Die Liebe im Reich der Bösen
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Die Liebe im Reich der Bösen
Mittwoch, 6. April 2016 / Nr. 79 Kino Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung 8 Die Liebe im Reich der Bösen NEU IM KINO Weitere Starts ab morgen Freeheld Wahre Geschichte über lesbisches Paar. Besprechung auf Kulturseite vom Montag. Läuft in den Kinos Capitol (Luzern), MaxX (Emmen) und Mythenforum (Schwyz). Sonita Eine Afghanin wehrt sich gegen die Zwangsheirat. Besprechung auf der Kulturseite von gestern. Läuft ab morgen im Kino Bourbaki Luzern. Triple 9 Copthriller mit Starbesetzung. Besprechung folgt diese Woche auf der Kulturseite. Läuft in den Kinos Capitol (Luzern), MaxX (Emmen) und Seehof Zug. Valley of Love Charlize Theron überzeugte einmal mehr als Furcht einflössende Frauenfigur. Liebesfilm mit Isabelle Huppert und Gérard Depardieu. Besprechung folgt diese Woche auf der Kulturseite. Läuft im Kino Seehof Zug. Francofonia Alexander Sokurows Filmcollage über die Bedeutung der Kunst. Besprechung folgt diese Woche auf der Kulturseite. Läuft im Stattkino Luzern. www... Die Trailer zu den Filmen finden Sie auf www.luzernerzeitung.ch/kino. Gnädinger geehrt HOMMAGE sda. Im Dokfilm «Die Liebe meines Lebens» erinnert der Luzerner Regisseur Stefan Jäger an den letztes Jahr verstorbenen Schauspieler Mathias Gnädinger, mit dem er davor noch den Spielfilm «Der grosse Sommer» gedreht hatte. Für seine Hommage hat Jäger Gnädingers Witwe Ursula Zanotti Gnädinger gebeten, ihn an wichtige Schauplätze aus der Karriere des beliebten Darstellers zu begleiten. An ehemaligen Drehorten und auf Theaterbühnen kommen Weggefährten wie Markus Imhoof oder Christoph Schau zu Wort. Und immer wieder geht es um Gnädingers Liebe zu seiner Frau. HINWEIS «Die Liebe seines Lebens» lief u.a. Anfang Jahr u.a. an den Solothurner Filmtagen. Er startet morgen in den Kinos Bourbaki (Luzern), Seefeld (Sarnen), Cinema 8 (Schöftland), Seehof (Zug). Ein Multitalent BIOGRAFIE red. Claudia Steiners Film «Das Erbe von Willy Amrhein» berichtet vom Engelberger Pionier, Kunstmaler, Grafiker, Fotograf, Filmer, Kulturförderer, Jäger, Sammler, Schanzenbauer und Gründer des lokalen Skiklubs sowie der Bergrettung. Willy Amrhein (1873–1926) war also ein Tausendsassa. Basis für den Film war, dass der einheimische Produzent Beat Christen im Kursaal-Archiv eine grosse Zahl von 35-Millimeter-Streifen, die Amrhein in der Pionierzeit des Filmes gedreht hatte. HINWEIS «Das Erbe von Willy Amrhein» wurde bereits in diversen Kinos gezeigt und von uns ausführlich besprochen. Das Kino Bourbaki zeigt ihn am kommenden Sonntag um 11 Uhr. Kohle und Liebe DRAMA red. «Mountain May Depart» von Regisseur Jia Zhang-ke handelt vom Aufbruch in China. 1999 wächst der Wunsch nach Wohlstand und westlichem Lebensstil. Eine junge Chinesin wird von einem einfachen Grubenarbeiter sowie einem grossspurigen Geschäftsmann umworben. Sie entscheidet sich für letzteren. Fünfzehn Jahre später sind sie geschieden. Im Jahr 2025 lebt ihr gemeinsamer Sohn in Australien und versteht seine Muttersprache nicht mehr. HINWEIS «Mountain May Depart» startet morgen im Kino Gotthard (Zug) und nächste Woche im Stattkino. PD FANTASY In «The Huntsman: Winter’s War» verteidigt der edle Jäger Eric sein Glück gegen gleich zwei böse Königinnen. Auch wenn die Story nicht mehr ganz so stringent erzählt wird wie im ersten Teil: Der Film unterhält bestens. ULRIKE CORDES, DPA [email protected] Das Märchen geht weiter: Nach der Grimm-Adaption «Snow White and the Huntsman» von 2012 erzählt das ActionFantasyabenteuer «The Huntsman: Winter’s War», wie es dazu kommt, dass der edle Jäger Eric (Chris Hemsworth) der bösen Königin Ravenna (Charlize Theron) erstmals begegnet. Die Geschichte setzt ein, lange bevor Ravenna durch das Schwert Snow Whites in die ewige Verdammnis geschickt wurde. Da ist ihre wunderschöne Schwester Freya (Emily Blunt), die durch einen bitteren Verrat, der ihr das Herz bricht, gezwungen ist, das Reich Ravennas zu verlassen. In einem eisigen Palast hoch im Norden schart Freya fortan Knaben und Mädchen um sich, die sie über Jahrzehnte zu kampfbereiten Huntsmen erzieht. Ausgerechnet die beiden Besten, Eric und die Kriegerin Sara (Jessica Chastain), verstossen gegen das oberste Gesetz: Du darfst nicht lieben! Zur Strafe werden sie von der Eiskönigin verstossen. Effekte, Humor und starke Frauen Jahre später stellt sich Eric gegen die kalte Königin: Als Snow White Ravenna in den Magischen Spiegel bannt, schickt Freya ihre Huntsmen los, um diesen in ihren Besitz zu bringen und ihre Schwester zu retten. Die böse Königin wird aus den goldenen Tiefen des Spiegels befreit: Mit vereinten Kräften bedrohen die Schwestern nun den Frieden des gesamten Königreichs. Ihre Armee scheint unbesiegbar. Doch Eric ist in seinem Kampf nicht allein. Und wie sagt es gleich zu Anfang Ravenna bei einem mörderischen Schachspiel? «Ein einfacher Bauer kann Königreiche zu Fall bringen.» Ein mutiger Held, starke Frauen, grossmäulige Zwerge, blutige Schlachten, jede Menge Spezialeffekte, viel Düsternis und Zwielicht, gewaltig tosende Musik und eine grosszügige Dosis Humor lassen Genrefans auch diesmal auf ihre Kosten kommen. Selbst wenn die mit Stars besetzte Geschichte nicht so stringent erzählt wird wie der erste Teil, ist sie immer noch ein ordentliches Stück nordisch-mythologisch unterfütterter Kino-Unterhaltung. Und diesmal in 3-D. Regisseur Rupert Sanders, der mit seiner skandalträchtigen Affäre mit der SnowWhite-Darstellerin Kristen Stewart («Twilight») für Schlagzeilen sorgte. Auch Stewart ist nun nicht mehr dabei. Der Filmtechniker Nicolas-Troyan war für seine visuellen Effekte bei Teil eins mit einer Oscar-Nominierung geehrt worden – und legt nun sein Spielfilm-Regiedebüt vor. Auf einem Promotionstermin in Hamburg sagt der 47-Jährige, bei den Spezialeffekten habe er vor allem versucht, der Fantasiewelt des ersten Teils zu entsprechen. Es seien aber auch ein paar neue Akzente hinzugekommen. Aus 3-D mache er sich aber wenig, auch wenn Animation in dieser Technik grossartig sei und viele dies liebten. Nun: Gelungen ist ihm das Visuelle allemal. Regiedebüt des Ex-Filmtechnikers «The Huntsman: Winter’s War» startet morgen in den Kinos Capitol (Luzern), Maxx (Emmenbrücke), Lux (Baar), Leuzinger (Altdorf), Cinéboxx (Einsiedeln), Cinema 8 (Schöftland), Cinepol (Sins), Seehof (Zug). Für die Inszenierung sorgte der Franzose Cedric Nicolas-Troyan. Er folgte auf ••••• HINWEIS Mafiafamilie entdeckt Frustrierte Singles Entführung als Business und derbe Sprüche DRAMA Eine ganze Familie ist in Buenos Aires an Entführungen reicher Bürger beteiligt. «The Clan – El Clan» basiert auf wahren Begebenheiten. KOMÖDIE Vier Singlefrauen in New York auf der Suche nach Mr. Right: Das klingt sehr nach «Sex and the City». Und bietet wenig Erhellendes. Der Mann der Familie ist zwar meist der Strippenzieher. Doch bei mafiösen Machenschaften sind häufig auch die anderen Mitglieder der Familie involviert. Wie so etwas funktioniert, zeigten zum Beispiel Francis Ford Coppolas Mafiasaga «Der Pate» und die erfolgreiche TV-Serie «Die Sopranos» eindrucksvoll. Nun folgt eine südamerikanische Variante: In «The Clan – El Clan» versetzt eine Familie in Buenos Aires die Menschen mit Entführungen und Morden in Angst und Schrecken. Nie war es normaler, Single zu sein als heute – und dank unzähliger Dating-Möglichkeiten wohl nie komplizierter. Manche geniessen Unabhängigkeit, Flirts und Partys, andere wünschen sich nichts sehnlicher als einen Partner. Wie schafft man es, alleine glücklich zu sein, anstatt sich nach einer Trennung gleich in die nächste Beziehung zu stürzen? In «How to be single» machen sich vier Frauen in New York auf die Suche nach der Antwort. Im Mittelpunkt steht Alice (Dakota Johnson, «Fifty Shades of Grey»), die sich von ihrem Langzeitfreund Josh trennt, um endlich all die Dinge zu machen, für die ihr ihre Beziehung keinen Raum gelassen hat. Auf den Grand Canyon zu stiefeln und dort den Sonnenaufgang zu sehen etwa. Machtvakuum ausgenutzt Es ist Anfang der 1980er-Jahre, kurz nach dem Ende einer Diktatur. Familienvater Arquímedes Puccio erkennt, dass er das Machtvakuum für sich nutzen kann, und entführt reiche Bürger der Stadt, um von deren Familien hohe Lösegeldsummen zu erpressen. Nach aussen wirkt Arquímedes zwar wie der nette Nachbar von nebenan. Doch das Sportgeschäft im vorderen Teil des Hauses ist nur Tarnung – in der Wohnung dahinter werden die Opfer gefangen gehalten. Vor allem aber terrorisiert der Vater seine Familie und fordert bedingungslose Unterstützung. Besonders der älteste Sohn Alejandro begehrt jedoch immer stärker auf. Mit «The Clan – El Clan» erzählt der argentinische Regisseur Pablo Trapero Harmlos aussehender Vater und rebellischer Sohn. PD eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten basiert: Die Puccios gab es tatsächlich, erst nach vielen Jahren wurden sie festgenommen und teilweise verurteilt. Der Film offenbart so neben den familiären Spannungen auch politische Missstände der damaligen Zeit. Während die Mafiosi in anderen Werken jedoch mit ihren Schwächen gezeigt werden und so eine gewisse Nähe zu den Zuschauern aufbauen, fehlt diese Identifikation bei «The Clan – El Clan»: Arquímedes ist und bleibt ein unsympathischer Patriarch. Zudem zeigt Trapero die illegalen Machenschaften als ein routiniert abgespultes Geschäft, sodass sich hier wenig Spannung aufbaut. Der Film schwankt daher etwas unentschlossen zwischen düsterem Mafiathriller und Familiendrama. ••••• ALIKI NASSOUFIS, DPA [email protected] HINWEIS «El Clan» startet morgen im Kino Bourbaki, Luzern. Party und Sex Weil Alice keine Ahnung hat, wie man ohne Partner durchs Leben geht, drängt sich ihre neue Arbeitskollegin Robin (Rebel Wilson) als Ratgeberin auf. «Ich werde dir jetzt mal beibringen, wie man Single ist», verkündet die übergewichtige Ulknudel, deren Leben aus zwei Dingen besteht: Party und Sex, an den sie sich wegen ihres ausgeprägten Alkoholkonsums aber selten erinnern kann. Mit derben Sprüchen vor allem über männliche Geschlechtsorgane versucht Robin, Alice ihre Lebensweisheit zu vermitteln: «Das Wichtigste am Single-Sein ist, es zu geniessen.» Keinesfalls sollte man sich von Männern abhängig machen, indem man ihnen etwa nach einem One-Night-Stand zu früh schreibt. Leider kommt Wilson («Pitch Perfect») als Partygirl, das das Single-Dasein liebt, eher bemitleidenswert rüber. Ein weiteres Negativbeispiel für das Leben als Single-Frau ist Alice’ frustrierte ältere Schwester Meg (Leslie Mann), die Männern nach einer Enttäuschung abgeschworen hat und wie besessen ihre Karriere als Ärztin verfolgt. Glücklich wird sie nicht durch ihre Unabhängigkeit. Sondern erst, als sie einen Mann findet. Was will der Film uns sagen? Das geht auch Lucy (Alison Brie, «Mad Men») so, die ihre Freizeit damit verbringt, Datingsites mit Hilfe eines Algorithmus nach dem perfekten Partner zu durchforsten. Am Ende läuft ihr der Zukünftige im echten Leben über den Weg. Der langhaarige Buchhändler macht sie aber eher dadurch glücklich, dass er ihr einen Ring an den Finger steckt, als dass er gut zu ihr passt. Spätestens an dieser Stelle ist die Verwirrung darüber, was der Film seinen Zuschauern sagen will, perfekt. Denn wirklich starke Frauen, die alleine glücklich sind und als Single zu sich selber finden, kommen nicht vor. ••••• JULIA WÄSCHENBACH, DPA [email protected] HINWEIS «How to be single» startet morgen in den Kinos Capitol (Luzern), Maxx (Emmenbrücke), Cinepol (Sins), Seefeld (Sarnen), Cinema 8 (Schöftland), Mythenforum (Schwyz) und Seehof (Zug)