Aufgaben- und Arbeitsplatzbeschreibung
Transcrição
Aufgaben- und Arbeitsplatzbeschreibung
Serviceagentur „Ganztägig Lernen“ Hamburg Aufgaben- und Arbeitsplatzbeschreibung: GANZTAGSKOORDINATOR Die vorliegende Arbeitsplatzbeschreibung des Ganztagsschulkoordinators1 ist von dem Netzwerk „Ganztagsschulkoordination - Entlastung durch Vernetzung“ erarbeitet worden (die Mitglieder vertreten alle Schulformen und unterschiedliche Organisationsmodelle - von vollgebunden bis offen). Die Aufgaben- und Arbeitsbeschreibung wird im Folgenden in drei Teile gegliedert: 1. Im ersten Teil wird das Tätigkeitsfeld aus verschiedenen Anforderungsperspektiven konkretisiert. 2. Im zweiten Teil werden die Aufgaben in der Ganztagsschulkoordination beschrieben. 3. Im dritten Teil werden die Arbeitsbedingungen benannt, die nach Auffassung der Netzwerkmitglieder notwendig sind, um die Organisation einer Ganztagsschule transparent, zielgerichtet und effektiv durchführen zu können. 1. TÄTIGKEITSFELD Das Tätigkeitsfeld des Ganztagsschulkoordinators ist durch unterschiedliche Erwartungen an seine Rolle zu beschreiben. Die folgende Darstellung berücksichtigt die Perspektive der Schulleitung, des Kollegiums, der Schülerschaft, der Honorarkräfte, der Institutionen in der Region, der BSB und der Eltern. Die Reihenfolge der Punkte ist in der Relevanz gewichtet (je weiter oben genannt, desto relevanter). Schulleitung Kollegen Schülerinnen/ Schüler Honorarkräfte Institutionen in der Region Behörde für Schule und Berufsbildung Eltern 1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden die männliche Bezeichnung von Personen verwendet, womit stets beide Geschlechter gemeint sind. 2 Die Schulleitung erwartet mit Blick auf das ganztägige Lernen eine hohe Qualität der Kurse, einen reibungslosen Ablauf, einen Imagegewinn der Schule durch das Ganztagsangebot, zufriedene Eltern-/ Schülerschaft, rege Schülerbeteiligung, selbstständige Arbeit der Koordinatoren, transparente und strukturierte Abläufe und kommunikativen Austausch. Die Kollegen erwarten eine umsichtige Raumnutzung, Stundenpläne, die wenige Springstunden und weniger lange Arbeitstage berücksichtigen, zur Schule passende Konzepte und Abläufe, eine pädagogisch durchdachte Kurseinteilung, eine „perfekte“ Organisation (bspw. Listen) mit zuverlässigen Informationen, auch über ihre Schüler bzgl. Fehlzeiten und Konflikten (Klassenlehrer) sowie Elterninformationen. Die Schülerschaft erwartet Freiraum zum „Abhängen“ in Räumen, die ihren Bedürfnissen entsprechen, Platz für Ihre Interessen, interessante Angebote, kleine Gruppen, schülernahe Kursleiter, Kurswahl nach Wunsch, reizvolle Ausstattung (Räume, Material, Geräte usw.), Freiwilligkeit, rechtzeitige Informationen und die Einbeziehung ihrer Gremien. Die Honorarkräfte erwarten einen kompetenten Ansprechpartner, eine gute und pünktliche Bezahlung, angemessene Räume, eine gute Materialausstattung, ein schulintern einheitliches Regelwerk und motivierte Schüler. Die Institutionen in der Region erwarten persönliche Kontaktpflege, eine Auslastung ihrer eigenen und der Kooperationsangebote, gegenseitige Werbung, Wertschätzung ihrer Arbeit und den Austausch über Teilnehmer(-verhalten). Die Behörde für Schule und Berufsbildung erwartet die Umsetzung der zusätzlichen Ressourcen in qualitätsvolle Ganztagsangebote, die Steigerung der Ergebnisqualität insgesamt und der Zufriedenheit der Elternschaft. Die Eltern erwarten die Bereitstellung einer gesunden Mahlzeit am Mittag, günstiges Essen und ein kontrollierbares Abrechnungssystem, Entlastung bei der Hausaufgabenbetreuung, einen rhythmisierten Schultag (hier ist meist gemeint, dass die Hauptfächer nicht am Nachmittag liegen sollen), Pausen, die je nach Jahrgang die ‚richtige’ Länge haben, ausreichende Möglichkeiten, in der Mittagspause zu entspannen und dass die Schüler durch die Länge und Fülle der Tage nicht überlastet werden. 3 2. AUFGABEN 2.1. Kursangebote Die transparente und sachangemessene Erledigung der organisatorischen Aufgaben, die im Rahmen der Gestaltung des Kursangebots anfallen, bilden den Kernbereich der Tätigkeit des Ganztagsschulkoordinators. Dieser beinhaltet die Sicherstellung des erweiterten Angebots jeweils zu Beginn des Schuljahres sowie die Betreuung und Aktualisierung aller Kursangebote über das ganze Schuljahr, die Akquisition und Betreuung von Honorarkräften, die Veröffentlichung der Kursangebote, z.B. in Form eines Programmheftes für die schulische und in Teilen auch außerschulische Öffentlichkeit, die enge Absprache mit der Schulleitung über Raum-, Stundenplanund Rhythmisierungsfragen, die Bearbeitung und Einhaltung behördlicher Vorgaben und die Gesamtplanung unter Berücksichtigung des finanziellen Rahmens. Der Koordinator ist verantwortlich für eine klare, transparente Kommunikationsstruktur innerhalb seines Tätigkeitsfeldes. Zentral ist dabei ein sehr guter Informationsfluss bezüglich der Kursangebote unter Kollegen, zwischen Schülern und Lehrern und Eltern und Lehrern. Eine Ganztagsschule tritt durch die längeren Schulzeiten in eine besondere Rolle gegenüber den regionalen außerschulischen Bildungsangeboten. Der Koordinator baut Kooperationen zu außerschulischen Bildungsanbietern aus und stärkt somit das Bildungsnetz der Region. Der Koordinator ist mit den Grundzügen des Fundraising (Sponsoren und Spenden) vertraut und wirbt Mittel oder Dienstleistungen für die Schule ein, die den Ganztagsangeboten zugutekommen. An Ganztagsschulen mit offenen Angeboten wird die Attraktivität des Ganztagsschulangebotes durch differenzierte Erhebung der Teilnahmezahlen ermittelt. Die Teilnahmezahlen haben durch die jährlich von der BSB abgerufene Statistik einen direkten Einfluss auf die Mittelzuweisung (Lehrer-, Sozialpädagogen- und Honorarkraftstunden) der Schule und damit auf die Ressourcen des Folgejahres. Der Koordinator sorgt für die Evaluation des Kursangebotes und macht diese zum Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung des Angebotes. Das jährliche Ergebnis und die Entwicklung über mehrere Schuljahre werden vom Koordinator schulintern transparent gemacht. Ob die Teilnahme am erweiterten Angebot an offenen und teilgebundenen Ganztagsschulen verbindlich oder gänzlich offen ist, hängt von der Organisationsform der Schule und den kurs- und schulinternen Regelungen ab. Der Koordinator stellt die jeweilige Regelung organisatorisch sicher. 2.2. Mittagspause Die Gestaltung und Organisation der Mittagspause nimmt eine zentrale Rolle im Ganztagsschulbetrieb ein. Der Koordinator plant in enger Absprache mit der Schulleitung die Kursangebote, die sich organisatorisch in der Regel nicht vom sonstigen erweiterten Angebot trennen lassen. Er stellt darüber hinaus die Essensversorgung der Schüler sicher. Hier existieren unterschiedliche Modelle, die mit unterschiedlichem Aufwand verbunden sind und sich in der Prioritätensetzung unterscheiden: Qualität des Essens auf den Geschmack von Kindern/Jugendlichen ausgerichtet Personalressourcen der Schule/des Quartiers nutzend (Eltern, Beschäftigungsträger) Gemeinschaftsförderung 4 Der Koordinator wählt für seine Schule jenes Modell aus, welches für die Zielsetzung der Schule mit Blick auf den Koordinationsaufwand im bestmöglichen Verhältnis steht. 2.3. Schulentwicklung Eine Ganztagsschule befindet sich immer in einem Entwicklungsprozess. Der Koordinator nimmt in diesem Prozess eine gestaltende Funktion ein. Typische Themen für Ganztagsschulen sind: die Form der Ganztagsschulorganisation Dies betrifft die vielen Schulen, die als teilgebundene Form eingestiegen sind und mit einzelnen Jahrgängen hochwachsen oder von einer teilgebundenen in eine gebundene Form übergehen möchten. Gestaltung der Unterrichtsentwicklung Ausweitung des fachlichen und des sozialen Lernens, attraktive Angebote zur Erholung und Entspannung, Verzahnung der Schulentwicklung mit der Quartiersentwicklung über Kooperationen, das Schulprofil unterstützende Angebote, Veränderung der Rhythmisierung Koordinierung und Planung der Arbeit des sozialpädagogischen Personals im Ganztagsschulangebot Der Ganztagsschulkoordinator ist in die Stellenbesetzung des sozialpädagogischen Personals einbezogen, soweit diese ganz oder teilweise im Ganztagsbetrieb tätig sein werden. Er trägt gemeinsam mit der Schulleitung oder als Teil der Schulleitung dazu bei, in der Stellenbeschreibung die Aufgaben des sozialpädagogischen Personals im Ganztagsbetrieb in Art und Umfang klar zu benennen. Auch in das Bewerbungsverfahren ist er mit einbezogen. Für alle Fragen, die sich aus der Arbeit im Ganztagsschulbetrieb ergeben, ist der Ganztagsschulkoordinator für das sozialpädagogische Personal Ansprechpartner. Er koordiniert den Einsatz des sozialpädagogischen Personals unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen Kompetenzen und Wünsche und nach den Erfordernissen des Ganztagsschulbetriebes (z.B. bei der Betreuung der Mittagspause oder zusätzlichen Angeboten) und schlägt der Schulleitung gegebenenfalls Veränderungen im Tätigkeitszuschnitt vor. Entscheidungsimpulse zu den genannten Themen werden obliegen dem Ganztagsschulkoordinator ebenso, wie die Koordination schulinterner Meinungsbildungsprozesse zu einzelnen Vorhaben. 5 3. ARBEITSBEDINGUNGEN Damit der Ganztagsschulkoordinator die anfallenden Aufgaben wie beschrieben realisieren kann, sollten folgende Voraussetzungen geschaffen werden: Verantwortungsbereiche und Entscheidungsbefugnisse Verwaltung der finanziellen GTS-Mittel (Honorarkräfte und Teile der Sachmittel) Auswahl und Einstellung von Honorarkräften Weisungsbefugnis gegenüber Honorarkräften Einbeziehung in die Einsatzplanung der Lehrer- und Sozialpädagogenstunden (GTS-Personalstunden) Einbeziehung in die Raumvergabe Zugang zu allen Räumen der Schule (Zentralschlüssel) Ausstattung des Arbeitsplatzes: Büro mit Telefon Behördenrechner mit Anbindung an das Verwaltungsnetz (Outlook) Anbindung des Rechners an den Stunden- und Vertretungsplan Zeitressource für Verwaltungsaufgaben, z.B. im Schulbüro, für die unterstützende Abwicklung von Schriftverkehr, Honorarabrechnungen, Verträgen, etc. Entlastung und Besoldung Die zuvor beschriebenen Aufgaben können von einer Person oder zu unterschiedlichen Teilen von mehreren Personen übernommen werden. Der Umfang der Entlastung mit Funktionsstunden berücksichtigt folgende Punkte: Größe der Schule Form der GTS-Organisation (offen, teilgebunden, gebunden) und ggf. Anzahl der Teilnehmer/ Kurse im GTS-Angebot Prozessstatuts (Antrags-, Vorbereitungs-, Start-, Entwicklungsphase) Zeitlicher Umfang der Schulentwicklungsarbeit Je nach Umfang der Aufgaben sollten Anrechnungsstunden bis zur Höhe der Anrechnungsstunden von stv. Schulleitern (Primarschulen) oder bis zur Höhe der Anrechnungsstunden von Abteilungsleitern bzw. Koordinatoren (Stadtteilschulen bzw. Gymnasien) gewährt werden. Wenn die zuvor beschriebenen Aufgaben von einer Person wahrgenommen werden, z.B. in Form eines Ganztagskoordinators, dann sollte sich die Besoldung an der Schülerzahl im Ganztag orientieren und einer Leitungsposition entsprechen. Denkbar ist auch, dass die Zuweisung der Stellenressourcen und Entlastungsstunden in die Selbstverantwortung der Schule geht. Die Schule kann dann die Aufgaben z.B. auf verschiedene Leitungsmitglieder und/oder Kollegen verteilen. Netzwerk Ganztagsschulkoordination „Entlastung durch Vernetzung“