Kommt ein Zyklop zum Auge-Arzt - Vogtland

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Kommt ein Zyklop zum Auge-Arzt - Vogtland
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"Kommt ein Zyklop zum Auge-Arzt"
Jocketa – Wann hat Mike Krüger das letzte Mal den Nippel durch die
Lasche gezogen? „Gestern Abend – der Hit gehört zu jedem meiner Auftritte“, sagt der 1951
geborene und Deutschland weit bekannte Komiker, Kabarettist und Sänger. Seit 35 Jahren tourt
er durch die (Deutsch)Lande: Am Mittwoch, 18. März, 20 Uhr, kommt Krüger nach Jocketa: In
der Mehrzweckhalle präsentiert er sein Soloprogramm „ZweiOhrNase“. Uwe Faerber erreichte
den Künstler aus Hamburg am Telefon – und löcherte ihn:
Herr Krüger, war Ihr Nippel-Lied von 1979 prophetisch? Die Technisierung wird ja
immer schlimmer . . Es hat sich herausgestellt, dass Lieder machtlos sind: Die Industrie hat
nichts geändert, leider. Meinen Liedern liegen oft persönliche Erfahrungen zugrunde: Beim
Nippel-Lied wollte ich eine Senftube öffnen: Allerdings landete der Mostrich auf meinem Hemd
und nicht auf der Bratwurst.
Sind Sie privat auch ein Witzbold? So verrückt wie auf der Bühne bin ich nicht – meine Frau
hätte sich ansonsten wohl schon von mir getrennt. Aber depressiv bin ich auch nicht: Ich sehe
mich als freundlichen Menschen.
Was ist denn Ihre Frau von Beruf? Sie managt mich und regelt alle Dinge, die mit Geld
zusammenhängen: Sie ist quasi die Leiterin des Unternehmens „Mike Krüger“.
Und Ihre Tochter? Gefällt ihr, was der Vater macht? Ich glaube, sie ist mit mir zufrieden,
wie haben ein sehr gutes Verhältnis. Sie ist mittlerweile 30 und arbeitet in einer großen
Werbefirma.
Sie machen Spaß seit 35 Jahren – mit Liedern, Sketchen und Witzen. Wie Otto und
Jürgen von der Lippe gehören Sie zu den Dinos der Branche. Können Sie sich noch an
Ihren ersten Auftritt erinnern? An den allerersten nicht, aber damals – 1975 – trat ich mit
meinem Soloprogramm „Mein Gott Walter“ ein halbes Jahr in einem Hamburger Szene-Club auf:
Dort war ständig die Hölle los.
Reagieren die Zuschauer in Ost und West unterschiedlich auf Ihren Humor? Wird an
verschiedenen Stellen gelacht? Es gibt keinen Unterschied, das habe ich immer wieder auf
meinen Tourneen gemerkt – und ich bin ja viel unterwegs: Die Dinge, die ich aufs Korn nehme,
die allgemeinen menschlichen Schwächen werden überall gleich belacht, wie bei meinem relativ
neuen Lied: „DraußenRaucher“.
Sie treten das dritte Mal in Jocketa auf. Haben Sie besondere Erinnerungen an das
Vogtland? Es war immer ein großer Spaß. Beim ersten Mal hatten die Stühle nicht gereicht –
da hatten manche welche von zu Hause mitgebracht. Ich freue mich auf den Auftritt in Jocketa,
zumal jetzt auch eine neue Halle zur Verfügung steht, wie ich gehört habe.
Wie reagiert Mike Krüger, wenn Witze über ihn gerissen werden? Das ist kein Problem
für mich: Wer andere durch den Kakao zieht, muss sich das selbst ebenfalls gefallen lassen. Und
das habe ich ja auch, wie man an „7 Tage – 7 Köpfe“ sieht: Die Sendung lief zehn Jahre
erfolgreich auf RTL.
Was sagen Sie zu Ihren Berufskollegen? Gibt es zu viele? Es kann gar nicht genug geben:
Jeder hat ein Anrecht auf Lachen. Ich kenne die Branche, neben den meisten habe ich in „7
Tage – 7 Köpfe“ gesessen, mit vielen bin ich befreundet. Am lustigsten finde ich Atze Schröder,
Piet Klocke und Willy Astor.
Gibt es neue Fernseh- oder Filmpläne? Im Augenblick nicht – ich mache derzeit nur ein
bisschen Hobby-TV: Die Sendung heißt „Sag die Wahrheit“ und läuft beim Südwest-Rundfunk.
Was 2010 bringt, wird man sehen. Nein, dieses Jahr gehe ich zurück zu meinen Wurzeln, was
ich 20 Jahre gemacht habe: Ich bin auf Tournee und werbe für meine CD . . . . . die
„ZweiOhrNase“ heißt. Warum eigentlich? Eine Verhohnepiepelung des
Till-Schweiger-Films? Auch. Aber eigentlich ist es eine Anspielung auf meine Ohren und
meine Nase.
Die Nase ist Ihr Erkennungszeichen. Haben Sie irgend wann mal unter ihrem
„Riechkolben“ gelitten? Nee, in der Schule hat sich keiner getraut, Witze über meine Nase zu
machen: Meine Nase war nicht nur größer – auch meine Körpergröße und meine Muskeln.
Wenn Sie kein Comedian geworden wären, welchen Beruf würden Sie heute ausüben?
Ich wäre Architekt und würde vermutlich mitbauen an der Hamburger Hafen-City. Das Bau-Gen
habe ich von meinem Vater mitbekommen, der in einer Wohnungbaugesellschaft gearbeitet hat.
Durch ihn war ich oft mit auf Baustellen und hatte Kontakt zu Architekten. Doch ich bin
Unterhaltungskünstler geworden – aus heutiger Sicht eine kluge Entscheidung.
Herr Krüger, noch eine Bitte: Erzählen Sie Ihren Lieblingswitz. Kommt ein Zyklop zum
Auge-Arzt.