leberegel - Südtirol

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leberegel - Südtirol
LEBEREGEL
GROSSER LEBEREGEL
(Fasciola hepatica)
Die großen Leberegel sind flache, blattförmige, bis
zu 5 cm große, graubraune Würmer. Sie bevorzugen
feuchte Standorte, speziell Weiden mit Süßwasseransammlungen, da sie Schnecken als Zwischenwirte
benötigen. Deshalb variiert die Verbreitung des großen Leberegels je nachdem, ob geeignete Schnecken
vorhanden sind.
ENTWICKLUNG
Bereits infizierte Tiere scheiden mit dem Kot die Eier
des Leberegels aus. Vom Kuhfladen geschützt können
sich die Eier zur so genannten Wimperlarve weiter
entwickeln, welche dann die Schnecke (bevorzugt die
Zwergschlammschnecke oder die kleine Sumpfschnecke) als Zwischenwirt befallen. Nach der Vermehrung
der Wimperlarven zu Schwanzlarven verlassen sie
die Schnecke und heften sich an Grashalmen fest.
Die Rinder infizieren sich mit Leberegel durch die
Aufnahme des von Leberegel verseuchten Grases.
Im Dünndarm durchbohren die jungen Leberegel
die Darmwand bis zur Leber. In der Leber verbreiten
sie sich weiter und werden nach ca. 6-8 Wochen zu
erwachsenen Leberegeln, die Eier produzieren. Die
Eier werden wieder mit dem Kot ausgeschieden und
der Kreislauf schließt sich. Die Zeit von der Infektion
bis zur Eiablage dauert ca. 8-12 Wochen. Die gesamte
Entwicklung dauert 2-3 Monate.
Im Gras sind die Leberegel über mehrere Monate
ansteckungsfähig. Im Zwischenwirt Schnecke kann der
große Leberegel überwintern und so im Frühjahr zu
ersten Infektionen führen. Die Hauptinfektionen finden deshalb im Frühjahr und im Herbst, wenn aus neu
infizierten Schnecken Leberegel ins Gras gelangen.
Ort
Zeitraum
Heu
4-6 Monate
Grassilage bei 20°C
12 Tage
Grassilage bei 40°C
7 Tage
Außentemperatur unter -19°C
unter 24 Stunden
Außentemperatur über +43°C
unter 24 Stunden
Tab. 1 Überlebensfähigkeit des großen Leberegels
Abb. 1: Der Kreislauf des großen Leberegels
Im Verdachtsfall sollten nicht nur Bäche oder Wassergräben auf der Weide bezüglich der Schnecken
überprüft werden, sondern auch kleinere vorübergehende Feuchtstellen z.B. im Bereich der Tränken, nach
Regenfällen in tiefen Fahrspuren oder in Senken. Die
Schnecken sind sehr kleine, meist nur 0,5 cm große
getürmte Gehäuseschnecken.
Abb. 2: Kleine Sumpfschnecke
Erscheinungsbild
Man unterscheidet beim großen Leberegel zwischen
den drei Formen der akuten, subakuten und chronischen Erkrankung. Im Gegensatz zu akuter und
subakuter Fasziolose tritt die chronische Fasziolose bei
Rindern am Häufigsten auf.
Chronische Fasziolose:
Die Leberegel befinden sich zur Eiablage in den
Gallengängen und führen zu entzündlichen Verdickungen. Bei schwachen Infektionen können Leberegel erst bei der Schlachtung in der Leber entdeckt
werden.
AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL
PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE
Abteilung 22 - Land-, forst-, und hauswirtschaftliche
Berufsbildung
Ripartizione 22 - Formazione professionale agricola,
forestale e di economia domestica
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LEBERGEGEL - BERGBAUERNBERATUNG
Je nach Infektionsgrad einer chronischen Fasziolose
steigern sich folgende Symptome während des Winters:
• Minderung der Leistung
• Fruchtbarkeitsstörungen
• Milchverlust
• Abmagerung
• Leber kann vergrößert und schmerzhaft sein
• Todgeburten
• Im Spätstadium können Ödem am Kehlkopf und
Unterbrust auftreten
• Temperaturschwankungen (Fieber,
Untertemperatur)
• Wechsel der Kotkonsistenz (Durchfall,
Verstopfung)
• Todesfälle sind eine Ausnahme
wicklung zu so genannten Zerkarien dient. Diese Zerkarien bilden eine gallertartige Substanz, welche von
der Schnecke ausgeschieden und anschließend von
Ameisen aufgenommen werden. Die Zerkarien befallen das Nervensystem der Ameise und verursachen
dadurch eine Verhaltensänderung. Infizierte Ameisen
ziehen sich nämlich abends nicht in ihre Nester zurück,
sondern beißen sich an Pflanzenspitzen fest. Folglich
werden sie von Weidetieren mit dem Gras mitgefressen. Bei steigenden Tagestemperaturen löst sich der
Beißkrampf der infizierten Ameise, sodass ihr Verhalten unauffällig wird.
Im Magen-Darmkanal des Rindes werden die jungen
Leberegel aus der Ameise befreit und können über
den Gallengang die Leber befallen. Nach 6-7 Wochen
beginnen sie in den Gallengängen mit der Eiablage.
Die Eier werden wieder mit dem Kot ausgeschieden.
VORBEUGUNG/BEKÄMPFUNG
Bei der Bekämpfung des großen Leberegels ist vor
allem das Weidemanagement zu berücksichtigen:
• Drainage der Weide
• Tränkewasser nicht aus Teichen oder Gräben
entnehmen
• Stehende Gewässer auf der Weide auszäunen
• Bei Leberegelbefall keine Gülle auf Weidefläche
ausbringen
• Infektionsstatus vor Austrieb überprüfen und
eventuell behandeln
BEHANDLUNG
Zur Behandlung eines Leberegelbefalls gibt es verschiedene Wurmmittel. Allerdings ist zu beachten,
ob die Mittel während der Laktation zulässig sind.
Eine gute Gelegenheit zur Leberegelbehandlung bei
laktierenden Tieren bietet deshalb die Trockenstehzeit.
Weiters muss beachtet werden, ob die Leberegel sich
im jugendlichen oder erwachsenen Stadium befinden
um ein entsprechendes Mittel einsetzten zu können.
Deshalb sollte auf alle Fälle mit einem Tierarzt gesprochen werden.
KLEINER LEBEREGEL
(Dicrocoelium dentriticum)
Die kleinen Leberegel sind flache, blatt- oder lanzettenförmige, ca. 1 cm lange Plattwürmer und kommen
in gemäßigten Klimazonen vor. Sie kommen nicht nur
bei Schafen und Ziegen, sondern auch bei Rindern
vor.
ENTWICKLUNG
Die Tiere scheiden wie beim großen Leberegel mit
dem Kot die Eier des kleinen Leberegels aus. Allerdings müssen sich die Eier nicht mehr entwickeln,
sondern sie enthalten bereits eine Wimperlarve. Die
Eier werden von Schnecken gefressen, welche dem
Leberegel wiederum als Zwischenwirt zur WeiterentDienststelle Bergbauernberatung
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Abb. 3: Zyklus des kleinen Leberegels
ERSCHEINUNGSBILD
Durch den Befall mit dem kleinen Leberegel werden
die Gallengänge erweitert, die Gallenwände verdickt
und grauweiß verfärbt. Eine Infektion führt zu keiner
Immunität des Rindes und somit kann der ausgewachsene kleine Leberegel jahrelang überleben.
Ein schwacher Befall mit Leberegel ist äußerlich nicht
erkennbar. Zum Nachweis kann der Kot auf Eier untersucht werden.
Neben Leistungsminderung, verminderte Gewichtszunahmen und Entwicklungsstörungen kommt es auch
zum Verlust der Leber bei der Schlachtung.
VORBEUGUNG/BEKÄMPFUNG
Zur Vorbeugung und Bekämpfung des kleinen Leberegels gelten die gleichen Verbesserungsmaßnahmen
des Weidemanagements wie beim großen Leberegel.
Bei schweren Infektionen ist eine Behandlungen in
den Hauptinfektionsperioden Ende Juni und bei der
Aufstallung im Herbst notwendig. Bei Behandlung von
laktierenden Tieren ist die Wartezeit zu berücksichtigen.
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