Neuwerker Rundblick

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Neuwerker Rundblick
Nr. 11 / April bis Juli 2013
Neuwerker Rundblick
Zeitung für die Insel und das Festland
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Verkauf:
2
Neuwerker Rundblick
Nummer 11 / April 2013
53° 54’ 54,8’’ N, 8° 29‘ 45’’ O
Die Neuwerker Weidenallee
So sieht eine frisch beschnittene Kopfweide aus...
Schon 2005 pflanzten Ute und Theo Schulte zusammen mit anderen
Neuwerk-Freunden für jedes Neuwerker und "ständiges" Neuwerker
Gastkind entlang der Zufahrt zum Nationalparkhaus eine Weide. Mittlerweile hat der Förderverein Insel Neuwerk e.V. die Pflege der Allee
übernommen und führt auch regelmäßige "Kopfschnitte" aus. So geschehen im Frühjahr 2012; in diesem Frühjahr haben die Weiden schon
wieder kräftig ausgetrieben.
Alles wird gut...
Nach einer relativ langen Planungs- und Bauphase ist es nun endlich geschafft: das Gebäude der Nationalparkverwaltung auf der Turmwurt ist
fertig und wird am 28. März eingeweiht. Dr. Klaus Janke von der Nationalparkverwaltung/BSU Hamburg: "Wir möchten uns bei all denen, die
geholfen haben, Interesse gezeigt haben und uns mit Rat und Tat bedacht und Mut zugesprochen haben, ganz herzlich bedanken!" Die Zeichnung oben stellt das neue NP-Haus in der Planungsansicht vor.
Neuwerk im Internet
»Die Inselseite«, hier kann man auch aktuell Neues von Neuwerk erfahren und jeweils den
neusten NEUWERKER RUNDBLICK ansehen: www.insel-neuwerk.de • Die Seiten des Nationalparks: www.nationalpark-hamburgisches-wattenmeer.de • Nationalpark-Haus:
www.jordsand.de • Die Fahrpläne der M.S.Flipper: www.neuwerkreisen.de • Die Neuwerker Wattwagenbetriebe: Volker Griebel: www.wattwagenfahrten.de • Werner Fock:
www.wattfahrten.de • Thomas Fischer (E-Mail): [email protected]
• Hier kann man sich den aktuellen Tidenkalender ansehen: www.bsh.de • Die Inselschule: www.inselschule-neuwerk • Schullandheim am Turm:
www.hh.schule.de/hhs/in_out/neuwerk1.htm • Schullandheim Meereswoge: www.schullandheim-meereswoge.de • Kinder- und Jugendcamp Neuwerk: www.neuwerkfreizeitcamp.de • Den «Gemeinnützigen Förderverein Neuwerk e.V. « findet man unter
www.neuwerk-verein.de • Auch der Neuwerker Rundblick hat seine eigene Hompepage
(im Aufbau): www.neuwerker-rundblick.de • Den Neuwerker Rundblick kann man sich
online ansehen auf: • www.cn-online.de/footer/sitemap/weitere-websites/neuwerkerrundblick.html Neuwerkshirts und viele andere nette Souvenirs gibt es nicht nur in der
Neuwerkstatt auf der Insel neben der Schule, auch unter: www.neuwerk-klamotten.de
Liebe Leserin, lieber Leser!
der zum Weltnaturerbe gehörende Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer ist nach Meinung der Neuwerker und ihrer mehr als jährlich 120.000 Gäste eine Errungenschaft und absolut schützenswertes Gut. Trotzdem bleibt es nicht aus, dass es zwischen den Zielen des Naturschutzes und den (Über-) Lebensinteressen
der Insulaner Konflikte gibt. So wird die Rast der zehntausende Nonnen- und Ringelgänse im Frühjahr auf
Neuwerk zu einem wirtschaftlichen Problem für die Landwirte. Nur gut, dass sich die Beteiligten an einen
Tisch setzen und nach Ausgleich suchen. Lesen Sie dazu die Meinungen der Insulaner und der Hamburger
Behörde.
Nicht auszudenken, wenn der Neuwerker Turm sein Licht verliert. Als Navigationspunkt für die Seeschifffahrt hat das Feuer seine Bedeutung verloren, die zuständige Wasser- und Schifffahrtsbehörde müsste -aus
verständlichen (Kosten-) Gründen- abschalten. Aber was wäre der Turm ohne das nächtliche Feuer? Die Insulaner, der Förderverein Insel Neuwerk, die Segler aus den umliegenden Häfen, aber auch beteiligte Behörden wie die Hamburg Port Authority bemühen sich gemeinsam, eine noch über Jahrzehnte leuchtende
Lösung zu finden. Lesen Sie dazu den Beitrag von Frank Toussaint von der Interessengemeinschaft Seezeichen e. V..
Gut vorbereitet auf die neue Saison zeigen sich die vielen neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nationalparkhauses auf Neuwerk. Mehr als 120
Veranstaltungen und Führungen sind auch für dieses Jahr wieder geplant.
Dieser RUNDBLICK erscheint genau zum Osterfest, traditionell auch das
Datum für die Mitgliederversammlung des Neuwerker Fördervereins (Karfreitag). Seien Sie herzlich eingeladen, sich aus der Nähe und aus der Ferne
an den Vorhaben zu beteiligen.
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
Ihr
Ralf Flechner, Herausgeber
IMPRESSUM
NEUWERKER RUNDBLICK
Zeitung für die Insel und das Festland –
m.MEDIENPRODUKTION GmbH, Hamburg
Erscheint als Beilage in den
CUXHAVENER NACHRICHTEN
in Kooperation mit der Cuxhaven-Niederelbe
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Am Grollhamm 4, 27574 Bremerhaven
Alle namentlich gezeichneten Beiträge
sind in der Verantwortung der Autoren
Titelfoto: Werner Flegel
Nummer 11/ April 2013
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Neuwerker Rundblick
Die Bekassine:
Vogel des Jahres 2013
VON
NILS BREITBACH
er NABU (Naturschutzbund Deutschland) hat
die Bekassine zum Vogel
des Jahres 2013 gekürt und das
nicht von ungefähr: Der Bestand dieses eigentümlichen Vogels hat sich in den letzten 20
Jahren hierzulande halbiert.
Dies liegt vor allem daran, dass
geeignete Lebensräume, wie
Moore und naturbelassene
Feuchtwiesen zunehmend von
der Landkarte verschwinden.
D
Die Bekassine auf Neuwerk
jährlich einige Individuen (normalerweise ca. 5–10). Zu Gesicht bekommt man das Tier auch als aufmerksamer
Naturbeobachter
zumeist erst dann, wenn es schon
auf der Flucht ist, denn die Bekassine versteht es, sich zu verstecken.
Mit dem braun-gestreiftem Gefieder ist sie in Gras und Schilf perfekt getarnt. Bei Gefahr verhält sie
sich absolut ruhig und fliegt erst
wenige Meter vor einem Spaziergänger auf. Schießt also ein braunes Etwas steil in die Höhe und
stößt dabei einen eigentümlichen
krächzenden Ruf aus, der manchmal mit einem Gummistiefel verglichen wird, den man aus tiefem
Schlick zieht und lautmalerisch mit
»kätsch« beschrieben wird, handelt
es sich wahrscheinlich um eine Bekassine.
Auf Neuwerk ist dieser Vogel
nichtsdestotrotz manchmal zu beobachten! Zwar hat die Bekassine
in den letzten Jahren nicht auf der
Insel gebrütet, dennoch stellen die
Feuchtwiesen im Ostvorland ein
beliebtes Rastgebiet für diesen
Schnepfenvogel dar. Im Herbst,
von September bis Ende Novem- Ihr Erscheinungsbild
ber stehen die Chancen für eine Sollte man das seltene Glück
Beobachtung am besten, denn in haben eine Bekassine zu erspähen,
diesem Zeitraum rasten hier all- bevor man selbst von ihr wahrgenommen wurde, ist der überproportional lange, gerade Schnabel
zusammen mit dem hellen Scheitelstreif das auffälligste Merkmal.
Zumeist bewegt sie sich geduckt
auf schlammigen Flächen oder im
seichten Wasser und sucht dort
nach Nahrung. Diese besteht vor
allem aus Larven, kleinen Krebstieren und Insekten, doch auch Sämereien werden nicht verschmäht.
Um an all diese schmackhaften
Dinge zu gelangen, ist die Bekas-
sine mit einem hochsensiblen
Schnabel ausgerüstet. Sie kann
damit Kleintiere in Sand und
Schlick orten und ertasten. Außerdem ist der Oberschnabel biegsam. Dies ist hilfreich, wenn es
darum geht, den Schnabel zum
Stochern in den Schlick zu stekken. Doch bei aller Konzentration
auf das Futter ist die Bekassine
immer wachsam und hat ihre Umgebung stets im Blick. Droht Gefahr, versteckt sie sich sofort wieder in der Ufervegetation und wird
fast unsichtbar.
Unheil droht
Den auf Neuwerk rastenden Bekassinen droht hier auf der Insel
kaum Gefahr, aber die dramatischen Bestandsrückgänge der letzten Jahre zeigen, dass es um unsere Feuchtwiesen und Moore
schlecht bestellt ist. Immer intensivere Landwirtschaft und die
damit einhergehende Düngung
verhindern vielerorts erfolgreiche
Bruten. Im Frühjahr wächst die Vegetation zu schnell. Zu Brutbeginn
ist sie bereits viel zu dicht und oft
wird der erste Mähtermin schon so
früh angesetzt, dass die Gelege von
den Traktoren und Mähwerken
zerstört werden, ehe der Bekassinen-Nachwuchs
ausgewachsen
und zur Flucht fähig ist. Es besteht
heute also kaum eine Chance für
die Vögel, irgendwo erfolgreich zu
brüten. Doch die Bekassine ist
nicht die einzige Vogelart, die auf
Bloß nicht entdeckt werden!
Realistischer Blick auf eine Bekassine. (Foto: Nils Breitbach)
reich strukturierte Feuchtwiesen
angewiesen ist und deshalb immer
seltener wird. Großer Brachvogel,
Rotschenkel, Kiebitz, Uferschnepfe
und noch einige weniger bekannte
Arten sind ebenso betroffen!
Helfen Sie der Bekassine!
Sollten Sie das Glück haben, auf
Neuwerk oder irgendwo sonst in
Deutschland eine Bekassine zu beobachten, seien Sie sich dessen bewusst, dass es um diesen faszinierenden Vogel schlecht bestellt ist
und er nur durch die Arbeit von
Naturschutzorganisationen vor
dem vollständigen Verschwinden
bewahrt werden kann. Möchten
Sie dabei helfen? Dann melden Sie
doch Ihre Sichtungen bei www.ornitho.de (Portal für die Vogelbeobachtung in Deutschland).
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Neuwerker Rundblick
Neuwerker Betriebe brauchen Hilfe
Nummer 11 / April 2013
VON
RALF FLECHNER
12.000 Gänse auf der Insel
s ist ein Konflikt, der sich
überall dort auftut, wo
scheinbar Lebens- und
wirtschaftliche Interessen und
Naturschutzanliegen nur schwer
vereinbar sind. Ökonomie gegen
Ökologie? Mensch gegen Tier?
Wirtschaftlicher Erhalt gegen
Nachhaltigkeit?
E
Die Insel Neuwerk ist Bestandteil
des unter strengem Schutz stehenden Nationalpark Hamburgisches
Wattenmeer. So fallen auch die seit
Jahrhunderten bewirtschafteten
Flächen auf der Insel unter zunehmenden Druck der Umwelt- und
Naturschutzgesetzgebung.
Die
Hamburger Umweltbehörde und
die Insulaner sind im Gespräch
über eine Lösung, sie scheint aber
schwer zu sein. Der RUNDBLICK
hat Dr. Klaus Janke (BSU Hamburg)
und dem Inselobmann, Volker Griebel dazu interviewt.
NR: »Volker, im
Frühjahr
zwölftausend Gänse in der
Spitze pro Tag auf
der Insel und im
Vorland.
Das
macht Euch Probleme.«
Volker Griebel (VG): »Ja, da fühlen wir uns als Neuwerker Betriebe
im Moment allein gelassen. Wir
reden zwar mit den Hamburger Behörden, aber so recht voran geht
das nicht. Das Problem ist, dass wir
zum Beispiel unsere Pferde mehr
als vier Wochen pro Jahr länger im
Stall lassen müssen, sie finden in
dieser Zeit kein Futter auf den Weiden. Der Fressschaden durch die
Gänse im Frühjahr beträgt auf vielen landwirtschaftlichen Flächen
100 % , dies wurde bei Begehungen
mit Mitarbeitern der Hamburger
Landwirtschaftkammer bestätigt.
Während der Rastzeit der Gänse ist
die Ausweidung unserer Pferde nur
stark eingeschränkt möglich. In dieser Zeit können wir auch keine Pensions- und Pflegepferde aufneh-
men, das ist ja auch ein Teil unserer
Einnahmen. Reitergruppen, die wir
ja ganz oft im Frühjahr als Gäste
haben, können wir nicht annehmen. Auch deren Pferde können
nicht auf die Weiden.
Das bedeutet, dass wir durch die
längere Stallhaltung wesentlich
mehr Hafer, Heu und Stroh zukaufen müssen, zusätzliche Düngung
der Weiden ist ebenfalls nötig. Alles
zusammen, kommt jeder Betrieb
auf fast 20.000 Euro Mehrauswand
im Jahr, das können wir nicht länger tragen! Wichtige Investitionen
können nicht getätigt werden, auf
Grund der gestiegenen Kosten
sowie ausbleibender Umsätze.«
NR: »Es kommen aber doch sicher
in dieser Zeit auch Touristen auf die
Insel. Gibt es ähnlich wie auf Rügen
einen
»Gänsetouris-
mus» bei Euch?»
VG: »Sicher kommt
der ein oder andere
Gast speziell zu der
Zeit, um dieses Naturschauspiel zu
beobachten. Auch die Behörde und
auch Ihr als RUNDBLICK macht ja
Werbung für die Gänsewochen im
Frühjahr. Aber das wiegt bei weitem nicht den Verlust auf der anderen Seite auf.«
NR: »Für alle möglichen Fälle gibt
es von den Landesregierungen,
vom Bund oder aus Brüssel Leistungen, mit denen Landwirten geholfen wird. Wie ist es damit bestellt?«
VG: »Grundsätzlich, so hat man
uns gesagt, gibt es keine verpflichtende Ersatzleistung von irgend
einer Stelle. Seitens der Behörde
wird gesagt, dass die Bewirtschaftung der Flächen ja freigestellt sei,
Tabelle 1
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Tageshöchstwert
RiG
2.777
3.360
3.278
3.565
3.236
3.436
6.273
4.466
Tageshöchstwert
NG
1
0
16
53
95
51
361
331
Tageshöchstwert
Summe
2.778
3.360
3.294
3.618
3.331
3.487
6.634
4.797
diese ist aber nur stark eingeschränkt möglich, da wir auf Grund
der Gesetzeslage unsere Flächen
nicht Gänsefrei halten dürfen. In
Nordrhein Westfalen gibt es aber
zum Beispiel eine freiwillige Leistung des Landes, um bei den Bewohnern und Landwirten in den
betroffenen Schutzgebieten Akzeptanz für den Naturschutz sicher zu
stellen. Mit diesen Geldern werden
dort wenigstens die Verluste ausgeglichen. Leider fehlt zur Zeit eine
ähnlich konstruktive Überlegung
bei unserer Landesregierung. Um
es deutlich zu sagen: wir stehen
zum Nationalpark, zum Weltkulturerbe und sind uns
einig
mit
den Zielen
des Naturschutzes.
Man sollte jedoch nicht
n u r
die positiven
Au s w i r k u n g e n
eines Gesetzes unterstützen, sondern
auch fair mit benachteiligten Personen umgehen.«
NR: »Was passiert,
wenn es in den Gesprächen kein Ergebnis gibt?«
VG: »Falls eine Lösung des Problems weiter aufgeschoben wird,
steht die Landwirtschaft vor dem
aus auf der Insel Neuwerk. Der
Hamburger Senat und die Behörden dürfen uns nicht allein lassen.
Wir müssen in irgendeiner Weise finanziell oder materiell entschädigt
werden. Unsere Existenz hängt
schließlich unmittelbar und eng mit
der Bewirtschaftung unserer Weideflächen zusammen. Wir hoffen
auf Ergebnisse, die für die Landwirtschaft, also auch für den Naturschutz eine langfristige Lösung bietet.«
Nationalparkverwaltung Hamburgisches Wattenmeer. Er hat dem
RUNDBLICK ausführlich geantwortet, die Erkenntnisse der letzten
Jahre zusammengefasst:
NR: »Wie viele Gänse rasten im
Frühjahr auf der Insel und wie
lange bleiben sie?«
Dr. Klaus Janke (KJ): »2012
waren es etwa 12.600 Tiere, davon
8.800 Ringelgänse, 3.800 Weißwangen-/Nonnengänse. Ringel- und
Nonnengänse halten sich auf Neuwerk im wesentlichen in der Zeit
von Mitte/Ende Februar bis Ende Mai
auf. Dabei entwickelten sich die Bestände
in den zurückliegenden Jahren wie aus
Tabelle 1 ersichtlich.«
NR: »Was und wie viel frisst Deiner Meinung nach eine Gans täglich? Und wo finden die Gänse das
Futter, überwiegend im Vorland
oder auf den Koppeln der Insel?«
KJ: »Bevorzugte Nahrungspflanzen der Ringelgans und Nonnengans sind neben Gräsern wie Andel
und Rotschwingel auch krautige
Salzwiesenpflanzen wie Strandwegerich, Strandaster, Strand-Dreizack, Schuppenmiere. Im Watt werden auch Grünalgen aufgenommen
oder wo vorhanden Seegras; letzteres ist im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer allerdings nicht
nennenswert vertreten. Es ist davon
auszugehen, dass die täglich aufgenommene Nahrungsmenge bei 500
bis 1000 Gramm Frischgewicht
liegt.
Die Gänse nutzen sowohl die Flächen im Vorland als auch im Binnengroden – und hier vor allem die
Flächen, die sich im öffentlichen
Besitz der Stadt Hamburg befinden
und von den Neuwerker Betrieben
gepachtet werden. Die MonitoringUntersuchungen zeigen folgende
Tendenzen:
Dr. Klaus Janke von der Hambur- Im Nordvorland gehen die Bereiger Umweltbehörde ist Leiter der che hoher Nutzungsintensität zurück; die Flächen werden mehr
oder weniger gleichmäßig von den
2008 2009 2010 2011 2012
Gänsen genutzt.
5.532 5.593 4.396 5.400 8.893
Im Binnengroden nimmt die Nutzungsintensität auf Flächen östlich
814 1.061 1.741 2.415 3.828 des Mittelweges nahe der »Meereswoge» und um den Schöpfwerksgraben zu; diese Bereiche decken
6.346 6.654 6.137 7.815 12.721 sich zum Teil mit den Flächen, die
unter Extensivierungsvertrag ste-
Nummer 11 / April 2013
hen. Im Ostvorland steigt die Nutzung mit fortschreitender Renaturierung der Salzwiesen an (siehe
hierzu die Grafiken oben).«
NR: »Wie viel Kot setzt eine Gans
täglich ab? Und wie nützlich oder
schädlich ist das für die Acker- und
Koppelflächen auf der Insel und für
die Vegetation im Vorland?«
KJ zitiert aus Untersuchungen
und Veröffentlichungen: (Hans-Heiner Bergmann, Martin Stock & Birgit ten Thoren, Ringelgänse – Arktische Gäste an unseren Küsten,
Aula-Verlag Wiesbaden, 1994)
An einem neunstündigen Frühlingstag entstehen bei jeder Gans
etwa 170 Kotwürstchen. Das aschefreie Trockengewicht dieser Menge
beläuft sich auf 135 g.
Gänseköttel
Ringelganskot ist weder ätzend
noch giftig. Er enthält keine krankheitserregenden Keime (HOLLÄNDER 1982). Er hat einen neutralen
pH-Wert von etwa 7,0. Der Salzgehalt ist etwa gleich groß wie bei
Schafen oder bei Graugänsen, die
im Binnenland leben. Eine Verbrennungswirkung des Kotes
haben wir nie beobachtet, selbst
wenn wir kurzfristig die gesamte Vegetation mit frischem Gänsekot zudeckten (BALKENHOL et al. 1984).
Der Kot der Ringelgänse beinhaltet
noch eine Menge Nährstoffe. Nach
KEAR (1963) enthält Wildganskot
durchschnittlich 2,2% Stickstoff
und 1,0% Phosphat. Eventuell spielen auch andere Elemente eine
Rolle. INGRAM (1973) berichtet
über die Beobachtung des Eigners
der kleinen englischen Inseln Coll
und Gunna, wo alljährlich außer
Rindern und Schafen große Mengen von Nonnen- und Bläßgänsen
weiden. Besonders im Frühjahr,
wenn die Vegetation stark abgeweidet ist, soll das Vieh hier in größe-
5
Neuwerker Rundblick
rem Maß die Kotwürstchen der
Gänse aufnehmen und deren Nährwert nutzen. Die Kot fressenden
Tiere hatten sogar eine bessere
Kondition als die anderen.
»In unseren Untersuchungen ließ
sich im Vergleich zu nicht gedüngten Kontrollflächen bei der ersten
Ernte nach 6 Wochen eine erhebliche Steigerung des Pflanzenwachstums in Abhängigkeit von der aufgebrachten Dosis an Ringelganskot
feststellen. Bei der zweiten Ernte
nach abermals sechs Wochen war
immer noch ein Mehrertrag zu erkennen. Auch der Proteingehalt
und der Brennwert in der Vegetation der gedüngten Flächen stiegen
gegenüber den Kontrollen an (vgl.
BAZELY & JEFFERIES 1985). Durch
die Düngung wurden die einkeimblättrigen Pflanzen, insbesondere
die Gräser, stärker gefördert als die
zweikeimblättrigen. Eine mineralische Volldüngung mit NPK (Stickstoff-Phosphor-Kalium)
brachte
etwa die gleiche Ertragssteigerung
wie 1-2 kg/m² Gänsekot» (BALKENOL et al. 1984).
Mit Gänsekot gedüngte und nicht
beweidete Puccinellia-Flächen [Anmerk.: Andel] erbrachten eine Steigerung der Primärproduktion auf
den dreifachen Wert gegenüber
Kontrollen. Gänsekot ist also nicht
verloren oder gar schädlich. Er verbessert [...] sowohl die Menge als
auch die Qualität der nachwachsenden Vegetation.
Wird schon durch das Abbeißen
von Trieben und Blättern bei regerationsfähigen Pflanzen die Verjüngung und damit der Nährwert verbessert, so unterstützt die Düngung
mit Kot diesen Effekt noch zusätzlich. … In Salzwiesen mit Puccinellia maritima im Dänischen Wattenmeer
entfielen
auf
den
Quadratmeter während der Frühjahrssaison zwischen 31 und 65
Kotwürstchen, was die wachsende
Andelgrasmenge auf das Dreifache
im Vergleich zu nicht gedüngten
Kontrollflächen steigerte (MADSEN
1989). Im Jahr 2012 zeigte sich auf
Neuwerk, dass die im Frühjahr geäußerte Befürchtung nicht zutraf,
dass die Grasnarbe auf dem Haupt-
Ringelgänse auf den Weiden
deich geschädigt würde und sich
daraus ein Risiko für den Hochwasserschutz ergeben könnte. Vielmehr war die Grasnarbe, nicht zuletzt durch die Düngewirkung des
Gänsekotes, in einem besonders
guten Zustand.»
NR: «Die Acker- und Koppelflächen gehören per se zum Nationalpark und stehen damit unter
Schutz. Gibt es wegen der möglichen Schäden durch die Gänserast
einen Nutzungsausfall von Hamburg, dem Bund oder der EU? Gibt
es überhaupt mögliche Mittel für
einen Nutzungsausgleich? Was
schätzt Du, wie hoch der mögliche
Nutzungsausfall ist?«
KJ: »Die Ausübung der Landwirtschaft im Binnengroden von Neuwerk ist freigestellt. Es gibt also
keine Einschränkungen durch das
Nationalparkgesetz. Ein Anspruch
auf
Entschädigung
des Ausfalls
besteht
nicht. Jegliche Naturschutzmaßnahmen
finden dort
auf freiwilliger Basis
statt, ist ein
sogenannter
Vertragsnaturschutz.«
NR: »Gibt
es irgend-
welche Maßnahmen, die den möglichen Nutzungsausfall durch die
Gänserast begrenzen können und
wie verträglich sind sie?«
KJ: »Die Vergrämung oder Bejagung der beiden Gänsearten auf
Neuwerk ist gemäß Landes-, Bundes- und europarechtlicher Gesetzesregelungen in den Frühlingsmonaten ausdrücklich verboten.«
Man kann unschwer die unterschiedlichen Interessen erkennen.
Eine Lösung muss gefunden werden, das meinen alle Beteiligten. Zu
hoffen ist, dass diese auch schnell möglicherweise auch mit Hilfe von
politischen Entscheidungen in
Hamburg – zur Unterstützung der
Neuwerker Betriebe gefunden
wird.
Fotos: Werner Flegel und BSU;
Grafiken: BSU
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Neuwerker Rundblick
Nummer 11 / April 2013
Das war’s
in 2012
VON
ach einhelliger Meinung der
Insulaner hat sich die Insel
Neuwerk im Jahr 2012 mit
dem ziemlich durchwachsenen und
dabei oft regnerischen Sommer
nicht gerade von seiner schönsten
Seite gezeigt. Trotz alledem haben
sich viele Tages- und Übernachtungsgäste nicht davon abhalten lassen, der kleinen Insel einen persönlichen Besuch abzustatten – genauer
gesagt waren es fast 16.000 Besucher, die allein im NationalparkHaus gezählt wurden.
N
Gut, gerade im vergangenen Jahr
haben einige hier nicht immer ganz
freiwillig übernachtet, und der Aufenthalt fiel aufgrund der Wetterlage
schon mal etwas länger aus, als zunächst geplant. Gerade aber diese
Abhängigkeit vom Wetter und den
Gezeiten macht ja den Reiz einer
Nordsee-Insel schließlich aus. An
den so ungeliebten Regentagen sind
2012 vielleicht viel mehr Gäste als
sonst ins Nationalpark-Haus »geflüchtet«, um vor der rauen Witterung an der Nordsee Zuflucht zu suchen.
Gerade diese »Flüchtlinge« waren
dann oft der informativen Ausstellung und der Hilfsbereitschaft der
überwiegend freiwilligen Mitarbeiter dort sehr angetan. »Wie, das kostet keinen Eintritt?«, war dann nicht
NILS BREITBACH
selten die ungläubige Frage der Besucher. Wer nicht fliehen musste,
der hat als einer von über 2000 Begeisterten ganz freiwillig an einer
der insgesamt 124 durchgeführten
und ebenfalls völlig kostenfreien
Veranstaltungen
teilgenommen,
welche von den Mitarbeitern des
Vereins Jordsand oder von den Nationalpark-Rangern der Behörde für
Stadtentwicklung und Umwelt
durchgeführt wurden.
Erst am Jahresende beim Lesen
dieser Zahlen wird den Hausmitarbeitern jedes Mal rückblickend der
volle Umfang unseres Programmangebotes im mit Abstand kleinsten
der drei deutschen Wattenmeer-Nationalparke bewusst. Wer da nichts
Interessantes für sich findet, dem
kann eigentlich nur noch mit einem
großen Stück Kuchen oder einem Fischerfrühstück in einem der hervorragenden gastronomischen Einkehrmöglichkeiten
der
Insel
geholfen werden.
Das Team des Nationalpark-Hauses
von Neuwerk und die Ranger der
Nationalpark-Station freuen sich jedenfalls auch im Jahr 2013 wieder
auf viele wissbegierige Gäste, die
sich darauf einlassen, von uns die
Schönheit der Insel und des umgebenden Hamburgischen Wattenmeeres näher gebracht zu bekomNeuwerk nach Saison-Ende im Winter 2012 (Foto: Nils Breitbach)
men.
Nummer 11 / April 2013
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Neuwerker Rundblick
Freiwillige Feuerwehr Neuwerk: Allzeit bereit!
VON IMME
SCHREY
Die FF Neuwerk mit den Ausbildern
ie Neuwerker Feuerwehr ist
wohl die kleinste autark arbeitende Freiwillige Wehr in
Deutschland. Eine Mannschaft von
nur sieben Männern und zwei Frauen
übt auf der kleinen Insel Neuwerk
ihren Dienst aus.
D
Glücklicherweise gibt es hier kaum
Brandeinsätze. Aufgrund der geringen
Stärke der Neuwerker Wehr ist eine
Brandbekämpfung im Innenangriff
schwer durchführbar. Möglicherweise
sind zum Einsatzzeitpunkt nicht einmal
alle Mitglieder auf der Insel, so dass die
Mannschaft keine vollständigen Trupps
bilden kann. Die Ausbildung findet in der
Regel dezentral durch zwei Ausbilder der
Hamburger Feuerwehrakademie auf der
Insel statt und ist für den Dienst auf der
Insel abgestimmt. Zusätzlich bot die
Hamburger Feuerwehrakademie den
Neuwerkern einen Crash-Kurs in ihren eigenen Übungsräumen an.
Schwerpunkt der Feuerwehreinsätze auf
Neuwerk liegt auf der Ersten Hilfe: Durch
den hohen Besucherverkehr (etwa
100.000 Gäste pro Jahr), sowie die Belegung zweier Schullandheime und eines
Zeltlagers mit vielen Kindern kommt es
immer wieder zu Unfällen oder Erkrankungen verschiedener Art. Ein Krankenhaus oder einen Arzt gibt es vor Ort nicht,
so dass die Mitglieder der Neuwerker
Feuerwehr jährlich vor Saisonbeginn auf
einem Lehrgang besonders in der Erstversorgung geschult werden. Hierfür
kommen zwei Kameraden von der Feuerwehrakademie Hamburg auf die Insel,
um das Fachwissen aufzufrischen. Hierbei wird auch speziell auf die inseltypischen Fälle eingegangen.
lassische Verletzungen sind Muschelschnitte, die sich auf Wattwanderungen zugezogen werden,
aber auch Knochenbrüche bei Kindern,
die den Deich herunterkullern oder einfach nur herumtoben. Oft wird auch
feuchtes Gras am Deichhang unterschätzt, das Knöchelbrüche durch Abrutschen beim Heruntergehen verursachen
kann. Vor allem muss aber beispielsweise
auch ein Herzinfarkt oder Schlaganfall
möglichst schnell versorgt werden können.
Wie sieht ein typischer Einsatz der Neuwerker Feuerwehr aus? Ein bisschen anders als auf dem Festland. Hier wird zunächst der Notruf als privater
Telefonanruf beim Neuwerker Hauptmann (zur Zeit Steffan Griebel: Tel:
04721-29076) abgegeben. Natürlich erfolgt auch eine Weiterleitung der Feuerwehreinsatzzentrale Cuxhaven beim
Wählen der Nummer 112, schneller geht
es jedoch auf dem direkten Weg. Dann
wird in der Regel mindestens eine zweite
K
Person angerufen, die dann mit dem Rettungswagen abgeholt wird oder sich direkt auf den Weg zum Einsatzort begibt.
Meist werden bei Unfällen oder Erkrankungen ohnehin als erstes Neuwerker angesprochen, die in der Nähe sind, so dass
derjenige gleichzeitig auch Ersthelfer ist.
Ein Rettungswagen als Ausrüstung für
eine Freiwillige Feuerwehr ist eher ungewöhnlich, aber auf der Insel unentbehrlich. Auf Neuwerk sind die Wege ja nicht
so weit, da kann man meist zu Fuß oder
mit dem Rad schnell vor Ort sein. Eine Sirene und Pieper gibt es nicht, die Kameraden werden per Telefon alarmiert. Falls
mehr Hilfskräfte als vorhanden erforderlich sind, werden auch schon mal die übrigen Inselbewohner oder auch die Gäste
zur Unterstützung mit einbezogen. Es
hilft ja schon, wenn jemand eine Decke
oder einen Stuhl holen kann oder die Angehörigen des Patienten betreut. Mit
Glück ist aber auch manchmal ein Arzt im
Urlaub auf der Insel und kann fachgerecht helfen.
Am Einsatzort wird dann der Patient versorgt und die Situation beurteilt. Je nach
Schwere der Verletzung oder Krankheit
wird möglicherweise der Hubschrauber
oder der Seenotrettungskreuzer (DGzRS)
gerufen. Bei schlechtem Wetter kann es
sich eine ganze Weile hinziehen. Die Patientenversorgung durch die Neuwerker
Feuerwehr findet so lange statt, bis ein
Arzt anwesend ist, der sich in der Regel
an Bord befindet.Bei weniger akuten Einsätzen oder auch, wenn die Ebbe es erlaubt, wird beim Abtransport der Patienten mit den Cuxhavener Kameraden
zusammengearbeitet, die einen Unimog
zur Wattrettung bereithalten. Der Unimog ist hochgelegt und mit Breitreifen
versehen, so dass er über den Wattboden
und durch flache Priele fahren kann.
ie kleine Feuerwehr verfügt über
vergleichsweise viele Fahrzeuge.
Neben dem Rettungswagen und
einem Löschwagen gibt es für Einsätze im
Meer ein 7 m langes Boot mit Jetantrieb,
das theoretisch auch bei einem Wasserstand von nur 35 cm einsetzbar ist. Da es
auf dem Trailer allerdings nicht auf Rollen, sondern auf Kufen gelagert ist, kann
es nicht selbständig heruntergleiten. Der
D
Trailer wird also mit einem Trecker ins Wasser gefahren, bis das
Boot bei einem Wasserstand von etwa 50 – 60 cm aufschwimmt.
Auf dem Rückweg eines Einsatzes muss bei ablaufendem Wasser
der Trailer auf der Insel unbedingt rechtzeitig wieder erreicht
werden, um ein Trockenfallen im Watt – und somit einen unfreiwilligen Fußmarsch – zu vermeiden.
8
Neuwerker Rundblick
Die Inselschule hat zurzeit
nur einen Schüler.
Nummer 11 / April 2013
Nummer 11 / April 2013
9
Neuwerker Rundblick
© Neuwerk
er Rundblic
k
2010
2009: die Ostbake
steht wieder!
10
Neuwerker Rundblick
Nummer 11 / April 2013
Service: Schiff, Wattwagen und Wattführung
Cuxhaven – Neuwerk
Wattführung
Neuwerk – Cuxhaven
Mai
April
Schiff
ab Cuxhaven
Mo., 01.
13.00
09.30
10.30
17.30
09.00
Mi.,
01.
13.30
10.00
10.30
11.00
18.00
09.30
Di., 02.
13.30
10.00
11.00
18.00
09.30
Do.,
02.
14.30
10.30
11.00
11.45
19.00
10.15
10.30
Fr,
03.
15.00
11.30
12.00
12.45
19.00
11.15
11.15
Sa.,
04.
16.30
13.00
13.30
14.00
19.00
12.30
12.45
So.,
05.
15.15
14.00
06.
16.15
15.00
Mi., 03.
Do., 04.
Fr.,
05.
14.30
15.30
16.30
Wattführung
Wattwagen
Duhnen Sahlenbg. Sahlenburg
Neuwerk – Cuxhaven
Wagen
10.30
12.00
11.30
12.45
13.00
14.15
Schiff ab
Neuwerk
Wattführung NW
19.00
19.00
19.00
Wattwagen
ab NW
Schiff
ab Cuxhaven
Schiff ab
Duhnen Sahlenbg. Sahlenburg Neuwerk
Wattfüh- Wattwagen
rung NW
ab NW
Sa., 06.
08.30
15.30
10.30
14.15
Mo.,
So., 07.
09.00
17.00
12.00
15.45
Di.,
07.
09.00
17.15
12.00
16.00
Mo., 08.
09.00
17.45
13.00
16.30
Mi.,
08.
09.00
07.00
13.00
16.45
17.15
Do.,
09.
09.00
07.30
13.30
17.30
18.00
Fr.,
10.
10.00
07.45
14.30
18.15
18.45
Sa.,
11.
10.30
08.30
15.00
19.00
So.,
12.
11.00
09.00
15.30
19.30
Mo.,
13.
11.30
09.30
16.00
20.00
Di.,
14.
12.00
09.00
09.45
16.30
08.15
Mi.,
15.
12.30
09.00
09.30
10.00
17.00
08.30
Do.,
16.
13.00
09.30
10.00
10.30
17.30
09.00
Fr.,
17.
13.30
10.00
10.30
11.00
18.00
09.30
Sa.,
18.
14.30
10.30
11.00
11.45
19.00
10.15
So.,
19.
15.30
12.00
12.30
12.45
19.30
11.15
Mo.,
20.
16.30
13.00
13.30
14.15
19.30
12.45
Di.,
21.
08.00
15.15
10.30
14.00
Mi.,
22.
16.15
Do.,
23.
17.15
Fr.,
24.
09.00
07.00
13.00
17.00
Sa.,
25.
09.30
07.45
14.00
17.45
Di., 09.
Mi., 10.
Do., 11.
Fr.,
12.
Sa., 13.
So., 14.
Mo., 15.
09.00
07.15
09.30
08.00
10.30
08.30
11.00
09.00
11.30
09.15
12.00
12.30
09.45
09.00
10.30
13.30
14.00
15.00
15.30
07.30
16.00
07.45
16.30
08.15
17.00
09.00
Di., 16.
13.00
09.30
10.30
18.00
09.00
Mi., 17.
13.30
10.00
11.00
18.00
09.30
Do., 18.
14.00
10.30
11.15
18.30
09.45
Fr.,
19.
15.00
11.00
12.15
18.30
10.45
Sa., 20.
16.00
12.30
13.45
19.00
12.15
Sa., 21.
15.15
13.45
Mo., 22.
16.15
15.00
15.00
16.00
Di., 23.
09.00
17.15
12.00
16.00
Mi., 24.
09.00
18.00
13.00
16.45
Do., 25.
09.00
07.30
13.30
17.30
So.,
26.
10.00
08.30
14.30
18.30
Fr.,
26.
10.00
08.00
14.30
18.15
Mo.,
27.
11.00
08.45
15.30
19.30
Sa., 27.
10.30
08.30
15.00
19.00
Di.,
28.
12.00
09.00
09.30
16.30
08.00
So., 28.
11.00
09.30
15.30
08.00
Mi.,
29.
12.30
09.00
09.30
10.15
17.00
08.45
Mo., 29.
12.00
09.45
16.30
08.30
Do.,
30.
13.30
10.00
10.30
11.00
18.00
09.30
Di., 30.
12.30
10.15
17.00
08.45
Fr.,
31.
14.00
10.30
11.00
11.45
18.30
10.15
09.30
Cuxhaven – Neuwerk
Neuwerk – Cuxhaven
Wattführung
Cuxhaven – Neuwerk
Schiff ab
Cuxhaven
Sa., 01.
15.00
11.30
12.00
12.30
19.30
11.00
So.,
16.
14.00
10.30
11.00
11.30
19.00
10.00
So.,
Wattwagen
Duhnen Sahlenbg. Sahlenburg
Schiff ab
Neuwerk
Wattführung NW
Wattwagen
ab NW
Juni
Neuwerk – Cuxhaven
Juni
Schiff ab
Cuxhaven
Wattführung
Wattwagen
Duhnen Sahlenbg. Sahlenburg
Schiff ab
Neuwerk
Wattführung NW
Wattwagen
ab NW
02.
16.00
12.30
13.00
13.30
20.00
12.00
Mo., 17.
15.00
11.30
12.00
12.30
19.30
11.00
Mo., 03.
17.30
13.45
14.15
14.45
20.30
13.15
Di.,
18.
16.00
12.30
13.00
13.30
20.00
12.00
Di.,
04.
08.30
15.15
15.45
21.00
14.30
Mi., 19.
17.00
13.30
14.00
14.30
20.00
13.00
Mi., 05.
09.00
16.45
11.00
15.30
Do., 20.
08.30
15.00
15.30
20.30
Do., 06.
09.00
17.45
12.30
16.15
Fr.,
21.
09.00
16.45
11.00
15.30
15.30
Fr.,
07.
09.00
07.00
13.00
17.15
Sa., 22.
08.00
18.00
13.00
16.30
16.45
Sa., 08.
09.30
07.30
14.00
18.00
So.,
23.
09.00
07.30
13.30
17.30
So.,
09.
10.00
08.30
14.30
18.30
Mo,
24.
10.00
08.00
14.30
18.30
Mo., 10.
10.30
08.45
15.00
19.15
Di.,
25.
11.00
09.00
15.30
19.15
Di.,
11.
11.00
09.30
15.30
19.45
Mi., 26.
11.30
09.00
09.45
16.00
20.00
Mi,
12.
12.00
08.45
10.00
16.30
20.00
Do., 27.
12.30
09.00
09.30
10.15
17.00
08.45
Do., 13.
12.30
08.45
09.15
10.15
17.00
08.45
Fr.,
28.
13.00
09.45
10.15
10.45
17.30
09.15
Fr.,
14.
13.00
09.30
10.00
10.30
17.30
09.00
Sa., 29.
14.00
10.30
11.00
11.15
19.00
09.45
Sa., 15.
13.30
10.00
10.30
10.45
18.30
09.15
So., .30.
14.30
11.15
11.45
12.15
19.30
10.45
15.30
14.15
(Quelle: www.helgolandreisen.de /Änderungen vorbehalten)
Cuxhaven – Neuwerk
Nummer 11 / April 2013
Neuwerker Rundblick
2013er Team des Verein Jordsand im Nationalpark-Haus
Neues Team im Nationalpark-Haus auf Neuwerk
VON
NILS BREITBACH
ür die Gäste nahezu unbemerkt
hat sich am 14. Juli 2012 im Nationalpark-Haus auf Neuwerk ein
temporärer Personalwechsel vollzogen. Für die Dauer ihres Elternjahres
bis Ende September 2013 wird Imme
Schrey, Leiterin des Natiuonalparkhauses von einer zeitweiligen Vertretung abgelöst.
F
Nils Breitbach stammt aus Hessen, also
für hiesige Verhältnisse aus dem tiefen
Süden, und ist Ökologe. »Für ein eingehendes Studium der Inselgeschichte blieb
nach den Auswahlgesprächen im Juni
2012 kaum Zeit. Ruck zuck waren im
Rheingau die Zelte abgebrochen und ich
auch schon auf dem Weg in den Norden.
Nach der Neuwerker Feuer-Taufe war
dann schnell klar, wie hier der Hase läuft
bzw. die Wattwürmer husten. Neben den
vielen neuen Eindrücken und Aufgaben
gab es dann auch noch die ein oder anderen nicht eingeplanten Überraschungen während der Eingewöhnungsphase.
Alles in allem bin ich mit der Insel und
den hier lebenden »Eingeborenen« am
abendlichen Neuwerker Feuer schon
ganz gut »warm« geworden und vertrete
wohl bereits recht würdig die Geschicke
des Vereins Jordsand hier im Hamburger
Außenposten,« sagt Nils Breitbach zu seinen ersten Eindrücken. Und fährt in seinem rheinischem Humor fort: »Für ornithologische Kuriositäten ist Neuwerk ja
auch immer mal wieder gut. Neben den
besonders während der Zug- und Rastzeiten auf Neuwerk gelegentlich gesichteten Schnapsdrosseln und Schluckspechten hat die Insel nun also auch
noch einen Kauz vom Festland dazuge-
wonnen. Ob diese windverdriftete Seltenheit hier jedoch brüten wird, bleibt
vorerst abzuwarten. Zumindest besitze
ich bereits meine offiziell beurkundete
Neuwerker Staatsbürgerschaft.«
Seit Anfang Oktober 2012 hat Neuwerk
zwei weitere Attraktionen vorzuweisen,
und wieder handelt es sich um Exoten
mit Erstnachweis für Neuwerk. Das Team
des Nationalpark-Hauses wird seit dieser
Zeit nämlich von zwei EVSler/innen unterstützt. Watt EVS? Diese seltsame Bezeichnung steht für die europaweite Version des Freiwillen Ökologischen Jahres
(FÖJ). Die Britin Hannah und der Österreicher Bernhard Paces werden für ein
knappes Jahr auf Neuwerk bleiben und
sich ganz im Sinne der Völkerverständigung an ihren ersten Wattwanderungen
und Vogel-Führungen versuchen, was sie
direkt nach ihrer Ankunft am Ende der
2012er Saison schon sehr erfolgreich
getan haben.
ls vierten im Bunde gesellte sich
Mitte Februar schließlich noch Christian Albrecht aus Fürstenfeldbruck
zum frischgebackenen Team des Nationalpark-Hauses hinzu. Er reiht sich damit
in die lange und traditionsreiche Liste der
FÖJler/innen des Vereins Jordsand ein
und komplettiert damit das 2013er Team
des Verein Jordsand im Dienste des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer
auf der Insel Neuwerk.
Die Saison 2013 wird also ganz im Zeichen eines jungen und dynamischen
Teams stehen, das nach Kräften versuchen wird, allen Gästen spannende und
aufschlussreiche Veranstaltungen anzubieten.
A
11
12
Neuwerker Rundblick
Nummer 11 / April 2013
Impressionen auf Scharhörn
Herbst 2012: Ein Blick aus dem Fenster
VON
ECKART SCHREY
nunterbrochen treibt der
Herbststurm Wellen über
das Dünengras. Das Grün
des Sommers ist verblasst, es dominieren Gelb- und Brauntöne.
Dazwischen einzelne Rosenbüsche, noch dunkelgrün, aber
schon gelb und rot getupft. Hinter dem Dünenkamm liegt das
trockengefallene Riff, dahinter
dehnt sich die Außen-Elbe im
Einheitsgrau bis zum Horizont.
U
Ich sitze in der Vogelwärterhütte
auf der Insel Scharhörn im Hamburger Wattenmeer- Nationalpark,
der verwaltungsmäßig zum Bezirk
HH-Mitte gehört. Hier ist die Welt
zu Ende, jedenfalls für terrestrische
Lebewesen. Zu Fuß geht es hier
nicht mehr weiter. Es ist früher
Morgen und ich wärme mir die
klammen Hände an einer dampfenden Tasse Kaffee. Der kleine Holzofen faucht und versucht seine
Wärme im Raum auszubreiten, was
ihm aber nur mühsam gelingt.
Sarah, die Vogelwärterin des Vereins für diesen Sommer, hat mir die
Station vor 2 Wochen übergeben.
Ich mache den Saisonabschluss auf
der Insel bis zum Ende der Herbstferien.
Es ist Mitte Oktober und Vogelzugwetter. Überall sind größere
und kleinere Gruppen von ziehenden Gänsen unterwegs. Waren es
bisher meistens Graugänse, so sind
es heute überwiegend Weißwangengänse, die jetzt in langen Ketten
oder lockeren Trupps von ihren sibirischen Brutgebieten an der Eismeerküste kommend hier durchziehen. Die Reise geht weiter bis
zur Insel Neuwerk oder nach Niedersachsen, als Nahrungsrevier für
hungrige Vegetarier ist die kleine
Düneninsel Scharhörn zu karg.
as Watt draußen ist bedeckt
mit Vögeln. Alpenstrandläufer, Knutts und Pfuhlschnepfen sind in großen Schwärmen auf den frei liegenden Watten
unterwegs, Tausende hungriger
Schnäbel zerlöchern den reich gedeckten Tisch. Für Muschel- und
Wurmfresser ist das hier ein Schlaraffenland. Auf der Plate herüber
zur Nachbarinsel Nigehörn stehen
Brachvögel,
Kiebitzregenpfeifer
D
und Brandgänse und durchsuchen
Flachwasserbereiche und Quellerwatt nach Fressbarem. Auf einmal
regnet es direkt vor dem meinem
Fenster. Es regnet Vögel. Ein riesiger Schwarm Kohlmeisen überfällt
den Heckenrosenbusch vor der
Hütte. Überall sind Kohlmeisen, so
viele zusammen habe ich noch nie
keine 10 Meter entfernt.
Es ist ein wunderschönes, ausgefärbtes Männchen mit rot gebänderter
Brust,
schiefergrauem Rücken
und hellen Nackenflekken. Interessiert späht
es in den Rosenbusch.
Eckart Schrey, Jordsand e.V.
Vogelwärterstation auf Scharhörn 2012
gesehen. Unmöglich sie zu zählen.
Sie drücken sich in die vom Wind
geschüttelten Zweige, verschwinden, tauchen wieder auf, geschäftig
wie immer. Auch auf dem Geländer
der Hütte, direkt vor meinem Fenster landen sie, werden aber vom
Wind wieder heruntergefegt. Die
intensive Nahrungssuche beginnt
sofort, im Gebüsch, im Gras, auf
dem Boden oder zwischen den Balken und Brettern der aufgeständerten Hütte. Die Fettpolster müssen
für die Weiterreise wieder aufgefüllt
werden, so gut es hier draußen
denn geht. Man fragt sich schon,
wie die kleinen Kerle es überhaupt
zweimal im Jahr über die Nordsee
schaffen. Vor ein paar Tagen waren
Wintergoldhähnchen hier, etwa 4
Gramm schwer, kleiner als ein
Zaunkönig. Wie viel Treibstoff ist da
»an Bord«, was bleibt an Reserve?
Auf jeden Fall ist diese Passage eine
lebensgefährliche Angelegenheit.
Plötzlich stiebt die ganze Meisenschar auseinander oder drückt sich
zwischen die Zweige des Rosenbusches. Ein kurzer Schatten streift
den Blick, dann sitzt ein Sperber direkt vor mir auf dem Dach des
Holzschuppens. Er bemerkt mich
nicht, aber ich kann ihm direkt in
die gelben Greifvogelaugen sehen,
Lange wird es wohl nicht dauern,
bis die Reise für eine kleine Meise
hier zu Ende geht. Lange hält es der
kleine Jäger auf dem Schuppendach
nicht aus. Er ist rechtzeitig entdeckt
worden und hat keine Chance auf
Beute. Sein Erfolgsgeheimnis ist der
Überraschungsangriff aus der Dekkung heraus.
nd so beginnt das geschäftige Treiben der großen Reisegesellschaft wieder aufs
Neue. Aber auch den Meisenschwarm hält es nicht lange auf der
kleinen Insel. Die Heimat der bunten Vögel sind schließlich Wälder
und Gärten, auf jeden Fall Bäume.
Davon ist hier draußen weit und
breit nichts zu sehen. Genauso
plötzlich wie sie gekommen sind,
verschwinden sie auch wieder.
Ganze Ströme von Meisen entlässt
der Rosenbusch in den Himmel.
Ein paar Mal tanzen sie um den
Wettermast, steigen auf, kehren um,
als ob sie sich doch noch nicht trennen wollten, dann geht es weiter
Richtung Festland. Über Tausend
Vögel kann ich zählen. Gute Reise.
Als ich aus der Hüttentür trete,
fliegt vom Boden ein kleiner Greifvogel auf. Wieder ein Sperber, dieses Mal ein junges braunes Männ-
U
chen. Und er hat Beute
gemacht. Eine Kohlmeise hat es also doch
erwischt. Doch satt wird
er von seiner Beute dieses Mal nicht. Über der
Randdüne steigt ein großer Greif auf, ein Raufußbussard, gut erkennbar am schwarz-weißen
Schwanz und den auffälligen Abzeichen am Flügelbug. Drei, vier Flugattacken, dann lässt der
Sperber die Beute fallen.
Der Raufuß nimmt sie in
Besitz und kommt unverhofft zu einem Kohlmeisen-Frühstück. Ob sich das erfahrene adulte
Sperber-Männchen die Beute auch
so schnell hätte abjagen lassen?
Der Rosenbusch »lebt« immer
noch. Eine große Schar Drosseln,
Sing- und Rotdrosseln sind es,
macht sich über die Hagebutten
her. Es scheint so, als trauten sie
sich erst jetzt nach dem Meisengewitter aus der Deckung.
Ich genieße es sehr, den Zug der
Vögel so hautnah miterleben zu
können. Und es ist wohl so, dass
die großen Tierwanderungen die
Menschen schon seit Urzeiten fasziniert haben. Nicht zuletzt waren sie
früher – anders als heute - als Nahrungsquelle für das Überleben des
Homo sapiens notwendig. In
Europa ist uns davon als erlebbares
Naturphänomen nur der Vogelzug
geblieben. Auf einer kleinen Insel
verläuft er natürlich besonders
spektakulär. Wo kann man bessere
Artenkenntnis erwerben und Bewunderung für unsere Mitwelt entwickeln als beim Anblick der ziehenden Vogelschwärme?
Vielleicht beim Blick aus dem Fenster. An so manchem Vogelfutterhaus oder im eigenen Hausgarten
ist eine dauerhafte Liebe zur Vogelbeobachtung entstanden.
Nummer 11 / April 2013
13
Neuwerker Rundblick
Heute und damals
Sommer 1954: Sturmerprobte Hütte
VON
HELLA OSTERMANN-MESTEL
SCHREY
UND IMME
in Blick in die Vereinszeitschrift des
Jordsands »SEEVÖGEL« und den Artikel von Eckart Schrey rief Erinnerungen bei Frau Hella Ostermann-Mestel wach.
Sie erblickte das Foto einer »sehr komfortablen Vogelwärtervilla« von Scharhörn und
erinnerte sich an eine ganz besondere Zeit
knapp 60 Jahre zuvor, nämlich im Jahr 1954.
Ihr Bruder, Eckhard Mestel, war als Vogelwart auf der Vogelinsel Scharhörn im Einsatz. Aus Sicherheitsgründen durfte ein Vogelwart damals nie allein auf der Insel
weilen, so dass er seine jüngere Schwester
als Hilfsvogelwart mitnahm.
E
In einem langen, sechsseitigem Brief schreibt
sie: » Als damals 20-jährige verfügte ich über
keine sonderlichen ornithologischen Kenntnisse, aber mein Bruder hatte wohl Hoffnung,
mir diese beibringen zu können.« ... und über
die damalige Unterbringung: »Die Hütte sei zwar
noch nicht sturmerprobt, aber man vertraute auf
die mit Drähten gesicherte Verankerung – und
die hielt sogar standhaft, als im Spätsommer
1954 Sturm und Hochflut zugleich Tag und
Nacht die kleine Hütte heftig umtosten. Unvergesslich ist mir die besonders dunkle Nacht in
Erinnerung geblieben. Das ständig laute brausende Getöse des Meeres und des Sturmes, dazu
das Geschrei der Seevögel, die sich schutzsuchend im Windschatten der Hütte niedergelassen hatten. Die Betten schienen zu schwanken,
besonders das meinige oben, wo ich lag. Da kam
die Stimme meines Bruders von unten: 'Vielleicht fliegen wir diese Nacht noch weg!'" ... »Zu
'unserer' Zeit stand auch noch die Scharhörnbake, die man bei Niedrigwasser von unserer
Hütte aus erreichen konnte. Trinkwasser, Schiffszwieback, ein Strohlager und Wolldecken waren
dort für eventuelle Schiffbrüchige bereit.« Der
Bruder beschreibt die Zeit »als die schönste meines Lebens!« Herr Mestel berichtet von etwa
4000 bis 5000 Brutpaare Seeschwalben, vorwie-
Das Bett
gend
Flussseeschwalben,
aber auch Küstenseeschwalben und es wurde sogar ein
Ei einer Brandseeschwalbe
gefunden. Auch die Gelege
der Seeregenpfeifer waren
bedroht. Nach dem Abbrennen der Vegetation gegen
eine Rattenplage auf der
Insel schickte man Hunde
zum Aufsuchen der eierfressenden Nagetiere in ihren
Gängen los.
Die Schwester, heute Künstlerin, stellt dem Rundblick
Zeichnungen der Hütte zur
Verfügung, die während ihres
Aufenthaltes dort entstanden.
Man bedenke, dass Scharhörn eine wandernde Düneninsel ist – aus der damaligen Zeit liegt kein Sandkorn
der Insel mehr an seinem
Platz. Der Standort des Bauwagens befindet sich außerhalb des heutigen Inselumrisses im Westen, die Insel ist
nach Südosten gewandert.
Selbst von der 1957 neu erbauten Hütte sind heute nur
noch Pfahlreste am Weststrand zu sehen.
Durch das Beringen der
jungen Seevögel durch Herrn
Mestel kann das Verhalten
von einzelnen Vögeln über einen großen Zeitraum verfolgt werden, da später wieder aufgefundene Vögel identifiziert werden können.
Insgesamt war das damalige Leben auf Scharhörn noch spartanischer als heute. Fließendes
Wasser gibt es immer noch nicht, jedoch wird
Trinkwasser in Kanistern mit Wattwagen zur
Insel gebracht. Damals wurde es durch aufgefangenes Regenwasser gewonnen, zum Waschen
ging man in die See – das ist auch heute noch
Die Hütte
Die Scharhörnbake
so. Lebensmittel besorgte Herr Mestel sich im
kleinen Laden auf Neuwerk bei Otto Frers, ein
Fußmarsch von 7 km durch das Watt. Damals
war der Wattweg nach Scharhörn noch nicht mit
Pricken ausgesteckt. Wenn etwas Frisches fehlte
wurde auch schon mal eine Silbermöwe mit
einer Falle gefangen und verspeist. Möweneier
standen ebenfalls auf dem Speiseplan. Das hatte
außerdem den Hintergrund, dass der Bestand
der Großmöwen reduziert werden sollte, die die
Gelege und Jungen der Seeschwalben ausräubern. Selten gab es frisches Obst – einmal in
Form einer angetriebenen Apfelsinenkiste. Auch
Zwiebeln fanden sich gelegentlich im Spülsaum.
Es gibt so viele Geschichten und Anekdoten
aus der Zeit. Herr Mestel trifft sich immer noch
jährlich mit Freunden, ehemaligen ScharhörnVogelwarten und Vogelwart-Betreuern. So auch
in diesem Jahr. Bei dem Treffen wollen nun alle
einen Termin finden, um nach so langer Zeit
endlich auch einmal wieder »ihre Insel« zu besuchen. Bei der Organisation des Treffens werden die Mitarbeiter des NP Hauses behilflich
sein und freuen sich schon auf das Kennenlernen. Sie hoffen, ein wenig am »Schwelgen in
alten Zeiten« teilhaben zu dürfen. Der NR wird
weiter berichten.
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Nummer 11 / April 2013
Neuwerker Rundblick
EVS – Watt iss denn dat?
VON
NILS BREITBACH UND BERNHARD PACES
chon wieder so eine Abkürzung mag der ein oder andere jetzt denken. Aber sie
steht für etwas sehr Sinnvolles!
Was es genau damit auf sich hat,
wird sich unseren aufmerksamen
Lesern im Folgenden erschließen:
S
Die Abkürzung EVS steht für den
englischen Begriff »European Voluntary Service«, was übersetzt dann den
Europäischen Freiwilligendienstes
(EFD) ergibt. Hört sich ziemlich international an? Ist es auch! Dieser
Freiwilligendienst wurde von der europäischen Union ins Leben gerufen,
um speziell jungen Menschen im
Alter zwischen 18 und 30 Jahren die
Möglichkeit zu geben, für bis zu
zwölf Monate in einem anderen europäischen Land zu leben und zu arbeiten. Im Grunde kann man es ganz
gut mit dem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) oder dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) vergleichen.
Mit dem Unterschied, dass beim EVS
ein intereuropäischer Austausch
möglich wird. Europa soll zusammenwachsen und da macht es ja gerade Sinn, dass man als junger
Mensch mal über den Tellerrand des
eigenen Landes schaut und die Freiwilligen während ihres Engagements
andere Länder, Sitten und eventuell
auch eine neue Sprache kennen lernen. Neben der praktischen Arbeit
Hannah Smith (England) und Bernhard
Paces (Österreich) (Foto: Nils Breitbach)
steht bei diesem Projekt also vor
allem der interkulturelle Austausch
zwischen den jungen Erwachsenen
verschiedenster Länder im Vordergrund.
Weil diese Art des Austausches zwischen den Ländern und Kulturen
sehr wichtig ist, damit Europa stärker
zusammenwachsen kann, stellt die
Europäische Union zu dessen Förderung große Mengen an finanziellen
Mitteln zur Verfügung. Solche Maßnahmen sind gerade im krisengebeutelten Euroland sehr wichtig und
sorgen für gegenseitiges Verständnis
und Solidarität unter den Partnerländern. Ein wichtiger Vorteil eines
solchen EU-weiten Fördertopfes ist,
dass die Teilnahme für alle teilnehmenden Freiwilligen kostenlos ist.
Damit erhält jede Organisation oder
Einsatzstelle , die eine/n EVSler/in für
einen Einsatz aufnimmt, EU-Mittel
zur Verfügung gestellt, damit den
ausländischen Helfern ein Taschengeld, Verpflegungsgeld und die einmalige An- und Abreise finanziert
werden kann. Damit steht ein EVS
prinzipiell jedem frei und nicht nur
Menschen aus gut situierten Haushalten können am EFD teilnehmen.
ine sehr sinnvolle Sache? Das
finden auch Hannah Smith aus
England und Bernhard Paces
aus Österreich, die in der Saison
2013 die Arbeit im NationalparkHaus kräftig unterstützen werden.
Erste Früchte hat die internationale
Zusammenarbeit im NationalparkHaus bereits getragen: Die druckfrische englische Fassung der neuen
45-seitigen Nationalpark-Broschüre,
die nun erstmals auch unseren Nationalpark den internationalen Gästen erschließen wird. Ein erster Meilenstein,
der
durch
solchen
Austausch möglich wird.
E
Ausstellung im Sommer:
Maler Gerhard Schubert auf Neuwerk
Es ist ein Tag mit typischem
Neuwerkwetter,
schnell wechselnden hohen
Kumuluswolken,
Wind,
Sonne, Schauern und vielen
Vögeln.
Ein alter Herr in Anorak
und Schirmmütze in den bedeckten Farben der Vogelliebhaber, dazu Knickerbokkerhosen geht am Arm
seiner Tochter flotten Schrittes auf dem Neuwerker
Deich in der Nähe der Niederfahrt Richtung Festland
spazieren. Plötzlich bleibt er
stehen und ruft: »Oh, sieh
mal, was für eine herrliche Wolke!«
und zieht einen kleinen Skizzenblock samt Bleistift aus seiner Jakkentasche, kniet sich auf dem Deich
hin und wirft ein paar Striche aufs
Papier. Dann zückt er den TaschenTuschkasten, ein Tintenfass voll Wasser und einen kleinen Pinsel und
skizziert in null Komma nichts voll
Begeisterung die tolle Wolke. Der
Hamburger Kunstmaler, von dem
hier die Rede ist, ist Gerhard Schubert (1911–2006). Er hat die Insel
Neuwerk zuerst 1937/38 als Kunststudent und dann als alter Mann von
1973 bis 1993 ganz regelmäßig, oft
mehrmals im Jahr, besucht und dort
gearbeitet. Aus der Zeit seit 1973, wo
er – oft zusammen mit seiner Frau Elsa und/oder
seiner Tochter Ursula – im
Haus von Familie Hilde
Nielsen seinen NeuwerkUrlaub verbracht hat, gibt
es eine Unmenge von kleinen Skizzen und einige
Aquarelle und Ölbilder,
die »live« vor Ort entstanden sind.
Die Wahl des Motivs
»Vögel« für so viele seiner
Drucke ist nicht sehr verwunderlich, denn der
Maler war schon als Junge
in Hamburg ein Vogelliebhaber und hat sich sein ganzes weiteres Leben lang immer für die Vögel
interessiert und auch versucht, in seinen Kindern, dieses Interesse zu
wecken. Da war das Vogelparadies
Neuwerk natürlich ein wunderbarer
Urlaubsort für ihn! Freuen Sie sich
auf die Sommerausstellung im Nationalparkhaus!
Nummer 11 / April 2013
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Neuwerker Rundblick
Ein »Urlaubsbuchmagazin«:
59 Stunden Neuwerk
eter Ebert, mittlerweile pensionierter Lehrer aus Korbach/Nordhessen, schildert in
kurzweiliger und unterhaltsamer
Form seine Urlaubstage auf der
kleinen Insel Neuwerk mitten im
Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer. Nicht zu verkennen: Er
hat sich schon bei seinem ersten
Besuch hoffnungslos in das Eiland
verliebt. Sein Fazit übrigens: Auch
sehr kurze Zeitspannen können
alles bieten, was im besten Sinne
einen Urlaub ausmacht.
Eine kleine Leseprobe:
»... Als ich mich dann mehr und
mehr der See zuwandte, merkte ich
P
schnell, dass das Laufen dort noch
viel mehr brachte. Das Wattenmeer
ist eine ganz andere Welt – alltagsfern und oft geradezu unwirklich
erscheinend. An schönen Tagen erstreckt sich die Landschaft schier
endlos vor dem Betrachter, helle
Wolken segeln plastisch wie nirgends vor einer ungeheuren blauen
Glocke daher. Bei stürmischem
Wetter jagen dunkle Wolken bedrohlich tief über das Watt, drücken
von oben, lassen den Wanderer
zum Zwerg schrumpfen. Bei Regen
und starkem Dunst wiederum rückt
die Umgebung ganz
nah heran. Die Szenerie wirkt plötzlich
eng; verloren klingen
die
Schreie
der
Möwen.
Nebel
schließlich
schafft
einen unwirklich erscheinenden
Mikrokosmos.
Zuweilen fesselt die Natur die
Sinne, meist jedoch haben die Gedanken freien Lauf.
Das Zusammenspiel von besonderem Licht, Geräuschen von Wind,
Wasser und Vogelwelt sowie den
Dimensionen dieser Landschaft –
es gibt sicher nicht viele Orte, an
denen man sich derart groß und klein zugleich vorkommt. Es
gibt wohl auch keinen besser geeigneten Ort um abzuschalten, die Dinge
aus einem anderen Blickwinkel zu
betrachten, gegebenenfalls zu sich
selbst zu finden....«
Das Magazin ist für 12.– auf der
Insel erhältlich (Galerie Brinkmann
oder Neuwerkstatt) oder über das
Internet (www.neuwerk-klamotten.de) bestellbar.
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Neuwerker Rundblick
Nummer 11 / April 2013
Leuchtfeuer Neuwerk entbehrlich?
VON
FRANK TOUSSAINT
iele Quermarkenfeuer an Elbe, Weser und Jade hat
man schon in den 80er Jahren gelöscht. Nun hat auch
der Leuchtturm Neuwerk als Feuerträger für die durchgehende Schifffahrt ausgedient. Das WSA-Cuxhaven möchte
das Leuchtfeuer aufgeben. Das bedeutet aber zum Glück
nicht unbedingt dessen Abschaltung.
V
Historie
Im kommenden Jahr jährt
sich die Zündung des Feuers auf dem
Neuwerker
Turm
zum
200sten
Mal,
seit etwa 370
Jahren ist dann
Neuwerk überhaupt durch Hamburg befeuert. Seit
der Abschaltung des »Hamburger Leuchtturms« (Cuxhaven, Alte Liebe) ist dies
Deutschlands ältestes Nachtseezeichen –
kein Feuerschiff, keine Leuchttonne und
auch kein heute betriebener Leuchtturm
ist älter. Schon aus diesen kulturellen
Gründen wäre es gut, wenn sich Hamburg bereitfände, das Feuer weiter zu betreiben. Für Kultur sind in Deutschland
letztlich die Länder und nicht der Bund
verantwortlich. Und dies gilt im Falle des
Neuwerker Turms aus Sicht des Steuerzahlers umso mehr, als das Dienstgebäude der Hamburg Port Authority (HPA)
ja gleich neben dem alten Turm auf der
Insel steht – preisgünstiger ist Denkmalpflege kaum zu haben.
Erforderlichkeit
»Nautisch nicht mehr erforderlich« ist
der Turm aus navigatorischer Sicht. Was
aber für die durchgehende Großschifffahrt schon lange stimmt, stimmt für andere noch lange nicht.
Da sind zunächst die Sportschiffer, die
am oder im Elbe-Weser-Binnenfahrwasser
zwischen Neuwerk und dem Festland vor
Anker liegen, um auf passende Tide zu
warten. Wenn man hier in mondlosen
Nächten Ankerwache gehen soll, hat man
keinen Orientierungspunkt. Also macht
mancher illegal an einer Tonne fest oder
betet. Aber die Lobby der Sportschifffahrt
ist nicht sehr stark.
Auch wer je in eine lange Winternacht
hinein mit dem Wattwagen nach Neuwerk gefahren ist, weiß den Turm zu
schätzen. Sein starkes Licht ist im Dunkeln das Einzige, was Priele und Bänke
notdürftig erhellt. Und zu jener Jahreszeit lässt es die Tide nicht immer zu im
Hellen zu fahren.
Aktuelles
Offiziell sind die Pläne zur Aufgabe des
Neuwerker Feuers wohl seit Ende Januar.
Die Interessengemeinschaft Seezeichen
(IGSZ, www.igsz.de), ein gemeinnütziger
Verein des maritimen Denkmalschutzes,
weiß von den Planungen schon einige
Monate länger. Im Herbst sprach sie mit
dem Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA)
Cuxhaven, dass doch eventuell die Han-
sestadt Hamburg das Feuer mit Einschränkungen weiter betreiben könne –
und stieß erfreulicher Weise nicht auf Ablehnung sondern auf grundsätzliche Offenheit des Amtes. Die IGSZ hat sich daraufhin auf politischer Ebene schon mal
etwas umgesehen. Sie hat die eindringliche Bitte an HPA gesendet, das Vorhaben
zu unterstützen – schließlich haben einige ihrer Mitarbeiter gleich neben dem
Turm ihren Arbeitsplatz. Dasselbe Schreiben ging an die Hamburger Kultursenatorin, Prof. Barbara Kisseler, sie möge das
Projekt aus denkmalschützerischer Sicht
begleiten.
Inzwischen steht fest: Wenn Hamburg
sich bereit erklärt, das Feuer zu übernehmen, könnte aus Sicht des WSA der
Turm weiter als Nachtsichtzeichen dienen. Die reinen Unterhaltskosten des
Leuchtfeuers halten sich für die Stadt sowieso in Grenzen. Die teure Bauunterhaltung zahlt die Hansestadt Hamburg
(mit kleiner Unterbrechung) schon seit
Jahrhunderten. Der Bund und seine Vorgänger waren bestenfalls für Laterne und
Feuer zuständig - das aber ist kein großer
Posten. Für das Leuchtfeuer Kampen auf
Sylt sind diese Kosten zum Beispiel vor
einigen Jahren auf 2000,– Euro pro Jahr
abgeschätzt worden.
Da trifft es sich gut, dass Hamburg kürzlich die Kulturtaxe als Aufschlag auf die
Übernachtungspreise eingeführt hat.
Mehr Kultur als ein 700 Jahre alter
Leuchtturm geht nicht. Da ist der Neuwerker Anteil des Geldes gut investiert –
zur Freude der Touristen!
In den letzten Wochen hat es daher
zahlreiche Aktivitäten gegeben. Die Beteiligten, also das Bezirksamt HamburgMitte, HPA und die Kulturbehörde sowie
die Sprinkenhof AG als Gebäudemanager
verschaffen sich einen Überblick über die
bauliche und rechtliche Situation. Auch
der Förderverein Insel Neuwerk hat sich
in die Gespräche mit den Beteiligten eingeschaltet und will nach Kräften unterstützen! Und mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt ist Hamburg im Gespräch – für
das Feuer auf dem Neuwerker Leuchtturm sieht es also recht gut aus.
Drücken wir die Daumen.