Wirtschaftsgeschichte • realwirtschaftliche • institutionelle

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Wirtschaftsgeschichte • realwirtschaftliche • institutionelle
Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer
GESCHICHTE DES ÖKONOMISCHEN DENKENS II
WiSe 2009/10
Einführung und Überblick
•
Was ist Theoriegeschichte?
Wirtschaftsgeschichte
• realwirtschaftliche
• institutionelle
Entwicklungen
Was ist geschehen?
Wie stellen sich die
damaligen Entwicklungen
aus heutiger Sicht dar?
-> Methoden der
modernen VWL
Theoriegeschichte
Ideengeschichte
Wie analysierten Zeitgenossen wirtschaftliche
Zusammenhänge?
Wie verhalten sich ihre
Erklärungsmuster zur
modernen VWL Theorie?
-> Methoden: Textanalyse,
Rekonstruktion der
Erklärungszusammenhänge
•
Warum Theoriegeschichte?
Besseres Verständnis moderner Theorien:
- Einordnung
- Eigendynamik der Theorieentwicklung
- Wiederholung / Fortsetzung von Kontroversen
1. Was und wie erklären Ökonomen? Zur Methodologie der Ökonomie
„Was“: Erkenntnisgegenstand, Forschungsfeld
„Wie“: Methodologie, erkenntnistheoretisches Selbstverständnis
Adam Smith
An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations. (1776)
Erkenntnisgegenstand der Ökonomie: „Wesen und Ursachen“ des Wohlstands
Wohlstand definiert als „necessaries and conveniences of life“ (konsumierbare Güter produziert
pro Jahr und pro Kopf der Bevölkerung).
David Ricardo
Principles of Political Economy and Taxation. (1823)
Ricardos Methode: abstrakte deduktive Theoriebildung. Deduktion: Herleitung allgemeiner
theoretischer Aussagen aus wenigen einfachen Prämissen durch logisches Schliessen.
[im Unterschied zur Induktion: Ableiten allgemeiner Aussagen (Theorien) aus einer Vielzahl
von Einzelbeobachtungen durch Verallgemeinerung.]
John Stuart Mill
Principles of Political Economy. With Some of their Applications to Social Philosophy. (1848)
Ansätze einer Unterscheidung positiver (was ist?) und normativer (was soll sein?)
Fragestellungen
On the Definition of Political Economy and on the Method of Philosophical Investigation in that
Science. (1836)
In Mills erkenntnistheoretischem Beitrag wird die Rolle deduktiver Theoriebildung in der
Ökonomie präzisiert, problematische Aspekte der Verbindung abstrakter Theorie mit
Beobachtung und Selbstbeobachtung werden dabei deutlich.
Mill unterscheidet
„science“ (Ökonomie als Wissenschaft)
Prämissen auf der Basis von
- Beobachtung anderer
- Selbstbeobachtung
–> Mensch strebt nach Wohlstand
(Abstraktion von anderen Motiven)
deduktive Theoriebildung: „tendency laws“
als Gesetze, die „abstrakt wahr“ sind
In der empirischen Anwendung: „disturbing causes“,
d.h. Störungen wirken den „tendency laws“
entgegen
„art“ (Ökonomie als „Kunstlehre“)
wirtschaftspol. Empfehlungen
als Anwendungen theoretischer
Einsichten; vorausgesetzt sind
- Sorgfalt
- Selbstkritik
bei dieser Anwendung
Überprüfung theoretischer Einsichten anhand von Beobachtungen mit dem Ziel des Verifizierens
(der Bestätigung) der theoretischen Überlegungen
Lionel Robbins
An Essay on the Nature and Significance of Economic Science. (1932)
„Economics is the science which studies human behaviour as a relationship between ends and
scarce means which have alternative uses." (p. 16)
„Knappheitsdefinition“ als Antwort auf die Kritik an der „materialistischen“ Definition (beachte
insbesondere: Bedeutung der Dienstleistungen) des Erkenntnisgegenstandes der Ökonomie.
- gegebene Ziele, sind nicht Forschungsgegenstand der Ökonomie
- knappe Mittel und knappe Zeit: Knappheit im Hinblick auf Alternative Verwendungen