Salomon Station
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Salomon Station
Fotos: Lorenzi Am Rettenbachferner testet unser Redakteur Rainer Hammerle das umfangreiche Angebot der Salamon Station auf 2700 Meter. Bernhard „Berni“ Gstrein, Olympiamedaillengewinner, ehemaliger Weltklasse-Slalomfahrer und heutiger Leiter der Station, begleitet ihn durch seinen „Perfect Day“ 46 SAISON — Herbst 2004 DER PERFEKTE TAG — Salomon Station: Sölden gilt als Innovator im Wintersport, Salomon als stilistischer Trendsetter unter den Skimarken. Das Zusammentreffen der beiden auf über 2.700 Meter konnte nur zur Entstehung eines richtungweisenden Ortes führen. Von Rainer Hammerle nnäherung an den Mythos Ötztal: Reich der legendären Touristikerfamilien, von Clans, die auf Namen wie Falkner, Scheiber, Riml oder Gstrein hören. Immer bereit, für ihre Positionen einzutreten, ständig darum bemüht, Visionen umzusetzen. Motoren für ein ganzes Tal, permanent umtriebig im Bewusstsein, dass es zum Tourismus für ihre Region keine Alternative gibt. Der Wille und das Streben nach oben zu gelangen manifestiert in der sprichwörtlichen Aufstiegshilfe. Lifte als Lebensspender in Höhen, die eigentlich zu unwirtlich für Menschen sind. Heißes Wasser als zukünftiges Standbein der Talentwicklung. Nur in seiner massiv gebündelten Form, versteckt hinter einer geplanten Staumauer, stößt es dieser Tage im Tal noch auf Ablehnung. A Bilderbuchklischees. Orte wie Ötz, Um- Vergangenheit. Bernhard „Bernie“ Gstrein, Olympiamedaillengewinner, ehemaliger Weltklasse-Slalomfahrer und heutiger Leiter der Salomon Station empfängt mich zum Perfect Day, den er mir schon seit längerem versprochen hatte. Die Station erweckt beim ersten Betreten den Eindruck eines modernen Sportgeschäftes gepaart mit einem Skiverleih. Es entsteht nicht unbedingt auf Anhieb der Aha-Effekt, den man sich angesichts der Erwartungen aufgebaut hat. Und dennoch lässt mich das Gefühl nicht los, dass hier etwas anders ist. Es ist oft der zweite Schritt, der den Unterschied enthüllt,und so bringen mich die Stufen in den ersten Stock des Gebäudes des Rätsels Lösung einen Schritt näher. Die urbane Atmosphäre vor dem Hintergrund des hochalpinen Panoramas, materialisiert durch die riesigen, nach beiden Seiten hin mit Glasscheiben durchbrochenen Wände. Sofas, Designerbar und zahlreiche Utensilien, die den Titel Lounge rechtfertigen, erinnern an Ibiza, London oder Barcelona. Café del Mare im alpinen Gewande. wieder mit dem richtigen Material unterwegs ist und dieses auch erklärt bekommt, entsteht der Spaß, für den er zum Skifahren in die Alpen gekommen ist.“ Die Umsetzung dieses Mottos geht auf der Station in Sölden heuer in die vierte Wintersaison.Gstrein:„Das Konzept gibt es seit fünf Jahren. Die erste Station wurde in der Schweiz in Engelberg eröffnet, daneben existieren kleinere Stationen in Frankreich und in Österreich als Shop im Shop-Prinzip, wie in Scheffau oder Fiss und die Station in Zell am See.„Die Stations sind eigenständige Gesellschaften und sollten sich auch langfristig so finanziell positionieren.“ Gemeinsam wird die Plattform betrieben (www.salomonstation.com) und ein Folder erstellt. Gegenwärtig sieht Salomon noch den Nutzen der Station bei Markenaufbau und Bindung gegeben. Der Vertrag mit dem Verpächter der Räumlichkeiten in Sölden läuft zehn Jahre, danach wird über die Zukunft der Station entschieden.„Sölden ist in dieser Form einzigartig und das Aushängeschild“, meint Gstrein.Durch die Trainingsmöglichkeiten auf dem Gletscher nehmen jeden Herbst 4000–5000 Besucher die Möglichkeiten des Skitests an der Station wahr. Das Ziel, ein Erlebnis zu schaffen und mehr als nur einen Ski zu verleihen, wird von den Gästen goutiert. Die Nachfrage nach dem Top Produkt, dem Perfect Day, ist daher stetig am Steigen. hausen, Niederthai, Längenfeld und Sölden erinnern mich beim Durchqueren an touristische Ikonen vergangener oder gegenwärtiger Epochen. Keiner lässt mich kalt – insbesondere DJ Ötzi, der angeblich seine Karriere hier unter einer Brücke startete – der Ein- Markenaufbau/Bindung. „Wir stellen druck verblasst jedoch bald angesichts der dem Gast nicht nur das Material zur VerfüAnnäherung an den Rettenbachferner über gung, wir zeigen ihm auch, was er damit madie mehrere Kilometer währende Mautstra- chen kann. Oft genug kommen Kunden zu ße. Liftstationen, Parkplätze, Gebäudekom- uns und haben im Vorfeld die falsche Kaufplexe nehmen sich aus der Ferne winzig aus entscheidung bei der Ausrüstung getroffen. im Vergleich zu den weiß schimmernden Schneeflächen und aufgestauten Eiskomplexen. Der „Sobald der Kunde wieder mit dem richtigen Material unterwegs Blick bleibt fasziniert an der steil ist und dieses auch erklärt bekommt, entsteht der Spaß, für den abfallenden Gletscherfläche haften. Immer wieder leuchten weier zum Skifahren in die Alpen gekommen ist.“ Bernhard „Bernie“ Gstrein ße Staubwolken im Sonnenlicht auf, umrahmt von zahlreichen kleinen Punkten.Wie sich später herausstellen wird, trainieren die wichtigsten Wir wollen durch die richtige Wahl wieder Perfect Day. Salomon verspricht dem Gast Nationalmannschaften auf dem Weltcup- die Freude am Skisport wecken. Natürlich ist beim Perfect Day das Trainieren des Skifahhang für die Saisoneröffnung in zwei Wo- es unser Ziel, dass er sich am Ende für ein rens durch ständigen Skiwechsel. Lange Ski chen. Ein Hang, der von Jahr zu Jahr steiler Salomon Produkt entscheidet“, erklärt Ber- werden von stärker taillierten Carvern und und schneller wird, abgehobelt von den war- nie Gstrein. „Der Gast soll sich wohl fühlen extrem kurzen Snowblades abgelöst. Der und von Profis an den Berg herangeführt Tausch zeigt schonungslos die Schwachstelmen Sommern der letzten Jahre. Mein Ziel ist aber keineswegs die Jagd nach werden. Zahlreiche Gäste haben durch fach- len auf, der Guide kann gezielt an der VerAutogrammen der Weltcupstars, ich treffe unkundige Beratung falsche Skischuhe oder besserung der Technik arbeiten. Im Gegenschließlich meinen eigenen Skihelden aus der zu lange Ski erworben. Sobald der Kunde satz zum klassischen Skischultag kehren → SAISON — Herbst 2004 47 Rundum-Service: Salomon verspricht dem Gast beim Perfect Day das Trainieren des Skifahrens durch ständiges Wechseln des Materials Die Aussichtsplattform am Tiefenbachkogel bietet die ideale Kulisse, um den perfekt inszenierten Tag mit einem Glas Sekt ausklingen zu lassen Bernhard Gstrein: „Wir stellen dem Gast nicht nur das Material zur Verfügung, wir zeigen ihm auch, was er damit machen kann.“ → Gast und Trainer laufend zur Station zurück. Pausen werden nach Belieben eingeplant, neben dem Kaffee im Sofa wird selbst das Glas Sekt auf der Aussichtsplattform des Tiefenbachkogls auf 3300 Meter mit Wildspitzblick Teil der Inszenierung. Gelände und Können wird mit den Teilnehmern abgestimmt. Vom Race Training bis zur Tiefschneeführung ist alles möglich. Die Gruppen sind klein, meist ein bis vier Personen, die Preise starten bei 210 Euro inklusive Material, was sich als auch nicht teuerer als ein Skitag mit dem Einzelskilehrer herausstellt. Im Winter kann die BIG 3 Rallye im Rahmen des Perfect Day gebucht werden. Von Sölden ausgehend werden auf der 50 Kilometer betragenden und 10.000 Höhenmeter umfassenden Runde die drei neu geschaffenen Plattformen auf die Dreitausender Schwarze Schneide, Tiefenbachkogl und Gaislachkogl angefahren. Auf Anfrage können auch Trend-Sport-Geräte wie der Ski Fox oder der Snow Scooter getestet werden. Gegenwärtig kann dies der Gast nur nach dem Kauf prüfen, ein Verleih ist jedoch für die Zukunft vorgesehen. Der Gast soll in Zukunft alles vor Ort bekommen, aktuellstes Material wird garantiert. Konkurrenz braucht Salomon gegenwärtig nicht zu fürchten, haben die Mitbewerber doch keine ähnlichen Projekte oder Pläne in der Tasche. In Sölden stehen zwar Testcenter anderer Skifirmen, das größte wird übrigens von Fischer betrieben. Diese sind jedoch nur zwei Monate im Jahr geöffnet und dienen rein der Servicierung des Skifahrens ohne jeglichen Zusatznutzen im Sinne der Salomon Station. wieder auf die Piste zu kommen. Er möchte das wunderbare Herbstlicht nutzen, um noch einige Fotos von uns zu schießen, sozusagen eine Dokumentation der eigenen Schwächen und Stärken – so vorhanden. Bernie zieht messerscharfe Schwünge mit den Snowblades in den Schnee. Sportgeräte, die keinen Fehler verzeihen und daher hervorragend zum Trainieren der CarvingTechnik geeignet sind. Die maximal 80 cm langen Ski müssen exakt über dem Körperschwerpunkt gesteuert werden. Jede Voroder Rücklage bestrafen die Snowblades mit einem wilden Flattern und zwingen den Zauberlehrling letztendlich zur korrekten Position. Ist diese erst einmal eingenommen, so fährt man wie auf Schienen und kann das Carven in vollen Zügen genießen. Partnerwahl. Die Station kooperiert mit der Therme Längenfeld, Incentives und Events gehören zum Alltag. Daneben werden pro Saison zwei Race Camps mit Günther Mader und Bernhard Gstrein angeboten. Gerald Außerlechner vom ÖSV referiert über die richtige Ernährung, die Teilnehmer erhalten Videoanalysen und Schulungen von den Serviceleuten der Weltcupfahrer in der Behandlung ihres Rennmaterials. Besonders Hobbyrennläufer aus Österreich nehmen dieses Angebot in Anspruch. Die Station steht von Oktober bis Mai den Skifahrern zur Verfügung, im Sommer wird sie Teil der Söldener Base. Snowboardfirmen wie Burton, Völkl oder Salomon präsentieren jeweils eine Woche lang ihre Produkte potenziellen Kunden und nehmen dafür die Räumlichkeiten der Station in Anspruch. Die Base dauert übrigens sechs Wochen. Neben Ski- und Snowboard-Verleih setzt Salomon verstärkt auf Bekleidung, den zur Zeit am stärksten wachsenden Bereich des Unternehmens. Salomon Textil möchte schlicht, einfach und funktionell sein. 48 Theorie und Praxis. Nach „Bernie“ Gstreins ausführlichen Erklärungen drängt es mich auf die Piste. Ich möchte diesen „laufenden“ Materialwechsel endlich selbst ausprobieren. Das Wetter ist tatsächlich perfekt, und selbst die Piste hat bis auf den Weltcuphang im Laufe der Unterhaltung soweit aufgefirnt, dass dieser Skitag doch tatsächlich zum Ereignis werden könnte. Die Gondel bringt uns Richtung Schwarze Schneide, wo sich erstmals die Weite der Gletscherwelt offenbart, und das Skigebiet im Pitztal zum Greifen nahe erscheint. Ein Zusammenschluss würde hier wohl tatsächlich ein einzigartiges Gletscherskigebiet in den Ostalpen kreieren.Ankunft Bergstation. Ski anschnallen, leichtes Aufwärmen und mit dem Allround Carver parallel zu den Profis den Weltcuphang hinunter. Erste Schwächen meinerseits kommen auf dem Eis schonungslos zum Vorschein, und einem Experten wie Bernie kann ich eigentlich nichts vormachen. Er sieht sofort, woran es fehlt. Der erste Schneekontakt in dieser Saison mag zwar als Ausrede für das eigene Gewissen dienen. Dennoch werden bereits erste Korrekturen in der Oberkörperhaltung eingeübt. Erster Gerätewechsel. Die Snowblades werden angepasst, Raini von der Station beneidet uns um den Skitag und Ernst Lorenzi, legendärer Weltcup- und Hannibal-Organisator treibt uns an, möglichst schnell Nächster Programmpunkt: Slalomcarver. Extrem tailliert, kurze schnelle Schwünge erlaubend und ein Spaßfaktor der besonderen Art. Zumindest für denjenigen, der ihn beherrscht. Bernie weist mich mit großer Geduld auf meinen unruhigen Oberkörper hin, eine Haltung, die mir viele Jahre des Snowboardens eingebrockt haben. Der Test des überbreiten Tiefschneeskis entfällt, dafür entschädigt der Besuch der neugeschaffenen Plattform auf dem Tiefenbachkogel. Symbiose. Atemberaubende Blicke von einer Stahl-Glas-Konstruktion verleihen der Gletscherwelt noch mehr Ausdruckskraft, als diese ohnehin schon besitzt. Die Inszenierung des Berges ist es letztendlich, die Sölden und Salomon einander näher gebracht haben. Der Wintertourismusort und der Skihersteller versuchen im Rahmen des Perfect Day den Berg zentral in den Mittelpunkt zu stellen, auf seine zahlreichen Facetten zu verweisen und dessen Bedeutung hervorzuheben. Allein durch diese Symbiose unterscheiden sich die beiden Partner von zahlreichen Pflichtübungen anderer Destinationen im Alpenraum. In Zeiten, wo Differenzierung und Abgrenzung gefragt sind, ein absolut zukunftsweisendes Modell. — SAISON — Herbst 2004