komplette Ausgabe - Christian-Albrechts
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Eine Beilage der Kieler Nachrichten No 86 09.04. 2016 Lichtkunst Kompasslauf Nachrichten und Berichte aus der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel S. 9 S. 10 »Wenn Kinder ihrer Schule von der Intelligenz her nicht gewachsen sind, ist das genauso schädlich wie eine unerkannte Hochbegabung.« Professor Ulrich Stephani Klink für Neuropädiatrie S. 2 Verzicht als Druckmittel Gründe für einen Boykott von Waren oder Unternehmen gibt es zur Genüge – und das nicht erst seit Shell den Öltank »Brent Spar« im Meer versenken wollte. In seiner Dissertation am Historischen Seminar arbeitet Martin Gerth die Geschichte des Konsumboykotts in Deutschland auf. Der »Lieblingsboykott« von Martin Gerth ist der Berliner Bier »Ein spezielles Catechin in Grünboykott aus dem Jahr 1894. »Das war tee hemmt zwei Enzyme, die für ein typischer Boykott für diese Zeit«, sagt der Doktorand in der Abteilung die Verdauung von Kohlenhydraten Geschichte der Neuzeit (Leitung: Pro wichtig sind. Dadurch gelangt wenifessorin Gabriele Lingelbach). Zur ger Glukose in den Organismus.« Unterstützung des Arbeitskampfes der Aritkel »Gesund dank Soja und Grüntee?« Brauereibelegschaft riefen Gewerk S. 5 schaften dazu auf, das Bier der jewei ligen Brauerei nicht mehr zu trinken. Dies bedurfte guter Organisation, wie »Ein scheinheiliger Fuchs lässt sich Gerth verdeutlicht: »Es mussten Boy leichter kritisieren als ein scheinkottlisten gedruckt und regelmäßig heiliger Herrscher.« aktualisiert werden. In diesen Listen wurden die Gaststätten aufgeführt, Artikel »... und errette mich von den S. 11 die zu meiden waren. Und es musste Einhörnern« Ersatzbier beschafft werden.« Der Boy kott dauerte insgesamt acht Monate und am Ende waren über 30 Brau ereien betroffen. Folgen hatte das für alle Beteiligten, positive wie negative. Es gab Entlassungen und Umsatzein bußen bei Brauereien und Gaststätten. »Ich glaube, alle haben sich gefreut, Rauschender Festakt und rosige als es vorbei war. Aber es hat auch das Zukunft Druckmittel Boykott populär gemacht«, so Gerth. »Rom wurde auch nicht an einem In dem von der Deutschen Forschungs Tag erbaut«, besagt ein deutsches gemeinschaft geförderten Projekt Sprichwort. Und was für die Stadt der betrachtet der Historiker ausgewählte Städte gilt, gilt schon lange für unsere Boykottbeispiele aus unterschiedlichen Greenpeace-Aktivisten besetzten 1995 die ausrangierte Ölplattform Brent Spar in der Nordsee. Sie protestierten damit gegen deren geplante Entsorgung im Meer. Viele Deutsche boykottieren daraufhin Tankstellen des Plattform-Besitzers Shell. Für den Konzern zog das Jahrzehnten »als katalysatorische erhebliche Umsatzeinbußen nach sich. 350 Jahre alte Universität. Das Jahr Foto: Greenpeace Momente der Durchsetzung soziomo 2016 ist da in vielerlei Hinsicht ein ralischer und politischer Intentionen man bei Widerstand von Wirtsleuten, die Anzeigen abzugraben«, so Gerth. dafür gab es aus allen Richtungen, Jahr des Aufbruchs. Mit dem ersten über Märkte«. Dabei interessieren ihn Lokale freizupressen. »Wenn Wirte Einen nachhaltigen Erfolg hatte Erich unter anderem auch von der dama Spatenstich für den Neubau des Anlässe, Ziele und Gründe von Boykot sich weigerten, ihren Saal für eine Lüth. Der damalige Leiter der staat ligen Umweltministerin Angela Merkel ten, die auch Rückschlüsse auf gesell SPD-Veranstaltung zur Verfügung zu lichen Pressestelle der Stadt Hamburg und dem FDP-Generalsekretär Guido Medizin-Campus für Forschung und schaftliche Dynamiken zulassen. »Ich stellen, hieß es, dann geht hier kein rief 1950 zum Boykott gegen einen Westerwelle. Die Tankstellen von Shell Lehre in der Kieler Feldstraße hat im schaue mir die Aufrufe an: Welche Arbeiter mehr etwas trinken.« Auch Film des Regisseurs Veit Harlan auf, wurden in großem Umfang boykottiert. März eine neue Ära in der Entwick Akteure waren daran beteiligt? Aus wel bei der Durchsetzung besserer Arbeits der mit seinem Film »Jud Süß« die Letztlich lenkte der Ölkonzern ein und chem Anlass und zu welchem Zweck bedingungen kam das Druckmittel NS-Propaganda unterstützt hatte. Die entsorgte die Brent Spar an Land. lung der CAU begonnen. Im Sommer wurde zu Boykotten aufgerufen?« Der Boykott zum Einsatz, wie das Beispiel Filmproduzenten wehrten sich und Trotz dieser Erfolgsstory ist für den startet die Bautätigkeit am Westring. Untersuchungszeitraum beginnt um des Bierboykotts zeigt. Während im Lüth wurde zum Schweigen verdon Historiker Gerth die Brent-Spar-Sache Auch die Technische Fakultät wird 1890. ausgehenden Kaiserreich der Arbeits nert. Dagegen ging dieser juristisch grundsätzlich anders »gestrickt« als die hoffentlich bald runderneuert. Im Um diese Zeit entstand auch der Begriff kampf das vorherrschende Thema war, vor. Letztlich stellte das Bundesverfas Boykotte früherer Jahrzehnte. »Meine Boykott. »Namensgeber« war der in traten in der Weimarer Zeit verstärkt sungsgericht 1958 in einem Grundsatz These ist, dass sich das ein bisschen Laufe des nächsten Jahrzehnts Irland lebende englische Gutsverwal antisemitische Boykotte auf. Völkische urteil fest, dass der Aufruf zu einem verselbstständigt hat. Und spätestens werden so weite Teile der Kieler Uni ter Charles Cunningham Boycott, der Bewegungen riefen dazu auf, jüdische Boykott eine zulässige Ausübung der in den 1990ern eine Individualisierung versität modernisiert und fit für die seine Pächter ausbeutete. Daraufhin Geschäfte und Gewerbetreibende zu Meinungsfreiheit sein kann. Dem Lüth- der Moral in Konsumfragen stattfand. Zukunft gemacht. Details dazu erfah wurde er wirtschaftlich und gesell meiden. Im Kampf gegen die Besetzung Urteil folgten weitere Aktionen. Gerth: Die Beteiligung am Boykott wurde eher schaftlich gemieden und zum Verlas des Ruhrgebiets 1923 durch franzö »In den 1960er und 1970er Jahren wird zu einer privaten Entscheidung.« Über ren Sie in dieser Ausgabe. sen des Landes gezwungen. »Das Phä sische und belgische Truppen gab es es ein normales Mittel im Kampf ver einen Mangel an Boykottaufrufen kann Alle Mühe dafür lohnt sich. Denn die nomen, jemanden zu bestrafen, indem Versuche, französische Produkte zu schiedener Bewegungen, der Frauen sich der Historiker allerdings nicht längst überfällige Sanierung ist ein man ihn persönlich oder ökonomisch boykottieren. bewegung, der Umweltbewegung oder beklagen. Im Internet kursieren Listen starkes Bekenntnis des Landes zu meidet, gab es jedoch schon länger«, der Anti-Apartheid-Bewegung.« mit über 50 Unternehmen, »Ich glaube, alle haben sich gefreut, Einer der erfolgreichsten Boy sagt Gerth. Waren und Nationen, seiner Universität. Das beflügelt uns Die ersten Boykotte, die er untersucht, als es vorbei war. Aber es hat auch kottaufrufe war der gegen den die aus den verschie für den härter werdenden nationalen gehen von der Sozialdemokratischen Ölkonzern Shell 1995. Auslöser densten Gründen das Druckmittel Boykott populär und internationalen Wettbewerb. In Partei Deutschlands (SPD) aus. Die war die geplante Versenkung boykottiert werden gemacht.« dem sind wir zurzeit so erfolgreich Arbeiterbewegung wurde auch nach des Rohöl-Zwischenlagers sollen, von Adidas Ende des Sozialistengesetzes, das bis Im Nachkriegsdeutschland gab es Brent Spar im Atlantik. Green über Coca Cola und wie selten. Mein Dank geht dafür an 1890 galt, erheblich behindert. So war antikommunistische und antinational peace kaperte die Ölplattform Escada bis Unilever. alle Kolleginnen und Kollegen sowie es schwierig, Veranstaltungsorte für sozialistische Boykotte. »Zum Beispiel und protestierte damit gegen Kerstin Nees ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbei die Partei zu bekommen. Daher begann wurde versucht, linken Zeitschriften die Versenkung. Unterstützung ter, die die CAU mit ihrer bemerkens werten Arbeit zu einem anerkannten Wissenschaftszentrum in Deutsch Im Anschluss können spannende eine Million Euro für das neue Förder sich somit ganz auf die Verfolgung land und darüber hinaus machen. Ideen bei der Wirtschaftsförderung instrument bereitgestellt. Das Ange ihrer Gründungsidee konzentrieren. Karriere und Technologietransfer Schleswig- bot richtet sich an Absolventinnen Sie bekommen monatlich eine Erfolgsfelder sind dabei unter ande STIPENDIEN AN GRÜNDUNGSINTERESHolstein GmbH (WTSH) eingereicht und Absolventen, die eine überzeu finanzielle Unterstützung in Höhe ren die Lebenswissenschaften und SIERTE ZU VERGEBEN werden. Die ersten Stipendiatinnen gende technologie- oder wissens von 1.600 Euro und ein halbes Jahr die Medizin. Ein Grund, sich diese Hochschulabsolventinnen und -absol orientierte Geschäftsidee haben und und Stipendiaten werden im Mai Zeit, um die Idee zu schärfen, einen »unizeit« einmal etwas genauer venten in Schleswig-Holstein können bekanntgegeben. darauf aufbauend ein marktfähiges Businessplan zu schreiben und sich sich ab sofort für ein Gründungs isi Unternehmen gründen wollen. Mit auf den Unternehmensstart vorzu anzuschauen. stipendium bewerben. Gemeinsam hilfe des Gründungsstipendiums wer bereiten. Das Zentrum für Entrepre www.zfe.uni-kiel.de mit der Investitionsbank und der den die Lebenshaltungskosten in der neurship (ZfE) unterstützt und berät Ihr www.seedfonds-sh.de/GründungsstipendiMittelständischen Beteiligungs Vorgründungsphase, der sogenannten alle Interessierten bei jedem Schritt Professor Lutz Kipp um.html gesellschaft hat das Land SchleswigPre-Seed-Phase, finanziert. Stipen auf dem Weg in die Selbstständigkeit Universitätspräsident Holstein für die nächsten vier Jahre diatinnen und Stipendiaten können und hilft bei der Antragsstellung. Editorial unizeit 86 | blickpunkt gehirn | seite 2 09.04. 2016 Aufmerksamkeit mangelhaft Wöchentlich wird in der Klinik für Neuropädiatrie mindestens ein Kind mit Verdacht auf ADS vorgestellt. Und immer wieder kommt heraus, dass ein ganz anderes Problem zugrunde liegt. Wenn Jungen und Mädchen Hausaufgaben machen und einfach nicht bei der Sache sind, muss das keineswegs an ADS liegen. Foto: Thinkstock In der Schule will sich beim besten Willen der gewünschte Lerner folg nicht einstellen. Der oder die liebe Kleine ist im Kindergarten so zappe lig, dass sich das Erziehungspersonal regelmäßig einem Nervenzusammen bruch nahe wähnt: In solchen Fällen kommt schnell die Vermutung auf, dass ein Aufmerksamkeitsdefizitsyn drom (ADS) oder eine Aufmerksam keitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) vorliegen könnte. Oft genug, so weiß jedoch Professor Ulrich Stephani, halten solche Vermu tungen einer gründlichen Diagnose nicht stand. »Wir versuchen, das gan ze Kind zu betrachten und wie die Kriminalisten eine Ursache nach der anderen auszuschließen, um am Ende dem wahren Problem auf den Grund zu kommen«, beschreibt der Dekan der Medizinischen Fakultät und Direktor der Klinik für Neuropädiatrie die Vor gehensweise in seinem Haus. Geräte sind dazu oftmals gar nicht nötig, umso wichtiger ist gezieltes Fra gen und aufmerksames Zuhören. So interessieren sich die Fachleute dafür, wie das zu zappelige oder zu träge Kind schläft. Steht sein Bett womöglich an einem Fenster zu einer belebten Straße hin und ist es nachts einfach zu laut? Schnarcht das Kind wegen zu großer Mandeln, sodass eine HalsNasen-Ohren-Klinik die bessere Adres se wäre? Treten Beinschmerzen auf, die auf Wachstumsschmerzen hindeuten? Oder handelt es sich um weniger banale Probleme wie etwa eine genetische Stö rung? Wenn sich Kinder in der Schule immer wieder phasenweise innerlich vom Unterricht verabschieden, könnte es sich auch um Absenzen handeln, die durch Epilepsie ausgelöst werden. Ist die Palette der Möglichkeiten erst einmal abgearbeitet, bleiben nur noch 30 bis 40 Prozent der Verdachtsfälle übrig. Dann folgt eine neuropsycholo Wer unter einer Tic-Störung leidet, muss oft erhebliche Beeinträchtigungen der Lebensqualität hinnehmen. Erkenntnisse von Fachleuten der Uni Kiel erleichtern gezielte Hilfe. Psychotherapie NEUE AUSBILDUNG AN DER CAU Neben ihrem Job können sich Absol ventinnen und Absolventen verschie dener Studienrichtungen neuerdings an der Uni Kiel in Kinder- und Jugend lichenpsychotherapie qualifizieren. Professor Michael Siniatchkin, Direk tor des Instituts für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, leitet das Angebot und »Wenn Kinder ihrer Schule von der Intelligenz her nicht gewachsen sind, ist das genauso schädlich wie eine unerkannte Hochbegabung.« Methylphenidat, besser bekannt unter dem Markennamen Ritalin, verschreibt, lehnt sie diese Substanz aber keines wegs kategorisch ab. »Wenn es nach weislich wirkt, kann man das durchaus für eine gewisse Zeit einsetzen«, sagt Stephani. Sinn und Zweck der in sei nem Haus praktizierten aufwendigen Diagnostik sei es einzig, Fehlbehand lungen auszuschließen. »Wenn eine epileptische Erscheinung zugrunde liegt, sind einfach ganz andere Medi kamente nötig als Ritalin«, nennt er ein Beispiel. Martin Geist Vorträge zum Thema »Neuropädiatrische Sicht des Aufmerksamkeits-Defizit-Syndroms« von Professor Ulrich Stephani für die Schleswig-Holsteinische Universitätsgesellschaft: 11. Mai, 19:30 Uhr, Rendsburg, Niederes Arsenal, Musiksaal der Volkshochschule, Paradeplatz 11 14. Juli, 20 Uhr, Heikendorf, Ratssaal im Rathaus, Dorfplatz 2. Auch wenn die Kieler Neuropädiat rie des Uni-Klinikums relativ selten Großhirn Tics durch Stress Professor Michael Siniatchkin (44) stu dierte Medizin in Saratov und Moskau. 1996 setzte er seine in Moskau begonnene wissenschaftliche Kariere am Institut für Medizinische Psychologie und Medizini sche Soziologie der Uni Kiel fort. Im Jahre 2000 begann er seine Facharztausbildung zum Kinder- und Jugendpsychiater an der Uni Göttingen, die er in Kiel abschloss. Er arbeitete als Juniorprofessor sowie als Oberarzt und Professor an den Universitä ten Kiel, Marburg und Frankfurt am Main. Im April 2014 übernahm er die Position des Direktors am Institut für Medizinische Psy chologie und Medizinische Soziologie an der CAU. Foto: Geist gische Diagnostik, die ihrerseits zahl reiche denkbare Probleme abklopft. So wird die allgemeine Intelligenz getestet, um herauszufinden, ob junge Menschen in der Schule über- oder unterfordert sind. »Wenn Kinder ihrer Schule von der Intelligenz her nicht gewachsen sind, ist das genauso schäd lich wie eine unerkannte Hochbega bung«, betont Stephani. Und dann gibt es noch jede Menge mögliche Ursachen, die nach Über zeugung des Professors schon mit einfacher Lebensklugheit angegangen werden können. Wenn Jungen nach weislich weitaus häufiger mit ADHS in Verbindung gebracht werden, liegt das vielleicht schlicht an deren stärkerem Bewegungsdrang. »Da kann schon ein Sportverein viel helfen.« Zwischenhirn Mittelhirn Kleinhirn Nachhirn (verlängerts Mark) »Plötzliche unwillkürliche Bewegungen oder Lautäußerungen« werden in der Medizin als Tics defi niert, erläutert Professor Michael Siniatchkin, Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie und Medi zinische Soziologie der Medizinischen Fakultät. Meist offenbart sich diese Störung im motorischen Bereich, etwa durch Augenblinzeln, Schulterzu cken oder Grimassenschneiden. Auch kommt es vor, dass Betroffene sich ständig räuspern, vor sich hin pfeifen oder andere Geräusche produzieren. Gemeinsam ist all diesen Phänomenen, dass sie kaum kontrolliert werden kön nen. Vom Tourette-Syndrom ist die Rede, wenn sich sowohl Bewegungen als auch Lautäußerungen der eige nen Kontrolle entziehen. Die Lautäu ßerungen können dabei ganz unter schiedlich ausfallen, laut Siniatchkin kommen dabei nur in Ausnahmefällen obszöne Worte heraus. Ein Phänomen, das dem Tourette-Syndrom allerdings einige Bekanntheit beschert hat, weil es immer wieder gern in Filmen aufge griffen wird. Ein Team um Professor Siniatchkin hat nun untersucht, unter welchen Umständen sich Tic-Symptome ver stärken. 16 Kinder und Jugendliche mit diesem Leiden stellten sich als Versuchspersonen zur Verfügung und in der Vergleichsgruppe 15 nicht betroffene Gleichaltrige. Im Zentrum des Interesses stand die Frage, wie die Angehörigen der beiden Gruppen jeweils auf stark emotionale oder mit emotionalem Stress behaftete Situa tionen reagieren. Mittels Kernspinto mographie wurde dabei nachgewie sen, dass Kinder mit Tic und gesun de Kinder auf verschiedene Art und Weise Gehirnregionen anregen. Wenn Angehörige beider Gruppen gleicher maßen Hirnbereiche aktivieren, die für willkürliche Kontrolle über Bewe gungen verantwortlich sind, zeigen Kinder mit Tics weniger Aktivität in Gehirnregionen, die unwillkürliche Kontrolle steuern. Was bedeutet, dass Kinder mit Tics wohl in der Lage sind, durch besondere Anstrengung dem Bewegungsdrang entgegenzuwirken. Wenn der Stress jedoch steigt, versagen bei diesen Kindern diese Fähigkeiten. Ihr Hang, bei Stress mit verstärkten motorischen Aktionen zu reagieren, ist dabei zunächst einmal natürlich. »Man denke an Kleinkinder, die sich oft buchstäblich mit Händen und Füßen freuen«, nennt Professor Siniatchkin ein Beispiel. In aller Regel lernen die Kleinen dann aber mit zunehmendem Alter, diesen Bewegungsdrang einzu dämmen, während das bei Menschen mit Tic-Symptomen nicht passiert. Die Kieler Versuche haben gezeigt, dass im Gegenteil Stress die Kontrolldefizite noch verstärkt. Andersherum bedeutet das, dass TicBetroffene zwar mit therapeutischer Hilfe lernen können, in alltäglichen Situationen ihre Störung in den Griff zu bekommen, dass diese Fähigkeit aber versagt, wenn zu viel Emotion im Spiel ist. Die willkürliche Hemmung funktioniert also, nicht jedoch die unwillkürliche. Dieses von den Kieler Forschenden nicht unbedingt erwar tete Ergebnis ist von einiger Tragweite. Einerseits folgt daraus laut Siniatch kin, dass es überhaupt nichts bringt, Menschen mit Tics zurechtzuweisen, sondern das Problem dadurch eher noch verstärkt wird. Andererseits ist aus Sicht des Arztes klar, dass sich psychotherapeutische Hilfe nur auf den bewussten Teil des Verhaltens bezie hen kann. Geht es dagegen um die von Stress zusätzlich beförderte unwillkür liche Komponente und leiden darunter die Betroffenen und womöglich auch ihre Umwelt, kann eine Verbesserung hauptsächlich mit Hilfe von Medika menten erreicht werden. Entscheidend, so bestätigt Siniatchkins Kollege Professor Ulrich Stephani, sei dafür tatsächlich der Leidensdruck. »Wenn die Störung so stark ist, dass die Betroffenen sozial ausgegrenzt werden, muss man natürlich versu chen, mit Neuroleptika gegenzusteu ern«, sagt der Direktor der Klinik für Neuropädiatrie. Ansonsten plädieren beide für Mut zur Gelassenheit. Bei nur etwa 20 Prozent der Kinder, so weiß Siniatchkin, halten sich Tic-Störungen bis ins Erwachsenenalter hinein. Der Rest der Betroffenen zeige entweder gar keine Symptome mehr oder nur noch solche, die sich so gut wie gar nicht negativ auf die Lebensqualität auswirken. Martin Geist ist überzeugt, dass damit eine echte Bedarfslücke geschlossen werden kann. In der ambulanten psychothe rapeutischen Betreuung ist SchleswigHolstein nach seinem Urteil deutlich unterversorgt. Hilfesuchende Kinder, Jugendliche und deren Eltern müssen teilweise bis zu sechs Monate lange Wartezeiten in Kauf nehmen. »Das ist einfach zu lang, wenn die Not groß ist«, betont Siniatchkin. Die neue Ausbildung richtet sich an alle, die einen Diplom- oder Masterabschluss in Psychologie oder Pädagogik beziehungsweise Sozialpä dagogik oder Sozialer Arbeit haben. Im Grunde auch an Medizinerinnen und Mediziner, die sich aber meist in einer fachärztlichen Ausbildung therapeutisch qualifizieren. Das Besondere an diesem Ausbildungs gang ist, dass er unmittelbar an die Universität angebunden ist, während sonst überwiegend außeruniversitäre Bildungseinrichtungen tätig sind. Das ermöglicht die Nutzung vieler universitärer Strukturen. Zudem wur den Verträge mit vielen Kliniken und Praxen geschlossen, um allen Teilneh merinnen und Teilnehmern Prakti kumsplätze anbieten zu können. Die Ausbildung erstreckt sich über drei Jahre und ist berufsbegleitend. Daher finden die meisten Seminare an Wochenenden statt. Für Teilneh mende mit pädagogischen Abschlüs sen gibt es außerdem Einstiegskurse, um ihr Wissen in Psychologie zu vertiefen. Vom Alter her sind keine Grenzen gesetzt. Wer bereits berufs tätig ist, kann genauso aufgenommen werden wie Interessierte, die gerade ihr Studium abgeschlossen haben. Die Ausbildung beginnt am 1. Mai und umfasst 18 Plätze. Kurzfristige Bewerbungen sind noch möglich. Bei entsprechender Nachfrage soll im Oktober dieses Jahres ein zweiter Kurs starten. mag Die Kernspintomographie macht deutlich, dass Kinder mit Tics weniger Aktivität in Gehirn regionen haben, wo diese ungewollten Reaktionen gesteuert werden. Foto: Thinkstock www.noki.uni-kiel.de unizeit 86 | blickpunkt gehirn | seite 3 »Ich verstehe dich nicht, sprich bitte lauter.« Dieser Aufforde rung zu folgen, fällt Menschen schwer, die an Morbus Parkinson erkrankt sind. Die umgangssprachlich als Schüttelläh mung bekannte Erkrankung wirkt sich mitunter erheblich auf das Sprechen aus. Erkrankte sprechen meist leise und »nuscheln«. Auch eine monotone Sprechweise oder heisere Stimme sind typische Merkmale. Rund 90 Prozent aller Menschen mit Parkinson bekom men solche Sprechstörungen, die im Fachjargon Dysarthrien heißen. Sie treten häufig schon früh im Krank heitsverlauf auf und beinträchtigen 09.04. 2016 Spracherkenner für die Parkinsontherapie »Medikamente und das operative Einsetzen eines Hirnschrittmachers können zwar die klassischen Symp tome der Parkinsonerkrankung meist verbessern, aber sie helfen oft nicht bei Sprechstörungen.« zunehmend die Lebensqualität. »Die Krankheit verbindet man immer mit Zittern und Schwierigkeiten beim Gehen. Es gibt aber auch gravierende Probleme beim Sprechen«, sagt der pensionierte Professor Ulrich Heute, der Sprachverarbeitungsexperte vom Institut für Elektrotechnik und Infor mationstechnik der Kieler Universität. Mit zunehmender Krankheitsdauer werde es immer schwieriger, Betrof fene zu verstehen, und das sei eine große Belastung. Hinzu komme ein weiteres Problem: »Medikamente und das operative Einsetzen eines Hirn schrittmachers können zwar die klas sischen Symptome der Parkinsoner krankung meist verbessern, aber sie helfen oft nicht bei Sprechstörungen.« Die logopädische Behandlung oder Sprechtherapie ist derzeit der einzige erfolgversprechende Therapieansatz. Hier setzt ein von der Deutschen For schungsgemeinschaft gefördertes Pro jekt der Arbeitsgruppe für Digitale Signalverarbeitung und Systemtheorie Die Krankheit Morbus Parkinson wirkt sich oft ganz erheblich auf das Sprechen aus. Professor Ulrich Heute, Doktorandin Christin Baasch (Mitte) und Logopädin Adelheid Nebel analysieren Sprachaufnahmen von Betroffenen. Foto: Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik Ein Team an der Technischen Fakultät entwickelt Messtechniken, um Sprachstörungen bei Parkinsonkranken besser charakterisieren zu können. Dies könnte dazu beitragen, die Therapie zu optimieren. an. Mit verschiedenen Verfahren wol len die Beteiligten die Sprechschwie rigkeiten von Parkinsonkranken im Detail charakterisieren und neuartige Werkzeuge für die Sprechtherapie ent wickeln. Beteiligt sind neben Ulrich Heute sein Nachfolger am Institut, Professor Gerhard Schmidt, und Dok torandin Christin Baasch. Sie koope rieren mit der Parkinson-Ambulanz an der Klinik für Neurologie und nutzen für ihre akustischen Analysen die dort und im eigenen Labor aufgenommen Sprechproben von Patientinnen und Patienten. Die Idee ist, in einem ersten Schritt die Sprachaufnahmen maschinell zu ana lysieren, um zum Beispiel festzustel len, wie sich die Sprechprobleme im Krankheitsverlauf ändern oder was die logopädischen Übungen bringen. Dazu soll ein automatischer Spracherkenner eingesetzt werden, der das mühsame Abhören von Sprachaufnahmen durch Menschen ersetzt. »Darüber hinaus wollen wir die Sprache technisch aus werten. Aus den digitalen Sprachdaten lassen sich verschiedene Kenngrößen errechnen. Diese weisen darauf hin, wo genau das Problem liegt. Bewegt sich vielleicht die Zunge zu wenig? Oder kriegt ein Patient die Zähne nicht auseinander?«, so Heute. »Liegt das Problem eher hinten im Kehlkopf oder vorne, wenn sie Gaumen und Zunge bewegen müssen?«, ergänzt Christin Baasch. Diese Details sind hilfreich zu wissen, weil sie der Therapeutin oder dem Therapeuten aufzeigen, was gezielt trainiert werden muss. Langfristig könnte sich Professor Ger hard Schmidt auch vorstellen, neuartige Tools für eine individuell maßgeschnei derte Sprechtherapie zu entwickeln, zum Beispiel spezielle Apps mit spie lerischen Übungen fürs Smartphone oder Tablet zur Unterstützung der logopädischen Behandlung. Schmidt: »Damit könnten Patientinnen und Pati enten einfacher und gezielter zu Hause üben.« Gleichzeitig könnten die Geräte automatisch auch für die Sprechthe rapie wichtige Parameter messen, die der Logopädin oder dem Logopäden zeigen, wo es hapert. Denkbar wäre außerdem, Hörgeräte mit Zusatzfunk tionen auszurüsten, so dass diese den eigenen Sprachsignal-Pegel messen. »Wenn das Hörgerät gut eingestellt ist, könnte es registrieren, ob der Betref fende zu laut oder zu leise spricht, und entsprechende Anweisungen aufs Ohr geben, ohne dass das andere mit bekommen«, ergänzt der Experte für Sprach- und Audiosignalverarbeitung. Auf lange Sicht könnte so ein Gesamt paket an Tools für Betroffene und The rapierende geschnürt werden. Darüber hinaus will das Sprachverar beitungs-Team aber auch die Zusam menhänge zwischen Verständlichkeit, Artikulation und Hirnströmen aufklä ren. »Wir wollen parallel zu den Sprach aufnahmen, die wir jetzt neu machen, auch ein Elektroenzephalogramm (EEG) aufzeichnen und die Hirnströ me dahingehend analysieren, warum das Sprechen verändert ist«, sagt Ulrich Heute. Sie hoffen Signalkomponenten im EEG zu finden, die die Störungen im Sprechzentrum widerspiegeln. Kerstin Nees Rätselhafter Nervenschmerz Kranke Nerven können schmerzen, ohne dass es einen äußeren Reiz dafür gibt. Für Betroffene bedeuten sie häufig einen langen Leidensweg. Die Sektion Neurologische Schmerzforschung und -therapie entschlüsselt die individuellen Mechanismen hinter der Krankheit und sucht nach neuen Behandlungsmöglichkeiten. Durch Rückenschmerzen können Nervenschmerzen in den Beinen hervorgerufen werden. Foto: Thinkstock Es fing an mit tauben Füßen, die ständig kribbelten. Wie tausende Ameisen, so beschreibt Renate G. das Gefühl. Dann kamen die Schmerzen. Dafür hat die 66-Jährige keinen Ver gleich. Stark und quälend seien sie, häufig heiß wie Feuer und manchmal begleitet von kurzen »Stromschlägen«. Der Schmerz zerre an ihrer Seele, so sehr, dass sie nachts nur schlecht schlafen könne. Seit zehn Jahren lei det Frau G. an der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Vor einem Jahr kamen die typischen Symptome von Nervenschmerzen hinzu. Professor Ralf Baron kennt Beschreibungen wie die von Frau G. nur zu gut. Schon wäh rend seiner Doktorarbeit hat er sich mit Schmerzfasern beschäftigt. Heute, 35 Jahre später, ist Baron Leiter der Sek tion Neurologische Schmerzforschung und -therapie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und Professor an der Medizinischen Fakultät der CAU. Er sagt: »Schmerz ist nicht nur ein Symptom, Schmerz ist eine komplexe Krankheit, die viele Ursachen haben kann und hohe Anforderungen an Dia gnostik und Therapie stellt. Gerade die se Komplexität ist die Herausforderung für uns.« Diabetes, Alkoholmissbrauch oder Chemotherapien können Nerven schmerzen auslösen. Auch bei Gürtel rose oder dem Phantomschmerz nach Amputationen sind kaputte Nerven die Ursache für die Schmerzen. »Die Grunderkrankung greift die Nerven im Körper an und zerstört einzelne Fasern«, erklärt Baron. Die Folge: Die Zellen entwickeln ein Eigenleben. Sie fangen an, ständig elektrische Signale an das Gehirn zu senden, obwohl sie nicht von außen gereizt werden. Die se fehlerhafte Kommunikation nennt sich neuropathischer Schmerz. »Solche Schmerzen sind schwer zu therapie ren, weil kein physiologischer Schmerz vorhanden ist.« Etwa sieben Prozent der europäischen Bevölkerung leiden an chronischen Nervenschmerzen, die Dunkelziffer liege noch höher. Damit sei es eine Volkserkrankung. »Oftmals werden die Nervenschmerzen nicht erkannt. Bei Diabetikern gibt es zum Beispiel viele Ursachen für Schmerzen. Dass es wirklich Nervenschmerz ist, wird häufig nicht diagnostiziert.« Für eine korrekte Einschätzung brauchen Ärzte das Wissen, wie sich neuropa thischer Schmerz darstellt. Nur anhand der Symptomkonstellation – einschie ßend, kribbelnd, elektrisierend – sei eine richtige Diagnose möglich. Baron ist sich sicher: »Es ist viel Aufklärung notwendig.« »Schmerz ist nicht nur ein Symp tom, Schmerz ist eine komplexe Krankheit, die viele Ursachen haben kann und hohe Anforderungen an Diagnostik und Therapie stellt.« Zu den körperlichen Qualen kommen biditäten oftmals psychische. Komor werden die Begleiterkrankungen genannt. »Depressionen, Angst und Schlafstörungen sind die drei häu figsten Komorbiditäten bei unseren Patienten.« Diese müsse man im Auge behalten, warnt Baron: »Jeder Schmerz patient muss auch auf Depressionen untersucht werden. Denn Depression verstärkt Schmerz, Schmerz verstärkt Depression und so weiter. Beides muss behandelt werden.« Doch es gibt Hoffnung für Betroffene, betont Baron: »Jeder Nervenschmerz hat die Tendenz, irgendwann mit der Überak tivität aufzuhören. Wir wissen nicht warum und auch nicht wann. Es kann Monate bis Jahre dauern und geht nur, wenn die schädigende Noxe, also das, was den Nerv kaputt macht, fehlt. Das ist der Fall, wenn beispielsweise der Diabetes sehr gut eingestellt ist oder die Chemotherapie endet.« Normale Schmerztabletten funktionie ren nicht. Stattdessen werden Substan zen eingesetzt, die die Überaktivität der Nervenfasern lahmlegen. Anti epileptika, also Medikamente aus der Epilepsietherapie, tun genau das. Auch Antidepressiva oder die lokale Anwen dung von Wirkstoffen mit Anästhetika zur örtlichen Betäubung als Pflaster direkt auf der betroffenen Haut haben eine schmerzlindernde Wirkung. Auf der Suche nach effektiven Therapien werden Tests in einem großen, europa weiten Kollektiv von knapp 5.000 Pati entinnen und Patienten durchgeführt, an denen führende Schmerzforschende wie Professor Baron beteiligt sind. Prüf mittel wie Wärme- oder Pieks-Stimuli helfen dabei, sensorische Profile anzu legen, vergleichbar zu machen und gezielt zu behandeln. »Wir wissen, dass bei neuropathischen Schmerzen sehr viele Entstehungsmechanismen eine Rolle spielen. Schmerz ist nicht gleich Schmerz, er ist individuell verschieden.« Dabei kann meist nur das Symptom und nicht die Ursache des Schmerzes behandelt werden. »Wir wollen identifizieren, welche Patientengruppen auf welche Medi kamente besonders gut ansprechen. Unser Ziel ist, dass jeder Hausarzt räzise Tests durchführen kann. Ich p bin mir sicher, dass wir das schaffen.« Raissa Nickel www.uksh.de/schmerztherapie-kiel Mit dem Laser messen Forschende die Durchblutung der Haut. Aktivität in Schmerzfasern führt zu einer Durch blutungszunahme, die am Monitor sichtbar wird. Foto: Sektion Neurologische Schmerzforschung und -therapie unizeit 86 | forschung + praxis | seite 4 Schaut man auf die Liste aktueller Errungenschaften von Kieler Wissenschaftlerinnen und Wissen schaftlern, die sich mit den Nanowis senschaften und der Oberflächen forschung beschäf tigen, könnte man meinen, ein Autor sammle Stichworte für Science-FictionRomane: ein Material, 75-mal leichter als Styropor und trotzdem sehr sta bil, erschaffen aus einem Netzwerk von Nanokohlen stoffröhrchen; gan ze Labore, die auf einem Plastikchip Platz finden; Medi kamente, die auf Knopfdruck ihre Wirkung entfalten. Rund siebzig For schende arbeiten mit ihren Arbeits gruppen an der Uni Kiel daran, kom plexe Systeme und Strukturen, die aus kleinsten Teilchen auf der Nanome terskala aufgebaut sind, zu verstehen. Welche Eigenschaf ten besitzen sie, nach welchen Regeln verhalten sie sich und wie können wir die Erkenntnisse darüber nutzen? Die se Fragen können nur zusammen von Expertinnen und Experten ver schiedenster Fach gebiete wie Physik, Chemie, Materi alwissenschaften, Elektrotechnik, Informatik, Lebensmitteltechnologie und Lebenswissen schaften beantwor tet werden. Aus die sem Grund haben die Forschenden 09.04. 2016 Die Welt im Kleinen auf den Kopf stellen Moleküle, Atome und Elektronen besitzen Eigenschaften, die uns in Erstaunen versetzen können. Bei »Kiel Nano, Surface and Interface Science« forschen rund 70 Arbeitsgruppen an diesen winzigen Strukturen. sich im Jahr 2014 zu »Kiel Nano, Sur face and Interface Science – KiNSIS« (Kieler Nano-, Oberflächen- und Grenzf lächenfor schung) zusam mengeschlossen. Gemeinsam wollen sie die Verbund forschung auf diesem Gebiet fördern. Dabei hat KiNSIS insbesondere große Projekte wie Sonderforschungsbe reiche (SFB) und Forschergruppen im Sinn. Einige davon sind bereits in diesem Forschungsschwerpunkt ver treten. Im SFB 677 zum Beispiel entwi ckeln Chemikerinnen und Chemiker, Physikerinnen und Physiker moleku lare Maschinen. Im Verbund konnten sie künstliche Flim merhärchen entwi ckeln, die als NanoTransportsystem mikroskopisch klei ner Fabriken funktionieren könnten, auch ist ihnen beispielsweise gelungen, die biologische Zellhaftung mit Licht zu kontrollieren. Die Forschergrup pe um Professor Hermann Kohlstedt versucht hinge gen, menschliche Lern- und Gedächt nisprozesse auf eine elektronische Schaltung zu übertragen. Um das zu erreichen, stellt das Team neuartige Bauteile her, die sich wie Synapsen verhalten sollen. Glückt dies, könnte das ein Schritt hin zu intelligenten Fabriken mit auto nomen Robotern oder zu Hirnprothe sen sein. Um Visionen wie diese zu unterstützen und gemeinsame Initiativen anzuschie ben, stellt KiNSIS seinen Mitgliedern auch finanzielle Mittel zur Verfü gung, etwa für Dok torandenstellen und Forschungsgeräte. Wer wie viel wofür erhält, entschei den alle Mitglieder des Schwerpunkts demokratisch. Professor Michael Bonitz beispielsweise kann bei seiner Bewerbung bei der Deutschen For schungsgemeinschaft um einen neuen Sonderforschungsbereich auf KiNSISMittel zählen. Der Physiker möchte zusammen mit Fachleuten der Chemie und der Material wissenschaft Wech selwirkungen zwi schen Plasma und Oberflächen unter suchen. Für eine positive Begutach tung einer Jury muss er vielverspre chende erste Ergebnisse vorlegen. »Bei unserem Vorhaben spielen anspruchs volle Computersi mulationen eine große Rolle. Die müssen von hochqualifizierten Mitar beiterinnen und Mitarbeitern erarbei tet werden, KiNSIS greift uns hierbei unter die Arme«, erklärt Bonitz. Das Netzwerk rund um die Kieler Nanowissenschaften und Oberflächen forschung erstreckt sich aber noch viel weiter als über die Fakultäten der Uni Kiel, von denen bisher vier im Schwerpunkt vertreten sind. Mit dem Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie in Itzehoe, dem Zentrum für Material- und Küstenfor schung in Geest hacht und dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaf ten und Mathematik, dem Deutschen Elektronen-Synchrotron in Hamburg und der Norddeutschen Initiative Nano technologie Schleswig-Holstein ist ein großes wissenschaftliches Forum ent standen, das die Zusammenarbeit ver schiedener Spezia listinnen und Spe zialisten zusätzlich befeuert. Aber nicht nur die Spitzenforschung hat beim Zusammen schluss der Nanowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler einen hohen Stellenwert, auch eine hervorragende Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses steht auf der Agenda. So fördert KiNSIS früh Karrieren durch forschungsbasierte internationale Stu diengänge, Gradu iertenkollegs und Promotionspreise. »Wir möchten KiNSIS durch koope rative Projekte zum Aushängeschild der Nano- und Oberflächenforschung machen«, beschreibt Schwerpunkt sprecher Professor Olaf Magnussen das Ziel. Bei der gelebten Verbunden heit der Wissenschaftskulturen darf man sehr gespannt sein, wie die Kieler Nanowissenschaften die Welt weiter hin auf den Kopf stellen werden. Denis Schimmelpfennig Artenschutz in Agrarlandschaften Landwirtschaftliche Betriebe sollen zum Artenschutz beitragen. Daher wird ein Teil der flächenbezogenen Direktzahlungen der EU an entsprechende Auflagen gebunden. Der Kieler Landschaftsökologe Tim Diekötter bewertet die Maßnahmen des sogenannten Greenings als halbherzig. ten geht«, sagt Professor Tim Diekötter vom Institut für Natur- und Ressour censchutz der CAU. Auch die Gemein same Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) schätzt Wiesen und Wei den als Heimat für Wildkräuter, Käfer, Mäuse, Vögel, Lurche und alles was sonst noch kreucht und fleucht. Bei der Reform der GAP im Jahr 2013 wurden daher Maßnahmen zum Grün landschutz beschlossen. Seit 2015 erhalten landwirtschaftliche Betriebe 30 Prozent ihrer Direktzahlungen nur dann, wenn sie konkrete, zusätzliche Umweltleistungen erbringen, das soge nannte Greening. Dazu zählen neben dem Erhalt von Dauergrünland auch eine größere Vielfalt beim Anbau von Feldfrüchten (Anbaudiversifizierung) sowie die Bereitstellung sogenann ter ökologischer VorrangfIächen auf mindestens fünf Prozent des Acker landes. Diese fünf Prozent sollen im Umweltinteresse genutzt werden, zum Beispiel zum Erhalt von Hecken oder Pufferstreifen zu Gewässern. Unter bestimmten Voraussetzungen bleibt eine landwirtschaftliche Nutzung zulässig. Dazu gehört zum Beispiel der Anbau von Eiweißpflanzen wie Klee oder Lupinen, die den Stickstoff im Boden binden, oder der Anbau von Zwischenfrüchten. Der Kieler Landschaftsökologe begrüßt grundsätzlich die Idee, Zahlungen der EU an Umweltauflagen zu knüpfen. Nach seiner Einschätzung sind jedoch die spezifizierten Anforderungen zum Schutz der Biodiversität in Agrarland schaften zu schwach. »So, wie es im Moment ausformuliert ist, ist nicht mit großen Effekten zu rechnen. Das ent spricht quasi dem Status Quo und führt in den meisten Fällen nicht zu einer Verbesserung der Situation.« Beispiel Dauergrünland: Das EU-Recht erlaubt beim Greening auch die inten sive Nutzung. Verboten ist nur das Umpflügen der Flächen. »Ich kann hier drei, vier oder fünf Mal im Jahr schnei den und intensiv düngen. Das sind aber nicht die wertvollen Grünlandflächen.« Innerhalb des Verbundprojekts Biodi versitäts-Exploratorien hat Diekötter auf deutschlandweit 150 Grünlandflä chen mit untersucht, wie sich die Nut zungsintensität auf die Artenvielfalt auswirkt. In dem Gesamtprojekt wur den 49 verschiedene Organismengrup pen erfasst. Diekötter war im Konsorti um an der Untersuchung bodenleben der Organismen wie Spinnen, Laufkä fern, Asseln, Regenwürmern und der gleichen beteiligt. Dabei kam heraus, dass die seltenen Arten in den extensiv genutzten Flächen die höchsten Diver sitäten aufwiesen. Die Zunahme der Nutzungsintensität führte zu einem relativ starkem Abfall der Artenviel falt. Bei den häufigen Arten war dieser Effekt nicht so stark. Diekötter: »Aber das sind auch nicht die, um die man sich vornehmlich kümmern muss. Die intensiv genutzten Flächen sind aus Artenschutzsicht uninteressant.« Unzureichend ist nach Auffassung des Experten für Biodiversität auch die Einrichtung von ökologischen orrangflächen auf nur fünf Prozent V der Ackerfläche. »Wenn die Maßnahme für die Biodiversität Wirksamkeit ent falten soll, müsste man schon 10 bis 15 Prozent bereithalten.« Ebenfalls kritisch sieht er, dass auch der Anbau von Zwischenfrüchten oder Stickstoff bindenden Pflanzen als ökologische Vorrangfläche durchgehe. Denn ent scheidend für die Artenvielfalt seien dauerhafte naturnahe Strukturen wie Hecken, Wegraine oder Gräben, weil dort viele Arten nisten und überwin tern. »Und das geht nicht mit Zwi schenfrüchten. Die stehen zwar als Nahrungsressource zur Verfügung, sind aber für die anderen notwendigen Schritte im Lebenszyklus der Arten nicht geeignet.« Kerstin Nees schau in Eutin. Vom 12. bis 17. Juli ist die Ausstellung »Manipulierte Landschaften« der Graduiertenschule mit neuen Exponaten in der Orangerie zu sehen, auch ein Dokumentarfilm über den Nachbau eines Großstein grabes auf dem CAU-Campus wird dort mehrmals täglich gezeigt. Auf der Bühne im Seepark am Ufer des Großen Eutiner Sees geben erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissen schaftler aus den an der Graduier tenschule beteiligten Instituten mit allgemeinverständlichen Vorträgen Einblicke in ihre Arbeit. Der wissen schaftliche Nachwuchs steht bei der Science Show auf der Bühne: Dokto randinnen und Doktoranden erklären in nur zehn Minuten unterhaltsam, woran sie forschen. Auf dem Freigelände der Landesgar tenschau können die Gäste erleben, welche Pflanzen unsere Ahnen nutzten, um sich zu ernähren: Im Apfelgarten steht ein Wildapfelbaum von der Art, wie sie den jungstein zeitlichen Obstteller bereicherten; auf einem mittelalterlichen Getreidefeld im Küchengarten wächst eine alte Roggensorte. Das Feld nach histori schem Vorbild ist im Vergleich zu heutigen ziemlich bunt: Getreideun kräuter wie Kornrade und Klatsch mohn, Wilde Malve und Acker-Licht nelke sorgen für Farbtupfer – die aus gesäte Pflanzenmischung ist angelehnt an archäobotanische Funde beispiels weise aus dem slawischen Starigard (heute Oldenburg in Holstein). Direkt am Seeufer gegenüber der Fasaneninsel hat die Graduierten schule eine Infotafel zur langfristigen Vegetationsdynamik am Eutiner See aufstellen lassen. Unter dem Titel »Eine Landschaft im Wandel: Was uns fossiler Blütenstaub aus dem Großen Eutiner See verrät« gibt die Tafel Aus kunft über das Promotionsprojekt einer Kieler Doktorandin. jnm Hinsichtlich der Artenvielfalt sind Landschaften mit vielfältigen Strukturen wie Weg rainen, Hecken oder Gräben neben den landwirtschaftlichen Nutzflächen ideal. Foto: pur.pur Wiesen sind in puncto Artenvielfalt kaum zu toppen, zumin dest in Kulturlandschaften. So hat eine US-amerikanische Studie in einer 100 Quadratkilometer großen Agrarregion die Pflanzenartenzahl auf Ackerland, extensivem Grasland, Weide und Wald verglichen. Das Ergebnis: Auf unre gelmäßig gemähtem Grasland, das nicht einmal drei Prozent der Flächen ausmachte, wurden 213 Pflanzenarten gezählt, dicht gefolgt von Weiden mit 196 Arten. Dagegen kam das Ackerland mit einem Anteil von über 66 Prozent der Fläche auf 89 Arten. Wald lag mit 153 Arten im Mittelfeld. »Das deutet an, wie wichtig Grünland ist, wenn es um Diversitätsschutz in Agrarlandschaf Ausstellung KIELER WISSENSCHAFT BEI DER LANDESGARTENSCHAU Wie kamen slawische Ortsnamen oder die ersten Hausschweine nach Schleswig-Holstein? Was bauten unse re Vorfahren auf ihren Feldern an? Antworten auf diese und viele andere Fragen bietet die Graduiertenschule Human Development in Landscapes bei der diesjährigen Landesgarten Quellen: In Diekötters Bewertung der Biodiversitätseffekte des Greenings flossen auch folgende internationale Publikationen ein: Allan E et al. (2014) Proc. Natl. Acad. Sci. U. S. A. 111:308-313 Egan JF, Mortensen DA (2012) Ecol. Appl. 22:459-471 www.eutin-2016.de unizeit 86 | forschung + praxis | seite 5 09.04. 2016 Gesund dank Soja und Grüntee? Die Menschen in Japan haben mit durchschnittlich 84 Jahren die weltweit höchste Lebenserwartung und leiden weniger an Zivilisationskrankheiten. Ob das auch mit der japanischen Ernährung zusammenhängt, untersuchen Forschende an der Uni Kiel. Der moderne westliche Lebensstil mit seiner oft sehr ener giereichen Ernährungsweise führt zu verschiedenen gesundheitlichen Pro blemen. Stark fett- und zuckerhaltige und einseitige Ernährung ist mit dafür verantwortlich, dass sich im Laufe des vergangenen Jahrhunderts in den Industrienationen Zivilisationskrank heiten neu entwickelten oder verstär kten. Fettleibigkeit, Herz-KreislaufErkrankungen oder Diabetes lassen sich zum Beispiel oft direkt auf eine falsche Ernährung zurückführen. Auf der Suche nach gesünderen Alterna tiven schweift der Blick in den fernen Osten, speziell nach Japan. Die hohe Lebenserwartung der Japanerinnen und Japaner und ein vergleichs weise geringes Auftreten häufiger krankheiten lassen ver Zivilisations muten, dass die dortigen Ernährungs gewohnheiten der Gesundheit grund sätzlich förderlich sein könnten. Die Forschung interessiert sich daher unter anderem für spezielle Inhalts stoffe von Pflanzen, sogenannte sekun däre Pflanzenstoffe, und wie diese die Gesundheit und die Lebensspanne beeinflussen können. Ein Forschungs team der Abteilung Lebensmittelwis senschaft des Instituts für Humaner nährung und Lebensmittelkunde (Leitung: Professor Gerald Rimbach) hat Inhaltsstoffe zweier in Japan beson ders häufig verwendeter Lebensmittel untersucht: Grüntee und Soja. Dabei haben sich die Forschenden auf zwei darin enthaltene sekundäre Pflanzen stoffe konzentriert: Zum einen Catechi ne, die im Grüntee hoch konzentriert sind, weil zur Zubereitung unfermen tierte Blätter verwendet werden. Zum anderen Isoflavone, deren wichtigste Quelle Sojaprodukte sind. Bis Mitte der 1970er Jahre war es technisch nicht möglich, die einzelnen Bausteine des Erbguts zu entschlüsseln. Dann entwickelte der Brite Frederick Sanger zusammen mit zwei Kollegen die sogenannte SangerSequenzierung. Als erstes entschlüs selten die Wissenschaftler damals das vollständige Erbgut eines Virus. Für ihre Entdeckung erhielten sie 1980 den Chemie-Nobelpreis. Neben der San ger-Technik stehen heute auch Wei terentwicklungen der ursprünglichen Methode zur Verfügung. Entscheidend für die Wahl der Methode ist die jewei lige Forschungsfrage. »Die Ergebnisse der Sanger-Sequenzierung sind am genauesten. Das bedeutet, die Abfolge der Bausteine des Erbguts, der soge nannten Basen, wird mit hoher Wahr scheinlichkeit korrekt erfasst«, erklärt Dr. Britt-Sabina Petersen. Die Biologin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kieler Institut für Klinische Molekular biologie (IKMB) und leitet das Labor für die Sanger-Sequenzierung. Beim Sequenzieren der nächsten Generation (next generation sequenc ing, NGS) hingegen geht es darum, große Mengen an Erbgut auf einmal zu entschlüsseln. Dabei entstehen erheblich mehr Messfehler als bei der Sanger-Sequenzierung. Findet man Techniken und Werkzeuge der Wissenschaft Genetischer Fingerabdruck Insbesondere in der Kriminalistik wird diese Analyse angewendet. Dabei sind jene Erbgutabschnitte wichtig, die sich zwischen Menschen besonders stark unterscheiden. In der Analyse sind sie sehr einfach nachzuweisen. Die DNA wird aus Speichel, Blut oder Hautzellen extrahiert. Zwischen 8 und 15 DNA-Abschnitte werden für den genetischen Fingerabdruck verglichen, somit ist sichergestellt, dass dieser nur zu einem Individuum passt. tb Geographie GROSSSTÄDTE AUF DEM GLOBUS Selten in ihrer Geschichte hat die von Professor Rainer Wehrhahn geleitete Arbeitsgruppe Stadt- und Bevölke rungsgeographie der Uni Kiel so viele Bücher herausgebracht wie zuletzt. Innerhalb von etwas mehr als einem Jahr erschienen fünf Publikationen, die sich auf unterschiedliche Weise mit aktuellen Themen der urbanen Die Ernährungswissenschaftlerinnen Dr. Anika Wagner und Dr. Stefanie Piegholdt verabreichten Fruchtfliegen der Art Drosophila melanogaster ein mit Catechinen angereichertes Nähr medium. Gegenüber den unbehandel ten Tieren, deren mittlere Lebensspan ne bei 50 bis 60 Tagen liegt, lebten sie durchschnittlich drei Tage länger. Auch die Versuche mit Isoflavonen bewirkten eine im Schnitt um zwei Tage verlängerte mittlere Lebensdauer. Beide Stoffe verbesserten zudem die Fitness der Tiere. Fruchtfliegen leben also dank der positiven Einflüsse der beiden bioaktiven Pflanzenstoffe län ger und gesünder. Die gesundheitsfördernde Wirkung der beiden sekundären Pflanzenstoffe beruht auf unterschiedlichen Effekten, wissen die Forscherinnen: Ein spe zielles Catechin im Grüntee hemmt zwei Enzyme, die für die Verdauung von Kohlenhydraten wichtig sind. Dadurch gelangt weniger Glucose in den Organismus. Dieser zuckersenken de Effekt nützt direkt der Gesundheit. Soja-Isoflavone entfalten ihre posi tive Wirkung, indem sie den Energie stoffwechsel der Zellen beeinflussen und das Langlebigkeitsgen Sirtuin-1 anschalten. »Unsere jüngsten Forschungser gebnisse unterstreichen einen ganz wesentlichen Aspekt im Zusammen Japanischer Grüntee vor der Ernte. Foto: Ruizo (License: CC BY-SA 1.0/commons wikimedia) spiel von Ernährung und Gesundheit: Die Möglichkeit zur Einflussnahme liegt ganz klar in der Prävention, gesun de Ernährung kann Krankheiten vor allem vorbeugen. Wir konzentrieren uns daher zum großen Teil auf die molekularen Mechanismen, die diesen präventiven Effekten zugrunde liegen«, sagt Wagner, Expertin für molekulare Ernährung an der Uni Kiel. Die experimentell gewonnenen Ergeb nisse lassen sich noch nicht auf die Ernährung des Menschen übertragen. Tatsache ist: Die traditionelle japa nische Ernährung ist dank des weit Blick ins Erbgut Die DNA-Sequenzierung eröffnet die Möglichkeit, das Erbgut eines Menschen detailliert zu untersuchen. Diese Technik hat insbesondere der Biologie und der Medizin neue Forschungsmöglichkeiten eröffnet. beispielsweise mit dieser Methode Ver änderungen im Erbgut, die von wis senschaftlichem Interesse sind, würde man diese mit der »Sanger-Methode« noch einmal validieren. Für das NGS wird die DNA vor der Analyse in kleine Stücke zerteilt. Diese bestehen aus Abschnitten, die etwa 150 bis 350 Basen lang sind. Anschließend wird jeder Bereich des Genoms mehr fach sequenziert, wodurch Einzelfeh ler weniger ins Gewicht fallen. Nach der Analyse muss die DNA-Abfolge am Computer wieder korrekt zusam mengesetzt werden. Dies ist ein sehr aufwändiger Prozess, der viel Rechen leistung erfordert und erheblich länger dauert als die Nachbearbeitung der Daten bei der Sanger-Sequenzierung. Bei der Sanger-Sequenzierung können deutlich längere DNA-Stücke gemes sen werden, bis zu 1.000 fortlaufende Basenpaare. Dabei wird der gewünsch te DNA-Bereich vor der Analyse mittels spezieller Enzyme vervielfältigt. Auf diese Weise wird nur der Bereich ana lysiert, der von Interesse ist. Für die Wissenschaft ist die DNASequenzierung ein wichtiges Instru ment, um die genetischen Ursachen vieler Erkrankungen herauszufinden. »Wenn im Erbgut Veränderungen auf treten, kann das zahlreiche Einflüsse haben«, so Petersen. »Für uns ist wich tig zu verstehen, was der Austausch der ursprünglichen Base mit einer rotein anderen zur Folge hat. Ist ein P nicht mehr funktionstüchtig? Und wel chen Einfluss hat das eventuell auf eine Erkrankung wie Morbus Crohn?« Bei chronisch-entzündlichen Darmer krankungen wie Morbus Crohn ist das Immunsystem wesentlich an der Ent stehung der Erkrankung beteiligt. Bei den Genomanalysen sind daher neue Genvarianten interessant, die Verän derungen in Proteinen des Immunsys tems verursachen. Das Prinzip der NGS-Sequenzierung erläutert Dr. Georg Hemmrich-Stanisak vom IKMB: »Bei der Genomsequenzie rung wird die gesamte Erbinformation eines Menschen in einem Durchgang erfasst. Dabei werden alle Genomab schnitte gleichzeitig analysiert. Dafür bieten wir die vier Basen, aus denen die DNA aufgebaut ist, einzeln nachein Lebenswelten auseinandersetzen. »Sonst sind es eher zwei Bücher pro Jahr«, sagt Corinna Hölzl, wis senschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe. Aber manchmal fügt es sich, dass gleichzeitig relativ viele Doktorandinnen und Doktoranden dank zusätzlicher Unterstützung von Drittmittelgeberinnen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), aber auch über Stipendien oder Förderung des Bundes und der Europäischen Union ihre Disserta tionen verfassen und veröffentlichen. So hat sich Dominik Haubrich unter dem Titel »Sicher unsicher« mit der brasilianischen Mittelschicht befasst, die sich aufgrund der großen sozialen Ungleichheit im Land geschützt von Zäunen und Überwachungskameras in »Gated Communitys« abschottet. Über »Neoliberale Stadtentwicklung in Santiago de Chile« und die Planung städtebaulicher Megaprojekte schrieb Michael Lukas ein Buch, während sich Angelo Gilles (»Translokalität und Wissen«) Händlernetzen zwischen Afrika und China widmete. Frederick Massmann forschte und schrieb über »Hochwasser in Bangkok« sowie die Verwundbarkeiten und Handlungs strategien der thailändischen Haupt stadt, die immer wieder von teils verheerenden Überschwemmungen heimgesucht wird. Und schließlich ist auch Corinna Hölzl mit einem Buch über Städte und ihre Konflikte publi zistisch hervorgetreten. Der Titel: »Protestbewegungen und Stadtpolitik. Im Sequenzierlabor des Zentrums Molekulare Biowissenschaften der Uni Kiel stehen der zeit 14 (10 NGS-, 4 Sanger-) Sequenzierautomaten. An der Finanzierung der Geräte, die je nach Größe bis zu einer Million Euro kosten, war unter anderem der Exzellenzcluster Entzündungsforschung maßgeblich beteiligt. Foto: CAU verbreiteten Konsums von Grüntee und Sojaprodukten besonders reich an Catechinen und Isoflavonen und die Lebenserwartung in Japan ist überdurchschnittlich hoch. Zahlreiche andere wissenschaftliche Arbeiten weisen ebenso auf die gesundheits fördernden Effekte dieser Stoffe hin. Das Kieler Forschungsteam will nun in weiteren Studien untersuchen, ob sich seine Ergebnisse auch auf andere Orga nismen übertragen lassen. Dabei sollen bioaktive Lebensmittel-Inhaltsstoffe, Lebensmittel und Ernährungsmuster identifiziert werden, die zur Förderung der Gesundheit und der Lebensspanne beitragen können. Christian Urban ander an.« Bei jeder Anbindung einer Base entsteht ein Lichtsignal, welches mittels einer Kamera detektiert wird. Diesen Vorgang wiederholt man rund 150 Mal. Hemmrich-Stanisak: »So ent stehen quasi für jede Base eines DNAAbschnitts spezifische Lichtbilder. Die se legen wir in der richtigen Reihenfol ge übereinander und rechnen mit com putergestützten Methoden aus, wie die gesamte Abfolge der DNA-Bausteine in der Probe aussieht.« Dr. Tebke Böschen Genom Das Genom des Menschen beinhaltet etwa 30.000 Gene. Die vollständige Analyse dauert etwa zwei Wochen. Dabei entsteht eine Datenmenge von rund 80 Gigabyte und Kosten von zirka 3.000 Euro. Das Referenzgenom, mit dem Messungen verglichen werden, hat um die drei Milliarden Basenpaare. Wenn man das Genom eines Menschen analysiert, findet man etwa drei Millionen Unterschiede zum Referenzgenom. Diese Unterschiede werden als genetische Varianten bezeichnet, von denen nur wenige für die Entstehung von Krankheiten eine Rolle spielen. Das Referenzgenom fasst die genetischen Daten zahlreicher Menschen weltweit zusammen. tb Urbane Konflikte in Santiago de Chile und Buenos Aires«. Obwohl Europa, China und vor allem Lateinamerika Schwerpunkte der AG Stadt- und Bevölkerungsgeographie sind, befasst sie sich selbstverständ lich auch mit regionalen Themen. Derzeit entsteht beispielsweise eine Dissertation zum Hamburger Woh nungsmarkt mit besonderem Fokus auf der Situation von Studierenden. mag Veranstaltungen Veranstaltungen unizeit 86 70 | xxxxxxxx | seite x 09.04. ––06.04.2012 15.07.2016 12.02. 27.4. 1700 Mittwoch April 11.4. 1300 Montag Optimality-based Modelling of Phytoplankton Antrittsvorlesung Dr. Markus Pahlow Mathe matisch-Naturwissenschaftliche Fakultät 3 Kiel, Düsternbrooker Weg 20, GEOMAR Raum 075 12.4. 12 Dienstag 15 Festkolloquium zum 90igsten Geburtstag von Prof. E. O. SchulzDuBois | Prof. Ingo Rehberg, Bayreuth Sektion Physik 3 Kiel, Leibnizstraße 13, Max-PlanckHörsaal Raum 8 12.4. 1930 Dienstag Zum christlich-islamischen Dialog von Mohammed bis in die Gegen wart Vortrag | Prof. Klaus Kürzdörfer SHUG in Zusammen arbeit mit den Freunden des Kur parks Bad Malente 3 Bad Malente, Bahnhofstraße 4 a, Haus des Kurgastes 13.4. 1930 Mittwoch Afrika trifft Europa Auf geophysikalischer Spurensuche in den Alpen | Vortrag | Prof. Hans-Jürgen Götze SHUG 3 Kronshagen, Kopperpahler Allee 69, Bürger haus 13.4. 1930 Mittwoch Das Sonnensystem Unsere kosmische Heimat | Vortrag Prof. Sebastian Wolf SHUG 3 Rendsburg, Paradeplatz 11, Niederes Arsenal, Musiksaal der VHS 14.4. 1800 Donnerstag Thementag der Lehre Podiums diskussion | An diesem Tag soll das Thema »Anwesenheitspflicht in der Universität« zum Gegen stand eines konstruktiven Aus tausches zwischen Lehrenden, Studierenden, Verwaltung und Politik gemacht werden Präsidium und Allgemeiner Studier endenausschuss 3 Kiel, ChristianAlbrechts-Platz 2, Audimax, Frederik-Paulsen-Hörsaal 14.4. 1930 Donnerstag Schuppenflechte – was ist das? Vortrag | Prof. Ulrich Mrowietz SHUG 3 Altenholz, Allensteiner Weg 2–4, Ratssaal im Rathaus 14.4. 2000 Donnerstag Für Leib und Seele Lebensmittel mit gesundheitlichem Zusatz nutzen | Vortrag | Prof. Karin Schwarz SHUG 3 Eckernförde, Kieler Straße 10, Alte Bauschule 14.4. 2000 Donnerstag Ozean der Zukunft Das For schungsnetzwerk der Kieler Meereswissenschaften | Vortrag Prof. Martin Visbeck SHUG 3 Heikendorf, Dorfplatz 2, Ratssaal im Rathaus 18.4. 1930 Montag Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen | Vortrag | Prof. KarlHeinz Reinfandt SHUG 3 Kiel, Christian-Albrechts-Platz 2, Audimax, Hörsaal C 20.4. 2000 Mittwoch Warum gibt es so viele Arbeitslose? Vortrag | Prof. Uwe Jensen SHUG 3 Wagrien, Kuhtorstraße 5-7, TON & TEXT 21.4. 2000 Donnerstag Was macht eigentlich das Ozonloch? Vortrag | Prof. Mojib Latif SHUG 3 Trappenkamp, Goethestraße 1, VHS-Saal 22.4. 1400 Freitag Der Lungenkranke Patient – ready for takeoff? | Antrittsvorlesung im Rahmen des Habilitationsver fahrens | Dr. Anne-Marie KirstenRulf Medizinische Fakultät 3 Kiel, Schittenhelmstraße 7, Hörsaal Hautklinik 2. Hochhauslauf der Kieler Universität Sportveranstaltung 14 Stockwerke, 261 Stufen und rund 50 Höhenmeter wollen die Teilnehmenden beim Hochhaus lauf der Uni Kiel bezwingen. Los geht es um 17 Uhr mit Begrüßung und Einzelstarts, ab 19:15 Uhr stellen sich Zweier- und Viererteams der Herausforderung. Gegen 20:30 Uhr werden die Siegerinnen und Sieger gekürt. Interessierte sind herzlich eingeladen, die Läufer und Läuferinnen anzufeuern oder selbst teilzunehmen. Wer keinen Startplatz bekommen konnte, hat am Tag der Veranstaltung ab 16:30 Uhr noch die Chance auf freigewordene Plätze. Startgebühr 5 Euro/Einzel, 8 Euro/Zweierstaffel, 12 Euro/Viererstaffel Sportzen trum 3 Kiel, Christian-AlbrechtsPlatz 2, Universitätshochhaus www.uni-kiel.de/hochhauslauf 28.4. 1000 Donnerstag Girls‘ Day 2016 Mitmachaktion Institute der Technischen Fakul tät | weitere Infos und Anmeldung unter www.girls-day.de 28.4. 2000 Donnerstag Funktion und Ästhetik der Stützen römischer Marmorskulpturen Vortrag in der Antikensammlung Dr. Anna Anguissola, Erlangen Freunde der Antike e.V. 3 Kiel, Düsternbrooker Weg 1, Kunsthalle zu Kiel Mai 3.5. 19 Dienstag 30 Max Planck und die Welt der Quanten Vortrag | Prof. Michael Bonitz SHUG 3 Bordesholm, Lindenplatz 18, Haus der Kirche 3.5. 19 Dienstag 30 Globale Dimensionen der deutschen Geschichte Neue Perspek tiven in der geschichtswissenschaftlichen Neuzeitforschung Vortrag | Prof. Gabriele Lingelbach SHUG 3 Lütjenburg, Kieler Straße 30, Hoffmann-von-Fallers leben-Schulzentrum, Großer Hörsaal 6.5. 1615 Freitag Pubertät und Psyche: Wenn Eltern anfangen, schwierig zu werden Antrittsvorlesung im Rahmen des Habilitationsverfahrens Dr. Alexander Prehn-Kristensen Medizinische Fakultät 3 Kiel, Niemannsweg 147, Hörsaal ZIP (Haus 1 - Hauptgebäude) 11.5. 1930 Mittwoch Globale Dimensionen der deut schen Geschichte Neue Per spektiven in der geschichtswissenschaftlichen Neuzeitforschung wie 3.5. 11.5. 1930 Mittwoch Neuropädiatrische Sicht des Aufmerksamkeits-DefizitSyndroms Vortrag | Prof. Ulrich Stephani SHUG 3 Rendsburg, Paradeplatz 11, Niederes Arsenal, Musiksaal der VHS 12.5. 1930 Donnerstag Unsere Zecken und Milben als Erreger und Überträger verschiedener Erkrankungen bei Mensch und Tier Vortrag | Dr. Wolfgang Böckeler SHUG 3 Altenholz, Allensteiner Weg 2–4, Rathaus, Ratssaal 12.5. 1930 Donnerstag Wissenschaftliches Rechnen Wie kommt die Welt in den Computer? Vortrag | Prof. Steffen Börm SHUG 3 Kronshagen, Kopper pahler Allee 69, Bürgerhaus kieler uni live WISSENSCHAFT FÜR DIE GANZE FAMILIE Schon seit sechs Jahren gehört die kieler uni live zum festen Bestand teil der Kieler Woche und begeistert Wissenshungrige jeden Alters. Im 12.5. 2000 Donnerstag Der Raum des heutigen Schleswig-Holstein als Einwan derungsland in Antike und Mittel alter Vortrag | Prof. Oliver Auge SHUG 3 Eckernförde, Kieler Straße 10, Alte Bauschule 12.5. 2000 Donnerstag Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen | Vortrag | Prof. Albert Meier SHUG 3 Heikendorf, Dorfplatz 2, Rathaus, Ratssaal 19.5. 2000 Donnerstag Was geht mir an die Nieren? Nierenschädigungen vermeiden Vortrag | Prof. Thorsten Feldkamp SHUG 3 Trappenkamp, Goethestraße 1, VHS-Saal 19.5. 2000 Donnerstag Friedrich Schleiermachers Über setzung der Werke Platons Vor trag | Prof. Lutz Käppel Freunde der Antike e.V. 3 Kiel, Düstern brooker Weg 1, Kunsthalle zu Kiel, Antikensammlung 22.5. 10 Sonntag 00 Pathologie und Anatomie Aus stellung zum Internationalen Museumstag | Prof. B. Tillmann, S. Gundlach, Dr. Eva Jüttner Medizin- und Pharmazie historische Sammlung 3 Kiel, Brunswiker Straße 2, Medizin- und Pharmaziehistorische Sammlung 23.5. 19 Montag 30 Die Physik des Bumerangs Vor trag | Prof. Dietmar Block SHUG 3 Kiel, Christian-Albrechts-Platz 2, Audimax, Hörsaal C 25.5. 1800 Mittwoch Lügen – Theorie und Praxis Vor trag | Prof. Jörg Meibauer, Mainz Gesellschaft für deutsche Sprache und Germanistisches Seminar 3 Kiel, ChristianAlbrechts-Platz 2, Audimax, Hörsaal D 26.5. 2000 Donnerstag Kieler Tage für neue Musik 2016 chiffren. Festival (Konzerte, Vor träge, Lesungen) chiffren Forum für zeitgenössische Musik e.V. 3 Kiel, An der Halle 400 | bis 29.5., weitere Informationen unter www.chiffren.de/#festival Alle Veranstaltungen auch unter: www.uni-kiel.de/veranstaltungen 9.6. 2000 Donnerstag Urknall, Dunkle Energie, Dunkle Materie Vortrag | Prof. Sebastian Wolf SHUG 3 Heikendorf, Dorfplatz 2, Rathaus, Ratssaal 10.6. 1400 Freitag Finale der Software-Challenge Germany 2016 Institut für Informatik 3 Kiel, Mühlendamm 1, CITTI-PARK Kiel 12.6. 900 Sonntag Tag der offenen Tür im Botan ischen Garten Botanischer Garten 3 Kiel, Am Botanischen Garten 18, Gewächshaus 13.6. 1930 Montag Was verspricht die individualisierte Medizin? Vortrag | Prof. Ingolf Cascorbi SHUG 3 Kiel, ChristianAlbrechts-Platz 2, Audimax, Hörsaal C 16.6. 1930 Donnerstag Psychische Probleme des Alters Vortrag | Prof. Hubert Speidel SHUG 3 Bordesholm, Lindenplatz 18, Haus der Kirche 16.6. 1930 Donnerstag Wirtschaftspolitik immer noch ohne Kompass? Debatte über unsere kritischen Analysen Vortrag | Prof. Joachim Scheide, Dr. Alfred Boss und Prof. Stefan Kooths SHUG 3 Trappenkamp, Am Markt 3, Bürgerhaus 27.6. 1830 Montag Changes in a small Late Neolithic agricultural society under the influence of foreign cultures Vortrag | Per Borup, Dänemark Institut für Ur- und Frühge schichte 3 Kiel, Johanna-MestorfStraße 4, Johanna-Mestorf- Hörsaal Raum 28 28.6. 2000 Dienstag Semesterkonzert Christoph Willibald Glück: Ouvertüre zu »Iphigenie in Aulis«; Wolfgang Amadeus Mozart: Konzert für Flöte und Harfe; Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 4 G-Dur Kammerorchester der CAU 3 Kiel, Wall 74, Kieler Schloss, Großer Konzertsaal 29.6. 2000 Mittwoch Semesterkonzert wie 27.6. 10.7. 1700 Sonntag Semesterkonzert Johann Sebastian Bach: Magnificat; Wolfgang Amadeus Mozart: Messe in c-Moll | Lisa Schmalz & Clara Salecki (Sopran); Anne-Beke Sontag (Alt), Juluan Rohde (Tenor), Menno Koller (Bass) Studenten kantorei der CAU, Kieler Kammer orchester, Leitung: UMD Bernhard Emmer 3 Bordesholm, Wildhof straße 7, Klosterkirche Bordesholm 11.7. 1830 Montag Neue archäologische und historische Forschungen zur Hanse im Nordatlantik Vortrag | Dr. Natascha Mehler, Bremerhaven Institut für Ur- und Frühge schichte 3 Kiel, Johanna-MestorfStraße 4, Johanna-MestorfHörsaal R.28 11.7. 2000 Montag Semesterkonzert Johann Sebastian Bach: Magnificat; Wolfgang Amadeus Mozart: Messe in c-Moll | Lisa Schmalz & Clara Salecki (Sopran); Anne-Beke Sontag (Alt), Juluan Rohde (Tenor), Menno Koller (Bass) Studenten kantorei der CAU, Kieler Kammer orchester, Leitung: UMD Bernhard Emmer 3 Kiel, Alter Markt, St. Nikolai-Kirche 13.7. 19 Mittwoch 30 Wie kann Gott das zulassen? Das Theodizeeproblem und seine Lösungen | Vortrag | Prof. Hartmut Rosenau SHUG 3 Rendsburg, Paradeplatz 11, Niederes Arsenal, VHS, Musiksaal Äthiopien Christliches Mittelalter in Afrika I Vortrag | Prof. Günter Paulus Schiemenz SHUG 3 Eckernförde, Kieler Straße 10, Alte Bauschule 14.7. 2000 Donnerstag Neuropädiatrische Sicht des Aufmerksamkeits-DefizitSyndroms Vortrag | Prof. Ulrich Stephani SHUG 3 Heikendorf, Dorfplatz 2, Rathaus, Ratssaal – Veranstalter/Veranstalterin SHUG – Schleswig-Holsteinische Universitäts-Gesellschaft 30.5. 18 Montag Juni 1.6. 1930 Mittwoch Brauchen wir noch Wahlen? Oder warum an ihnen kein Weg vorbei führt | Vortrag | Prof. Manfred Hanisch SHUG 3 Neumünster, Gartenstraße 32, Kiek in 8.6. 1930 Mittwoch Sand im Getriebe: Warum Kali fornier Wüstensand mit Marmor bedecken | Vortrag | Prof. HansRudolf Bork SHUG 3 Krons hagen, Kopperpahler Allee 69, Bürgerhaus Egal, ob Sie einen Auslands aufenthalt planen oder sich für ein Austauschprogramm interessieren – hier finden Studierende, Studieninteressierte und Tutor innen oder Tutoren einige der zentralen Informationsveran staltungen. 13.4. 1700 Mittwoch ERASMUS-Informationsveranstaltung Antje Volland, Dr. Elisabeth Grunwald International Center der CAU 3 Kiel, Olshausenstraße 40, Norbert-Gansel-Hörsaal | Mit Anmeldung | auch am 29.6. 20.4. 1400 Mittwoch Informationsveranstaltung zum Studium und Praktikum im Ausland Antje Volland, Dr. Elisabeth Grunwald, Susan Brode International Center der CAU 3 Kiel, Westring 400, Seminarraum 02.05 Mit Anmeldung | auch am 18.5., 13.7. 11.5. 1400 Mittwoch 14.7. 2000 Donnerstag 30 Das Lübecker Gründungsviertel Vortrag | Dr. Dirk Rieger, Lübeck Institut für Ur- und Früh geschichte 3 Kiel, JohannaMestorf-Straße 4, JohannaMestorf-Hörsaal Raum 28 Uni für uni DAAD und PROMOS Bewerbungsseminar Dr. Elisabeth Grunwald International Center der CAU 3 Kiel, Westring 400, Seminarraum 02.05 Weitere Termine zu Studium und Prakika im Ausland, ERASMUS, DAAD unter: www.international.uni-kiel.de Impressum unizeit Nachrichten und Berichte aus der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Juli Theater im Sechseckbau 4.7. 2000 Montag Semesterkonzert Johannes Brahms: Doppelkonzert für Vio line, Violoncello und Orchester; Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 1 in c-Moll | Maximilian Lohse (Violine), NN (Cello) Collegium musicum der CAU, Leitung: UMD Bernhard Emmer 3 Kiel, Wall 74, Kieler Schloss, Großer Konzertsaal 5.7. 2000 Dienstag Semesterkonzert wie 4.7. 7.7. 930 Donnerstag bis 15.7. Auf bunten Flügeln durch den Kieler Sommer Schmetterlings schau | Ausstellung Botanischer Garten der Christian-AlbrechtsUniversität 3 Kiel, Am Botanischen Garten 18, Gewächshaus 8.6. 1930 Mittwoch Die Arktis Ein Lebensraum ver ändert sich | Vortrag | Prof. Manfred Bölter SHUG 3 Rends burg, Paradeplatz 11, Niederes Arsenal, VHS, Musiksaal 9.6. 1930 Donnerstag Lehrt uns die Evolutionsbiologie das gesunde Altern? Vortrag Prof. Thomas Bosch SHUG 3 Altenholz, Allensteiner Weg 2–4, Rathaus, Ratssaal Erscheint mit Unterstützung der Kieler Zeitung GmbH & Co. Offsetdruck KG als Beilage der Kieler Nachrichten 22.4. 2000 Freitag Studentenwerk SchleswigHolstein | Theatergruppe Ars Graeca | Weitere Termine: 29.4., 30.4. 3 Kiel, Westring 385, Sechseckbau des Studentenwerks Mit Eintritt »Der Drache« von Jewgeni Schwarz | Ein Dorf wird von einem Drachen terrorisiert. Dieser fordert von den Bewohnern regelmäßig hohe Abgaben und zusätzlich jedes Jahr eine Jungfrau. Diesmal ist die junge Elsa vorgesehen. Der durchreisende Drachentöter Lanzelot, der sich in Elsa verliebt hat, möchte den Kampf gegen den Echserich wagen. Doch die Bewohner des Dorfes stehen nicht, wie zu erwarten, hinter dem tollkühnen Plan des tapferen Lanzelot, hat man sich doch längst mit dem Drachen abgefunden. Gerade der Bürgermeister und sein Sohn zeigen wenig Interesse an Veränderungen. Lanzelot jedoch lässt sich nicht aufhalten und zieht in den Kampf. Wird es ihm gelingen, den Drachen zu töten? Und wenn ja: Wie wird das Dorf auf die Befreiung reagieren? Herausgeberin: Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel, Präsidium, ChristianAlbrechts-Platz 4, 24118 Kiel Redaktionsleitung: Dr. Boris Pawlowski (paw), Claudia Eulitz (cle) Redaktion: Kerstin Nees (ne) Redaktionsassistenz: Raissa Nickel (isi) Texte: Tebke Böschen (tb), Claudia Eulitz (cle), Martin Geist (mag), Jirka Niklas Menke (jnm), Kerstin Nees (ne), Raissa Nickel (isi), Denis Schimmelpfennig (ds), Christian Urban (cu) Fotos: Seite 1 unten (Martin Gerth), Seite 4 oben (KiNSIS), Seite 5 unten (Thinkstock), Seite 6/7 (CAU), Seite 9 Porträts Both, Hentschel Humeida, Synowitz (privat), Maass (UKSH), Rossnagel (Haacks) Gestaltung und Produktion: pur.pur GmbH Visuelle Kommunikation Druck: Kieler Zeitung GmbH & Co. Kontakt: Tel. 0431/880-2104 E-Mail: [email protected], www.uni-kiel.de/unizeit Die Beiträge geben nicht grundsätzlich die Meinung der Herausgeberin oder der Redaktion wieder. Alle Termin- und Ortsangaben ohne Gewähr Die nächste unizeit erscheint am 16.7.2016. Ausstellungszelt und im »Hörsaal« an der Kiellinie kann die ganze Vielfalt der CAU erlebt werden. Auch in diesem Sommer können sich Besu cherinnen und Besucher auf eine erkenntnisreiche, unterhaltsame und sportliche kieler uni live freuen. Eröffnet wird die neuntägige Veran staltung am 18. Juni um 11:45 Uhr und startet von Samstag bis Samstag jeweils um 12 Uhr mit einem Blitz sprachkurs quer durch Europa bis Russland. In den Vorträgen geht es unter anderem um Korruption, Volkskrankheiten, Prostitution im Mittelalter oder die Evolution vom Ein- zum Vielzeller. Der Informatik student Jonas Lutz berichtet über das Lichtkunstprojekt »Lighthouse«, das das Unihochhaus zum Leuchten bringt. Bei den »Uni macht fit«-Kursen können sich Zuschauerinnen und Zuschauer gerne auch aktiv beteiligen und verschiedenen Sportarten für sich entdecken. Auch zwei Vorträge für Kinder werden wieder dabei sein und die Heranwachsenden in die Welt von Herkules und auf den Mars ent führen. Humorvoll und verständlich stellen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschungs bereiche bei den Science Shows vor. Der letzte Sonntag der kieler uni live beginnt um 12 Uhr mit einem Gottes dienst von Professor Andreas Müller. Den Abschlussvortrag gibt Professor Wolfgang J. Duschl als der Gewinner der »Night of the Profs« 2015 mit seinem Vortrag »schneller – höher – weiter: Rekorde im Weltall«. Auch im Ausstellungszelt erwartet die Gäste ein breites Spektrum von Wissen schaft an der CAU, bei dem es viel zu entdecken und anzufassen gibt. isi Die Zelte der kieler uni live sind während der Kieler Woche auf der Kiellinie am Ruder zentrum der CAU, Höhe Seeburg, zu finden: ab Samstag, dem 18. Juni, täglich von 12 bis 18 Uhr. Der Besuch ist kostenfrei. www.uni-kiel.de/live Besuchen Sie die »unizeit« auch online oder abonnieren Sie kostenlos unter www.uni-kiel.de/unizeit Alle Veranstaltungen auch unter www.uni-kiel.de/veranstaltungen Universitätsgottesdienste 1030 sonntags 3 Kiel, Westring 385, Universitätskirche Dunkelfeld Korruption Toxisches Umfeld 1800 montags Ringvorlesung »Sozialwissenschaftliche Korruptionsforschung und Korruptions bekämpfung« Institut für Sozialwissenschaften, Fach Soziologie 3 Kiel, Olshausenstraße 40, Norbert-Gansel-Hörsaal 1615 mittwochs Ringvorlesung 11.4. Was bezahlst Du mir, damit ich unbestechlich bleibe? Einführung: Was ist Korruption? Prof. Peter Graeff 30.5. Korruption im Sport und die Rolle verzögerter Zahlungen Prof. Wolfgang Maennig, Hamburg dienst mit Abendmahl Staatssekretär Rolf Fischer rupt. Politikwissenschaftliche Erklärungen für Korruption Dr. Sebastian Wolf, Konstanz 6.6. Schmieren, Tricksen, Manipulieren: Zur Erklärung von Korruption bei Managern, Bankern und Ärzten | Prof. Markus Pohlmann, Heidelberg 24.4. Prof. Siegfried Oechsle 25.4. Warum (nicht) korrupt: Hat 13.6. Ohne Strafrecht kein 17.4. Semesterschlussgottes- 18.4. Die sind doch eh alle kor- 1.5. Gottesdienst mit Abendmahl Prof. Hartmut Rosenau jeder Mensch seinen Preis? Die Psychologie der Korruption Prof. Tanja Rabl, Kaiserslautern 8.5. OKR Mathias Lenz 2.5. Ein stumpfes Schwert? 15.5. Pfingstgottesdienst Prof. Reiner Preull Gesetzliche Regelungen zur erfolgung korrupter Vorgänge V Dr. Holger Niehaus, Karlsruhe Pohl-Patalong 9.5. »Bei uns eine Aufmerk samkeit, bei Euch Korruption«: Korruptionswahrnehmung und Globalisierung | Prof. Hartmut Schweitzer, Bonn 5.6. Gottesdienst mit Abendmahl 23.5. Guter Rat ist teuer. 22.5. Erzbischof Mor Dr. Hanna Aydin, Delmenhorst 29.5. Antonia Lüdtke / Prof. Uta ESG / Pastorin Regine Paschmann 12.6. Prof. Traugott Roser, Münster angelnde organisationale M Integrität und die Verleitung der Beschäftigten zu Straftaten Prof. Carsten Stark, Hof Problem. Kriminologisch-krimi nalistische Perspektiven auf Korruption | Dr. Stefanie Thiel, Zittau 20.6. Auf allen Augen blind?! Aus der Praxis eines CompliancePrüfers | Dr. Antonia Stessl, München Woche Prof. Thomas Sternberg, Münster 3 Kiellinie, Unizelt am Ruderzentrum 3.7. Gottesdienst mit Abendmahl Prof. Andreas Müller 10.7. Prof. Markus Saur »Typisch Soziologie!?« Sozial wissenschaften und Berufspraxis Institut für Sozialwissen schaften, Fachbereich Soziologie 3 Kiel, Olshausenstraße 40, Norbert-Gansel-Hörsaal 14.4. Einführung und Berufsfeld »Benachteiligtenförderung« Bea Schubmehl, Eckernförde 21.4. Berufsfeld »Unter nehmensberatung« Bernd Vonhoff, Hamburg der zivilgesellschaftlichen Korruptionsbekämpfung Prof. Jürgen Marten, Berlin 1800 dienstags Ringvorlesung Sprachmischung – Mischsprachen: Vom Nutzen und Nachteil gegenseitiger Sprachbeeinflussung Institut für klassische Altertumskunde, Germanistisches Seminar 3 Kiel, Olshausenstraße 75, Hans-HeinrichDriftmann Hörsaal 19.4. Sprachmischung: Prozesse 22.6. Nachweis von PAK in Räucherfisch aus SchleswigHolstein Daniel Appel 29.6. Über Risiken und Neben wirkungen von Nahrungs ergänzungsmitteln Dr. Christiane Aschmann 6.7. Herstellungsbedingungen für 1300 mittwochs 30 Minuten Musik im Bach-Saal UMD Bernhard Emmer 3 Kiel, Rudolf-Höber-Straße 3, Bach-Saal Raum 1 13.4. Orgel pur I UMD Bernhard Emmer 20.4. WORTBILDTON: Limericks, Bildericks & Strucktimes Michael Struck, Dieter Stolte, Anna Theresa Struck-Berghäuser Textilien und Schuhe im Ausland Wie Greenpeace die Produktion weltweit beeinflusst Dr. Helmut Krause, Hamburg 27.4. Streichsextett Musiker des Philharmonischen Orchesters der Stadt Kiel 13.7. Aktuelles Thema 4.5. Gitarre solo Anika Hutschenreuther, Kassel Dr. Hermann Kruse 11.5. Flöte & Klavier Femke van Leuven & Whitney Reader, Belgien, Amerika 1900 dienstags Ringvorlesung Mit Forscherdrang und Abenteuerlust Historisches Seminar, Abtei lung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt Schleswig-Holstein 3 Kiel, Wall 47/51, Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek 26.4. »...immer im Forschen dialekt Prof. Jarich Hoekstra bleiben...« Kieler Forscher und Forscherinnen als Entdecker der Welt | Prof. Oliver Auge und Martin Göllnitz 14.6. Caseus und Schinckus die 3.5. London, Paris, Kiel. Der 7.6. Das Föhrer Platt als Misch sches Sprachgemisch Dr. Viola Wilcken 3.5. Patterns of distribution of the world‘s languages: focus on South America Prof. Pieter Muysken, Niederlande 21.6. The strange phenomenon of anglo-saxon linguistic purism Prof. Geoffrey Pullum, Großbritannien Behn: Eine Weltumsegelung im Dienste der Zoologie Prof. Martin Krieger 10.5. Ist Englisch noch germa- 28.6. Sowjetisch vs. Russisch: nisch? Prof. Lieselotte Anderwald 17.5. Mehrsprachige Praktiken von Jugendlichen im Internet Prof. Elin Fredsted, Flensburg 24.5. Mehr als nur »Kunst«- Sprachen. Wie die Mischsprachen »Spanglish« und »Portuñol« verwendet werden Prof. Elmar Eggert 31.5. Sprachmischung als Norm: das dunkle Schwedische im Mittelalter | Prof. Steffen Höder 10.5. Wilhelm Friedrich Georg Zur satirischen Auseinander setzung mit künstlichem Sprach material | Prof. Michael Düring 17.5. Vielleicht sogar eventuell Karthum und später Sinai: Carl Heinrich Beckers Orientreise 1900-1902 | Dr. Ulf Morgenstern, Friedrichsruh 5.7. Neue Sprachen in der Neuen Welt. Spanisch für Indianer, Indianisch für Spanier | Prof. Harald Thun 26.5. In´s Wasser geworfenes Geld? Die Planktonexpedition von 1889 in der öffentlichen Wahrnehmung | Lisa Kragh 12.7. Neuigkeiten aus der Provinz: Was uns das Hochland Ostindiens über die linguistische Vorgeschichte des Subkontinents verraten kann Prof. John Peterson 31.5. Unserer Stadt und unserem Lande zur Zierde und zum Ruhme Die kononialen Anfänge des Kieler Völkerkundemuseums Tobias Delfs 7.6. Kieler Ur- und Frühge schichtler zwischen Kunstraub und wissenschaftlicher Expedition Prof. Ulrich Müller 14.6. Das Reizvolle liegt in den Ergebnissen Karl Gripps fast vergessene Arktis-Expeditionen in den 1920er Jahren | Knut Kollex 21.6. Katesa Schlosser Völker kunde als Wissenschaft vom Fremden Prof. Silke Göttsch-Elten 28.6. Das Zoologische Museum der CAU und seine Sammlungen: Ein Fenster in die Entdeckungs geschichte der Meere Dr. Dirk Brandis 5.7. Archäologische Forschung in zwei Krisenländern: Bosnien und die Ukraine Prof. Johannes Müller »Albert Einstein – Leben und Werk« ITAP und IEAP 3 Kiel, ChristianAlbrechts-Platz 2, Audimax, Hörsaal A 26.5. Berufsfeld »Flüchtlings 12.04. Einsteins Leben Dr. S. Harm Laserphysik Prof. Dr. M. Bauer 2.6. Berufsfeld »Bildungs 19.04. Grundlagen I: Spezielle 14.06. Fantastische Lichtquellen: forschung« Sabine Weber und Cornelia Kutter, Hamburg Relativitätstheorie Dr. S. Harm 9.6. Berufsfeld »Lobbyarbeit« Relativitätstheorie Dr. S. Harm 26.04. Grundlagen II: Allgemeine 03.05. Schwarze Löcher Prof. Dr. W.J. Duschl 10.05. Gravitationswellen- 07.06. Einsteins Beiträge zur Speicherringe und Röntgenlaser Prof. Dr. K. Roßnagel 21.06. Einstein in Kiel – Kreisel kompass und Segeln Prof. Dr. U. Jenisch 28.06. Von der Allgemeinen 23.6. Berufsfeld »Jugendhilfe« Markus Engelmann Astronomie – so klingt die dunkle Seite des Universums Dr. B. Knispel Relativitätstheorie zur Quanten gravitation: der Urknall in der Quantenkosmologie Prof. Dr. K. Giesel 30.6. Berufsfeld »Tätigkeitsfeld: evangelische Kirche« Monika Neht 17.05. Mathematische Modelle für Gravitationslinsen Prof. Dr. W. Bergweiler 05.07. Die Brownsche Bewegung – von Einstein bis zur Börse Prof. Dr. J. Kallsen 7.7. Berufsfeld »Presse- und Öffentlichkeitsarbeit« Annette Wiese-Krukowska und Dr. Boris Pawlowski 24.05. Navigation mit Uhren im Orbit Dr. M. Boehme 12.07. Ausblick: aktueller Stand in der Kosmologie Prof. Dr. W.J. Duschl 31.05. Vom Photoeffekt über den Nobelpreis zur aktuellen Materialforschung Prof. Dr. K. Roßnagel Schleswig-Holstein und Asien: Kulturelle Wahrnehmung, Handel und Politik seit dem frühen Mittelalter Historisches Seminar und Seminar für Orientalistik 3 Kiel, Christian-Albrechts-Platz 2, Audimax, Hörsaal B 20.4. Orientalische Erfahrungen und europäisches Wissen vom 17. zum 18. Jahrhundert: Adam Olearius und Carsten Niebuhr Prof. Michael Harbsmeier, Dänemark 27.4. Zwischen Ahrensburg, Kopenhagen und Tranquebar: Die Schimmelmanns und der dänische Asienhandel | Prof. Martin Krieger 4.5. Schleswig und Mecklenburg als Ferner Norden des Kalifats von Córdoba (ca. 960) Prof. Lutz Richter-Bernburg, Tübingen 11.5. The Peace of Kiel 1814: The end of the North as an actor in international politics | Prof. Thorkild Kjærgaard, Dänemark 25.5. »nie wird mich jemand betrunken gesehen haben« Ein Missionar aus Holstein und die Geschichte seines Scheiterns in Ostindien um 1800 | Tobias Delfs 1.6. Orgel pur III Kerstin Petersen, Hamburg 8.6. Orgel pur IV Roberto Mucci, Italien 15.6. Klavier solo Sofja Gülbadamova, Frankreich 22.6. Cello & Klavier Tido Janssen & Stacy Kwak, USA 29.6. Polyblock Leitung: Susanne Lorenz-Sprenger 6.7. Flötenquartett 13.7. Jazz Vera v. Reibnitz & Jens Tolksdorf Terror beforschen Die Bekämpfung des Terrorismus mit Mitteln des Völker- und Europarechts WaltherSchücking-Institut für Inter nationales Recht 3 Kiel, ChristianAlbrechts-Platz 2, Audimax, Hörsaal K 1800 mittwochs Ringvorlesung demokratie« Henning von Bargen, Berlin 25.5. Violine & Klavier Anne Greuner, Hamburg 1800 donnerstags Ringvorlesung Moin Asien! 19.5. Berufsfeld »Geschlechter wirtschaft« Egbert Rühl, Hamburg hersage toxischer Wirkungen: Die Seurat-1 »Educational Tour« Prof Michael Schwarz, Tübingen vielgereiste Professor der Natur geschichte und Ökonomie Johann Christian Fabricius (1745-1808) Dr. Dominik Hünniger, Göttingen 1800 dienstags Ringvorlesung 14.7. Berufsfeld »Kreativ 11.5. Tierversuchsfreie Vor machen optime trinkus. Die sogenannte Makkaronische Dichtung, eine Sprachmischung aus Latein und Volkssprache Prof. Thorsten Burkard Einstein als Segler 16.6. Berufsfeld »Filmverleih« Britta Wilkening-Barnsteiner, Ascheffel 4.5. Untersuchung von Zu sammenhängen zwischen Fisch krankheiten und Belastungen der Ostsee und versenkter Munition Dr. Thomas Lang, Braunschweig 4.7. Die unerwartete Macht Sprachencocktail 12.5. Berufsfeld »Statistik« Dr. Andreas Techen, Hamburg Bastian Roet, Berlin 15.6. Toxikologie und Aller gologie von Gummiartikeln Handschuhe, Babysauger und Kondome | Prof. Ehrhardt Proksch 1.6. Das Landeslabor Schleswig- Holstein: Zentrum für Dienst leistungen im Verbraucher- und Umweltschutz Katrin Lütjen, Neumünster 28.4. Berufsfeld »Markt- und Standortforschung« Andreas Rieper, Hamburg hilfe« Andrea Dallek 20.4. Ernährung und kognitive Funktion Dr. Jan Philipp Schuchardt, Hannover Dr. Kristina Lehnert, Hannover und Dr. Uwe Piatkowski Um die Welt mit Kieler Forschern 26.4. Missingsch – ein norddeut- 1800 donnerstags Ringvorlesung 8.6. Thema über Pottwale 18.5. Orgel pur II Michael Mages im Spannungsfeld zwischen »Kontaktkreativität« und »Kontaktkarambolage« Prof. Csaba Földes, Erfurt Berufsbilder für Soziologinnen und Soziologen 13.4. Crystal Meth: Verwendung, Wirkung & gesundheitliche Gefahren Prof. Edmund Maser 25.5. Ursachen für Demenz Welche Bedeutung haben Ernährung und Umwelt Prof. Josef Aldenhoff, Hamburg 19.6. Bischof Elof Westergaard, Ribe / Pastorin Annie Lander Laszig 26.6. Gottesdienst zur Kieler Ausgewählte Kapitel der Toxikologie und Umweltmedizin Institut für Toxikologie und Pharmakologie für Naturwissenschaftler 3 Kiel, Hegewischstraße 2, Hörsaal Augenklinik (direkter Zugang von außen, rechts neben dem Haupteingang) 27.6. Unbestechlichkeit ist ein Luxus, den ich mir teuer bezahlen lasse. Korruptionsbekämpfung in der Strafverfolgungspraxis Dr. Henning Hadeler Mittagskonzert 1.6. China Prof. Angelika Messner 8.6. Das »Land der Horizonte« und »das große Land der Zivilisation im Stillen Ozean«: Lorenz von Stein und Japan Dr. Jan Schlürmann 15.6. Ein Streifzug durch vier Jahrhunderte schleswig-holsteinischer Kontakte mit Japan Dr. Peter Janocha 22.6. Zwischen Kiel und Melbourne: Ferdinand von Mueller und die »Indian Ocean World« in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Dr. Ulrike Kirchberger, Kassel 29.6. Schifffahrt und Handel in Ostasien: Die Firma Jebsen & Co. in Hongkong 1895-1945 Prof. Bert Becker, Hong Kong 6.7. Die Beziehungen zwischen dem islamischen Kalifat und Südskandinavien im frühen Mittelalter (8.-11. Jh. n. Chr.) Dr. Volker Hilberg, Schleswig 28.4. Maßnahmen der EU zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus Prof. Kirsten Schmalenbach, Österreich 19.5. Terrorismus als völkerstrafrechtliches Verbrechen Prof. Mark A. Zöller, Trier 9.6. Die Bekämpfung von Al Qaida, dem Islamischen Staat und Boko Haram Dr. John Beuren, Hamburg 14.7. Internationale und europäische strafrechtliche Zusammen arbeit im Bereich der Terroris musbekämpfung Prof. Robert Esser, Passau unizeit 86 | news + stories | page 8 09.04. 2016 The search for empty cages Good connections abroad The Cluster of Excellence “The Future Ocean” relies on long-term relations with its alumni and is systematically building up a researcher network of scientists who go on to work abroad after their time in Kiel. Antimatter matters: Tönjes Koschine and Klaus Rätzke proved that there are holes in the liquid. Photo: Reinhard Krause-Rehberg Irish scientists claim that they have created holes in liquid, like holes in Swiss cheese. By shooting antimatter at it, researchers from Kiel have confirmed the discovery of the world‘s first permanently porous liquid. Liquids do not actually have large stable holes or pores in them. As all the molecules in liquids are moving around, pores constantly appear and disappear again. By con trast, porous solids like zeolites and metal organic frameworks (MOF) have been used in industry for chemical processes such as catalysis and gas separation for some time now. These fixed structures have permanent pores of equal size that can store waste pro ducts such as methane. Problems arise time and again, however, if they are to be inserted into existing chemical equipment. Such obstacles would be overcome by porous liquids that act as filters: for example, liquids could easily be pumped through pipes to absorb gas and then be pumped out again. order to characterise their storage and adhesion qualities. aterial, To find defects in new liquid m PhD student Tönjes Koschine shot positrons, i.e. antimatter, at a sample of the porous liquid. Positrons annihilate immediately on contact with electrons. “If there are holes in the liquid, this is where there are no electrons, and so the positrons ‘live’ longer there. That is what we measured”, explained Koschine. The researchers are able to draw conclusions about the size of the pores based on the length of the positrons’ lifetime. “Positrons live around 10 times longer in the holes than if they come into direct contact with electrons, that is a total of two nanoseconds”, said doctoral degree supervisor Rätzke. A nanosecond is equivalent to a billionth of a second. The empty spaces in the cages are therefore around half a nanometre in size, which is the size of two to three atoms. The Kiel-based scientists have thus confirmed the results of simula tions carried out within this interna tional research partnership and made an important contribution towards the development and characterisation of new materials. The results were publi shed in the renowned journal Nature. Denis Schimmelpfennig “If there are holes in the liquid, this is where there are no electrons, and so the positrons ’live‘ longer there.“ The researchers are now very close to using their new class of material for this purpose. The material is made up of cage molecules that are dissolved in a crown ether solution. In order to make the cages soluble, the scientists built six crown ether molecule groups into each corner of the cages. In this way, despite the high concentration of cages, they produced a liquid sub stance at room temperature. As clear and runny as honey, the unique chemical product looks quite nondescript. To find out whether the cages in the liquid really are empty was the task of a team of experts from Kiel University led by Professor Klaus Rätzke at the research group for Multi component Materials under Professor Franz Faupel. Using what is known as positron annihilation lifetime spectros copy – a method mastered by only a handful of research groups world wide – they also revealed the size of the holes through their experiments. The Kiel-based researchers have spent ten years developing the technique and normally use it to characterise metals and polymers. For them, empty spaces, what are known as defects in the regular crystalline structure, are crucial for certain characteristics of the material. “We look at where atoms are missing in a metal and how large the holes are”, said Professor Klaus Rätzke. For instance, the researchers have also studied two-component adhesives in More than 200 scientists from various disciplines and numerous countries are currently working on research within the Cluster of Excel lence “The Future Ocean”. However, everyone who has spent even just a part of their scientific career in Kiel and now works elsewhere in the world has a link to Kiel’s marine sciences, too. In order to maintain scientific exchange with them, the Future Ocean Cluster is systematically building up a researcher alumni network. Since 2013, funding of nearly 200,000 Euros has been attained for this purpose from the Humboldt Foundation and the German Academic Exchange Ser vice (DAAD). Among other things, the funding enabled a researcher alumni conference to be held in the USA in autumn 2015 and a researcher alumni database to be set up. Around 250 marine scientists are already recorded in the database. Other activities for and with former members of the cluster are planned for this year and next. “An active alumni network is beneficial to both university and alumni”, said Dr Nancy Smith, who is coordinating the researcher alumni work together with Dr Gesche Braker. “Alumni are the best ambassadors for universities and they form a valuable link to inter national research associations. For alumni, meanwhile, the network can be a great help to their career”, accor ding to Smith. It is sometimes not easy to find advisers for new research pro jects. “But if we know people and they have a link to us, then they are more willing to support us”, said Smith, who also supervises cooperation with international partners in the cluster. Often the alumni also act as an adver tisement for Kiel and the research work of the cluster. For example, shortly after starting his new job in India, postdoc Arvind Singh was asked to give a talk on Kiel’s marine sciences and provide information on pathways to research in Germany. Gesche Bra ker, coordinator of the Future Ocean postdoc network: “Arvind was alrea dy closely involved in our network. His experiences here were so positive that he is happy to communicate the opportunities available for research and funding in Kiel to others. This is a perfect example of how the network can work and it is great.” The network coordinators describe the researcher alumni conference in New York, USA, in autumn 2015 as a great success. The cluster’s local coopera tion partner was the Earth Institute at Colombia University. Good links were established with this institute through Kiel’s alumni, too. “The confe rence was a success because the need for further cooperation with and bet ween alumni was made apparent even within the framework of this first con ference”, said Braker. And of course, contact with Columbia, one of the USA‘s elite universities, will enhance the Future Ocean Cluster. It is also clear, however, that Kiel’s former and current scientists will not just get together by themselves. This requires personal contact and people like Gesche Braker and Nancy Smith to maintain the network. “We are also trying to offer additional benefits to Kiel’s former researchers, for exam ple, by providing them with targeted information or inviting them to events relevant to their specialist fields. A personal link is therefore very impor tant”, said Braker. And this link should be established while the scientists are still in Kiel. “As soon as we notice that a postdoc plans to move away, we work with him or her to establish ways of keeping in touch and maintaining that link.” People who left the cluster a long time ago can also get involved again. The Future Ocean is present at the larger specialist conferences on ocean research with its own booth. And this attracts scientists with a link to Kiel, too. As Nancy Smith reported, “One year we got to know ten new alumni thanks to our stand at a large conference in San Francisco. And they are now involved in the network, too.” Kerstin Nees CAU alumni are well connected A liquid filter could store waste like methane in its pores. Photo: Stuart James, Queen ’s University Belfast Networks, knowledge trans fer and lifelong learning are important pillars of further professional educa tion and personal development. Kiel University supports its former studen ts, researchers and employees in this respect with a wide range of services and business networks. CAU alumni can use these services to network with former university friends in the Alumni Portal. A blog and the photo gallery keep readers up to date with what is happening at Kiel University. When you register for the first time there is also a voucher for the CAU-Web-Shop. The portal offers an exclusive job por tal too, free of charge, for personal job searches. Companies can place their own job offers there as well. In addi tion to this, new graduates from Kiel University have the opportunity to take part in inexpensive career coaching sessions and seminars. In the new “Ausflügeln” excursion pro gramme, scholarship recipients and their sponsors are networked with one another. Together they go behind the scenes of companies, organisations, museums and foundations and bene fit from the know-how and personal conversations with experienced pro fessionals. As of now, Kiel University’s alumni have the exclusive opportunity to take part in this programme. The CAU Group on XING offers all Kiel University‘s current, former and future students, teachers, employees, friends and supporters a business platform for networking and exchanging ideas. The group members are regularly kept informed about events and themes on career-relevant topics. LinkedIn keeps CAU followers up to date on alumni offers, special events and news from the Alma Mater. isi www.alumni.uni-kiel.de/portal/registration www.xing.to/kieluni www.uni-kiel.de/linkedin unizeit 86 | personen + projekte | seite 9 09.04. 2016 Entzündungen sichtbar machen Nützliches Miteinander im Meer Gynäkologie und Geburtshilfe Elektronische Strukturen in Festkörpern Operation am Gehirn »Mein Forschungsgebiet sind entzündliche Systemerkran kungen vor allem der Gefäße und der inneren Organe. Diese beeinträchtigen die Betroffenen oft erheblich und kön nen lebensbedrohliche Verläufe anneh men. Schwerpunkt meiner Forschung ist die Weiterentwicklung bildgebender Methoden wie der Magnetresonanzto mographie und der Computertomo graphie, mit denen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises an Blut gefäßen, Darm, Lunge und Gelenken UTE HENTSCHEL HUMEIDA »Mein For schungsschwerpunkt sind symbio tische Lebensgemeinschaften. Spezi ell interessiert mich die Interaktion von marinen Schwämmen und ihren mikrobiellen Symbionten. SchwammMikrobiome zählen zu den komple xesten mikrobiellen Konsortien über haupt. Einige Tausend verschiedene NICOLAI MAASS »Auch wenn die Therapie KAI ROSSNAGEL »Die unerschöpfliche Vielfalt an spektakulären atomaren Strukturen und Phänomenen, die die ›Taschenuniversen‹ in Festkörpern her vorbringen, fasziniert mich nachhaltig. Besonders spannend sind sogenannte MICHAEL SYNOWITZ »Als Neurochirurg nehme ich mit der Operation am Gehirn auch Einfluss auf die Hirnfunktionen. Dies so gering wie möglich zu hal ten und mit dem Einsatz modernster Hilfsmittel im Operationssaal stetig zu verbessern, ist die besondere Heraus forderung meines Fachgebietes. Dabei setze ich auch auf die interdiszipli näre Zusammenarbeit. So ist in vielen MARCUS BOTH diagnostiziert werden können. Ziel ist insbesondere, die entzündliche Akti vität noch frühzeitiger zu entdecken, um so Folgeschäden am Gewebe ver hindern zu können. Wissenschaft lich besonders interessant sind neue Verfahren, die auf Fluoreszenz basie ren und eine hohe Empfindlichkeit für krankhafte Stoffwechselprozesse haben.« Marcus Both, 45 Jahre, geboren in Kiel. Seit April 2015 Professor für Radiologie mit dem Schwerpunkt Viszerale Bildgebung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, stellvertretender Direktor der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie. Zuvor Privatdozent am UKSH Kiel. 2002 Promotion, 2011 Habilitation an der Universität Kiel. Arten beherbergen die Schwamm tiere. Entsprechend vielfältig ist deren Stoffwechsel und chemische Zusam mensetzung. Dies ist nicht nur für die marine Ökologie von Bedeutung, sondern erweckt auch das Interesse der pharmazeutischen Industrie. Unse re Forschung zielt darauf ab, Physi ologie, Stoffwechsel und molekulare Mechanismen der Interaktion besser zu verstehen. Hierfür kombinieren wir moderne molekularbiologische Metho den, In-vivo-Experimente sowie Frei landarbeiten.« Ute Hentschel Humeida, 49 Jahre, geboren in Wolfsburg. Seit Juli 2015 Professorin für Marine Mikrobiologie an der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel, tätig am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Zuvor Professorin an der Universität Würzburg. 1994 Promotion (PhD) an der Scripps Institution of Oceanography, University of California, San Diego, USA, 2004 Habilitation an der Universität Würzburg. von Brustkrebs und anderen Krebser krankungen der Frau sowie die mini malinvasive Chirurgie und die Endo skopie meine klinischen Schwerpunkte sind, liegt mir die Geburtshilfe sehr am Herzen. Die wunderbaren Erfah rungen der Geburt – nicht nur meiner eigenen fünf Kinder – gehören zum Arbeitsfeld des Gynäkologen einfach dazu. In der Forschung interessiere ich mich unter anderem für die Cha rakterisierung von Krebsgeschwulsten anhand molekularer Merkmale und die zielgerichtete Therapie von Brustund Eierstockkrebs. Bei der operativen Behandlung möchte ich einen Fokus auf die minimalinvasive Chirurgie inklusive Roboterunterstützung bei gynäkologischen Erkrankungen legen. Der Schwerpunkt Mammakarzinom, mit besonderer Expertise für familiären Brust- und Eierstockkrebs, soll ausge baut werden.« Nicolai Maass, 50 Jahre, geboren in Hamburg. Seit April 2015 Professor für Gynäkologie und Geburtshilfe an der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel, Leiter der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Zuvor Professor und Direktor der Universitäts-Frauenklinik, RWTH Aachen. 1993 Promotion an der Universität Hamburg, 2002 Habilitation an der Universität Kiel. Phasenübergänge. Beispielsweise kön nen bestimmte Metalle beim Abküh len ihren elektrischen Widerstand komplett verlieren. Diese und andere Materialeigenschaften erforsche ich anhand des Verhaltens der Elektronen auf atomarer Ebene. Den Tanz der Elek tronen direkt zu filmen, gelingt meiner Arbeitsgruppe mit Messmethoden, die das weltweit hellste Röntgenlicht am DESY in Hamburg nutzen. Die Ergeb nisse ermöglichen vielleicht kleinere und schnellere Prozessoren und Daten speicher.« Kai Rossnagel, 44 Jahre, geboren in Kiel. Seit April 2015 Professor für Experimentelle und Angewandte Physik an der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel. Zuvor Privatdozent und Hochschulassistent an der CAU. 2001 Promotion, 2009 Habilitation an der Universität Kiel. Seit 2013 Gastwissenschaftler am SPring-8-Forschungszentrum in Japan. Situationen die Frage nach Alternativoder Zusatzbehandlung durch andere Fachrichtungen zu beantworten. Die ses Potenzial wollen wir in unserem Bereich voll ausschöpfen und damit die Ergebnisse in der Hirntumorchirurgie verbessern. Schwerpunkt meiner For schungsarbeiten ist die Biologie von Hirntumoren. Damit möchte ich zur Entwicklung neuer Behandlungsstra tegien beitragen.« Michael Synowitz, 48 Jahre, geboren in Berlin. Seit April 2015 Professor für Neurochirurgie an der Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel, Direktor der Klinik für Neurochirurgie. Zuvor stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Neurochirurgie an der Charité Berlin und Leiter einer Forschungsgruppe am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin Berlin-Buch. 1995 Promotion, 2009 Habilitation an der Humboldt-Universität Berlin, Charité. Erleuchtete Wissenschaft Mehr Licht, das war angeblich Goethes letzter Wunsch. Cooleres Licht wollte hingegen eine Gruppe von Kieler Informatikstudenten. Und machte das Unihochhaus zum weltweiten Hingucker. Immer wieder lenkt das Unihochhaus die Blicke mit besonderen Form- und Farbenspielen auf sich. Foto: Maas Hochhäuser sind rechteckige Emporkömmlinge der Architektur und abgesehen von ihren mehr oder weni ger spektakulären Ausmaßen sehr lang weilig. »Das geht auch anders«, dachten sich die digitalen Tüftler von der Förde und beschlossen, die universitäre Zen trale am Christian-Albrechts-Platz mit einer LED-Installation – nun ja – ins rechte Licht zu rücken. Zwar kannten Viel Beleuchtung für wenig Strom »Was für eine Energieverschwendung!« Mit diesem Vorwurf hatten die Schöpfer des »Lighthouse« anfangs absolut gerechnet. Doch solche Kritik kam äußerst selten. Und wenn doch, dann auf Basis lückenhafter Information. Tatsächlich geht die Installation ausgesprochen knauserig mit Strom um. Wenn das Hochhaus einen Abend vier Stunden lang in maximaler Helligkeit, also in weiß, leuchtet, verbrauchen die LED-Elemente 56,5 Kilowattstunden sie bereits das ähnlich gestrickte Berli ner Projekt »Blinkenlights«, doch das wäre vielleicht gar nicht nötig gewesen, meint Jonas Lutz: »Wer das Hochhaus kennt, kommt fast automatisch auf die Idee, so etwas zu machen.« Jedenfalls machten er und seine Kommilitonen so etwas. Zunächst dachten sie der Kosten wegen an eine Schwarz-Weiß-Aktion, doch dann ergab sich die Möglichkeit, Strom und kosten damit etwas mehr als elf Euro. Faktisch wird’s aber allenfalls halb so teuer. Gearbeitet wird stets mit einer Mischung von Farben, und alle anderen verbrauchen erheblich weniger Strom als Weiß. Am günstigsten ist Blau mit gerade mal einem Sechzehntel. Zudem sind die LEDs oft einfach nur schwarz geschaltet und benötigen folglich gar keine Energie. Einleuchtend fand diese Zahlen zur Hochhausbeleuchtung auch das universitäre Umweltmanagement. Es erteilte dem Projekt ohne Bedenken seinen Segen. mag übers Unijubiläum auf die Farbvariante zu setzen. 30.000 Euro kamen dank des Sponsorings von Haus & Grund Kiel, der Feuer und Flamme Kiel GmbH und der Landeshauptstadt Kiel zusammen. Der wahre Wert der Installation ist aber um ein Mehrfaches höher, weil enorm viele Stunden an ehrenamtlicher Arbeit drinstecken. Allein Hardware-Designer Andreas Boysen verbrachte in den ver gangenen Wochen mehrere hundert Stunden damit, die Anlage zu opti mieren. Die Fortschritte zeigen sich tatsäch lich mit jeder neuen Beleuchtungsak tion. Waren die farblichen und tech nischen Möglichkeiten zur Premiere, die im Herbst 2015 den Countdown zum Olympia-Bürgerentscheid auf der Hochhausfassade zeigte, noch einge schränkt, so geht inzwischen weitaus mehr. »True Colour in Filmgeschwin digkeit«, nennt Andreas Boysen ein Stichwort. Gemeint ist, dass nicht nur mit Rot, Gelb, Blau und Weiß gearbeitet wird, sondern mit allen Farben. Und das so, dass sie sich rasend schnell und zugleich perfekt koordiniert schalten lassen. »Das können nur sehr, sehr wenige, vor allem mit einem so kleinen Budget«, sagt Chris Kulessa erkennbar stolz. Das Berliner Original haben die Kieler damit weit überholt. Während dort Relais und kilometerweise Kabel ver baut wurden, stecken im »Lighthouse« der Uni 200 per Internet verbundene Netzwerk-Controller, die für ungleich mehr Flexibilität sorgen. Gleichwohl ist das Bessere auch in diesem Fall der Feind des Guten. Zuletzt arbeiteten die Studenten daran, ihr Netzwerk verläss lich gegen den Zugriff Unberechtigter zu schützen, und sie entwickelten Lösungen, um auf vielfachen Wunsch des Publikums Spiele auf die Hoch hausfassade zu zaubern. Weltweite mediale Aufmerksamkeit bekamen inzwischen die Spiele-Klassiker Tetris, Breakout, Pong und Snake. Aber auch schon nach dem Auftakt zu Olympia hat das Hochhaus der Uni Kiel immer wieder neue Facetten gezeigt. Zu Weihnachten erstrahlte ein Tannen baum, Veranstaltungen wie der Uniball und die »Night of the Profs« wurden ebenfalls mit LED-Bildern begleitet, und im Februar erfreute zum Valen tinstag ein riesengroßes Herz alle Lie benden. Kritik an ihren Lichtspielen haben die Informatiker bisher kaum gehört, dafür umso mehr bis zur Begeisterung rei chende Zustimmung. Fast noch ein bisschen mehr freuen sie sich jedoch, dass ihr Projekt nun Einzug in die Lehre findet. Merlin Kötzing entwickelt ohnehin in seiner Bachelorarbeit ein Tool, das quasi als »Lighthouse light« derartige Installationen für Schüle rinnen und Schüler möglich machen soll. Im einführenden Programmier kurs der Informatik wird außerdem ein Praktikum angeboten, um digitale Drehbücher für neue Effekte zu schrei ben. Auch signalisiert die Professoren schaft reges Interesse, dieses Vorzeige projekt für die Ausbildung zu nutzen. Martin Geist www.youtube.com/kieluni Chris Kulessa, Jonas Lutz, Andreas Boysen und Merlin Kötzing (von links) sowie Jan Winters von der Pressestelle haben als »project lighthouse« beim weltweit größten Demo szene-Festival »Revision« gewonnen. Mit dem Beitrag »LED there be light« erreichten sie den 1. Platz in der Kategorie »Wild Competition«, wo es um Programmierung auf unge wöhnlicher Hardware geht – und das ist ein Hochhaus in jedem Fall. Foto: pur.pur 09.04. 2016 unizeit 86 | campus + kultur | seite 10 Ein Sport für Kopf und Körper Knapp hundert verschiedene Sportangebote hat der Kieler Hochschulsport in seinem Programm. Zu den – zumindest in Deutschland – weniger bekannten gehört der Orientierungslauf. »Die Vielfalt ist Teil unserer Philosophie«, sagt Bernd Lange, Lei ter des Uni-Sportzentrums. »Natürlich können wir bei Fußball- oder Skigym nastikkursen mit mehr Teilnehmern rechnen als bei Randsportarten wie Rhönradfahren oder Unterwasserrug by. Aber wir möchten Interessierten auch solche Aktivitäten vorstellen, zumal sie oft in weitem Umkreis von keinem Verein angeboten werden.« Doch jeder Kurs, erläutert Lange, Beim Orientierungslauf geht es darum, mehrere Kontrollposten in vorgegebener Reihenfolge und möglichst kurzer Zeit anzulaufen. Das Foto zeigt Teilnehmer des HSP-Kurses beim Training auf der Kieler Moorteichwiese. Foto: Menke önne nur stattfinden, wenn sich k jemand bereit erklärt, ihn zu leiten. »Darum freue ich mich immer über Leute, die mit einer Idee für einen Kurs zu mir kommen und diese Idee auf der Basis eigener Erfahrung und natürlich fachlicher Kompetenz auch umsetzen können.« Zu diesen Leuten gehört Anke Dan nowski. Die gebürtige Dresdenerin betreibt seit 15 Jahren Orientierungs lauf, kurz OL, in allen seinen Spiel arten. Im Mountainbike-Orienteering ist sie mehrfache deutsche und zwei fache Weltmeisterin (Langstrecke und Staffel). »Im Gegensatz zu meiner Hei matstadt gibt es in Kiel leider bisher keine große OL-Szene. Mit dem Kurs angebot im Hochschulsport möchte ich dazu beitragen, das zu ändern, denn OL ist ein toller Sport, der Körper und Kopf fördert und fordert«, erklärt Anke Dannowski ihre Motivation. Klassischer Orientierungslauf findet meist in freier Natur statt, als SprintOL häufig auch in parkähnlichen städtischen Gebieten wie dem CAUCampus. Das Ziel ist, mehrere Kontroll posten in vorgegebener Reihenfolge und möglichst kurzer Zeit anzulau fen. Wichtigstes Hilfsmittel dafür sind spezielle OL-Karten, deren Aussehen stark von gewöhnlichen Landkarten abweicht. So sind leicht belaufbare Wälder weiß dargestellt, schwer belauf bares Dickicht grün, Wiesen und Lich tungen gelb – »gelb, weil dort die Sonne hinscheint«, lautet eine beliebte Esels brücke unter OL-Neulingen. Außerdem stehen den Läuferinnen und Läufern eine Beschreibung der Kontrollposten und ein Kompass zur Verfügung. »Natürlich können wir bei Fußball- oder Skigymnastikkursen mit mehr Teilnehmern rechnen als bei Randsportarten wie Rhönradfahren oder Unterwasserrugby. Aber wir möchten Interessierten auch solche Aktivitäten vorstellen, zumal sie oft in weitem Umkreis von keinem Verein angeboten werden.« Neben anderen Orientierungssport formen wie Ski-OL oder dem bereits erwähnten Mountainbike-Orienteering gibt es auch im klassischen OL ver Mittelalterliche Gentrifizierung Wer bei Burgen in Schleswig-Holstein an uneinnehmbare Festungen in exponierter Lage denkt, wird enttäuscht. Doch auch wenn die Wehranlagen im Norden meist weniger imposant ausfielen als in Süddeutschland, sind sie spannende Forschungsobjekte. Burgen im östlichen Hol stein dokumentieren einen großen Umbruch, berichtet der Archäologe Daniel Kossack. »Nach der militä rischen Niederlage der dort lebenden Slawen Mitte des 12. Jahrhunderts kolonisierten die Schauenburger das Gebiet, indem sie Menschen aus dem römisch-deutschen Reich ansiedel ten«, erläutert Kossack. Auf diese Wei se hielten nicht nur das Christentum und technische Innovationen wie der Wendepflug Einzug, sondern auch ein Feudalsystem, in dem der niedere Adel eine wichtige Rolle spielte: Seine Ange hörigen waren die örtlichen Vertreter der gräflichen Macht und beeinflussten wesentlich die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüche. »Um ihre Macht zu festigen, begannen die nie deren Adligen in Holstein ab Ende des 12. Jahrhunderts, Burgen zu bauen«, berichtet Kossack. Mit bekannten Exemplaren wie Marks burg und Stahleck am Rhein oder der Wartburg in Eisenach hatten die hol steinischen Wehrbauten wenig gemein: »Meist wurde ein runder, abgeflachter Hügel von 7 bis 20 Metern Durchmesser aufgeschüttet, um den ein Ringgraben und eine hölzerne Palisade verliefen. Auf dem Hügel wurde ein turmartiges Wohngebäude errichtet, weshalb man von Turmhügelburgen spricht«, sagt Daniel Kossack, »eine bekannte Rekon struktion steht in Lütjenburg.« Originale Turmhügelburgen, auch Motten genannt, sind dagegen nicht erhalten. Selbst die hölzernen Grün dungspfähle und Reste der Palisaden wurden seit dem 19. Jahrhundert oft von Landwirten aus dem morastigen Boden geholt, weil sie beim Pflügen störten. »So bleiben heute oft nur eine kleine Bodenerhebung, aufwändige Grabungen oder schriftliche Quellen, um den einstigen Standort einer Turm hügelburg zu ermitteln«, stellt Daniel Kossack bedauernd fest. Beim Aufstöbern geeigneter Schrift quellen profitiert der Archäologe Kossack von der interdisziplinären Ausrichtung der Graduiertenschule Human Development in Landscapes. Hier schreibt nicht nur er seine Dok torarbeit, sondern beispielsweise auch der Historiker Stefan Magnussen. »Er kennt die relevanten Archive zwischen Hamburg und Kopenhagen bestens und hat mir schon so manchen guten Tipp für meine Datensammlung gege ben«, freut sich Daniel Kossack. Magnussens Forschungsfeld ist zudem zeitlich und geografisch eng mit dem von Kossack verbunden, gemeinsam haben die beiden Doktoranden bereits einen internationalen wissenschaft lichen Workshop zu Burgen in Europa organisiert. So profitieren beide von den Kontakten in der fächerübergrei fenden Graduiertenschule, der auch ihre Promotionsbetreuer Professor Oliver Auge und Professor Ulrich Mül ler angehören. »Ich untersuche die Ent stehung von Burgen im alten dänischen Herzogtum Schleswig – sozusagen ein Fall von mittelalterlicher Gentrifizie rung«, wie Stefan Magnussen augen zwinkernd anmerkt. Ursprünglich bil deten Großbauern, die auf befestigten Höfen lebten, die lokalen Eliten in Schleswig. Ab dem 14. Jahrhundert kauften mehr und mehr Angehörige des niederen Adels, die in Holstein zu Wohlstand gekommen waren, im Her zogtum Schleswig Land. »Dort errich teten sie, wie schon in ihrer Heimat südlich der Eider, Turmhügelburgen«, sagt Magnussen. »Gelegentlich kamen sie auch durch Einheirat in dänische Familien an vorhandene Wehranlagen und bauten diese weiter aus.« Denn die aus Holstein übergesiedelten »NeuSchleswiger«, so erläutert Magnussen weiter, sahen die Burgen nicht nur als Zweckbauten für Verteidigung und Ver waltung an, sondern möglicherweise auch als Statussymbole in Abgrenzung Beim Orientierungslauf werden spezielle Karten und ein Kompass verwendet, um sich im Gelände zurechtzufinden. Foto: Menke schiedene Sonderformen. So bringt Anke Dannowski gelegentlich Karten mit reduzierter Darstellung für Fen ster-, Korridor-, Merke- oder LinienOL im Hochschulsportkurs ein, um das Training über das ganze Seme ster abwechslungsreich zu gestalten. »Außerdem lege ich immer mehrere Bahnen unterschiedlicher Länge mit abgestuften Schwierigkeitsgraden aus, so dass auch weniger Laufstarke mit machen können«, sagt die Übungslei terin. Darüber hinaus organisiert die Geophysikerin, die am Geomar mittels Seismik den Meeresboden erforscht, für die Teilnehmerinnen und Teilneh mer des Kurses Fahrten zu Wettkämp fen in Kiel und Umgebung. In Deutschland führt der Orientie Burgenland Schleswig-Holstein Gab es an der Westküste wirklich keine Burgen? Wurde das mittelalterliche Bauverbot für Befestigungen rund um Lübeck eingehalten? Kieler Historiker finden Antworten in alten Quellen. »Schleswig-Holstein ist ein vergessenes Burgenland«, sagt Oliver Auge. Der Professor für Regionalge schichte möchte das ändern und hat ein von der Deutschen Forschungs gemeinschaft gefördertes Projekt ini tiiert, das sich seit einem Jahr mit Kleinburgen zwischen Nord- und Ostsee vom Spätmittelalter bis in die frühe Neuzeit (13.-16. Jahrhundert) befasst. »Wir wollen dieses bisher vor allem archäologisch bearbeitete Feld verstärkt geschichtswissenschaftlich angehen«, erläutert Auge den fach lichen Blickwinkel seines Teams, dem die Doktoranden Stefan Magnussen (s. nebenstehenden Artikel), Jens Boye Volquartz und Frederic Zangel ange hören. »Schleswig-Holstein ist ein vergessenes Burgenland.« Nachbau der Turmhügelburg Lütjenburg. Foto: VollwertBIT zu den bisherigen, bäuerlich geprägten lokalen Eliten. So gewähren die hölzernen Turm hügelburgen, auch wenn sie längst vergangen sind, zahlreiche Einblicke in die wechselvolle Geschichte des heutigen Schleswig-Holsteins. Doch manche Frage ist noch offen: Warum wählte der niedere Adel oftmals Bau plätze in Tälern, statt seine Motten auf natürlichen Anhöhen mit guter Rundumsicht zu errichten? Wie war das Verhältnis der Burgenbauer zur Kirche? Welche unscheinbaren Wiesen im Norden bergen noch mittelalterliche Geheimnisse? Den Burgenforschern Daniel Kossack und Stefan Magnussen dürfte die Arbeit so schnell nicht aus Jirka Niklas Menke gehen. rungslauf (noch) ein Schattendasein. In Skandinavien und der Schweiz ist OL dagegen ein Volks- und Familien sport: Zu den großen Wettkämpfen kommen Tausende Teilnehmer fast aller Altersgruppen. Meist werden neben relativ schwierigen, langen Bahnen für erfahrene Läuferinnen und Läufer auch kurze Postenstrecken mit leichtem Orientierungsanspruch für Kinder und Neulinge vorbereitet. »Für mich ist OL die ideale Verbindung von abwechslungsreicher Bewegung in der Natur und Abschalten vom All tag«, findet Anke Dannowksi. »Und mit dem Puls am Anschlag noch sinnvolle Entscheidungen zu treffen, ist immer wieder eine schöne Herausforderung.« Jirka Niklas Menke Volquartz widmet sich im Rahmen seiner Dissertation den westlichen Landesteilen Nordfriesland und Dith marschen. »Dass diese Gebiete lange als weitestgehend burgenfrei angese hen wurden, hängt unter anderem mit der Frage zusammen, was unter dem Begriff Burg zu verstehen ist«, erläu tert er. Oliver Auge ergänzt: »Wir mei nen, dass eine Burg nicht zwangsläufig ein Adelssitz sein muss.« Vielmehr, so der Historiker, müssten auch die befestigten Bauernhöfe an der West küste als Burgen wahrgenommen wer den. »Diese Höfe waren Kristallisati onspunkte des Widerstands der Land bevölkerung gegen die adligen Landes herrn – und, wie uns die Schriftquellen verraten, nicht immer leicht einzuneh men«, berichtet Jens Boye Volquartz. Er weiß von einem Fall, in dem ein von kampferprobten Offizieren geführter, etwa hundert Mann starker Verband unter großen Verlusten daran schei terte, einen Hof auf Nordstrand ein zunehmen. »Da verwundert es nicht, dass die Truppen der Landesherren bei Eroberungszügen in Dithmarschen die Burgen oft umgingen und sich statt dessen den Hauptorten wie Heide und Meldorf zuwandten«, meint Volquartz. Oliver Auges Forschungsteam profitiert beim Burgenprojekt von der Zusam menarbeit mit dem Archäologischen Landesamt und dem Archäologischen Landesmuseum Schloss Gottorf. So lie gen im Landesmuseum die gesammel ten Erkenntnisse eines Sonderfor schungsbereichs aus den 1960er Jah ren über Burgen in Schleswig-Holstein bereit – »eine prima Datengrundlage für unser Ziel, ein Burgenlexikon zu erstellen«, freut sich Auge. In diesem Lexikon wird auch der Umge bung von Lübeck ein Abschnitt zu widmen sein, wie Frederic Zangel weiß – und das, obwohl der Hansestadt einst mit kaiserlichem Privileg zugesichert worden war, dass in einem 18 Kilome ter breiten Streifen rechts und links der Trave keine Burgen angelegt wer den durften. »Dieses Bauverbot wurde aber immer wieder umgangen, was wiederholt zu bewaffneten Konflikten der Lübecker mit den benachbarten Adligen führte«, erläutert Zangel. Zu den Fragen, denen er im Rahmen sei ner Doktorarbeit nachgeht, gehört die nach der Verbreitung des Sachsen spiegels. War dieses Rechtsbuch, das beispielsweise definiert, ab welcher Wallhöhe eine Befestigung als Burg zu gelten hatte, zur Zeit der strittigen Bau ten rund um Lübeck bereits bekannt? Frederic Zangel ist optimistisch, dass die Antwort in den verfügbaren Schrift quellen zu finden ist. Jirka Niklas Menke unizeit 86 | forschung + praxis | seite 11 09.04. 2016 Das Gedächtnis der Universität Einen Kilometer Verwaltungsakten umfasst die 350-jährige Geschichte der CAU im Schleswiger Landesarchiv. Dr. Dagmar Bickelmann entscheidet, welche Schriften archivwürdig sind, und sichert damit auch Universitätsgeschichte(n). In den vielen Akten im Landesarchiv findet sich auch die Entwicklung der CAU seit dem Zweiten Weltkrieg. Universitätsarchivarin Dagmar Bickelmann muss hier viele R ückstände aufarbeiten. Foto: Nickel Wer herausfinden möch te, wie der Alltag der Studenten im 18. Jahrhundert aussah oder wer die ersten Frauen an der Kieler Universität waren, kann im Landesarchiv Schles wig-Holstein, genauer in Schleswig, fündig werden. Aneinandergereiht umfassen alle Regale knapp 40 Kilo meter, ein Kilometer davon beschäftigt sich ausschließlich mit der Kieler Uni versität. »Die Unterlagen geben Aus kunft über die Entwicklung der CAU, ihre Organisation, über Krisen und Höhepunkte, das Leben und Wirken ihrer Mitglieder. Das Archiv stellt das Gedächtnis der Universität dar«, fasst Dr. Dagmar Bickelmann zusammen. Seit 2008 rettet sie als Universitäts archivarin Dokumente vor dem Ver gessen. Anders als in einer Bibliothek werden im Prinzenpalais in Schleswig vor allem Einzelstücke verwahrt. Und genau das ist die Achillesferse: Die Archivalien sind Unikate und daher unersetzbar. Dazu zählen Unterlagen aller Art, von der Gründungsurkunde der Universität über Akten der Hoch schulverwaltung und Schriftwechseln zwischen Professoren bis zu Karten des Unigeländes, Bauplänen und auch Bildern und Filmen. Bis 1945 lag die Universität am Kieler Schlossgarten und damit gegenüber von den Werften, einem Hauptan griffsziel im Zweiten Weltkrieg. Bei Bombenangriffen wurden auch etli che Gebäude der CAU zerstört. »Viele Akten sind verbrannt, darunter fast alle Personalakten aus der Zeit der Weimarer Republik und des Dritten Reiches sowie viele Rektoratsakten und der größte Teil der Fakultätsakten«, erzählt Bickelmann. Die Folgen sind schwerwiegend für Forschende, die die Rolle von Dozentinnen und Dozenten im Nationalsozialismus untersuchen. »Die Erforschung der Universitätsge schichte im Dritten Reich ist durch die Verluste sehr mühsam«, so Bickelmann weiter, »und sie erfordert die Findigkeit der Wissenschaftler.« In einer noch bis November laufenden Ausstellung im Landesarchiv zeugen Fotografien von der Zerstörung der Hochschule und dem Wiederaufbau am heutigen Standort. Nach Kriegsende kam das Universitätsarchiv zusammen mit dem Landesarchiv in das Schloss Gottorf, 1991 wurde es wegen Platzmangels in das restaurierte Prinzenpalais verlegt. Der Umgang mit alten Akten ist auch im prunkvollen Prinzenpalais nicht glamourös, dennoch merkt man der Archivarin viel Freude bei ihrer Tätig keit an: »Ich arbeite oft im Staub. Aber das Archiv selbst ist nicht staubig, son dern spannend.« Natürlich interessie ren sich viele für die offensichtlichen Schätze wie das Privileg von Kaiser Fer dinand III. von 1652 mit Goldbulle, das dem Gottorfer Herzog die Gründung »Ich arbeite oft im Staub. Aber das Archiv selbst ist nicht staubig, sondern spannend.« einer Universität gestattete, oder den 351 Jahre alten silbernen Siegelstem pel. Dennoch sei »Schatz« ein relativer Begriff, meint Bickelmann: »Für den Forscher kann auch ein unscheinbar aussehendes Schreiben einen hohen Wert haben, weil es genau die Ant wort auf seine Fragestellung enthält.« Nur, dafür müssen die Dokumente erst einmal in das Archiv gelangen. Damit nicht versehentlich Schriftgut vernich tet wird, das für das Verständnis von Geschichte und Gegenwart, für die Wissenschaft oder rechtliche Zwecke wichtig ist, pflegt Bickelmann engen persönlichen Kontakt. Regelmäßig besucht sie die Universitätsverwaltung, Fakultäten, Seminare und Institute, um sich einen Überblick zu verschaffen und Aufklärung zu betreiben. »Laut Archivgesetz dürfte eigentlich kein Blatt weggeworfen werden, ohne uns zu fragen. Dieses Wissen möchte ich vermitteln, ich stehe der Verwaltung beratend zur Seite und sorge für eine sichere Aufbewahrung.« In diebstahl- und feuergesicherten Magazinen und bei gleichbleibender Temperatur und Luftfeuchtigkeit lagern die Akten für die Ewigkeit. Jede Bürgerin und jeder Bürger kann das Archivgut nutzen – zehn Jahre nach der Entstehung beziehungsweise bei personenbezogenen Unterlagen frühe stens zehn Jahre nach dem Tod der oder des Betroffenen. »Für die For schung ist das Archiv unverzichtbar, doch auch bei Fragen zur eigenen Familie können Antworten gefunden werden«, weiß Bickelmann. Raissa Nickel Landesarchiv Schleswig-Holstein, Prinzenpalais, Schleswig Öffnungszeiten der Ausstellung »350 Jahre Christiana Albertina – Die Universität Kiel im Wandel«: montags bis freitags 8:30 bis 17 Uhr »… und errette mich von den Einhörnern« In der mittelalterlichen Literatur kreuchte und fleuchte es munter vor sich hin. Aber warum spielten Tiere eine so große Rolle? Und für welche Aussagen standen sie? Julia Weitbrecht ist Junior professorin am Germanistischen Semi nar der Uni Kiel und verantwortlich für ein Projekt, das seit April 2015 und noch bis April 2018 von der Deut schen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird. »Beredte Tiere. Narra tive Konfigurationen von Mensch-TierBeziehungen in der deutschsprachigen Tierliteratur des 14. bis 16. Jahrhun derts«: Unter diesem Titel laufen die Forschungen, an denen auch Hannah Rieger und Renke Kruse mit Dissertati onen zu speziellen Themen mitwirken. Sich für die Untersuchung das 14. bis 16. Jahrhundert näher anzuschauen, war für Julia Weitbrecht eine nahelie gende Sache. »Tiere hatten im Mittel alter eine viel größere Bedeutung und waren viel dichter mit dem Alltag der Menschen verbunden«, sagt die Wis senschaftlerin und verweist auf einen industrialisierten Umgang zwischen Mensch und Tier in der modernen Gesellschaft. Tiere verschwinden ent weder in Schlachthöfen oder Legebat terien, oder sie haben das Glück, Haus tiere sein zu dürfen und einen quasi menschlichen Status zu genießen. Ausstellung KÜNSTLERISCHE BÜCHER IN DER UNIBIBLIOTHEK Zehn Jahre gibt es die Edition Eichthal. Diesem Anlass widmet die Universitätsbibliothek eine Ausstel lung vom 20. April bis zum 26. Juni. Die »Künstlerbücher vom Lande« zeigen das gesamte Verlagsprogramm. Dazu gehören hochwertige Bücher, sogenannte Handpressendrucke, mit Dagegen war die ganze Lebenswelt des Mittelalters stark von Tieren geprägt. »Was wäre ein Ritter ohne Pferd, ein Hirte ohne Schafe, ein Bauer ohne Kuh?«, fragt Julia Weitbrecht, die sich für den ökohistorischen Kontext von Tier-Texten interessiert. Und, wenn man so will, auch für die biologische Komponente. war. Ein scheinheiliger Fuchs lässt sich halt leichter kritisieren als ein schein heiliger Herrscher. funktional. Nicht ganz zu Unrecht, denn tatsächlich tauchte Reineke Fuchs, wenn auch noch unter dem Namen Reinhart, erstmals im 12. Jahr hundert in der Literatur auf und war schon damals eine satirische Figur, die Kritik am Adel transportierte. »Man hält den Menschen den Spiegel vor in Form der Tiere«, beschreibt Julia Weitbrecht das Prinzip, das ein Stück weit auch den autoritären mittelalter lichen Herrschaftsformen geschuldet Auffallend ist für die Germanistin jedoch, dass der Fuchs schon in antiken Naturkunden, etwa bei Aristoteles, als schlau und listig galt, mithin also ganze Kulturen als derartiges Konstrukt über lebt hat. Für die Forscherin stellt sich da unweigerlich die Frage: »Was ist der Tieranteil?« Neuere Ansätze in der Kul tur- und Literaturwissenschaft rücken diesen Aspekt stärker ins Zentrum und gehen davon aus, dass die Erzähler ihre Tierbeschreibungen wenigstens teil weise aus Beobachtungen des realen Verhaltens, zumindest aber aus kultu rell prägenden Vorstellungen vom Tier ableiteten. Was es in diesem Zusam menhang mit dem Fuchs auf sich hat, will Hannah Rieger in ihrer Disser tation vertiefend würdigen, während sich Renke Kruse in seinem Disserta tionsprojekt mit dem seltsamen Phä nomen befasst, dass um das Jahr 1600 plötzlich Flöhe, Insekten und andere Krabbeltiere in die Literatur einziehen. Eine Rolle scheint dabei die veränderte Art der Kriegsführung zu spielen. Es Originalgrafiken und Aquarellen unter anderem von Friedel Anderson, Klaus Fußmann, Hans-Ruprecht Leiß und Wolfgang Werkmeister. Ebenso wer den künstlerisch gestaltete Bücher für den Sortimentsbuchhandel zu sehen sein. Alle Projekte wurden von den Autoren gemeinsam mit den Künstle rinnen und Künstlern entwickelt. Das war Verleger Jens-Uwe Jess besonders wichtig. »Es soll in der Regel kein illustrierter Text entstehen, sondern Text und Bild sollen gleichberechtigt nebeneinander wirken – durchaus in spannungsreichem Kontrast«, erklärt Jess. Zu diesem Zweck wurden über wiegend Kunstschaffende ausgewählt, die bisher nicht als Spezialistinnen und Spezialisten für Buchillustration in Erscheinung getreten sind. Zudem erhalten Interessierte Einblicke in seltene und berühmte Erstlingswerke deutscher Dichterinnen und Dichter des 20. Jahrhunderts, die aus der Sammlung von Jess stammen. Bei der Eröffnung der Ausstellung Lange Zeit betrachtete die Literatur wissenschaft Tiere in Büchern als rein »Was wäre ein Ritter ohne Pferd, ein Hirte ohne Schafe, ein Bauer ohne Kuh?« Das Einhorn gehört zu den beliebtesten Tiermotiven in der mittelalterlichen Literatur. Foto: Conrad Gesner/Wikimedia wurde nicht mehr Mann gegen Mann gekämpft, sondern Infanterie gegen Infanterie. Der Soldat war, wenn man so will, gleichsam zu einem Insekt, zum kleinen Teil einer großen Masse geworden. Im literarischen Tierreich tummeln sich jedoch auch einige unangefoch tene Klassiker. Der Löwe hat es laut Weitbrecht wohl nicht zuletzt wegen seiner religiösen Dimension zum wohl beliebtesten Buchtier gebracht. Neben Stärke und Kampfesmut symbolisiert er auch Christus und hat deshalb auf vielen Wappen Einzug gehalten. Auch Tiere, die es gar nicht gibt, erhalten in dem Projekt ihren Platz. Das vielleicht rätselhafteste ist das Einhorn, ebenfalls Symbol des Christus und der Mensch werdung des Göttlichen, aber auch Symbol des Liebenden mit eindeutig sexueller Konnotation. Prominent tre ten diese beiden Klassiker bereits in der Bibel auf: So heißt es in Psalm 22 in der Übersetzung Martin Luthers von 1545: »Hilf mir aus dem Rachen des Löwen und errette mich von den Ein hörnern!« Die Phantasietiere, denen teils auch eine bedrohliche Bedeutung zugemessen wurde, sind allerdings in modernen Bibelübersetzungen zu Büf Martin Geist feln geworden. am Mittwoch, dem 20. April, berich tet nicht nur der Verleger über seine Arbeit, mit Jochen Missfeldt und Feridun Zaimoglu werden auch zwei Schwergewichte aus dem Verlags programm lesen. isi bit.ly/buechervomlande Universitätsbibliothek Kiel, Leibnizstraße 9 Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9 bis 22 Uhr, samstags von 9 bis 20 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr Eröffnung: 20. April, 19 Uhr Die Edition Eichthal möchte mit ihrer Aus stellung in der Unibibliothek zum Lesen und Betrachten von schönen Büchern wie dem »Schimmelreiter« von Theodor Storm anregen. unizeit 86 | campus + kultur | seite 12 09.04. 2016 Ein neuer Uni-Campus entsteht 75 Prozent der Universitätsgebäude sind älter als 30 Jahre, viele davon sind sanierungsbedürftig. Ein Vertrag zwischen der Uni Kiel und dem Land Schleswig-Holstein gibt seit Ende 2013 Planungssicherheit. Was die Christian-Albrechts-Universi tät zu Kiel zuletzt in den 1960er und 1970er Jahren erlebt hat, steht ihr in den kommenden 10 bis 15 Jahren erneut bevor: eine umfangreiche Campusent wicklung. Besonders marode und bau fällige Flächen sollen Stück für Stück einladenden, energetisch nachhaltigen und barrierefreien Gebäuden weichen. Hierfür stellt das Land insgesamt 215 Millionen Euro bereit. »Diese Zusage ist wichtig und notwendig. Wir sind der Landesregierung sehr dankbar für dieses klare Bekenntnis zur baulichen Zukunft unserer Universität«, betont CAU-Präsident Professor Lutz Kipp. Unter einen großen Teil der Finan zierung, nämlich 165 Millionen Euro, wurden vor gut zweieinhalb Jahren die Unterschriften gesetzt. Weitere 50 Millionen Euro mussten im vergange nen Jahr zusätzlich eingeplant werden, als ein Gutachten gravierende bauliche Mängel an den sogenannten AngerBauten (siehe unten) bescheinigte. Vier große Baumaßnahmen sind vor erst durch die Sanierungsvereinba rung mit dem Land abgedeckt. Dazu zählen die Anger-Bauten, ein Komplex aus Rotklinkerbauten aus den 1960er Jahren, die sich neben der Mensa I befinden. Darüber hinaus muss die Zentrale Tierhaltung mit einem Neu bau neben der alten Sternwarte an neue EU-Richtlinien angepasst werden. Mit der schrittweisen Sanierung der Fakul tätenblöcke entlang der Leibnizstraße sowie verschiedenen Neu- und Umbau arbeiten der Technischen Fakultät am Ostufer seien die finanziellen Mittel aus dem Sondervermögen verplant, erklärt Dr. Uwe Pfründer, Leiter des Gebäu demanagements der CAU. »Zudem sieht der bauliche Entwicklungsplan der Universität weitere Projekte wie eine Sanierung des Sportforums und der Kanalsysteme am Campus vor«, so Pfründer weiter. Diese Maßnahmen seien allerdings noch nicht ausfinan ziert. Fest steht: »Ein Drittel der Nutzflä che der Universität wird angefasst. Das wird eine enorme Kraft- und Gedulds probe für alle Uni-Mitglieder und ihre Nachbarn«, weiß der erfahrene Bauin genieur Pfründer, »da gibt es nichts zu beschönigen. Es wird laut, und es wird staubig. Baufahrzeuge werden über das Gelände fahren, Stellplätze wer den zeitweise nicht zugänglich sein. Über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren wird es fortwährende Ein schränkungen im Dienst- und Lehr betrieb geben. Auf diese Nebenwir kungen müssen wir uns alle einstellen, denn der universitäre Betrieb muss weitergehen.« Den Einschränkungen mit allen Kräften fründer und entgegenwirken wollen P sein Team mit guten Vorplanungen und aktuellen Informationen: »Wir ver suchen, Belastungen für die Nut zerinnen und Nutzer so gut es geht abzufedern. Logistik- und Lärmpla nungen werden vorgenommen, damit beispielsweise sensible Zeiträume wie Prüfungsphasen möglichst nicht betroffen sind. Im Intranet der Univer sität und über Pressearbeit informieren wir so früh und so oft wie möglich über bevorstehende Bauaktivitäten.« Leider werde es aber nicht immer mög lich sein, Maßnahmen auf den Tag genau festzulegen. Termine müssen zum einen eng mit dem Gebäudema nagement Schleswig-Holstein AöR (GM.SH) abgestimmt werden, die alle Hochbauten des Landes errichtet. Zum anderen müssen die von der GM.SH beauftragten Baufirmen die Termine möglich machen. Und nicht zuletzt können Witterungsverhältnisse oder, wie im Falle der Anger-Bauten, neue Erkenntnisse über die Bausubstanz zu Verzögerungen führen. Eine der ersten sichtbaren Maßnahmen wird der Abriss des bereits gesperrten Gebäudes in der Ludewig-Meyn-Straße 8 sein. Vorgesehen ist der Abriss in der vorlesungsfreien Zeit im Spätsommer 2016. Gleichzeitig wird das Baufeld der künftigen Tierhaltung mit integriertem Physiologischem Institut in der Nähe der alten Sternwarte für die Baumaß nahmen vorbereitet. Was bisher nicht zu sehen ist, aber den Löwenanteil der Vorarbeiten zur Cam puserneuerung ausmacht, sind Raum programme und Flächenbedarfe. Erst wenn diese grundlegenden Informati onen und Anforderungen mit Vertrete rinnen und Vertretern aller betroffenen Mitglieder aus Wissenschaft, Verwal tung und Technik sowie Studium und Lehre erstellt und zusammengetragen sind, kann der Planungsbeginn bei den zuständigen Ministerien beantragt wer den. Danach wählen diese für jedes Pro jekt ein geeignetes Planungsbüro aus. Die Fachplanerinnen und Fachplaner erstellen schließlich die konkreten Bau pläne. »An diesem Punkt befinden sich derzeit die meisten unserer Baumaß nahmen«, erklärt Pfründer. Die seit der Zusage der Finanzierung verstrichenen Monate entsprechen damit einem ganz normalen Vorplanungszeitraum »der in unserem Fall, zumindest was die Anger-Bauten betrifft, sogar kürzer war.« Wenn die Fachplanungen abge schlossen sind, müssen die Ministerien erneut genehmigen. »Dann gibt es kein Zurück mehr«, hofft der Bauingenieur. Auf dem Weg zu einem runderneu erten Campus eröffnen sich viele Chan cen, die die Universität nutzen will, so Pfründer: »Da, wo sowieso ein Umzug bevorsteht, sollen Institute und Fachbe reiche, die eine inhaltliche Nähe haben, räumlich zusammengeführt werden.« Wünsche nach guten Arbeits- und Lernplätzen werden ebenfalls berück sichtigt. So entsteht beispielsweise im Ersatzneubau für das Geographische Institut ein zweiter Coworking Space. Außerdem legt die Universität großen Wert auf barrierefreie und energetisch nachhaltige Gebäude. »Hier profitiert die Universität von den Erfahrungen unserer Gebäudetechniker, die in enger Zusammenarbeit mit der GM.SH mit vielen Ideen und großem Engagement die technische Planung unterstützen und gleichzeitig den laufenden Betrieb sichern«, so Pfründer. Zeitgleich wer den erstmals campusweit die Hör saal- und Seminarraumauslastungen überprüft, um langfristig eine optimale Nutzung der Lehrräume zu ermög lichen. Unipräsident Kipp: »Lange hat die Universität den schlechten Zustand ihrer Gebäude beklagt. Jetzt haben wir endlich die Gelegenheit, einen zeit gemäßen Campus mit hoher Aufent halts-, Forschungs- und Lernqualität zu schaffen Ich freue mich auf die Ergebnisse!« Claudia Eulitz Zahlen und Fakten Sanierungsvereinbarung über 215 Mio. Euro Bauzeitraum für große Baumaßnahmen 2016 bis 2026 Nutzfläche der CAU gesamt ca. 225.000 m2 Gebäude der CAU gesamt mehr als 200 Alter des Gebäudebestands 75 % älter als 30 Jahre Juridicum und Fakultätenblöcke Ähnlich wie bei den Anger-Bauten betrifft diese Baumaßnahme einen Gebäudekomplex, der schrittweise erneuert werden soll. Zunächst wird das sogenannte Juridicum neu gebaut. Es wird die Rechtswissenschaftliche Uwe Pfründer plant als Leiter des Gebäudemanagements an der Uni Kiel die anstehenden Baumaßnahmen. Foto: Eulitz Fakultät beherbergen. Für dieses Vor haben sind rund 28 Millionen Euro (zzgl. Baunebenkosten) und eine Bau zeit von Mitte 2017 bis Ende 2019 vor gesehen. Zentrale Tierhaltung und Physiologisches Institut Botanischer Garten Universitätsbibliothek LE IB N IZ ST R. Mensa II Bessere Haltungsbedingungen für Versuchstiere gemäß geltender EURichtlinien und die räumliche Zusam menführung mit dem Physiologischen Institut sollen mit dem Ersatzneubau Victor-Hensen-Haus/Rudolf-Höber- Haus erreicht werden. Baubeginn für das dreiflügelige Gebäude ist voraus sichtlich Oktober 2016. Rund 30 Millio nen Euro (zzgl. Baunebenkosten) sind dafür bis zur Fertigstellung Anfang 2020 eingeplant. Sportforum Das Juridicum wird ein modernes Lehr-, Forschungs- und Verwal tungsgebäude an der Kreuzung Leibnizstraße/Olshausenstraße. Grafik: AGN Leusmann OL SH AU SE N ST R. Anger-Bauten Mensa I G Audimax T R IN gebäude werden die betroffenen AngerBauten abgerissen. Begonnen wird im Spätsommer 2016 mit dem Abriss der Ludewig-Meyn-Straße 8, mit einem Neubau an gleicher Stelle wird Anfang 2017 begonnen. Für die gesamten AngerBauten-Maßnahmen, die zum Teil durch öffentlich-private Partnerschaften reali siert werden sollen, sind 115 Millionen Euro veranschlagt. WES Der Gebäudekomplex in unmittelbarer Nähe der Mensa I besteht aus zwölf Gebäuden. Eine statische Begutach tung hat gezeigt, dass die verklinkerten Fassaden einiger dieser Gebäude ab Windstärke 10 nicht mehr standsicher sind. Seit dem Wintersemester 2014/15 muss daher bei starken Sturmböen der gesamte Bereich geräumt werden. Bis auf zwei denkmalgeschützte Hörsaal Modell-Ansicht des kombinierten Victor-Hensen-Hauses/ Rudolf-Höber-Hauses neben der alten Sternwarte, MaxEyth-Straße. Plastik: doranth post architekten Technische Fakultät Für den Ostufer-Campus der Technischen Fakultät ist ein Forschungsneubau inklu sive Hörsaal- und Bibliotheksflächen geplant. Zudem soll der Campus durch begleitende Abrisse und Sanierungen grundlegend neu geordnet werden. WE Anger-Bauten am CAU-Campus. Foto/Copyright: Jürgen Haacks, CAU Die Technische Fakultät der Uni Kiel. Foto: Frank Paul RF TS TR AS SE