liegt in der mittelklasse
Transcrição
liegt in der mittelklasse
Martin Studer: die zukunft Bild: Susanne Seiler liegt in der mittelklasse 74 04I2010 InnovatIon & organIsatIon ramada FeusIsberg Er gilt in der Schweizer Hotelszene als Power-Hotelier, der erfolglose, schlecht geführte Hotelbetriebe wieder auf Vordermann bringt. Im Januar hat er in Feusisberg ein Dreistern-Ramada (82 Zimmer) eröffnet, 2011 folgt in Zürich ein Holiday Inn Express. Warum setzt Martin Studer (45) konsequent auf die Mittelklass-Hotellerie? Empfangsdesk im neuen Ramada Feusisberg. Das Hotel beschäftigt rund 50 Mitarbeitende. Interview: Hans R. Amrein M artin Studer, was reizt Sie eigentlich, Hotelier zu sein? Nun, es ist die Abwechslung, die dieser tolle Beruf mit sich bringt. Täglich lernt man neue Menschen kennen. Es gibt fast keinen normalen Tag, da immer wieder neue Situationen auftreten, die sich selten planen lassen. Zudem ist man als Hotelier sozusagen Totalunternehmer, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Man kann und muss in jeden Bereich einwirken und hat das sofortige Feedback des Gastes. Was ist Ihnen besonders wichtig als Hotelier oder in einem Hotelbetrieb? Die Stimmung im Unternehmen! Diese ist in einem gewissen Sinne fast wichtiger als das Kapital. Wer möchte schon die meiste Zeit seines Lebens, nämlich die bei der Arbeit, in einem missmutigen Umfeld verbringen, wo keine Freude herrscht. Diese Stimmung überträgt sich automatisch auf die Gäste. In einer stimmungsvollen Umgebung mit aufgestellten Leuten werden auch Fehler bedeutend einfacher verziehen. Und Fehler passieren ja überall. 04I2010 Früher haben Sie auch Luxushotels geführt, zum Beispiel das National in Luzern oder den Schweizerhof in Bern. Jetzt verdienen Sie Ihr Geld mit Dreistern-Häusern. Ist das lukrativer? Man kann sicher mit beiden Hotel-Kategorien Geld verdienen. Es ist aber auch so, dass es im Budget-Bereich etwas einfacher ist. Grund dafür ist der Gestehungspreis eines Hotels. Wer heute ein neues Hotel baut, richtet sich nach den Bedürfnissen des Marktes. Davon ausgehend kann ein zukünftiger Zimmerpreis abgeleitet werden. Die Zimmerzahl multipliziert mit den Baukosten pro Zimmer ergibt die Gesamtinvestition. Der Ertrag des zukünftigen Hotels, sei es aus eigenem Betrieb oder Miete, kapitalisiert mit der erwarteten Rendite muss die gleiche Investitionssumme ergeben. Da der Bau eines Zwei- oder DreisternHauses viel günstiger ist als der eines Luxushotels, reicht auch ein tieferer Zimmerpreis am Markt, um die erwünschte Rendite auf der Investition erzielen zu können. Können Sie diese Aussagen belegen? Sicher! Schauen Sie sich nur in der Hotel-Landschaft um. Die meisten neuen Hotels bewegen › 75 76 04I2010 INNOVATION & ORGANISATION RAMADA FEUSISBERG sich im mittleren Segment. Neue Luxushäuser oder auch bestehende sind im Besitz von Mäzenen. Bei denen steht die erwähnte Betrachtung nicht im Vordergrund. Die Branche Hotellerie ist eine Immobilienbranche, es braucht also bedeutende Mittel, wenn man sich in dieser Branche selbstständig machen will, sei es als Immobilieneigentümer oder als Mieter. Natürlich kann es schön sein, als Direktor ein traumhaftes Luxushotel zu führen. Bei einem selbstständig tätigen Hotelier geht es am Ende nur um die Tragbarkeit einer Investition. Liegt die Zukunft der Business-Hotellerie in der Dreistern-Kategorie? Gerade in Zeiten wie der jetzigen Wirtschaftskrise ist diese Aussage richtig. Die Reisen finden auch jetzt statt, die Kosten müssen jedoch gekürzt werden, und dies passiert natürlich auch bei Geschäftsreisen. Man reist weniger und günstiger. Hiervon profitieren die Mittelklass-Hotels ganz klar. MAN REIST WENIGER UND GÜNSTIGER. HIERVON PROFITIEREN DIE MITTELKLASSHOTELS GANZ KLAR. Oben: Restaurant «Fuego» im Ramada: Hier werden Grill-Spezialitäten und klassische Gerichte angeboten. Das Lokal dient auch als Frühstücksraum für die Hotelgäste. Mitte links: Ramada-Standard-Zimmer (28 bis 29 Quadratmeter gross). Einzelzimmer sind bereits ab 159 Franken zu haben, Doppelzimmer ab 189 Franken. Mitte rechts: Design-Dusche in einem Standard-Zimmer. Dinge (zum Beispiel Regendusche), die normalerweise in der Vier- oder Fünfstern-Kategorie üblich sind, findet der Gast hier in einem Mittelklass-Hotel. Unten links: Business Appartement (92 Quadratmeter). Hier steht dem Gast auch eine kleine Küche zur Verfügung – sowie ein Whirlpool mitten im grossen Wohnraum. Unten rechts: Waschbecken in einem Doppelzimmer: Hochwertige Design-Armaturen und Einrichtungen prägen das Interieur – und das in einem Dreistern-Hotel. 04I2010 Sie haben vor einigen Jahren die Swiss Hospitality Management AG gegründet. Was tut eigentlich diese Firma und wer steckt dahinter? Die Swiss Hospitality Management AG ist eine Hotelbetriebsgesellschaft, die Hotels in Miete betreibt. Es werden grundsätzlich nur Neubauten ins Portfolio aufgenommen, an deren Planung und Ausführung die Gesellschaft beteiligt ist. Die Hotels müssen über eine minimale Anzahl von 80 Zimmern verfügen. Einerseits aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen, andererseits weil der Anschluss an eine internationale Hotelkette sonst nicht möglich ist. Der Anschluss an eine Hotelkette mittels Franchise oder Lizenzvertrag ist auch eine Bedingung für den Betrieb, wobei die Wahl des Franchisors bei der Management AG liegen muss. Deshalb auch die frühe Beteiligung bei der Planung, da die Standards des Franchisors zu diesem Zeitpunkt bekannt sein müssen. Sie erwerben also keine Hotels … Das Mietmodell ist eine Folge, die sich aus der Kapitalintensität der Branche ergeben hat. Unsere Management AG ist keine Immobilienoder Beteiligungsgesellschaft! Unsere Kompetenz liegt im Betrieb und in der Führung der Hotels. Managementverträge sind zweitrangig. Hotelinvestoren möchten keine Hoteliers sein – zumindest so lange es sich nicht um Mäzene handelt. Sie suchen einen professionellen Betreiber, der seinerseits durch die Miete des Betriebs auch ins Risiko einsteigt. Die Aktienmehrheit der Management AG liegt übrigens bei mir, weitere Partner sind Experten, die auch dem Verwaltungsrat angehören. Vor Kurzem haben Sie in Feusisberg ein Ramada-Hotel eröffnet. Sie wirken hier als Hoteldirektor, sind gleichzeitig Mieter, Lizenznehmer bei Ramada und haben das Haus auch noch konzipiert. Ihr Motto lautet: Jenseits vom Mittelmass. Was verstehen Sie konkret darunter? Aus der Überzeugung heraus, dass Hotels rentabler sind, je weniger Sterne und Dienstleistung sie haben, ist das Ramada Feusisberg als DreisternSuperior-Hotel entstanden und positioniert. Es verfügt über 82 Zimmer, die zwischen 30 und 90 Quadratmeter gross sind. Die Gäste schätzen Raum, nicht aber zwingend das separate WC und den Butler. Auf all diese kostenintensiven Angebote verzichten wir und können somit dem Gast ein Angebot machen, das preislich sehr attraktiv ist. Wir bieten dem Gast hingegen eine 24-Stunden-Verpflegung sowie einen 1500 Quadratmeter grossen SPA, was für ein Dreistern-Hotel doch eher ungewöhnlich ist. All dies ist aber nur möglich, da in der Bauplanung alle Konzepte, das Raumprogramm und die Arbeitsabläufe diesem Konzept entsprechend gestaltet wurden und auch mit der Franchise-Marke in Einklang sind. So konnte sichergestellt werden, dass die Baukosten in das vorgegebene Preisniveau der jetzt erzielten Zimmerpreise hineinpassen, da ansonsten die Rechnung weder für den Mieter noch den Bauherren aufgehen würde. Für ein Dreistern-Haus bietet das Ramada Feusisberg aussergewöhnliche Dienstleistungen und Preise. Rechnet sich das? Das wird sich sowohl für den Investor wie auch für den Mieter rechnen. Es hängt also vom Mietvertrag ab. Es ist für einen Mieter enorm wichtig, einen Vertrag abschliessen zu können, der in den ersten fünf Jahren möglichst auf einer Umsatzmiete beruht. Der Anfang braucht seine Zeit, gerade auch dann, wenn zwischen Planung und Eröffnung eine Krise eintreten kann. Eine solche sollte man heutzutage in einem Businessplan immer einrechnen. Es ist klar, dass der Ertrag über die übliche Laufzeit von 15 bis 20 Jahren auch für den Investor stimmen und eine vernünftige Bruttorendite abwerfen muss. Es sind also erfolgsabhängige Komponenten einzubauen, die dann bei raschem Erfolg für beide Parteien interessant sind, den Mieter aber im gegenteiligen Fall nicht in Liquiditätsengpässe treiben. Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, abseits von Zürich, mitten auf dem Lande in der tiefsten Innerschweiz so ein Hotel zu eröffnen? Die Lage des Hotels in nicht zu unterschätzen. Wir liegen in der Mitte zwischen Pfäffikon und Einsiedeln, beide sind jeweils in sieben Minuten zu erreichen. Das angenehme Steuerklima im Kanton Schwyz ist bekannt, was sich durch die zahlreichen Firmen der Finanzbranche widerspiegelt. Das Projekt war seit längerer Zeit geplant und die Herausforderung lag nun darin, die richtige Positionierung in diese Planung zu integrieren. Der Zeitplan war extrem kapp, was eine zusätzliche Herausforderung darstellte. Ramada gehört zur Kategorie Marken- oder Ketten-Hotellerie. Der Trend geht heute eher in i 77 Bild: Susanne Seiler Martin Studer im Restaurant «Fuego», wo Grillspezialitäten angeboten werden. Der Raum wurde mit Schweizer Holz ausgestattet, denn Martin Studer will seine Hotels, wenn immer möglich, mit regionalen Produzenten und Handwerkern realisieren. 78 04I2010 INNOVATION & ORGANISATION RAMADA FEUSISBERG Richtung Individualität. Wie wollen Sie dem Gast ein persönliches Ambiente bieten? Es gibt sicher beide Richtungen. Einerseits das Versprechen eines Ketten-Hotels und somit die Sicherheit, für den bezahlten Preis die erwartete Leistung zu erhalten, andererseits der Wunsch nach Individualität. Was aber über allem steht ist die erlebte Dienstleistung im Hotel. Ramada ist vor allem in den USA eine bekannte Marke. Kennen die Schweizer Ramada? Oder muss da nun kräftig auf die Werbetrommel gehauen werden? Ramada ist weltweit mit 700 Hotels vertreten und in Europa sehr stark in England und in Deutschland vertreten, welches die wichtigsten Herkunftsländer unserer Gäste sind. Somit ist die Marke für uns sehr gut aufgestellt. Wir sind das neunte Haus in der Schweiz, 2011 wird ein Ramada Hotel in Zürich eröffnet. Je mehr Standorte, desto bekannter die Marke. Martin Studer Vor seiner Tätigkeit bei der Swiss Hospitality Management AG führte Martin Studer (45), Bürger von Gondiswil (Kanton Bern), als Direktor zahlreiche Hotels wie das Radisson Hotel in St. Gallen, das Grand Hotel National in Luzern, das Carlton Elite Hotel in Zürich, das Hotel IBIS in Adliswil, das Park Hotel in Winterthur, den Penguin Resort Miami Beach (USA) oder den Schweizerhof in Bern. 2002 war Studer Gründungspartner einer Hotelbeteiligungs-Gesellschaft in Zug, der er immer noch angehört. Die Gesellschaft besitzt und betreibt zwei Hotels in der Schweiz. Martin Studer absolvierte nach dem Gymnasium die Hotelfachschule Lausanne, er ist dipl. Hotelier (VDH) und Vorstandsmitglied im Zürcher Hotelierverein. Sie werden also weitere Ramada Hotels in der Schweiz eröffnen … In der Schweiz und vor allem in den Städten sind unzählige Hotels projektiert. Allein in Zürich wird die Zimmerzahl in den nächsten Jahren massiv zunehmen. Interessant sind aber auch Standorte wie Feusisberg oder eben Adliswil, wo man sich nicht zwangsläufig eine beste Hotellage vorstellen kann. Gerade solche Standorte sind für unsere Management AG interessant. Kommt hinzu, dass die Bodenpreise hier auch auf ganz anderem Niveau liegen als in CityLagen. Die Baukosten sind gleich, der Gestehungspreis pro Zimmer wird dadurch interessant. Dies führt dazu, dass der Zimmerpreis entsprechend attraktiv gestaltet werden kann. Und das wiederum spricht für Budget-Hotels mit reduziertem Gastro-Angebot. Das Hotel Das Dreistern-Superior-Hotel Ramada verfügt über eine hochwertige Ausstattung und überdurchschnittlich grosse Zimmer. Die 72 Standardzimmer sind zwischen 28 und 35 Quadratmetern gross, dazu bieten zehn Suiten zwischen 60 und 90 Quadratmeter Platz für Langzeitaufenthalter. Auffallend: Das Ramada bietet äusserst moderate Preise an: Ein Einzelzimmer mit Frühstück ist je nach Saison und Kategorie ab 150 Franken zu haben, ein Doppelzimmer ab 190 Franken. Es gibt hier fünf Zimmerkategorien, die teuersten Suiten kosten 400 bis 600 Franken pro Nacht. Zudem bietet das Hotel Seminarräume mit modernster Präsentationstechnik (bis zu 60 Quadratmeter Fläche). Im Grossraum Zürich wollen Sie im Jahr 2012 ein Holiday Inn Express eröffnen. Es soll ein Zweistern-Plus-Hotel sein. Können Sie mehr darüber sagen? Die Marke Holiday Inn Express überzeugt mit einem starken Produkt und einer grossen Bekanntheit. Alle unsere Anforderungen werden mit der Marke abgedeckt. Der Gestehungspreis pro Zimmer wird unter 100 000 Franken liegen. Somit können die Zimmer zu sehr attraktiven Preisen angeboten werden. In den kommenden Wochen wird die Baueingabe eingereicht. Der Spa Die Wellnessoase (Sihlpark Wellness) im Ramada bietet ein umfassendes Angebot von Hamam, Spa- und Thermalbereich, Aussen-Solepool bis hin zum Fitnesscenter. Hinzu kommen Angebote im Bereich Gymnastik, Yoga- und Thai-Chi-Kurse. Viele Hotelbetriebe in der Schweiz verdienen kein Geld. Dringende Investitionen sind nicht möglich, die Häuser dümpeln vor sich hin. Experten sagen, rund 1000 Hotels müssten geschlossen werden. Was läuft da falsch? Ganz einfach: Die Grundstrukturen aus der Vergangenheit belasten die Betriebe! Diese sind zu klein und in Familienbesitz. Kommt eine neue Generation, wollen Teile der Familie ausbezahlt werden. Folglich fliesst dringend benötigtes Kapital nicht in den Betrieb, und damit wird dem Investitionsstau Vorschub geleistet. Diese Betreibe werden nur noch von den Familien mit enormen Einsätzen aufrecht gehalten. Will man dann einen Betrieb verkaufen, stellt man fest, dass der DCF-Ertragswert gegen Null geht. Mit den Vorstellungen der Verkäufer findet man dann auch keinen Käufer – und das Karussell dreht sich weiter. Aufgrund der Kapitalintensität bleibt der Kauf für junge, dynamische Hotelfachleute ausser Reichweite. Ist es Ihr Ziel, eines Tages eine eigene Hotelgruppe zu besitzen? Ich habe Spass, neue Projekte zu entwickeln und umzusetzen. Es gibt sehr viele, interessante Projekte, an denen ich derzeit arbeite. Die Vorlaufzeit, nur bis ein Mietvertrag oder ein Franchise-Vertrag abgeschlossen sind, dauert manchmal sehr lange. Dabei muss man seiner Strategie treu bleiben und auch einmal Nein sagen können. Unsere Management AG wird noch weiter wachsen, fünf Hotels in fünf Jahren sind unser Ziel. Doch das ist noch ein langer Weg! Und eine Neueröffnung ist auch nicht zu unterschätzen. H 04I2010 Lage Das Ramada befindet sich in einem Neubau am Dorfrand von Schindellegi. Im modernen Gebäudekomplex sind Hotel, Büros, das Sihlpark-Wellnesscenter und Wohnungen untergebracht. Der Flughafen Zürich ist vom Hotel aus in 45 Autominuten erreichbar. Den Gästen steht ein ShuttleService zur Verfügung. Swiss Hospitality Management AG Sie ist Lizenznehmerin des Hotel Ramada in Feusisberg und erbringt Dienstleistungen in der Tourismus-, Hotel- und Gastronomiebranche, vorwiegend in der Schweiz, insbesondere in den Bereichen Betrieb, Führung, Beratung, Rechnungswesen und Controlling. Verwaltungsratspräsident ist Martin Studer. Ramada Worldwide Das Mitglied der Wyndham Hotel Group ist eine weltweit operierende Kette von rund 900 Mittelklass- und Erstklass-Hotels. Ramada Hotels sind in unabhängigem Besitz und werden über Franchise-Verträge mit Ramada Worldwide geführt. In der Schweiz ist Ramada vertreten in Basel, Engelberg, Genf, Locarno, Solothurn, Veysonnaz und Feusisberg. Wyndham Hotel Group Die Wyndham-Gruppe ist einer der drei wichtigsten Bereiche der in New York börsenkotierten Wyndham Worldwide Corporation. Diese umfasst über 7000 Hotels und 590 000 Zimmer in 66 Ländern. 79