Kindern mit afrikanischem Erbe
Postfach 1012
8032 Zürich
[email protected]
Ujima Spielgruppe
Für Kinder mit afrikanischem Erbe
Postfach
8036 Zürich
[email protected], www.sankofa.ch/ujima
Treffpunkt für schwarze Frauen
Persönliche Beratung
Manessestr. 73
8003 Zürich
044 451 60 94
Auch für Lea ist die Schweizer Kultur noch
relativ fremd, «le tout» – alles sei anders. Vor
allem die Beziehungen innerhalb der Familie,
aber auch der Respekt gegenüber dem Alter:
«Bei uns hat eine ältere Person immer Recht,
auch wenn sie Unrecht hat», sagt Lea. Nie
würde sie ihre Eltern im Stich lassen, und das
gilt auch für die vielen Geschwister und Verwandten. «Bei afrikanischen Menschen zählt
die Gemeinschaft sehr viel, wogegen wir in
Zürich sehr individualistisch sind», sagt Thomas. Einen Mittelweg zu finden, sei schwierig,
und in der Schweiz plötzlich wieder nach dem
Sippenmodell zu leben, könne sich niemand
vorstellen. Auch Traditionen spielen in Leas
Kultur eine wichtige Rolle; so wollte sie, dass
Sohn Yann beschnitten wird, wie es in ihrer
Heimat üblich ist. Und obwohl Thomas strikt
dagegen war, liess sie die Beschneidung vornehmen, als er einmal früher von Côte d’Ivoire
zurück nach Zürich musste.
Inzwischen hat Lea ihren Schweizer Pass
beantragt, seit einem Jahr warten sie auf den
Bescheid aus Bern. Lea sagt, sie wolle sich noch
mehr integrieren, wofür die Stadt Zürich einiges biete, Deutschkurse zum Beispiel. Daneben fände sie es gut, wenn den Ausländern die
ganze Schweizer Kultur näher gebracht würde.
Zum Beispiel geht sie gerne ans Integrationsfest auf dem Helvetiaplatz, doch lerne man dort
nur fremde Kulturen kennen – die schweizerische müsse man sich selbst erschliessen. Lea
Schweizerisch-afrikanischer Kulturaustausch: Thomas Thümena aus Zürich und seine Frau Lea aus die liebt es etwa, das Sechseläuten anzuschauen,
und sie mag die Schweizer Volksmusik. «Sie ist
Côte d’Ivoire mit Sohn Yann
Thomas hingegen hat das Geschehen in seiner eben eine Integrationistin», sagt Thomas amü«Viele haben einen gewissen Stolz und erwar- Familie beobachtet – und im Dokumentarfilm siert. Doch Integration sei sehr wichtig, ergänzt
ten, dass der andere den ersten Schritt macht.» «Ma famille africaine» festgehalten. Der Film, er ernst: «Eine Gesellschaft kann es sich nicht
Bei den Zürchern sei es zwar ähnlich, aber als der bei «Hugofilm» in Zürich erhältlich ist, leisten, dass ein grosser Teil der Bevölkerung
einziger Weisser in einer Runde von Schwarzen schildert eindrücklich, mit welchen Kulturkon- ständig das Gefühl hat, nicht recht dazuzuhabe es Thomas besonders schwer. Sie selbst flikten sich das Paar auseinander setzen muss. gehören.»
hat sowohl Anschluss an ihre Landsleute wie Zum Beispiel in finanziellen Fragen: Für Lea
auch an den Freundeskreis ihres Mannes gefun- ist es selbstverständlich, dass sie ihre Familie
den; «Sie ist einfach eine Ausnahme», sagt im Heimatland mit Geld unterstützt, während
Thomas lachend. Lea verwirft die Hände und Thomas hier immer wieder an die Grenzen seilacht ebenfalls.
ner Toleranz stösst. Hunderte von Franken für
Geschenke, für einen Notfall, eine AnschafHumor ist sicher eine gute Hilfe für binationa- fung, eine Ausbildung; mehrere Flüge hin
le Paare, denn würde dieser fehlen, wäre Leas und zurück inklusive Transport von kiloweise
und Thomas’ Beziehung wohl bald am Ende. Lebensmitteln nach Zürich, die unter AngeBereits nach dem ersten Kennenlernen mussten hörigen verteilt werden – Lea und Thomas
sie ein Missverständnis klären: Weil Thomas geben ständig Geld aus für ihre «Grossfamiim Maquis das Geburtstagsfest des Gastgebers lie». «In der Schweiz, wo viel Geld vorhanden
gefilmt hatte, dachte Lea spontan, er würde ist, gehört es zum guten Ton, nicht darüber zu
wohl im Sexfilmgeschäft arbeiten. Umgekehrt reden. In Afrika, wo es wenig hat, ist es ständig
glaubte Thomas, Lea könnte eine Prostituier- ein Thema», sagt Thomas. Um die vielen Streite sein. Als sich beides als falsch herausstellte, tigkeiten mit seiner Frau zu beenden, hat er nun
waren sie erleichtert – und wurden ein Paar.
einen Dauerauftrag eingerichtet; zudem wollen
«Es stimmt natürlich, dass im Kreis 4 und die beiden in Côte d’Ivoire ein Haus bauen.
Quartierinfo
Mini M.A.P.S.
Somalischer Kulturverein Zürich
Treffpunkte und Angebote für Jugendliche und Frauen, somalisch-schweizerische
Anlässe, Radiosendung.
c/o Bashir Gobdon
Auzelgstr. 33
8050 Zurich
044 321 63 52
[email protected]
Gemeinwesenarbeit GWA
Kreis 3, 4 und 5, Sozialzentrum, Ausstellungsstrasse 88, 8005 Zürich, 044 447 16 19,
[email protected]
Wandzeitung Kreis 4/5, Ausgabe Juli 2005
Quartierverein Aussersihl Hard
Agnesstrasse 33, 8004 Zürich,
044 242 69 81, [email protected]
www.zuerich-4.ch
Nordpol-Kultur in Neu-Oerlikon
Schwarze aktiv für Zürich
Verständigung, Austausch und Vernetzung
zwischen Menschen mit afrikanischem
Erbe, Förderung der Integration und der
Akzeptanz, Projektarbeit.
c/o Gemeinwesenarbeit 3, 4 und 5
Ausstellungsstrasse 88
8005 Zürich
044 447 16 19
Quartierverein Zürich 5-Industriequartier
Marstallweg 11, 8005 Zürich,
044 272 27 20,
[email protected]
Service Teil
In diesem Serviceteil sind die uns zurzeit
bekannten Stellen mit kostenlosen Dienstleistungen aufgeführt. Gerne nehmen wir
Hinweise entgegen:
044 447 15 04, [email protected]
5 die Prostitution sehr präsent ist», sagt Lea,
«doch habe ich damit kaum Probleme; nicht alle
Weissen denken, jede schwarze Frau arbeite im
Milieu. Aber was mir Mühe macht, sind die Polizeikontrollen.» Besonders als Papierlose getraute
sie sich nicht, ins Gebiet Langstrasse zu gehen,
denn sie kennt Leute, die tatsächlich verhaftet
und ausgeschafft wurden. Heute besucht sie die
afrikanischen Läden etwa einmal die Woche,
sitzt dann gerne noch in ein Café und beobachtet
das Geschehen auf der Strasse.
sip züri
sicherheit, intervention, prävention
Unterstützung bei Konflikten im
öffentlichen Raum.
Selnau 27
8001 Zürich
079 261 58 29
[email protected]
Langstrasse PLUS
Projektleiter Rolf Vieli
Für Fragen der Sicherheit und des
Zusammenlebens im Langstrassenquartier
Polizeidepartement
Amtshaus I
Bahnhofquai 3
8021 Zürich
044 216 70 08
079 354 21 91
[email protected]
Das Mini-M.A.P.S. diesmal mit folgendem Angebot:
In Neu-Oerlikon bieten verschiedene Parkanlagen Anwohnenden und Besuchenden die Möglichkeit,
zu verweilen. Im Rahmen des stadträtlichen Legislaturschwerpunktes Zürich Nord ergab sich die
Möglichkeit, in diesen Parks kleinere kulturelle Anlässe zu veranstalten. Mit attraktiven Angeboten
sollen die Parks auch abends zum Verweilen einladen. Eröffnet wurde die «Nordpol» –Reihe am
16. Juni, Im Zentrum stehen vor allem musikalische Anlässe. Der Eintritt zu den Konzerten ist frei. Mit
Getränken kann man sich ab 19 Uhr an der Polar-Bar versorgen.
Nordpol-Konzerte
Quartierecho – die Quartierzeitung
Kreis 1, 3, 4, 5, und 9
www.quartierecho.ch
[email protected]
Notfall
Sanität 144
Polizei 117
Feuerwehr 118
Dargebotene Hand 143
Telefonhilfe für Kinder & Jugendliche 147
Ärztlicher Notfalldienst «Ärztefon»,
044 269 69 69
Notfallstation «Permanence» im Hauptbahnhof ,
täglich 07.00 - 23.00 Uhr
Abfallentsorgung
Hausabfall wird in «Zürisäcken» entsorgt. Erhältlich an den Kassen der meisten Lebensmittelgeschäfte:
17 l (10 Stk.) ab Fr. 10.50
35 l (10 Stk.) ab Fr. 20.50
60 l (5 Stk.) ab Fr. 18.50
110 l (5 Stk) ab Fr. 33.70
Abholtage Kreis 4 und 5: Dienstag und Freitag,
vor 7 Uhr morgens.
Do 14. Juli, 20.00 Uhr: 2UNITS feat. REMO CRIVELLI & HEINZ HASCH (ethno/lounge/funk/elektronik).
Do 21. Juli, 19.00 Uhr: ASLEEP und ACAPULCO STAGE DIVERS (Indie-Rock).
Nach den Sommerferien sind ca. fünf weitere Anlässe geplant.
Ort: Pavillon Oerliker Park, Bus 80 «Birchstrasse» oder Bus 64/75, «Bollingerweg».
IMPRESSUM
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Herausgeber: Soziale Dienste Zürich, Langstrasse PLUS
Redaktion: Beat Grossrieder
Konzept und Projektleitung: d.o.k-Zerbini
Grafikkonzept: Adrian Elsener
Grafik: Offene Medienwerkstatt Propeller
In Zusammenarbeit mit
Auflage: 4250
Bildquellen: Guilherme Näf
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