Nachruf für Dr. Karlheinz Kimmel

Transcrição

Nachruf für Dr. Karlheinz Kimmel
126 GESELLSCHAFT / SOCIETY
Nachruf / Obituary
Nachruf für Dr. Karlheinz Kimmel
Engagement für die Zahnmedizin bis ins hohe Alter:
Dentalwelt nimmt Abschied von Dr. Karlheinz Kimmel
Wer ihn näher kannte, durfte ihn
„Charlie“ nennen. Und wer
kannte ihn nicht? Aus der Nachkriegsgeschichte der deutschen Zahnmedizin ist
er jedenfalls nicht wegzudenken. Hier
hat Dr. med. dent. Karlheinz Kimmel sowohl in verschiedenen Ämtern und Aufgaben als auch und vor allem publizistisch breite Spuren hinterlassen. Selbst
als weit über 80-Jähriger hat er es sich
nicht nehmen lassen, für ihn wichtige
Veranstaltungen zu besuchen und darüber zu berichten. Bis zuletzt nahm er seine Aufgabe als Chefkorrespondent der
DZW – Die ZahnarztWoche sehr ernst.
„Die geistige Frische und den Elan dieses
Mannes möchte man manch jüngerem
Kollegen wünschen“, hat ein Beobachter der dentalen Welt noch kürzlich über
ihn gesagt. Dr. Karlheinz Kimmel ist am
Morgen des 17. Januars 2013 im Alter
von 88 Jahren in Koblenz verstorben,
wo er auch beigesetzt wurde.
Es scheint nahezu unmöglich, alle Facetten des als Zahnarzt (von 1956 bis
1989 zunächst in eigener und dann in einer Gemeinschaftspraxis tätig), Dozent
und Publizist gleichermaßen rührigen Dr.
Kimmel zu erfassen. Er wurde mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet, darunter die Ehrenmitgliedschaft der
DGZMK-Arbeitsgemeinschaft Arbeitswissenschaft und Zahnheilkunde (1987), die
Silberne Ehrennadel der Deutschen
Zahnärzteschaft (1990), die Hermann
Euler-Medaille der DGZMK (1998), die
Van-Thiel-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Prothetik und
Werkstoffkunde (heute DGPro/2001).
Dr. Kimmel war u.a. Ehrenpräsident
der Europäischen Arbeitsgemeinschaft
für den Infektionsschutz in der Zahnmedizin, Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft zur Qualitätssicherung in der
Zahnmedizin, Ehrenmitglied der Dental
Buddies of the Universe und Ehrenmitglied der ZMK-Klinik der Universität
Mainz, er hat die Verdienstmedaille der
LZK Rheinland-Pfalz sowie die Ewald
Harndt-Medaille der Zahnärztekammer
Berlin erhalten.
Journalistisch zeichnete er als Chefredakteur für zahlreiche Publikationsorgane zwischen 1962 und 2001 verant-
wortlich, seit 2003 war er als DZW-Chefkorrespondent in der dentalen Welt unterwegs. Er verfasste Beiträge in in- und
ausländischen Publikationen und war
Herausgeber, Autor und Koautor zahlreicher Publikationen in Buchform. Er bekleidete zahlreiche Funktionen in verschiedenen Institutionen und Organisationen, darunter als Vorsitzender der FDIKommission für die Zahnärztliche Praxis
oder als Vorsitzender der Europäischen
Arbeitsgemeinschaft für Infektionsschutz
in der Zahnmedizin. Seit 2002 fungierte er
als Sachverständiger im Deutschen Rat für
Qualität und Sicherheit von Produkten
und Produktsystemen. Wissenschaftlich
war er u.a. als Direktor des Zentralinstituts
für Zahnärztliche Ergonomie der LZK
Rheinland-Pfalz (1966–1978), Leiter des
Internationalen Instituts für Zahnärztliche Arbeitswissenschaft und Technologie (1973–2001) sowie als 1. Vorsitzender
des DGZMK-Arbeitskreises „Zahnärztliche Ergonomie“ (1973–1976) und der
Arbeitsgemeinschaft „Arbeitswissenschaft
und Zahnheilkunde“ (bis 1979) aktiv. Die
Gründung des Arbeitskreises Ethik hat er
sehr begrüßt und engagiert begleitet.
Der DGZMK als wissenschaftlicher
Gesellschaft fühlte sich Dr. Kimmel Zeit
seines Lebens eng verbunden. Er hat in
den Arbeitskreisen, in der Erarbeitung
von Stellungnahmen (Präparationstechnik) und in seiner publizistischen Arbeit
die DGZMK immer wieder unterstützt
und gefördert. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen und publizistischen Tätigkeit waren die Ergonomie, die Qualitätssicherung und Praxisführung, die
Hygiene und die Präparationstechnik.
Dr. Karlheinz Kimmels Weg in die
Zahnmedizin war insofern vorgezeichnet, als er als Sohn eines Dentalkaufmanns früh mit der Materie in Kontakt
kam. Sein Schlüsselerlebnis, so schildert
er es in seinem Lebensrückblick, war der
gemeinsame Besuch der IDS 1937 mit seinem Vater. Der damals Zwölfjährige war
von der Weltpremiere des Kulzer Paladon-Prothesenkunststoffes auf PMMABasis schwer beeindruckt, mit der Kautschuk als prothetisches Material abgelöst
wurde. Während seiner amerikanischen
Kriegsgefangenschaft zwischen 1944
■ © Deutscher Ärzte-Verlag | DZZ | Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift | 2013; 68 (2)
Dr. Karlheinz Kimmel
(Foto: DZW)
und 1946 sammelte er in Armeehospitälern erste Erfahrungen als Zahnarzthelfer, Dentalhygieniker und Zahntechniker. Er beendete nach dem Krieg seine
Zahntechnikerausbildung und begann
1947 mit dem Medizinstudium in Mainz,
in dem er dann bald auf die Zahnmedizin
umschwenkte. 1951 promovierte er in
Mainz zum Dr. med. dent. Als Pressesprecher der LZK Rheinland-Pfalz geriet Dr.
Kimmel in Kontakt mit dem Verleger Helmut Haase, für dessen Dental Echo – bis
1982 Organ des Verbands der Deutschen
Dental-Industrie – er von der IDS 1962
(gleichzeitig FDI-Weltkongress) an als
Chefredakteur tätig war und das er von
1983 bis 1998 auch als Herausgeber und
Verleger übernommen hatte.
„Viele Menschen haben mich im
Laufe der Jahrzehnte gefragt, wie ich das
alles schaffe und dass ich wohl Tag und
Nacht arbeiten würde – was glücklicherweise überhaupt nicht stimmt“, so Dr.
Kimmel in seiner Lebensrückschau. Er
konnte sich das umfangreiche Werk
selbst kaum erklären, führte das aber auf
seine „von Liberalität geprägte rheinische Frohnatur“, gepaart mit unerschütterlichem Optimismus, zurück.
Neben allem Kennen und Können
zeichnete sich Dr. Karlheinz Kimmel
durch die Bescheidenheit eines Menschen aus, der wusste, dass aus jeder
Antwort neue Fragen entstehen. Die
deutsche Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde wird ihn in lebendiger Erinnerung behalten.
Für den DGZMK-Vorstand,
Prof. Dr. Dr. Henning Schliephake