Candice Breitz / Inner + Outer Space
Transcrição
Candice Breitz / Inner + Outer Space
Candice Breitz / Inner + Outer Space Gegenwartskunst ist viel mehr als nur Kunst von heute. Sie führt uns an die jeweiligen Grenzen unserer Welt. Contemporary art means more than just the art of today. It carries us to the furthest borders of our world. Dieter Rosenkranz Vorwort Constanze Kleiner Im Herzen Berlins, auf dem Schlossplatz, steht seit dem 6. September 2008 eine Kunsthalle auf Zeit, hervorgegangen aus zwei künstlerischen Interventionen im ehemaligen Palast der Republik. Die Fraktale IV sprengte von September bis November 2005 das Gebäude von innen mit dem Einbau eines White Cube und öffnete somit den Raum für die nachfongende Präsentation Berliner Künstler in der Ausstellung 36 x 27 x 10 im Dezember desselben Jahres. Heute verbinden sich beide Interpretationen des White Cube in der Idee einer inneren und äußeren Bespielbarkeit der „Temporären Kunsthalle Berlin“. Sie ist zum einen Ausstellungsraum, zum anderen Kunstobjekt, umgeben von architektonischen Zeitzeugen aus 500 Jahren deutscher Geschichte. Die Verwirklichung der Kunsthalle auf dem Berliner Schlossplatz ist auf nur zwei Jahre begrenzt. Trotzdem sind alle Beteiligten bereit zu einem ungeheuren privaten Aufwand, und es finden sich immer neue Unterstützer. Der Grund dafür ist möglicherweise die Einmaligkeit des hier geschaffenen Freiraums mit seiner Platzierung an einem der geschichtsträchtigsten Orte Europas. Das Berliner Stadtschloss, ein Symbol des preußischen Absolutismus, wurde 1950 gesprengt, um dem Palast der Republik Platz zu machen. Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall soll an dessen Stelle ab 2010 das Humboldt-Forum entstehen und die Stellung Deutschlands als Kulturnation untermauern. In diesem Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Zukunft existiert die verhältnismäßig kleine, momentan blauweiße Kiste temporär als ein Ort für Gegenwartskunst. Sie kann durch ihre Präsenz und durch das Wirken der Künstler aus unvereinbaren Kraftfeldern Energie transformierend freisetzen und Signale aussenden. Ob diese Signale Bedeutung haben werden und wie tragbar diese Berliner Kiste ist, wird sich zeigen. Ich bin dankbar für die Gelegenheit, wieder die Erfahrung zu machen, dass scheinbar unmögliche Dinge Wirklichkeit werden können. Dabei sind immer wieder Mitstreiter zu treffen und Freunde zu finden, und an dieser Stelle sind sie alle – wenn auch ungenannt – mitbedacht. Die Temporäre Kunsthalle Berlin konnte innerhalb kürzester Zeit realisiert werden. Unser persönlicher Dank gilt zu allererst Dieter Rosenkranz, ohne dessen mutige Zusage für die Startfinanzierung und die Unterstützung seiner Stiftung Zukunft Berlin es den Zuschlag des Berliner Senats für White Cube Berlin und all die darauf folgenden Engagements von weiteren Förderern, Sponsoren und Unterstützern nicht gegeben hätte. Erst durch die vielen, unterschiedlichsten Helfer und Ratgeber ist dieses Projekt möglich geworden. Große Anerkennung gebührt dem inzwischen gestandenen Team der Temporären Kunsthalle Berlin, das dieses Projekt zu einer temporären Institution entwickelt. Und vor allem: Dank natürlich den Künstlerinnen und Künstlern! 5 The relatively small and, at present, blue-andwhite box exists as a site for contemporary art between the opposing poles of past and future. Its presence and the activity of the artists can transform and liberate energy from irreconcilable force fields and emit signals. Whether the signals will be significant, and just how sustainable this Berlin box will prove, remains to be seen. Foreword Constanze Kleiner Since September 6, 2008, there has been a temporary art exhibition hall at Schlossplatz in the heart of Berlin, the product of two artistic interventions in the onetime Palast der Republik. By introducing a white cube into the Palast from September to November 2005, Fraktale IV effectively exploded it from within and also opened up the space for a subsequent presentation of Berlin artists, the exhibition 36 x 27 x 10, in December of the same year. These two interpretations of the white cube merge in the “Temporäre Kunsthalle Berlin” in the idea of working both with the interior and the exterior. The Kunsthalle, on the one hand, is an exhibition space. On the other, it is an art object surrounded by architectural testimonies to 500 years of German history. The Kunsthalle at Berlin Schlossplatz will be in place for only two years. Nevertheless, all those involved are prepared to make a formidable private outlay, and new supporters are coming forward all the time. The reason, possibly, is that the open space that has been created here at one of Europe’s most history-laden sites is unique. A symbol of Prussian absolutism, the Berlin Stadtschloss was demolished in 1950 to make way for the Palast der Republik. In 2010, twenty years after the fall of the Berlin Wall, the HumboldtForum is due to go up here to undergird Germany’s position as cultural nation par excellence. I am grateful for the chance of experiencing once again that the ostensibly impossible can become reality. There are always friends and associates in such a venture, too many to mention by name, but it is them that I wish to sincerely thank now. The Temporäre Kunsthalle Berlin was set on its feet very swiftly. Our personal thanks go first and foremost to Dieter Rosenkranz, without whose bold start-up financing and the support of his Stiftung Zukunft Berlin, the Berlin Senate’s grant for White Cube Berlin and all the subsequent commitments of other promoters, sponsors, and supporters would never have materialized. It is the many and various helpers and advisors to this project who have made it possible at all. The by-now seasoned Temporäre Kunsthalle Berlin team deserves great praise for developing a temporary institution out of a project. And above all, of course, we owe our thanks to the artists. 7 eindringliche Weise, dass künstlerische Aussagen nicht leicht übertragbar sind. Wenn die Fans die durch die Vermarktungskette der Musikindustrie bis zu relativer Belanglosigkeit entwerteten Popsongs mit Emotionalität und neuer Verbindlichkeit füllen, dann hauchen sie ihnen auch neues Leben ein. Durch diese Aneignung wechselt der Song den Besitzer, nicht als konsumierbare Soundkonserve, sondern als aktiv artikulierter, performativer Ausdruck der eigenen Identität. Es entsteht ein individueller Raum, der für die Betrachter kollektiv erlebbar wird. Inner + Outer Space Angela Rosenberg 10 Mit dem Titel für ihre zweiteilige Ausstellung in der Temporären Kunsthalle Berlin, Inner + Outer Space, lenkt Candice Breitz den Blick auf die komplexen Verstrickungen eines subjektiv wahrnehmbaren, einzigartigen Gedanken- und Gefühlsraums im Verhältnis zu dessen äußeren Rahmenbedingungen. Wie konstituiert sich ein Werte- und Bedeutungssystem in Bezug auf die Außenwelt? Gibt es wirklich einen privaten, inneren Raum, der nicht durch soziale, ökonomische, politische, kulturelle oder medial vorgegebene Faktoren aus der Umwelt bestimmt ist? Breitz befasst sich in ihren Videoinstallationen mit künstlerischer Individualität und der Massenwirksamkeit von Popkultur. Für die im ersten Teil der Ausstellung gezeigten Arbeiten King (A Portrait of Michael Jackson), Queen (A Portrait of Madonna) und Working Class Hero (A Portrait of John Lennon) hat die Künstlerin Fans eingeladen, die Songs ihrer Idole nachzusingen. Diese Karaoke-Versionen zeigen auf ebenso amüsante wie Inner + Outer Space ist eine radikale Befragung und Erweiterung der heutigen technischen und psychologischen Möglickeiten des Genres Porträt. Dies zeigt sich auch im zweiten Teil der Ausstellung, in der die aktuellste Arbeit von Breitz, Him + Her, präsentiert wird, die in der Temporären Kunsthalle Berlin zum ersten Mal zu sehen ist. In der zweiteiligen Videoinstallation sprechen die Schauspielerlegenden Jack Nicholson und Meryl Streep, aus dem Kontext ihrer jeweiligen Filme herausgelöst, nicht miteinander, sondern mit sich selbst. Die verschiedenen Inkarnationen der Schauspieler in unterschiedlichen Rollen ihrer Filmkarrieren verwebt die Künstlerin zu tiefgreifenden existentialistischen, selbstreflexiven Monologen um die Sinnlosigkeit der eigenen Existenz. Breitz wendet in dieser Arbeit ein Verfahren an, das sie bereits für Mother + Father entwickelt hat. Darin treten jeweils sechs bekannte amerikanische Schauspielerinnen und Schauspieler in den Rollen von Müttern und Vätern aus verschiedenen Hollywoodfilmen auf und führen untereinander eine erregte Diskussion. In dem aus einzelnen Filmsequenzen montierten, sorgfältig arrangierten Streit ist jeder der Protagonisten isoliert vor schwarzem Hintergrund auf einem Monitor zu sehen. Da der narrative Kontext zu den einzelnen Figuren von der Künstlerin entfernt wurde, wirken die emotionsgeladenen Darstellungen oft übertrieben, gereizt oder geradezu hysterisch. Formal schließt Him + Her an diese Arbeit an und reflektiert mit dem Fokus auf die multiplen Persönlichkeiten der Darsteller sowohl den gesellschaftlichen Wertewandel als auch die inneren und sozialen Ängste und Konflikte, die damit einhergehen. In dem hier abgedruckten Interview mit dem Kurator der Ausstellung, Gerald Matt, erläutert Breitz die Beziehungen zwischen den einzelnen Werken und die Entwicklung ihrer Ideen. Anschließend taucht Jennifer Allen in ihrem Essay in den Filmkosmos ein, der Him + Her als Quellenmaterial zugrunde liegt, und zeigt die Verbindungen zur Freud’schen Psychoanalyse auf. Die Ausstellung in der Kunsthalle ist umgeben von einem Projekt, das Gerwald Rockenschaub an der Außenfassade realisiert hat. Obwohl die Arbeiten beider Künstler keine direkte inhaltliche oder formale Verbindung haben und nicht als Inhalt oder Verpackung füreinander konzipiert wurden, lassen sich innerer und äußerer Raum nicht ganz trennen. Die Kunsthalle kann wie eine Membran funktionieren, die Schwingungen von innen nach außen übermittelt und umgekehrt. Eine solche Schwingung spiegelt sich in der selbstverständlichen Integration digitaler Medien in die Entwurfs- und Produktionsprozesse beider Künstler wider. Breitz‘ Videoinstallationen sind ohne die Manipulationsmöglichkeiten, die digitale Videotechnik heute bietet, nicht vorstellbar. Gleichermaßen verweisen Rockenschaubs weiße Cumuluswolken auf strahlend blauem Grund als gepixelte, kubische Formationen eindeutig auf den digitalen Ursprung ihrer Formfindung. In ihrer extremen Abstraktion erinnern sie an Computer-Icons, die als Piktogramme nahezu universelle Lesbarkeit besitzen und nichts als sich selbst repräsentieren. Analog zu den der Populärkultur entlehnten Motiven von Breitz, bestimmt das wiedererkennbare Logo mit dem konstruierten, poetischen Wolkenmotiv von Rockenschaub den öffentlichen Raum und definiert ihn neu. Die Ausstellung und die Publikation konnten durch die großzügige Unterstützung zahlreicher Förderer, Sponsoren und Freunde realisiert werden, denen wir sehr herzlich danken. Ein weiterer großer Dank gebührt Jennifer Allen für ihren Katalogtext und Gerald Matt als Kurator sowie dem Designerteam von very, das unter Verwendung der formalen Struktur von Him + Her die Idee für das Design dieses Katalogs entwickelt hat. Unser größter Dank geht natürlich an Candice Breitz, die mit ihrem gesamten Team unsere Arbeit an der Ausstellung und dem Katalog großartig unterstützt hat. 11 emotion and fresh commitment, then they breathe new life into them. Their appropriations effect a change in proprietorship of the songs, not in the form of canned, consumable sound, but as an actively articulated, performative expression of their own identities. The result is a new individualized space that can be collectively experienced by the audience. Inner + Outer Space Angela Rosenberg 12 The title of Candice Breitz’s two-part exhibition at the Temporäre Kunsthalle Berlin, Inner + Outer Space, draws attention to the complex ways in which a subjectively perceivable, unique space of thought and feeling intermeshes with its surrounding outer conditions. How is a system of values and meanings constituted in relation to the outside world? Is there really a private inner space unaffected by predetermined social, economic, political, cultural, and media conditions? Breitz’s concern in her video installations is with creative individuality and the mass efficacy of pop culture. For the works King (A Portrait of Michael Jackson), Queen (A Portrait of Madonna), and Working Class Hero (A Portrait of John Lennon) on show in the first part of the exhibition, Breitz invited fans to sing their idols’ songs. These karaoke versions prove both strikingly and amusingly that artistic statements are not easily transferable. When the fans fill songs that have been trivialized by the music industry’s marketing practices with Inner + Outer Space is a radical inquiry into and extension of the current technical and psychological possibilities within the genre of portraiture. This also holds true for the second part of the exhibition in which Breitz’s most recent work, Him + Her, is being presented to the public for the first time at the Temporäre Kunsthalle Berlin. In this two-part video installation, Breitz detaches the legendary actors Jack Nicholson and Meryl Streep from their respective films and has them speak, not with each other, but with themselves. She interweaves various incarnations of the actor and actress, extracted from a range of their cinematic roles, to create deep-reaching existential soliloquies on the meaninglessness of their existence. In this work, Breitz applies a procedure that she developed for Mother + Father, where six women and six men, all well-known American actresses and actors playing the roles of mothers and fathers in various Hollywood movies, conduct a heated debate among themselves. Breitz composed the meticulously arranged discussion from distinct film sequences, isolating each actor against a black ence the digital origins of their form. Their extreme abstraction recalls computer icons, pictograms that are almost universally legible and represent nothing but themselves. Analogous to Breitz’s motifs borrowed from pop culture, Rockenschaub’s unmistakable logo with its constructed and poetic cloud motif orders and redefines public space. ground displayed on a monitor. Removed from their respective narrative contexts, the emotionally charged figures often seem over the top, irritable, even downright hysterical. Him + Her is a formal sequel to this work. Its focus on the protagonists and their multiple personalities reflects shifting social values and the inner fears and conflicts that attend them. In an interview with Gerald Matt, curator of the exhibition, published in this catalogue, Breitz explains the relationship of these works to one another along with the ideas behind them. Jennifer Allen’s essay undertakes a journey into the movie universe that furnished the source material for Him + Her, bringing a Freudian psychoanalytical angle to her reading of the work. A project realized by Gerwald Rockenschaub on the building’s outer façade literally surrounds the exhibition in the Kunsthalle. Although the works of the two artists are not directly related either formally or thematically, inner and outer spaces cannot be held entirely apart. The Kunsthalle can function as a membrane that transmits waves or vibrations from the inside to the outside, or vice versa. The matter-of-fact way in which both artists integrate digital media into their planning and production processes is such a wave or vibration. Without the manipulative possibilities that digital video technology offers today, Breitz’s video installations would be unthinkable. Rockenschaub’s white cumulus clouds, pixilated cubic formations on a brilliant blue ground, likewise clearly refer- We wish to deeply thank numerous patrons, sponsors and friends without whose generous support the exhibition and the present publication would not have been possible. We are also most grateful to Jennifer Allen for her catalogue text and the curator Gerald Matt, as well as to the design team at very who designed the catalogue, based on the formal logic of Him + Her. Our greatest debt of gratitude, of course, goes to Candice Breitz and her entire team, who supported our work on the exhibition and the catalogue so wonderfully. 13 Inhalt / Contents Sound Minds Candice Breitz im Gespräch mit / in conversation with Gerald Matt Seite 46 / Page 53 Jack und Meryl auf der Couch / Jack and Meryl on the Couch von / by Jennifer Allen Seite 62 / Page 67 King (A Portrait of Michael Jackson), 2005 Seite / Page 17 Queen (A Portrait of Madonna), 2005 Seite / Page 27 Working Class Hero (A Portrait of John Lennon), 2006 Seite / Page 37 Mother + Father, 2005 Seite / Page 59 Him, 1968–2008 Her, 1978–2008 Seite / Page 73 Biografie/Bibliografie / Biography/Bibliography Seite / Page 122 King (A Portrait of Michael Jackson), 2005 17 20 21 22 23 24 25 Queen (A Portrait of Madonna), 2005 27 28 29 Working Class Hero (A Portrait of John Lennon), 2006 37 Sound Minds Gerald Matt im Gespräch mit Candice Breitz GM: Deine aktuelle Arbeit Him + Her wird in der Temporären Kunsthalle Berlin zum ersten Mal gezeigt. Welche Verbindungen zu deinen früheren Arbeiten hat diese neue, zweiteilige Installation? Wo siehst du Unterschiede oder neue Dimensionen im Verhältnis zu einer Arbeit wie Mother + Father? 46 CB: Ich habe erstmals 2005 über Him + Her nachgedacht, als wir gerade die Postproduktion von Mother + Father abwickelten. Die neuen Arbeiten knüpfen an die Schnittgrammatik dieser früheren Installationen an und machen dort weiter, wo diese stehen geblieben sind. Ich erinnere mich, dass ich, als ich Mother + Father die ersten Male in Ausstellungen sah, erstaunt war über ihre relativ anthropomorphe Struktur. Obwohl meine Besetzung der Charaktere sowohl im Fall von Mother als auch von Father in einem minimalistischen Bogen über die sechs Plasmabildschirme verteilt war (die in meiner Arbeit ein bisschen wie ethnografische Vitrinen funktionieren), legte die Anordnung der Charaktere von links nach rechts dennoch die Projektion eines gewissen Naturalismus nahe. Angesichts des Realitätseffekts, den filmische Bilder tendenziell erzeugen, war es möglich, jede einzelne der Installationen als eine Art Gedankenaustausch, eine Unterhaltung zwischen den sechs Individuen zu verstehen. Das zweite Element, das die beiden Installationen strukturiert, ist ihre strenge thematische Logik; die Interaktion meiner Charaktere folgte der Choreografie einer verworrenen Diskussion über Elternschaft. Programmatisch habe ich die Arbeiten Mother und Father genannt, und die Auswahl und Aufreihung der originalen Filmfragmente wurde bis zu einem gewissen Grad von dieser Entscheidung dominiert. Als das Konzept von Him + Her Form annahm, fand ich es eine interessante Herausforderung, mich von den bestimmenden Aspekten in Mother + Father zu lösen, von ihrem Anthropomorphismus wie auch ihrem thematischen Kern. Anstelle eines Ensembles von Charakteren, die man sich als verschiedene Personen vorstellen kann, übernimmt in Him und Her jeweils ein Schauspieler beziehungsweise eine Schauspielerin alle Rollen in einem nicht-linearen Drama. Him konfrontiert 23 Jack Nicholsons (aus einer Auswahl von Filmen, die in vierzig Jahren entstanden sind) mit sich selbst, während Her im Prinzip einen Showdown zwischen 28 Meryl Streeps darstellt (aus 28 Filmen, die in einem Zeitraum von dreißig Jahren gedreht wurden). In einer Struktur von sieben Bildschirmen vervielfältigt, werden die Schauspieler in beiden Fällen in eine Serie von psychologischen Gefechten mit sich selbst geworfen. Aufgrund des einigermaßen schizophrenen Casting-Verfahrens erreichen die Darsteller in Him und Her zu keinem Zeitpunkt den Status eines vollständigen Charakters. Vielmehr können sie als Fasern von Subjektivität gedacht werden, die parallel mit unzähligen anderen Fasern desselben und doch anderen Selbst existieren. Die Interaktion der Charakterfragmente ist fließend, ähnlich einem Kaleidoskop, und verfehlt letztendlich eine stabile Repräsentation sowohl von Nicholson als auch von Streep. Die Fasern verflechten sich, bilden Knoten, verwachsen und entwirren sich wieder, manchmal im Zeitraum einer Sekunde. GM: Die Installation Mother + Father thematisierte Elternschaft, indem sie den Zuschauer mit zwei existenziellen Vorbildern, zusammenmontiert aus verschiedenen Hollywoodfilm-Inkarnationen, konfrontierte. Im Unterschied dazu repräsentiert in Him und Her jeweils nur ein Schauspieler beziehungsweise eine Schauspielerin eine Vielfalt von Charakteren. Du konzentrierst dich wieder auf das Thema der Identitätskonstruktion, aber diesmal aus einer anderen Perspektive. Kannst du diese konzeptuelle Veränderung näher beschreiben? Worum geht es in Him + Her? CB: Statt einem bestimmten Thema nachzugehen, stellen Him und Her eine digitale Beschwörung der endemischen Persönlichkeitsstörung dar, die wir alle tagtäglich versuchen in den Griff zu bekommen, um weiter funktionieren zu können und so die Illusion zu wahren, dass wir konsistente Individuen wären. Das Selbst hat keinen fixen inneren Kern, den man leicht fassen oder beschreiben könnte, sondern es ist vielmehr ein komplexer und veränderlicher Klumpen aus Werten, Meinungen und Gefühlen. Es ist erstaunlich, wie automatisch ein Großteil der Leute unbewusst in der Lage ist, die vielen Stimmen, die sie selbst konstituieren, unter Kontrolle zu halten und diese Stimmen, gemäß den unausgesprochenen Anforderungen der meisten Gesellschaften, in relativ konsistente Menschenleben zusammenführen. Die Performanz oder Iteration des Selbst ist, wie das Atmen, eine unwillkürliche Funktion, die aufrechterhalten wer- den muss, egal ob eine Kamera läuft oder nicht. Und dennoch, obwohl das Selbst im theoretischen Diskurs regelmäßig zerpflückt wird, würde niemand mit einem gesunden Verstand morgens früh das Haus ohne ein imaginäres festes Selbst verlassen – es dennoch zu tun, würde in den meisten Gesellschaften zu Erniedrigung oder Einlieferung führen. Wir brauchen die Idee eines stabilen und transparenten Selbst, um uns über den Tag zu retten und buchstäblich vernünftig zu halten: Vernünftig sein ist per Definition gleichbedeutend mit einem gesunden Verstand. Him und Her spielen auf die Selbstzweifel an, die von einer Gesellschaft des gesunden Verstands verdrängt werden müssen. Sie sind aus den unterdrückten Ängsten und Widersprüchen gewoben, die unter der Oberfläche des imaginären Selbst hausen. Sie sind Matrizen der Ungewissheit, polylogische Selbst, die sich nicht festlegen lassen. GM: Können die zwei Installationen als Porträts oder Biografien von Jack Nicholson und Meryl Streep gesehen werden? CB: Es ist immer noch die vorherrschende Tendenz, sich beim Porträtieren auf die äußere Erscheinung des Subjekts zu konzentrieren, und von dieser Oberfläche wird erwartet, dass sie die Geschichte der porträtierten Person erzählt und so irgendwie die Essenz des Subjekts einfängt. Wenn diese Essenz jedoch eine sich ständig verändernde Größe ist, die weder fixiert noch definiert werden kann, welche visuelle Sprache wäre dann wirklich geeignet, ein Porträt zu erstellen? Wenn diese Arbeiten Porträts von Nicholson und Streep sind, dann verbergen sie genauso viel von den porträtierten Subjekten, wie sie aufdecken. Trotz der ausführlichen Beschäftigung mit den zwei Schauspielern sind diese Arbeiten am Ende nicht dazu geeignet, uns irgendetwas über sie zu sagen. Die extreme Sichtbarkeit von Berühmtheiten wie Nicholson und Streep verführt uns zu der Annahme, dass wir sie kennen, obwohl gerade ihr Status als Ikonen darauf beruht, dass wir sie niemals kennenlernen 47 48 werden. Die Aura von Hollywoodstars hängt von ihrem magischen Verschwinden ab, in dem Moment, in dem das Licht im Kino wieder angeht. In diesem Sinne sind Stars wie Nicholson und Streep buchstäblich in ihr eigenes Bild gehüllt. Die Verbreitung ihres kinematografischen Selbst also lässt sie alles andere als verschwinden, was es wiederum ermöglicht, dass sie im Kontext dieser beiden Installationen zu Jedermann und Jedefrau werden. Die Datierungen der Installationen verweisen nicht auf die tatsächlichen Geburtstage von Streep und Nicholson (wie dies bei einem klassischen Porträt oder einer Biografie der Fall wäre), sondern nennen sowohl das Jahr, in dem die erste Nicholson/Streep-Filmquelle veröffentlicht wurde, als auch das Jahr, in dem ich das Material geschnitten habe (Him ist auf 1968–2008 datiert und Her auf 1978–2008). Auch wenn die beiden Installationen mit Genres wie Porträt und Biografie spielen, entnehmen sie ihr Material jedoch aus der Filmografie der beiden und konzentrieren sich nicht darauf, wer diese Schauspieler eigentlich sind, sondern was sie gemacht haben. Letztendlich sind hier weder Streep noch Nicholson Gegenstand der Analyse, wenn es den überhaupt gibt, sondern das Unbewusste des Mainstream-Kinos, die Werte und Bedeutungsschichten, die allmählich lesbar werden, wenn die große Handlung entfernt wird. Hollywoodfilme sind alles andere als simpel. Was sich direkt unter der Story und der Anziehungskraft der Stars versteckt, ist ein Archiv, das die sozialen Ängste und Widersprüche aufzeichnet, die das eigentliche Thema dieser Filme sind; ein Archiv, das nur darauf wartet, freigelegt zu werden. GM: Mit der Wahl von Jack Nicholson und Meryl Streep konzentrierst du dich auf zwei massenmediale Ikonen, die das Potenzial haben, jene Form zu prägen, in der die Geschlechter in unserem kollektiven Bewusstsein verankert sind – einerseits durch die Charaktere, die sie spielen, und andererseits, vielleicht sogar in erster Linie, durch ihre Persönlichkeiten. Warum hast du gerade sie ausgesucht und nicht andere Schauspieler? CB: Nicholson und Streep sind beide aus völlig gegensätzlichen Gründen wunderbare Vehikel für die Vermittlung der Seinserfahrung, um die es mir geht. Nicholsons Meisterschaft auf der Leinwand besteht darin, dass er, egal wie gut er eine Rolle spielt, immer auch in der Lage ist, eine relativ konsistente Jackartigkeit parallel zur eigentlichen Rolle auszustrahlen (diese beabsichtigte Jackartigkeit kann, muss aber nichts mit dem wirklichen Nicholson jenseits der Leinwand zu tun haben). Streeps schauspielerische Methodik ist das Gegenteil. Sie tut ihr Möglichstes, um in ihrer jeweiligen Rolle aufzugehen, hinter einer erstaunlichen Vielfalt von Akzenten und Manierismen zu verschwinden und so jede Merylartigkeit aus dem Leinwandcharakter zu entfernen. Ich habe diese beiden Schauspieler ausgesucht, weil ich daran interessiert war, ob ihre verschiedenen Darstellungsweisen auf der Leinwand im Umkehrschluss etwas aussagen würden über ihre unterschiedlichen Herangehensweisen an die Herausforderung, eine Identität jenseits der Leinwand zu behaupten. Ich will damit nicht andeuten, dass eine schauspielerische Stilistik fesselnder ist als die andere oder dass die Unterschiede zwischen diesen Stilen einfach das Resultat von persönlichen Entscheidungen der Schauspieler sind; ich denke vielmehr, dass sie auch die komplexen und bezeichnenden Unterschiede der Rollenangebote für Frauen und Männer im Mainstream-Kino widerspiegeln und auf den Geschlechtercode verweisen, der auf der infrastrukturellen Ebene der Welt der Massenunterhaltung wirksam ist und natürlich auch darüber hinaus. GM: Die formale Struktur deiner Arbeiten zeichnet sich durch starke abstrakte Eigenschaften aus. Him und Her bestehen jeweils aus sieben Bildschirmen, die eine symmetrische, Rorschachtestartige Form haben. Wie in vielen deiner Arbeiten deutet eine Vielzahl von Stimmen die Anwesenheit einer Performancegruppe an, die dem Medium Film eine bestimmte theatralische Dimension verleiht, die aus dem Mainstream-Kino längst verschwunden ist. Hat die formale Struktur eine besondere Bedeutung für dich? GM: Gibt es in deiner Arbeit bestimmte Inspirationen für das Konzept des Porträts? CB: Andy Warhols Mehrkanal-Installation Outer and Inner Space hatte ich im Hinterkopf, als ich Him + Her gemacht habe. Die Arbeit ist ein kaleidoskopisches Porträt von Edie Sedgwick, in dem vier konkurrierende Sedgwicks gleichzeitig vor dem Betrachter erscheinen, interagieren, sich herausfordern, sich gegenseitig übertönen und die Möglichkeit einer einzigen authentischen Sedgwick aushöhlen. Ich erinnere mich, dass ich, als ich die Installation zum ersten Mal im Whitney Museum in New York sah, dachte, dass dies eine unglaublich artikulierte Darstellung der radikalen Labilität des Individuums ist, aber auch der komplexen Schnittstelle, an der sich Medienleben und Subjektformation treffen. Als Inspiration könnte ich auch Being John Malkovich erwähnen, die großartige Zusammenarbeit von Charlie Kaufman und Spike Jonze, die (völlig zu Recht) an meinem Gehirn nagt, seit ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Es war schön, dass ich einige Szenen einer anderen meisterhaften Zusammenarbeit der beiden – Adaptation – in die Montage von Her übernehmen konnte. Tatsächlich hätte ich die Arbeiten fast „Being Jack Nicholson“ und „Being Meryl Streep“ genannt und habe mich erst in letzter Minute dagegen entschieden … CB: Die verschiedenen Bildschirme funktionieren als Rorschachtest und als Kaleidoskop. Während der Rorschachtest die aktive Mitarbeit des Betrachters bei der Produktion von Bedeutung benötigt, erscheint das Kaleidoskop als die ideale visuelle Analogie für das Aufwühlen des fragmentierten Selbst, das ich untersuchen wollte. Ich hatte zwei strukturelle Analogien im Sinn, während ich an Him + Her gearbeitet habe. Während des Schneideprozesses las ich etwas über die Funktion des griechischen Chors in der antiken Tragödie und begann über die Ansammlung von Stimmen nachzudenken, die wir alle als eine Art griechischen Chor in unseren Köpfen herumtragen. Der griechische Chor war eine Gruppe und ein Charakter gleichermaßen, eine Vereinigung von Stimmen, der erlaubt war, jene unsagbaren Ängste und Geheimnisse auszusprechen, die die Hauptakteure der Tragödie nicht äußern konnten. Diese Vertonung innerer Vorgänge (Geheimnisse, die anderenfalls unsichtbar oder unterdrückt geblieben wären) durch eine Gruppe von Schauspielern, die im Grunde die kollektive Seele verkörpern, kam mir plötzlich sehr modern vor. Ein anderer interessanter Aspekt des griechischen Chors ist die Tatsache, dass er sich direkt an das Publikum wenden durfte und so die unsichtbare Wand einreißen konnte, die die Darsteller auf der Bühne vom Publikum trennt. Wie in vielen meiner Arbeiten zeigt sich auch in Him + Her mein Interesse an der dialektischen Beziehung zwischen denen, die sich auf der Bühne oder Leinwand befinden, und denen, die 49 50 zusehen. Diese Dialektik wird auf andere Weise in Arbeiten wie King, Queen und Working Class Hero untersucht, die sich buchstäblicher auf die Form des Chores beziehen, um das Verhältnis zwischen Ikone und Fangemeinde zu erkunden. Him + Her ist für mich aber auch noch von einer zweiten strukturellen Analogie durchdrungen, einem bestimmten imaginären Szenario, auf das ich immer wieder zurückkam, als ich versuchte herauszufinden, wie diese Hunderte von Fragmenten in einem Skript choreografiert werden könnten – wie es wohl wäre, wenn man alle Stimmen, die in einem Verstand koexistieren, extrahieren könnte, um sie in einer Gruppentherapie wieder zusammenzuführen und miteinander ins Gespräch zu bringen. GM: Kannst du etwas zu King (A Portrait of Michael Jackson) und Queen (A Portrait of Madonna), beide von 2005, und Working Class Hero (A Portrait of John Lennon) von 2006 sagen? Im ersten Teil deiner zweiteiligen Ausstellung in der Kunsthalle zeigst du diese drei älteren Arbeiten, die bereits auf der ganzen Welt, aber noch nie in Berlin ausgestellt wurden. Auch sie sind Porträts von Superstars, Popikonen. Ähnlich wie Him + Her haben sie etwas Kaleidoskopisches, in der Art, wie sie aus einer ganzen Gruppe von Fans ein Porträt zusammensetzen. CB: Diese Porträts sind allesamt Studien zur Fankultur. Jede untersucht das Verhältnis zwischen einer bestimmten Ikone und einem Querschnitt von Leuten aus der Fangemeinde, die diese Ikone hochhalten. Der Fan definiert sich in gewisser Weise über das, was er oder sie konsumiert, die Musik, die er oder sie hört, und die Mythologie, die sich um diese Musik rankt. Und dennoch, unter bestimmten Bedingungen ist der Fan in der Lage, in einer höchst eigenwilligen Art Musik zu absorbieren und zu übersetzen, so dass diese eine spezifische und bedeutungsvolle Funktion im Leben verschiedener Leute einnehmen kann. Die Figur des Fans steht im Zentrum unserer konsumorientierten Kultur und personifiziert in diesen Arbeiten einen der epischen Kämpfe, die den globalen Kapitalismus definieren: den Kampf zwischen einer global vertriebenen und profitorientierten Massenkultur auf der eine Seite und, auf der anderen Seite, dem individuellen Konsumenten dieser Kultur, der versucht ein bedeutungsvolles Verhältnis zu seiner lokalen und besonderen Erfahrung der Welt herzustellen. Für den Fan stellt sich die Frage, inwieweit es möglich ist, den Moment des passiven Konsumierens in einen des aktiven Produzierens zu transformieren. GM: In Working Class Hero (A Portrait of John Lennon) singen sich 25 Fans durch alle Lieder von Lennons erstem Soloalbum Plastic Ono Band aus dem Jahr 1970. Du bist 1972 geboren. Es scheint die Generation deiner Eltern zu sein, mit der du in dieser Arbeit ringst. CB: King und Queen, die Arbeiten, die unmittelbar vor Working Class Hero entstanden sind, reflektieren ein ziemlich aktuelles und vom Spektakel beeinflusstes Verhältnis zwischen Ikone und Fan. Daher waren die Fans, die auf meine Anzeigen geantwortet haben, in denen ich echte Fans von Michael Jackson und Madonna suchte, überwiegend in ihren Zwanzigern und Dreißigern. Mit Working Class Hero wollte ich zu einem früheren und idealistischeren Moment im Verhältnis zwischen Ikone und Fan zurückgehen, einem Moment der perfekt von John Lennons Solokarriere verkörpert wird. Ich wollte über eine ältere Generation von Fans nachdenken, Fans die in manchen Fällen ein Album (Plastic Ono Band) fast vierzig Jahre lang gehört haben. Meine Eltern besaßen die Plastic Ono Band, und bestimmte Songs sind mir bis heute extrem gegenwärtig. Intuitiv fühlte ich, dass dieses Album, eine Sammlung einiger der rohsten und souligsten Protopunkhymnen, die je geschrieben wurden, immer noch das Potenzial hat, seine Hörer tief zu bewegen. Ich glaube, dass die daraus entstandene Arbeit – Working Class Hero – das bestätigt und gleichzeitig einem besonderen Moment der Popgeschichte huldigt, in dem der Inhaltlichkeit mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde als dem Produktionswert. GM: Die Arbeiten wurden alle in verschiedenen Städten gedreht – das Lennon-Porträt in Newcastle, das Madonna-Porträt in Mailand, das JacksonPorträt in Berlin und ein viertes über Bob Marley in Port Antonio, Jamaika. Welche Bedeutung hat der geografische und geopolitische Kontext für die jeweilige Installation? CB: Die Serie von Porträts startete als eine Erkundung des Verhältnisses zwischen global vertriebenen Pop-Produkten und den Konsumenten dieser Produkte, eine extrem komplexe Beziehung, die meiner Meinung nach über die einfache Definition des Konsumismus hinausgeht. Jedes dieser Porträts sollte als Fallstudie zeigen, wie sich diese Beziehung in einem spezifischen Kontext und für eine spezifische Fangemeinde auswirkt. Ich hoffte, dass jedes Porträt nicht einfach nur eine komplexe Darstellung des im Titel benannten Stars wäre und der vielen Fans, die an jedem Porträt partizipieren, sondern auch das Porträt eines bestimmten Ortes zu einer bestimmten Zeit. Diese Besonderheit manifestiert sich in jeder Installation auf unterschiedliche Art und Weise. Das Porträt von Bob Marley ist geprägt von einem starken Gefühl von Nationalstolz der jamaikanischen Fans, den diese ihrem auratischen Landsmann entgegenbringen, aber auch von einem ziemlich melancholischen und unausgesprochenen Bewusstsein für die Tatsache, dass Marleys „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Geschichte eine Ausnahme und nicht die Norm darstellt. Die italienischen MadonnaFans waren entzückt von der Möglichkeit, sich die größten Hits von Madonna aneignen und sie umsetzen zu dürfen (Madonna selbst hat bereits mit italienischen Referenzen und katholischer Ikonografie gespielt). Die völlig übertriebene, Make-up-schwere und Requisiten-lastige Performance ihrer Fans lässt ein Verhältnis zu den Mainstream-Medien und der Kultur des schnellen Ruhmes für fünfzehn Minuten erkennen, das sie eindeutig unterscheidet von den relativ ungekünstelten Bob-Marley-Fans und der abgespeckten und extrem minimalistischen Performance der überwiegend britischen John-Lennon-Fans. 51 52 GM: Die unterschiedlichen Stars, die du porträtiert hast, repräsentieren nicht nur verschiedene Musikstile, sondern auch verschiedene Lifestyles, verschiedene Ideen von Gemeinschaft, eine Vielzahl möglicher Utopien, die du alle unter Verwendung eines durchweg disziplinierten konzeptuellen Bezugssystems untersucht hast. Das Filmmaterial von den frontal aufgenommenen Fans wird auf einer Reihe von Monitoren abgespielt, die minimalistisch und geometrisch angeordnet sind. Raimar Stange hat deinen Zugang zum Porträt mit dem des Fotografen August Sander verglichen, dessen lebenslanges Sozialporträt-Projekt Menschen des 20. Jahrhunderts in den 1920ern begann und mit seinem Tod endete. Wie denkst du über dieses Verhältnis? CB: Stange sagt in seinem Essay über Working Class Hero, dass der Übergang von Sanders arbeitenden Menschen zu meinen Fans eine weiter gefasste historische Veränderung markiert, einen Übergang, den er beschreibt als „eine Verschiebung, die kennzeichnend ist für eine Differenz von Moderne und Postmoderne, nämlich [die] einer sich entwickelnden ‚consumer culture‘.“1 Ich denke, er liegt richtig, wenn er die Porträtserie in den Kontext des Übergangs einer Kultur der Produktion zu einer Kultur des Konsums stellt. Was innerhalb eines solchen Übergangs am meisten zählt, ist die Art, in der das Verhältnis des Individuums zur Welt davon betroffen ist, die Art, in der eine so kolossale Veränderung das Verhältnis von Individuen zu den größeren sozialen Konstellationen, in denen sie leben, neu definiert. Die Porträts sind in gewisser Weise der Versuch, diese Verhältnisse zum jetzigen Zeitpunkt aufzuspüren und zu dokumentieren. Sie spiegeln den ständig steigenden Einfluss der Kulturindustrie auf die Subjektformation wider, in einer Epoche, in der das auf der Bühne gelebte Leben es vermag, das Leben derjenigen, die sich nicht auf der Bühne befinden, radikal zu beeinflussen und zu determinieren. Raimar Stange, „Look At Me: Who Am I Supposed To Be?“, in: Candice Breitz: Working Class Hero (A Portrait of John Lennon), BAWAG Foundation, Wien 2006, S. 17. 1 Sound Minds Gerald Matt in conversation with Candice Breitz GM: Your most recent work, Him + Her, will be shown for the first time at the Temporäre Kunsthalle Berlin. What connections to your earlier work does the new two-part installation embody? Where do you see differentiations or new dimensions relative to a work like Mother + Father? CB: I first started thinking about Him + Her in 2005, at the time that we were wrapping up postproduction on Mother + Father. The new works revisit the editing grammar of those earlier installations and pick up where they left off. I remember looking at Mother + Father the first couple of times that it was exhibited, and being struck by its relatively anthropomorphic structure. Although my cast of characters was, in the case of both Mother and Father, stretched across a minimal arc of six plasma screens (which function in my work a little like ethnographic vitrines), the left-to-right lineup of the characters nonetheless invited the projection of a certain naturalism. Given the suspension of disbelief that cinematic images tend to invite, it became possible to think of each of the installations as a conversation of sorts, a conversation between six individuals. The second element that structured the two installations was their strong thematic logic; the interaction between my characters was choreographed via a tangled discussion about parenthood. I programmatically called the works Mother and Father, and the selection of foundfootage fragments that I then beaded together was dictated to some extent by this decision. As the concept for Him + Her started to take shape, I decided that it would be an interesting challenge to try and shift away from these defining aspects of Mother + Father – their anthropomorphism and their thematic core. Rather than using a cast of characters that could be imagined as distinct individuals, Him and Her each adopt a single actor to play all of the roles in a non-linear drama. Him places twenty-three Jack Nicholsons (from a range of films made over forty years) into confrontation with one another, while Her is essentially a showdown between twenty-eight Meryl Streeps (cut out of twenty-eight films that were made over a period of thirty years). The actor is in each case thrown into a series of psychological encounters with him- or herself as s/he is multiplied across a seven-screen structure. Given the somewhat schizophrenic casting principle, no single player in Him or Her ever achieves the status of a full character, but can instead be thought of as a strand of subjectivity, existing parallel to a myriad of other same-same-but-different strands of the same self. The interaction of the character-fragments is fluid in the way that a kaleidoscope is fluid, and ultimately fails to deliver a stable representation of either Nicholson or Streep; the strands intertwine, form knots, coalesce, and unravel, sometimes in the space of seconds. 53 day and, quite literally, to keep us sane: to be sane is, by definition, to proceed from a sound mind. Him and Her allude to the territory of doubt that must be repressed in a society of sound minds. They are woven out of the suppressed anxieties and contradictions that dwell beneath the surface of the notional self. Him and Her are matrices of uncertainty, polylogic selves that refuse to be pinned down. GM: Mother + Father thematized parenthood while confronting the viewer with two existential role models montaged together out of different incarnations drawn from Hollywood films. In contrast Him and Her each feature a single actor representing a variety of characters. You focus again on the subject of identity construction, but from a different angle. Can you elaborate on this conceptual shift? What is Him + Her “about”? 54 CB: Rather than engaging a particular theme, Him and Her are digital evocations of the endemic identity disorder that we all manage on a daily basis in order to remain functional and maintain the illusion of being consistent individuals. The self is not a fixed inner core that can be easily expressed or described, but rather a complex and shifting clot of values and opinions and feelings. It’s astonishing how automatically most people are able to unconsciously monitor the many voices that constitute their selves, and to conduct these voices into relatively consistent beings, as per the unspoken requirements of most societies. The performance or iteration of the self is, like breathing, an involuntary function, one that must be sustained, regardless of whether there is a camera rolling or not. And yet, though the self is routinely picked apart in theoretical discourse, nobody in his or her sound mind would leave home in the morning without a notionally fixed self—doing so would in most social contexts lead to humiliation or institutionalization. We need the notion of a stable and transparent self to get us through the GM: Could the two installations be thought of as portraits or biographies of Jack Nicholson and Meryl Streep? CB: The dominant tendency in portraiture is still to focus on the outer surface of the subject and to expect that surface to tell the story of the portrayed individual, to somehow capture the essence of the subject. But if that essence is itself a constantly morphing quantity that can be neither fixed nor defined, what kind of visual language might really be adequate to the task of portraiture? If these are portraits of Nicholson and Streep, they are portraits that conceal as much as they reveal about their subjects. Despite their extensive engagement with the two actors, these works are in the end unable to tell us anything about them. The extreme visibility of celebrities like Nicholson and Streep entices us into feeling that we know them, when in fact their iconicity relies precisely on the impossibility of our ever getting to know them. The aura of the Hollywood celebrity depends on the magical disappearance that occurs when the cinema lights are turned back on. In this sense, stars like Nicholson and Streep are quite literally smothered by their own images. The proliferation of their cinematic selves makes them all but vanish, which in turn makes it possible for them to become my Everyman and Everywoman in the context of these two installations. The installations are dated to refer not to the actual dates of birth of Streep and Nicholson (as would be the case in a classic portrait or biography), but to reflect the year in which the first Nicholson/Streep source-film was released, as well as the year in which I did my cut of the material (Him is dated 1968–2008; Her is dated 1978–2008). So while the two installations flirt with genres like portraiture and biography, they draw their material from the filmography of each actor, focusing not on who the actors actually are, but on what they have done. Ultimately the subject of analysis here, if there is one, is neither Streep nor Nicholson, but the unconscious of mainstream cinema, the values and layers of meaning that slowly start to make themselves legible when the big plots are stripped away. Hollywood movies are anything but simplistic—lurking shallowly beneath their storylines and star power is an archive charting the social anxieties and contradictions that are the true subject of these movies, an archive that is just waiting to be excavated. GM: With your choice of Jack Nicholson and Meryl Streep, you focus on two mass-media icons who have the potential to shape representations of gender that stay alive in our collective consciousness, on the one hand through the characters that they play, and on the other, perhaps predominantly, through their personalities. Why did you choose them and not other actors? CB: Nicholson and Streep were both wonderful vehicles for the experience of being that I wanted to describe, for quite opposite reasons. Nicholson’s screen mastery is such that no matter how well he plays a role, he always manages to radiate a relatively consistent Jackness concurrent to the particular role that he is playing (this projected Jackness may or may not have anything to do with the actual off-screen Nicholson). Streep’s acting methodology is the opposite. She does everything possible to disappear into her roles, vanishing behind an astounding range of accents and mannerisms, and thoroughly erasing Merylness from her screen characters. In choosing these two actors, I was interested in how these different approaches to being on-screen might in turn suggest rather different approaches to the challenge of maintaining an identity off-screen. I don’t want to suggest that one acting style is more compelling than the other, or that the differences between these styles are simply the result of personal decisions made by the two actors; I think they also reflect the complex and significant differences in the kinds of roles that are available to women and men in mainstream cinema, in turn pointing to the gender codes that operate at an infrastructural level in the world of mass entertainment and of course, beyond. GM: Are there any specific inspirations regarding the concept of portraiture in your work? CB: Andy Warhol’s multi-channel installation Outer and Inner Space was at the back of my mind while making Him + Her. The work is a kaleidoscopic portrait of Edie Sedgwick in which four competing Sedgwicks appear simultaneously before the viewer, interacting with each other, challenging each other, drowning out each other’s words, and eroding the possibility of a single authentic Sedgwick. I remember thinking when I first saw this 55 installation at the Whitney Museum in New York, that it was incredibly articulate about the radical instability of individuality, but also about the complex juncture at which media life and subject formation meet. In terms of inspiration, I could also mention Being John Malkovich, the superb Charlie Kaufman and Spike Jonze collaboration, which has (appropriately enough) gnawed at my brain since I first saw it. It was nice to be able to include some footage from another of their collaborative masterpieces—Adaptation—in the Her mix. In fact, I nearly called the works ”Being Jack Nicholson“ and ”Being Meryl Streep,“ but decided against this at the last minute . . . . 56 GM: The formal structure of your work bears strong abstract qualities. Him and Her each consist of seven screens that have a Rorschach-like symmetrical form. As in many of your works, a collective of voices suggests the presence of a performing company, returning to the filmic medium a certain theatrical dimension that has disappeared from mainstream cinema. Does the formal structure have special significance for you? CB: The multi-screen support functions both as Rorschach and kaleidoscope. While the Rorschach insists on the necessary involvement of the viewer in co-producing meaning, the kaleidoscope seemed like the ideal visual analogy for the churning of fragmentary selves that I wanted to explore. I had two structural analogies in mind while working on Him + Her. During the edit, I did some reading GM: Can you say something about King (A Portrait of Michael Jackson) and Queen (A Portrait of Madonna), both from 2005, and Working Class Hero (A Portrait of John Lennon), 2006? For the first part of your two-part exhibition at the Kunsthalle, you are presenting these three existing works that have been shown worldwide but never before exhibited in Berlin. Again, they are portraits of superstars, pop icons. Not unlike Him + Her, they are somewhat kaleidoscopic in the way that they build a portrait out of a whole crowd of fans. about the use of the Greek chorus in ancient tragedy, and started to think about the crowd of voices that we all carry around in our heads as a Greek chorus of sorts. The Greek chorus was both a collective and a character simultaneously, a body of voices that was permitted to speak the unspeakable fears and secrets that the main actors in a tragedy could not. This voicing of internal transactions (secrets that would otherwise remain invisible or repressed), via a crowd of actors who essentially embody the collective soul, started to seem very modern to me as I worked on the edit. Another interesting aspect of the Greek chorus is the fact that it was allowed to address the audience directly, breaking the invisible wall separating those on stage from those in the audience. Embedded in Him + Her, as in many of my works, is my interest in the dialectical relationship between those who exist on stage or screen, and those who watch from the audience. This dialectic is explored in other terms in works like King, Queen, and Working Class Hero, which draw more literally on the form of the chorus to explore the relationship between iconic figures and their communities of fans. The second structural analogy which haunts Him + Her, for me, is a particular imaginary scenario that I found myself returning to again and again as I was figuring out how to choreograph all those hundreds of fragments into a script: what it might be like if one could extract all the voices that co-exist in one’s mind and put them into group therapy together, get them to actually talk to each other! CB: Collectively, these portraits are studies of the culture of the fan. Each investigates the relationship between a particular icon and a cross-section of people drawn from the community of fans who sustain that icon. The fan is to some extent defined by that which s/he consumes, the music that s/he listens to, and the mythology that is generated around that music. And yet, under certain circumstances, the fan is capable of absorbing and translating music in highly idiosyncratic ways, such that the music comes to function very specifically and very meaningfully in the lives of different individuals. The figure of the fan is at the center of our culture of consumption and, in these works, comes to personify one of the epic struggles defining global capitalism: the struggle between a culture which is mass-marketed, globally-distributed, and profit-driven on the one hand, and, on the other, the attempts of the individual consumer of this culture to make meaning out of it in relation to his/her local and particular experience of the world. The question for the fan is to what extent it might be possible to transform the moment of passive consumption into one of active production. GM: In Working Class Hero (A Portrait of John Lennon), twenty-five fans sing their way through all of the songs on Lennon’s first solo album, Plastic Ono Band, from the year 1970. You were born in 1972. It seems to be the generation of your parents that you are grappling with in this work. CB: King and Queen, the works that were made immediately before Working Class Hero, reflect on a relatively recent and spectacle-driven relationship between the icon and the fan. As such, those fans who responded to my ads seeking serious fans of Michael Jackson and Madonna were predominantly in their twenties and thirties. With Working Class Hero, I was interested in rewinding to an earlier and more idealistic moment in the relationship between icon and fan, a moment that is perfectly embodied by the solo career of John Lennon. I wanted to think about an older generation of fans, fans who had in some cases been listening to an album (the Plastic Ono Band) for nearly forty years. My parents did own the Plastic Ono Band, and certain of the songs remain extremely resonant for me. Intuitively I sensed that this album, a collection of some of the most raw and soul-searching proto-punk anthems that have ever been written, would still have the potential to deeply affect those who listen to it. I think that the resulting work, Working Class Hero, confirms this, but also pays tribute to a particular moment in pop history when content was given priority over production values. GM: The works were all shot in different cities— the Lennon portrait in Newcastle, the Madonna portrait in Milan, the Jackson portrait in Berlin, and a fourth portrait of Bob Marley in Port Antonio, Jamaica. What significance does the geographic and geopolitical context have for the resulting installation? CB: The series of portraits started out as a survey of the relationship between globally distributed pop products and the consumers of those products, 57 of which you investigate using a consistently disciplined conceptual framework. Footage of the frontally shot fans is played back on a series of monitors, which are presented in minimal and geometric formats. Raimar Stange has compared your approach to portraiture to that of the photographer August Sander, whose lifelong social portrait Citizens of the Twentieth Century was initiated in the 1920s and left incomplete at his death. What are your thoughts on this relationship? 58 an extremely complex relationship that I believe transcends easy definitions of consumerism. I wanted each of the portraits to be a case study of how that relationship plays itself out in a specific context, for a specific community of fans. I hoped that each portrait would not only be a complex portrait of the star who is named in the title and of the many fans who participate in each portrait, but also a portrait of a particular place at a particular moment in time. This particularity manifests itself in different ways in each of the installations. The portrait of Bob Marley is invested with a strong sense of national pride, as this is expressed by the Jamaican fans who pay tribute to their auratic compatriot, but also by a quiet melancholy, an unspoken awareness of the fact that Marley’s rags-to-riches story is exceptional rather than the norm. The Italian Madonna fans were delighted to be given the opportunity to appropriate and translate the greatest hits of Madonna (who has made a point of playing with Italian references and Catholic iconography in her work). Their overthe-top makeup-layered and prop-heavy performances indicate a relationship to the mainstream media and the culture of fifteen-minute fame that marks them as very different from the relatively unaffected Bob Marley fans, or from the strippeddown and extremely minimal performances of the predominantly British John Lennon fans. GM: The different stars you have portrayed represent not just different styles of music, but also different lifestyles, different notions of community, a variety of different possible utopias, each CB: Stange claims, in his essay about Working Class Hero, that the shift from Sander’s working citizens to my fans marks a broader historical shift, a shift as he describes it, “from the cult of production that characterized modernity to the postmodern eclipse of production by the culture of consumption.” 1 I think he’s right to locate the series of portraits in the context of the shift from a culture of production to a culture of consumption. What matters most within such a shift is the way in which the individual is affected in his/her relationship to the world, the way in which such a colossal shift redefines the relationship between individuals and the larger social constellations within which they exist. The portraits are, in one sense, an attempt to track and document these kinds of relationships at this moment in time. They reflect the ever-increasing impact of the culture industry on subject formation in an age where lives lived on-stage have the capacity to radically influence and determine those lived off-stage. Raimar Stange, “Look At Me: Who Am I Supposed To Be?”, in Candice Breitz: Working Class Hero (A Portrait of John Lennon), BAWAG Foundation (Vienna, 2006), p. 11. 1 Mother + Father, 2005 59 kollektiv produziert und konsumiert werden, haben sie sich als ebenso offen für die Analyse erwiesen wie die einsamen Träume und Fantasien eines Patienten. Jack und Meryl auf der Couch Jennifer Allen 62 Als Freud die „Redekur“ entwickelte, dachte er wahrscheinlich nicht an die „sprechenden Bilder“ des Kinos und ganz sicher nicht an die Arbeit von Candice Breitz. Allerdings hat die in Berlin lebende Künstlerin ihre eigene eindrucksvolle Methode entwickelt, diese beiden historischen Sprechformen zusammenzubringen: die freien Assoziationen, die Patienten auf der Couch ihrem Psychoanalytiker mitteilen, und die Texte, die Schauspieler auf der Leinwand für das Kinopublikum auf der ganzen Welt von sich geben. Die psychoanalytische Methode entstand in den frühen 1880er Jahren, während der Synchronton in den späten 1920er Jahren zum Stummfilm kam und die Filmindustrie um 1930 revolutionierte. Trotz der ungefähr fünfzig Jahre zwischen diesen Erfindungen sind Psychoanalyse und Kino eine enge und glückliche Verbindung eingegangen. Der Film ist ein perfektes Medium, nicht nur um psychologische Konfli kte zu inszenieren, sondern auch um sie zu interpretieren; Hitchcock ist dafür ein typisches Beispiel. Obwohl Filme Breitz aber begnügt sich nicht einfach damit, Filme zu interpretieren. Ihre aktuellsten Arbeiten, Him, 1968–2008 und Her, 1978–2008, transformieren das jeweilige filmische Œuvre der amerikanischen Schauspieler Jack Nicholson und Meryl Streep zu zwei außergewöhnlichen Selbstgesprächen. Präsentiert auf einer Gruppe von sieben Monitoren, ist jedes Selbstgespräch in unzählige Clips gegliedert, die Breitz sorgfältig aus 23 Filmen von Nicholson aus einer Periode von über vierzig Jahren und aus 28 Filmen von Streep aus einer Periode von über dreißig Jahren ausgewählt hat. Da ist Nicholson, der in Einer flog über das Kuckucksnest den geistig gesunden Verrückten Randall McMurphy spielt, den misanthropischen Schriftsteller Melvin Udall in Besser geht’s nicht oder den einsamen Witwer Warren Schmidt in About Schmidt. Streep erscheint als Noch-Ehefrau Joanna Kramer in Kramer gegen Kramer, als schmollende Sarah Woodruff in Die Geliebte des französischen Leutnants oder als sterbende Hausfrau Kate Gulden in Familiensache, neben vielen anderen denkwürdigen Charakteren oder solchen, die man getrost vergessen kann. Wenn Breitz die beiden Hollywoodstars zu ihrem Gegenstand macht, wenn nicht zu ihren Patienten, ist die Künstlerin weder eine passive Zuhörerin, die auf die Preisgabe eines Schlüsselgeheimnisses in der Therapie wartet, noch eine passive Zuschauerin, die nach mehr Unterhaltung verlangt. Ihre Methode ist eine aktive, in der grundlegende Aspekte der Psychoanalyse und des Kinos kombiniert werden. Getreu der psychoanalytischen Methode verbrachte Breitz Monate mit den Filmen und lauschte den Mustern der Sprache, Stimmen und Gesten, die Anhaltspunkte für ein größeres psychologisches Drama darstellen könnten, das sich auf der Kinoleinwand über Jahre abgespielt hat. Die Personen bleiben dieselben, aber natürlich ändern sich immer wieder ihr Alter, das Erscheinungsbild und die Rollen. Konfrontiert mit multiplen Persönlichkeiten – 23 Nicholsons und 28 Streeps, einschließlich all der Akzente – musste Breitz die Handlungen jedes Drehbuchs und die Aktionen jeder Szene durchwühlen, um so die psychologischen Fundamente freizulegen, die die vielen verschiedenen Persönlichkeiten mit der Präsenz einer einzigen Person verbinden. Die Notizen, die diese „Sitzungen“ mit den Schauspielern dokumentieren, sind in sich schon Kunstwerke und erinnern an konkrete Poesie, statistische Schaubilder oder Musikpartituren. Wo Freud jedoch verschiedene Fallgeschichten auf ein elementares Vokabular zur Diagnose von psychischen Störungen reduziert hat, bricht Breitz die unterschiedlichen Auftritte der Schauspieler zu Modulen von Sprache und Gesten für einen Hauptcharakter und eine Kerngeschichte herunter, die in den Filmen mit derselben Regelmäßigkeit auftauchen wie der Ödipuskomplex in Familien. Während eine Analyse von Nicholson und Streep ausbleibt, hat die Künstlerin etwas Besseres anzubieten: ein psychologisches Gemisch der archetypischen männlichen und weiblichen Hauptrollen, die von Hollywood produziert und auf der ganzen Welt als Ideale von Männlichkeit und Weiblichkeit konsumiert werden. Getreu der Herangehensweise von Filmemachern verwandelte Breitz ihre Sammlung an Szenen – mit Worten und Gesten wie auch Gelächter, Husten oder sogar Gesang – in ein anderes Drehbuch, wenn nicht sogar einen völlig neuen Film. Was zunächst wie eine Hommage an die glänzenden Karrieren der Schauspieler erscheinen könnte, verdoppelt sich als fortwährender Monolog, der von demselben Schauspieler zwischen Rollen, Szenen, Filmen und Jahren geführt wird. McMurphy im Irrenhaus stellt Fragen, die vom Schriftsteller Udall beantwortet werden, nur um vom Witwer Schmidt und einer Heerschar anderer Charaktere wiederholt zu werden. Die Gedanken der Noch-Ehefrau Kramer hallen wieder in der Geliebten Woodruff und werden von der Hausfrau Gulden ausgearbeitet. In dem betreffenden Chor aus Nicholsons und Streeps Charakteren spricht immer dasselbe Individuum und grübelt über das Selbst, das in so viele sprechende Rollen zersplittert ist. Die einzigen anderen Stimmen gehören Frauen, die in den Originalfilmen Therapeutinnen spielen. Um die einzelnen Teile zu einem kohärenten Ganzen zu orchestrieren, verbrachte Breitz zunächst Monate damit, die Filmausschnitte digital in eine Komposition zu verweben, um das geschnittene Material dann an ein zehnköpfiges Postproduktionsteam zu übergeben. Danach verbrachte das Team gut ein Jahr damit, Nicholson und Streep aus den Originalfilmen freizustellen, damit die Stars schließlich unabhängig von ihrem ursprünglichen filmischen Hintergrund und den Co-Stars Breitz’ Monolog darbieten konnten. Kurz gesagt, nachdem sie den Text der Drehbücher in einem Skript zusammengeführt hatte, reduzierte die Künstlerin das visuelle Material der Szenen auf die Darstellung eines einzelnen Schauspielers. Aus filmtechnischer Sicht arbeitet sie zwar mit Readymades, agiert jedoch als Drehbuchautorin, Regisseurin und Cutterin in einer Person. Das Ergebnis – ein sowohl linguistisches als auch kinematografisches Konzentrat von Nicholson und Streep – eröffnet eine Fülle an Assoziationen. Die nahezu lebenslangen Filmauftritte haben die historische Geschwindigkeit einer Zeitmaschine, die im Bruchteil einer Sekunde von einem Alter von zwanzig zu siebzig Jahren rauschen kann. Auch kommt es zu unheimlichen Verzerrungen wie in einem Spiegelkabinett, in dem Erkennbares mit Fremdartigem oder sogar Groteskem verschmilzt. Wie Papierpuppen wurden Nicholson und Streep aus ihren ursprünglichen Kulissen ausgeschnitten und dabei endlosen Gardarobenwechseln unterworfen. In der Installation für jeden Schauspieler hängen Gruppen aus sieben Monitoren an einer minimalen Stahlstruktur, 63 64 und man könnte sich zunächst an die vielen Fernsehschirme erinnert fühlen, die in Nachrichtenredaktionen gleichzeitig laufen, auch wenn Jack und Meryl die einzigen Sprecher sind. Die sieben Monitore sind als drei Säulen à zwei, drei und zwei Fernseher angeordnet, anstatt in Reihen oder als Raster wie in Nachrichtenredaktionen oder auch in Elektronikgeschäften. Die längste Säule in der Mitte fungiert als Zentrum eines Rorschachflecks: die Falz in der Mitte einer sich allerdings bewegenden Symmetrie. Einige Clips können doppelt auftauchen, und Breitz neigt dazu, mehrere verschiedene Clips – diverse Jacks und Meryls gleichzeitig – zu orchestrieren und in symmetrischen Mustern anzuordnen. Zu einem bestimmten Moment kann ein Monitorpaar symmetrisch Joanna Kramer links und rechts von der zentralen Säule spiegeln, oberhalb einer gleichermaßen gespiegelten Kate Gulden, so dass ein diamantenförmiges Muster auf der Bildschirm-Struktur entsteht, nur um dann Sekunden später von einer gespiegelten schmollenden Sarah Woodruff in jeder Ecke abgelöst zu werden. Auf diese Art können verschiedene Charaktere simultan miteinander interagieren wie die Instrumente eines Orchesters, das eine Symphonie spielt. Bei aller technischen Perfektion ist diese Installation, mit den Monitoren, die ein Mosaik bewegter Bilder formen, auch eine komplexe Handarbeit. Die Verhaltensmuster jedes Schauspielers – Phrasen, Marotten, Husten – kommen den sich wiederholenden Gesten und dekorativen Mustern, wie sie Mosaiken, Webarbeiten oder sogar Glasmalereien eigen sind, sehr nah. Mit einer Wand aus Hollywoodikonen konfrontiert, könnten die Betrachter in Versuchung geraten, hinter jedem flüchtigen Auftritt den dazugehörigen Film identifizieren zu wollen. Wie die Quizkandidaten, die ein Musikstück nach ein paar Takten erkennen sollen, drängt es uns danach, die Filme zu benennen. Aufschlussreich könnte es aber sein, die Augen zu schließen und einfach hinzuhören. Die Kakophonie entsteht aus den sich ständig ändernden Bildern; das Selbstgespräch oder der Polylog zwischen jedem Charakter der Schauspieler ist als Text erstaunlich kohärent. Nehmen wir eine Passage aus Him: „Da sind einige Dinge, die ich loswerden muss.“ „Schieß los!“ „Wie fühlst du dich?“ „Ich fühle mich gut.“ „Kann ich dich was anderes fragen?“ Oder sehen wir uns Streeps Patchwork an Sätzen aus Her an: „Ja, ich war verheiratet.“ „Ich habe ihn geheiratet, weil er mich an meinen Vater erinnert hat.“ „Eine weitere Enttäuschung … eine weitere Vaterfigur …“ „Ehe funktioniert nicht.“ Wenn sich der Raum und die Zeit zwischen all den Charakteren auflösen, erscheint ein klareres Bild der beiden Schauspieler. „Schieß los!“ zu sagen, ist nur eine von Nicholsons hartnäckigen Angewohnheiten, neben hochgezogenen Augenbrauen und gefletschten Zähnen. Streep, das Chamäleon, kann ihr Lachen nicht verstellen, dass gegen ausländische und englische Akzente, von London über Sydney bis Washington D.C., immun bleibt. Während Streep viel wandlungsfähiger als Nicholson erscheint – eine filmische Cindy Sherman – wirkt sie auch viel scheuer als er, der zu hysterischen Ausbrüchen von Wut, Freude und Labilität neigt, die gewöhnlich mit Frauen assoziiert werden. Dennoch sagt die Kerngeschichte mehr aus als die Hauptcharaktere. Egal ob bewundernde oder unvorteilhafte Adjektive über sich und andere aus seinem Mund kommen, der ikonische männliche Hollywood-Hauptdarsteller Nicholson erscheint als ein autonomes Individuum. Im Gegensatz dazu ist Streep als ikonische weibliche Hollywood-Hauptdarstellerin in erster Linie auf Familie und Liebesbeziehungen festgelegt, einschließlich der Affären ihrer Leinwand-Ehemänner. Und tatsächlich könnte die Aussage der Noch-Ehefrau Kramer vor dem Scheidungsrichter als Leitmotiv gelten: „Mein ganzes Leben lang habe ich mich als die Frau von jemanden oder die Mutter von jemanden oder die Tochter von jemanden gefühlt. Ich wusste nie, wer ich selbst bin.“ Es gibt die Vorstellung von einem einzelnen Satz, der sich über unser ganzes Leben ausbreitet, ein Satz der genauso lange dauert, wie wir leben und sprechen. Chantal Thomas, Chemins de sable Indem sie die Techniken der Psychoanalyse und des Kinos kombiniert – die „Redekur“ und die „sprechenden Bilder“, private Enthüllung und öffentliche Rede, vertrauliches Zuhören und Zuhören in der Masse – verwischt Breitz den Unterschied zwischen dem individuellen und dem kollektiven Unbewussten. Him + Her mögen konzentrierte Porträts von Nicholson und Streep sein. Da jedoch diese Schauspieler und ihre Filme von zahllosen Zuschauern auf der ganzen Welt geteilt wurden, konstituiert Breitz’ Installation ein kollektives Dokument, wenn nicht sogar das Beispiel eines Sozialporträts. Mit anderen Worten: Him und Her könnten ein bisschen wie du und ich sein. Allein der Titel kennzeichnet Nicholson und Streep exemplarisch als Mann und Frau und situiert die beiden Schauspieler gleichzeitig in einem Feld von Beziehungen mit dem jeweils anderen, mit ihren vielen sprechenden Rollen und ihren Millionen Zuschauern. Anstatt zwei autonome Subjekte zu verkörpern – einen „Er“ und eine „Sie“ – werden sie auf sachliche Personalpronomen reduziert, die wie zwei Zahlen in einer mathematischen Gleichung durch ein Pluszeichen verbunden sind. Ihrer Subjektivität beraubt, können die Schauspieler entweder Objekte („Ich spielte ihn“) oder indirekte Subjekte („Ich gab die Rolle ihr“) sein. In Him + Her fehlen die tatsächlichen Subjekte mit voller Handlungsfähigkeit; das „Ich“ ist nur impliziert und bleibt auf diese Weise leer. Indem sie ein Selbstgespräch ohne Subjekt präsentiert, suggeriert Breitz eine Verbindung zwischen der psychologischen und der kinematografischen Projektion. Das Anschauen eines Films könnte durchaus eine unbewusste Übertragung der eigenen Wünsche auf eine andere Person hervorrufen. Wer real oder fiktiv sein könnte, spielt scheinbar keine Rolle. In ihren früheren Arbeiten hat Breitz andere Hilfsmittel verwendet, um die Beziehung zwischen psychologischer und kinematografischer Projektion zu erforschen. In den bescheidenen Anfängen transformierte die Künstlerin verschiedene Clips aus Musikvideos in einfache Loops, die jedes Mal an einem Wort zwischen Archetyp und Versprecher ins Stottern zu geraten schienen. In der hieraus entstanden Babel Series (1999) wird, neben verschiedenen anderen simultanen Loops, Madonna darauf beschränkt, auf ewig „pa, pa, pa …“ zu singen, während Freddie Mercury „ma, ma, ma …“ wiederholt. Wie bei gescratchten DVDs springen die Musikvideos akustisch und visuell. Ab 2004 verwendete Breitz Rotoscoping-Software, um die Schauspieler ganz aus ihrem Kontext und von ihren Co-Stars zu befreien. In der daraus entstandenen dualen Sechskanalinstallation Mother + Father (2005) werden die Eltern von einem Heer von Hollywoodschauspielern und -schauspielerinnen verkörpert und die einsilbigen Wörter „pa“ und „ma“ zu zwei längeren Drehbüchern ausgedehnt. 65 66 Visuell überwältigend, stellen Mother und Father eine provokative Frage: Was ist, wenn die Leinwand an die Stelle der Eltern tritt? Ein Elternersatz, der privat erlebt, aber dennoch kollektiv geteilt werden könnte? Ein Medium der Inszenierung und des Erlebens von Fantasien? Als Eltern in die Gewohnheit verfielen, ihre Kinder vor den Fernseher zu setzen, bekamen diese Geräte den Spitznamen „boob tube“, weil die meisten Kinder sich dem Bildschirm so einfach und leidenschaftlich zuwenden wie Babys der Brust. Jedoch haben nur wenige die Gleichsetzung von Bildschirm und Brust logisch zu Ende gedacht, trotz der lange währenden Verbindung von Psychoanalyse und Kino hinsichtlich der Interpretation. Indem es Familienverhältnisse inszeniert, löscht das Kino die Blutsbande, die dem Ödipuskomplex und anderen psychologischen Phänomenen zugrunde liegen, von der Neurose bis zum Narzissmus. Ähnlich der Gentechnik hebelt das Kino sowohl Eltern- wie auch Kindschaft aus. In Film und Fernsehen kann jeder zu jedem ins Verhältnis treten; jeder Schauspieler kann einen Eltern-, einen Geschwisterteil oder einen Onkel spielen. Indem es die traditionelle sozialisierende Rolle der Familie übernommen hat, befördert das Kino die Projektion von Ödipus- und anderen Komplexen jenseits der eigentlichen Familienmitglieder. Mit Him + Her treibt Breitz ihre Erkundung noch einen Schritt weiter: Was, wenn der Bildschirm das Selbst wäre? Nicht nur das Selbst von Nicholson and Streep, sondern auch unser eigenes Selbst in Auflösung, Bildung und Zwiesprache begriffen? Ein in die Fantasie verschmolzenes Selbst, das aus der Möglichkeit endloser Projektionen and sprechender Rollen generiert wird? Ein Selbst, das direkt mit anderen sowie indirekt mit dem Ideal eines potenziellen Publikums interagiert? Noch einmal, Breitz nutzt Him + Her nicht, um die beiden Schauspieler hinter ihren vielen Rollen zu analysieren, sondern um das kollektive und individuelle Unbewusste der Zuschauer nachzuvollziehen, die ihre Leben als so viele Performances erfahren. Die Entstehung der Gesellschaft des Spektakels – in der alle Beziehungen durch Spektakel vermittelt sind – haben jeden zu einem Schauspieler werden lassen. Die Performanz des Selbst, die seinerzeit von Madonnas wechselnden Looks und Judith Butlers Genderkonzept heraufbeschworen wurde, eskaliert heute in weltweiten Spektakeln wie Big Brother und YouTube. Wahrscheinlich würden sich nur wenige mit Nicholson und Streep vergleichen wollen, trotzdem sind diese Rollenmodelle nicht selten von Geschichte inspiriert, die, eingeflochten in Hollywooddrehbücher, die Zuschauer als restriktive Stereotypen von Männlichkeit und Weiblichkeit heimsuchen. Obwohl es vor dem Spektakel kein Entkommen gibt, bleibt doch Raum, diese auf der Kinoleinwand zirkulierenden Rollen zu justieren. Das Hollywooddrehbuch – von Breitz so deutlich auf die Geschlechtsmuster reduziert – könnte durch ihre Umschreibung potenziell seinen Zugriff auf das Unbewusste verlieren. Eine unterdrückte Reihe von Sätzen kann so zu dem werden, was Chantal Thomas „einen lebenslangen Satz“ nennt, der in seiner Artikulation sowohl repetitiv als auch kreativ ist. „Ich denke oft über diesen Lebenssatz nach“, schreibt Thomas, „über seine Brüche, über seine Verlangsamungen, sein Tasten, sein Aufwallen in vielen Stimmen, seine Einengung in Monologen, seine Passagen durch den Traum und durch fremde Sprachen, seine Euphorien und seine Momente der Müdigkeit, der Verarmung, seine Wiedererlangung von Reichtum und Energie.“ Referenzen Chantal Thomas, Chemins de sable. Conversations avec Claude Plettner, Paris 2006. Monique Vacquin, Main basse sur les vivants, Paris 1999. Jack and Meryl on the Couch Jennifer Allen When Freud developed the talking cure, he probably didn’t have the talkies of cinema in mind. And certainly not the work of Candice Breitz. Yet the Berlin-based artist has developed her own formidable method for bringing together these two historical forms of oration: the free associations that patients deliver on the couch to their psychoanalysts and the lines that actors deliver on the screen to movie audiences around the world. The psychoanalytic method emerged in the early 1880s while synchronized sound came to silent films in the late 1920s and revolutionized the industry by the 1930s. Despite the fifty-odd years between these discoveries, psychoanalysis and cinema have come to enjoy a close alliance. The motion picture is a perfect medium not only for staging psychological conflicts but also for interpreting them, Hitchcock being a case in point. Although collectively produced and consumed, films have proven to be as open to analysis as a patient’s solitary dreams and fantasies. But Breitz goes beyond merely interpreting the movies. Her latest works Him (1968–2008) and Her (1978–2008) transform the respective cinematic oeuvres of the American actors Jack Nicholson and Meryl Streep into two remarkable soliloquies. Presented on a cluster of seven monitors, each soliloquy is actually made up of innumerable clips, which Breitz carefully selected from twenty-three films over forty years for Nicholson, and from twenty-eight films over thirty years for Streep. There’s Nicholson playing the sane madman Randall McMurphy in One Flew Over the Cuckoo’s Nest, the misanthropic novelist Melvin Udall in As Good As It Gets or the forlorn widower Warren Schmidt in About Schmidt. Streep appears as the estranged wife Joanna Kramer in Kramer vs. Kramer, the pouting Sarah Woodruff in The French Lieutenant’s Woman, or the dying housewife Kate Gulden in One True Thing, among many other characters, both memorable and forgettable. While the two Hollywood stars become Breitz’s subjects, if not her patients, the artist is no passive listener waiting for a key divulgence in the cure, nor a passive spectator expecting more entertainment. Hers is an active method that combines the foundational moments of both psychoanalysis and cinema. True to the psychoanalyst’s method, Breitz spent months with the films, listening for patterns of speech, voice, and gesture which might constitute the clues to a larger psychological drama played out on the silver screen over the years. The subjects remain the same, but, of course, their age, appearance, and role are always changing. Faced with multiple personalities—twenty-three Nicholsons and twenty-eight Streeps, including all those accents—Breitz had to dig into the storylines of each screenplay and the actions of each scene to unearth the psychological foundations that link the many personae with the presence of one actor. Her notes documenting her “sessions” with Streep and Nicholson are artworks in themselves, reminiscent of concrete poetry, statistical charts, and musical scores. But where Freud reduced different 67 composition, before handing the resulting edit over to a ten-strong post-production team. Her team then spent the better part of a year rotoscoping Nicholson and Streep from their original films, so that the stars are ultimately freed from their original cinematic backdrops and co-stars in order to act in Breitz’s soliloquies. In short, after reducing the lines of the screenplays to one script, the artist reduced the visuals of the scenes to the image of one actor. In terms of filmmaking, she may be working with readymade movies, yet she acts as screenwriter, director, and editor, all rolled into one. cut out of their original settings while being subjected to endless wardrobe changes. In the installation for each actor, the cluster of seven monitors suspended on a minimal steel structure may initially recall the many television sets that can be found running simultaneously in a newsroom, although the only anchors are Jack and Meryl. The seven monitors are arranged in three columns of two, three and two, instead of being set up in a row or in a grid, as in the newsroom or even in an electronics store. The longest column in the middle functions like the center of a Rorschach blot: a fold in the middle of a symmetry, albeit moving. While the same clip may be doubled, Breitz tends to orchestrate several different clips—different Jacks or Meryls—at the same time and to arrange them into symmetrical patterns. At a given moment, a pair of monitors might symmetrically mirror Joanna Kramer to the left and right of the central column above a similarly mirrored Kate Gulden so as to create a diamond-shaped pattern across the multi-screen structure, only to be set off seconds later by a mirrored Sarah Woodruff pouting in each corner. In this way, several characters are able to interact with each other simultaneously, like the instruments in an orchestra playing a symphony. However technically sophisticated, the work is also intricately crafted, with the monitors forming a mosaic of moving pictures. The behavioral habits of each actor—phrases, quirks and coughs—come close to the repetitive gestures and the decorative patterns proper to mosaics, woven materials, or even stained-glass windows. The results—both a linguistic and a cinematographic concentrate of Nicholson and Streep—give rise to a wealth of associations. The almost lifelong performances have the historical celerity of a time machine, which can whiz from age twenty to age seventy in a split second. There are also the uncanny distortions of a hall of mirrors, which fuse recognition with strangeness, if not the grotesque. Like paper dolls, Nicholson and Streep have been Faced with a wall of Hollywood icons, viewers may be tempted to identify the films behind each fleeting performance. Our compulsion is to name the movie, like the contestants who must name that tune after hearing only a part of the melody. But it can be instructive to close one’s eyes and simply to listen. The cacophony comes from the ever-changing visuals; the soliloquy, or the polylogue between each actor’s characters, is startlingly coherent as a text. case histories to one basic vocabulary for diagnosing psychological disorders, Breitz pares down the actors’ different performances into modules of speech and gesture for one core character and one core story which emerge in the films with the same regularity as the Oedipal complex turns up in families. While falling short of analyzing Nicholson and Streep, the artist comes up with something better: a psychological composite of the archetypal male and female leads, which have been produced by Hollywood and yet consumed globally as ideals of masculinity and femininity. 68 Equally true to the filmmaker’s approach, Breitz then transformed her collection of clips—with words and gestures as well as laughter, coughs, and even singing—into yet another script, if not a brand new film. What may initially appear as an homage to each actor’s illustrious career doubles as a continuous monologue spoken by the same actor between roles, scenes, films and years. McMurphy in the madhouse asks questions that end up being answered by the novelist Udall, only to be reiterated by the widower Schmidt and a host of other Nicholson characters. The estranged Mrs. Kramer’s thoughts are echoed by the mistress Woodruff and elaborated upon by the housewife Gulden. In the respective choruses of Nicholson and Streep characters, the same individual is always talking, musing on a self splintered into so many speaking parts. The only other voices to be heard belong to women playing therapists in the source films. To orchestrate the multiple parts into a coherent whole, Breitz first spent months digitally weaving the found footage fragments into a Take a passage from Him: “There’s a couple of things I’d like to get off my chest.” “Shoot!” “How do you feel?” “I feel good.” “Can I ask you one other thing?” Or consider Streep’s patchwork of lines in Her: “Yes, I was married.” “I married him because he reminded me of my father.” “Another disappointment . . . another father figure . . . .” “Marriage doesn’t work.” As the space and the time between the various characters dissolves, a clearer picture emerges of each actor. Saying “Shoot!” is just one of Nicholson’s persistent habits, which include raising his eyebrows and baring his teeth. The chameleon Streep cannot hide her laugh, which remains impervious to both foreign and English accents, from London to Sydney to Washington, D.C. While Streep appears more versatile than Nicholson— a filmic Cindy Sherman—she is more reserved than Nicholson, who tends towards the hysterical outbreaks of anger, joy, or instability often associated with women. Yet more telling than the core character is the core storyline. The iconic Hollywood male lead, Nicholson emerges as an autonomous individual, whether admiring or unfavorable adjectives come out of his mouth about 69 himself or others. By contrast, Streep as the iconic Hollywood female lead is defined primarily by family and love relationships, including the affairs of her on-screen husbands. Indeed, the estranged Mrs. Kramer’s testimony in divorce court could be a leitmotif: “All my life, I’ve felt like somebody’s wife or somebody’s mother or somebody’s daughter. I never knew who I was.” 70 There is this idea of one single sentence, which would stretch throughout our life, a sentence that would last as long as we last and speak. Chantal Thomas, Paths of Sand By combining the techniques of psychoanalysis and cinema—the talking cure and the talkies, private disclosure and public oration, listening intimately and listening with the masses—Breitz confounds the difference between the individual unconscious and the collective unconscious. Him + Her may offer a concentrated portrait of Nicholson and Streep. Yet insofar as these actors and their films have been shared by countless viewers around the world, Breitz’s installation constitutes a collective document, if not an example of social portraiture. In other words, Him and Her might just be a bit like you and me. The title alone identifies Nicholson and Streep as a generic male and female, while also situating the two actors in a field of relations with each other, with their many speaking parts and with their millions of viewers. Instead of being two autonomous subjects—a “he” and a “she”—they are reduced to objective personal pronouns and joined together with a plus sign, like two numbers in a mathematical equation. Deprived of their subjectivity, the actors can be either objects (“I played him”) or indirect subjects (“I gave the part to her”). In Him + Her, the true subjects with full agency are missing; the “I” is only implied and thus remains empty. By presenting a soliloquy without a subject, Breitz suggests a link between the psychological and the cinematographic projection. The viewing of a film may well give rise to an unconscious transfer of one’s own desires to another person. Who might be real or fictional doesn’t seem to matter. In earlier works, Breitz used other means to explore the relationship between the psychological and the cinematographic projection. Beginning humbly with the music video, the artist transformed several clips into simple loops, stuttering in each case on a word that seemed to fall between the archetype and the slip of the tongue. In the resulting Babel Series (1999), Madonna is reduced to singing “pa, pa, pa . . .” eternally while Freddie Mercury repeats “ma, ma, ma . . .” alongside several other simultaneous loops. Like scratched DVDs, the music videos skip, both aurally and visually. By 2004, Breitz was using rotoscoping software to liberate actors fully from their contexts and their co-stars in a movie. In the resulting pair of sixchannel installations, Mother + Father (2005), the parents are played by a host of Hollywood actors and actresses, extending the monosyllables “pa” and “ma” into two longer scripts. Visually overwhelming as they are, Mother and Father pose a provocative question: what if the screen were the parent? An ersatz parent who could be experienced privately and yet shared collectively? A medium for staging and experiencing fantasies? When parents picked up the habit of putting their children in front of the television set, the technology gained the nickname of “the boob tube” since most children take to the screen as easily and passionately as babies take to the breast. Yet few have followed the equation between the screen and the breast to its logical conclusion, despite the long alliance between psychoanalysis and cinema around interpretation. While staging family relations, cinema eradicates the blood relations that lie at the heart of the Oedipal complex and other psychological phenomenon, from neurosis to narcissism. Much like genetic engineering, cinema dislocates both parentage and filiation. In film and on television, anyone can be related to anyone else; any actor can play a parent, a sibling, an uncle. While taking over the traditional socializing role of the family, cinema also encourages the projection of the Oedipal and other complexes beyond actual family members. With Him + Her, Breitz pushes her query one step further: what if the screen were the self? Not only the self of Nicholson and Streep, but also our own selves in suspension, formation, and dialogue? A self fused in fantasy and generated by the possibility of endless projections and speaking parts? A self that interacts directly with others as well as indirectly with the ideal of a potential audience? Again, Breitz uses Him + Her not to analyze the two actors behind their many roles, but to understand the collective and the individual unconscious of viewers who come to experience their lives as so many performances. The rise of the society of the spectacle—whereby all relations come to be mediated by spectacles—has made everyone into an actor. The performance of the self that was earlier evoked by Madonna’s changing looks or Judith Butler’s notion of gender has escalated into the worldwide spectacles of Big Brother and YouTube. Few would likely compare themselves to Nicholson or Streep, yet these actors’ roles have often been inspired by history, only to be spun into Hollywood scripts and then returned to viewers as restrictive stereotypes of masculinity and femininity. While there’s no escaping the spectacle, there’s room to adjust the roles that circulate on the silver screen. The Hollywood script—so clearly broken down into its gender biases by Breitz—may potentially lose its hold on the unconscious as she rewrites it. A stifled set of lines can become what Chantal Thomas calls “a lifelong phrase,” which is both repetitive and creative in its articulations. “I think often about this life phrase,” writes Thomas. “About its breaks, its slow-downs, its gropings, its interludes, its surges in many voices, its constrictions in monologues, its passages through the dream and through foreign languages, its euphorias, its moments of fatigue, of impoverishment, its renewals of richness and energy.” References Thomas, Chantal. Chemins de sable. Conversations avec Claude Plettner (Paths of Sand: Conversations with Claude Pettner). Paris: Bayard, 2006. Vacquin, Monique. Main basse sur les vivants (Taking Over the Living). Paris: Fayard, 1999. 71 Him, 1968–2008 Her, 1978–2008 73 Biografie / Biography Candice Breitz * 1972 in Johannesburg; lebt / lives in Berlin. Seit / since 2007 Professor of Fine Art, Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig Einzelausstellungen Solo Exhibitions 122 2008 Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk Collection Lambert en Avignon Musée d‘Art Moderne Grand-Duc Jean, Luxembourg 2007 MUSAC – Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y León White Cube, London 2006 Baltic Centre for Contemporary Art, Gateshead BAWAG Foundation, Wien 2005 Castello di Rivoli, Torino Palais de Tokyo, Paris 2004 Moderna Museet, Stockholm 2003 Modern Art Oxford 2002 Künstlerhaus Bethanien, Berlin 2001 De Appel Foundation, Amsterdam OK Center for Contemporary Art, Linz 2000 New Museum, New York Gruppenausstellungen Group Exhibitions 2008 Laughing in a Foreign Language, The Hayward/ Southbank Centre, London Prospect.1 New Orleans, The New Orleans Biennial The Cinema Effect, Hirshhorn Museum & Sculpture Garden, Washington D.C. Order. Desire. Light., The Irish Museum of Modern Art, Dublin 2007 Made in Germany, Kunstverein Hannover Star Power: Museum as Body Electric, Museum of Contemporary Art, Denver 2006 Tokyo–Berlin/Berlin–Tokyo, Mori Art Museum, Tokyo Full House: Faces of a Collection, Kunsthalle Mannheim This is America!, Centraal Museum, Utrecht Anstoß Berlin, Kunst macht Welt, Haus am Waldsee, Berlin 2005 The Experience of Art, 51. Biennale di Venezia Superstars, Kunsthalle Wien CUT: Film as Found Object, Milwaukee Art Museum 2004 Video Hits, Queensland Art Gallery, Brisbane 2003 Plunder, Dundee Contemporary Arts 2002 Remix: Contemporary Art and Pop, Tate Liverpool Iconoclash: Beyond the Image Wars in Science, Religion, and Art, ZKM, Karlsruhe Schrägspur, Hamburger Kunsthalle 2001 Looking at You, Museum Fridericianum, Kassel 2000 The Sky is the Limit!, Taipei Biennial Man + Space, Kwangju Biennial The Wounded Diva, Kunstverein München 1999 The Passion and the Wave, 6th International Istanbul Biennial 1998 Roteiros, Roteiros, Roteiros …, XXIV São Paulo Biennial Bibliografie / Bibliography Beccaria, Marcella (Hg. / ed.), Candice Breitz, Castello di Rivoli, Torino 2005. Cotter, Suzanne (Hg. / ed.), Candice Breitz: Re-Animations, Modern Art Oxford, Oxford 2003. Demos, T. J., Mother + Father/Monuments, Fondation Prince Pierre de Monaco – 41e Prix International d’Art Contemporain, Monaco 2007. Himmelsbach, Sabine/von Sydow, Paula (Hg. / ed.), Candice Breitz: Mother, Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Oldenburg, Frankfurt 2005. Holm, Michael Juul (Hg. / ed.), Candice Breitz: Louisiana Contemporary, Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk 2008. Kintisch, Christine (Hg. / ed.), Candice Breitz: Working Class Hero, BAWAG Foundation, Wien 2006. Lange, Christy, Candice Breitz, Kukje Gallery, Seoul 2006. Neri, Louise (Hg. / ed.), Candice Breitz, White Cube, London 2005. Potamianou, Artemis (Hg. / ed.), Candice Breitz, Hellenic American Union, Athens 2006. Sturm, Martin/Plöchl, Renate (Hg. / ed.), Candice Breitz: Cuttings, OK Center for Contemporary Art, Linz 2001. Tannert, Christoph (Hg. / ed.), Candice Breitz: Alien (Ten Songs from Beyond), Museum Folkwang im RWE Turm, Essen 2002. Zaya, Octavio (Hg. / ed.), Candice Breitz: Multiple Exposure, ACTAR + MUSAC, Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y León, Barcelona/Léon 2007. 123 Credits 124 King (A Portrait of Michael Jackson), 2005 Shot at UFO Sound Studios, Berlin, July 2005 16-Channel Installation: 16 Hard Drives Duration: 42 minutes, 20 seconds Director Candice Breitz Producer Francesca Kaufmann Location UFO Sound Studios, Berlin Fans Gina Behrendt, Andrew Cannon, Rames Gouri, Ceyhun Katircioglu, Tanja Kerbler, Kerrar Kilic, Kirsten Köhler, Manuela Köllner, Adlai Ogbonna, Katrin Orejuela, Rico Richter, Isabel Röhl, Alexander Stolz, Eren Mendez Küslümoglu de la Vega, Melanie Diana Viereck, Claudia Wildner. Special thanks to Markus Schielke. Project Management Janne Schäfer, Alexander Fahl Casting Janne Schäfer Camera Yoliswa Gärtig Sound Max Schneider Interviews Candice Breitz, Janne Schäfer Post-Production Alexander Fahl Post-Production Assistant Julia Pfeiffer Technical Realisation Cine Plus, Berlin; MaloTek, New York; Neue Medien Pro, Berlin Queen (A Portrait of Madonna), 2005 Shot at Jungle Sound Studio, Milano, July 2005 30-Channel Installation: 30 Hard Drives Duration: 73 minutes, 30 seconds Director Producer Location Fans Project Management / Milan Project Management / Berlin Casting Camera Sound Interviews Production Assistants Post-Production Post-Production Assistant Backdrop Technical Realisation Candice Breitz Francesca Kaufmann Jungle Sound Station, Milano Antonella Adriomi, Alessia Alberti, Linda Arcieri, Michele Albertin, Besim ‘Bess’ Bajric, Sara Ballerini, Alessandro Bizzozero, Giuseppe Brocato, Fabrizio Canepa, Maurizio Cargnelutti, Nicola Casadei, Augusto Castelli, Fabiano Cecconi, Silvia Celestini, Fiammetta Fabrizi, Giancarlo Furfaro, Claudia Garavaglia, Roberta Giovanardi, Matteo ‘Mayday’ Golinelli, Alessandra Grignani, Mariella Mulé, Marco di Nola, Paolo Piovera, Giuseppe Russo, Valeria Saccà, Marika De Sandoli, Beatrice Sinisi, Tommaso Tanini, Michele Valentino, Maria Zuccarino. Giorgio Galfo, Chiara Boari Ortolani, and Francesco Cappellano also sang for Queen. Chiara Repetto Alexander Fahl Chiara Repetto Sebastian Krügler Max Schneider Gianpaolo Manzoni, Chiara Repetto Gianpaolo Manzoni, Daphné Valroff Alexander Fahl Riccardo Zito Mariarosa Repetto Cine Plus, Berlin; MaloTek, New York; Neue Medien Pro, Berlin Working Class Hero (A Portrait of John Lennon), 2006 Shot at the Culture Lab, Newcastle University, August 2006 25-Channel Installation: 25 Hard Drives, Duration: 39 minutes, 55 seconds Director Candice Breitz Producer White Cube/Jay Jopling Location Culture Lab, Newcastle University Fans Sasha V. Ames, Gordon Bray, George Burton, Geoffrey Cowie, Peter J. Dicks, Kieran Dunne, Kozue Etsuzen, Gerard Fagan, Stephen J. Fenwick, Antony T. Flynn, Liliana Ghilardi, Andrew Griffin, Peter Grimes, William J. Harrington, Philip Jones, Paul Kindred, David John Paul George Ringo Lennon, Steve Mathieson, James McCoy, Anthony Miller, John M. Patterson, Roger Pounder, Spencer Taylor, Billy J. Walker, William Watson Many thanks also to John D. Adams, Peter Cullen, Andrew Murphy, Michelle Ord, Frederick Rogers, Alison Suffield Project Management Alexander Fahl Casting / Coordination Katharine Welsh, Kate Lewis Camera Sebastian Krügler Sound Max Schneider Production Assistants Harry Watton, Joel Weaver Interviews Candice Breitz Post-Production Alexander Fahl Post-Production Assistant Pierfrancesco Celada Shoot Documentation Pierfrancesco Celada Technical Realisation Cine Plus, Berlin; Neue Medien Pro, Berlin Mother + Father, 2005 Two Six-Channel Installations Duration (Mother): 13 minutes, 15 seconds, Duration (Father): 11 minutes Editor Producer Post-Production Rotoscoping Sound Technical Realisation Special Thanks Candice Breitz Jack Bakker Alexander Fahl Julien Binet, Yvonne Brandl, Halina Kliem, Andrei Loginov, Lars Oeschler, René Petit, Julia Pfeiffer, Janne Schäfer, Boris Schmidt, Max Schneider, Katja Schubert, Riccardo Zito Max Schneider Cine Plus, Berlin; MaloTek, New York; Neue Medien Pro, Berlin Jack Bakker, Nicolette Cavaleros, María and Lorena de Corral, Michael Lantz, Bjørn Melhus, Raimar Stange, Ralph Niebuhr Mother + Father are dedicated to, though not necessarily inspired by EPB + LRB Him, 1968-2008 7-Channel Installation: 7 Hard Drives, Duration: not known at time of publication Her, 1978-2008 7-Channel Installation: 7 Hard Drives, Duration: not known at time of publication Editor Producers Post-Production Rotoscoping Sound Sound Assistant Scripting Post-Production Sponsors Technical Realisation Special Thanks Candice Breitz Outset Contemporary Art Fund Francesca Kaufmann, Yvon Lambert, White Cube/Jay Jopling Alexander Fahl Thibaut d’Alton, Agathe Fleury, Madlen Holz, Marta Jurkowska, Mathieu Malouf, Alina Necsoi, Wendy Taylor, Riccardo Zito Max Schneider Frauke Schmidt Kathleen Reinhardt Adobe; Imagineer Systems Ltd Cine Plus, Berlin; Neue Medien Pro, Berlin June + Louis Breitz, Alex Fahl, Lars Friedrich, Ben Geiselhart, Candida Gertler + Yana Peel, Michael Juul Holm, Martin Kegel, Jack Nicholson, Ralph Niebuhr, Kathleen Reinhardt, Paul Richards, Meryl Streep, Uli Plank, Fabian Richter All works courtesy Francesca Kaufmann, Yvon Lambert, White Cube/Jay Jopling 125 Förderung / Support Partner / Sponsors 126 Team Temporäre Kunsthalle Berlin Dank / Acknowledgments Träger / Organizer Cube Kunsthalle Berlin gGmbH Gesellschafter / Partners Stiftung Zukunft Berlin, Constanze Kleiner, Coco Kühn Geschäftsführerin / Managing Director Constanze Kleiner Aufsichtsratsvorsitzender / Chairman of the Board Pascal Decker Aufsichtsrat / Board of Directors Manfred Herrmann, Ulrike Petzold, Jasper zu Putlitz, Iris von Tiedemann Künstlerischer Beirat / Artistic Advisory Board Katja Blomberg, Julian Heynen, Dirk Luckow, Gerald Matt Künstlerische Berater / Artistic Advisors Coco Kühn, Dieter Rosenkranz Astrid Arndt, Lutz Ackermann, Franz Ackermann, Michéle Victor Adamski, Martin von Albrecht, Dietmar Arnold, Rolf Antrecht, Stefan Balzer, Beate Barner, Dorit Bartel, Thomas Barth, Karsten Besser, Katja Blomberg, Evelyn Bodenmeier, Dorothee Bölke, Candice Breitz, Nikolaj Bultmann, Heinz Buri, Daniela Bystron, Philipp Carlsson-Szlezak, Mehdi Chouakri, Mario Czaja, Uwe Dathe, Pascal Decker, Jochen Didier, Peter Diedrich, Volker Diehl, Mareike Dittmer, Kai Eckmann, Kristina Ehle, Matthias Einhoff, Thomas Eller, Alexander Fahl, Valérie Favre, Mirko Fichtner, Frank Fiedrich, Dagmar Forelle, Claudia Fried, Marcus Gaab, Arthur de Ganay, Synne Genzmer, Tobias Großmann, Simone Häckel, Anke Hafner, Stefan Hain, Ursula Hannan, Wilhelm Hartung , Volker Hassemer, Thomas Hendel, Christiane Herzog, Manfred Herrmann, Julian Heynen, Thomas Heinisch, Chris Hodbod, Marcus Hoffmann, Rüdiger von Hülst, Astrid Isenberg, Hannah Jacobi, Olav Christopher Jenssen, Jan Joswig, Oliver Kern, Charlotte Klonk, Julia Kraus, Johannes Krempl, Adolf Krischanitz, Doreen Krutzke, Franz König, Dirk Köpper, Nathalie Landenberger, Stefan Landwehr, Daniela Lehmann, Klaus Lehnert, Wilfried Lembert, Jörg Liebenau, Veit Loers, Dirk Luckow, Regula Lüscher, Nikolaj Makarov, Gerald Matt, Friedrich Meschede, Armin Mey, Ellen Mickley, Maria Mohr, Dietmar Mühr, Ulrich Müller, Achim Müller, Sebastian Murr, Rafael Murtezani, Olaf Nicolai, Ralph Niebuhr, Silke Nowak, Birthe Obst, Alexander Ochs, Alexandra Papadopoulou, Betti Papst, Fred Pawlitzki, Klara Piza, Maira Peters, Nicole Petrick, Ulrike Petzold, Arno Pluschke, Jasper zu Putlitz, Rudolf Pütz, Masha Qrella, Tal R, Kathleen Reinhardt, Martin Reiter, Anselm Reyle, Ralf Riege, Gerwald Rockenschaub, Dieter und Si Rosenkranz, Thomas Rühle, Markus Sadighpur, Andreas Schlaegel, Joachim Schleiß, Bertold Schmidt-Thomé, André Schmitz, Ewald Schneider, Annalie Schön, Katja Schoßmann, Isabel Schroer, Sybille Schütze, Christoph Schwarz, Mikolaj Sekutowicz, Frank Seltenheim, Ashkan Sepahvand, Irina Shkurkina, Klaus Siebenhaar, Gereon Sievernich, Jeannot Simmen, Antonia Simon, Ralph Sinapius, Andreas Speichert, Raimar Stange, Beate Stoffers, Volkmar Strauch, Katrin Suder, Anett Szabó, Werner Tammen, Jule Tief, Rainer Thiele, Reinhard Thiele, Ursula Thieler, Iris von Tiedemann, Angelika Tischer, Anemone Vostell, Alex Uhe, Christopher Uhe, Neli Wagner, Daniel Wall, Corinne Wasmuht, Robert Wieser, Barbara Wilkens, Klaus Wowereit, Ina Wunderlich Ausstellungsorganisation / Curatorial Department Kuratorisches Management / Curatorial Management Angela Rosenberg Ausstellungsleitung / Head of Exhibitions Agnes Wegner Koordination ausstellungsbezogener Events / Coordination of Exhibition-Related Events Christine Nippe Praktikantinnen / Interns Anna Schäffler, Camilla Wegener Kommunikation / Communication Presse / Press Bärbel Hartje Öffentlichkeitsarbeit / Public Relations Katharina Rennart Marketing Sarah Höffer Praktikantinnen / Interns Simone Ewald, Steffi Kuthe Kunstvermittlung / Education Projektleitung / Project Manager Tanja Schomaker, Arthur Berlin Audio Guide Micz Flor Technischer Leiter / Technical Director Holger Nawrocki Organisation und Verwaltung / Administration and Coordination Verwaltung / Administration Caroline Beddermann Sponsorship Kathrin Schafroth Organisation Aufsichtsdienst / Coordination Guards Jan Sauerwald Architektur / Architecture Architekt / Architect Adolf Krischanitz, Architekt Krischanitz ZTGmbH Projektleiterin / Project Manager Anke Hafner Mitarbeit / Assistants Sebastian Murr, Filip Steins Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin Berlin Partner GmbH BTM Berlin Tourismus Marketing GmbH Club Bel Etage DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH LVBG Landesverband Berliner Galerien McKinsey & Company Gerwald Rockenschaub Erste Gestaltung der Außenfassade / Launch design for outer façade Temporäre Kunsthalle Berlin, 2008 127 Artist’s Acknowledgments Many thanks to the Outset Contemporary Art Fund (particularly Candida Gertler and Yana Peel), Francesca Kaufmann, Yvon Lambert, and White Cube/Jay Jopling for their generous funding of Him + Her, to Gerald Matt for giving me this opportunity, to everybody at the Temporäre Kunsthalle Berlin (specifically Angela Rosenberg and Agnes Wegner), to Alex Fahl for production and coordination of all projects, to my team of Jackscopers and Merylscopers, to Alex Papadopoulou for the catalogue, to Jen Allen for the words, to Max Schneider for the sound, to Kathleen Reinhardt for the glue, to Ralph Niebuhr and Cine Plus for their ongoing support of my work, and to Lars Friedrich, Ben Geiselhart, Ralf Henning, Martin Kegel, Michael Lantz, Uli Plank, Paul Richards, and Fabian Richter for making things happen. Thank you to Imagineer Systems Ltd and Adobe for their kind sponsorship of the post-production of Him + Her. Personal thanks to AG, BM, LRB + EPB, MJH, MS, NC, RB, RH + AE, RS, and especially to AMF, for alles und mehr. Much respect to Jack Nicholson and Meryl Streep. Impressum / Imprimatur 128 Dieser Katalog erscheint anlässlich der Ausstellung / This catalogue is published on the occasion of the exhibition Candice Breitz / Inner + Outer Space Temporäre Kunsthalle Berlin, Part I: 30.10.2008 – 27.11.2008 Part II: 28.11.2008 – 28.12.2008 Kurator / Curator Gerald Matt Herausgeber / Editor Cube Kunsthalle Berlin gGmbH Redaktion und Koordination / Managing Editor Angela Rosenberg Lektorat / Copyediting Sarah Campbell, Katrin Sauerländer Übersetzungen / Translations Christopher Jenkin-Jones, Nicolas Siepen Texte / Texts Jennifer Allen, Gerald Matt Gestaltung / Design very, Frankfurt am Main Fotografie / Photography Candice Breitz (S. / pp. 30–35) Alex Fahl (S. / pp. 9, 18–25, 40–45, 74–121, Titel / cover) Paolo Pellion (S. / pp. 60–61) Ralph Sinapius (S. / p. 127) Stephen White (S. / pp. 28–29) Wolfgang Wössner (S. / pp. 38–39) Gesamtherstellung / Production Printmanagement Plitt, Oberhausen Printed in Germany ISBN 978-3-86560-546-7 Erschienen im / Published by Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln Ehrenstraße 4 D–50672 Köln Tel +49 (0)221 – 20 59 6 0 Fax + 49 (0)221 – 20 59 6 40 www.kunstbuchhandlung.de © 2008 Cube Kunsthalle Berlin gGmbH für / for Temporäre Kunsthalle Berlin, Autoren / authors, Fotografen / photographers und / and Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln Temporäre Kunsthalle Berlin Schlossfreiheit 1 D-10178 Berlin www.kunsthalle-berlin.com Die Deutsche Bibliothek – CIP Einheitsaufnahme Ein Titelsatz für diese Publikation ist bei der Deutschen Bibliothek erhältlich. Vertrieb / Distribution Schweiz / Switzerland Buch 2000 c/o AVA Verlagsauslieferungen AG, Centralweg 16, CH-8910 Affoltern a.A. Tel. +41 (0) 44 762 42 00 Fax +41 (0) 44 762 42 10 [email protected] UK & Eire Cornerhouse Publications 70 Oxford Street , GB-Manchester M1 5NH Tel. +44 (0) 161 200 15 03 Fax +44 (0) 161 200 15 04 [email protected] Außerhalb Europas / Outside Europe D.A.P./Distributed Art Publishers, Inc. 155 6th Avenue, 2nd Floor, New York, NY 10013 Tel: +1 212-627-1999 Fax: +1 212-627-9484 [email protected]