Artikel lesen - Jüdisches Museum Wien

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KirchenZeitung Diözese Linz
Kunst & Kultur 29
16. Jänner 2014
Kulturland
Zum Tag des Judentums am 17. Jänner 2014
Trotz allem – die Geschichte
des jüdischen Lebens in Wien
Zurückhaltend, aber gerade deswegen
eindringlich präsentiert das neu gestaltete
jüdische Museum in Wien die Geschichte
der Wiener Juden – vom Mittelalter bis zur
heutigen lebendigen Gemeinde.
Josef Wallner
Die permanente Ausstellung über das jüdische Wien beginnt ungewöhnlich – mit dem
Jahr 1945 – und setzt sich fort bis in die Gegenwart. Von 195.000 Juden, die in der Zwischenkriegszeit in Wien lebten, wurden
65.000 ermordet und rund 130.000 vertrieben. Die einst größte jüdische Gemeinde des
deutschen Sprachraums und die drittgrößte
Europas war auf wenige tausend Mitglieder
geschrumpft. Und auch diese wenigen waren in ihrer Heimatstadt nicht willkommen.
„Sicherlich würden wir es nicht zulassen,
dass eine neue jüdische Gemeinde aus Osteuropa hierher käme und sich hier etabliert,
während unsere eigenen Leute Arbeit brauchen“, sagte Bundespräsident Karl Renner
im Jahr 1946. Nichtsdestotrotz ist in Wien
heute das Judentum lebendig. Dank des Zugzugs aus dem Osten zählt die Gemeinde derzeit an die 8000 Mitglieder.
Der Schwerpunkt der neuen Schau „Unsere
Stadt! Jüdisches Wien bis heute“ liegt auf der
„dritten jüdischen Gemeinde“, die zwischen
der Revolution 1848 und 1900 zu einer
großen und berühmten Kommunität geworden ist. Die Ausstellung bietet wirtschaftliche, theologische, politische und kulturelle
Einblicke in die Welt des Wiener Judentums:
Dem Rabbiner Isaak Noah Mannheimer ist
es gelungen, die völlig unterschiedlichen jüdischen Traditionen aus Ost und West, die
in Wien aufeinanderprallten und zu heftigen
Konflikten führten, zu versöhnen. Er schuf
die einzigartige Wiener Einheitsgemeinde.
Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete der
Kantor Salomon Sulzer mit seinen Kompositionen, die nicht nur den Gesang, sondern
den gesamten Synagogengottesdienst reformierten. Der herausragende Musiker Sulzer
war in Kontakt mit allen Größen seiner Zeit.
So hat Franz Schubert einen Psalm für Sulzers Liederbuch vertont.
Der Holocaust hat selbstverständlich seinen Platz in der Ausstellung, wird aber bewusst zurückhaltend und hauptsächlich an
Einzelsschicksalen aufgezeigt. Berührend die
Nachricht auf der Rückseite einer Visitenkarte, die ein Vater seiner Tochter hinterlassen
hat: „Liebe Dora, komm sofort. Wir wurden
abgeholt. Papa“ Eine umfassende Darstellung des Holocaust ist Aufgabe eines (seit
Jahrzehnten diskutierten) Museums der Republik Österreich, wie auf einer Schautafel –
zu Recht – vermerkt ist.
XX www.jmw.at. Zum Tag des Judentums siehe auch Seite 10.
XX Vortrag zum „Tag des Judentums“: PD Dr.in Martha
Keil, Geschichte jüdischen Lebens in Mitteleuropa
von 1500 bis heute. Katholisch-Theologische
Privatuniversität Linz (Bethlehemstraße 20),
Don. 16. Jänner 2014, 19:30 Uhr,
Ein Chanukka-Leuchter, den die Brüder Hans und Josef Berger aus Hohenau (NÖ) in der polnischen Stadt Nisko, wohin sie deportiert worden waren, aus alten Materialien angefertigt hatten.
Damit konnten sie in der Gefangenschaft das Chanukka-Fest feiern. jüdisches Museum Wien
n
Kammerkonzert in Altmünster. Am Samstag, 18. Jänner, um 19.45 Uhr musizieren Wolfgang Singer (Flöte)
und Ernst Wagner (Gitarre) in
der Pfarrkirche. Die freiwilligen
Spenden werden für das neu errichtete Pfarrzentrum verwendet.
n
Musical im Schauspielhaus
Linz. Am Samstag, 18. Jänner,
19.30 Uhr feiert „Next to normal“ an der Promenade 39 Premiere. Das irrwitzige und teils
komische Musical, das 2010 mit
dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde, erzählt die Geschichte der manisch-depressiven Diana und ihrer Familie.
u Karten: Tel. 0800/218 000, www.
landestheater-linz.at
n
Wiener Philharmoniker in
Linz-Christkönig. Die Sinfonia Christkönig unter der Leitung von Eduard Matscheko lädt
zur dritten Konzertreihe unter
Beteiligung der Wiener Philharmoniker. Konzertmeister Volkhard Steude tritt beim Konzert
am 27. April als Violin-Solist auf.
Auf dem Programm des 22. Juni
steht Georg Friedrich Händels
Oratorium „Messiah“ mit dem
Chor Christkönig. Solistin des
dritten Konzerts am 5. Oktober
ist die Harfenistin Anneleen Lenaerts. Die Konzerte finden jeweils sonntags um 16 Uhr in der
Friedenskirche statt.
u Abo-Karten & Info: Pfarrkanzlei Christkönig oder Tel. 0680/505 34
52, www.sinfonia-christkoenig.at.
Einzelkarten sind ab März erhältlich.
n
Franz Welser-Möst beim
Brucknerfest in Linz. Als Höhepunkt beim Internationalen
Brucknerfestes von 13. September bis 15. Oktober gastiert Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst mit „The Cleveland
Orchestra“ im Linzer Brucknerhaus. Auf den Programmen der
Konzerte am Samstag, 13., Mittwoch, 17. und Donnerstag, 18.
September, um jeweils 19.30 Uhr
stehen verschiedene Werke von
Johannes Brahms und Jörg Widmann.
u Karten & Info: Tel. 0732/
77 52 30, www.brucknerhaus.at