An_ den Oberbürgermeister der Stadt Hagen Erik O

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An_ den Oberbürgermeister der Stadt Hagen Erik O
An den Oberbürgermeister der Stadt Hagen Erik O. Schulz
den Kulturdezernenten der Stadt Hagen
(Beigeordneter Vorstandsbereich 4) Thomas Huyeng
die des. Kulturdezernentin der Stadt Hagen Margarita Kaufmann
die Ratsmitglieder des Rates der Stadt Hagen
Westfalenpost
Westfälische Rundschau
Radio Hagen
nachtkritik.de
neue musikzeitung/nmz.de
18. April 2016
Offener Brief zur Lage des Theaters Hagen
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Schulz, sehr geehrter Herr Kulturdezernent Huyeng,
sehr geehrte designierte Kulturdezernentin Margarita Kaufmann, sehr geehrte Ratsmitglieder
des Rates der Stadt Hagen, liebe Bürgerinnen und Bürger unserer Heimatstadt,
wir, die Unterzeichner*innen dieses Briefes, in Hagen geborene und aufgewachsene
Theater- und Musikschaffende, beobachten mit größter Besorgnis und wachsender
Empörung die derzeitigen Entwicklungen um das Theater Hagen.
Als Hagenerinnen und Hagener hat uns das Theater Hagen in unserer künstlerischen
Entwicklung wesentlich geprägt. Zu Biografien wie unseren, die uns als junge Künstler
bereits zu den Bayreuther Festspielen, an große europäische Opern- und Schauspielhäuser,
zu preisgekrönten Film- und Fernsehrollen, zu einer Professur an der Kunstuniversität Graz
und wichtigen Konzerten und Auszeichnungen in aller Welt gebracht haben, gehört als
integraler Bestandteil und Treibstoff für die Initialzündung die Kulturszene unserer
Heimatstadt, die nun in ihrem Kern, dem Theater, bedroht ist.
Schon seit Jahren ringen die dort Verantwortlichen darum, den realen oder behaupteten
Einsparungsnotwendigkeiten Rechnung zu tragen und dennoch ein lebendiges, künstlerisch
anspruchsvolles und gleichwohl bürgernahes Theater zu erhalten, wie wir es seit unserer
Kindheit und Jugend kennen und als Grundnahrungsmittel für unsere künstlerische
Entwicklung brauchten und genossen. Und sie tun alles, ein solches „Stadt-Theater“ im
besten Sinne des Wortes in die Zukunft hinein zu gestalten.
Dass ungeachtet der bereits vielfach von der Theaterleitung, dem Theaterförderverein Hagen
e.V., im Bürgerbrief „Wir fordern Kultur! – Der Ton macht die Musik“, von der Deutschen
Orchestervereinigung und vielen anderen Akteuren vorgebrachten Fakten und Argumente
dem Theater als Ensemble- und Repertoirebetrieb nun vollends die finanzielle Basis
entzogen werden soll und die Intendant*innensuche offenbar kaum noch nach künstlerischen
Kriterien erfolgt, sondern nach der Bereitschaft selbstmörderische Sparauflagen zu erfüllen,
ist uns völlig unverständlich und macht uns fassungslos.
Darum schließen wir uns ausdrücklich der Position des Deutschen Bühnenvereins an, wie
dieser sie in seiner unten zitierten Pressemeldung vom 1.4.2016 formuliert, und teilen die
Einschätzung von Rolf Bolwin, Direktor und Vorstand des Bühnenvereins: „Was sich zurzeit
in Hagen kulturpolitisch ereignet, ist haarsträubend und kurzsichtig“.
Liebe Verantwortliche in der Hagener Politik, lernen Sie aus den Fehlern Ihrer Kolleg*innen
in anderen Städten! Nehmen Sie die angebotene Hilfe des Bühnenvereins an! Berauben Sie
unsere Heimatstadt nicht ihres künstlerischen und kulturellen Rückgrats!
Liebe Hagener Bürgerinnen und Bürger, lasst euch nicht euer Theater wegsparen! Schreibt
Leserbriefe, rennt den Verantwortlichen die Türen ein, bedenkt, dass Richard von
Weizsäckers Worte von 1991 immer noch und mehr denn je gelten: „Kultur ist kein Luxus,
den wir uns leisten oder auch streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere
eigentliche innere Überlebensfähigkeit sichert.“
Mit freundlichen, herzlich mit unserer Heimatstadt verbundenen Grüßen,
Jan Philipp Gloger, Berlin
Opern- und Schauspielregisseur (u.a. Bayreuther Festspiele, Opernhaus Zürich, Nationale
Opera Amsterdam, Schaubühne Berlin, Regie- und Publikumspreise)
Prof. Ulrich Walther, Graz
Organist (Preisträger internationaler Wettbewerbe, weltweite Konzertreisen, diverse CD- und
Rundfunkaufnahmen, Professor an der Kunstuniversität Graz)
Sabin Tambrea, Berlin
Schauspieler (u.a. Berliner Ensemble, „Ludwig II.“, Bayerischer Filmpreis)
Christopher Peter, Mainz
Stellv. Leiter Promotion Musiktheater und Konzert (Verlag Schott Music)
Pablo Held, Köln
Jazzpianist und Komponist (WDR- und SWR-Jazzpreisträger, internationale Konzertreisen in
verschiedenen Formationen, Dozent an der Musikhochschule Osnabrück)
Annette Walther, Düsseldorf
Violinistin (Mitglied des international renommierten „Signum Quartett“, Dozentin für Violine an
der Musikakademie Kassel)
Cornelia Walther, Frankfurt am Main
Cellistin (u.a. Colosseum Theater Essen, Staatsorchester Darmstadt)
Sascha Kölzow, Wiesbaden
Dramaturg (Hessisches Staatstheater Wiesbaden, Mitveranstalter der Konferenz Konkret zur
Rettung des Stadttheaters)
Patrick Hahn, Köln
Künstlerischer Programmplaner (Gürzenich Orchester Köln)
Mareike Winter, Köln
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit (Ensemble Musikfabrik)
Bartholomäus Martin Kleppek, Dortmund
Bühnen- und Kostümbildner (u.a. Schauspielhaus Bochum, Hessisches Staatstheater
Wiesbaden, Teatr im. Stefana Jaracza w Olsztynie, Allenstein, Polen)
sowie als Unterstützer:
Peter Spuhler, Karlsruhe
Generalintendant (Badisches Staatstheater Karlsruhe)
Antony Hermus, Amsterdam
GMD a.D. Theater Hagen, GMD a.D. Anhaltisches Theater Dessau, Dirigent (u.a. Noord
Nederlands Orkest, Koninklijk Concertgebouworkest, Orchestre de la Suisse Romande,
Bamberger Symphoniker, Komische Oper Berlin, Opera National de Paris)
Jan-Sebastian Kittel, Mainz
Leiter der Kulturabteilung (Landeshauptstadt Mainz)
Ruth Sauerwein, Hagen
Ratsfrau für Bündnis 90/DIE GRÜNEN
Uli Müller, Berlin
Pressesprecherin (Deutsche Orchestervereinigung e.V.)
Prof. Dominik Wortig, Augsburg
Sänger (ehem. Ensemblemitglied am Theater Hagen, Professor an der Universität Augsburg)
Prof. Dr. Hans-Peter Marutschke, Kyoto (Japan)
Jurist (Professor an der FernUniversität Hagen, z.Zt. Doshisa University Law School, Kyoto)
Dr. Stephanie Großmann, Passau
Literatur- und Medienwissenschaftlerin (Akademische Rätin a.Z. an der Universität Passau)
Ludger Vollmer, Weimar
Komponist (u.a. der am Theater Hagen aufgeführten Opern „Lola rennt“ und „Gegen die
Wand“)
Moritz Eggert, München
Komponist, Pianist, Dirigent, Sänger, Performer, Autor, Hochschulprofessor
(Musikhochschule München, Professor für Komposition. In Hagen: Oper „Helle Nächte“,
"Komponist für Hagen" 2013/2014)
Alexander Strauch, München
Komponist (Badblog of Musick, aDevantgarde-Festival)
Sven-Ingo Koch, Düsseldorf
Komponist (u.a. Stuttgarter Kompositionspreis, Stipendium Villa Massimo)
Timo Ruttkamp, Köln
Komponist (Aufführungen mit internationalen Solisten, Ensembles, Orchestern; Preisträger
renommierter Wettbewerbe)
Dr. Gordon Kampe, Essen
Komponist und Musikwissenschaftler
Dominik Hahn, Münster
Jazz-Schlagzeuger, Theaterkomponist, Theatermusiker (u.a. Ruhrfestspiele Recklinghausen,
Theater Münster)
Klaus Müller, Augsburg
Schauspieler (Theater Augsburg)
Axel Porath, Köln
Bratschist (Ensemble Musikfabrik)
Volker Wahl, Wien
Schauspieler und Regisseur (u.a. Schauspielhaus Salzburg, Salzburger Festspiele)
Daniel Jäger, Hagen
Dipl. Filmwirt, Editor, Regisseur (BVR)
Anna E. Fintelmann, Basel
Kulturmanagerin
Christoph Rösner, Hagen
Autor, Rezitator, Kabarettist
Stefan Erbe, Hagen
Astromusiker (u.a. Planetarium Bochum), Komponist, Medialist und Produzent
Michaela Willmes, Hagen
Kfm. Angestellte
Björn Rodday, Mainz
P.S.: Die Pressemeldung des Deutschen Bühnenvereins im Wortlaut:
„Bühnenverein: Hagens Theaterpolitik ist haarsträubend und kurzsichtig
KÖLN, 01.04.2016
Der Deutsche Bühnenverein fordert die Stadt Hagen auf, zu einem sachgerechten Umgang
mit dem dortigen Stadttheater zurückzukehren. „Was sich zurzeit in Hagen kulturpolitisch
ereignet, ist haarsträubend und kurzsichtig“, äußerte Rolf Bolwin, Direktor und Vorstand des
Deutschen Bühnenvereins, heute in Köln. Der Beschluss des Stadtrats, 1,5 Millionen Euro
bei einem Zuschuss von ca. 15 Millionen Euro zu sparen, ist aus Sicht des Bühnenvereins
unrealistisch, weil es die zukünftige Arbeit des Theaters gefährdet. Ein Theater sei ein
personalintensiver Betrieb, gespart werden könne also ernsthaft nur beim Personal. Die
geplante Zuschusskürzung bedeute den Abbau von bis zu 40 Stellen. Bei einem Betrieb mit
rund 250 Beschäftigten sei dies ein Aderlass ohnegleichen. Dies gilt umso mehr, als der
größte Teil des Personalabbaus im Bereich der Kunst realisiert werden müsse, was auf einen
Verlust von mindestens einem Viertel des künstlerischen Personals hinausliefe. „Angesichts
dessen einen neuen Intendanten mit der Auflage zu suchen, ein Konzept für eine solche
Einsparung vorzulegen, grenzt an Zynismus. Dass Interna aus dem laufenden Verfahren
nach außen dringen, erschwert den Prozess zusätzlich”, so Bolwin. Ein Intendant sei dazu
da, den Bürgern der Stadt ein interessantes künstlerisches Programm zu bieten, und müsse
nicht als Vollstrecker von fragwürdigen Haushaltsbeschlüssen fungieren. Der Bühnenverein
hatte der Stadt Hagen in den letzten Monaten wiederholt seine Hilfe angeboten, um die
Situation vor Ort zu lösen.
Das Problem kann aus Sicht von Bolwin auch nicht durch Mehreinnahmen behoben werden.
Um 1,5 Millionen Euro zu erwirtschaften, müsse man die Einnahmen um mehr als 50
Prozent steigern. Das sei, so Bolwin, noch keinem Theater gelungen.“

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