komplette Ausgabe - Christian-Albrechts

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komplette Ausgabe - Christian-Albrechts
Eine Beilage der Kieler Nachrichten
No 86 09.04. 2016
Lichtkunst
Kompasslauf
Nachrichten und Berichte aus der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
S. 9
S. 10
»Wenn Kinder ihrer Schule von der
Intelligenz her nicht gewachsen
sind, ist das genauso schädlich wie
eine unerkannte Hochbegabung.«
Professor Ulrich Stephani Klink für Neuropädiatrie
S. 2
Verzicht als Druckmittel
Gründe für einen Boykott von Waren oder Unternehmen gibt es zur Genüge – und das nicht erst seit
Shell den Öltank »Brent Spar« im Meer versenken wollte. In seiner Dissertation am Historischen
Seminar arbeitet Martin Gerth die Geschichte des Konsumboykotts in Deutschland auf.
Der »Lieblingsboykott« von
Martin Gerth ist der Berliner Bier­
»Ein spezielles Catechin in Grünboykott aus dem Jahr 1894. »Das war
tee hemmt zwei Enzyme, die für
ein typischer Boykott für diese Zeit«,
sagt der Doktorand in der Abteilung
die ­Verdauung von Kohlenhydraten
Geschichte der Neuzeit (Leitung: Pro­
wichtig sind. Dadurch gelangt wenifessorin Gabriele Lingelbach). Zur
ger Glukose in den Organismus.«
Unterstützung des Arbeitskampfes der
Aritkel »Gesund dank Soja und Grüntee?« Brauereibelegschaft riefen Gewerk­
S. 5 schaften dazu auf, das Bier der jewei­
ligen Brauerei nicht mehr zu trinken.
Dies bedurfte guter Organisation, wie
»Ein scheinheiliger Fuchs lässt sich
Gerth verdeutlicht: »Es mussten Boy­
leichter kritisieren als ein scheinkottlisten gedruckt und regelmäßig
heiliger Herrscher.«
aktualisiert werden. In diesen Listen
wurden die Gaststätten aufgeführt,
Artikel »... und errette mich von den
S. 11 die zu meiden waren. Und es musste
Einhörnern«
Ersatzbier beschafft werden.« Der Boy­
kott dauerte insgesamt acht Monate
und am Ende waren über 30 Brau­
ereien betroffen. Folgen hatte das für
alle Beteiligten, positive wie negative.
Es gab Entlassungen und Umsatzein­
bußen bei Brauereien und Gaststätten.
»Ich glaube, alle haben sich gefreut,
Rauschender Festakt und rosige
als es vorbei war. Aber es hat auch das
Zukunft
Druckmittel Boykott populär gemacht«,
so Gerth.
»Rom wurde auch nicht an einem
In dem von der Deutschen Forschungs­
Tag erbaut«, besagt ein deutsches
gemeinschaft geförderten Projekt
­Sprichwort. Und was für die Stadt der betrachtet der Historiker ausgewählte
Städte gilt, gilt schon lange für unsere Boykottbeispiele aus unterschiedlichen Greenpeace-Aktivisten besetzten 1995 die ausrangierte Ölplattform Brent Spar in der Nordsee. Sie protestierten damit gegen deren
geplante Entsorgung im Meer. Viele Deutsche boykottieren daraufhin Tankstellen des Plattform-Besitzers Shell. Für den Konzern zog das
Jahrzehnten »als katalysatorische erhebliche Umsatzeinbußen nach sich.
350 Jahre alte Universität. Das Jahr
Foto: Greenpeace
Momente der Durchsetzung soziomo­
2016 ist da in vielerlei Hinsicht ein
ralischer und politischer Intentionen man bei Widerstand von Wirtsleuten, die Anzeigen abzugraben«, so Gerth. dafür gab es aus allen Richtungen,
Jahr des Aufbruchs. Mit dem ersten
über Märkte«. Dabei interessieren ihn Lokale freizupressen. »Wenn Wirte Einen nachhaltigen Erfolg hatte Erich unter anderem auch von der dama­
Spatenstich für den Neubau des
Anlässe, Ziele und Gründe von Boykot­ sich weigerten, ihren Saal für eine Lüth. Der damalige Leiter der staat­ ligen Umweltministerin Angela Merkel
ten, die auch Rückschlüsse auf gesell­ SPD-Veranstaltung zur Verfügung zu lichen Pressestelle der Stadt Hamburg und dem FDP-Generalsekretär Guido
Medizin-Campus für Forschung und
schaftliche Dynamiken zulassen. »Ich stellen, hieß es, dann geht hier kein rief 1950 zum Boykott gegen einen Westerwelle. Die Tankstellen von Shell
Lehre in der Kieler Feldstraße hat im
schaue mir die Aufrufe an: Welche Arbeiter mehr etwas trinken.« Auch Film des Regisseurs Veit Harlan auf, wurden in großem Umfang boykottiert.
März eine neue Ära in der Entwick­
Akteure waren daran beteiligt? Aus wel­ bei der Durchsetzung besserer Arbeits­ der mit seinem Film »Jud Süß« die Letztlich lenkte der Ölkonzern ein und
chem Anlass und zu welchem Zweck bedingungen kam das Druckmittel NS-Propaganda unterstützt hatte. Die entsorgte die Brent Spar an Land.
lung der CAU begonnen. Im Sommer
wurde zu Boykotten aufgerufen?« Der Boykott zum Einsatz, wie das Beispiel Filmproduzenten wehrten sich und Trotz dieser Erfolgsstory ist für den
startet die Bautätigkeit am Westring.
Untersuchungszeitraum beginnt um des Bierboykotts zeigt. Während im Lüth wurde zum Schweigen verdon­ Historiker Gerth die Brent-Spar-Sache
Auch die Technische Fakultät wird
1890.
ausgehenden Kaiserreich der Arbeits­ nert. Dagegen ging dieser juristisch grundsätzlich anders »gestrickt« als die
hoffentlich bald runderneuert. Im
Um diese Zeit entstand auch der Begriff kampf das vorherrschende Thema war, vor. Letztlich stellte das Bundesverfas­ Boykotte früherer Jahrzehnte. »Meine
Boykott. »Namensgeber« war der in traten in der Weimarer Zeit verstärkt sungsgericht 1958 in einem Grundsatz­ These ist, dass sich das ein bisschen
Laufe des nächsten Jahrzehnts
Irland lebende englische Gutsverwal­ antisemitische Boykotte auf. Völkische urteil fest, dass der Aufruf zu einem verselbstständigt hat. Und spätestens
werden so weite Teile der Kieler Uni­
ter Charles Cunningham Boycott, der Bewegungen riefen dazu auf, jüdische Boykott eine zulässige Ausübung der in den 1990ern eine Individualisierung
versität modernisiert und fit für die
seine Pächter ausbeutete. Daraufhin Geschäfte und Gewerbetreibende zu Meinungsfreiheit sein kann. Dem Lüth- der Moral in Konsumfragen stattfand.
­
Zukunft gemacht. Details dazu erfah­ wurde er wirtschaftlich und gesell­ meiden. Im Kampf gegen die Besetzung Urteil folgten weitere Aktionen. Gerth: Die Beteiligung am Boykott wurde eher
schaftlich gemieden und zum Verlas­ des Ruhrgebiets 1923 durch franzö­ »In den 1960er und 1970er Jahren wird zu einer privaten Entscheidung.« Über
ren Sie in dieser Ausgabe.
sen des Landes gezwungen. »Das Phä­ sische und belgische Truppen gab es es ein normales Mittel im Kampf ver­ einen Mangel an Boykottaufrufen kann
Alle Mühe dafür lohnt sich. Denn die
nomen, jemanden zu bestrafen, indem Versuche, französische Produkte zu schiedener Bewegungen, der Frauen­ sich der Historiker allerdings nicht
längst überfällige Sanierung ist ein
man ihn persönlich oder ökonomisch boykottieren.
bewegung, der Umweltbewegung oder beklagen. Im Internet kursieren Listen
starkes Bekenntnis des Landes zu
meidet, gab es jedoch schon länger«,
der Anti-Apartheid-Bewegung.«
mit über 50 Unternehmen,
»Ich glaube, alle haben sich gefreut, Einer der erfolgreichsten Boy­
sagt Gerth.
Waren und Nationen,
seiner Universität. Das beflügelt uns
Die ersten Boykotte, die er untersucht, als es vorbei war. Aber es hat auch
kottaufrufe war der gegen den
die aus den verschie­
für den härter werdenden nationalen
gehen von der Sozialdemokratischen
Ölkonzern Shell 1995. Auslöser
densten Gründen
das Druckmittel Boykott populär
und internationalen Wettbewerb. In
Partei Deutschlands (SPD) aus. Die
war die geplante Versenkung
boykottiert werden
gemacht.«
dem sind wir zurzeit so erfolgreich
Arbeiterbewegung wurde auch nach
des Rohöl-Zwischenlagers
sollen, von Adidas
Ende
des
Sozialistengesetzes,
das
bis
Im
Nachkriegsdeutschland
gab
es
Brent
Spar
im
Atlantik.
Green­
über Coca Cola und
wie selten. Mein Dank geht dafür an
1890 galt, erheblich behindert. So war antikommunistische und antinational­ peace kaperte die Ölplattform
Escada bis Unilever. alle Kolleginnen und Kollegen sowie
es schwierig, Veranstaltungsorte für sozialistische Boykotte. »Zum Beispiel und protestierte damit gegen
Kerstin Nees
ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbei­
die Partei zu bekommen. Daher begann wurde versucht, linken Zeitschriften die Versenkung. Unterstützung
ter, die die CAU mit ihrer bemerkens­
werten Arbeit zu einem anerkannten
Wissenschaftszentrum in Deutsch­
Im Anschluss können spannende
eine Million Euro für das neue Förder­ sich somit ganz auf die Verfolgung
land und darüber hinaus machen.
Ideen bei der Wirtschaftsförderung
instrument bereitgestellt. Das Ange­
ihrer Gründungs­idee ­konzentrieren.
Karriere
und Technologietransfer Schleswig-­
bot richtet sich an Absolventinnen
Sie bekommen monatlich eine
Erfolgsfelder sind dabei unter ande­
STIPENDIEN
AN
GRÜNDUNGSINTERESHolstein GmbH (WTSH) eingereicht
und
Absolventen,
die
eine
überzeu­
finanzielle
Unterstützung
in
Höhe
ren die Lebenswissenschaften und
SIERTE ZU VERGEBEN
werden. Die ersten Stipendiatinnen
gende technologie- oder wissens­
von 1.600 Euro und ein halbes Jahr
die Medizin. Ein Grund, sich diese
Hochschulabsolventinnen und -absol­ orientierte Geschäftsidee haben und
und Stipendiaten werden im Mai
Zeit, um die Idee zu schärfen, einen
»unizeit« einmal etwas genauer
venten in Schleswig-Holstein können
bekanntgegeben.
darauf aufbauend ein marktfähiges
Businessplan zu schreiben und sich
sich ab sofort für ein Gründungs­
isi
Unternehmen gründen wollen. Mit­
auf den Unternehmensstart vorzu­
an­zuschauen.
stipendium bewerben. Gemeinsam
hilfe des Gründungsstipendiums wer­
bereiten. Das Zentrum für Entrepre­
www.zfe.uni-kiel.de
mit der Investitionsbank und der
den die Lebenshaltungskosten in der
neurship (ZfE) unterstützt und berät
Ihr
www.seedfonds-sh.de/GründungsstipendiMittelständischen Beteiligungs­
Vorgründungsphase, der sogenannten alle Interessierten bei jedem Schritt
Professor Lutz Kipp
um.html
gesellschaft hat das Land SchleswigPre-Seed-Phase, finanziert. Stipen­
auf dem Weg in die Selbstständigkeit
Universitätspräsident
Holstein für die nächsten vier Jahre
diatinnen und ­Stipendiaten können
und hilft bei der Antragsstellung.
Editorial
unizeit 86 | blickpunkt
gehirn | seite 2
09.04. 2016
Aufmerksamkeit
mangelhaft
Wöchentlich wird in der Klinik für Neuropädiatrie
mindestens ein Kind mit Verdacht auf ADS vorgestellt. Und immer wieder kommt heraus, dass ein
ganz anderes Problem zugrunde liegt.
Wenn Jungen und Mädchen Hausaufgaben machen und einfach nicht bei der Sache sind, muss das keineswegs an ADS liegen.
Foto: Thinkstock
In der Schule will sich beim
besten Willen der gewünschte Lerner­
folg nicht einstellen. Der oder die liebe
Kleine ist im Kindergarten so zappe­
lig, dass sich das Erziehungspersonal
regelmäßig einem Nervenzusammen­
bruch nahe wähnt: In solchen Fällen
kommt schnell die Vermutung auf,
dass ein Aufmerksamkeitsdefizitsyn­
drom (ADS) oder eine Aufmerksam­
keitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
(ADHS) vorliegen könnte.
Oft genug, so weiß jedoch Professor
Ulrich Stephani, halten solche Vermu­
tungen einer gründlichen Diagnose
nicht stand. »Wir versuchen, das gan­
ze Kind zu betrachten und wie die
Kriminalisten eine Ursache nach der
anderen auszuschließen, um am Ende
dem wahren Problem auf den Grund
zu kommen«, beschreibt der Dekan der
Medizinischen Fakultät und Direktor
der Klinik für Neuropädiatrie die Vor­
gehensweise in seinem Haus.
Geräte sind dazu oftmals gar nicht
nötig, umso wichtiger ist gezieltes Fra­
gen und aufmerksames Zuhören. So
interessieren sich die Fachleute dafür,
wie das zu zappelige oder zu träge
Kind schläft. Steht sein Bett womöglich
an einem Fenster zu einer belebten
Straße hin und ist es nachts einfach
zu laut? Schnarcht das Kind wegen
zu großer Mandeln, sodass eine HalsNasen-Ohren-Klinik die bessere Adres­
se wäre? Treten Beinschmerzen auf, die
auf Wachstumsschmerzen hindeuten?
Oder handelt es sich um weniger banale
Probleme wie etwa eine genetische Stö­
rung? Wenn sich Kinder in der Schule
immer wieder phasenweise innerlich
vom Unterricht verabschieden, könnte
es sich auch um Absenzen handeln,
die durch Epilepsie ausgelöst werden.
Ist die Palette der Möglichkeiten erst
einmal abgearbeitet, bleiben nur noch
30 bis 40 Prozent der Verdachtsfälle
übrig. Dann folgt eine neuropsycholo­
Wer unter einer Tic-Störung leidet, muss oft erhebliche Beeinträchtigungen der Lebensqualität hinnehmen. Erkenntnisse von Fachleuten der Uni
Kiel erleichtern gezielte Hilfe.
Psychotherapie
NEUE AUSBILDUNG AN DER CAU
Neben ihrem Job können sich Absol­
ventinnen und Absolventen verschie­
dener Studienrichtungen neuerdings
an der Uni Kiel in Kinder- und Jugend­
lichenpsychotherapie qualifizieren.
Professor Michael Siniatchkin, Direk­
tor des Instituts für Medizinische
Psychologie und Medizinische
Soziologie, leitet das Angebot und
»Wenn Kinder ihrer Schule von der
Intelligenz her nicht gewachsen
sind, ist das genauso schädlich wie
eine unerkannte Hochbegabung.«
Methylphenidat, besser bekannt unter
dem Markennamen Ritalin, verschreibt,
lehnt sie diese Substanz aber keines­
wegs kategorisch ab. »Wenn es nach­
weislich wirkt, kann man das durchaus
für eine gewisse Zeit einsetzen«, sagt
Stephani. Sinn und Zweck der in sei­
nem Haus praktizierten aufwendigen
Diagnostik sei es einzig, Fehlbehand­
lungen auszuschließen. »Wenn eine
epileptische Erscheinung zugrunde
liegt, sind einfach ganz andere Medi­
kamente nötig als Ritalin«, nennt er ein
Beispiel. Martin Geist
Vorträge zum Thema »Neuropädiatrische
Sicht des Aufmerksamkeits-Defizit-Syndroms« von Professor Ulrich Stephani für
die Schleswig-Holsteinische Universitätsgesellschaft:
11. Mai, 19:30 Uhr, Rendsburg, Niederes
Arsenal, Musiksaal der Volkshochschule,
Paradeplatz 11
14. Juli, 20 Uhr, Heikendorf, Ratssaal im
Rathaus, Dorfplatz 2.
Auch wenn die Kieler Neuropädiat­
rie des Uni-Klinikums relativ selten
Großhirn
Tics durch Stress
Professor Michael Siniatchkin (44) stu­
dierte Medizin in Saratov und Moskau.
1996 setzte er seine in Moskau begonnene
wissenschaftliche Kariere am Institut für
Medizinische Psychologie und Medizini­
sche Soziologie der Uni Kiel fort. Im Jahre
2000 begann er seine Facharztausbildung
zum Kinder- und Jugendpsychiater an der
Uni Göttingen, die er in Kiel abschloss.
Er arbeitete als Juniorprofessor sowie als
Oberarzt und Professor an den Universitä­
ten Kiel, Marburg und Frankfurt am Main.
Im April 2014 übernahm er die Position des
Direktors am Institut für Medizinische Psy­
chologie und Medizinische Soziologie an
der CAU.
Foto: Geist
gische Diagnostik, die ihrerseits zahl­
reiche denkbare Probleme abklopft.
So wird die allgemeine Intelligenz
getestet, um herauszufinden, ob junge
Menschen in der Schule über- oder
unterfordert sind. »Wenn Kinder ihrer
Schule von der Intelligenz her nicht
gewachsen sind, ist das genauso schäd­
lich wie eine unerkannte Hochbega­
bung«, betont Stephani.
Und dann gibt es noch jede Menge
mögliche Ursachen, die nach Über­
zeugung des Professors schon mit
einfacher Lebensklugheit angegangen
werden können. Wenn Jungen nach­
weislich weitaus häufiger mit ADHS in
Verbindung gebracht werden, liegt das
vielleicht schlicht an deren stärkerem
Bewegungsdrang. »Da kann schon ein
Sportverein viel helfen.«
Zwischenhirn
Mittelhirn
Kleinhirn
Nachhirn
(verlängerts Mark)
»Plötzliche unwillkürliche
Bewegungen oder Lautäußerungen«
werden in der Medizin als Tics defi­
niert, erläutert Professor Michael
Siniatchkin, Direktor des Instituts für
Medizinische Psychologie und Medi­
zinische Soziologie der Medizinischen
Fakultät. Meist offenbart sich diese
Störung im motorischen Bereich, etwa
durch Augenblinzeln, Schulterzu­
cken oder Grimassenschneiden. Auch
kommt es vor, dass Betroffene sich
ständig räuspern, vor sich hin pfeifen
oder andere Geräusche produzieren.
Gemeinsam ist all diesen Phänomenen,
dass sie kaum kontrolliert werden kön­
nen. Vom Tourette-Syndrom ist die
Rede, wenn sich sowohl Bewegungen
als auch Lautäußerungen der eige­
nen Kontrolle entziehen. Die Lautäu­
ßerungen können dabei ganz unter­
schiedlich ausfallen, laut Siniatchkin
kommen dabei nur in Ausnahmefällen
obszöne Worte heraus. Ein Phänomen,
das dem Tourette-Syndrom allerdings
einige Bekanntheit beschert hat, weil
es immer wieder gern in Filmen aufge­
griffen wird.
Ein Team um Professor Siniatchkin
hat nun untersucht, unter welchen
Umständen sich Tic-Symptome ver­
stärken. 16 Kinder und Jugendliche
mit diesem Leiden stellten sich als
Versuchspersonen zur Verfügung
und in der Vergleichsgruppe 15 nicht
betroffene Gleichaltrige. Im Zentrum
des Interesses stand die Frage, wie
die Angehörigen der beiden Gruppen
jeweils auf stark emotionale oder mit
emotionalem Stress behaftete Situa­
tionen reagieren. Mittels Kernspinto­
mographie wurde dabei nachgewie­
sen, dass Kinder mit Tic und gesun­
de Kinder auf verschiedene Art und
Weise Gehirnregionen anregen. Wenn
Angehörige beider Gruppen gleicher­
maßen Hirnbereiche aktivieren, die
für willkürliche Kontrolle über Bewe­
gungen verantwortlich sind, zeigen
Kinder mit Tics weniger Aktivität in
Gehirnregionen, die unwillkürliche
Kontrolle steuern. Was bedeutet, dass
Kinder mit Tics wohl in der Lage sind,
durch besondere Anstrengung dem
Bewegungsdrang entgegenzuwirken.
Wenn der Stress jedoch steigt, versagen
bei diesen Kindern diese Fähigkeiten.
Ihr Hang, bei Stress mit verstärkten
motorischen Aktionen zu reagieren,
ist dabei zunächst einmal natürlich.
»Man denke an Kleinkinder, die sich oft
buchstäblich mit Händen und Füßen
freuen«, nennt Professor Siniatchkin
ein Beispiel. In aller Regel lernen die
Kleinen dann aber mit zunehmendem
Alter, diesen Bewegungsdrang einzu­
dämmen, während das bei Menschen
mit Tic-Symptomen nicht passiert. Die
Kieler Versuche haben gezeigt, dass
im Gegenteil Stress die Kontrolldefizite
noch verstärkt.
Andersherum bedeutet das, dass TicBetroffene zwar mit therapeutischer
Hilfe lernen können, in alltäglichen
Situationen ihre Störung in den Griff
zu bekommen, dass diese Fähigkeit
aber versagt, wenn zu viel Emotion im
Spiel ist. Die willkürliche Hemmung
funktioniert also, nicht jedoch die
unwillkürliche. Dieses von den Kieler
Forschenden nicht unbedingt erwar­
tete Ergebnis ist von einiger Tragweite.
Einerseits folgt daraus laut Siniatch­
kin, dass es überhaupt nichts bringt,
Menschen mit Tics zurechtzuweisen,
sondern das Problem dadurch eher
noch verstärkt wird. Andererseits ist
aus Sicht des Arztes klar, dass sich
psychotherapeutische Hilfe nur auf den
bewussten Teil des Verhaltens bezie­
hen kann. Geht es dagegen um die von
Stress zusätzlich beförderte unwillkür­
liche Komponente und leiden darunter
die Betroffenen und womöglich auch
ihre Umwelt, kann eine Verbesserung
hauptsächlich mit Hilfe von Medika­
menten erreicht werden.
Entscheidend, so bestätigt Siniatchkins
Kollege Professor Ulrich Stephani, sei
dafür tatsächlich der Leidensdruck.
»Wenn die Störung so stark ist, dass
die Betroffenen sozial ausgegrenzt
werden, muss man natürlich versu­
chen, mit Neuroleptika gegenzusteu­
ern«, sagt der Direktor der Klinik für
Neuropädiatrie. Ansonsten plädieren
beide für Mut zur Gelassenheit. Bei nur
etwa 20 Prozent der Kinder, so weiß
Siniatchkin, halten sich Tic-Störungen
bis ins Erwachsenenalter hinein. Der
Rest der Betroffenen zeige entweder
gar keine Symptome mehr oder nur
noch solche, die sich so gut wie gar
nicht negativ auf die Lebensqualität
auswirken. Martin Geist
ist überzeugt, dass damit eine echte
Bedarfslücke geschlossen werden
kann. In der ambulanten psychothe­
rapeutischen Betreuung ist SchleswigHolstein nach seinem Urteil deutlich
unterversorgt. Hilfesuchende Kinder,
Jugendliche und deren Eltern müssen
teilweise bis zu sechs Monate lange
Wartezeiten in Kauf nehmen. »Das ist
einfach zu lang, wenn die Not groß
ist«, betont Siniatchkin.
Die neue Ausbildung richtet sich
an alle, die einen Diplom- oder
Masterabschluss in Psychologie oder
Pädagogik beziehungsweise Sozialpä­
dagogik oder Sozialer Arbeit haben.
Im Grunde auch an Medizinerinnen
und Mediziner, die sich aber meist
in einer fachärztlichen Ausbildung
therapeutisch qualifizieren. Das
Besondere an diesem Ausbildungs­
gang ist, dass er unmittelbar an die
Universität angebunden ist, während
sonst überwiegend außeruniversitäre
Bildungseinrichtungen tätig sind.
Das ermöglicht die Nutzung vieler
universitärer Strukturen. Zudem wur­
den Verträge mit vielen Kliniken und
Praxen geschlossen, um allen Teilneh­
merinnen und Teilnehmern Prakti­
kumsplätze anbieten zu können.
Die Ausbildung erstreckt sich über
drei Jahre und ist berufsbegleitend.
Daher finden die meisten Seminare
an Wochenenden statt. Für Teilneh­
mende mit pädagogischen Abschlüs­
sen gibt es außerdem Einstiegskurse,
um ihr Wissen in Psychologie zu
vertiefen. Vom Alter her sind keine
Grenzen gesetzt. Wer bereits berufs­
tätig ist, kann genauso aufgenommen
werden wie Interessierte, die gerade
ihr Studium abgeschlossen haben.
Die Ausbildung beginnt am 1. Mai
und umfasst 18 Plätze. Kurzfristige
Bewerbungen sind noch möglich.
Bei entsprechender Nachfrage soll
im Oktober dieses Jahres ein zweiter
Kurs starten.
mag
Die Kernspintomographie macht deutlich, dass Kinder mit Tics weniger Aktivität in Gehirn­
regionen haben, wo diese ungewollten Reaktionen gesteuert werden.
Foto: Thinkstock
www.noki.uni-kiel.de
unizeit 86 | blickpunkt gehirn | seite 3
»Ich verstehe dich nicht,
sprich bitte lauter.« Dieser Aufforde­
rung zu folgen, fällt Menschen schwer,
die an Morbus Parkinson erkrankt sind.
Die umgangssprachlich als Schüttelläh­
mung bekannte Erkrankung wirkt sich
mitunter erheblich auf das Sprechen
aus. Erkrankte sprechen meist leise
und »nuscheln«. Auch eine monotone
Sprechweise oder heisere Stimme sind
typische Merkmale. Rund 90 Prozent
aller Menschen mit Parkinson bekom­
men solche Sprechstörungen, die im
Fachjargon Dysarthrien heißen. Sie
treten häufig schon früh im Krank­
heitsverlauf auf und beinträchtigen
09.04. 2016
Spracherkenner für die Parkinsontherapie
»Medikamente und das operative
Einsetzen eines Hirnschrittmachers
können zwar die klassischen Symp­
tome der Parkinsonerkrankung
meist verbessern, aber sie helfen
oft nicht bei Sprechstörungen.«
zunehmend die Lebensqualität. »Die
Krankheit verbindet man immer mit
Zittern und Schwierigkeiten beim
Gehen. Es gibt aber auch gravierende
Probleme beim Sprechen«, sagt der
pensionierte Professor Ulrich Heute,
der Sprachverarbeitungsexperte vom
Institut für Elektrotechnik und Infor­
mationstechnik der Kieler Universität.
Mit zunehmender Krankheitsdauer
werde es immer schwieriger, Betrof­
fene zu verstehen, und das sei eine
große Belastung. Hinzu komme ein
weiteres Problem: »Medikamente und
das operative Einsetzen eines Hirn­
schrittmachers können zwar die klas­
sischen Symptome der Parkinsoner­
krankung meist verbessern, aber sie
helfen oft nicht bei Sprechstörungen.«
Die logopädische Behandlung oder
Sprechtherapie ist derzeit der einzige
erfolgversprechende Therapieansatz.
Hier setzt ein von der Deutschen For­
schungsgemeinschaft gefördertes Pro­
jekt der Arbeitsgruppe für Digitale
Signalverarbeitung und Systemtheorie
Die Krankheit Morbus Parkinson wirkt sich oft ganz erheblich auf das Sprechen aus. Professor Ulrich Heute, Doktorandin Christin
Baasch (Mitte) und Logopädin Adelheid Nebel analysieren Sprachaufnahmen von Betroffenen.
Foto: Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik
Ein Team an der Technischen Fakultät entwickelt Messtechniken, um
Sprachstörungen bei Parkinsonkranken besser charakterisieren zu
­können. Dies könnte dazu beitragen, die Therapie zu optimieren.
an. Mit verschiedenen Verfahren wol­
len die Beteiligten die Sprechschwie­
rigkeiten von Parkinsonkranken im
Detail charakterisieren und neuartige
Werkzeuge für die Sprechtherapie ent­
wickeln. Beteiligt sind neben Ulrich
Heute sein Nachfolger am Institut,
Professor Gerhard Schmidt, und Dok­
torandin Christin Baasch. Sie koope­
rieren mit der Parkinson-Ambulanz an
der Klinik für Neurologie und nutzen
für ihre akustischen Analysen die dort
und im eigenen Labor aufgenommen
Sprechproben von Patientinnen und
Patienten.
Die Idee ist, in einem ersten Schritt die
Sprachaufnahmen maschinell zu ana­
lysieren, um zum Beispiel festzustel­
len, wie sich die Sprechprobleme im
Krankheitsverlauf ändern oder was die
logopädischen Übungen bringen. Dazu
soll ein automatischer Spracherkenner
eingesetzt werden, der das mühsame
Abhören von Sprachaufnahmen durch
Menschen ersetzt. »Darüber hinaus
wollen wir die Sprache technisch aus­
werten. Aus den digitalen Sprachdaten
lassen sich verschiedene Kenngrößen
errechnen. Diese weisen darauf hin,
wo genau das Problem liegt. Bewegt
sich vielleicht die Zunge zu wenig?
Oder kriegt ein Patient die Zähne nicht
auseinander?«, so Heute. »Liegt das
Problem eher hinten im Kehlkopf oder
vorne, wenn sie Gaumen und Zunge
bewegen müssen?«, ergänzt Christin
Baasch. Diese Details sind hilfreich
zu wissen, weil sie der Therapeutin
oder dem Therapeuten aufzeigen, was
gezielt trainiert werden muss.
Langfristig könnte sich Professor Ger­
hard Schmidt auch vorstellen, neuartige
Tools für eine individuell maßgeschnei­
derte Sprechtherapie zu entwickeln,
zum Beispiel spezielle Apps mit spie­
lerischen Übungen fürs Smartphone
oder Tablet zur Unterstützung der
logopädischen Behandlung. Schmidt:
»Damit könnten Patientinnen und Pati­
enten einfacher und gezielter zu Hause
üben.« Gleichzeitig könnten die Geräte
automatisch auch für die Sprechthe­
rapie wichtige Parameter messen, die
der Logopädin oder dem Logopäden
zeigen, wo es hapert. Denkbar wäre
außerdem, Hörgeräte mit Zusatzfunk­
tionen auszurüsten, so dass diese den
eigenen Sprachsignal-Pegel messen.
»Wenn das Hörgerät gut eingestellt ist,
könnte es registrieren, ob der Betref­
fende zu laut oder zu leise spricht,
und entsprechende Anweisungen aufs
Ohr geben, ohne dass das andere mit­
bekommen«, ergänzt der Experte für
Sprach- und Audiosignalverarbeitung.
Auf lange Sicht könnte so ein Gesamt­
paket an Tools für Betroffene und The­
rapierende geschnürt werden.
Darüber hinaus will das Sprachverar­
beitungs-Team aber auch die Zusam­
menhänge zwischen Verständlichkeit,
Artikulation und Hirnströmen aufklä­
ren. »Wir wollen parallel zu den Sprach­
aufnahmen, die wir jetzt neu machen,
auch ein Elektroenzephalogramm
(EEG) aufzeichnen und die Hirnströ­
me dahingehend analysieren, warum
das Sprechen verändert ist«, sagt Ulrich
Heute. Sie hoffen Signalkomponenten
im EEG zu finden, die die Störungen im
Sprechzentrum widerspiegeln.
Kerstin Nees
Rätselhafter Nervenschmerz
Kranke Nerven können schmerzen, ohne dass es einen äußeren Reiz dafür
gibt. Für Betroffene bedeuten sie häufig einen langen Leidensweg. Die
­Sektion Neurologische Schmerzforschung und -therapie entschlüsselt die
individuellen Mechanismen hinter der Krankheit und sucht nach neuen
Behandlungsmöglichkeiten.
Durch Rückenschmerzen können Nervenschmerzen in den Beinen hervorgerufen
­werden.
Foto: Thinkstock
Es fing an mit tauben Füßen,
die ständig kribbelten. Wie tausende
Ameisen, so beschreibt Renate G. das
Gefühl. Dann kamen die Schmerzen.
Dafür hat die 66-Jährige keinen Ver­
gleich. Stark und quälend seien sie,
häufig heiß wie Feuer und manchmal
begleitet von kurzen »Stromschlägen«.
Der Schmerz zerre an ihrer Seele,
so sehr, dass sie nachts nur schlecht
schlafen könne. Seit zehn Jahren lei­
det Frau G. an der Zuckerkrankheit
(Diabetes mellitus). Vor einem Jahr
kamen die typischen Symptome von
Nervenschmerzen hinzu. Professor
Ralf Baron kennt Beschreibungen wie
die von Frau G. nur zu gut. Schon wäh­
rend seiner Doktorarbeit hat er sich mit
Schmerzfasern beschäftigt. Heute, 35
Jahre später, ist Baron Leiter der Sek­
tion Neurologische Schmerzforschung
und -therapie am Universitätsklinikum
Schleswig-Holstein und Professor an
der Medizinischen Fakultät der CAU.
Er sagt: »Schmerz ist nicht nur ein
Symptom, Schmerz ist eine komplexe
Krankheit, die viele Ursachen haben
kann und hohe Anforderungen an Dia­
gnostik und Therapie stellt. Gerade die­
se Komplexität ist die Herausforderung
für uns.«
Diabetes, Alkoholmissbrauch oder
Chemotherapien können Nerven­
schmerzen auslösen. Auch bei Gürtel­
rose oder dem Phantomschmerz nach
Amputationen sind kaputte Nerven
die Ursache für die Schmerzen. »Die
Grunderkrankung greift die Nerven
im Körper an und zerstört einzelne
Fasern«, erklärt Baron. Die Folge: Die
Zellen entwickeln ein Eigenleben. Sie
fangen an, ständig elektrische Signale
an das Gehirn zu senden, obwohl sie
nicht von außen gereizt werden. Die­
se fehlerhafte Kommunikation nennt
sich neuropathischer Schmerz. »Solche
Schmerzen sind schwer zu therapie­
ren, weil kein physiologischer Schmerz
vorhanden ist.« Etwa sieben Prozent
der europäischen Bevölkerung leiden
an chronischen Nervenschmerzen, die
Dunkelziffer liege noch höher. Damit
sei es eine Volkserkrankung. »Oftmals
werden die Nervenschmerzen nicht
erkannt. Bei Diabetikern gibt es zum
Beispiel viele Ursachen für Schmerzen.
Dass es wirklich Nervenschmerz ist,
wird häufig nicht diagnostiziert.« Für
eine korrekte Einschätzung brauchen
Ärzte das Wissen, wie sich neuropa­
thischer Schmerz darstellt. Nur anhand
der Symptomkonstellation – einschie­
ßend, kribbelnd, elektrisierend – sei
eine richtige Diagnose möglich. Baron
ist sich sicher: »Es ist viel Aufklärung
notwendig.«
»Schmerz ist nicht nur ein Symp­
tom, Schmerz ist eine komplexe
Krankheit, die viele Ursachen haben
kann und hohe Anforderungen an
Diagnostik und Therapie stellt.«
Zu den körperlichen Qualen kommen
biditäten
oftmals psychische. Komor­
werden die Begleiterkrankungen
genannt. »Depressionen, Angst und
Schlafstörungen sind die drei häu­
figsten Komorbiditäten bei unseren
Patienten.« Diese müsse man im Auge
behalten, warnt Baron: »Jeder Schmerz­
patient muss auch auf Depressionen
untersucht werden. Denn Depression
verstärkt Schmerz, Schmerz ver­stärkt
Depression und so weiter. Beides
muss behandelt werden.« Doch es
gibt Hoffnung für Betroffene, betont
Baron: »Jeder Nervenschmerz hat die
Tendenz, irgendwann mit der Überak­
tivität aufzuhören. Wir wissen nicht
warum und auch nicht wann. Es kann
Monate bis Jahre dauern und geht nur,
wenn die schädigende Noxe, also das,
was den Nerv kaputt macht, fehlt. Das
ist der Fall, wenn beispielsweise der
Diabetes sehr gut eingestellt ist oder
die Chemotherapie endet.«
Normale Schmerztabletten funktionie­
ren nicht. Stattdessen werden Substan­
zen eingesetzt, die die Überaktivität
der Nervenfasern lahmlegen. Anti­
epileptika, also Medikamente aus der
Epilepsietherapie, tun genau das. Auch
Antidepressiva oder die lokale Anwen­
dung von Wirkstoffen mit Anästhetika
zur örtlichen Betäubung als Pflaster
direkt auf der betroffenen Haut haben
eine schmerzlindernde Wirkung. Auf
der Suche nach effektiven Therapien
werden Tests in einem großen, europa­
weiten Kollektiv von knapp 5.000 Pati­
entinnen und Patienten durchgeführt,
an denen führende Schmerzforschende
wie Professor Baron beteiligt sind. Prüf­
mittel wie Wärme- oder Pieks-Stimuli
helfen dabei, sensorische Profile anzu­
legen, vergleichbar zu machen und
gezielt zu behandeln. »Wir wissen,
dass bei neuropathischen Schmerzen
sehr viele Entstehungsmechanismen
eine Rolle spielen. Schmerz ist nicht
gleich Schmerz, er ist individuell
verschieden.« Dabei kann meist nur
das Symptom und nicht die Ursache
des Schmerzes behandelt werden.
»Wir wollen identifizieren, welche
Patientengruppen auf welche Medi­
kamente besonders gut ansprechen.
Unser Ziel ist, dass jeder Hausarzt
­ räzise Tests durchführen kann. Ich
p
bin mir sicher, dass wir das schaffen.«
Raissa Nickel
www.uksh.de/schmerztherapie-kiel
Mit dem Laser messen Forschende die
Durchblutung der Haut. Aktivität in
Schmerzfasern führt zu einer Durch­
blutungszunahme, die am Monitor sichtbar
wird.
Foto: Sektion Neurologische
Schmerzforschung und -therapie
unizeit 86 | forschung + praxis | seite 4
Schaut man auf die Liste
aktueller Errungenschaften von Kieler
Wissenschaftlerinnen und Wissen­
schaftlern, die sich mit den Nanowis­
senschaften und
der Oberflächen­
forschung beschäf­
tigen, könnte man
meinen, ein Autor
sammle Stichworte für Science-FictionRomane: ein Material, 75-mal leichter
als Styropor und trotzdem sehr sta­
bil, erschaffen aus einem Netzwerk
von Nanokohlen­
stoffröhrchen; gan­
ze Labore, die auf
einem Plastikchip
Platz finden; Medi­
kamente, die auf Knopfdruck ihre
Wirkung entfalten. Rund siebzig For­
schende arbeiten mit ihren Arbeits­
gruppen an der Uni Kiel daran, kom­
plexe Systeme und Strukturen, die aus
kleinsten Teilchen
auf der Nanome­
terskala aufgebaut
sind, zu verstehen.
Welche Eigenschaf­
ten besitzen sie, nach welchen Regeln
verhalten sie sich und wie können wir
die Erkenntnisse darüber nutzen? Die­
se Fragen können
nur
zusammen
von Expertinnen
und Experten ver­
schiedenster Fach­
gebiete wie Physik, Chemie, Materi­
alwissenschaften, Elektrotechnik,
Informatik, Lebensmitteltechnologie
und Lebenswissen­
schaften beantwor­
tet werden. Aus die­
sem Grund haben
die Forschenden
09.04. 2016
Die Welt im Kleinen auf den
Kopf stellen
Moleküle, Atome und Elektronen besitzen Eigenschaften, die uns in
­Erstaunen versetzen können. Bei »Kiel Nano, Surface and Interface
­Science« ­forschen rund 70 Arbeitsgruppen an diesen winzigen Strukturen.
sich im Jahr 2014 zu »Kiel Nano, Sur­
face and Interface Science – KiNSIS«
(Kieler
Nano-,
Oberflächen- und
Grenzf lächenfor­
schung) zusam­
mengeschlossen.
Gemeinsam wollen sie die Verbund­
forschung auf diesem Gebiet fördern.
Dabei hat KiNSIS insbesondere große
Projekte wie Sonderforschungsbe­
reiche (SFB) und Forschergruppen
im Sinn. Einige davon sind bereits in
diesem Forschungsschwerpunkt ver­
treten. Im SFB 677 zum Beispiel entwi­
ckeln Chemikerinnen und Chemiker,
Physikerinnen und Physiker moleku­
lare Maschinen. Im
Verbund konnten
sie künstliche Flim­
merhärchen entwi­
ckeln, die als NanoTransportsystem mikroskopisch klei­
ner Fabriken funktionieren könnten,
auch ist ihnen beispielsweise gelungen,
die biologische Zellhaftung mit Licht
zu kontrollieren. Die Forschergrup­
pe um Professor Hermann Kohlstedt
versucht hinge­
gen, menschliche
Lern- und Gedächt­
nisprozesse auf
eine elektronische
Schaltung zu übertragen. Um das zu
erreichen, stellt das Team neuartige
Bauteile her, die sich wie Synapsen
verhalten sollen.
Glückt dies, könnte
das ein Schritt hin
zu intelligenten
Fabriken mit auto­
nomen Robotern oder zu Hirnprothe­
sen sein.
Um Visionen wie diese zu unterstützen
und gemeinsame Initiativen anzuschie­
ben, stellt KiNSIS seinen Mitgliedern
auch finanzielle
Mittel zur Verfü­
gung, etwa für Dok­
torandenstellen und
Forschungsgeräte.
Wer wie viel wofür erhält, entschei­
den alle Mitglieder des Schwerpunkts
demokratisch. Professor Michael
Bonitz beispielsweise kann bei seiner
Bewerbung bei der Deutschen For­
schungsgemeinschaft um einen neuen
Sonderforschungsbereich auf KiNSISMittel zählen. Der Physiker möchte
zusammen mit Fach­­­­leuten der Chemie
und der Material­
wissen­schaft Wech­
selwirkungen zwi­
schen Plasma und
Oberflächen unter­
suchen. Für eine positive Begutach­
tung einer Jury muss er vielverspre­
chende erste Ergebnisse vorlegen. »Bei
unserem Vorhaben
spielen anspruchs­
volle Computersi­
mulationen eine
große Rolle. Die
müssen von hochqualifizierten Mitar­
beiterinnen und Mitarbeitern erarbei­
tet werden, KiNSIS greift uns hierbei
unter die Arme«, erklärt Bonitz.
Das Netzwerk rund um die Kieler
Nanowissenschaften und Oberflächen­
forschung erstreckt
sich aber noch viel
weiter als über die
Fakultäten der Uni
Kiel, von denen
bisher vier im Schwerpunkt vertreten
sind. Mit dem Fraunhofer-Institut für
Siliziumtechnologie in Itzehoe, dem
Zentrum für Material- und Küstenfor­
schung in Geest­
hacht und dem
Leibniz-Institut für
die Pädagogik der
Naturwissenschaf­
ten und Mathematik, dem Deutschen
Elektronen-Synchrotron in Hamburg
und der Norddeutschen Initiative Nano­
technologie Schleswig-Holstein ist ein
großes wissenschaftliches Forum ent­
standen, das die Zusammenarbeit ver­
schiedener Spezia­
listinnen und Spe­
zialisten zusätzlich
befeuert.
Aber nicht nur die
Spitzenforschung hat beim Zusammen­
schluss der Nanowissenschaftlerinnen
und -wissenschaftler einen hohen
Stellenwert, auch eine hervorragende
Ausbildung des wissenschaftlichen
Nachwuchses steht auf der Agenda. So
fördert KiNSIS früh Karrieren durch
forschungsbasierte
internationale Stu­
diengänge, Gradu­
iertenkollegs und
Promotionspreise.
»Wir möchten KiNSIS durch koope­
rative Projekte zum Aushängeschild
der Nano- und Oberflächenforschung
machen«, beschreibt Schwerpunkt­
sprecher Professor Olaf Magnussen
das Ziel. Bei der gelebten Verbunden­
heit der Wissenschaftskulturen darf
man sehr gespannt sein, wie die Kieler
Nanowissenschaften die Welt weiter­
hin auf den Kopf stellen werden.
Denis Schimmelpfennig
Artenschutz in Agrarlandschaften
Landwirtschaftliche Betriebe sollen zum Artenschutz beitragen. Daher
wird ein Teil der flächenbezogenen Direktzahlungen der EU an entsprechende Auflagen gebunden. Der Kieler Landschaftsökologe Tim Diekötter
bewertet die Maßnahmen des sogenannten Greenings als halbherzig.
ten geht«, sagt Professor Tim Diekötter
vom Institut für Natur- und Ressour­
censchutz der CAU. Auch die Gemein­
same Agrarpolitik der Europäischen
Union (GAP) schätzt Wiesen und Wei­
den als Heimat für Wildkräuter, Käfer,
Mäuse, Vögel, Lurche und alles was
sonst noch kreucht und fleucht.
Bei der Reform der GAP im Jahr 2013
wurden daher Maßnahmen zum Grün­
landschutz beschlossen. Seit 2015
erhalten landwirtschaftliche Betriebe
30 Prozent ihrer Direktzahlungen nur
dann, wenn sie konkrete, zusätzliche
Umweltleistungen erbringen, das soge­
nannte Greening. Dazu zählen neben
dem Erhalt von Dauergrünland auch
eine größere Vielfalt beim Anbau von
Feldfrüchten (Anbaudiversifizierung)
sowie die Bereitstellung sogenann­
ter ökologischer VorrangfIächen auf
mindestens fünf Prozent des Acker­
landes. Diese fünf Prozent sollen im
Umweltinteresse genutzt werden, zum
Beispiel zum Erhalt von Hecken oder
Pufferstreifen zu Gewässern. Unter
bestimmten Voraussetzungen bleibt
eine landwirtschaftliche Nutzung
zulässig. Dazu gehört zum Beispiel
der Anbau von Eiweißpflanzen wie
Klee oder Lupinen, die den Stickstoff
im Boden binden, oder der Anbau von
Zwischenfrüchten.
Der Kieler Landschaftsökologe begrüßt
grundsätzlich die Idee, Zahlungen der
EU an Umweltauflagen zu knüpfen.
Nach seiner Einschätzung sind jedoch
die spezifizierten Anforderungen zum
Schutz der Biodiversität in Agrarland­
schaften zu schwach. »So, wie es im
Moment ausformuliert ist, ist nicht mit
großen Effekten zu rechnen. Das ent­
spricht quasi dem Status Quo und führt
in den meisten Fällen nicht zu einer
Verbesserung der Situation.«
Beispiel Dauergrünland: Das EU-Recht
erlaubt beim Greening auch die inten­
sive Nutzung. Verboten ist nur das
Umpflügen der Flächen. »Ich kann hier
drei, vier oder fünf Mal im Jahr schnei­
den und intensiv düngen. Das sind aber
nicht die wertvollen Grünlandflächen.«
Innerhalb des Verbundprojekts Biodi­
versitäts-Exploratorien hat Diekötter
auf deutschlandweit 150 Grünlandflä­
chen mit untersucht, wie sich die Nut­
zungsintensität auf die Artenvielfalt
auswirkt. In dem Gesamtprojekt wur­
den 49 verschiedene Organismengrup­
pen erfasst. Diekötter war im Konsorti­
um an der Untersuchung bodenleben­
der Organismen wie Spinnen, Laufkä­
fern, Asseln, Regenwürmern und der­
gleichen beteiligt. Dabei kam heraus,
dass die seltenen Arten in den extensiv
genutzten Flächen die höchsten Diver­
sitäten aufwiesen. Die Zunahme der
Nutzungsintensität führte zu einem
relativ starkem Abfall der Artenviel­
falt. Bei den häufigen Arten war dieser
Effekt nicht so stark. Diekötter: »Aber
das sind auch nicht die, um die man
sich vornehmlich kümmern muss. Die
intensiv genutzten Flächen sind aus
Artenschutzsicht uninteressant.«
Unzureichend ist nach Auffassung
des Experten für Biodiversität auch
die Einrichtung von ökologischen
­ orrangflächen auf nur fünf Prozent
V
der Ackerfläche. »Wenn die Maß­nahme
für die Biodiversität Wirksamkeit ent­
falten soll, müsste man schon 10 bis
15 Prozent bereithalten.« Ebenfalls
kritisch sieht er, dass auch der Anbau
von Zwischenfrüchten oder Stickstoff
bindenden Pflanzen als ökologische
Vorrangfläche durchgehe. Denn ent­
scheidend für die Artenvielfalt seien
dauerhafte naturnahe Strukturen wie
Hecken, Wegraine oder Gräben, weil
dort viele Arten nisten und überwin­
tern. »Und das geht nicht mit Zwi­
schenfrüchten. Die stehen zwar als
Nahrungsressource zur Verfügung,
sind aber für die anderen notwendigen
Schritte im Lebenszyklus der Arten
nicht geeignet.«
Kerstin Nees
schau in Eutin. Vom 12. bis 17. Juli
ist die Ausstellung »Manipulierte
Landschaften« der Graduiertenschule
mit neuen Exponaten in der Orangerie
zu sehen, auch ein Dokumentarfilm
über den Nachbau eines Großstein­
grabes auf dem CAU-Campus wird
dort mehrmals täglich gezeigt. Auf
der Bühne im Seepark am Ufer des
Großen Eutiner Sees geben erfahrene
Wissenschaftlerinnen und Wissen­
schaftler aus den an der Graduier­
tenschule beteiligten Instituten mit
allgemeinverständlichen Vorträgen
Einblicke in ihre Arbeit. Der wissen­
schaftliche Nachwuchs steht bei der
Science Show auf der Bühne: Dokto­
randinnen und Doktoranden erklären
in nur zehn Minuten unterhaltsam,
woran sie forschen.
Auf dem Freigelände der Landesgar­
tenschau können die Gäste erleben,
welche Pflanzen unsere Ahnen
nutzten, um sich zu ernähren: Im
Apfelgarten steht ein Wildapfelbaum
von der Art, wie sie den jungstein­
zeitlichen Obstteller bereicherten; auf
einem mittelalterlichen Getreide­feld
im Küchengarten wächst eine alte
­Roggensorte. Das Feld nach histori­
schem Vorbild ist im Vergleich zu
­heutigen ziemlich bunt: Getreideun­
kräuter wie Kornrade und Klatsch­
mohn, Wilde Malve und Acker-Licht­
nelke sorgen für Farbtupfer – die aus­
gesäte Pflanzen­mischung ist angelehnt
an archäo­botanische Funde beispiels­
weise aus dem slawischen Starigard
(heute Oldenburg in Holstein).
Direkt am Seeufer gegenüber der
Fasaneninsel hat die Graduierten­
schule eine Infotafel zur langfristigen
Vegetationsdynamik am Eutiner See
aufstellen lassen. Unter dem Titel
»Eine Landschaft im Wandel: Was uns
fossiler Blütenstaub aus dem ­Großen
Eutiner See verrät« gibt die Tafel Aus­
kunft über das Promotionsprojekt
einer Kieler Doktorandin.
jnm
Hinsichtlich der Artenvielfalt sind Landschaften mit vielfältigen Strukturen wie Weg­
rainen, Hecken oder Gräben neben den landwirtschaftlichen Nutzflächen ideal. Foto: pur.pur
Wiesen sind in puncto
Artenvielfalt kaum zu toppen, zumin­
dest in Kulturlandschaften. So hat eine
US-amerikanische Studie in einer 100
Quadratkilometer großen Agrarregion
die Pflanzenartenzahl auf Ackerland,
extensivem Grasland, Weide und Wald
verglichen. Das Ergebnis: Auf unre­
gelmäßig gemähtem Grasland, das
nicht einmal drei Prozent der Flächen
ausmachte, wurden 213 Pflanzenarten
gezählt, dicht gefolgt von Weiden mit
196 Arten. Dagegen kam das Ackerland
mit einem Anteil von über 66 Prozent
der Fläche auf 89 Arten. Wald lag mit
153 Arten im Mittelfeld. »Das deutet an,
wie wichtig Grünland ist, wenn es um
Diversitätsschutz in Agrarlandschaf­
Ausstellung
KIELER WISSENSCHAFT BEI DER
­LANDESGARTENSCHAU
Wie kamen slawische Ortsnamen
oder die ersten Hausschweine nach
Schleswig-Holstein? Was bauten unse­
re Vorfahren auf ihren Feldern an?
Antworten auf diese und viele andere
Fragen bietet die Graduiertenschule
Human Development in Landscapes
bei der diesjährigen Landesgarten­
Quellen:
In Diekötters Bewertung der Biodiversitätseffekte des Greenings flossen auch folgende
internationale Publikationen ein:
Allan E et al. (2014) Proc. Natl. Acad. Sci. U.
S. A. 111:308-313
Egan JF, Mortensen DA (2012) Ecol. Appl.
22:459-471
www.eutin-2016.de
unizeit 86 | forschung + praxis | seite 5
09.04. 2016
Gesund dank Soja und Grüntee?
Die Menschen in Japan haben mit durchschnittlich 84 Jahren die weltweit
höchste Lebenserwartung und leiden weniger an Zivilisationskrankheiten.
Ob das auch mit der japanischen Ernährung zusammenhängt, untersuchen
Forschende an der Uni Kiel.
Der moderne westliche
Lebensstil mit seiner oft sehr ener­
giereichen Ernährungsweise führt zu
verschiedenen gesundheitlichen Pro­
blemen. Stark fett- und zuckerhaltige
und einseitige Ernährung ist mit dafür
verantwortlich, dass sich im Laufe
des vergangenen Jahrhunderts in den
Industrienationen Zivilisationskrank­
heiten neu entwickelten oder verstär­
kten. Fettleibigkeit, Herz-KreislaufErkrankungen oder Diabetes lassen
sich zum Beispiel oft direkt auf eine
falsche Ernährung zurückführen. Auf
der Suche nach gesünderen Alterna­
tiven schweift der Blick in den fernen
Osten, speziell nach Japan. Die hohe
Lebenserwartung der Japanerinnen
und Japaner und ein vergleichs­
weise geringes Auftreten häufiger
krankheiten lassen ver­
Zivilisations­
muten, dass die dortigen Ernährungs­
gewohnheiten der Gesundheit grund­
sätzlich förderlich sein könnten.
Die Forschung interessiert sich daher
unter anderem für spezielle Inhalts­
stoffe von Pflanzen, sogenannte sekun­
däre Pflanzenstoffe, und wie diese die
Gesundheit und die Lebensspanne
beeinflussen können. Ein Forschungs­
team der Abteilung Lebensmittelwis­
senschaft des Instituts für Humaner­
nährung und Lebensmittelkunde
(Leitung: Professor Gerald Rimbach)
hat Inhaltsstoffe zweier in Japan beson­
ders häufig verwendeter Lebensmittel
untersucht: Grüntee und Soja. Dabei
haben sich die Forschenden auf zwei
darin enthaltene sekundäre Pflanzen­
stoffe konzentriert: Zum einen Catechi­
ne, die im Grüntee hoch konzentriert
sind, weil zur Zubereitung unfermen­
tierte Blätter verwendet werden. Zum
anderen Isoflavone, deren wichtigste
Quelle Sojaprodukte sind.
Bis Mitte der 1970er Jahre
war es technisch nicht möglich, die
einzelnen Bausteine des Erbguts zu
entschlüsseln. Dann entwickelte der
Brite Frederick Sanger zusammen mit
zwei Kollegen die sogenannte SangerSequenzierung. Als erstes entschlüs­
selten die Wissenschaftler damals das
vollständige Erbgut eines Virus. Für
ihre Entdeckung erhielten sie 1980 den
Chemie-Nobelpreis. Neben der San­
ger-Technik stehen heute auch Wei­
terentwicklungen der ursprünglichen
Methode zur Verfügung. Entscheidend
für die Wahl der Methode ist die jewei­
lige Forschungsfrage. »Die Ergebnisse
der Sanger-Sequenzierung sind am
genauesten. Das bedeutet, die Abfolge
der Bausteine des Erbguts, der soge­
nannten Basen, wird mit hoher Wahr­
scheinlichkeit korrekt erfasst«, erklärt
Dr. Britt-Sabina Petersen. Die Biologin
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Kieler Institut für Klinische Molekular­
biologie (IKMB) und leitet das Labor
für die Sanger-Sequenzierung.
Beim Sequenzieren der nächsten
Generation (next generation sequenc­
ing, NGS) hingegen geht es darum,
große Mengen an Erbgut auf einmal
zu entschlüsseln. Dabei entstehen
erheblich mehr Messfehler als bei der
Sanger-Sequenzierung. Findet man
Techniken und Werkzeuge der Wissenschaft
Genetischer Fingerabdruck
Insbesondere in der Kriminalistik wird diese
Analyse angewendet. Dabei sind jene Erbgutabschnitte wichtig, die sich zwischen
Menschen besonders stark unterscheiden.
In der Analyse sind sie sehr einfach nachzuweisen. Die DNA wird aus Speichel, Blut
oder Hautzellen extrahiert. Zwischen 8 und
15 DNA-Abschnitte werden für den genetischen Fingerabdruck verglichen, somit ist
sichergestellt, dass dieser nur zu einem
Individuum passt. tb
Geographie
GROSSSTÄDTE AUF DEM GLOBUS
Selten in ihrer Geschichte hat die von
Professor Rainer Wehrhahn geleitete
Arbeitsgruppe Stadt- und Bevölke­
rungsgeographie der Uni Kiel so viele
Bücher herausgebracht wie zuletzt.
Innerhalb von etwas mehr als einem
Jahr erschienen fünf Publikationen,
die sich auf unterschiedliche Weise
mit aktuellen Themen der urbanen
Die Ernährungswissenschaftlerinnen
Dr. Anika Wagner und Dr. Stefanie
Piegholdt verabreichten Fruchtfliegen
der Art Drosophila melanogaster ein
mit Catechinen angereichertes Nähr­
medium. Gegenüber den unbehandel­
ten Tieren, deren mittlere Lebensspan­
ne bei 50 bis 60 Tagen liegt, lebten
sie durchschnittlich drei Tage länger.
Auch die Versuche mit Isoflavonen
bewirkten eine im Schnitt um zwei
Tage verlängerte mittlere Lebensdauer.
Beide Stoffe verbesserten zudem die
Fitness der Tiere. Fruchtfliegen leben
also dank der positiven Einflüsse der
beiden bioaktiven Pflanzenstoffe län­
ger und gesünder.
Die gesundheitsfördernde Wirkung
der beiden sekundären Pflanzenstoffe
beruht auf unterschiedlichen Effekten,
wissen die Forscherinnen: Ein spe­
zielles Catechin im Grüntee hemmt
zwei Enzyme, die für die Verdauung
von Kohlenhydraten wichtig sind.
Dadurch gelangt weniger Glucose in
den Organismus. Dieser zuckersenken­
de Effekt nützt direkt der Gesundheit.
Soja-Isoflavone entfalten ihre posi­
tive Wirkung, indem sie den Energie­
stoffwechsel der Zellen beeinflussen
und das Langlebigkeitsgen Sirtuin-1
anschalten.
»Unsere jüngsten Forschungser­
gebnisse unterstreichen einen ganz
wesentlichen Aspekt im Zusammen­
Japanischer Grüntee vor der Ernte. Foto: Ruizo (License: CC BY-SA 1.0/commons wikimedia)
spiel von Ernährung und Gesundheit:
Die Möglichkeit zur Einflussnahme
liegt ganz klar in der Prävention, gesun­
de Ernährung kann Krankheiten vor
allem vorbeugen. Wir konzentrieren
uns daher zum großen Teil auf die
molekularen Mechanismen, die diesen
präventiven Effekten zugrunde liegen«,
sagt Wagner, Expertin für molekulare
Ernährung an der Uni Kiel.
Die experimentell gewonnenen Ergeb­
nisse lassen sich noch nicht auf die
Ernährung des Menschen übertragen.
Tatsache ist: Die traditionelle japa­
nische Ernährung ist dank des weit
Blick ins Erbgut
Die DNA-Sequenzierung eröffnet die Möglichkeit, das Erbgut eines
­Menschen detailliert zu untersuchen. Diese Technik hat insbesondere der
­Biologie und der Medizin neue Forschungsmöglichkeiten eröffnet.
beispielsweise mit dieser Methode Ver­
änderungen im Erbgut, die von wis­
senschaftlichem Interesse sind, würde
man diese mit der »Sanger-Methode«
noch einmal validieren.
Für das NGS wird die DNA vor der
Analyse in kleine Stücke zerteilt. Diese
bestehen aus Abschnitten, die etwa 150
bis 350 Basen lang sind. Anschließend
wird jeder Bereich des Genoms mehr­
fach sequenziert, wodurch Einzelfeh­
ler weniger ins Gewicht fallen. Nach
der Analyse muss die DNA-Abfolge
am Computer wieder korrekt zusam­
mengesetzt werden. Dies ist ein sehr
aufwändiger Prozess, der viel Rechen­
leistung erfordert und erheblich länger
dauert als die Nachbearbeitung der
Daten bei der Sanger-Sequenzierung.
Bei der Sanger-Sequenzierung können
deutlich längere DNA-Stücke gemes­
sen werden, bis zu 1.000 fortlaufende
Basenpaare. Dabei wird der gewünsch­
te DNA-Bereich vor der Analyse mittels
spezieller Enzyme vervielfältigt. Auf
diese Weise wird nur der Bereich ana­
lysiert, der von Interesse ist.
Für die Wissenschaft ist die DNASequenzierung ein wichtiges Instru­
ment, um die genetischen Ursachen
vieler Erkrankungen herauszufinden.
»Wenn im Erbgut Veränderungen auf­
treten, kann das zahlreiche Einflüsse
haben«, so Petersen. »Für uns ist wich­
tig zu verstehen, was der Austausch
der ursprünglichen Base mit einer
­ rotein
anderen zur Folge hat. Ist ein P
nicht mehr funktionstüchtig? Und wel­
chen Einfluss hat das eventuell auf
eine Erkrankung wie Morbus Crohn?«
Bei chronisch-entzündlichen Darmer­
krankungen wie Morbus Crohn ist das
Immunsystem wesentlich an der Ent­
stehung der Erkrankung beteiligt. Bei
den Genomanalysen sind daher neue
Genvarianten interessant, die Verän­
derungen in Proteinen des Immunsys­
tems verursachen.
Das Prinzip der NGS-Sequenzierung
erläutert Dr. Georg Hemmrich-Stanisak
vom IKMB: »Bei der Genomsequenzie­
rung wird die gesamte Erbinformation
eines Menschen in einem Durchgang
erfasst. Dabei werden alle Genomab­
schnitte gleichzeitig analysiert. Dafür
bieten wir die vier Basen, aus denen die
DNA aufgebaut ist, einzeln nachein­
Lebenswelten auseinandersetzen.
»Sonst sind es eher zwei Bücher
pro Jahr«, sagt Corinna Hölzl, wis­
senschaftliche Mitarbeiterin in der
Arbeitsgruppe. Aber manchmal fügt
es sich, dass gleichzeitig relativ viele
Doktorandinnen und Doktoranden
dank zusätzlicher Unterstützung
von Drittmittelgeberinnen wie der
Deutschen Forschungsgemeinschaft
(DFG), aber auch über Stipendien
oder Förderung des Bundes und der
Europäischen Union ihre Disserta­
tionen verfassen und veröffentlichen.
So hat sich Dominik Haubrich unter
dem Titel »Sicher unsicher« mit der
brasilianischen Mittelschicht befasst,
die sich aufgrund der großen sozialen
Ungleichheit im Land geschützt von
Zäunen und Überwachungskameras
in »Gated Communitys« abschottet.
Über »Neoliberale Stadtentwicklung
in Santiago de Chile« und die Planung
städtebaulicher Megaprojekte schrieb
Michael Lukas ein Buch, während
sich Angelo Gilles (»Translokalität und
Wissen«) Händlernetzen zwischen
Afrika und China widmete. Frederick
Massmann forschte und schrieb über
»Hochwasser in Bangkok« sowie die
Verwundbarkeiten und Handlungs­
strategien der thailändischen Haupt­
stadt, die immer wieder von teils
verheerenden Überschwemmungen
heimgesucht wird. Und schließlich ist
auch Corinna Hölzl mit einem Buch
über Städte und ihre Konflikte publi­
zistisch hervorgetreten. Der Titel:
»Protestbewegungen und Stadtpolitik.
Im Sequenzierlabor des Zentrums Molekulare Biowissenschaften der Uni Kiel stehen der­
zeit 14 (10 NGS-, 4 Sanger-) Sequenzierautomaten. An der Finanzierung der Geräte, die
je nach Größe bis zu einer Million Euro kosten, war unter anderem der Exzellenzcluster
Entzündungsforschung maßgeblich beteiligt.
Foto: CAU
verbreiteten Konsums von Grüntee
und Sojaprodukten besonders reich
an Catechinen und Isoflavonen und
die Lebenserwartung in Japan ist
überdurchschnittlich hoch. Zahlreiche
andere wissenschaftliche Arbeiten
weisen ebenso auf die gesundheits­
fördernden Effekte dieser Stoffe hin.
Das Kieler Forschungsteam will nun in
weiteren Studien untersuchen, ob sich
seine Ergebnisse auch auf andere Orga­
nismen übertragen lassen. Dabei sollen
bioaktive Lebensmittel-Inhaltsstoffe,
Lebensmittel und Ernährungsmuster
identifiziert werden, die zur Förderung
der Gesundheit und der Lebensspanne
beitragen können. Christian Urban
ander an.« Bei jeder Anbindung einer
Base entsteht ein Lichtsignal, welches
mittels einer Kamera detektiert wird.
Diesen Vorgang wiederholt man rund
150 Mal. Hemmrich-Stanisak: »So ent­
stehen quasi für jede Base eines DNAAbschnitts spezifische Lichtbilder. Die­
se legen wir in der richtigen Reihenfol­
ge übereinander und rechnen mit com­
putergestützten Methoden aus, wie die
gesamte Abfolge der DNA-Bausteine in
der Probe aussieht.« Dr. Tebke Böschen
Genom
Das Genom des Menschen beinhaltet etwa
30.000 Gene. Die vollständige Analyse dauert etwa zwei Wochen. Dabei entsteht eine
Datenmenge von rund 80 Gigabyte und
Kosten von zirka 3.000 Euro. Das Referenzgenom, mit dem Messungen verglichen werden, hat um die drei Milliarden Basenpaare.
Wenn man das Genom eines Menschen
analysiert, findet man etwa drei Millionen
Unterschiede zum Referenzgenom. Diese
Unterschiede werden als genetische Varianten bezeichnet, von denen nur wenige
für die Entstehung von Krankheiten eine
Rolle spielen. Das Referenzgenom fasst die
genetischen Daten zahlreicher Menschen
weltweit zusammen. tb
Urbane Konflikte in Santiago de Chile
und Buenos Aires«.
Obwohl Europa, China und vor allem
Lateinamerika Schwerpunkte der AG
Stadt- und Bevölkerungsgeographie
sind, befasst sie sich selbstverständ­
lich auch mit regionalen Themen.
Derzeit entsteht beispielsweise eine
Dissertation zum Hamburger Woh­
nungsmarkt mit besonderem Fokus
auf der Situation von Studierenden.
mag
Veranstaltungen
Veranstaltungen
unizeit 86
70 | xxxxxxxx | seite x
09.04. ––06.04.2012
15.07.2016
12.02.
27.4. 1700 Mittwoch
April
11.4. 1300
Montag
Optimality-based Modelling of
Phytoplankton Antrittsvorlesung
Dr. Markus Pahlow Mathe­
matisch-Naturwissenschaftliche
Fakultät 3 Kiel, Düsternbrooker
Weg 20, GEOMAR Raum 075
12.4. 12 Dienstag
15
Festkolloquium zum 90igsten
Geburtstag von Prof. E. O. SchulzDuBois | Prof. Ingo Rehberg,
Bayreuth Sektion Physik 3 Kiel,
Leibnizstraße 13, Max-PlanckHörsaal Raum 8
12.4. 1930 Dienstag
Zum christlich-islamischen Dia­­­log
von Mohammed bis in die Gegen­
wart Vortrag | Prof. Klaus
Kürzdörfer SHUG in Zusammen­
arbeit mit den Freunden des Kur­
parks Bad Malente 3 Bad Malente,
Bahnhofstraße 4 a, Haus des
Kurgastes
13.4. 1930 Mittwoch
Afrika trifft Europa Auf geophysikalischer Spurensuche in den
Alpen | Vortrag | Prof. Hans-Jürgen
Götze SHUG 3 Kronshagen,
Kopperpahler Allee 69, Bürger­
haus
13.4. 1930 Mittwoch
Das Sonnensystem Unsere
kosmische Heimat | Vortrag
Prof. Sebastian Wolf SHUG
3 Rendsburg, Paradeplatz 11,
Niederes Arsenal, Musiksaal der
VHS
14.4. 1800 Donnerstag
Thementag der Lehre Po­­diums­
diskussion | An diesem Tag soll
das Thema »Anwesenheits­pflicht
in der Universität« zum Gegen­
stand eines konstruktiven Aus­
tausches zwischen Lehrenden,
Studierenden, Verwaltung und
Politik gemacht werden Prä­si­­d­ium und Allgemeiner Studier­
enden­­ausschuss 3 Kiel, ChristianAlbrechts-Platz 2, Audimax,
Frederik-Paulsen-Hörsaal
14.4. 1930 Donnerstag
Schuppenflechte – was ist das?
Vortrag | Prof. Ulrich Mrowietz
SHUG 3 Altenholz, Allensteiner
Weg 2–4, Ratssaal im Rathaus
14.4. 2000 Donnerstag
Für Leib und Seele Lebensmittel
mit gesundheitlichem Zusatz­
nutzen | Vortrag | Prof. Karin
Schwarz SHUG 3 Eckernförde,
Kieler Straße 10, Alte Bauschule
14.4. 2000 Donnerstag
Ozean der Zukunft Das For­
schungsnetzwerk der Kieler
Meereswissenschaften | Vortrag
Prof. Martin Visbeck SHUG
3 Heikendorf, Dorfplatz 2, Ratssaal
im Rathaus
18.4. 1930 Montag
Richard Wagner: Der Ring des
Nibelungen | Vortrag | Prof. KarlHeinz Reinfandt SHUG 3 Kiel,
Christian-Albrechts-Platz 2,
Audimax, Hörsaal C
20.4. 2000 Mittwoch
Warum gibt es so viele
Arbeitslose? Vortrag | Prof.
Uwe Jensen SHUG 3 Wagrien,
Kuhtorstraße 5-7, TON & TEXT
21.4. 2000 Donnerstag
Was macht eigentlich das
Ozon­­­loch? Vortrag | Prof. Mojib
Latif SHUG 3 Trappenkamp,
Goethestraße 1, VHS-Saal
22.4. 1400 Freitag
Der Lungenkranke Patient – ready
for takeoff? | Antritts­vor­­lesung im
Rahmen des Habi­­litations­ver­
fahrens | Dr. Anne-Marie KirstenRulf Medizinische Fakultät
3 Kiel, Schittenhelmstraße 7,
Hörsaal Hautklinik
2. Hochhauslauf der Kieler
Universität Sportveranstaltung
14 Stockwerke, 261 Stufen und
rund 50 Höhenmeter wollen die
Teil­nehmenden beim Hochhaus­
lauf der Uni Kiel bezwingen. Los
geht es um 17 Uhr mit Begrüßung
und Einzelstarts, ab 19:15 Uhr stellen sich Zweier- und Viererteams
der Herausforderung. Gegen 20:30
Uhr werden die Siegerinnen und
Sieger gekürt. Interessierte sind
herzlich eingeladen, die Läufer
und Läufe­rinnen anzufeuern oder
selbst teilzunehmen. Wer keinen
Startplatz bekommen konnte, hat
am Tag der Veranstaltung ab 16:30
Uhr noch die Chance auf freigewordene Plätze. Startgebühr 5
Euro/Einzel, 8 Euro/Zweierstaffel,
12 Euro/Viererstaffel Sport­zen­
trum 3 Kiel, Christian-AlbrechtsPlatz 2, Universitätshochhaus
www.uni-kiel.de/hochhauslauf
28.4. 1000 Donnerstag
Girls‘ Day 2016 Mitmachaktion
Institute der Technischen Fakul­
tät | weitere Infos und Anmeldung
unter www.girls-day.de
28.4. 2000 Donnerstag
Funktion und Ästhetik der Stützen
römischer Marmorskulpturen
Vortrag in der Antikensammlung
Dr. Anna Anguissola, Erlangen
Freunde der Antike e.V. 3 Kiel,
Düsternbrooker Weg 1, Kunsthalle
zu Kiel
Mai
3.5. 19 Dienstag
30
Max Planck und die Welt der
Quanten Vortrag | Prof. Michael
Bonitz SHUG 3 Bordesholm,
Lindenplatz 18, Haus der Kirche
3.5. 19 Dienstag
30
Globale Dimensionen der deutschen Geschichte Neue Perspek­
tiven in der geschichtswissenschaftlichen Neuzeitforschung
Vortrag | Prof. Gabriele Lingelbach
SHUG 3 Lütjenburg, Kieler
Straße 30, Hoffmann-von-Fallers­
leben-Schulzentrum, Großer
­Hör­saal
6.5. 1615 Freitag
Pubertät und Psyche: Wenn Eltern
anfangen, schwierig zu werden
Antrittsvorlesung im Rahmen des
Habilitationsverfahrens
Dr. Alexander Prehn-Kristensen
Medizinische Fakultät 3 Kiel,
Niemannsweg 147, Hörsaal ZIP
(Haus 1 - Hauptgebäude)
11.5. 1930 Mittwoch
Globale Dimensionen der deut­­
schen Geschichte Neue Per­
spektiven in der geschichtswissenschaftlichen Neuzeitforschung
wie 3.5.
11.5. 1930 Mittwoch
Neuropädiatrische Sicht des
Aufmerksamkeits-DefizitSyndroms Vortrag | Prof. Ulrich
Stephani SHUG 3 Rendsburg,
Paradeplatz 11, Niederes Arsenal,
Musiksaal der VHS
12.5. 1930 Donnerstag
Unsere Zecken und Milben als
Erreger und Überträger verschiedener Erkrankungen bei Mensch
und Tier Vortrag | Dr. Wolfgang
Böckeler SHUG 3 Altenholz,
Allensteiner Weg 2–4, Rathaus,
Ratssaal
12.5. 1930 Donnerstag
Wissenschaftliches Rechnen Wie
kommt die Welt in den Computer?
Vortrag | Prof. Steffen Börm
SHUG 3 Kronshagen, Kopper­
pahler Allee 69, Bürgerhaus
kieler uni live
WISSENSCHAFT FÜR DIE GANZE
­FAMILIE
Schon seit sechs Jahren gehört die
kieler uni live zum festen Bestand­
teil der Kieler Woche und begeistert
­Wissenshungrige jeden Alters. Im
12.5. 2000 Donnerstag
Der Raum des heutigen
Schleswig-Holstein als Einwan­­­
de­­rungsland in Antike und Mittel­
alter Vortrag | Prof. Oliver Auge
SHUG 3 Eckernförde, Kieler
Straße 10, Alte Bauschule
12.5. 2000 Donnerstag
Richard Wagner: Der Ring des
Nibelungen | Vortrag | Prof. Albert
Meier SHUG 3 Heikendorf,
Dorfplatz 2, Rathaus, Ratssaal
19.5. 2000 Donnerstag
Was geht mir an die Nieren?
Nieren­­schädigungen vermeiden
Vortrag | Prof. Thorsten Feldkamp
SHUG 3 Trappenkamp,
Goethestraße 1, VHS-Saal
19.5. 2000 Donnerstag
Friedrich Schleiermachers Über­­
setzung der Werke Platons Vor­
trag | Prof. Lutz Käppel Freunde
der Antike e.V. 3 Kiel, Düstern­
brooker Weg 1, Kunsthalle zu Kiel,
Antikensammlung
22.5. 10 Sonntag
00
Pathologie und Anatomie Aus­
stellung zum Internationalen
­Mu­­seums­tag | Prof. B. Tillmann,
S. Gundlach, Dr. Eva Jüttner
Medi­zin- und Pharmazie­
historische Sammlung 3 Kiel,
Brunswiker Straße 2, Medizin- und
Pharmazie­historische Sammlung
23.5. 19 Montag
30
Die Physik des Bumerangs Vor­
trag | Prof. Dietmar Block SHUG
3 Kiel, Christian-Albrechts-Platz 2,
Audimax, Hörsaal C
25.5. 1800 Mittwoch
Lügen – Theorie und Praxis Vor­
trag | Prof. Jörg Meibauer, Mainz
Gesellschaft für deutsche
Sprache und Germanistisches
Seminar 3 Kiel, ChristianAlbrechts-Platz 2, Audimax,
Hörsaal D
26.5. 2000 Donnerstag
Kieler Tage für neue Musik 2016
chiffren. Festival (Konzerte, Vor­
träge, Lesungen) chiffren Forum für zeitgenössische Musik
e.V. 3 Kiel, An der Halle 400 | bis
29.5., weitere Informationen unter
www.chiffren.de/#festival
Alle Veranstaltungen auch unter: www.uni-kiel.de/veranstaltungen
9.6. 2000 Donnerstag
Urknall, Dunkle Energie, Dunkle
Materie Vortrag | Prof. Sebastian
Wolf SHUG 3 Heikendorf,
Dorfplatz 2, Rathaus, Ratssaal
10.6. 1400 Freitag
Finale der Software-Challenge
Germany 2016 Institut für
Informatik 3 Kiel, Mühlendamm 1,
CITTI-PARK Kiel
12.6. 900 Sonntag
Tag der offenen Tür im Botan­
ischen Garten Botanischer
Garten 3 Kiel, Am Botanischen
Garten 18, Gewächshaus
13.6. 1930 Montag
Was verspricht die individualisierte Medizin? Vortrag | Prof. Ingolf
Cascorbi SHUG 3 Kiel, ChristianAlbrechts-Platz 2, Audimax,
Hörsaal C
16.6. 1930 Donnerstag
Psychische Probleme des Alters
Vortrag | Prof. Hubert Speidel
SHUG 3 Bordesholm,
Lindenplatz 18, Haus der Kirche
16.6. 1930 Donnerstag
Wirtschaftspolitik immer noch
ohne Kompass? Debatte über
unsere kritischen Analysen
Vor­trag | Prof. Joachim Scheide,
Dr. Alfred Boss und Prof. Stefan
Kooths SHUG 3 Trappenkamp,
Am Markt 3, Bürgerhaus
27.6.
1830 Montag
Changes in a small Late Neolithic
agricultural society under the
influence of foreign cultures
Vor­trag | Per Borup, Dänemark
In­­­­stitut für Ur- und Früh­ge­
schichte 3 Kiel, Johanna-MestorfStraße 4, Johanna-Mestorf-­
Hörsaal Raum 28
28.6. 2000 Dienstag
Semesterkonzert Christoph
Willibald Glück: Ouvertüre zu
»Iphigenie in Aulis«; Wolfgang
Amadeus Mozart: Konzert für Flöte
und Harfe; Gustav Mahler: Sinfonie
Nr. 4 G-Dur Kammerorchester
der CAU 3 Kiel, Wall 74, Kieler
Schloss, Großer Konzertsaal
29.6. 2000 Mittwoch
Semesterkonzert wie 27.6.
10.7. 1700 Sonntag
Semesterkonzert Johann
Sebastian Bach: Magnificat;
Wolfgang Amadeus Mozart: Messe
in c-Moll | Lisa Schmalz & Clara
Salecki (Sopran); Anne-Beke
Sontag (Alt), Juluan Rohde (Tenor),
Menno Koller (Bass) Studenten­
kantorei der CAU, Kieler Kammer­
orchester, Leitung: UMD Bernhard
Emmer 3 Bordesholm, Wildhof­
straße 7, Klosterkirche
Bordesholm
11.7. 1830 Montag
Neue archäologische und historische Forschungen zur Hanse
im Nordatlantik Vortrag | Dr.
Natascha Mehler, Bremerhaven
Institut für Ur- und Früh­ge­
schichte 3 Kiel, Johanna-MestorfStraße 4, Johanna-MestorfHörsaal R.28
11.7. 2000 Montag
Semesterkonzert Johann
Sebastian Bach: Magnificat;
Wolfgang Amadeus Mozart: Messe
in c-Moll | Lisa Schmalz & Clara
Salecki (Sopran); Anne-Beke
Sontag (Alt), Juluan Rohde (Tenor),
Menno Koller (Bass) Studenten­
kantorei der CAU, Kieler Kammer­
orchester, Leitung: UMD Bernhard
Emmer 3 Kiel, Alter Markt,
St. Nikolai-Kirche
13.7. 19 Mittwoch
30
Wie kann Gott das zulassen?
Das Theodizeeproblem und seine
Lösungen | Vortrag | Prof. Hartmut
Rosenau SHUG 3 Rendsburg,
Paradeplatz 11, Niederes Arsenal,
VHS, Musiksaal
Äthiopien Christliches Mittelalter
in Afrika I Vortrag | Prof. Günter
Paulus Schiemenz SHUG
3 Eckernförde, Kieler Straße 10,
Alte Bauschule
14.7. 2000 Donnerstag
Neuropädiatrische Sicht des
Aufmerksamkeits-DefizitSyndroms Vortrag | Prof. Ulrich
Stephani SHUG 3 Heikendorf,
Dorfplatz 2, Rathaus, Ratssaal
– Veranstalter/Veranstalterin
SHUG – Schleswig-Holsteinische
Universitäts-Gesellschaft
30.5. 18 Montag
Juni
1.6. 1930 Mittwoch
Brauchen wir noch Wahlen? Oder
warum an ihnen kein Weg vorbei
führt | Vortrag | Prof. Manfred
Hanisch SHUG 3 Neumünster,
Gartenstraße 32, Kiek in
8.6. 1930 Mittwoch
Sand im Getriebe: Warum Kali­­
fornier Wüstensand mit Marmor
bedecken | Vortrag | Prof. HansRudolf Bork SHUG 3 Krons­
hagen, Kopperpahler Allee 69,
Bürgerhaus
Egal, ob Sie einen Auslands­
aufenthalt planen oder sich für ein
Austauschprogramm interessieren – hier finden Studierende,
Studien­interessierte und Tutor­
innen oder Tutoren einige der
­zentralen Informations­veran­
staltungen.
13.4. 1700 Mittwoch
ERASMUS-Informationsveranstaltung Antje Volland, Dr. Elisabeth
Grunwald International Center
der CAU 3 Kiel, Olshausenstraße
40, Norbert-Gansel-Hörsaal | Mit
Anmeldung | auch am 29.6.
20.4. 1400 Mittwoch
Informationsveranstaltung zum
Studium und Praktikum im Ausland Antje Volland, Dr. Elisabeth
Grunwald, Susan Brode International Center der CAU 3 Kiel,
Westring 400, Seminarraum 02.05
Mit Anmeldung | auch am 18.5.,
13.7.
11.5. 1400 Mittwoch
14.7. 2000 Donnerstag
30
Das Lübecker Gründungsviertel
Vortrag | Dr. Dirk Rieger, Lübeck
Institut für Ur- und Früh­
geschichte 3 Kiel, JohannaMestorf-Straße 4, JohannaMestorf-Hörsaal Raum 28
Uni für uni
DAAD und PROMOS Bewerbungsseminar Dr. Elisabeth Grunwald
International Center der CAU
3 Kiel, Westring 400, Seminarraum
02.05
Weitere Termine zu Studium und
Prakika im Ausland, ERASMUS,
DAAD unter:
www.international.uni-kiel.de
Impressum
unizeit
Nachrichten und Berichte aus der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Juli
Theater im
Sechseckbau
4.7. 2000 Montag
Semesterkonzert Johannes
Brahms: Doppelkonzert für Vio­
line, Violoncello und Orchester;
Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 1 in
c-Moll | Maximilian Lohse (Violine),
NN (Cello) Collegium musicum
der CAU, Leitung: UMD Bernhard
Emmer 3 Kiel, Wall 74, Kieler
Schloss, Großer Konzertsaal
5.7. 2000 Dienstag
Semesterkonzert wie 4.7.
7.7. 930 Donnerstag bis 15.7.
Auf bunten Flügeln durch den
Kieler Sommer Schmetterlings­
schau | Ausstellung Botanischer
Garten der Christian-AlbrechtsUniversität 3 Kiel, Am Botanischen
Garten 18, Gewächshaus
8.6. 1930 Mittwoch
Die Arktis Ein Lebensraum ver­­
ändert sich | Vortrag | Prof.
Manfred Bölter SHUG 3 Rends­
burg, Paradeplatz 11, Niederes
Arsenal, VHS, Musiksaal
9.6. 1930 Donnerstag
Lehrt uns die Evolutionsbiologie
das gesunde Altern? Vortrag
Prof. Thomas Bosch SHUG
3 Altenholz, Allensteiner Weg 2–4,
Rathaus, Ratssaal
Erscheint mit Unterstützung der Kieler
­Zeitung GmbH & Co. Offset­druck KG als
Beilage der Kieler Nachrichten
22.4. 2000 Freitag
Studentenwerk SchleswigHolstein | Theatergruppe Ars
Graeca | Weitere Termine:
29.4., 30.4. 3 Kiel, Westring 385,
Sechseckbau des Studentenwerks
Mit Eintritt
»Der Drache« von Jewgeni
Schwarz | Ein Dorf wird von einem
Drachen terrorisiert. Dieser fordert von den Bewohnern regelmäßig hohe Abgaben und zusätzlich
jedes Jahr eine Jungfrau. Diesmal
ist die junge Elsa vorgesehen.
Der durchreisende Drachentöter
Lanzelot, der sich in Elsa verliebt
hat, möchte den Kampf gegen
den Echserich wagen. Doch die
Bewohner des Dorfes stehen
nicht, wie zu erwarten, hinter
dem tollkühnen Plan des tapferen
Lanzelot, hat man sich doch längst
mit dem Drachen abgefunden.
Gerade der Bürgermeister und
sein Sohn zeigen wenig Interesse
an Veränderungen. Lanzelot
jedoch lässt sich nicht aufhalten
und zieht in den Kampf. Wird es
ihm gelingen, den Drachen zu
töten? Und wenn ja: Wie wird das
Dorf auf die Befreiung reagieren?
Herausgeberin: Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel, Präsidium, ChristianAlbrechts-Platz 4, 24118 Kiel
Redaktionsleitung:
Dr. Boris Pawlowski (paw),
Claudia Eulitz (cle)
Redaktion: Kerstin Nees (ne)
Redaktionsassistenz: Raissa Nickel (isi)
Texte: Tebke Böschen (tb), Claudia Eulitz
(cle), Martin Geist (mag), Jirka Niklas
Menke (jnm), Kerstin Nees (ne), Raissa
Nickel (isi), Denis Schimmel­pfennig (ds),
­Christian Urban (cu)
Fotos: Seite 1 unten (Martin Gerth), Seite 4
oben (KiNSIS), Seite 5 unten (Thinkstock),
Seite 6/7 (CAU), Seite 9 Porträts Both,
Hentschel Humeida, Synowitz (privat),
Maass (UKSH), ­Rossnagel (Haacks)
Gestaltung und Produktion: pur.pur GmbH
Visuelle ­Kommunikation
Druck: Kieler Zeitung GmbH & Co.
Kontakt: Tel. 0431/880-2104
E-Mail: [email protected],
www.uni-kiel.de/unizeit
Die Beiträge geben nicht grundsätzlich
die Mei­nung der Herausgeberin oder der
­Redak­tion wieder.
Alle Ter­min- und Ortsangaben ohne
Gewähr
Die nächste unizeit erscheint am 16.7.2016.
Ausstellungszelt und im »Hörsaal« an
der Kiellinie kann die ganze ­Vielfalt
der CAU erlebt werden. Auch in
diesem Sommer können sich Besu­
cherinnen und Besucher auf eine
erkenntnisreiche, unterhaltsame
und sportliche kieler uni live freuen.
Eröffnet wird die neuntägige Veran­
staltung am 18. Juni um 11:45 Uhr
und startet von Samstag bis Samstag
jeweils um 12 Uhr mit einem Blitz­
sprachkurs quer durch Europa bis
Russland. In den Vorträgen geht
es unter anderem um Korruption,
Volkskrankheiten, Prostitution im
Mittelalter oder die Evolution vom
Ein- zum Vielzeller. Der Informatik­
student Jonas Lutz berichtet über
das Lichtkunstprojekt »Lighthouse«,
das das Unihochhaus zum Leuchten
bringt. Bei den »Uni macht fit«-Kursen
können sich Zuschauerinnen und
Zuschauer gerne auch aktiv beteiligen
und verschiedenen Sportarten für
sich entdecken. Auch zwei Vorträge
für Kinder werden wieder dabei sein
und die Heran­wachsenden in die Welt
von Herkules und auf den Mars ent­
führen. Humorvoll und verständlich
stellen junge Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler ihre Forschungs­
bereiche bei den Science Shows vor.
Der letzte Sonntag der kieler uni live
beginnt um 12 Uhr mit einem Gottes­
dienst von Professor Andreas Müller.
Den Abschlussvortrag gibt Professor
­Wolfgang J. Duschl als der Gewinner
der »Night of the Profs« 2015 mit
seinem Vortrag »schneller – höher –
weiter: Rekorde im Weltall«. Auch im
Ausstellungszelt erwartet die Gäste
ein breites Spektrum von Wissen­
schaft an der CAU, bei dem es viel zu
entdecken und anzufassen gibt.
isi
Die Zelte der kieler uni live sind während der
Kieler Woche auf der Kiellinie am Ruder­
zentrum der CAU, Höhe Seeburg, zu finden:
ab Samstag, dem 18. Juni, täglich von 12 bis
18 Uhr. Der Besuch ist kostenfrei.
www.uni-kiel.de/live
Besuchen Sie die »unizeit« auch online oder abonnieren Sie kostenlos unter www.uni-kiel.de/unizeit
Alle Veranstaltungen auch unter www.uni-kiel.de/veranstaltungen
Universitätsgottesdienste
1030 sonntags
3 Kiel, Westring 385,
Universitätskirche
Dunkelfeld Korruption
Toxisches Umfeld
1800 montags Ringvorlesung
»Sozialwissenschaftliche Korruptionsforschung und Korruptions­
bekämpfung« Institut für Sozialwissenschaften, Fach Soziologie 3 Kiel,
Olshausenstraße 40, Norbert-Gansel-Hörsaal
1615 mittwochs Ringvorlesung
11.4. Was bezahlst Du mir, damit
ich unbestechlich bleibe?
Einfüh­­rung: Was ist Korruption?
Prof. Peter Graeff
30.5. Korruption im Sport und
die Rolle verzögerter Zahlungen
Prof. Wolfgang Maennig, Hamburg
dienst mit Abendmahl
Staatssekretär Rolf Fischer
rupt. Politikwissenschaftliche
Erklärungen für Korruption
Dr. Sebastian Wolf, Konstanz
6.6. Schmieren, Tricksen,
Manipulieren: Zur Erklärung
von Korruption bei Managern,
Bankern und Ärzten | Prof. Markus
Pohlmann, Heidelberg
24.4. Prof. Siegfried Oechsle
25.4. Warum (nicht) korrupt: Hat
13.6. Ohne Strafrecht kein
17.4. Semesterschlussgottes-
18.4. Die sind doch eh alle kor-
1.5. Gottesdienst mit Abendmahl
Prof. Hartmut Rosenau
jeder Mensch seinen Preis? Die
Psychologie der Korruption
Prof. Tanja Rabl, Kaiserslautern
8.5. OKR Mathias Lenz
2.5. Ein stumpfes Schwert?
15.5. Pfingstgottesdienst
Prof. Reiner Preull
Ge­­setz­liche Regelungen zur
­ er­fol­­­gung korrupter Vorgänge
V
Dr. Holger Niehaus, Karlsruhe
Pohl-Patalong
9.5. »Bei uns eine Aufmerk­
samkeit, bei Euch Korruption«:
Korruptionswahrnehmung und
Globalisierung | Prof. Hartmut
Schweitzer, Bonn
5.6. Gottesdienst mit Abendmahl
23.5. Guter Rat ist teuer.
22.5. Erzbischof Mor Dr. Hanna
Aydin, Delmenhorst
29.5. Antonia Lüdtke / Prof. Uta
ESG / Pastorin Regine Paschmann
12.6. Prof. Traugott Roser,
Münster
­ angel­nde organisationale
M
Integrität und die Verleitung der
Beschäftigten zu Straftaten
Prof. Carsten Stark, Hof
Prob­­­lem. Kriminologisch-krimi­
nalistische Perspektiven auf
Korruption | Dr. Stefanie Thiel,
Zittau
20.6. Auf allen Augen blind?!
Aus der Praxis eines CompliancePrüfers | Dr. Antonia Stessl,
München
Woche Prof. Thomas Sternberg,
Münster 3 Kiellinie, Unizelt am
Ruderzentrum
3.7. Gottesdienst mit Abendmahl
Prof. Andreas Müller
10.7. Prof. Markus Saur
»Typisch Soziologie!?« Sozial­­­­
wissenschaften und Berufspraxis
Institut für Sozialwissen­
schaften, Fachbereich Soziologie
3 Kiel, Olshausenstraße 40,
Norbert-Gansel-Hörsaal
14.4. Einführung und Berufsfeld
»Benachteiligtenförderung«
Bea Schubmehl, Eckernförde
21.4. Berufsfeld »Unter­
nehmens­­beratung«
Bernd Vonhoff, Hamburg
der zivilgesellschaftlichen
Korruptionsbekämpfung
Prof. Jürgen Marten, Berlin
1800 dienstags Ringvorlesung
Sprachmischung – Mischsprachen: Vom Nutzen und Nachteil gegenseitiger Sprachbeeinflussung Institut für klassische Altertumskunde,
Germanistisches Seminar 3 Kiel, Olshausenstraße 75, Hans-HeinrichDriftmann Hörsaal
19.4. Sprachmischung: Pro­zesse
22.6. Nachweis von PAK in
Räucherfisch aus SchleswigHolstein
Daniel Appel
29.6. Über Risiken und Neben­­­
wir­­kungen von Nahrungs­
ergänzungsmitteln
Dr. Christiane Aschmann
6.7. Herstellungsbedingungen für
1300 mittwochs
30 Minuten Musik im Bach-Saal
UMD Bernhard Emmer 3 Kiel,
Rudolf-Höber-Straße 3, Bach-Saal
Raum 1
13.4. Orgel pur I
UMD Bernhard Emmer
20.4. WORTBILDTON: Limericks,
Bildericks & Strucktimes
Michael Struck, Dieter Stolte,
Anna Theresa Struck-Berghäuser
Textilien und Schuhe im Ausland
Wie Greenpeace die Produktion
weltweit beeinflusst
Dr. Helmut Krause, Hamburg
27.4. Streichsextett Musiker des
Philharmonischen Orchesters der
Stadt Kiel
13.7. Aktuelles Thema
4.5. Gitarre solo
Anika ­Hutschenreuther, Kassel
Dr. Hermann Kruse
11.5. Flöte & Klavier
Femke van Leuven & Whitney
Reader, ­Belgien, Amerika
1900 dienstags Ringvorlesung
Mit Forscherdrang und Abenteuerlust Historisches Seminar, Abtei­
lung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt Schleswig-Holstein 3 Kiel,
Wall 47/51, Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek
26.4. »...immer im Forschen
dialekt Prof. Jarich Hoekstra
bleiben...« Kieler Forscher und
Forscherinnen als Entdecker der
Welt | Prof. Oliver Auge und Martin
Göllnitz
14.6. Caseus und Schinckus die
3.5. London, Paris, Kiel. Der
7.6. Das Föhrer Platt als Misch­
sches Sprachgemisch
Dr. Viola Wilcken
3.5.
Patterns of distribution
of the world‘s languages: focus on
South America
Prof. Pieter Muysken, Niederlande
21.6.
The strange phenomenon of anglo-saxon linguistic
purism Prof. Geoffrey Pullum,
Großbritannien
Behn: Eine Weltumsegelung im
Dienste der Zoologie
Prof. Martin Krieger
10.5. Ist Englisch noch germa-
28.6. Sowjetisch vs. Russisch:
nisch? Prof. Lieselotte Anderwald
17.5. Mehrsprachige Praktiken
von Jugendlichen im Internet
Prof. Elin Fredsted, Flensburg
24.5. Mehr als nur »Kunst«-
Sprachen. Wie die Mischs­prachen
»Spanglish« und »Portuñol«
­verwendet werden
Prof. Elmar Eggert
31.5. Sprachmischung als Norm:
das dunkle Schwedische im
Mittelalter | Prof. Steffen Höder
10.5. Wilhelm Friedrich Georg
Zur satirischen Auseinander­
setzung mit künstlichem Sprach­
material | Prof. Michael Düring
17.5. Vielleicht sogar eventuell
Karthum und später Sinai: Carl
Heinrich Beckers Orientreise
1900-1902 | Dr. Ulf Morgenstern,
Friedrichsruh
5.7. Neue Sprachen in der Neuen
Welt. Spanisch für Indianer,
Indianisch für Spanier | Prof.
Harald Thun
26.5. In´s Wasser geworfenes
Geld? Die Planktonexpedition
von 1889 in der öffentlichen
Wahrnehmung | Lisa Kragh
12.7. Neuigkeiten aus der
Provinz: Was uns das Hochland
Ostindiens über die linguistische
Vorgeschichte des Subkontinents
verraten kann
Prof. John Peterson
31.5. Unserer Stadt und unserem
Lande zur Zierde und zum Ruhme
Die kononialen Anfänge des Kieler
Völkerkundemuseums
Tobias Delfs
7.6. Kieler Ur- und Früh­ge­
schicht­­ler zwischen Kunstraub
und wissenschaftlicher Expedition
Prof. Ulrich Müller
14.6. Das Reizvolle liegt in den
Ergebnissen Karl Gripps fast vergessene Arktis-Expeditionen in
den 1920er Jahren | Knut Kollex
21.6. Katesa Schlosser Völker­
kunde als Wissenschaft vom
Fremden
Prof. Silke Göttsch-Elten
28.6. Das Zoologische Museum
der CAU und seine Sammlungen:
Ein Fenster in die Entdec­kungs­­­
geschichte der Meere
Dr. Dirk Brandis
5.7. Archäologische Forschung in
zwei Krisenländern: Bosnien und
die Ukraine
Prof. Johannes Müller
»Albert Einstein – Leben und Werk« ITAP und IEAP 3 Kiel, ChristianAlbrechts-Platz 2, Audimax, Hörsaal A
26.5. Berufsfeld »Flüchtlings­
12.04. Einsteins Leben
Dr. S. Harm
Laserphysik Prof. Dr. M. Bauer
2.6. Berufsfeld »Bildungs­
19.04. Grundlagen I: Spezielle
14.06. Fantastische Lichtquellen:
forschung« Sabine Weber und
Cornelia Kutter, Hamburg
Relativitätstheorie Dr. S. Harm
9.6. Berufsfeld »Lobbyarbeit«
Relativitätstheorie Dr. S. Harm
26.04. Grundlagen II: Allgemeine
03.05. Schwarze Löcher
Prof. Dr. W.J. Duschl
10.05. Gravitationswellen-
07.06. Einsteins Beiträge zur
Speicherringe und Röntgenlaser
Prof. Dr. K. Roßnagel
21.06. Einstein in Kiel – Kreisel­
kompass und Segeln
Prof. Dr. U. Jenisch
28.06. Von der Allgemeinen
23.6. Berufsfeld »Jugendhilfe«
Markus Engelmann
Astronomie – so klingt die dunkle
Seite des Universums
Dr. B. Knispel
Relativitätstheorie zur Quanten­
gravitation: der Urknall in der
Quantenkosmologie
Prof. Dr. K. Giesel
30.6. Berufsfeld »Tätigkeitsfeld:
evangelische Kirche«
Monika Neht
17.05. Mathematische Modelle
für Gravitationslinsen
Prof. Dr. W. Bergweiler
05.07. Die Brownsche
Bewegung – von Einstein bis zur
Börse Prof. Dr. J. Kallsen
7.7. Berufsfeld »Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit«
Annette Wiese-Krukowska und
Dr. Boris Pawlowski
24.05. Navigation mit Uhren im
Orbit Dr. M. Boehme
12.07. Ausblick: aktueller Stand
in der Kosmologie
Prof. Dr. W.J. Duschl
31.05. Vom Photoeffekt über
den Nobelpreis zur aktuellen
Materialforschung
Prof. Dr. K. Roßnagel
Schleswig-Holstein und Asien: Kulturelle Wahrnehmung, Handel und
Politik seit dem frühen Mittelalter Historisches Seminar und Seminar
für Orientalistik 3 Kiel, Christian-Albrechts-Platz 2, Audimax, Hörsaal B
20.4. Orientalische Erfahrungen
und europäisches Wissen vom
17. zum 18. Jahrhundert: Adam
Olearius und Carsten Niebuhr
Prof. Michael Harbsmeier,
Dänemark
27.4. Zwischen Ahrensburg,
Kopenhagen und Tranquebar: Die
Schimmelmanns und der dänische
Asienhandel | Prof. Martin Krieger
4.5. Schleswig und Mecklenburg
als Ferner Norden des Kalifats
von Córdoba (ca. 960) Prof. Lutz
Richter-Bernburg, Tübingen
11.5.
The Peace of Kiel
1814:
The end of the North
as an actor in international politics | Prof. Thorkild Kjærgaard,
Dänemark
25.5. »nie wird mich jemand
betrunken gesehen haben« Ein
Missionar aus Holstein und die
Geschichte seines Scheiterns in
Ostindien um 1800 | Tobias Delfs
1.6. Orgel pur III
Kerstin ­Petersen, Hamburg
8.6. Orgel pur IV
Roberto Mucci, Italien
15.6. Klavier solo
Sofja ­Gülbadamova, Frankreich
22.6. Cello & Klavier
Tido ­Janssen & Stacy Kwak, USA
29.6. Polyblock Leitung: ­
Susanne Lorenz-Sprenger
6.7. Flötenquartett
13.7. Jazz
Vera v. Reibnitz & Jens Tolksdorf
Terror
beforschen
Die Bekämpfung des Terroris­­­mus
mit Mitteln des Völker- und
Europa­rechts WaltherSchücking-Institut für Inter­
nationales Recht 3 Kiel, ChristianAlbrechts-Platz 2, Audimax,
Hörsaal K
1800 mittwochs Ringvorlesung
demokratie«
Henning von Bargen, Berlin
25.5. Violine & Klavier
Anne Greuner, Hamburg
1800 donnerstags Ringvorlesung
Moin Asien!
19.5. Berufsfeld »Ge­­schlecht­­er­­
wirtschaft« Egbert Rühl, Hamburg
hersage toxischer Wirkungen:
Die Seurat-1 »Educational Tour«
Prof Michael Schwarz, Tübingen
vielgereiste Professor der Natur­
geschichte und Ökonomie Johann
Christian Fabricius (1745-1808)
Dr. Dominik Hünniger, Göttingen
1800 dienstags Ringvorlesung
14.7. Berufsfeld »Kreativ­
11.5. Tierversuchsfreie Vor­
machen optime trinkus. Die sogenannte Makkaronische Dichtung,
eine Sprachmischung aus Latein
und Volkssprache
Prof. Thorsten Burkard
Einstein als Segler
16.6. Berufsfeld »Filmverleih«
Britta Wilkening-Barnsteiner,
Ascheffel
4.5. Untersuchung von Zu­­
sammen­­­hängen zwischen Fisch­
krankheiten und Belastungen der
Ostsee und versenkter Munition
Dr. Thomas Lang, Braunschweig
4.7. Die unerwartete Macht
Sprachencocktail
12.5. Berufsfeld »Statistik«
Dr. Andreas Techen, Hamburg
Bastian Roet, Berlin
15.6. Toxikologie und Aller­
gologie von Gummiartikeln
Handschuhe, Babysauger und
Kondome | Prof. Ehrhardt Proksch
1.6. Das Landeslabor Schles­­wig-­
Holstein: Zentrum für Dienst­
leistungen im Verbraucher- und
Umweltschutz
Katrin Lütjen, Neumünster
28.4. Berufsfeld »Markt- und
Standortforschung«
Andreas Rieper, Hamburg
hilfe« Andrea Dallek
20.4. Ernährung und kognitive Funktion Dr. Jan Philipp
Schuchardt, Hannover
Dr. Kristina Lehnert, Hannover und
Dr. Uwe Piatkowski
Um die Welt mit Kieler Forschern
26.4. Missingsch – ein norddeut-
1800 donnerstags Ringvorlesung
8.6. Thema über Pottwale
18.5. Orgel pur II Michael Mages
im Spannungsfeld zwischen
»Kontaktkreativität« und
»Kontakt­­karambolage«
Prof. Csaba Földes, Erfurt
Berufsbilder für
Soziologinnen
und Soziologen
13.4. Crystal Meth: Verwendung,
Wirkung & gesundheitliche
Gefahren Prof. Edmund Maser
25.5. Ursachen für Demenz
Welche Bedeutung haben
Ernährung und Umwelt
Prof. Josef Aldenhoff, Hamburg
19.6. Bischof Elof Westergaard,
Ribe / Pastorin Annie Lander
Laszig
26.6. Gottesdienst zur Kieler
Ausgewählte Kapitel der Toxikologie und Umweltmedizin Institut
für Toxikologie und Pharmakologie für Naturwissenschaftler 3 Kiel,
Hegewischstraße 2, Hörsaal Augenklinik (direkter Zugang von außen,
rechts neben dem Haupteingang)
27.6. Unbestechlichkeit ist ein
Luxus, den ich mir teuer bezahlen
lasse. Korruptionsbekämpfung in
der Strafverfolgungspraxis
Dr. Henning Hadeler
Mittagskonzert
1.6. China Prof. Angelika Messner
8.6. Das »Land der Horizonte«
und »das große Land der
Zivilisation im Stillen Ozean«:
Lorenz von Stein und Japan
Dr. Jan Schlürmann
15.6. Ein Streifzug durch vier
Jahrhunderte schleswig-holsteinischer Kontakte mit Japan
Dr. Peter Janocha
22.6. Zwischen Kiel und
Melbourne: Ferdinand von
Mueller und die »Indian Ocean
World« in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts
Dr. Ulrike Kirchberger, Kassel
29.6. Schifffahrt und Handel in
Ostasien: Die Firma Jebsen & Co.
in Hongkong 1895-1945
Prof. Bert Becker, Hong Kong
6.7. Die Beziehungen zwischen
dem islamischen Kalifat und
Südskandinavien im frühen
Mittelalter (8.-11. Jh. n. Chr.)
Dr. Volker Hilberg, Schleswig
28.4. Maßnahmen der EU zur
Bekämpfung des internationalen
Terrorismus
Prof. Kirsten Schmalenbach,
Österreich
19.5. Terrorismus als völkerstrafrechtliches Verbrechen
Prof. Mark A. Zöller, Trier
9.6. Die Bekämpfung von Al
Qaida, dem Islamischen Staat und
Boko Haram
Dr. John Beuren, Hamburg
14.7. Internationale und europäische strafrechtliche Zusammen­
arbeit im Bereich der Terroris­
mus­­­­bekämpfung
Prof. Robert Esser, Passau
unizeit 86 | news + stories | page 8
09.04. 2016
The search for empty cages
Good connections abroad
The Cluster of Excellence “The Future Ocean”
relies on long-term relations with its alumni
and is systematically building up a researcher
network of scientists who go on to work abroad
after their time in Kiel.
Antimatter matters: Tönjes Koschine and Klaus Rätzke proved that there are holes in the liquid.
Photo: Reinhard Krause-Rehberg
Irish scientists claim that they have created holes in liquid, like holes in
Swiss cheese. By shooting antimatter at it, researchers from Kiel have
­confirmed the discovery of the world‘s first permanently porous liquid.
Liquids do not actually
have large stable holes or pores in
them. As all the molecules in liquids
are moving around, pores constantly
appear and disappear again. By con­
trast, porous solids like zeolites and
metal organic frameworks (MOF) have
been used in industry for chemical
processes such as catalysis and gas
separation for some time now. These
fixed structures have permanent pores
of equal size that can store waste pro­
ducts such as ­methane. Problems arise
time and again, however, if they are
to be inserted into existing chemical
equipment. Such obstacles would be
overcome by porous liquids that act as
filters: for example, liquids could easily
be pumped through pipes to absorb gas
and then be pumped out again.
order to characterise their storage and
adhesion qualities.
­ aterial,
To find defects in new liquid m
PhD student Tönjes Koschine shot
positrons, i.e. antimatter, at a sample of
the porous liquid. Positrons annihilate
immediately on contact with electrons.
“If there are holes in the liquid, this
is where there are no electrons, and
so the positrons ‘live’ longer there.
That is what we measured”, explained
Koschine. The researchers are able
to draw conclusions about the size
of the pores based on the length of
the positrons’ lifetime. “Positrons live
around 10 times longer in the holes
than if they come into direct contact
with electrons, that is a total of two
nanoseconds”, said doctoral degree
supervisor Rätzke. A nanosecond is
equivalent to a billionth of a second.
The ­
empty spaces in the cages are
therefore around half a nanometre in
size, which is the size of two to three
atoms. The Kiel-based ­scientists have
thus confirmed the results of simula­
tions carried out within this interna­
tional research partnership and made
an important contribution towards the
development and characterisation of
new materials. The results were publi­
shed in the renowned journal Nature.
Denis Schimmelpfennig
“If there are holes in the liquid, this
is where there are no electrons, and
so the positrons ’live‘ longer there.“
The researchers are now very close to
using their new class of material for
this purpose. The material is made up
of cage molecules that are dissolved
in a crown ether solution. In order to
make the cages soluble, the scientists
built six crown ether molecule groups
into each corner of the cages. In this
way, despite the high concentration
of cages, they produced a liquid sub­
stance at room temperature.
As clear and runny as honey, the
unique chemical product looks quite
nondescript. To find out whether the
cages in the liquid really are empty
was the task of a team of experts from
Kiel University led by Professor Klaus
Rätzke at the research group for Multi­
component Materials under Professor
Franz Faupel. Using what is known as
positron annihilation lifetime spectros­
copy – a method mastered by only
a handful of research groups world­
wide – they also revealed the size of
the holes through their experiments.
The Kiel-based researchers have spent
ten years developing the technique
and normally use it to characterise
metals and polymers. For them, empty
spaces, what are known as defects in
the regular crystalline structure, are
crucial for certain characteristics of the
material. “We look at where atoms are
missing in a metal and how large the
holes are”, said Professor Klaus Rätzke.
For instance, the researchers have also
studied two-component adhesives in
More than 200 scientists
from various disciplines and numerous
countries are currently working on
research within the Cluster of Excel­
lence “The Future Ocean”. However,
everyone who has spent even just a
part of their scientific career in Kiel
and now works elsewhere in the world
has a link to Kiel’s marine sciences,
too. In order to maintain scientific
exchange with them, the Future Ocean
Cluster is systematically building up
a researcher alumni network. Since
2013, funding of nearly 200,000 Euros
has been attained for this purpose
from the Humboldt Foundation and
the German Academic Exchange Ser­
vice (DAAD). Among other things, the
funding enabled a researcher alumni
conference to be held in the USA in
autumn 2015 and a researcher alumni
database to be set up. Around 250
marine scientists are already recorded
in the database. Other activities for and
with former members of the cluster are
planned for this year and next.
“An active alumni network is beneficial
to both university and alumni”, said
Dr Nancy Smith, who is coordinating
the researcher alumni work together
with Dr Gesche Braker. “Alumni are
the best ambassadors for universities
and they form a valuable link to inter­
national research associations. For
alumni, meanwhile, the network can
be a great help to their career”, accor­
ding to Smith. It is sometimes not easy
to find advisers for new research pro­
jects. “But if we know people and they
have a link to us, then they are more
willing to support us”, said Smith,
who also supervises cooperation with
international partners in the cluster.
Often the alumni also act as an adver­
tisement for Kiel and the research work
of the cluster. For example, shortly
after starting his new job in India,
postdoc Arvind Singh was asked to
give a talk on Kiel’s marine sciences
and provide information on pathways
to research in Germany. Gesche Bra­
ker, coordinator of the Future Ocean
postdoc network: “Arvind was alrea­
dy closely involved in our network.
His experiences here were so positive
that he is happy to communicate the
opportunities available for research
and funding in Kiel to others. This is
a perfect example of how the network
can work and it is great.”
The network coordinators describe the
researcher alumni conference in New
York, USA, in autumn 2015 as a great
success. The cluster’s local coopera­
tion partner was the Earth Institute
at Colombia University. Good links
were established with this institute
through Kiel’s alumni, too. “The confe­
rence was a success because the need
for further cooperation with and bet­
ween alumni was made apparent even
within the framework of this first con­
ference”, said Braker. And of course,
contact with Columbia, one of the
USA‘s elite universities, will enhance
the Future Ocean Cluster.
It is also clear, however, that Kiel’s
former and current scientists will not
just get together by themselves. This
requires personal contact and people
like Gesche Braker and Nancy Smith
to maintain the network. “We are also
trying to offer additional benefits to
Kiel’s former researchers, for exam­
ple, by providing them with targeted
information or inviting them to events
relevant to their specialist fields. A
personal link is therefore very impor­
tant”, said Braker. And this link should
be established while the scientists are
still in Kiel. “As soon as we notice that
a postdoc plans to move away, we
work with him or her to establish ways
of keeping in touch and maintaining
that link.” People who left the cluster
a long time ago can also get involved
again. The Future Ocean is present at
the larger specialist conferences on
ocean research with its own booth.
And this attracts scientists with a link
to Kiel, too. As Nancy Smith reported,
“One year we got to know ten new
alumni thanks to our stand at a large
conference in San Francisco. And they
are now involved in the network, too.”
Kerstin Nees
CAU alumni are well ­connected
A liquid filter could store waste like methane in its pores.
Photo: Stuart James, Queen ’s University Belfast
Networks, knowledge trans­
fer and lifelong learning are important
pillars of further professional educa­
tion and personal development. Kiel
University supports its former studen­
ts, researchers and employees in this
respect with a wide range of services
and business networks. CAU alumni
can use these services to network with
former university friends in the Alumni
Portal. A blog and the photo gallery
keep readers up to date with what is
happening at Kiel University. When
you register for the first time there is
also a voucher for the CAU-Web-Shop.
The portal offers an exclusive job por­
tal too, free of charge, for personal job
searches. Companies can place their
own job offers there as well. In addi­
tion to this, new graduates from Kiel
University have the opportunity to take
part in inexpensive career coaching
sessions and seminars.
In the new “Ausflügeln” excursion pro­
gramme, scholarship recipients and
their sponsors are networked with one
another. Together they go behind the
scenes of companies, organisations,
museums and foundations and bene­
fit from the know-how and personal
conversations with experienced pro­
fessionals. As of now, Kiel University’s
alumni have the exclusive opportunity
to take part in this programme.
The CAU Group on XING offers all Kiel
University‘s current, former and future
students, teachers, employees, friends
and supporters a business platform
for networking and exchanging ideas.
The group members are regularly kept
informed about events and themes on
career-relevant topics. LinkedIn keeps
CAU followers up to date on alumni
offers, special events and news from
the Alma Mater.
isi
www.alumni.uni-kiel.de/portal/registration
www.xing.to/kieluni
www.uni-kiel.de/linkedin
unizeit 86 | personen + projekte | seite 9
09.04. 2016
Entzündungen sichtbar machen
Nützliches Miteinander im Meer
Gynäkologie und Geburtshilfe
Elektronische Strukturen in Festkörpern
Operation am Gehirn
»Mein Forschungsgebiet
sind entzündliche Systemerkran­
kungen vor allem der Gefäße und der
inneren Organe. Diese beeinträchtigen
die Betroffenen oft erheblich und kön­
nen lebensbedrohliche Verläufe anneh­
men. Schwerpunkt meiner Forschung
ist die Weiterentwicklung bildgebender
Methoden wie der Magnetresonanzto­
mographie und der Computertomo­
graphie, mit denen Erkrankungen des
rheumatischen Formenkreises an Blut­
gefäßen, Darm, Lunge und Gelenken
UTE HENTSCHEL HUMEIDA
»Mein For­
schungsschwerpunkt sind symbio­
tische Lebensgemeinschaften. Spezi­
ell interessiert mich die Interaktion
von marinen Schwämmen und ihren
mikrobiellen Symbionten. SchwammMikrobiome zählen zu den komple­
xesten mikrobiellen Konsortien über­
haupt. Einige Tausend verschiedene
NICOLAI MAASS »Auch wenn die Therapie
KAI ROSSNAGEL »Die unerschöpfliche
Vielfalt an spektakulären atomaren
Strukturen und Phänomenen, die die
›Taschenuniversen‹ in Festkörpern her­
vorbringen, fasziniert mich nachhaltig.
Besonders spannend sind sogenannte
MICHAEL SYNOWITZ »Als Neurochirurg
nehme ich mit der Operation am Gehirn
auch Einfluss auf die Hirnfunktionen.
Dies so gering wie möglich zu hal­
ten und mit dem Einsatz modernster
Hilfsmittel im Operationssaal stetig zu
verbessern, ist die besondere Heraus­
forderung meines Fachgebietes. Dabei
setze ich auch auf die interdiszipli­
näre Zusammenarbeit. So ist in vielen
MARCUS BOTH
diagnostiziert werden können. Ziel ist
insbesondere, die entzündliche Akti­
vität noch frühzeitiger zu entdecken,
um so Folgeschäden am Gewebe ver­
hindern zu können. Wissenschaft­
lich besonders interessant sind neue
Verfahren, die auf Fluoreszenz basie­
ren und eine hohe Empfindlichkeit
für krankhafte Stoffwechselprozesse
haben.«
Marcus Both, 45 Jahre, geboren in Kiel.
Seit April 2015 Professor für Radiologie mit
dem Schwerpunkt Viszerale Bildgebung
an der Christian-Albrechts-Universität zu
Kiel, stellvertretender Direktor der Klinik
für Radiologie und Neuroradiologie. Zuvor
Privatdozent am UKSH Kiel. 2002 Promotion, 2011 Habilitation an der Universität Kiel.
Arten beherbergen die Schwamm­
tiere. Entsprechend vielfältig ist deren
Stoffwechsel und chemische Zusam­
mensetzung. Dies ist nicht nur für
die marine Ökologie von Bedeutung,
sondern erweckt auch das Interesse
der pharmazeutischen Industrie. Unse­
re Forschung zielt darauf ab, Physi­
ologie, Stoffwechsel und molekulare
Mechanismen der Interaktion besser
zu verstehen. Hierfür kombinieren wir
moderne molekularbiologische Metho­
den, In-vivo-Experimente sowie Frei­
landarbeiten.«
Ute Hentschel Humeida, 49 Jahre, geboren in Wolfsburg. Seit Juli 2015 Professorin
für Marine Mikrobiologie an der ChristianAl­brechts-Universität zu Kiel, tätig am
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Zuvor Professorin an der
Universität Würzburg. 1994 Promotion (PhD)
an der Scripps Institution of Oceanography, University of California, San Diego,
USA, 2004 Habilitation an der Universität
­Würzburg.
von Brustkrebs und anderen Krebser­
krankungen der Frau sowie die mini­
malinvasive Chirurgie und die Endo­
skopie meine klinischen Schwerpunkte
sind, liegt mir die Geburtshilfe sehr
am Herzen. Die wunderbaren Erfah­
rungen der Geburt – nicht nur meiner
eigenen fünf Kinder – gehören zum
Arbeitsfeld des Gynäkologen einfach
dazu. In der Forschung interessiere
ich mich unter anderem für die Cha­
rakterisierung von Krebsgeschwulsten
anhand molekularer Merkmale und
die zielgerichtete Therapie von Brustund Eierstockkrebs. Bei der operativen
Behandlung möchte ich einen Fokus
auf die minimalinvasive Chirurgie
inklusive Roboterunterstützung bei
gynäkologischen Erkrankungen legen.
Der Schwerpunkt Mammakarzinom,
mit besonderer Expertise für familiären
Brust- und Eierstockkrebs, soll ausge­
baut werden.«
Nicolai Maass, 50 Jahre, geboren in Hamburg. Seit April 2015 Professor für Gynäkologie und Geburtshilfe an der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel, Leiter der
Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe.
Zuvor Professor und Direktor der Universitäts-Frauenklinik, RWTH Aachen. 1993 Promotion an der Universität Hamburg, 2002
Habilitation an der Universität Kiel.
Phasenübergänge. Beispielsweise kön­
nen bestimmte Metalle beim Abküh­
len ihren elektrischen Widerstand
komplett verlieren. Diese und andere
Materialeigenschaften erforsche ich
anhand des Verhaltens der Elektronen
auf atomarer Ebene. Den Tanz der Elek­
tronen direkt zu filmen, gelingt meiner
Arbeitsgruppe mit Messmethoden, die
das weltweit hellste Röntgenlicht am
DESY in Hamburg nutzen. Die Ergeb­
nisse ermöglichen vielleicht kleinere
und schnellere Prozessoren und Daten­
speicher.«
Kai Rossnagel, 44 Jahre, geboren in Kiel.
Seit April 2015 Professor für Experimentelle
und Angewandte Physik an der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel. Zuvor Privatdozent und Hochschulassistent an der
CAU. 2001 Promotion, 2009 Habilitation an
der Universität Kiel. Seit 2013 Gastwissenschaftler am SPring-8-Forschungszentrum
in Japan.
Situationen die Frage nach Alternativoder Zusatzbehandlung durch andere
Fachrichtungen zu beantworten. Die­
ses Potenzial wollen wir in unserem
Bereich voll ausschöpfen und damit die
Ergebnisse in der Hirntumorchirurgie
verbessern. Schwerpunkt meiner For­
schungsarbeiten ist die Biologie von
Hirntumoren. Damit möchte ich zur
Entwicklung neuer Behandlungsstra­
tegien beitragen.«
Michael Synowitz, 48 Jahre, geboren in
Berlin. Seit April 2015 Professor für Neurochirurgie an der Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel, Direktor der Klinik für
Neurochirurgie. Zuvor stellvertretender
Klinikdirektor der Klinik für Neurochirurgie
an der Charité Berlin und Leiter einer Forschungsgruppe am Max-Delbrück-Centrum
für Molekulare Medizin Berlin-Buch. 1995
Promotion, 2009 Habilitation an der Humboldt-Universität Berlin, Charité.
Erleuchtete Wissenschaft
Mehr Licht, das war angeblich Goethes letzter Wunsch. Cooleres Licht
wollte hingegen eine Gruppe von Kieler Informatikstudenten. Und machte
das Unihochhaus zum weltweiten Hingucker.
Immer wieder lenkt das Unihochhaus die Blicke mit besonderen Form- und Farben­spielen
auf sich.
Foto: Maas
Hochhäuser sind recht­eckige
Emporkömmlinge der Architektur und
abgesehen von ihren mehr oder weni­
ger spektakulären Ausmaßen sehr lang­
weilig. »Das geht auch anders«, dachten
sich die digitalen Tüftler von der Förde
und beschlossen, die universitäre Zen­
trale am Christian-Al­brechts-Platz mit
einer LED-Installation – nun ja – ins
rechte Licht zu rücken. Zwar kannten
Viel Beleuchtung für wenig Strom
»Was für eine Energieverschwendung!«
Mit diesem Vorwurf hatten die Schöpfer des »Lighthouse« anfangs absolut
gerechnet. Doch solche Kritik kam äußerst
selten. Und wenn doch, dann auf Basis
lückenhafter Information. Tatsächlich geht
die Installation ausgesprochen knauserig
mit Strom um. Wenn das Hochhaus einen
Abend vier Stunden lang in maximaler Helligkeit, also in weiß, leuchtet, verbrauchen
die LED-Elemente 56,5 Kilowattstunden
sie bereits das ähnlich gestrickte Berli­
ner Projekt »Blinkenlights«, doch das
wäre vielleicht gar nicht nötig gewesen,
meint Jonas Lutz: »Wer das Hochhaus
kennt, kommt fast automatisch auf die
Idee, so etwas zu machen.« Jedenfalls
machten er und seine Kommilitonen so
etwas. Zunächst dachten sie der Kosten
wegen an eine Schwarz-Weiß-Aktion,
doch dann ergab sich die Möglichkeit,
Strom und kosten damit etwas mehr als elf
Euro. Faktisch wird’s aber allenfalls halb
so teuer. Gearbeitet wird stets mit einer
Mischung von Farben, und alle anderen
verbrauchen erheblich weniger Strom als
Weiß. Am günstigsten ist Blau mit gerade
mal einem Sechzehntel. Zudem sind die
LEDs oft einfach nur schwarz geschaltet
und benötigen folglich gar keine Energie. Einleuchtend fand diese Zahlen zur
Hochhausbeleuchtung auch das universitäre Umweltmanagement. Es erteilte dem
Projekt ohne Bedenken seinen Segen.
mag
übers Unijubiläum auf die Farbvariante
zu setzen. 30.000 Euro kamen dank des
Sponsorings von Haus & Grund Kiel,
der Feuer und Flamme Kiel GmbH und
der Landeshauptstadt Kiel zusammen.
Der wahre Wert der Installation ist aber
um ein Mehrfaches höher, weil enorm
viele Stunden an ehrenamtlicher Arbeit
drinstecken. Allein Hardware-Designer
Andreas Boysen verbrachte in den ver­
gangenen Wochen mehrere hundert
Stunden damit, die Anlage zu opti­
mieren.
Die Fortschritte zeigen sich tatsäch­
lich mit jeder neuen Beleuchtungsak­
tion. Waren die farblichen und tech­
nischen Möglichkeiten zur Premiere,
die im Herbst 2015 den Countdown
zum Olympia-Bürgerentscheid auf der
Hochhausfassade zeigte, noch einge­
schränkt, so geht inzwischen weitaus
mehr. »True Colour in Filmgeschwin­
digkeit«, nennt Andreas Boysen ein
Stichwort. Gemeint ist, dass nicht nur
mit Rot, Gelb, Blau und Weiß gearbeitet
wird, sondern mit allen Farben. Und
das so, dass sie sich rasend schnell und
zugleich perfekt koordiniert schalten
lassen. »Das können nur sehr, sehr
wenige, vor allem mit einem so kleinen
Budget«, sagt Chris Kulessa erkennbar
stolz.
Das Berliner Original haben die Kieler
damit weit überholt. Während dort
Relais und kilometerweise Kabel ver­
baut wurden, stecken im »Lighthouse«
der Uni 200 per Internet verbundene
Netzwerk-Controller, die für ungleich
mehr Flexibilität sorgen. Gleichwohl
ist das Bessere auch in diesem Fall der
Feind des Guten. Zuletzt arbeiteten die
Studenten daran, ihr Netzwerk verläss­
lich gegen den Zugriff Unberechtigter
zu schützen, und sie entwickelten
Lösungen, um auf vielfachen Wunsch
des Publikums Spiele auf die Hoch­
hausfassade zu zaubern. Weltweite
mediale Aufmerksamkeit bekamen
inzwischen die Spiele-Klassiker Tetris,
Breakout, Pong und Snake.
Aber auch schon nach dem Auftakt zu
Olympia hat das Hochhaus der Uni Kiel
immer wieder neue Facetten gezeigt.
Zu Weihnachten erstrahlte ein Tannen­
baum, Veranstaltungen wie der Uniball
und die »Night of the Profs« wurden
ebenfalls mit LED-Bildern begleitet,
und im Februar erfreute zum Valen­
tinstag ein riesengroßes Herz alle Lie­
benden.
Kritik an ihren Lichtspielen haben die
Informatiker bisher kaum gehört, dafür
umso mehr bis zur Begeisterung rei­
chende Zustimmung. Fast noch ein
bisschen mehr freuen sie sich jedoch,
dass ihr Projekt nun Einzug in die
Lehre findet. Merlin Kötzing entwickelt
ohnehin in seiner Bachelorarbeit ein
Tool, das quasi als »Lighthouse light«
derartige Installationen für Schüle­
rinnen und Schüler möglich machen
soll. Im einführenden Programmier­
kurs der Informatik wird außerdem
ein Praktikum angeboten, um digitale
Drehbücher für neue Effekte zu schrei­
ben. Auch signalisiert die Professoren­
schaft reges Interesse, dieses Vorzeige­
projekt für die Ausbildung zu nutzen.
Martin Geist
www.youtube.com/kieluni
Chris Kulessa, Jonas Lutz, Andreas Boysen und Merlin Kötzing (von links) sowie Jan
­Winters von der Pressestelle haben als »project lighthouse« beim weltweit größten Demo­
szene-Festival »Revision« gewonnen. Mit dem Beitrag »LED there be light« erreichten sie
den 1. Platz in der Kategorie »Wild Competition«, wo es um Programmierung auf unge­
wöhnlicher Hardware geht – und das ist ein Hochhaus in jedem Fall. Foto: pur.pur
09.04. 2016
unizeit 86 | campus + kultur | seite 10
Ein Sport für Kopf und Körper
Knapp hundert verschiedene Sportangebote hat der Kieler Hochschulsport
in seinem Programm. Zu den – zumindest in Deutschland – weniger
bekannten gehört der Orientierungslauf.
»Die Vielfalt ist Teil unserer
Philosophie«, sagt Bernd Lange, Lei­
ter des Uni-Sportzentrums. »Natürlich
können wir bei Fußball- oder Skigym­
nastikkursen mit mehr Teilnehmern
rechnen als bei Randsportarten wie
Rhönradfahren oder Unterwasserrug­
by. Aber wir möchten Interessierten
auch solche Aktivitäten vorstellen,
zumal sie oft in weitem Umkreis von
keinem Verein angeboten werden.«
Doch jeder Kurs, erläutert Lange,
Beim Orientierungslauf geht es darum,
mehrere Kontrollposten in vorgegebener
Reihenfolge und möglichst kurzer Zeit
anzulaufen. Das Foto zeigt Teilnehmer des
HSP-Kurses beim Training auf der Kieler
Moorteichwiese.
Foto: Menke
­önne nur stattfinden, wenn sich
k
jemand bereit erklärt, ihn zu leiten.
»Darum freue ich mich immer über
Leute, die mit einer Idee für einen Kurs
zu mir kommen und diese Idee auf der
Basis eigener Erfahrung und natürlich
fachlicher Kompetenz auch umsetzen
können.«
Zu diesen Leuten gehört Anke Dan­
nowski. Die gebürtige Dresdenerin
betreibt seit 15 Jahren Orientierungs­
lauf, kurz OL, in allen seinen Spiel­
arten. Im Mountainbike-Orienteering
ist sie mehrfache deutsche und zwei­
fache Weltmeisterin (Langstrecke und
Staffel). »Im Gegensatz zu meiner Hei­
matstadt gibt es in Kiel leider bisher
keine große OL-Szene. Mit dem Kurs­
angebot im Hochschulsport möchte ich
dazu beitragen, das zu ändern, denn
OL ist ein toller Sport, der Körper und
Kopf fördert und fordert«, erklärt Anke
Dannowski ihre Motivation.
Klassischer Orientierungslauf findet
meist in freier Natur statt, als SprintOL häufig auch in parkähnlichen
städtischen Gebieten wie dem CAUCampus. Das Ziel ist, mehrere Kontroll­
posten in vorgegebener Reihenfolge
und möglichst kurzer Zeit anzulau­
fen. Wichtigstes Hilfsmittel dafür sind
spezielle OL-Karten, deren Aussehen
stark von gewöhnlichen Landkarten
abweicht. So sind leicht belaufbare
Wälder weiß dargestellt, schwer belauf­
bares Dickicht grün, Wiesen und Lich­
tungen gelb – »gelb, weil dort die Sonne
hinscheint«, lautet eine beliebte Esels­
brücke unter OL-Neulingen. Außerdem
stehen den Läuferinnen und Läufern
eine Beschreibung der Kontrollposten
und ein Kompass zur Verfügung.
»Natürlich können wir bei Fußball- oder Skigymnastikkursen mit
mehr Teilnehmern rechnen als bei
Randsportarten wie Rhönradfahren
oder Unterwasserrugby. Aber wir
möchten Interessierten auch solche
Aktivitäten vorstellen, zumal sie
oft in weitem Umkreis von keinem
Verein angeboten werden.«
Neben anderen Orientierungssport­
formen wie Ski-OL oder dem bereits
erwähnten Mountainbike-Orienteering
gibt es auch im klassischen OL ver­
Mittelalterliche Gentrifizierung
Wer bei Burgen in Schleswig-Holstein an uneinnehmbare Festungen in
exponierter Lage denkt, wird enttäuscht. Doch auch wenn die Wehranlagen
im Norden meist weniger imposant ausfielen als in Süddeutschland, sind
sie spannende Forschungsobjekte.
Burgen im östlichen Hol­
stein dokumentieren einen großen
Umbruch, berichtet der Archäologe
Daniel Kossack. »Nach der militä­
rischen Niederlage der dort lebenden
Slawen Mitte des 12. Jahrhunderts
kolonisierten die Schauenburger das
Gebiet, indem sie Menschen aus dem
römisch-deutschen Reich ansiedel­
ten«, erläutert Kossack. Auf diese Wei­
se hielten nicht nur das Christentum
und technische Innovationen wie der
Wendepflug Einzug, sondern auch ein
Feudalsystem, in dem der niedere Adel
eine wichtige Rolle spielte: Seine Ange­
hörigen waren die örtlichen Vertreter
der gräflichen Macht und beeinflussten
wesentlich die gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Umbrüche. »Um ihre
Macht zu festigen, begannen die nie­
deren Adligen in Holstein ab Ende des
12. Jahrhunderts, Burgen zu bauen«,
berichtet Kossack.
Mit bekannten Exemplaren wie Marks­
burg und Stahleck am Rhein oder der
Wartburg in Eisenach hatten die hol­
steinischen Wehrbauten wenig gemein:
»Meist wurde ein runder, abgeflachter
Hügel von 7 bis 20 Metern Durchmesser
aufgeschüttet, um den ein Ringgraben
und eine hölzerne Palisade verliefen.
Auf dem Hügel wurde ein turmartiges
Wohngebäude errichtet, weshalb man
von Turmhügelburgen spricht«, sagt
Daniel Kossack, »eine bekannte Rekon­
struktion steht in Lütjenburg.«
Originale Turmhügelburgen, auch
Motten genannt, sind dagegen nicht
erhalten. Selbst die hölzernen Grün­
dungspfähle und Reste der Palisaden
wurden seit dem 19. Jahrhundert oft
von Landwirten aus dem morastigen
Boden geholt, weil sie beim Pflügen
störten. »So bleiben heute oft nur eine
kleine Bodenerhebung, aufwändige
Grabungen oder schriftliche Quellen,
um den einstigen Standort einer Turm­
hügelburg zu ermitteln«, stellt Daniel
Kossack bedauernd fest.
Beim Aufstöbern geeigneter Schrift­
quellen profitiert der Archäologe
Kossack von der interdisziplinären
Ausrichtung der Graduiertenschule
Human Development in Landscapes.
Hier schreibt nicht nur er seine Dok­
torarbeit, sondern beispielsweise auch
der Historiker Stefan Magnussen. »Er
kennt die relevanten Archive zwischen
Hamburg und Kopenhagen bestens
und hat mir schon so manchen guten
Tipp für meine Datensammlung gege­
ben«, freut sich Daniel Kossack.
Magnussens Forschungsfeld ist zudem
zeitlich und geografisch eng mit dem
von Kossack verbunden, gemeinsam
haben die beiden Doktoranden bereits
einen internationalen wissenschaft­
lichen Workshop zu Burgen in Europa
organisiert. So profitieren beide von
den Kontakten in der fächerübergrei­
fenden Graduiertenschule, der auch
ihre Promotionsbetreuer Professor
Oliver Auge und Professor Ulrich Mül­
ler angehören. »Ich untersuche die Ent­
stehung von Burgen im alten dänischen
Herzogtum Schleswig – sozusagen ein
Fall von mittelalterlicher Gentrifizie­
rung«, wie Stefan Magnussen augen­
zwinkernd anmerkt. Ursprünglich bil­
deten Großbauern, die auf befestigten
Höfen lebten, die lokalen Eliten in
Schleswig. Ab dem 14. Jahrhundert
kauften mehr und mehr Angehörige
des niederen Adels, die in Holstein zu
Wohlstand gekommen waren, im Her­
zogtum Schleswig Land. »Dort errich­
teten sie, wie schon in ihrer Heimat
südlich der Eider, Turmhügelburgen«,
sagt Magnussen. »Gelegentlich kamen
sie auch durch Einheirat in dänische
Familien an vorhandene Wehranlagen
und bauten diese weiter aus.« Denn
die aus Holstein übergesiedelten »NeuSchleswiger«, so erläutert Magnussen
weiter, sahen die Burgen nicht nur als
Zweckbauten für Verteidigung und Ver­
waltung an, sondern möglicherweise
auch als Statussymbole in Abgrenzung
Beim Orientierungslauf werden spezielle Karten und ein Kompass verwendet, um sich im
Gelände zurechtzufinden. Foto: Menke
schiedene Sonderformen. So bringt
Anke Dannowski gelegentlich Karten
mit reduzierter Darstellung für Fen­
ster-, Korridor-, Merke- oder LinienOL im Hochschulsportkurs ein, um
das Training über das ganze Seme­
ster abwechslungsreich zu gestalten.
»Außerdem lege ich immer mehrere
Bahnen unterschiedlicher Länge mit
abgestuften Schwierigkeitsgraden aus,
so dass auch weniger Laufstarke mit­
machen können«, sagt die Übungslei­
terin. Darüber hinaus organisiert die
Geophysikerin, die am Geomar mittels
Seismik den Meeresboden erforscht,
für die Teilnehmerinnen und Teilneh­
mer des Kurses Fahrten zu Wettkämp­
fen in Kiel und Umgebung.
In Deutschland führt der Orientie­
Burgenland
­Schleswig-Holstein
Gab es an der Westküste wirklich keine Burgen?
Wurde das mittelalterliche Bauverbot für Befestigungen rund um Lübeck eingehalten? Kieler
Historiker finden Antworten in alten Quellen.
»Schleswig-Holstein ist ein
vergessenes Burgenland«, sagt Oliver
Auge. Der Professor für Regionalge­
schichte möchte das ändern und hat
ein von der Deutschen Forschungs­
gemeinschaft gefördertes Projekt ini­
tiiert, das sich seit einem Jahr mit
Kleinburgen zwischen Nord- und
Ostsee vom Spätmittelalter bis in die
frühe Neuzeit (13.-16. Jahrhundert)
befasst. »Wir wollen dieses bisher vor
allem archäologisch bearbeitete Feld
verstärkt geschichtswissenschaftlich
angehen«, erläutert Auge den fach­
lichen Blickwinkel seines Teams, dem
die Doktoranden Stefan Magnussen (s.
nebenstehenden Artikel), Jens Boye
Volquartz und Frederic Zangel ange­
hören.
»Schleswig-Holstein ist ein
­vergessenes Burgenland.«
Nachbau der Turmhügelburg Lütjenburg.
Foto: VollwertBIT
zu den bisherigen, bäuerlich geprägten
lokalen Eliten.
So gewähren die hölzernen Turm­
hügelburgen, auch wenn sie längst
vergangen sind, zahlreiche Einblicke
in die wechselvolle Geschichte des
heutigen Schleswig-Holsteins. Doch
manche Frage ist noch offen: Warum
wählte der niedere Adel oftmals Bau­
plätze in Tälern, statt seine Motten
auf natürlichen Anhöhen mit guter
Rundumsicht zu errichten? Wie war
das Verhältnis der Burgenbauer zur
Kirche? Welche unscheinbaren Wiesen
im Norden bergen noch mittelalterliche
Geheimnisse? Den Burgenforschern
Daniel Kossack und Stefan Magnussen
dürfte die Arbeit so schnell nicht aus­
Jirka Niklas Menke
gehen.
rungslauf (noch) ein Schattendasein.
In Skandinavien und der Schweiz ist
OL dagegen ein Volks- und Familien­
sport: Zu den großen Wettkämpfen
kommen Tausende Teilnehmer fast
aller Altersgruppen. Meist werden
neben relativ schwierigen, langen
Bahnen für erfahrene Läuferinnen
und Läufer auch kurze Postenstrecken
mit leichtem Orientierungsanspruch
für Kinder und Neulinge vorbereitet.
»Für mich ist OL die ideale Verbindung
von abwechslungsreicher Bewegung
in der Natur und Abschalten vom All­
tag«, findet Anke Dannowksi. »Und mit
dem Puls am Anschlag noch sinnvolle
Entscheidungen zu treffen, ist immer
wieder eine schöne Herausforderung.«
Jirka Niklas Menke
Volquartz widmet sich im Rahmen
seiner Dissertation den westlichen
Landesteilen Nordfriesland und Dith­
marschen. »Dass diese Gebiete lange
als weitestgehend burgenfrei angese­
hen wurden, hängt unter anderem mit
der Frage zusammen, was unter dem
Begriff Burg zu verstehen ist«, erläu­
tert er. Oliver Auge ergänzt: »Wir mei­
nen, dass eine Burg nicht zwangsläufig
ein Adelssitz sein muss.« Vielmehr,
so der Historiker, müssten auch die
be­festigten Bauernhöfe an der West­
küste als Burgen wahrgenommen wer­
den. »Diese Höfe waren Kristallisati­
onspunkte des Widerstands der Land­
bevölkerung gegen die adligen Landes­
herrn – und, wie uns die Schriftquellen
verraten, nicht immer leicht einzuneh­
men«, berichtet Jens Boye Volquartz.
Er weiß von einem Fall, in dem ein von
kampferprobten Offizieren geführter,
etwa hundert Mann starker Verband
unter großen Verlusten daran schei­
terte, einen Hof auf Nordstrand ein­
zunehmen. »Da verwundert es nicht,
dass die Truppen der Landesherren bei
Eroberungszügen in Dithmarschen die
Burgen oft umgingen und sich statt­
dessen den Hauptorten wie Heide und
Meldorf zuwandten«, meint Volquartz.
Oliver Auges Forschungsteam profitiert
beim Burgenprojekt von der Zusam­
menarbeit mit dem Archäologischen
Landesamt und dem Archäologischen
Landesmuseum Schloss Gottorf. So lie­
gen im Landesmuseum die gesammel­
ten Erkenntnisse eines Sonderfor­
schungsbereichs aus den 1960er Jah­
ren über Burgen in Schleswig-Holstein
bereit – »eine prima Datengrundlage
für unser Ziel, ein Burgenlexikon zu
erstellen«, freut sich Auge.
In diesem Lexikon wird auch der Umge­
bung von Lübeck ein Abschnitt zu
widmen sein, wie Frederic Zangel weiß
– und das, obwohl der Hansestadt einst
mit kaiserlichem Privileg zugesichert
worden war, dass in einem 18 Kilome­
ter breiten Streifen rechts und links
der Trave keine Burgen angelegt wer­
den durften. »Dieses Bauverbot wurde
aber immer wieder umgangen, was
wiederholt zu bewaffneten Konflikten
der Lübecker mit den benachbarten
Adligen führte«, erläutert Zangel. Zu
den Fragen, denen er im Rahmen sei­
ner Doktorarbeit nachgeht, gehört die
nach der Verbreitung des Sachsen­
spiegels. War dieses Rechtsbuch, das
beispielsweise definiert, ab welcher
Wallhöhe eine Befestigung als Burg zu
gelten hatte, zur Zeit der strittigen Bau­
ten rund um Lübeck bereits bekannt?
Frederic Zangel ist optimistisch, dass
die Antwort in den verfügbaren Schrift­
quellen zu finden ist.
Jirka Niklas Menke
unizeit 86 | forschung + praxis | seite 11
09.04. 2016
Das Gedächtnis der Universität
Einen Kilometer Verwaltungsakten umfasst die 350-jährige Geschichte der
CAU im Schleswiger Landesarchiv. Dr. Dagmar Bickelmann entscheidet,
welche Schriften archivwürdig sind, und sichert damit auch
Universitätsgeschichte(n).
In den vielen Akten im Landesarchiv findet sich auch die Entwicklung der CAU seit dem
Zweiten Weltkrieg. Universitätsarchivarin ­Dagmar Bickelmann muss hier viele R
­ ückstände
aufarbeiten.
Foto: Nickel
Wer herausfinden möch­
te, wie der Alltag der Studenten im
18. Jahrhundert aussah oder wer die
ersten Frauen an der Kieler Universität
waren, kann im Landesarchiv Schles­
wig-Holstein, genauer in Schleswig,
fündig werden. Aneinandergereiht
umfassen alle Regale knapp 40 Kilo­
meter, ein Kilometer davon beschäftigt
sich ausschließlich mit der Kieler Uni­
versität. »Die Unterlagen geben Aus­
kunft über die Entwicklung der CAU,
ihre Organisation, über Krisen und
Höhepunkte, das Leben und Wirken
ihrer Mitglieder. Das Archiv stellt das
Gedächtnis der Universität dar«, fasst
Dr. Dagmar Bickelmann zusammen.
Seit 2008 rettet sie als Universitäts­
archivarin Dokumente vor dem Ver­
gessen. Anders als in einer Bibliothek
werden im Prinzenpalais in Schleswig
vor allem Einzelstücke verwahrt. Und
genau das ist die Achillesferse: Die
Archivalien sind Unikate und daher
unersetzbar. Dazu zählen Unterlagen
aller Art, von der Gründungsurkunde
der Universität über Akten der Hoch­
schulverwaltung und Schriftwechseln
zwischen Professoren bis zu Karten
des Unigeländes, Bauplänen und auch
Bildern und Filmen.
Bis 1945 lag die Universität am Kieler
Schlossgarten und damit gegenüber
von den Werften, einem Hauptan­
griffsziel im Zweiten Weltkrieg. Bei
Bombenangriffen wurden auch etli­
che Gebäude der CAU zerstört. »Viele
Akten sind verbrannt, darunter fast
alle Personalakten aus der Zeit der
Weimarer Republik und des Dritten
Reiches sowie viele Rektoratsakten und
der größte Teil der Fakultätsakten«,
erzählt Bickelmann. Die Folgen sind
schwerwiegend für Forschende, die die
Rolle von Dozentinnen und Dozenten
im Nationalsozialismus untersuchen.
»Die Erforschung der Universitätsge­
schichte im Dritten Reich ist durch die
Verluste sehr mühsam«, so Bickelmann
weiter, »und sie erfordert die Findigkeit
der Wissenschaftler.« In einer noch
bis November laufenden Ausstellung
im Landesarchiv zeugen Fotografien
von der Zerstörung der Hochschule
und dem Wiederaufbau am heutigen
Standort. Nach Kriegsende kam das
Universitätsarchiv zusammen mit dem
Landesarchiv in das Schloss Gottorf,
1991 wurde es wegen Platzmangels in
das restaurierte Prinzenpalais verlegt.
Der Umgang mit alten Akten ist auch
im prunkvollen Prinzenpalais nicht
glamourös, dennoch merkt man der
Archivarin viel Freude bei ihrer Tätig­
keit an: »Ich arbeite oft im Staub. Aber
das Archiv selbst ist nicht staubig, son­
dern spannend.« Natürlich interessie­
ren sich viele für die offensichtlichen
Schätze wie das Privileg von Kaiser Fer­
dinand III. von 1652 mit Goldbulle, das
dem Gottorfer Herzog die Gründung
»Ich arbeite oft im Staub. Aber
das Archiv selbst ist nicht staubig,
­sondern spannend.«
einer Universität gestattete, oder den
351 Jahre alten silbernen Siegelstem­
pel. Dennoch sei »Schatz« ein relativer
Begriff, meint Bickelmann: »Für den
Forscher kann auch ein unscheinbar
aussehendes Schreiben einen hohen
Wert haben, weil es genau die Ant­
wort auf seine Fragestellung enthält.«
Nur, dafür müssen die Dokumente erst
einmal in das Archiv gelangen. Damit
nicht versehentlich Schriftgut vernich­
tet wird, das für das Verständnis von
Geschichte und Gegenwart, für die
Wissenschaft oder rechtliche Zwecke
wichtig ist, pflegt Bickelmann engen
persönlichen Kontakt. Regelmäßig
besucht sie die Universitätsverwaltung,
Fakultäten, Seminare und Institute, um
sich einen Überblick zu verschaffen
und Aufklärung zu betreiben. »Laut
Archivgesetz dürfte eigentlich kein
Blatt weggeworfen werden, ohne uns
zu fragen. Dieses Wissen möchte ich
vermitteln, ich stehe der Verwaltung
beratend zur Seite und sorge für eine
sichere Aufbewahrung.«
In diebstahl- und feuergesicherten
Magazinen und bei gleichbleibender
Temperatur und Luftfeuchtigkeit
lagern die Akten für die Ewigkeit. Jede
Bürgerin und jeder Bürger kann das
Archivgut nutzen – zehn Jahre nach
der Entstehung beziehungsweise bei
personenbezogenen Unterlagen frühe­
stens zehn Jahre nach dem Tod der
oder des Betroffenen. »Für die For­
schung ist das Archiv unverzichtbar,
doch auch bei Fragen zur eigenen
Familie können Antworten gefunden
werden«, weiß Bickelmann.
Raissa Nickel
Landesarchiv Schleswig-Holstein, Prinzenpalais, Schleswig
Öffnungszeiten der Ausstellung »350 Jahre
Christiana Albertina – Die Universität Kiel
im Wandel«: montags bis freitags 8:30 bis
17 Uhr
»… und errette mich von den Einhörnern«
In der mittelalterlichen Literatur kreuchte und fleuchte es munter vor
sich hin. Aber warum spielten Tiere eine so große Rolle? Und für welche
­Aussagen standen sie?
Julia Weitbrecht ist Junior­
professorin am Germanistischen Semi­
nar der Uni Kiel und verantwortlich
für ein Projekt, das seit April 2015
und noch bis April 2018 von der Deut­
schen Forschungsgemeinschaft (DFG)
finanziert wird. »Beredte Tiere. Narra­
tive Konfigurationen von Mensch-TierBeziehungen in der deutschsprachigen
Tierliteratur des 14. bis 16. Jahrhun­
derts«: Unter diesem Titel laufen die
Forschungen, an denen auch Hannah
Rieger und Renke Kruse mit Dissertati­
onen zu speziellen Themen mitwirken.
Sich für die Untersuchung das 14. bis
16. Jahrhundert näher anzuschauen,
war für Julia Weitbrecht eine nahelie­
gende Sache. »Tiere hatten im Mittel­
alter eine viel größere Bedeutung und
waren viel dichter mit dem Alltag der
Menschen verbunden«, sagt die Wis­
senschaftlerin und verweist auf einen
industrialisierten Umgang zwischen
Mensch und Tier in der modernen
Gesellschaft. Tiere verschwinden ent­
weder in Schlacht­höfen oder Legebat­
terien, oder sie haben das Glück, Haus­
tiere sein zu dürfen und einen quasi
menschlichen Status zu genießen.
Ausstellung
KÜNSTLERISCHE BÜCHER IN DER
­UNIBIBLIOTHEK
Zehn Jahre gibt es die Edition
Eichthal. Diesem Anlass widmet die
Universitätsbibliothek eine Ausstel­
lung vom 20. April bis zum 26. Juni.
Die »Künstlerbücher vom Lande«
zeigen das gesamte Verlagsprogramm.
Dazu gehören hochwertige Bücher,
sogenannte Handpressendrucke, mit
Dagegen war die ganze Lebenswelt des
Mittelalters stark von Tieren geprägt.
»Was wäre ein Ritter ohne Pferd, ein
Hirte ohne Schafe, ein Bauer ohne
Kuh?«, fragt Julia Weitbrecht, die sich
für den ökohistorischen Kontext von
Tier-Texten interessiert. Und, wenn
man so will, auch für die biologische
Komponente.
war. Ein scheinheiliger Fuchs lässt sich
halt leichter kritisieren als ein schein­
heiliger Herrscher.
funktional. Nicht ganz zu Unrecht,
denn tatsächlich tauchte Reineke
Fuchs, wenn auch noch unter dem
Namen Reinhart, erstmals im 12. Jahr­
hundert in der Literatur auf und war
schon damals eine satirische Figur, die
Kritik am Adel transportierte. »Man
hält den Menschen den Spiegel vor
in Form der Tiere«, beschreibt Julia
Weitbrecht das Prinzip, das ein Stück
weit auch den autoritären mittelalter­
lichen Herrschaftsformen geschuldet
Auffallend ist für die Germanistin
jedoch, dass der Fuchs schon in an­tiken
Naturkunden, etwa bei Aristoteles, als
schlau und listig galt, mithin also ganze
Kulturen als derartiges Konstrukt über­
lebt hat. Für die Forscherin stellt sich
da unweigerlich die Frage: »Was ist der
Tieranteil?« Neuere Ansätze in der Kul­
tur- und Literaturwissenschaft rücken
diesen Aspekt stärker ins Zentrum und
gehen davon aus, dass die Erzähler ihre
Tierbeschreibungen wenigstens teil­
weise aus Beobachtungen des realen
Verhaltens, zumindest aber aus kultu­
rell prägenden Vorstellungen vom Tier
ableiteten. Was es in diesem Zusam­
menhang mit dem Fuchs auf sich hat,
will Hannah Rieger in ihrer Disser­
tation vertiefend würdigen, während
sich Renke Kruse in seinem Disserta­
tionsprojekt mit dem seltsamen Phä­
nomen befasst, dass um das Jahr 1600
plötzlich Flöhe, Insekten und andere
Krabbeltiere in die Literatur einziehen.
Eine Rolle scheint dabei die veränderte
Art der Kriegsführung zu spielen. Es
Originalgrafiken und Aquarellen unter
anderem von Friedel Anderson, Klaus
Fußmann, Hans-Ruprecht Leiß und
Wolfgang Werkmeister. Ebenso wer­
den künstlerisch gestaltete Bücher für
den Sortimentsbuchhandel zu sehen
sein. Alle Projekte wurden von den
Autoren gemeinsam mit den Künstle­
rinnen und Künstlern entwickelt. Das
war Verleger Jens-Uwe Jess besonders
wichtig. »Es soll in der Regel kein
illustrierter Text entstehen, sondern
Text und Bild sollen gleichberechtigt
nebeneinander wirken – durchaus in
spannungsreichem Kontrast«, erklärt
Jess. Zu diesem Zweck wurden über­
wiegend Kunstschaffende ausgewählt,
die bisher nicht als Spezialistinnen
und Spezialisten für Buchillustration
in Erscheinung getreten sind. Zudem
erhalten Interessierte Einblicke in
seltene und berühmte Erstlingswerke
deutscher Dichterinnen und Dichter
des 20. Jahrhunderts, die aus der
Sammlung von Jess stammen.
Bei der Eröffnung der Ausstellung
Lange Zeit betrachtete die Literatur­
wissenschaft Tiere in Büchern als rein
»Was wäre ein Ritter ohne Pferd, ein
Hirte ohne Schafe, ein Bauer ohne
Kuh?«
Das Einhorn gehört zu den beliebtesten Tiermotiven in der mittelalterlichen Literatur.
Foto: Conrad Gesner/Wikimedia
wurde nicht mehr Mann gegen Mann
gekämpft, sondern Infanterie gegen
Infanterie. Der Soldat war, wenn man
so will, gleichsam zu einem Insekt,
zum kleinen Teil einer großen Masse
geworden.
Im literarischen Tierreich tummeln
sich jedoch auch einige unangefoch­
tene Klassiker. Der Löwe hat es laut
Weitbrecht wohl nicht zuletzt wegen
seiner religiösen Dimension zum wohl
beliebtesten Buchtier gebracht. Neben
Stärke und Kampfesmut symbolisiert
er auch Christus und hat deshalb auf
vielen Wappen Einzug gehalten. Auch
Tiere, die es gar nicht gibt, erhalten in
dem Projekt ihren Platz. Das vielleicht
rätselhafteste ist das Einhorn, ebenfalls
Symbol des Christus und der Mensch­
werdung des Göttlichen, aber auch
Symbol des Liebenden mit eindeutig
sexueller Konnotation. Prominent tre­
ten diese beiden Klassiker bereits in
der Bibel auf: So heißt es in Psalm 22
in der Übersetzung Martin Luthers von
1545: »Hilf mir aus dem Rachen des
Löwen und errette mich von den Ein­
hörnern!« Die Phantasietiere, denen
teils auch eine bedrohliche Bedeutung
zugemessen wurde, sind allerdings in
modernen Bibelübersetzungen zu Büf­
Martin Geist
feln geworden.
am Mittwoch, dem 20. April, berich­
tet nicht nur der Verleger über seine
Arbeit, mit Jochen Missfeldt und
Feridun Zaimoglu werden auch zwei
Schwergewichte aus dem Verlags­
programm lesen.
isi
bit.ly/buechervomlande
Universitätsbibliothek Kiel, Leibnizstraße 9
Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9
bis 22 Uhr, samstags von 9 bis 20 Uhr und
sonntags von 10 bis 18 Uhr
Eröffnung: 20. April, 19 Uhr
Die Edition Eichthal möchte mit ihrer Aus­
stellung in der Unibibliothek zum Lesen
und Betrachten von schönen Büchern wie
dem »Schimmelreiter« von Theodor Storm
anregen.
unizeit 86 | campus + kultur | seite 12
09.04. 2016
Ein neuer Uni-Campus entsteht
75 Prozent der Universitätsgebäude sind älter als 30 Jahre, viele davon
sind sanierungsbedürftig. Ein Vertrag zwischen der Uni Kiel und dem Land
Schleswig-Holstein gibt seit Ende 2013 Planungssicherheit.
Was die Christian-Albrechts-Universi­
tät zu Kiel zuletzt in den 1960er und
1970er Jahren erlebt hat, steht ihr in den
kommenden 10 bis 15 Jahren erneut
bevor: eine umfangreiche Campusent­
wicklung. Besonders marode und bau­
fällige Flächen sollen Stück für Stück
einladenden, energetisch nachhaltigen
und barrierefreien Gebäuden weichen.
Hierfür stellt das Land insgesamt 215
Millionen Euro bereit. »Diese Zusage
ist wichtig und notwendig. Wir sind
der Landesregierung sehr dankbar für
dieses klare Bekenntnis zur baulichen
Zukunft unserer Universität«, betont
CAU-Präsident Professor Lutz Kipp.
Unter einen großen Teil der Finan­
zierung, nämlich 165 Millionen Euro,
wurden vor gut zweieinhalb Jahren
die Unterschriften gesetzt. Weitere 50
Millionen Euro mussten im vergange­
nen Jahr zusätzlich eingeplant werden,
als ein Gutachten gravierende bauliche
Mängel an den sogenannten AngerBauten (siehe unten) bescheinigte.
Vier große Baumaßnahmen sind vor­
erst durch die Sanierungsvereinba­
rung mit dem Land abgedeckt. Dazu
zählen die Anger-Bauten, ein Komplex
aus Rotklinkerbauten aus den 1960er
Jahren, die sich neben der Mensa I
befinden. Darüber hinaus muss die
Zentrale Tierhaltung mit einem Neu­
bau neben der alten Sternwarte an neue
EU-Richtlinien angepasst werden. Mit
der schrittweisen Sanierung der Fakul­
tätenblöcke entlang der Leibnizstraße
sowie verschiedenen Neu- und Umbau­
arbeiten der Technischen Fakultät am
Ostufer seien die finanziellen Mittel aus
dem Sondervermögen verplant, erklärt
Dr. Uwe Pfründer, Leiter des Gebäu­
demanagements der CAU. »Zudem
sieht der bauliche Entwicklungsplan
der Universität weitere Projekte wie
eine Sanierung des Sportforums und
der Kanalsysteme am Campus vor«,
so Pfründer weiter. Diese Maßnahmen
seien allerdings noch nicht ausfinan­
ziert.
Fest steht: »Ein Drittel der Nutzflä­
che der Universität wird angefasst. Das
wird eine enorme Kraft- und Gedulds­
probe für alle Uni-Mitglieder und ihre
Nachbarn«, weiß der erfahrene Bauin­
genieur Pfründer, »da gibt es nichts zu
beschönigen. Es wird laut, und es wird
staubig. Baufahrzeuge werden über
das Gelände fahren, Stellplätze wer­
den zeitweise nicht zugänglich sein.
Über einen Zeitraum von mindestens
zehn Jahren wird es fortwährende Ein­
schränkungen im Dienst- und Lehr­
betrieb geben. Auf diese Nebenwir­
kungen müssen wir uns alle einstellen,
denn der universitäre Betrieb muss
weitergehen.«
Den Einschränkungen mit allen ­Kräften
­ fründer und
entgegenwirken wollen P
sein Team mit guten Vorplanungen
und aktuellen Informationen: »Wir
ver­
suchen, Belastungen für die Nut­
zerinnen und Nutzer so gut es geht
abzufedern. Logistik- und Lärmpla­
nungen werden vorgenommen, damit
beispielsweise sensible Zeiträume
wie Prüfungsphasen möglichst nicht
betroffen sind. Im Intranet der Univer­
sität und über Pressearbeit informieren
wir so früh und so oft wie möglich
über bevorstehende Bauaktivitäten.«
Leider werde es aber nicht immer mög­
lich sein, Maßnahmen auf den Tag
genau festzulegen. Termine müssen
zum einen eng mit dem Gebäudema­
nagement Schleswig-Holstein AöR
(GM.SH) abgestimmt werden, die alle
Hochbauten des Landes errichtet. Zum
anderen müssen die von der GM.SH
beauftragten Baufirmen die Termine
möglich machen. Und nicht zuletzt
können Witterungsverhältnisse oder,
wie im Falle der Anger-Bauten, neue
Erkenntnisse über die Bausubstanz zu
Verzögerungen führen.
Eine der ersten sichtbaren Maßnahmen
wird der Abriss des bereits gesperrten
Gebäudes in der Ludewig-Meyn-Straße
8 sein. Vorgesehen ist der Abriss in der
vorlesungsfreien Zeit im Spätsommer
2016. Gleichzeitig wird das Baufeld der
künftigen Tierhaltung mit integriertem
Physiologischem Institut in der Nähe
der alten Sternwarte für die Baumaß­
nahmen vorbereitet.
Was bisher nicht zu sehen ist, aber den
Löwenanteil der Vorarbeiten zur Cam­
puserneuerung ausmacht, sind Raum­
programme und Flächenbedarfe. Erst
wenn diese grundlegenden Informati­
onen und Anforderungen mit Vertrete­
rinnen und Vertretern aller betroffenen
Mitglieder aus Wissenschaft, Verwal­
tung und Technik sowie Studium und
Lehre erstellt und zusammengetragen
sind, kann der Planungsbeginn bei den
zuständigen Ministerien beantragt wer­
den. Danach wählen diese für jedes Pro­
jekt ein geeignetes Planungsbüro aus.
Die Fachplanerinnen und Fachplaner
erstellen schließlich die konkreten Bau­
pläne. »An diesem Punkt befinden sich
derzeit die meisten unserer Baumaß­
nahmen«, erklärt Pfründer. Die seit der
Zusage der Finanzierung verstrichenen
Monate entsprechen damit einem ganz
normalen Vorplanungszeitraum »der
in unserem Fall, zumindest was die
Anger-Bauten betrifft, sogar kürzer
war.« Wenn die Fachplanungen abge­
schlossen sind, müssen die Ministerien
erneut genehmigen. »Dann gibt es kein
Zurück mehr«, hofft der Bauingenieur.
Auf dem Weg zu einem runderneu­
erten Campus eröffnen sich viele Chan­
cen, die die Universität nutzen will, so
Pfründer: »Da, wo sowieso ein Umzug
bevorsteht, sollen Institute und Fachbe­
reiche, die eine inhaltliche Nähe haben,
räumlich zusammengeführt werden.«
Wünsche nach guten Arbeits- und
Lernplätzen werden ebenfalls berück­
sichtigt. So entsteht beispielsweise im
Ersatzneubau für das Geographische
Institut ein zweiter Coworking Space.
Außerdem legt die Universität großen
Wert auf barrierefreie und energetisch
nachhaltige Gebäude. »Hier profitiert
die Universität von den Erfahrungen
unserer Gebäudetechniker, die in enger
Zusammenarbeit mit der GM.SH mit
vielen Ideen und großem Engagement
die technische Planung unterstützen
und gleichzeitig den laufenden Betrieb
sichern«, so Pfründer. Zeitgleich wer­
den erstmals campusweit die Hör­
saal- und Seminarraumauslastungen
überprüft, um langfristig eine optimale
Nutzung der Lehrräume zu ermög­
lichen. Unipräsident Kipp: »Lange hat
die Universität den schlechten Zustand
ihrer Gebäude beklagt. Jetzt haben wir
endlich die Gelegenheit, einen zeit­
gemäßen Campus mit hoher Aufent­
halts-, Forschungs- und Lernqualität
zu schaffen Ich freue mich auf die
Ergebnisse!« Claudia Eulitz
Zahlen und Fakten
Sanierungsvereinbarung über
215 Mio. Euro
Bauzeitraum für große Baumaßnahmen
2016 bis 2026
Nutzfläche der CAU gesamt
ca. 225.000 m2
Gebäude der CAU gesamt
mehr als 200
Alter des Gebäudebestands
75 % älter als 30 Jahre
Juridicum und Fakultätenblöcke
Ähnlich wie bei den Anger-Bauten
betrifft diese Baumaßnahme einen
Gebäudekomplex, der schrittweise
erneuert werden soll. Zunächst wird
das sogenannte Juridicum neu gebaut.
Es wird die Rechtswissenschaftliche
Uwe Pfründer plant als Leiter des Gebäudemanagements an der Uni Kiel die anstehenden
Baumaßnahmen.
Foto: Eulitz
Fakultät beherbergen. Für dieses Vor­
haben sind rund 28 Millionen Euro
(zzgl. Baunebenkosten) und eine Bau­
zeit von Mitte 2017 bis Ende 2019 vor­
gesehen.
Zentrale Tierhaltung und
Physiologisches Institut
Botanischer Garten
Universitätsbibliothek
LE
IB
N
IZ
ST
R.
Mensa II
Bessere Haltungsbedingungen für
Versuchstiere gemäß geltender EURichtlinien und die räumliche Zusam­
menführung mit dem Physiologischen
Institut sollen mit dem Ersatzneubau
Victor-Hensen-Haus/Rudolf-Höber-
Haus erreicht werden. Baubeginn für
das dreiflügelige Gebäude ist voraus­
sichtlich Oktober 2016. Rund 30 Millio­
nen Euro (zzgl. Baunebenkosten) sind
dafür bis zur Fertigstellung Anfang
2020 eingeplant.
Sportforum
Das Juridicum wird ein modernes Lehr-, Forschungs- und Verwal­
tungsgebäude an der Kreuzung Leibnizstraße/Olshausenstraße.
Grafik: AGN Leusmann
OL
SH
AU
SE
N
ST
R.
Anger-Bauten
Mensa I
G
Audimax
T R IN
gebäude werden die betroffenen AngerBauten abgerissen. Begonnen wird im
Spätsommer 2016 mit dem Abriss der
Ludewig-Meyn-Straße 8, mit einem
Neubau an gleicher Stelle wird Anfang
2017 begonnen. Für die gesamten AngerBauten-Maßnahmen, die zum Teil durch
öffentlich-private Partnerschaften reali­
siert werden sollen, sind 115 Millionen
Euro veranschlagt.
WES
Der Gebäudekomplex in unmittelbarer
Nähe der Mensa I besteht aus zwölf
Gebäuden. Eine statische Begutach­
tung hat gezeigt, dass die verklinkerten
Fassaden einiger dieser Gebäude ab
Windstärke 10 nicht mehr standsicher
sind. Seit dem Wintersemester 2014/15
muss daher bei starken Sturmböen der
gesamte Bereich geräumt werden. Bis
auf zwei denkmalgeschützte Hörsaal­
Modell-Ansicht des kombinierten Victor-Hensen-Hauses/
Rudolf-Höber-Hauses neben der alten Sternwarte, MaxEyth-Straße.
Plastik: doranth post architekten
Technische Fakultät
Für den Ostufer-Campus der Technischen
Fakultät ist ein Forschungsneubau inklu­
sive Hörsaal- und Bibliotheksflächen
geplant. Zudem soll der Campus durch
begleitende Abrisse und Sanierungen
grundlegend neu geordnet werden.
WE
Anger-Bauten am CAU-Campus.
Foto/Copyright: Jürgen Haacks, CAU
Die Technische Fakultät der Uni Kiel.
Foto: Frank Paul
RF
TS
TR
AS
SE

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