Besuchen Sie doch mal den Papst!

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Besuchen Sie doch mal den Papst!
Luxemburger Wort | 8
REISE & ERHOLUNG
[72]
Mittwoch, den 14. Dezember 2005
Rom und Vatikan
Besuchen Sie doch mal den Papst!
Extra
Die besten Tipps für einen Kurztrip in die Heilige Stadt
VON HANS-WERNER RODRIAN
Die Hand ist zum Segen erhoben,
vom elfenbeinfarbenen Messgewand
sieht man nur den Ärmel, tief unten
wölbt sich der riesige Säulen-Kreis
des Petersplatzes. So nah wie auf
dem Werbefoto, mit dem eine Fluggesellschaft derzeit ihre 29-Euro-Tickets nach Rom bewirbt, werden die
wenigsten Urlauber dem Heiligen Vater kommen.
D
och sehen will ihn jeder. Und
wann besucht man den Papst
besser als während der Weihnachtszeit, die in Italien bis Befana, also bis zum 6. Januar
dauert?
Das irdische Reich von Benedikt XVI. misst nicht mal einen
halben Quadratkilometer – der
Vatikan ist das kleinste Land
Europas. Rundum wird die Città
del Vaticano von hohen Mauern
abgeschirmt, aber natürlich
geht es im Inneren trotzdem
nicht richtig geheim zu. Schließlich kommen jedes Jahr fünf
Millionen
Menschen
und
schauen auf den Ministaat
herab – von der Kuppel des Petersdoms.
130 Meter hoch wölbt sie sich
über der Stadt. Hinauf kommt
man per Aufzug oder sportlich zu
Fuß über 540 Stufen, unterwegs
lohnt der Stopp am putzigen Devotionaliengeschäft auf der Petersdomterrasse. Dort verkaufen
Klosterfrauen Rosenkränze und
Türkreuze, der Reinerlös geht an
die Kirche.
In den päpstlichen Gärten
Mit etwas Glück und einem guten
Fernglas sehen Sie von der Kuppel weit unten in den prächtigen
Gärten dann ihn selbst spazieren: Benedikt XVI., früher Kardinal Joseph Ratzinger und 266.
Nachfolger des Apostels Petrus.
Meist dreht er nachmittags eine
kleine Runde. Was die wenigsten
wissen: Auf den Kieswegen zwischen akkurat gestutztem Buchs
und üppigem Oleander kann
man auch selbst lustwandeln,
vormittags gibt es neuerdings
Führungen. Anmelden müssen
Sie sich allerdings mindestens
Zentrum der Christenheit: der Petersplatz in Rom mit dem gewaltigen Petersdom im Hintergrund.
drei Tage vorher. Zu spät? Das
macht auch nichts. Jeden Mittwoch um zehn Uhr ist Generalaudienz auf dem Petersplatz! Intim wird das Treffen dort sicher
nicht, regelmäßig drängeln sich
rund 80 000 Gäste auf der Piazza
mit der raffinierten Optik (von
den beiden Marmorplatten zwischen Obelisk und Springbrunnen verschmelzen die vier Säulenreihen zu einer). Für gute
Plätze drängeln die Fans schon
drei Stunden an der Sicherheitsschleuse. Eine weitere gute Möglichkeit, den Papst zu sehen, ist
Sonntagmittag um zwölf, da segnet der Heilige Vater die Gläubi-
gen auf dem Petersplatz von seinem Fenster aus.
Wo Klosterschwestern kochen
Speisen wie der Papst: Dieses
Erlebnis versprechen gleich
mehrere Trattorien rund um den
Vatikan. In der Osteria „I Quattro
Mori“ heben zahlreiche Kardinäle gern den Becher; die „Trattoria Roberto al Passetto di Borgo“ war sogar Versammlungsort
der Purpurträger vor dem Konklave, dort wurde angeblich die
Wahl von Joseph Ratzinger eingefädelt.
Am schönsten freilich diniert
man im „Eau Vive“: Das stim-
(Foto: AP)
mungsvolle
Restaurant
mit
wunderschönen Fresken wird
von
französischen
Klosterschwestern geführt. Nach dem
Mahl lobpreisen die Nonnen den
Herrn in einem Bibeltanzspiel;
wer mag, singt beim abschließenden „Ave de Lourdes“ einfach mit, Liedernoten werden
ausgegeben.
Sogar übernachten kann man
im Vatikan, und zwar im einzigen Hotel des winzigen Landes:
der „Residenza Paolo VI“. Früher
war das Anwesen direkt am Petersplatz ein Kloster, doch als die
Mönche weniger wurden, wandelte man es in ein Gästehaus
mit 29 gemütlichen Zimmern
um. Von der prächtigen Terrasse
direkt am Petersplatz bietet sich
den glücklichen Gästen ein kaum
zu übertreffender Blick hinüber
zum Schreibzimmer des Papstes.
Die einmalige Lage hat freilich
ihren Preis: Pro Person und
Nacht sind ab 110 Euro zu
zahlen.
Billiger wird es in den zahlreichen Klosterherbergen Roms.
Eine der schönsten ist das ehemalige Kloster der Salvatorianer
im Palazzo Cesi, der müden Pilgern schon ab 70 Euro pro Person Bettstatt und Gottes Segen
bietet.
Weitere Informationen
Beliebtes Fotomotiv für Millionen von Besuchern aus aller Welt: die Schweizergarde, die in diesem Jahr ihren 500. Geburtstag
feierte.
(Foto: Guy Wolff)
■ Allgemeine Auskünfte in Deutsch bei der päpstlichen
Präfektur, Tel. 0039/06/69 88 16 62, Internet: www.vatican.va
sowie auf der deutschsprachigen Internetseite www.roma-online.de/besichtigung-vatikan.html;
■ Kuppel des Petersdoms: tägl. geöffnet 8-18 Uhr, Eintritt 6
Euro. Zutritt nicht in Shorts, Schultern bedeckt;
■ Vatikanische Gärten: Buchung der Führung über das Pilgerbüro P.A.P.S. auf dem Petersplatz oder vorab per Telefon oder
Fax beim „Ufficio Visite Guidate“ der „Direzione Generale dei
Musei Vaticani“, I-00120 Città del Vaticano, Tel. 0039/06/
69 88 46 76, Fax 69 88 51 00. Preis: 12 Euro;
■ Generalaudienz: jeden Mittwoch um 10 Uhr (je nach Wetterlage auf dem Petersplatz oder in der Audienzhalle Paolo VI). Der
Eintritt ist kostenlos, man benötigt aber ein Ticket, zu bestellen
beim Pilgerbüro: Tel: 0039/06/689 71 97; Fax: 0039/06/
689 94 90. E-Mail: [email protected]
■ Restaurants: I Quattro Mori, Via Santa Maria alle Fornaci 8a,
Tel. 0039/06/63 90 195; Roberto al Passetto di Borgo, Borgo
Piuo 60, Tel. 0039/06/68 80 39 57; Eau Vive, Via Monterone 85
(nahe Pantheon), Tel. 0039/06/68 80 10 95;
■ Übernachten: Residenza Paolo VI, Via Paolo VI. 29, Tel.
0039/06/68 48 75 00, Internet: www.residenzapaolovi.com; Palazzo Cardinal Cesi, Via della Conciliazione 51, Tel. 0039/06/
68 19 32 22, Internet: www.palazzocesi.it;
■ Reiseangebote mit kirchlichem Schwerpunkt bietet in Luxemburg zum Beispiel der Service diocésain des pèlerinages, 25,
boulevard Prince Henri, B.P. 138, L-2011 Luxembourg, Tel.:
47 22 77, Fax: 46 75 79