Diana Weinel und Ihr Weg zum Rudelführer

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Diana Weinel und Ihr Weg zum Rudelführer
Mein Name ist Diana Weinel und ich lebe mit meinem Rudel in Bad Kreuznach – Planig.
Zu meinem Rudel gehört meine 11jährige Jung-Teeni-Tochter Kim, meine beiden 2
Jahre alten, in vollem Saft stehenden, BKH- Kater Romeo und Leonardo, meine im April
geborene Teeni-ELO-Hündin Seven und mein schwarzer, 8jähriger Rüde Rusty ☺ !
Seit Dezember 2011 bin ich in der Hundeschule Rudelfamilie zu Hause. Zumindest fühle
ich mich dort so.
Seit Januar 2012 absolviere ich bei Alex eine Ausbildung zur Hundetrainerin und ich
habe noch keinen Tag bereut. Die Arbeit mit den Hunden und den Menschen die in
unsere Hundeschule kommen macht mir super viel Spaß und ich lerne viel neues, über
Hunde, die Menschen und über mich.
Meine erste richtige Erfahrung mit einem Fellfreund machte ich im Alter von 19 Jahren.
Ich lernte einen 9 Wochen alten Welpen kennen der eine neue Familie suchte. Wir
tauften die Kleine Sascha und nahmen sie mit in unsere erste eigene Wohnung.
Sascha war eine liebenswerte Mischlingshündin die Familiengeschichte geschrieben hat.
Heute noch lachen wir über die Erlebnisse mit diesem „verrückten“ Hund. Bis zu Saschas
Tod mit 14 Jahren bekam ich ihr, für mich damals ungezügeltes, Temperament nicht in
den Griff. Alle „ Unarten“ die ein Hund an den Tag legen kann hatte Saschi im
Repertoire. Ob Hochspringen, Abschlecken, aus Freude wilde Kreise drehen, fast mit am
Tisch sitzen, Dieben, im Restaurant in die Küche rennen ,Hunde stürmisch begrüßen und
Mama Kilometerweit weg stehen lassen, Bellen beim Klingeln, Pippi beim begrüßen, wälzen
und sich mit anderen „ Düften“ schmücken- Sascha ließ nichts aus.
Der Versuch, Ordnung in unsere Mensch-Hund-Beziehung zu bringen, scheiterte
kläglich. Einem Hundeverein wollte ich beitreten, um Sascha etwas zu zähmen. Der
Ausbilder war nach ca. 20 Minuten total genervt von mir und meinem willensstarken
Hund, der freudig die ganze Gruppe aufmischte. Ich stand wie ein armer Tropf,
peinlichst berührt und außerdem klatschnass auf dem Platz, da es zu allem Übel in
Strömen regnete.
Nachdem ich anschließend wegen Grippe 2 Wochen das Bett hüten musste beschloss ich,
die „professionelle“ Hundeerziehung an den Nagel zu hängen.
Unser Leben regelte ich seit dem über Management:
Ich floh vor anderen Hunden, war während des Spaziergangs im Dauerstress, hielt
Sascha im Wohnzimmer beim Kaffeeklatsch an der Leine (da sie sonst rennend Kreise
über die Couch zog), wenn es klingelte sperrte ich den bellenden Hund erst mal weg,
damit er nichtsdestotrotz den Besuch dann doch freudig ansprang … die Liste meiner
Hilflosigkeit könnte ich noch ewig weiterführen…
Die Konsequenz von allem war, das ich meinen Hund nirgendswo mit hin nehmen konnte.
Außer bei meiner Familie war Sascha eigentlich unerwünscht. Wir zusammen waren halt
nicht alltagstauglich.
Als Sascha 2004 in den Himmel kam waren wir sehr sehr traurig. Trotzdem merkte ich
ganz extrem wie sehr Sascha mich doch all die Jahre eingeschränkt hatte und ich
genoss meine neu gewonnene Freiheit. Und ich schwor…….. Ich möchte niemals mehr
einen Hund.
Niemehr. Punkt!
Nach 6jähriger Haustierabstinenz zogen 2010 die Katzenköppe bei uns ein. Katzen sind
pflegeleicht und man muss nicht gassi. Toll ☺ !
Ich durchlebte gerade eine turbulente Zeit, es gab Änderungen in meinem Familienleben
und gesundheitlich ging es mir nicht gut. Ich hatte schwer zu kämpfen.
An einem Sonntagmorgen im November 2011 las ich bei meiner Tasse Kaffee die
Wochenzeitung Kreuznacher Rundschau. Mein Blick fiel auf einen Artikel des
Kreuznacher Tierheims:
Notfell im Kreuznacher Tierheim: Rusty im Hungerstreik !
Meinem Impuls weiterzublättern nicht folgend hing ich an diesem Bild:
Ein schwarzer, spindeldürrer, an gespannter Leine stehender Terrier-Labby Mix.
Im Text stand in etwa folgendes: Der arme Rüde Rusty braucht dringend ein neues
zuhause. Er kommt aus schlechter Haltung und musste Not-operiert werden. Nach nun 2
schweren OPs (Leistenbrüche, Blasenfixation) ist Rusty im Tierheim sehr gestresst und
erholt sich nicht gut. Leider wird er immer dünner. Er mag Kinder und Katzen, jedoch
versteht er sich nicht mit anderen Hunden.
Sooo.
Nach dem unguten Gefühl beim Lesen schaffte ich es weiterzublättern. Rusty war auf
Seite 3, ich auf Seite 8- alles vergessen……
Oder doch nicht?
Von nun an spukte ein dünner schwarzer Hund in meinem Kopf herum. Mittags beim
Inlinerfahren mit meiner Tochter Kim sprach ich zum ersten mal über dieses
unwirkliche Ding das ich mit Rusty laufen hatte. Niemand nahm mich ernst. Ich mich
selbst nicht. Ich hoffte immer noch das der Spargel aus meinem Kopf verschwand.
Das tat er. Genau den Montag lang. Dienstagnachmittag schoss er mir urplötzlich wieder
in den Kopf. Mir blieb nichts anderes übrig als im Tierheim anzurufen. Ich wollte
einfach nur hören das Rusty mittlerweile in gute Hände vermittelt ist!
Nachdem ich Hr. Prinz, dem Leiter des Tierheims erzählt hatte das ich eigentlich gar
keinen Hund wolle, ich aber wissen möchte ob Rusty schon eine neue Familie gefunden
habe, teilte er mir mit das gerade eben 2 Familien im Tierheim sind um Rusty
kennenzulernen. Juhuu. Ich war beruhigt. Ich kündigte Hr. Prinz an, das ich Ende der
Woche noch einmal anrufen würde um zu fragen, ob es mit der Vermittlung geklappt hat.
Es brauchte dann doch eine ganze Woche, bis mir Rusty wieder einfiel. Der Anruf im
Tierheim war schnell erledigt. Die Message lautete: NEIN; es hat leider nicht geklappt,
Rusty ist noch hier. Totenstille in der Leitung. Mit dieser Aussage war ich total
überfordert. Genau DAS wollte ich nicht hören. Irgendwie bildete ich mir ja ein der
Hund hockt in seinem Zwinger und wartet auf mich, genau auf mich…. Jetzt hatte ich
den Salat…. Niemand wollte Rusty, auch ich ja eigentlich nicht.
Meine Stimmung war am Nullpunkt. Als am nächsten Morgen meine Tochter aus dem
Haus ging war ich unfähig, meinen täglichen Dingen nachzugehen. Ich lag auf meiner
Couch und zog mir die Decke über den Kopf. Ein Hund…… Das geht doch nicht …. Ich
komme ja mit mir nicht klar…., Das wird mir mein Vermieter nie erlauben..., Das kann ich
meinen Katzen nicht antun…, Der Hund ist aggressiv… So in etwa klangen die Gedanken in
meinem Kopf. Auch war ich davon überzeugt, das ein Besuch im Tierheim die Sache
nicht besser macht, denn mitnehmen wollte ich Ihn ja nicht und die Trennung von mir
würde dem armen Rusty dann nur schwerfallen… So bildete ich mir das alles ein.
Nach ca. 3 Stunden Leiden sprang ich wie von der Tarantel gestochen auf. Ich wusste
plötzlich das ich aus diesem Ding nie wieder rauskomme wenn ich nicht handele und mir
Rusty wenigstens mal anschaue. So hüpfte ich in meine Klamotten, fuhr zum Fressnapfdenn man kommt ja nicht mit leeren Händen zu Besuch- und war um ca.11 Uhr im
Tierheim Bad Kreuznach.
Ich fragte nach Rusty, der Weg zu der Box wurde mir beschrieben und ich setzte mich
in Bewegung. Da raus. Links, die ganzen Boxen entlang, die erste Box dann wieder linksda müsste Rusty sein…..
Tatsache. Da stand er. Rusty. DER RUSTY aus der Zeitung. Da stand er und starrte an
mir vorbei. Er nahm mich gar nicht wahr. Im nach hinein weiß ich das er seinen Pfleger
hörte, der auf dem Weg in seine Richtung war, aber mir machte es den Kopf wieder
klar…. Dieser ganze Druck fiel von mir ab. Der Hund wartete nicht sehnlich auf mich und
es ging ihm auch sichtlich besser als ich es mir vorgestellt hatte. Ich konnte wieder klar
denken.
Sein Pfleger war mittlerweile bei uns eingetroffen und ich stellte ohne Konzept meine
Fragen die ich zu Rusty hatte. Kai, so hieß der Tierpfleger , bot mir an mit einer
Spaziergängerin mitzulaufen, die Rusty gleich ausführen würde. Das nahm ich gerne an,
wollte ich mir doch ein für mich angenehmes Bild von dem Leben des Hundes basteln. Die
Sache war so gut wie erledigt, Rusty beachtete mich immer noch kein bisschen, zog wie
der Teufel an der Leine, war Aggro gegen andere Hunde, das volle Programm. Nix für
mich…
Im Tierheim angekommen hörte ich dann aus meinem Mund: Was muss ich denn tun um
mit Rusty spazieren zu gehen? Ich trat noch an diesem Tag in den Tierschutzverein ein,
was Vorrausetzung für Spaziergänger ist, und reservierte mir Rusty für den nächsten
Tag zum Spaziergang. Und für den nächsten und den nächsten und den nächsten.
Ich kann bis heute nicht erklären wieso ich das tat wo ich das unerschütterliche
Vertrauen in diesen Hund hernahm.
Ich hatte zu keiner Zeit Angst, obwohl Rusty schon in seiner Leinenaggression nach
Spaziergängern geschnappt hatte etc. Rusty tat alles, um mit mir zu funktionieren. Und
mein Vertrauen in uns wuchs. Er ließ das pöbeln, zeigte sich bei meiner Tochter von der
besten Seite, ließ meine Katzen in Ruhe und verstand sich mit Cara, einem Hund der
Familie . Langsam wurde mir klar: Aus dieser Nummer komme ich nicht mehr raus. Rusty
ist mein Hund.
Ich arbeitete langsam alle meine Bedenken ab. Prüfte alles, räumte alle Zweifel aus und
fing an ein Nest zu bauen.
Ich lernte Carmen kennen. Sie arbeitet Ehrenamtlich für das Tierheim. Sie empfahl mir
im Gespräch die Hundeschule Rudelfamilie. Ich erkundigte mich nach nix anderem. Ich
vertraute einfach.
Es dauerte zehn Tage vom ersten Kennenlernen bis zur Entscheidung das Rusty
nachhause kommt. Am 28.11.2011 war es soweit. Mein Rusty kam heim.
In der gleichen Woche lernte ich Alex Badeck (heute Becker) von der Hundeschule
Rudelfamilie kennen. Wir hatten direkt eine super Verbindung und fühlten uns sehr wohl
miteinander. Ihre komplexe Art zu Arbeiten flashte mich direkt und ich warf alle
bisher gelernten Hundemythen über Bord. Die Kommunikation die Alex uns beibrachte
trug schnell Früchte. Rusty und ich verstanden uns von Tag zu Tag besser. Wir
gewannen beide zunehmend an Sicherheit und lernten unsere Sprachen immer besser.
Ich war und bin davon überzeugt dass diese Art mit den Hunden umzugehen die einzig
richtige sein muss. Von der Natur zu lernen war und ist bis heute faszinierend.
Alex hatte zu der Zeit eine Ausbildungsstelle für 2 Jahre zu vergeben. Ziemlich schnell
war mir klar dass ich genau diese haben wollte. Ich wollte alles lernen. Nur für mich.
Diese ganze Philosophie wollte ich leben. Zum Glück war Alex genauso schnell klar das
sie mir die Stelle vergeben wollte. Und so entschieden wir noch in der Silvesternacht,
dass ich ab Januar 2012 zur Rudelfamilie gehöre. Juhuuu!!
Rustys Aggressionen sind mittlerweile Geschichte. Und sollte doch mal was nicht so rund
laufen hinterfrage ich immer erst mich ;-)… Rusty- mein tollster Hund der Welt.
Ich danke jeden Morgen für das Unglaubliche was mir mit diesem Hund passiert ist. Für
das was ich durch ihn nun habe. Ich habe seitdem nix bereut, denn es hat mein Leben
einfach nur bereichert. Zum ersten Mal hatte ich meinen Kopf ausgeschaltet und auf
meinen Bauch gehört. Alles sollte genau so sein. Rusty ist meine ganz große Hundeliebe.
Im Juni letzten Jahres kam last but not least Seven zu uns, meine Elo- Hündin. Ich habe
sie an Rustys 8. Geburtstag kennengelernt. Sie kam im Alter von 9 Wochen und macht
uns seitdem als Rudel komplett.
Durch die Ausbildung bei Alex erfahre ich nun was es heißt, eine Berufung zu haben.
Mittlerweile ist klar das ich in der Rudelfamilie bleiben möchte.Mein Ziel ist es, Alex so
gut es geht auf Ihrem Weg, ihr Wissen in die Welt zu bringen, zu unterstützen. Mit
unserer Arbeit ermöglichen wir unseren Hunden ein Artgerechtes Leben. Und unseren
Menschen eine glückliche Beziehung zu Ihrem Hund.
So wird es irgendwann vielen Mensch-Hund-Teams besser gehen.
Ich freu mich über jedes einzelne.
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