pdf - Seilnacht

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Dokumentierte Gefährdungsbeurteilung
Achtung: Die Beurteilung muss den jeweiligen Bedingungen angepasst werden!
1. Allgemeine Angaben und Vorprüfungen
Beurteilung Nr.:
Schule:
Fach (unterstreichen): Chemie / Biologie / Physik
Stufe: Primarstufe / Sek I / Sek II
Durchführung: Schüler / Lehrkraft
Titel Experiment: Kaliumchlorat reagiert mit rotem Phosphor
Kurzbeschreibung:
Eine stabile Reibschale aus Porzellan wird innen mit einer Spatelspitze rotem Phosphor trocken so
benetzt, dass sich die Schale leicht rot färbt. Dann gibt man eine Spatelspitze (= wenige Millimeter
Stoff vorne auf einem ca. 0,8 cm breiten Spatel) Kaliumchlorat in die Schale und zerreibt mit dem
Pistill das Gemisch. In einer anderen Variante werden jeweils eine Spatelspitze roter Phosphor
und Kaliumchlorat auf ein Holzplättchen gegeben. Dann schlägt man mit einem Hammer darauf.
Tätigkeitsbeschränkungen
X
X
+
Generelle Erlaubnis für Schüler und Lehrer
oL
Beschränkung (Ersatzstoffprüfung) für Lehrer
-
Generelles Verbot an Schulen
-w
Verbot für gebärfähige Frauen, werdende oder stillende Mütter
-S
Verbot in Schülerexperimenten
- S 4. Klasse Verbot in Schülerexperimenten bis einschl. Klasse 4
- S 9. Klasse Verbot in Schülerexperimenten bis einschl. Klasse 9
ESP
Ersatzstoffprüfung notwendig
Ersatzstoffprüfung (bei Verzicht mit Begründung)
Alle anderen Versuche in dieser Art sind noch gefährlicher, sie stellen keinen Ersatz dar. Die hier
vorgestellte Variante erzeugt zwar ein sehr gefährliches Gemisch, dieses ist aber aufgrund der
starken Wirkung bei schon sehr kleinen Mengen sicher zu handhaben. Aus dem gleichen Grund
findet man diese „Armstrongsche Mischung“ in Patronen für Spielzeugpistolen. Dort sind 7,5 mg
dieser Mischung enthalten. Der Einsatz des nicht ganz so reaktionsfähigen Kaliumperchlorats
erhöht die Sicherheit nicht, da dann die Menge erheblich erhöht werden muss, um die gleiche
Wirkung zu zeigen und so erhöht sich auch die Menge der gesundheitsgefährlichen
Reaktionsprodukte. Brand- oder explosionsfähige Gemische mit oxidierend wirkenden Stoffen und
Metallen sollten an Schulen überhaupt nicht hergestellt werden.
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2. Gefahrstoffe (Ausgangsstoffe, mögliche Zwischenprodukte, Endprodukte)
Kaliumchlorat
CAS 3811-04-9
Kann Brand oder Explosion verursachen;
starkes Oxidationsmittel.
Gesundheitsschädlich beim Verschlucken.
Gesundheitsschädlich beim Einatmen.
Giftig für Wasserorganismen m. langfr. Wirkung.
Von Hitze/Funken/offener Flamme fernhalten. Nicht rauchen.
Vermischung mit brennbaren Stoffen unter allen Umständen
vermeiden.
Freisetzung in die Umwelt vermeiden.
Schutzhandschuhe, Schutzkleidung, Augenschutz und Gesichtsschutz
tragen.
BEI VERSCHLUCKEN: Bei Unwohlsein
GIFTINFORMATIONSZENTRUM oder Arzt anrufen.
BEI BERÜHRUNG MIT DER KLEIDUNG: Vor Ablegen
kontaminierte Kleidung und Haut sofort mit viel Wasser waschen.
Gefahr
Phosphor rot
CAS 7723-14-0
Entzündbarer Feststoff.
Schädlich für Wasserorganismen. Langzeitwirkung
Von Hitze/Funken/offener Flamme/heißen Oberflächen
fernhalten. Nicht rauchen.
Freisetzung in die Umwelt vermeiden.
Schutzhandschuhe, Schutzkleidung und Augenschutz
tragen.
Bei Brand trockenen Sand oder Erde benutzen, um das
Feuer zu ersticken, KEINESFALLS Kohlendioxidlöscher.
Gefahr
Phosphorpentoxid
CAS 1314-56-3
Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere
Augenschäden.
Staub oder Rauch nicht einatmen.
Schutzhandschuhe, Schutzkleidung, Augenschutz und Gesichtsschutz
tragen. Im Abzug arbeiten.
BEI VERSCHLUCKEN: Mund ausspülen. KEIN Erbrechen
herbeiführen.
BEI BERÜHRUNG MIT DER HAUT (oder dem Haar): Alle
kontaminierten Kleidungsstücke sofort ausziehen. Haut mit Wasser
abwaschen/duschen.
BEI BERÜHRUNG MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam
mit Wasser ausspülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach
Möglichkeit entfernen. Weiter ausspülen.
Unter Verschluss aufbewahren.
Gefahr
Hinweise zur Entsorgung
Kaliumchloratreste in Spuren werden durch das ausgiebige Bewässern und Waschen des
Arbeitsplatzes und der Geräte beseitigt. Kleine Reste des roten Phosphors werden im laufenden
Abzug offen in den Gefäßen verbrannt. Dabei kann man vorher wenig Ethanol zugeben (Achtung
leicht entzündbar, erst zünden nachdem die Flasche verschlossen wurde und nicht mehr im Abzug
steht! Brandsichere Handschuhe und Schutzbrille tragen!). Alle Geräte, die mit rotem Phosphor in
Berührung kamen, müssen mit der Brennerflamme im Abzug sicherheitshalber erhitzt werden.
Roter Phosphor darf niemals in geschlossenen Gefäßen erhitzt werden. Farbspuren des roten
Phosphors in der Reibschale können mit Geschirrspülmittel und Bürste gereinigt werden.
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3. Beurteilung der Gefahren und Sicherheitsvorkehrungen
Gefährdungen
1. Gefahren für die Haut?
nein
2. Gefahren für die Augen? >Schutzbrille immer tragen!
ja
X
X
3. Gefahren durch Einatmen?
4. Sind brennbare oder entzündbare Stoffe beteiligt?
X
5. Können sich explosionsgefährliche Gemische bilden?
X
6. Falls notwendig: Ist der Brandschutz in der Umgebung ausreichend?
Beurteilung der Gefährdungen (Stoffeigenschaften, gefährliche Reaktionen,
Gerätegefahren)
Dieser Versuch gehört zu den gefährlichsten noch in der Schule vorgenommenen Tätigkeiten
durch Lehrkräfte. Hierbei sind schon schwere Unfälle aufgetreten. Hält man sich jedoch an die
Vorschriften, dann können Verletzungen ausgeschlossen werden. Brandwunden mit rotem
Phosphor können eine mehrwöchige Berufsunfähigkeit verursachen. Ein Gehörtrauma kann ohne
Verwendung eines Gehörschutzes auftreten, wenn man nahe beim Versuch steht. Meistens
werden bei Unfällen keine Lederhandschuhe getragen oder Teile des Armes sind frei oder die
Mengen sind viel zu hoch angesetzt. Der Versuch ist nur für erfahrene Lehrkräfte unter Einhaltung
der höchsten Sicherheitsstufe geeignet.
Beim Mischen des Kaliumchlorats mit entzündbaren Feststoffen entstehen relativ leicht
explosionsgefährliche Mischungen. Beim Mischen mit Schwefel oder mit rotem Phosphor
explodieren diese Mischungen bereits durch Berührung oder Reibung. Bei der Reaktion kann eine
Stichflamme oder ein Knall auftreten. Geht man mit einem mit Phosphor verunreinigten Spatel in
die Flasche mit Kaliumchlorat, besteht die Gefahr, dass die Flasche explodiert. Verunreinigtes
Kaliumchlorat ist nicht sicher zu handhaben.
Gelangen Spritzer des brennenden Phosphors auf die Haut (Hand, Unterarm, Gesicht), entstehen
sehr gefährliche Wunden, die nur noch schwer heilen. Der rote Phosphor in der Reibschale kann
zu brennen beginnen. Dabei entsteht ein weißer Rauch aus Phosphorpentoxid, das schwere
Verätzungen auf der Haut und in den Augen erzeugen kann. Dieser Stoff ist auch im
Reaktionsprodukt enthalten. Am Versuchsende können durch Verspritzen noch Reste
Kaliumchlorat auf dem Tisch herumliegen, die eine potenzielle Gefahr darstellen. Wird roter
Phosphor in geschlossenen Gefäßen erhitzt, entsteht der toxische, weiße Phosphor.
Sicherheitsvorkehrungen
X
Schutzbrille
tragen
X
Schutzhandschuhe
X
Abzug
Kapelle
Geschlossenes
System
Lüftungsmaßnahmen
Offenes
Feuer verboten
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Spezielle Sicherheitsvorkehrungen und Überlegungen
Es wird empfohlen, an Schulen nur kleine Mengen Kaliumchlorat aufzubewahren. Es muss
gewährleistet sein, dass der Stoff absolut sauber bleibt. Man darf niemals mit verunreinigten
Spateln in die Flasche gehen. Jede einzelne Lehrkraft sollte sich eine eigene Vorratsflasche mit
maximal 10g Kaliumchlorat zulegen, auf die niemand anders Zugriff hat.
Die angegebenen Mengen (Spatelspitze = wenige Millimeter Stoff vorne auf einem ca. 0,8 cm
breiten Spatel) dürfen nicht überschritten werden. Es benötigt zwei verschiedene Spatel, für jeden
Stoff wird ein eigener Spatel zugeordnet. Jeder Spatel wird direkt vor jeder Entnahme nochmals
mit destilliertem Wasser gereinigt und mit Papier getrocknet. Schutzbrille, Gesichtsschild, ein
geschlossener, intakter Laborkittel und über das Handgelenk reichende stabile Handschuhe aus
Leder sind unbedingt zu tragen. Zum Schutz des Unterarmes vor brennenden Spritzern sind evt.
weitere Schutzmaßnahmen notwendig. Der Brandschutz auf dem Tisch und im näheren Umkreis
muss überprüft werden. Eine Schutzscheibe ist notwendig. Im Umkreis von 5 Metern muss ein
Gehörschutz getragen werden. Mindestens ein Fenster wird seitlich geöffnet. Zwischen Fenster
und Experiment dürfen sich keine Personen ohne Gehörschutz aufhalten. Alle Zuschauer halten
sich im hinteren Teil des Raumes auf, niemals ohne Gehörschutz direkt vor dem Vorführtisch. Sie
öffnen den Mund zum Schutz des Trommelfells. Die entstehende Menge Phosphorpentoxid ist bei
den beschriebenen Einsatzmengen zu gering, um eine Gefährdung im Raum zu verursachen.
Voraussetzung ist eine gute Raumlüftung.
Alle anderen Versuche in dieser Art sind noch gefährlicher, sie stellen keinen Ersatz dar. Die hier
vorgestellte Variante erzeugt zwar ein sehr gefährliches Gemisch, dieses ist aber aufgrund der
starken Wirkung bei schon sehr kleinen Mengen sicher zu handhaben. Aus dem gleichen Grund
findet man diese „Armstrongsche Mischung“ in Patronen für Spielzeugpistolen. Dort sind 7,5 mg
dieser Mischung enthalten. Der Einsatz des nicht ganz so reaktionsfähigen Kaliumperchlorats
erhöht die Sicherheit nicht, da dann die Menge erheblich erhöht werden muss, um die gleiche
Wirkung zu zeigen und so erhöht sich auch die Menge der gesundheitsgefährlichen
Reaktionsprodukte. Brand- oder explosionsfähige Gemische mit oxidierend wirkenden Stoffen und
Metallen sollten an Schulen überhaupt nicht hergestellt werden.
Man könnte auf den Versuch verzichten und im Lehrerversuch zeigen was passiert, wenn man
kleine Holz- oder Papierstückchen in eine Kaliumnitratschmelze im Reagenzglas wirft. Dazu wird
ein schwer schmelzbares Reagenzglas eingesetzt, das Tragen von Schutzbrillen ist für alle
Beteiligten obligatorisch. Für diesen Versuch muss eine eigene Gefährdungsbeurteilung
vorgenommen werden. Dabei ist zu beachten, dass Brand- oder Explosionsversuche mit
oxidierend wirkenden Stoffen generell nicht als Schülerversuche erlaubt sind. Alternativ bietet sich
der Einsatz eines Filmes an.
Verhalten im Notfall
(separate Betriebsanweisung)
Erste-Hilfe
(separate Betriebsanweisung)
Datum ___________ Unterschrift ______________________________________________
Nächster Prüfungstermin ______________