Brandschutztore – Typenübersicht

Transcrição

Brandschutztore – Typenübersicht
© Feuertrutz GmbH, Verlag für Brandschutzpublikationen, Köln 2013. Jede Vervielfältigung und Verbreitung ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig.
Konzepte und Technik
Brandschutztore –
Typenübersicht, Planungstipps
und Sonderlösungen
Fotos: Jansen
Brandschutztore: Wenige Brandschutztor-Hersteller, aber viele verschiedene Produkte.
Was ist machbar in Deutschland und was ist zu tun, wenn sich die geforderten Tore außerhalb
des regulären Zulassungsbereichs befinden? Britta de Groot, Stefan Kater
Sonderanfertigung eines Teleskoptores für den neuen Flugsteig A-Plus im Frankfurter Flughafen
D
en größten Anteil der in Deutschland
verbauten Brandschutztore stellen
Schiebetore dar. Diese werden häufig wegen
des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses
eingesetzt. Darüber hinaus können Schiebetore mit zahlreichen Besonderheiten,
wie Einlauf-, Auslauf- und Deckenklappen
für unsichtbaren Brandschutz ausgestattet
werden. Inzwischen gibt es BrandschutzSchiebetore am Markt, die keinen Einlauf
mehr benötigen und mit Schnelllaufantrieben oder Fluchttüren (T30-RS) bis 1200 mm
ausgestattet werden können.
38
Ein- und zweiflügelige Schiebetore (S1 und
S2) benötigen einen seitlichen Platzbedarf
von etwas mehr als der lichten Breite der zu
verschließenden Toröffnung (s. Tabelle 1). Ist
kein ausreichender Seitenplatz vorhanden,
können teleskopierbare Schiebetore eingesetzt werden. Teleskop-Schiebetore sind derzeit mit bis zu sechs Flügeln bauaufsichtlich
zugelassen und reduzieren den erforderlichen
Seitenplatz um mehr als 70 % (s. Tabelle 2).
Sollte der Platz für Schiebetore nicht ausreichen, gibt es eine Vielzahl von Abschlüssen,
die nach oben öffnen. Grundsätzlich haben
diese Tortypen den großen Vorteil, weit weniger anfällig zu sein als Schiebetore. Hubtore
sind außerdem eine günstige Alternative zu
Schiebetoren. Hier können Ausstattungen
wie Türen, Verglasungen usw. einfach umgesetzt werden. Ist nicht ausreichend Sturzhöhe
vorhanden, kann ein Teleskop-Hubtor eingesetzt werden (s. Tabelle 3).
Sollte sehr wenig Sturz vorhanden sein, bietet
sich der Einsatz von Sektionaltoren an. Diese können ab einer Sturzhöhe von 250 mm
(in Abhängigkeit von ihrer Klassifizierung,
Ausstattung und Größe) eingebaut werden.
FeuerTRUTZ Spezial Feuerschutzabschlüsse 2013
© Feuertrutz GmbH, Verlag für Brandschutzpublikationen, Köln 2013. Jede Vervielfältigung und Verbreitung ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig.
Konzepte und Technik
Ausführungsvarianten mit Türe (bei T 30),
Verglasungen und die Kombination mit
Rauchschutz sind ebenfalls kein Problem.
Ideale Einsatzorte für Feuerschutz-Sektionaltore sind z. B. Tiefgaragen (s. Tabelle 4).
Weitere Möglichkeiten sind Brandschutzrolltore, die es inzwischen auch in Kombination
mit Rauchschutz gibt. T 30- bzw. T 30-RSRolltore sind sehr langlebig und wartungsarm. Diese Tore sind einfach zu montieren
und benötigen lediglich einen Sturz, jedoch
keine Raumtiefe. T 90- oder T 120-Rolltore
haben zwei Panzer (s. Tabelle 5).
Staffeltore eignen sich aufgrund der hohen
Eigenstabilität besonders gut für große Öffnungen oder für höhere Brandschutzklassen
(z. B. T 120). Zudem haben Staffeltore kaum
Verschleißteile, was diese Toranlage für den
Einsatz als Dauerfunktionstor auszeichnet
(s. Tabelle 6).
Noch zu erwähnen sind die Stapeltore, die
durch flexible Elementhöhen sehr variabel an
die vorhandene Sturzhöhe und die zur Verfügung stehende Raumtiefe angepasst werden
können (s. Tabelle 7).
Was tun, wenn der
Standard nicht passt?
Hersteller und Bauherren stehen oft vor
der Problematik, dass die zu schließende
Wandöffnung nicht mit einem zugelassenen
Brandschutztor geschlossen werden kann.
Grundsätzlich benötigen Brandschutztore
einen Verwendbarkeitsnachweis in Form
einer abZ, eines abP oder auch einer Zustimmung im Einzelfall (ZiE). Eine ZiE ist erforderlich, wenn eine wesentliche Abweichung
von der abZ oder dem abP, den technischen
Regeln aus Bauregelliste A Teil 1 oder den
Technischen Baubestimmungen besteht.
Beispiele für ZiE, weil zulässige Abmessungen überschritten wurden:
Bei einem Flughafen wurden 21 automatische Schiebetore der Klassen T 30
und T 90 eingebaut. Ihre Dimensionen
reichte vom Format 2460 mm × 3500 mm
bis hin zur Übergröße mit 16.000 mm ×
4000 mm.
Ein Hersteller im Bereich Energieketten
und Polymer-Gleitlager erweiterte seine
Fabrikflächen. Für diese Erweiterung
kamen zwölf Staffeltore T 30 mit den
Dimensionen 10.500 mm × 7000 mm
und 9000 mm × 7000 mm zum Einsatz.
Ein historisches Industriedenkmal dient
als Mehrzweckhalle und die VeranstalFeuerTRUTZ Spezial Feuerschutzabschlüsse 2013
Tabelle 1: Schiebetore, ein- und zweiflüglig, S1 und S2, RS, T 30, T 90
(jeweils minimale und maximale Abmessung in mm gemäß abP/abZ)
T 30
T 30-RS
RS
min.
1000 × 2000
1000 × 2000
1000 × 2000
max.
RS
Türen
Glas
7000 × 4500
+
+
+
8500 × 6000
+
+
+
7000 × 4500
+
+
+
T 90
1000 × 2000
T 90-RS
1000 × 2000
8500 × 6000
+
+
+
7000 × 4500
+
+
+
Tabelle 2: Teleskop-Schiebetore, S1 und S2, RS T 30, T 90
min.
RS
–
T 30
2000 × 2000
T 90
2000 × 2000
max.
RS
Türen
Glas
–
–
–
–
8500 × 6000
–
+
+
8000 × 6000
–
+
+
Tabelle 3: Hubtore RS, T 30, T 90
min.
RS
1000 × 2000
T 30-RS
1000 × 2000
T 90-RS
1000 × 2000
max.
RS
Schlupf-/Fluchttür
Glas
Wand- und Sturzklappen
Teleskop
7000 × 4500
–
+ (nur ST)
+
+
+
7000 × 4500
+
+ (nur ST)
+
+
+
7000 × 4500
+
+ (nur ST)
+
+
+
min.
RS
1000 × 2000
T 30-RS
1000 × 2000
T 90-RS
1000 × 2000
max.
RS
Türen
Glas
Wand- und Sturzklappen
7000 × 4500
+
–
+
–
6700 × 4500
+
–
+
+
6500 × 4500
+
–
–
–
Tabelle 4: Sektionaltore RS, T 30, T 90
Tabelle 5: Rolltore T 30 bis T 120
min.
RS
1000 × 2000
T 30-RS
1000 × 2000
T 90
2000 × 1800
T 120
2000 × 1800
max.
7000 × 4500
7000 × 4500
12.000 × 4500
10.000 × 4500
–
–
–
+
+
–
–
+
–
–
–
–
–
–
–
–
RS
Türen
Glas
erhöhte Einbaulage
39
© Feuertrutz GmbH, Verlag für Brandschutzpublikationen, Köln 2013. Jede Vervielfältigung und Verbreitung ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig.
Konzepte und Technik
Tabelle 6: Staffeltor T 30, T 90, T120
min.
RS
–
T 30
1000 × 2000
T 90
1000 × 2000
T 120
1000 × 2000
max.
RS
Glas
Wand- und Sturzklappen
–
–
–
–
8500 × 6000
–
–
+
8500 × 6000
–
–
+
8500 × 6000
–
–
+
Tabelle 7: Stapeltore RS, T 30, T 90
min.
RS
1000 × 2000
T 30-RS
1000 × 2000
T 90-RS
1000 × 2000
max.
RS
Türen
Glas
7000 × 4500
+
-
7000 × 4500
+
-
7000 × 4500
+
-
tungsfläche wurde um 1000 m² erweitert,
indem eine 60 m lange Wand zwischen
Haupthalle und Lagerräumen abgerissen
wurde. Bei diesem Bauvorhaben wurde
ein Hubtor T 30-RS mit einer Größe von
5.020 mm × 4.335 mm (B × H) eingebaut.
Die Besonderheit: Das Tor wurde zusätzlich mit drei Fluchttüren ausgestattet.
In einem alten Haus bestand eine Fotogalerie auf drei Ebenen mit einer Ausstellungsfläche von 130 m². Die Herausforderung lag bei diesem alten Gebäude darin,
die kleinen Räume brandschutztechnisch
so abzuschotten, dass möglichst wenig
Ausstellungsfläche verloren ging und
gleichzeitig eine möglichst offene, helle
und moderne Gestaltung für die Galerie
gewährleistet wurde. Das Problem wurde
dadurch gelöst, dass neben einem Standard-T 30-RS-Schiebtor im Erdgeschoss
in den zwei Obergeschossen zweiflüglige
T 30-RS-Schiebetore eingebaut wurden,
die ohne Stützen im Einlauf in einem
90°-Winkel zusammenlaufen. Das eine
Schiebtor bildet so den Einlauf für das
andere Schiebetor.
Eine andere besondere Anforderung
besteht in der Ausrüstung einer tunnelartigen Anlieferstraße mit Feuerschutzabschlüssen unter einem neu entstehenden
innerstädtischen Stadtteil einer Großstadt.
Bauordnungsrechtlich, von der Musterbauordnung ausgehend, bestand wegen des seit
40
einiger Zeit wesentlich geänderten Brandverhaltens in Tunnelbauten die Anforderung T 120 an die Feuerschutzabschlüsse.
Da die Möglichkeit fehlte, Wärme im
Brandfall abzuführen, muss von einer
anderen Temperaturkurve ausgegangen
werden. Die Tunnelbrandkurve ist durch
eine rasche Erwärmungsphase gekenn-
zeichnet, innerhalb von fünf Minuten
werden 1200 °C erreicht. Bei diesem
Bauvorhaben werden zwölf große Öffnungen durch den Einbau von eigens für
diesen Auftrag konzipierten und geprüften T 120-Staffeltoren mit Abmessungen
von 4000 × 4500 bis 12.000 × 4500 mm
geschlossen.
Die Vergabe erfolgte im Dezember 2012,
die Prüfung im März 2013, die Beantragung der ZiE (inkl. aller Prüfberichte auch
der Prüfung aus dem März) im Juli 2013.
Die Erlangung der ZiE wird im November
2013 erwartet.
Zum Leistungsumfang des Torherstellers zählen in solchen Fällen das Einholen der gutachterlichen Stellungnahme,
das Erstellen der Unterlagen für die ZiE
sowie das Einreichen des Antrags mit den
Unterlagen bei der Obersten Baubehörde und die Begleichung der anfallenden
Gebühren. Eine ZiE wird von der Obersten Bauaufsichtsbehörde des jeweiligen
Bundeslandes erteilt.
Analyse potentieller Fehlerquellen
von der Planung über die
Ausschreibung bis zur Montage
Bei den o.g. Sonderkonstruktionen ist, wie
bei den vielen normalen Konstruktionen,
Eine besondere Herausforderung für Planung und Einbau ist ein halbrundes Rauchschutz-Hubtor mit
einer lichten Breite von fast fünf Metern.
FeuerTRUTZ Spezial Feuerschutzabschlüsse 2013
© Feuertrutz GmbH, Verlag für Brandschutzpublikationen, Köln 2013. Jede Vervielfältigung und Verbreitung ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig.
Sonderanfertigung eines Staffeltores für die igus GmbH in Köln.
eine frühe Abklärung der exakten Anforderungen an den einzusetzenden Abschluss erforderlich, sowohl der bauordnungsrechtlichen als auch der sonstigen Anforderungen, wie z. B. Öffnungszyklen und -geschwindigkeiten, Kombination mit haustechnischen Anlagen, wie z. B. Belüftungsanlagen, Anforderungen an
den Schallschutz usw.
Wenn alle Anforderungen zusammengetragen sind, ist es zwingend erforderlich, dass im Zuge der Ausführungsplanung des
Architekten oder Fachplaners eine Unterstützung durch den Hersteller erfolgt. Er stimmt mit dem Prüfinstitut oder dem Sachverständigen, der die gutachterliche Stellungnahme zur ZiE erstellt,
ab, welche Prüfnachweise zu den Brand-, Rauch- und Dauerfunktionsprüfungen für eine Bewertung hinzugezogen werden können
und ob noch zusätzliche Nachweise erforderlich werden.
Zudem können in einer frühen Planungsphase Alternativen oder
Kompensationsmaßnahmen zu den geforderten Anforderungen
überlegt werden. Wenn jedoch die Klärung der einzelnen Details
oder der Torvarianten erst nach dem Baubeginn erfolgt, ist evtl.
das Einsetzen des optimalen Tortyps unter Berücksichtigung der
technischen und/oder kaufmännischen Gesichtspunkte sowohl
für die Bau- als auch die Lebensphase des Feuerschutzabschlusses
■
schwerer zu realisieren. Schlagworte für das Online-Archiv
unter www.feuertrutz.de
Brandschutztor, Förderanlagenabschlüsse,
Zustimmung im Einzelfall
Autoren
Dipl.-Kffr. Britta de Groot
Leitung Marketing Jansen
Holding
Dipl.-Ing. Stefan Kater
Sicherheitsingenieur,
Prokurist und technischer
Leiter Jansen Brandschutz
FeuerTRUTZ Spezial Feuerschutzabschlüsse 2013

Documentos relacionados