Hände weg von unfair produzierter Billigkleidung

Transcrição

Hände weg von unfair produzierter Billigkleidung
Textilimporte nach Deutschland boomen, zuletzt wuchsen die Einfuhren um bis zu 11 Prozent jährlich auf 14
Milliarden Euro. Das T-Shirt für zwei Euro, die Jeans für
10 Euro – Kleidung ist eine globale Billigware. Hergestellt wird sie vor allem von Frauen in Billiglohnländern
u.a. in Südostasien. Jede zweite der jährlich 142 Millionen importierten Jeans kommt aus den Billiglohnländern China und Bangladesch.
„Billig“ bei uns bedeutet für die Arbeiterinnen:
• 12 bis 16 Stunden-Arbeitstage bei einer Siebentagewoche, kein Urlaubsanspruch
• Hungerlöhne
• keine Sozialversicherung, keine Arbeitsverträge
• Entlassung bei Krankheit oder Schwangerschaft
• Verbot von Gewerkschaften in den Fabriken
• fehlender Arbeitsschutz z.B. vor giftigen Chemikalien,
Bränden oder Elektrounfällen
• Schikanen, Gewalt und sexueller Missbrauch
Die Kampagne für Saubere Kleidung kämpft seit Jahren gegen Ausbeutung in der globalen Textilindustrie.
Eine Arbeitsstunde in der Textilindustrie kostete 2011
in Deutschland fast 26 Euro. In der Türkei waren es
nur 3,88 Euro, in China 2,13 Euro, in Weißrußland 1,82
Euro und auf den Philippinen 1,26 Euro. Die noch „billigeren“ Länder nennt die Statistik des Gesamtverbandes der Textilindustrie nicht. Zwischen einem und drei
Prozent des Ladenpreises für ein T-Shirt kommt bei den
Arbeiterinnen an, die es herstellen. Bei einem T-Shirt für
acht Euro sind das im Durchschnitt zwischen acht und 24
Cent. Würde der Lohn verdoppelt, so könnten die Textilproduktionsunternehmen und Handelsriesen das aus der
„Portokasse“ finanzieren. Selbst wenn die Mehrkosten für
höhere Löhne auf die Preise aufgeschlagen würden, wäre
der Betrag so klein, dass er kaum spürbar wäre.
Nach Berechnungen des Worker Rights Consortium
würden Investitionen von 3 Milliarden US-Dollar ausreichen, um die Sicherheitsstandards in den Nähfabriken
Bangladeschs auf westlichen Standard zu bringen. Ein
Kleidungsstück aus Bangladesch würde sich lediglich
um bis zu 10 US-Cents verteuern. Ob sich die Arbeitssicherheit und -bedingungen spürbar verbessern, hängt
mit davon ab, ob Kunden bereit sind, mehr Geld für
ihre Kleidung zu zahlen und sie nicht weiter als billige
Wegwerfartikel zu betrachten.
Eine Vielzahl von Siegeln erschwert den ökofairen
Kleider-Kauf. Sie kennzeichnen teils die Einhaltung
ökologischer, teils sozialer Standards. Manche sind herstellerabhängig, andere unabhängig. IVN Best, GOTS,
Fair Trade, Textile Exchange, die Euroblume oder Textiles Vertrauen berücksichtigen in unterschiedlichem
Maße soziale und ökologische Standards. Daneben gibt
es Textilvereinigungen wie die Fair Wear Foundation,
Made-by, die World Fair Trade Organisation oder die
Business Social Compliance Initiative, die auch Label
vergeben.
Stiftung Warentest stellte 2010 fest: Viele Kleidungsmarken schmücken sich mit einem öko-fairen Anstrich.
Nicht jedes Siegel steht wirklich für „öko und Fair“ – bitte
genau informieren!
www.workersrights.org
www.saubere-kleidung.de
Brandkatastrophen mit Tausenden von Toten sind in
den Kleiderfabriken von Bangladesch und Pakistan keine Seltenheit, aber schnell wieder aus den Schlagzeilen
verschwunden. Doch die Opfer kämpfen noch Jahre
ums Überleben. Sie warten auf zugesagte Langzeitentschädigungen und können derweil nicht einmal ihre
Medikamente bezahlen. Erst jetzt beginnen in Genf
Entschädigungsverhandlungen. Die Kampagne für
Saubere Kleidung (CCC) und die Frankfurter Hilfs- und
Menschenrechtsorganisation medico international machen allein in Deutschland sechs Unternehmen – darunter den Textildiscounter KiK – mitverantwortlich für die
Unglücke und fordern, dass diese sich ihrer Verantwortung stellen. Auf öffentlichen Druck erklärte sich KiK im
Dezember 2012 zur Zahlung von insgesamt 1 Million
Dollar Soforthilfe bereit. Das ökumenische Entwicklungsnetzwerk INKOTA fordert insbesondere die Firmen
KiK, NKD und Adler Modemärkte auf, Entschädigungen
zu zahlen. Außerdem liegt der OECD eine Beschwerde
gegen KIK, C&A und Karl Rieker wegen des Brandes in
Bangladesch vor.
hnen
gerlö en,
n
u
nH
mm
it de ee zusa Weltm
h
S
auc
auf über die
ngen ungen
ä
o.
h
g
nd C
lien sbedin
i
u
t
x
s
t
e
beit
-Shir
ür T
ise f aren Ar Jeans, T
e
r
p
g
b
Billi nzumut
rden
u
h we
c
i
d
l
n
ß
e
u
schli
f t.
denn verschif
e
r
mee
.a.
es u
i
d
d
wir
orin
oche nnspast ity
W
n
a
mun
eem
time
Mari rahms, S ion Com m 11
r
u
z
&Z
ke B
er u
ienst
tesd stor Ren hor Ady eptemb
t
o
G
a
c
el
air
2. S
n. P
Gosp
en 2
Open
ache
Der hema m wie der nntag, d nleger.
so
T
o
-A
zum Bartling hn am S Martini
i
n
a
m
Jutt gestalte hne a
ü
r
Choi uf der B
a
Uhr
Der durchschnittliche Europäer verbraucht dem
Schwarzbuch Baumwolle zufolge jährlich 20 Kilogramm Textilien. Wurden 1990 weltweit 38 Millionen
Tonnen Baumwolle gehandelt, waren es 2012 bereits
75 Millionen Tonnen. Die Fast Fashion landet nach kurzer Tragedauer auf dem Müll. Wenn man die Kleidersäcke, die jedes Jahr deutschlandweit zusammenkommen,
in Lkw packte, wären das 47.000 Lkw, eine Schlange
von Kiel bis München. „Klasse statt Masse“ ist daher
beim Textilkauf der beste Ratgeber. Wer Altkleider
abgeben möchte, sollte darauf achten, dass damit keine Geschäfte gemacht werden. In Bremen gehört der
Anziehungspunkt des Vereins für Innere Mission dem
Dachverband FairWertung an, der eine transparente,
sozial- und umweltverträgliche Weiternutzung von Altkleidern garantiert.
Hände weg von unfair
produzierter Billigkleidung
www.fairwertung.de
Tauschparty: Kleider tauschen und bearbeiten – ein Beitrag zum bewussteren
Umgang mit Textilien. Am 2. November
steigt in der Kulturkirche St. Stephani
eine Kleidertauschparty für Frauen und
Männer, mit Erzählcafé und Nähwerkstatt sowie der Ausstellung „Ich war
einmal ein Hemd...“ Zwischen 11 und
14 Uhr können Kleider abgegeben werden, getauscht wird zwischen 15 und
17 Uhr Der Eintritt kostet 3 Euro.
www.inkota.de
www.medico.de/textil
Der konventionelle Baumwollanbau verbraucht 10
Prozent der weltweit eingesetzten Pestizide und
24 Prozent der weltweit eingesetzten Insektizide.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation
WHO sterben jährlich 28.000 Menschen durch den
massiven Gifteinsatz im Baumwollanbau. Chemierückstände in einem Baumwollshirt können nach
Angaben von Greenpeace ein Drittel des Gewichts
ausmachen. Nur Textilien aus zertifizierter Bio-Baumwolle sind garantiert frei von chemischem Pflanzenschutz und Gentechnik.
Pünktlich zur Fairen Woche (13.-27. September) geht
eine neue Website online, die dann neben fairen
Gastronomie-Betrieben auch Geschäfte zeigt, die ökologisch und fair hergestellte Kleidung verkaufen. Wer
lieber blättern mag: Der Flyer „Konsum mit Köpfchen:
Ökofaire Mode in Bremen“ des Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz) informiert ausführlich über alle Siegel und regionale wie
Online-Bezugsquellen.
www.kulturkirche-bremen.de
Upcycling in der Jugendkirche: Mit
alten Klamotten etwas kreatives Neues
zaubern kann man in der Jugendkirche
am 20. und 21. September bei einem
Kreativworkshop. Alte Klamotten, vor
allem aber Ideen sind gefragt, wenn
die Jugendlichen mit Renate Drögemüller und Team an die Nähmaschine
gehen. Zeiten: Freitag, 20.9. von 17 bis
20 Uhr & Samstag, 21.9. von 11 bis 17
Uhr in der Jugendkirche Garten Eden
2.0, Seewenjestraße 98a. Anmeldungen: Telefon 0421/69 64 89 410
www.garteneden2punkt0.de
www.fair-in-bremen.de
www.bizme.de
12
bremer kirchenzeitung September 2013 · www.kirche-bremen.de
www.kirche-bremen.de · bremer kirchenzeitung Dezember 2012
13