Phasenplan zur Lippeverlegung
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Phasenplan zur Lippeverlegung
Der Lippemündungsraum und seine Renaturierung Die Lippe zeigt sich heute als tief eingegrabener Fluss, deren Ufer durch Wasserbausteine kanalartig befestigt sind. Dieses Bild ergibt sich durch die natürliche Erosion der Lippe - die besonders stark in der Nähe der Lippemündung wirkt - und durch frühere Bemühungen zur Schiffbarmachung. Das Land Nordrhein-Westfalen, der Kreis Wesel und die Stadt Wesel, der Landesbetrieb Straßen NRW, die RAG, der Lippeverband und Hülskens GmbH & Co. KG haben am 15. April 2005 vertraglich festgelegt, dass die Lippe verlegt und der Lippemündungsraum naturnah gestaltet werden. Hierzu wird ein vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW finanziertes Großprojekt durch den Lippeverband und Hülskens umgesetzt. In den nächsten drei bis vier Jahren wird die Lippe verlegt, werden die nördlichen Aueflächen abgesenkt und südlich der neuen Lippe neue Aueflächen angeschüttet. Ziel der Überlegungen des Lippeverbandes ist, das Gelände wieder dem natürlichen Regime des Flusshochwassers von Lippe und Rhein auszusetzen. Die standortgerechte Flora und Fauna eines Auenflusses und der Auenwiesen sollen sich wieder entwickeln können. Um dieses Ziel zu erreichen, sind umfangreiche Erdbewegungen von ca. 1,4 Mio. m³, entsprechend 2,8 Mio. t, erforderlich. Damit die dafür notwendigen ca. 200.000 LKWBewegungen nicht die öffentlichen Straßen belasten, wenden der Lippeverband und Hülskens folgendes Vorgehen an: In den zeitlich vorweglaufenden Tagebauen von Hülskens wird durch Auskiesung ein baustellennahes Verfüllvolumen geschaffen, um die großen Erdmengen aufzunehmen. Anwohner, Nachbarn und der öffentliche Straßenverkehr werden geschont und es entsteht ohne große Umweltbelastung ein besonderes Naturprojekt. Die Arbeiten zur Verlegung der Lippe und zur Gestaltung ihrer Auen sowie zum Anschluss der Tagebaue sollen in den Jahren 2008 bis 2012 realisiert werden. Betrieb der Tagebaue Betrieb Neue Lippe Ihr Standort RENATURIERUNG LIPPEMÜNDUNG Tagebau Büdericher Insel Tagebau Lippe Phase 0: Betrieb der Tagebaue Bereits 1993 begannen die Arbeiten im Tagebau Büdericher Insel. Für die Versorgung der heimischen Bauwirtschaft zum Bau von Straßen, Häusern, öffentlichen Einrichtungen, wie Schulen, Krankenhäusern, Verwaltungsgebäuden usw., wurden hier über viele Jahre qualitativ hochwertiger Kies und Sand zur Herstellung von Beton aufbereitet. Diese Arbeiten werden jetzt im Tagebau Lippe fortgesetzt. 315 Mitarbeiter bei Hülskens GmbH & Co. KG - davon etwa 25 Auszubildende - produzieren in neun Kieswerken etwa 8 Mio. t Kies und Sand. Im Lippemündungsraum kommt ein schwimmender Eimerkettenbagger mit angeschlossener schwimmender Aufbereitung zum Einsatz. Längsseits liegende Binnenschiffe nehmen die Fertigprodukte auf und transportieren die Kiese und Sande zu unseren Kunden ins Ruhrgebiet, nach Westfalen, an den Mittelrhein und in die Niederlande. Kies und Sand sind vor Recycling-Baustoffen (ca. 60 Mio.t) und Steinbruch-Produkten (ca. 210 Mio. t) die mit ca. 350 Mio. t pro Jahr wichtigsten Gesteinsbaustoffe in Deutschland. Bau des neuen Lippebettes Phase 1: Bau des neuen Lippebettes Mit Erdbaumaschinen, also Baggern, Raupen, Radladern und LKW, wird das Bett der neuen Lippe ausgehoben. Dabei werden Mutterboden, Abraum und Kiessand separat behandelt. Der Mutterboden wird an geeigneten Stellen über Wasser zur Rekultivierung eingesetzt. Der Abraum findet bei der Verfüllung des Tagebaus Büdericher Insel Verwendung, während der Kiessand am Schwimmbagger zu Baustoff aufbereitet wird. Das neue zwischen 60 und 160 m breite Lippebett wird noch nicht an die alte Lippe angeschlossen. Herstellung der nördlichen Aue Phase 2: Herstellung der nördlichen Aue Mit den gleichen Maschinen wie in Phase 1 wird die Aue nördlich der neuen Lippe hergestellt. Die aufgenommenen Massen werden dabei in den freigebaggerten Tagebau Lippe - am Lippeschlösschen beginnend - verstürzt. Die alte Lippe wird nahe der B 8-Brücke mittels einer behelfsmäßigen Fahrbahnbrücke überquert. Stromunterhalb der B 8-Brücke erbaut der Lippeverband eine strömungsregulierende "Stromschnelle" aus Wasserbausteinen. Die neu geschaffenen Aueflächen liegen etwa 2,5 m tiefer als die jetzigen Wiesenflächen und erhalten natürliche Geländestufen und Flachwasserflächen. Die Aueflächen werden bei höheren Wasserständen bis zu 60 Tage im Jahr überstaut. Gestaltung des Mündungsbereiches Phase 3: Gestaltung des Mündungsbereiches Im Übergang von Phase 2 zu Phase 3 errichtet der Lippeverband unmittelbar an der Lippemündung eine wasserbauliche Sohlschwelle. Durch dieses naturnahe Bauwerk wird der Wasserstand der neuen Lippe um etwa 3 m angehoben. Die Wasseroberfläche der Lippe nähert sich den begleitenden Aueflächen an, wodurch die Lippe wieder den Charakter eines harmonischen Auegewässers entwickelt. Die Gestaltung der Lippeufer wird bis zur Mündung fortgesetzt, Teile der alten Lippe werden zugeschüttet, Trenndämme entfernt und die neue Lippe beginnt, durch ihr neues Bett zu fließen. Die große Halde, die Sie jetzt im Gelände sehen, wird vollständig entfernt und zur Verfüllung weiterer Teile des Tagebaus Büdericher Insel eingesetzt. Am Nordrand der Lippeaue wird die neue Südumfahrung von Wesel als B 58n gebaut. Sie verbindet die neue Rheinbrücke mit den Ausfallstraßen nach Rees und Schermbeck. Vollendung des Gesamtprojektes Hochwasserfrei aufgehöhtes Gewerbegebiet Phase 4: Vollendung des Gesamtprojektes Nach Fertigstellung der Lippeverlegung, Lippegestaltung und der Schaffung der Lippeauen werden die bereits heute überwiegend hergestellten Rekultivierungsflächen der beiden Tagebaue "Büdericher Insel" und "Lippe" an die nördlichen Lippeflächen angeschlossen. Dies gilt für den See bei Lippedorf und auch die westliche Seefläche, den so genannten Neuen Isaak. Die schiffbare Zuwegung zum Ölhafen wird geschlossen und die Restflächen rekultiviert. Die beiden naturnah gestalteten Rekultivierungen der Tagebaue und die neue Lippe mit ihren großzügigen Aueflächen bieten dann einen bedeutenden Hochwasserrückhalteraum und einen besonderen Lebensraum für Flora und Fauna am Niederrhein. Die Gesamtfläche hat eine Größe von ca. 127 ha, dies entspricht einer Fläche von etwa 200 Fußballfeldern.