Vorhang auf! - Kreuzfahrt Guide
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Vorhang auf! - Kreuzfahrt Guide
Jungfernfahrt Vorhang auf! Die Premiere in Hamburg war ein Spektakel – Millionen verfolgten das Ereignis im Fernsehen. Doch nach der Taufe stand die Feuertaufe an: Wir begleiteten die AIDAdiva auf ihrer Jungfernfahrt VON UWE BAHN Gipfeltreffen in Barcelona: Unter diesen Giganten ist die Diva noch die Kleinste Zeremonienmeister: Corny Littmann von Schmidts Tivoli FOTOS: U. Bahn (2) M it Adleraugen mustert Christian Schönrock sein Schiff. „Der Billardtisch auf Deck 11 ist zu groß“, zitiert er aus der Mängelliste. Außerdem gehorche der Lichtdimmer im Rossini-Restaurant noch nicht. Und die Soundanlage auf dem Pooldeck sei mit 54.000 Watt deutlich fetter ausgefallen als auf dem Planungspapier. Christian Schönrock muss es wissen – er ist Neubaudirektor bei AIDA Cruises. Die AIDAdiva ist sein Baby. In diesem Schiff stecken seine Ideen. Und seine Verrücktheiten: die Hängematten auf den Balkonen, die Flatscreen-Fernseher über den Pinkelbecken und natürlich die drehbare „Kuschelmuschel“. Auf dieser runden Lederliegewiese ist gerade das nächste Pärchen eingenickt. Mit sich und der Welt zufrieden. Auf andere trifft das weniger zu: Ganz offensichtlich hat Deutschland seine Nörgelelite auf diese Jungfernreise geschickt. „Ich habe gestern kein Tagesprogramm bekommen“, mault einer der Gäste, „das ist ein Skandal!“ Momente, in denen wir uns einen Engländer, Italiener oder Japaner am Tisch wünschen. Nur bitte nicht diese deutsche Spezies. „Im Theatrium ist zu wenig Platz“, murrt ein anderer Passagier den Neubaudirektor an. Schönrock hat es längst freundlich notiert, da wird bald nachgepolstert. Ein Luxusproblem – und eigentlich ein Grund, sich zu freuen. Was hatten sie sich bei der Reederei wegen dieses Theatriums den Kopf zermartert. Werden die AIDA-Gäste diese Innovation annehmen? Dieses neue Herzstück, das sich über volle drei Decks zieht. Diese Mischung aus Marktplatz und Manege, mit den beiden riesigen Fensterfronten, durch die das Tageslicht flutet. Und nun strömen die Passagiere ins Theatrium, und der Platz scheint nicht auszureichen. Selbst beim Soundcheck sitzt immer ein gutes Dutzend und hört sich das „one, two, one, two“ an. Morgens flimmern auf der großen LED-Leinwand die nächsten Ausflugsziele, und der Lektor erzählt von Lissabon. Nachmittags probt das AIDA-Ensemble eine letzte ABBA-Einheit, abends rappen erst drei Comedy-Schweizer namens „Starbugs“, dann singt eine Zarah-Leander-Kopie von Motten im Licht. Bühnenteile schieben sich wie von Geisterhand nach vorn, senken Kreuzfahrt 2008 53