Aufgabenstellung
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Aufgabenstellung
Fachbereich Architektur – Das Institut für Konstruktives Entwerfen Konstruktive Vertiefung 2006/07 „Nah und Fern“ 4. Entwurfsaufgabe Venedig „ Neuordnung und Neugestaltung des Stadteingangs/Bahnhofsquartiers“ Türkischer Plan der Lagune von Venedig 1648 Zu vielfältigen Stadtplanungen heute Die aktuelle Weltausstellung der Architektur „Biennale 2006“ in Venedig widmet sich weitsichtigen Entwicklungen (Visionen) von großen Städten, eine zusätzlich ergänzende Ausstellung in Palermo zeigt aufregende Visionen für Städte am Wasser u.a. Bilbao, Barcelona, Antwerpen, New York, Marseille, Hamburg, Tokio, Shanghai, Valencia, Lissabon, Kopenhagen, Düsseldorf, Bremerhafen, Lyon, Buenos Aires. Viele Städte erhielten durch den mit der Globalisierung einhergehenden völlig veränderten Handel und Schiffsverkehr ihre weitläufigen Hafengebiete zurück und versuchen nun diese Chance zur städtebaulichen Neuentwicklung und Erweiterung zu nutzen. Dabei verändern sich die ganze Stadtplanungen, statt weiter ideen – und gesichtslos zum Rand weiter zu diffundieren, wendet man sich wieder dem Wasser zu und entwickelt ganze Stadtteile in den Häfen und an den Küsten äußerst qualitätvoll neu. Von hervorragender Architektur mit modernen Nutzungen, dazu baulichen und/oder kulturellen Zeichen mit herausragenden Bauten (die Oper in Sidney, das neu geplante Konzerthaus Hamburg, der Kursaal in San Sebastian, das Konzerthaus in Luzern, der Wasserturm in Lissabon, das Guggenheim Museum in Bilbao, der Kongress – Palast in Teneriffa) oder markanten Wohn - Geschäfts – Hochhäusern (Nouvel in Barcelona, Foster in Hongkong, Kolhaas in Peking) versprechen sich gewachsene Städte Weiterentwicklungen und Verjüngungen bei erheblich verbesserter Lebensqualität, gesteigerter Attraktivität und neu gewonnenen Images. Städte wie Sevilla, Stuttgart, Zürich, Berlin, Porto, Winterthur, Strasbourg, Lille versuchen mit neuen, modernen Bahnhöfen bei geänderten Bahntrassen die folgend freiwerdenden Flächen für zukünftige städtebauliche Erweiterungen und Neuorientierungen zu nutzen. In unserer Planungsaufgabe für Venedig begegnen sich der Wegfall eines Bahnhofs und seiner Gleisanlagen mit der Gelegenheit zur Neuplanung eines ganzen innerstädtischen Quartiers als Stadteingang. Zum Entstehen der Entwurfs – Aufgabe Eine interdisziplinäre Schweizer Experten – Gruppe, die früher bereits das Projekt MOSE (der Schutz Venedigs und seiner Lagune vor Hochwasser mittels riesiger Schütz – Einheiten auf dem Meeresgrund) seit Jahren wissenschaftlich begleitet, arbeitet in Folge dieses Projekts und unter Mitwirkung der Hochschulen von Winterthur/Zürich an einer Machbarkeitsstudie für eine „wirkliche Zukunft“ der langsam versinkenden Stadt (25 cm in den letzten 50 Jahren) Dazu gehören neben der dauernden Sisyphusarbeit der Reparatur und Instandhaltung der äußerst wertvollen Gebäude, Kanäle, Mauern auch die Entwicklung und der Bau neuer Ufer – Befestigungen, Wellenbrechern und Sandaufschüttungen, um den so sensiblen Organismus der Lagune mit seiner höchst komplizierten Hydromechanik zu steuern. Sowohl die sich immer mehr häufenden Fluten (schon bei einem Wasserstand von 60 cm über Normalnull ist nicht nur der Markusplatz überschwemmt) wie auch tiefe Ebben sind schädlich, weil die Pfahlgründungen (die Bauten sind auf tausenden Holzpfählen errichtet, die den Schlickboden der Lagune verdichten und den Druck der Gebäudelasten verteilen) unter dem fehlenden Luftabschluss zu faulen beginnen und dann nachgeben. Dazu das Ungleichgewicht über Wasser. Die bedenkenlose und grenzenlose Förderung der Touristenströme (20 Mio. Besucher hat die Stadt jährlich zu ertragen) führt zu einer fatalen, vernichtenden Wechselwirkung für die Zukunft der Stadt. Am Ende fliehen die eigentlichen Bewohner (bei immer weniger Infrastruktur für sie) aufs Festland, während Venedig unter der wachsenden Last der Touristenströme mit ihren katastrophalen Folgen erstickt. Die Vertiefung der drei Einfahrten für Öltanker und Luxus – Kreuzfahrtschiffe förderte die Erosion des Lagunenbodens, ebenso die inzwischen verbotene Grundwasser – Entnahme. Die in der Schweiz erarbeiteten Szenarien zu einer Zukunft Venedigs, verbunden mit einem neuen Tourismus – Konzept und folgend einer neuen Erschließung Venedigs, verbunden mit neuen ökologischen und ökonomischen Anforderungen werden zur Zeit parlamentarisch und mit Organisationen wie „save Venice“, Legambiente und dem WWF (damit der Stadt nicht der Status des Welt –Kultur – Erbes entzogen wird) eingehend erörtert. Heftig umstritten sind die Vorschläge aus der Machbarkeitsstudie für drei wesentliche bauliche Maßnahmen : 1. ein Offshore – Terminal (Hafen) für Tanker und große Schiffe mit einem langen, unterirdischen Tunnel (zusätzlich evtl. eine Untergrundbahn) zur Industrie von Maghera und zum Vorort Mestre (seit 1926 eingemeindet leben dort 220. 000 der insgesamt 320.000 Einwohner Venedigs) 2. Untergrundbahn (Shuttle) vom Flughafen Marco Polo in die Gegend des Arsenale, nach Guidecca und zum Lido 3. Rückbau der Eisenbahn – Brücke von 1846 (dadurch Verlust des Status „Insel“) und der 1933 gebauten Straßenbrücke „Ponte della Liberta“. Stattdessen Bau einer Untergrundbahn (Shuttle) von Mestre. Rückbau/Umbau des ehemaligen Bahnhofs – Quartiers S. Lucia und Rückbau/Umbau der zum Parken von KFZs aufgeschütteten Insel Tronchetto. Zu unserer Aufgabenstellung Der Entfall der oberirdischen Eisenbahnbrücke mit ihren dazugehörenden, weitreichenden Gleisanlagen und des alten Bahnhofs ermöglicht die Neu - Planung eines ganzen neuen Quartiers mit den Funktionen des Stadt - Eingangs und einer nordöstlichen Erschließung. Das Quartier reicht von den bestehenden „Fondamenta Santa Lucia“ und dem dazugehörigen Bahnhof im Süden bis zur Brücke zur „Calle della Cereria“ im Norden. In den Planungen müssen im Osten der „Rio di S. Giobbe“, der „Rio della Crea“ und die „Calle Carmelitani“ erhalten bleiben. Der städtebauliche Blockrand im Westen muss sich an der bestehenden, für die Gleise aufgeschütteten Fläche orientieren. Die Haltestelle „Statione Ferroviavia“ des Vaporettos im Süden muss erhalten bleiben, eine weitere Haltestelle am neu zu schaffenden Ufer im Norden ist zu planen. In dem neuen Quartier soll ein lebendiges Stadtviertel entstehen, das neue Bewohner sowie Besucher/Gäste gleichermaßen anzieht und sich durch bestes städtisches Leben in einer der faszinierendsten Städte dieser Welt kennzeichnet. Die Hauptnutzung des großen Quartiers mit einzigartiger Lage/Aussicht sollte aus unterschiedlichen Angeboten des Wohnens (auch Mehrgenerationen), Hotel und Jugendherberge bestehen, ergänzt um Flächen zum Arbeiten für Ärzte, Künstler, Firmen, Neue Medien, Läden, kleinere Handwerksbetriebe usw. und unterschiedliche Angeboten von Freiflächen, Höfe, Plätze, Markt... Ein Bahnhofsgebäude für die unterirdische Haltestelle der Untergrund - Bahn/Shuttle ist zu formulieren und zu entwerfen in Verbindung mit einem Bürgerhaus (Büros und ein unterteilbarer Saal für vielfältige Kulturveranstaltungen, Bücherei, Altentreff) Zu den Planungsunterlagen zur Aufgabe (als Datei vom Fachbereich – Server herunter ladbar) - Beschreibung der Aufgabe Lagepläne 1/2500 mit städtebaulichem Umfeld als Foto von Google Das dreiecksförmige Grundstück (470 + 280 + 520 m) umfasst ca 60.000 qm Das Raumprogramm ist aus dem städtebaulichen Konzept als Teil der Aufgabe zu entwickeln Zum pädagogischen Ziel der Entwurfs – Aufgabe und ihre Bearbeitung Diese komplexe Entwurfsarbeit stellt die letzte individuelle Herausforderung in ihrer Studien – und Lernzeit dar vor der folgenden Diplomarbeit. Deshalb sollen im intensiv betreuten Planungs – und Entwurfsprozess dieses 3ten Vertiefungs – Entwurfs noch einmal sämtliche im Studium bereits oder auch nicht erlernten Kenntnisse und Fähigkeiten exemplarisch und als Vorbereitung zur Diplomarbeit (mit nur drei Konsultationen) erlernt, geübt werden und die erlernten Fähigkeiten stabilisiert werden. Besondere Bedeutung verdient die städtebauliche Auseinandersetzung in der wertvollsten Altstadt Europas an einem sehr sensiblen Stadt – Bereich, am nordwestlichen Stadt - Ende. Unter Wertschätzung und Beibehaltung des einmaligen historischen Stadtbildes von Venedig soll der Versuch einer baulichen Ergänzung mit der Vision eines völlig neuen Stadteingangs (verbunden mit einer neuen verkehrsmäßigen Erschließung) gewagt werden. Das Erspüren der alten Stadtstruktur zur Schöpfung eines ganzen neuen Quartiers, der hohe gestalterische und funktionale Anspruch für die städtebauliche Lösung wie auch für die sehr unterschiedlichen Nutzungsbereiche, Bauten und Freibereiche gehören ebenso zum Lernziel, wie das frühzeitige Erarbeiten von Schnitten, Konstruktionen, Bauweisen und Materialitäten von Gezeichnetem. Zu den verlangten Leistungen - Lageplan als Schwarzplan 1/2500 und Lageplan 1/1000 mit Darstellung des städtebaulichen Gesamt - Konzepts einschl. Darstellung der Wasserwege, Vaporetto – Haltestellen, der Ufer und Fußgängerwegen mit allen Außenanlagen, der U – Bahn/Shuttle – Erschließung, Baukörper mit Funktionen, Dachaufsichten und inneren Erschließungen - Eingangs – Grundriss 1/500 des gesamten Quartiers mit schematischer Darstellung der Nutzungen, Wegen, Erschließungen, Zugängen, Anlieferungen - alle wesentlichen (Teil -) Grundrisse sinnig teilmöbliert im Grundriss 1/200 - alle wesentlichen (Teil -) Schnitte und Ansichten 1/200 - Detailschnitte mit Detail – Ansichten/Grundrissen 1/50 mit präzisen Aussagen zu Bauweisen, Konstruktion, Materialien und wesentlicher Gestaltungsmerkmale der unterschiedlichen Bereiche und Nutzungen - Detail – Skizzen zu wesentlichen Funktionsbereichen, innen – und außenräumliche Skizzen zu charakteristischen Bereichen (Läden, Höfe, Shuttle - Bahnhof, Wohnen) - Städtebauliches Modell des Planungsbereichs 1/1000 (der vorgegebene Ausschnitt muss bereits als Arbeits – Modell und späteres Abgabe – Modell aus MDF natur von jedem Bearbeiter gebaut werden – Zusammenarbeit der Vertiefer – Gruppe bei gleichzeitiger Arbeitsteilung wird empfohlen - Vereinfachtes Modell 1/200 des gesamten Quartiers auf MDF - natur Grundplatte - Detail – Modell zur Fassade und Konstruktion 1/50 nach Absprache mit Betreuern - Skizzenbuch mit fotografischer Dokumentation nicht nur der städtebaulichen Entwicklung, seiner Varianten und Entscheidungen, der Ausarbeitung Zu den Terminen und Abgaben - Ausgabe der Entwurfsaufgabe am 4.10.2006 Anschließend Rückfragen, Arbeitsorganisation, Modellbau Beginn der Starterwoche am Donnerstag, 5.10.06, morgens - Starterwoche als kompakte 1. Arbeitsphase bis Mittwoch, 11.10.06 Vorstellung der Arbeitsergebnisse am Mittwoch ab 15.00 im „Bus“ - Exkursion nach Bilbao von Donnerstag, 12.10.06 – Freitag, 20.10.06 In dem Zeitraum keine Seminartermine - Normale Korrekturen/Seminartermine immer Mittwochs ganztägig in den Seminarräumen, Beginn 9.30 Uhr - Vorentwurf – Abgabe und Vorstellung im „Bus“ am 1.11.06 ab 10.00 Uhr Vorstellung/Benotung der Vorentwürfe (zwingend 2 Alternativen) - Abgabe aller Entwürfe/Arbeiten am Semester - Ende mit letzter Korrektur im Februar (Termin wird noch gemeinsam vereinbart) - In der vorlesungsfreien Zeit sollen diese Arbeiten dann ausgearbeitet und in der ersten Woche des Sommersemesters 2007 abgegeben werden, Ausstellung im Flur, Vortrag und Benotung dann wie im Diplom 25. 9.2006 Eisele - Heßmert