Festschrift 150 Jahre Bettinaschule

Transcrição

Festschrift 150 Jahre Bettinaschule
Festschrift
150 Jahre Bettinaschule
Frankfurt am Main
2005
Inhalt
Grußworte
J. Ullrich-Borrmann, Schulleiterin
K. Wolff, Hessische Kultusministerin
J. Ebeling, Dezernentin und Stadträtin der Stadt Frankfurt am Main
H. R. Eifert, Leiter des Staatlichen Schulamtes für die Stadt Frankfurt am Main
S. Bouffier-Spindler, Leitende Schulamtsdirektorin im Staatlichen Schulamt
für die Stadt Frankfurt am Main
M. Remke, Stellv. Schulleiterin der Elsa-Brändström-Schule
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Die Geschichte der Schule
BettinavonArnim 1785-1859
Kronprinzessin Victoria Kaiserin Friedrich 1840 - 1901
Viktoriaschule 1898 - 1945
Erinnerungen an meine Schulzeit 1931-1940
Bettinaschule 1946 -1962
Die neue Bettinaschule
Mutter und Tochter eri nnem sich
Bettinaschule 1962 -1982
Der Fall Bienenkorb-Gazette
Erinnerungen an meine Lehrerinnen 1962 -1971
70er bis 90er Jahre
G. v. Pallandt
H. Zacharia~ M. Bahr
H. Zacharias, T. Picard u.a.
G. Boda
G. Wittekindt
P. C. Schmal
T. Kamp, A. Seidler
G. Wittekindt
A. Schmackert
V. Jung
V. Dingeldey
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N. Leitermann, H. Zacharias
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Die Schule heute
Gedenkstätte
Wettbewerb "Schule kann gelingen·
Die neue Schulbibliothek
Das europäische Comenius-Schulprojekt
Physik-Leistungskurs 12, 2003/2004
Umwelt-Projekte
Kursfahrt der Leistungskurse 2004
Musik liegt in der Luft
Die Freunde der Musik an der Bettinaschule
Schülererinnerungen
Make My Day - Ein innovatives Medienprojekt
Eine Hommage an Bettina
Schüleraustausch Frankreich und Italien
Meine Bettinaschule
Jugend debattiert
.Dann bis Montag!· - Die Einführungswoche
Mentorenarbeit und Mediation
Von der Schulsozialarbeit zur NaSchu
Was gibt es heute zu essen?
BEITON - Die Schulzeitung 1994-2005
Theater-AG
Schülervertretung
Eltern-Engagement
Der Plan der neuen Cafeteria
Futur I
Dank an die Mitarbeiter
Klassen- und Kursfotos mit Namen
H. Voigt-Münch, Dr. J. Gehrs, K. Heitmüller
G. Wittekindt
M. Duyster
R. Michelsky
M. Rapphahn, S. Tix
0. Deller, C. Färber, C. Schumacher
Th. Sonnen-Aures
M. Schneider, Abiturient 2004
I. Seiler-Tavakoli
I. Seiler-Tavakoli, M. Völker
G. Wittekindt
F. Witte, ehern. Schulsprecher
J. L Thürmer, ehern. Schulsprecher
S.Bär
Dr. P. Rosenkranz
V. Rapp, IB Frankfurt
N. Graf, Koordinatorin NaSchu
J. Dörfel
J. Reiss
J.-T. Bender, Schulsprecher
C. Effinger, Vorsitzende des Elternbeirats
J. Ullrich-Borrmann
Liebe Bettinaschule,
einhundertfünfzig Jahre wirst Du am 18. Juni 2005 alt - ein stattliches Alter, circa 16 Generationen von
Schülerinnen und Schülern hast Du gelebt. Seitdem warst Du vielfachem Wandel und Veränderungen
unterworfen:
1855 wurdest Du am 18. Juni in Bockenheim an der Schlossstrasse als Städtische höhere Bürgerschule für Knaben
und Mädchen gegründet. Deine Trennung von der Knabenschule erfolgte nach 22 Jahren: Herzliche Gratulation
auch an Deinen männlichen Partner, die Liebigschule, die wie Du - heute - am 18. Juni 2005 ihr 150-jähriges
Jubiläum begeht. Ein neuer Name wurde Dir nach der Eingemeindung Bockenheims durch den Frankfurter
Magistrat gegeben: Viktoriaschule wurdest Du getauft. Ein Name aus der damaligen Zeit: aristokratisch,
glänzend, stolz.
Als Viktoria-Höhere Mädchenschule fandest Du 1907 Deinen neuen Standort an der Senckenberganlage, neben
dem großen Naturkundemuseum und der Johann Wolfgang von Goethe-Universität - welch' würdige und zum
Lernen anregende Nachbarschaft.
Das 20. Jahrhundert bedeutete einen schmerzlichen Bruch mit Deiner bislang offenen Pädagogik: Ab 1933
wurden 183 Deiner Schülerinnen wegen ihres jüdischen Glaubens von der Viktoriaschule ausgeschlossen. Auch
wenn es das Unrecht nicht ungeschehen machen kann, so ist es Dir durch die Errichtung der Gedenkstätte auf
dem Schulhof im Jahr 2002 gelungen, alle ausgeschlossenen Schülerinnen wenigstens symbolisch wieder in die
Schulgemeinde zurückzuholen.
Eine ganz neue Zeit begann für Dich nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein neuer Name war gefunden: Bettinaschule,
genannt nach Bettina von Arnim, geborene Brentano, Frankfurterin, jugendliche Freundin Goethes, enfant
terrible, politisch und sozial engagierte Schriftstellerin, eine zu Deinem Stil und pädagogischem Ethos passende
Patron in.
Nach dem neuen Namen folgte 1961 der Umzug an einen neuen Standort: das Westend, innenstadtnah, inmitten
von Wohnstraßen - das neue Gebäude modern, licht, farbenfroh. Mit diesem Umzug hast Du Dich in der Mitte
des Frankfurter Lebens etabliert, Deine Schülerschaft war und ist der jeweilige Spiegel der gesellschaftlichen und
demografischen Entwicklung Frankfurts.
Du bist - wie Deine neue Namensgeberin - immer von weiblich geprägtem, liberalem Geist, sozial und
emanzipatorisch, engagiert auf der Seite der weniger Geförderten. Deine Lehrerinnen und Lehrer orientierten
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sich zu (fast) allen Zeiten an reformpädagogischen Zielen, versuchten diese in die Strukturen eines
allgemeinbildenden Gymnasiums zu integrieren und wurden dadurch allen Anforderungen des
gesellschaftspolitischen Wandels vorbildlich gerecht.
So bist Du auch jetzt, bei Deinem 150. Geburtstag, auf einem neuen Weg: zur offenen Ganztagsschule.
Für ihre vollständige Entfaltung brauchen Deine heutigen Kinder und Jugendlichen, dass Du sie nicht mehr um
13:15 Uhr entlässt, sondern länger bei Dir behältst für Mittagessen, Betreuung, die Förderung ihrer Neigungen,
Fähigkeiten und Interessen - für lebendiges Lernen in einem ganztägigen Angebot.
Du stellst Dich dieserneuen Herausforderung, die dem gesellschaftlichen Wandel folgt und entspricht, und hast
erste Schritte für Deine Veränderung vorbereitet:
Eine Schulbibliothek, der ganztägig geöffnete, lang ersehnte Arbeitsraum für die Schulgemeinde, wird während
der Festwoche eingeweiht. Damit werden sich die Arbeitsmöglichkeiten Deiner Schülerinnen und Schüler und
des Kollegiums verändern. Die Bibliothek wird nicht nur durch ihren Standort zur Mitte des schulischen Lebens
werden.
Als weiteren Schritt lässt Du Dir einen großen Aufenthaltsraum mit ganztägigem Cafeteriabetrieb bauen.
Du befindest Dich auf einem neuen Weg, der konstruktiv in die Zukunft weist.
Als Schulleiterin begleite ich voller Stolz Deine Ideale, Deine Lebendigkeit und Kreativität und folge mit Empathie
Deinen pädagogischen Leitlinien.
Happy birthday, Bettinaschule, ad multos annos!
Judith Ullrich-Borrmann,
Schulleiterin
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Kunst auseinander zu setzen oder sich mit Umweltfragen und Biologie zu befassen.
Für eine ihrer vielen Aktivitäten jenseits des Unterrichts erhielt die Bettinaschule 2001 den Friedenspreis für
Frankfurter Schulen. Unter dem Motto „Erinnern für die Zukunft“ errichteten die Schülerinnen und Schüler eine
Gedenkstätte für ehemalige jüdische Mitschülerinnen.
An dieser Stelle möchte ich der Schulleitung, dem Kollegium sowie der Eltern- und Schülerschaft meinen herzlichsten Dank aussprechen: Ohne ihr Engagement und ihre Mitarbeit wäre die hervorragende Entwicklung der
Bettinaschule nicht möglich gewesen. Ich wünsche mir, dass die konzeptionelle und praktische Arbeit auch in
Zukunft erfolgreich fortgesetzt wird.
Die Bettinaschule erfüllt den Auftrag, eine über Jahrzehnte gewachsene Tradition zu bewahren und weiterzugeben, Entwicklungen zu begleiten und für neue Aufgaben offen zu sein. Der Schulgemeinde wünsche ich, dass sie
in der Spannung zwischen Bewahren und Erneuern den richtigen Weg findet, junge Menschen zur verantwortlichen aktiven Teilhabe an unserer Gesellschaft zu bilden und zu erziehen.
Karin Wolff
Hessische Kultusministerin
Wiesbaden, im Januar 2005
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HESSISCHES KULTUSMINISTERIUM
Gru wort
der Hessischen
Kultusministerin
Karin Wolff
Zu Ihrem 150-jährigen Bestehen übermittle ich der Bettinaschule in Frankfurt am Main meine herzlichsten
Glückwünsche. Ich verbinde damit den Dank an alle, die sich in den vergangenen anderthalb Jahrhunderten mit
guten Ideen und Konzepten an der Fortentwicklung des Gymnasiums beteiligt haben.
Die Bettinaschule hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Sie wurde 1855 als höhere Bürgerschule für Mädchen
und Jungen gegründet, aber schon 1877 umgewandelt in eine reine Mädchenschule. Ihren Namen erhielt sie
1947 von der berühmten Frankfurter Dichterin Bettina von Arnim. Heute werden in der Bettinaschule annähernd
1000Jungen und Mädchen unterrichtet.
Wer heutzutage die mitunter emotional geführte öffentliche Diskussion um den Auftrag schulischer Bildung
beobachtet, stellt eine kontinuierliche Ausweitung der Erwartungen fest. Manchmal hat man den Eindruck, als
erwarte unsere Gesellschaft immer dann, wenn sie ein Defizit feststellt, Abhilfe von der Schule. Rufe nach einer
neuen Pädagogik des Informationszeitalters sind zu vernehmen. Globalisierung, Innovation, Kreativität und
Vernetzung sind Schlagworte einer Zeit, in der man durch die Weit des Wissens surft, aber kaum noch blättert.
Goethes Grundsatz, den er in seinen "Maximen und Reflexionen" aufstellte, bringen diese Grundbegriffe der
neuen Dynamik nicht ins Wanken: "Der echte Schüler lernt aus dem Bekannten das Unbekannte entwickeln und
nähert sich dem Meister." Denn lernen ist auch heute noch ein Schritt zur Selbstverwirklichung des Menschen,
die schließlich der Demokratie, der Entwicklung unseres Gemeinwesens dient.
Doch lernen folgt keinem Raster. Es ist eine Binsenweisheit, dass eben nicht alle Kinder auf dem gleichen Weg
zum gleichen Ziel gelangen können. Wir brauchen Differenzierung; es gilt, ein den Begabungsunterschieden
und der Begabungsvielfalt entsprechend vielfältiges Angebot von Schulformen zu schaffen bzw. zu erhalten, aus
dem die ausgewählt werden kann, die für das einzelne Kind, den einzelnen Jugendlichen die richtige ist. Das ist
genau der qualitative Maßstab, den das Kultusministerium anlegt: Was hilft am besten bei der Entwicklung des
Einzelnen, wie wird er am stärksten gefördert?
Die Bettinaschule ermöglicht Entfaltung: So bietet die Schule in den Jahrgangsstufen 5 und 6
Schwerpunktklassen in Musik und Biologie, in denen sich die Schülerinnen und Schüler verstärkt mit diesen
beiden Themengebieten auseinander setzen können. Für die Klassen 5 bis 10 wird täglich freiwilliger
Nachtmittagsunterricht angeboten. Die Angebote umfassen verschiedene Arbeitsgemeinschaften,
Hausaufgabenunterstützung, Gestaltung der Schülerzeitung und unterschiedliche Projekte der
Schulsozialarbeit In der neunten und zehnten Klasse bekommen Schülerinnen und Schüler die Möglichkeiten,
sich in Kursen mit Informatik zu beschäftigen, Italienisch, Russisch oder Latein zu lernen, sich mit Tanz, Musik und
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Kunst auseinander zu setzen oder sich mit Umweltfragen und Biologie zu befassen.
Für eine ihrer vielen Aktivitäten jenseits des Unterrichts erhielt die Bettinaschule 2001 den Friedenspreis für
Frankfurter Schulen. Unter dem Motto "Erinnern für die Zukunft" errichteten die Schülerinnen und Schüler eine
Gedenkstätte für ehemalige jüdische Mitschülerinnen.
An dieser Stelle möchte ich der Schulleitung, dem Kollegium sowie der Eitern- und Schülerschaft meinen herzlichsten Dank aussprechen: Ohne ihr Engagement und ihre Mitarbeit wäre die hervorragende Entwicklung der
Bettinaschule nicht möglich gewesen. Ich wünsche mir, dass die konzeptionelle und praktische Arbeit auch in
Zukunft erfolgreich fortgesetzt wird.
Die Bettinaschule erfüllt den Auftrag, eine über Jahrzehnte gewachsene Tradition zu bewahren und weiterzugeben, Entwicklungen zu begleiten und für neue Aufgaben offen zu sein. Der Schulgemeinde wünsche ich, dass sie
in der Spannung zwischen Bewahren und Erneuern den richtigen Weg findet, junge Menschen zur verantwortlichen aktiven Teilhabe an unserer Gesellschaft zu bilden und zu erziehen.
KarinWolff
Hessische Kultusministerin
Wiesbaden, im Januar 2005
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Grußwort
Zum 150-jährigen Jubiläum der Bettinaschule übermittle ich den Schülerinnen und Schülern, dem Kollegium und
der gesamten Schulgemeinde meine herzlichsten Glückwünsche.
Wenn eine Schule auf 150 Jahre zurückblicken kann, werden viele Erinnerungen geweckt, getragen von
Generationen von Jugendlichen, Eltern und Kollegium mit der ganzen Vielfalt an Schicksalen und Begegnungen.
Die Geschichte der Schule ist wechselvoll. Wie die Westhausener Liebigschule entstand die Bettinaschule aus der
1855 gegründeten Bürgerschule in Bockenheim. Zunächst hieß sie Viktoriaschule, erst 1946 erhielt sie ihren
heutigen Namen. Auch der Standort der Schule wechselte. So zogen Lehrer und Schülerinnen – bis 1967 war das
Gymnasium eine reine Mädchenschule – 1960 aus dem alten Gebäude an der Senckenberganlage in den
Neubau an der Feuerbachstraße.
In den vergangenen Jahren hat die Bettinaschule Generationen von Kindern und Jugendlichen für ihre
Selbstentfaltung vielleicht entscheidende Impulse vermittelt. Kindliche Freude und kindliches Leid mögen da oft
dicht nebeneinandergelegen haben, ebenso Erfolg und Misserfolg.
Letztlich ist jede Generation von Lehrern und Schülern aufs Neue herausgefordert, am Projekt Schule zu arbeiten,
die richtigen pädagogischen Antworten auf die von der Zeit gestellten Fragen zu finden.
Die heutige Lebenswelt ist in einem raschen Wandel begriffen. Die 2-Generationen-Familie herrscht vor, die
Familien werden zahlenmäßig kleiner, die Scheidungszahlen sind hoch, es gibt mehr und mehr Alleinerziehende,
Bindungen bekommen andere Wertigkeiten, vermehrte Erwerbstätigkeit der Eltern führt zu neuen Zeit- und
Lebensplanungen.
Eine Veränderung der Lernbedingungen scheint notwendig, doch diese lassen sich in der Schule nur dann
erreichen. wenn sich die Schule mit realen Lebensbedingungen im Umfeld auseinandersetzt.
Immer mehr Schulen sehen sich deshalb vor die Aufgabe gestellt, eigene Initiativen und Angebote zur
Mitgestaltung jugendlicher Lebensräume zu entwickeln. Und hier fällt mein Blick auf Ihre Schule.
Die Schwerpunkte der Schule liegen im Musik- wie im naturwissenschaftlichen Bereich. Drei Chöre, eine JazzBand, eine Jazz-AG sowie ein Orchester zeigen, dass hier Schüler/innen den Ton angeben. Insbesondere das
breite Nachmittagsangebot der Schule spielt eine besondere Rolle: Verschiedene Stützkurse für Sprachen und
Naturwissenschaften und Angebote für musische und sportlichen Interessen – die Palette von Angeboten am
Nachmittag ist riesig.
Jenseits von Fächern werden Schüler/innen hier zu Teamfähigkeit, eigenständigem Lernen, Ich-Stärke und
gegenseitiger Rücksichtnahme erzogen. Der Friedenspreis der Frankfurter Schulen wurde der Bettinaschule vor 2
Jahren aus gutem Grund verliehen: Eine Gedenkstätte für ehemalige jüdische Schülerinnen entstand, im
Comeniusprojekt wird Europa live erlebt, Mentoren kümmern sich um die Jüngeren, alles in allem: Eine lebendige
Schule, die voll im Leben steht, an der Lernen und Spaß keine Gegensätze sind.
150 Jahre sind ein Grund zum Feiern und zur Fröhlichkeit. Ich freue mich über die Lebendigkeit der Bettinaschule
und möchte die gesamte Schulgemeinde bitten, weiterhin so gut wie bisher die gewachsene Tradition zu
bewahren und für neue Entwicklungen offen zu sein. Für die geleistete Arbeit aller an der Schule spreche ich
meinen Dank und meine aufrichtige Anerkennung aus.
Der gesamten Schulgemeinde wünsche ich weitere 150 gute, interessante und friedliche Jahre.
Ihre
Jutta Ebeling
Dezernentin und Stadträtin der Stadt Frankfurt am Main
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Grußwort
Wie gratuliert man angemessen einer Schule, die 150 Jahre alt wird und in ihrer jüngeren Geschichte nicht durch
Verweise auf ihr Alter und ihre Tradition auf sich aufmerksam gemacht hat, sondern viel eher als eine nach vorne
gerichtete, zukunftsorientierte Institution wahrgenommen wurde?
Will die Bettinaschule eigentlich, dass ihr Alter Anlass öffentlicher Jubiläumsansprachen ist und in Festschriften
diskutiert wird?
Schon nach kursorischer Lektüre von Festschriften früherer Jubiläen der Bettinaschule entwickelt sich eine solche
Faszination dieses Kapitels von Schulentwicklung, dass mir die Schulentwicklungsdebatte unserer Tage nahezu
unbedeutend erscheint. Die Geschichte der Bettinaschule spiegelt die Entwicklung unseres Staates und bietet
umfassende Einblicke in grundsätzliche gesellschaftspolitische Entwicklungen jener Zeit.
Dies allein wäre Anlass, mit der Schulgemeinde zu feiern und ihr eine gute Zukunft zu wünschen. Ein besonderer
Grund zu gratulieren ist für mich, dass die Bettinaschule auch heute noch mutig aktuelle Herausforderungen
erkennt und eine beachtliche und vorbildliche Integrationsleistung vollbracht hat. Die Bettinaschule ist ein
beeindruckender Beleg dafür, dass die Schulen einen unverzichtbaren Beitrag in der Stadt leisten. Dies ist auch
das Ergebnis einer Tradition, die sich gesellschaftlicher Probleme annimmt und an zukunftsweisenden Lösungen
arbeitet.
Die Bettinaschule hat Grund, auf ihre Geschichte stolz zu sein und zu feiern.
Die Zukunft unserer Schulen setzt diese Bereitschaft zum Diskurs und zur Entwicklung ihrer Qualität voraus. Hohe
Qualitätsstandards zu vermitteln und deren Erreichen in zentralen Prüfungen und Evaluationsprozessen nachzuweisen, wird nur bei intensiver Diskussion und erfolgreicher Realisierung angemessener, individueller Lernwege
gelingen.
Die Bettinaschule hat eine Tradition, die ihr Mut machen sollte, unerschrocken neue Entwicklungen aufzugreifen,
die ihr dauerhaft eine wichtige pädagogische und gesellschaftliche Rolle in Frankfurt sichern.
Hans Rolf Eifert
Leiter des Staatlichen Schulamtes
für die Stadt Frankfurt am Main
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Grußwort
Liebe Schulgemeinde der Bettinaschule,
zum 150-jährigen Schuljubiläum übermittle ich den Schülerinnen und Schülern, der Schulleitung und dem
Kollegium, der Elternschaft sowie allen Personen, die sich zur Schulgemeinde gehörig fühlen, meine herzlichsten
Glückwünsche.
Anderthalb Jahrhunderte Schulgeschichte zeugen von pädagogischer Innovation und großem Engagement der
Schulleiterinnen und Schulleiter im Einklang mit der gesamten Schulgemeinde. Aus der „Städtischen höheren
Bürgerschule für Knaben und Mädchen zu Bockenheim“ wurde schon 13 Jahre später die „Höhere Töchterschule
zu Bockenheim“, die 30 Jahre später zu Ehren der Kaiserin in Viktoriaschule umbenannt wurde. Unter diesem
Namen schrieb die Schule ein halbes Jahrhundert Frankfurter Schulgeschichte, geprägt von ihrem Engagement
für Mädchen- und Frauenbildung zur Überwindung des gesellschaftlich relevanten Rollenbildes der beiden
Geschlechter. An der Entwicklung und Umsetzung von Schulreformen, neuen Lehrplänen und pädagogischen
Konzeptionen war die Viktoriaschule stets beteiligt. Als Zukunftsaufgabe wurde im Jahre 1930 definiert: „Die
Erziehung zum Verständnis mit fremden Völkern und zum Gedanken des Friedens“. Ein für die heutige Zeit immer
noch gültiges Erziehungsziel.
Vor nun fast 60 Jahren wurde die Viktoriaschule in Bettinaschule umbenannt. Die Namenspatronin Bettina von
Arnim gilt als emanzipierte, viel begabte und neugierige Frau, die sich erfolgreich für persönliche
Unabhängigkeit und geistige Freiheit einsetzte, in gleichem Maße für sich, wie auch für andere Menschen. Das
Leitmotiv dieser politisch und sozial engagierten und an ästhetischen Werten orientierten Frau, nämlich
„alle Kraft ist man der Welt schuldig,
und dem, der uns am nächsten steht, am ersten“,
zieht sich wie ein Leitfaden durch die bewegte Geschichte Ihrer Schule. Dieser Vorsatz wird heute auch in der
Präambel Ihres Schulprogramms deutlich, er prägt die Leitgedanken des Schullebens und drückt sich in den
zentralen Anliegen der pädagogischen Arbeit und der ästhetischen Praxis aus.
Ich wünsche der Schulgemeinde der Bettinaschule auch weiterhin viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer pädagogischen Ziele, um im Geiste dieser Schule die Schülerinnen und Schüler des 21. Jahrhunderts zu befähigen, persönliche Identität und Engagement für andere Menschen zu entwickeln.
Silvia Bouffier-Spindler
Leitende Schulamtsdirektorin im Staatlichen Schulamt
für die Stadt Frankfurt am Main
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Grußwort
Liebe ,.BETTINA",
ganz herzlich gratulieren wir unserer nahen Nachbarin zu ihrem ehrwürdigen Geburtstag: Die Nähe zwischen
,.ELSA" und ,.BEmNA" ist nicht nur eine geographische. Vielmehr ist sie geprägt von diversen Facetten, die eine
gute Nachbarschaft auszeichnen.
Eine gute Nachbarin hat immer ein offenes Ohr. So kann man sagen, dass die gute Kooperation zwischen
unseren beiden Schulen schon lange Tradition hat und hervorragend funktioniert.
Bei einer guten Nachbarin kann man sich mal etwas borgen, ob es sich dabei um Bühnenteile handelt, die wir uns
nicht nur einmal entleihen durften oder um Räumlichkeiten in Form von Sporthalle und Klassenräumen, die wir
der BETIINAschule überlassen. Die Schülerinnen und Schüler der BETTINAschule sind in unserem Schulhaus
selbstverständliche Gäste. In einer so netten Nachbarschaft hilft man sich eben gerne aus.
Im Laufe der Jahre wurden viele der ehemaligen ELSA-Schülerinnen und Schüler zu BETTINA-Schülerinnen und
Schülern, es freut uns, dass unsere ,.große" Nachbarin noch immer für sehr viele unserer Kinder da ist. Wenn
unsere ,.Großen" zu Ihren ,.Kleinen" werden, schätzen wir den konstruktiven Dialog und gegenseitigen Austausch.
So wird den Kindern der geographisch kurze und biographisch entscheidende Weg erleichtert.
Im Namen des gesamten Kollegiums der ,.ELSA" wünschen wir der BETTINAschule ein ereignisreiches Fest und
uns weiterhin eine gute Nachbarschaft.
Manuela Remke
Stellv. Schulleiterin
Elsa-Brändström-Schule
Frankfurt am Main, im März 2005
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Bettina von Arnim
1785 - 1859
„Ich selber zu bleiben, das sei meines Lebens
Gewinn.“ Dieses Zitat von Bettina von Arnim aus
einem Brief an ihren Bruder Clemens könnte als
Motto für ihr Leben, aber insbesondere für ihre
Jugendzeit stehen. Sie wurde am 4. April 1785 als
dreizehntes Kind des Kaufmanns Peter Anton
Brentano, das siebte seiner zweiten Ehe, geboren
und am 5. April getauft: „Ich heiße Catarina
Elisabetha Ludovica Magdalena und werde
vulgairement genannt Bettina.“ Sie selbst nannte
sich meistens Bettine und unterstrich damit ihr
ständiges Bestreben nach innerer Unantastbarkeit,
der Entfaltung des innersten Selbst – sie nannte es
„Eigen-Sinn“ oder auch „Eigenmacht“.
nicht, aber mein Herz schlägt ihr entgegen, ein
solches Gesicht hab ich schon im Traum geliebt, in
diesem Blick liegt etwas, was mich zu Tränen
bewegt, diesem Wesen muss ich nachgehen, ich
muss ihr Treue und glauben zusagen; [...] ich kann's
nicht länger bezweifeln, dass ich mein Bild im
Spiegel erblicke./ Ach ja, diese Prophezeiung ist
mir wahr geworden, ich habe keinen anderen
Freund gehabt als mich selber... (F)inde dich, sei dir
selber treu, lerne dich verstehen, folge deiner
Stimme, nur so kannst du das Höchste erreichen,
du kannst nur dir treu sein in der Liebe, was du
schön findest, das mußt du lieben, oder du bist dir
untreu.“
Die Brentanos stammen aus Tremezzo am Comer
See, der italienische Vater von Bettina war in den
siebziger Jahren in Frankfurt am Main zugewandert und besaß schließlich eines der größeren
Handelshäuser der Stadt. Die Mutter war die
älteste Tochter des kurtrierischen Statthalters in
Koblenz, Georg Michael von La Roche, eines
Sohnes des Grafen Heinrich von Stadion und der
Sophie von La Roche, der von Wieland, Goethe und
Lenz verehrten Verfasserin des Romans „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ (1771), ein Roman,
der von belohnter Mädchentugend handelt. Die
Mutter von Bettina, Maximiliane Brentano,
verstarb im Alter von siebenunddreißig Jahren. Mit
ihren drei Schwestern Gunda, Lulu und Meline
wurde Bettina in das Pensionat der Ursulinen in
Fritzlar aufgenommen. 1797, nach dem Tod des
Vaters, verfügte ihr ältester Halbbruder Franz als
neues Familienober-haupt, dass die Erziehung der
drei Mädchen – die ältere Schwester Gunda war
bereits nach Hause zurückgekehrt – bei ihrer
Großmutter Sophie von La Roche vollendet
werden sollte. Hatte das Leben im Kloster insbesondere „Knospen [...] angesetzt, Ahnungen, die
zur Wahrheit müssen reifen“, so waren die Jahre
bei der Großmutter ein wichtiger Schritt in der
Entwicklung der „Eigenmacht“ der Bettina. „Es war
mir eine große Überraschung, wie ich im dreizehnten Jahre zum ersten Mal mit zwei Schwestern,
umarmt von der Großmutter, die ganze Gruppe im
Spiegel erblickte. Ich erkannte alle, aber die eine
nicht, mit feurigen Augen, glühenden Wangen, mit
schwarzem, fein gekräuseltem Haar; ich kenne sie
Bevor Bettina 1811 Achim von Arnim heiratete,
durchlebte sie eine bewegte, von der Be-gegnung
mit bedeutenden Persönlichkeiten getragenen
Phase ihres Lebens, die ihr Denken, Handeln und
Fühlen nachhaltig beeinflussten. Ihr sieben Jahre
älterer Bruder Clemens, der mit ihr erst 1801
Kontakt aufnahm, wurde einer ihrer ersten
wichtigen Briefpartner und Freunde. „Als du
hereintratest und ich sah Dich an und kannte dich
nicht, und hielt dich für einen fremden Mann, der
mir aber so wohlgefiel mit seiner blendenden
Stirne und Dein schwarz Haar war so dicht und so
weich, und Du setztest Dich auf den Stuhl, und
nahmst mich auf einmal in deine zwei Arme und
sagtest, weißt du wer ich bin? ich bin der Clemens
[...] Ach – das war eine große Wendung in meinem
Schicksal.“ Durch Clemens und durch den Umgang
mit Dichtern im Hause von Sophie La Roche lernte
Bettina sich mit den Romantikern wie Tieck oder
Novalis auseinander zu setzen. Goethes „Wilhelm
Meister“ und „Die Leiden des jungen Werther“
gehörten ebenso selbstverständlich zu ihrer
Lektüre wie Hölderlins „Hyperion“. Die wichtigste
Freundin in dieser Zeit war ihr Karoline von
Günderrode, die ihr die Erfahrung einer neuen
Religion, der „Schwebereligion“ vermittelte.
Kennzeichen dieser Religion sollten Freiheit,
Ablehnung fremdbestimmter Normen und
Akzeptanz des eigenen Selbst sein. Aus den
Briefen von Goethe, die er von 1772 bis 1776 an
Sophie von La Roche geschrieben hatte und die sie
im Hause ihrer Großmutter fand, erfuhr Bettina von
der Verliebtheit Goethes in ihre Mutter
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entsprechend gewählt wurden, was letztendlich
ihre Ent-scheidung beeinflusste mit den Kindern in
Berlin und nicht in Wiepersdorf auf dem Lande zu
leben, wie es Achim von Arnim gerne gesehen
hätte. Achim von Arnim verstarb 1831.
Maximiliane. Diese Entdeckung und ihre tiefe
Verehrung für den Dichter führten sie in das Haus
der Rätin Goethe, mit der sie bald eine tiefe
Freundschaft verband. „Liebe – liebe Tochter!
Nenne mich ins künftige mit dem so teuren Namen
Mutter – und Du verdienst ihn so sehr, so ganz
und gar mein Sohn sei Dein innig geliebter Freund
– der Dich gewiss liebt und stolz auf deine
Freundschaft ist ...“, so schrieb die Mutter von
Goethe ein Jahr nach ihrer Bekanntschaft in einem
Brief an Bettina.
Die in das öffentliche Leben politisch aktiv eingreifende Bettina trat in ihrer dritten Lebensphase mit
der Veröffentlichung von „Goethes Briefwechsel
mit einem Kinde“ hervor. Wenn auch der
Briefroman in der Öffentlichkeit kontrovers
diskutiert wurde, so setzte doch in ihrem „Salon“ in
Berlin ein reger Besuch von Bewunderern ein.
Bettina wurde eine „Institution“. In ihrem Haus
verkehrten „preußische Prinzen und demokratische Schriftsteller“. Im Tagebuch der Tochter Maxe
findet sich folgende Eintragung:„[...] im Hause
Arnim gab es zwei Salons, einen demokratischen
und einen aristokratischen. Links vom Saal in
unseren Räumen empfingen wir unsere Freunde,
rechts in ihren Zimmern Bettina ihre 'edlen'
Weltverbesserer.“ Thema der politischen
Diskussion seit 1838 war die Wiedereinstellung der
Brüder Grimm, für die sich Bettina sehr intensiv
einsetzte. Als ihre Bemühungen 1840 mit dem
Regierungsantritt von Friedrich Wilhelm IV. von
Erfolg gekrönt waren, verstand sie sich von da an
als politische Schriftstellerin. In ihren
Vorstellungen vom Königtum ergänzten sich
Bettina und Friedrich Wilhelm IV., der des Öfteren
feststellte: „Zwischen mir und meinem Volke soll
keine Mauer sein.“ Für das Buch, das sie dem König
widmen wollte, bekam sie, das Wohlwollen des
Königs genießend, eine Lizenz, obwohl der Inhalt
des Buches noch nicht feststand. Bettina nutzte
das „Königsbuch“ (1843), um ihre Kritik nicht am
König, aber am preußischen Staat zu verdeutlichen.
Der Selbstmord von Karoline von Günderrode
machte Bettina sehr betroffen: „Unser Zusammenleben war schön, es war die erste Epoche,
in der ich mich gewahr ward. [...] Bei ihr lernte ich
die ersten Bücher mit Verstand lesen. Ich werde
den Schmerz in meinem Leben mit mir führen.“ Als
1806 die Mutter von Goethe starb, bat der Dichter,
der an seinen „Bekenntnissen“ arbeitete, Bettina,
die ihn inzwischen in Weimar mehrfach besucht
hatte, um „Märchen und Anekdoten“ aus seiner
Kindheit, die sie durch die Rätin in den zwei Jahren
ihrer Freundschaft in Erfahrung gebracht hatte.
Viele Szenen und Erinnerungen in „Dichtung und
Wahrheit“ entstammen Bettinas Berichten.
Bettinas Erstlingswerk, der Briefroman „Goethes
Briefwechsel mit einem Kinde“, (1835) hat ihren
Briefaustausch mit Goethe zum Gegen-stand. Der
Briefroman „Die Günderrode“ (1840) basiert auf
dem Briefwechsel mit ihrer Jugend-freundin,
Clemens Brentanos „Frühlingskranz“ (1844) auf
dem Gedankenaustausch mit ihrem Bruder
Clemens.
Im Alter von 25 Jahren heiratete Bettina Achim von
Arnim, den Freund ihres Bruders Clemens. Vier
Söhne und drei Töchter gingen aus der Ehe hervor.
„Arm und Beine müde, die Augen voll Schlaf, die
Kehle voll Wiegenlieder, werde ich selbst zum Kind,
das sich wundert in dieser geheimnisvollen Welt zu
sein“, so äußerte sich Bettina nach der Geburt des
letzten Kindes mit 42 Jahren in einem Brief an ihre
Schwester Gunda. Die Erfahrung ihrer eigenen
Soziali-sation mit den mühsamen, durch die von
der Großmutter und Clemens unterstützten Vorstöße in eine selbst bestimmte Entwicklung der
Persönlichkeit brachte eine pädagogische
Grundhaltung Bettinas gegenüber ihren Kindern
hervor, die von der Überzeugung ausging, dass
diesen ein Recht auf die Entfaltung ihrer persönlichen Anlagen einzuräumen sei. Bettina sorgte
dafür, dass die Schulbildung und die späteren
Tätigkeits-bereiche den Anlagen der Kinder
In den letzten Jahrzehnten ihres Lebens kämpfte
Bettina, gemalt von ihrem Enkel nach einer Miniatur, 1890
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Kronprinzessin Victoria
Kaiserin Friedrich
1840 - 1901
Die erste Namenspatronin unserer Schule
Platz für mächtige Monarchen sah. Diese müssten
sich persönlichen Einfluss verschaffen und
dadurch geachtet und verehrt werden. Ihre Eltern,
die englische Königin Victoria und Prinz Albert von
Sachsen-Gotha, dienten ihr bei diesen Gedanken
als Vorbild.
Die Höhere Töchterschule zu Bockenheim erhielt
1898 den Namen einer Kaiserin, die zu der Zeit
bereits keine Kaiserin mehr war und von ihrem
Sohn, Kaiser Wilhelm II., aus Berlin nach Kronberg
abgeschoben wurde, um sie politisch zu isolieren.
England war eine konstitutionelle Monarchie, in
der die Königin repräsentative Aufgaben hatte, die
Regierung dem Parlament gegenüber verantwortlich war und die Königin die Mehrheitsverhältnisse
im Parlament respektieren musste. Eine solche
Parlamentsherrschaft bedeutete für Bismarck „den
Untergang des Reiches“ und natürlich auch das
Ende seiner Macht.
Warum? Zeit ihres Lebens hatte sie dem liberalen
Gedanken einer Verantwortlichkeit von Ministern
und Kanzlern dem Parlament gegenüber
angehangen und war erklärte Gegnerin Bismarcks,
den sie in einem Brief an ihren Mann, den
damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm,
folgendermaßen beschrieb: Er sei für sie „ein
Aventurier“, der „die schönen Prinzipien von
Gottes Gnaden, Königstreue, starkes Königtum in
Preußen, Gehorsam etc.“ missbrauchte, „um selbst
zu regieren, um den König zu terrorisieren und zu
beherrschen und um alles nützliche und gute
niederzutreten, um ein schwaches,
unharmonisches, ohnmächtiges und lächerliches
Preußen zu erhalten und alle freie Entwicklung
unserer inneren und äußeren Kräfte zu hemmen.“1
Folglich versuchte Bismarck den Einfluss des
Kronprinzenpaares möglichst gering zu halten, ließ
es bespitzeln, und er intrigierte gegen „die
Engländerin“.
Nachdem der Kronprinz in Danzig sehr verhalten,
aber dennoch offen gegen eine Presse-zensur das
Wort ergriffen hatte, unterstellte Bismarck der
Kronprinzessin, dass sie hinter dieser Rede steckte,
dass sie Staatgeheimnisse an England verraten
habe. Von dem Zeitpunkt an wurden ihr und ihrem
Mann alle wesentlichen politischen Nachrichten
und Dokumente vorenthalten.
Als Wilhelm I. 1888 starb, hätten Victoria und
Friedrich Wilhelm vielleicht die Politik des deutschen Kaiserreiches ändern und dieses Reich von
seinem „Sonderweg“ abhalten können, der zum
Ersten und letztlich auch zum Zweiten Weltkrieg
führte. Dieses reine Ge-dankenspiel reißt auch
Mommsen in einem Artikel zum 100. Todestag der
„Kaiserin Friedrich“ an;2 aber der baldige Krebstod
des Kaisers Friedrich – nach nur dreimonatiger
Herrschaft – im Juni 1888 verweist diese Gedanken
in den Bereich der Spekulation.
4
Victoria Kaiserin Friedrich 1866
Diese Zeilen zeugen aber auch davon, dass Victoria
nicht als eine Vorkämpferin der parlamentarischen
Demokratie, die auf einem freien, geheimen und
gleichen Wahlrecht basiert, gelten kann. Aber ihr
Blick richtete sich durchaus auf die gesellschaftlichen Umbrüche des neuen Industriezeitalters, in
dem sie keinen .Platz für mächtige Monarchen sah.
Warum wählte man diese Frau zur Namenspatronin einer Frankfurter Höheren Mädchenschule? Es hätte einen Affront für Wilhelm II. in
Berlin bedeuten können, da es allenthalben
bekannt war, dass Victoria die Politik ihres Sohnes
scharf ablehnte und sich von seinem Verhalten
17
Kronprinzessin Victoria, die royal princess, war in
England aufgewachsen, erhielt eine fundierte
Ausbildung und hatte gute Kenntnisse im Bereich
Kaiserin Victoria starb 1901 im Alter von 61 Jahren
auf Schloss Friedrichshof in Kron-berg/Ts.,
ebenfalls an einer Krebserkrankung.
Hannelore Zacharias, Michael Bahr
Anmerkungen
1
2
3
4
Kronprinzessin Victoria an Kronprinz Friedrich Wilhelm 1864,
zit. nach: M. Epkenhans, Victoria und Bismarck, in: R. von
Hessen, Victoria Kaiserin Friedrich (1840-1901), Mission und
Schicksal einer englischen Prinzessin in Deutschland,
Frankfurt a. M. 2002, S.156
„Bismarck ließ verbreiten, die Engländerin habe eine Meise“,
FAZ vom 04.08.2001
Zit. nach Frankfurter Zeitung vom 4.Oktober 1895
R. von Hessen, Victoria Kaiserin Friedrich (1840-1901),
Mission und Schicksal einer englischen Prinzessin in
Schloss Friedrichshof, Kronberg
4
Gouache von Kaiserin Friedrich 1899
der Politik, des Staatsrechts, der Volkswirtschaft
und der europäischen Ge-schichte. Sie konnte sich
in vier europäischen Sprachen fließend mündlich
und schriftlich ausdrücken. Sie engagierte sich sehr
für Mädchen- und Frauenbildung, u.a. für den
Letteverein, der sich die Berufsausbildung von
Frauen der Mittelschichten zur Aufgabe gemacht
hatte. Nicht nur finanziell unterstützte sie verschiedene Frauenbildungsvereine, sondern steuerte für
diverse Wohltätigkeits-basare auch eigene
künstlerische Arbeiten bei, als „eine begeisterte
und auch durchaus begabte Malerin.“ Dieses
Engagement für Frauen- und Mädchenbildung
führte sie auch in Kronberg im Taunus und Bad
Homburg weiter, wo sie nach dem Tod ihres
Mannes bis 1901 lebte.
So ließ Victoria es sich auch nicht nehmen, an der
18. Generalversammlung des Allgemeinen
Deutschen Frauenvereins in Frankfurt teilzunehmen. Dort verfolgte sie die programmatische Rede
Helene Langes, deren Arbeit auf eine Überwindung
des gesellschaftlich vorherrschenden Rollenbildes
ausgerichtet war, nach welchem „die Frau im Hause
als Planet den Mann umkreisen“ müsse,“ während
um sie herum als Trabanten muntere Kinder
rotierten.“ 3
4
Foto der Kaiserin
18
Viktoriaschule 1898 - 1945
Die „Höhere Töchterschule zu Bockenheim“
bekommt eine Namenspatronin und zieht in
einen Neubau ein.
Es ist Sommer 2005. Ich lade Sie zu einem
gemeinsamen Spaziergang in die Senckenberganlage ein. Die Rasenfläche vor dem
Museum regt nicht unbedingt zu einem
längeren Verweilen an, zu störend ist der starke
Autoverkehr zu beiden Seiten des Anlagenstreifens. Aber ich möchte Sie ja nur zu dem
Gebäude neben dem Museum führen, dem AFE
Turm der Johann Wolfgang Goethe-Universität
und Sie dann 99 Jahre zurückblicken lassen.
Hohenzollernanlage im Winter
Hier stand die Viktoriaschule: „Die Schule hat
von allen Frankfurter Schulen wohl die schönste
Lage. Sie liegt in den Anlagen des Hohen-
Postkartenmotiv Frankfurts bis zum Zweiten
Weltkrieg.
Auch im Winter bot sich hier ein Bild bunten
Treibens, wenn der Weiher zugefroren war und
als Schlittschuhbahn diente. Einige Schülerinnen der Viktoriaschule haben hier bestimmt
auch ihre ersten Lernversuche auf dem Eis
gemacht, direkt vor ihrer Schule, mit der
wilhelminischen Schaufassade, die an eine
„Ritterburg“, ein Schloss oder mit den gotischen
Fenstern der Aula gar an eine Kirche erinnern
konnte. Aus jeder historischen Epoche hat der
Architekt ein bisschen Deutschtum genommen,
aber hinter der Fassade verbarg sich ein durchaus modernes funktionales Schulhaus, mit
großen Fenstern, das den Anforderungen an
eine höhere Mädchenschule, die Mädchen den
Schulabschluss des Abiturs ermöglichen wollte,
entsprach.
Hohenzollernanlage im Sommer 1929
zollernplatzes. Nach der Rückseite liegt ein
großes noch unbebautes Gelände, sodass der
Blick nach den Höhen des Taunus frei ist. Sie
selbst bietet mit ihrem hohen Turm einen
malerischen Anblick, wenn sie auch eher den
Eindruck einer langsam verfallenden Ritterburg
oder eines Klosters als den einer Schule
macht“,1 so beschrieb 1929 der damalige
Direktor Dr. Reinhold das Gebäude, das 1906
mit großer Freude bezogen worden war, da es
endlich den Anforderungen einer modernen
Mädchenschule entsprach, was dann 27 Jahre
später nicht mehr zutraf, da naturwissenschaftliche Räume, Lehrerbücherei, Arbeits–
und Besprechungszimmer fehlten. Déjà vu?
Hannelore Zacharias
Doch bleiben wir im Jahre 1902. Die Hohenzollernanlage ist eine herrliche parkähnliche
Anlage mit hohem Baumbestand, gepflegten
Blumenrabatten, einem hohen Springbrunnen
und einem Teich. Sie war das meist verkaufte
Viktoriaschule mit Zeppelin
19
an dem häuslichen Herde gelangweilt und in
seiner Hingabe an höhere Interessen gelähmt
werde, dass ihm vielmehr das Weib mit
Verständnis dieser Interessen und der Wärme
des Gefühls für dieselben zur Seite stehe.“3
Der schwierige Weg zum Abitur: Höhere
Mädchenschulen im Kaiserreich 1871 - 1918
Vor etwa einhundert Jahren wurden in
Deutschland erstmals Mädchen zum Abitur
zugelassen. Damals fragte man: Brauchen
Mädchen eine besondere „weibliche Bildung“
oder soll ihr Bildungsweg an den der Jungen
angeglichen werden? Uns beschäftigt diese
Frage kaum noch – aber im deutschen
Kaiserreich war sie ein wichtiges Thema, wurde
lebhaft diskutiert und schließlich auch entschieden. 2
Eine solche Hilfsrolle war auch den weiblichen
Lehrern zugedacht, denn der Unterricht in den
höheren Klassen sowie die Direktorenstellen
sollten Männern vorbehalten bleiben. Auch bei
der Forderung nach Gleichstellung der höheren
Mädchenschulen mit den entsprechenden
Knabenschulen im Hinblick auf Schulaufsicht,
Lehrerbesoldung und öffentliche Finanzierung
dachten die Lehrer durchaus an ihre eigene
Karriere.
Zu Beginn dieser Epoche galt es bereits als
fortschrittlich, überhaupt für eine höhere
Bildung von Frauen einzutreten. Dafür sprach
sich zum Beispiel der „Allgemeine Deutsche
Frauenverein“ aus. Er bestritt aber nicht, dass
auch die höhere Mädchenbildung dem Ideal
der „geistigen Mütterlichkeit“ folgen solle,
orientiert an den „weiblichen“ Eigenschaften
(Gefühl, Hingabe, Herz, Innerlichkeit, Opfermut und Duldung). Der Frauenverein wurde
von solchen Männern unterstützt, die zwar die
vielen privaten Mädchenpensionate als eine Art
erweiterte Familie akzeptierten, staatliche
höhere Mädchenschulen indes eher ablehnten.
Danach geschah längere Zeit kaum etwas. Erst
1887 richteten einige Berliner Frauen eine
Petition an den preußischen Landtag. Beigelegt
war eine Broschüre der Frauenrechtlerin
Helene Lange, die in Lichtenberg als Ausbilderin an einem Lehrerinnenseminar arbeitete. Die Verfasserin setzte auf eine stärkere
Präsenz von Frauen an Mädchenschulen, da
diese sich besser in das Wesen der Mädchen
einfühlen könnten. Als Mittel dazu forderte sie
die Einrichtung von Ausbildungsanstalten für
wissenschaftlich gebildete Lehrerinnen. Religion und Deutsch sollten grundsätzlich von
Frauen unterrichtet werden. Hier ging es also
noch gar nicht um eine Angleichung höherer
Mädchenschulen an die Knabenschulen, und
die Ausbildungsforderungen für Lehrerinnen
bedeuteten noch keine Zulassung von Frauen
zum Universitätsstudium. Es zeichnete sich
eher ein Sonderweg für Frauen ab: eine
spezifisch weibliche Bildung und ein Reservat
für Frauen als Lehrerinnen.
Es gab aber auch schon einzelne Feministinnen.
Für sie war der „Geschlechtscharakter“ der Frau
nicht naturgegeben, sondern geformt durch
Geschichte und Gesellschaft. Die große
Mehrheit allerdings war sich einig, dass jede
höhere Mädchenbildung geprägt sein sollte von
der besonderen Bestimmung der Frau und den
Vorstellungen christlichen Familienlebens.
Bildungsziel war es, die mütterlichen Triebe zu
einem aus der Erkenntnis kommenden Wollen
zu steigern.
Trotzdem nahm die Schulverwaltung diese
Forderungen kaum auf. Wieder kam es auf
private Initiativen an: Am Berliner Viktoria
Lyceum wurden Kurse für Mädchenschullehrerinnen eingerichtet, die nach sechs
Semestern mit einer wissenschaftlichen Prüfung abschlossen. (Das Lyceum war 1869 mit
Unterstützung von Kronprinzessin Viktoria –
spätere „Kaiserin Friedrich“ und engagierte
Förderin der Frauenbildung – eingerichtet
worden; nach ihr erhielt 1898 auch die Frankfurt
Bockenheimer Mädchenschule den Namen
„Viktoria-Schule“). 1890 wurde der „Allgemeine Deutsche Lehrerinnenverein“ gegründet, und im selben Jahr rief Helene Lange
die so genannten „Realkurse für Frauen“ ins
Leben. Diese Kurse schlossen sich an die
zehnjährige höhere Mädchenschule an und
sollten Frauen auf das Abitur in der Schweiz
vorbereiten.
Wie wirkte sich das alles auf die Schule aus? Als
erste machten die Lehrer an höheren Mädchenschulen einen Vorstoß: Auf einer Versammlung
in Weimar (1872) forderten sie staatliche
Kriterien für die Unterscheidung zwischen
niederen, mittleren und höheren Mädchenschulen. Letztere sollten zehn Schuljahre
umfassen, in zwei Fremdsprachen unterrichten
und in den höheren Klassen solche Lehrer
einsetzen, die ihr Examen an einer Hochschule
abgelegt hatten. Außerdem traten die Lehrer für
einen Standardlehrplan ein, der auch für private
Mädchenschulen gelten sollte, sofern diese
öffentlich unterstützt wurden. Ziel jeder
höheren Mädchenbildung sollte es sein, dem
„Weibe eine der Geistesbildung des Mannes…
ebenbürtige Bildung zu ermöglichen, damit der
deutsche Mann nicht durch die geistige
Kurzsichtigkeit und Engherzigkeit seiner Frau
20
Schulform des „Lyceums“ begründet. Dort
konnten Mädchen vom sechsten bis zum
sechzehnten Lebensjahr in zehn Jahrgängen
eine abgeschlossene höhere Bildung erwerben.
Die Hälfte aller Lehrerinnen eines Lyceums
musste akademisch gebildet sein.
Einigen Organisationen genügte das nicht. Der
„Frauenverein Reform“ forderte eine generelle
Zulassung von Mädchen zu Abitur und
Hochschule. 1893 errang der Verein einen
großen Erfolg mit der Einrichtung des ersten
deutschen Mädchengymnasiums in Karlsruhe.
Hier wurden elfjährige Schülerinnen aufgenommen und in sechs Jahren zum Abitur
geführt.
Nach der Neuordnung 1908 wurden von den
rund 950 Mädchenschulen, die über die
Volksschule hinausgingen, gut 300 als höhere
Schulen im amtlichen Sinn anerkannt. 1912
waren es bereits 470 – ein klares Zeichen für
das steigende Bildungsverlangen der Mädchen
und wichtige Voraussetzung für die Ausdehnung des staatlichen Bildungssektors. Noch
1906 hatte über die Hälfte aller Schülerinnen
höherer Mädchenschulen eine private Anstalt
besucht.
Wie aber sollte dieses Mädchenabitur genau
aussehen? Gemäßigte Frauen blieben dabei,
dass der Lehrplan am weiblichen Geschlechtscharakter ausgerichtet sein müsse. Fortschrittliche Frauenvereine, denen sich jetzt
auch Helene Lange anschloss, forderten
dagegen eine Angleichung des Lehrplans an
den der Jungen. Für eine zehnjährige
Mädchenschule mit dreijährigem Aufbaukurs
traten nur noch die Männer des „Vereins für das
höhere Mädchenschulwesen“ sowie konservativchristliche Frauenorganisationen ein. Weil
man den Mädchen den Zugang zur Universität
erstreiten wollte, wurde die Forderung nach
Gleichheit der höheren Bildung jetzt wichtiger
als die Betonung des Unterschieds der Geschlechter.
Die Viktoria-Schule erfüllte mit ihrer schon
1904 eingerichteten zehnten Klasse auch die
neuen, strengeren Richtlinien für eine Anerkennung als höhere Mädchenschule.
Mit dem Besuch eines Lyceums waren einige
Berechtigungen verbunden: Nach Absolvierung der vorletzten Klasse (heute: die
Neunte) konnte man Post- oder Telegrafengehilfin werden. Das Schlusszeugnis berechtigte zur Lehrerinnenausbildung am
Oberlyceum und zum Eintritt in den mittleren
Bibliotheksdienst. Damit waren zwar Berufsmöglichkeiten geschaffen, aber den Mädchen
fehlte, was die Jungen mit der Obersekundareife durften, der Eintritt in den mittleren Dienst
bei Verwaltung, Steuer und Bahn, wo man
Frauen offenbar nicht gerne sah.
Die Schulverwaltung war in dieser Frage lange
unentschlossen geblieben. Die 1873 geforderte
gesetzliche Anerkennung der höheren Mädchenschule als höhere Lehranstalt im amtlichen
Sinne wurde in Preußen erst 1894 in Angriff
genommen. Als kleinsten gemeinsamen Nenner fand man eine Dauer von neun Jahren und
das Erlernen zweier Fremdsprachen. (In diesem
Sinne war auch die Viktoria-Schule eine höhere
Mädchenschule). Wichtig wurde die Bestimmung, dass ein Drittel der Oberlehrerstellen Frauen offen stehen sollten. Damit nahm
sich das Ministerium selbst in die Pflicht, denn
um Oberlehrer zu werden, brauchte jeder
Lehrer den Nachweis, sich in zwei Fächern
wissenschaftlich weitergebildet zu haben.
Insgesamt entsprachen die Neuordnungen von
1894 am ehesten den Wünschen der gemäßigten bürgerlichen Frauenbewegung.
Der Besuch eines Lyceums allein bedeutete aber
noch nicht die Hochschulreife! Schülerinnen,
die das Abitur machen wollten, wechselten mit
etwa dreizehn Jahren auf die neu eingerichteten „Studienanstalten“; wie bei den
Jungen gab es die drei Schwerpunkte altsprachlich, neusprachlich und naturwissenschaftlich.
Damit war der Zugang der Mädchen zur
Hochschulreife zwar endlich klar geregelt, aber
trotzdem nicht überall möglich: Studienanstalten durften nämlich nur dort errichtet
werden, wo es auch eine so genannte
Frauenschule gab. Diese Bedingungen erfüllte
die Viktoriaschule, der von 1914 – 1918 eine
Frauenschulklasse angegliedert wurde. Diese
Frauenschulen bauten gleichfalls auf dem
Lyceum auf, aber sie vermittelten keine
wissenschaftliche Bildung, sondern Themen
wie Kindererziehung, Hauswirtschaft, Bürgerkunde und soziale Hilfstätigkeit.
Eine Anerkennung der höheren Mädchenschule als höhere Schule im amtlichen Sinne
fehlte aber immer noch. Allerdings wurden
immer mehr Mädchenschulen den Provinzialschulkollegien unterstellt (so auch die ViktoriaSchule 1899). Das bedeutete langfristig die
Einbindung in das höhere Schulsystem und
bereitete eine allgemeine Normierung vor. Die
völlige Gleichstellung der höheren Mädchenschulen mit denen für Jungen erfolgte in
Preußen erst 1908. In diesem Jahr wurden
Mädchen zum Abitur zugelassen und die
21
Daneben gab es weiterhin die „wissenschaftlichen Klassen“, die die Aufgabe eines
höheren Lehrerinnenseminars fortführten. Wer
ein solches Lehrerinnenseminar absolviert
hatte, konnte zwar zur philosophischen Fakultät
einer Universität zugelassen werden, aber die
meisten Frauenrechtlerinnen erkannten in
dieser Einschränkung eher eine Abwertung der
wissenschaftlichen Befähigung von Frauen.
Wie stark sich die höhere Mädchenbildung
zwischen 1871 und 1918 an die der Jungen
annäherte, sieht man auch an den Lehrplänen.
1882 hatten die Mädchen weniger Wochenstunden als die Jungen, und der Schwerpunkt
lag eher auf Deutsch und Nadelarbeit als auf
Fremdsprachen oder Naturwissenschaften.
Auch 25 Jahre später gab es an höheren
Mädchenschulen noch eineinhalb mal so viel
Unterricht in Deutsch, Geschichte und Erdkunde wie an vergleichbaren Jungenschulen.
Außerdem stand bei den Jungen formale
Bildung im Mittelpunkt, bei den Mädchen
ethische Aspekte sowie die Umsetzung des
Gelernten in die spätere Rolle als Frau und
Mutter. Im Sprachunterricht ging es vor allem
um Konversation, Kulturverständnis und
Sprachgefühl.
Auf Widerstand stieß auch die neue Regel, dass
an höheren Mädchenschulen Männer und
Frauen in gleicher Zahl unterrichten sollten;
damit werde die Mitarbeit der Männer an
Mädchenschulen für obligatorisch erklärt, die
von Frauen an Jungenschulen aber nicht.
Zustimmung fanden die Abiturregelung und die
Abspaltung der Studienanstalten. In der
zehnjährigen höheren Mädchenschule sah man
allerdings eine Halbheit und eine Konzession
an den alten Bildungswert der weiblichen
Eigenart.
Die Gleichstellung höherer Jungen- und
Mädchenschulen 1908 beschleunigte dann
auch die Angleichung der Lehrpläne: Im
Sprachunterricht der Mädchen traten grammatische Regelwerke in den Vordergrund, in den
Naturwissenschaften ging es stärker um
ursächliche Zusammenhänge und planmäßige
Beobachtungen und Nadelarbeit wurde fakultativ. Insgesamt gewannen in den Lyceen
diejenigen Bildungsinhalte an Bedeutung, die
sich in der Lehrplandiskussion für Jungenschulen durchgesetzt hatten.
Viel wichtiger aber war, dass Frauen seit 1908 in
Preußen mit dem Abitur auch die Universitäten
besuchen konnten. Trotzdem blieb die Zahl der
Mädchen, die das Abitur anstrebten, gering:
1912 besuchten nur 3,6% aller „höheren“
Schülerinnen eines Jahrgang eine Studienanstalt, dagegen 17% die „wissenschaftlichen
Klassen“ und 6% eine Frauenschule. Dem entsprach die Verteilung der Schulformen: 1912
gab es in Preußen nur 34 Studienanstalten – die
allermeisten waren wie bei den Jungen
neusprachlich („realgymnasial“) ausgerichtet –
aber 129 wissenschaftliche Klassen zur Lehrerinnenbildung (an der Viktoria-Schule seit
1905) und siebzig Frauenschulen (an der
Viktoriaschule 1914 - 1918).
Damit hatten die Mädchen die Wahl: An den
Oberlyceen (mit Frauenschule und Lehrerinnenseminar) konnten sie nach wie vor eine
spezifisch auf Frauen bezogene Bildung erhalten; in den Studienanstalten aber kam es zu
einer Angleichung der Lehrinhalte an die der
entsprechenden Jungenklassen. Nur manchmal noch schimmern hier weibliche Aspekte
durch, etwa wenn es heißt, dass im Religionsunterricht die Beteiligung an christlichen
Liebeswerken gefördert werden oder in den
Sprachen das ästhetische Gefühl auf das
Wertvolle und die Kunstform gelenkt werden
solle.
Den Frauenschulen kam neben dem gesetzlichen Vorteil auch der Umstand zugute, dass
nur wenige Städte sich gleichzeitig eine lyceale
und eine gymnasiale Mädchenbildung leisten
konnten. Viele Frauenverbände traten daher für
eine Koedukation ein, wie sie in Baden,
Württemberg, Hessen, Elsass–Lothringen,
Bremen und Sachsen bereits üblich war.
Preußen und Bayern verweigerten sich der
Koedukation; damit konnten sie die Universitäten trotz Freigabe der Immatrikulation
noch eine Weile als Männerdomäne bewahren.
Diese besondere Rolle der Frau als Trägerin von
Wohltätigkeit und Kultur ist teilweise bis heute
von Bedeutung geblieben.
Tobias Picard, Institut für Stadtgeschichte
22
Fremdsprache war Französisch und in der 10.
Klasse trat eine zweite Sprache – wahlweise
Englisch oder Lateinisch hinzu. Ostern 1929
klagte der Schulleiter über einen Rückgang der
Schülerinnenzahl und führt dafür folgende
Gründe aus:
“1. Die Lage der Schule im Westend bedingt
einen hohen Prozentsatz jüdischer Schülerinnen (29%). Die Folge davon ist, dass viele
wohlhabende christliche Familien ihre Töchter
lieber in die Schillerschule schicken.
2. Die Viktoriaschule steht im Rufe, dass sie
hohe Anforderungen stellt.
3. Die Deutsche Oberschule ist keine Schulart,
die sehr anlockt. Die meisten Eltern sehen
mehr auf den praktischen Nutzen des Gelernten als auf den persönlichkeits-bildenden
Wert. Latein und Englisch sind daher den
meisten wichtiger als Deutsch und Geschichte.“5
Die Republik ebnet den Mädchen den Weg zum
Abitur schneller?
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der
„schwierige Weg“ wieder aufgenommen und
der Aufbau zur Studienanstalt mit Oberrealrichtung begann, nachdem der Magistrat
die anderen Schulen, die sich ebenfalls um eine
Angliederung einer Studienanstalt beworben
hatten, abschlägig beschieden hatte.
Doch bald erschienen die „Belastungen der
Schülerinnen durch die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer, die jetzt schon groß
sind, nach der Meinung des Direktors der
Viktoriaschule und seines Kollegiums untragbar. Besonders trat diese Einstellung in der
ersten Reifeprüfung (Ostern 1923) zu Tage.
Damals konnten die Leistungen im deutschen
Aufsatze und in den beiden Fremdsprachen sehr
anerkannt werden, während eine große Zahl der
Mathematik- und Physikarbeiten als nicht
genügend bezeichnet werden.“4
Wenden wir uns den Punkten der Klage von
Direktor Reinhold im Einzelnen zu:
Das Sozialprestige eines Stadtteils lässt sich u.a.
an dem Anteil der Kinder, die städtische höhere
Schulen besuchen, festmachen. So lag bereits
vor dem Ersten Weltkrieg ihr Anteil im Westen
und Nordwesten der Stadt bei 60% , im Nordend
bei 30%, in der westlichen Neustadt bei 25%, im
Südwesten bei 17%, in Sachsenhausen bei 4%
und Bornheim bildete mit 2% das Schlusslicht.6
Auch lässt die Art der Bebauung durchaus einen
Schluss auf die soziale Zusammensetzung eines
Stadtteils zu: Bis 1866 waren Westend, Nordend
und das Ostend ähnlich strukturiert. Ab 1866
wurde mit einer einheitlichen preußischen
Staatsangehörigkeit auch die Freizügigkeit des
Zuzugs nach Frankfurt erleichtert. So wurden
die Stadtteile durch Baugesellschaften sehr
ungeregelt auch mit Mietshäusern bebaut,
lediglich das Westend bleibt in der Bebauung
der Gartenhäuser und repräsentativer Villen
bestehen. Seit 1880 zogen „reiche und angesehene Juden in das Westend, das feine,
exklusive Viertel Frankfurts…, was auch auf
eine Integration der Juden in die jeweilige
soziale Schicht hinweist“ 7.
Mit dieser Argumentation entschied sich das
Kollegium, die Studienanstalt der Oberrealschulrichtung – anscheinend mädchengerechter – in eine Deutsche Oberschule umzuwandeln. Dieser Schultyp legte einen besonderen Schwerpunkt auf Deutsch, Geschichte und Fremdsprachen. Allerdings behielten Mathematik und Naturwissenschaften
durchaus einen breiten Platz in der Stundentafel der Deutschen Oberschule. Die erste
„Verfolgt man die Umzüge einzelner jüdischer
Familien, so zeigt sich sehr deutlich, dass es
trotz der Integrationstendenzen in andere
soziale Schichten ein Interesse gab, in der Nähe
oder im gleichen Haus mit anderen jüdischen
Familien zu wohnen. So gab es in allen
Stadtteilen in einzelnen Straßen eine auffallend
hohe Konzentration jüdischer Familien.8 Hier
gibt es einen Zusammenhang mit der jahrhundertealten Erfahrung von Ausgrenzung und
Verfolgung, schleppender gesellschaftlicher
Integration, seit Anfang der achtziger Jahre
23
wieder zunehmendem Antisemitismus und
überhaupt einem Minderheitenbewusstsein“9.
Das Landheim
Im Jahre 1924 führte Direktor Reinhold über die
Herkunft der Schülerinnen folgendes aus: „Die
Viktoriaschule liegt im Westen der Stadt
Frankfurt. Die Schülerinnen stammen daher
aus sehr verschiedenen Kreisen, nämlich zum
Teil aus den wohlhabenden, ja reichen Familien
des besten Wohnviertels der Stadt, zum anderen
Zum Zeitpunkt der Entscheidung für einen
Neubau der Viktoriaschule betrug der Anteil der
Juden an der Bevölkerung demnach im Westend
ca. 30% und in Bockenheim lediglich 1-5%. Die
Entscheidung, den Neubau der Viktoriaschule
an die Schnittstelle zwischen Bockenheim und
dem Westend zu legen, kam also nicht von
ungefähr und trug der Veränderung in der
Bevölkerungsstruktur Rechnung. Von da an
stiegen die Schülerinnenzahlen stetig und ab
dem Schuljahr 1906 sollten die 5. und 6. Klassen
der höheren Mädchenschule zweizügig ausgebaut werden.
Bei dem beklagten Schülerinnenrückgang 1929
handelte es sich um etwa 30 Schülerinnen,
wobei der Anteil der katholischen und jüdischen
Schülerinnen konstant blieb, die der evangelischen sich fast zur Hälfte durch Umzug und
Schulwechselform reduzierte.
Ein massiver Rückgang der Schülerinnenzahl
ergab sich dann 1935, als die Gesamtzahl der
Schülerinnen von 475 auf 350 fiel und der Anteil
der ausgewiesenen jüdischen Schülerinnen
nicht mit Schülerinnen anderer Konfessionen
ausgeglichen werden konnte.
Im Landheim beim Schuheputzen
und größeren Teil aber aus Bockenheim, dem
Bahnhofsviertel und dem äußersten Westen,
Gegenden, die meist von kleinen Gewerbetreibenden und Beamten bewohnt sind. Diese
Zusammensetzung macht natürlich erzieherische Schwierigkeiten, gibt uns aber auch
Gelegenheit, das Unsere dazu zu tun, dass die
Wohlhabenden und die Ärmeren sich daran
gewöhnen, miteinander zu leben.” Wo konnte
dies besser praktiziert werden, als im Landheim?
Die Zahl der Besucherinnen der Deutschen
Oberschule blieb relativ gering, erst als die
Nationalsozialisten die Deutsche Oberschule zu
ihrer bevorzugten Schulform machten, konnte
die Oberschule der Viktoriaschule ca. 30
Schülerinnen mehr verzeichnen als 1937.
Dort verbrachten die Klassen zwischen 2 und 3
Wochen mit ihren Klassenlehrer/innen und
wurden am Wochenende von den Eltern
besucht. Sie erhielten Unterricht, waren aber für
Zimmer- und Küchendienste selbst verantwortlich und wurden im angeschlossenen
landwirtschaftlichen Betrieb mit in die anfallenden Arbeiten einbezogen.
Dieses Landheim wurde 1920 in Eppenhain im
Taunus als erstes deutsches Landheim, das im
Privatbesitz einer Schule bzw. eines Schulvereins war, eröffnet. Dieser Verein hatte z.B. im
Jahre 1928 8900 Mark an Sonderspenden und
Jahresbeiträgen aufgebracht; ein Landheimfest im Herbst des gleichen Jahres brachte einen
Reingewinn von 7700 Mark. Für diese Summe
von 16.600 Reichsmark konnte man sich 1928
fast 17 komplette Schlafzimmer aus polierter
Birke oder 19 Zündapp-Motorräder kaufen.
Das Landheim in Eppenhain
24
Man könnte noch weitere Rechenbeispiele
anstellen, wenn man weiß, dass ein Konfirmandenanzug mit weißem Überkragen in der
Preisspanne von 16,50 bis 43,00 Mark zu haben
war, 25 Zigaretten 5 Pfennige und ½ Pfund
Rama 50 Pfennige kosteten.10
Lehrertätigkeit: Mitarbeit an der Umsetzung
neuer Lehrpläne und Lehrmethoden, Umsetzung von Schulreformen, Vorträge bei der
städtischen Berufsberatung und Mitglied des
pädagogischen Prüfungsamtes. Allerdings
weisen die Anzahl der Wanderfahrten – 2-3
wöchige Landheimaufenthalte, Skifreizeiten
über Sylvester (!), 5-6 Tage Besuch der Schillerfestspiele in Weimar – erhebliche Unterschiede
zur heutigen Praxis auf.
Von einer solchen Spendenfreudigkeit kann der
Förderverein der Bettinaschule nur träumen,
aber damit legte der damalige Schulverein den
Grundstock für das heutige Vermögen des
Fördervereins der Bettinaschule.
1929 wurde die Stelle der Leitung der ViktoriaSchule ausgeschrieben, da der langjährige
Schulleiter Dr. Reinhold im Jahre 1930 in den
Ruhestand gehen sollte. Auf die Anzeige
bewarben sich 58 Männer und Frauen aus der
gesamten Republik. Auch Anna Hoffa war
darunter und sie erhielt starke Unterstützung.
Ihren Unterricht bezeichnete Dr. Reinhold als
„recht klar, wissenschaftlich und gründlich“.
Auch vom Elternbeirat, von Frauenvereinen,
von dem Philologinnenverband und dem
Akademikerinnenbund bekam sie durch diverse
Schreiben Unterstützung. Sie alle wiesen
darauf hin, dass „die Frau als Leiterin der
Schule bei ihrem natürlichen Verständnis für
die Eigenart der Mädchenseele eigene Wege in
der geistigen Heranbildung der weiblichen
Jugend finden wird und sie frauliche und
mütterliche Werte zu pflegen wissen wird“11.
„Die Frage der Frauenquote in Schulleitungsstellen wurde dabei ebenso angesprochen und
es wurde konstatiert, dass Frankfurt keinesfalls
den Spitzenreiter unter den preußischen
Städten einnehme, denn mit Ausnahme von
Frankfurt a. M. haben sämtliche preußischen
Großstädte über 400.000 Einwohner höhere
Mädchenschulen mit weiblicher Leitung.“12
Hannelore Zacharias
Frau Anna Hoffa – die erste Direktorin der
Viktoriaschule
1930 wurde Frau Anna Hoffa Nachfolgerin von
Direktor Dr. Reinhold. Sie hatte vorher als
Lehrerin an der Viktoriaschule viele Landheimaufenthalte als Klassenlehrerin gestaltet.
„Die Erziehung zum Verständnis mit fremden
Völkern und des Friedensgedankens“ hielt
Anna Hoffa für eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben der Viktoriaschule. Diese
Passage ihres Bewerbungsschreibens vom
19.8.1929 wurde später (1933) wieder zitiert, um
Anna Hoffa als „Pazifistin“ und „Judenfreundin“ zu denunzieren.
Sie war eine gebildete Frau, deren Vernunft und
große Güte bei ihren Mitmenschen bekannt
war. Anna Hoffa wurde am 30. Mai 1876 im
heutigen Südafrika geboren. Ihr Vater, Dr. med.
Jakob Cohn, war praktischer Arzt jüdischen
Glaubens, die Mutter evangelisch-reformiert.
Nach dem Tode der Eltern nahmen Anna und
ihre fünf Geschwister den Familiennamen der
Mutter Hoffa an und wanderten nach Deutschland aus. Anna Hoffa studierte in Göttingen und
in Genf und erlangte 1911 die Fakultas in den
Fächern Französisch und Deutsch für die
Oberstufe sowie philosophische Propädeutik
und Mathematik für die Mittelstufe. Am 28.
April 1911 wurde sie als Oberlehrerin an
höheren Mädchenschulen an der Viktoriaschule eingestellt.
Die Eingaben schienen Erfolg gehabt zu haben,
wie man der Ausschreibung entnehmen kann,
und Anna Hoffa wurde mit Wirkung vom 1. April
1930 vom Magistrat der Stadt Frankfurt zur
Oberstudiendirektorin der Viktoriaschule gewählt. Allerdings betonte der Magistrat nach
der Wahl, dass man aus der Besetzung der Stelle
mit einer Frau auf keinen Fall ableiten dürfe,
dass nun immer einer Frau die Leitung der
Schule übertragen werden müsse.
Es ist kaum zu glauben, dass dies bereits vor
mehr als 70 Jahren diskutiert wurde und
keinesfalls ein heutiges Statement ist, wie man
annehmen könnte.
Sie hospitierte vor dem ersten Weltkrieg an
mehreren französischen Schulen in Paris, nahm
an philologischen Tagungen in Europa teil und
bekam noch im Frühjahr 1914 einen Antrag auf
einen Auslandsaufenthalt in Frankreich genehmigt. Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges
musste sie nach Deutschland zurückkehren.
Die weiteren Stationen ihres Berufslebens
gleichen in vieler Hinsicht der heutigen
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten
machte dieser Karriere ein abruptes Ende. Das
„Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wurde schnell umgesetzt und
Anna Hoffa fiel unter den § 3, den so genannten
25
Arierparagraphen. Außerdem wurden Passagen
ihres Bewerbungsschreibens nun gegen sie
verwendet und sie wurde von einem Mitglied
der Schulgemeinde, einem Konsul Panizza,
denunziert.
politischen Macht ausschließen. Damit wurden
neue Maßstäbe für Aufstieg und Vermögensverteilung (Arisierung) geschaffen. Die Juden
wurden zunächst schrittweise aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen, bis dann über die
Phase der „biologischen Segregation und
umfassenden Diskriminierung, über forcierte
Vertreibung und völlige Entrechtung die
Ermordung der europäischen Juden durchgeführt wurde“.15
Sie sah sich gezwungen, die Versetzung in den
Ruhestand zu beantragen und zog im April 1934
aus ihrer Dienstwohnung am Platz der Republik
in die Corneliusstraße 9 um. Sie erhielt – bis zu
ihrem Tod ihre Pension, die aber ab 1940 auf ein
nur noch beschränkt verfügbares Sicherungskonto eingezahlt wurde.
Die ersten Maßnahmen auf der schulpolitischen
Ebene waren das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“,
das „Gesetz zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ und der „Erlass zu Vererbungslehre und Rassenkunde“. Alle drei Maßnahmen
wirkten sich natürlich auch an der Viktoriaschule aus, die traditionell einen hohen Anteil
an jüdischen Schülerinnen hatte. So ging der
Anteil an jüdischen Mitschülerinnen von 161 im
Februar 1933 auf 22 Schülerinnen im Herbst
1935 zurück. Ostern 1933 wurden lediglich 8
jüdische Schülerinnen und ein Jahr später
nochmals 3 neu in die Viktoriaschule aufgenommen.
Frau Hoffa starb noch vor den großen Deportationen und wurde am 11.12.1941 auf dem
Hauptfriedhof beerdigt.
Hannelore Zacharias, Vanessa Roth,
Céline Kremer
Viktoriaschule von 1933 – 1945
„Deutsche Oberschule” – die bevorzugte
Schulform der Nationalsozialisten
Diese Schulform wurde von den Nationalsozialisten zur einheitlichen „Deutschen
Oberschule“ gemacht und Frankfurt verlor
seine Typenvielfalt an Schulen, lediglich die
beiden humanistischen Gymnasien blieben
geduldete Ausnahmen.
Die Direktorin Frau Anna Hoffa sowie vier
weitere Mitglieder des Kollegiums16 fielen unter
das Gesetz zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” und mussten bis Anfang 1934 die
Viktoriaschule verlassen und den vorzeitigen
Ruhestand beantragen.
Die Schulzeit wurde ab 1937 um ein Jahr
verkürzt, damit es zu keiner „unerwünschten
Verlängerung der Ausbildung führt, da die
rassische und erbgesundheitliche Gesamtlage
unseres Volkes jede Hinausschiebung des
Heiratsalters verbietet”.13
In dem Protokollbuch über die Gesamtbesprechungen des Kollegiums lassen sich viele
Einträge zu der Durchführung des Erlasses zur
Vererbungslehre und Rassenkunde finden, die
aber auch eine Tendenz widerspiegeln, die sich
in Frankfurter Schulkreisen zeigte, nämlich
dass die Rassenideologie nicht unbestritten war.
Die Reichsregierung begann, die Schulen der
Ideologie des Nationalsozialismus unterzuordnen. So formulierte der Reichsminister des
Inneren im März 1933 „Leitgedanken zur
Schulordnung: Die oberste Aufgabe der Schule
ist die Erziehung der Jugend zum Dienst am
Volkstum und Staat im nationalsozialistischen
Geist. Alles, was diese Erziehung fördert, ist zu
pflegen; alles, was sie gefährdet, zu meiden und
zu bekämpfen. Richtunggebend für die volksund staatspolitische Erziehung sind die durch
die deutsche Freiheitsbewegung bestimmten
Ziele der Reichsregierung“.14 Zentrum des
politischen Willens der Nationalsozialisten war,
dass alle wesentlichen Probleme durch eine
rassisch homogene Bevölkerung gelöst werden
könnten. Der rassistische Diskurs über „Rassenprobleme“ und die „Judenfrage“ indoktrinierte die Bevölkerung und so konnten die
Nazis u.a. alte nationalistische Kräfte von der
So notierte Frau Brenner (damals Lehrerin an
der Viktoriaschule) unter Punkt 8 der „Gesamtbesprechung“ vom 03.07.1933:
„8. Betr. Rassenfrage: zu viel Widersprüche und
Standpunkte müssen verschwinden, soll einheitliche Grundlinie geschaffen werden. Engerer Ausschuß leistet die Vorarbeit: Dr. Pauli
und Dr. Klarmann(Erdk.) Biologie (Dr. Bickler,
Albrecht, Dr. Ernst, Deutsch/Geschichte Gerber
/Kerber). Büchervorschläge über rassekundliche Fragen sind bis Freitag 5.7. abzuliefern.”
Aber bereits 1935 zeigte sich, dass die
Judenpolitik sich als Politikfeld17 auch in der
Schule durchsetzte. Ab diesem Zeitpunkt wurde
regelmäßig der Punkt „Judenfrage“ als Tagesordnungspunkt in den Schulkonferenzen
aufgeführt und in der Konferenz vom 25. März
26
anwalt und Zeugen, die ihn als tolerant und
gütig bezeichneten, ließen ihn dann 1948 in
dem Wiederaufnahmeverfahren der Spruchkammer Gießen als „Mitläufer“ benannt
werden.
1935 steht unter Punkt 1: „Judenfrage: Bewertung der Leistungen der jüd. Schülerinnen,
die keine Nebenbelastung (BDM) haben,
dagegen Mittel, sich sonstige Ausbildung zu
beschaffen. Bewertung der arischen Schülerinnen: nicht der reine Intellektualismus
sondern der ganze Mensch. Charakterliche und
körperliche Ausbildung ist die Grundlage der
Beurteilung besonders in Deutsch und Geschichte. Weitgehende Unterstützung der BDM
Schülerinnen; doch event. Beurlaubung vom
BDM für einige Zeit, bei schwächeren Leistungen fördern im Landheim und auf Fahrten.
Landheim […]. Die jüd. Schülerinnen möglichst
zuhause lassen. Die halbarischen Kinder
besonders berücksichtigen, ohne sie mit den
arischen gleichzustellen.”
In der Verhandlung vor dieser Spruchkammer
gab er durchaus zu, dass er überzeugter
Nationalsozialist war und eine „Aufgabe zu
erfüllen“ hatte. War es diese Aufgabe, die er in
einem Kommentar zu einer Hausarbeit einer
Viktoriaschülerin mit dem Thema „Ein Versuch,
deutsches Wesen an der Welt Utas von
Naumburg darzustellen“ mit den folgenden
Worten beschrieb: „Die deutschte Oberschule
hat ein von der n.s. Regierung befohlenes Ziel
zu erreichen. Dabei hat sie u.a. die Pflicht
aufzuräumen mit der lächerlichen Lüge von
„der Veredlung der Deutschen durch das
Christentum”. Ich erfülle diese Pflicht aus
Überzeugung. Danach habe ich auch pflichtgemäß über Ihre Reife zu urteilen. Diese Arbeit
ist ungenügend, da Sie noch nicht einmal
vertraut sind mit den elementarsten Erkenntnissen der n.s. Geschichtsbetrachtung.“(Akten
der Spruchkammer Darmstadt, Hessisches
Hauptstaatsarchiv, Abt. 520).
Hannelore Zacharias
Diese Diskussionen wurden nun unter einer
neuen Schulleitung geführt
Im Dezember 1934 wurde Dr. Gerber die
Studiendirektorenstelle an der städtischen
Viktoria-Schule übertragen.
Es bleibt noch zu sagen, dass Dr. Gerber bald
pensioniert wurde, dass im Verlauf des Kalten
Krieges seine Pension nach anfänglichen
Kürzungen stetig anwuchs und er im Alter von
80 Jahren in Kassel starb.
Nach dem Krieg erklärte der unter den Nazis
zuständige Stadtrat für die Stellenbesetzung,
Dr. Keller, „bis zu einen gewissen Grade“
verantwortlich für die Berufung von Dr. Gerber
gewesen zu sein, da er die Aufmerksamkeit auf
ihn gelenkt hatte, als dieser überraschenderweise 1933 auf der Vorschlagsliste der
NSDAP für den Direktorenposten erschien. Dr.
Keller war von Dr. Gerber nach seiner Berufung
enttäuscht, da er in den Direktorenzusammenkünften als fanatischer Vertreter nationalsozialistischer Anschauungen auftrat.
Hannelore Zacharias, Vicky Kallinikou,
Tatjana Soifer
Dr. Gerber war ein überzeugter Nationalsozialist und trat 1933 der NSDAP und dem
NSLB bei und war häufig als Gauschulungsredner unterwegs. Im Juni 1933 trat er in die SA
ein und wurde dort Trupp- und Oberscharführer.
Im März 1939 wurde er Kreisbeauftragter des
Rassenpolitischen Amtes und arbeitet nach
altersbedingter Entlassung aus dem Wehrdienst
1942 wieder als Schulleiter. Wegen seiner
politischen Aktivitäten wurde er zunächst am
18.4.1945 vom Dienst suspendiert und die
amerikanische Militärregierung verfügte kurz
darauf seine Entlassung. Vom Juni 1945 bis
April 1948 saß er in den Internierungslagern in
Nürnberg, Regensburg und Darmstadt ein und
die Spruchkammer Darmstadt-Lager stufte ihn
als „Minderbelasteten“ ein. Ein guter Rechts-
Links sitzend Dr. Gerber, 4. von rechts Frau Dr. Fucker,
die sich als einzige im Spruchkammerverfahren
gegen Dr. Gerber aussprach.
27
Anmerkungen
1
2
3
4
5
6
7
Viktoriaschule., Schulamtsakte, Sig. 75598 Jahresberichte
Zur Mädchenbildung im Kaiserreich: Margret Kraul,
Höhere Mädchenschulen, in: Handbuch der deutschen
Bildungsgeschichte IV (1870-1918), hg. v. Christa Berg,
München 1991, S. 279-303; zur Frankfurter Schulgeschichte: Emil Ebert, Überblick über die geschichtliche
Entwicklung des Frankfurter Schulwesens, in: Frankfurter Schulzeitung 48 (1931), Heft 11, S. 116-124; zur
Mädchenbildung in Frankfurt vor 1870: Petra Meyer,
Höhere Mädchenbildung in Frankfurt am Main zwischen
1816 und 1848, Frankfurt a. M. 1979; Tobias Picard,
Bürger-Kapital für Bürger-Erziehung. Frankfurter
öffentlichen Schulen 1790-1824, in: Archiv für Frankfurts
Geschichte und Kunst 64 (1998), S. 9-99; zur Geschichte
der Bettinaschule/Viktoriaschule: Hundertjahrfeier der
Bettinaschule, Frankfurt a. M. 1955 und www.bettinaschule-frankfurt.de
Zitiert nach Kraul (wie Anm. 1), S. 281.
Magistratsakten vom 13.März 1925
Verwaltungsbericht über die Schuljahre 1924 bis Ostern
1929, S. 13f
vgl. Studien zur Frankfurter Geschichte 37, Städtebau
8
9
10
11
12
13
14
15
16
Viktoriaschule vor der Zerstörung
28
und Stadtpolitik im wilhelminischen Frankfurt von Jörg
Köhler
Rachel Heuberger, Helga Krohn, Hinaus aus dem Ghetto,
Juden in Frankfurt am Main 1800-1950, Ffm (1988), S. 93
Meine Statistik aus den Schülerinnenakten über die
Adressen der Schülerinnen ergibt folgendes Bild: 16 x
Schumanstraße, 13 x Mendelsohnstraße, 11 x Beethovenstraße, 9 x Kettenhofweg, jeweils 6 x die Arndtstraße und
den Bettinaplatz sowie die Bettinastraße.
Rachel Heuberger, Helga Krohn, a.a.O., S. 93
Alle Angaben aus dem Griesheimer Anzeiger vom
Februar 1928
Schulamtsakten, Sig. 5887,©IST, Ffm
dito
W. Frick, Kampfziel der deutschen Schule, 1933 in:
E. Nyssen, Schule im Nationalsozialismus, Heidelberg
1979, S. 84
Ebd., S. 84
Vgl. P. Longerich, Politik der Vertreibung, eine
Gesamtdarstellung nationalsozialistischer Judenverfolgung, München 1998
Ein Kollege fiel unter § 6, da er als „politisch
unzuverlässige Person“ galt, Stadtarchiv Frankfurt, PA
193.331
Erinnerungen
an meine Schulzeit
1931 - 1940
„Kultur“ in der Schulerziehung drinsteckte. Es
gab auch Gymnastik-Unterricht und Werkunterricht nachmittags.
Das Schönste war natürlich das Landheim.
Dahin gingen wir jedes Jahr 14 Tage lang. Wer
nicht genug Geld dafür hatte, kein Problem. Der
bekam es ganz billig und zwar sehr diskret; das
merkte niemand. Wir Kinder wussten von dem
finanziellen Teil gar nix; das machten die Lehrer
und die Eltern ab. Man hatte dort täglich 2 Std.
Unterricht. Aber das war auch oft Geographie im
Wald oder Turnen mit Völkerball auf der
Apfelwiese. Nahe bei der Apfelwiese war auch
der Waldrand, wo der frühere Direktor Dr.
Reinhold das Bäumchen gepflanzt hatte. Ich
habe ihn noch gesehen, habe einen Bart und
freundliche lustige Augen in Erinnerung. Vor
unserer Zeit war er als Pensionär öfters im
Landheim und dann weckte er die Kinder
morgens, indem er mit seinem dunklen Bass
sang: „Habt ihr nun genug geschlafen... die Uhr
hat 7 Uhr geschlagen... Wacht auf, wacht auf!“ So
in etwa war der Text. Man hatte viel Freude,
musste aber auch Kartoffeln schälen, Stube
putzen etc. ... Es war wunderbar (s. Foto S. 24, 4.
v. rechts G. Boda beim Schuheputzen). Und
förderte in unvergleichlicher Weise das Zusammengehörigkeitsgefühl. Wir waren zu Hause
Vegetarier. Aber das war kein Problem, denn
auch die Jüdinnen bekamen manchmal was
extra.
Als ich in der Quarta war, begann das 1000jährige Reich. Ostern 1933 beim
Klassenwechsel bekamen wir einen neuen Direktor.
Unsere alte so liebenswürdige Direktorin war auf
einmal weg. Herr Dr. Gerber leitete nun die
Schule. Der kulturelle und musische Touch in der
Schule verschwand von heute auf morgen, und
es begann wirklich eine vollkommen veränderte
Zeit. Ich wusste von meiner großen Schwester,
dass im Sommersemester in der Geschichtsstunde die Griechen dran kamen und im
Wintersemester die Römer. Wir fingen also mit
den Griechen an und hängten vor jeder
Geschichtsstunde eine große Landkarte von
Griechenland auf. Es war sehr interessant mit der
griechischen Geschichte. Ein Dr. Bontes (oder so
ähnlich), genannt Floh, erteilte uns den
Unterricht. Der Unterricht war ausgezeichnet.
Nach den Herbstferien wurde die Landkarte
Italiens aufgehängt, und nun sollten die Römer
dran kommen; aber nur 1 Schulstunde lang.
Dann hieß es: nein, die Germanen kämen dran,
und wir lernten bei einem anderen Lehrer von
den Pfahlbauten am Bodensee. Von den Römern
Als ich 1931 in die Sexta kam, leitete Frau
Direktorin Hoffa die Schule. Sie war einmal bei
uns in der Klasse. Es war eine kleine, dicke,
freundliche, sehr beeindruckende ältere Dame
mit einer großen Halskette, die auf mich einen
sehr Vertrauen erweckenden Eindruck machte.
Sie ging so durch die Reihen und sprach sehr
nett mit uns. Wir waren 48 Kinder in der 6a; es
gab eine 6a- und eine 6b-Klasse. Von uns 48
Kindern waren 5 katholisch, 18 jüdisch und der
Rest (also 25 Kinder) evangelisch. Ich weiß das
so genau, weil ich schon immer ein Zahlenmensch war und mir die evangelischen Kinder
Leid taten. Wir Katholiken hatten nämlich einen
Kaplan mit einer langen Soutane, der zu uns zum
Religionsunterricht kam; zu den Jüdinnen kam
ein wunderschöner Rabbiner, aber die armen
evangelischen Kinder hatten nur einen ganz
gewöhnlichen Lehrer aus der Schule. Außerhalb
dieser verschiedenen Religionsunterrichte
nahmen wir Kinder keine Notiz von religiösen
Unterschieden. Wichtig war nur, ob einer gut
Völkerball spielte.
Wir hatten als 1. Fremdsprache Französisch (die
Eltern hatten vorher wählen dürfen, welche
Sprache sie zuerst wollten). Beim Sommerfest
führten wir bereits ein sehr nettes Stückchen auf:
Alle Kinder waren beteiligt; man war Frühling,
Sommer, Herbst oder Winter und lief dementsprechend gekleidet auf der einen Seite zur
Bühne rauf und auf der anderen wieder runter.
Es war prima. Man kam sich mit seinen paar
Worten, die man sang, so vor, als könne man
perfekt Französisch. Die Klasse meiner Schwester Heidi spielten als Quinta bereits ein
herrliches Stück mit einem Marktplatz und dem
schönen Lied: „Madame Gaspard va-t-au
marché; c'est une poule qu'elle veut acheter...“
Bei einem anderen Fest spielten die Primaner
den Urfaust. Ich weiß es so genau, denn eine
Blondine aus meiner Klasse mit goldenen
Locken und ich mit meiner dunklen Pony-Frisur
waren die Pagen. Wir wurden oft zu den Proben
aus dem Unterricht geholt, und es war höchst
interessant. Auch gab es Privat-Musikunterricht. Ich lernte Geige in einer Gruppe von 4
Kindern. Dazu kam Herr Dr. Hoff, der Ehemann
einer Lehrerin, in die Schule, und es war
verhältnismäßig billig. Bald spielte man im
Schulorchester mit. Ich spielte die zweite 2.
Geige, vier 2. Geigen gab es. Weihnachten
führten wir, die Sexta, das Weihnachtsstück auf.
Alle, die keine besondere Rolle hatten, waren
Engel oder Hirten. Ich war ein Engel. Ich
schreibe das alles, um zu zeigen, wie viel
29
hat man nie mehr was gehört. Ich glaube, dass
Herr Bontes auch von der Schule verschwand.
Dass es auf einmal keine römische Geschichte
mehr gab, hat mich damals sehr beeindruckt.
Auch verschwand unsere sehr gute FranzösischLehrerin, Fräulein Strauss. Auch kamen manche
der jüdischen Mitschülerinnen nach der
Ferienreise nicht zurück in die Schule. Da wir
Ostern 1934 in die Mittelstufe kamen und damit
die Klassen anders zusammengestellt wurden,
weil ein Teil Abitur machte und ein Teil nur die
mittlere Reife, merkte man nicht so, wer wegging
oder nur in eine der anderen Klassen kam, denn
alles war so neu und so anders. Die Jüdinnen
selbst redeten nicht darüber. Die Eltern hatten sie
wohl dazu angehalten, damit es keine
Schwierigkeiten gäbe, weder für sie, noch für die
christlichen Freundinnen. Und unser Direktor
war bestimmt froh um jede Jüdin, die wegging.
Es kursierte später das Gerücht, dass er gesagt
habe, jeder Deutschunterricht müsse so sein,
dass jede Jüdin mindestens ein Mal in der
Stunde weint, sonst wäre es kein guter
Deutschunterricht. Übrigens: In unserer Straße
wohnten mehrere jüdische Familien. Sie waren
sehr diskret und zurückhaltend, auch bezüglich
ihrer Schwierigkeiten. Ich habe Fälle miterlebt,
wo sie es taten, um uns nicht in Schwierigkeiten
zu bringen.
Fast alle Klassenkameradinnen gingen in den
BDM, d.h. also zu den Jungmädels, aber es war
noch keine Pflicht. Meine Schwester und ich
hatten lieber unsere Freizeit. Wir hatten gehört,
dass man dann keine „1“ mehr im Zeugnis
bekommt. Aber das kümmerte uns nicht; wir
hatten eh nur eine „1“ im Turnen zu erwarten, die
dann halt nicht mehr kam. Man war übrigens zu
jener Zeit sehr sportlich, etwas, was ich für sehr
gut halte. Mit allen kulturellen Geschichten, das
hörte restlos auf. Auch der Geigenunterricht
hörte auf, d.h. ich hatte noch länger bei Herrn Dr.
Hoff zu Hause Unterricht, denn in der Schule
ging es ja nicht mehr, da seine Frau Jüdin war
und die Schule verlassen musste. Aber es war
eine so komische Stimmung, dass ich ein Jahr
später auch aufhörte. Der Unterricht in der
Schule ging normal weiter; nur im Geschichtsunterricht war es anders, da kam es nicht
mehr auf die geschichtlichen Tatsachen an,
sondern auf ihre Einordnung ins germanische
Brauchtum und Verhalten. Was die jüdischen
Mitschülerinnen betrifft, so waren in der
Untertertia fast alle weg. Gerda Frohmann war
noch da; wir gingen oft zusammen von der
Schule nach Haus, denn sie hatte den gleichen
Weg. Als ich zum ersten Mal zu ihr nach Hause
kam, saß ihr Vater in seinem Büro und hatte nur
ein Bein. Das andere hatte er im 1. Weltkrieg als
Offizier an der Front verloren. Ich sehe es noch
vor mir, wie ich nach Hause ging und so vor mich
hin dachte: Also können doch nicht alle Juden so
schlecht sein, wenn Gerdas Vater ein Bein im
Krieg geopfert hat. Aber irgendwann musste sie
dann, ich glaube, von heute auf morgen weg. Wir
haben heute noch einen lockeren Kontakt.
Meistens merkte man das gar nicht, wenn sie
weggingen, sondern sie waren auf einmal nicht
mehr da. Eine Viertel-Jüdin war mit glühender
Begeisterung als eine der ersten bei den
Jungmädels, aber sie wurde nach knapp einem
Jahr, ich glaube, von Schulkameradinnen
wieder rauskatapultiert. Außer solchen politischen Dingen war die Zeit sehr ehrlich und sehr
sportlich und korrekt.
Was mich betrifft, so hatte Herr Dr. Gerber einen
etwas schlechten Stand bei mir, denn ich hatte
schon vor seinem Amtsantritt von einer früheren
Schülerin von ihm gehört, dass er zuvor die
nationalsozialistischen Mädels sehr schlecht
behandelte – und das wurde dann ab 1933
umgekehrt. Er wurde halt sehr fanatisch. – Eines
seiner Kinder, die Hede, war bei mir in der
Klasse. Sie war sehr nett. Leider war sie die
letzten Jahre sehr krank.
Ich war von Sommer Obersekunda bis Ostern
Unterprima in Schweden, denn ich wollte
eigentlich ganz mit der Schule aufhören; kam
aber doch wieder zurück um Abitur zu machen
und wurde dann ebenso wie meine Schwester
inzwischen Jungmädel-Gruppensportwartin.
Das machte mir sehr viel Freude. Ich trieb also
mit 160 Mädels zwischen 10 und 14 Jahren im
Sommer Sport auf den Marbachwiesen und im
Winter in unserer Schule. Und siehe da, meine
„1“ im Turnen erschien wieder auf dem Zeugnis.
Nach dem ¾ Jahr Schwedenaufenthalt in der
Oberstufe war ich eine recht schlechte Schülerin,
zumal bei unserem Direktor, der uns Geschichte
gab, und ich hatte kein Ohr für diese politisierte
Geschichtsbetrachtung. Da bekam ich im
November eine schriftliche Aufforderung an
einem 1-wöchigen Sportwartinnen-Fortbildungskurs teilzunehmen. Das musste von der
Schule genehmigt werden. Naja, das war ja klar,
dass ich diese Genehmigung nicht bekäme. Aber
ich ging ins Sekretariat und siehe da, mit einem
raschen Federzug genehmigte es der Direktor.
Ich war äußerst überrascht, aber selig, denn ich
wollte schrecklich gern in die Jugendherberge
zu dem Sportkurs.
Unser Abitur haben wir ja praktisch geschenkt
bekommen, denn die Klasse unter uns machten
es nach 8 Jahren, und wir als letzte Klasse mit 9
Jahren wurden zum Kriegsdienst geschickt und
bekamen nach Ableistung eines halben Jahres
Kriegseinsatz das Abiturzeugnis ausgehändigt.
Die Schulzeit war schön und interessant, und in
einem gab ich unserem Direktor, den ich gar
nicht leiden mochte, Recht. Er sagte bei seiner
Einführung: „Lernen sollt ihr hier lernen“. Das
fand ich gut.
Gisela Boda
30
Bettinaschule 1962 - 1982
Ein großer Teil der Reformen folgte Konzepten,
die damals bundesweit (Deutscher Bildungsrat,
1965-1975) und international diskutiert wurden. Auffällig in Hessen waren jedoch Tempo
und Anzahl der pädagogischen Experimente
und, allgemein gesehen, die Überschätzung des
Einflusses der Schule im gesellschaftlichen
Prozess.
„Von dem, was heute gedacht, hängt ab, was
morgen gelebt wird.“ (José Ortega Y Gasset,
1951)
Der Schulentwicklungsplan für Hessen, begonnen unter Kultusminister Prof. Ernst Schütte
(Amtszeit 1959-1968), sah vor:
- Schulformbezogene Gesamtschulen (seit
1959)
- Ausbau der weiterführenden Schulen
- Verdopplung der Abiturientenzahl durch Verbesserung der Erfolgsquote im Gymnasium
- Zweiter Bildungsweg: 1. Hessen-Kolleg,
1959; später Abendgymnasien
- Ausbau der Berufsfachschulen
- Neubestimmung der Unterrichtsinhalte und
Modernisierung der Lehr- und Lernverfahren; Verwendung von technischen Hilfsmitteln
Vorlesung von Prof. Alexander Mitscherlich
in der Aula der Universität, 1970 (Barbara Klemm)
In allen Abschnitten ihrer Geschichte war die
Bettinaschule als Arbeits- und Erziehungsgemeinschaft in die gesellschaftlichen und
politischen Tendenzen involviert und spiegelt
allgemeine pädagogische Ideen und deren
Umsetzung durch die Schulverwaltung. Innenstadt- und Universitätsnähe und die besondere
Mischung ihrer Lehrer- und Schülerschaft
bedingen dabei Intensität und Charakteristik
dieser Spiegelung. Dieser Bericht über die
Schulgeschichte soll daher in den Rahmen von
außerschulischen Entwicklungen zwischen
1962 und etwa 1982 eingeordnet werden.
Weitere Konzepte wurden entworfen, aber
anders als die vorher genannten, auch unter
Schüttes Nachfolger, Prof. Ludwig von Friedeburg (Amtszeit 1969-1974), nicht landesweit
verwirklicht:
- Durchlässiges Gesamtschulsystem
- Einführung der Eingangsstufe für 5-Jährige,
ab 1976
- Einführung der Ganztagsschule
- Vollschulische Berufsgrundausbildung
Das dreigliedrige Schulsystem blieb erhalten,
aber die Übergänge wurden erleichtert;
Förderstufen und wenige integrierte Gesamtschulen wurden eingerichtet. Das 1969, mit
Zustimmung von SPD und FDP novellierte
Schulgesetz formuliert als Zielsetzungen u.a.:
„Demokratisierung der Bildung, Systemveränderung/ Emanzipation/ Antiautoritäre Erziehung/ soziales und kreatives Lernen”.
Vgl. auch die Ideen der Odenwaldschule (seit
1910) und der „Pädagogik vom Kinde aus” von
Alexander Neill, Schule von Summerhill (seit
1924); auch die spätere Laborschule in Bielefeld
von Hartmut von Hentig (seit 1974).
Schon 1964 hatte Prof. Georg Picht vor der
„deutschen Bildungskatastrophe“ gewarnt, d.h.
dass die deutsche Quote von AbiturientInnen
und Studierenden nicht für den zukünftigen
wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Bedarf
hinreiche. Unter anderem seien dafür eine viel
bessere Ausstattung der Schulen und kleinere
Klassen nötig. 1965 wird Bildung zum „allgemeinen Bürgerrecht“ (Prof. Ralf Dahrendorf)
proklamiert und deshalb der Abbau des
Bildungsgefälles in der BRD als Beitrag zu einer
Gesellschaftsreform gefordert (Nord-Süd; protestantisch-katholisch; männlich-weiblich;
Stadt-Land und schichtenbedingte Ungleichheiten). Chancengleichheit wurde zum zentralen Motiv von Reformen. Die Frage nach der
Rolle von Erbgut oder sozialem Umfeld für die
Entwicklung der Intelligenz galt als wissenschaftlich beantwortet. Mit Nachdruck initiierte
man in den 60er Jahren kompensatorische
Schulversuche und Modelle.
„Hessen vorn!“ Ein Schulversuch folgte dem
anderen, z.B. Mengenlehre, Sexualerziehung,
Frühenglisch an Grundschulen, generative
Transformationsgrammatik, lernzielorientierte
Rahmenrichtlinien, Förderstufen, Einführung
von Stufenlehrern (vgl. Führ, S. 164f.).
43
Diese Reformen hatten nicht mehr einen
traditionellen Wissenskanon zum Ziel, sondern
Bildung als exemplarisches Lernen, d.h. die
Entwicklung von Lernfähigkeit als Voraussetzung für lebenslanges Lernen. Ein lernzielorientierter Unterricht sollte mit Evaluation
begleitet werden.
Zum Beispiel wurde die Förderstufe zwischen
1961 und 1985 sukzessive für 62% aller hessischen SchülerInnen der 5. und 6. Klasse
eingeführt. Gerade als dieses Konzept, auch für
die Bettinaschule in zweijähriger Arbeitsgruppe
vorbereitet, flächendeckend verbindlich gemacht werden sollte, kam es nach der
Landtagswahl Juni 1987 zum Wechsel der
Regierungskoalition und wurde u.a. diese
umstrittene Reform rückgängig gemacht; die
Wahlmöglichkeit der Eltern war damit wieder
verstärkt.
Die Unzufriedenheit und Aufbruchstimmung
der Studenten in den Jahren 1967/68 hatte
vielfältige Gründe und Anlässe: Vorläufer waren
die Studentenunruhen in Paris, in der BRD die
Kampagnen gegen Atomkraftwerke und Notstandsgesetze und die breite Protestbewegung
gegen den Vietnam-Krieg. 1966/67 brachte die
erste deutliche wirtschaftliche Rezession. Im
Rückblick, z.B. 1993 nach 25 Jahren, ließen sich
leichter Vision und Scheitern dieser selbsternannten „Revolution” analysieren, ihr Narzissmus und regressives Spielen, ihre Anteile von
Wahn und der irrationale Drang etlicher junger
Leute zum Kämpfen. Eine Generation, die den
Krieg nicht mehr erlebt hatte, stellte Ideologien
und Herrschaft von Parteien in Frage mit der
Forderung nach Liberalität, Gleichheit und
Sozialität. Konkreter Auslöser war ein Ereignis
in Berlin: der Tod des Studenten Benno
Ohnesorg während einer Demonstration gegen
den Besuch des persischen Schahs (2.6.1967)
durch Schüsse eines Polizeimeisters. Es folgten,
nach dem Vietnam-Kongress in Berlin
(17./18.2.1968) eine Solidarisierung mit Befreiungsbewegungen in Lateinamerika (Ché
Guevara) und Ostasien (Ho Tschi Minh); einer
der Initiatoren des Kongresses, Rudi Dutschke,
wurde am 11.4.1968 durch ein Attentat schwer
verletzt. Ein Bewusstsein von Stärke (Massen),
Internationalität (Grußbotschaften) und Feindbildern (z.B. USA, Kapital, das System) verband
die Demonstrierenden (vgl. auch Sammlung
Ortsgeschichte, 1967-1969).
Für besonders langwierige öffentliche Kontroversen sorgte der Planungsprozess um die
Rahmenrichtlinien (RRL), 1968-1978. Die RRL
galten für viele, besonders in den Fächern
Deutsch, Gesellschaftslehre, auch Biologie
(„Politisierung und Sexualisierung des Unterrichts“) und Religion als inhaltlich zu radikal,
einseitig in theoretischen Maximen von Sozialisation und Kommunikation und schwer
verständlich in der Formulierung (vgl. Führ,
Förderung der mathematischen Fähigkeiten
und Ideen bei Kindern, FAZ 1998
In der Öffentlichkeit der deutschen Großstädte
erweiterte sich rasch der Kreis der Lebensbereiche, die diskutiert oder verändert werden
sollten und nicht mehr tabu waren: Familie,
Sexualität, später: § 218 (Verbot der Abtreibung), entfremdete Arbeit, Autorität in jeder
Form, Kulturbetrieb/ Kulturrevolution. Man begann neue Lebens- und Protestformen zu erproben und darüber im „Kursbuch” oder in
„konkret” zu publizieren.
S.166 ff.; Akten Ortsgeschichte). Erst eine 1978
an alle Schulen verschickte Allgemeine Grundlegung zur Arbeit mit den RRL in allen Fächern
sorgte für gewisse Beruhigung.
Ähnlich schwierig gestaltete sich die Oberstufenreform:
- 1972: Rahmenvereinbarung der Kultusministerkonferenz, 1976 in Hessen verwirklicht
- Juni 1977: Gesetz über die Neuordnung der
gymnasialen Oberstufe, 1981 vom Hessischen Staatsgerichtshof angefochten als
mit der Verfassung nicht vereinbar
- 1982: Geänderte Novelle, die Februar 1983
zur Verordnung für die gymnasiale Oberstufe
und Abiturprüfung führte.
„Aktion sofort!“ „Macht kaputt, was euch kaputt
macht!“ „Schafft alles ab!“
Die Universitäten boten schon länger Zündstoff
und wurden als Vertretungen des Establishments zum Feind. In Frankfurt protestierten die
Studenten der Abteilung für Erziehungs44
wissenschaften (AFE) gegen Pläne des Kultusministers Schütte, das Studium zu kürzen und
die politische Grundausbildung zu streichen.
Der Staat wolle hier eine „eine reibungslos
verwertbare, pädagogische Intelligenz, die
Wissen aufspeichern, aber nicht kritisch denken
soll“, ausbilden (Flugblatt des SDS, Dez. 1968;
in: Novak/Karasek, S. 27). Der Plan beweise die
Rechtlosigkeit der Studenten. In verschiedenen
Vollversamlungen wird beschlossen, Vorlesungen und Übungen zu boykottieren oder
umzufunktionieren zu Diskussionsforen oder
„die Lehr- und Lernprozesse in die eigene Hand
zu nehmen“: “Die Universität sind wir“ (in:
FAZ, 2.7.2001, S.7). In Arbeitskreisen übt man
kollektives Lernen, besetzt auch das externe
Institut für Sozialforschung, und als die
Studenten in Polizeibussen abtransportiert
werden, ruft Hans-Jürgen Krahl (SDS) den
irritierten Professoren Adorno, Habermas und
von Friedeburg zu : „Scheißkritische Theoretiker“ (vgl. Stern Nr. 7, 1969; in: Novak/Karasek,
S. 44).
Zehntklässlerin: „Rudi Dutschke diskutierte
hier mit uns“ oder „Enzensberger und Alexander Kluge waren gestern hier“. Häufig
machten Demonstrationszüge von Studenten
auf ihrem Weg in die Innenstadt einen kleinen
Zwischenstopp in Hof und Gebäude der
Bettinaschule.
Schon vor der zu Karl-Marx-Universität umbenannten Uni (Okt. 1968) hieß die Bettinaschule
für einige Wochen „Rosa-Luxemburg-Schule“
(Juni/Juli 1968). Lange Transparente hingen an
der Fassade. Lustig, ernsthaft oder etwas
gewaltsam inszenierte man go-ins, teach-ins,
sit-ins und sleep-ins, z.B. auch in der Schulaula,
wo bis zum Morgengrauen diskutiert wurde.
Symbolisch wurde Krieg geführt gegen Hausbesitzer, die Häuser leerstehen und verfallen
ließen, teils durch Überbelegung und Kaputtwohnen bis zum Spekulationsabriss:
Am 18./19. Sept. 1970 erfolgte die erste Hausbesetzung von zimmersuchenden Studenten
(Eppsteiner Str. 44; „Wir nehmen uns, was uns
gehört“, vgl. T. Schulz, Nachlass, Stadtarchiv),
der 1970-74 etliche andere folgten, ebenso die
Prozesse wegen Hausfriedensbruch. Auch an
der Bettinaschule gab es 1972 einen Häuserrat.
Diese Protestform spaltet zunächst die Frankfurter Bevölkerung, gab aber Impulse zu
verschiedenen nachhaltigen Bürgerinitiativen
und positiven amtlichen Reaktionen.
Th. W. Adorno in der Universität, Mai 1968 (FR)
Überall erkennen diese Studenten „Faschisierungstendenzen des autoritären Staates“, gar
„Gleichschaltung“ der Universität (vgl. Novak/
Karasek, S. 51).
Harmloser, aber näher an der Bettinaschule
waren Zwischenfälle im Café Laumer: Eine
Gruppe von Jugendlichen provozierte mit
salopper Kleidung und langem Haar und wurde
nicht bedient; nach einer kurzen Schlägerei in
der Küche erschien die Polizei. In das nun von
Sympathisanten und Polizei belagerte Café
durften nur noch ausgewählte Gäste eintreten.
Fritz Teufel stand im Smoking auf der Treppe,
Torten flogen gegen die Polizei, die zuschauenden Studenten und Schüler johlten und feixten;
einige wurden geprügelt (vgl. FR und FAZ,
16.9.1968; in: Novak/Karasek, S. 17-26; Interview mit J. T., damals 11 Jahre, in: Betton Nr. 11,
S. 46 f.).
Räumung des besetzten Hauses Grüneburgweg 113,
1971 (Barbara Klemm)
Die Proteststimmung („Wer sich nicht wehrt, der
lebt verkehrt“) erfasste auch die Schulen.
Gefordert wurden immer wieder: mehr Lehrer,
kleinere Klassen, viel mehr Geld für Lehr- und
Lernmittel, Abschaffung der Noten, Abschaffung von Tabus, fundierter Unterricht über
die deutsche NS-Geschichte und die Schuld der
Väter, Teilnahme der Schüler an Anti-AtomAktionen. Einige Aktionsformen waren unter
den Schülerinnen der Bettinaschule durchaus
Auch das Spartakus-Seminar der Soziologen in
der Myliusstraße war nahe. Eine Lehrerin von
damals erinnert sich an Entschuldigungen einer
45
eine AG Frauen-Emanzipation gegründet, die
sehr lebhaft angenommen wurde, aber intern
als „Sex-AG“ beschimpft wurde.
umstritten, aber das Gros der Oberstufe beteiligte sich an Demonstrationszügen.
Im Juni 1962 hatte Frau Dr. Hilde Spickernagel
(1916-2003; Fächer: Deutsch, Politik, Geschichte; SPD) zunächst kommissarisch, 1964
offiziell ernannt, die Schulleitung übernommen, eine moderne Frau, erfahren im niedersächsischen und hessischen Schuldienst, auch
dem Aufbaugymnasium in Bensheim/ Berg-
Sehr kontrovers diskutierte das Kollegium in
diesem Sommer die Einführung der Koedukation (Magistratsbeschluss u.a. zur Entlastung
der Goetheschule mit Wirkung zum 1.9.1967).
Es gab nun in Frankfurt 4 Gymnasien für
Jungen, 3 für Mädchen und 10 mit Koedukation. Man hatte praktische Einwände: „Wo
sind Toiletten für Jungen? Mit einer gemischten
Klasse kann man nicht ins Landheim fahren.“
oder polemische: „Bin ich eine Puffmutter?”,
„Die Jungen drücken uns an die Wand“. Das
Kollegium war gespalten in eine zurückhaltend
bis ablehnend argumentierende Gruppe meist
Älterer und die so genannten jungen Linken,
samt der Direktorin. Die neuen Jungen in der 5.
Klasse von 1967 störten oft wirklich, weil sie,
eine Minderheit, vielen Mädchen intellektuell
und sozial unterlegen, den Mahnungen der
älteren LehrerInnen ausgesetzt, sich nur
aggressiv oder laut behaupten konnten (vgl.
späterer Eindruck von Direktor Dingeldey, in:
Interview in Betton Nr. 7, 1998, S. 48).
Klasse 12 mit Frau Dr. Zander, 1965
straße. Sie sah als ein Ziel schulischer Erziehung die „Entwicklung der zur Mitgestaltung der Zukunft beitragenden Fähigkeiten“
(vgl. Interview in der Schülerzeitung
Bienenkorb-Gazette Nr. 1, 1963). Von Anfang an
stützte sie die Arbeit der SV, wünschte ein
besseres Gemeinschaftsgefühl der Schülerschaft, kümmerte sich engagiert um Schülerprobleme. Sie organisierte die damals noch
seltene Aufnahme von Realschülern in die
Klasse 11, ab 1969. April 1966 bis Juli 1967
fanden zwei Kurzschuljahre statt, um den
Schuljahrsbeginn auf August/September umzustellen. Dr. Spickernagels Arbeitsjahre bis
Juli 1970 waren nicht nur einfach: Die
Abiturientinnen von 1963 hatten sich noch artig
dafür bedankt, dass die Schule sie als „ganzen
Menschen“ erzogen habe, „an Leib, Verstand
und Seele“ geformt habe, damit er fähig werde,
„ein der menschlichen Würde gemäßes Leben
zu führen“ (H. Thielen, in: Bienenkorb-Gazette
Nr. 1, 1963).
1975 kam es zum Konferenzbeschluss, das
Landheim in Eppenhain (Taunus) zu schließen,
da die meisten LehrerInnen es ablehnten
dorthin zu fahren mit Schülern, „die sich
jeglicher Ordnung und Aufsicht entzögen, nur
auf nächtliche Rendezvous ausseien“ und die
sich wie „im antiautoritären Kinderladen
benähmen“ (vgl. FNP 5.9.1975; Sammlung
Ortsgeschichte).
Im Frühjahr 1968 kam es verstärkt zu politischen Aktionen: Die Bettinaschule nannte sich
die erste „Kritische Schule” und am Tag vor
Pfingsten wurden acht Arbeitskreise gebildet,
die „mit hohem Niveau“ diskutierten. Nachts
sollte die Schule besetzt werden, war jedoch
schon ab 23.30 h vom Hausmeister verschlossen, sodass die Polizei überflüssig war, aber das
Gebäude am Morgen „von innen schützte“. Im
Ein gewisses Brodeln unter den Schülerinnen
fand seit 1963 in dieser Schulzeitung ein Ventil,
auch im Schultheater und in Kabarett-Aufführungen, z.B. „Germania, quo vadis” oder in
Podiumsdiskussionen, z.B. zur Bundeswehr
(1965). Für öffentliche Aufregung sorgte eine
Initiative der Schülerzeitung im Februar 1967,
die Fragebögen zum Thema Sexualität und
Aufklärung ankündigte, welche dann in den
Klassen 8-13 verteilt wurden (vgl. Artikel unten,
S. 52 ff.: „Der Fall Bienenkorb-Gazette”). Eine
junge Französisch-Kollegin hatte damals vorher
Klasse 9c mit Frau Lauerbach, 1971
46
Juli war die Schule etwa eine Woche besetzt,
und normaler Unterricht war ab Klasse 9 nicht
möglich (vgl. Sammlung Ortsgeschichte). Die
Mehrheit besonders der Schülerinnen der
Klassen 5 bis 8 bekam von den Aktivitäten der
Arbeitsgruppen nur wenig mit, fand es aber
spannend, dem Gerangel von eigenen mit
fremden Flugblattverteilern zuzuschauen (vgl.
Interview J. T., in: Betton Nr. 11, S. 46-50).
Anderen war dies alles unverständlich bis lästig:
„Das ständige Schreien: Freiheit für..., Solidarität mit..., mehr Lehrer...“; und sie gingen zu
keiner Demo „geschlossen“ /„ im Sternmarsch“
mit (vgl. Interview V. M., in: Betton Nr. 6, S. 20).
Mit Geschick und Wohlwollen für die Bewegung manövrierte die Schulleitung in
Krisenmomenten. Im Kollegium gab es besorgte
andere Meinungen, einmal erwog man z.B. den
Schutz der Türen mit Sandsäcken.
In der Bettinaschule war man jedoch offen für
Neues: Seit 1967 wurden, für je zwei Klassen
der Jahrgänge 5/6, Vorformen einer Tagesheimschule erprobt, mit Mittagessen, Aufgabenbetreuung und Förderunterricht am
Nachmittag. 1967-69 gab es die Sommerschule
in den großen Ferien, zur Vorbereitung von
Nachversetzungsprüfungen. Im Herbst 1970
fand ein Aktionstag statt mit Schülerarbeitsgruppen, die z.T. von Studenten, z.T. von
Schülern geleitet wurden und Texte von
Sigmund Freud und Erich Fromm, frühe
Schriften von Marx lasen und eine Marx/
Engels-Schulung betrieben.
In der Erinnerung ehemaliger SchülerInnen
gruppierte sich die Oberstufe in eine Mehrheitsgruppe der politisch Aktiven, eine Gruppe
von Unpolitischen oder anders Interessierten
und einigen „Szene-Gängern/Hippies“, die
sich in den vielen legal möglichen Freistunden
am Marshall-Brunnen am Opernplatz mit
Drogen versorgen konnten. In verschiedenen
Bereichen der Schule durfte man rauchen, aber
das Gebäude wirkte sauber.
1970 wurden das Wahlrecht und die Volljährigkeit auf 18 Jahre herabgesetzt.
November 1969 wurde an der Bettinaschule als
einer der ersten Schulen in Hessen ein eigenes
Kurssystem in der Oberstufe eingeführt: Die
Stufe 11 wurde noch im Klassenverband, die
12/13 je in Tertialkursen unterrichtet, mit einem
Leistungskurs, limitierter Kursgröße und
Anwesenheitspflicht in ¾ der Stunden. 1973
ging man auf Halbjahreskurse über und seit
1976 galt das für Hessen einheitliche KMKModell für die Oberstufe erlassen: Kurssystem
ab Jahrgang 11, zwei Leistungskurse, festgelegter Kanon von Pflichtkursen, Anwesenheitspflicht, neue Versetzungsbestimmungen von 11
nach 12, eine obligatorische mündliche Prüfung
im Abitur u.a..
Seit 1966 waren viele junge Lehrer eingestellt
worden („Lehrerschwemme” bis etwa 1972), der
Lerndruck war geringer als früher; im Abitur
wurden drei Arbeiten geschrieben, eine mündliche Prüfung wurde nur in Zweifelsfällen angesetzt. Während 1968/69 viele Diskussionsanstöße von außen, von den Studenten kamen,
forderten 1970 bis etwa 1975 die SchülerInnen
selbst bestimmte Lektüren, Kursthemen und
Diskussionen, besonders in Gemeinschaftskunde. Indem sie sich selbstständig vorbereiteten, gaben sie dem Lehrer eine neue Rolle und
erwarteten nicht, motiviert zu werden. Ein
Physik-LK 13 (Kreß, 1970) wollte wissen, wie ein
Computer arbeitete, und die Mädchen bauten
daraufhin über ein halbes Jahr den ersten
Schulcomputer „Logitron”, der tatsächlich
funktionierte! Manchmal halfen ein Referendar, befreundete Studenten und ein im
Löten versierter Achtklässler. Viele Schaltungen
wurden zu Hause fertig gestellt und ausprobiert
und am Ende bekamen, bis auf eine Note 1, alle
die Einheitsnote 2.
Schüler und die meisten Eltern ahnten nicht,
was Frankfurter Schulleiter und Kollegien
sorgte: der Schulentwicklungsplan (I-III =
Vorlage M 59), der unter Federführung von
Stadtrat Willy Cordt und Magistratsoberschulrat Enderwitz von 1966 bis Juni 1968
entwickelt worden war. Er enthielt den dringendsten Bau- und Investitionsbedarf im
Schulwesen und entwarf, ausgehend von der
Schülerprognose für 1972 eine Gesamtplanung
für Schulzentren, Gesamtschulen, Oberstufengymnasien, Förderstufen, Klassenfrequenzen
und Lehrerbedarf im Frankfurter Stadtgebiet.
Nur mühsam erreichte die Direktorenversammlung, dass sie und die betroffenen
Schulen miteinbezogen wurden. Für die
Bettinaschule hätte die Realisierung des Plans
möglicherweise das Aus bedeutet, beziehungsweise ein Fortbestehen nur als Sek.I-Schule, in
einem Schulzentrum Bockenheim Süd (vgl.
Akten der Stadtverordnetenversammlung).
Nachdem Frau Dr. Spickernagel in das Kultusministerium gewechselt hatte, leitete Dr. Pfister
zusammen mit Frau Schmidt-Gloger vertretend
die Schule, bis im November 1971 Herr Volker
Dingeldey (geb. 1933; Fächer: Deutsch, Politik,
Geschichte) die Leitung „probeweise“ übernahm. Von der ersten Vorstellungskonferenz an
zielte sein Handeln auf Kooperation und
Kommunikation ab: Sein bevorzugter Aufenthaltsort war das Lehrerzimmer, sein Medium
47
gern das Mitteilungsbuch. Auch die Flügelgruppierungen im Kollegium wollte Dingeldey
gewinnen, und Gespräche bestimmten seinen
Stil und Erfolg. Dem Personalrat schlug er
damals, am Anfang, vor, ihn zu akzeptieren und
er versprach, bei Nichtgefallen spätestens in
einem Jahr zurückzutreten (vgl. Darstellung
dieses Beginns im Interview, in: Betton Nr. 7, S.
48ff.). Es wurden 27 Jahre.
Frei nach Theodor Fontane und seiner Charakteristik des Stechlin könnte man über Dingeldey
sagen: Er hat das, was über alles Zeitliche
hinaus liegt, was immer gilt, ein Herz. Er ist
recht eigentlich frei. Weiß es auch. Er ist „das
Beste, was wir sein können, ein Mann und ein
Kind“.
Dingeldey bei einem Kollegiumfest 1975
Als Kreisvorsitzender in der GEW und ab 1973
Mitglied der SPD geriet Dingeldey mitunter in
Interessenkonflikte, auch solchen zwischen
Mensch und Schulleiter, die er ganz offen selbst
Fünftklässlern vermittelte.
Sowohl durch bewusste Personalpolitik als auch
durch geschicktes Verhandeln und Berichten
gegenüber den vorgesetzten Behörden lenkte
Dingeldey, mit ironischer Rhetorik, selten laut,
die Schule durch die Jahre. Besonders berühmt
wurde eine Episode zwischen ihm und dem
Schulamt: Obzwar der Direktor angesichts der
fast zu Teichen anschwellenden Regenpfützen
auf dem welligen Tennissportplatz der Schule
erfolglos mehrere Anträge auf Reparatur an das
Schulamt geschickt hatte, dann die Schadensmeldung ergänzte mit der Bitte um Zusendung
von zwei für den Schulteich passenden
Schwänen, bedurfte es noch zweier Kilogramm
Schlammproben aus dem Teich, welch selbige
in die Klassenräume gelangt waren, um dann,
sogar überraschend kurzfristig, einen neuen
Bodenbelag zu erhalten (vgl. auch FR,1.7.1998).
Wichtig war ihm als ein dritter Bereich seines
Amtes die gezielte Aufnahme von SchülerInnen, die in den 50er Jahren völlig, in den 60er
noch mehrheitlich nicht im Gymnasium vertreten waren: Arbeiterkinder, Kinder aus bestimmten Stadtteilen (z.B. Gallus- und Bahnhofsviertel), Problemschüler und die zunehmend in
Frankfurt lebenden Migrantenkinder. Die
Bettinaschule erreichte in den späten 80er
Jahren als erstes hiesiges Gymnasium einen
Ausländeranteil von 33%, aus mehr als 40
Nationalitäten; besonders groß war anfangs die
Gruppe der Jugoslawen. Zum Vergleich: In
Hessen stieg der Anteil der ausländischen
Schüler, in allen Schulformen zusammen, von
Kollegium 1979
48
0,5%, 1965, auf 8,2%, 1980 (vgl. Führ, S. 170). An
Frankfurter Gymnasien betrug der Anteil der
ausländischen oder nicht herkunftsdeutschen
Schüler 4%, 1971, und 6%, 1980 (vgl. Statistisches Jahrbuch der Stadt Frankfurt). Seit
1972/73 wurden auch geeignete Schulabgänger
von Gesamt- und Realschulen in die Stufe 11
aufgenommen, so dass bald ein größeres
Kursangebot möglich war und die Anzahl der
Oberstufenschüler und der AbiturientInnen
sich in etwa 12 Jahren mehr als verdoppelte. Die
besondere Mischung der Schülerschaft und der
pädagogische Anspruch sie zu fördern änderte
und prägte rasch das Image der Bettinaschule.
schuhe. Die Erwachsenen übernahmen teilweise die Mode der Jugend. Aber noch 1970 wurde
eine junge Kollegin an der Bettinaschule
gerügt, weil sie als Zuhörerin beim mündlichen
Abitur ein helles Sommerkleid trug, anstatt des
üblichen dunklen Kostüms.
Seit 11.1.1973 wurde der erste Samstag im
Monat unterrichtsfrei, seit September 1980
auch der dritte.
Die Schülerzahl an der Bettinaschule, zwischen
1962 und 1967 etwa konstant um 740, stieg nach
der Einführung der Koedukation bis 1980 auf
1130 und 1988 auf ein Maximum von fast 1200
SchülerInnen. Die höchste Lehrerzahl betrug
etwa 95, inklusive der Teilzeitkräfte und 12
ReferendarInnen. Der Raummangel im Haus
bedingte, dass sechs relativ dunkle Räume im
Keller ständig als Unterrichtsräume genutzt
werden mussten und dass man im 2. und 3.
Stock einige Querwände einzog, um mehr
Kursräume zu gewinnen. Da ein KlassentraktNeubau damals nicht mehr finanzierbar war,
wurde seit 1979 in einigen Räumen des ehemaligen Rothschildschen Pferdestalls in der Ulmenstraße Unterricht gehalten, später in sechs
Räumen der nahen Elsa-Brändström-Schule.
Auch externe Turnhallennutzung war nötig.
In der Erinnerung der damals jungen LehrerInnen waren die Jahre 1967-1977 eine positive
eigene Zeit, lebendig, befreiend, auch voller
Experimente und Selbstbezogenheit. Ein
Grundtext für das Lebensgefühl dieser Zeit erklang 1971 John Lennons „Imagine, there's no
heaven... Imagine all the people, living life in
peace…“ Mit diesen Visionen konnte sich eine
Jugend identifizieren, sah Sinn und Zukunft,
engagierte sich und wollte lernen. Für Kinder ist
diese Botschaft z.B. bei Bettina Wegner (1973)
gefühlvoll konkretisiert in: „Sind so kleine
Hände, winzige Finger dran... sind so klare
Augen...“ ein Lied, das nicht in den umstrittenen RRL stand, das aber Kinderzimmer, Kitas
und Kinderläden erreichte und manchmal auch
Gymnasien. Mehr auf kognitives Lernen zielte
die Fernsehserie Sesamstraße ab, die seit 1973
in der BRD ausgestrahlt wurde, auch weil man
eine kompensatorische Wirkung annahm.
Gruppenunterricht, Projektarbeit und Teamvorbereitung gaben Lehrern und Schülern neue
Formen des Lernens. Hinzu kam allmählich
eine bessere technische Ausstattung der Schule:
Filmapparate, Videorekorder, Fernsehgeräte,
Overhead-Projektoren und als Beginn des
Kopienzeitalters Vervielfältigungsgeräte, seit
1969 mit Matrizen, später Kopiergeräte. Keck
fragt Januar 1973 die Fachkonferenz Deutsch
beim Hessischen Kultusminister an, ob und
wann die für die Erprobung der neuen RRL
empfohlenen Tonbandgeräte für jede Klasse
geliefert würden. Die ausführliche und korrekte, ironische Antwort endet mit dem Verweis auf
die Nicht-Zuständigkeit des Ministeriums nach
§ 30...
Mädchen und Jungen ließen die Haare länger
wachsen, die Röcke hingegen wurden immer
kürzer, Hosen waren weit, mit Schlag oder eng
oder auch für Erwachsene als Latzhosen, und
man liebte Folklore-Stoffe. Und für viele galt als
Einheitskleidung: Jeans, Parka und Turn-
Einzelne LehrerInnen gaben z.B. im WPUUnterricht einheitlich Note 2, um Freude am
Lernen, unabhängig von der Note, zu erhalten,
oder sie duzten sich mit den Schülern ab Klasse
10. Einer jungen Kunstlehrerin gelang mit
kompetentem Vorbild, Kunst zu einem Fach
großer Erfolge zu machen, mit bleibenden
Produkten, Büchlein und Büchern, Wandbildern und Ausstellungen. Seit 1977 war Kunst,
auf ihre Initiative hin, auch Leistungsfach und
ein Anziehungspunkt der Schule. Seit den 80er
Jahren gestalteten Chor, Orchester und andere
Musikgruppen regelmäßig Konzerte.
Ausflug der Klasse 6c
Oktober 1971
49
Projektwoche 1982
Die Bettinaschule gehörte zu den ersten
Gymnasien in Frankfurt, die seit 1981 ein
dreiwöchiges Betriebspraktikum in Klasse 9
durchführten und seit 1980 in der 8. Klasse
Skifreizeiten. Im jährlichen Wechsel fanden
Schulfeste und Projektwochen für die gesamte
Schule statt: In den 70er Jahren hatte jede
Projektwoche ein Thema (z.B. Sucht, Frieden,
Wald/Waldsterben), später ließ man die Schüler
aus einer Vorschlagliste wählen. Hierin waren
immer etliche, die soziales Engagement beinhalteten, und man knüpfte an frühere
Traditionen der Schule an.
Feuerwehr und die Polizei bei der Durchsuchung Fehlalarm festgestellt hatten. In und
an dem Gebäude waren Slogans gesprüht, die
Tische verschmiert, die Toiletten noch mehr. War
es noch 1974 gelungen, das Rauchen im
Gebäude für Schüler und Lehrer zu verbieten (4
Skifahrt 8b und 8c 2002 nach St. Jacob, Ahrntal
Verdüstert wurde das politische Klima in der
BRD in den späten 70er Jahren durch die
Radikalisierung der APO zum Terror der RAF,
durch politische Morde und Attentate einerseits
und diffuse Angst der Bevölkerung andererseits.
In der Bettinaschule spiegelten sich die
Ereignisse in politisierten Diskussionen, grober
Rhetorik der Negation und in primitiven
Beleidigungen weniger SchülerInnen gegen
einzelne MitschülerInnen und LehrerInnen.
Enthaltungen bei ca. 70 Ja-Stimmen), so veränderte sich nun das äußere Bild der Schule
zum Negativen.
In mehreren Jahren, besonders 1979-1982
gingen immer wieder Bombendrohungen von
Trittbrettfahrern gegen die Schule ein, woraufhin anfangs alle SchülerInnen nach Hause
geschickt wurden, später, zumal bei Feueralarm, nur in die äußeren Hofbereiche, bis die
Seit etwa 1976 zeichneten sich Inflation und
Wirtschaftskrisen ab, später kamen Ölkrisen
hinzu, und die bildungspolitischen Reformpläne galten als nicht mehr finanzierbar: Die
Summe von 27,6 Mrd. DM, die Bund, Länder
und Gemeinden insgesamt 1970 für Bildung
Schülerzeitung Juli 1977
50
ausgegeben hatten, war 1975 auf 56,2 Mrd. DM,
gestiegen, d.h. mit einer jährlichen Quote von
15%, was erheblich über der Zuwachsrate des
Bruttosozialprodukts und anderer öffentlicher
Ausgaben lag; und auf Dauer konnten solche
Aufwendungen nicht erbracht werden (vgl.
Informationen, S. 39). Es musste gespart
werden. Wenige Jahre vorher waren noch alle
jungen Lehrer eingestellt worden, seit 1976
wurde ihnen höchstens ein 2/3-Angestelltenvertrag angeboten. 1977 siegte in Frankfurt die
CDU, Dr. Walter Wallmann löste Rudi Arndt als
OB ab, das Kita-Konzept wurde beendet. Im
Februar 1977, ebenso im November 1979 und
Januar 1980 kam es zu Streikaktionen, an denen
Schüler und Lehrer teilnahmen, mit Fernbleiben vom Unterricht und vom Dienst. Die
Bettinaschule plante an diesen Terminen z.B.
auch einen Verwaltungstag mit Elternberatung
und Fachkonferenzen. Zu einer Protestkundgebung der GEW wegen Lehrermangels gingen
am 26.5.1986 40 Lehrer der Bettinaschule auf
die Straße, vorneweg der Direktor.
Quellen:
-
-
Schulamtsakten, Magistratsakten, Akten der Stadtverordnetenversammlung; Sammlung: Ortsgeschichte,
S3 (Stichworte Bettinaschule, Schulentwicklungsplan,
Rahmenrichtlinien, Studentenbewegung; alle in: Stadtarchiv Frankfurt/Main, Institut für Stadtgeschichte)
Schulakten der Bettinaschule
Statistisches Jahrbuch der Stadt Frankfurt /Main, 1962 1982
Schülerzeitung Bienenkorb-Gazette Nr. 1, 1963 und Nr.
1, 1967
Interviews in der Schulzeitung Betton, Nr. 3, 6, 7, 10, 11,
13, 14
Interviews mit ehemaligen LehrerInnen, Interviews mit
ehemaligen SchülerInnen
eigene Erinnerungen
Christoph Führ, Schulpolitik in Hessen, in: Hessen.
Gesellschaft und Politik, Stuttgart 1995, S. 157-177
Informationen zur politischen Bildung, Nr. 258, Bonn,
München 1998
Novak/Karasek, Wohnhaft im Westend, Luchterhand
Druck 10, Neuwied, Berlin 1970
Barbara Klemm, Unsere Jahre (Bilder aus Deutschland
1968 - 1998), München 1999
Diese Schule galt als ein Haus für eine lebendige, internationale und sozial gemischte Schülerschaft. Neben dem Regelunterricht gab es
ungewöhnliche Projekte, Wettbewerbe, Veranstaltungen und Fahrten, welche, zusammen mit
dem Vorbild durch Lehrerinnen und Lehrer, zum
Wert einer Schulzeit beitragen. Die Schule für
eine kleine Elite will die Bettinaschule nicht
mehr sein, höher als die Auslese gilt das pädagogische Ziel der vielfältigen Förderung junger
Menschen.
Gisela Wittekindt
7b 1986
51
Der Fall
Bienenkorb-Gazette
Als die Redaktion der Schülerzeitung Bienenkorb-Gazette am 11. Februar 1967 einen selbst
gestalteten Fragebogen zum Thema Sexualität
und Erziehung an alle Schülerinnen und Schüler
der Bettina- und der Liebigschule in den Klassen
9-13 verteilte, war ihr bewusst, dass sie damit „ein
heißes Eisen“ anfassen würde. Nachdem aber die
Wogen der Empörung, ausgelöst durch Artikel in
der Bild und der FAZ, über der Bettinaschule
zusammengeschlagen waren, rieben sich die
Beteiligten dennoch verwundert die Augen (und
Ohren). Beabsichtigt war die Vorbereitung der
einen Monat später erscheinenden Ausgabe von
„Bienenkorb-Gazette“, die den Umgang mit dem
Thema Sexualität in Schule und Elternhaus in
den Mittelpunkt stellen sollte. Durch die Fragebogenaktion wollten die Redakteure ihre eigene
Informationsbasis erweitern und Anregungen für
die weitere Diskussion bekommen. Eine statistische Auswertung im Sinne des Kinsey-Reports
war nicht beabsichtigt, auch wenn die 1948 und
1953 erschienenen Untersuchungen des USWissenschaftlers Alfred C. Kinsey unbestritten
eine Vorbildfunktion hatten. Verglichen mit dem
Kinsey-Report war der Fragebogen geprägt von
skrupulöser Zurückhaltung. Trotzdem stürzte
sich die konservative Presse auf diese Story und
auf die verantwortlichen Schülerinnen: „Am
schlimmsten waren die Bild-Zeitungsreporter.
Als ich Katharina Blum gesehen habe, kam mir
das so bekannt vor, dass ich mich überhaupt nicht
entsetzen konnte. Die Reporter von Bild waren
wirklich so, sie saßen den ganzen Tag auf der
Treppe, bis ich kam.“ (U. Heider, S.90) Die
Schülerinnen wurden in Anrufen und Briefen
wüst beleidigt. Schließlich sah sich Herr Appel,
Vater der Bienenkorb-G.-Chefredakteurin Christa Appel, gezwungen die ausgefüllten Fragebogen in einem Banksafe zu deponieren, damit
sie nicht in fremde Hände gelangten.
dass insbesondere die als liberal und fortschrittlich geltende Schulleiterin beschädigt werden
sollte. Entscheidend dafür, dass fast ausschließlich die Bettinaschule alle öffentliche Entrüstung
zu spüren bekam, war aber sicher, dass einem
Jungengymnasium wie der Liebigschule ein
solches Thema eher zugestanden wurde. Der
Schulelternbeirat, wohl eingeschüchtert durch
das Presseecho, bedauerte die Aktion. Auch von
Seiten der Schülerinnen gab es nicht nur
Zustimmung: In einer 12. Klasse lehnten es 14
von 17 Schülerinnen mit unverhohlenem Protest
ab, den Bogen auszufüllen.
Als die Schülerzeitung dann tatsächlich im März
1967 erschien, sandte das Jugendamt der Stadt
Frankfurt die für den von ihr betriebenen
Jugendkiosk vorgesehenen 100 Exemplare der
Bienenkorb-Gazette als nicht für Schüler geeignet zurück. Weitere Maßnahmen wurden zum
Bedauern mancher Verteidiger der öffentlichen
Ordnung nicht ergriffen. Der damalige Kultusminister Schütte (SPD) sah sich zwar mit einer
Kleinen Anfrage einiger Frankfurter CDUAbgeordneter im Hessischen Landtag konfrontiert, tastete aber die von ihm selbst per Erlass
geregelte Zensurfreiheit für Schülerzeitungen
(damals in Deutschland einzigartig) nicht an.
„Heute muss man ja darüber lachen….“ so leiten
viele ihren Rückblick auf die damaligen Ereignisse ein. Tatsächlich ging es für beide Seiten
nicht nur darum, ob die aus der Gegenwartsperspektive belächelte allgemeine Prüderie
nun rückständig oder Ausdruck sittlichen
Anstands war. Für die Macher der Schülerzeitung
ging es um ein für 14-17jährige Schülerinnen
drängendes Problem, dass sich insbesondere an
der Frage nach der Pille für Teenager kristallisierte. Unterschwellig war es, wie sich spätestens im
darauffolgenden Sommer zeigen sollte, bereits
im Februar 1967 auch eine Frage, wie repressiv
eine demokratische Gesellschaft sein darf.
Stellvertretend für viele zeigt dies eine 1969
erschienene Dokumentation zum „Fall Bienenkorb-Gazette” des damals 20jährigen Hanjo
Breddermann: „Die Schüler befinden sich in der
widersprüchlichen Situation aller Jugendlichen.
Einerseits werden sie von der Wirtschaft umworben, die in ihnen ideale Konsumenten sieht, […]
andererseits werden sie durch Familie, Schule
und Rechtsprechung in Abhängigkeit, Unmündigkeit und Unterdrückung gehalten. Denn
diese Institutionen haben die Aufgabe, die
Die Tatsache, dass in den Artikeln die Liebigschule gar nicht oder höchstens nur am Rande
erwähnt wurde, kam einigen verdächtig vor: „In
einer Stellungnahme zu dem Bericht der FAZ
vom 21.2.1967 schrieb der stellvertretende
Vorsitzende des Elternbeirates der Bettinaschule,
Herr Appel, er vermute, die Information über die
Befragung von Schülerinnen sei an diese Zeitung
mit der Absicht herangetragen worden, um
Stimmung gegen die Einführung der Koedukation an der Bettinaschule zu machen, über die
zur Zeit beraten werde” (FAZ vom 22.2.1967; in
Bienenkorb-Gazette 1/67). Andere befürchteten,
52
Im Frühjahr 1967, als Schüler- und Studentenproteste im Wesentlichen noch bevorstanden,
nahm die Bettinaschule eine Position an der
Spitze der weiteren Entwicklung ein. Dies gilt vor
allem, weil die Redaktionsmitglieder, die den
Fragebogen erstellten und verteilten, keine
isolierten Revoluzzer waren, sondern mit Wissen
und ausdrücklicher Billigung ihrer Schulleiterin
handelten.
Charakterstruktur der Schüler zu einer autoritären und somit brauchbaren für das Herrschaftsinteresse der Bourgeoisie zu erziehen. Familie
und Schule als der Lebensbereich, in dem
Schüler die meisten der ihr Verhalten bestimmenden Erfahrungen sammeln, sind sexuell abstinent und verlangen auch von ihren Zöglingen
sexuelle Abstinenz.“ (in: G. Amendt, S. 138) Die
an Karl Marx und Wilhelm Reich geschulte
Rhetorik steht in bewusstem Kontrast zu einer
Haltung, die einen freizügigeren Umgang mit
Sexualität als Angriff auf die gesamte öffentliche
Ordnung wahrnahm. Auf der anderen Seite ging
man bald darüber hinaus, die Unterdrückung des
Sexuellen als Symptom zu sehen. Die befreite
Sexualität sollte für manche als Schlüssel zum
Paradies einer aufgeklärten, friedlichen und
gerechten Gesellschaft werden.
Die Publizistin Ulrike Heider bewertet den Fall
Bienenkorb-Gazette in ihrem Buch „Schülerproteste in der Bundesrepublik” sogar als
Auslöser der Schüler- und Studentenbewegung
in Frankfurt und so war es für den Schulbuchautor Ludwig Helbig nahe liegend, ihn in sein
1973 erschienenes Schulbuch „Politik im Aufriß”
(s.u.) aufzunehmen.
Dieser Traum hat sich als nicht realisierbar
herausgestellt, nicht zuletzt deshalb, weil
Sexualität heute, weniger psychoanalytisch
gedeutet, als ein – wenn auch wichtiges
Steinchen im Mosaik individuellen Glücks
gesehen wird – oder des Unglücks bzw. als
„Ausweitung der Kampfzone“, wie Michel
Houellebecq den Zwang, in Zeiten instabiler
Beziehungen attraktiv sein und bleiben zu
müssen, nennt. Und so steht im Mittelpunkt der
Sexualerziehung damals wie heute die Gefahrenabwehr.
Ansgar Schmackert
Literatur:
Bienenkorb-Gazette, Nr. 1/1967
Günter Amendt (Hrsg.), Kinderkreuzzug, Hamburg 1968
Ulrike Heider, Schülerproteste in der Bundesrepublik
Deutschland, Frankfurt/Main 1984
Manfred Leibel/Franz Wellendorf, Schülerselbstbefreiung, Frankfurt/Main 1969
Ludwig Helbig: Politik im Aufriß. Ein Quellen- und Arbeitsbuch
für das 7. - 11. Schuljahr und für Berufsschulen, 2. Auflage, Frankfurt am Main 1974
III. Mann und Frau
1. Der Fall „Bienenkorb-Gazette" in Frankfurt am Main (1967)
Zum Problem
Die Redaktion der gemeinsamen Schülerzeitung der Bettina- und der Liebig-Schule in Frankfurt am Main faßte Anfang 1967 den Plan, sich in der nächsten
Ausgabe der „bienenkorb-gazette" mit dem Thema „Sexuelle Aufklärung und Sexualerziehung in der Schule" zu befassen. Die Bettina-Schule ist ein
Gymnasium für Mädchen, die Liebig-Schule ein Gymnasium für Jungen und Mädchen. Um eine Diskussionsgrundlage zu gewinnen, führten die
Redakteure der Schülerzeitung eine Fragebogenaktion durch. Der ausgearbeitete Fragebogen wurde der Direktorin der Bettina-Schule und dem Direktor
der Liebig-Schule vorgelegt und nach einigen Umformulierungen genehmigt. Am 11. Februar 1967 wurde der Fragebogen in den Klassen 9-13 verteilt. Die
Ergebnisse sollten nicht veröffentlicht werden und wurden auch in der Folgezeit nicht veröffentlicht.
Durch das Studium des Fragebogens der Schülerzeitung und der Reaktion der Öffentlichkeit sollen Sie kontroverse Auffassungen von der Sexualität
kennenlernen und durch deren Analyse einen eigenen begründeten Standpunkt erwerben.
Der Fragebogen
Die Schülerzeitung bienenkorb-gazette beabsichtigt, in der nächsten Nummer das Thema „sexuelle Aufklärung" zur Diskussion zu
stellen. Zu diesem Thema möchten wir heute unter den Schülern der Mittel- und Oberstufe eine kleine Meinungsumfrage veranstalten.
Die Redaktion bittet dich deshalb, die folgenden Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten. Dein Name aber soll auf dem Fragebogen nicht
vermerkt werden.
Es folgten Fragen, ob Schülerzeitungen sich mit diesem Thema befassen sollten, wer Jugendliche über den sexuellen Bereich aufklären sollte, wie alt man
war, als aufgeklärt wurde u. a.
53
11. a) Wünschst Du Dir Intimverkehr?
b) Von welchem Alter an hältst Du ihn für angemessen?
12. Möchtest Du mehr erfahren über
a) Formen des Intimverkehrs?
b) Zusammenhänge zwischen Intimverkehr und Gefühlsbindung?
c) Rolle des Sexualbereichs in der heutigen Gesellschaft?
d) andere Einzelfragen?
13. a) Würdest Du Deinen Eltern von gehabtem Intimverkehr erzählen? ja/nein
b) Wenn nicht, aus welchen Gründen? Angst vor den Eltern/Schamgefühl/.. .
c) Meinst Du, sie hätten – falls sie es wüßten – etwas dagegen? ja/nein. Begründung hierzu...
14. Würdest Du die Antibabypille benutzen, wenn sie ohne Schwierigkeiten vom Arzt zu bekommen wäre?
Für die Liebig-Schule, die auch von Jungen besucht wird, wurden die Fragen etwas abgewandelt.
Nach: Haug/Maessen: Was wollen die Schüler? Wie Nr. 46, S. 89ff.
Die Pressereaktion
Wünschst Du Dir Intimverkehr?
...Eine Kluft trennt den Versuch von Amateuren, das Intimleben dreizehn-, vierzehn-, fünfzehnjähriger Mädchen in einer knappen
Viertelstunde erforschen zu wollen, von offener wie taktvoller Aufklärung durch eine mütterlich empfindende Lehrerin. Die Gefragten
sind Kinder. Sie wurden überrumpelt in einer Sache, in der Abwehrkräfte ihnen erst zuwachsen müssen… Wie kann eine Direktorin, der
viele Hunderte von Mädchen anvertraut sind, das gutheißen?
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Februar 1967
Schlagzeile der Bild-Zeitung vom 22. Februar 1967:
13jährige Mädchen mußten Sexfragen beantworten
Leserbriefe
Als Mutter einer dreizehnjährigen Tochter bin ich über Ihren Bericht aus der Bettina-Schule in Frankfurt sehr erschrocken... Die zitierten
Fragen setzen Normen voraus, die völlig unnatürlich sind, ganz bestimmt für dreizehnjährige Mädchen. Es wäre kein gutes Zeichen für
unsere zukünftige Generation, und nicht anzustreben, wenn solchen Normen Allgemeingut der Jugendlichen wären.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. 2. 67
Selbstverständlich befürworte ich eine gute, dem Alter des Kindes entsprechende Aufklärung. Aber ich lehne es ab, daß ein Fragebogen
ausgegeben wird, der Schülerinnen in mehreren Fragen Dirnenniveau unterstellt. Fest steht für mich, daß ich meine noch grundschulpflichtige Tochter niemals in den Händen einer Pädagogin wissen möchte, die solche Fragebogen zuläßt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. 2. 67
Hat die Schule nicht andere Aufgaben als die Beschäftigung mit dem Intimverkehr? Ist diesen vorwitzigen Schüler-Redakteuren der Sinn
des Wortes „intim" unbekannt? Welche Notwendigkeit erlaubt ihnen, am Intimbereich so junger Menschen zu rühren? Mir scheint, sie
wollten Sensatiönchen und, gleich was es kostet, trampeln wie junge Elephanten im Porzellanladen gewisse Grenzen bei ihren
Mitschülerinnen nieder. Sie haben bei ihrer „Redaktionsarbeit" wohl nicht bedacht, daß der Sinn des Intimverkehrs noch immer der ist,
einen neuen Menschen ins Leben zu rufen, und daß es sich bei den „Intimverkehrenden" dieses Alters zum Glück um Extremfälle handelt,
die dann oft, mit dem Geld des Steuerzahlers, in Erziehungsheimen unterhalten werden müssen. Die Antwort wäre klar, wenn eine Frage
gelautet hätte: „Möchtest du als fünfzehn-, sechzehn-, siebzehnjährige Mutter eines unehelichen Kindes in der Obhut eines
Erziehungsheimes leben"? Sie wäre heilsamer gewesen... Ich finde, mit derartigen Belästigungen der Schülerinnen hat diese
Schülerzeitschrift ihre Grenzen weit überschritten, und ich hoffe, daß in drei Jahren, wenn meine Älteste dreizehn Jahre alt sein wird, sich
keine noch so fortschrittliche Schülerzeitung oder ähnliche Institution erlauben darf, meine bisherige Erziehungsarbeit zu unterminieren,
die immer noch so altmodisch ist, darauf hinzuweisen, daß die gesunden Voraussetzungen für den Intimverkehr das Erwachsensein und
die Ehe sind.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. 2. 1967
Arbeitsvorschläge
1. Sind die in dem Fragebogen (Nr. 47) aufgeworfenen Fragen für Schüler und Schülerinnen von Interesse? Wenn ja, warum? Hätten Sie –
als Mädchen – den Fragebogen ausgefüllt und abgegeben? Wenn ja, warum, wenn nein, warum nicht?
2. Worauf läuft die Kritik der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hinaus (Nr. 48)? Was ist mit der Schlagzeile der Bild-Zeitung beabsichtigt?
Überlegen Sie dabei, wie alt Schülerinnen der 9. Klasse sind!
3. Stellen Sie die Argumente zusammen, die in den drei Leserbriefen (Nr. 49) formuliert werden, und überlegen Sie sich, welche
Auffassung von der Sexualität in ihnen zum Ausdruck kommt! Wie begründen die Schreiber ihre Auffassungen?
4. Wir wollen zwei Leitfragen im Auge behalten, die am Ende dieses Kapitels sich vielleicht beantworten lassen:
1. Warum nimmt die Öffentlichkeit nur daran Anstoß, daß dieser Fragebogen Mädchen vorgelegt wurde, daß es sie aber offenbar nicht
interessierte, daß er auch Jungen (in etwas veränderter Form) gegeben wurde?
2. Warum hat dieser Fall damals so viel Staub aufgewirbelt, d. h., welche Auffassungen sind offenbar zutiefst verletzt worden? Woher
stammen diese Auffassungen? Warum befassen sich Schülerredakteure überhaupt mit diesen Problemen?
54
Erinnerungen
an meine LehrerInnen
1962 - 1971
Herr Hilsberg war mein erster Deutschlehrer:
Da meine Handschrift schlecht war, musste ich
Enid Blyton-Bücher abschreiben. Die Bücher
waren nett, meine Handschrift hat sich leider
nicht verbessert. Wenn jemand gähnte, ohne die
Hand vor den Mund zu halten, so sagte er:
Tobias 6 Vers 3 (vielleicht war es auch eine
andere Stelle, Tobias stimmt jedenfalls). Dort
stand angeblich „Oh Herr, er will mich fressen,
er reißt das Maul schon auf“. Der zweite Teil
steht allerdings nicht in der Bibel, sondern war
Herrn Hilsbergs eigene Version. Es freute ihn
aber, dass ich es nachgeprüft hatte.
Fräulein Bergmann war meine Religionslehrerin. Sie war eine der ersten Pfarrerinnen.
Wir hörten und malten wunderschöne Geschichten, sangen viel und lernten massenweise
Lieder auswendig, die ich heute noch singen
kann, ohne ins Gesangbuch zu sehen.
Herr Haase war mein Erdkundelehrer und auch
Mathematiklehrer. Wir sahen Dias von seinen
Reisen ans Nordkap zur Mitternachtssonne und
schrieben uns Wörter im Dunkeln auf den
Rücken. Im Krieg hatte er eine Notlandung im
Hopfenfeld machen müssen, was wohl sehr
traumatisch war. Wenn ich heute mit meiner
Familie an einem Hopfenfeld vorbeikomme, ruft
die Familie „Bitte nicht schon wieder Herrn
Haases Landung im Hopfenfeld!“
Frau Dr. Boss gab bei uns Biologie. Ich habe nur
das Skelett und die Tulpe in Erinnerung behalten, obwohl ich später Biologie studiert habe.
Aber die Begeisterung für das Fach kam viel
später.
Frau Schmidt-Clever begleitete mich durch alle
Klassen. Trotzdem erinnere ich mich nur an die
Geschichte mit dem Jesu-Bote Bus, für den die
Nonnen beteten und der ihnen auf wunderbare
Weise zu eigen wurde. Beten sollte man überhaupt häufig und in jeder Lebenslage. Das war
in Ordnung.
Frau Janson, meine erste Englischlehrerin,
vermutete, dass ich möglicherweise das Abitur
schaffen würde, aber natürlich nie Englisch
studieren würde, was ich dann doch tat, weil ich
Fräulein Dr.(?) Walther im Unterricht bekam
und mir Englisch mehr Spaß machte. Fräulein
Walther hatte immer, auch im Sommer, dicke
Pelzmäntel um sich gekuschelt. Als Schülerin
hat sie gern die Luft angehalten, ist dann
ohnmächtig geworden und musste die dann
anstehende Arbeit nicht mitschreiben.
Herr Kress gab Physik. Er prüfte, wer von uns zu
Hause abwaschen musste, denn diejenige hielt
lange heißes Wasser aus. Er brachte uns das
Meditieren bei: Zuerst konzentriert man sich
auf den Bleistift, dann auf die Bleistiftspitze und
zuletzt auf nichts. Physik hat mir immer Spaß
gemacht, auch an der Universität.
Frau Dr. Homka gab Chemie. Ich wusste lange
Zeit nicht, ob es Moleküle oder Moneküle sind.
Aber, dass Natrium und Wasser heftig miteinander reagieren, habe ich mir gemerkt, denn das
Wasserbecken explodierte und die Scherben
flogen Frau Dr. Homka um die Ohren. Wir waren
durch die Trennscheibe in Sicherheit.
Frau Wirth brachte uns Musik bei und führte
mich ins Orchester ein. Ich kann heute noch
viele Lieder, aber auch den Quintenzirkel und
Lieder zu den meisten Tonabständen (auf der
Basis des Liedes: Die Prim, die Sekund, die
Terz...). Eine Schülerin musste uns verlassen.
Sie wünschte sich im Sommer das Lied: Es ist für
uns eine Zeit angekommen... übers schneebedeckte Feld...). Frau Wirth hat mit uns dieses
Lied zum Abschied gesungen. Es war sehr
rührend.
Mein erster Lateinlehrer war Dr. Jaenecke. Er
Frau Dr. Walther
55
sagte in der ersten Stunde, dass jemand, der
Viola heiße, nicht Latein lernen könnte. So war
es dann auch, bis Herr Dr. Best uns übernahm
und in die Klasse gestürzt kam. „Mare“ brüllte
er. Wir waren entsetzt. Er wollte Genitiv und
Übersetzung hören. Später gingen wir für ihn
durchs Feuer und er kroch auf dem Boden
herum und suchte Haarspangen.
gut.“ Nie könnte ich mit einem Mantel oder
einer Jacke auf dem Schoß im Theater oder
Konzert sitzen.
An die Namen meiner KunstlehrerInnen
erinnere ich mich nicht, aber viele Techniken,
die wir gelernt haben, wende ich heute noch an.
Kunst war wunderbar.
Handarbeit war eine Qual für mich und für
Fräulein Engelmann und Fräulein Reißner. Erst
viel später habe ich zum Teil das gelernt, was ich
lernen sollte, Stricken zum Beispiel. Ich stricke
heute mit Begeisterung. Damals strickte meine
Mutter zwei rechte Socken und ich bekam
deshalb nur eine 3.
Sport war besonders im Sommer während der
Pubertät problematisch, da Fräulein Albrecht
auf Duschen bestand, und zwar – natürlich
nackt. Ich genierte mich so, dass ich hinfiel und
heute noch zwei große Narben am Knie habe.
Aber schluchzend und blutend musste ich unter
der Dusche zugeben, dass es sehr erfrischend
war.
Insgesamt habe ich also recht positive Erinnerungen. Wirklich fürs Leben geprägt hat
mich aber auch ein Lehrer, den ich nie im
Unterricht hatte: Herr Dr. Bloch. Er nahm den
Hut vor uns Sextanerinnen ab. Einmal, nach
einer morgendlichen Vorführung in der Aula
hatte ich meinen Anorak aus dem Ranzen geholt
und zog ihn gerade an. Er sprach mich mit
sanftem Erstaunen an. Ob ich etwa den Anorak
in die Aula mitgenommen hätte. Das würde ja
bei den vorführenden Kindern auf der Bühne
den Eindruck erwecken, dass ich sofort wegrennen wollte, was doch sehr unhöflich sei. Ich
erklärte aufgeregt, dass der Anorak nicht
sichtbar im Ranzen gewesen sei. „Dann ist es ja
Herr Dr. Bloch
Zu guter Letzt erinnere ich mich gerne an die
Schulgottesdienste in der Matthäuskirche. Ich
fand es toll, dass die ganze Schule (vermutlich
nur die evangelischen Kinder) gemeinsam zu
dieser Veranstaltung ging. Und ebenfalls
eindrucksvoll war die Sonnenfinsternis, zu der
wir auf dem Dach durch getönte Glasscheiben
die Sonne beobachten durften.
Viola Jung, geb. Riedel
56
Die 70er bis 90er Jahre
Im Schuljahr 1971/72 besuchten 911 SchülerInnen die Bettinaschule, darunter 246 Jungen,
von denen wenige bis in die Jahrgangsstufe 9
vorgedrungen waren. Die 219 Schülerinnen der
Oberstufe besuchten in 12/13 Kurse nach einem
von der Schule entwickelten System, das als
Schulversuch genehmigt und in Trimestern,
sogenannten Tertialen, organisiert war. Diese
Struktur erforderte einen erheblichen Verwaltungsaufwand, führte sie doch zu drei
Abiturprüfungsterminen im Schuljahr und einer
Überlagerung des in der Mittelstufe geltenden
normalen Halbjahrestaktes mit einem Dreierrhythmus, was einen planvollen Lehrereinsatz
ungemein erschwerte. Deshalb regte die Schulleitung 1972 zwei wichtige Konferenzbeschlüsse an:
Der forcierte Zugang von Schülern in die
Jahrgangsstufe 11 erhöhte in der Folgezeit nicht
nur die Schülerzahl der Oberstufe, sondern
erlaubte es, ein zunehmend breiter gefächertes
Kursangebot zu machen, was wiederum die
Attraktivität unserer Oberstufe so steigerte, dass
die Flut der Anmeldungen eingedämmt werden
musste. Im Schuljahr 1986/87 besuchten 496
Schülerinnen und Schüler die Oberstufe.
Während 1971 insgesamt 54 Schülerinnen ihr
Abitur bestanden, waren es 1986 144 Schülerinnen und Schüler. Insgesamt erreichte die
Schülerzahl nahezu 1200.
Nicht hingegen wuchs das Schulhaus. Bereits
zehn Jahre nach seiner Einweihung waren in
seinem Innern aus Raumnot zahlreiche Veränderungen vorgenommen worden, Räume
wurden geteilt, die Garderobe der Aula zu
einem Unterrichtsraum (heute 2. Musiksaal),
die schöne Lehrküche zum Gymnastikraum
umgebaut und im Handarbeitssaal wurde 1975
das damals unumgängliche Sprachlabor
installiert. Den einzigen Zuwachs an Unterrichtsfläche erbrachte 1973 die Umstellung der
Heizanlage von Koks auf Erdgas. Aus dem
Kohlenkeller entstanden neu Lernmittelbücherei und Werkraum, deren bisherige Quartiere zu
Kursräumen wurden. Übrigens: Im Herbst 1961
hatte die Schulleiterin, Frau Dr. Fucker, dem
Schulamt die Undichtigkeit des Auladaches
gemeldet. Die Sanierung erfolgte schon zwei
Jahrzehnte später.
Ab Sommer 1972 sollten gezielt oberstufengeeignete Abgänger von Gesamt- und Realschulen aufgenommen werden, möglichst
Jungen. Eine entsprechende Absprache wurde
zunächst mit der Deutschherrenschule in
Sachsenhausen getroffen.
Zum gleichen Zeitpunkt wurde die Tertialstruktur aufgegeben und die gesamte Oberstufe
auf Schulhalbjahre umgestellt, was den
Übergang zur von der Kultusministerkonferenz
im Juli 1972 beschlossenen „Neugestalteten
gymnasialen Oberstufe (NGO)“ erleichterte.
Noch in den 70er Jahren wurden der Schule im
„Pferdestall“ an der Ecke Ulmenstraße/Kettenhofweg 2-3 Räume am Vormittag für Unterrichtszwecke zur Verfügung gestellt, aber eine
merkliche Minderung der Raumnot ergab sich
erst später aus dem Rückgang der Schülerzahl
an der Elsa-Brändström-Schule und der
Schließung von deren Hauptschulteil. Sechs
Unterrichtsräume wurden der Bettina-schule
für den Oberstufenunterricht überlassen. Dass
andere Gymnasien Erweiterungsbauten erhalten hatten und danach deutlich sinkende
Schülerzahlen verzeichneten, tröstete wenig.
Nicht nur die räumlichen, sondern auch die
sächlichen Rahmenbedingungen blieben lange
beklagenswert. Private Förderung erfuhr die
Schule sporadisch vom „Landheim- und Förderverein“, der zunehmend durch die Unterhaltskosten des Schullandheims in Eppenhain
belastet wurde. Schulelternbeirat und Schulleitung beschlossen deshalb die Gründung
Herr Dingeldey bei der Bekanntgabe
der mündlichen Abiturnoten, Juni 1982
57
Die Schule bemühte sich um gymnasial
geeignete Grundschüler solcher Eltern, die
wegen ihrer Nationaliät oder Schichtzugehörigkeit eine Anfangsscheu vor dem Gymnasium hatten, und kümmerte sich intensiv um
die Förderung dieser Kinder, so dass schon in
den 80er Jahren der Anteil der Schülerinnen
und Schüler ohne deutschen Pass 30% erreichte.
In den 90ern wies die Schulstatistik stets ca. 40
Nationalitäten aus.
eines eigenen „Förderverein Landheim der
Bettinaschule e.V.“, dessen Satzung im Wesentlichen auf die Initiative des damaligen Vorsitzenden des Elternbeirates, eines Richters am
OLG, zurückgeht. Die Gründung fand 1976
statt. Der Landheimverein suchte das Heim
besser auszulasten, indem er auch außerschulische Jugendgruppen warb. Schließlich
aber wurden die Brandschutzauflagen für das
Landheim (eines der ersten aus Skandinavien
nach Deutschland importierten hölzernen
Fertighäuser) finanziell untragbar, so dass der
Verein Haus und Grundbesitz verkaufte,
schließlich seine Selbstauflösung beschloss und
sein Vermögen dem „Förderverein der Bettinaschule e.V.“ übereignete.
Die musische Arbeit beschränkte sich in den
70ern hauptsächlich auf den Kunstunterricht,
da ein eklatanter Mangel an Lehrkräften für
Musik bestand. So wurde das kreative Potenzial
der Schülerschaft besonders in Kunst gefördert,
und die Kunsterzieher begannen bald ein
Konzept für die Einführung von Kunst auch als
Leistungsfach in der Oberstufe zu entwickeln,
das schließlich vom Hessischen Kultusministerium genehmigt wurde.
So viel zu den materiellen Rahmenbedingungen.
1971 war das Haus in weiten Teilen eine
Raucherzone. Langsam bildete sich aus dem
Unbehagen am herrschenden Zustand ein
Grundkonsens, der 1974 bereits zu einem
einstimmigen Beschluss der Gesamtkonferenz
für ein Rauchverbot im ganzen Haus führte, für
Lehrer und Schüler wohl gemerkt!
In den 80ern begann die aufopferungsvolle
Arbeit neuer MusiklehrerInnen, die zur Bildung
verschiedener Chöre und Orchester mit einer
wachsenden Aufführungspraxis gedieh. Tatsächlich hatte die Schule Ende der 90er einen
musischen Schwerpunkt. Parallel zum Aufstieg
des Faches Musik vollzog sich die Etablierung
einer Schultheater-AG, die mit ihren Produktionen große Erfolge errang. Schließlich
führte die Schule das Fach „Darstellendes
Spiel“ als Wahlpflichtfach in der Mittelstufe und
als Grundkurs in der Oberstufe ein.
Die Bereitschaft Neues zu wagen war im
Kollegium groß und wurde von der SV und
zunehmend von den Elternbeiräten unterstützt.
So nahm die Schule als einziges Gymnasium in
Frankfurt an einem Polytechnikversuch teil, der
die Zustimmung aller Eltern der Jahrgangsstufe
7 erforderte und fand, zwar nach einem Jahr
beendet war, aber den Anstoß bildete für die
Einführung des Betriebspraktikums in Klasse 9
wenig später.
Anfang der 80er begann die Schule Projektwochen durchzuführen und fand für einige
Jahre zu einem jährlichen Wechsel zwischen
Kollegium 1985
58
eines Lehrers war die Schulzeitung, die unter
dem Titel „Betton“ jetzt schon ein Jahrzehnt
besteht.
Aus ähnlichen Ansätzen entstanden Pläne zur
Umgestaltung des tristen auf Beton und
Bitumen reduzierten Schulhofes. Lehrer pflanzten einen Baum, Abiturienten ebenfalls, ein
Kunstkurs steuerte etwas bei, eine AG unter
einer Lehrerin begann gärtnerisch zu wirken,
ein Vater ließ seine Fachhochschulstudenten
eine ganze Palette gartenarchitektonischer
Schulhofentwürfe gestalten, die manche Anregung boten, und schließlich bildete sich eine
Gruppe, die die so beachtenswerte Gedenkstätte für die jüdischen Schülerinnen der 30er
Jahre realisierte.
20 Jahre Direktor Dingeldey: Ein Fest in der Aula,
Nov. 1991 mit einer Collage des Kunst Leistungskurses
Projektwoche und Schulfest. Die Möglichkeit,
die Schülerinnen und Schüler aktiv in außerunterrichtlichen Situationen an außerschulischen Lernorten zu erleben, und die Kooperation mit Eltern bei Planung und Durchführung waren für viele Lehrerinnen und Lehrer
ganz wichtige Erfahrungen.
Das wichtigste den Anregungen engagierter
Eltern und Schüler entsprungene Projekt war
das einer schulinternen Sozialarbeit, das mit
Unterstützung des Fördervereins, der Stadt und
des Landes unter Regie des Internationalen
Bundes für Sozialarbeit (IB) im letzten
Jahrzehnt realisiert wurde. Aus diesem Projekt
ist die heutige Ganztagsbetreuung erwachsen.
Die letzten Jahre der 90er waren bestimmt von
der Erarbeitung des Schulprogramms der
Bettinaschule, einem Prozess der mühsamen
Selbstvergewisserung des Kollegiums unter
Beteiligung und Beobachtung von Eltern und
Schülern.
Neue SportlehrerInnen gaben dem Unterricht
neue Perspektiven, weil nicht nur die Erfahrung
und Entwicklung der individuellen physischen
Möglichkeiten, sondern auch des Sozialverhaltens in der Gruppe in den Vordergrund
traten. Die Einrichtung jährlicher Skifreizeiten
für die Jahrgangsstufe 8 verfolgte neben
vordergründig sportlichen ganz entschieden
gruppendynamische Ziele. Nachdem es gelungen war, in Kooperation mit einem Verein
Rudern als eine Disziplin des Sportunterrichts
einzuführen, wurden auch Ruderwanderfahrten
Bestandteil obigen Konzeptes.
Fazit: In diesen letzten drei Jahrzehnten des
vorigen Jahrtausends hat die Bettinaschule sich
gewandelt dank eines Kollegiums, das die
Schülerinnen und Schüler mit ihren Problemen
in ihrer sozialen Lage ernst und annahm, offen
und kooperationsbereit gegenüber Eltern- und
Schülerschaft agierte, die gemeinsame Sache
gegenüber Widerständen auch der Behörden
solidarisch vertrat und sich dabei auf die
Unterstützung von Eltern und Schülerinnen
und Schülern verlassen konnte.
Neue Arbeitsgemeinschaften entstanden, oft
von Lehrerinnen und Lehrern zusätzlich zu
ihrer hohen Pflichstundenzahl engagiert
geleitet. Auch daraus erwuchsen besondere
Aktivitäten. So führte die Umwelt-AG nicht nur
Exkursionen durch, sondern jährlich eine 24stündige Luftschadstoffmessreihe, derentwegen die AG im Schulhaus übernachtete. Auch
dies eine wichtige Gruppenerfahrung.
Volker Dingeldey
Bereits in den 70ern beteiligte die Schule
Eltern- und Schülervertreter nicht nur an den
Konferenzen, sondern auch an der Entwicklung
innerschulischer Vorhaben. Ad-hoc-Arbeitsgruppen aus Eltern, Schülerinnen und Lehrern
waren gängige Praxis. Die Institutionalisierung solcher Kooperation durch das Hessische
Schulgesetz zu Beginn der 90er Jahre (Stichwort: Schulkonferenz) stellte deshalb für die
Bettinaschule kein Problem dar. Produkt einer
eher informellen Zusammenarbeit aus SchülerEltern-Lehrerschaft unter engagierter Leitung
Volker Dingeldey (Zeichnung: Erich Dittmann; FAZ 27.6.1998)
59
Die Gedenkstätte
unmöglich alleine bewältigen konnten. Also
suchten wir uns Rat und Unterstützung.
Zunächst luden wir zu einem Runden Tisch ein,
um unsere Idee den Vertretern des Jüdischen
Museums, des Fritz Bauer Instituts, dem Kontor
für Geschichte und dem Kollegium unserer
Schule vorzustellen und zu diskutieren. Wir
bekamen ein sehr positives Feedback und
wurden ermutigt, die Idee umzusetzen.
Die Bettinaschule befasste sich schon seit
langem mit dem Thema Nationalsozialismus:
Zum 9.November organisierte die SV (Schülervertretung) jährlich einen Gedenktag, zu dem
Zeitzeugen eingeladen wurden, die über ihre
Erlebnisse während der NS-Zeit erzählten.
Die SV und die Schule arbeiteten dabei eng mit
der Lagergemeinschaft Auschwitz, dem Freundeskreis der Auschwitzer, mit der Anne Frank
Begegnungsstätte, dem Fritz Bauer Institut und
dem Jüdischen Museum zusammen. In
mehreren Projektwochen wurde anhand von
noch vorhandenen Akten die Geschichte der
eigenen Schule aufgearbeitet.
Uns war aber auch an dem Runden Tisch klar
geworden, dass die Umsetzung der Idee viel
Zeit, aber auch viel Geld kosten würde. Wie aber
sollten wir das viele Geld zusammenbekommen?
Also stellten wir auf Elternabenden unser
Projekt vor und sammelten Spenden. Das war
erst der Anfang und es folgten noch viele
weitere Spendenaktionen: der Erlös des Schulfestes; wir baten Banken und Unternehmen um
ihre Unterstützung; an zwei Adventssamstagen
sammelten wir in der Katharinenkirche; die
Frankfurter Sparkasse spendete einen Ginkgo,
der heute bereits den Sitzbänken Schatten
spendet.
Bei dieser langen Vorarbeit war es nicht
verwunderlich, dass auf einem der jährlichen
Arbeitswochenenden der SV (1999) die Idee
entstand, auf dem Schulhof der Bettinaschule
eine Gedenkstätte für die ehemaligen jüdischen
Mitschülerinnen zu errichten.
Unser Ziel war es (und ist es immer noch),
unsere ehemaligen Mitschülerinnen, die ab
1933 unsere Schule wegen der nationalsozialistischen antisemitischen Politik verlassen
mussten, symbolisch wieder in unsere Schulgemeinde zurückzuholen.
Außerdem erhielten wir den Friedenspreis für
Frankfurter Schulen und das Amtsgericht
sprach dem Projekt Spenden zu. Im Mai 2005
bekamen wir zudem vom S. Fischer Verlag
einen 1. Preis im Projektwettbewerb „Schule
kann gelingen”, dotiert mit 10.000 € und zu verwenden für die Schulbibliothek. (s. unten S. 62)
Wir fingen also an, die alten Schulakten
durchzulesen, und fanden so die Namen von
insgesamt 183 jüdischen Schülerinnen und
konnten auch die Adressen und Berufe ihrer
Eltern zusammentragen. Wir stellten bald fest,
welche großen Ausmaße dieses Projekt haben
würde, und wussten, dass wir diese ganze Arbeit
Wir wussten, was wir wollten. Die Gedenkstätte
sollte aus zwei Teilen bestehen. Der erste Teil
war die Gedenkstätte auf dem Schulhof, der
zweite Teil sollte ein Archiv werden, in dem wir
alle Daten und Materialien sammeln, die wir zu
den Namen der Mädchen finden können.
Was wir nicht wussten: Wie sollte die Gedenkstätte aussehen? Wir konnten den damaligen Kunstleistungskurs dafür gewinnen,
Modelle anzufertigen. Es entstand eine beeindruckende Vielfalt an Werken, die dann an
einem Präsentationsabend der Schulgemeinde
und einer Jury vorgestellt wurden. Die Jury
entschied sich für die Kombination von
mehreren Elementen aus drei Modellen, aus
denen dann die heutige Gedenkstätte entstand.
Um die Gedenkstätte jetzt endlich bauen zu
können, beauftragten wir einen Steinmetz, der
uns bei der Auswahl der Steine für unsere
Kieselstein-Aktion mit Frau Zacharias
60
tegrieren wollten. Die SchülerInnen, die sich für
eine Patenschaft entschieden, sollten versuchen
herauszufinden, welcher Mensch sich hinter
dem Namensplättchen verbarg, und wenn
möglich, sogar mit ihm Kontakt aufzunehmen.
Da diese Arbeit eine kontinuierliche ist, konnten
wir unmöglich die Form eines „abgeschlossenen Archivs” wählen. Außerdem wurde eine
eigene Homepage erstellt, die unser Projekt
vorstellt und auf der es ein Gästebuch gibt sowie
Links zu anderen Datenbanken.
Gedenkmauer beriet. Das Stadtschulamt hatte
mit einer Sonderaktion eine Mauer auf dem
Schulhof einreißen lassen und so das Gelände
auf dem Schulhof für die Gedenkstätte vorbereitet.
Die beiden Mauern der Gedenkstätte bestehen
aus verschiedenen Steinen: einem Basalt und
einem hellen Sandstein. Von einer Sitzgruppe,
die aus dem gleichen Basaltstein gestaltet
wurde, führt ein Weg aus Kieselsteinen zu der
Mauer hin. Dieser Weg soll den Lebensweg
ganz unterschiedlicher Mädchen, die zunächst
gemeinsam zur Schule gingen, zeigen. Die
Als nächstes großes Ereignis planten wir die
Einweihungsfeier. Wir luden ehemalige Schülerinnen ein, mit denen wir Kontakt hatten. Sie
brachten dann, mit ihren Paten zusammen, die
Kupferplättchen an, auf denen ihr Name steht.
Der Bettina-Chor sang und es wurden verschiedene Reden gehalten und Grußworte
verlesen. Wir waren froh, unsere Arbeit endlich
in voller Pracht präsentieren zu können. Die,
nach kurzer Zeit entstandene GedenkstättenAG, hatte viel Mühe, aber vor allem Herzblut in
dieses Projekt gesteckt.
Und heute? Die Recherchen in den Archiven
sind weitgehend abgeschlossen und werden
momentan in einer Datenbank gesammelt, die
ein Kernstück einer Ausstellung im jüdischen
Museum/Judengasse sein wird, die die Gedenkstätten-AG zum 150-jährigen Bestehen der
Bettinaschule ausrichtet.
Die Gedenkstätte während einer Schulpause
kreisförmig angelegte Sitzgruppe symbolisiert
die Schulgemeinde, aus der ein Element
herausgedreht ist: Die jüdischen Mädchen
wurden ausgegrenzt. Die Ausgrenzung ging
über in umfassende Diskriminierung und führte
zur Vertreibung, ins Exil, zur Deportation und
Vernichtung. Der weiße Teil der Mauer stellt die
unbeschwerte Kindheit der Mädchen dar, der
Riss in der Mauer zeigt den endgültigen Bruch
der gemeinsamen Schulzeit und der schwarze
Teil der Mauer soll an die Zeit der Verfolgung,
Emigration oder Deportation erinnern. Dieser
Teil der Mauer trägt das Namensplättchen einer
jeden vertriebenen jüdischen Mitschülerin und
will ihr individuell einen Platz an ihrer alten
Schule zurückgeben. Der Fußboden um die
Gedenkstätte herum wurde von allen Schülern
und Schülerinnen der Schule mitgestaltet. Wir
riefen zu einer „Kieselstein-Aktion” auf, bei der
mitgebrachte Kieselsteine in ein vorbereitetes,
feuchtes Kiesbett gelegt wurden. Dieses Kiesbett bildet nun den festen Fußbodenbelag.
Natascha Leitermann, Hannelore Zacharias
Mrs. Elsbeth Wayne, geb. Bodenheimer, Juni 2002
Auch für unser Archiv holten wir uns Rat. Frau
Sigurdsson veranstaltete mit uns einen Workshop, auf dem sie uns viele Arten von Archiven
nahe brachte. Wir entschieden uns für ein
„offenes Archiv”, da wir die Schulgemeinde
durch Patenschaften in dieses Projekt in-
61
~ S.Fischer
I •resse-rniHf'ltlun~
»Schule kann gelingen« ·drei Schulen
siegen im Projektwettbewerb
Oie Prt~isrriger d~!i Wettbewerbs ·•Schul-e <aO!, gel•"lger... sten~n feit -dre
~~ h ule11
aus Fraf\klts-rt CJf•1
Mam. frie.ar,chsJ'faFe-n und Ganae"'Xesee gew;~ nnen oen Wenbewerb, den der S. F!.SC:tJerVerl~g zum
c-rsrht'lntn des Beruellers von EnJ.s R1egd au•:.geschnebe'l h;1tte. En,.t Rie:gl!l , die Sachbuc.hautor!r
und t'l11!mal~ ~renn der Hel~l" e·l.a 1gt·)rt'!ult' fn W•~"ba<!e" .;eil' in de,. ber-ühmren ~tP!sa-Stt~dieo~
o1ls mit Aosw.nd bem deutsche;o Sc;h ul~ zcs;hruttl hatte m•t•hrt"f1 j ury~o iJ egen d•e besten Schulprol~kl~ au~g~w~hlt, dtt! ;ttJße1 l~alb des ""'l"'ldlt•' Unt~rntr"~ts Schuler und E!tern tre..,ti" einoe~i~tu.on und
n.:ue Wege beschrem:n.
Wer"''"
Oer , , 'Ore1s (~tne SchOiarb1bhothek •m
ro.ooc E.1r=.t gehl an d,e Bemna~llule m Frlln~fvn
vn Maln ft.lr Ihr PrOJf''r\ nE.rmnern iard·'e Zuk,m~" _Z.iel de!; PtOJflru WJt die Erncht'Jilg e1ner Geden~·
nian-to ..,nd ~tnes Gedenkarch•vs 1\ir 183 JUdisclie SchUltrln n~r;. die: ;hre k"'ule- (d amill~ noc~ "Vt~Tor1,;, ·
schul ~··l~lb 193--3 vcrlassl!n mus.\tC:'I. O~t l'ro~·~~1 YIUrd~ von der er~h!n P anung ubtt <tamtlic:lu•
otltakr.wtchen HUtdef'!, G.~t<liwngsvol'!ichl.ig~, ..,rfentl1cfle AtJ!s.:hte1bung b.s '"''"'zu den Bau;uberten
von.df'n Srh(; l~ rn cl-er ß,;l1tnM-.htllt! · u n~.. r [il1b"'liPnung v1Pit' f;,1C1Ie••rt ;t•IS nh
l'!~nlnstltutltirwn
..,.,r
-UIIIQ_~L!l.
Mit dem~. Pre;s teine SchUierb•bi:othe!.. Im W'err von s.ooo Cu1o) wurde dre t(i;,ss-e 7-a der Bode•lset·
SchuleSt M;'l-un ln F'nedrichsh11fen ;au;ge_:e.whnet.. M·t Ihrem The-Jterp'OJelu. .,o,e Vo,rudtkrokod•le,
Mch de&~ Bucl"'. von M!l.X "O" de· GrU'1 'f'u;gen die s.,hU!em'lf't:n und Sc'nüler aufTaurne-e.
Den_;, ilre•s \eme Schulerb•bllothetc 1m We11 VOI'I ;.oDa Eu,a1erhilh~n ProJelltt- d~r o:.chulto am H.1b
brO,ggt•r W~g '" (ianclt!ri~L'lt't:, e•ner fOrdersdJ\.lle, dlf !(inder mit 3tarken BCttlninlCF'llJgun-gen der lernens :crd~:t. f'rttm1e-n >Nurdt rhe Schule wegen dt-'5 ,.,N'lJt'kt"i ,.pupll~
GmbH .. , e~ne Sch\lle-rfirma•1Ht Produktion, Mi1r\<:~t• ng-, Vtrt!teb, Quell
11-.Jituog, die!' s~lb'St p~UVlttrte Produkte ..,efbvft und den Enng. dem
Artlt>t!:'ikreJS ,,St~!U+wli'd~r 1ür Wes~afrilc;uc .:ul(onun~n länl. Und .:.ud• d;;s:
PtQjekt •·8.:wer<1hof..Klas~enztmmrru,ln des-sen Rahmen S~-hö.l!r otctH
nor an 1-and\ll•rts!:h.lftlict'!en Arbenen ;eilnehmen, scndern mithelfen.
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Die neue Schulbibliothek
thodentraining u.v.a. – d.h.: der Bestand näherte
sich einer gewissen Aktualität. Zusammen mit
einer Deutschkollegin, Frau Wittekindt, entstanden recht umfangreiche Lektürekisten für
die Klassen 5 - 10, mit denen sehr gerne im
Deutschunterricht gearbeitet wird. Wir versuchten unser Bestes.
„Eine Schulbibliothek soll keine Tankstelle,
sondern eine Lernwerkstatt sein“, sagte der
Leiter des Workshops „Arbeitstechniken – In der
Schulbibliothek lernen“ beim 17. Hessischen
Schulbibliothekstag, an dem meine Kollegin
Voigt-Münch und ich in verschiedenen Veranstaltungen teilnahmen. Ja, das soll unsere
neue Schulbibliothek auch sein, dachte ich,
aber doch noch viel mehr, nämlich eine in
vielerlei Hinsicht „aktive“ Bibliothek, die durch
wechselnde Ausstellungen, durch Lesungen,
mit aktuellen Fach-/Literatur- und Medienangeboten für SchülerInnen und KollegInnen,
mit Bibliotheksrallyes zur Einführung, durch
Leseförderaktionen und als Ort des Zeitunglesens und Schmökerns in den ganztägigen
Schulbetrieb integriert ist. Für diese zentrale
Rolle, die die neue Schulbibliothek in der
Bettinaschule spielen soll, ist ihre Lage im
Erdgeschoss eine gute Ausgangsbasis, hat sie
doch ihren Ort im ehemaligen Lehrerzimmer
gleich neben dem Sekretariat.
Es war aber eine Lehrerbücherei. Schüler und
Schülerinnen fragten nur selten einmal nach
einem Fachbuch für eine Hausarbeit, ein
Referat. Parallel dazu gab es, in einem anderen
Raum im Keller, nicht sehr auffällig und
vielleicht auch daher nicht so oft benutzt, die so
genannte Unterhaltungsbücherei: Sie enthielt
Erzählungen, Romane, (wenige) Sachbücher
für Kinder und Jugendliche. Die ehemalige
Leiterin, Frau Trabant, investierte viel Mühe
und Zeit. Die Sammlung versprach und
verspricht spannende und interessante Lektüre.
Immer wieder lud sie Klassen, meist die 5. und
6. Jahrgangsstufe, zu Führungen ein, um zum
Lesen zu motivieren. Einige Schüler und
Schülerinnen nahmen das Angebot einer
Ausleihe in der Folge auch gerne an.
Zu Beginn des Schuljahres 2004/2005 gab es
grünes Licht für den Umbau. Die konkrete
Planung, die Umsetzung der Idee durch einen
Bibliotheksausschuss im Gespräch mit der
Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle (sba) der
Stadtbücherei Frankfurt und Frau UllrichBorrmann nahm Gestalt an. Doch bevor ich die
Entstehungsgeschichte der neuen Schulbibliothek nachzeichne, von unseren Überlegungen, Diskussionen, Erfahrungen und
Aktivitäten der vergangenen Monate berichte,
wollen wir mit meiner Kollegin Voigt-Münch
zurückblicken, wie alles begann.
In der damals noch namenlosen Schülerzeitung
– später: „Betton“ – schrieb ich in der Nr. 1 vom
Oktober 1995 über die Lehrerbücherei:
„Aufgrund von Platzmangel herrscht in der
Lehrerbücherei das mittlere Chaos. Ich weiß
zwar meist, wo etwas zu finden ist, aber da ich
keine ausgebildete Bibliothekarin bin und mein
systematisierender Ordnungssinn sich in
Grenzen hält, steht nicht immer alles da, wo es
sinnvollerweise stehen sollte – ganz abgesehen
von der Schlampigkeit der KollegInnen, die
meinen, man würde für sie Ordnung schaffen,
und die benutzte Bücher an einen x-beliebigen
Ort stellen oder Bücher über Monate zu Hause
hinstellen, ohne mich über die Ausleihe zu
informieren. Viele Regale stauben vor sich hin,
Stauballergiker darf man da nicht sein. Auch
gleicht die Lehrerbücherei des öfteren eher
einer Rumpelkammer: altes Mobiliar, großräumige Werke aus dem Kunstunterricht und
sperriges Strandgut aus anderen Fächern – alles
nimmt dieser Raum auf. Hinzu kommen die
Schränke von LehrerInnen, für die im Lehrerzimmer kein Platz mehr war. Stapel von
persönlichen Unterrichtsmaterialien und die
Reste von Fachkonferenzen und Examensfeiern, ausgediente Schreibmaschinen der
Sekretärinnen – was ja auch ganz sinnvoll ist, da
man auf diesen noch schnell eine Klassenarbeit
„Als ich 1980 als junge Lehrerin meine Stelle an
der Bettinaschule antrat, war Herr Dr. Pittenauer, der die Lehrerbücherei betreute, gerade
dabei, in Pension zu gehen, gesucht war ein
Nachfolger. Ich wurde nicht lange gefragt, mein
Protest war nicht sehr heftig, als Deutschlehrerin liebt man ja Bücher, ich trat die Nachfolge an.
Die Bücherei war gut gefüllt, viele Bücher waren
aufgrund der schönen Ledereinbände auch gut
anzusehen, das meiste stand aber schon seit
Jahrzehnten da. Über die Jahre hin kaufte ich
auf Wunsch der Fachkonferenzen Neues ein:
Fachdidaktisches, pädagogische Literatur,
Lehrbücher, Materialien zum neuen Fach
Darstellendes Spiel; zu: Suchtprävention, LeseRechtschreibschwäche (LRS), Klippert-Me-
63
tippen kann – wenn nicht gerade wieder mal
eine Klasse dasitzt, die keinen Raum gefunden
hat, SchülerInnen nachschreiben, Gespräche
mit Eltern stattfinden bzw. KollegInnen
Unterricht vorbereiten oder korrigieren oder ein
Gespräch führen wollen. Daß die sperrigen
Videorecorder den letzten freien Platz
blockieren, stört mittlerweile kaum noch
jemanden. Kurz: Die Lehrerbücherei ist ein
multifunktionaler, interessanter, liebevoll „verwahrloster“, zuweilen lauschiger Ort.“
für selbstständiges Lernen, zur Leseförderung,
für besondere Unterrichtsprojekte.“ Die verschlungenen Wege und Prozesse der Entscheidungsfindung in Bildungspolitik und
Bürokratie verschafften uns noch eine Ruhepause, alles wurde noch einmal auf Eis gelegt,
bis es im Schuljahr 2004/05 „rasant“ wurde.“
Die Beantragung von Bundesmitteln zur
Förderung von ganztägig arbeitenden Schulen
war erfolgreich. 90.000 Euro wurden für Umbau
und Ausgestaltung des alten Lehrerzimmers zur
neuen Schulbibliothek bewilligt. Mit Voranschreiten der Umbauarbeiten standen jetzt
schnell zu treffende grundlegende Entscheidungen an, mussten viele Fragen geklärt
werden, z.B.: Sollen wir eine Aufnahme in den
Schulbibliotheksverbund von Frankfurt und
Umgebung anstreben? Welche Vorteile sind
damit verbunden? (Internet-Recherchemöglichkeit in der Online-Datenbank webOPAC,
professionelle Beratung durch die Schulbibliothekarische Arbeitsstelle (sba) der Stadtbücherei, finanzielle Unterstützung, Beschaffung ausleihfertig bearbeiteter Medien)
oder: Wie viele PC-Arbeitsplätze, wie viele
Tische und Stühle brauchen wir in der Schulbibliothek? Wie viele Medien sind auf wie vielen
Regalen in welcher Anordnung unterzubringen? und: Wie sollen der Eingangsbereich
und die Schmökerecke eingerichtet werden?
Dafür konnten wir zwei Vorschläge von Bibliotheksausstattern einholen, die uns Frau v.
Jordan-Bonin von der sba in einem professionellen Beratungsgespräch empfohlen
hatte. Einer der Anbieter machte uns auf die
Möglichkeit aufmerksam, durch Anschaffung
von Regalen auf Rollen deren Anordnung z.B.
bei Lesungen flexibel gestalten zu können. Der
andere versuchte uns eine imposante Theke für
den Eingangsbereich mit dem Hinweis
schmackhaft zu machen, die dahinter sitzende
Mitarbeiterin müsse durch einen metallischen
Sichtschutz bis zur Taille vor den Blicken der
Bibliotheksnutzer geschützt sein. Das leuchtete
uns Lehrern nicht so recht ein. Mit Blick auf den
vorgegebenen finanziellen Rahmen für die
Bibliothekseinrichtung wollten wir zunächst
ganz auf eine teure Theke verzichten, wählten
aber schließlich doch eine schöne, schmalere
Theken-Variante aus, hinter deren „Sichtschutz“ ein Rollschrank und ein Rechner Platz
haben.
Der Tenor ist klar – mit einer Schulbücherei
hatte das nur wenig zu tun. Es dauerte aber noch
Jahre, bis sich etwas ändern sollte und konnte,
es war ja auch ein finanzielles Problem, und
Gelder wurden angekündigt und standen dann
tatsächlich zur Verfügung, als die Bettinaschule
zur „Ganztagsschule“ wurde. Im April 2001
stimmte die Gesamtkonferenz den Plänen für
eine neue Schulbücherei (Raum, Ausstattung,
Anschaffungen) zu. Im November 2001 schrieb
ich an die Fachsprecherinnen und Fachsprecher: „ Die sog. Steuergruppe „Schulbibliothek“ hat am 16.11.01 zum ersten Mal
getagt. Als erster Schritt in Richtung Neugestaltung wurde festgelegt, dass der Bücherbestand „fachspezifisch“ überprüft und
aussortiert wird: 1. Gänzlich veraltete Bücher
werden verschenkt, auf einem Büchertisch
(Schulfest?) zum Kauf angeboten oder entsorgt.
2. Veraltete, aber aufhebenswerte Bücher
werden gesondert gesammelt, in Kisten
verpackt und erst einmal im Keller aufbewahrt,
bis sich ein angemessener Stellplatz findet. 3.
Nur die Bücher verbleiben in der Lehrerbücherei, die später in der Schulbibliothek
aufgestellt werden sollen. 4. Diese Aktion muss
bis zu den Osterferien abgeschlossen sein. [...]
Voraussichtlich vor den Sommerferien muss die
Lehrerbücherei ganz ausgeräumt werden,
damit bauliche Maßnahmen durchgeführt
werden können.“ Dass es die Weihnachtsferien
2004/05 sein sollten, dachten wir nun doch
nicht.
Ohne Unterstützung durch die Eltern und den
Förderverein würden wir es aber nicht schaffen
können. So schrieb ich für einen Spendenaufruf
des Fördervereins: „Die Pläne für unsere
Schulbibliothek sind in unseren Köpfen – wir
müssen sie nur noch umsetzen, sodass sie im
Zeitraum der nächsten zwei Jahre Realität
werden: ein Informations- und Kommunikationszentrum im „Lebensraum Schule“,
ausgestattet mit Nachschlagewerken, Wörterbüchern, mit aktuellen Fachbüchern und Belletristik für alle Jahrgangsstufen, Zeitschriften,
Hörkassetten, PCs mit Internetanschluss zum
Recherchieren für eine Facharbeit – ein Raum
Inzwischen waren von den Kollegen der
verschiedenen Fachbereiche Bestellwünsche
von Medien nach den Listen des schulbibliothekarischen Grundbestandes einzuholen, zu sammeln und an die Mitarbeiter der
Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle weiterzu-
64
Schulbibliothek annehmen konnten. Diese
Beteiligung der SchülerInnen war den Lesezeichen-Verkaufsgesprächen anzumerken, von
denen SchülerInnen einer 7. Klasse im
Deutschunterricht berichteten.
leiten, deren Unterstützung uns als Anwärterschule auf die Mitgliedschaft im Schulbibliotheksverbund 2006 oder 2007 jederzeit
sicher war.
Für kontroverse Diskussionen sorgte vor allem
die Frage des Ausleihmodus. Von schulbibliothekserfahrener Seite war uns eine
Ausleihe mit Buchkarte empfohlen worden. Das
hatte auch eine Exkursion des dreiköpfigen
Bibliotheksausschusses in die Schulbibliothek
der Liebigschule und ein Gespräch mit der dort
angestellten Bibliothekarin erbracht. Dagegen
sprach die zeitgemäßere Vorstellung einer
digital vernetzten Ausleihe aus der Lernmittelbücherei und der Schulbibliothek über
einen mit Barcode versehenen Schülerausweis.
Diesen Modus favorisierte insbesondere Frau
Ullrich-Borrmann, die von positiven Erfahrungen in ihr bekannten Schulbibliotheken
mit diesem Verfahren berichten konnte. Nun
galt es noch die Kompatibilität der unterschiedlichen Bibliothekssoftware zu prüfen
sowie die bereits vorhandenen Medien zu
erfassen und mit schulverbundfähigen Signaturen zu versehen.
„Um die SchülerInnen von heute anzusprechen
müssen die Bücher in einer Schulbibliothek so
neu aussehen wie die in einer Buchhandlung“,
betonten die Fachfrauen in Sachen Schulbibliothek, Frau v. Jordan-Bonin und Frau
Hofmann, noch einmal in einem letzten
Gespräch und schlugen eine erneute strenge
Sichtung der vorhandenen Bücher vor.
Befragt, welche Farbe die Sofas der Schmökerecke in der neuen Schulbibliothek haben
sollten, sagten die SchülerInnen einer Ethikgruppe der 5. Klassen „rot“ oder „orange“. Bei
seinen Streifzügen durch zwei Möbelparks
wurde der Bibliotheksausschuss fündig und
entschied sich nach gehöriger Sitzprobe für
rote, mit der Farbe des Bodenbelags harmonierende Sofas, die auch AutorInnen bei den
hoffentlich zahlreichen Lesungen in der neuen
Schulbibliothek als leuchtende Basis dienen
sollen.
Durch den Verkauf von Lesezeichen waren alle
Schülerinnen und Schüler in einem Gemeinschaftsprozess an der Entstehung der Bibliothek
beteiligt, die sie auf diese Weise als „ihre“
Bibliotheksausschuss:
Heidi Voigt-Münch, Dr. Jenny Gehrs,
Karlheinz Heitmüller-Faltinat
65
Das europäische
COMENIUS-Schulprojekt
In einem ersten Koordinationstreffen im
September 2001 hatten sich die Lehrer dieser
COMENIUS-Gruppe auf Vorschlag der Schule
in Trento auf das Hauptthema Umweltstudien
festgelegt, mit den Unterthemen: Fließgewässer, Luftschadstoffe, erneuerbare Energiequellen und Elektrosmog.
A Study of the Environment 2001-2004
“Say it in English, please.” Die Darstellung von
Arbeitsergebnissen zu den verschiedenen
Projekten ist das Herzstück eines dichten,
dreitägigen Programms bei den halbjährlichen
COMENIUS-Treffen. Englisch ist hier und auch
in der schriftlichen Dokumentation die gemeinsame Sprache der Teilnehmer für ihre
Vorträge, Plakatwände, Powerpoint-Präsentationen, Filme u.a..
Nun, beim Treffen Ende März 2003 in Frankfurt
zeigt und erklärt man sich etwa fünf Stunden
lang, was im letzten Jahr erforscht wurde:
„Welche Qualität hat das Wasser eines Gletschers in den italienischen Alpen?“ (Trento)
„Auf welche Weise schädigen medizinische
Abfälle die Umwelt?“ (Madrid) „Inwiefern sind
Flechten an Bäumen Indikatoren für die
Luftgüte?“ (Frankfurt). Und: Wie sage ich dies
alles wissenschaftlich präzise und verständlich
in Englisch?!
Präsentation der Arbeitsergebnisse der italienischen Delegation
März 2003 in Frankfurt
Wie fing dieses Unternehmen an? Seit Januar
2000 besteht COMENIUS, eine Initiative der
EU. In der BRD bekommen rund 1000 Schulen
Fördergelder für ihre Aufwendungen und
Materialien am Schulort sowie für die Reisen zu
gemeinsamen Treffen. Die Bettinaschule hat in
diesem Schulprojekt als Partner das Liceo
Scientifico Leonardo da Vinci in Trento, Italien,
die I.E.S. Ciudad de Jaen in Madrid und die
Martin-Niemöller-Schule in Wiesbaden. Ziel ist
es, Kontakte zwischen Schülern und Schulen
aus mindestens drei verschiedenen Nationen in
einer Gruppe zu fördern, indem Schülergruppen und ihre Lehrer – bei uns sind dies Frau
Böker und Herr Michelsky – sich zweimal im
Jahr besuchen und Zwischenergebnisse zu
ihren Studien präsentieren. Idealerweise soll an
jeder Schule fächerübergreifend kooperiert
werden: Bei uns waren die Umwelt-AG, zwei
Chemiekurse 11 und13, ein Biologiekurs 11, ein
GM-Kurs 11 und ein Kunstkurs beteiligt.
Während des Jahres soll auch der Kontakt mit
den Partnerschulen per E-mail, Fax etc.
bestehen, auch für die spätere Dokumentation.
COMENIUS-Gruppe auf der Commerzbank
An den anderen Tagen des Treffens werden
jeweils mit den Gastgebern sowohl gemeinsame
thematische Exkursionen unternommen als
auch kulturelle und sportliche Beiprogramme
organisiert. So erlebten die mehr als 30 Gäste
aus Madrid und Trento und die Gruppe aus
Wiesbaden z.B. die Genüsse von Rippchen mit
Kraut, Handkäs mit Musik und Ebbelwoi und
einen Besuch im Museumsdorf Hessenpark;
aber auch die Sternwarte auf dem Kleinen
Feldberg, sowie einen vom technischen
Direktor des Commerzbank-Hochhauses geführten Rundgang durch dieses – noch – höchste
Bürogebäude Europas und seine ungewöhnliche Energiespartechnik.
Nebenbei erleben die Jugendlichen die
Gastfreundschaft in den Familien und können
mit Schülern, die sie vielleicht von früheren
66
Umwelt-Projekte
Treffen kennen, einen Stadtbummel machen,
allerdings nur so lange, wie die „Große Konferenz” der Lehrer über den weiteren Fortgang
des Projekts dauert.
Mit einem „Dienstalter“ von ca. 21 Jahren ist
die Umwelt-AG die älteste, bis heute kontinuierlich fortbestehende freiwillige Arbeitsgemeinschaft unserer Schule. Ihr wichtigster inhaltlicher Schwerpunkt ist die chemische Umweltanalytik.
Italienische SchülerInnen kommentierten in
einem späteren Brief die Erlebnisse in Frankfurt
u.a. als „Una grande occasione per aprire la
mente nei confronti di un'altra realtà e per
consentire conoscenze scientifiche e umane”
(vgl. Betton 14, 2004, S.18).
Die Umwelt-AG war und ist als Ergänzung zum
Regelunterricht gedacht. Sie soll unseren
SchülerInnen einen etwas anderen als den
allgemein üblichen Blick auf die Anwendungsmöglichkeiten der Chemie zeigen. Einmal
keine gewerbliche, industrielle Nutzung mit
allen Licht- und Schattenseiten, sondern: Anwendung chemischer Kenntnisse, um mit den
einfachen Mitteln eines Schullabors die Belastung der Umwelt mit Schadstoffen zu kontrollieren und damit vielleicht auch eine
Veranlassung zum Schutz unseres Lebensraums zu geben. Organisationen, die dies
professionell tun, gibt es seit Jahrzehnten: das
Öko-Institut, die Fachlabors der Umweltministerien von Bund und Ländern, Labors bei
unabhängigen Umweltorganisationen und
viele andere mehr.
Gisela Wittekindt und das COMENIUS-Team
Physik-Leistungskurs 12
2003/2004
Messen, Vergleichen und Beurteilen von
Schadstoffbelastungen wären aber kaum
sinnvoll, wenn man dabei nicht auch versuchen
würde, gesellschaftliche und kulturelle Einflussfaktoren zu verstehen. In den meisten
Projekten hat dies die Umwelt-AG angestrebt,
zuletzt im Rahmen des COMENIUS-Projekts
„A Study of the Environment“ in den Jahren
2001 bis 2004 sowie bei der vergleichenden
Untersuchung von Fließgewässern auf der
Studienreise 2004 in Katalonien.
Seit langem gab es in der Bettinaschule einen
Physik-Leistungskurs: 15 Schülerinnen und
Schüler hatten sich erfolgreich zum Abitur 2005
gemeldet. Bemerkenswert ist der Umstand, dass
in diesem Kurs 60% der Teilnehmer weiblich
waren. Außerdem gab es in ganz Frankfurt nur
20 TeilnehmerInnen in einem Physik-Leistungskurs, von denen 9 in der Bettinaschule arbeiten.
Wir hoffen auf eine Neuauflage. Im Bild sieht
man außer den in 12/1 gestarteten 17 Schülerinnen und Schülern den damaligen Studienreferendar Sven Heineken (links) und Kursleiter
Michael Duyster bei dargestellter Elektrostatik.
Schon die Gründung der Umwelt-AG im Jahr
1984 durch den Kollegen Peter Rosenkranz
24-Stunden-Messungen auf der Bockenheimer Landstraße
67
nahm ein konkretes Umweltproblem zum
Anlass: die damals extrem hohe Schwefeldioxid-Belastung der Luft im Frankfurter
Westend. Das erste Projekt war die Konstruktion
und der Betrieb eines Apparats zur Bestimmung
von Schwefeldioxid in der Umgebungsluft.
Von 1986 bis 1991 wurde die AG von Peter
Rosenkranz und Ralf Michelsky gemeinsam
veranstaltet, seit 1991 von Ralf Michelsky
alleine übernommen. In all den Jahren bis 2003
tagte die Umwelt-AG wöchentlich zweistündig,
seit 2004 aus organisatorischen Gründen nur
noch 14tägig.
Trinkwasseranalysen
Es folgen einige der wichtigsten Projekte in
Stichworten:
1995 Erfolgreiche Teilnahme am ersten WWFSchulprojekt zur Ozonmessung mit Bioindikatoren (Tabakpflanzen). Dazu begleitend
Beginn der Arbeiten an einer kontinuierlich
arbeitenden, PC-gestützten Ozon-Messanlage.
Verwirklichung und erste, sehr erfolgreiche
Erprobung 1996 (wiederum in enger Zusammenarbeit mit dem HLUG-Labor).
1984/85 Konstruktion und Betrieb einer
Schwefeldioxid-Luftschadstoff-Messanlage
kontinuierliche, dokumentierte Messungen/
Auswertung in den Heizperioden von 1985 bis
1992; begleitend dazu: viele Aktionen zu Information und Einbezug der Schulöffentlichkeit.
Ab 1987 Entwicklung und Durchführung des bis
heute betriebenen gewässeranalytischen Langzeit-Messprojektes „Wasserqualität des Urselbachs“. Damit verknüpft das Thema „Bodenanalysen, Lebensmitteluntersuchungen“; begleitend: Kontakte mit Fachgremien, Tageszeitungen und der Wasserbehörde von Oberursel.
1997 Planungen zur rationellen Energienutzung in der Bettinaschule. Kurz danach Teilnahme am Projekt „Nutzerbedingtes Energieund Wassersparen an Frankfurter Schulen“ als
eine von 13 Pilotschulen mit einem bis heute
von Presse und Öffentlichkeit viel beachteten
Erfolg. 2001 bis 2004 Einbindung der AG-Arbeit
in das COMENIUS-Projekt „A Study of the Environment“, das zusammen mit Partnerschulen
in Trento, Madrid und Wiesbaden durchgeführt
wurde.
Seit 1990 flossen die Ergebnisse und Erfahrungen aus diesem Messprojekt in das Kursangebot für den Chemieunterricht der gymnasialen Oberstufe ein: In der Jahrgangstufe 13
gibt es einen Chemie-Kurs „Chemische Analysen“.
Im Zuge der bevorstehenden Veränderungen in
der gymnasialen Oberstufe während der
nächsten Jahre wird es sich zeigen, ob freiwillige Angebote wie die Umwelt-AG weiter bestehen können – beziehungsweise, ob sie bei der
steigenden Belastung im Regelunterricht
überhaupt von Schülerinnen und Schülern
wahrgenommen und besucht werden.
1994 Fertigstellung des 1. Prototyps eines
Stickoxid-Messgeräts. Erster öffentlicher Einsatz mit großem Presseecho anlässlich einer
BUND-Aktion in der Frankfurter Innenstadt
und in Frankfurt-Oberrad. Beginn der Zusammenarbeit mit dem Kalibrierlabor der
Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU,
heute: HLUG) in Wiesbaden. Bau einer modifizierten, verbesserten Stickoxid-Maschine mit
technischer Hilfe der HLfU.
Einerseits ist der Wert einer Arbeitsgemeinschaft sicherlich nicht unmittelbar in den
Kategorien von Fachlehrplänen messbar,
andererseits macht der Blick auf die oben
stehende Liste von Referenzen deutlich, dass
beim Wegfall solcher und ähnlicher Angebote
durchaus ein Verlust zu beklagen wäre.
1996 und 2001 erfolgreicher, dokumentierter
Einsatz des Geräts in 24-Stunden-Stickoxidmessungen.
Ralf Michelsky
68
Kursfahrt
der Leistungskurse
nach Barcelona 2004
das fest, was wir erwartet hatten, nachdem wir
den Fluss das erste Mal gesehen und vor den
Fliegenschwärmen in seiner Umgebung geflohen waren:
Die diesjährige Kursfahrt der Chemie- und
Biologie-Leistungskurse 13 nach Barcelona in
der Zeit vom 7. bis 15. Oktober 2004 hatte neben
einem allgemeinen, d.h. kulturtouristisch üblichen Besuchs- und Besichtigungsprogramm
auch einen naturwissenschaftlich-ökologischen
Schwerpunkt: Wir versuchten, ein paar besondere Merkmale von Fließgewässern im Umland
und im Naturraum rund um die katalonische
Metropole zu erfassen und zu beschreiben. Es
folgt hier ein Auszug aus dem Reisebericht.
Der Fluss, der mit seinem vielen Müll an den
Ufern sowieso keinen einladenden Eindruck
gemacht hatte, war extrem schmutzig und hoch
belastet mit den üblichen Schad- und Inhaltsstoffen ungeklärter Abwässer.
Nachdem wir diesen total dreckigen, aber
immerhin echten Fluss gesehen und untersucht
hatten, sahen wir einige Tage später einen Bach,
der vom ersten Anschein mit unseren (deutschen) Verhältnissen mithalten konnte. Doch
was wir in den Bergen im Norden von Barcelona
fanden, sah idyllisch aus wie ein Taunusbach,
war aber leider nicht ganz echt. Um auf den
ersten Satz dieses Textes zurückzukommen: Er
hatte keine Quelle und manchmal auch keine
Mündung. Manchmal… wie kann denn ein
Fluss mal eine Mündung haben und mal nicht?
Ganz einfach: Der „Riera de Vallvidrera“ gehört
zu einer Klasse von Fließgewässern („Rieras“),
die nur aus Regenwasser, Haushaltsabwässern
(geklärt und ungeklärt – wie eklig!) und eventuell dem Wasser anderer Riera-Zuflüsse bestehen. Einige von ihnen münden in echte Flüsse.
Andere versiegen im Sommer einfach und
hinterlassen nur den Müll, den sie mitgerissen
haben. Doch eines konnte der von uns besuchte
Riera: Wie wohl alle Fließgewässer besaß er die
Fähigkeit zur biologischen Selbstreinigung.
Organische Schadstoffe, die in ihn eingeleitet
wurden, verschwanden, bzw. wurden im Laufe
weniger Kilometer im Selbstreinigungsprozess
abgebaut – faszinierend!
Ralf Michelsky
Manch einer wird sich nun fragen: Was soll man
da groß vorbereiten? Ist ein Fluss nicht überall
ein Fluss, also ein fließendes Gewässer mit
Quelle und Mündung? Absolut nicht! Ein Fluss
in Katalonien hat mit Flüssen, wie wir sie
kennen, weniger zu tun, als wir gedacht hatten.
Als wir mit einigen guten Ideen in der Tasche
(was davon tatsächlich realisiert wurde und was
nicht, soll erst mal unser Geheimnis bleiben)
einen der zwei großen Flüsse im Großraum
Barcelona, den Riu Besós besuchten, mussten
wir als erstes erschreckt feststellen, dass rund
um den Fluss Verbots- und Warnschilder angebracht waren, die den Eindruck vermittelten,
man würde militärisches Sperrgebiet betreten.
Wir überwanden den ersten Schock und die
Schilder, die – warum auch immer – sogar
Touristenführungen im Flussgebiet verboten,
und stiegen die etwa zehn Meter hohen
Begrenzungsmauern des Flussbettes an einer
Rampe hinab.
Die Flüsse dieser Region lassen sich also auf
den ersten Blick in zwei Kategorien einteilen:
Große, die das ganze Jahr hindurch fließen,
meist dreckig sind, aber so aussehen wie unsere
Flüsse. Und kleine, die zwar oft sauberer sind
als die großen, dafür nur einige Wochen bis
Monate fließen und dazu noch an einigen
Stellen aussehen, als befänden sie sich in
Afrika, ein paar Kilometer weiter hingegen den
Eindruck vermitteln, man sei im Taunus und
bewundere einen kleinen Naturbach.
Diese Mauern, innerhalb deren wahrscheinlich
ein Fluss in der Größe des Nils hätte fließen
können, erschreckten uns und uns wurde
gleichermaßen klar, dass die Menschen in
Katalonien scheinbar Angst vor ihren Flüssen
haben, die in den Regenmonaten zu unglaublichen Strömen anwachsen und in hohem Maße
Verwüstungen anrichten.
Als wir dann Wasserproben aus dem Fluss, der
höchstens ein Drittel der Breite und ein Fünftel
der möglichen Höhe des Bettes füllte, nahmen
und sie noch in Barcelona auf chemische
Schadstoffe untersuchten, stellten wir genau
Michael Rapphahn und Sascha Tix
69
Musik liegt in der Luft
Geschäftiges Treiben zu Beginn einer Doppelstunde Musik mit der 6c. Heute ist Klassenorchesterspiel. Notenständer werden aufgestellt, die Stühle zurechtgerückt, denn die
Sitzordnung entspricht der eines Sinfonieorchesters. Die Instrumente werden ausgepackt
und viele spielen sich schon mal ein. „Hilfe“,
denkt Frau Färber, „wo bleibt hier die Ruhe?“ Sie
kehrt durch das Stimmen der Instrumente ein.
Aufeinander Hören verbunden mit der Aufgabe,
festzustellen, ob der Ton korrigiert werden muss,
ist eine Herausforderung; denn schließlich geht
es darum, die verschiedenen Klangfarben der
vielen Blas- und Streichinstrumente wie Oboe,
Querflöte und Posaune oder Kontrabass und
Bratsche zu unterscheiden und zu entscheiden,
wie der „richtige“ Ton klingen muss. Gemeinsam geht's dann weiter mit Übungen, die aus
dem neuen Stück abgeleitet sind. Neue Töne
und Rhythmen werden eingeübt und mit schon
bekannten verknüpft, die so gleichzeitig
wiederholt werden. Immer wieder spielen alle
gemeinsam, im Wechsel der Instrumentengruppen, kleinere wie größere Flöten, Klarinetten, Saxophone, Geigen, Celli..., oder mal
alle tiefen Instrumente, dann alle hohen, so dass
sie sich gegenseitig zuhören, aber auch mit der
ganzen Gruppe gemeinsam musizieren.
Musikgruppe teilnehmen. Das ist knapp ein
Drittel aller Schülerinnen und Schüler der
Bettinaschule. Die Begeisterung der Schulgemeinde für die Musik ist nur ein Aspekt, der
die Musik an der Bettinaschule beschreibt. Wie
kaum eine andere Schule in Hessen bemüht
sich die Bettinaschule um ein besonderes
pädagogisch geprägtes Konzept in ihrer
musikalischen Arbeit. Kurz gesagt heißt dies,
dass unser Musikunterricht sich nicht auf die
Suche nach besonders begabten Virtuosen
beschränkt, sondern dass alle Schülerinnen und
Schüler angesprochen werden, ihre Musikalität
zu entfalten und für die Entwicklung ihrer
Persönlichkeit zu nutzen.
Die Bettinaschule war wohl schon immer eine
Schule, an der Musik eine wichtige Rolle
spielte. Immer wieder findet man Zeugnisse von
bewundernswerter musikalischer Arbeit. Allerdings kam die Musikarbeit im Bereich Chor und
Instrumentalmusik in den 70er Jahren bedingt
durch Lehrerwechsel (Frau Wirth ging zur
Schillerschule) und bedingt durch die politische
Inanspruchnahme der Schule quasi zum
Erliegen. Erst 1983 ging es wieder bergauf. Ein
kleiner Chor wurde gegründet und fuhr 1984 zu
einer ersten Chorfreizeit nach Büdingen.
Seit damals gibt es jährlich mindestens eine
Musikfreizeit („Musikarbeitstage“). Jede Fahrt
hat(te) eine besondere Note und ist (war) sehr
unterschiedlich. Eine Tradition blieb unverändert: Seit 1984 wird immer das „Elche-Lied“
zum Abschluss jeden Tages gesungen.
Das Gebäude der Bettinaschule trägt den
Schall, ganz speziell im Treppenhaus. Nach nur
wenigen Stunden Aufenthalt in unseren
heiligen Hallen hat ein Mensch mit durchschnittlichem Hörvermögen die Ohren bereits
gestrichen voll, von der gefühlten akustischen
Reizüberflutung eines Lehrkörpers ganz zu
schweigen.
Hält man sich jedoch physisch und psychisch
entspannt im Schulhaus auf, macht der Ton die
Musik und die Geräuschkulisse entpuppt sich
als kreative Unruhe.
Aus den anfangs 25 Schülerinnen sind nun
ungefähr 300 Schüler und Schülerinnen
geworden, die jedes Schuljahr an einer
70
8 vor 8: 100(!) Fünftklässler versammeln sich vor
der Aula. Die quirlig nette Atmosphäre
lässt eine Messung der Dezibel (viel zu
laut!) überflüssig erscheinen. Etwas
später schallt „Die Gedanken sind frei...“
von 100 Kinderstimmen (Chor 5) plus
Klavier durch die Tür.
10 nach 10: Eine Gruppe aus Klasse 10 probt im
Gang auf Veranlassung ihres Musiklehrers einen eigenen Rap in vier
Strophen mit Body Percussion und
Choreographie, natürlich nicht lautlos.
11 Uhr 11: Der Treppenaufgang im dritten Stock
ist blockiert. Ein Ensemble einer achten
Klasse, bestehend aus Vocals, Gitarrist,
Xylophonist und Schenkel-Drummer,
improvisiert im 4/4-Takt. Aufgabe: Blues in
A! Weitere Gruppen dieser Klasse sind
gleichzeitig im Musikraum, auf Treppenabsätzen, sowie im Schulhof zu hören.
11 Uhr 25: Raum 318 schüttet 33 Sechstklässler
aus, die sich das letzte Lied weiter schmetternd – nicht grölend – in die große Pause
begeben.
5 nach 12: Trompeten-Töne tröten dreistimmig
durchs Treppenhaus, sollten aber unisono
klingen. Während das Klassenorchester in
Raum 401 musiziert und eine Teilgruppe
mit dem zugehörigen Instrumentallehrer
in der Aula übt, mussten die drei
Trompeten mal eben zu einer „Verständigungsprobe“ vor die Tür. Vielleicht
klemmt ja auch nur ein Ventil.
3 Uhr mittags: Der BettinaChor, also ca. 55
Jugendliche und junge Erwachsene,
verwirklichen einen vierstimmigen Satz
in der Aula. Aus dem Musikraum erklingen „Mona Lisas“ bei der Stimmbildung.
Irgendwann im dritten Gang: Durch
geschlossene Türen tönt aus jedem Raum
eine andere Klangfarbe, von Flöte bis
Posaune und Geige bis Kontrabass.
Schülerinnen und Schüler der Bettinaschule erhalten ihren privaten Instrumentalunterricht, so dass sie fit sind fürs
Ensemblespiel.
6 vor 6: Cooler Swing erfüllt das Haus. Eine
Session der Jazz-Combo dauert an bis
zum absoluten Ende der Unterrichtszeit.
Aber die Highlights, sorry: „Highsounds“, erlebt man erst bei Schulkonzerten, Kammermusikabenden und
Jazz-Ins außerhalb dieser langen Unterrichtszeit.
ein solches Konzert besucht hat, ob in der Aula
bei 40° Innentemperatur oder zu Weihnachten
in der Katharinenkirche, weiß, dass es hier nicht
um ein akademisches Vortragen von Musik
geht, sondern um ein lebendiges Musizieren,
das Bewegung und Theaterspiel genauso mit
einbezieht wie Nachdenken und Spaß.
„Herr Deller, in einer Woche ist unsere Aufführung und wir haben noch keinen einzigen
Durchlauf geschafft, es wird eine Katastrophe.“
Fast vor jedem größeren Konzert merkt man,
was alles nicht geht. Doch vielleicht ist das eine
der großartigsten Sachen an der Musik. Man
wird von ihr mitgerissen und kann oft seine
eigene Leistung steigern, weil die Musik uns in
solchen Momenten beflügelt.
Musikunterricht an der Bettinaschule bezieht
sich auf Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen (z.B. von Prof. Bastian), die immer
wieder zeigen, wie wichtig das gemeinsame
Musizieren für die intellektuelle und emotionale Entwicklung der einzelnen SchülerInnen ist,
und wie das Musizieren auch die Lerngemeinschaft fördert. Am ausgeprägtesten ist
dies in der Arbeit der Klassenorchester: Im
Vergleich zu anderen hessischen Schulen mit
Schwerpunkt Musik sind wir eine der wenigen,
die sowohl Streicher als auch Bläser im
Klassenorchester haben, und wir sind eine
Schule, deren musikalische Arbeit einen
dezidierten pädagogischen Anspruch hat.
Wie kann eine solche Arbeit gelingen und leben,
ohne zu erstarren und ohne im Blick auf
Gelungenes die Schülerinnen und Schüler aus
den Augen zu verlieren?
Dies ist nur dadurch möglich, dass die
Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen
und Lehrer aus anderen Fachbereichen immer
wieder die Initiative ergreifen und Neues
einfordern und – das ist vielleicht das Wich-
Auch die Konzerte haben eine lange Tradition.
Nicht nur, dass jedes Jahr ca. 8 Konzerte von
Schülerinnen und Schülern gestaltet werden,
auch die zahlreichen Besucher (ca. 1500 pro
Jahr) belegen, dass die Musik lebt. Wer schon
Konzert in der Katharinenkirche mit Herrn Deller
71
tigste: Alle helfen bei der Umsetzung mit. So
haben alle ihren Anteil daran, dass an der
Bettinaschule „Musik in der Luft liegt“.
Popmusik entlehnt sind, die andere Hälfte ist
‚klassische' Chorliteratur.
Seit es Orchesterklassen gibt, wächst auch der
Orchesterbereich. Inzwischen sind wir auf
unser kleines Orchester mit Streich- und
Blasinstrumenten stolz und freuen uns auch
über das Vororchester, die 'Principianti', in dem
InstrumentalistInnen ab Klasse 5 mitspielen
können.
Schwerpunkt Musik
Je zwei Klassen der Stufen 5 und 6 bilden im
Musikunterricht ein Klassenorchester. Das
heißt, dass alle Schülerinnen und Schüler der
Klasse ein (Orchester-) Instrument spielen und
wir üben und musizieren gemeinsam verschiedene Stücke. Die meisten Schülerinnen und
Schüler finden so viel Interesse an ihrem
Instrument, dass sie privaten Instrumentalunterricht, der an der Schule angeboten wird, in
Anspruch nehmen. Das Klassenorchester kann
der Anfang einer intensiven musikalischen
Arbeit in der Bettinaschule sein. Über Patenschaften besteht eine gute Zusammenarbeit mit
den Orchestern des Hessischen Rundfunks und
der Oper Frankfurt.
Unsere Jazz-Combo ist der Schulgemeinde vor
allem durch das im Frühjahr stattfindende JazzIn und von vielen Schulfesten her bekannt.
Musik in der Bewegung des eigenen Körpers zu
erleben, gehört ebenso wie Singen und
Musizieren zur Praxis des Musikunterrichts.
Ein Tanzensemble, das Tänze aus verschiedenen Kulturen und Zeiten einstudiert, gibt es zur
Zeit für die 9. Klassen.
Für alle Musikgruppen ist es sinnvoll und
wichtig einmal im Jahr auf Musikarbeitstage zu
fahren, um hier in Ruhe proben zu können. Hier
entstehen klassen- und auch jahrgangsübergreifende Kontakte und Freundschaften zwischen den Schülerinnen und Schülern, die zum
Erfolg unserer Gruppen wichtig sind.
In Klasse 7 führt die Musikwerkstatt die Arbeit
der Klassenorchester fort.
100 Schülerinnen und Schüler der 5. Klassen
singen im Chor 5. Die Teilnahme ist freiwillig.
Man spürt in den Konzerten die Begeisterung
dieser Schüler und Schülerinnen für das
Singen.
Frühere Austausche mit Birmingham, Prag und
die Fahrt nach Brasilien spornen uns an, Neues
zu wagen und auch mit anderen Schulen in
einen stärkeren Austausch zu kommen.
Der Chor der Klassen 6 und 7 heißt BettinaTotal-Vokal (130 Schülerinnen und Schüler). Im
BettinaChor singen ungefähr 55 SchülerInnen
der 8.-13. Klasse. Die Literaturauswahl besteht
zur Hälfte aus Stücken, die der Jazz- und
Olaf Deller, Cristina Färber,
Claudia Schumacher
72
Die Freunde der Musik
an der Bettinaschule
Wie alles anfing
Kurz nach Schuljahresbeginn, am 20.9.2000,
luden die MusiklehrerInnen, Frau Färber, Frau
Schumacher und Herr Deller, die Eltern, deren
Kinder an der Bettinaschule an einer Musikgruppe teilnehmen, zu einem Elternabend der
Musik AGs ein. Cirka 40 Eltern folgten der
Einladung. Vornehmlich waren es Eltern von
SchülerInnen, die gerade in die neuen Musikklassen eingeschult worden waren. Die Eltern
wurden gebeten, eine Einschätzung der Musikarbeit an der Bettinaschule vorzunehmen. Auf
Moderatorenkärtchen wurden positive/negative Erwartungen an die Musik und Erfahrungen mit dem Musikunterricht sowie ihre
Wünsche für die Zukunft des Musikunterrichts
erfragt. Die Antworten wurden klassifiziert und
kritisch diskutiert.
-
-
-
-
Wichtig für die anwesenden Eltern – so könnte
man die Ergebnisse der Befragung zusammenfassen – waren „vor allem die Herstellung eines Gemeinschaftsgefühls unter den
Kindern, besonders auch zwischen Kindern aus
verschiedenen Kulturen, und die Verschiedenartigkeit der musikalischen Angebote: Chöre,
Instrumentalgruppen, Klassenorchester, Selbstdarstellung, Experimentieren und Fantasie“
wurden gewünscht. Kritisch beurteilt wurde die
Tatsache, dass der Musikunterricht nicht
durchgängig bis Klasse 13 stattfindet. Viele
Eltern forderten, Musik müsse im Schulprogramm verankert werden und zu einem
anerkannten und ausgewiesenen Schwerpunkt
an der Bettinaschule werden. In Verlauf der
Diskussion stellte sich sehr bald heraus, dass
nicht nur hohe Erwartungen an die Qualität der
Musikarbeit bestanden, sondern auch durchaus
das Bedürfnis und die Bereitschaft bei den
Eltern vorhanden waren, sich aktiv in den
Aufbau und die Stabilisierung der musischen
Erziehung der SchülerInnen einzubringen. Die
Idee von einem „Freundeskreis der Musik an
der Bettinaschule“ lag förmlich in der Luft.
-
-
interessierte und engagierte Elternschaft in
den für viele fremden schulischen Alltag
eingreifen?
Welchen praktischen und inhaltlichen Aufgaben wollte man sich schwerpunktmäßig
widmen?
Welche Organisationsform sollte man wählen:
Verein mit Vorstand und Satzung als e.V.,
lockere Vereinigung ohne organisatorische
Struktur, Arbeitskreis innerhalb der Fachschaft Musik, Untergruppe/Arbeitsgruppe des
Schulelternbeirats oder Fördervereins?
Welches Verhältnis zu den anderen an der
Schule existierenden Gruppierungen/Institutionen (Schulleitung, Förderverein, Eltern- und SchülerInnengruppierungen) sollte
angestrebt werden?
Welchen (auch eventuell finanziellen) Beitrag
wollte man von den Mitgliedern (?) des
Arbeitskreises verlangen?
Welche Organe für die interne und externe
Kommunikation sollten aufgebaut werden:
Rundbrief, Adressendatei, Telefonketten,
Zeitung, sporadische Flugschrift/Mitteilung,
Mitgliederversammlung?
Wie wollte sich das junge Pflänzchen
elterlichen Engagements für die musische
Erziehung an der Schule nennen?
Klar war allen anfangs eigentlich nur eins: Der
musikalische Fachbereich an der Bettinaschule
brauchte praktische Unterstützung und inhaltliche Anerkennung und da waren Eltern, die
sich engagieren wollten – die einen mehr die
anderen weniger.
Nach erstaunlich kurzer Zeit und einigen
Diskussionen zum Selbstverständnis schälte
sich überraschend schnell das Konzept der
„Zwiebelschalen-Organisation“ heraus. Kein
Verein, keine starren Organisationsprinzipien
und keine endlosen Satzungsdiskussionen,
sondern eine lockere Organisationsstruktur, die
dem Grad des Engagements der Eltern angepasst war, wurde unter den „Freunden der
Musik“ konsensfähig. Die lockere Organisationsform nach dem Zwiebelschalenmodell
sollte sich einerseits an dem recht praktischen
Interesse zur Unterstützung von MusiklehrerInnen und SchülerInnen orientieren und
andererseits die Hürde fürs Mitmachen engagierter Eltern nicht zu hoch stecken (daher
auch kein Beitrag) und drittens genügend
Von der Idee zur Wirklichkeit
Nachdem sie ausgesprochen worden war, war es
dann noch ein weiter Weg, bis die „Freunde der
Musik“ ans Werk gehen konnten.
- Mit welchem Selbstverständnis wollte man als
73
Stabilität für die langfristige Überlebensfähigkeit der Gruppe schaffen.
Die Aktivitäten – Eine kurze Auswahl aus den
Infobriefen
Um einen Kern von 6 bis 10 besonders
motivierten und verbindlichen „Kernern“
(heute sind es 12 bis 15) legte sich eine zweite
Schale von „MithelferInnen“, auf die die
Kerngruppe bei den praktischen Arbeiten,
besonders der organisatorischen Unterstützung
bei Konzerten, zurückgreifen konnte. Die
äußere Schale bildeten die Eltern und ehemaligen SchülerInnen und/oder Eltern, die
sozusagen als „bekennende und ideell unterstützende Freunde“ sich der Musikerziehung
und Musikdarbietung (immer noch) zugeneigt
fühlten und mit denen wir nach wie vor durch
unsere Adressendatei und mittels der jährlich
erscheinenden Infobriefe in Kontakt stehen
wollten. Viele von ihnen sind – auch wenn sie
schon seit Jahren nicht mehr an der Schule sind
– immer noch dankbar etwas aus der „Betti“ zu
erfahren und interessieren sich dafür, wie es mit
der Musik an der Bettinaschule weitergeht.
Seit dem ersten Jahr ihres Bestehens engagieren sich die „Freunde der Musik“ sehr
konkret an der praktischen Organisation und
helfen mit bei der Durchführung der Konzerte.
Der Prozess seiner Selbstfindung wurde im
ersten Jahr zu einem vorläufigen Ende gebracht:
„Angebote, die die Interessen der Kinder und
Jugendlichen aufgreifen und ihre musikalische,
bzw. musische Bildung untermauern und
vorantreiben, sind Chancen dafür, Schülerinnen und Schüler sozial einzubinden und für
die Schule zu gewinnen“, hieß es in einer ersten
öffentlichen Selbstdarstellung.
Der erste Infobrief erschien im September 2001.
Dort hieß es: „Ein Jahr ist vergangen seit der
Gründung des Freundeskreises Musik an der
Bettinaschule. Der Infobrief soll Ihnen einen
Überblick über unsere bisherige Arbeit geben,
Sie über zukünftige Projekte informieren und
noch offene Fragestellungen aufgreifen.“
Die Kerngruppe trifft sich ungefähr fünf Male
pro Schuljahr und spricht mit den MusiklehrerInnen die Termine und organisatorischen
Details zur Vorbereitungen der Konzerte ab. Sie
diskutiert musikpädagogische und allgemeine
schulpolitische Fragestellungen, bespricht die
Ein Jahr später, 2002, konnte vermeldet werden:
„Inzwischen konnte der musikalische Schwerpunkt noch erweitert werden. In diesem
Schuljahr findet zum zweiten Mal die „Musikwerkstatt“ für die 7. Klassen statt. In der
Musikwerkstatt wird das gemeinsame Instrumentalspiel gepflegt, theoretisches Wissen
weiter gefestigt und vertieft und es werden
gemeinsame Konzertbesuche organisiert. […]
Im Schulprogramm, das zurzeit in der Elternschaft diskutiert wird, hat der Schwerpunkt
Musik in der Bettinaschule einen besonderen
Stellenwert.“
Leider mussten wir im 2002er Infobrief noch
feststellen, dass trotz massiver Unterstützung
aus Eltern- und Lehrerschaft und Schulleitung
der Antrag der Bettinaschule auf eine Anerkennung als „Schule mit Schwerpunkt Musik“
im Herbst 2001 – was die Zuweisung einer
halben Stelle mit sich bringen würde – vom
Hessischen Kultusministerium abgelehnt wurde. Unsere Enttäuschung war jedoch nicht so
groß wie unser Enthusiasmus. Mit geduldiger
Leidenschaft wurde weiter am dicken Brett
gebohrt.
Themen für den Infobrief, ergänzt die Adressendatei, tauscht Erfahrungen über musikalische Aufführungen selbstkritisch aus, und
entwickelt eigenständige Initiativen zur Musikarbeit. Dabei fühlen sich die „Kerner“ keinerlei
Vorgabe, Richtlinie oder Loyalität verpflichtet,
außer ihrem eigenen Interesse für die Musik an
der Schule und ihrer Verantwortung für eine
gute musikalische Erziehung möglichst vieler
SchülerInnen.
Bereits im nächsten Brief, 2003, konnte
mitgeteilt werden: „Herausragendes Ergebnis
war dieses Jahr die Anerkennung der musikalischen Arbeit an der Bettinaschule durch die
offizielle Zusatzbezeichnung „Schule mit
Schwerpunkt Musik“. […] Wir bedanken uns
74
der Schulreform – verteidigen und erhalten
wissen und von unserer Seite die Musik als
kulturelle Kraft der Bettinaschule, nach innen
wie nach außen, stabilisieren helfen. Es geht um
unsere Bettinaschule heißt auch: Es geht um
unsere Musik!“
bei Frau Wochner-Fritsch, ohne deren intensives Nachfragen direkt beim Kultusministerium in Wiesbaden ein Erfolg noch in
weiter Ferne stehen würde.“
Auch das Schulprogramm wurde genehmigt
und damit wurde deutlich, dass die musikpädagogische Arbeit von allen an der Schule
vertretenen Gruppen mitgetragen wird.
„Die Freunde der Musik“ suchen immer noch
und immer wieder engagierte Eltern, die mit
ihnen zusammen in praktischer und auch in
inhaltlicher Weise die musikpädagogische
Arbeit unterstützen. Wir wollen den SchülerInnen und LehrerInnen den Rücken freihalten
für das Wichtigste, das gemeinsame Musizieren. Denn: Die Musik in der Schule weiter
auszubauen und zu unterstützen, heißt für die
Anerkennung des gesamten Gemeinwesens
Bettinaschule einen wichtigen Beitrag zu
leisten.
Im 4. Infobrief vom Herbst 2004 meldeten wir
uns in der Diskussion über die Verkürzung der
Schulzeit auf 8 Jahre (G 8) unter besonderer
Berücksichtigung der Folgen für die Musikerziehung zu Wort. Inzwischen als „Schule mit
Schwerpunkt Musik“ anerkannt, wurde die
Diskussion über die Verkürzung der Schulzeit
auch deswegen aus dem Kreis der „Freunde“
initiiert, um das hohe Niveau der musikerzieherischen Arbeit trotz veränderter Rahmenbedingungen zu garantieren. „Wir wollen
diesen pädagogisch wichtigen Schwerpunkt
Musik an der Bettinaschule – auch innerhalb
Theo Sonnen-Aures
für die Freunde der Musik an der Bettinaschule
Pirates of Penzance 2004
75
Schülererinnerungen
Ganz ehrlich, das, was mir als allererstes in den
Kopf kommt, wenn ich an Aufführungen und
Präsentationen in der Bettinaschule denke, ist
die kaum erträgliche Sommerhitze (von den
Weihnachtskonzerten mal abgesehen). Am
schlimmsten war's bei „Anatevka“: Wenn man
als Tevje mit einem Kissen in der Latzhose und
einem Vollbart im Gesicht im Scheinwerferlicht
über die Bühne rennt, dabei singen, tanzen und
sprechen muss, fällt es schwer dabei nicht auf
dem eigenen Schweiß auszurutschen. Das
klingt zwar nicht besonders appetitlich, aber es
entspricht vollkommen der Wahrheit.
müssen alles koordinieren, mit dem einen oder
anderen Schüler noch ausstehende Szenen
einstudieren, die Nichtbeschäftigten irgendwie
zum Schweigen bringen, dabei immer den
Überblick behalten und vor allem selbst Ruhe
bewahren und bei all dem nicht aus der Haut
fahren… Hierfür habt ihr meinen vollsten
Respekt! Wenn ich daran denke, wie beispielsweise vor „Pirates of Penzance“ die gesamte
Aula von fragenden „Herr Deller-Rufen“
widerhallte (ich übertreibe gelegentlich), kann
ich mir gut vorstellen, dass wirklich einiges
dazu gehört, trotzdem die Nerven zu behalten.
Diese Wochen waren für mich immer die
aufregendsten, ausgefülltesten und schönsten
des gesamten Jahres. Auch wenn sie immer mit
zusätzlichen Terminen, viel Arbeit und Aufregung voll gepackt waren, konnte nichts meine
Vorfreude auf den Auftritt schmälern. Sie wurde
immer noch dadurch geschürt, dass man in
dieser Woche so viel wie sonst nie, abgesehen
mal von den Probewochenenden, mit Menschen
zu tun hatte, die alle von denselben Interessen
erfüllt waren, wie man selbst. Die ganze Schule
war gespickt mit Ohrwürmern musikalischer
oder szenischer Art und das Gruppengefühl und
die Freundschaft wurden immer stärker.
Die Ironie an allem war, dass vor Aufführungen
immer die gesamte Woche vorher schlechtes
Wetter war und alle sich somit schon heimlich
gefreut haben, dass es sich dieses Jahr womöglich ausnahmsweise mal nicht um die bekannte
Saunaaula handeln würde, in der man dann
endlich nach 19.30 Uhr vor vollem Hause auftritt. Doch wie auf Knopfdruck kam am Tag der
Aufführung sengend die Sonne zum Vorschein
und machte mit zusätzlicher Hilfe der geschlossenen Vorhänge, die die Hitze noch speicherten
und nicht das kleinste Lüftchen durchließen,
alle Hoffnungen rasant zunichte.
Anatevka 2003
Marius als Pirate King in “Pirates of Penzance” Juli 2004
Wenn man aber so will, könnte man das Wetter
auch als symbolisches Abbild der Endphase
jeglicher Produktion sehen: zuerst unbeständig
und dann heiß und strahlend! Die letzte Woche
war immer die chaotischste und aufregendste
Zeit. Es fehlen noch etliche Szenen – die Lieder
müssen noch auswendig gelernt werden – wie
steht's mit Kostümen – wie mit dem Bühnenbild?
Alle sind in Aufruhr – alle sind gestresst – am
meisten sicherlich die jeweiligen Leiter. Die
Der Höhepunkt von allem ist immer der
Premierentag. Alle Szenen sind fertig gestellt,
alles wird nur noch einmal zur Kontrolle durchgespielt oder angedeutet und eine nicht zu
übersehende Spannung liegt in der Luft. Alle
sind freudig erregt, nervös, wie unter Strom,
völlig losgelöst von dem sonst so normalen
Tagesablauf. Da ist es nicht ungewöhnlich,
wenn Schüler, die sich noch vor einiger Zeit nur
einmal pro Woche kurz gesehen haben, sich jetzt
76
sicher, dass diese selten völlig bekloppt sind,
sondern eher gerade eine erfolgreiche Aufführung hinter sich gebracht haben. Adrenalin
spielt hierbei eine wichtige Rolle…
aufgeregt schreiend in die Arme fallen. Durch
die intensive Probenphase lernt man einen
Menschen auf eine ganz neue Art und Weise
kennen. Am Ende ist eigentlich jeder auf
derselben Ebene angelangt und es herrscht ein
tiefes Einverständnis über alle Alterstufen
hinweg.
Immer wieder finden sich Menschen, die sich
durch die Bühnenerfahrung zu Persönlichkeiten entwickeln. Es sind nicht nur die paar
Minuten Bühne, in denen man in eine Figur
schlüpft, sondern es ist das Selbstbewusstsein
durch den Erfolg, das für's Leben prägt. Ich
kenne verschiedene Ehemalige, die durch diese
ganz besonderen Ereignisse nach der Schule
einen entsprechenden Weg eingeschlagen
haben.
Noch deutlicher ist das unter den Besetzungen
der jeweiligen größeren Rollen zu spüren.
Hierüber habe ich wohl einige meiner besten
Freunde gefunden.
An diesem Abend wird die Premiere super
laufen! Alle geben ihr Bestes und die Gruppe
glänzt vor Engagement. Jeder einzelne Spieler
wird mitgerissen durch die fortlaufend präsente
Spielhaltung der anderen. Der Spaß bei der
Darstellung lässt selbst die drückendste
Schwüle vergessen und wiegt allen Stress der
Vorwochen auf. Nach tobendem Applaus kommt
man erleichtert und erschöpft hinter die Bühne
oder in den Musikraum 401, wo man dann
freudetaumelnd durch die Gegend hüpft.
Vielleicht hat sich schon der eine oder andere
Besucher gefragt, was es mit dem Kreischen der
Spieler nach einer Aufführung hinter der Bühne
auf sich hat. Durch diesen Schrei löst sich
explosionsartig die gesamte Anspannung und
man verfällt in einen Zustand, der, glaube ich,
beinahe nicht zu toppen ist. Die Auswirkungen
lassen sich immer deutlich beobachten… Wenn
Sie einer Gruppe Jugendlicher begegnen, die
lautstark Weihnachtslieder singend mit Ihnen in
der U-Bahn fährt, oder Sie mit einem indianerähnlichen Tanz durch den wasserreichen
Opernbrunnen begeistert, dann seien Sie sich
Wenn man wie ich von Anfang an „dabei war“,
wenn die gesamte Schullaufbahn immer wieder
von musischen Höhepunkten, wie „Kalif
Storch“, „Brundibar“, den „Jazz-In's“, verschiedensten Theateraufführungen, einer dreiwöchigen Brasilienfahrt, Kunstausstellungen
und den schon angesprochenen Musicals
„Anatevka“ und „Pirates of Penzance“ durchwoben wurde, bleibt es meiner Meinung nach
nicht aus, dass „Betroffene“ vom Fieber gepackt
werden und nach dem Abitur in irgendeiner Art
in diese Richtung weiter vordringen. In meinem
Fall sieht es wohl so aus, dass ich mich, nachdem ich mich in allen anderen künstlerischen
Bereichen umgeschaut habe, am Musical versuche – eine tolle Verbindung von Musik und
Theater.
Mal sehen, was daraus wird…
Marius Schneider, Abiturient 2004
77
Make My Day –
Ein innovatives Medienprojekt
Sponsoren und außerschulischen Mitwirkenden
(wie Bankangestellte, Polizisten, Gefängnisbeamte, Kioskbesitzer, Reisebüroangestellte,
verdeckte Ermittler). Requisiten mussten besorgt
und das umfangreiche Drehbuch einschließlich
der gezeichneten Storyboards und der Drehpläne
erstellt werden. In der Nachbearbeitung wurden
viele Stunden Material in wenige Minuten Film
zusammengeschnitten und montiert, mit Ton
unterlegt und mit Spezialeffekten versehen.
Anschließend wurde alles vernetzt und programmiert.
Was wäre passiert, wenn ich mich in einer
bestimmten Situation anders entschieden hätte?
Hätte das mein ganzes Leben verändert oder ist
alles Schicksal und es kommt, wie es kommen
muss?
Diese Fragen hat sich jeder schon einmal gestellt
– auf der DVD „Make My Day“ des KunstLeistungskurses 12, 2003 sind wir ihnen nachgegangen. Die Story des Spielfilmprojekts war
schnell klar: Wir zeigen den „Schicksalstag“
einer jungen Frau, einen Tag, der ihr ganzes
Leben verändern wird, je nach dem, wie sie sich
entscheidet. Alles ist offen.
Das Neue an unserem Spielfilm ist die Medientechnologie: Auf dem Speichermedium DVD ist
es möglich, die großen Datenmengen, die bei
Spielfilmen anfallen, abzuspeichern. Das digitale
Rohmaterial kann mit neuer Computer-Software
vielfältig gestaltet werden (z.B. durch übersichtliche Schnittprogramme, Morphing, Spezialeffekte, Tonmischungen) und es können Schaltstellen mit Handlungsoptionen für den Betrachter einprogrammiert werden. Mit anderen
Worten: Diese Technik erlaubt es Schülern,
filmische Gestaltungsentscheidungen zu treffen,
die früher nur Spezialisten vorbehalten waren.
I. Seiler-Tavakoli, J.Schmelz, M. Lottner, M. Schneider, A. Beuchert
Und nicht nur das, der Zuschauer selbst kann aus
seiner passiven Rolle befreit werden und durch
Mausklick selbst entscheidend in die Handlung
eingreifen. Ein wahrhaft demokratischer Film ist
dadurch möglich geworden. Allerdings gibt es
bisher, außer in den hochkomplexen Videopielen,
kaum Vorbilder für Eigenproduktionen Jugendlicher, genau genommen ist dieser Film der erste
von Schülern auf diese Art produzierte Film in
Hessen.
Die Bettinaschule kooperiert seit vielen Jahren
mit dem Medienzentrum Gallus unter der
Leitung des Filmemachers Bernhard Kayser. Der
Videofilm „Alles Konfetti... oder was?“ und ein
Dokumentarfilm über Obdachlosigkeit, den
Bettinaschüler mit Jugendlichen aus der Partnerstadt Birmingham drehten, gewannen jeweils
einen hessischen Jugendfilmpreis 2000. Sabine
Hofmann (Filmemacherin und Medienpädagogin) führt mit Bettinaschülern seit Jahren
schulische Medienprojekte durch (z.B. Video in
Palermo/ Sizilien, Kunst-LK, Abitur 1998 und die
preisgekrönte CD-Rom „Frankfurt 3000“ des
Kunst-LK 12, 1999).
Auch für die Medienspezialisten Bernhard
Kayser, Sabine Hofmann und Lutz Eichhorn vom
Medienzentrum Gallus sowie für mich als Kunsterzieherin stellte dieses Projekt Neuland dar.
Jeder Arbeitsschritt musste neu entwickelt
werden. Die CD-ROM „Frankfurt 3000“ (KunstLK, Abitur 2001) hatte in einem ähnlich innovativen Projekt bereits Qualitätsmaßstäbe gesetzt,
die wir natürlich auch inhaltlich weiterentwickeln wollten. Ein „richtiger Spielfilm“ stellt
komplexe Anforderungen, man denke nur an das
Casting der Schauspieler, das Schauspielertraining, die Beschaffung von Dreherlaubnissen,
Um mit Schülern derartige Projekte durchführen
zu können, öffnet sich die Bettinaschule und
arbeitet mit kulturellen Einrichtungen, wie z.B.
dem Medienzentrum Frankfurt, der JugendKulturwerkstatt Falkenhain, der Bildhauerwerkstatt Gallus und Museen zusammen. Die
außerschulische Zusammenarbeit bezieht sich
dabei nicht nur auf die neueste Medientechnik,
78
auch künstlerische Verfahren wie Holz-, Steinund Metallbearbeitung kann man in gut ausgestatteten Werkstätten besser unterrichten als an
der Schule. Wichtig ist uns im Fachbereich Kunst
an der Bettinaschule auch die Öffnung unserer
Schule hinsichtlich des sozialen Lernens in
Verbindung mit der ästhetischen Gestaltung. Mit
dem Kunstwerk wird immer auch Beziehung
gestaltet und kommuniziert. In der Vergangenheit war es BettinaschülerInnen möglich, in
künstlerischen Projekten, wie z.B. mit der
Senioren-Kreativwerkstatt, der Deutschen Blindenanstalt, der Bildhauerwerkstatt für straffällige
Jugendliche oder im Rahmen internationaler
Jugendkultur-Programme mit Gruppen außerhalb der Schule zusammenzuarbeiten. Weiterhin
haben unsere Schüler im Offenen Kanal
Offenbach selbst Fernsehprogramme produziert,
im Jüdischen Museum „Erinnerungsspuren“
ausgestellt, Entwürfe für die Gedenkstätte in der
Bettinaschule hergestellt und in Workshops im
Museum für Angewandte Kunst, für Weltkulturen und im Liebighaus für Plastik gearbeitet.
Nicht wenige der damals beteiligten SchülerInnen haben nach dem Abitur Praktika in diesen
Institutionen abgeleistet und entsprechende
Studiengänge gewählt.
Die Reflexion auf der Metaebene, die Analyse von
Filmen, die Storyboardzeichnungen, die Bildgestaltung durch Kameraeinstellungen, Schnitttechnik, kurz: der Umgang mit bewegten Bildern
ist ein Hauptthema im Kunstunterricht. In einem
umfangreichen Projekt wie dem vorliegenden
darf man natürlich nicht vergessen, dass das
Budget, je zur Hälfte von der Stadt Frankfurt und
dem Medienzentrum Gallus finanziert, 10.000 €
betrug und deswegen im schulischen Alltag nicht
jederzeit wiederholbar ist.
Projektarbeit wie bei unserem Spielfilm „Make
My Day“ erfordert ein Höchstmaß an Koordination, Entgegenkommen der Schulleitung,
des Kollegiums und der Schüler selbst, was die
Organisation im schulischen Rahmen betrifft,
ganz zu schweigen von zusätzlicher Arbeit in der
Freizeit. Der ganze Aufwand wird jedoch reichlich belohnt durch die Begeisterung, die durch
neue Erfahrungen ausgelöst wird: Wer hat schon
einmal auf dem Teppichboden im Kassenraum
einer Sparkasse gelegen, wurde in eine
Gefängniszelle gesperrt oder stand im Winter im
dünnen Abendkleid als Fee im Park ?
Eine interaktive DVD ist nicht vollständig ohne
das Publikum, die Rezipienten. Jeder, der sich die
DVD anschaut und den Handlungsverlauf
bestimmt, entwickelt einen neuen Film. Die
Länge kann von 3 Minuten bis 30 Minuten
variieren, es gibt ein Happy End oder einen
schlimmen Ausgang. Nicht zuletzt deshalb wird
es bei den Vorführungen jedes Mal aufs Neue
spannend. Dem „Mitmach-Effekt“, der das
Publikum immer wieder begeistert, verdankt die
DVD „Make My Day“ den 2. Deutschen
Jugendvideopreis 2003 und den begehrten
Publikumspreis der Young Media, beide verliehen in Dresden.
Die Erfahrung einer gelungenen Kooperation
und die Freude, gestalterische, organisatorische
und gruppendynamische Probleme in den Griff
zu bekommen und am Ende ein erfolgreiches
Produkt präsentieren zu können, schafft Teamfähigkeit durch das arbeitsteilige Vorgehen
zwischen Kamerateam, Schauspielern, Schnittgruppe, Requisite, Maske und Regie.
Die DVD kann gegen eine Spende von 10 € beim
Schuljubiläum erworben werden.
Ingrid Seiler-Tavakoli
79
Eine Hommage an Bettina
Das Wandrelief des Leistungsorientierungskurses Kunst 11 2004/2005
Der LOK Kunst 11, den ich in dem Schuljahr
2004/05 besuche, hatte sich am Anfang des
Schuljahres auf Vorschlag unserer Kunstlehrerin
Frau Seiler-Tavakoli entschlossen, einen künstlerischen Beitrag zum Schuljubiläum zu leisten.
Wir beschlossen, die Wandgestaltung im Treppenhaus vor der Aula zu übernehmen und dafür
ein Portrait Bettina von Arnims zu entwerfen.
Beim Zeichnen von Selbstportraits haben wir uns
zunächst mit der naturalistischen Darstellung,
mit Anatomie, Plastizität, Licht und Schatten
sowie der Komposition auseinander gesetzt.
Danach haben wir das so genannte Tontrennungsverfahren erlernt, bei dem unterschiedliche Helligkeitsstufen klar in Flächen
getrennt werden. Jeder malte dann großformatig
sein Portrait in mehreren Farben und mit flächigem Farbauftrag. Um die Komplexität der
das zu verwendende Moniereisen möglichst an
einem Stück verarbeitet werden sollte. Die
Zeichnungen lösten viel Gelächter aus, denn da
wir „blind“ zeichneten, kamen wir zu überraschend freien Gesichtern, die sich sehr vom
Vorbild unterschieden, dafür aber viel ausdrucksstärker waren.
Die Materialeigenschaften von Draht haben wir
an kleinen Drahtmodellen ausprobiert, wobei wir
uns der Schwierigkeiten bei der Umsetzung
bewusst wurden. Wir mussten einerseits auf viele
Details verzichten und andererseits dem fragilen
Modell eine innere Stabilität geben.
In der Bildhauerwerkstatt Gallus lernten wir den
Bildhauer Michael Siebel kennen, der schon in
früheren Projekten mit der Bettinaschule zusammengearbeitet hat. Er leitet seit vielen Jahren die
Bildhauerwerkstatt Gallus für straffällige Jugendliche, die dort richterlich angeordnete
Strafstunden ableisten können.
Unser Konzept für die Projektwoche sah vor, dass
jeweils ein Teil der Gruppe am Bettinarelief
arbeitet und jeder außerdem noch ein eigenes
Werkstück herstellt. Wir hatten dafür Materialien
wie Holz, Stein und Metall zur Auswahl. Nach
einer Einweisung in die sachgerechte Bearbeitung und den Gebrauch der Werkzeuge ging
es los. Nacheinander bekamen wir außerdem von
Michael Siebel eine Einführung in die Schweißtechnik. Er hatte viel Geduld mit unseren Fragen
und gab uns Tipps, wenn doch einmal ein Teil
abbrach. Am Ende der Projektwoche waren wir
mit den Ergebnissen sehr zufrieden und transportierten teilweise recht schwere Arbeiten ab. Es
waren mehrere Holzskulpturen und -schalen
entstanden, zwei Sandsteinskulpturen und ein
Aussage zu steigern, überlagerten wir die
Farbflächen mit Ornamenten, Strukturen oder
Linien. Zum Beispiel hat Sylvia Kosubeck ihr
Selbstportrait mit mehreren verschobenen Konturlinien ihres Gesichtes überlagert. Diese Idee
übernahmen wir dann für unser Bettina-Wandrelief. Die Wand sollte in verschiedenen
Goldtönen flächig das Portrait Bettinas zeigen,
während ein Eisenrelief des Kopfes wie eine
Linienzeichnung die zweite Ebene bildet. Durch
Schattenwurf verdoppeln sich diese Linien und
ergeben einen grafischen Reiz.
Zur Vorbereitung haben wir Bettina nach dem
überlieferten idealisierten Bild gezeichnet,
allerdings, ohne den Stift abzusetzen, da auch
80
suchen wieder verwarfen. Die schwierigste
Aufgabe bestand zum Schluss darin, trotz der
großer Bilderrahmen aus vorgefundenen Schrottteilen.
Nach einer Besprechung mit unserer Lehrerin
begann die Arbeit am Bettinarelief. Der gemeinsam ausgewählte Entwurf von Laura Klein wurde
in der Originalgröße, die wir durch genauste
Wandvermessung in der Schule ermittelt hatten,
auf einen Karton projiziert und von Laura Semon
und Julia Blyumina gezeichnet. Antonia Weishaupt erstellte auf dieser Grundlage dann mit
Deniz Saglam und Damla Arslan das große
Drahtmodell, mit dem die Einzelteile aus
Moniereisen dann 1:1 in Form gebogen wurden.
Tonia Tolgou und Natalie Boos übernahmen diese
schwierige Aufgabe, die sehr viel Geschick, Kraft
und Geduld erforderte. Kleine Formen, die nicht
mehr gebogen werden konnten, wurden auf dem
Amboss geschmiedet. So ging es Stück für Stück
vorwärts und manchmal auch wieder zurück, da
nicht immer alles passte.
Am Ende der Projektwoche war das Relief noch
nicht fertig. Auch kamen, bedingt durch herumliegende Fundstücke wie Fahrradklingeln, gestanzte Bleche, Metallringe usw., noch weitere
Ideen hinzu, die wir dann zu Gunsten der
Klarheit unseres Entwurfs nach einigen Ver-
81
Schüleraustausch –
Frankreich und Italien
Villejuif und Vineuil
La vie en France est pareille qu'en Allemagne.
Beaucoup de préjugés sont faux. Mais quelques
préjugés sont vrais: Les Français mangent
beaucoup de fromage.
L'échange m'a beaucoup plu! L'adieu était très
triste. Je pense que je peux parler plus de
français qu'avant.
Merci beaucoup aux profs français et allemands!
Claire Dorweiler, in: Betton 15, Jan. 2005, S.51
So resümiert eine Schülerin der 9c in ihrem
Tagebuch die Fahrt nach Vineuil bei Blois im
Loiretal (5.-14. Mai 2004).
Diese Fahrten hatten eine relativ junge Tradition (seit 1996), und es war nicht immer einfach, SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern für
die Idee zu gewinnen. 1996-1999 fanden Austauschfahrten mit dem Collège Jean Lurçat in
Villejuif (10 km südlich von Paris) statt. An der
zweiten Begegnung 1998 konnten nur 20
SchülerInnen der 8. bis 10. Klassen teilnehmen,
obwohl sich wie beim ersten Schüleraustausch
mehr als doppelt so viele BettinaschülerInnen
für einen Platz gemeldet hatten. Auf französischer Seite hingegen konnte jeder interessierte Bewerber berücksichtigt werden. Die
geringe französische Schülerzahl liegt u.a. an
der bedauernswerten Tatsache, dass in Frankreich die Tendenz, Deutsch zu lernen, weiterhin
rückläufig ist. Dies ist auch der Grund dafür,
dass die Begegnungen nur alle zwei Jahre
stattfinden können (vgl. Sabine Stern, in: Betton
7, Juli 1998, S. 38).
und zum Verstehen einer fremden Kultur werde
gesteigert (vgl. Olaf Deller, in: Betton 4, Febr.
1997, S. 20).
Binationale Projektarbeit wurde nun (1998)
beim Austausch in den Mittelpunkt gestellt: Ein
Radio-, Foto-, Kinderliteratur-, Kunst- und
Kochprojekt wurde z.B. rund um das Thema
Frankfurt neben einer Stadtrallye organisiert.
Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland
gab es eine binationale Sportbegegnung, die
auf großes Interesse stieß. Außerdem wurde ein
umfangreiches Ausflugsprogramm in Paris und
Umgebung und in Frankfurt und Umgebung
angeboten. Selbstverständlich ist bei allen
bisherigen Schüleraustauschbegegnungen
auch die Teilnahme am Unterricht, sodass den
SchülerInnen ein Einblick in die unterschiedlichen Schulsysteme gewährt wird.
Einige Schüler und Eltern haben sich seit 1997
wiederholt getroffen, um über den bisherigen
Austausch mit Schulen in Birmingham und Prag
(Chor), Sardinien und Neapel (Italienisch) und
Villejuif zu sprechen und über die organisatorischen Probleme und die zukünftigen
Veränderungen zu beraten: Der reine Sprachaustausch als Inhalt gestalte sich zunehmend
schwieriger, da besonders in England und
Frankreich kaum noch Interesse für intensiven
Deutschunterricht bestehe. Ein möglicher
neuer Weg schien projektorientierte Arbeit mit
Schülergruppen im Ausland zu sein, da
hierdurch die Erfahrung für den einzelnen sei,
dass (Fremd-)Sprachen funktionierende Kommunikationsmittel sein können. Die allgemeine
Motivation zum Erlernen einer Fremdsprache
Die persönlichen Erlebnisse der SchülerInnen
werden außerdem entscheidend von der
individuellen Offenheit und Toleranz gegenüber dem Gastland sowie der jeweiligen
Gastfamilie geprägt (vgl. Sabine Stern, in:
Betton 7, Juli 1998, S. 38).
Sympathie und spontanes Verstehen zwischen
den Austauchpartnern tragen wesentlich zum
Gelingen des Treffens bei – nur ist dies nicht
planbar. „Ich kam mit meiner „Corres“ ganz gut
zurecht, wir konnten uns nur leider nicht sehr
viel unterhalten, da sie fast gar kein Deutsch
konnte und ich kaum Französisch sprach. Sie
lernt angeblich seit drei Jahren Englisch,
verstand aber kein Wort, wenn ich irgendetwas
82
Abend so viel kocht, dass selbst ich davon zwei
Tage satt bleiben würde, wusste ich da ja noch
nicht.) Die Lehrer waren sehr freundlich und die
meisten versuchten uns in ihren Unterricht mit
einzubeziehen. Biologie machte mir am meisten
Spaß. Der Biolehrer war wirklich sehr nett und
zeigte uns unter dem Mikroskop „coupe
longitudinale“. Als Übersetzung heißt das
Schnitt einer geographischen Länge, aber nach
seinen Bewegungen hatte das irgendetwas mit
Muskeln zu tun. Der Monsieur war sehr erfreut,
dass sich endlich mal jemand für sein
Mikroskop interessierte...
sagte.“ (Natascha Leitermann, 8. Klasse, in:
Betton 7, Juli 1998, S. 39)
Seit 1999/2000 wurde das Collège Marcel Carné
in Vineuil bei Blois für den Austausch mit der
Bettinaschule gewonnen (19 SchülerInnen der
8./9. Klassen). Eine zweite, sehr gelungene
Fahrt fand März/April 2002 statt und eine dritte
im Mai/Juni 2004 (je 20 Teilnehmer). 2002
heben die begleitenden Lehrerinnen, Frau
Kaulfuß und Frau Straube, hervor, dass für das
Gelingen des Austauschprojekts vor allem die
Schülerinnen und Schüler verantwortlich gewesen seien. „Auch die Freundlichkeit und das
Engagement der gastgebenden Familien in
Frankreich und in Deutschland waren ein
weiterer Faktor für die positive Grundstimmung. Danke an die Eltern! Aber noch wichtiger
war nach meiner Wahrnehmung die Offenheit
und Ehrlichkeit, mit der die TeilnehmerInnen an
die neue Erfahrung herangegangen sind.
Unsere SchülerInnen waren bereit, die gastgebenden Partner neugierig wahrzunehmen.
Unsere SchülerInnen mussten das, was in den
französischen Familien anders und befremdlich
war, nicht abwerten. Als die Frankfurter Schüler
und wir Lehrerinnen uns am Morgen in der
französischen Schule wieder begegneten,
erzählten fast alle begeistert von ihren
Gastfamilien. ‚Meine Gasteltern sind super
nett!' war an diesem ersten Tag der häufigste
Satz in unseren Gesprächen. Diese neugierige,
Frau Kaulfuß
Monsieur Richefeux
Wir dachten, der Unterricht in Frankreich sei
total leise, aber wir wurden vom Gegenteil
überzeugt. Was uns alle sehr erstaunt hat, war,
dass sich fast niemand meldete. Frau Straube
erklärte uns, dass läge daran, dass außer in den
Fremdsprachen die mündliche Beteiligung
nicht zählt ...
Nun war es soweit. Der vorletzte Abend war
gekommen. Die Woche in Frankreich war
wunderschön. Nie hätte ich gedacht, dass es so
toll werden würde. Es hat einfach alles
gestimmt. Mit meiner Austauschpartnerin
Emilie verstand ich mich so, als wären wir schon
lange Freundinnen und ihr Bruder Grégoire
sagte dauernd, er will, dass ich bleibe, da zwei
Schwestern besser sind als eine. Emilies Eltern
glichen meinen Eltern sehr. Alles war einfach
perfekt.“ (Hannah Wochner-Fritsch, in: Betton
13, Jan. 2003, S. 15-17)
Da Sie, liebe Leserinnen und Leser, nun schon
in die Erfahrungen von Achtklässlern in
Frankreich eingestimmt sind, folgen aus dem
französischen Tagebuch von Claire D. (s.o.)
weitere Notizen zum Programm:
Accueil officiel dans la mairie de Vineuil:
A 17.30 h, tout le monde est allé à Vineuil pour la
réception officielle à la mairie. Lemaire
aprononcé un discours. Il a dit que c'était bien
qu'on était là pour l'anniversaire de la fin de la
guerre entre la France et l'Allemagne.
Rallye découverte dans Blois
Château de Chambord
Paris: Le mercredi, on était à Paris. A 7.30
heures, on est partis à Paris en bus. Après notre
arrivée à Paris, on est montés à la Tour Eiffel (à
pied !). On pouvait seulement monter jusqu'au
deuxième étage, mais de là on avait une vue
magnifique sur Paris. Tout le monde a fait des
photos. Après la tour Eiffel, on a fait un tour sur
la Seine en bateau. On a vu beaucoup de
curiosités de Paris qui sont au bord de la Seine
par exemple Notre Dame ou le Louvre. Quand
on avait fini le tour en bateau on est allés en bus
devant le Louvre. Après on a fait une photo de
Frau Straube
positive Haltung hat die Gruppe bis zum
Schluss getragen. Sie half auch über Momente
hinweg, die nicht so geglückt waren.“ (Vgl.
Dagmar Straube, in: Betton 13, Jan. 2003, S.14)
Hannah Wochner-Fritsch, Klasse 9, schreibt in
ihrem Tagebuch von dieser Fahrt: „Das erste
Essen in der Kantine gab es um 12.30 h. Es war
wirklich nicht gut. (Dass meine Gastmutter am
83
groupe devant la pyramide en verre, on pouvait
aller seulement sur les Champs Elysées jusqu'à
l'Arc de Triomphe. Beaucoup d'entre nous ont
fait les magasins, mais tout était très cher! On est
montés à l'Arc de Triomphe. De là on avait aussi
une bonne vue sur Paris.
A l'école : L'école est fermée à clé après que les
cours ont commencé et on doit sonner quand on
est en retard. Dans le bâtiment, il y a un escalier
réservé aux professeurs. Si les élèves le
prennent, ils auront des problèmes. Chaque prof
a une salle à lui où les élèves vont pour les cours.
Je trouve que ça est une bonne idée. Quand les
Allemands avaient une heure sans cours, nous
devions aller à la bibliothèque ou dans les cours
de M. Richefeux. Ce n'était pas comme chez
nous qu'on va dans la classe de son corres. On
est allé dans n'importe quelle classe. Je ne
trouvais cela pas bien, parce que beaucoup de
profs ne nous ont pas laissé assister à leurs
cours. Donc nous avons passé beaucoup de
temps dans la bibliothèque.
Fête d'adieu à l'école: Quand nous sommes
arrivés devant l'école au retour de Tours, la fête
d'adieu avait déjà commencé. Beaucoup de
parents étaient là. Nous avons bavardé, rigolé et
joué au basket-ball.
(Claire Dorweiler, in: Betton 15, Jan. 2005, S. 4851)
Fahrt nach Perugia teil. Typische Sorgen auf der
Hinfahrt waren:
- „Würden wir mit unseren AustauschpartnerInnen und deren Familien zurechtkommen?
- Würden wir mit dem dortigen Lebensstil
klarkommen?
- Würden unsere Italienischkenntnisse ausreichen?“
Eine häufige Erfahrung der TeilnehmerInnen
bei den Gastfamilien war, dass diese sehr
freundlich zu ihnen waren, man sich aber erst an
die teilweise übertriebene Fürsorge gewöhnen
musste. Durch das aufdringliche Hinterherräumen und die Aufforderungen zu essen –
obwohl man schon satt war – fühlten sich viele
gestört. Der Zusammenhalt in den Familien und
die fürsorgliche „mamma“ sind jedenfalls ein
wichtiger Bestandteil der italienischen Lebensweise.
Die Gruppe machte Ausflüge in Perugia und zu
den umliegenden Städten, z.B. Assissi und
Gubbio, und besonders gefiel es allen in Rom.
Man nahm selbstverständlich auch mehrmals
am Unterricht teil und bemerkte die Unterschiede zur Bettinaschule. Die dortigen
Stunden verliefen sehr diszipliniert. Dem
Lehrer wurde 50 Minuten lang ohne Unterbrechung zugehört; außer während der für die
Deutschen organisierten Spiele, die ziemlich
albern wirkten, war aber kaum eine aktive
Beteiligung von Seiten der Schüler am Unterricht möglich. Ein auffälliges Erlebnis war, dass
die Schüler in den Gängen rauchen durften.
2006 wird eine weitere Fahrt nach Frankreich
stattfinden, danach läuft der Deutschunterricht
am Collège in Vineuil aus, und M. Richefeux
muss – wie ihm die Schulbehörde lakonisch
mitteilte – auf Englisch umschulen! Die
Bettinaschule hofft jedoch, in der Zukunft
wieder eine Partnerschule zu finden.
Diese schöne Woche ermöglichte einen Einblick
in die italienische Kultur, Bekanntschaften mit
italienischen Jugendlichen und Erweiterung
der Italienischkenntnisse.
Perugia
Elf SchülerInnen der Klassen 10 und 11,
begleitet von Frau Färber und der Referendarin
Frau Eberhard nahmen im März 1998 an der
Bei dem Gegenbesuch der Italiener im April
1998, wofür in Frankfurt ein abwechslungsreiches Programm gestaltet wurde, ergaben sich
einige Schwierigkeiten durch z.T. fehlende
deutsche Sprachkenntnisse und Selbstständigkeit in der Großstadt. Im Ganzen werteten alle
TeilnehmerInnen solche internationalen Begegnungen als positive und empfehlenswerte
Erfahrung. Für die Zukunft bleibt zu hoffen,
dass sich genügend Eltern und SchülerInnen
zur Unterstützung von Austauschaktionen
bereit finden, zumal von italienischer Seite
durchaus reges Interesse besteht (vgl. Timnit
Ghirmai, Karina Goldberg, Eva Metzler; in:
Betton 7, Juli 1998, S. 36f.).
Gisela Wittekindt
In Perugia
84
Meine Bettinaschule
Gerade einmal sechs Jahre ist es her, dass ich
Abitur gemacht habe, und dennoch scheint es
mir als wäre eine Ewigkeit vergangen. In dem
Leben eines jungen Menschen geschieht doch
so viel in dieser wichtigen richtungsweisenden
Phase des Lebens. Daher möchte ich einen
Rückblick auf meine Zeit als Bettinaschüler
werfen und herausfinden, inwiefern meine
Schulzeit mich beeinflusst und geprägt hat für
meinen weiteren Lebensweg.
unserer Klasse, und obwohl diese beiden Länder
sich in den 90ern bekriegten, gab es außer ein
paar dummen Sprüchen einen großen Zusammenhalt zwischen allen Schülern.
Ein weiterer Sprung in der Zeit bringt uns zur
Oberstufe. Die Treppe unter der Turnhalle war
ein integraler Teil unseres Jahrgangs, pünktlich
zu jeder Pause traf man sich zum Rauchen.
Selbstverständlich waren wir den Lehrern ein
Dorn im Auge, doch interessierte uns das wenig.
Als dann Schilder mit der Aufschrift „Rauchen
Verboten – Weg von der Treppe“ erschienen,
wurde aus dem wild zusammengewürfelten
Haufen von unserem Jahrgang auf einmal eine
gemeinschaftlich orientierte Gruppe, die sich
mit aller Kraft (vergeblich) wehrte. Manchmal
ist man einfach hilflos, doch wie sagte einst Rosa
Luxemburg „Wer es nicht versucht, der hat
schon verloren.“
Meine erste Erinnerung geht zurück zu meinem
allerersten Schultag und der Verzweiflung
meiner Klassenlehrerin herauszufinden, wieso
sie 26 statt 25 Kinder in der Klasse sitzen hatte.
Da sie Mathematiklehrerin war, bat sie alle
Schüler aufzustehen und sich beim Aufrufen
ihres Namens hinzusetzen. Am Ende saßen alle
26 Schüler und wir wiederholten das ganze
Spiel. Nicht weit entfernt von einem Nervenzusammenbruch fragte sie, ob irgendjemand
wider Erwarten ohne seine Freunde wäre, und
schon war das Problem gelöst. Wir hatten zwei
Kinder mit ein und demselben Vor- und
Nachnamen, die Wahrscheinlichkeit dafür ist
ziemlich gering. Diese kurze Geschichte ist für
mich ein Beispiel dafür, dass man manchmal
außerhalb der ‚Box' denken muss um ans Ziel zu
kommen.
Eine andere Erinnerung macht mich ein wenig
traurig. Früher war die Bettinaschule politisch
sehr aktiv. Man ging auf die Straße gegen den
ersten Golfkrieg, gegen Sozialabbau und gegen
Rechtsextremismus. Lehrer, auch wenn sie politisch neutral sein sollten, drückten ein paar
Augen zu und ließen uns gehen. Das verstieß
zwar gegen Richtlinien, jedoch half es uns in
unserer Meinungsbildung und politischen
Entwicklung.
Einige Zeit später, wir waren in der 8. Klasse,
wurde uns mitgeteilt, dass wir aufgelöst werden
und auf die restlichen Klassen verteilt würden
aufgrund bürokratischer Richtlinien und zu
geringer Klassengröße. Für uns war das der
Super-GAU, doch im Rückblick war es gar nicht
so schlimm, denn es hat einen größeren
Zusammenhalt zwischen den Klassen gefördert
und jedem von uns gezeigt, wie wichtig es ist
integriert zu werden. Die Bettinaschule ist für
mich ein Ort, wo Schüler jeglicher Nationalität
und Religion friedlich miteinander leben. Wir
hatten eine Menge Serben und Kroaten in
Also, für was stand denn die Bettinaschule für
mich? Sie gab mir ein Umfeld, mich selbst zu
entwickeln unter aktiver Mithilfe der Lehrer. Es
gab viele Lehrer, die sich enorm engagierten in
ihrem Interessengebiet, und genau das ist es,
was eine Schule braucht. Aktive, engagierte,
begeisterungsfähige Lehrkräfte. Ja, genau
dafür stand die Bettinaschule.
Felix Witte, ehemaliger Schulsprecher
85
Jugend debattiert
An die 30.000 Schüler und Schülerinnen und
über 1.000 LehrerInnen haben sich an dem
bundesweiten Wettbewerb ´Jugend debattiert´
beteiligt. Unter den 312 teilnehmenden Schulen
war auch die Bettinaschule.
die erste Vorrunde statt: In Debatten gegeneinander werden die zwei besten ausgewählt,
die den Kurs im weiteren Wettbewerb vertreten.
In der ersten Runde trifft man dann auf die
Kontrahenten aus anderen Schulen. In zwei
Debatten müssen die Teilnehmer wieder ihre
Gesprächsfähigkeit, ihr Sachwissen und ihre
Sprachkompetenz unter Beweis stellen. Debattiert wird über eine Frage, die man mit Ja
(pro) oder Nein (contra) beantworten kann und
die noch nicht entschieden ist. Im Gegensatz
zur Diskussion wird hier also über konkrete
Antworten geredet, mit denen man auch etwas
anfangen kann. Eine Debatte verläuft danach
so: Zwei Minuten hat jeder der Debattierenden
erst einmal die Gelegenheit, ganz ungestört von
anderen Einwänden, seine Position klarzumachen. Zwölf Minuten tauschen sich die
Kontrahenten in der freien Aussprache aus. Es
kann dabei durchaus zu heftigen Wortwechseln
kommen, man sollte aber auf jeden Fall die
Etikette wahren (z.B. nicht beleidigend werden). Es geht um den Meinungsaustausch,
nicht darum, sich über den anderen zu stellen.
Eine Minute bekommt jeder am Schluss, um
sein eigenes Resümee der Debatte zu ziehen.
Eine Änderung der Meinung ist möglich.
Dieser Wettbewerb wird seit 2001/02 durch die
Hertie-Stiftung betreut und finanziert, von der
Information der Schulen und Durchführung von
Seminaren bis zur perfekten Organisation der
Abschlussveranstaltung, dem Finale, in Berlin.
Die Teilnehmer kommen aus zwei Altersgruppen: Klasse 8-10 und Jahrgangsstufe 1113. Sie werden im Unterricht darauf vorbereitet,
ihre Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft nachzuweisen; an der Bettinaschule
betreuten 2003/04 Frau Zacharias und Frau
Schinkel diese Vorbereitung.
Der Ablauf einer solchen Debatte hat eine feste
Struktur: Jeweils vier Jugendliche werden in
eine Gruppe gelost. Sie haben jeder für sich
zwei Minuten ungestörte Redezeit. Dann folgen
zwölf Minuten freie Aussprache. Abschließend
steht jedem Teilnehmer eine Minute für ein
Schlusswort zur Verfügung, in dem man auch
seine Meinung ändern kann. Eine Jury bewertet die Debattierenden.
In den einzelnen Bundesländern finden Ausscheidungsdebatten statt. 2004 hatten in
Hessen die 8.-10. Klasse das Thema: „Soll das
Strafmündigkeitsalter auf 12 Jahre gesenkt
werden?“ und die Oberstufe debattierte über die
Frage: „Sollen muslimische Lehrerinnen in der
Schule Kopftuch tragen dürfen?“ Hier belegten
die beiden Bettinaschüler János Joskowitz und
Jan Lukas Thürmer den ersten und zweiten
Platz und konnten Hessen beim Halbfinale
vertreten.
In unseren Debatten zeigte sich, dass Frau
Zacharias gute Vorarbeit geleistet hatte. Nicht
nur gegen die Kontrahenten konnten János und
ich uns meist durchsetzen, sondern auch gegeneinander zu debattieren war ein Erlebnis. Mir
haben die beiden Seminare (Schulverbund und
Landessieger) gut gefallen. Mich einmal so
intensiv mit gesprochener Sprache auseinander
zu setzen und dabei kompetent unterstützt zu
werden, hat mich persönlich weitergebracht.
Auch die Ausscheidungen (Vorrunde, Landesfinale, Bundesvorrunde) waren Erlebnisse. Eine
besondere Herausforderung war es für mich, im
großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks
vor so vielen Menschen, frei zu sprechen.
Wenn sie auch nicht die Schlussrunde erreichten, in der die Aufgabe „Soll die Türkei in
die Europäische Union aufgenommen werden?“
zur Debatte stand, so gebührt ihnen insgesamt
große Anerkennung (vgl. J. Dörfel und H. Zacharias, in „Betton“ 15, 2005, S. 29).
Noch ein paar Worte zum Schluss: Was hat das
alles gebracht? Ich habe viele nette Menschen
kennen gelernt und Freunde gefunden. Ich
habe gelernt zu reden (eine klarer Vorteil im
Alltag), meine Meinung durchzusetzen und vor
allem, anderen genau zuzuhören. Alles in allem
aber habe ich mir interessant meine Zeit
vertrieben. Denn wenn ich ganz ehrlich bin: Nur
wegen des Unterrichts in die Schule zu gehen
ist doch echt zu langweilig oder?
Erlebnisse und Erfahrungen vom
Bundeswettbewerb 2004
Sprechen haben wir alle von Mama gelernt,
doch wie lernt man reden? Der erste Schritt ist
das Einüben der Regeln des Debattierens. Es
gibt Tipps zum Umgang miteinander und mit
Sprache. Im Klassenverband findet dann auch
Jan Lukas Thürmer
86
„Dann bis Montag!“
ziehung zu den Kindern entwickeln? Schöner als
das letzte Mal kann es doch eigentlich gar nicht
werden?! Frau Ullrich-Borrmann begrüßt die
Anwesenden, der Chor der 6. Klasse singt einen
Willkommensgruß, ein Klassenorchester zeigt
sein Können. Der Moment ist gekommen: Die
Kinder werden den Klassenlehrerinnen und
Klassenlehrern zugeordnet und ab geht es in den
Klassenraum. Probleme mit der Zuordnung der
Kinder gibt es eigentlich schon lange nicht mehr,
jedenfalls nicht, seit wir Klassenlehrer der 5.
Klassen im Vorfeld Kontakt mit den abgebenden
Grundschullehrerinnen haben und in vielen
Stunden gemeinsam die Verteilung auf die
Klassen vornehmen.
Die Einführungswoche für die 5. Klassen
Es ist Dienstag, Dienstag nach den Sommerferien, die scheinbar schon lange, lange vorbei
sind.
9.35 Uhr, die Mentoren treffen die letzten
Absprachen mit mir. Das Poster für die 5a ist
schön geworden, es wird den Elterntisch in der
Aula zieren, damit sich auch die Eltern der neuen
Klasse kennen lernen können. Die Farbe der
Pfeifenreiniger – Erkennungszeichen für unsere
Klasse – ist rot, sie reichen für 25 Schüler, die
Mentoren (Schülerinnen und Schüler der 9. und
10. Klasse) und mich.
Der erste Tag geht schnell vorüber. Informationen
über den Ablauf der Woche, erste Kennenlernspiele mit den Mentoren, Austeilen von
Materialien und raus geht es zu den wartenden
Eltern, war alles gar nicht schlimm.
Ein letzter Gang in den zukünftigen Klassenraum, Blumen sind auf dem Tisch und auf der
Fensterbank verteilt, die Schale mit den Süßigkeiten steht bereit. Die Pause ist noch nicht vorbei, aber viele Eltern, Geschwister, Großeltern,
Tanten und Onkel streben in den 4. Stock.
Schließlich wird heutzutage oft das einzige Kind
der Familie im Gymnasium eingeschult und das
wird dann zum Großereignis. Es wird Zeit, auch
ich begebe mich in den 4. Stock, ängstlich oder
vielleicht auch nur neugierig beäugt von den neuen Schülerinnen und Schülern, ob ich wohl die
neue Klassenlehrerin sein könnte. Im Vorraum
zur Aula erwartet mich eine Kuchentheke gefüllt
mit allerlei Köstlichkeiten zusammengetragen
von Eltern einer 6. Klasse. Schließlich sollen sich
auch die neuen Eltern an der Bettinaschule wohlfühlen.
Mittwoch und Donnerstag haben zum Ziel, dass
die Kinder sich kennen lernen, mit den Namen ansprechen können, sie sollen ihre Lehrerinnen und
Lehrer in ersten Vorstellungsrunden erleben, sie
sollen sich im Haus zurechtfinden und sich in der
Umgebung der Schule orientieren können.
Wir frühstücken jeden Tag gemeinsam, schließlich sind sie das noch so gewohnt, wir spielen: Ich
heiße, ich wohne, ich mag, meine Haustiere sind,
ich reise am liebsten... Die ersten englischen
Vokabeln werden eingeübt, auch mal eine
Kopfrechenrunde eingeschoben. Das Fach
Deutsch eignet sich ebenfalls gut, um sich kennen zu lernen, man schreibt Steckbriefe, stellt
sich vor. Schließlich folgt die große Schulhausrallye, die alle Kolleginnen und Kollegen
(auch die Sekretärinnen und das Hausmeisterehepaar) mit großer Geduld ertragen, auch wenn
sie 120-mal befragt werden, wo sich nun der gelbe, grüne oder sonst ein Gang befindet. Auf dem
Tisch vor den Sekretärinnen liegen die Zettel mit
deren Namen, rechts Frau Marklove, links Frau
Gramowski. Und wozu sind nun die roten Birnen
in den Naturwissenschaften. Weiß ich leider überhaupt nicht, gibt es die überhaupt? (Gemeint war
der Not-Stopp-Knopf, den kenne ich natürlich.)
Gott sei Dank weiß ich, wo das Skelett steht und
dass es Otto heißt. So manche andere Frage
bringt auch mich in Verlegenheit. Aber unsere
Neuzugänge schaffen das gut und meine
Mentoren nehmen die Preisverleihung vor.
Eine letzte Überlegung, habe ich auch nichts vergessen? Der Stundenplan für diese Woche ist fertig. Die Organisation dieses Plans ist nicht ganz
einfach. Wir Klassenlehrer sind für die Einführungstage freigestellt. Alle anderen Kollegen
und Kolleginnen, die sich in den neuen 5. Klassen
vorstellen sollen, müssen diese Stunden in ihren
regulären Unterricht integrieren. Da fällt mir ein,
ich muss noch um Freistellung für die Kunstlehrerin bitten, die am Freitag eine Fotosession
im Grüneburgpark mit uns unternehmen wird.
Die Einkaufsliste für die Eltern habe ich kopiert.
Sicher werden in einem großen Umfeld der
Schule alle Umschläge mit der Farbe lila ausverkauft sein. Die Künstler haben mir gleich eine
ganze DIN A4 Seite mit Bestellwünschen überlassen. Was ist eigentlich ein Bleistift 3B, na hoffentlich wissen das die Verkäufer.
10.00 Uhr. Es geht los. Ein bisschen aufgeregt bin
auch ich jedes Mal. Wie wird sich meine Be-
Schnell ist der letzte Tag angebrochen. Alle
87
Position liegend, stehend, mit Ballons, Namen
und Zahlen darstellend zu bringen.
Klassen haben ein besonderes Projekt geplant.
Manche Eltern werden mit englischem Rap überrascht, eine andere Klasse hat sich mit
Buchvertonung beschäftigt und führt Ergebnisse
vor. Unsere Klasse geht mit Picknick, Decken und
Spielen versehen in den Grüneburgpark. Die
Kunstlehrerin macht dort wunderschöne Bilder,
die später in Posterform den Klassenraum schmücken werden. Unsere Geduld wird auf eine harte
Probe gestellt. Die Kunstkollegin klettert zum
Fotografieren unter Lebensgefahr auf den Turm
des kleinen Cafés, während die Mentoren und ich
versuchen, eine wilde Schar von Kindern, die
sich schon so benehmen, als seien sie seit Jahren
eine Klassengemeinschaft, in die richtige
Auf dem Heimweg muss bereits der erste Streit geschlichtet werden. Es wird Zeit, dass es los geht
mit dem Unterricht, das signalisieren jetzt sogar
die Kinder. Ein schönes Wochenende und bis
Montag.
Sie sind anders – ganz anders als der letzte
Jahrgang, aber das zu erfahren ist das Besondere
und Schöne an meinem Beruf. Es wird schon klappen mit uns. Bis Montag!
Silvia Bär
August 2003
88
Mentorenarbeit
und Mediation
-
MentorInnen gibt es an der Bettinaschule seit
1994.
„Mentor" ist der Name einer Sagengestalt aus
der Odyssee, ein Freund des Helden, der dessen
Sohn bis zu seiner Rückkehr betreut und
beschützt hat. Da bisweilen die dem Helden
wohl gesonnene Göttin Athene in Gestalt
Mentors eingegriffen hat, hat dieser sowohl
männliche als auch weibliche Anteile. In diesem
Sinne wird der Begriff Mentor für einen älteren,
erfahrenen Freund und Ratgeber verwendet.
-
-
-
An der Bettinaschule sind dies Schüler und in
der Mehrzahl Schülerinnen aus der 9. und 10.
Jahrgangsstufe, die sich für eine Betreuung der
5. Klassen zur Verfügung gestellt haben. Die
Grundidee ist „Schüler helfen Schülern" – hier
die etwas Älteren den neu an die Schule gekommenen.
-
Jede Mentorin und jeder Mentor setzt außerdem nach ihren persönlichen Interessen und
Fähigkeiten besondere Schwerpunkte. Sie
müssen ihr Engagement gut mit den Anforderungen aus ihrem eigenen Unterricht
koordinieren; in ihren eigenen Klassen sorgt
eine Klassenkameradin (der „Buddy") dafür,
dass sie alle Informationen und Arbeitsmaterialien erhalten.
Mit Hilfe der MentorInnen können sich die
Neuen aus den 5. Klassen schneller zurechtfinden. Vor allem sollen sie aber auch im Alltag
jemanden haben, an den sie sich wenden
können, wenn einmal etwas schief läuft. Auf
Ausflügen, in Pausen, auch im Unterricht
können so Beziehungen wachsen, die wir immer
mit „ältere Schwester" oder „älterer Bruder"
umschreiben. Eine Beziehung, in der vielleicht
auch einmal Raum für einen persönlichen,
nicht-schulischen Kummer ist – natürlich auch
für begeisterte Erzählungen über ein neues
Haustier oder einen besonderen Erfolg im
Sportverein.
Ausbildung und Mentoren AG
MentorInnen bekommen in einem ersten
dreitägigen Seminar vor den Sommerferien die
Grundausbildung. Themen sind Kennenlernen,
Annäherung an die Mentorenrolle, Teambildung, Erarbeitung von Gruppenregeln und
vor allem sehr viele Spiele. Die MentorInnen
erleben in Teilen das, was die 5. Klassen an der
neuen Schule ebenfalls bewältigen müssen und
die meist spielerischen Angebote, mit denen die
MentorInnen sich unterstützend beteiligen. Ein
erstes Angebot für ihre Rolle als Zuhörer, der
Jahresplan der Tätigkeiten und die Planung der
ersten Schritte gehören ebenfalls dazu. Für
unsere Seminare fahren wir in der Regel ins
„ Alte Amtsgericht" in Fronhausen bei Marburg,
wo jemand, der Lust dazu hat, in einer echten
Knastzelle schlafen kann.
Aufgabenüberblick
-
-
-
Teilnahme an Wandertagen und anderen
Klassenausflügen
Übernahme von Aufgaben in Absprache
mit den KlassenlehrerInnen
Hilfe bei besonderen Veranstaltungen (z.B.
Bundesjugendspiele )
Hilfe bei und Teilnahme an der Weihnachtsfeier und an anderen Klassenereignissen
Hilfe beim Verschönern des Klassenraums
Teilnahme bei der Durchführung von
Klassenprojekten nach Absprache mit der
Klassen- und der Projektleitung
Hilfen im schulischen Alltag, auch einmal
bei Hausaufgaben oder der Vorbereitung
einer Arbeit ...
Und nicht zuletzt: als GesprächspartnerIn, HelferIn in Konflikten, RatgeberIn
für ihre „Kleinen" präsent sein.
Begrüßung der neuen 5. Klassen und
Durchführung der Schulhausrallye
Teilnahme an der Einführungswoche der 5.
Klassen, Übernahme von Aufgaben nach
Absprache mit den KlassenlehrerInnen
Teilnahme an den Klassenlehrerstunden
der ersten Wochen, danach in lockerer
zeitlicher Abfolge, Aufgaben nach Absprache mit der Klassenleitung
Durchführung der Wahl der Klassensprecher
Teilnahme am ersten Elternabend der
Klasse
Pausenkontakte pflegen, in lockerer zeitlicher Abfolge in den Pausen „ihre" Klassen
besuchen
Im zweiten Seminar Ende Januar findet eine
Einführung in die Mediatorentätigkeit statt. Der
eigene Umgang mit Konflikten, die Festlegung
auf ein einheitliches Verständnis von Kon-
89
Mediation in der Schule
flikten, Grundlagen der Kommunikation und
das Phasenmodell der Mediation sind weitere
Themen, die in Rollenspielen einen praktischen
Anteil bekommen.
Die MentorInnen stehen ihren Mentorkindern,
die dann in der 6. Klasse sind, für Konfliktbearbeitungen zur Verfügung. Es kann sein,
dass sie direkt einen Streit mitbekommen, auch
dass sich ein Kind direkt an die MentorIn
wendet, die es ja schon kennt, oder auch, dass
die KlassenlehrerIn die MentorInnen bittet,
einen Konflikt zu bearbeiten. Wenn die MentorInnen zur Lösung eines Konflikts beigetragen
haben, ist dies ohne Frage für alle Beteiligten
gut, oftmals geht auch für die ganze Klasse ein
segensreicher Einfluss von einer solchen
Konfliktlösung aus. Trotzdem ist dies nicht
unbedingt das Wichtigste. Sowohl die MentorInnen als auch die Konfliktparteien trainieren
ganz nebenbei entscheidende Fähigkeiten, die
im privaten und beruflichen Leben zentrale
Bedeutung haben: die differenzierte Wahrnehmung von Gefühlen, die Perspektive des
anderen zu sehen, nicht verletzend zu reagieren, faire Verhandlungen zu führen und anderes
mehr. Wer hier etwas mehr wissen möchte, kann
auf der Homepage der Mentoren (s.u.) den Link
zur Mediation und zur ausführlichen Mediationsseite anklicken.
In der wöchentlich stattfindenden zweistündigen Mentoren-AG werden im ersten Halbjahr
aktuelle Probleme aus der konkreten Praxis
bearbeitet. Im zweiten Halbjahr wird die begonnene Ausbildung zum/zur SchülermediatorIn fortgeführt. Die Ausbildung wird mit einer
schriftlichen und mündlichen Prüfung abgeschlossen.
Im dritten Seminar am Ende des Schuljahres,
das dann das Grundausbildungsseminar für den
nachfolgenden Jahrgang darstellt, werden die
gemachten Erfahrungen an das neue Team
weitergegeben.
Mediation
Mediation bezeichnet ein Verfahren, in dem
sich Konfliktparteien mit Hilfe eines Mediators
über ihren Konflikt austauschen und gemeinsam eine für alle Beteiligten befriedigende
Lösung entwickeln.
Auch die Arbeit der Mediatorengruppe wird in
den wöchentlichen AG-Stunden begleitet, in
denen weitere Ausbildungsbausteine dazukommen und vor allem in vielen Rollenspielen die
Praxis geübt wird.
Ein Mediator stellt einen geschützten Rahmen
zur Verfügung, in dem die Konfliktparteien ihre
Interessen vorbringen und verhandeln können,
ohne neue Kränkungen erleben zu müssen.
Im Unterschied zu anderen Verfahren, wird ein
Mediator niemals selbst entscheiden, wie ein
Konflikt zu beurteilen ist und wie die Lösung
auszusehen hat. Ein Mediator unterstützt beide
Parteien, ihre Interessen zu wahren, er ist
allparteilich.
Schulische Konfliktkultur
Unsere MentorInnen leisten mit ihrer Mediationstätigkeit auch einen großen Beitrag zu
einer konstruktiven Konfliktkultur der ganzen
Schule. Deren wichtigste Prämissen sind:
Freiwilligkeit der Teilnahme an der Mediation
ist Voraussetzung. Zur Sicherung des geschützten Rahmens muss Verschwiegenheit über alle
persönlichen Angelegenheiten aus den Mediationssitzungen vereinbart werden und es darf
zur gleichen Zeit kein anderes Verfahren
stattfinden.
-
In den Mediationssitzungen gelten unbedingt
einzuhaltende Verfahrensregeln. Die oben
angesprochene Verschwiegenheit gegenüber
Dritten gehört dazu. Dass nacheinander gesprochen wird und keine Kränkungen erfolgen
dürfen, scheint selbstverständlich zu sein, es
gehört trotzdem zum Rahmen, dies explizit zu
vereinbaren.
-
Wenn mehrere Personen miteinander
arbeiten, sind Konflikte ganz normal.
Nicht Konflikte sind schlecht, sondern der
meist verletzende Umgang damit.
Konflikte zeigen, wo etwas geändert werden muss, sie sind eine Chance.
Niemand außer den Betroffenen kann die
richtige Konfliktlösung finden.
Die Betroffenen müssen gestärkt werden,
damit sie ihre Konflikte selbst regeln
können.
Dr. Peter Rosenkranz
90
Von der Schulsozialarbeit
zur NaSchu
der Schülerinnen und Schüler zu entwickeln
und die Aufenthaltsqualität außerhalb des
Unterrichts an der Schule zu verbessern. Wir
entwickelten Angebote im Rahmen von Projektwochen für Klassen (Verhältnis Mädchen:
Jungen, Klassengemeinschaft, Außen-seiter/
Mobbing, Krisenintervention), wir richteten
einen Mittagstisch und ein verbindliches
Betreuungsangebot für die 5. und 6. Jahrgangsstufe nach der Schule ein, boten
Beratungsangebote für Schülerinnen und
Schüler, Eltern und Lehrer an, führten
Schulungen für die SV durch und vieles mehr.
Die Geschichte einer Kooperation
Die Bettinaschule und der Internationale Bund
als Träger arbeiten inzwischen schon viele Jahre
zusammen – genau genommen seit dem
Sommer 1997. Damals haben eine engagierte
Elternvertretung ebenso wie die Schülervertretung und der damalige Schulleiter Herr
Dingeldey ein Projekt vorangetrieben, dass
auch in der Schulgemeinde nicht unumstritten
war, letztlich aber durch viel Überzeugungsund Lobbyarbeit durchgesetzt werden konnte:
Die Schulsozialarbeit. Für ein Gymnasium im
Frankfurter Westend schien dies nicht in
vorgegebene Schemata zu passen. Schulsozialarbeit war bis dato immer mit Schulen in
belasteten sozialen Milieus und Brennpunkten
verknüpft.
Natürlich müssen in einem Beitrag zu einem
Jubiläum auch Namen fallen: Unsere Protagonisten in dieser Phase waren unzweifelhaft
Mara Schön – ehemalige Bettinaschülerin –
und Uli Herrmann. Sie haben viel dafür getan,
dass die Gruppe der Skeptiker immer kleiner
wurde...
So waren an der Bettinaschule die Bedenken
und Widerstände gegenüber diesem Vorhaben
nicht gering, befürchteten doch viele, dass dies
zu einer Stigmatisierung der Schule führen
könnte unter dem Motto „Die haben's ja wohl
nötig”.
Letztlich waren in dem Diskurs die Argumentationslinien erschöpft und nur die praktische
Erprobung des Arbeitsansatzes konnte Klarheit
und eine Aussage über die Sinnhaftigkeit
herbeiführen.
Trotzdem konnten wir nicht verhindern, dass
das Projekt Schulsozialarbeit im Jahr 2002 nach
vier erfolgreichen Jahren ausgelaufen ist.
Einsparmaßnahmen seitens der Stadt und die
Tatsache, dass die Vorgaben des Stadtschulamtes keine Fortsetzung des Projektes vorsahen, führten zu der Beendigung. Kompensiert wurde diese Entscheidung von der
Aufnahme der Bettinaschule in das Modellprojekt „NaSchu“.
An diesem Punkt kam der Internationale Bund
(IB) mit ins Boot. Als Träger einer Reihe von
Kinder- und Jugendeinrichtungen in Frankfurt
(und bundesweit) wurden wir angefragt, ob wir
die Trägerschaft eines solchen Projektes
übernehmen wollten. Und wir wollten. Die
Bettinaschule erschien uns als lebendige und
engagierte Schule, die ihren Bildungsauftrag
auch als eine Integrationsleistung von verschiedenen sozialen und kulturellen Milieus
begreift. Allerdings gab es auch auf Seiten des
IBs Bedenken und Unsicherheiten: Werden wir
von dem Großbetrieb Schule vereinnahmt? Wie
gehen wir mit der enormen Erwartungshaltung
um, die das Projekt begleitet? Werden unsere
Angebote angenommen?
Das Kürzel „NaSchu“ steht für ‚Ganzheitliche
Nachmittagsangebote an Frankfurter Schulen'
und ist ein Modellprojekt, das vom Land Hessen
und der Stadt Frankfurt finanziert wird. Mit
diesem Projekt wird täglich bis 17.00 Uhr ein
umfangreiches Bildungs- und Freizeitprogramm realisiert, das sich an alle Schülerinnen
und Schüler der 5. bis 10. Jahrgangsstufe
richtet. Es beinhaltet die Einführung eines
täglichen Mittagessens und ein vielfältiges
Angebot – neben den schulischen AGs – im
sportlichen und kreativen Bereich sowie
Unterstützungsangebote für das Lernen (Hausaufgabenhilfe, Stützkurse, Lernwerkstatt) und
PC-Kurse. Das tägliche Betreuungsangebot für
die 5. Jahrgangsstufe ist integriert worden.
Deutlich war uns von Beginn an, dass an der
Bettinaschule keine Schulsozialarbeit im
klassischen Sinn stattfinden kann. Vielmehr
war unser Ansatz darauf ausgerichtet, die
sozialen und kommunikativen Kompetenzen
Naheliegend war, dass aufgrund der langjährigen und tragfähigen Kooperationsbeziehungen und der Kenntnis der Schule der IB
die Trägerschaft für das NaSchu-Projekt an der
Bettinaschule übernommen hat. Allerdings sah
91
sich der IB mit einer wesentlich veränderten
Ausrichtung, neuen Schwerpunkten und
Anforderungen konfrontiert. Während wir im
Rahmen der Schulsozialarbeit überwiegend
beratend und unterstützend tätig waren, sind
wir inzwischen zu einem integralen Bestandteil
des Leistungsangebotes der Bettinaschule
geworden. Diesen Prozess hat die schulinterne
Programmgruppe begleitet und insbesondere
die Schulleiterin Frau Ullrich-Borrmann. Dass
NaSchu inzwischen so erfolgreich arbeitet, ist
u.a. auch auf diese Kooperation zurückzuführen
und natürlich auf unsere engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hier möchte ich
die Koordinatorin des NaSchu-Projektes, Nicola
Graf, nicht unerwähnt lassen.
Diese Veränderungen stellen erhebliche Anforderungen an die gesamte Schulgemeinde,
insbesondere natürlich an die Schülerinnen
und Schüler und die Lehrkräfte.
Wir sind davon überzeugt, dass die Bettinaschule diese Prozesse gut bewältigen wird und
dafür gut aufgestellt ist. Dazu trägt mit
Sicherheit das NaSchu-Projekt bei, denn die
inzwischen bestehenden Strukturen und
Funktionsbereiche reichen schon weit in den
Nachmittag hinein. Die Angebote außerhalb
des Regelschulbetriebs sind hier kein Neuland,
sondern Alltag und werden in einer ‚neuen'
Bettinaschule ihren Platz haben und die
Potentiale und Kompetenzen der Schülerinnen
und Schüler entwickeln und fördern. Wir freuen
uns darauf, diesen Prozess zu begleiten.
In einen Jubiläumsbeitrag gehört auch ein Blick
in die Zukunft: Die Bettinaschule wird in den
nächsten Jahren zu einer Ganztagsschule
werden, in diesem Jahr steht der Einstieg in die
verkürzte Schulzeit bis zum Abitur an (G 8).
Volker Rapp
Bereichsleiter Internationaler Bund
92
Was gibt es heute
zu essen?
Das NaSchu-Projekt an der Bettinaschule / die
Nachmittagsschule
Zaghaft klopft es an die Tür des NaSchu-Büros,
sie öffnet sich einen Spalt und ein Stimmchen
fragt: „Ist hier die NaSchu?“. Ein anderes Mal
wird die Tür herzhaft aufgerissen und es geht
gleich lautstark zur Sache: „Das Klopapier ist
alle, gibt's hier welches?“ Andere häufige
Fragen sind: „Habt ihr einen Besen?“ oder
„Kann ich mir einen Ball ausleihen?“, aber auch
Fragen wie: „Kann ich mal zu Hause anrufen?“.
Eigentlich sind wir in erster Linie Anlaufstelle
für alle Anmeldungen rund ums Essen,
Hausaufgabenhilfe, Stützkurse und Kursangebote und die Betreuung. Auch Eltern kommen
häufig in unser Büro und nicht nur in NaSchuAngelegenheiten. Hin und wieder erreichen
uns Anfragen wie: „Können Sie bitte mal mein
Kind suchen, es hält sich irgendwo im
Schulhaus auf, ich muss ihm dringend etwas
sagen...?“
Das Essen wird seit 2003 von dem CateringUnternehmen Sodexho geliefert. Aber: Essen ist
immer ein sensibles Thema! Und: Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Problematisch ist der enorme Ansturm; bei an die
hundert Essen pro Tag gerät das Schülercafé an
seine Grenzen.
Unser Eindruck ist, dass die Schülerinnen und
Schüler gerne in die Betreuung kommen. Bei
einer Befragung im Schuljahr 2003/2004 gaben
70% der Betreuungskinder an, dass sie die
Betreuung weiterempfehlen würden. Dies vor
allem, „weil es Spaß macht“ und „man sich in
der Schule besser kennen lernen kann“.
Der Nachmittag bietet ein wechselndes Programm von Kursangeboten wie Theater,
Filmwerkstatt, Tanzen, Trommeln, Kunst,
Comic, textiles Gestalten und Aerobic, über
Sprachangebote wie English Conversation und
Spanisch bis hin zu Computerangeboten wie
Inter net-Führerschein, Webdesign und
Schreibmaschinenkurs. Als Partner zur Koordination und Durchführung dieser Angebote
arbeitet die Bettinaschule mit dem Internationalen Bund (IB) zusammen, der Verträge
mit Honorarkräften schließt. Im musischen
Bereich sind auch Lehrkräfte des Hoch'schen
Konservatoriums einbezogen.
Da die Turnhalle bereits mit dem Pflichtunterricht ausgelastet ist, kommt der Sport
leider zu kurz und es gibt zur Zeit nur zwei
Sportangebote und Sportvereine akzeptieren
eine Zusammenarbeit mit Schulen nur, wenn
dafür eine Halle gestellt wird. Hieran wird
weiter gearbeitet.
Die Betreuung gilt einer festen Gruppe aus den
5. und 6. Klassen. Direkt nach dem Unterricht ist
die Betreuung erfüllt von Aktivität: Schnell noch
mal vor dem Essen Fußballspielen, raus auf den
Schulhof, manche müssen sich aber erst mal
ermattet auf den Stuhl plumpsen lassen. „Was
gibt es heute zu essen?“
Nicola Graf
Koordinatorin des NaSchu-Projekts
93
„Betton” – Die Schulzeitung
1994 - 2005
Konflikte in der Schule überhaupt angesprochen
wurden.
Selten sind Schülerzeitungen mehr als ein
Strohfeuer oder
lobenswerte Eintagsfliegen.
Schulzeitungen aber, die von allen Mitgliedern
einer Schulgemeinde mitgetragen werden,
haben dagegen größere Chancen auf ein längeres Leben. Zu diesen gehört „Betton“, unsere
schulinterne Zeitschrift für Dokumentation,
Information und Diskussion, die im Februar
dieses Jahres ihr zehnjähriges Bestehen feiern
konnte.
Lange suchten wir nach einem Namen, der
Bestandsaufnahme, Programm und Hoffnung
zugleich ausdrücken sollte. Hatten sich in einer
Vorbefragung einige Wenige mit Vorschlägen wie
„Betty Blue, Durchblick, Phönix, Dingeldix
Digest, Westend Wachturm, Punkt Punkt Komma
Strich, Bettiblocker, Rührlöffel, Standpauke“ u. ä.
gemeldet, fanden diese doch nur mäßige
Zustimmung. Schließlich konnten wir uns in der
Redaktion noch am ehesten mit „Betton“
anfreunden. In diesem Namen steckte schließlich
nicht nur unsere Namenspatronin, sondern er
ließ auch Assoziationen zu zur Härte und
Freudlosigkeit unserer architektonischen und
städtebaulichen Umwelt. Und wer denkt bei
diesem Namen nicht an Betonköpfe und
Unbeweglichkeit, an Vernachlässigung und
Schmierereien, aber auch an die vielen Versuche,
doch noch etwas Liebens- und Lebenswertes aus
diesem unseren Arbeitsplatz und Lebensraum zu
machen?! Unser Anspruch an Aufbruch, Flexibilität, aber auch an Veränderbarkeit sollte auch
transportiert werden über den ständig wechselnden Schriftzug des Namens. Heute bin ich sehr
skeptisch, dass wir diesem Anspruch gerecht
geworden sind, denn die Hoffnung, die sich
ursprünglich mit dem ironisch gemeinten Namen
verband, dass unter dem Beton gewissermaßen
der Strand aufbreche und tausend Blumen
erblühen mögen, hat sich angesichts insbesondere ungünstiger außerschulischer Rahmenbedingungen, aber auch innerschulischer
Konfliktlagen nicht erfüllt. (Es ehrt uns zwar
irgendwie, wenn SchülerInnen unserer Schule
heute das Baumaterial mit Doppel-‚t' schreiben,
aber ich fürchte, sie haben etwas missverstanden.)
Die Idee dazu wurde 1994 in der Schulkonferenz
geboren, als Spannungen und Interessengegensätze nach einem Instrument riefen, das
alle Mitglieder der Schulgemeinde zusammenführen könnte. In der Nullnummer (vom Januar
1995) heißt es dazu zaghaft programmatisch:
„Die Zeitung soll zum einen Informationsblatt für
alle an der Schule beteiligten Gruppen sein. Sie
soll die Möglichkeit bieten, in einen Dialog – über
welche Themen auch immer – miteinander einzutreten. Wir hoffen, damit zur positiven Identitätsbildung mit der Schule beizutragen …“ Des
Weiteren schrieb das Redaktionsteam, das aus
Judith Hertel, einer Schülerin der 11. Klasse,
Claudia Muñoz del Rio, einer Elternbeirätin, und
mir als Vertreter der Lehrerschaft bestand: „Wir
wünschen uns für unsere Zeitung einen sachlichen, auch provozierenden, aber fairen Stil im
Umgang miteinander. Wir wollen informieren,
streiten, die Sachen klären, aber wir werden kein
Forum sein für eitle Selbstdarstellungen oder
aggressive Polemik.“
Damit wollten wir uns bewusst vom gelegentlich
pubertierenden Motzstil und Unflat von Schülerzeitungen absetzen (wie wir es bisweilen leider
dann auch in der einen oder anderen unserer
Abiturzeitungen der letzten Jahre lesen mussten)
und ein gemeinsames Forum von und für
SchülerInnen, Eltern, und LehrerInnen eröffnen.
Insgesamt ist uns dies in den 15 Nummern (die
Nullnummer nicht eingerechnet) auch gelungen.
Dazu kam, dass eine ‚Schulzeitung', wie wir bald
erfuhren, als ein die ganze Schule nach außen
darstellendes Medium (juristisch) in der Verantwortung des Schulleiters bzw. der Schulleiterin herausgegeben wird. Dieser Tatbestand
bremste nicht selten das jugendliche Ungestüm
der Schülerredakteure, die vermeintliche oder
tatsächliche Missstände verbal zupackend
anprangern wollten. Dazu kam auch allgemein
das, was man im Medienbereich „die Schere im
Kopf“ nennt und was verhinderte, dass manche
Wenn ich mir für diesen Artikel noch einmal alle
Zeitungen durchsehe und vor allem auch meine
Editorials, so fallen mir drei durchgängige
Probleme und Defizite auf. Da war zum einen das
stetige Buhlen um mehr Mitwirkung, um eine
größere Verteilung der Lasten, um mehr verbindliche, auch institutionalisierte Mitarbeit, um
wegzukommen von der bei uns typischen
Spontaneität und Freiwilligkeit („Ach, Herr D.,
ich weiß, ich sollte was schreiben, aber ich habe
sooo viel zu tun, ich schaff das alles nicht!“),
welche ob ihrer Unberechenbarkeit jede Ausgabe
zu einer Zitterpartie werden ließ. Zum andern
94
war in allen Jahren eine insgesamt geringe
Kaufresonanz bei den Schülerinnen und
Schülern festzustellen, obwohl die überwiegende
Mehrheit der Beiträge aus ihren Reihen stammte.
Und zum dritten haben wir immer den Wunsch
gehabt, dass sich die multikulturelle Vielfalt
unserer Schule in der Zeitung niederschlagen
sollte, schließlich stammt ein gutes Drittel
unserer Schüler aus ausländischen, bzw. multiethnischen Elternhäusern. Leider wurde dieses
Instrument zu diesem Zweck nur unzureichend
genutzt: Obwohl ich aufgrund von Befragungen
in diversen Klassen und Kursen vor wenigen
Jahren auf knapp vierzig verschiedene Sprachen
kam, die in den Elternhäusern von unseren
SchülerInnen gesprochen werden, erschien
beispielsweise neben einigen von NichtMuttersprachlern geschriebenen englischen und
französischen Texten nur einmal ein kurzer
fremdsprachlicher Text einer Bosnierin!
sollten die Beiträge etwas mit Schule, insbesondere der Bettinaschule zu tun haben (also
keinerlei Traktate über Diäten, Popstars, Filme,
Formel-1 und dgl. enthalten).
Dabei ist die Bandbreite der in Betton erschienenen Artikel sehr groß gewesen: Da
wurden Konzerte und Theateraufführungen,
Kunstausstellungen, Schulfeste, Tage der
Offenen Tür, Naturwissenschaftliche Tage und
die zeitweilige Kooperation mit der Seniorenwerkstatt dokumentiert und gewürdigt; da
wurden die Themen Drogen, Konfliktberatung
und Mediation, bilingualer Unterricht, Klippert
und Fremdsprachenportfolio vorgestellt und
abgehandelt, über die Organisation der 5.
Klassen, über das Mentorensystem an unserer
Schule, über Einschulungserfahrungen, Kursfahrten und Skifreizeiten, das COMENIUSProjekt, diverse AGs, die (z.T. sehr erfolgreiche)
Beteiligung von Schülerinnen und Schülern an
Projekten wie Jugend forscht und Jugend
debattiert berichtet; auch wurde über einen
längeren Zeitraum die Einrichtung der Schulsozialarbeit und eines Aufenthaltsraumes gefordert und bis hin zur Etablierung der Cafeteria
und eines NaSchu-Angebots solidarisch begleitet. Auch schulpolitische Fragen wurden in
unterschiedlichen Textsorten diskutiert. Obwohl
wir gerade in einer Ausgabe (Nr. 5) viele
Leserbriefe bekommen haben mit munterkontroversem Tenor, wurde diese Möglichkeit
insgesamt aber leider viel zu wenig wahrgenommen.
Andererseits ist es uns gelungen, immer wieder
Schülerinnen und Schüler, die entweder in erster
oder zweiter Generation aus anderen Kulturkreisen stammten, zu gewinnen, sich unter der
Kolumne „Unter uns“ vorzustellen (sie stammten
aus der Türkei, aus Äthiopien, Indien, Pakistan,
Palästina, China, Vietnam, Afghanistan, Marokko, Eritrea und Sri Lanka). In der Kolumne
„Schule anderswo“ berichteten SchülerInnen
von ihren Erfahrungen an US-amerikanischen,
walisischen und italienischen Schulen, und ein
Kollege von seinen Besuchen einer namibischen
und einer ladakhischen Schule. Unsere Jazz-AG
schrieb einen farbigen Bericht von ihrem Trip
nach Brasilien, und viele Artikel und Tagebuchaufzeichnungen berichteten von den unterschiedlichsten Erfahrungen unserer SchülerInnen während der diversen Frankreich-Austauschaktionen. Auf diese Weise hat die große,
weite Welt immer Eingang gefunden in unsere
Schulzeitung.
Satiren, Glossen, Lehrer- und Schülersprüche,
aus dem Schulleben gegriffene Heulersammlungen, Karikaturen und heitere Begebenheiten
fanden ebenso Eingang wie Buchrezensionen
und Projektberichte und Arbeitsergebnisse aus
Klassen, Kursen und AGs. In vielen Interviews
wurden SchülerInnen (auch ehemalige) vorgestellt, KollegInnen (inkl. ReferendarInnen),
alle Sekretärinnen sowie das Schulhausverwalter-Ehepaar und die (wechselnden) Mitglieder der Schulsozialarbeit. Eine Kolumne war
den Gremien gewidmet (Eltern- und Schülerbeirat, Förderverein).
Es gab zwei Prinzipien, denen sich die Redaktion
verpflichtet fühlte: Zum einen sollte die Werbung
nur einen sehr kleinen Raum einnehmen, denn es
kam uns auf den Inhalt, den redaktionellen Teil
an. Werbeeinnahmen sollten nur einen solchen
Umfang einnehmen, dass der Verkaufspreis der
Zeitung noch vertretbar war. (Es gibt in der Tat
Schülerzeitungen, die mit einem hohen Werbeanteil, bisweilen von mehr als 50 %, gut Geld
machen!)
Von Anfang an war es auch das Bestreben der
Redaktion, die „Einbettung“ unserer Schule in
ihren historischen Kontext nicht zu vernachlässigen. So haben wir bisher zehn ehemalige
Schülerinnen und Schüler vorgestellt oder
interviewt. Wir haben in vier Ausgaben über die
Gedenkstätte – von ihrer Planung bis zu ihrer
Einweihung – berichtet, in mehreren Heften
Zeitzeugen zu Wort kommen lassen, alte Schulordnungen (zum Vergleich) abgedruckt, haben
uns mehrmals mit der „Bettina“-Plastik auf dem
Des Weiteren war es von Anfang an das Anliegen
der Redaktion, nur originäre Beiträge aus unserer
Schule zu bringen, d.h. wir haben nur in
Ausnahmefällen auf Texte außerschulischer
Autoren zurückgegriffen (etwa bei Zeitungsartikeln über unsere Schule), und zum andern
95
personellen, organisatorischen, technischen und
künstlerischen Aufwand, der in Zukunft auf viel
mehr Schultern verteilt werden muss, wenn sie
eine Chance auf Fortbestehen haben soll. Bei
aller bisher geleisteten Arbeit muss man kritisch
feststellen, dass die Zeitung nicht Ausdruck einer
Kultur journalistischer Arbeit im engeren, professionellen Sinne war. Auch die SchulzeitungsAG war keine Gruppe, die sich etwa der
berichtenden Begleitung des Schullebens verpflichtet fühlte, der Reportage, der (zeitaufwändigen) Recherche.
Schulhof beschäftigt und alte Skandale ausgegraben.
Oft ist es uns auch tatsächlich gelungen, was wir
für jede Ausgabe angepeilt hatten: ein „Sammelthema“ zu finden und möglichst weit gefächert zu
bearbeiten. So war das Thema „Schwänzen“
Schwerpunkt der 3. Nummer, „Sport an der
Bettinaschule“ stand im Mittelpunkt der 5.
Ausgabe, „Was erwarte ich mir von 2000?“ trieb
insbesondere die Schüler im 9. Heft um, was eine
Erweiterung fand in der Ausgabe 11 mit dem
Thema „Jugend 2000“, und in der Betton Nr. 10
widmeten wir uns ausgiebig Fragen der
Bedeutung geschichtlicher Themen für uns heute
(um das Wort Vergangenheitsbewältigung zu
vermeiden). Die Nr. 7 war eine halbe Festschrift
zum Abschied unseres langjährigen Direktors
Volker Dingeldey.
Dennoch können alle Beteiligten stolz auf das
Erreichte sein. Dass wir mit unserer Schulzeitung
auch außerhalb unserer Schulgemeinde Anerkennung gefunden haben, davon zeugen mehrere Preise. So sind wir etwa im Rahmen des seit
vielen Jahren bestehenden Schüler-PressePreises der 1822-Stiftung und der Frankfurter
Neuen Presse nie leer ausgegangen und
gewannen 2003 mit unserer Nummer 13 gar den
ersten Preis. Dabei wurde in der von einem
professionellen Journalisten gehaltenen Laudatio lobend hervorgehoben, dass das Heft nicht
nur „äußerst aufwändig“ gestaltet sei („Da waren
Computercracks am Werk. Text und Bild
hervorragend.“), auch die „Mischung journalistischer Stilformen“ wurde als „besonders
gelungen“ bezeichnet. „Besonders gut“ seien
„Kunst und Kultur“ abgehandelt worden, inkl.
Buchrezensionen. Zur Themenauswahl wurde
lobend erwähnt, dass man sich nicht nur mit
schulinternen Dingen beschäftige, sondern
„auch über den Tellerrand gesehen“ habe. Als
Beispiele für die Berücksichtigung des „aktuellen
Zeitgeschehens“ wurden die Artikel über die
Gedenkstätte, die Beschäftigung mit den
Bundestagswahlen und die Beteiligung unserer
SchülerInnen bei der Betreuung der Special
Olympics aufgeführt. Gut kam auch der Rückblick auf den Abiturjahrgang 1972 an, der es
ermöglichte, Vergleiche mit heute zu ziehen.
Es war stets das Bemühen der Zeitungsmacher,
neben einem anspruchsvollen Inhalt auch eine
ästhetisch ansprechende Gestaltung zu bieten.
Dies ermöglichte bis einschließlich Nr. 10 der
Schülervater Michael Albert, der uns die
technischen Möglichkeiten seiner Werbeagentur
und auch die nötige Manpower für das Layout zur
Verfügung stellte. Seit der 11. Nummer hat ein
anderer Schülervater, Herr Dr. Rainer Boettge,
diese gewaltigen Aufgaben mit nimmermüdem
Einsatz übernommen. War anfangs noch eine
halbjährliche Publikation möglich, so ließ der
umfangreiche Arbeitsaufwand und die hohe
Belastung seit der 11. Ausgabe nur eine einmalige Veröffentlichung im Jahr zu.
Viele Kolleginnen und Kollegen sowie Eltern
haben unzählige redaktionelle Beiträge geleistet,
aber dass unsere Schulzeitung zu einem
überragenden Anteil tatsächlich eher eine
Schülerzeitung war, lag zweifellos an der im
Laufe ihrer Existenz beteiligten Hundertschaft
von Schülern und Schülerinnen. Um den Kern
der jeweiligen Redaktion gruppierten sich sehr
viele, die mit ihren einmaligen Texten, ihren
Fotos, Bildern, Zeichnungen, Reportagen,
Impressionen und Erfahrungsberichten zu jeder
Zeitung beigetragen und so einen sehr
lebendigen Einblick in unser Schulleben
ermöglicht haben.
Mit unserer Nummer 14 gewannen wir 2004 beim
Schülerzeitungswettbewerb des SPIEGEL den 6.
Preis in der Kategorie Titelbild (bei immerhin
nahezu 1000 bundesweit eingereichten Zeitungen).
Dies ist der parteiische Rückblick eines Menschen, der von Anfang an mit Herzblut dabei und
mittendrin war, und deshalb sind manche Aussagen sicherlich cum grano salis zu nehmen. Sie
ersetzen nicht die (kritische) Lektüre aller 16
Nummern der Schulzeitung „Betton“, die
ohnehin in keiner Ausgabe für den schnellen
Verbrauch geschrieben war.
Das Herz der Zeitung aber schlug in der
jeweiligen Redaktion, jener Gruppe von
Schülerinnen und Schülern, die weitgehend
regelmäßig und verlässlich an einer oder
mehrerenAusgaben mitgearbeitet haben. Was sie
auszeichnete, sind die Bettina-typischen Eigenschaften wie Freiwilligkeit, Spontaneität und
Engagement (bis hin zur Selbstausbeutung).
Dabei erforderte die Zeitung einen inhaltlichen,
Jörn Dörfel
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2005
Das Jahr, in dem die
Theater-AG 25 Jahre alt wird
Eine Theater-AG, die 25 Jahre lang in einer
Kontinuität steht, das ist schon etwas Besonderes.
Aber auch vor 1980 spielten Schüler an der
Bettinaschule Theater, leider besitze ich darüber
keine Unterlagen, bekannt ist aber, dass Frau
Schmidt-Clever in den 60er Jahren eine
Theatergruppe leitete. Bevor das Theaterleben an
der Schule ab 1980 neu erblühte, hatte es jedenfalls viele Jahre keine Schüleraufführung
gegeben. Damit stand die Bettinaschule nicht
alleine. Die Politisierung der Schüler in den
60er/70er Jahren brachte in vielen Bundesländern die Schultheaterarbeit fast völlig zum
Erliegen, auch deswegen, weil das Schultheater
in der Nachkriegszeit überwiegend zu einer Art
Traditionspflege in den Händen von Deutschlehrern verkommen war, die über die Jugendtheaterbewegung der 20er Jahre nichts wussten.
Dieses Sprechtheater war als zutiefst bürgerlichkonservative Veranstaltung kein Forum oder
Betätigungsfeld für die politisch engagierten
Schüler.
sein Abitur hinaus bis Anfang der 90er Jahre
begleitete und heute noch das SchultheaterStudio unterstützt, sei hier beispielhaft genannt
als einer von denen, die 1981 Schüler der 6.
Klasse waren und bei der Aufführung als „Bühnenrowdies“ mithalfen, während auf der Bühne
eher die älteren Semester dominierten.
Von Anfang an waren unsere Projekte gekennzeichnet von 2-3 Probenfahrten an Wochenenden und Intensivphasen vor der Aufführung,
die von den Lehrerkollegen, Schulleitung und
Hausmeistern etwas Toleranz verlangten. Die
Aula war und ist ja mehr Klausur- als Kulturraum.
Ebenfalls typisch für unsere Arbeit war das
Interesse an Kontakten über die Schule hinaus.
Die Theater-AG war mit ihrer Anti-KriegsCollage passend zur deutschen Nachrüstungsdebatte in Überlänge (fast 4 Stunden bei 30 Grad
Celsius) 1982 an den ersten Frankfurter Schultheatertagen beteiligt und gab später Gastspiele
in der Helmholtzschule, Carl-Schurz-Schule, der
Rheingauschule Geisenheim, der Goetheschule
Kassel u.a.m.. Das organisierten wir auch umgekehrt: Die am weitesten gereisten Gäste kamen
aus Georgien in die Bettinaschule und zeigten
uns ihr Theater. Ab 1982 nahm die Theater-AG
fast jährlich mit einer neuen Produktion an den
Schultheatertagen teil. Sie erlebte ihren ersten
Generationswechsel vor der Produktion von
Sartres „Die ehrbare Dirne“ und errang mit „Der
Schatten“ von J. Schwarz 1985 die erste
Auszeichnung, die Einladung zum Hessischen
Schultheatertreffen. Aus etwa 60 Bewerbern
hatten die Juroren unsere Inszenierung mit LiveMusik und wundervollen Bühnenbildern ausgewählt, die uns mit der sich gerade entwickelnden
Hessischen Schultheaterszene bekannt machte.
1986 folgte die erste unserer reinen Eigenproduktionen, für die die Theater-AG der
Bettinaschule lange Zeit bekannt werden sollte:
„Ohne Ende Wände“ zeigte die Gesellschaft im
Mikrokosmos eines Hochhauses in der Konfrontation mit einer Chemiekatastrophe – die
Premiere fand pünktlich zur Reaktorkatastrophe
in Tschernobyl statt. Wir hatten einige Schauspieler, die eine tolle Band mit eigenen Liedern zu
diesem Stück auf die Beine gestellt hatten, und
die gelungene Kombination von Theater und
Musik brachte uns nicht nur erneut zum nächsten
Hessischen Schultheatertreffen und den Text in
das Sortiment des Deutschen Theaterverlags
Weinheim, sondern auch nach Lübeck zum
1980 war das schon anders geworden, ich hatte in
der Rheingauschule Geisenheim wunderbares
Musiktheater von Schülern erlebt, diese Gruppe
dann nach meiner Versetzung an die Bettinaschule zu uns eingeladen und schon im Herbst
1980 konnte ich die Früchte der Begeisterung
über diese Aufführung ernten: Die Theater-AG
startete mit etwa 15 Schülern und ausgesprochen
viel Spaß und Engagement, allerdings ohne
Fachkenntnisse meinerseits. Es war auch nicht
so, dass die Schule dieses Ereignis freudig zur
Kenntnis nahm, ich erinnere, dass Schulleiter
Volker Dingeldey nicht ganz ohne Grund dem
Treiben von Kollegin Elke Kindsvater und mir
durchaus misstrauisch gegenüberstand und im
ersten Jahr keine Lehrerstunde für die TheaterAG opferte. Das änderte sich mit der ersten
Aufführung 1981. Die Theater-AG präsentierte
eine sehr verspielte Inszenierung von Max
Frischs „Don Juan oder die Liebe zur Geometrie“,
die uns viel Kraft gekostet hatte, aber beim
Publikum sehr gut ankam, weil sie nicht deklamierende Schüler in fremden Kostümen auf die
Bühne stellte, sondern mit viel Bewegung, Musik
und theatralen Ideen eine geschlossene und
funktionierende, also Lachsalven erregende
Aufführung vorstellte. Danach gab es den
offiziellen Segen der Schulleitung und weiteren
Zulauf von Schülern aus fast allen Altersstufen.
Christoph Jenisch, der die Theater-AG weit über
98
heute in der Gesellschaft von über 50 anderen
hessischen Gymnasien. Die erste Produktion des
Unterrichtsfachs Darstellendes Spiel war eine
witzige, absurde Collage „Das polnische Weißbrot“ mit Texten von Ken Campbell und Daniil
Charms, die auch bei den Frankfurter Schultheatertagen im alten TAT gezeigt wurde. Wieder
war es 1994 eine größere Eigenproduktion der
Theater-AG, die sich den mit 2000 DM dotierten
Förderpreis der Sparkassen-Kulturstiftung
Hessen-Thüringen holte: „Alptraum der Wahrheit“, ein auch innerschulisch heftig umstrittenes
Stück über Tabus und Doppelmoral, das mit einer
völlig eigenständigen Bühnenkonstruktion,
einem richtigen Schlammgraben und anderen
technischen Raffinessen sowie Tanzeinlagen
aufwartete. Erheblich weniger aufwändig und
tiefgründig, aber theatral sehr wirkungsvoll und
experimentell geriet die darauf folgende
Bearbeitung des Struwwelpeters „Das Wollhaarsyndrom – oder: Wir müssen draußen bleiben“.
Diese Arbeit brachte der Theater-AG 1996 zum
zweiten Mal die Einladung zum „Theatertreffen
der Jugend“ in Berlin ein, ein unvergessliches
Erlebnis für uns alle.
bundesweiten Festival „Schultheater der
Länder“, das von der Körber-Stiftung finanziert
wurde. Hier kamen wir nun sogar in Kontakt mit
der bundesdeutschen Schultheaterszene, zu der
sich ebenfalls vielfältige Kontakte ergaben, u. a.
1994 die Möglichkeit, beim bekannten Bremer
Landesschultheaterfestival aufzutreten. 1986
zierten also bereits drei Theater-Urkunden die
Bettinaschule, nun fehlte noch die „höchste
Anerkennung“ – sehr schwer zu erreichen –, das
Berliner „Theatertreffen der Jugend“. Mit Fassbinders „Das brennende Dorf“ gelang es uns
zwar, in die Vorauswahl zu kommen, aber die Jury
konnten wir mit unserer sehr ernsthaften Inszenierung und ihren ersten Bühnenkämpfen
nicht überzeugen. Das schafften wir erst im
zweiten Anlauf und mit der nächsten großen
Eigenproduktion „Das Aussterben der Hirsche“,
einer Geschichte über die Hintergründe eines
Jugendselbstmords, mehrfach aufgeführt in der
zur Boxarena umgebauten Aula und sehr erfolgreich im Haus der Kulturen der Welt in Berlin
1990.
Mittlerweile war der Theater-AG eine Konkurrenz im eigenen Haus erwachsen, weil eine
zweite Gruppe sich aus dem Wahlpflichtunterricht heraus entwickelt hatte: „Der blaue
Fleck“ und „DrogeRie“ waren deren Eigenproduktionen, u. a. gezeigt bei einer abenteuerlichen Aufführung im Jugendzentrum Oberursel,
bevor diese Jüngeren sich an schwierige Literatur
wie Glowackis „Aschenkinder“ und Dürrenmatts
„Portrait eines Planeten“ wagten. Das immer sehr
hilfreiche und freundliche Ehepaar Thiede wird
sicher nie die Unmengen Sand vergessen, die wir
für den Sandkasten-Planeten in die Aula schleppten und deren Reste noch Monate später die
Reinigungskräfte beschäftigten. Kult wurde in
bestimmten Westend-Kreisen dann die nächste
Aufführung der Theater-AG, für die wir erstmals
einen Roman dramatisierten: „Die Brautprinzessin“ von William Golding. Mit abenteuerlichen Gerüst- und Holzkonstruktionen eroberten wir für diese Produktion auch die Bühnendecke. Anfang der 90er Jahre gab es erneut einen
großen Generationenwechsel in der Theater-AG,
ich erinnere mich an die ersten Termine der
neuen Gruppe, die mit ihren fast 50 Teilnehmern
den ganzen Aulaboden bedeckten. Ich kam mir
vor wie ein Entertainer auf einem Kreuzfahrtschiff.
Mittlerweile hatte sich in den Räumen der ErnstReuter-Schule das Schultheater-Studio Frankfurt
etabliert und ich gab an dieser Schule auch Kurse
im Darstellenden Spiel, als zunächst einziger DSLehrer dort, während ich im Unterricht der
Bettinaschule 1995 gar nicht mehr vertreten war.
Schmerzlich, aber konsequent war für mich also
der Wechsel an die Ernst-Reuter-Schule, die
Bettina-Theater-AG betreute ich noch ein weiteres Jahr, danach war das nicht mehr zu schaffen.
Glücklicherweise setzte ein Kern der Theater-AG
mit Birthe Boeckel, Miriam Schneider und
Hannah Simon die Arbeit an der Bettinaschule
fort. Sie wahrten so die Kontinuität bis heute mit
jährlichen wunderbar musikalisch inspirierten
Produktionen und dem unverwechselbaren
Bettina-Stil, der Mischung aus ernsten Themen
und witziger Darstellung sowie immer neuen
Experimenten mit Darstellung und Bühnen.
Deren letztes gelungenes Experiment ist die
aktuelle Monty-Python-Show, die gerade in
diesem Jahr zum Hessischen Schultheatertreffen
eingeladen wurde und dort den SchultheaterFörderpreis der Sparkassen-Kulturstiftung
Hessen-Thüringen erhalten hat.
Für mich gehörte die Theaterarbeit an der
Bettinaschule zu den schönsten und prägendsten
Phasen meines Lebens. Es ist gut zu wissen, dass
dies für sehr viele Teilnehmer der AG ebenfalls
gilt und daher ist es ein tolles Gefühl, dass die
Tradition der TAG immer noch lebendig ist und
die Bettinaschüler hoffentlich noch lange bewegt.
Dieser Neubeginn wurde flankiert von den ersten
Grundkursen „Darstellendes Spiel“, die als erste
Schulversuche in Hessen bei uns liefen. Das neue
Oberstufenfach erlebte bei uns trotz der erfolgreichen Theater-AG äußerst langwierige und
schmerzhafte Geburtswehen in der Auseinandersetzung mit manchen Kunst- und Musikkollegen, setzte sich aber durch und befindet sich
Joachim Reiss
99
Schülervertretung
aktiv mit zukünftigen Lebensbedingungen auseinander zu setzen.
Wann die Geschichte der SV an der Viktoriaschule/Bettinaschule ihre Anfänge hat, wissen
wir nicht genau. Wahrscheinlich hat die SVArbeit der Bettinaschule in rechtlicher Hinsicht
eine ähnliche Entwicklung durchlaufen wie die
an anderen Schulen. Aber sie entwickelte sich
früh von der Mitverwaltung, d.h. den üblichen
organisatorischen Ordnungsdiensten, weiter zu
Funktionen der Mitverantwortung im Schulleben. Hieraus erwuchs die SV als eine richtige
Interessenvertretung von Schülerinnen und
Schülern, welche sich mit ihren aktuellen
Lebens- und Lernverhältnissen aktiv und kritisch
auseinander setzte. Besonders in den Schuljahren zwischen 1967 und 1980 war die
Bettinaschule und ihre SMV bekannt für viele
politische Initiativen und Impulse zu pädagogischen Veränderungen. Jene Interessenvertretung der Schüler artikulierte auch ihre
Meinung gegenüber den damaligen politischen
Verantwortlichen.
Jedes Jahr wird an der Bettinaschule von der SV
mit Kerzen, Plakaten und besonderen Veranstaltungen an die Pogromnacht erinnert, um
damit ein Zeichen wider das Vergessen zu geben.
Auch die Idee, ehemalige jüdische Schülerinnen
mit einer Gedenkstätte symbolisch wieder in
Schulverband aufzunehmen, kam von Mitgliedern der SV. Auch mit anderen Aktivitäten,
wie z.B. dem Werben für die AIDS-Hilfe am
Weltaidstag, weist unsere SV über den schulischen Rahmen hinaus. Durch die Gremien der
Gesamt- und Schulkonferenz ist die SV an
Entscheidungen im internen schulischen Leben
direkt eingebunden. So hat sie z.B. verbesserte
Öffnungszeiten der Cafeteria seit dem Schuljahr
2003/04 erreicht. Im zweiten Halbjahr 2005 liegt
natürlich ein Schwerpunkt in der Mitarbeit bei
der Gestaltung des Jubiläums.
Als Ansprechpartner und oftmals auch als
Mediator fungiert die SV für Schülerinnen und
Schüler im Alltag.
Was ist heute davon geblieben? In Bezug auf die
SchülerInnenvertretung der Bettinaschule hat
sich die Tradition der gepflegten Streitkultur auf
jeden Fall bewahrt, und dies ist wohl das größte
Markenzeichen der SV-Bettinaschule. Der
Tatsache, dass man als Schüler oder Schülerin
mitten im Leben steht und dass man deshalb auch
von vielen gesellschaftlichen Entwicklungen
betroffen ist, hat unsere SV immer Rechnung
getragen. Beispiel sind die Proteste gegen die
Golfkriege, wo sich Schülerinnen und Schüler
jedes Mal intensiv an der internen politischen
Willensbildung beteiligten und auch bereit
waren, für ihre Meinung auf der Straße zu
demonstrieren. Auch die Proteste im November
2003 gegen Kürzung im sozialen Bereich waren
Ausdruck des Willens von SchülerInnen, sich
Diese Übersicht spiegelt nur einen Teil der Arbeit
der Schülervertretung an der Bettinaschule
wider. Auf das, was wir in der Vergangenheit
bewirkt haben, können wir stolz sein. Für die
Zukunft der SV wünschen wir uns viele interessierte und optimistische Mitschülerinnen und
Mitschüler, die sich für SV-Arbeit begeistern und
unsere Tradition von fairem Miteinander und
Streitkultur weiterhin mit Inspiration und
Vitalität füllen. Vielleicht wird die Schule damit
ihrer mutigen Namengeberin besonders gerecht.
Jan-Timo Bender, Schulsprecher
Dillan Erdem, Xenia Könnecke, Gloria Buchanan
100
Eltern-Engagement
„Warum machen Sie Elternarbeit?“
verein mitarbeiten, das NaSchu Programm mitgestalten, Mitglieder bei den beiden Freundeskreisen Musik und Kunst sind.
Diese doch recht harmlos wirkende Frage
bescherte Marianne Schmidbaur eine derartige
Flut von Informationen und persönlichen Antworten – und das nur aus den letzten 10 Jahren – ,
dass die Auswertung den Rahmen dieses Artikels
vollkommen sprengen würde. Ich kann also nur
versuchen alle, die ihre Zeit für Interviews
geopfert haben, zu erwähnen und die wichtigsten
Inhalte anzuschneiden.
Nicht zuletzt möchte ich auch die Arbeitsgruppe
zur Planung von Themenabenden erwähnen,
deren Mitglieder immer wieder versuchen
interessante Fragen für Eltern und Lehrer zu
moderieren. Doch auch hier ist leider das
Elterninteresse oft sehr gering und diese mit viel
Engagement und Sachkenntnis veranstalteten
Themenabende sind meist nur schwach besucht.
Bemerkenswert ist, dass fast alle Elternvertreter
mehr oder minder zufällig zu diesem Amt gekommen sind. Stellvertretend für die meisten sagte
Regina Koy-Redemann: „Es stellte sich außer
noch einer Mutter niemand zur Verfügung“.
Ganz ähnlich erging es auch Claudia Muñoz del
Rio, deren wirklich interessantes und ausführliches Interview, genau wie die Ausführungen der
anderen Elternvertreter, an anderer Stelle nochmals aufgegriffen werden sollten.
Sie ist nicht immer einfach, die Elternarbeit, und
es kommt bei uns der Gedanke auf, dass wir
Eltern zwar für Kaffee und Kuchen, das heißt für
gesellige Dinge durchaus tauglich sind, ansonsten aber oft als störend empfunden werden. Es
wäre schön, wenn sich alle Teile der Schulgemeinde weniger misstrauisch gegenüberstehen
würden – letztendlich wollen wir doch alle das
Gleiche: Weniger Stress im Unterricht für Schüler
und Lehrer, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und eine erfolgsgekrönte Schulzeit der
Schüler.
Sehr selten gelingt es Eltern wirklich vorzeigbare
und messbare Resultate zu erbringen, wie zum
Beispiel die Einführung der Schulsozialarbeit,
die auch den Grundstein des heutigen NaSchuProgramms bildet, in der Amtszeit von Claudia
Muñoz del Rio, ebenso wie die Gründung der
Schulzeitung „Betton” zusammen mit Jörn Dörfel
und einer Schülerin. Erfreulicherweise fand sich
nach dem Ausscheiden von Frau Muñoz del Rio
ein Vater, Herr Dr. Rainer Boettge, bereit, in der
Redaktion mitzuarbeiten.
Ich bitte alle, die ich hier nicht namentlich
nennen konnte, mir das nicht zu verübeln, der
Platz reicht nicht aus. Aber ich möchte an dieser
Stelle allen danken, die sich engagiert haben und
es auch weiterhin tun. Ohne all diese Helfer
würden viele lieb gewonnenen Inhalte an der
Schule nicht funktionieren.
Carola Effinger, Vorsitzende des
Schulelternbeirats
Von solchen bleibenden Ergebnissen können ihre
Nachfolger nur träumen. Übereinstimmend,
sowohl in den bereits angesprochenen Interviews
wie auch in den Stellungnahmen von Peter Stein,
Regine Tischtau-Schröter und Christine HartwigThürmer, sind die immer gleich bleibenden
Grundprobleme: Zu wenig Lehrer, zu große
Klassen, neue Medien werden nicht genügend
genutzt, noch immer Frontalunterricht etc. und
das wird wohl auch so bleiben. Bedauerlicherweise, und da kann ich Regina KoyRedemann nur zustimmen, gibt es nur eine
geringe Inanspruchnahme der Elternvertreter;
die meisten Eltern sind anscheinend Einzelkämpfer oder scheuen sich, mit Problemen die
entsprechenden Vertreter anzusprechen. Doch
zusätzlich zum Kreis der gewählten Elternvertreter gibt und gab es an der Schule immer
sehr engagierte Eltern, die sich an der Erstellung
des Schulprogramms beteiligten, im Förder-
Demonstration 2003
101
Die geplante Cafeteria
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um an der Schule Lauras weiterzulernen und
um – vor allem – ihre Italienischkenntnisse
anwenden zu können.
Es ist der 4. April 2010, 8.17 Uhr.
Bettina und Karoline drängen schnellen Schrittes
durch die Robert-Mayer-Straße. Sie sind auf dem
Weg zur Bettina-von-Arnim-Schule. Sie benutzen
den Nebeneingang; der Weg über den Haupteingang an der Senckenberganlage würde ja
einen Umweg bedeuten.
Bettina hofft, dass es ihr bis zum Abitur gelingt,
noch eine weitere Sprache zu erlernen, bzw.
dass ihre Noten ausreichen, um daran teilnehmen zu können. Karoline berichtet sehr interessante Geschichten aus dem Ungarischunterricht: Budapest muss eine tolle Stadt sein und
die Möglichkeit, dort nicht nur Medizin studieren zu können, klingt recht verlockend. Sie hat
ihre Bewerbung für das Sprachprojekt für das
nächste Schuljahr schon geschrieben, wobei sie
sich noch nicht entschieden hat, ob sie es auch
als Prüfungsfach im Abitur wählen möchte.
Der schnelle Blick der beiden zum Begrüßungsmonitor im Foyer des Hauptgebäudes, der von
diesem mit einem freundlichen elektronischen
„Guten Morgen, Bettina, guten Morgen,
Karoline!“ beantwortet wird, offenbarte, was
Bettina auf ihrem Rechner schon zu Hause
gesehen hatte:
Da sie gern das Buch des zu bearbeitenden
Textes – der ihr wie üblich auf den Laptop
gemailt wurde – im Original sehen möchte,
nimmt sie sich vor, am Ende der Einzelarbeit in
der Schulbibliothek vorbeizugehen, um nachzufragen, ob das Buch im Bestand vorhanden ist
oder ob sie es sich über das Internet aus einer
Zentralbibliothek bestellen muss.
Der heutige Tag würde ein besonderer Tag an der
Bettina-von-Arnim-Schule in Frankfurt werden –
hatte doch die Namenspatronin ihren 225. Geburtstag und diesen Anlass wollte sich die Schule
nicht nehmen lassen, um zu feiern und die
vorbereiteten Projekte zu präsentieren.
Die Grundschulfreundinnen Bettina und Karoline verabschieden sich kurz, denn sie nehmen im
3. Term dieses Jahres an unterschiedlichen
Sprachprojekten teil.
Bettina betritt die Lernebene I, den Bereich der
Sprachen, wo schon einige Mitschülerinnen an
den Tischen arbeiten. Im seitlich versetzten
Lehrerstützpunkt der Lernebene trifft sie auf ihre
Sprachtutorin Signora Pigliacelli, die im Gespräch mit Frau Kramer die letzten Absprachen
für den Unterricht trifft. Nach einem kurzen
„Buon giorno!“ nimmt sich Bettina den ihr zur
Verfügung gestellten Laptop und beginnt an
ihrem Gruppentisch mit der Bearbeitung der für
sie vorbereiteten Materialien.
In die Arbeit vertieft, vergeht die Zeit wie im
Fluge: Um 10.35 Uhr hat sie ihren Text bearbeitet und auf den Rechner von Frau Pigliacelli
überspielt; sie wird den korrigierten Text für die
Weiterarbeit am Donnerstag auf ihrem Rechner
finden. Jetzt kann sie in die kleine Cafeteria
gehen, um sich etwas zu stärken und natürlich,
um Karoline zu treffen. Die beginnt bei ihrem
Anblick sofort loszusprudeln. Trotz vieler
früherer Auftritte gelingt es ihrer Freundin
immer noch nicht ihre Aufregung vor einer
bevorstehenden Präsentation abzulegen. Sie
versucht ihre Freundin ein wenig abzulenken,
um so zu ihrer Entspannung beizutragen.
Da sie in den letzten beiden Wochen intensiv mit
der Gestaltung der heutigen Geburtstagspräsentation beschäftigt war – das Erstellen
einiger historischer Kostüme in der Schulwerkstatt hat viel Spaß gemacht und sie hat bei
der inhaltlichen Vorbereitung der Epoche
„Romantik“ richtig viel gelernt – muss sie in den
nächsten Tagen den Schwerpunkt ihrer Einzelarbeit auf das Lernprogramm Sprachen verlagern: Englisch hat sie nach 6 Jahren abgeschlossen, die Grundkenntnisstufe in Latein erreicht, so
dass in diesem Jahr ihr Sprachfokus auf
Italienisch liegt. Ihre Austauschpartnerin Laura
aus Mailand sitzt ihr bereits gegenüber und
arbeitet an ihrem Deutschprogramm. Im September wird sie mit Laura nach „Milano” gehen,
Um 11 Uhr geht es dann in der Lernebene mit
NaWi weiter. Die Mädchen aus dem Jahrgang
unter ihr sind bereits voller Eifer bei der Sache.
Bettina beneidet sie ein wenig um ihr Interesse
und ihren Leistungsstand, sie weiß, dass sie mit
ihren Kenntnissen ein Stück zurück ist. Sie ist
sich zwar ziemlich sicher, dass sie den Standard
bis zum Ende des Schuljahres erreichen wird,
zumal Frau Schwarzer sie berät und auch
wöchentlich individuelle Verstärkungspläne für
sie erstellt; dennoch tut sie sich viel schwerer als
bei den Sprachen. Zum Glück ist die Arbeit über
die „Grube Messel” sehr interessant und der
Unterricht wird durch die Beteiligung des
Biologen vom benachbarten Senckenbergmuseum noch viel anschaulicher. Sie freut sich
103
auf die geplante Exkursion. Wahrscheinlich
wird sie ihre Trimesterarbeit darauf aufbauen,
sie muss nur noch mit Frau Humboldt, der
Fachlehrerin für Geografie, besprechen, wie sie
die Arbeit über die „Grube Messel” am besten
verknüpfen kann mit dem geografischen
Aspekt, den sie einarbeiten will.
ein wenig erschöpft, da sie heute ja keine der
Pausen für die stündlich angebotenen Entspannungsübungen in der kleinsten der drei
Gymnastikhallen genutzt hat, woran sie sonst
regelmäßig teilnimmt, weil sie gespürt hat, dass
sie dann den Alltag viel entspannter und
konzentrierter bewältigen kann.
Um 12:45 isst sie in der großen Cafeteria nur
vom Salatbuffet, obwohl die drei angebotenen
Menüs gut aussehen, um so schnell wie möglich
zum Atrium zu gelangen. Auf dem weiträumigen Gelände braucht sie schon fünf Minuten,
bis sie dort ist. Sie kommt gerade rechtzeitig, um
Karoline zuzuwinken und ihr mit einem „Du bist
gut!” Mut zuzusprechen. Karoline hält auf der
Bühne bereits mit sehnsüchtigen Blicken
Ausschau nach ihrer Freundin Bettina.
Sie überlegt, ob sie fit genug für das tägliche
Angebot „Tea Time“, english-conversation mit
Mrs. Spears, ist oder lieber doch am Politforum
„Globalisierung“ teilnehmen möchte, oder soll
sie in die Schwimmhalle gehen, da gibt es einen
Einführungskurs Tauchen? Tea and cookies
überzeugen sie angesichts des kargen Mittagessens mehr, so dass die Entscheidung gefallen
ist. Eigentlich hätte sie sehr gern ihren geheimen Schwarm Achim im Forum getroffen. Aber
wahrscheinlich ist der doch wieder nur in die
Diskussion mit ihrem Bruder vertieft und nimmt
sie zu wenig wahr. Sie muss sich dringend etwas
einfallen lassen, wie sie Achim gewinnen
kann…
Die Stimmung im Atrium prickelt: Bettina und
Goethe in Weimar, Bettina und Clemens, die
Günderode – die Akteure spielen treffend und
einfühlsam ihre Rollen. Selbst ihr Bruder Franz,
der, seitdem er den Jungenclub der Schule
leitet, immer sehr strenge Maßstäbe gegenüber
den Leistungen der Mädchen anlegt, ist voll des
Lobes und freut sich über den Erfolg von
Karoline. Bettina ist mit den Kostümen sehr
zufrieden, sie findet, dass die Kreativgruppe
eine professionelle Arbeit geleistet hat, und
rechnet insgeheim mit einer sehr guten
Bewertung im Lernfeld Kunst zum Schuljahresende.
Trotz ihrer Müdigkeit will sie Karoline nach „Tea
Time“ überreden, zum Abschluss des Schultages noch mindestens eine halbe Stunde zum
Jazztanz in die große Turnhalle zu gehen.
Bewegung ist einfach Pflicht – ohne Bewegung
und Musik geht nichts im Leben.
Sie denkt daran, dass sie ihrem Projektpartner
Liu in Guangzhou für den heutigen Tag noch
einen kurzen Zwischenbericht über ihre
Untersuchungsergebnisse per Email versprochen hat, damit er die gemeinsame Projektsitzung per Videokonferenz am 6. April vorbereiten kann. Außerdem wird sie noch für den
morgigen Deutschunterricht ein weiteres
Kapitel ihrer Lektüre lesen müssen; da sie der
Roman sehr ansprach, verursachte diese
Hausaufgabe für den Abend keinerlei Unbehagen.
Die Vorstellung ist fast genau mit dem Beginn
des Nachmittagsunterrichts beendet. Heute
liegt der Mathematikunterricht im Nachmittagsblock, was ihr persönlich am besten
gefällt, da ihre Klasse am Nachmittag von den
Kollegen Lambacher und Schweizer im Team
unterrichtet wird; sie findet den Teamunterricht
der beiden einfach besser und glaubt, dass sie
im Vergleich zum Vormittagsunterricht mit
einem „Einzel-Lehrer“ mehr lernt.
Aber der Tag ist ja noch nicht zu Ende, sie setzt
sich in den Liegestuhl, in das sog. „Rosengärtchen“, genießt die Sonnenstrahlen des beginnenden Frühlings und wartet auf Karoline.
Als Mathematik geschafft und der Pflichtunterricht für diesen Tag erledigt ist, überlegt
Bettina, womit sie die weitere Zeit des Tages
verbringen möchte: Zunächst muss sie natürlich
Karoline treffen, um ihr zu dem gelungenen
Auftritt zu gratulieren. Eigentlich fühlt sie sich
Judith Ullrich-Borrmann, Schulleiterin
104
Wir danken den MitarbeiterInnen
für ihren unermüdlichen Einsatz
Frau Gramowski, Frau Marklove
Herr Thiede, Frau Rickert, Frau Thiede
105
5a Frau Bär
Alebouieh, Arang
Chernyavska, Alexandra
Curic, Muhamed
Dräger, Benjamin
Fay, Anna
Frank, Jannik
Gölz, Isabelle
Kister,Florian
Kister, Sebastian
Lucin, Nikolaj
Matthei, Stefanie
Milewski, Saskia
Raab, Carolin
Raffel, Katharina
Rashid, Mohammad
Rumold, Luisa-Chiara
Sajnikov, Alexandra
Schreier, Michael
Talbi, Asmaa
Toukad, Tarik
Wacker, Sofia
Wild, Marius Amadeus
Will, Mark
Wirkner, Philipp
Wyrobnik, Dana
5b Frau Hartmann
Abas, Naila
Arslan, Engin
David, Kashan
Golbig, Mathias
Graf, Saskia
Hugo, Katharina Marietta
Iacoi, Domenico
Jung, Lennart
Khan, Fuad
Kues, Lydia Alina
Kumar, Deepti
Limpert, Lea
Lisker, Joel
Mitsis, Ioannis
Orman, Kadir-Selcuk
Raffel, Sarah
Rosenfeld, Maurice
Rumold, Lena-Sophia
Sasse, Nicolas
Scheitler, David
Scheld, Lea
Schneider, Thomas
Unbescheid, Vincent, Robert-Gabriel
Uysal, Seren
Weiss, Lea
106
107
5c Frau Schumacher
Bocklet, Claire
Buchmann, Lena
Crass, Simon
Diehm, Alice
Dubai, Erik
Esser, Anna Jael
Gashi, Valon
Jeldres, Sofia
Kakavand, Daniel
Kulis, Daniel
Martella, Davide
Martin, Djamina
Massingue, Isabel
Mc Gilley, Roxanne
Meier, Severine
Meier, Sonja
Milde, Luca
Mohammadi, Aftab Ellen
Nasraty, Sara
Olt, Katharina
Oreskovic, Odea
Oyntzen, Stephanie
Pyritidis, Aristotelis
Schinke, Tabea-Elisabeth
Shahverdi Shahraki, Newsha
Skrinis Gallego, Melanie
Thomä, Robin Nicklas
Wienand, Alina
Wietschorke, Lisa
Zafar, Areeba
5d Herr Deller mit
Frau Baumung und
Frau Roth-Höller
Aybas, Melihat
Ballwanz, Lea
Balramji, Jiniya
Benz, Janina Julia
Bohse, Anton
Bornheim, Linus
Bräcklein, Yannick Elias
Cetin, Hediye
Daud, Felis
Diehm, Laura
Eilbacher, Magdalena
Fuhrmann, Joscha Fritz David
Gerstner, Lisa
Gofran, Ramona
Grimmer, Emely
Gutermuth, Jonathan Leon
Hellenbrecht, Lea Marie
Hildebrandt, Maximilian
Hutfleß, Lara
Kennert, Sophie
Kratzsch, Sophie
Kunz, Michele
Morrow, Sönke
Phung, Hoang-Uyen, Claire
Seewald, Mona
Sukhera, Sheeza
Sungur, Cihan
Vogel, Janine
Walczok, Nina
Wüstehube, Felix
Yilmazer, Can
108
109
6a Frau Ernst mit Frau Baumung
6b Frau Nieborowski
Akcay, Gülperi
Baldauf, Nadine-Dominique
Begeluri, Nino
Cinlibas, Ömer
Dietrich, Carina
Dogan, Funda
Dziwniel, Daniel
Faust, Georg
Gioia, Alessandro
Grana, Freddy Mike
Hermes, Hannah
Hiller, Jakob
Ilhan, Mehmet
Karbalaie, Lara Joelle
Kiesewetter, Kai
Koschate, Max
Krinba, Nathalie
Kubiczak, Leon Yannick Fabius
Nedelea, Markus
Nowotnick, Pascal
Palys, Celine Jeanne
Patras, Ioannis
Schinke, Joshua-Alexander
Solarz, Maximilian, Philipp
Tekin, Kezban Yasemin
Trebec, Anastasija
Westenburger, Julia
Akca, Melis
Aouragh, Mohamed
Balser, Sascha Björn
Bastians, Alexander
Bellaghnach, Sarah
Bender, Vanessa
Bunn, Leon
Chima, Fezan Ahmad
Damjanovic, Jacqueline
Gabor, Paul Athanasius
Gancarz, Jessica
Gökceöz, Tuba
Houamel, Tea Sarah Martina
Karahan, Ibrahim
Karaoglu, Mukaddes
Karapinar, Dilan
Karkour, Jamila
Kost, Joachim
Löscher, Verena
Meissner, Lukas
Niemann, Joline
Nowotnick, Marc
Oulghazi, Salim
Peukert, Cassandra
Rajput, Nadia
Scheuring, Sebastian
Schoppmeier, Felix
Schulz, Nils
Sommer, Natascha Patricia
110
111
6c Herr Malkmus
Ali-Jali, Afschin
Baddenhausen, Christian
Bohse, Iffahtul Afifah
Brozovsky, Nathalie
Cichon, Bianca
Dubicanac, Dalila
Gottschalck, Leo Lukas
Gräber, Jasmin
Graf, Laurine
Hazim, Yasmin
Heyne, Leopold Alexander
Kremer, Michèle Germaine
Kruck, Alexander
Lee, Da-Hye
Matic´, Matea
Mayor Lorinczi, Juliana
Möller, Marius
Provenzano, Patrizia Beatrice
Redemann, Marc Benedikt
Ringel, Kaja Acuba
Schmidt, Selim Sami Dennis
Schoyerer, Luis Paul
Schuber, Nadiem
Shamsy Koshky, Maria
Usedly, Franziska
Weitzel, Elena Caroline
Winkelmann, Julia Tara Annelie
Wolff-Franke, Lucas
6d Frau Roth-Höller mit
Frau Hohmann
Altinok, Miray
Anders, Marius
Anselm, Silvia
Aslam, Mohammad Umar
Beckert, Franziska
Böge, Sümeyye
Cilaz, Zümrüt
Deichmann, Lukas
Dilettoso, Elena
Eming, Jan Michael
Erfiliz, Yasemin
Gottschalk, Ronja Caryna
Heinz, Theresa
Kallinikou, Elisabeth
Knoche, Katja
Knoll, Anne- Sophie
Koob, Angela
Köz, Tugba
Neuhäuser, Gloria
Rother, Daniel
Rübmann, Vanessa
Sauerwein, Jana Vanessa
Saup, Adrian Maxwell
Schlevogt, Jonas
Seip, Samuel Fabian
Sonnenburg, Julia
Stecher, Livia Marie
Thomaschki, Julia
Ülger, Duygu
Wagner, Christian
Wasmuth, Julian Minke
Witsch, Simon
112
113
7a Frau Rommel
Becker, Marlene
Brunsfeld, Anja
Cirak, Hatice
da Costa Coutinho, Federico
Dentico, Saverio
Fey, Christoph
Franz, Catharina
Gancarz, Steven
Heinz, Sofie
Jedras, Jessica
Kaba, Lamin Benjamin
Kling, Helena
Köhler, Josefine
Kreitz, Dennis
Krohn, Kaija
Mellul, Victor Dan
Moundrianakis, Manuel
Paniri, Azamat
Remus, Joshua
Schattner, Sophie
Schmitt, Tobias
Spyrou, Jan-Kostas
Sterker, Alina Rosa Godiwa
Stiegler, Laura Marie
Stoll, Leonie
Tutar, Nihan
Tzabary, Dana
Wiegand, Christopher
7b Frau Straube
Albrecht, Judith
Angermeier, Konstantin
Arnold, Viktoria
Arslan, Okan
Augustin, Valerie
Beck, Valentin
Buchheit, Annabelle
Ehsan-Alavi, Delaram
Endemann, Alina Tabea Isabelle
Felchle, Harry
Getaneh, Bemnet
Görgülü, Cagla
Graff, Odelia
Granderson, Anna
Hempel, Sabrina
Karahan, Mehmet
Kelava, Matea
Layne, Justine
Lucin, Lisa
Maus, Anna
Messina, Jaouhara Maria
Münch, Florian
Razzaq, Attaul Mujeeb
Reitz, Marco
Schmid, Natalie
Schmidt-Schaar, Maxie Juliane
Shamsabadi, Schima
Stefan, Marley Bharathi
Tepper, Sophia
Wedemeyer, Tobias
Zunker, Jana
114
115
7c Herr Böhler
Anders, Jan-Pascal
Berger, Rut Lea
Cavar, Ivan
Dolz, Dorian
Geiger, Julia
Gerzabeck, Sabrina
Gesell, Fabian Paul
Hammelmann, Philipp
Hellmeier, Alrun
Henke, Laura
Kehm, Dominik
Kern, Anna
Krämer, Mike
Krostewitz, Kevin
Kulbe, Stergios Alexander
Lauterbach, Malina
Löwer, Tobias
Meier, René Raphael
Motamedian, Jascha
Nehls, Jana Catarina
Paul, Katharina Christine
Pfeiffer, Janna
Pietschmann, Katharina
Schoch, Stephanie
Schreier, Daniel
Teichmann Cravo, Carolina
Tesfamicael, Haben
Toledano, Maayan Benyamin
Völler, Maximilian
Weiss, Benjamin
Yollu, Emre
7d Herr Heitmüller-Faltinat
Bagci, Gamze
Baudler-Voigt, Lukas
Beinlich, Nadine
Bourigua, Semi
Demirel, Mirkan
Engel, Kristof
Erdem, Memet
Gavran, Martina
Goebel, Heinrich
Halabi, Mouna
Hutfleß, Niklas
Imperatrice, Graziella
Isbilir, Can Güney
Jakob, Felicitas
Kral, Nikolas
Leugner, Katharina
Lopes Martins, Jenifer
Nasiou, Katharina
Novakova, Natalie
Omurtak, Duygu
Özaltun, Nilay
Sangha, Amit
Schneider, Michelle
Schomakers, Lena Marie
Tekin, Macide
Tesfay, Dania
Velthuis, Philip
Weber, Alwina Marie
Welday, Diana
Yahyapour, Patrice
116
117
8a Herr Steinbrückner
Aktalan, Ümit
Anderten, Alexander von
Arshad, Sana
Blendner, Kenny
Bulanik, Melissa
Damm, Johanna
Diehl, Linda
Fadaie, Niku
Fierek, Leon
Hempel, Christina
Kahnt, Nicolaj
Kober, Fabian
Kottwitz, David
Koutrolikou, Sofia-Alkystis
Kulic, Una
Levi, Ron Daniel
Meneghello, Viola
Pankratz, Jessica
Qidan, Zacharias
Rajcevic, Dominik
Rich, Jakob
Tas, Özgül
Ünal, Merve
Unbescheid, Morris
Wacker, Constantin
Will, Lara
8b Frau Kohse-Pietsch
Armagan, Melike
Ascic, Robert
Blasco, Fabiana
Bleckmann, Jana
Boström, Max
Bräcklein, Nora
Brozovsky, Carina
Demirel, Silan
Fiorillo, Elisa
Gomez, Perez Pablo
Hein, Carolin
Iske, Lucas
Jorgas, Sabrina
Kidane, Zebib
Kochen, Jonas Matthias
Kulic, Ina
Kumant, Monika
Lunau, Tillmann
Malkmus, Lea
Martella, Adriana
Matic, Luana
Peterek, Zino
Ramakrishnan, Abbiramie
Riethe, Natascha
Ristow, Felix Lennart
Schmelz, Jana-Marie
Schneider, Antonio
Sémon, Fabian David
Tan, Ersin
Tsitsikopoulou, Eftychia
Wagner, Mona
Werner, Ronja
118
I
I
Il1
I
I
119
8c Frau Odey
Alef, Benjamin
Ay, Hakan
Bischoff, Esther Maria
Böhm, Matthias
Chatterjee, Robin
Cherubin, Maximilian
Dezic, Amer
Dietrich, Benjamin
Durasovic, Anamarija
Erbasli, Bican
Heggen, Loredana
Hillesheimer, Jule, Anna Sarah
Hümmer, Leonie
Jecan, Jennifer
Junghans, Tim
Jurkovic, Irena
Klemm, Levent
Koulouklidi, Artemis
Miamis, Alexandros
Naumann, Michael
Nedelea, Viktor-Peter
Scarciglia, Alessandro
Schemm, Charlotte
Schneider, Milena
Stergiakas, Antonios
Streicher, Patrick
Völker, Markus
8d Frau Stoodt mit Herrn Duyster
120
Aslanel, Rana
Balaman, Duygu-Özlem
Baric, Martina
Beglaryan, Astchik
Caliskan, Selda
Damm, Christoph
Döver, Arzu
Dröser, Fiona Sophie
Georgi, Holger
Gofran, Naima
Günel, Aylin
Helbig, Silke
Hellmanns, Maximilian
Hiller, Marie
Humphries, Christina
Hussain, Farhan Farabee
Kappes, Katrin
Karbalaie, Ramin
Klass, Nicole
Leugner, Sabrina
Mohkami, Mariam
Orhan, Sinem
Perisa, Antonio
Pfitzner, Constantin
Rodrigues Ferreira, Michael
Schweizer, Manuel
Stemmann-Viszneki, Judith-Maureen
Verma, Arvin
Yalcin, Ersan
Yaykan, Nida
121
9a Frau Oestmann
Alkan, Burcu
Berhe, Semhar
Blanke, Katharina Friderike Maria
Bültemeier, Charlotte
Degenhardt, Anna
Egner, Katharina
Englert, Cornelia
Habtom, Bana
Heine-Brähler, Jan Philipp
Heyne, Pauline
Kajda, Maciej
Kardonski, Paul
Kautzner, Theresa
Kogan, Angela
Kruszewska, Natalia
Kutschka, Arthur Jan
Loncar, Ante
Longobardi, Catello
Makansi, Dima
Matthesius, Natalie
Papayannis, Melissa
Radzik, Alexander
Rahimi, Sarah
Schmidbaur, Nora
Soifer, Tatjana
Susak, Anita
Sydow, Max Frederik
Thürmer, Paula Sophie
Turner, Benjamin
9b Frau Ebrahimi
Acabay, Nesil
Basic, Ena
Detmering, Hannah Christina
Dezic, Dzenita
Effinger, Alexandra Nicola
Fischer, Julia
Flach, Tobias David
Friedel, Anna Carlotta
Gaidt, Insa Christine
Hassel, Deniz
Kapetanopoulos, Tobias
Klärner, Susanna
Lapicz, Anne
Laubenstein, Marie-Sophie
Makansi, Rima
Maschke, Julian Stefan Peter
Parilti, Tugba
Patra, Christina
Rosenberg, Dennis
Rübmann, Svenja
Schade, Mira
Schaefer-Brand, Veronika
Scheuffele, Hanna
Schickert, Nadine
Sehling, Lenard Hans
Tzegai-Stern, Nathaly Elfy Zehaie
Tzschoppe, Maximilian
Ungeheuer, Cora
Winter, Sophie-Laura
Zahn, Melanie
Zinn, Sebastian
122
123
9c Herr Jäger
Adam, Karel
Albert, Dennis
Aras, Özgür
Aslam, Hibba-Tul-Waheed
Bayatloo, Sara
Beyaz, Zübeyde
Blank, Robin
Brajanac, Belma
Djahani, Parvin Latifa
Frank, Irina
Friese, Antonella Deniz
Fromowitz, Marc Oliver Karol
Gaiser, Lene
Golbig, Jessica
Görgülü, Mustafa
Grigoroudi, Maria
Jeanrond, Johannes
Kauß, Jennifer (Susan)
Kling, Sergej
Krämer, Marisa
Mahendran, Janani
Martin, Nico
Raschid, Kaly
Sanli, Mazlum Ismail
Schändlinger, Jonas
Sezer, Esra
Sultan, Tooba
Szpuner, Marc
Yildirim, Umut
9d Herr Kaufmann
Aures, Janine
Börner, Philipp
Dräger, Kristina
Elenschläger, Annetta
Fokaidis, Stavros
Güler, Esra
Harsy, Andreas
Heß, Miriam Laura
Ickler, Florestan Frederic Peter
Juliano, Sabrina
Kluzniak, Andre
Kobyljanski, Inna
Kreter, Matthias
Löffler, Benjamin
Makridis, Vasilis
Matani, Lamis Felizia
Menni, Filareti
Nowotnick, Denise
Odabas, Hakan
Rapphahn, Julia (Beate)
Redemann, Erik
Schlaback, Sebastian
Schneider***, Julian
Toledano, David Shy
Wirkner, Mathias
Zenner, Juliane
124
125
10a Herr Redwitz
Akbulak, Cansu
Albert, Hannes
Angelopoulou, Katerina
Asghar-Ijaz, Usman
Cam, Cihan
Derks, Olivia
Diehl, Marcel
Gayretli, Bahar
Gillot, Anthony
Golik, Robert
Hayat, Amna Sana
Klußmann, Phillipp
Könnecke, Xenia
Kremer, Celine Natalie
Levin, Richard
Mähler, Fabian
Massoud, Farangis
Oulghazi, Zahid
Pistoia, Alessandra
Polster, Sina
Rückwardt, Daniel
Schokory, Malale
Schüßler, CharisChristin
Sener, Begüm-Melek
Stefanov, Lubomir
Todosoj, Marina
10b/c Herr Feltin
Blömeke, Paula
Caliskan, Aysegül
Caruso, Lucia
Cumurija, Miran
Debus, Lucy
Denzer, Martina(Tamara)
Dorweiler, Claire
Frank, Julian
Gelberi, Ayse
Goebel, Karl
Gulino, Alessandro
Haberkorn, Karolina, Emilia
Hartmann, Oliver Sebastian
Hatirnaz, Meltem
Kallinikou, Vicky
Khateeb, Younnis
Kleinhenz, Max Karl
Kojtik, Igor
Kramer, Sophie
Layne, Joycelin Ireen
Lederer, Julia
Meneghello, Leonie
Neuweger, Maret Joana
Pabst, Katrin
Schulz, Tabitha
Thiele, Stefanie
Tix, Melanie
Vetter, Theresa Franziska
126
127
10b/d Frau Rehagel
Abedin, Nafis
Afschar, Masoud
Aldikacti, Esra
Alvarez, Coline
Aydin, Deniz-Denise
Aydin, Yeliz-Yasmin
Beuchert, Jonas Erik
Cetiner, Erhan Can
Derks, Diana
Eberhardt, Jan Severin
Erol, Reha Seher
Fröhlich, Marieke
Furuncuoglu, Aykut
Hein, Carsten Veit
Henke, Christopher
Hübinger, Daniel
Iacoi, Anna
Kieltsch, Utz
Kugler, Alexandra
Mellul, Maximilian
Mertes, Christian
Michalski, Marek Leon
Miller, Rebecca Betia
Rippert, Florian
Sarikaya, Mert Muzaffer
Schmidbaur, Hannah
Sterker, Tim Alexander
Taher, Ahmed Suhel
Teichmann, Alina Heide Xenia
Thomas, Lina Johanna
Weber, Lara
Wissner, Ricky Andres
11 LOK Biologie Herr Kaufmann
128
Bajraktarevic, Amra
Beutler, Wolfgang
Boos, Natalie
Golletz, Stella
Götze, Nico
Güngör, Arzu
Irrera, Marcel
Jäger, Christina
Jepischin, Margarita
Klein, Laura
Kosubek, Sylvia
Latinovic, Dejan
Lentz, Alexander
Machleidt, Natalie
Rothe, Felix
Saglam, Deniz
Sahin, Umutcan
Salta, Bengi
Schmidt, Vera
Sémon, Laura Susanna
Shlenski, Valentin
Stefanov, Rodislav
Thiele, Yonas
Völker, Melanie
Wagner, Denise
Wiedenroth, Siraad
129
11 LOK Französisch Frau Oestmann
11 LOK Englisch Frau Schinkel
130
Bergwein, Sebastian
Colak, Meryem Selva
Fahz, Raphael
Jobst, Luise
Kipnis, Polina
Kröner, Laura
Laaraichi, Fatiha
Löbl, Katharina
Massoud, Schabnam
Sokcevic, Bojana
Adam, Susanne
Berhane, Gideon
Buhac, Julija
Folwaczny, Robin
Gollenbeck(Kanada), Joop
Jüngel, Carina
Mlinarek, Jennifer
Rumpf, Stephanie
Savas, Kadir
Sayegh, Yasmine
Schön, Nino
Schulz, Patrick
Stamm, Léon
Theurer, Lea Angela
Üves, Dicle
Valeva, Eliza
Wallisch, Stefan
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11 LOK Mathematik Herr Schröder
11 LOK Englisch Frau Wirwas
132
Albrecht, Bettina
Arapovic, Marin
Basaran, Emre
Cifci, Sevda
Georgi, Jan-Peter
Krstic-Lourenco, Vanessa
Lesegeld, Ben
Moser, Janosch
Petrik, Ljiljana-Lili
Ram, Leona
Razzaq, Munnam
Richter, Lukas
Roth, Vanessa
Schmidt, Janina
Shamsabadi, Schida
Sucu, Okan
Tolgou, (Tonia) Theano
Alcantara, Diseree Joy
Amjahid, Zakaria
Aslan, Damla
Beck, Leonard
Blank, Lara
Blyumina, Julia
Bosbach, Matthias
Buchczik, Jan Floris
Curstädt, Felix
Dursun, Lütfi
Faga, Davide
Ferreira da Costa, Andreia
Kainikara, Lizy
Kittler, Soeren-Elias
Koch-Grünberg, Max
Krullikowski (USA), Julia Charlotte
Ostersetzer, Moritz
Prichodko, Diana
Schulz, Daniel
Weishaupt, Antonia
Wendt, Benjamin
133
12 LK Kunst Herr Sterker
Akalin, Emel
Akman, Tetyana
Antal, Christina
Buchanan, Gloria- Susanna
Budija, Ines
Edschmid, Sophia
Erler, Daniel
Frohneberg, Katharina
Gocatek, Jeffrey
Görgülü, Zeynep
Günes, Melisa
Jurela, Kristina
Kaminer, Aviva
Khan, Sabah
Kosubek, Martin
Kosubek, Michael
Lengkong, Riany
Moinuddin, Laila
Muntau, Meriam
Roth, Florian
Schmid, Nadine
Solmaz, Fatma
Taccogna, Sandro
Teckemeier, Jan-André
Tesler, Shirley-Faye
Vollbach, Nina
Zamberk, Joseph
12 LK PoWi Herr Klamser
Barantin, Pacôme
Bender, Jan-Timo
Cherief, Fayza
Deville, Dominik
Engel, Bastian
Erd, Daniel Jacob
Faga, Agostino
Friedrich, Julia
Gast, Sascha
Groh, Raphaela
Härtter, Inga
Hartung, Daniel
Joskowitz, Norah
Laukel, Amrei-Katharina
Laukel, Eva-Johanna
Sandberg, Johann
Schulz, Laura
Thomas, Helena Schirin Maya
Tolo, Drazen
Valadbeigi, Aida
Winter, Julian Robert
Zimmermann, Claudia Caroline
134
135
12 TUT Chemie Herr Kuhn
Bätzing, Paul Christoph
Erdem, Dillan
Ghebremeskel, Dermas
Goldberg, Mariano
Hallex, Florian
Hartmann, Benedikt
Leinweber, Felix-Timo
Schulte, Miriam Isabel Coretta
Sterker, Philipp
12 LK Biologie Frau Reiser
Gärtner, Felix
Grimme, Julian
Orszulka, Franziska
Osman, Tagrid
Plakkhina, Elena
Sanli, Leyla
Schnabel, Janine Sabrina
Shamsabadi, Schiwa
Shirakbari, Shabnam
Szabadvari, Anna
Thrash, Henry
Verma, Neha
Weber, Martina
136
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12 LK Geschichte Frau Zacharias
13 LK PoWi Frau Czölsch
Bernstein, Aline Natalie
Blyumina, Diana
Böhme, Berit
Buschmann, Stephanie
Deutsch, Annabelle
Fritsch, Hannah Luzia
Garousi, Rita
Glossat, Moritz
Herzog, Julian
Merz, Marius
Passarge, Lea
Pfitzner, Franziska
Reiss, Mariel
Riebel-Vosgerau, Maximilian
Schwarz, Rita
Seiffert, Ute Barbara
Singh, Marvin
Stockert, Larissa Judith von
Storck, Klara
Abraha, Salomon
Abraham, Robin
Akzouli, Mohamed
Amsalkhir, Imane
Balducci, Loredana
Bottenberg, Konstantin
Bouyahyaoui, Khadija
Catean, Bogdan Florin
Cifci, Selma
Cuticchio, Federica Alba
El Asraoui, Abdel Hakim
Hong, Chong-Chin Jan
Kamp, Tanja
Kapetanopoulos, Katharina Sarah
Katanovic, Branko
Kiraz, Elgin
Pfitzner, Julia
Schmitt, Elina
Sergan, Nadia
Streb, Felix
Tesfaldet, Hermon
Ünal, Esra
Winter, Raphael
Ziegler, Natalie
138
139
13 LK Biologie Frau Bauer
Ali, Zeshan
Balducci, Antonella
Bieramperl, Miriam
Breuer, Friederike
Dentico, Luciana
Dietz, Allan
Etemadi, Jasmin
Garousi, Hanieh
Gayretli, Pinar
Gilani, Hibba
Heinrich, Sabrina
Hermann, Johanna
Mehrinfar, Nader
Orman, Emine
Rahman, Shahsad
Rick, Carla
Stampasidou, Konstantina
Stojkovski, Tatjana
Unthan, Katharina Alexa
Voth, Lidia
Wüstehube, Nina-Isabell
13 LK Chemie Herr Michelsky
140
Akpinar, Abdullah
Djahani, Jalil M.
Ehrlich, Eugenia
Eichenauer, Lena
Friese, Moritz
Hilgenstock, Isa Katharina
Kotrba, Heidi
Nadas, Daliah Leonie
Patkos, Elisabeth
Rapphahn, Michael
Schröter, Benjamin
Tix, Sascha
Veyts, Dimitri
II
141
13 LK Deutsch Frau Lieber
Abraha, Saba
Acimovic, Vesna
Balthasar, Bianca
Ehrlich, Irene
Gudenau, Hanna
Heine, Juliane
Helbig, Nadine
Hoss, Jana
Isele, Katharina
Jeger, Lani
Lüttge, Nadine
Munsche, Nancy Katrin
Novakova, Jasna
Omurtak, Umut
Rendtorff-Goebbels, Rosa
Schulz, Stefanie
Stabel, Patricia
Die neuen SchülerInnen der 5. Klassen 2005/2006
Formoso Curado, Joelle
Frühauf, Tobias
Gergüs, Ilayda
Gerrer, Heloise
Geyikipek, Dilara
Ghalizadeh, Massy
Ghirmai, Yasmin
Gioia, Gianluca
Grimm, Alexander
Güler, Esin
Hammelmann, Jan
Heinrich, Jonah
Heister, Alisa
Hellmanns, Licinia
Hermanowski, Saskia
Hilkene, Sherwin
Hübner, Sophie
Hugo, Christopher
Iske, Philip
Jakupi, Sidorela
Jans, Anna
Junghans, Rebecca
Kaba, Mory
Karahan, Fatih
Kargus, Nina
Kilic, Dilara
Kiourtsi, Alexandra
König, Bella
Kopp, Marvin
Korntner, Samuel
Abarkan, Mohamed
Ahammar, Mohamed
Akkaya, Neslihan
Aktepe, Zeliha
Aouragh, Asm
Awan-Malik, Hena
Aybas, Burak
Aydogan, Giezm
Balzer, Jonas
Baric, Bettina
Baudler-Voigt, Oliver
Bay, Valentina
Bayram, Behlül-Faruk
Beck, Laura
Beer, Marius
Bernaroli, Carlotta
Bielewski, Nico
Bikakci, Gülperi
Braitsev, Roman
Brajanac, Adem
Breder, Katja
Buch, Saphira
Bugday, Eda
Butzbach, Marieke
Carroux, Lauritz
Cetin, Begüm
Dittenberger, Judith
El Moussaoui, Amin
Elmas, Sidika
Fidan, Emir Alp
142
Kottmeier, Lucas
Kowalicki, Viktor
Kratzsch, Lara
Lang, Annika
Lennert, Lisa
Lesegeld, Robina
Liller, Lea Marleen
Löffler, Sabrina
Luckhardt, Sofie
Magalhoes, Matias
Mikloska, Sebastian
Movahedpour, Sara
Müller, Johanna
Nasiri, Ghazala
Nti Mensah, Margret
Odabasi, Öykümsu
Ogiermann, Adele
Özgönül, Merve
Palys, Marcel
Papayannis, Nicolas
Parmar, Jaskarn
Peter, Moritz
Petrini, Carla
Pfeiffer, Selina
Rahimi, Jasmin
Rajput, Mogheesa
Reining, Dominik
Ringel, Tom
Rüdiger, Jane
Runge, Kimon
Sannwald, Antonia
Sarac, Selvi
Saup, Felix
Schimazek, Emil
Schneider, Mandy
Schokory, Ahmad Sabair
Schulz, Til
Seuffert, Philippe
Singh, Ajay
Solmaz, Aykut
Stavrati, Alexandra
Stoll, Clara
Sutter, Larissa
Thomaschki, Annabell
Tilian, Cosma-Lena
Toksoylu, Aylin
Tran, Khanh Huyen
Triebig, Marc-Maxim
Tsitsikopoulou, Dimitra
Turner, Kimberly
Uljarevic, Ana
Usedely, Alexandra
Vajnorsky, Daliah
von der Heydt, Chiara
Welday, Wintana
Werner, Anna Sophie
Wiehrdt, Elena
Zokai, Rana
143
Herr
Frau
Frau
Frau
Frau
Herr
Herr
Herr
Frau
Herr
Frau
Herr
Frau
Frau
Frau
Herr
Frau
Frau
Herr
Frau
Frau
Frau
Frau
Herr
Herr
Frau
Herr
Herr
Frau
Herr
Herr
Frau
Frau
Herr
Herr
Herr
Frau
Frau
Aydt
Bär
Bauer
Baumung
Bessert-Reiß
Bleul
Block
Böhler
Czölsch
Deller
Drohla
Duyster
Ebrahimi
Ernst
Färber
Feltin
Dr. Gehrs
Hartmann
Heitmüller-Faltinat
Hirth-Nagler
Hohmann
Ickler
Inahkamen
Jäger
Kaufmann
Kaulfuß
Klamser
Dr. Koc
Kohse-Pietsch
Konz
Kuhn
Lemcke
Lieber
Malkmus
Michelsky
Dr. Momberger
Nieborowski
Odey
Ma, Phy
B, M
B, Ek
Ku, Sp
B, Ch
Ph, Sp
Ek, Bio
Mu, D
G, Gm
Mu, M
It, E
M, Ph
M, Ch
D, E, It
Mu, It, E
M, kath.R. Phil
D, Phil, Eth, PoWi
M, Ph
G, Sp, Gm, Ek
E, Gm
D, E
ev. Rel
Ku
Sp, Sk
L, Bio
E, F
G, Gm, Sp
Türkisch
M, Sp
Ma, Phy, Inf
B, Ch
F, B
D, Gm
E, F, PoWi
Ch, Ek
E, D
M, Sp
M, Sp
144
Oestmann
von Pallandt
Petzel
Redwitz
Rehagel
Reiser
Rommel
Dr. Rosenkranz
Roth-Höller
Schinkel
Schmackert
Schneider
Scholz
Schröder
Schumacher
Seiler-Tavakoli
Steinbrückner
Sterker
Straube
Stoodt
Ullrich-Borrmann
Vaas-Henely
Voigt-Münch
Wirwas
Zacharias
Herr
Herr
Frau
Frau
Herr
Frau
Herr
Herr
Frau
Frau
Bahr
Böhmer
Bräuning
Hille
Koch
May
Müller
Rosner
Perugini-Stöckle
Schwadtke
Referendare
Frau
Frau
Herr
Herr
Frau
Frau
Frau
Herr
Frau
Frau
Herr
Herr
Frau
Herr
Frau
Frau
Herr
Herr
Frau
Frau
Frau
Frau
Frau
Frau
Frau
D, G
F, Phi
D, Sp
M, Bio
D, Sp
D, Ph
M, Ph
Phy, kR
I, F
D, G
F, Ge
D, F, DS
M, Phy
D, Sp
Ge, D, DS
B, Ch
F, Ku
Ch, Ph
B, ev. R, Eth
E, F
G, k.Rel. Ethik
L, Gm
F, D
M, Ph, Inf
Mu, E
Ku
E, D, Ge
Ku, Gm
F, Gm
E, ev.R, Eth
Ek, Gm
E, F
D, Gm
E, Ru
F, G
Das Kollegium 2005
145
Schulchronik 1855 - 2005
18. Juni 1855
1877/78
1880 - 82
November 1888
1895
1898
1899 - 1906
1904
1905
1906
1906 - 1930
1914 - 1918
1919
Mai 1920
1923
1925
1929
1933 - 1937
1930 - 1934
Jan. 1935 - 1945
1936
1940 - 1944
Gründung der Städtischen höheren Bürgerschule für Knaben und Mädchen zu
Bockenheim. 103 Kinder in 5 Klassen: 2 Knaben-, 2 Mädchenklassen, 1
Elementarklasse für Knaben und Mädchen im Schulhaus Ecke Schlossstraße und
Sterngasse (bzw. Mühlgasse)
Eröffnung der Höheren Töchterschule zu Bockenheim. 173 Schülerinnen in 7 Klassen.
2-jähriger Kursus der 1. Klasse, daher 8jähriger Schulbesuch. Auszug der Knabenschule
in ein neues Gebäude
9-jähriger Schulbesuch in 8 aufsteigenden Klassen. 215 Schülerinnen
Umzug in ein Gebäude in der Falkstraße. 223 Schülerinnen
Eingemeindung Bockenheims; die Schule wird der Städtischen Schuldeputation zu
Frankfurt am Main unterstellt. 248 Schülerinnen
Laut Magistratsbeschluss vom September 1898 und Verfügung der Städtischen
Schuldeputation wird der Schule zu Ehren der Kaiserin der Name „Viktoriaschule“
beigelegt.
Amtszeit von Direktor Dr. P. Schirlitz
10 Klassen: 9 aufsteigende Klassen und eine Selekta. 272 Schülerinnen
Wissenschaftliche Fortbildungskurse für junge Mädchen (11.und 12. Schuljahr) werden
der Schule angegliedert. 290 Schülerinnen
Einzug in den Neubau am Hohenzollernplatz (heutige Senckenberganlage). 367
Schülerinnen
Amtszeit von Direktor Dr. Ferdinand Reinhold (1865-1933; Fächer: Deutsch,
Geschichte, Philosophie)
Angliederung einer Frauenschulklasse
Aufbau der Studienanstalt der Oberrealschulrichtung. 611 Schülerinnen
Eröffnung des Landheimes der Viktoriaschule in Eppenhain/Ts.; Träger: Verein
Landheim der Viktoriaschule; Mitglieder: Eltern und Freunde der Schule
Erstes Abitur der Oberrealschulrichtung:17 Abiturientinnen, 592 Schülerinnen
Umwandlung der Studienanstalt der Oberrealschulrichtung in eine Deutsche
Oberschule (gemäß den Richtlinien von 1925). 562 Schülerinnen
29 Abiturientinnen. 460 Schülerinnen
183 Viktoriaschülerinnen mussten wegen der rassistischen, antisemitischen Politik der
Nationalsozialisten die Viktoriaschule verlassen. Eine der Schülerinnen, Eva-Mary
Hirschberg, wurde deportiert, ihr Sterbeort ist unbekannt. Eine zweite Schülerin wurde
in eine Heil- und Pflegeanstalt für jüdische Nerven- und Gemütskranke eingewiesen
und dann 1942 von der Gestapo verschleppt, ihr Todestag und Todesort sind unbekannt.
Amtszeit von Direktorin Anna Hoffa (1876-1941; Fächer: Französisch, Deutsch,
Mathematik, Philosophie); Lehrerin dort seit 1911. Januar 1934 wurde sie in den
vorzeitigen Ruhestand versetzt. Auf sie und drei weitere Lehrerinnen fand der so
genannte „Arierparagraph“ des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ Anwendung. Auf einen Lehrer wurde der §6 des gleichen Gesetzes
angewandt, er galt „als politisch unliebsame Person" und wurde ebenfalls in den
vorzeitigen Ruhestand versetzt.
Amtszeit von Direktor Dr. Ludwig Gerber (1890-1970; Fächer: Deutsch, Geschichte,
Erdkunde, Französisch). Gerber war Mitglied der NSDAP und der SA seit 1933,
Kreisbeauftragter des Rassenpolitischen Amtes seit 1939. Häufig war er vom
Schuldienst abwesend wegen Militärdienst und Verpflichtungen als Gauschulungsredner.
Städtische Oberschule für Mädchen, sprachliche Form, gemäß den neuen
Bestimmungen. 350 Schülerinnen
Verkürzung der Schulzeit der höheren Schule auf 8 Jahre. Häufiger Unterrichtsausfall
durch Kriegseinsatz des Kollegiums und der Schülerinnen, Kohlenmangel,
Fliegerangriffe, Partei- und Siegesfeiern
146
November 1943
Februar 1944
22. März 1944
April 1944
März/April 1945
Jan.-April 1946
1947
1947 - 1962
Sommer 1948
Herbst 1949
Mai 1950
Sept.-Dez. 1951
1952
1953
Nov. 1954
18. Juni 1955
Frühjahr 1959
1959/60
24.01.1961
Eröffnung eines geschlossenen Kinderlandverschickungslagers im Landheim der
Schule für die 2. und 3. Klasse mit 40-50 Schülerinnen
Schließung der Frankfurter Schulen wegen der Fliegerangriffe. Eröffnung eines 2.
geschlossenen Kinderlandverschickungslagers in Eppenhain im Gasthaus Rossert mit
weiteren 40-50 Schülerinnen
Zerstörung des Ostflügels der Schule mit Aula, Singsaal, Zeichensaal, Biologie-,
Physik- und Chemieräumen einschließlich der Sammlungen
Eröffnung eines offenen Kinderlandverschickungslagers im Oberwesterwaldkreis.
Unterkünfte und Unterrichtsräume in den Orten Erbach, Büdingen und Unnau für etwa
90 Schülerinnen
Auflösung des Lagers im Westerwald und der Lager in Eppenhain. - Stilllegung des
gesamten Schulbetriebs auf Anordnung der Amerikaner
Wiedereröffnung der Schule im Restteil des Gebäudes mit einem halbjährigen
Reifeprüfungslehrgang, Wiedereröffnung aller Klassen. 338 Schülerinnen. Die
Klassenräume dienen 3 Schulen mit rund 1800 Kindern als Unterkunft: Viktoriaschule
(Realgymnasium für Mädchen), Wöhlerschule (Realgymnasium für Jungen),
Bezirksschule West (Volksschule). Sehr stark verkürzter Schichtunterricht
Umwandlung des Namens Viktoriaschule auf Grund der behördlichen Bestimmung
vom 26.10.1946 in Bettina-Schule, Städtisches Realgymnasium für Mädchen (9
Schuljahre). Benennung nach Bettina v. Arnim. In der Ruine werden rund 2200 Kinder
von 3 Schulen in 3 Schichten unterrichtet.
Amtszeit von Direktorin Dr. Gertrud Fucker (1896-1982; Fächer: Deutsch, Französisch,
Englisch). Sie war dort Lehrerin seit 1925.
Die Bezirksschule West zieht aus 5 Klassenräumen im 2. Stock mit dem Mobiliar aus.
Provisorischer Ausbau von ausgebrannten Räumen im 1. Stock; 14 Räume stehen nun
der Bettina- und Wöhlerschule für schichtweisen Unterricht (im wöchentlichen Wechsel
von vor- und nachmittags) zur Verfügung.
Baupolizeiliche Schließung der Schule für etwa 3 Wochen, da große Teile des Verputzes
sich lösten und Einsturzgefahr bestand. Unterricht der Oberprima und Reifeprüfung in
Räumen der Universität. Weiterhin Schichtwechsel mit der Wöhlerschule. – 486
Schülerinnen
Auszug der Wöhlerschule. Dadurch zum ersten Mal nach dem Krieg voller Unterricht
für alle Klassen, vorwiegend vormittags. 579 Schülerinnen
Einsturz eines Mauerrestes an der Nordseite während des Nachmittagsunterrichtes;
baupolizeiliche Schließung der Schule. Bauarbeiten bis Ostern 1952: Aufbau des
Zeichensaals, Ersatz des Notdaches. Unterricht der Klassen ausschließlich nachmittags
in zwei Bockenheimer Volksschulen, der Francke- und Sophienschule. Verlängerung
der Weihnachtsferien wegen Kohlenmangels. Unterricht der Oberprima in einem Raum
der benachbarten Church of Christ. 676 Schülerinnen
Umfangreiche Instandsetzungsarbeiten, insbesondere Verputz und Anstrich, im
Inneren des verwahrlosten Gebäudes. Dadurch von Herbst bis Weihnachten gekürzter
Unterricht. 812 Schülerinnen
Einführung einer Trennung der Oberstufe in sprachlichen und naturwissenschaftlichen
Zweig. 824 Schülerinnen
Wiedereröffnung des Landheims dank der Initiative und Spendefreudigkeit der Eltern
sowie eines Zuschusses der Stadt. Träger des Heimes ist der Verein Landheim der
Bettinaschule. 932 Schülerinnen
Hundertjahrfeier: 26 Klassen; Unter- und Mittelstufe drei- bis vierzügig, Oberstufe
zweizügig. 17 Klassenräume und 5 behelfsmäßige Fachräume. Es fehlen 9
Klassenräume, 2 Biologie-, 2 Musikräume, Werkraum, Nadelarbeitsraum, Aula,
Turnhalle, Gymnastikraum, 3 Räume für die Bücherei, 4 für Sammlungen, 4 für
Schulleitung und Verwaltung. - 962 Schülerinnen
Obwohl konkrete Planungen für einen Neubau schon seit 1955 vorliegen und das leere
Grundstück zwischen Feuerbach- und Brentanostraße von verschiedenen Eigentümern
gekauft worden war, wird erst 1959 mit den Baumaßnahmen begonnen. Der
Hintergrund für die Verspätung war, dass die Bettinaschule erst einen Neubau bekommen sollte, wenn die Universität deren Grundstück brauchte.
Das Schulgebäude bekommt nur 4 Stockwerke, da es sich der bürgerlichen
Wohnbebauung des 19. Jahrhunderts und den niedrigen Nachkriegshäusern im
Westend anpassen soll.
Einweihung der Neubaus. Die neue Schule war für ca. 800 Mädchen geplant, dafür
waren 17 Klassenräume für je 36 Schülerinnen und 8 Klassenräume für je 30
Schülerinnen vorgesehen. 730 Schülerinnen
147
1962 - 1970
Amtszeit von Direktorin Dr. Hilde Spickernagel (1916-2003; Fächer: Deutsch, Politik,
Geschichte). Sie übernimmt zunächst kommissarisch, 1964 offiziell ernannt, die
Schulleitung
1964
Abriss der Ruine an der Senckenberganlage
1966 - ca.1972
Viele junge Lehrer werden eingestellt. Beginn zahlreicher pädagogischer Reformen und
Experimente
April 1966 - 1967 Es finden zwei Kurzschuljahre statt, um den Schuljahresbeginn auf August/September
umzustellen.
seit 1967
Vorformen einer Tagesheimschule werden erprobt, für je zwei Klassen der Jahrgänge
5/6, mit Mittagessen, Aufgabenbetreuung und Förderunterricht am Nachmittag.
Februar 1967
Auf Initiative der Schülerzeitung „Bienenkorb-Gazette“ verteilen Schüler Fragebögen
in den Klassen 9-13 zum Thema Sexualität und Aufklärung, was deutschlandweit zu
beträchtlicher öffentlicher Aufregung führt.
Sommer 1967
Nach heftigen Diskussionen im Kollegium wird die Koedukation zum Schuljahr 67/68
an der Bettinaschule eingeführt. Es gibt nun in Frankfurt 4 Gymnasien für Jungen, 3 für
Mädchen und 10 mit Koedukation.
1967 - 1969
Schulversuch einer Sommerschule in den Sommerferien, zur Vorbereitung von
Nachversetzungsprüfungen
Mai - Juli 1968
Die Bettinaschule nennt sich für einige Wochen „Rosa-Luxemburg-Schule“ und häufig
beteiligen sich Schülerinnen der Klassen 9-13 an Demonstrationen, gemeinsam mit
Studenten. Sie bilden selbstständige Arbeitsgruppen und diskutieren über politische
und psychologische Texte. Im Juli wird die Schule für etwa eine Woche besetzt und der
normale Unterricht ist ab den 9. Klassen nicht mehr möglich.
ab 1969
Frau Dr. Spickernagel organisiert die bis dahin noch seltene Aufnahme von
Realschülerinnen in die 11. Klasse des Gymnasiums.
November 1969 Als eine der ersten Schulen in Hessen führt die Bettinaschule ein Kurssystem ein. Die
Jahrgangsstufe 11 wird noch im Klassenverband und die 12/13 je in Tertialkursen
unterrichtet, mit einem Leistungskurs, limitierter Kursgröße und Anwesenheitspflicht
in ¾ der Stunden.
1970
Frau Dr. Spickernagel wechselt in das Kultusministerium.
Herr Dr. Pfister und Frau Schmidt-Gloger leiten vertretend zusammen die Schule.
1971 - 1998
Amtszeit von Direktor Volker Dingeldey (geb. 1933; Fächer: Deutsch, Politik,
Geschichte)
1972
In der Bettinaschule gibt es einen „Häuserrat”. Diese Protestform, gegen leer stehende
Häuser, spaltet die Bevölkerung Frankfurts, gab aber auch Impulse zu verschiedenen
nachhaltigen Bürgerinitiativen und positiven amtlichen Reaktionen.
seit 1973
Die Stufen 11-13 werden in Halbjahreskursen unterrichtet.
Januar 1973
Der erste Samstag im Monat wird unterrichtsfrei.
1974
Auf fast einstimmigen Beschluss der Gesamtkonferenz wird das Rauchen im Gebäude
für Schüler und Lehrer verboten.
1974/75
Umbaumaßnahmen im Gebäude: zusätzliche Trennwände, um mehr Kursräume zu
gewinnen
September 1975 Das Landheim in Eppenhain wird auf Konferenzbeschluss hin geschlossen, das
Vermögen dem „Förderverein der Bettinaschule e. V.“ übereignet.
1976
Das KMK-Modell wird einheitlich für die Oberstufe eingeführt: Ab der Jahrgangsstufe
11 werden zwei Leistungskurse gewählt und es gibt einen festgelegten Kanon von
Pflichtkursen; Anwesenheitspflicht, neue Versetzungsbestimmungen von 11 nach 12
und eine obligatorische mündliche Prüfung im Abitur werden festgelegt.
1977 - 89
Schüler und Lehrer beteiligen sich wiederholt an Streikaktionen und Demonstrationen
wegen Lehrermangels und Kürzungen im Bildungbereich.
1977
Kunst wird auf Grund der Initiative einer Lehrerin auch Leistungsfach und zum
Anziehungspunkt der Schule.
1978 - 1982
Immer wieder beunruhigen Bombendrohungen und Fehlalarme den Unterrichtsbetrieb.
1980
Die Schultheater-AG beginnt ihre Aufführungen. In den 8. Klassen wird eine Skifreizeit
eingeführt. Der dritte Samstag im Monat wird unterrichtsfreier Tag. 1130 SchülerInnen
1981
Die Bettinaschule gehört zu den ersten Gymnasien in Frankfurt, die ein dreiwöchiges
Betriebspraktikum in den 9. Klassen durchführen.
seit 1984
arbeitet die Umwelt-AG an zahlreichen Projekten der Umweltanalytik
1987/88
Anzahl der Schülerinnen und Schüler erreicht den Höchststand von fast 1200; davon
sind 30% ohne deutschen Pass, aus fast 40 Nationalitäten.
1992
Darstellendes Spiel wird als drittes musisches Fach eingeführt.
1995 - 2005
Schulzeitung der Bettinaschule: Betton
148
Sept. 1996
seit April 1999
seit Dez. 1999
Juni 2002
2001-2004
Seit Sept. 2002
Frühjahr 2003
Juni 2005
An der Bettinaschule nimmt, erstmalig an einem hessischen Gymnasium, die
Schulsozialarbeit ihre Arbeit auf, geleitet vom Internationalen Bund für Sozialarbeit
(IB). Die zunächst 50 Wochenstunden werden zum Schuljahr 1997/98 auf 100 Std.
aufgestockt.
Amtszeit von Direktorin Judith Ullrich-Borrmann (geb. 1950; Fächer: Politik und
Wirtschaft, Geographie)
arbeitet eine Gruppe von SchülerInnen an der Zusammenstellung eines Archivs über
ehemalige jüdische Viktoriaschülerinnen; sie plant und baut eine Gedenkstätte auf dem
Schulhof.
Diese Gedenkstätte wird eingeweiht und die 1933-1937 ausgeschlossenen jüdischen
Schülerinnen werden symbolisch wieder in die Schulgemeinde aufgenommen.
Eine Gruppe von Oberstufenschülerinnen und einigen Lehrern beteiligt sich am
europäischen Comenius-Schulprojekt zum Thema “A Study of the Environment”.
Das Projekt Schulsozialarbeit an der Bettinaschule wird nicht mehr weiter finanziert,
aber durch das ebenfalls vom IB betreute Nachmittagsschulprojekt (NaSchu) mit
zahlreichen freiwilligen Angeboten ersetzt. Die Bettinaschule wird vom Hessischen
Kultusministerium als eine „Schule mit musikalischem Schwerpunkt“ geführt.
Nachdem im Schuljahr 1997/98 die Steuergruppe zur Entwicklung eines
Schulprogramms ins Leben gerufen wurde, verabschiedet die Gesamtkonferenz das
vielfältig beratene und diskutierte Schulprogramm der Bettinaschule.
Die Bettinaschule, mit knapp 1000 Schülerinnen und Schülern, feiert ihr 150-jähriges
Bestehen.
149
Für die grosszügige Unterstützung dieser Festschrift
und der 150 Jahrfeier bedanken wir uns bei
BETTON
Die Schulzeitung der Bettinaschule
151
Impressum
Verantwortlich
Judith Ullrich-Borrmann
Bettinaschule
Feuerbachstr. 37-47
60325 Frankfurt am Main
Layout
Dr. Rainer Boettge
Titelbild
Wolfgang Sterker
Tel. 069 212 33028
Fax: 069 212 34975
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Redaktion
Dr. Rainer Boettge
Jörn Dörfel
Dr. Jenny Gehrs
Angelika Seidler
Petra Wissner
Gisela Wittekindt
Druck
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60489 Frankfurt
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