dazu - Evangelische Kirchgemeinden im Mittelrheintal

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dazu - Evangelische Kirchgemeinden im Mittelrheintal
Was für ein Fest!
100 wurden erwartet, und 300 kamen zum Afrika-Tag am 5. 6. in Widnau, organisiert von der Katholischen
und Evangelischen Kirchgemeinde in Widnau.
Schon als der Akofala-Chor in die Kapelle zu Gottesdienstbeginn einzog, bebten die Wände und öffneten
sich die Herzen. Welch eine Freude und Vitalität!
Der Chor Akofala hat togolesische Wurzeln, es ist ein Familienchor von Mizpa Niederer aus Paris,
Deutschland, Togo und Widnau. Und ihre Familiengeschichte spiegelt seit über 100 Jahren die
wechselseitigen Beziehungen zwischen Europa und Afrika wieder. Ihr Urgrossvater kam um 1910 als
Kaufmann und Missionar nach Togo. Er heiratete eine Togolesin, und deren Sohn wurde Staatspräsident in
Togo. In den 80er Jahren kam René Niederer als Entwicklungshelfer in den Togo und lernte dort Mizpa
kennen. Seit 25 Jahren leben die beiden mit ihren erwachsenen Kindern in Widnau.
Die Predigt erzählte davon, wie Afrika mit der Schweiz, mit Widnau zusammenhängt: Die Afrikanische Platte
stiess vor fast 100 Millionen Jahren auf die Europäische Platte, und die Alpen falteten sich auf.
Die Biologen haben festgestellt, dass alle Menschen das Erbgut von einer Urmutter haben. Und diese „Eva“
war Afrikanerin!
Der erste Nichtjude, der getauft wurde, war ein Afrikaner, der Finanzminister der Kaiserin Kandake. In
Äthiopien entstanden die ersten Kirchgemeinden. Also, nicht die Europäer brachten das Christentum nach
Afrika, es war schon lange dort.
Dann trägt beinahe jeder ein Stück von Afrikas seltenen Bodenschätzen in seinem Natel.
Manche Afrikaner mussten in ihren Heimatländern die Waffen kennenlernen, die ihm Bodensee-Raum
produziert wurden. Waffen produzieren Flüchtlinge! Afrikaner und Schweizer sind verbunden, so wie in der
globalisierten Welt alle Menschen verbunden sind. Die Religionsgemeinschaften haben den Auftrag, an
einem friedlichen Zusammenleben mitzuwirken.
Am Schluss sang die Gemeinde mit dem Chor: We shall overcome! Wir werden den Unfrieden überwinden,
mit der Hilfe Gottes.
Nach dem Gottesdienst gab es feine Speisen aus Eritrea, Äthiopien, Somalia und Togo, vorbereitet von
christlichen und muslimischen Afrikanerinnen und Schweizerinnen. An den Grills standen Afrikaner und
Schweizer, es gab Sankt Galler Bratwurst, aber auch halal Lammfleisch für die muslimischen Besucher.
Und ein grosses Staunen ging durch die Menge, als ein ganzes gegrilltes Lamm hineingetragen wurde! Ein
Dankeschön allen Spenderinnen und Spendern, den Köchinnen und den Männern am Grill, und vor allem
den Frauen in der Küche, die ohne Pause unermüdlich Speisen entgegennahmen, Wünsche erfüllten und
das Geschirr abwuschen.
Für die Kinder war eine Hüpfburg aufgestellt hinter der Kapelle und Fussballtore, Jugendliche vom BlauringJungwacht hatten die Kinderbetreuung dankenswerterweise übernommen.
Was für ein Fest - mit Gesprächen zwischen den Kulturen, mit gegenseitigem Kennenlernen, feinem Essen
und Musik.
Den Abschluss bildete ein Friedensgebet mit dem Lied: Wenn Gott Ja sagt, kann keiner Nein sagen! - Es
beteten Pastoralassistent Paul Hoch, Pfarrerin Silke Dohrmann und für die Muslime Adam Swiss. Dies war
der erste Afrika-Tag in Widnau, aber er soll nicht der letzte sein!
Bericht: Silke Dohrmann
Fotos: Fredy Roth und Sandra Eggenschwiler