Exklusiv-Interview mit Xavier Naidoo Selbstversuch: Ein
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Exklusiv-Interview mit Xavier Naidoo Selbstversuch: Ein
05 | 10 1,80 ter.org/draussen Verkäufer www.muens n de r fü ro Eu 70 0, nd nster und das Münsterla Straßenmagazin für Mü o o d i a N r e i v a X t i m w e i v r e t n I v i s u l k x E a k r u B r e n i e n i g a T Selbstversuch: Ein 1 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, man sagt ja, der April sei eher wechselhaft und tückisch und ein Monat, in dem es so manche zum Teil auch unangenehme Überraschungen gibt. Und bedauerlicher Weise schlug das Schicksal gleich mehrere Male unerbittlich zu. Mutter Natur hat uns erneut daran erinnert, dass unsere kleinlichen Konflikte im Vergleich zum Vulkanausbruch auf Island eher nichtig und unbedeutend sind. Ein an sich spektakuläres Naturschauspiel wurde mehr zu einem ökonomischen und weniger einem ökologischen Desaster. Das hatte eine sofortige Sperrung des gesamten europäischen Luftraumes zur Folge und gipfelte letztendlich in Massenverspätungen, Umsatzeinbrüchen und einem Aufbegehren der Piloten gegenüber ihren Arbeitgebern. Doch damit nicht genug. Das polnische Volk trauert um ihr Staatsoberhaupt Lech Kaczynski, der vor etwa einem Monat bei einem tragischen Flugzeugabsturz ums Leben kam und mit ihm beinahe das komplette Regierungskabinett. Auch wir Deutschen haben leider erneut einen Grund zum Trauern. Zum wiederholten Male starben deutsche Bundeswehrsoldaten am Hindukusch, um den Frieden der Bundesrepublik Deutschland, der ja akut in Gefahr schwebt, in einem fernen Land sinnlos zu verteidigen. Wann macht die eh schon brüchige Regierungskoaliti- Anzeige 2 on endlich Schluss mit all diesen nicht mehr länger zu rechtfertigenden Himmelfahrtskommandos? Wie viele Mütter will unser Land denn noch zurücklassen, die ihre Söhne hergeben müssen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Was geschah noch: Prominente Atheisten wollen seine Heiligkeit, den Papst wegen der monströsen Vorwürfe gegenüber seinen untergebenen Schäfchen vor ein Zivilgericht zerren und der Frühling könnte ruhig mal langsam hinter dem Ofen hervor kriechen. Gerade jetzt, wo alles startbereit in den Flip Flops steht, brauchen wir verlässliche Wetterprognosen. Wo ist Jörg Kachelmann, wenn man ihn braucht? Herzlichst, Ihr Thorsten Enning Anzeige Für Ihre Patenschaft unser Patenspendenkonto Kto 34205427 BLZ 40050150 Sparkasse Münsterland Ost Ihre Unterstützung ist Hilfe, die direkt ankommt Jeder Euro wird sinnvoll und verantwortungsvoll genutzt, um Obdachlosen und schwer vermittelbaren Langzeitarbeitslosen neue Chancen zur Verbesserung ihrer Lebenssituation zu bieten. 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Berliner Platz 8 48143 Münster Inhalt 6 Erstmal waschen Xavier Naidoo bekennt Farbe 9 Mehr bei sich selbst Ein Tag in Burka Redaktion Jörg Hüls Sabrina Kipp Sigi Nasner Carsten Scheiper (V.i.S.d.P.) 10 Medizin für die Armen Medikamententafel in Dülmen 11 Ein Tipp für den guten Zweck Spendensammeln einmal anders Telefon 0251 / 4909118 E-Mail-Adresse [email protected] Streetwork Sabrina Kipp [email protected] Internetseite www.muenster.org/draussen Administrator: Cyrus Tahbasian 12 Wise Guys sind nice guys Mit den A-capelle-Jungs auf Klassenfahrt 14 Theater ausverkauft Freuynde und Gaesdte spielt großes Theater 16 Vom Leben lernen SchülerInnen stellen Fragen zur Wohnungslosigkeit 18 Reise mit Hindernissen Wie man es sich selbst schwer machen kann An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet Nicole Artmeier, Ursel Busch, Heinz Dalmühle, Neema Dalmühle, Thorsten Enning, Horst Gärtner, Sonja Fölting, Martina Hegemann, Michael Heß, Jörg Hüls, Sabrina Kipp, Frank Knauss, Sigi Nasner, Carsten Scheiper, Kathrin Staufenbiel Fotos Alexander Laljak, Heinz Dalmühle, Neema Dalmühle, Miriam Elsinghorst, Freynde und Gaesdte, Michael Heß, Indro, Guido Kollmeier, Tommy Mrado, Sigi Nasner, 20 Ein kleines eigenes Reich Sandra wünscht sich ein neues Zuhause 21 Lady Marmelade Handgemachte Köstlichkeiten 22 Columne: „~ auf Cuba“ Peter Hartz, der IV. 25 Radieschenrezepte Klein, rot, scharf und lecker Illustration Thorsten Enning Titelfoto Alexander Laljak Layout, Titelgestaltung Heinz Dalmühle Gestaltungskonzept Lisa Schwarz/Christian Büning Anzeige Druck Borgsmüller Druck Auflage 9000 unterstützt durch Siverdes-Stiftung Bankverbindung Sparkasse Münsterland Ost Konto-Nr. 33 878 BLZ 400 501 50 Paten-Spenden-Konto Sparkasse Münsterland Ost Konto-Nr. 34205427 BLZ 400 501 50 5 Wir danken allen Spendern Interview | Text: Jörg Hüls | Fotos: Alexander Laljak und Tommy Mrado Erstmal waschen Xavier Naidoo bekennt Farbe Xavier Naidoo, einer der populärsten Musiker Deutschlands, fand die Zeit, dem Straßenmagazin ~ ein Interview zu geben. Eines vorweg, einen neuen WM Song wird es wohl aller Voraussicht nicht geben. Einen Bezug zu Münster findet der beliebte Musiker nicht nur, weil einige Songs des letzten Söhne Mannheims Albums in dieser Region geschrieben wurden, sondern auch wegen Henning Wehland von den H-Blockx, der wie Xavier Naidoo bei den Söhnen Mannheims singt. Jörg Hüls sprach mit dem Echo Gewinner von 2010 über seine Sicht der Dinge. ~: Hartz IV für dich ein Reizthema? Xavier: Servus, hier spricht der Xavier. ~: Was macht dich momentan richtig glücklich? ~: Hallo Xavier. Kennst du persönlich wohnungslose Menschen? Xavier: Ich kenne im Moment weniger obdachlose Menschen. Früher habe ich mich häufiger mit wohnungslosen Menschen getroffen. Obdachlose in Paris, mit denen treffe ich mich öfter, aber hier in Deutschland habe ich schon länger keine persönlichen Kontakte gehabt. Wir haben in Mannheim ein Generationenhaus vor ein paar Jahren gegründet und da sind viele Sozialschwache, gerade was die Hartz-IV-Problematik angeht und auch Kinder mit Migrationshintergrund, da versuchen wir eben unsere Kraft einzubringen. 6 Xavier: Ja natürlich! Ich habe schon lange gesagt, dass es ein Hohn ist, dass ein Peter Hartz in der Lage war, solche Gesetze mitzubestimmen. Alles, was der erreicht hat, hat er ja mit Bordellbesuchen im VW Konzern irgendwie geschafft und bei den Gewerkschaften. Da gibt´s überhaupt nichts an Können, sondern ist alles nur mit miesen Tricks gelaufen und dann solche Gesetze in Deutschland zu implementieren, das ist natürlich ein absoluter Hohn. Diese Gesetze müssen wirklich bald abgeschafft werden. Xavier: Was mich glücklich macht, ist, dass ich zum ersten Mal ein Album aufgenommen habe, bei dem ich die Möglichkeit habe, Dinge beim Namen zu nennen. Das habe ich die letzten Jahre einfach nicht gemacht, weil ich nicht unbedingt gedacht habe, dass die Leute dafür bereit sind. ~: Und was macht dich gerade richtig wütend? Xavier: (lacht) Ja, wo fange ich da an? Richtig wütend machen mich viele Dinge, die man so im Laufe der Zeit rausbekommt. Im Moment sind es gerade viele Sachen, die durch die Entscheidungen in Berlin die EU betreffen. Die Banken und, was überhaupt wirtschaftliche Sachen angeht, an denen man einfach merkt, Deutschland ist gekapert worden, Europa ist gekapert worden. Von den fiesesten Elementen, die man sich überhaupt vorstellen kann, und die versuchen jetzt ihre Dinge, ihre fiesen Machenschaften, hier über uns zu ergießen, und wenn wir uns nicht wirklich anstrengen uns dagegenzustellen, dann haben wir echt ein Problem mit diesen Leuten. ~: In einem früheren Interview aus dem Jahr 1999 hast du den Börsencrash, Inflation und weitere Vorhersagen angekündigt. Vieles ist eingetroffen, was sagst du unseren Leser für die nächsten 10 Jahre voraus? Xavier: Also ich sage mal voraus, dass Amerika in den nächsten Jahren in einen bürgerkriegsähnlichen Zustand geraten wird. Dass die einzelnen Währungen verschwinden werden und dass Pläne existieren, was Kriege und Kriegsvorbereitungen angeht, Stichwort: Iran. Die ganzen Dinge, die diesen Kriegen vorrausgehen, sind ja meistens nur Täuschungen. Schon seit hunderten von Jahren läuft das eigentlich so, man täuscht einen Angriff an und dann schlägt man mit aller Gewalt zurück. Ich befürchte, dass man sowas dem Iran auch antun wird. Dem Irak hat man Massenvernichtungswaffen unterstellt. Das war ja Bullshit, das hat man ja lang und breit erfahren müssen! Ich habe schon die Befürchtung, dass Europa und auch Deutschland sich noch viel, viel stärker in diese Kriege einmischen wird. Wenn jemand wie Herr zu Guttenberg versucht, aus der Bundeswehr eine Angriffsarme zu machen , dann sind das alles Sachen, die natürlich dazu führen werden, dass wir in ganz schlechtes Fahrwasser geraten. Wir haben nicht die Mittel für sowas. Unsere Währungen sind alle nicht gedeckt, die Amerikaner haben 80% ihrer schlechten Währung ins Ausland geschafft, das bedeutet: Alle unsere Staatsbanken halten wertlose Dollars! All diese Dinge werden natürlich für Deutschland nicht ohne Folgen bleiben, wenn wir uns weiter diesem Wahnsinn anschließen, ohne uns mal stark zu machen für die Wahrheit. Was für mich sehr wichtig sein wird in den nächsten Jahren, ist einfach die Wahrheit zu suchen. Das fängt bei 9/11 an und hört bei jemand wie Herrn van Rompuy, der mit Herrn Barroso zusammen die EU anführt, auf. Woher kommen diese Menschen, was haben die mit dem Bilderberg Treffen zu tun? Was hatte eine Angela Merkel auf dem Bilderberger Treffen 2005 zu tun? Warum war in Istanbul der Ministerpräsident von Hessen dabei? Was machen diese Menschen auf diesen undemokratischen Veranstaltungen? Das sind die Fragen, die sich die Deutschen stellen müssen! ~: Die monotheistischen Weltreligionen lehren uns in einer Welt zu leben, die wir nicht verstehen sollen. Daraus ergibt sich der gewisse Unmut, die Existenz Gottes in Frage zu stellen. Wie gehst du als tief religiöser Mensch damit um? Xavier: Ich bin nicht tief religiös, ich bin ein gläubiger Mensch! Den Papst, den Vatikan und die Kirche verurteile ich schon, solange ich Musik mache. Das wird in den Medien aber nicht so gerne dargestellt, weil natürlich fast alle Medien eben genau das Gegenteil tun. Ich rede jetzt mal von den „Wir sind Papst“- Medien. Ich bin ein sehr großer Gegner gerade der katholischen Kirche, obwohl ich damit groß geworden bin - und nein, ich finde, man braucht überhaupt keine Mittler und keine Religionen, um mit Gott in Verbindung zu stehen. Also: Zuallererst ist Gott in uns. Und da muss man den Leuten, glaube ich, auch reinen Wein einschenken, dass diese Bücher und viele dieser Schreiber einfach versucht haben, Menschen zu kontrollieren. Ich bin ein großer Bibelleser und Kenner und ich weiß, das viele der Dinge, die da drin stehen einfach angefasst wurden, um Menschen zu beeinflussen. Deswegen kann man nicht einfach sagen: Ich bin Christ. Man muss, wenn man sagt, man ist Christ, auch sagen, ich glaube nicht an Marienverehrung, ich glaube nicht an Heiligenverehrung und all diese Sachen, sondern ich glaube, dass es einen Gott gibt. Das muss eigentlich reichen. Ich habe meine großen Probleme mit vielen Christen, weil es für die manchmal schlim- mer ist, dass Schwule heiraten, als viele andere furchtbare Dinge, die auf dieser Welt geschehen. Solange die so verbohrt sind, muss ich sagen, hat das nichts mit Nächstenliebe zu tun. ~: Wie siehst du die Geschehnisse um den Missbrauch innerhalb der Kirche? Xavier: Ich sehe nicht unbedingt nur die Probleme durch die Missbrauchsfälle in der Kirche, sondern die Misshandlungen in unserer Gesellschaft überhaupt. Missbrauch, Misshandlung von Kindern ist ja noch nicht mal ein richtiges Verbrechen, das verjährt ja! Es ist gesetzlich noch gar nicht richtig festgehalten, wie das zu ahnden ist. Ich finde auch, dass wir mit unserer Sprache schon mal das große Problem haben. Wir sagen, Missbrauch von Kindern ist strafbar oder ist schändlich oder was auch immer. Heißt das dann auch, dass wir Kinder auch gebrauchen können, ganz richtig und ganz gut? Schon alleine dieses Wort „benutzen“ ist für mich ein Hohn. Kinder werden misshandelt, aber nicht missbraucht! Wir können nicht Kinder missbrauchen, denn dann könnten wir sie auch richtig gebrauchen. Ich finde das furchtbar! Der Stellenwert von Kindern ist in unserer Gesellschaft einfach viel zu niedrig. Ich bin selbst auch misshandelt worden, aber das ist überhaupt kein Vergleich zu dem, was Kinder jeden Tag in Europa durchmachen müssen, die sterben bei diesen Misshandlungen. Da geht es nicht um diese Sachen, die wir so in den Medien erfahren, sondern da geht es um viel schlimmere Dinge. Da muss man nur nach Belgien schauen, auf diesen Marc Dutroux Fall, das sind die wahren Kindesmisshandlungen. Das ist ein absoluter Wahnsinn, da redet man nicht von. Das Ganze ist nie wirklich untersucht worden, weil die Spuren angeblich bis ins belgische Königshaus führen. Solange wir in einem Europa leben und vor allem unsere EU Institutionen in Belgien angesiedelt sind, muss so was wie der Fall Dutroux ein ganz, ganz großes europäisches Echo bekommen. Und solange das nicht stattfindet, muss ich sagen, ist das für mich ein absolute Farce, was hier in Europa passiert. ~: Was ist deine Einschätzung zur politischen Lage in unserem Land derzeit? Xavier: Ja, die ist katastrophal! Die ist schon seit Jahren katastrophal. Seit Helmut Kohl und Helmut Schmidt hier in Deutschland an der Macht waren, ist es zumindest rauer, soweit kann ich es zurückverfolgen. Die meisten Regierungsmitglieder, ein Joschka Fischer zum Beispiel hat ganz anders angefangen, auch er ist korrumpiert worden. Also wenn die jetzt für Ölkonzerne arbeiten, dann haben die uns genauso verraten wie alle anderen. Ich halte von Politikern und von der Staatsführung in diesem Land überhaupt nichts. ~: Welche Lösungen würdest du vorschlagen? Xavier: Die Lösung ist, die Wahrheit zu suchen. Wir können keine Lösung finden, wenn wir uns nicht mal selbst gefunden haben. Deutschland hat nicht mal eine richtige Verfassung! Wir sind immer noch ein Besatzungsland. Die Amerikaner haben in Deutschland Atomwaffen stationiert. Da regt man sich über den Iran auf und wir haben Atomwaffen! Wir dürften normal keine haben hier in Deutschland und auch andere Länder dürften keine haben. Israel dürfte auch keine haben, also, da gibt es noch gar keine Lösungen. Wir müssen uns erst mal duschen! Wir müssen den ganzen Schmutz erst mal abwaschen und dann können wir nach Lösungen suchen. ~: Danke für das Interview. # 7 Bericht | Text: Kathrin Staufenbiel | Foto: Miriam Elsinghorst Mehr bei sich selbst Selbstversuch: Ein Tag in Burka Die Burka ist ein Kleidungsstück, das besonders von muslimischen Frauen in Afghanistan und teilweise auch in Pakistan und Indien getragen wird. Diese Bekleidung dient der vollständigen Verschleierung des Körpers. Nur eine Öffnung im Augenbereich ermöglicht den Frauen die Sicht. In vielen europäischen Ländern wird darüber diskutiert, ob das Tragen der Burka verboten werden kann und soll. In Teilen Belgiens werden bereits Geldstrafen eingefordert, wenn sich eine Frau in Burka auf die Straße begibt. Die Burka wird dabei als Zeichen der Unterdrückung der Frau angesehen. Da viele Frauen sich jedoch bewusst für das Tragen dieser religiösen Kleidung entscheiden, steht ein Verbot im Widerspruch zu dem Recht auf Religionsfreiheit. ~-Autorin Kathrin Staufenbiel startete einen Selbstversuch und kleidete sich einen Tag wie ihre muslimische Freundin in Burka. Da bin ich also. Gekleidet wie ein Gespenst. Und dabei achte ich normalerweise schon sehr auf meine äußere Erscheinung. Auffallende, gelbe und lila Kleidungsstücke gehören zu meinen Favoriten. Nun bin ich ein schwarzes Gespenst. Hier – in einem Vorort von London – ist das Tragen der Burka erlaubt, jedoch nicht sehr häufig. Ich bin froh, dass ich nicht allein bin. Meine muslimische Freundin Diya läuft neben mir. Und während wir uns unterhalten, verschwinden die Gedanken um meine Kleidung. Letzten Endes hat sich nichts Wesentliches geändert. Unsere Gespräche, unsere Offenheit für andere Ansichten, unser Lachen wie immer. Es hat sich nichts Wesentliches geändert. _Passanten schauen uns an. Teilweise neugierig, teilweise spiegelt sich Unverständnis und Abneigung in ihren Blicken. Sie versuchen mich zu erkennen, zu sehen, wer ich bin. Wahrscheinlich stecken sie mich jetzt in eine Schublade. Unterdrückte muslimische Frau. Dabei trage ich – genauso wie Diya – die Burka aus freien Stücken. Diyas Familie und ihr Ehemann fordern sie sogar immer dazu auf, die Burka doch abzulegen. Mir hallen Diyas Worte nach: „Ich trage die Burka, weil ich es so möchte. Für Allah und für etwas mehr Gleichheit unter den Menschen.“ Mit Gleichheit unter den Menschen meint Diya, dass das äußere Erscheinungbild durch das Tragen der Burka einen geringeren Stellenwert einnimmt. Während mich immer wieder Passanten von oben bis unten mustern, frage ich mich, ob die Burka im Westen nicht genau das Gegenteil von dem auslöst, was damit erreicht werden soll. Der Burkaträgerin wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt als einem leicht bekleideten Supermodell. _Wir warten bei einer Ampel, um eine ziemlich befahrene Straße zu überqueren. Schließlich wird es grün, die Autos halten. Der Mann in einem PKW macht Grimassen, versteckt sein Gesicht hinter seinen Händen, um uns nachzuahmen. Mich trifft das sehr und ich hoffe, dass meine Freundin Diya das nicht gesehen hat. Doch sie ist wohl schon immun dagegen. _Wir laufen weiter in den Regents Park. Viele Besucher tummeln sich in den ersten Frühlingsstrahlen. Ich freue mich an dieser Vielfalt. Die Blumenpracht sieht auch in Burka noch genau gleich aus. Mir kommt es sogar etwas bunter vor. Als könnte ich meine Aufmerksamkeit gezielter steuern. Dadurch, dass mein äußeres Erscheinungsbild so bedeckt ist, verschwende ich auch keine Gedanken an die Erscheinungen anderer Menschen. Als wäre ich mehr bei mir selbst. _Schwer fällt es mir, den Männern, die uns begegnen, nicht in die Augen zu schauen. Ich bin so erzogen. Das ist Offenheit und auch eine Form von Respekt Fremden gegenüber. Diya hatte mir zwar erlaubt, auch Männern in die Augen zu schauen, denn schließlich trage ich die Burka ja aus anderen Gründen. „Doch wenn schon, denn schon!“ hatte ich mir gedacht und ehrlich gesagt, hatte ich mir diesen Aspekt eher leicht vorgestellt. Als wir jedoch in die Moschee eintreten und mir die Tür aufgehalten wird, schaue ich aus Reflex auf, um mich zu bedanken. Doch der Kavalier schaut gezielt in eine andere Richtung. Respekt mir gegenüber. Nur anders ausgedrückt. _Am Abend bin ich geschafft und schlüpfe schnell in meinen gelben Lieblingspullover. Der Tag hat auf alle Fälle meine Sichtweise auf die Burka verändert. Zwar kann ich mir diese Kleidung für mich selbst nur schwer vorstellen, doch ich habe die Angst aus Unwissenheit und Unverständnis verloren. Wenn ich nun einer Burkaträgerin begegne, denke ich nicht sofort an eine unterdrückte Muslimin, sondern an einen Menschen mit individuellen Beweggründen, der sich vielleicht bewusst für diese Kleidung entschieden hat. # Diese Seite wurde von Zoodirektor Jörg Adler gesponsert 8 Bericht | Text: Thorsten Enning und Ursel Busch | Foto: Sigi Nasner Medizin für die Armen Die Medikamententafel in Dülmen Wer in Deutschland von Armut betroffen ist und staatliche Leistungen bezieht, muss den Euro mehrmals umdrehen und beispielsweise zu den Tafeln gehen, um sich selbst eine minimale Grundversorgung von Nahrungsmitteln zu garantieren. Aber auch in anderen empfindlichen Bereichen des Lebens wie etwa der Bereitstellung von Geld, um zuzahlungspflichtige Medikamente kaufen zu können, fehlt ein einfaches und übersichtlich zu finanzierendes Konzept, das Menschen am Rande des Existenzminimums einen annehmbaren Zugang zu medizinischen Präparaten bietet. Doch das hat sich jetzt geändert! In der Stadt Dülmen geht das wirksame Hilfsangebot bereits in die zweite Runde. Die ~-Autoren Thorsten Enning und Ursel Busch stellen den greifenden, aber auch nicht ganz frei von Kritik stehenden Versuch vor. Angesichts der Tatsache, dass der Gesetzgeber sich immer mehr aus seiner Verantwortung den Menschen gegenüber stiehlt und ständig benötigte Medikamente aus der Grundversorgung streicht, trafen im Jahre 2007 Mediziner, Apotheker und Vertreter der Tafeln in Stuttgart an einem Tisch zusammen, um sozial schwachen Menschen eine bezahlbare medizinische Versorgung zu gewährleisten, indem sie nur die Hälfte des geforderten Betrags zahlen müssen. Das Prinzip ist denkbar simpel: Nachdem man seine Bedürftigkeit nachgewiesen hat, bekommt der Hilfesuchende von seinem Arzt im Krankheitsfall ein so genanntes „grünes“ Rezept ausgestellt, das an Stelle eines Privatrezeptes, das die gesetzliche Krankenkasse nicht übernimmt, das erforderliche Präparat bezahlbar macht. Die Bedürftigen lassen sich im Anschluss bei der Tafel den Schein gegenstempeln und erhalten bei Vorlage Tabletten, Säfte und Pastillen bei den Apotheken zum halben Preis. Durch die gemeinsame Erstellung einer Liste mit zur Verfügung stehenden Medikamenten für das „MediTafel“-Projekt zeigte der Stuttgarter Pilotversuch erste spürbare Erfolge. _Und so kam es, dass die Stadt Dülmen im Kreis Coesfeld in jüngster Zeit das Stuttgarter Modell übernommen hat und bereits über 60 Menschen diese wichtige Unterstützung in Anspruch nehmen. „Der Bedarf ist seit 2004 immens gewachsen“, sagt die Dülmener Apothekerin Bettina Schmitt. Damals hatte das rot-grüne Regierungsbündnis unter Gerhard Schröder neben der Arbeitsmarktreform auch viele drastische Kürzungen im Gesundheitswesen beschlossen. Und so kam es, dass viele Menschen sich ihre Medikamente nicht mehr leisten konnten. Das Institut für Arbeits- und Berufsforschung hat in einer Umfrage erschreckende Zahlen aufgedeckt: 20 Prozent der Befragten gaben an, dass sie rezeptfreie Medikamente nicht mehr bezahlen können. Daraus entstehen Hemmungen auch weiterhin den Arzt aufzusuchen und letztendlich versagt man dem erkrankten Bürger die ihm zustehende Versorgung. Allein im ersten Quartal 2010, also drei Monate nach der Grundsteinlegung, zählten die Dülmener rund 100 grüne Rezepte. Die Kosten teilen sich das örtliche Sozialamt und die Herzogin Gabriele von Croy. Sie ist auch gleichzeitig die Schirmherrin der Dülmerner Medi-Tafel. Mit einem Budget von ca. 700-1000 Euro pro Quartal stellt sie die Versorgung für Hilfebedürftige sicher. antwortung zurück und hofft insgeheim, dass immer mehr Zusammenschlüsse mit immer weniger öffentlicher Förderung nur noch auf ehrenamtlicher Ebene mit Unterstützung aus Privatvermögen initiiert werden.“ Anzeige _Allerdings gibt es auch einige die das tolle Prinzip aus Stuttgart und Dülmen in Frage stellen und eine Installation solcher Projekte nicht in privater oder ehrenamtlicher Umgebung sehen wollen. Denn Peter Grottian, renommierter Sozialwissenschaftler von der freien Universität Berlin, sieht in dem Angebot keine klare gesetzliche Regelung: „Hier läuft definitiv etwas schief. Denn der Gesetzgeber zieht sich kontinuierlich aus seiner staatlichen Ver9 Interview | Text: Frank Knauss Ein Tipp für den guten Zweck Spendensammeln einmal anders Auch in der Redaktion der ~ gibt es eine Menge Fußballbegeisterter, vielleicht mehr noch als anderswo. Da wird auch gern einmal auf den Ausgang der nahenden Weltmeisterschaft getippt, mit mehr oder weniger ernsthaftem Hintergrund selbstverständlich. Was liegt da näher, als das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und mit den Tipp auf die Fußballweltmeisterschaft etwas Gutes zu tun. Diese grundlegend einfache Idee hatten ein paar Menschen im niedersächsischen Salzgitter und setzen sie unter Federführung von Volker Machura und Gerd Grastorf bereits zur EM im Jahr 2000 um. Sie eröffnen seitdem, nunmehr zum sechsten Mal, im Internet Interessierten die Möglichkeit, sich mit zehn Euro und einem Tipp auf die jeweilige Meisterschaft, aktuell die WM 2010, an einem guten Werk zu Gunsten des Kinderhospizes Salzgitter zu beteiligen. ~-Mitarbeiter Frank Knauss sprach mit dem Mitinitiator des Tippspiels, Volker Machura. ~: Volker, herzlichen Dank, dass du ein wenig deiner sicher knapp bemessenen Zeit für ein kurzes Gespräch mit der ~ opferst. Gerade jetzt im Vorlauf der WM werden du und dein Organisationsteam wenig Zeit haben, wie ich mir vorstellen kann. Aber zunächst zu den Anfängen des Tippspiels, das ja nun in die sechste Runde geht: Wie kommt man auf die Idee, ein Meisterschaftstippspiel mit karitativem Hintergrund zu veranstalten? Volker Machura: Auf diese Frage gibt es eine ganz schlichte und ergreifende Antwort. Uns widerstrebte es, kurz vor Weihnachten an den Bankschalter zu gehen und zur Beruhigung des Gewissens irgendeinen Überweisungsträger für das Rote Kreuz, UNICEF und, was es da sonst noch gibt, auszufüllen und zu unterschreiben. Wir wollten einmal etwas anderes gestalten, ein wenig Arbeit investieren und ein wenig mehr schaffen, als nur einen Scheck auszufüllen. 10 ~: Wie kamt ihr dann auf das Hospizhaus Salzgitter? Volker Machura: Die ersten fünf Mal haben wir für eine Leukämiestation in der MHH Hannover gespendet, nun haben wir uns mit dem Kinderhospiz etwas räumlich Näheres ausgesucht, eine Einrichtung, in der trauernden Kindern geholfen wird. Heutzutage sterben auch in Hospizen nicht nur 75-jährige, sondern auch junge Eltern, die dann Kinder zurücklassen, die nur schwer mit ihrer Trauer fertig werden. Diesen Kindern wird in dem Hospiz Unterstützung gewährt und dafür machen wir uns stark. ~: Die Organisation dieses Tippspiels bedeutet sicher viel Arbeit. Wie groß ist euer Team letztlich? Könnt ihr bei Not am Mann auch auf Hilfskräfte zurückgreifen? Volker Machura: Wir sind mometan ein festes Team von sechs Personen. Zu den Tippspitzenzeiten, die in ca. zwei Wochen anfangen, benötigen wir jede helfende Hand, die wir bekommen können. Meist sind das drei freundliche Damen, die sich ausschließlich, um die Eingabe der Tipps kümmern. Pro abgegebenem Tipp sind 250 Zeichen in den PC einzugeben, um Fehler zu vermeiden zweimal. Das ergibt bei 1.000 Tippern die Kleinigkeit von einer halben Million Zeichen, die diese Damen bewältigen. den Scheck überreicht und die Tränen in den Augen sieht, entschädigt das für die ganze aufgewandte Zeit. ~: Eure Bilanz ist ja sehr ansehnlich, wie man sagen muss. Immerhin konntet ihr bisher 60.000 Euro an Spenden übergeben, eine Summe, die sich sehen lassen kann. Unterstützt ihr nur das Salzgitteraner Kinderhospiz oder werden die Spenden gestreut? Welche Einrichtungen stehen noch auf eurer Liste? Volker Machura: Durch ein Teammitglied aus dem Raum Leverkusen haben wir Kontakt zur Elterninitiative Kinderkrebsklinik Düsseldorf e.V. bekommen, so dass wir uns entschlossen haben, diesmal erstmalig die Spenden zu halbieren und diese beiden Institutionen jeweils hälftig zu bedenken. ~: Wie seid ihr an die unterstützten Einrichtungen gekommen? Bewirbt man sich da bei euch oder besteht jeweils ein persönlicher Kontakt zum Team? ~: Wie hoch ist der Aufwand pro Mann und Saison in etwa? Bleibt da überhaupt noch Zeit für andere Freizeitaktivitäten? Volker Machura: Es war nicht einfach, eine Institution zu finden, die unsere Hilfe so, wie sie angeboten wird, ohne Vorbehalte annahm. Wir sind auch auf große Skepsis gestoßen, keiner kannte uns wirklich, keiner wollte glauben, dass wir die Arbeit tun und hinterher Geld übergeben. Wir haben es geschafft und mit dem Hospizhaus in Salzgitter und der Elterninitiative in Düsseldorf haben wir tolle Partner gefunden, auch wenn wir nur einen Tropfen auf den heißen Stein leisten können. Mehrere Tropfen höhlen den Stein auch, denke ich. Volker Machura: Die Freizeit unter der Woche ist begrenzt, meiner Schätzung nach widme ich täglich zwei Stunden nur dem Tippspiel, das Ganze seit Oktober letzten Jahres für die aktuelle Saison. Das Ganze endet zwangsläufig mit Anpfiff des Endspiels am 1. Juli. Nichtsdestotrotz, es macht viel Spaß und, wenn man dann ~: Die Preise, die man gewinnen kann, sind ansehnlich, erster Preis ist eine AIDA-Kreuzfahrt. Was, denkst du, ist für die Tipper die Motivation, sich an dem Tippspiel zu beteiligen? Eher die gute Tat, die man mit der Tippabgabe unterstützt, der Reiz am Tippspiel oder doch die Aussicht auf den Gewinn? Volker Machura: Erfahrungsgemäß haben wir Wiederholungstäter. Der gute Zweck steht absolut im Vordergrund, wenn das nicht der Fall wäre, hätten wir wahrscheinlich auch 30 Prozent weniger weibliche Mitspieler. Es kommt sehr häufig vor, dass ich Blankotippscheine bekomme, mit Namen und 10 Euro drangetackert mit dem Vermerk „Füll du mal aus, ich habe da keine Ahnung, aber der gute Zweck ist mir wichtig.“ Mittlerweile beschäftige ich einen Studenten, der sich um solche Tipps kümmert, ca. fünfzig Stück hat er sicherlich bereits für Damen ausgefüllt, die sich dazu bekennen, keine Ahnung zu haben, aber die gute Sache mit zehn oder zwanzig Euro unterstützen wollen. ~: In Deutschland ist ja so ziemlich alles reglementiert. Da stellt sich mir die Frage, inwiefern einem solchen Tippspiel mit karitativem Hintergrund Steine von offizieller Seite oder von vermeintlicher Konkurrenz in den Weg gelegt werden und vor allem wie man diese Steine aus dem Weg räumt. ~: Tippt das Organisationsteam eigentlich auch mit? Volker Machura: Selbstverständlich. Wir, das sind Gerd Grastorf und ich als Erfinder und Initiatoren dieses Spiels, tippen bewusst so, dass wir auf keinen Fall unter die ersten 500 Tipper kommen. Das kann man an unseren Tipps ablesen, für Tipper, die etwas gewinnen wollen, sind unsere Tipps daher nicht zum Nachahmen geeignet. Wir wetten gegeneinander, wer den schlechteren Tipp abgibt. Der, der besser war, muss 100 Euro extra spenden. Es geht uns halt nicht darum, einen Preis zu gewinnen. Als Anekdote nebenbei, mit dem Teammitglied Lars habe ich eine weitere Wette laufen: Er hat gewettet, dass aus jedem Teilnehmerland der WM mindestens ein Tipp eingeht. Ich habe dagegengehalten. Schafft er es, spende ich weitere 250 Euro, schafft er es nicht, spendet er. Momentan sind Uruguay, Honduras und Nordkorea problematisch. ~: Zum Schluss noch zwei Fragen zum Thema Fußball: Wer wird dieses Jahr Weltmeister? Und wie schneidet die deutsche Nationalmannschaft ab, wenn sie nicht Weltmeister wird? Wieder Weltmeister der Herzen oder schon in den Gruppenspielen raus? Volker Machura: Aus meiner Sicht wird es ein Endspiel zwischen Spanien und England geben, bei unseren Tippern geht die Tendenz eindeutig in Richtung Spanien als Weltmeister. Viele Patrioten tippen für Deutschland zumindest im Halbfinale, es gibt auch welche, die sehen Deutschland als Weltmeister, das halte ich aber für illusorisch. Meines Erachtens ist für Deutschland im Viertelfinale Schluss. ~: Ich danke für das Gespräch und wünsche viel Glück bei der kommenden Weltmeisterschaft. # Mittippen und helfen: www.wirhelfenkindern.eu Anzeige Volker Machura: Im Jahr 2008, also zur EM in Österreich und der Schweiz, hatte uns das niedersächsische Innenministerium im Kampf gegen illegales Glücksspiel im Internet eine Strafe von 500.000 Euro angedroht, wenn wir das nicht unterlassen würden. Die Sache ist jedoch glimpflich ausgegangen, schon weil wir auch sehr viel Politprominenz unter unseren Tippern haben, unter anderem auch Mitarbeiter des Innenministeriums und der CDU-Fraktion des niedersächsischen Landtages, so dass die Angelegenheit auf politischer Ebene gelöst werden konnte und man uns im Jahr 2008 die angedrohte Strafe erlassen und sogar Unterstützung für das Jahr 2010 angeboten hat. Diese haben wir natürlich gern angenommen. Unsere Spielregeln, die sich wie ein juristischer Aufsatz lesen, sind in der Tat mit dem Innenministerium zustande gekommen, wir müssen sie auch genauso darstellen. Dazu gehört auch, dass nicht um einen Einsatz, sondern um eine Spende gebeten wird. Ansonsten würden wir verbotenes Glücksspiel im Internet betreiben. Da spielen dann auch die karitativen Zwecke keine Rolle. Auch unsere Website mit dem weißen Hintergrund ist Ergebnis dieser Lösung. Der Hintergrund und die Aufmachung sind so, damit keine Ähnlichkeit mit kommerziellen Anbietern von Sportwetten auftreten kann. 11 Interwiew | Text: Sonja Fölting und Nicole Artmeier | Fotos: Guido Kollmeier Wise Guys sind nice guys Mit den A-capella-Jungs aus Köln auf Klassenfahrt Sonja Fölting und Nicole Artmeier besuchten das Wise-Guys Konzert in der Halle Münsterland und trafen vorher Mitglieder des Vokalensembles zum Interview für die ~. Sie erlebten so gar keine „Besserwisser“, sondern zwei sehr nette, freundliche Jungs, die nicht nur Spaß mit ihrer Musik machen wollen, sondern sich auch mit Armut und der Notwendigkeit, etwas zu tun, auseinandersetzen. Die fünf „Jungs aus Kölle“ - zugegeben das neuste Bandmitglied ist ein Kieler Import - sind großartige Vokalvirtuosen und Unterhaltungskünstler, die es schaffen ohne jegliche Instrumente oder sonstige Hilfsmittel - Saris Mundorgel für den richtigen Anfangston zählt wohl nicht richtig - ihr Publikum zwei Stunden lang erstklassig zu unterhalten. Der „Opener“ der Show mit den Worten „Herzlich Willkommen, alles klar zum Start (...), herzlich Willkommen jetzt beginnt die Klassenfahrt“ verführt schon direkt am Anfang zum Aufspringen, Tanzen und Klatschen. Jedenfalls konnten wir die rhythmischen Bewegungen unserer Beine und Hände während des gesamten Konzertes nicht mehr unterdrücken. _Doch wollten wir nicht über unsere rhythmische Zuckungen berichten, sondern über das wirklich gelungene A-capella-Konzert. Die Wise Guys hatten nicht nur ihre jüngsten Werke vom aktuellen Album „Klassenfahrt“ dabei, wie die Gute-Laune-Pop-Songs „Mittsommernacht bei Ikea“ über den Kaufrausch beim schwedischen Möbelhaus, „Lass die Sonne scheinen“ oder die sehr gelungene Ballade „Lisa“, sondern auch diverse Klassiker wie z.B. „Ruf doch mal an“ oder „Wo der Pfeffer wächst“, welches wir voller Inbrunst mitgesungen, na ja, eher mitgegröhlt haben. _Übrigens bekommt man beim Gig der fünf Stimmakrobaten sogar einen Crash12 kurs in klassischer europäischer Literatur, denn MC Deutschmark und die Kieler Sprotte schaffen es innerhalb von etwa vier Minuten dem Zuhörer die Irrungen und Wirrungen des ShakesspearKlassikers Hamlet musikalisch zu vermitteln. Und auch deutsche Literaturklassiker werden auf der Bühne aufs Korn genommen, indem der bekannte Michael Jackson Song „Thriller“ unter dem Titel „Schiller“ ins Deutsche adaptiert wird. Nach guten zwei Stunden ist leider aber auch das schönste Konzert zu Ende und die letzte Harmonie der fünf Sangeskünstler in der Halle Münsterland verklungen. Der Abschied wurde uns aber mit vielen Zugaben, unter anderem mit der Hymne für die warme Jahreszeit „Jetzt ist Sommer“, versüßt und der Nachricht, dass die „Kölner Besserwisser“ im nächsten Jahr wieder nach Münster kommen werden. Und Sonja und ich sind auf der nächsten „Klassenfahrt“ auf jeden Fall wieder dabei. _Unvergessen bleibt auch das Interview, das wir im Vorfeld des Konzertes mit den zwei Bandmitgliedern Marc „Sari“ Sahr und Nils Olfert führen durften. ~: Ihr seid sozial sehr vielseitig engagiert, kennt ihr auch Straßenmagazine? Sari: „Ja klar, in Köln gibt es auch ein Straßenmagazin.“ Nils: „In Kiel gibt es eines, das heißt „Hempels“. ~: Gibt es für euch im Alltag Kontakt zu wirklich armen Menschen? Sari: Zu Menschen, die auf der Straße leben, wenig. Außer dem Kontakt, den, glaube ich, jeder normale Mensch hat. Ich habe aber neulich in einem Interview auf WDR 5 ein Mädel gehört, das sehr bewegend über ihr Leben auf der Straße erzählt hat. Da konnte ich vieles nach- vollziehen und da sind mir einige Dinge noch mal klarer geworden. Nils: Während meines Zivildienstes habe ich bedürftige Familien kennen gelernt, denen von unserer Einrichtung zum Beispiel Möbel oder Kleidung gestiftet wurden. ~: Was bedeutet Wohlstand für euch? Habt ihr eine Definition? Sari: Pfff. Das Thema hat total viele Facetten. Ich weiß gar nicht, ob ich diesen Begriff definieren kann. In meiner jetzigen Situation würde ich sagen, eine Facette ist, dass ich zum Beispiel, wenn ich mir in einem Kaffeehaus einen Kaffee kaufe oder wenn ich mir ein Buch kaufe, da nicht auf das Geld achten muss, wie ich das zu Studentenzeiten immer getan und mich gefragt habe, ob ich mir das jetzt leisten kann. ~: Welcher soziale Missstand ärgert euch in Deutschland am meisten? Was würdet ihr gerne ändern? Nils: Mich ärgert im Moment dieser Abbau im Gesundheitswesen, so dass immer mehr eine Zwei-Klassen-Medizin entsteht. Viele Leute können sich Dinge einfach nicht leisten. Ich habe mal eine Ausbildung zum Zahntechniker gemacht und habe damals gemerkt, dass sehr große Unterschiede bestehen: Es gibt die Leute, die sich die besten Zähne machen lassen und es ohne Probleme dann selber finanzieren können. Dann gibt es Menschen, die dann schon in jungen Jahren Vollprothesen haben. Besonders ärgert es mich auch, wenn bei der Behandlung von Kindern eingespart wird. Sari: Was mich im Moment beschäftigt, ist diese Tendenz, die man aus den USA schon viel stärker kennt, der „working poor“. Leute haben oft mehr als einen Job und können trotzdem ihre Fami- lie nicht über die Runden bringen. Das ist ein Zustand, der in unserer Gesellschaft nicht haltbar ist. ~: Ihr habt mit Straßenmusik angefangen. Welche Erfahrungen habt ihr dabei gemacht? Nils: Ja, da muss sich demnächst was ändern, sonst gerät die Gesellschaft in eine Schieflage. Sari: Das war eine schöne Zeit. Wir haben damals Straßenmusik nicht gemacht, um uns über die Runden zu bringen, sondern das haben wir gemacht, weil wir Lust dazu hatten. Wir haben parallel auch bei Geburtstagen gesungen. Es war mehr ein Ausprobieren. Auf der Straße kann man neue Songs ausprobieren und schauen, wie die ankommen. ~: Ein ganz anderes Thema: Habt ihr vor euren Auftritten, so wie jetzt, eigentlich Lampenfieber? Sari (lächelt): Es ist ja nicht unser erstes Konzert. Nils: Es ist zwar eine Gespanntheit, die vor einem Konzert da ist, aber eine positive. In den letzten Minuten geht der Puls ein bisschen höher, aber das ist dann diese Spannung, die man braucht, um auf die Bühne zu gehen. Ich spüre eher eine Freude, die Freude auf Münster! ~: Wie ist das für euch, wenn ihr heute die Lieder von damals hört? Dän aus dem Hintergrund: Nö! (allgemeines Gelächter). Sari: Da gehen mir ganz verschiedene Dinge durch den Kopf. Zum einen finde ich, stelle ich sofort fest, dass wir uns weiterentwickelt haben, zum anderen muss ich dann über meine eigene Stimme lächeln, die hat sich auch verändert mit der Zeit. Es kommen alte Erinnerungen hoch an die Zeit damals, auch schöne Erinnerungen. Es ist ein Teil unserer Vergangenheit, aber es ist eben auch Vergangenheit. ~: Einige von euch waren zusammen in einer Schulklasse. ~: Was kommt nach der Karriere? Habt ihr Zukunftspläne für das Alter? Sari: Ja, wir haben in der Schulzeit angefangen mit dem Singen und jetzt schließt sich der Kreis, wir haben eine CD gemacht, die wir „Klassenfahrt“ genannt haben, nicht zuletzt deshalb, weil unsere Stimmung auf Tour manchmal so ausgelassen und albern ist wie bei einer Klassenfahrt. Sari: Nils hat jetzt gerade angefangen, wir haben da noch Einiges vor uns als „Wise Guys“. Wir denken nicht ans Aufhören und deshalb auch noch nicht an die Zeit danach. ~: Was verbindet euch über die Bühne hinaus? Seid ihr befreundet? ~: Welches war euer bewegendstes Konzert? Dän wieder aus dem Hintergrund, einen Imbiss zu sich nehmend, zu Nils: „Die wollen wissen, bei welchem Konzert du dich am meisten bewegt hast!“ (allgemeines Gelächter). Nils: In meiner kurzen Karriere hat mich auf jeden Fall das Kirchentagskonzert in Bremen bewegt. Das werde ich nie vergessen, weil das für mich mein größtes Konzert war vor 65.000 Menschen. Das ist irre! Da bekommt man langsam so eine Ahnung davon, wie sich so ein Robbie Williams fühlt. ~: Welche Musik hört ihr privat? Sicher viel a capella? Sari: Kein a capella. Wenn du in der Stadtsparkasse arbeitest, hast du wahrscheinlich auch nach Feierabend keine Lust mehr, dich mit Zahlen zu beschäftigen, sondern liest lieber ein schönes Buch. Bei uns ist das ähnlich. Nils: Ich höre zum Beispiel Peter Gabriel oder Rockmusik aus den 70ern, 80ern. Ich denke, das ist auch ganz wichtig, dass man da seine Augen und Ohren unheimlich offen hält. Wenn man nur noch einen Farbton sieht, wird man irgendwann blind und sieht nur eine Richtung. Man bekommt keine Inspiration, auch musikalisch nicht. Man muss auch mal Klassik hören oder Punk oder richtig Hardrock und Heavy Metal, den Schlager muss man vielleicht ein wenig ausklammern (allgemeines Gelächter). ~: Vielen Dank, dann mal Bühne frei! # 13 Bericht | Text: Michael Heß | Fotos: Michael Heß, Freuynde und Gaesdte „Theater ausverkauft“ Freuynde und Gaesdte spielt großes Theater Theater an ungewöhnlichen Orten - mit diesem Slogan wirbt eines der außergewöhnlichsten freien Theaterensembles Münsters erfolgreich seit Jahren. Sie nennen sich Freuynde und Gaesdte, sie spielen mit enormem Erfolg weitab der etablierten Strukturen, sehr nahe an Volkes Stimme und mittendrin im etablierten Stückefundus. Für unsere Leser kreuzte im Blauen Haus und Anfang April ~-Autor und bekennender Freuynde-Fan Michael Heß Gläser und Argumente mit dem Team. Es heißt, Theater sei Lug und Illusion und habe doch in der unterbewusst wirkenden Bildsprache etwas Therapeutisches und Wahrhaftiges an sich. Schwer zu sagen, womit das Münsteraner Ensemble Freuynde und Gaesdte am meisten punktet. Denn außerordentlich ist ihr Spielansatz, ungewöhnlich ist jede ihrer Spielstätten, sorgfältig inszeniert sind alle ihre Aufführungen. Ob die “Chimären” frei nach H.G. Wells im Affenhaus des Allwetterzoos, ob “Der Spinnenmann” in der Stadtbücherei oder “Nathan der Weiße” im Blauen Haus im Kuhviertel. Vielleicht ist es der “Leyden”, gespielt in der Tiefgarage des Regierungspräsidiums am Geisbergweg. Oder doch die Klassikparodien im Blauen Haus zwischen Schillers Räubern, Dumas’ Musketieren, Bram Stokers Dracula oder Hebbels tumben Held Siegfried? Im Gespräch mit den Freuynden Zeha Schröder und Marcell Kaiser fällt überraschend das Wort “Klamauk”. Speziell bezogen auf die Parodien im Blauen Haus, die jede Mange Kakao bereit halten zum Durchziehen der Klassiker. Und den Stoffen darüber gänzlich neue Seiten abgewinnen. Das von Friedrich Hebbel (1813 - 1863) adaptierte Stück “Siegfrieds Tod” zeigt es für die Kneipenklassiker mustergültig auf: Das ergötzte Publikum geht frenetisch mit, staunt ungläubig, fällt in tiefes Schweigen und bricht Sekunden 14 später wieder in helle Begeisterung aus. Die Zuschaueraugen glänzen zur turbulenten Handlung abwechselnd vor Rührung und Spannung. Wenn sich der drachentötende Held Siegfried als unbedarftes Opfer mit tragischen Zügen entpuppt und König Gunther als wohl größte gekrönte Pfeife aller Zeiten (immerhin mit schlechtem Gewissen) und der gar nicht so finstere Hagen diabolisch oszilliert zwischen moralferner, mordender Staatsräson und persönlicher Größe. Derweil die Frauenzimmer nur hilflose Ins trumente der Intrige abgeben als da sind: Brunhild aus Isenland als Gunthers gleich mehrfach betrogenes und auf Rache sinnendes Eheweib, Kriemhild als überforderte Zimtzicke und schließlich Königinmutter Ute, die sich auf das Backen köstlicher Gugelhupfe versteht. Die Stücke im Blauen Haus sind für die Zuschauer oft Einstiegsdroge in das übrige Repertoire des Ensembles. Einschließlich des “Siegfried“ liefen dort bisher sechs Stücke für jeweils anderthalb bis zwei Jahre, was 60 bis 70 Aufführungen pro (normalerweise) ausverkaufter Inszenierung entspricht. Am anderen Ende des Spektrums mag der “Leyden” stehen, jene als “grandios authentisch” und “überragend” von Münsters theatersinnigen Kulturredakteuren bejubelte Aufführung der Lebensgeschichte des Täuferkönigs Jan van Leyden. Gespielt in der Tiefgarage des Regierungspräsidiums nach den erhalten gebliebenen Vernehmungsprotokollen von 1535. Das bedeutet zugleich: gespielt in mittlelniederdeutscher Sprache oder Platt aus dem 16. Jahrhundert. Konsequent vom ersten bis zum letzten Ton und so ist kaum etwas wirklich zu verstehen. Und doch sagt Marcell Kaiser, “ist es bisher nur einmal passiert, dass ein Zuschauer vorzeitig den Raum verlies.” Die Authentizität des Spiels gerade durch die Sprache bannt und schafft eine derart dichte Atmosphäre, dass “Leyden” mit heute 1.400 Zuschauern als das erfolgreichste Stück der Freuynde alias „Theater ausverkauft“ überhaupt gilt. Das schnell geschriebene Wort Authentizität – hier darf es stehen bleiben. Denn in jedem Falle greifen die Freuynde auf tradierte Literatur zurück, auf “Stoffe mit dokumentarischem Kern”, wie Marcell Kaiser ausführt. Die Stücke werden nicht eigens geschrieben, sondern aus dem Fundus der Theatergeschichte adaptiert, wobei übrigens bis zu zwei Drittel der Ausgangsfassung im Interesse einer straffen Inszenierung verschwinden. Im Ergebnis ist es Kneipentheater oder die Neufassung lokaler Geschichte mit drei, vier Akteuren, höchstens. Das machen andere auch, doch die Freuynde suchen zugleich nach ungewöhnlichen Aufführungsorten. Nicht alles, was angeboten wird, überzeugt und manches, das gewünscht ist als Ort, taugt leider nicht. Und doch ist die Liste ihrer Spielorte nach zehn Jahren Spiel beeindruckend lang und aus der gängigen Theaterart geschlagen. Wer oder was sind die Freuynde und Gaesdte also? “Das ist keine leichte Frage“, antwortet Ensemblenucleus Zeha Schröder nicht unerwartet. “Wir sind von den fest etablierten Ensembles sicher das theaterfernste.” Schon ein Besuch der Homepage offenbart den vielschichtigen Aufbau des Ensembles. “Wir sind wie ein Baum mit Verzweigungen“, der Stamm immerhin besteht aus Annalena Brix (sie kümmert sich vor allem um die Öffentlichkeitsarbeit, arbeitet aber auch als Produzentin der Stücke), Marcell Kayser und Zeha Schröder mit zusammen 112 Lebensjahren. Je nach Aufführungen kommen weitere Freuynde hinzu wie Irmhild Willenbrink im „Nathan“, Neuzugang Helge Salnikau in “Siegfrieds Tod“ und „Nathan der Weise“ oder Komi M. Togbonou in “Der Spinnenmann“. Es mögen insgesamt etwa 25 Freuynde in bisher 33 Inszenierungen sein. Die Premi- ere des 34. Streiches wird Ende des Jahres erfolgen und darüber ist noch zu berichten. Apropos Homepage: Die ist sozusagen eine Sachspende zweier begeisterter Gaesdte und beredtes Exempel der Atmosphäre im Umfeld der Spielleute. Bei alledem geht es weniger um einen gesellschaftlichen Gegenentwurf als um Theater in situ, realistisch, illusionslos und in aller Komplexität von Seele und Umwelt. man Unsichtbarkeit so sichtbar ausgedrückt. Schon ergeht sich die Lokalpresse in Gedankenspielen eines möglichen Ankaufs durch Steven Spielberg und Kollegen im fernen Hollywood, aber die konkrete technische Lösung bleibt verständlicherweise das wohl gehütete Geheimnis der Freuynde. Mittlerweile gibt das Ensemble die elfte Spielzeit nach der ersten Aufführung überhaupt am 6. April 1999 in Aachen. Man darf in dieser Zeit und mit zunehmender Popularität viele Freuynde annehmen. Doch das Ensemble hat “eigene Bedürfnisse, die manchmal zu uns auf eigenen Wegen kommen.“ Der Satz Zeha Schröders klingt kryptisch, verweist aber auf einen wesentlichen Moment: Einfach Anklopfen und Mitmachen ist nicht. Der Weg ins Ensemble ist lang und bedarf unbedingter Professionalität. Bleibt der Umgang mit den Theaterteufelchen, die im Detail stecken. Wie zum Beispiel Siegfrieds Tarnkappe. Denn der Bildungsbürger weiß seit Jahrhunderten: Unsichtbar muss er sein, der Siegfried. In Zweikampf mit Brunhild zu Isenland und später nochmals in König Gunthers Bett am burgundischen Hofe. Die Freuynde lösen selbst dieses Problem souverän auf allerhöchstem technischen Niveau, wie Marcell Kaiser sichtlich begeistert erläutert: “Denn für uns Akteure selbst ist der Träger der Kappe unsichtbar. Für die Zuschauer dagegen nicht.“ Wer es nicht glauben mag, der schaue sich den Siegfried am besten selber an, Ende Mai steigt im Blauen Haus die zweite Staffel. Selten sah Neben derart technischen Spezialeffekten beherrscht das Ensemble auch die Kunst der Geldvermehrung. Im Kern ist es zwar “nur“ das Wechselspiel von Eigen- und Fremdmitteln, aber auch das will gekonnt betrieben sein. Also: Für, sagen wir mal, 75 Euro an Spenden an die Freuynde gibt es zunächst die übliche Spendenquittung und zwei Freikarten extra. Im Spiel ist aber noch die GWK, die Gesellschaft für Westfälische Kulturarbeit. Die legt aus ihrem Säckel den doppelten Spendenbetrag dazu, das macht in unserem Beispiel 150 Euro. Unterm Strich hecken gespendete 75 Euro also eine Steuerminderung, zwei Freikarten fürs eigene Vergnügen sowie 225 Euro für die Künstler und darum gilt: Trauen Sie sich! Bleibt noch etwas über die 34. Premiere gegen Jahresende zu berichten. Es wird sich, so Zeha Schröder, um ein Stück über die schweizerische Abenteurerin Isabelle Eberhardt (1877 – 1904) handeln. Die Eberhardt, hierzulande noch vollkommen unbekannt, darf aus heutiger Sicht als höchst emanzipiertes Frauenzimmer gelten, die um 1900 unter dem Decknamen Si Mahmoud für sich das Nomadenleben in der Sahara entdeckte, als Europäerin incognito die heiligen Stätten im Maghreb besuchte, kiffte, unmäßig dem Alkohol und der freien Liebe zusprach und sich in der Kleidung männlicher Beduinen höchst wohl fühlte. Erst 27-jährig ertrank sie, in einem Wadi kampierend, in einer Flutwelle. Erneut ist der Stoff ungewöhnlich und man darf auf die Umsetzung des Ensembles gespannt sein. Und dass auf „Siegfrieds Tod“ bald „Kriemhilds Rache“ folgt, pfeifen die Spatzen bereits von den Dächern. Der spielerische Kontrapunkt von Annalena Brix, Marcell Kaiser und Zeha Schröder samt ihrer Freuynde und Gaesdte – er ziemt einer theatersinnigen Stadt wie Münster so unbestritten wie eigenwillig. # Freuynde und Gaesdte www.f-u-g.de [email protected] 15 Bericht | Text: Alice Bender, Jeanne Blankertz, Elena Koch und Christine Murra | Foto: Immanuel-Kant-Gymnasium Münster-Hiltrup Vom Leben lernen SchülerInnen stellen Fragen zur Wohnungslosigkeit Gern ist die ~ der Einladung gefolgt, als Schüler und Schülerinnen des Religionskurses der Klasse 8 des Immanuel Kant Gymnasiums in Münster-Hiltrup zum Gespräch über Wohnungslosigkeit in ihre Schule einluden. So machten sich Toby und Alex auf den Weg und standen bereitwillig den brennenden Fragen der Lernenden Rede und Antwort. Welchen Eindruck diese Stippvisite hinterlassen hat, berichten die Schülerinnen und Schüler für die ~ selbst. Anfangs konnten wir uns noch nicht viel unter dem Thema vorstellen, das für die nächste Zeit im Mittelpunkt des Unterrichts stehen sollte: „Menschen am Rande der Gesellschaft und doch mitten drin“ – Was mochte sich dahinter verbergen? Nachdem wir zunächst manches über die Diakonie und über vorwiegend kirchliche Einrichtungen in Münster und Umgebung erfahren hatten, die Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Sorgen und in bestimmten Lebenssituationen Unterstützung anbieten, stieß unser Interesse auf Personen, die zeitweise oder längerfristig kein Zuhause haben und auf der Straße leben. Wir wollten wissen, ob in unserer Stadt auch Jugendliche oder junge Erwachsene ohne festen Wohnsitz leben und wie das Leben eines Wohnungslosen eigentlich aussieht, was es ausmacht. _In diesem Zusammenhang recherchierten wir zunächst nach Informationen. Wir arbeiteten mögliche Beweggründe heraus, weshalb jemand seine Wohnung verlieren oder von Zuhause weg16 laufen könnte und wir erfuhren aus Berichten von Betroffenen, was ihren Alltag ausmacht, mit welchen Schwierigkeiten und Ängsten sie Tag täglich konfrontiert waren. Ergänzend sahen wir einen kurzen Dokumentarfilm über einen Tagesablauf von Wohnungslosen in Hamburg, der anlässlich gewalttätiger Angriffe von Jugendlichen auf Wohnungslose produziert worden war. _Trotz dieser intensiven Beschäftigung mit dem Thema blieben viele unserer Fragen unbeantwortet. Neben Fragen zu den Ursachen und den Umständen von Wohnungslosigkeit, ging es uns auch um ganz praktische Fragen, die aber bisher offen blieben. Noch immer wussten wir zum Beispiel nicht genau: _Wie könnte eine sinnvolle Unterstützung von Wohnungslosen durch Bürger und Bürgerinnen aussehen? Gibt es in Münster viele Anlaufstellen, die Hilfe anbieten? Was muss passieren, damit jemand auf der Straße landet? Bekommen Wohnungslose finanzielle Unterstützung? Wofür geben sie das Geld aus, das sie bekommen? _Manche Fragen waren auch ganz alltagspraktisch: Welche Möglichkeiten gibt es, sich zu waschen? Was macht jemand, der auf der Straße lebt, wenn er krank wird? Gibt es Gewalt auf der Straße – unter Wohnungslosen, aber auch zwischen Wohnungslosen und anderen Mitbürgern? Kommt es vor, dass Menschen – auch Jugendliche –Wohnungslose angreifen und belästigen? Wie reagieren eigentlich andere Menschen auf Wohnungslose, wenn sie zum Beispiel die „~“ verkaufen oder um Geld bitten? Gibt es überhaupt irgendeinen Ort, an dem sich die Betroffenen sicher fühlen? Gibt es oft Streit untereinander? Gibt es etwas, wovor sie Angst haben? _Wie lebte jemand, bevor er auf die Straße kam? Haben manche auch eine Ausbildung gemacht und in einem Beruf gearbeitet? Stellen sich Menschen, die auf der Straße leben, ihre Zukunft vor oder leben sie von einem Moment zum nächsten? Was macht sie glücklich? Was erstaunt und überrascht sie? Haben Wohnungslose Freunde, mit denen sie über Wichtiges sprechen und mit denen sie auch mal ins Kino gehen können? Halten Wohnungslose auch mit Menschen Kontakt, die ganz „normal“ irgendwo in einem Haus leben und wohnen? Welche Rolle spielen Familie und Freunde? _Wer konnte uns nun diese ganzen Fragen konkret, ehrlich, ohne viel Drumherum zu reden und aus eigener Erfahrung beantworten? Unsere Religionslehrerin Frau Murra hatte uns erzählt, dass es die Möglichkeit gibt, Kontakt aufzunehmen mit der Streetworkerin Frau Kipp von der ~-Redaktion und sie zu fragen, ob wir jemanden, der aktuell auf der Straße lebt oder schon gelebt hat, in unseren Unterricht einladen können, um ihm unsere Fragen zu stellen und mit ihm ins Gespräch zu kommen. _Es dauerte nicht lang und wir bekamen eine Rückmeldung: Zu unserer Überraschung wollten gleich zwei Wohnungslose kommen und sich unseren Fragen stellen. Allerdings wollten sie auch ihre Vierbeiner mitbringen, was für einen Besuch in einer mit Teppich ausgelegten Schulklasse zunächst nicht ganz einfach war. Aber dafür wir fanden schnell eine Lösung, schließlich sollte ein Besuch daran nicht scheitern und so luden wir sie in unser Forum ein – dort hatten die Hunde genügend Auslauf und Teppichboden gab es auch nicht. Der Besuchstag war eine große Bereicherung für uns alle. Toby und Andreas erreichten unsere Schule ohne Umstände gemeinsam mit ihren beiden Hunden und der Streetworkerin Frau Kipp und unser Austausch konnte losgehen. _Mittlerweile wissen wir, dass nicht unbedingt etwas Großartiges passieren muss, damit jemand auf der Straße landet. Wir erfuhren, dass Jugendliche nicht aus Abenteuerlust von Zuhause weglaufen (wie wir erst dachten), sondern weil die häuslichen Umstände für sie unerträglich und bedrohlich geworden waren. Wir wissen, dass sogar ein total ausgelatschtes, dreckiges Paar Socken noch aus einer Gemeinschaftsumkleidekabine entwendet wird, weil es für einen anderen noch ein verwendbares Kleidungsstück ist. Wir hörten, dass sich Wohnungslose auch untereinander beklauen – ein sicheres Zeichen großer Not. Wir verstanden, dass Wohnungslose keinen eigenen Raum für sich haben können, wenn sie z.B. in dem HDW untergebracht werden. Wir erfuhren, dass es die ~-Verkäufer von Herzen freut, wenn man sie respektvoll behandelt und ihnen ein Lächeln schenkt, auch wenn man gerade keine „~“ kaufen möchte. Wir bekamen zu hören, dass es Ärzte gibt, die Obdachlose ohne Bezahlung behandeln – und das ist großartig. Wir erfuhren von Bürgern, die plötzlich einen Wohnungslosen, der in bibbernder Kälte die ~ verkaufte, fragten, ob er Hunger hätte und nach wenigen Minuten mit einem Dönerteller um die Ecke kamen – das ist großzügig. Wir hörten von Menschen, die manche ~-Verkäufer in der Stadt ignorieren, bespucken, anpöbeln und beschimpfen – das finden wir erschreckend. Wir horchten auf, als Toby sagte, dass eine Milkaschokolade mal was ganz Besonderes für ihn wäre – das macht uns nachdenklich. Wir erfuhren, dass viele Wohnungslose aus Verzweiflung, Langeweile und Perspektivlosigkeit trinken – das macht uns traurig. Wir erkannten, dass das Leben des eigenen Hundes dem Wohnungslosen manchmal mehr bedeutet als das eigene – das macht uns sprachlos. Bei allem Ernsthaften und Nachdenklichen haben wir viel gelacht, gewitzelt, Unsicherheiten aufgelöst und Fragen geklärt. _Zwei Tage nach unserem Gespräch trafen wir uns im Unterricht wieder und merkten, dass wir uns gerne für die Offenherzigkeit, das Vertrauen und die vielen Informationen revanchieren wollten. Doch wie konnte so ein „Danke Schön“ aussehen? Schließlich einigten wir uns darauf, dass jeder einen Euro gibt und außerdem konnte jeder, der mochte, noch eine andere Kleinigkeit, wie z.B. Schokolade, Rasierschaum, Weingummi, Seife, Zahnbürste usw. schenken. Einige brachten sogar weitere Spenden von Familienangehörigen mit, so dass wir schließlich mit einem großen Präsentkorb ausgestattet eine Woche später – nach voriger Rücksprache mit Frau Kipp – die ~-Redaktion an der Bahnhofsstraße besuchten, um unsere Geschenke zu überbringen. Dort angekommen, trafen wir die drei (Toby, Alex und Frau Kipp). Da die Redaktion in einem recht kleinen Raum untergebracht ist (schließlich waren wir mit 22 Schülern unterwegs), überreichten wir nur schnell unsere Geschenke und sahen, dass beide sich sehr freuten. Bald darauf brachen wir auf und machten uns auf Weg zurück zur Schule. _Abschließend können wir sagen, dass es ein total aufregendes Erlebnis war, zwei Wohnungslose aus ihrem eigenen Leben berichten zu hören und dass dadurch unser Blick enorm geweitet wurde. # Anzeige 17 Bericht | Text: Heinz Dalmühle | Fotos: Neema und Heinz Dalmühle Reise mit Hindernissen Wie man es sich selbst schwer machen kann Eigentlich mussten wir gar nicht viel Gepäck mitnehmen. Kamera und Schminkzeug hätte in unser Handgepäck gepasst. Aber wir wollten Neemas große Familie in Nepal besuchen und für alle Verwandten Geschenke mitbringen. Also packten wir etwa 50 Kilo in drei Koffer und ein paar Taschen. Dass unser Gepäck auf der Reise so lästig werden würde, damit hatten wir nicht gerechnet. Am 1. Dezember hatten wir endlich alles gepackt! Wir wollten nachts um 2:04 h den Zug nach Frankfurt nehmen und um uns das Kofferschleppen mitten in der Nacht zu erleichtern hatten wir schon mal die Koffer zum Bahnhof gebracht und in einem Schließfach deponiert. Dann schnell nach hause und frühzeitig ins Bett, um morgens frisch zu sein. Aber nach zwei Stunden weckt uns das Telefon. Das Reisebüro informiert uns, dass unser Anschlussflug von Delhi nach Kathmandu um eine Stunde verschoben worden ist. Naja, damit können wir leben. Noch ein bisschen schlafen und dann nur mit Handgepäck zum Bahnhof. _Das Schloss vom Schließfach lässt sich nicht öffnen! Die Koffer drücken von innen auf die Tür, so dass sie klemmt. Als ich es schaffe, mit Gewalt endlich das Schloss zu öffnen bleiben uns noch vier Minuten. Da das Gepäcklaufband in Münsters Bahnhof nicht geht muss ich Koffer und Taschen die Treppen hochschleppen. Einen Koffer hat sich Neema geschnappt und zerrt das alte, unhandliche Modell über die Stufen. Als ich gerade oben ankomme sehe ich unseren IC einfahren. In der Hoffnung dass Neema jeden Moment oben ist bleibe ich außer Atem stehen, bis sich die Türen öffnen. Als ich mich umschaue ist von Neema nichts zu sehen. Ich rufe..., keine Antwort. Ich lasse meine Koffer stehen und laufe zur Treppe. Der Koffer ist viel zu groß und zu schwer für Neema. Sie ist erst auf dem ersten Absatz angekommen. Ich laufe runter und nehme ihr den 18 Koffer ab. Als wir oben am Gleis ankommen schließen sich die Türen des Zuges. Ich drücke noch ein paarmal auf den Öffnungsknopf - nichts passiert. Dann setzt sich der IC nach Frankfurt in Bewegung! Oh nein - wir haben unseren Zug verpasst. Ich könnte heulen: Zug verpasst, Flieger verpasst, neue Tickets kaufen... _Neema tröstet mich und ruft einen guten Freund an - morgens um 2:10 h! Das hätte ich mich nicht getraut. Aber er kommt tatsächlich zum Bahnhof. Wir stapeln unsere Koffer in seinem PKW und er bringt uns freundlicherweise zum nächsten Halt unseres Zuges, nach Essen. Leider fährt er etwas zu schnell und wird geblitzt. Aber wir sind mit allem Gepäck rechtzeitig am Bahnsteig in Essen und warten auf unseren Zug. Wir sind hellwach, der Vollmond scheint grell vom Nachthimmel als der Zug einfährt. Ich denke noch: „Eigentlich etwas früh.“ Aber wir schaffen unser Gepäck rein und der Zug fährt los. Das Rattern und Rollen der Räder beruhigt mich und ich falle in leichten Schlaf. „Sie müssen ein neues Ticket lösen. Sie müssen beim nächsten Halt aussteigen.“ Ich schrecke hoch und da steht wirklich eine Schaffnerin vor uns und schreit Neema an. Wir sind tatsächlich zu früh in den falschen Zug eingestiegen! Aber da hält er auch schon und ich zerre Koffer und Taschen aus dem Abteil auf den Bahnsteig. Wir warten wieder eine Weile zwischen unserem Gepäck bis unser richtiger Zug endlich kommt. Dann alles wieder in den Zug reingewuchtet und dieses Mal sitzen wir endlich in dem richtigen IC nach Frankfurt! _Am Flughafen sind Umbauarbeiten und deswegen müssen wir mit unserem ganzen Gepäck den Umleitungsschildern folgen und kilometerweit durch das Flughafenlabyrinth schleppen. Endlich können wir einchecken, aber da unser Flieger in Delhi eine Stunde später fliegt müssen wir noch zum Schalter, um unsere Tickets umzutauschen. Nachdem die freundliche Dame am Computer zehn Minuten nach unseren Daten gesucht hat verkündet sie uns, dass sie Neemas Daten nicht finden kann, aber mein Flug sei gestrichen und dafür bekäme ich ein neues Ticket für den nächsten Flieger nach Kathmandu. Der fliegt zehn Stunden später! Immerhin kann ich ihr anhand der aus dem Internet ausgedruckten Papiere klarmachen, dass wir für Neema auch ein Ticket gebucht haben. Und auf geht´s nach Indien. _Die zehn Stunden auf dem Flughafen von Delhi sind eine Katastrophe. Endlich geht es weiter und eine gute Stunde später landen wir auf dem Tribhuvan-Flughafen von Kathmandu. Als wir mit Gepäck das Gebäude verlassen stürzt sich ein Heer von Kofferträgern und Taxifahrern auf uns. Jeder versucht einen unserer Koffer zu erwischen und alle reden gleichzeitig auf uns ein. Neema handelt einen Preis aus und wir steigen in ein Taxi. Nach einer grauenhaften, schwindelerregenden Fahrt in einem Taxi, dass bei uns schon seit zehn Jahren verschrottet wäre, ohne Stoßdämpfer, aber mit Dauerhupe, durch Schlaglöcher und über Plastikmüllhaufen, halten wir endlich beim Hotel „Excelsior“. Da sich niemand rührt schleppe ich unser Gepäck zur Rezeption. Es gibt keinen Strom und daher auch keinen Aufzug. Also schleppe ich das Gepäck in den zweiten Stock. Im Dunkeln wühlen wir todmüde in den Koffern nach unserem Waschzeug, können es aber nicht finden. Also Katzenwäsche und ins Bett. Wir schlafen sofort ein. _Der Wecker klingelt früh. Wir wollen mit einem Inlandsflug nach Pokhara. Draußen ist es verdächtig ruhig, dann höre ich die Maoisten auf der Straße kommunistische Parolen brüllen. Es ist noch stockdunkel. Ein Test mehrerer Lichtschalter überzeugt uns, dass es noch immer keinen Strom gibt. Mit Hilfe unserer Taschenlampen packen wir alles ein und schleppen unser Gepäck die Treppen herunter zur Rezeption. Mit etwas Trinkgeld können wir einen Hotelmitarbeiter dazu überreden, uns mitsamt Gepäck zu einem Sammelplatz für Touristen zu bringen, die alle zum Tribhuvan-Flughafen müssen. Es ist nämlich wieder mal „Banda“, landesweiter Streik, durch die Maoisten ausgerufen. Das bedeutet, kein Laden darf öffnen, kein Motorrad oder Auto fahren. Einzige Ausnahme: Ein Bus darf die Touristen zum internationalen Flughafen bringen, damit sie nicht ihre Flüge verpassen. Wir laufen durch die jetzt fast menschenleeren Straßen, bis wir auf eine Gruppe von Touristen und Polizisten stoßen, die alle auf den Bus warten. _Als noch mehr Touristen kommen wird mir klar, dass wir niemals alle mit Gepäck in einen Bus passen. Wir sprechen den Polizeichef an und gegen etwas Trinkgeld stellt er uns eine Eskorte von vier mit Schlagstöcken bewaffneten Polizisten zur Verfügung. Der Bus kommt, die Polizisten schieben uns in den Bus und reichen unser Gepäck über die Köpfe der drängelnden Touristen hinterher. Auf dem verstreut auf dem Boden liegenden Gepäck zwischen anderen Touristen eingeklemmt erreichen wir den Flughafen. Jetzt müssen wir nur noch ein kleines Stück weiter zum Inlandsflughafen. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Aber meine Schwägerin Karma erwartet uns schon und sie hat auch zwei Fahrradrikschas organisiert, eine für uns drei und eine für unser Gepäck. Um den Preis wird noch gefeilscht, aber dann sind wir am Flughafen und können einchecken. Aber jetzt ist unser Gepäck zu schwer. Für die kleine Maschine haben wir 25 kg zu viel. Wieder müssen wir diskutieren, handeln und einige Rupien mehr bezahlen. Dann fliegen wir nach Pokhara. _Aber als wir den Flughafen in Pokhara verlassen wollen stehen wir vor dem gleichen Problem: „Banda“, kein Motorrad, kein Taxi, kein Bus darf fahren, kein La- den ist geöffnet, kein Hotel zu erreichen. Nur Polizei, Militär und Ambulanz dürfen fahren. Da kommt mir eine Idee. Ich lege mich auf eine Mauer und Neema und Karma erzählen den Polizisten, dass ich ein kranker Tourist sei, der vom Ambulanzwagen aus Hemja abgeholt werden müsse. Ein Polizist bewacht mich, die Frauen rufen zuhause an. Nach einer halben Stunde kommt unser Schwager mit dem Ambulanzwagen und Blaulicht und holt uns und unser ganzes Gepäck ab. Ich muss mich auf die Pritsche legen und los geht´s. Endlich haben wir unser vorläufiges Reiseziel mit all unserem Gepäck erreicht. Ich schwöre mir für die Rückreise: mindestens einen Koffer werden wir hierlassen! Und zwar den alten, sper- rigen, wegen dem wir schon in Münster unseren ersten Zug verpasst haben. _Als wir einen Tag vor unserem Rückflug von Kathmandu über Delhi nach Frankfurt unseren großen Koffer und das Handgepäck packen muss ich feststellen, dass Neema so viele Souveniers und Geschenke für Freunde in Deutschland gekauft hat, dass wir tatsächlich einen neuen, allerdings moderneren Koffer mit Rollen kaufen müssen. Trotzdem geht diesmal alles gut. _In Frankfurt rollen wir dann zum Bahnsteig unseres IC von Frankfurt nach Mainz. Dort müssen wir noch umsteigen in Richtung Wiesbaden und Münster. Zuerst hält ein Zug der SB von Frankfurt nach Mainz. Plötzlich wuchtet Neema ihren Koffer in den Zug und will mir bei dem restlichen Gepäck behilflich sein. Aber die Türen schließen und der Zug fährt mit dem Koffer nach Mainz! Ich wende mich an einen Bahnangestellten, der versucht mit seinem Handy jemanden zu erreichen, aber es klappt nicht. „Gehen Sie in Mainz zum Ticketschalter. Vielleicht können die Ihnen weiterhelfen.“ Unser IC kommt, wir fahren nach Mainz. Zum Umsteigen haben wir acht Minuten Zeit. Gepäck raus, ich laufe eine Treppe hoch und suche den Ticketschalter. Als ich dort ankomme treffe ich auf eine Warteschlange. Ich habe nicht so viel Zeit! Da ich nur fragen will, ob ein Koffer abgegeben worden ist gehe ich durch die Absperrung. Laute Proteste aus der Warteschlange schrecken den Bahnbeamten hinter den Ticketschalter auf. „So geht das nicht! Ziehen Sie bitte erst eine Nummer aus dem Automaten und stellen Sie sich dann hinten an.“ Er hört mir gar nicht zu. Ich denke nur: „Ja ja, wir sind wieder in Deutschland!“ Dann sehe ich eine junge Frau in der Nähe des Eingangs stehen und winken. Sie hat unseren Koffer! Ein Blick auf die Uhr: Keine drei Minuten mehr, bis mein IC abfährt. Ich laufe zu ihr, sie sagt: „Ich war in der SB und habe gesehen, wie Ihre Frau den Koffer reingestellt hat.“ Ich bedanke mich herzlich für ihre Hilfe und laufe mit Koffer wieder zurück, die Treppe runter und zu unserem IC. Wir haben es noch gerade geschafft, alles Gepäck hereinzubekommen, da fährt der Zug auch schon ab. _Bis Münster ist dann alles glatt gelaufen. Der nette Taxifahrer, der uns nachhause gefahren hat, hat uns auch noch freundlicherweise geholfen, unser Gepäck bis in den zweiten Stock zu tragen. Nie wieder werde ich mit so viel Gepäck reisen! # 19 Bericht | Text: Sandra Scholten Ein kleines eigenes Reich Sandra wünscht sich ein neues Zuhause Den Wunsch nach einer eigenen Wohnung hegen viele im Umfeld der draußen und die Redaktion ist immer wieder bemüht, diese Menschen bei ihrer Suche nach einem Heim zu unterstützen. Dieses Mal stellt sich draußen-Verkäuferin Sandra Scholten vor, die sich im Augenblick nichts sehnlicher wünscht als neue, eigene vier Wände, damit sie im Leben wieder richtig Fuß fassen kann. Hallo! Mein Name ist Sandra, Sandra Scholten. Ich bin 38 Jahre alte und wohne schon viele, viele Jahre in Münster. _Ich brauche Ihre Hilfe! _Ich suche schon so lange eine bezahlbare Wohnung und finde nichts. Vielleicht können Sie mir helfen? Anzeige _Die Wohnung müsste gar nicht groß sein. Ein kleines Bad wäre schön – denn bei mir zu Hause habe ich keine richtige Möglichkeit, zu duschen. Das kann ich zwar beim INDRO – meiner Betreuungsstelle – machen, aber richtig schön ist das nicht. Und wo ich jetzt wohne, ist es wirklich sehr laut und dreckig – und ich mag es gern ruhig und sauber. Ich wünsch mir einfach ein kleines Reich für mich, in dem ich mich endlich wohl fühlen kann. _Mein Leben ist nicht immer so verlaufen, wie ich es mir gewünscht habe. Als Kind schon hatte ich eine Hirnhautentzündung, die nicht rechtzeitig erkannt wurde. Seitdem bin ich leider nicht mehr so schnell mit dem Kopf und verstehe manche Sachen nicht sofort. Aber wenn man ein bisschen Geduld mit mir hat, verstehe ich auch alles, was man mir sagt. _Später hab ich dann den falschen Mann kennengelernt und bin leider auf die schiefe Bahn geraten. Ich hab angefangen, zu trinken. Weil ich immer mehr getrunken habe und mein Mann sich auch nicht gekümmert hat, hat uns das Jugendamt unsere kleine Tochter weggenommen. Da bin ich dann total abgestürzt. Jahrelang hab ich auf der Straße gehaust, nur noch für meinen Kummer gelebt – und getrunken. So bin ich alkoholabhängig geworden. _Ich hatte mich schon aufgegeben und wollte nicht mehr leben. Aber zusammen mit meiner Betreuerin Anna und meinem Betreuer Uli habe ich mich doch nochmal aufgerappelt und habe angefangen, zu kämpfen. Es war sehr schwierig für mich und ist es noch heute – aber nun bin ich schon seit über einem Jahr „trocken“. Ich darf nicht mehr trinken – die Ärztinnen und Ärzte haben 20 gesagt: „Frau Scholten, wenn Sie trinken, dann sterben Sie sehr bald.“ Und ich möchte doch noch soviel machen im Leben – auch meine Tochter möchte ich einmal wiedersehen. _Seit ich nicht mehr trinke, hat sich vieles in meinem Leben verbessert: Ich hab wieder Freude am Leben und kann meinen Haushalt wieder alleine führen. Ich hab nämlich Hauswirtschafterin gelernt! Ich schreibe Tagebuch und verbringe viel Zeit mit meinem besten Freund, dem Ebby. Der hat auch das Foto von Anna, Uli und mir gemacht. Letztes Jahr sind wir vom INDRO aus an die Nordsee gefahren – da hab ich zum ersten Mal das Meer gesehen. Das möchte ich unbedingt nochmal machen! _Anna und Uli vom INDRO helfen mir bei all den Sachen, bei denen ich alleine nicht klar komme. Die sind immer für mich da, wenn es Probleme gibt. Aber eigentlich mache ich gar keine Probleme mehr, seit ich nicht mehr trinke. Manchmal bekomme ich „meine 5 Minuten“ – dann schimpfe ich und schimpfe ich und nichts kann mich stoppen. Das hab ich von meinem Papa. Aber eigentlich bin ich ganz lieb. Meine Zähne – um die muss ich mich noch dringend kümmern! Und eben eine kleine Wohnung für mich – das wäre wunderschön. _Kennen Sie vielleicht eine für mich? Kontakt: Sandra Scholten c/o INDRO e.V. - Drogenhilfe Bremer Platz 18-20 48155 Münster Tel.: 0251 – 60123 Mail: [email protected] Bericht | Text und Foto: Nicole Artmeier Lady Marmelade Handgemachte Köstlichkeiten Glaubt man der Statistik, gibt es kaum eine Nation, die „süßer“ is(s)t als wir Deutschen. Besonders zum Frühstück sind süße Leckereien auf Brot und Brötchen sehr beliebt. Und genau dieser deutschen Vorliebe widmet sich Angela von der Goltz in ihrer „Marmeladenmanufaktur“. Nicole Artmeier hat die Münsteraner Meisterin der Marmeladen in ihrem schmucken Laden in der Blücherstraße besucht und ihr in den Einkochtopf geschaut. Beim Betreten des Lädchens von Angela von der Goltz hält meinen Blick sofort magisch gefangen, was mich hübsch dekoriert und fein säuberlich in Regalen aufgereiht anlacht: alles, was das Marmeladenherz begehrt, vom klassischen Erdbeergelee bis hin zum pikanten Tomate-Chili-Basilikum-Aufstrich. Die Auswahl ist groß. Da ist es kaum zu glauben, dass die Gründung der Manufaktur beinahe als Zufallsprodukt bezeichnet werden kann. Denn eigentlich wollte die ausgebildete Kulturwissenschaftlerin einfach eine etwas andere Kaffeetafel gestalten. Statt des üblichen Kaffees und Kuchen, hatte sie selbst gebackenes Brot und verschiedene selbstgemachte Marmelade angeboten. Da die kleinen Köstlichkeiten großen Anklang fanden, reifte in ihr der Entschluss, sich als Unternehmerin mit Leidenschaft für Genuss zu versuchen und aus einigen wenigen viele kleine Gläschen Marmelade zu machen. Auf Grundlage dieser Idee erstellte die 47-jährige zunächst ihren eigenen Businessplan. Nur sieben Monate hat es dann gedauert, bis aus der Initialzündung die „Marmeladenmanufaktur“ entstanden ist. Heute, ca. 2 ½ Jahre später, hat sie sich mit ihrem Unternehmen in Münster und auch weit darüber hinaus einen guten Namen gemacht. Die Münsteraner wissen die feine Qualität der Brotaufstriche zu schätzen und sind daher auch bereit ein wenig mehr für diesen besonderen Genuss zu berappen. _Was mit einem kleinen Stand auf dem Feinkostmarkt vor Ort begann, hat sich zu einem bemerkenswerten Unternehmen, mit einer durchschnittlichen Produktion zwischen 600 und 1200 Gläsern wöchentlich entwickelt. Dies hört sich zunächst nicht besonders viel an, jedoch ist hier zu beachten, dass jede Marmelade, jedes Chutney und jede Fruchtsauce von Hand zubereitet ist und jede Sorte nur beste Zutaten enthält. Eben der feine Unterschied zu den Konfitüren, die im hiesigen Supermarkt erhältlich sind. Und neben üblichen Sorten entstehen immer wieder neue Kreationen. maligen Backstube wird es dann richtig spannend, denn hier entstehen heute die Marmeladen, Chutneys und sogar Ketchup. Ich selbst habe so riesige Töpfe noch nicht gesehen, von den überdimensionalen Kochlöffeln ganz abgesehen. Doch hier wird nicht nur gekocht, auch die Etikettierung der Gläser und der Versand wird dort abgewickelt. Denn mittlerweile gehören nicht nur Kleinkunden zu den Abnehmern der Manufaktur, sondern sogar Hotels, Firmen und Anwaltskanzleien, die das etwas andere Präsent für Kunden oder Mitarbeiter sehr zu schätzen wissen.. _Viele Ideen sind intuitive Geistesblitze und kulinarische Experimente. So hat meine ab heute favorisierte Konfitürenkünstlerin einmal aus einem Rest kernloser Trauben, Sauerkirschen und einem Schuss Sherry eine neue Sorte kreiert. Selbst auf ausgefallene Kundenwünsche geht die von der Stadt Münster ausgezeichnete Unternehmerin gerne ein und designt für sie sogar ganz exklusiv. Zur Zeit sind die Sorten Saure- Kirsche-Schokolade, Rosenblütengelee und für den extra Gaumenkitzel Ananas-Chili-Marmelade am meisten nachgefragt. _Handgemachte Köstlichkeiten steht auf dem Etikett des Marmeladengläschens, das ich als Gastgeschenk erhalten habe, und ich kann dies nur bestätigen, nachdem ich in mein fingerdick mit leckerer Erdbeer-Prosecco-Marmelade bestücktes Brötchen gebissen habe. Ich weiß jetzt schon, dass ich diesen charmanten, kleinen Laden an der Blücherstraße bald wieder betreten werde, um mich mit weiteren Köstlichkeiten zu bevorraten, denn das Gläschen ist fast schon wieder leer. # _Und dann darf ich einen Blick hinter die Kulissen werfen. Die heutige Manufaktur ist in einem ehemaligen Bäckereibetrieb mit Ladenlokal entstanden. Vom Verkaufsraum gelangen wir über einen kleinen Flur in zwei weitere Räume. Einer davon ist quasi das Zimmer für alle Fälle, d.h. Teeküche, Büro und auch die Kundenkontakte werden dort gepflegt. In der ehe- Anzeige 21 Columne | Text: Jörg Eggerts Columne: „~ auf Cuba“ Peter Hartz, der IV. Unlängst hat man herausgefunden, dass Kinder aus Hartz-4-Familien wachsen. Sie kennen sicherlich diese stets pummeligen und stets blassen Unterschichtenkinder aus dem privaten Fernsehen, wo sich überforderte Alleinerzieherinnen mit ihren minderjährigen Soziallümmeln vor laufender Kamera – mit oder ohne Regieanweisung – in Fäkalsprache ergehen. Oftmals laufen solche Reportagen bei Sendern wie RTL, wo Zuschauer, wie wir wissen, allenfalls ihr geistiges Seepferdchen machen können! Aber, sage ich immer, das Privatfernsehen musste damals kommen, denn so viel Blödheit lässt sich auf drei Programme nur schwerlich verteilen. Nun, in den gezeigten Hartz-4Familien fallen selbstverständlich unaufhörlich Sätze wie: Wenn ick noch eenmal deinen dreckigen Schlüpper im Kühlschrank find’, feiert der Arsch aber Kirmes! Die so gezeigten Rabeneltern sagen auch gelegentlich in die Kamera: Ich bin Hartz-4! Das Sein bestimmt da das Bewusstsein! Ich denke mir, so etwas sagt man der Fernsehnation im Grunde genommen ja nicht gerne! Sagen Sie mal in aller Öffentlichkeit: Ich bin Vermögensberater - und schwul. Da haben Sie in der Magdeburger Bahnhofskneipe ’ne ruhige Ecke für sich – wenn’s gut läuft! Nun betont ja unserer Außenminister, der in der Magdeburger Bahnhofskneipe zweifelsohne in Bedrängnis geriete, immer wieder und ungefragt, dass es das Unterschichtenproblem nicht nur im Fernsehen gebe. Nein, manche Menschen lägen uns tatsächlich auf der Tasche. Sagt der Außenminister. Ich finde das unerhört. Von dem Minister, meine ich. Auch dass er das unbekümmert mit gesellschaftlicher Minderleistung in Verbindung bringt. Unlängst hat man also herausgefunden, dass Unterschichtenkinder wachsen – vor allem in die Breite, weil Unterschichtenkinder immer und immer dicker werden. Wegen der einseitigen und energiereichen Ernährung, die sich diese Unterschichtenkinder am besten erst gar nicht leisten können sollten. Das schlägt zwei Probleme mit einer Klappe: Die werden erstens nicht mehr so dick und benötigen zweitens keinen Zuschuss für neue Kleidung. Da lobe ich mir doch unsere Nachbarn - Studienrätin und Graphiker. Die wollen nämlich keine Kinder. Wegen ihrer Lebenslust auf Selbstverwirklichung haben wir allerdings auf dem Hausflur immer deren Hunde am Hals. Drei Stück: Lenin, Trotzki und Pawlow! Blöden Köter, die! Letzten Oktober hat Lenin dem Trotzki auf dem Hausflur von hinten ins Bein gebissen. Pawlow stand daneben und hat nur gesabbert. Hundefutter wird in Deutschland übrigens mit 7% Prozent Mehrwertsteuer belegt. Kindermalkästen dagegen mit 19%. Man muss eben wissen, was man will! . # Die neue ~ erscheint am 30. 05. 2010 Redaktionsschluss ist der 10. 05. 2010 22 ~ auf Cuba! Cubarett ist die offene Kabarettbühne Münsters im Cuba Nova, unter der Leitung von Christoph Tiemann Seit April 2010 schreibt einer der aktuell auftretenden Künstler in der ~. Diesmal ist es Jörg Eggerts Der nächste Cubaretttermin ist der 3.Mai Der Beginn ist 20 Uhr Der Eintritt beträgt 4 Euro www.cubarett.de Tauschrausch: www.muenster.org/ draussen/tauschrausch.html Veranstatungstermin | Illustration: Thorsten Enning 23 Buch-Tipps | Texte: Sigi Nasner Lesen Um dem stark ansteigenden Flüchtlingsstrom entgegenzuwirken, hat die italienische Regierung mit Libyen ein Abkommen geschlossen, das das nordafrikanische Land dazu verpflichtet, die Durchreise der Flüchtenden durch sein Hoheitsgebiet zu unterbinden. Viele schwarz-afrikanische Flüchtlinge werden nun schon in Libyen inhaftiert, um später auf der gleichen Route, auf der sie gekommen sind, zurückgeschickt zu werden. Nun jedoch unter noch schwereren Bedingungen, da ihnen zuvor all ihr Geld und oft auch ihr gesamtes Hab und Gut von korrupten Offiziellen abgenommen wurde. Fabrizio Gatti „Bilal“ Als Illegaler auf dem Weg nach Europa Antje Kunstmann Verlag 512 Seiten, 24,90 Euro ISBN 978-3-88897-587-5 Seit Spanien seine Grenzen gegen afrikanische Flüchtlinge abgeriegelt hat, führt deren Route nun vom Senegal quer durch den Kontinent an Nigeria vorbei durch die libysche Wüste bis ans Mittelmeer und von dort aus weiter in kleinen, oft völlig seeuntauglichen Booten zur italienischen Küste. Für die Flüchtenden eine schier unmenschliche Tortur. Oft sind bis zu 300 Männer, Frauen und Kinder auf einem Lastwagen mit ihrer Habe zusammengepfercht. So durchqueren sie die mörderischen Wüsten, um an die Mittelmeerküste zu gelangen. Von Schleppern und Menschenhändlern traktiert und unter Druck gesetzt, von Polizei, Militär und Banditen verprügelt und ausgeraubt, verdursten unzählige von ihnen und enden in einem namenlosen Grab in der Wüste oder ertrinken später im Meer, sofern sie dieses überhaupt erreichen. Die wenigen, die es wirklich bis Italien schaffen, werden meist in Auffanglager gesteckt und dort unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten, bis man sie schließlich wieder nach Libyen zurückschickt. Patti Smith erlangt Anfang der Siebziger Jahre immer mehr Popularität mit ihrer Lyrik und veröffentlicht 1975 ihre erste LP. Sie wird Mitbegründerin der amerikanischen Punk- und New Age Musikrichtung. In den 80er Jahren erringt auch Robert Mapplethorpe immer mehr Anerkennung in der Kunstszene und viele Berühmtheiten wie Deborah Harry, Richard Gere, Peter Gabriel und Grace Jones lassen sich später von ihm porträtieren. Die Wege von Patti und Robert trennen sich zwar immer wieder, aber trotzdem bleiben beide in inniger Freundschaft bis zum Tod von Robert im Jahr 1989 eng verbunden. Patti Smith „Just Kids“ Die Geschichte einer Freundschaft Verlag Kiepenheuer & Witsch 328 Seiten, 19,95 Euro ISBN 978-3-462-04228-3 Als Patti Smith im Sommer 1967 nach New York kommt, lernt sie in Brooklyn den späteren Ausnahmefotografen Robert Mapplethorpe kennen. Sie sind beide gerade 23 Jahre alt. Es beginnt eine intensive Liebesgeschichte, die sich immer mehr zu einer tiefen Freundschaft entwickelt. Zu Beginn halten sie sich mehr recht als schlecht durch kleine Gelegenheitsjobs über Wasser. Beide sind auf der Suche nach ihrer eigenen Identität als Mensch und Künstler. Robert macht im künstlerischen Bereich ausgefallene Collagen, zeichnet und beginnt zu fotografieren, in menschlicher Hinsicht bekennt er sich schließlich immer mehr zu seiner Homosexualität. Patti zeichnet wie besessen, schreibt Unmengen Lyrik sowie Musikbesprechungen und Poesie für Rockzeitschriften. Sie beziehen beide zusammen ein Zimmer im legendären Chelsea Hotel in Greenwich Village, in dem sich berühmte Künstler und Schriftsteller wie Salvatore Dali, Thomas Wolfe, Arthur Miller oder Andy Warhol ein Stelldichein geben. Dort treffen sie unter anderem auf Allen Ginsberg, Bob Dylan, Jimi Hendrix und Janis Joplin und viele andere Musik- und Kunstgrößen. 24 Der italienische Journalist Fabrizio Gatti ist auf der Flüchtlingsroute dieser armen Menschen mitgereist und hat sich als „falscher Flüchtling“ in eines der besagten Lager eingeschleust. Dabei hat er bewegende Tatsachen über die menschenverachtenden Methoden im Umgang mit diesen Leuten aufgedeckt. # „Just Kids“ führt die Leser in die aufregende Atmosphäre von New Yorks Kunst-, Musik- und Undergroundszene der frühen Siebziger. Das Buch besticht durch große Ehrlichkeit und Wärme, durch einen überaus feinen Humor und die radikale und dennoch sehr zärtliche Sprachgewalt einer unverwechselbaren Patti Smith. # Rezepte | Text und Fotos: Martina Hegemann Klein, rot, scharf, lecker! Es begegnet uns als Snack oder dekorative Verzierung am Büfett. Auch als knackige Ergänzung zum Salat wird das Radieschen geschätzt. Ja, eigentlich wird es sogar eher unterschätzt, wenn man sich die bioaktiven Substanzen genauer anschaut. Es sind vor allem die vorhandenen Senföle, die es zusammen mit vielen Mineralien und Vitaminen so gesund machen. Besonders die milde Schärfe, die von den genannten Senföle herrührt, ist erhaltenswert. Diese sollen Infektionen vorbeugen, ja sogar leicht antibiotisch wirken. Daher ist es am besten frisch und knackig zu verzehren, denn lange Lagerung mag das Radieschen überhaupt nicht. Auch durch Hitze verliert es nicht nur Farbe und Geschmack, sondern auch den Großteil der Senföle. Achten Sie deshalb beim Kauf auf Frische. Die Knollen sollten fest und prall sein, das Laub dunkelgrün und frisch, dann sind sie am besten. Jetzt gibt es sie auch wieder aus heimischen Anbau, also günstig und ohne lange Transportwege. Übrigens sind sie wegen ihres relativ hohen Wasseranteil nicht nur erfrischend, sondern auch kalorienarm. Das macht sie zu einem idealen Frühjahr- und Sommergemüse. Kartoffelsalat mit Gurke und Radieschen Kalte Radieschensuppe Matjesfilets in Radieschensauce Zutaten: Zutaten: Zutaten: 1 kg Kartoffeln 1 kleine Salatgurke 1 Bund Radieschen 1 (rote) Zwiebel 1 Bund Schnittlauch 6 EL Kräuteressig Salz Pfeffer Zucker 4 EL Öl 2 Bund Radieschen 200 g gekochte Kartoffeln 500 ml Brühe 100 g Crème fraîche 1 EL Öl Salz Pfeffer 4 Matjesdoppelfilets 1 Bund Radieschen 100 g Cornichons mit dem Sud 1 Becher Sauerrahm 1 Becher Crème fraîche 1 gewürfelte Zwiebel 1 Bund gehackter Dill Salz Pfeffer Zubereitung: Kartoffeln in Schale gar kochen, pellen und abkühlen lassen. Inzwischen Gurke und Radieschen putzen und waschen. Radieschen in ganze Scheiben und Gurke in halbe Scheiben schneiden. _Für die Marinade Zwiebeln schälen und fein würfeln. Schnittlauch in kleine Röllchen schneiden. Essig mit Salz, Pfeffer und Zucker würzen, Zwiebel und Schnittlauch unterrühren und das Öl darunterschlagen. _Kartoffeln in Scheiben, mit der Marinade und den Gurken- und Radieschenscheiben vermengen und ca. 30 Minuten ziehen lassen. _Kartoffelsalat nochmals abschmecken und gegebenenfalls nachwürzen. # Zubereitung: Radieschen putzen und waschen. Die feinen Blättchen (wenn ganz frisch) hacken und in Öl andünsten. _Die gekochten Kartoffeln zerdrücken und zufügen. Mit Brühe angießen und pürieren. Crème fraîche unterrühren, salzen, pfeffern. Suppe kalt stellen. _Währenddessen Radieschen in feine Stifte schneiden oder raspeln und vor dem Servieren auf die Suppe geben. # Zubereitung: Radieschen putzen, halbieren und in feine Scheiben schneiden. Cornichons (Sud aufheben) ebenfalls in feine Scheiben schneiden. _Sauerrahm mit Crème fraîche, den restlichen Zutaten und dem Cornichon-Sud zu einer würzigen Marinade verrühren. _Matjesfilets mit der Radieschensauce anrichten. Dazu schmecken Pellkartoffeln. # 25 Rechtstipps | Text: Rechtsanwältin Annette Poethke § Neues aus dem Familienrecht Datenklau zwischen getrenntlebenden oder geschiedenen Eheleuten Sobald Eheleute sich trennen, werden zwei früher miteinander verwobene Leben in zwei einzelne Privatsphären getrennt. Dieses Verhalten von Felicitas ist sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich von Bedeutung. Da auch eine Trennung der Eheleute innerhalb einer gemeinsamen Wohnung möglich ist, ist die Trennung der persönlichen Bereiche bei Benutzung eines gemeinsamen Computers hinsichtlich der elektronischen Kommunikation nicht einfach. Einerseits stellt § 202 a StGB den „elektronischen Hausfriedensbruch“ (Bär MMR 2005,434) unter Strafe bei unbefugtem SichVerschaffen von Daten, die für den Täter nicht bestimmt und gegen unberechtigten Zugang besonders gesichert sind. Die Zugangssicherung muss vom Täter überwunden werden. Folgender Fall: Frau Felicitas hatte sich von ihrem Mann Matthias getrennt und beabsichtigte, Unterhalt für sich und die beiden Kinder Katharina und Klaus geltend zu machen. Zur Vorbereitung ihres Termins bei ihrer Anwältin probierte sie mehrere Passwörter am gemeinsamen Computer des noch im Hause - allerdings getrennt - lebenden Mannes Matthias aus, der seine persönlichen Daten, um sie vor ihren Einblicken zu schützen, mit einem Passwort gesichert hatte. Sie fand tatsächlich das richtige Passwort heraus und hatte auf diese Weise Einblick in sämtliche Kontendaten von Matthias. Andererseits hat das Vorgehen von Felicitas auch zivilrechtliche Konsequenzen, da sie damit rechnen muss, dass der Ehegattentrennungsunterhalt wegen grober Unbilligkeit verwirkt ist (§ 1579 BGB), wegen der Begehung eines schweren vorsätzlichen Vergehens gegen den Unterhaltspflichtigen bzw. wegen eines schwerwiegenden Fehlverhaltens gegen Matthias. Felicitas kann nur empfohlen werden, sich die notwendigen Informationen für ihren Unterhaltsanspruch über ihren Auskunftsanspruch (nötigenfalls bei Gericht) einzuholen, da sie ansonsten bei den kriminell beschafften Daten dem im Strafrecht bereits anerkannten Verwertungsverbot auch bei ihrer Unterhaltsklage unterliegen dürfte. # Agile Degus suchen ein Zuhause Die Degu-Weibchen Emma, Rosalie und Karlotta suchen ein neues Zuhause, in dem sie sich nach Herzenslust austoben und ihrem Kletter- und Nagetrieb frönen können. Hierzu sollte für die knapp zweijährigen Mädels ein entsprechend großes Gehege mit mehreren Etagen und Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die reizenden Damen sind ein eingespieltes Team und werden nur zusammen abgegeben. Wenn die drei richtig in Fahrt kommen, kann man den Fernseher auf jeden Fall abschaffen, da es einfach toll ist, sie beim Spielen zusammen zu beobachten. Tierfreunde Münster e. V., Kötterstr. 198, 48157 Münster Telefon: 0251/ 32 50 58, Öffnungszeiten: Samstags und sonntags von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr www.tierfreunde-ms.de 26 Kurz und Knapp | Texte: Kurz und knapp Neulich in der E-Mail Erwischt Edel schrieb: von Manfred Schoon Leider kann ich meine Geldstrafe nicht zahlen und eine Ratenzahlung wurde abgelehnt. Deshalb muss ich ab dem 21. 4. 90 Tage länger rein und bis zum 20. 7. halt ich das nicht mehr aus. Ich hab nichts wirklich Schlimmes verbrochen: Schwarz fahren, Beamtenbeleidigung. Außer ich bezahle 1350 Euro. Jede 15 Euro wären ein Tag weniger. Deshalb die Frage: Kennt wer wen oder hat wer die Möglichkeit die Strafe vorzustrecken, Rückzahlung wären mindestens 75 Euro im Monat. Ansonsten habe ich überlegt, wenn alle eine Kleinigkeit spenden, hätte man einiges zusammen, also auch 5 Euro helfen schon. Bei wirklich größeren Beträgen sorge ich auch für Rückzahlung. Rum macht dumm, sagte meine Mutter und stellte das Grogglas meines Vaters forsch zur Seite, an dem ich heimlich nippen wollte. Als er vom Klo wieder ins Wohnzimmer kam und weiter trank, machte ich mir meine Gedanken. Anzeige Falls ihr was überweisen wollt, hier die Daten: Empfänger: JVA Hövelhof / Stefan Niggenkemper Kontonummer: 6465304 BLZ: 25010030 (Postbank Hannover) Verwendungszweck: Buchnummer 705/09/9 (Geldstrafe) Futterhilfe Münster e. V. Wann und wo: Jetzt jeden Samstag von 15-17 Uhr gibt es Tierfutter für bedürftige Tierhalter (bitte Nachweis mitbringen). Alfred- Krupp-Weg 50 (über den Parkplatz am EKZ Friedrich-Ebert-Str. gehen, dann nach rechts biegen, nach 250m kommt die Ausgabestelle). Bushaltestelle Timmerscheidtstr., Linie 5. 27 Bericht | Text: Horst Gärtner Schlussakkord Die ersten vier Monate des neuen Jahres waren von schlechten Nachrichten geprägt: Naturkatastrophen und tragische Unglücksfälle mit immens vielen Opfern; nationale und menschliche Katastrophen, die das Leben vieler Menschen und kleiner Länder dauerhaft verändert haben. Und dann die Meldungen aus der Finanzwelt, die das Fassungsvermögen von „Otto-Normal-Verbraucher“ längst übersteigen. Bei der WestLB müssen sich einige Manager jetzt vor Gericht verantworten, weil sie Risiken am Aktienmarkt ignorierten und damit der Bank einen Verlust von 600 Millionen Euro zufügten, die Bayrische Landesbank wird knallhart vor die Wand gefahren: Den Verlust von 8 Milliarden Euro trägt der Steuerzahler! Bei der Schweizer USB-Bank wird für das letzte Jahr ein Minus von 1,8 Milliarden Euro bilanziert! Das hindert den Vorstand nicht daran, seinen Aktionären Bonuszahlungen von 2 Milliarden Euro für die Manager vorzuschlagen! Kopfschüttelnd kann man nur noch die Bilder registrieren: Da stehen Vorstandsmitglieder, die für dieses Desaster verantwortlich sind, locker plaudernd bei einem Glas Sekt und man hat nicht den Eindruck, dass das, was sie vielen Menschen, die ihnen ihre Ersparnisse anvertrauten, angetan haben, irgendwie bedrückt. Aber es gibt auch gute Meldungen! Staaten legen milliardenschwere Hilfsprogramme auf, gemeinnützige Organisationen und viele Private sammeln Millionen an Spendengeldern, um den Menschen in den Naturkatastrophengebieten zu helfen und – mindestens genauso wichtig, wenn nicht noch wichtiger – Helferinnen und Helfer aus aller Welt engagieren sich nach Kräften in den Unglücksregionen! Und seit langem haben Abrüstungsverhandlungen wieder einmal zu Erfolg geführt: Das Atomwaffenarsenal der Welt wird um ein gutes Stück verringert. Und bei uns? Die Sparkasse Münsterland-Ost stellt der Stadt Münster aus dem Überschuss des Jahres 2009 rund 2 Millionen Euro für Zwecke der Förderung bürgerschaftlichen und trägerschaftlichen Engagements in den Bereichen Bildung/Erziehung, Soziales, Familie, Kultur, Sport und Umwelt zur Verfügung. Der Rat hat schon erste Projekte beschlossen. Und weiter hat er die Stadtverwaltung beauftragt, Möglichkeiten zu prüfen, den Münster-Pass wieder einzuführen. Und Rümpelfix bekommt 100.000 Euro vom Land NRW für den Bau und die Einrichtung einer neuen Tischlerei für Menschen mit Behinderungen. Ich wünsche Ihnen und mir, dass der Mai uns mit kuscheligen Temperaturen für den langen Winter entschädigt, dass Sie sich in Ihrem Garten oder auf dem Balkon nach getaner Arbeit beim Grillen und einem Glas Bier erholen können. # Charly und Fee Charly, der schwarz-weiße Kater, liebt seine schwarze Schwester Fee über alles. Daher sollen beide auch gemeinsam vermittelt werden. Charly wird sich nach einer üblichen Eingewöhnungszeit bei den neuen Dosenöffnern besonders verschmust und menschenbezogen zeigen. Er genießt es stundenlang auf der Fensterbank oder auf dem Balkon zu liegen und die Vögel zu beobachten, wobei er ab und zu auch gerne mal mit seiner Schwester am Katzengras knabbert. Charly erhält aufgrund einer Getreidemittelallergie getreidefreies Katzenfutter, das er auch sehr gerne frisst. Fee, die schwarze Katzendame, hat ein markantes weißes Lätzchen und wunderschöne senffarbene Augen, mit der sie ihre Umgebung aufmerksam beobachtet. Anfangs ist Fee etwas scheuer, sobald sie aber Vertrauen gefasst hat, spielt sie sehr gerne mit ihren Dosenöffnern. Fee und Charly sind Wohnungshaltung gewöhnt, wünschen sich jedoch einen Balkon im neuen Zuhause. Kontakt: Tel. 0251/8469757 oder www.katzenhilfe-muenster.de 28 Anzeigen D TR O CKEN C K Öffnungszeiten: Dienstag: 17:00 - 20:00 h Mittwoch: 17:00 - 20:00 h Donnerstag: 09:00 - 11:00 h 17:00 - 22:00 h Freitag: 15:00 - 22:00 h Samstag: 17:00 - 22:00 h § Sonntag: 15:00 - 22:00 h durch den Kauf Unterstützen Sie ~ lenders für 24 Euro des Kräutersammelka daktion abholen n oder in der Re Anrufen und bestelle Rechtsanwältin Annette Poethke Fachanwältin für Familienrecht Tätigkeitsschwerpunkte: Eherecht Miet - und Pachtrecht Verkehrsrecht Interessenschwerpunkte: Arbeitsrecht Erbrecht Hüfferstraße 8 | 48149 Münster Tel.: 0251-511023 und 511024 | Fax: 0251-57606 Beim Verlag ausverkauft! 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In diesem Buch berichtet sie leicht und locker von der Entstehung ihrer verschiedensten Gärten, der Schlosshistorie und ihrer ganz besonderen Leidenschaft fürs Gärtnern. Viele großformatige Bilder, Skizzen und Pläne untermalen diese einzigartige Geschichte. Viktoria von dem Bussche pp g p Wir müssen noch Unkraut pflanzen 128 Seiten, Klappenbroschur € 17,95 ISBN 978-3-7843-5087-5 Erinnerungen einer Siebenbürger Bäuerin Nachwort von Prinz Charles • von Stern-Redakteur Werner Schmitz • Medienkampagne zum Erscheinen im April Stricken & Natur – zwei Trends in einem Buch „Stilvoll Stricken“ orientiert sich an der Natur der Jahreszeiten und lässt diese in einer einmaligen Kombination aus Material und Design in 16 trendige und edle Strickmodelle einfließen. Werner Schmitz/Sara Dootz Annette Danielsen 180 Seiten, Hardcover € 14,95 110 Seiten, Hardcover € 17,95 Mit der Sonne steh’ ich auf ISBN 978-3-7843-5081-3 Stilvoll Stricken ISBN 978-3-7843-5078-3 Erhältlich in jeder Buchhandlung oder unter www.buchweltshop.de 32 LV·Buch im Landwirtschaftsverlag GmbH · 48084 Münster