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°50 Jahre Bundesliga°
Mittwoch, 22. August 2012 · Nr. 196
50 Jahre
Bundesliga
M
it der Begegnung des
deutschen Meisters Borussia Dortmund gegen
Werder Bremen beginnt
Freitag Abend (20.30 Uhr/ARD live) die
neue Saison der Fußball-Bundesliga. Es ist
eine besondere Saison, n�mlich die 50. seit
Gr�ndung der Bundesliga im Jahr 1963. Das
Jubil�um ist der vorl�ufige H�hepunkt einer
sportlich einmaligen Erfolgsgeschichte.
Die h�chste Fußball-Spielklasse ist zu
einer nationalen Institution geworden
und geh�rt zu Deutschland wie der
K�lner Dom oder das M�nchner
Oktoberfest. Die Duelle der besten 18 Vereine ziehen Millionen
Menschen im ganzen Land in
ihren Bann. Auf den folgenden
Seiten lassen wir die bisherigen f�nf Jahrzehnte noch einmal Revue passieren, erinnern an große Siege, tragische Niederlagen, großartige Fußballer, Dramen und
Anekdoten.
15
16
Vorsatz
355
°50
50 Jahre
Jahre Bundesliga°
Bundesliga
Mittwoch, 22. August 2012 · Nr. 196
Als die Liga
laufen lernt
Die Saison 1963/64 markiert den Beginn einer Erfolgsgeschichte
Linkes Foto:
Petar „Radi“
Radenkovic,
Torwart-Idol
von
1860
M�nchen,
faustet
im
Spiel gegen
den HSV mit
dem
ersten
BundesligaTorsch�tzenk�nig
Uwe
Seeler (l.) einen Ball weg.
Rechts:
Die
DFB-Funktion�re beraten
im
Januar
1963 �ber die
neue Bundesliga und wer
dazugeh�ren
soll. Fotos: dpa
D
er 7. Juni 1969 ist im
S�den Deutschlands
ein grauer, verregneter Tag. Das triste Wetter liefert
die passende Kulisse f�r das bis
dahin dunkelste Kapitel in der
ruhmreichen Geschichte des 1.
FC N�rnberg. Als Schiedsrichter Walter Horstmann die Partie
im M�ngersdorfer Stadion gegen 17.15 Uhr abpfeift, ist nicht
nur die 0:3-Niederlage des
„Clubs“ beim 1. FC K�ln besiegelt, sondern auch die gr�ßte
Fußball-Sensation in der noch
jungen Geschichte der Bundesliga: Der deutsche Meister ist
abgestiegen.
Fassungslos, teils hemmungslos weinend schleichen die
Spieler in Rot und Schwarz
vom Rasen. Der Schock sitzt
tief – hat man doch erst zw�lf
Monate zuvor in einem Autokorso durch die N�rnberger
Altstadt den Gewinn der neunten Meisterschaft gefeiert. „Es
ist wie ein b�ser Traum“, gibt
„Club“-Legende Max Morlock
seine Empfindungen wieder
und spricht damit den Fans aus
dem Herzen. Schnell macht der
Begriff „ausgemerkelt“ die Runde. Meistermacher Max Merkel,
nach dem Titel 1968 auf H�nden getragen, l�sst erst Leistungstr�ger wie Franz Brungs
und Gustl Starek ziehen und
kann dann die Talfahrt des
Teams nicht mehr stoppen.
Hier jubelt der 1. FC N�rnberg mit Trainer Max Merkel �ber den deutschen Meistertitel 1968. Ein Jahr
sp�ter stieg der Club als Meister ab – bislang einmalig in der Bundesliga-Historie.
Foto: dpa
Acht Runden vor Saisonende
muss er gehen - zu sp�t.
„Dieser Sturz kam nicht von
ungef�hr. Das Gravierendste
war die Demontierung der
Meister-Elf“,
erinnert
sich
„Club“-Abwehrrecke Ferdinand
Wenauer sp�ter an das Abstiegsfinale der Saison 1968/
69, in dem drei Runden vor
Schluss noch die halbe Liga um
den Klassenerhalt zittert. Ironie
des Schicksals: W�ren die Franken am 34. Spieltag in K�ln als
Sieger vom Platz gegangen,
h�tte statt ihrer der Premierenmeister aus der Domstadt die
Bundesliga verlassen m�ssen.
Der 1. FC K�ln ist mit seinem
Start-Ziel-Sieg f�nf Jahre zuvor
ein logischer Titeltr�ger gewesen. Der Meister von 1962 und
Vize von 1963 verf�gt als einer
der ersten Clubs beim Bundesliga-Start �ber professionelle
Strukturen. Doch das FußballHoch am Rhein h�lt nicht lange
an, schon in der zweiten Spielzeit werden die „Geißb�cke“
von Werder Bremens Defensiv-
strategen vom Thron gestoßen.
Als die Liga laufen lernt, sind
in Hans Sch�fer, Helmut Rahn
und Max Morlock noch drei
Weltmeister von 1954 am Ball,
das Fernsehen ist dagegen anders als heute nicht �berall
pr�sent. So gibt es vom ersten
Tor der Bundesliga, das der
Dortmunder Timo Konietzka
am 24. August 1963 nach nur
58 Sekunden in Bremen erzielt,
kein Bilddokument. Der erste
Skandal l�sst nicht lange auf
sich warten: Hertha BSC wird
1965 ausgeschlossen, weil der
Verein Handgelder an Spieler
gezahlt hat. Daf�r r�ckt Tasmania 1900 nach – die Hauptstadt
soll, so der Wille des DFB,
weiter in der Liga vertreten sein.
Die Berliner sind in dieser
Rolle v�llig �berfordert und
stellen Negativ-Rekorde auf, die
noch heute G�ltigkeit besitzen:
Wenigste Siege (2), meiste Gegentore (108), meiste Niederlagen (28). Sportlich liefern sich
Borussia Dortmund und der
TSV 1860 M�nchen in der
Spielzeit 1965/66 ein Kopf-anKopf-Rennen, das Max Merkels
„L�wen“ f�r sich entscheiden.
Daf�r stellt der BVB den besten
Scorer: Lothar Emmerich trifft
31 Mal ins Schwarze und damit
einmal mehr als der erste Bundesliga-Torsch�tzenk�nig Uwe
Seeler vom Hamburger SV.
Die n�chsten beiden Meister
hatte vor Saisonbeginn �berhaupt niemand auf der Rechnung. Den Minimalisten von
Eintracht Braunschweig gen�gen 1967 magere 49 Tore, um
sich zum ersten und einzigen
Mal die nationale Krone aufzusetzen. Gleich sieben Partien
der von Helmuth Johannsen auf
Defensive getrimmten Niedersachsen enden torlos. Ein Jahr
sp�ter werden viele Namen als
Titelkandidaten
gehandelt,
N�rnberg ist nicht darunter.
Doch unter Merkels Regie
vollzieht der „Club“ einen Wandel: Der altfr�nkische Stil ist
pass�, die Meisterschale Lohn
f�r erfrischenden Angriffsfußball. Der Anfang Dezember
1967 mit 7:3 bezwungene FC
Bayern kann ein Lied davon
singen – dennoch ist die Wachabl�sung nicht mehr weit. In
der sechsten Saison stehen die
M�nchner ganz oben und l�uten mit ihrem ersten Bundesliga-Titel eine Jahrzehnte w�hrende Dominanz ein. Die Kr�nung der Elf von Trainer Branko Zebec erfolgt just an dem
Tag, an dem 170 Kilometer
weiter n�rdlich die ErstligaLichter ausgehen. F�r den
„Club“ kommen die Gegner von
nun an aus Heilbronn, Reutlingen und Ingolstadt. Schier endlose neun Jahre vergehen, ehe
N�rnberg 1978 wieder auf die
Bundesliga-B�hne zur�ckkehrt.
Auf und Ab in der Bundesliga
Die Rekord-Aufsteiger
und Rekord-Absteiger
der Fußball Bundesliga
() = erste Bundesliga-Saison
Anzahl
1. FC Nürnberg 1969
(ab 1963/64)
Arminia Bielefeld
(ab 1970/71)
VfL Bochum
(ab 1971/72)
Hertha BSC
(ab 1963/64)
17178
94
99
03
08
7
80
85
98
01
04
09
7
1972
79
85
98
00
03
09
7
1970
78
1993
80
95
96
99
99
01
02
05
04
10
7
6
1971
94
96
00
02
06
6
1965
80
83
91
10
12
6
1968
82
92
1991
Karlsruher SC 1968
(ab 1963/64)
84
1978
MSV Duisburg 1982
(ab 1963/64)
79
95
93
77
1975
90
00
96
83
80
97
06
05
85
84
08
09
07
6
5
07
98
87
5
11
6
5
Der 1. FC K�ln wurde in der Saison 1963/64 erster Bundesliga-Meister.
Foto: imago
Mittwoch, 22. August 2012 · Nr. 196
356
17
°50
Bundesliga°
50 Jahre Bundesliga
Vorsatz
Die Liga verliert
ihre Unschuld
Große Duelle, große Skandale
D
ie Siebziger – das waren �beraus bewegte
Zeiten in der FußballBundesliga. Die „Fohlen“ von
Borussia M�nchengladbach gewannen in jenem Jahrzehnt
f�nfmal die Meisterschaft, Bayern M�nchen dreimal – ansonsten nur noch der 1. FC K�ln
(1978) und der Hamburger SV
(1979) mit „Mighty Mouse“
Kevin Keegan, erster ausl�ndischer Superstar der Liga. International waren die Bayern top.
Sie gewannen dreimal nacheinander den Europapokal der
Landesmeister: 1974 im Wiederholungsspiel gegen Atletico
Madrid, 1975 gegen Leeds United und 1976 gegen AS St.
Etienne.
Die
Nationalmannschaft
zeigte bei der WM 1970 in
Mexiko Begeisterndes. Das 3:2
nach Verl�ngerung gegen England im Viertelfinale war nicht
nur wegen Uwe Seelers Hinterkopf-Treffer ph�nomenal, das
3:4 in der Vorschlussrunde gegen Italien, ebenfalls nach Verl�ngerung, ging gar als „Jahrhundertspiel“ in die Annalen
ein. Weltmeister wurde Brasilien,
Deutschland
Dritter,
„Bomber“ Gerd M�ller mit
zehn Treffern Torsch�tzenk�nig.
Als ein Jahr sp�ter, exakt am
6. Juni 1971, Horst-Gregorio
Canellas als Pr�sident der tags
zuvor abgestiegenen Offenbacher Kickers bei der Feier zu
seinem 50. Geburtstag mit Tonbandaufnahmen den Bundesligaskandal ins Rollen brachte,
verlor die Liga ihre Unschuld.
Schiebereien, Bestechung, Bestechlichkeit – ein Desaster dieses Ausmaßes gab es nie wieder
(siehe unten).
M
Das Jahrzehnt
der Fohlen
M
In die Siebziger fielen auch
andere kuriose Ereignisse. Im
April 1971 ging beim Spiel
zwischen
M�nchengladbach
und Werder Bremen der Pfosten zu Bruch. 1:1 lautete der
Endstand, das Geh�use konnte
nicht repariert werden. Am
„gr�nen Tisch“ wurde Werder
zum 2:0-Gewinner erkl�rt,
Meister wurden Hennes Weisweilers „Fohlen“ am Ende dennoch - mit zwei Z�hlern Vorsprung auf die Bayern und wohl
auch deshalb, weil sich Duisburgs Michael Bella verh�rte:
Am 1. Mai vernahm er auf dem
B�kelberg einen Pfiff, nahm im
Strafraum den Ball in die Hand
- Schiedsrichter Rudolf Schr�ck
hatte
indes
nicht gepfiffen.
KlausDieter Sieloff verwandelte zum „Tor des
Tages“ - und so verhalf Bella
der Borussia indirekt zur ersten
erfolgreichen Titelverteidigung
in der Liga-Historie.
Es war, abgesehen vom Skandal, ein „goldenes Jahrzehnt“
mit den H�hepunkten des deutschen WM-Sieges 1974 in M�nchen gegen die Niederlande
(2:1) und des EM-Titels 1972
beim 3:0 in Br�ssel gegen die
UdSSR. Die ber�hmte BayernAchse mit Sepp Maier, Franz
Beckenbauer und Gerd M�ller,
Spielmacher wie G�nter Netzer
oder Wolfgang Overath waren
die Top-Protagonisten jener
Jahre. Als erster „MillionenEinkauf“ ging der Belgier Roger
Van Gool in die Bundesligageschichte ein, als er 1976 f�r
eine Million Mark vom FC
Br�gge zum 1. FC K�ln wechselte.
Seit den Siebzigern haben
zwei statistische Daten quasi
ehernen Bestand: Die 101 Tore,
die Bayern M�nchen als Meister von 1972 in einer Saison
erzielte, sind ebenso Bundesligarekord wie die 40 Treffer von
Gerd M�ller. „Kleines, dickes
Gerd M�ller: 365 Tore in der Fußball-Bundesliga – ein Rekord f�r die Ewigkeit.
M�ller“ nannte der einstige
Bayern-Trainer Zlatko „Tschik“
Cajkovski den Burschen aus
N�rdlingen, der nach wie vor
als einer der besten St�rmer in
der Welt des Fußballs gilt.
Foto: dpa
Top-Torschützen der Bundesliga
Die besten Torschützenkönige
Saison
Gerd Müller (Bayern München)
1971/72
40
Gerd Müller (Bayern München)
1969/70
39
Gerd Müller (Bayern München)
1972/73
36
Die meisten Bundesliga-Tore
Die besten
Torschützenkönige und die
Spieler mit
den meisten
BundesligaToren, ElfmeterToren und
Eigentoren
seit Bestehen
der Bundesliga
Er war der Vater der legend�ren Fohlen-Elf von Borussia M�nchengladbach: Trainer Hennes Weisweiler.
Foto: dpa
Mit begeisterndem Offensivfußball gewann M�nchengladbach, hier
G�nter Netzer, f�nfmal die Meisterschaft in den Siebzigern. Foto: dpa
Tore
Tore
Gerd Müller (Bayern München)
365
Klaus Fischer (Schalke 04)
268
Jupp Heynckes (Bor. Mönchengladbach)
220
Die meisten Elfmeter-Tore
Tore
Manfred Kaltz (Hamburger SV)
53
Gerd Müller (Bayern München)
51
Michael Zorc (Borussia Dortmund)
49
Die meisten Eigentore
Tore
Manfred Kaltz (Hamburger SV)
6
Nikolce Noveski (FSV Mainz 05)
6
Per Røntved (Werder Bremen)
5
17177
Quellen: DFB, weltfussball.de
Canellas' 50. Geburtstag . . .
Offenbachs Pr�sident brachte am 6. Juni 1971 den Bundesliga-Skandal ins Rollen
M
Einen wie ihn gibt es nur einmal: Vor allem in den Siebzigern dr�ckte
Franz Beckenbauer der Bundesliga seinen Stempel auf. Außerdem
gewann er mit den Bayern dreimal in Folge den Landesmeister-Cup
und f�hrte die Nationalmannschaft 1974 zum WM-Titel.
Foto: dpa
it dieser Geburtstags�berraschung des Gastgebers hatte keiner gerechnet.
Horst-Gregorio Canellas, Pr�sident der am Vortag abgestiegenen Offenbacher Kickers, pr�sentierte am 6. Juni 1971 bei
seinem 50. Geburtstag Tonb�nder, die bewiesen, dass Spiele
der Fußball-Bundesliga durch
Geldzuwendungen in teilweise
sechsstelliger H�he an Spieler
manipuliert worden waren.
Canellas l�ste damit den
gr�ßten Skandal der deutschen
Fußball-Geschichte aus. 49
Spieler aus sieben Vereinen,
drei Clubs, sechs Funktion�re
und drei Trainer wurden vom
Deutschen
Fußball-Bund
(DFB) und dessen Chefermittler
Hans Kindermann angeklagt.
Elf Spieler erhielten lebensl�ngliche Sperren, die jedoch sp�ter
abgemildert wurden. Im Mittelpunkt standen Spieler der Vereine Schalke 04 und Hertha
BSC, darunter auch aktuelle
oder sp�tere Nationalspieler
wie Stan Libuda, Klaus Fischer
und Klaus Fichtel. RW Oberhausen und Arminia Bielefeld
war es gelungen, durch die
Horst Gregorio Canellas (l.) f�hrte bei der Feier zu seinem 50. Geburtstag Tonbandaufnahmen vor, die
bewiesen: In der Bundesliga wurde bestochen. Der Skandal war perfekt.
Foto: dpa
Bestechungen den Klassenverbleib zu schaffen. Bielefeld wurde aber in die Regionalliga strafversetzt. Bei der Partie Hertha
BSC gegen Bielefeld hatten die
Berliner Spieler sogar finanzielle Angebote aus Offenbach
und Bielefeld erhalten.
F�nf Jahre lang besch�ftigte
der Bundesliga-Skandal die verbandsinternen und ordentlichen Gerichte, ehe am 9. Dezember 1976 mit einem Vergleich zwischen DFB und
Schalke 04 die Gerichtsakten
geschlossen wurden. In Erinne-
rung bleibt vor allem Canellas,
der durch seine Aufzeichnungen den Bestechungssumpf offenlegte, aber wegen seiner eigenen Beteiligung mit einer
Sperre auf Lebenszeit bestraft
wurde. Der Funktion�r wurde
ebenfalls 1976 begnadigt.
18
„Das war
eine ganz
neue Welt“
W
olfgang Overath ist ein
„Kind der ersten Stunde“. Mit dem 1. FC K�ln gewann der heute 68-J�hrige in
der Premierensaison 1963/1964
den Bundesliga-Meistertitel. Ob
er mit seinem Tun Million�r
geworden ist, wollte der Weltmeister von 1974 im Interview
der Nachrichtenagentur dpa
nicht anvertrauen. „Die Bundesliga war eine ganz neue
Welt“, erinnert sich Overath an
fr�her zur�ck. In der Relation
zu heute sei „das alles noch in
den Kinderschuhen“ gewesen.
Interview
M
A Herr Overath, was f�llt Ihnen als Erstes spontan ein,
wenn Sie an die 70er-Jahre der
Bundesliga denken?
Wolfgang Overath: Was soll
mir einfallen? Ich war ja ein
Kind der ersten Saison. Und das
ist eine Erinnerung, die bleibt
immer. Wie die Bundesliga begann. Ganz Deutschland, diese
Begeisterung und so. Das hat
sich dann weiterentwickelt – bis
in die 70er-Jahre, wo wir dann
auch in den Vereinen mit Bayern M�nchen und Gladbach
oder auch mit der Nationalmannschaft die großen Erfolge
hatten. Weltmeister und Champions-League-Sieger und so.
Aber bei mir ist der Beginn
h�ngen geblieben. Das war eine
ganz neue Welt. In der Relation
zu heute war das alles noch in
den Kinderschuhen. Das war
schon ein gewaltiger Sprung.
A Was hat den Fußball seinerzeit ganz entscheidend gepr�gt?
Overath: Die Bundesliga hat
dem Fußball in Deutschland
nat�rlich unerh�rt geholfen.
Man wurde an jedem Wochenende immer wieder neu gefordert. Das war zuvor in den
Oberligen eben nicht so. Da gab
es drei, vier starke Mannschaften. Die anderen waren froh,
dass sie mitspielten.
A Waren die Siebziger die
Hoch-Zeit der Spielmacher und
der spielerischen Elemente?
Overath: Unser Gl�ck war,
dass wir in Deutschland eine
Mischung aus technisch und
fußballerisch sehr guten Leuten
hatten. Spielmachertypen, Leute, die dribbeln konnten, die
fußballerisch sehr stark waren.
Dazu kamen Spieler, die auch
dazu geh�rten, Schwarzenbeck
oder Vogts, Bonhof. Die waren
bereit, alles zu geben. Diese
Kombination hat uns stark gemacht.
Wie waren denn damals die
Verdienstm�glichkeiten eines
Topspielers?
Overath: Da kann ich mich
nicht mehr dran erinnern. Ich
h�tte bei einer WM auch ohne
Geld gespielt. Geld hat mich
nicht interessiert, das war total
uninteressant. Mir ging es nur
darum, Weltmeister zu werden.
A
Sind Sie Million�r geworden durch den Fußball?
Overath: Das h�tten Sie jetzt
gern, wenn ich Ihnen das sagen
w�rde. Ich kann nur sagen, ich
bin unheimlich dankbar und
zufrieden. Ich habe in meiner
Zeit sehr viel Geld verdient.
Und ich bin dem Herrgott im
Himmel sehr dankbar, dass er
mir dieses Talent gegeben hat.
Ich gehe auf die 70 zu und hatte
nie einen Muskelriss. Ich spiele
immer noch.
A Welcher Gegenspieler war
Ihr unangenehmster?
Overath: Hoppy Kurrat.
Wenn wir mit dem FC in Dortmund spielten, gab es meistens
von hinten auf die Socken. Und
in K�ln versuchte er dann immer, auf Sch�nwetter zu machen. Der war unangenehm.
A Wie lassen sich die Spielmacherrollen von damals und
heute vergleichen?
Overath: Wenig. Den Sechser von heute gab es ja nicht. Es
gab nur den Zehner. Aber ich
sage: Die Spielmacher von damals wie Netzer oder ich selbst
w�ren auch heute noch top, mit
der ganzen Athletik, der bewussten Ern�hrung, den ganzen
M�glichkeiten von heute.
Wolfgang
Overath, einst
genialer Spielmacher des 1.
FC K�ln, war
auch Pr�sident
seines Heimatklubs.
Foto: dpa
901
50 Jahre Bundesliga
Vorsatz
Was ist aus
ihnen
geworden?
Der Spielplan der Fußball-Bundesliga der Saison 2012/2013
Spieltag
HS 1 24.–26.8.12
19.1.13 18 RS
:
Borussia Dortmund – Werder Bremen
:
:
Bor. M’gladbach – 1899 Hoffenheim
:
:
SC Freiburg – FSV Mainz 05
:
:
FC Augsburg – Fortuna Düsseldorf
:
:
Hamburger SV – 1. FC Nürnberg
:
:
Greuther Fürth – Bayern München
:
:
Eintr. Frankfurt – Bayer Leverkusen
:
:
VfB Stuttgart – VfL Wolfsburg
:
:
Hannover 96 – FC Schalke 04
:
HS 2 31.8.–2.9.12
26.1.13 19 RS
:
FSV Mainz 05 – Greuther Fürth
:
:
FC Schalke 04 – FC Augsburg
:
:
Bayer Leverkusen – SC Freiburg
:
:
Werder Bremen – Hamburger SV
:
:
1. FC Nürnberg – Borussia Dortmund
:
:
1899 Hoffenheim – Eintr. Frankfurt
:
:
Fortuna Düsseldorf – Bor. M’gladbach
:
:
Bayern München – VfB Stuttgart
:
:
VfL Wolfsburg – Hannover 96
:
HS 3 14.–16.9.12
2.2.13 20 RS
:
FC Augsburg – VfL Wolfsburg
:
: Borussia Dortmund – Bayer Leverkusen :
:
Bayern München – FSV Mainz 05
:
:
Bor. M’gladbach – 1. FC Nürnberg
:
:
VfB Stuttgart – Fortuna Düsseldorf
:
:
Hannover 96 – Werder Bremen
:
:
Greuther Fürth – FC Schalke 04
:
:
SC Freiburg – 1899 Hoffenheim
:
:
Eintr. Frankfurt – Hamburger SV
:
HS 4 21.–23.9.12
9.2.13 21 RS
:
1. FC Nürnberg – Eintr. Frankfurt
:
:
FC Schalke 04 – Bayern München
:
:
VfL Wolfsburg – Greuther Fürth
:
:
FSV Mainz 05 – FC Augsburg
:
:
Hamburger SV – Borussia Dortmund
:
:
Fortuna Düsseldorf – SC Freiburg
:
:
Bayer Leverkusen – Bor. M’gladbach
:
:
Werder Bremen – VfB Stuttgart
:
:
1899 Hoffenheim – Hannover 96
:
HS 5 25. + 26.9.12
16.2.13 22 RS
:
Bayern München – VfL Wolfsburg
:
:
FC Schalke 04 – FSV Mainz 05
:
:
Greuther Fürth – Fortuna Düsseldorf
:
:
Eintr. Frankfurt – Borussia Dortmund
:
:
Bor. M’gladbach – Hamburger SV
:
:
VfB Stuttgart – 1899 Hoffenheim
:
:
Hannover 96 – 1. FC Nürnberg
:
:
SC Freiburg – Werder Bremen
:
:
FC Augsburg – Bayer Leverkusen
:
HS 6 28.–30.9.12
23.2.13 23 RS
:
Fortuna Düsseldorf – FC Schalke 04
:
:
Bayer Leverkusen – Greuther Fürth
:
:
Werder Bremen – Bayern München
:
:
1. FC Nürnberg – VfB Stuttgart
:
:
1899 Hoffenheim – FC Augsburg
:
:
Hamburger SV – Hannover 96
:
:
Borussia Dortmund – Bor. M’gladbach
:
:
Eintr. Frankfurt – SC Freiburg
:
:
VfL Wolfsburg – FSV Mainz 05
:
HS 7 6.10.12
2.3.13 24 RS
:
Bayern München – 1899 Hoffenheim
:
:
FC Schalke 04 – VfL Wolfsburg
:
:
Bor. M’gladbach – Eintr. Frankfurt
:
:
VfB Stuttgart – Bayer Leverkusen
:
:
Hannover 96 – Borussia Dortmund
:
:
SC Freiburg – 1. FC Nürnberg
:
:
FC Augsburg – Werder Bremen
:
:
FSV Mainz 05 – Fortuna Düsseldorf
:
:
Greuther Fürth – Hamburger SV
:
HS 8 20.10.12
9.3.13 25 RS
:
:
Borussia Dortmund – FC Schalke 04
:
:
Bayer Leverkusen – FSV Mainz 05
:
VfL Wolfsburg – SC Freiburg
:
:
Werder Bremen – Bor. M’gladbach
:
:
1. FC Nürnberg – FC Augsburg
:
:
1899 Hoffenheim – Greuther Fürth
:
:
Hamburger SV – VfB Stuttgart
:
:
Eintr. Frankfurt – Hannover 96
:
:
Fortuna Düsseldorf – Bayern München
:
HS 9 27.10.12
16.3.13 26 RS
:
:
Bayern München – Bayer Leverkusen
:
:
FC Schalke 04 – 1. FC Nürnberg
:
:
VfB Stuttgart – Eintr. Frankfurt
:
:
Hannover 96 – Bor. M’gladbach
:
:
SC Freiburg – Borussia Dortmund
:
:
FSV Mainz 05 – 1899 Hoffenheim
:
:
FC Augsburg – Hamburger SV
:
:
Greuther Fürth – Werder Bremen
:
:
Fortuna Düsseldorf – VfL Wolfsburg
HS 10 3.11.12
30.3.13 27 RS
:
Borussia Dortmund – VfB Stuttgart
:
:
:
Bor. M’gladbach – SC Freiburg
:
: Bayer Leverkusen – Fortuna Düsseldorf
:
:
Hannover 96 – FC Augsburg
:
:
Werder Bremen – FSV Mainz 05
:
:
1. FC Nürnberg – VfL Wolfsburg
:
:
1899 Hoffenheim – FC Schalke 04
:
:
Hamburger SV – Bayern München
:
:
Eintr. Frankfurt – Greuther Fürth
HS 11 10.11.12
6.4.13 28 RS
Bayern München – Eintr. Frankfurt
:
:
FC Schalke 04 – Werder Bremen
:
:
VfB Stuttgart – Hannover 96
:
:
VfL Wolfsburg – Bayer Leverkusen
:
:
SC Freiburg – Hamburger SV
:
:
FSV Mainz 05 – 1. FC Nürnberg
:
:
:
FC Augsburg – Borussia Dortmund
:
:
Greuther Fürth – Bor. M’gladbach
:
:
Fortuna Düsseldorf – 1899 Hoffenheim
:
HS 12 17.11.12
13.4.13 29 RS
Borussia Dortmund – Greuther Fürth
:
:
Bor. M’gladbach – VfB Stuttgart
:
:
Bayer Leverkusen – FC Schalke 04
:
:
Hannover 96 – SC Freiburg
:
:
Werder Bremen – Fortuna Düsseldorf
:
:
1. FC Nürnberg – Bayern München
:
:
1899 Hoffenheim – VfL Wolfsburg
:
:
Hamburger SV – FSV Mainz 05
:
:
Eintr. Frankfurt – FC Augsburg
:
:
HS 13 24.11.12
20.4.13 30 RS
Bayern München – Hannover 96
:
:
FC Schalke 04 – Eintr. Frankfurt
:
:
VfL Wolfsburg – Werder Bremen
:
:
1899 Hoffenheim – Bayer Leverkusen
:
:
SC Freiburg – VfB Stuttgart
:
:
FSV Mainz 05 – Borussia Dortmund
:
:
FC Augsburg – Bor. M’gladbach
:
:
Greuther Fürth – 1. FC Nürnberg
:
:
Fortuna Düsseldorf – Hamburger SV
:
:
HS 14 28.11.12
27.4.13 31 RS
: Borussia Dortmund – Fortuna Düsseldorf :
Bor. M’gladbach – VfL Wolfsburg
:
:
VfB Stuttgart – FC Augsburg
:
:
Hannover 96 – Greuther Fürth
:
:
Werder Bremen – Bayer Leverkusen
:
:
1. FC Nürnberg – 1899 Hoffenheim
:
:
SC Freiburg – Bayern München
:
:
Hamburger SV – FC Schalke 04
:
:
Eintr. Frankfurt – FSV Mainz 05
:
:
HS 15 1.12.12
4.5.13 32 RS
Bayern München – Borussia Dortmund
:
:
FC Schalke 04 – Bor. M’gladbach
:
:
Bayer Leverkusen – 1. FC Nürnberg
:
:
VfL Wolfsburg – Hamburger SV
:
:
1899 Hoffenheim – Werder Bremen
:
:
FSV Mainz 05 – Hannover 96
:
:
FC Augsburg – SC Freiburg
:
:
Greuther Fürth – VfB Stuttgart
:
:
Fortuna Düsseldorf – Eintr. Frankfurt
:
:
HS 16 8.12.12
11.5.13 33 RS
Borussia Dortmund – VfL Wolfsburg
:
:
Bor. M’gladbach – FSV Mainz 05
:
:
VfB Stuttgart – FC Schalke 04
:
:
Hannover 96 – Bayer Leverkusen
:
:
1. FC Nürnberg – Fortuna Düsseldorf
:
:
SC Freiburg – Greuther Fürth
:
:
FC Augsburg – Bayern München
:
:
Hamburger SV – 1899 Hoffenheim
:
:
Eintr. Frankfurt – Werder Bremen
:
:
HS 17 15.12.12
18.5.13 34 RS
Bayern München – Bor. M’gladbach
:
:
FC Schalke 04 – SC Freiburg
:
:
Bayer Leverkusen – Hamburger SV
:
:
VfL Wolfsburg – Eintr. Frankfurt
:
:
Werder Bremen – 1. FC Nürnberg
:
:
1899 Hoffenheim – Borussia Dortmund
:
:
FSV Mainz 05 – VfB Stuttgart
:
:
Greuther Fürth – FC Augsburg
:
:
Fortuna Düsseldorf – Hannover 96
:
:
Die Spieltage 1
bis 6 sind genau
terminiert, ab
Spieltag 7 sind
jeweils die
Hauptspieltage
angegeben
Wolfgang Overath zu den Anf�ngen
M
901
50 Jahre Bundesliga
Vorsatz
19
°50 Jahre Bundesliga°
Hinspiel (HS)
Rückspiel (RS)
17005
Die Bundesliga-Gr�ndungsvereine
28. J
uli 1962: Der
Bundestag des
Deutschen Fußball-Bundes beschloss, die Bundesliga einzuf�hren. Gut ein Jahr sp�ter, am
24. August 1963, fand der erste
Spieltag statt. 16 Clubs waren
dabei. 7 von ihnen starten in
rund vier Wochen in die 50.
Bundesliga-Saison 2012/2013.
Ein �berblick �ber die 16
Gr�ndervereine – und was aus
ihnen geworden ist:
1. FC K�ln: Der Club hat
seinen Eintrag in den Geschichtsb�chern sicher: als erster deutscher Meister nach
Gr�ndung der Bundesliga. Hielt
sich bis 1998 durchgehend im
Oberhaus. Dann reihten sich
Ab- und Aufstiege aneinander.
M
M Meidericher SV: Mit dem
Vizetitel gelang das beste Ergebnis gleich zu Beginn. 1967
nannte sich der Verein in MSV
Duisburg um. Nach dem ersten
Abstieg ging es 1986 in die
Oberliga, damals dritth�chste
Liga, runter. Ab den 90ern
pendelte der MSV zwischen 1.
und 2. Liga.
Eintracht Frankfurt: Spielte
bis 1996 durchgehend in der
Bundesliga, erfolgreich vor allem in den 70ern und 80ern.
F�r Eintracht-Fans in leidvoller
Erinnerung bleibt die Saison
1991/92, als die Meisterschaft
im letzten Moment verspielt
wurde.
M
M FC Schalke 04: Bis 1981
geh�rten die Schalker durchg�ngig zur ersten Liga. In den
80ern musste der Verein dann
gleich dreimal den Gang ins
Unterhaus antreten. 2001 flossen Tr�nen, als sich die K�nigsblauen am letzten Spieltag
schon als Meister f�hlten.
M 1. FC N�rnberg: Der Club
erlebt ein st�ndiges Auf und Ab.
Holte 1967/68 den Titel, stieg
dann aber als amtierender deutscher Meister ab. Tiefster Fall:
1996 in die Regionalliga.
M Werder Bremen: Die Hanseaten verpassten bisher nur
eine einzige Bundesliga-Saison
(1980/81) und reiften vor allem
unter Otto Rehhagel zum Spitzenteam (1981-95). Viermal
deutscher Meister, zuletzt 2004.
M Eintracht
Braunschweig:
Der Meister von 1967 ist seit
mehr als 25 Jahren aus der
Bundesliga verschwunden. Seitdem pendeln die Niedersachsen
zwischen Dritt- und Zweitklassigkeit.
M 1. FC Kaiserslautern: Mit
Otto Rehhagel gelang dem FCK
etwas bislang Einmaliges: die
Meisterschaft als Aufsteiger
(1997/1998). Zuvor waren die
Roten Teufel 33 Jahre in der
Bundesliga. Auch der zweite
Meistertitel der Pf�lzer stammt
aus den 90ern (1990/91).
Borussia Dortmund: Der
amtierende Champion stieg als
Titeltr�ger in die Bundesliga
ein, wartete dann aber gut 30
Jahre auf die n�chste Meisterfeier. Insgesamt f�nfmal Bundesliga-Spitze. Rutschte 1972
f�r vier Jahre in die zweith�chste Liga ab.
M Karlsruher SC: Rund die
H�lfte der Spielzeiten war der
aktuelle Drittligist in der Bundesliga vertreten. Nach dem
ersten Abstieg 1968 ging es
mehrmals hoch und runter,
2000 fiel der KSC zum ersten
Mal in die Drittklassigkeit. Erfolgreich unter Winfried Sch�fer (1986-1998).
M
VfB Stuttgart: Die Schwaben
st�rzten zwischendurch f�r
zwei Spielzeiten ins Unterhaus
ab (1975/76-1976/77), besitzen
seitdem wieder eine Dauerkarte
f�r Liga eins. Dreimal feierte
der VfB mit der Meisterschale in drei verschiedenen Jahrzehnten (1984, 1992, 2007).
M Hertha BSC: Die Berliner
mussten 1965 in die Regionalliga zwangsabsteigen. Grund:
unerlaubte hohe Geh�lter und
Handgelder. Angelte sich 1974/
75 mit Platz 2 die beste Bundesliga-Endplatzierung. Fiel zwischenzeitlich in die AmateurOberliga.
M Hamburger SV: Die Uhr
tickt unaufh�rlich – und dokumentiert eine Bundesliga-Zugeh�rigkeit, die auf die 49 Jahre
zul�uft. Das einzige nie abgestiegene
Gr�ndungsmitglied
holte dreimal die Meisterschaft.
M SC Preußen M�nster: Die
M�nsteraner hielten nur ein
Jahr in der Bundesliga durch –
und kamen bislang nicht zur�ck. Vor mehr als 30 Jahren
wurde der Club erstmals drittklassig. Zwischenzeitlich sogar
viertklassig, h�lt sich der Club
nun wieder in Liga 3 auf.
M
TSV 1860 M�nchen: Der
deutsche Meister von 1966 stieg
vier Jahre nach dem Titel ab.
Wurde 1982 wegen finanzieller
Probleme aus der 2. Liga verbannt. Schmorte einige Jahre in
der Bayernliga. Am l�ngsten
bissen sich die L�wen zwischen
1994 und 2004 in der Bundesliga fest.
M
M 1. FC Saarbr�cken: Als Tabellenletzter beendete Saarbr�cken die erste Saison. Bei
insgesamt bisher f�nf Spielzeiten in der Bundesliga schaffte
der heutige Drittligist nur einmal den Klassenverbleib (1976/
77).
20
359
°50
Bundesliga°
50 Jahre
Jahre Bundesliga
Vorsatz
Mittwoch, 22. August 2012 · Nr. 196
Goldene
Zeiten
des HSV
Einziges „�berlebendes“ Gr�ndungsmitglied
D
as klatschende Ger�usch verfolgt Michael Kutzop auch
heute noch. Mit einem der ber�hmtesten Pfostentreffer der
Bundesliga-Geschichte ebnete
der Bremer St�rmer dem FC
Bayern 1986 nicht nur den Weg
zum Titel, sondern auch f�r die
heutige Ausnahmestellung im
deutschen Fußball.
H�tte Kutzop seinen Elfmeter im direkten Duell am vorletzten Spieltag kurz vor
Schluss verwandelt, w�ren die
M�nchner zum vierten Mal in
f�nf Jahren ohne Meisterschaft
geblieben. So aber liefen Lothar
Matth�us, Dieter Hoeneß und
Co. dem Hamburger SV endg�ltig den Rang als das dominante Team der 80er-Jahre ab.
Gleich sechsmal ging die
Schale in dieser Zeitspanne an
die M�nchner, dabei war der
dreimalige Sieger des Landesmeister-Cups Mitte des Jahrzehnts m�chtig unter Druck
geraten. Zun�chst dominierte
der HSV (1982 und 1983) dank
Trainerfuchs Ernst Happel, neben Werder strebte auch der
VfB Stuttgart nach oben. „Das
Niveau war nie so schwach.
Es war noch nie so einfach,
deutscher Meister zu werden“,
�tzte Happel 1984 nach dem
Coup der Schwaben angesichts
der Schw�che der Konkurrenz
aus dem S�den.
In der folgenden Sommerpause ver�ußerten die klammen
Bayern – unter dem Druck von
knapp zwei Millionen Mark
Miesen – sogar noch KarlHeinz Rummenigge an Inter
Mailand. „F�r dieses
Geld
h�tte man ihn auch
mit der S�nfte nach Italien
r�bertragen m�ssen“, sagte Uli
Hoeneß �ber die Abl�sesumme
von 11,4 Millionen Mark (umgerechnet rund 5,8 Millionen
Euro).
Der
Jung-Manager
brachte seinen Club damit aus
den Schulden – und immer
wieder auch in die Schlagzeilen.
Zun�chst sorgte die Dauerfehde mit seinem Werder-Pendant f�r Unterhaltung. „Die
Bremer Mannschaft, der Pr�sident und der Trainer tun mir
leid“, sagte Hoeneß nach dem
Die Meistermannschaft des HSV 1982 mit Ernst Happel (hinten 2. v.r.). Ein Jahr sp�ter folgten Meisterschaft und Landesmeister-Cup. Der HSV ist
bis heute das einzige nie abgestiegene Gr�ndungsmitglied der Fußball-Bundesliga.
Foto: imago
gewonnenen Herzschlagfinale
durch den Kutzop-Aussetzer,
„Manager Willi Lemke jedoch
nicht.“ Begr�ndet wurde die
gegenseitige Abneigung durch
ein r�des Foul von BayernLibero Klaus Augenthaler an
Rudi V�ller, nachdem der St�rmer f�r ein halbes Jahr ausfiel.
W�hrend Bremen 1988 seinen zweiten Titel nach 23-j�hriger Abstinenz feierte, blieb der
zweite Lieblingsfeind Hoeneß'
der Achtziger ungekr�nt. „Am
Werder-Fans wegsehen: Am 22. April 1986, dem vorletzten Spieltag der Saison, verschießt Michael Kutzop
in der letzten Spielminute gegen Bayern M�nchen einen umstrittenen Strafstoß. H�tte er getroffen, w�re
Werder Meister gewesen. So wurden es am Ende noch die Bayern.
Foto: dpa
Leg' dich nicht
mit Hoeneß an
I
m Jahr 1979 �bernahm Uli
Hoeneß nach seinem verletzungsbedingten Karriere-Ende
den Managerposten beim FC
Bayern – und machte den Verein in den folgenden Jahrzehnten zu einer Fußball-Weltmarke. So erfolgreich Hoeneß war
und ist, so streitbar ist er auch.
Das bekam vor allem Christoph
Daum zu sp�ren. Die Dispute
zwischen diesen beiden Protagonisten sind legend�r.
In der Endphase der Meisterschaft 1988/89 spottete der damalige K�lner Trainer Daum
�ber seinen Bayern-Kollegen
Jupp Heynckes. Es kam zum
�ffentlichen Showdown im Aktuellen Sportstudio des ZDF am
15. Mai 1989. „Du �bersch�tzt
Dich maßlos“, sagte Hoeneß zu
Daum. Der konterte: „Um das
Maß an �bersch�tzung zu erreichen wie Du, muss ich hundert Jahre alt werden.“ Hoeneß
weiter: „Am Donnerstag ist dein
Weg zu Ende.“ K�ln verlor
prompt an jenem Donnerstag
1:3 gegen die Bayern, die dann
Meister wurden.
Im Oktober 2000 sorgten
Andeutungen Hoeneß' daf�r,
dass Daums damalige Kokainsucht aufgedeckt und dieser
nicht Bundestrainer wurde.
Ihre Fehden
geh�ren zur
Bundesliga:
Trainer Christoph Daum (l.)
und BayernBoss Uli Hoeneß.Foto: imago
n�chsten Donnerstag ist dein
Weg zu Ende“, giftete der Bayern-Manager im ZDF-„Sportstudio“ gegen K�lns Coach
Christoph Daum, der zuvor
�ber seinen Trainerkollegen
Jupp Heynckes gespottet hatte.
Der FC zeigte sich von den
verbalen Scharm�tzeln beeindruckt, verlor f�nf Tage sp�ter
das entscheidende Duell mit
1:3. „Fr�her hat man Speere
geschmissen, ich wollte ihm
Worte entgegen schmeißen“, erl�uterte Hoeneß Jahre sp�ter
das Prinzip der „Abteilung Attacke“. Große T�ne waren von
einem fr�heren Weggef�hrten
in den Achtzigern nicht mehr
zu vernehmen. Nicht in M�nchen, sondern beim HSV gab
Franz Beckenbauer 1980 nach
dem Ausflug zu Cosmos New
York sein Bundesliga-Comeback. „Mein Fußball in Hamburg war keine Offenbarung
mehr“, gab der Kaiser zwar zu,
doch zur Meisterschaft reichte
es f�r den Libero noch.
36 Partien in Serie blieben
die Hanseaten zwischen Januar
1982 und Januar 1983 ungeschlagen, dem derzeit amtierenden Meister Borussia Dortmund fehlen immer noch acht
Partien zu diesem Bundesligarekord. Unter dem genial-grantligen �sterreicher Happel feierte der HSV 1983 auch den
einzigen
deutschen
Landesmeister-Titel der Dekade. „Er war der beste Trainer
Werder-Fans d�rfen wieder hingucken: 1988 feierten die Bremer mit
Trainer-Legende Otto Rehhagel den Meistertitel.
Foto: dpa
der Welt“, sagt Horst Hrubesch
�ber ihn, „bei ihm stimmte das
Verh�ltnis Arbeit/Schnaps.“
Einen Kurzen h�tte auch
Frank Mill am 9. August 1986
gut gebrauchen k�nnen. Der
Dortmunder bescherte Kutzop
mit einer Slapstickeinlage Konkurrenz im Rennen um den
geschichtstr�chtigsten Pfostenschuss, als er den Ball aus drei
Metern nicht im leeren BayernTor unterbrachte. „Wenn mich
heute Kinder in meiner Fußballschule besuchen, sage ich immer: 'Jungs, ihr d�rft mich alles
fragen, aber nicht: Wie war das
damals in M�nchen?“, sagte
Mill einmal dem Magazin „11
Freunde“ – und muss doch wie
auch Leidensgenossen immer
dieselbe Geschichte erz�hlen.
360
21
°50
50 Jahre
Jahre Bundesliga°
Bundesliga
Mittwoch, 22. August 2012 · Nr. 196
Vorsatz
Eine komplizierte Wiedervereinigung
Die gut ausgebildeten Spieler aus der Ex-DDR waren im Westen gern gesehen, die Ost-Clubs ernteten Argwohn
A
uch der Kaiser kann
sich irren. Schon bevor
am 21. November
1990 die Vereinigung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)
und des Deutschen FußballVerbandes der DDR (DFV) offiziell unter Dach und Fach war,
glaubte
Weltmeister-Macher
Franz Beckenbauer, dass der
deutsche Fußball auf Jahre unschlagbar sein werde. Es kam
anders.
Nur bei der Europameisterschaft 1996 waren die deutschen Kicker die Besten. Die
gut ausgebildeten, aber von Erfolgen eher nicht verw�hnten
ehemaligen DDR-Fußballer waren eine Bereicherung f�r jeden
Bundesliga-Club, bis auf wenige
Ausnahmen aber konnten sie
der Liga nicht ihren Stempel
aufdr�cken.
So fortschrittlich und innovativ sich der DFB auch gab, in
Sachen politischer Wende und
Integration der Ostdeutschen
hinkte der Verband dem Tagesgesch�ft weit hinterher. W�hrend der Beitritt der DDR zur
Bundesrepublik schon im August 1990 beschlossene Sache
war, wollte man im Verband
von einer gemeinsamen Bundesliga lange nichts wissen.
Der sp�tere DFB-Pr�sident
Egidius Braun verwies im M�rz
1990 vor Fußball-Journalisten
aus Ost und West in K�nigswinter eine schnelle Aufnahme
von DDR-Clubs in die Bundesligen ins Reich der Fantasie.
„Aber wir helfen den Vereinen
dr�ben. Wir schicken B�lle und
Netze“, sagte der damalige
Schatzmeister des Verbandes
und erntete f�r diese Aussage
nur Kopfsch�tteln.
Dank der Politik ging es dann
aber doch schneller. Zur Saison
1991/92 wurden der letzte OstMeister, FC Hansa Rostock,
und Dynamo Dresden in die
Bundesliga integriert. Sechs
Ost-Clubs spielten in der 2. Liga
mit. Doch schon bald machte
sich bemerkbar, dass den fr�heren DDR-Clubs die wirtschaftliche Grundlage f�r erfolgreichen Fußball fehlt. Zweifelhafte G�nner und Sponsoren
nutzten zudem die Zeit, um die
ohnehin klammen Kassen vollkommen zu pl�ndern.
Das f�hrte letztlich zu Abstiegen, Lizenzentzug wie im
Fall von Dynamo Dresden nach
der Saison 1994/95 und zum
Ausverkauf der besten Ost-Fußballer. Aber auch dazu, dass
sich solide wirtschaftende Clubs
wie der FC Hansa Rostock und
sp�ter Energie Cottbus zun�chst oben festsetzen konnten.
Derweil machten die Besten
der Besten aus den neuen L�ndern Karriere. Matthias Sammer wurde �ber die Stationen
VfB Stuttgart und Inter Mailand
bei Borussia Dortmund zum
Weltstar. Kopf und Antreiber
zugleich, der den BVB zu Meistertiteln und dem Gewinn der
Champions League 1997 f�hrte.
In Leverkusen waren Andreas Thom und Ulf Kirsten aus der
Startelf und aus den Torsch�tzenlisten nicht mehr wegzudenken. Steffen Freund, Thomas
Doll, Olaf Marschall, Jens Jeremies, Alexander Zickler oder
J�rg Heinrich avancierten zu
Nationalspielern. Den Weg von
West nach Ost gingen nur wenige. Sergio Allievi und Peter
Lux waren die ersten beiden.
V�llig uninteressant f�r die
etablierten
Bundesliga-Clubs
waren die DDR-Trainer, von
denen �ber den Umweg Niederlande nur Hans Meyer den
Sprung schaffen sollte. Daf�r
probierten sich einige WestCoaches im Osten: Uwe Reinders, Helmut Schulte, Siegfried
Held, Horst Hrubesch oder
Ewald Lienen verdienten sich
ihre Br�tchen mit mehr oder
weniger viel Erfolg in Rostock
und Dresden.
Besonders Held machte seinem Namen alle Ehre. Als
Dresdner �bungsleiter schaffte
er es in der Spielzeit 1993/94,
mit seinem Team einen VierPunkte-Abzug wegen Verfehlungen beim Lizenzierungsverfahren zu kompensieren und
den Klassenerhalt sicher zu
schaffen.
Neben den Ost-Clubs hatte
die Bundesliga in den 90erJahren einige weitere Premieren. Mit dem 1. FC Kaiserslautern gelang 1997/98 erstmals
Der Ex-Dresdner Matthias
Sammer (r.),
hier gegen
den Leverkusener Paulo
Sergio, reifte
in Dortmund
zum Weltstar,
wurde 1996
Europas Fußballer des
Jahres.
Foto: dpa
einem Aufsteiger der Meistertitel. Die Einwechslung von drei
Feldspielern wurde ebenso eingef�hrt wie die Namen auf den
Trikots und die Drei-PunkteRegelung pro Sieg.
Mannschaft des Jahrzehnts
war einmal mehr der FC Bayern
M�nchen, der sich vier Titel
holte. Auch Dortmund und Kaiserslautern mit je zwei Meisterschaften sowie der VfB Stuttgart
und Werder Bremen pr�gten
die Bundesliga. Auff�llig war
zudem das 1997 eingef�hrte
bunte Outfit der Schiedsrichter,
die auch finanziell ein kr�ftiges
Zubrot erhielten: Statt 2500
Mark pro Spiel gab es ab
1997/98 4000 Mark.
Rekord-Einsätze in der Bundesliga
Zeitraum
Die Spieler mit
den meisten
BundesligaEinsätzen
seit Bestehen
der Bundesliga
17174
Spiele
Karl-Heinz Körbel
alle Eintracht Frankfurt
1972–1991
602
Manfred Kaltz
alle Hamburger SV
1971–1991
581
Oliver Kahn
429 Bayern München
128 Karlsruher SC
1987–2008
557
Klaus Fichtel
477 Schalke 04
75 Werder Bremen
1965–1988
552
Miroslav Votava
357 Werder Bremen
189 Borussia Dortmund
1976–1996
546
Er war der
wohl beste
Strafraumst�rmer der Bundesliga in den
Neunzigern.
Dreimal holte
Ulf Kirsten
(„der
Schwatte“) die
Torj�gerkanone. F�r Bayer
Leverkusen
schoss er Tor
um Tor, nur in
der Nationalmannschaft
wollte es dagegen nicht so
recht klappen.
Foto: dpa
Das eine Spiel zu wenig
Rekordspieler Charly K�rbel und das Frankfurter Meisterschaftsdrama von 1992
A
Eintracht Frankfurts Karl-Heinz „Charly“ K�rbel (r.) ist mit 602
Eins�tzen der Rekordspieler in der Bundesliga.
Foto: dpa
m 16. Mai 1992 h�tte
„Charly“ K�rbel in Rostock gerne noch einen draufgelegt. 602 Bundesligapartien
hatte der Frankfurter da schon
gespielt und war mittlerweile
Co-Trainer der Eintracht unter
Dragoslav Stepanovic. Es war
das letzte Saisonspiel und die
Eintracht muss bei Hansa gewinnen, um deutscher Meister
zu werden – zum ersten Mal seit
1959. Und K�rbel wollte unbedingt spielen.
Denn die halbe EintrachtAbwehr fiel verletzt aus, aber
Karl-Heinz K�rbel war noch
gut in Form. Erst knapp zw�lf
Monate zuvor hatte er mit 36
Jahren seine Rekord-Karriere
beendet - aus freien St�cken,
wie er betont. Nicht weil sein
K�rper den Dienst verweigerte.
„Ich wollte, dass die Leute mich
auf h�chstem Niveau in Erinnerung behalten“, sagt er heute.
Der Rekord sei ihm damals gar
nicht so wichtig gewesen.
Erst nach und nach hat er
begriffen, was f�r eine Marke er
da geknackt hat. Heute rechnen
die Jungspunde der Eintracht,
wie man auf mehr als 600 Spiele
kommt und fragen ihn, was sein
Geheimnis war. „Disziplin, Ern�hrung - und ein bisschen
Gl�ck“, sagt er dann. Und seine
Einstellung zum Fußball: „Das
ist mein Kapital, daf�r tue ich
alles.“
Das wollte er auch vor diesem so wichtigen Spiel in Rostock, so kurz vor dem Triumph
in der Liga, der ihm noch fehlte.
Die letzten Wochen schon trainierte K�rbel mit der Mannschaft mit. Er wollte einspringen f�r dieses Finale und end-
lich, endlich die Meisterschale
f�r seine Eintracht holen. Doch
Cheftrainer Stepanovic hatte
Zweifel.
Den Kopf w�rden sie ihm in
Frankfurt abreißen, wenn das
Experiment in die Hose ginge,
f�rchtete er. F�r Hansa Rostock
ging es schließlich noch um den
Klassenverbleib, da ist nicht mit
Geschenken f�r den Tabellenf�hrer zu rechnen.
„Mit mir verlierst du kein
Endspiel“, versicherte K�rbel
seinem Cheftrainer. Er war einer der besten Vorstopper der
Liga, er hat alle seine vier
Pokal-Endspiele und 1980 das
UEFA-Cup-Finale gewonnen.
Er hat 602 Bundesliga-Spiele
gemacht. Er weiß, was er kann.
Doch „Stepi“ konnte er nicht
�berzeugen. Am Abend vor
dem Spiel in Rostock erkl�rte
er K�rbel, dass er ihn nicht
aufstellen wird. Abwehrspieler
K�rbel blieb am 16. Mai 1992
Co-Trainer K�rbel und die Eintracht verlor mit 1:2. Deutscher
Meister wurde der VfB Stuttgart, der daraufhin in der ersten
Champions-League-Saison mitspielen darf. Da h�tte auch
K�rbels Eintracht stehen k�nnen. Eine deutsche Meisterschaft h�tte seine Rekord-Karriere gekr�nt. 602 Spiele wird
nach ihm wohl niemand mehr
machen – und wenn doch, dann
tr�gt er ihn eigenh�ndig vom
Platz, verspricht er. Aber einen
anderen Titel holt „Charly“
auch nicht mehr. Und wenn er
vom Mai 1992 erz�hlt, dann
h�rt man heraus, dass er „Stepi's“ Entscheidung auch 20 Jahre sp�ter noch immer nicht
ganz verdaut hat.
22
361
50 Jahre
Jahre Bundesliga
°50
Bundesliga°
Vorsatz
Mittwoch, 22. August 2012 · Nr. 196
Ein finanzieller Quantensprung
Liga macht sich durch DFL-Gr�ndung selbstst�ndig – Pay-TV intensiviert Engagement und beschert Vereinen viel Geld
D
as neue Jahrtausend
bescherte der Fußball-Bundesliga
grundlegende �nderungen, aber
auch deutlich mehr Geld. Am
18. Dezember 2000 machten
sich die 1. und 2. Bundesliga
selbstst�ndig und die Clubs
gr�ndeten den Ligaverband. Im
Mai 2001 folgte die Gr�ndung der Deutschen
Fußball Liga
GmbH
(DFL). Ein
wichtiges
Ziel: die Organisation und
Vermarktung des
Profifußballs in Deutschland –
mit großem Erfolg. Noch nie
wurde so viel Geld mit der
Marke Fußball generiert wie in
den vergangenen Jahren.
„In der Saison 1991/92 hatten alle Erstligisten zusammen
rund 190 Millionen Euro Gesamtumsatz, nach der Saison
2011/12 waren es fast zwei
Milliarden Euro“, rechnete Liga-Pr�sident Reinhard Rauball
vor. Wichtigster Faktor sind die
TV-Gelder. Das Bezahlfernsehen baute seine Pr�senz aus
und trotz der Krise um das
Medienimperium
von
Leo
Kirch (2002) kam durch die
TV-Vermarktung immer mehr
Geld in die Kassen der Vereine.
Die Clubs investierten dies in
Stars und Stadien.
Jeder Bundesligaverein baute
in den vergangenen Jahren sein
Stadion um oder neu. 2001
wurde die Schalker Arena als
Europas modernstes Stadion
eingeweiht, in Dortmund haben
nach jahrelangen Umbauten
mehr als 80 000 Zuschauer
Platz. Zuletzt wurden in Stuttgart die Umbauarbeiten in eine
reine
Fußball-Arena
abgeschlossen.
In den sch�nsten Stadien
Europas spielen immer mehr
ausl�ndische Stars und mit ihnen stiegen die Abl�sesummen.
Borussia Dortmund zahlte im
Sommer 2001 f�r Marcio Amoroso, Tomas Rosicky und Jan
Koller zusammen 50 Millionen
Abl�se. Zwar holte der BVB
danach den sechsten Meistertitel, entging aber nur knapp der
Insolvenz. Mit Raffll (Schalke
04), Ruud van Nistelroy (Hamburger SV), Sami Hyypi� (Bayer
19. Mai 2001, die dramatischste Meisterschaftsentscheidung der Bundesliga-Geschichte: Patrick Andersson (verdeckt) zimmert den Ball in der
Nachspielzeit zum 1:1 ins HSV-Tor. Die Bayern sind Meister. Schalke hatte parallel schon gefeiert, ist nur Meister der Herzen . . . Foto: imago
Leverkusen) Franck Rib�ry
oder Arjen Robben (Bayern
M�nchen) folgten weitere internationale Top-Stars dem Ruf
der Bundesliga.
Andere Vereine setzten ebenfalls auf Ausl�nder. Bei Energie
Cottbus standen am 6. April
2001 erstmals elf Nicht-Deutsche auf dem Platz. Auch die
drei Auswechselspieler hatten
keinen deutschen Pass. Doch
auch die Nachwuchsf�rderung
r�ckte im neuen Jahrtausend in
den Mittelpunkt. Jeder Bundesligist hat ein Nachwuchsleistungszentrum und die Zahl der
Jung-Profis
wie
Bastian
Schweinsteiger, Philipp Lahm,
Lukas Podolski, Manuel Neuer
oder Mario G�tze stieg sprunghaft an.
Das Jahrzehnt pr�gten aber
auch verlorene Endspiele und
verbotene Wetten. Die Anh�nger von Schalke 04 durften die
langersehnte Meisterschaft am
19. Mai 2001 nur vier Minuten
lang feiern – weil Bayern M�nchen in der Nachspielzeit beim
Hamburger SV doch noch der
Ausgleich gelang und sich die
n�chste Meisterschaft sicherte.
Die Schalker wurden sp�ter als
„Meister der Herzen“ gefeiert.
Kein Mitleid gab es dagegen f�r
Bayer Leverkusen.
Am Ende der Saison 2002
verspielte Bayer als Liga-Zweiter die Meisterschaft, unterlag
Durch das st�rkere Engagement des Pay-TV macht die Bundesliga in
den 2000ern einen finanziellen Quantensprung. Dabei �bersteht die
Liga auch den Crash des Kirch-Imperiums.
Foto: dpa
im Pokal-Finale, verlor dann
noch das Champions-LeagueEndspiel und wurde als „Vizekusen“ verspottet. „Das tut
heute noch weh“, sagte der
fr�here Bayer-Manager Reiner
Calmund. Die meisten Meistertitel im neuen Jahrtausend gewann Bayern M�nchen (7x) vor
Borussia Dortmund (3x).
Mit dem VfL Wolfsburg
(2009) gab es erstmals seit Jahren wieder einen Meister-Neuling. F�r einen goldenen Meisterstern auf dem Trikot, der zur
Saison 2004/05 eingef�hrt wurde, reichte es aber nicht. Daf�r
braucht es n�mlich mindestens
drei Titel.
Schon vier Jahre vor dem
Wolfsburger Coup schreckte
der Wettskandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer die Liga
auf. Allerdings betraf die Spielmanipulation Partien unterhalb
der h�chsten deutschen Spielklasse sowie des DFB-Pokals.
Der Fan-Zuspruch blieb trotz
Unvergessene Figuren, unumstrittene Stars
„Immer weiter, weiter.“ BayernTorh�ter Oliver Kahn flippte nach
dem Ausgleich in Hamburg komplett aus. Er hatte sein Team
angetrieben.
Foto: dpa
verschobener Partien ungebrochen.
2004/05 besuchten rund 11,5
Millionen Besucher die Partien
in der Bundesliga und �bertrafen damit erstmals die Zuschauerzahlen in Italien, Spanien und
England. Nach dem „Sommerm�rchen 2006“, der Weltmeisterschaft im eigenen Land, wurden in den Folgejahren immer
wieder Zuschauerrekorde aufgestellt.
Deutsche
Fußball-Meister
Gewonnene
Meisterschaften
seit Bestehen
der FußballBundesliga
Von Radi Radenkovic �ber Kevin Keegan bis Claudio Pizarro – Die Legion�re der Fußball-Bundesliga
A
1977 heuerte mit Kevin Keegan beim HSV der erste ausl�ndische TopStar in der Bundesliga an. Claudio Pizarro (eingeklinkt) ist der bislang
erfolgreichste ausl�ndische Torj�ger der Liga.
Fotos: dpa
m 24. August 1963 waren
sie nur zu dritt. Bei Anpfiff des ersten Spieltags der
Fußball-Bundesliga standen in
dem �sterreicher Wilhelm Huberts (Eintracht Frankfurt), dem
Niederl�nder Jacobus Prins (1.
FC Kaiserslautern) und dem
Jugoslawen Petar Radenkovic
(1860 M�nchen) drei ausl�ndische Spieler auf dem Platz. Bis
heute folgten nach Angaben der
Deutschen Fußball Liga (DFL)
1751 Legion�re. Insgesamt liefen in der Bundesliga 5306
Spieler auf.
Die Bedeutung der Legion�re
hat sich gewandelt. Galten sie
fr�her als Exoten, sind sie heute
nicht selten unumstrittene Stars
in ihren Teams. Claudio Pizarro
zum Beispiel ist mit 160 Toren
in 333 Spielen der erfolgreichste
Ausl�nder in der BundesligaGeschichte und liegt auf Platz
elf der ewigen Bestenliste.
Schluss ist f�r den Peruaner
noch lange nicht, in dieser
Saison geht der 33-j�hrige „Pizza“ wieder f�r den FC Bayern
M�nchen auf Torejagd.
Von seiner Art her �hnelt
Pizarro dem ersten Auslandsstar der Eliteliga: Petar Radenkovic. Das Schlitzohr im „L�wen“-Kasten war f�r seine Ausfl�ge in die gegnerische H�lfte
bekannt – 1966 zettelte „Radi“
sogar eine Revolte gegen Trainer Max Merkel an, weil ihn
dieser mit der Verpflichtung
eines weiteren Torwarts unter
Druck gesetzt hatte. „Ich war
eine Kreation von modernem
M
Bosman leitet
Boom ein
M
Torwart“, erkl�rte Radenkovic
selbst. Sein Showtalent zeigte
der heute 77-J�hrige auch in der
Musik („Bin i Radi, bin i K�nig“). Zu den unvergessenen
Figuren z�hlten in den 70ern
auch der Niederl�nder Willi
„Ente“ Lippens (Rot-Weiß Essen) oder der �sterreicher Hans
„Buffy“ Ettmayer (VfB Stuttgart), der sogar ab und an den
Ball mit dem Hinterteil stoppte.
Auf diese „Entertainer“ folgten die ersten Weltstars. Der
Engl�nder Kevin Keegan – Europas Fußballer des Jahres 1978
und 1979 – heuerte 1977 beim
Hamburger SV an; der D�ne
Allan Simonsen entz�ckte bei
Borussia M�nchengladbach bereits ab 1972 mit seinen Dribblings.
Der erste Millionen-Einkauf
der Bundesliga �berhaupt war
jedoch ein Belgier: F�r Roger
van Gool �berwies der 1. FC
K�ln 1976 eine Million Mark an
den FC Br�gge. 25 Jahre sp�ter
schnappte sich Borussia Dortmund den Brasilianer Marcio
Amoroso vom FC Parma f�r 25
Millionen Euro. Der FC Bayern
zog 2007 nach und holte f�r die
gleiche Summe den franz�sischen Dribbler Franck Rib�ry
aus Marseille.
M�glich wurde der Boom an
Legion�ren erst nach einem Urteil des EU-Gerichtshofs am 15.
Dezember 1995. Nach jahrelangem Kampf des belgischen ExProfis Jean-Marc Bosman hob
die Kammer die Begrenzung der
EU-Ausl�nder auf. Der Weg f�r
mehr Legion�re war frei.
Bayern München
Borussia Dortmund
Bor. Mönchengladbach
Werder Bremen
VfB Stuttgart
Hamburger SV
1. FC Kaiserslautern
1. FC Köln
VfL Wolfsburg
1. FC Nürnberg
Eintr. Braunschweig
TSV 1860 München
17175
21
5
5
4
3
3
2
2
1
1
1
1

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