Das komplette Programmheft 2002
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Das komplette Programmheft 2002
Editorial „Der Fernsehpreis hat seinen Platz gefunden“ Zum vierten Mal stehen heute die Fernsehmacherinnen und -macher im Mittelpunkt, die uns und vor allem den Zuschauerinnen und Zuschauern im vergangenen Jahr die ergreifendsten, unterhaltsamsten, informativsten oder schlicht: die besten Fernsehstunden beschert haben. DER DEUTSCHE FERNSEHPREIS ehrt sie für ihre hervorragende Arbeit. Fritz Pleitgen, Intendant Westdeutscher Rundfunk, ARD-Vorsitzender Mit der diesjährigen Ausstrahlung im ERSTEN endet der erste Turnus des DEUTSCHEN FERNSEHPREISES. Jeder der beteiligten Sender, RTL, ZDF, SAT.1 und ARD, hat jeweils einmal Preisverleihung und Gala ausgerichtet. Wir haben in dieser Zeit unser Ziel erreicht. DER DEUTSCHE FERNSEHPREIS hat seinen Platz gefunden. Er ist in den vergangenen Jahren zum Prädikatszeichen für Höchstleistungen von Fernsehmacherinnen und -machern geworden und setzt damit Maßstäbe für Programmqualität. Er ist nicht nur bekannt und anerkannt, sondern rangiert ganz oben in der Wertschätzung der Branche und des Publikums. Lassen Sie mich einige Entscheidungen der Jury in Erinnerung rufen: populäre Fernsehereignisse wie Die Bubi Scholz Story (1999), Doppelter Einsatz (2000) oder Der Tunnel (2001). Die Auszeichnung der Moderatorin Sandra Maischberger Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 3 (2000), sowie der Moderatoren Michel Friedman (2001) oder Oliver Welke (2001). Besonders wichtig ist mir der Förderpreis. Er unterstützt Talente und stärkt den Nachwuchs. Der Regisseur Stefan Krohmer (1999) beeindruckte mit Ende der Saison (ARD), die Schauspieler Matthias Schweighöfer (2000) und Stefanie Stappenbeck (1999) haben ihren Weg gemacht und erfreuen uns mit ihren Leistungen inzwischen in vielen Hauptrollen. Natürlich ist Harald Schmidt zu nennen, der als einziger zwei Mal ausgezeichnet wurde. Die Ehrungen für die Fernsehlegenden Inge Meysel und Peter Scholl-Latour gehören in diese Aufzählung. Alle Genannten sind Ihnen bekannt, doch sie sind nur eine kleine Auswahl. Jede Nominierung darf bereits mit Fug und Recht als Auszeichnung betrachtet werden ! Das Organisationsbüro ist nicht nur höchst effizient in der Vorbereitung von festlichen Galas, es bringt auch den erforderlichen Charme auf, jeden davon zu überzeugen, dass er auf dem richtigen Platz sitzt. Es sorgt dafür, dass Sie dieses Heft und immer ein gefülltes Glas in Händen halten. Nicht vergessen möchte ich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Produktion und Redaktion der beteiligten Sender, die uns alljährlich eine große Show liefern. Jedes Haus hat an diesem gemeinsamen Produkt mitgearbeitet. Es ist in meinen Augen immer noch ein Kunststück, private und öffentlich-rechtliche Sender so konstruktiv zusammenzubringen wie dies mit dem DEUTSCHEN FERNSEHPREIS gelungen ist. Wir lernen voneinander und bringen so das Beste aller Häuser zusammen. Nach vier Jahren ist es angebracht, die gespannte Vorfreude auf die diesjährigen Nominierten und Preisträger mit einem Dank zu verbinden an jene, die die Qual der Wahl zu ertragen haben, die Juroren. Fast 6.000 Programme haben die Jury-Mitglieder seit 1999 gesichtet, die Spreu vom Weizen getrennt, um Kriterien, Wirkungen und Leistungen gerungen und schließlich die Entscheidungen gefällt, die uns jene spannenden Momente liefern, die mit den Worten beginnen: Gewinner ist … Wir werden gemeinsam weitermachen! Darin sind wir uns einig, die Intendanten und die Programmgeschäftsführer. Unterstützt und vorbereitet wird die Jury vom engagiert arbeitenden Ständigen Sekretariat, dem Kassettenumschlagplatz. Es trägt dafür Sorge, dass die richtigen Programme zur richtigen Zeit wahrgenommen, zugeordnet, verschickt und gesichtet werden. Es ist zu einer wichtigen Adresse für die Branche geworden. Ich wünsche Ihnen einen unterhaltsamen und spannenden Abend im Kölner Coloneum. Doch nach dem Blick hinter die Kulissen sollten jetzt wieder die im Mittelpunkt stehen, die dort hingehören: Die Künstlerinnen und Künstler, Redakteurinnen und Redakteure, Produktionsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, die Fernsehen zu dem machen, was es ist: zur schönsten Nebensache der Welt… Fritz Pleitgen, Intendant Westdeutscher Rundfunk, ARD-Vorsitzender Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 5 Beste Unterhaltungssendung Beste Moderation Unterhaltung > DIE 80ER SHOW/ OLIVER GEISSEN > DER GROSSE IQ-TEST/ > BLONDES GIFT/ GÜNTHER JAUCH BARBARA SCHÖNEBERGER Bunt, unterhaltsam und informativ präsentierte Oliver Geißen (33) Die 80er Show. Viele Stars, darunter Günther Jauch, Nena und Hella von Sinnen erinnerten an amüsante Frisuren, Dallas und „99 Luftballons“ – aber auch an Tschernobyl und den Sturz von Helmut Schmidt. Die Zehnteilige Retro-Show mit dem charmanten „Moderator der Zukunft“ (WELT AM SONNTAG) war die „TV-Sensation des Jahres“ (TV MEDIA) und sorgte für Traumquoten von fast 9 Millionen Zuschauern. Die Jury: Pop und Zeitgeschichte als SamstagabendShow. Wir wussten es ja schon immer – Deutschland ist klug. Den letzten Beweis lieferte uns in diesem Jahr der deutsche Quizkönig Günther Jauch (46) mit seiner Samstagabend-Show Der grosse IQ-Test. Der Journalist war „nicht verkrampft und nicht dynamisch locker. Sondern unbeschwert“ (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG). Und genau dafür liebt ihn die Fernsehnation. Kein Wunder also, dass die Wissens-Show RTL einen Marktanteil von 33,1 Prozent bescherte . Die Jury: Jauch gelingt im Augenblick einfach alles: sogar die Show zur Pisa-Studie. „Barbara Schöneberger (28) ist nicht nur intelligent, komisch und ironisch, sondern mischt bereits seit eineinhalb Jahren erfolgreich ,Blondes Gift‘“, beschreibt die NEUE RUHR ZEITUNG den stetig wachsenden Erfolg der Moderatorin. Ihre PersonalityShow entwickelte sich zur Kultsendung. Der Moderationsstil der Münchnerin ist erfrischend anders und entlarvt „durch Übertreibung, Parodie und schlichten Bruch“ (FAZ) die konventionellen Regeln des Fernsehens. Die Jury: Ein herrlich unbekümmerter Selbstversuch, unterhaltsames Fernsehen ohne Rücksicht auf eigene Verluste. Produktion: I&U Information & Unterhaltung Moderation: Oliver Geißen Producer: Regina Brune Executive Producer: Andreas Zaik Redaktion: Markus Küttner, Jochen Mast Redaktionsleitung: Holger Andersen Sender: RTL Produktion: ENDEMOL Entertainment Moderation: Günther Jauch Co-Moderation: Ulrike von der Groeben Producer: Alies Glees Executive Producer: Jürgen Brinckmann Redaktion RTL: Monika Zielinski Sender: RTL Produktion: Entertainment Factory Moderation: Barbara Schöneberger Producer: Alexander Söllner Redaktionsleitung: Birgit Baumann Produzent: Oliver Mielke Redaktion WDR: Volker Nenzel Sender: WDR Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 7 Beste Serie > EDEL & STARCK > MEIN LEBEN & ICH > BERLIN, BERLIN Er: „Ich sehe immer freundlich aus.“ Sie: „Das war eine Lüge Ihrer Mutter, um sie über Ihre einsame Pubertät hinwegzutrösten.“ Die Anwälte Felix Edel (Christoph M. Ohrt) und Sandra Starck (Rebecca Immanuel) sind ein ungleiches Duo: der eine betont lässig, die andere emanzipiert und ehrgeizig. Die unterhaltsame Anwaltsserie besticht durch „skurrile Fälle“ und „pointenreiche Wortgefechte“ (BERLINER ZEITUNG) aus der Feder von Marc Terjung (36). Die Jury: Timing, Rhythmus, Spielfreude – die ScrewballVariante unter den Rechtsanwaltsserien. „Man darf RTL gratulieren, zu einer Spitzenserie die unbedingt als Pflichttermin eingetragen gehört,“ jubelte die WESTDEUTSCHE ZEITUNG. In Mein Leben & ich analysiert die Schülerin Alex Degenhardt (Wolke Hegenbarth) mit beißender Intelligenz und düsterem Scharfsinn ihr turbulentes Teenie-Leben. In diesem Jahr gewann die Comedy-Serie beim internationalen TV-Festival in Venedig den Preis für das beste Format. Die Jury: 68 und die Folgen: bissige Storylines, eigensinnige Figuren, und alle wissen, wie das Leben zu sein hat. Radio Bremen hat mit Berlin, Berlin eine Serie produziert, „die im deutschen TV Seltenheitswert hat: Schnell erzählte Geschichten mit kurzen Dialogen und einem genauen Gefühl fürs richtige Timing“ – so der SPIEGEL über die neue ARD-Serie. Pointenreiche Wortwechsel und originelle Figurenkonstellationen, gewürzt mit Zeichentrickeinspielern und fetziger Musik, machen das Großstadtepos zu einem erfrischenden Vorabendvergnügen. Die Jury: Temporeich, witzig und näher am Leben als am Zeitgeist, bereichert Berlin, Berlin den Vorabend. Produktion: PHOENIX Film Producer: Dirk Eisfeld Produzent: Markus Brunnemann Buch: Marc Terjung Regie: Dirk Regel, Ulrich Zrenner, Dennis Satin, Jakob Schäuffelen, Matthias Kopp Redaktion: Jan Bremme, Karin Dahlberg Redaktionsleiter: Jan Kromschröder Sender: SAT.1 Produktion: Columbia TriStar Producer: Elke Luhmann, Godehard Wolpers Executive Producer: Imre von der Heydt, Christian Munder Produzent: Christiane Ruff Buch: Mark Werner (Headwriter), Paula Roth (Series Creator) Regie: Richard Huber, Ulli Baumann, Sophie Allet-Coche Redaktion: Holger Andersen, Dr. Brigitte Scherer Sender: RTL Produktion: Degeto/Metropol Executive Producer: Dr. Bernhard Gleim (ARD) Producer: Holger Ellermann Produzent: Dirk R. Düwel Buch: David Safier Regie: Franziska Meyer Price, Sven Unterwaldt jr. Redaktion: Regina Weber (RB) Sender: ARD/RB Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 9 Beste Sportsendung > WM-KOMMENTAR/ MARCEL REIF „Wer dieses Spiel atemberaubend findet, hat es an den Bronchien“ – mit solchen und anderen humoristischen Ausflügen bereicherte der Starreporter Marcel Reif (53) seine Kommentare bei der Fußball-WM 2002. Fachmännisch und weitsichtig konzentrierte er sich in seinen Resümees auf das Wesentliche – den Fußball. Der studierte Journalist, der als Jugendlicher beim 1. FC Kaiserslautern kickte, zeichnet sich besonders durch gezielte Kritik und eine niveauvolle Sprache aus. 1998 erhielt Reif von der Zeitschrift SPORT-BILD den TVSportpreis als bester Fernsehkommentator. Die Jury: Eine Klasse für sich, wenn es um intelligenten Fußballkommentar geht. Fußball-WM 2002 Sportchef: Carsten Schmidt Fußball-Chef: Benno Neumüller Sender: Premiere > TOUR DE FRANCE OLYMPIA WINTERSPIELE/ JANA THIEL > LEICHTATHLETIK-EM 2002 „Man muss die Tour riechen können“ – nach diesem Motto wählte Jana Thiel (30) die Orte ihrer Moderation der diesjährigen Tour de France. Vor originellem Hintergrund berichtete die Moderatorin des ZDF-Morgenmagazins und vermittelte dem Zuschauer so ein authentisches „Tourfeeling”. Bei den olympischen Winterspielen 2002 zeigte die Brandenburgerin Biss: trotz eines Skiunfalls stand sie schon bald wieder lächelnd vor der Kamera. Die Jury: Kompetent und sicher erobert sie ihren Platz in der Männerdomäne. Eine der Entdeckungen des Jahres 2002. 500 Mitarbeiter, 135 Kameras auf 172 Positionen und acht Ü-Wagen waren bei der Leichtathletik-EM im Einsatz. Die Quoten (im Durchschnitt acht Millionen Zuschauer) toppten sogar den Start der Bundesliga. Die leitenden Redakteure Wolf-Dieter Poschmann (51) und Werner Rabe (52) präsentierten Leichtathletik als packendes und stimmungsvolles Fernsehereignis. Norbert König (44) und Gerhard Delling (43) überzeugten durch eine entspannte und kompetente Berichterstattung. Die Jury: Der elementarste aller Sportwettbewerbe, mit großartigen Bildern, mitreißend inszeniert und kenntnisreich kommentiert. Olympische Winterspiele 2002 Teamchef: Wolf-Dieter Poschmann und Tour de France 2002 Redaktionsleitung ZDF-Morgenmagazin: Bettina Schausten Ressortleiter Sport ZDF-Morgenmagazin: Thomas Skulski Sender: ZDF Leichtathletik-EM 2002 ZDF: Norbert König (Moderator), Wolf-Dieter Poschmann und Peter Leissl (Reporter), Dieter Gruschwitz (Teamchef) ARD: Gerhard Delling (Moderator), Dieter Adler und Gerd Rubenbauer (Kommentator), Werner Rabe (Teamchef) Sender: ARD/ZDF Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 11 Beste Dokumentation > DIE STORY: GIPFELSTÜRMER Bilder wie aus einem Bürgerkrieg: brennende Autos und hunderte Schwerverletzte – der G8-Gipfel in Genua. Während die Polizei Demonstrantenverprügelt, nimmt der „Schwarze Block“ der Globalisierungsgegner ungestört die Stadt auseinander. Die Autoren Michael Busse (61) und Maria- Rosa Bobbi (56) stoßen auf Ungereimtheiten in der Präventionsarbeit der Behörden, die eine Verwicklung von Geheimdienst und Politik nahe legen. Die Dokumentation ist ein beklemmendes Zeugnis der politischen Verhältnisse im Berlusconi-Italien. Die Jury: Als aufmerksame Beobachter Italiens zeigen die Autoren, wie und mit welcher Absicht die Polizei eine vermeidbare Eskalation heraufbeschwor. Autoren: Michael Busse, Maria-Rosa Bobbi Produktion: Michael Busse Filmproduktion Redaktion: Heribert Blondiau Sender: ARD/WDR > DER ENGEL UND > DREI KUGELN UND DER GENERAL EIN TOTES KIND Die Nachricht erschütterte 1992 die Republik: Gert Bastian, der ehemalige Bundeswehrgeneral und Friedenskämpfer, hatte sich und seine Lebensgefährtin, die GrünenGründerin Petra Kelly, erschossen. Annette Zinkant (35) und Petra Nagel (35) beleuchten in ihrer Dokumentation Der Engel und der General das Leben und Wirken der beiden Politiker. Den beiden Journalistinnen gelang ein erstklassiges Dokument über das Abhängigkeitsverhältnis zweier Idealisten, die durch ihre Kompromisslosigkeit politisch und menschlich gescheitert sind. Die Jury: Eine authentische Beziehungstragödie, die ganz nebenbei die Geschichte der Grünen erzählt. Am 30. 9. 2000 wird ein palästinensischer Junge vor laufender Kamera erschossen. Obwohl auf dem Video keine Täter zu sehen sind, werden israelische Soldaten hinter dem Mord vermutet. Esther Schapira (41) stellt in ihrer Dokumentation Drei Kugeln und ein totes Kind aus der preisgekrönten HRReihe Das rote Quadrat genau diese Vermutung in Frage. Gewissenhaft rekonstruierte die Journalistin jedes Detail und hebt die zweifelhafte Rolle der Medien hervor. „Ein aufregendes Stück Fernsehen" (EPD MEDIEN). Die Jury: Unbeirrbar und nur dem eigenen, genauen Blick vertrauend, führt uns Esther Shapira zu den Wahrheiten hinter den Propagandafronten. Autoren: Petra Nagel, Annette Zinkant Redaktion: Ulrike Schweitzer Sender: WDR Autor: Esther Schapira Redaktion: Dr. Georg-Michael Hafner Sender: ARD/HR Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 13 Beste Reportage > MENSCHEN-POKER > DIE IMMOBILIENFALLE > RUSSISCHE TREIBJAGD „Genauigkeit ist die Voraussetzung der Empörung. Das vor allem ist die Stärke seiner Reportagen“ – so beschreibt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG anerkennend die Arbeit von Günter Ederer (61). Die Filme des Wirtschaftspublizisten und Fernsehautors bestechen durch „akribische und immer wieder verblüffende Recherchen“ (EPD MEDIEN). In MenschenPoker enthüllt Ederer schonungslos die Fehlentwicklungen der deutschen Arbeitslosenpolitik. Die erstaunliche Resonanz: Bisher wurden mehr als 2.500 Kopien seiner Dokumentation zu Schulungszwecken bestellt. Die Jury: Eine präzise politische Analyse mit unbequemen Ergebnissen, wie man sie gerne in diesen Zeiten öfter sähe. Die hervorragend recherchierte Story, „ist ein Aushängeschild des investigativen Journalismus“, lobte EPD MEDIEN die Reportage Die Immobilienfalle (NDR/SWR). Die Autoren Michael Holthus (31) und Hans-Michael Kassel (45) decken einen milliardenschweren Finanzskandal auf: Anfang der 90er vergab die heutige HypoVereinsbank überhöhte Kredite für wertlose Immobilien und stürzte so zahllose Kunden in den Ruin. Die dreijährigen Nachforschungen der TVAutoren gaben dem Fall eine neue Dynamik und den Geschädigten neue Hoffnung. Die Jury: Ein intelligenter Frontalangriff gegen die Herren in Nadelstreifen, geführt mit so klaren Beweisen, dass Widerspruch bis heute ausblieb. Die ARD-Reportage Russische Treibjagd – Das Ende einer Reporterin von Udo Lielischkies (49) lässt den Zuschauer in eine bizarre Welt eintauchen: Pressezensur, Justizwillkür und Korruption prägen das Bild der russischen Kleinstadt Belgorod. Der ARD-Korrespondent dokumentierte das Schicksal der mutigen Journalistin Olga Kitowa. In ihren Artikeln deckte sie Politskandale auf, wurde angeklagt und verurteilt. EPD MEDIEN zeigte sich beeindruckt: „Diese Bilder schaffen ein neues Bewusstsein für scheinbare demokratische Selbstverständlichkeiten". Die Jury: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort und drangeblieben: Udo Lielischkies zeigt die düstere Lage der Pressefreiheit in der russischen Provinz. Autor: Günter Ederer Produktion: Welt und Wirtschaft Filmproduktion Günter Ederer Redaktion: Joachim Faulstich Sender: HR Autoren: Michael Holthus (NDR), Hans-Michael Kassel (SWR) Redaktion: Rainer Markgraf (NDR), Oliver Merz (SWR) Sender: ARD/NDR/SWR Autor: Udo Lielischkies Redaktion: Arnd Henze Sender: ARD/WDR Beste tägliche Sendung Nominierungen > > RICHTERIN BARBARA SALESCH „Sie ist die Mutter aller TV-Gerichte, ihre Sendung mit bis zu 34 Prozent Marktanteil ein absoluter Quotenrenner“, so das HAMBURGER ABENDBLATT über Richterin Barbara Salesch. Seit Oktober 2000 verhandelte die 52-Jährige mehr als 1.000 fiktive Strafsachen wie Raub, Körperverletzung oder fahrlässige Tötung. Mit viel Einfühlungsvermögen beleuchtet die Wahlkölnerin die Motive der Straftäter und entwirrt komplizierte zwischenmenschliche Verflechtungen von Zeugen, Klägern und Angeklagten. Ihre Urteile sind stets gerecht und gehen mit den Gesetzen der deutschen Rechtssprechung konform. Die ehemalige Leiterin der Gnadenabteilung des Justizministeriums arbeitete vor ihrer Fernsehkarriere viele Jahre als Vorsitzende Richterin des Hamburger Landgerichts. Die Jury: Inzwischen eine Institution am Fernsehnachmittag, etablierte Richterin Barbara Salesch die Court-Show in Deutschland. Produktion:Filmpool Moderation: Barbara Salesch Produzent: Gisela Marx Redaktion: Heiko Tobis (SAT.1) Redaktionsleitung: Julia Groeneveld (Filmpool) Sender: SAT.1 Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 15 > ZWEI BEI KALLWASS Seit November 2001 bietet Angelika Kallwass (54) dem Zuschauer in ihrer Nachmittagssendung Zwei bei Kallwass. Einblicke in die Probleme zwischenmenschlicher Beziehungen. Mit viel Geduld und psychologischem Feingefühl lenkt die Kölnerin den Redestrom der beiden Streitparteien und legt so Konfliktkerne offen. Die Psychologin ist eine gute Zuhöhrerin, die auch bei laustarken Wortgefechten niemals aus der Fassung gerät. Am Ende jedes Falls gibt sie sinnvolle Ratschläge zur Lösung des Problems. „Die erste Show im Fernsehen, die sich mit Recht Psychologie-Show nennen kann“, urteilte die FRANKFURTER RUNDSCHAU anerkennend. Die Diplompsychologin sammelte ihre umfangreichen Erfahrungen unter anderem als psychologische Leiterin eines Heims für obdachlose Frauen in Köln. Die Jury: Wenn zwei sich streiten wollen, haben sie endlich eine Fernsehalternative zum Dailytalk. Produktion: Filmpool Moderation: Dr. Angelika Kallwass Producer: Stefan Cordes Produzent: Gisela Marx Redaktion: Heiko Tobis (SAT.1) Redaktionsleitung: Christian P. Siebel (Filmpool) Sender: SAT.1 > DAS QUIZ MIT JÖRG PILAWA Bis zu fünf Millionen Zuschauer fesselt Jörg Pilawa (37) seit dem 25. Juli 2001 allabendlich mit seiner spannenden RateShow vor dem Fernseher. „Das Quiz mit Jörg Pilawa ist endlich mal was anderes“, freut sich DIE WELT. Erstmals in der deutschen Fernsehgeschichte spielen zwei Menschen gemeinsam um eine maximale Gewinnsumme von 300.000 Euro. Außerdem können die Kandidaten zwei Gewinnstufen einloggen, die ihnen eine bestimmte Summe Geldes sichern. Ist sich einer der Kandidaten bei der Beantwortung einer Frage unsicher, kann der andere ein Veto einlegen und die Antwort tauschen oder um eine neue Frage bitten. Der sympathische Hamburger empfing bereits einen Priester und seine Haushälterin, eineiige Zwillinge und eine Bürgermeisterin mit ihrer Sekretärin. Die Jury: Manchmal wissen zwei mehr als einer. Manchmal nicht. Nah am Urformat Wer wird Millionär? erfunden, hat dieses Quiz seine unverwechselbare Form gefunden. Produktion:GRUNDY Light Entertainment/ White-Balance Moderation: Jörg Pilawa Executive-Producer: Dr. Bernhard Gleim (ARD) Producer: Andreas Freitag (Grundy) Produzent: Ute Biernat (Grundy), Heinz Bökenholt (White Balance) Redaktion: Andreas Gerling (NDR) Sender: ARD/NDR Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 17 Beste Kamera > HOLLY FINK Gleich in drei Filmen bewies Holly Fink (38) sein Ausnahmetalent: In Schleudertrauma, Hat er Arbeit? und Verbotene Küsse öffnet er mit seiner sensiblen Kameraführung „unsere Augen für das Ungesagte, ohne die Menschen zu bedrängen“ lobte die FAZ die Arbeit des Hamburgers. Die Jury: Seine malerische Bildgestaltung verbindet sich überzeugend mit den Inhalten einer Geschichte. Nominiert für: Schleudertrauma Produktion: teamWorx Producer: Christian Rhode Produzent: Dietrich Mack, Prof. Nico Hofmann Buch: Stefan Kolditz Regie: Johannes Fabrick Redaktion: Andrea Otte Sender: ARD/SWR/BR/ARTE und Verbotene Küsse Produktion: Network Movie /Objectiv Film Producer: Selma Brenner Produzent: Reinhold Elschot, Jutta Lieck-Klenke Buch: Johannes Fabrick, Barbara Oslejsek (Idee: Frank Göhre) Regie: Johannes Fabrick Redaktion: Daniel Blum Sender: ZDF und Hat er Arbeit? (siehe S.47) > HANS FROMM Statische Einstellungen und ruhige Aufnahmen – mit seiner schlichten Kameraführung schärft Hans Fromm (41) in Toter Mann den Blick für die beklemmende Atmosphäre des Psychothrillers. Die „glamourös unterkühlten Bilder“ (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG) bilden eine „begnadete Architektur“, lobte die BERLINER ZEITUNG die optische Umsetzung des Kameramanns. Der Wahlberliner drehte schon viele preisgekrönte Filme, darunter Die Innere Sicherheit und Not a Lovesong. Die Jury: Die Strenge und kühle Leuchtkraft seiner Bilder verleiht seinen Filmen eine unverwechselbare Handschrift. Nominiert für: Toter Mann Produktion: teamWorx Producer: Christian Rohde Produzent: Bettina Reitz Buch und Regie: Christian Petzold Redaktion: Caroline von Senden Sender: ZDF/ARTE > RUDOLF BLAHACEK Rudolf Blahacek (60) überzeugte vergangene Saison zweimal mit seinen eindrucksvollen Bildern: In Wer liebt, hat Recht entwickelt er rundum stimmige Aufnahmen einer dramatischen Ehegeschichte. In Späte Rache setzt der Tscheche mit dunklen Bildern „das ewige Spiel vom Belauern und Einschüchtern gewandt in Szene“(FAZ). Die Jury: Mit dem sezierenden Blick des Beobachters legt Blahacek die Geschichte unter der Oberfläche frei. Nominiert für: Späte Rache Produktion: Network Movie Produzent: Reinhold Elschot Buch: Hannah Hollinger Regie: Matti Geschonneck Redaktion: Heike Hempel Sender: ZDF/ARTE und Wer liebt, hat Recht Produktion: Moovie the art of entertainment/Kirch Media Produzent: Oliver Berben Buch: Hannah Hollinger Regie: Matti Geschonnek Redaktion: Caroline von Senden Sender: ZDF/ARTE Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 19 Bester Schnitt > MONA BRÄUER Eric liebt Andrea, Andrea mag Uwe, verheiratet mit Sabine; doch der wird ausgerechnet bei Doris schwach, deren Freund Stefan sich unverhofft mit Sabine vergnügt. Bei diesem modernen Sommernachtstraum war Mona Bräuer (41) für den hervorragenden Schnitt verantwortlich. Mit meisterlichem Geschick gelingt es ihr, die emotionalen Irrungen und Wirrungen zu einem Gesamtkunstwerk zusammenzufügen. Die Cutterin montierte 1994 auch den oscargekrönten Kurzfilm Schwarzfahrer. Die Jury: Einmal mehr beweist Bräuer ihr untrügliches Gespür für Tempo und die Zwischentöne der Komödie. Nominiert für: Die Nacht, in der ganz ehrlich überhaupt niemand Sex hatte Produktion: Filmpool Produzent: Sytze van der Laan Buch: Don Bohlinger Regie: Christoph Schrewe Redaktion: Leah Hecker Sender: PROSIEBEN > PETRA HEYMANN Ihre Vielseitigkeit beweist Petra Heymann (52) gleich in zwei Produktionen: In Berlin, Berlin unterstreicht ihr temporeicher Schnitt den jugendlichen Elan. In Wer liebt, hat Recht kontrastiert sie eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen mit bewegenden Streitszenen eines Ehepaares. Die Jury: Hier zeigt sie ihr Können: von der innovativen Montage des kurzen Serienformates bis hin zur komplexen Rhythmisierung eines Ehedramas. Nominiert für: Berlin, Berlin Produktion: Degeto/Metropol Executive Producer: Dr. Bernhard Gleim (NDR) Producer: Holger Ellermann Produzent: Dirk R. Düwel Buch: David Safier Regie: Franziska Meyer Price, Sven Unterwaldt jr. Redaktion: Regina Weber (RB) Sender: ARD/RB und Wer liebt, hat Recht Produktion: Moovie the art of entertainment/Kirch Media Produzent: Oliver Berben Buch: Hannah Hollinger Regie: Matti Geschonnek Redaktion: Caroline von Senden Sender: ZDF/ARTE > ANGELIKA SENGBUSCH 5,19 Millionen Zuschauer begeisterte Die Sitte. Mit ihrem gekonnten Schnitt trägt Angelika Sengbusch (51) maßgeblich zur Steigerung der Spannung und Dramatik dieses Thrillers bei: Ihre schnellen Cuts machen die Verfolgungsjagden noch rasanter, ihre sanften Überblenden unterstreichen die Ausdruckskraft der Darsteller. Die Hamburgerin war 1997 für den Schnitt des mit dem Adolf-GrimmePreis ausgezeichneten Films Sardsch verantwortlich. Die Jury: Ungekünstelt, und darum umso kunstvoller flicht Sengbusch ein Band aus den kriminalistisch-dramatischen, wie den psychologisch-emotionalen Erzählsträngen. Nominiert für: Die Sitte Produktion: Filmpool Produzent: Thomas Eckelkamp Buch: Ralf Löhnhardt Regie: Jorgo Papavassiliou Redaktion: Torsten Götz, Anja Schierl Sender: RTL Bester Schauspieler Nebenrolle Nominierungen > > MARTIN FEIFEL Er gehört zu der deutschen Schauspielergeneration, die sich in den letzten Jahren immer mehr in das Gedächtnis der Zuschauer spielten: Martin Feifel. 1995 wurde der heute 38-Jährige von der Fachzeitschrift THEATER HEUTE als bester Nachwuchsschauspieler des Jahres ausgezeichnet. Seitdem überzeugte er in Kinofilmen wie Der Feuerreiter oder Die Gebrüder Sass. In dem ProSieben-Zweiteiler Operation Rubikon spielte der gebürtige Münchner den erfolgreichen BKAFahnder Gregor Vandreyke. Im Kampf gegen ein südamerikanisches Drogenkartell verliebt er sich in die Tochter seines Chefs, die zu allem Übel als zuständige Staatsanwältin den Fall bearbeitet. EPD MEDIEN attestierte ihm für die „prägnante Rolle“ eine „reife Leistung“. Die Jury: Martin Feifel überzeugt hier als idealistischer Held, der im Verwirrspiel der Intrigen an seine Grenzen stößt. Nominiert für: Operation Rubikon Produktion: Provobis/Filmtime Buch: Andreas Pflüger Regie: Thomas Berger Produzent: Prof. Jürgen Haase, Dr. Dirk Scharrer Redaktion: Edda Sonnemann (ProSieben), Heike Voßler (Provobis) Sender: PROSIEBEN Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 21 > JÜRGEN SCHORNAGEL Jürgen Schornagel (63) meistert seine Rolle in Doppelter Einsatz – Der Mörder in Dir mit Bravour: Polizeibeamter Winter ist nach langjährigem Dienst abgestumpft und desillusioniert. Sein Chef missbilligt seine Methoden, und zu Hause erwarten ihn jeden Abend Leere und Trostlosigkeit. Schornagel verleiht dem Charakter eine dramatische Tiefe, die den Zuschauer die unterdrückte Verzweiflung, Frustration und die Einsamkeit des alternden Ermittlers selbst durchleben lässt. Bevor der Wahlberliner zum Fernsehen kam, spielte er auf vielen großen Theaterbühnen, unter anderem in Hamburg, Berlin und Düsseldorf. Mittlerweile ist er ein beliebter Fernsehschauspieler, der in einer Reihe erfolgreicher Filme mitwirkte, darunter Schlafes Bruder, 14 Tage lebenslänglich und Comedian Harmonists. Die Jury: Nach Jahren im Serienhinter- > RUDOLF KRAUSE André Langner ist ein Polizeibeamter auf dem Abstellgleis. Der mürrische Eigenbrötler arbeitet in der Abteilung für „Innere Aufklärung“ ohne jeden Ehrgeiz und Erfolg. Seine neue Vorgesetzte Kriminalrätin Prohacek (Senta Berger) stößt ihn jedoch auf einen interessanten Fall: Ein dubioser Selbstmord und das verdächtige Verhalten seines Chefs wecken seinen Arbeitseifer, und der wortkarge Kommissar zeigt sich plötzlich von einer ganz anderen Seite. Seine überzeugende Darstellung dieser facettenreichen Figur machte Rudolf Krause (38) für EPD MEDIEN zur „Überraschung des Abends“. DIE WELT bescheinigte dem Absolventen der „Hochschule der Künste“ in Berlin folgerichtig eine „brillante“ Leistung. Die Jury: Überraschend, aber damit umso wirkungsvoller behauptet sich Krause als Senta Bergers skurriler Counterpart. grund in den Mittelpunkt einer Korruptionsgeschichte gestellt, gibt Schornagel den Blick frei auf die Abgründe seiner Figur. Nominiert für: Doppelter Einsatz – Der Mörder in Dir Produktion: Studio Hamburg Producer: Peter Otto, Lisa Blumenberg, Claudia Thieme Produzent: Dirk R. Düwel Buch: Norbert Eberlein Regie: Markus Imboden Redaktion: Peter Jännert, Torsten Götz Sender: RTL Nominiert für: Unter Verdacht – Verdecktes Spiel Produktion: Pro GmbH Produzent: Mario Krebs Buch: Alexander Adolph Regie: Friedemann Fromm Redaktion: Klaus Bassiner, Elke Müller (ZDF), Anne Even (ARTE) Sender: ZDF/ARTE Beste Schauspielerin Nebenrolle Nominierungen > > RENATE KRÖSSNER Renate Krössner (57) ist eine Altmeisterin der deutschen Schauspielliga. Zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Silberne Bär Berlin für Solo Sunny und der Grimme-Preis für Bruder Esel, schmücken ihre Laufbahn. Auch im letzten Jahr konnte die Ost-Berlinerin mit herausragenden Leistungen glänzen: In Geliebte Diebin mimt sie die ehrgeizige Kommissarin Britta Böge, die mit allen Tricks arbeitet, um den langersehnten Karrieresprung zu machen. Ganz anders präsentiert sie sich in der Milieustudie Der König vom Block: Als bescheidene und gutherzige Waschsalonbesitzerin Hilde hat sie für alle Sorgen und Nöte ihrer Nachbarn immer ein offenes Ohr und stets ein kühles Bier parat. Die Jury: Im Alltag zu Hause versteht sie es, scheinbar gewöhnlichen Frauenfiguren dramatische Präsenz zu verleihen. Nominiert für: Der König vom Block Produktion: Hager Moss Producer: Andreas Schneppe Produzent: Kirsten Hager, Eric Moss Buch und Regie: Carolin Thummes Redaktion: Dr. Gabriela Sperl (BR) Sender: ARD/BR und Geliebte Diebin Produktion: Cinemakers Produzent: Alexander Dannenberg Buch: Timo Berndt Regie: Thomas Roth Redaktion: Andrea Bohling, Leah Hecker Sender: PROSIEBEN Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 23 > PETRA ZIESER > NADESHDA BRENNICKE Ende der 60er Jahre entrüstet sich die deutsche Nation über Oswald Kolle und seine Aufklärungsfilme. Privat lebte der gelernte Landwirt als Vater dreier Kinder in einer offenen Ehe mit Frau Marlies. Petra Zieser spielt Marlies Kolle in dem ARD-Fernsehfilm Kolle – Ein Leben für Liebe und Sex. Mit durchdringender Präsenz zeigt die 44-Jährige Schauspielerin, dass man auch in einer offenen Beziehung mit einem Sexualaufklärer Grenzen abstecken muss, um die Liebe zu retten. Nach außen hin zeigt die emanzipierte und aufgeschlossene Kolle-Gattin, wie man mit viel Charme, Offenheit und Ruhe der prüden Gesellschaft jener Zeit erfolgreich entgegentreten kann. „Petra Zieser bewältigt den Balanceakt zwischen Ernst und augenzwinkernder Komik souverän“, lobte die FRANKFURTER RUNDSCHAU die Leistung der Münchnerin. Die Jury: Mit wenigen Szenen gelingt ihr der „Rollen sind wie Lebensabschnitte für mich. Man taucht in einen Charakter ein, mit dem man sich auf irgendeine Art und Weise identifiziert, ganz gleichgültig wie gewöhnlich, außerordentlich, pervers oder rein eine Figur auch sein mag“, so beschreibt Nadeshda Brennicke ihre Einstellung zur Schauspielerei. Dieses Motto brachte ihr Erfolg: Für ihre Darstellung in Das Phantom wurde die Berlinerin 2001 mit dem Adolf-Grimme-Publikumspreis ausgezeichnet. In der Folge Silikon Walli der ARD-Krimireihe Polizeiruf 110 spielt die 29-Jährige die scheinbar naive und verletzliche Waltraut Krämer („Walli“), die verdächtigt wird, das Busenwunder Lo (Natalia Mühlhausen) getötet zu haben. Die Absolventin der Zinner Schauspielschule München verleiht dieser Figur „auf umwerfende Weise Kontur“, freut sich die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Die Jury: Brennicke spielt ihre beladene überzeugende Entwurf eines Frauenlebens zwischen Familienkonvention der 50er und beginnender Libertinage. Figur nicht um die Klischees herum, sondern mitten durch. Damit gewinnt ihre Walli eine Tiefe, die emotionale Anteilnahme erreicht. Nominiert für: Kolle – Ein Leben für Liebe und Sex Produktion: Cologne Film Producer: Iris Wolfinger Co-Produzentin: Dagmar Konsalik Produzentin: Micha Terjung Buch: Eva Zahn, Volker A. Zahn Regie: Dr. Susanne Zanke Redaktion: Alexander Wesemann Sender: ARD/WDR Nominiert für: Polizeiruf 110 – Silikon Walli Produktion: Hofmann & Voges Produzent: Mischa Hofmann, Philip Voges Buch: Wolfgang Limmer Regie: Manfred Stelzer Redaktion: Dr. Cornelia Ackers Sender: ARD/BR Beste Information/ Moderation Nominierungen > > MARIETTA SLOMKA/ HEUTE JOURNAL Ein frischer Wind bläst im ZDF-Studio des heute journals: seit Februar 2001 ist Marietta Slomka (33) die neue „Anchorwoman“ der beliebten Nachrichtensendung. „Jung, weiblich und kompetent“, so beschreibt DER TAGESSPIEGEL die Vorzüge der diplomierten Volkswirtin und Wirtschaftsjournalistin. Mit einer Mischung aus jugendlicher Dynamik und routinierter Sachlichkeit präsentiert sie allabendlich ihre sorgfältig recherchierten Beiträge aus Wirtschaft, Politik und Sport. Die ehemalige Parlamentskorrespondentin sammelte ihre journalistische Erfahrung unter anderem als heute nacht-Sprecherin. Mit der charmanten Kölnerin hat das ZDF den Generationensprung gewagt und damit einen Volltreffer gelandet. Die Jury: Aus dem Stand und mit angenehmer Selbstverständlichkeit hat Marietta Slomka ihren Platz in der ersten Liga der Nachrichtenmoderatoren eingenommen. Redaktionsleitung: Wolf von Lojewski Sender: ZDF Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 25 > PETER KLOEPPEL/ RTL-AKTUELL (11.09.2001) > SABINE CHRISTIANSEN, MAYBRIT ILLNER/DAS TV-DUELL „Die Newskompetenz hat einen Namen, ein Gesicht: Peter Kloeppel", feierte DER TAGESSPIEGEL den RTL-Moderator. Seit 1992 berichtet der 44jährige Wahlkölner als Chefmoderator und stellvertretender Redaktionsleiter aus dem Studio der Hauptnachrichtensendung des Senders, RTL Aktuell. Täglich informiert der studierte Agraringenieur anschaulich und seriös über aktuellen Themen aus aller Welt. Wegen seiner „durch und durch professionellen Arbeit“ und seiner „journalistisch unheroischen Art“ wurde der Absolvent der Henri-Nannen-Journalistenschule für seine Berichterstattung über die erschütternden Ereignisse des 11. Septembers 2001 mit einem Sonderpreis des Adolf Grimme Instituts geehrt. Die Jury: Peter Kloeppels Moderation der Ereignisse vom 11. September wird als außergewöhnliche Leistung im Gedächtnis bleiben. 15,26 Millionen Bundesbürger (Marktanteil: 44,9 Prozent) sahen den zweiten Schlagabtausch zwischen Gerhard Schröder und Edmund Stoiber. Ein großer Erfolg für die ausstrahlenden Sender ARD und ZDF, der nicht zuletzt auch das Ergebnis der hervorragenden Moderation von Sabine Christiansen (45, Sabine Christiansen) und Maybrit Illner (37, Berlin Mitte) war. Den beiden Journalistinnen ist es gelungen, der Debatte im vereinbarten Rahmen des Duells Lebendigkeit zu verleihen. Präzise vorbereitet und gut gelaunt präsentierten sich die routinierten Polit-Talkerinnen und „ließen keinen Zweifel zu, wer die Lufthoheit im Raum hat. Die Botschaft war eindeutig: Ihr macht die Musik, aber wir geben den Ton an“, kommentierte der TAGESSPIEGEL. Die Jury: Mit ihrer Moderation gelang es Sabine Christiansen und Maybrit Illner, das Fernsehduell als politisches Format im deutschen TV-Kanon zu etablieren. Regie: Volker Weicker Redaktionsleitung: Hans Mahr, Michael Wulff Sender: RTL Regie: Volker Weicker Redaktion: Volker Wilms (ZDF), Wolfganag Klein (ARD) Redaktionsleitung: Nikolaus Brender (ZDF), Hartmann von der Tann (ARD) Sender: ARD/ZDF Bester Schauspieler Serie Nominierungen > > CHRISTOPH M. OHRT In Filmen wie Echte Kerle oder Nur über meine Leiche war Christoph M. Ohrt (42) als TV-Fiesling und Macho zu sehen. In der neuen RTL-Serie Edel & Starck darf er nun auch sein komödiantisches Talent zeigen: Felix Edel ist Rechtsanwalt – ein eloquenter und unverblümter dazu. Mit seiner drastischen Wortwahl bringt er so manchen Richter zur Verzweiflung. Auch seine Kanzleipartnerin Sandra Starck (Rebecca Immanuel) hat mit der schnoddrigen Art des Charmeurs zu kämpfen. Witzig und überzeugend spielten sich der Wahlberliner und seine TV-Partnerin „leichtfüßig die Bälle zu“ (BERLINER ZEITUNG). Die Jury: Christoph M. Ohrt verbindet Leichtigkeit und Eleganz im Spiel mit großer Komik. Nominiert für: Edel & Starck Produktion: PHOENIX Film Produzent: Markus Brunnemann Producer: Dirk Eisfeld Produktionsleiterin: Barbara von Halem Regie: Dirk Regel, Ulrich Zrenner, Dennis Satin, Jakob Schäuffelen, Matthias Kopp Buch: Marc Terjung Redaktion: Jan Bremme, Karin Dahlberg Redaktionsleiter: Jan Kromschröder Sender: SAT.1 Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 27 > GOTTFRIED VOLLMER In der RTL-Comedy Mein Leben & ich spielt Gottfried Vollmer (49) Hendrik Degenhardt, einen Alt-68er, aus dem ein midlife-crisis-geplagter Ingenieur und Vater zweier pubertierender Kinder geworden ist. Seine Frau Anke (Maren Kroymann) und er „gebärden sich grauenhaft freizügig, tragen ihre Aufgeklärtheit derart penetrant vor sich her, dass ihre Tochter dauernd genervt mit den Augen rollen muss“(WAZ). Der Absolvent der Hochschule der Künste Berlin überzeugte bereits in zahlreichen Kino- und TV Produktionen wie zum Beispiel Kai Rabe und die Vatikankiller und Alarm für Cobra 11. Die Jury: Vollmer ist der perfekte 68er-Vater zwischen Allesversteher und Weichei. > TOM GERHARDT Ein Cordhut Modell „Honecker“ ist sein Markenzeichen, Dackel Bodo sein Ein und Alles: Tom Gerhardt (44) ist Hausmeister Dieter Krause – spießig, begriffsstutzig, mit einer Vorliebe für paramilitärische Strukturen, die er in seinem Dackelclub mit Begeisterung auslebt. Als Hauptdarsteller und Drehbuchautor positioniert der Kölner seine Figur seit Januar 1999 „raffiniert zwischen ehrlicher Haut und lästigem Proleten“ und machte sie so zum „sympathisch-komischen Urviech der Fernsehnation“, freut sich die BUNTE. Seine erfolgreichen Kinofilme Voll normaaal und Ballermann 6 sowie sein Dauerbrenner-Bühnenprogramm Dackel mit Sekt machten den wandlungsfähigen Germanisten zur Kultfigur der deutschen Comedyszene. Die Jury: Tom Gerhardt brachte seinen Hausmeister Krause von der Bühne ins Fernsehen und machte ihn zum Serienstar. Nominiert für: Mein Leben & ich Produktion: Columbia TriStar Producer: Elke Luhmann, Godehard Wolpers Executive Producer: Imre von der Heydt, Christian Munder Produzent: Christiane Ruff Buch: Mark Werner (Headwriter), Paula Roth (Series Creator) Regie: Richard Huber, Ulli Baumann, Sophie Allet-Coche Redaktion: Holger Andersen, Dr. Brigitte Scherer Sender: RTL Nominiert für: Hausmeister Krause – Ordnung muss sein Produktion: Constantin Film/Synergy Film Produzent: Bernd Eichinger, Herman Weigel, Martin Moszkowicz Buch: Tom Gerhardt, Gabriele Marie Walther Regie: Geriet Schiske Ausführender Produzent: Gabriele Marie Walther Redaktion: Peter Braukmann (SAT.1) Sender: SAT.1 Beste Schauspielerin Serie Nominierungen > > FELICITAS WOLL Als 18-Jährige wird Felicitas Woll in einer Disco von einem Agenten angesprochen und erhält ein dreijähriges Engagement für die beliebte Sitcom Die Camper (RTL). Es folgten Auftritte in zahlreichen TVSerien und dem Kinoerfolg Mädchen, Mädchen. Heute spielt die 22-Jährige die Hauptrolle in der erfolgreichen ARDVorabendserie Berlin, Berlin. Mit ihrer ausdrucksstarken Mimik und ihrer spritzigen Natürlichkeit ist die Wahlkölnerin die Idealbesetzung für die junge und selbstbewusste Lolle. Die BERLINER ZEITUNG vermutete folgerichtig: „Die charmante Hauptdarstellerin dürfte mit dieser Serie endgültig zum Star werden.“ Die Jury: Frisch und unbekümmert schlägt sich Felicitas Woll durch den Berliner Großstadtdschungel. Nominiert für: Berlin, Berlin Produktion: Degeto/Metropol Executive Producer: Dr. Bernhard Gleim (NDR) Producer: Holger Ellermann; Produzent: Dirk R. Düwel Buch: David Safier Regie: Franziska Meyer Price, Sven Unterwaldt jr. Redaktion: Regina Weber (RB) Sender: ARD/RB Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 29 > WOLKE HEGENBARTH Wolke Hegenbarth spielt in der ComedySerie Mein Leben & ich die 16-Jährige Alex Degenhardt, die als notorische Einzelgängerin mit allen Tücken des Teenageralltags zu kämpfen hat. Noch während ihrer Schulzeit startete die Wahlkölnerin ihre Karriere in der RTL-Serie Die Camper. Danach folgten Auftritte in Polizeiruf 110 (ARD) und Drehkreuz Airport (ZDF). Die Rolle als Alex in Mein Leben & ich wurde der 22-Jährigen auf den Leib geschrieben. „Da stimmt einfach alles. Wolke Hegenbarth ist als Alex eine Bestbesetzung,“ bestätigt die WESTDEUTSCHE ZEITUNG. Die Jury: Wolke Hegenbarth ist die perfekte Verkörperung der pubertierenden Besserwisserin. Nominiert für: Mein Leben & ich Produktion: Columbia TriStar Producer: Elke Luhmann, Godehard Wolpers Executive Producer: Imre von der Heydt, Christian Munder; Produzent: Christiane Ruff Buch: Mark Werner (Headwriter), Paula Roth (Series Creator) Regie: Richard Huber, Ulli Baumann, Sophie Allet-Coche Redaktion: Holger Andersen, Dr. Brigitte Scherer Sender: RTL > REBECCA IMMANUEL „Sandra ist ehrgeizig, temperamentvoll, wissbegierig und klug. Sie glaubt an das Gute, deshalb ist sie Anwältin geworden“, beschreibt Rebecca Immanuel (31) ihre hochgelobte Rolle in der SAT.1-Serie Edel & Starck. Die Wahlberlinerin wusste schon mit zwölf, dass sie Schauspielerin werden wollte. Während ihrer Ausbildung an der Schauspielschule „Ernst Busch“ arbeitete sie als Moderatorin und spielte in Serien wie Der Bulle von Tölz und Tatort mit. Als attraktive und wortgewandte Advokatin Sandra Starck kann sie „ihre komödiantischen Talente mit Lust ausspielen“, freute sich die BERLINER ZEITUNG. Die Jury: Temperamentvoll und sexy gibt sie die zielstrebige Junganwältin. Nominiert für: Edel & Starck Produktion: PHOENIX Film Producer: Dirk Eisfeld Produzent: Markus Brunnemann Buch: Marc Terjung Regie: Dirk Regel, Ulrich Zrenner, Dennis Satin, Jakob Schäuffelen, Matthias Kopp Redaktion: Jan Bremme, Karin Dahlberg, Redaktionsleiter: Jan Kromschröder Sender: SAT.1 Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 31 Beste Ausstattung Szenenbild/Kostüm > FLORIAN HAARMANN/ > MONIKA NIX/ ANETTE SCHRÖDER SUSANNE WITT 2.400 Komparsen versorgte Anette Schröder (41) in dem Katastrophenfilm Pest – Die Rückkehr mit Kostümen. Die Hamburgerin verlieh der dramatischen Szenerie eine großes Maß an Realität. Das Furcht einflößende Szenenbild arrangierte Florian Haarmann (47). Der Absolvent der FH Design Dortmund machte das Müngersdorfer Stadion in Köln zu einer funktionstüchtigen Quarantänestation und organisierte einen Panzeraufmarsch auf der Deutzer Brücke. Die Jury: Szenenbild und Kostüm zeichnen ein glaubhaftes Endzeitszenario. Nominiert für: Pest – Die Rückkehr Produktion: Zeitsprung Producer: Mark Horyna Produzent: Sam Davis, Michael Souvignier Buch: Michael Bergmann, Douglas Welbat, Marc Terjung, Niki Stein Regie: Niki Stein Redaktion: Jan Kromschröder, Nikolaus Krämer Sender: RTL In Boizenburg zittern hunderte von Schiffsbauern um ihren Arbeitsplatz. Monika Nix (36) kreierte das Szenenbild des Sozialdramas Hat er Arbeit? und schuf ein authentisches Bild der beklemmenden Wirklichkeit. Die äußerst realistischen Kostüme stellte Susanne Witt (35) zusammen. „Mit dieser milieugenauen Sorgfalt entsteht ein Resonanzboden, auf dem die emotionale Überzeugungskraft in den Beziehungen der Figuren zueinander gedeihen kann“ (EPD MEDIEN). Die Jury: Hier ist die präzise Rekonstruktion eines zeitgenössischen Alltags jenseits aller Lifestyle-Behauptungen gelungen. Nominiert für: Hat er Arbeit? Produktion: Allmedia Producer: Nathalie Scriba Produzent: Heike Richter-Karst Buch: Beate Langmaack Regie: Kai Wessel Redaktion: Daniel Blum Sender: ZDF/ARTE > MARTIN SCHREIBER/ ULRIKE SCHÜTTE Für die reale Gestaltung der Figuren und Schauplätze in dem Thriller Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker waren Martin Schreiber (44) und Ulrike Schütte (48) verantwortlich. Mit viel Liebe zum Detail arbeiteten die beiden Wahlberliner die kargen Entführungsszenen heraus und kreierten „eine perfekte Ausstattung mit dem diskreten Stil der Siebziger“, lobte DIE TAGESZEITUNG. Die Jury: Eine behutsame Wanderung durch drei Jahrzehnte. Nominiert für: Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker Produktion: teamWorx Producer: Patrick N. Simon Produzent: Prof. Nico Hofmann, Ariane Krampe, Ludwig zu Salm-Salm Buch: Rainer Berg Regie: Peter Keglevic Redaktion: Alicia Remirez Coronas, Jochen Ketschau Sender: SAT.1 Bester Schauspieler Hauptrolle Fernsehfilm Nominierungen > > ANDRÉ HENNICKE Eine rätselhafte Schönheit tritt unvermittelt in das triste Leben des melancholischen Rechtsanwalts Thomas Richter. Der Einzelgänger verliebt sich in eine seltsame junge Frau. Nach ihrem spurlosen Verschwinden begibt er sich verzweifelt auf die Suche nach ihr und lüftet ihr grausames Geheimnis. André Hennicke (44) verleiht dieser verschlossenen Figur eine „verblüffende Tiefendimension“, würdigte die FRANKFURTER RUNDSCHAU das „brillant nuancierte Spiel“ (EPD MEDIEN) des Wahlberliners. Der Schauspieler und Drehbuchautor studierte an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam und wirkte in vielen preisgekrönten TV-Filmen mit, darunter Sardsch und Sperling und der brennende Arm. Die Jury: Mit Mut zur Schwäche und feinen Tönen kreiert Hennicke ein bemerkenswert schutzloses Männerbild. Nominiert für: Toter Mann Produktion: teamWorx Producer: Christian Rohde Produzent: Bettina Reitz Buch und Regie: Christian Petzold Redaktion: Caroline von Senden Sender: ZDF/ARTE Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 33 > WOTAN WILKE MÖHRING Seine Berufung zur Schauspielerei entdeckte Wotan Wilke Möhring (30) über Umwege: Der gelernte Elektriker feierte sein Schauspieldebüt 1997 in Die Bubi Scholz Story von Roland Suso Richter. Seither stellte der Wahlberliner sein schauspielerisches Talent in vielen erfolgreichen TV- und Kino-Filmen unter Beweis, darunter Das Experiment und St. Pauli Nacht. Vergangene TV-Saison überzeugte er in Liebe und Verrat und in dem Sozialdrama Hat er Arbeit?. Dort spielt er den arbeitslosen Karl, dessen Verzweiflung, Wut und Ohnmacht er „trefflich in eine Sprache des Körpers überführt“ (FUNKKORRESPONDENZ). Die Jury: Mit großer Kraft und Wandlungsfähigkeit ist Möhring einer der Schauspieler dieses Jahres. > HILMAR THATE Beindruckend und charakterstark mimt Hilmar Thate (71) den zähen und unnahbaren BKA-Präsidenten Richard Wolf in dem Polit-Thriller Operation Rubikon. Gemeinsam mit seiner Tochter Sophie (Maria Schrader) ermittelt er gegen das organisierte Verbrechen. DIE WELT feierte den Wahlberliner als „eine treffliche Besetzung“ und „glaubwürdig-staatstragend“. Der passionierte Theaterschauspieler und Absolvent der Staatlichen Hochschule für Theater und Musik in Halle gab sein Filmdebüt 1954 in Wolfgang Staudtes Leuchtfeuer. Es folgten Erfolgsproduktionen, wie Der Fall Gleiwitz oder Der König von St. Pauli . Für den TAGESSPIEGEL gehört Thate zu den „Klasse-Schauspielern“ unserer Zeit. Die Jury: Thate entwirft eine Figur, die – gezeichnet von Erfahrung – zum Fixpunkt im Dickicht der Politintrigen wird. Nominiert für: Hat er Arbeit? Produktion: Allmedia Producer: Nathalie Scriba Produzent: Heike Richter-Karst Buch: Beate Langmaack Regie: Kai Wessel Redaktion: Daniel Blum Sender: ZDF/ARTE und Liebe und Verrat Produktion: Modern Media Produzent: Dr. Stefan Schulz-Dornburg, Uwe Schott Buch: Sascha Arango, Klaus Hüttmann Regie: Mark Schlichter Redaktion: Daniel Blum Sender: ZDF Nominiert für: Operation Rubikon Produktion: Provobis/Filmtime Entertainment Produzent: Prof. Jürgen Haase, Dr. Dirk Scharrer Buch: Andreas Pflüger Regie: Thomas Berger Redaktion: Edda Sonnemann (PROSIEBEN), Heike Voßler (Provobis) Sender: PROSIEBEN Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 35 Beste Regie Fernsehfilm/Mehrteiler > CHRISTIAN PETZOLD > MARC ROTHEMUND „So langsam, konzentriert und dabei so packend hat selten ein Filmemacher eine Geschichte erzählt“, lobte die FRANKFURTER RUNDSCHAU den TV-Film Toter Mann von Regisseur und Drehbuchautor Christian Petzold (42). Mit seinem minimalistischen Repertoire an dramaturgischen Mitteln schuf der Absolvent der Film- und Fernsehakademie Berlin eine Atmosphäre, die seine Figuren in den Vordergrund treten lässt. Ein „meisterlich inszeniertes Kammerspiel mit Seltenheitswert“ meint DER TAGESSPIEGEL. Die Jury: Melancholisch und präzise entwickelt Petzold seine Geschichte ganz aus den Untiefen seiner drei Hauptfiguren. Die Hoffnung stirbt zuletzt ist ein „eindrucksvolles Drama, das unter die Haut geht“ (FAZ). Die intime und bedrückende Geschichte zeichnet das Seelenporträt einer jungen Polizistin, die den Mobbingattacken ihrer Kollegen ausgeliefert ist. Marc Rothemund (33) – bekannt durch seine amüsanten Kinokomödien Harte Jungs und Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit – treibt das Trauerspiel mit „geometrischer Genauigkeit auf seinen Schlussakt zu“ (TAZ). Die Jury: Rothemund inszeniert einen authentischen Mobbing-Fall in beklemmender Unausweichlichkeit. Nominiert für: Toter Mann Produktion: teamWorx Producer: Christian Rohde Produzent: Bettina Reitz Buch: Christian Petzold Redaktion: Caroline von Senden Sender: ZDF/ARTE Nominiert für: Die Hoffnung stirbt zuletzt Produktion: TV60Film Producer: Sven Burgemeister Produzent: Bernd Burgemeister Autor: Fred Breinersdorfer Redaktion: Doris J. Heinze Sender: ARD/NDR > PETER KEGLEVIC Nur zwei Jahre nach seiner Ausbildung an der Salzburger Hochschule für Musik und Darstellerische Künste verfilmte Peter Keglevic (52) sein eigenes Buch „Im Zossener Bad“. Zu den bekanntesten TV-Stücken des Österreichers gehören Der Amokläufer von Euskirchen und Die Roy Black Story. Mit dem Aufsehen erregenden Zweiteiler Der Tanz mit dem Teufel gelang Keglevic erneut „ein fulminanter Film“ (DIE WELT). Die Jury: In opulenten Bildern und mit einem starken Schauspielerensemble verleiht Keglevic der wahren Geschichte Spielfilmdimensionen. Nominiert für: Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker Produktion: teamWorx Producer: Patrick N. Simon Produzent: Prof. Nico Hofmann, Ariane Krampe, Ludwig zu Salm-Salm Buch: Rainer Berg Redaktion: Alicia Remirez Coronas, Jochen Ketschau Sender: SAT.1 Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 37 Bestes Buch Fernsehfilm/Mehrteiler > BEATE LANGMAACK > ALEXANDER ADOLPH „Fabelhaft, ebenso unterhaltsam wie berührend”, so die FUNKKORRESPONDENZ über die fiktive Sozialstudie Hat er Arbeit? von Drehbuchautorin Beate Langmaack (44). Mit viel Feingefühl zeichnete die Grimme-Preisträgerin ein glaubwürdiges Bild vom wirtschaftlichen Niedergang einer ostdeutschen Werftstadt. Authentisch wirken auch die Figuren, die täglich um ihre Existenz zittern müssen. Für ihr mitreißendes Sozialdrama wurde die Hamburgerin bereits mit dem Robert-Geißendörfer-Preis und dem VFF TV-Movie-Award ausgezeichnet. Die Jury: Eine anrührende, kleine Geschichte über die großen Themen unseres Landes. Ein verschwundener Expolizist und der angebliche Selbstmord seiner Frau lassen Kriminalrätin Eva-Maria Prohacek (Senta Berger) in Unter Verdacht – Verdecktes Spiel ein kompliziertes Geflecht aus Immobilienskandal, Polizeikorruption und Mord entwirren. Sein Talent für überzeugende Charakterzeichnung und pointierte Dialoge stellte Alexander Adolph (36) in vielen TVProduktionen unter Beweis. Für seinen Tatort – Im freien Fall erhielt der Rechtswissenschaftler dieses Jahr den Adolf-Grimme-Preis. Die Jury: Intelligenter Plot um couragierte Kommissarin der „Inneren Aufklärung“, ein virtuoser Auftakt für Senta Berger als neue Reihenheldin. Nominiert für: Hat er Arbeit? Produktion: Allmedia Produzent: Heike Richter-Karst Producer: Nathalie Scriba Regie: Kai Wessel Redaktion: Daniel Blum Sender: ZDF/ARTE Nominiert für: Unter Verdacht – Verdecktes Spiel Produktion: Pro GmbH Produzent: Mario Krebs Regie: Friedemann Fromm Redaktion: Klaus Bassiner, Elke Müller (ZDF), Anne Even (ARTE) Sender: ZDF/ARTE > NORBERT EBERLEIN Seit elf Jahren spüren die Beamten des KK15 einem Serienmörder nach. Ein Zeuge führt das Kriminal-Duo Sabrina Nikolaidou (Despina Pajanou) und Ellen Ludwig (Petra Kleinert) in Doppelter Einsatz – Der Mörder in Dir auf die Spur von Kollege Winter. „Atmosphärisch dicht und unterhaltsam“ (TV SPIELFILM) erzählt Norbert Eberlein (45) die Story des einsamen Polizisten. Er erhielt in diesem Jahr den Autorenpreis der Cologne Conference. Die Jury: Mit genauem Blick auf Motivationen und Beziehungen entwickelt Eberlein ein Drama von innerer Getriebenheit. Nominiert für: Doppelter Einsatz – Der Mörder in Dir Produktion: Studio Hamburg Producer: Peter Otto, Lisa Blumenberg, Claudia Thieme Produzent: Dirk R. Düwel Regie: Markus Imboden Redaktion: Peter Jännert, Torsten Götz Sender: RTL Beste Schauspielerin Hauptrolle Nominierungen > > MONICA BLEIBTREU „Monica Bleibtreu beherrscht wie kaum eine andere die Kunst, mit kleinsten Gesten das ganze brodelnde Innenleben einer Figur zu entfalten und dabei mit großer Autorität den Kristallisationspunkt einer Geschichte zu bilden“, beschreibt die FRANKFURTER RUNDSCHAU die Leistung der Charakterdarstellerin. In dem ARDFernsehfilm Verlorenes Land spielt die 58-Jährige eine Bäuerin in den Nachkriegswirren Anfang der fünfziger Jahre, die täglich um das Leben ihres im Krieg vermissten Sohnes zittern muss. Monica Bleibtreu absolvierte ihre Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien, spielte an den renommiertesten deutschsprachigen Bühnen und brillierte bei zahlreichen TV- und Kinoproduktionen. Die Gewinnerin der Goldenen Kamera (1972) überzeugte auch an der Seite ihres Sohnes Moritz Bleibtreu in dem internationalen Erfolgsfilm Lola rennt. Die Jury: In ihrer Stärke, wie in ihrer Gebrochenheit macht Bleibtreu ihre Rolle zur tragenden Figur der Geschichte. Nominiert für: Verlorenes Land Produktion: ndf Produzent: Susanne Freyer Buch und Regie: Jo Baier Redaktion: Brigitte Schroedter Sender: ARD/BR/HR/ARTE Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 39 > ANNEKE KIM SARNAU Für ihre grandiose schauspielerische Leistung in Ende der Saison erhielt Anneke Kim Sarnau im vergangenen Jahr bereits den Grimme-Preis in Gold. In dem Kammerspiel verkörpert die 30-Jährige mit viel Einfühlungsvermögen die prüde Klarissa, die ihre krebskranke Mutter pflegt und sich dabei in deren Lebensgefährten verliebt. Ihr großes und vielseitiges Talent beweist die Absolventin der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart auch in dem Sozialdrama Die Hoffnung stirbt zuletzt. Als junge Polizistin weckt sie mit „ihrer überwältigend natürlichen Präsenz vom ersten Augenblick an Interesse für das Schicksal der Figur“, lobte EPD MEDIEN die Hamburgerin. Die Jury: Unmittelbar, energiegeladen und physisch gibt sie ihren eigenwilligen Frauenfiguren Gestalt. Nominiert für: Ende der Saison Produktion: teamWorx Buch: Daniel Nocke Regie: Stefan Krohmer Produzent: Doris Zander, Prof. Nico Hofmann Redaktion: Dr. Gabriela Sperl (BR) Sender: ARD/BR und Die Hoffnung stirbt zuletzt Produktion: TV60Film Producer: Sven Burgemeister Produzent: Bernd Burgemeister Autor: Fred Breinersdorfer Regie: Marc Rothmund Redaktion: Doris J. Heinze Sender: ARD/NDR > NINA HOSS Ihr Schauspieldebüt gab Nina Hoss mit gerade 14 Jahren am Stuttgarter Theater. Für ihre Hauptrolle in Bernd Eichingers Erfolgsfilm Das Mädchen Rosemarie (1996) wurde die Absolventin der Berliner Hochschule für Film- und Fernsehen „Ernst Busch“ mit der Goldenen Kamera als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet. 1999 erhielt der Jungstar beim Montreal Filmfestival den Award als beste Darstellerin für ihre schauspielerische Glanzleistung in Der Vulkan. In dem eindringlichen Psychothriller Toter Mann spielt die 27-Jährige Wahlberlinerin einen stillen Racheengel, dessen geheimnisvolle Aura und tiefe Traurigkeit sich zunehmend in wilde Entschlossenheit und kalte Berechnung verwandelt. „Atemberaubend“ (EPD MEDIEN), „mit einem Höchstmaß an Präzision“ (TAGESSPIEGEL) interpretierte Nina Hoss die gebrochene Figur der Leyla. Die Jury: Wohl dosiert, mit der Kraft der Zurückhaltung macht Nina Hoss die Abgründe ihrer Figur umso greifbarer. Nominiert für: Toter Mann Produktion: teamWorx Producer: Christian Rohde Produzent: Bettina Reitz Buch und Regie: Christian Petzold Redaktion: Caroline von Senden Sender: ZDF/ARTE Fernsehereignis des Jahres Nominierungen > > DIE MANNS – EIN JAHRHUNDERTROMAN Mit dem Projekt Die Manns ging im vergangenen Jahr eine Thomas-Mann-Renaissance einher, die nicht nur die Feuilletons erreichte, sondern auch in den Buchhandlungen zu spüren war. Insofern ist hier etwas Seltenes gelungen: ein gesellschaftliches Ereignis zu setzen, das in seiner Gesamtwirkung weit größer war als das Fernsehen, aus dem es kam. So hat die Jury des DEUTSCHEN FERNSEHPREISES beschlossen, Die Manns in ihrer Einzigartigkeit jenseits der Genrekategorien zu würdigen und Heinrich Breloer und Horst Königstein für diese Leistung die Auszeichnung „Fernsehereignis des Jahres“ zu verleihen. Die Begründung der Jury: In die kleine Reihe wirklicher Fernsehereignisse gehört der Dreiteiler Die Manns. Dies nicht allein wegen der äußeren Anstrengung, belegt im ungewöhnlichen Budget von zehn Millionen Euro für diese internationale Koproduktion. Was vielmehr bei diesem Werk vor allem so beeindruckt, dass es innerhalb des letzten Fernsehjahres eine eigene Kategorie beanspruchen darf und kann, ist die außerordentliche Perfektion der von Heinrich DeutscheFernsehpreis Fernsehpreis 2001 41 41 DerDer Deutsche 2002Seite Seite Breloer und Horst Königstein bereits mehrfach erprobten und durchgespielten Form des Doku-Dramas. In der Verschränkung von Dokumentarmaterial, von Interviews mit Zeitzeugen und von eigenen Spielszenen entsteht ein dichtes, spannungsund facettenreiches Bild einer einzigartigen Künstlerfamilie. Breloer und Königstein konzentrieren sich zwar besonders auf den weltberühmten Schriftsteller Thomas Mann, doch entwickeln sie für alle (stark auf ihn bezogenen, oft mit tragischem Schicksal endenden) Figuren ein jeweils tragendes eigenes Interesse. Dabei fungiert die 83-Jährige Elisabeth Mann Borgese, die kurz nach der Ausstrahlung des Films starb, als eine Art Erzählerin. Mit ihren sehr persönlichen, auch eigenwillig interpretierenden Erinnerungen, die Breloer in meisterhafter Interviewtechnik hervorruft, verleiht sie dem Werk eine warm-humorvolle Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit. Zu den Voraussetzungen für das rund fünfstündige Werk gehört eine glänzende Recherche. Getragen wird das Ereignis auch von erstklassigen, höchst engagiert agierenden Schauspielern. Armin MuellerStahl, Monica Bleibtreu, Sebastian Koch seien stellvertretend für Rang und Quali- tät des Ensembles genannt. Ebenso bemerkenswert ist die geschmeidige und präzise Kameraleistung von Gernot Roll. Drei eineinhalbstündige Begleitfilme, in denen andere Teile des reichhaltigen Recherchematerials mit weiteren InterviewPassagen verbunden werden, öffnen zusätzliche Perspektiven und verleihen dem Fernsehunternehmen Die Manns vertiefende Dimensionen. Alles in allem: Mit Die Manns ist Breloer und Königstein tatsächlich ein „Gesamtkunstwerk“ gelungen, das intelligent und opulent ein klassisches Bildungsbürgerthema für das Fernsehen im besten Sinne popularisiert hat – mit überwältigendem Erfolg auch ausserhalb des Mediums. DIE JURY DES DEUTSCHEN FERNSEHPREISES Produktion: Bavaria Film Buch und Regie: Dr. Heinrich Breloer Co-Autor: Prof. Dr. Horst Königstein Darsteller: Armin Mueller-Stahl, Sebastian Koch, Sophie Rois, Monica Bleibtreu, Veronica Ferres, Jürgen Hentsch Produzent: Thilo Kleine, Katharina Gräfin Lambsdorff Sender: ARD/WDR/NDR/BR/ARTE/ORF/SRG Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 43 Beste Musik > ANDREAS SCHÄFER > FRANK & STEFAN WULFF > ANDREAS SCHILLING HINRICH DAGEFÖR Der Exprostituierten Martina Winger (Natalia Wörner) lässt der Mord an ihrer Kollegin keine Ruhe. Jahre später ist sie dem Mörder so nah wie nie. Andreas Schäfer (42) sorgte für die musikalische Untermalung des Psychothrillers Verbotene Küsse. Mit exotischen Trommelschlägen, traurigen Geigenklängen und romantischer Klaviermusik setzt er die innere Zerrissenheit der Hauptfigur und die klaustrophobische Atmosphäre des Films meisterhaft um. Die Jury: In der Kunst der Zurückhaltung spannt die Musik den dramaturgischen Bogen zwischen Vergangenheit und Zukunft. Nominiert für: Verbotene Küsse Produktion: Network Movie/ Objectiv Film Producer: Selma Brenner Produzent: Reinhold Elschot, Jutta Lieck-Klenke Regie: Johannes Fabrick Buch: Johannes Fabrick, Barbara Oslejsek (Idee: Frank Göhre) Redaktion: Daniel Blum Sender: ZDF Seit Jahren arbeiten Frank Wulff (50, Foto Mitte), sein Bruder Stefan (48, re.) und Hinrich Dageför (39, li.) mit dem renommmierten Regisseur Lars Becker zusammen. Zuletzt schuf das Trio die Musik zu Rette Deine Haut !. Sanft begleiten Akkorde einer Akustikgitarre und Klavierklänge die eindrucksvollen Bilder: „Uns war es wichtig, die Bilder zu verstärken und zu unterstützen, ohne von der Haupthandlung des Filmes abzulenken“, kommentiert Stefan Wulff ihr Werk. Die Jury: Eine Musik, die das Genre konturiert und den Zuschauer mitunter zum Komplizen macht. Nominiert für: Rette Deine Haut! Produktion: Network Movie Producer: Selma Brenner Produzent: Reinhold Elschot Buch und Regie: Lars Becker Redaktion: Daniel Blum Sender: ZDF Für die Musik in dem Film Kolle – Ein Leben für Liebe und Sex ist der Theatermusiker und Kontrabassist Andreas Schilling (45) verantwortlich. Feinfühlig runden die leisen Hintergrundtöne die amüsant-absurde Stimmung des Film ab. Durch die Auswahl der Originalsongs – u.a. Rolling Stones, Santana – macht der Preisträger des Filmmusikpreises der Deutschen Phonoakademie auch das Lebensgefühl dieser Zeit wieder spürbar. Die Jury: Musikauswahl und Eigenkomposition liefern eine kluge Unterstützung von Biographie und Zeitgeschichte. Nominiert für: Kolle – Ein Leben für Liebe und Sex Produktion: Cologne Film Producer: Iris Wolfinger Produzentin: Micha Terjung, Dagmar Konsalik (Co-Produzentin) Buch: Eva Zahn, Volker A. Zahn Regie: Dr. Susanne Zanke Redaktion: Alexander Wesemann Sender: ARD/WDR Beste Comedy Nominierungen > > BLIND DATE 2: TAXI NACH SCHWEINAU Mehr als die Routine zweier Comedygrößen gehört dazu, einen 65-minütigen Sketch mit purer Improvisation zu füllen – man benötigt ein außergewöhnliches komödiantische Talent und den Mut, sich auf eine Schauspielerei ohne Netz und doppelten Boden einzulassen. Comedystar Anke Engelke (37) lässt in ihrer Rolle als Taxifahrerin Ruth kein Auge trocken. Genauso wenig wie der ehemalige RTLSamstag-Nacht-Star Olli Dittrich (46), der als hessisch babbelnder Musikalienhändler Uwe auf dem Weg zur Testamentseröffnung seines verstorbenen Vaters ist. Engelke und Dittrich haben zwei Menschen erfunden – ganz ohne Drehbuch. „Genau das macht die Angelegenheit so spannend, so lebensecht, weil sich eben auch das Leben in jedem Augenblick neu entscheidet, wohin es will“ (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG). Die Jury: Was war das? Comedy? Reality? Unsichtbares Theater? In jedem Fall eine virtuose Improvisation zweier Alleskönner. Produktion: quantum/Angenehme Unterhaltungs Konzept, Regie und Darsteller: Olli Dittrich, Anke Engelke Produzent: Antonio Geissler Redaktion: Alexander Bickel Sender: ZDF 45 45 Der Deutsche Fernsehpreis 2002Seite Seite > LADYKRACHER Eine 30-minütige Lachparade, zu deren Fangemeinde nicht nur Frauen gehören; kurze Sketche, schnelle Szenenwechsel, die ein rasantes Tempo anschlagen – das ist Ladykracher. Anke Engelke (37, Foto) und ihr Team stellen in der 13-teiligen SAT.1-Staffel ihre Vielseitigkeit als Comedians unter Beweis: Ob als Heimchen am Herd, als emanzipierte Powerfrau oder als hysterischen Zicke - die Kölnerin ist in jeder ihrer 250 verschiedenen Frauenrollen zum Schreien komisch. Bei Anke Engelke ist nicht die Pointe entscheidend, sondern der Vortrag. Ihr großes Repertoire an Dialekten und Akzenten machen sie zum Comedy-star der Extraklasse: „Anke Engelke begnügt sich nicht mit Andeutungen, sondern spielt jeden Charakter gnadenlos aus“ (TAZ). Der auf Anhieb erreichte Marktanteil von 18,5 Prozent gab ihr Recht: „Frauen dürfen nicht nur doof oder schlau, schön oder hässlich sein, sondern alles“ (Anke Engelke). Die Jury: Wie oft gibt es Anke Engelke eigentlich? In diesem Format zeigt sie, dass ihrem schier unendlichen Rollenrepertoire keine Grenzen gesetzt sind. Produktion: Ladykracher-Produktion Produzent: Ralf Günther Regie: Tobi Baumann, Arne Feldhusen Buch: Tommy Jaud, Chris Geletneky Creative Producer: Tommy Jaud Redaktion: Josef Ballerstaller Sender: SAT.1 > HEADNUT.TV - DIE INTERVIEWS „Prolo trifft Checker, oder auf mittelhochdeutsch: Minderbemittelte treffen auf Experten“, beschreibt DIE WELT das Comedy-Format headnut.tv. „Spätestens das ‚fette Merci für den krassen Checker’ und die zum Abschied gestreckte Faust lassen dem Gegenüber die Gesichtszüge gefrieren.“ Erkan Moosleitner (23) und Stefan Lust (22) (Erkan & Stefan) bringen jeden ihrer versierten Gesprächspartner in einem verbalen Nahkampf zum Gestammel. Die Dreistigkeit der beiden Comedians lassen das Konzept von headnut.tv aufgehen: hochkarätige Experten aus den Bereichen Kunst, Politik und Wissenschaft werden mit gespielt jugendlicher Wissbegierde irritiert und so auf eine herrlich amüsante Art und Weise an den Rand ihrer Contenance geführt. Die Jury: Als Erkan und Stefan zeigen Moosleitner und Lust, was ihre hochkarätigen Interviewpartner so draufhaben. Produktion: headnut industries/ Hofmann & Voges Entertainment Producer: Lynn Schmitz Moderation/Buch: Erkan Maria Moosleitner, Stefan Lust Produzent: Erkan Maria Moosleitner, Stefan Lust, Philip Voges Buch: Murmel Clausen, Scripts’r’us Redaktion: Dagmar Harms, Hannes Hiller Redaktionsleitung: Jobst Benthues Sender: PROSIEBEN Bester Fernsehfilm /Mehrteiler Nominierungen > > DER TANZ MIT DEM TEUFEL 14. Dezember 1976: Der Millionenerbe Richard Oetker wird Opfer einer brutalen Entführung. Lösegeldforderung: 21 Millionen Mark! Oetker überlebt die Misshandlungen durch seine Entführer schwer verletzt, noch 20 Jahre später leidet er unter den Folgen. Obwohl der Täter gefasst wird, geht der Albtraum für Oetker weiter: es folgt ein langwieriger Indizienprozess mit kuriosem Ende. Die Hauptdarsteller Christoph Waltz (46) als Entführer Dieter Cilov und Sebastian Koch (40) als Oetker brillieren durch ihre sensible Darstellung von Täter und Opfer. „Ein Netz aus Provokation und Rache, aus Nähe und Distanz rückt das TV-Stück in die Nähe eines mythologischen Gesamtkunstwerks“, beschreibt DIE WELT den erfolgreichen SAT.1Zweiteiler. Anfang diesen Jahres wurde der Film bereits mit vier Grimme-Preisen ausgezeichnet. Die Jury: Zeitgeschichte, wie sie spannender und kraftvoller nicht inszeniert werden kann. Produktion: teamWorx Produzent: Prof. Nico Hofmann, Ariane Krampe, Ludwig zu Salm-Salm Producer: Patrick N. Simon Regie: Peter Keglevic Buch: Rainer Berg Redaktion: Alicia Remirez Coronas, Jochen Ketschau Sender: SAT.1 47 47 Der Deutsche Fernsehpreis 2002Seite Seite > TOTER MANN Ein Film geht um die Welt – nach der umjubelten Premiere bei den Hofer Filmtagen lief Toter Mann auf 22 internationalen Filmfestspielen und wurde in Biarritz mit der Goldenen FIPA 2002 ausgezeichnet. Die Presse überschlug sich vor Begeisterung: „Ein feinziseliertes Kammerspiel, das sich unweigerlich in die Hirnwindungen frisst“, (FRANKFURTER RUNDSCHAU), „ein nach Kino schreiendes Fernseh-Meisterwerk" (TAGESSPIEGEL). Im Mittelpunkt des genialen Psychodramas stehen drei tragische Figuren: eine von stiller Rachsucht getriebene jungen Frau, die Vergeltung für den brutalen Mord an ihrer Schwester üben will und dabei die Menschen ihrer Umgebung ohne Rücksicht auf Verluste benutzt. Ein entlassener Sträfling, der bereit ist, für seine grausame Taten zu bezahlen. Und ein einsamer Rechtsanwalt, der sich in einen Racheengel verliebt. Die Jury: Ein Kriminalfilm, der zeigt, wie > RETTE DEINE HAUT ! „Ein Film der nervenaufreibenden Implosionen. Milieuschilderung und ästhetische Perfektion fließen ineinander“, so DIE WELT über den packenden ZDFKrimi Rette Deine Haut ! Die Story: Vier korrupte Polizisten leisten sich dank Schmiergeldzahlungen einen hohen Lebensstandard. Als ihr unedler Spender festgenommen wird, sollen sie für ihn die belastende Zeugin töten. Weil keiner der vier zum Auftragskiller werden will, spielen sie sich gegeneinander aus. Freundschaft zählt nicht mehr, für jeden gilt: „Rette Deine Haut“. Ohne die üblichen Genre-Klischees, dafür mit großer visueller Brillanz und dramaturgischer Finesse gelang dem Regisseur Lars Becker (48) ein eiskalter Thriller, der „den Zuschauer bis zum Schluss in Bann zu schlagen vermag“ (FAZ). Die Jury: Ein subtiler Thriller über Korruption, Freundschaft und Verrat. man mit kühlen Bildern eine Geschichte von großer emotionaler Intensität erzählt. Produktion: teamWorx Producer: Christian Rohde Produzent: Bettina Reitz Buch und Regie: Christian Petzold Sender: ZDF/ ARTE Produktion: Network Movie Producer: Selma Brenner Produzent: Reinhold Elschot Buch und Regie: Lars Becker Sender: ZDF Der Ehrenpreis der Stifter Wolfgang Menge – eine Auswahl seiner wichtigsten Produktionen: Hallo Nachbarn, Strafbataillon 999, Polizeirevier Davidswache, Verhör am Nachmittag, Der Deutsche Meister, mehrere Stahlnetz-Folgen, Die DubrowKrise, Millionenspiel (1970), Smog (1973), Der Mann von gestern, mehrere Tatort-Folgen, Ein Herz und eine Seele (1973 ff.), So lebten sie alle Tage (1984), Unternehmen Köpenick (1986), Reichshauptstadt privat (1987), Ende der Unschuld (1991), Motzki (1993), Spreebogen (1994), Ein Lied zum Sonntag (1998), Eine tödliche Liebe (2001). Wolfgang Menge Der Schriftsteller, Film- und Fernsehautor Wolfgang Menge (geboren 1924 in Berlin) hat mit seinen Produktionen Das Millionenspiel (1970) und Ein Herz und eine Seele (1973) deutsche Fernsehgeschichte geschrieben – und hat bis heute damit nicht aufgehört. Der Deutsche Fernsehpreis 2002 Seite 49 Es wird ihm einiges durch den Kopf gegangen sein, als ihn die Nachricht vom Ehrenpreis erreichte. Die Veranstaltung dauert, wenn es gut geht, drei Stunden, drei Stunden, in denen es nichts zu essen gibt. Wie soll er das überstehen? Wolfgang Menge ist nicht unvermögend nach all den Jahrzehnten erfolgreicher Arbeit. Aber die Sorge, er könnte verhungern, ist geblieben. Ehedem galt er auch als geizig, seine Raubzüge durch die Büroschränke der Sekretariate sind berüchtigt. Manche haben das für sorgfältig inszenierte Schrulligkeit gehalten. Doch Menge hat den Menge nie gespielt. Er war so wie er war, authentisch. Er ist es bis heute. Das Widerspenstige und Sperrige seines Charakters, das Verquere seines Denkens, die Verweigerung im Offenbaren seiner Gefühle sind es, die aus einem Journalisten einen Autor gemacht haben. In allen seinen Figuren steckt ein Stück von ihm, und in den besten haben wir ihn ganz. In gewisser Weise war Ekel Alfred nichts anderers als ein Selbstporträt. Nur so war es möglich, dass eine Figur, aus deren Mund die grauenhaftesten Spiesserweisheiten flossen, zugleich ein liebenswerter Mensch sein konnte. Wolfgang Menge ist der einzige Fernsehautor, dem es gelungen ist, ein Star zu werden. Das hat natürlich mit der Qualität seiner Arbeit zu tun, vor allem aber mit dem Instinkt für die starken, die Menschen bewegenden Stoffe. Da meldete sich der Journalist. Menge war von Anfang an für das Fernsehen geschaffen, und das Medium für ihn. Das Kino, in dem er sich gelegentlich auch versuchte, war ihm im Grunde fremd. Er wollte seiner Zeit stets auf der Fährte bleiben, er suchte die direkte Auseinandersetzung. Er war und ist der Chronist dieser Jahrzehnte. Nicht selten war er dieser Zeit voraus. Hätte er nichts anderes geschrieben als Das Millionenspiel, man würde ihn nicht vergessen haben. In seinen besten Jahren gab es ähnliche Donnerschläge im Zwölfmonatstakt. Ein Herz und eine Seele war die erste deutsche Comedy-Serie und sie ist die beste bis in unsere Tage. Menge war jeweils an den Wochenenden angereist, um für die Live-Sendung am Montag noch einige Aktualitäten einzufügen. Was zum sofortigen Verbrauch bestimmt schien, hat sich, wie keine andere Serie sonst, als Dauerbrenner etabliert. So wurde eine Sendung Fernsehgeschichte, ohne selbst historisch zu werden. Wolfgang Menge hat viele Freunde, was durchaus verwunderlich ist bei einem Menschen, der im persönlichen Umgang die rauen Töne bevorzugt. Aber das ist eher Tarnung und eine Methode, sich unangenehme Zeitgenossen vom Leibe zu halten. Zu ihnen zählt er neuerdings vor allem die Redakteure. Das erleichtert die Zusammenarbeit nicht gerade. Doch da ist er unerbittlich. Man muss sich den Menge verdienen, wenn man ihn haben will. Günter Rohrbach