Ausgabe 02/2014 - DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
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Ausgabe 02/2014 - DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Ausgabe 2 – 2014 Die Consulting-Profis Interkulturelle Kompetenz: Vier Mitarbeiter von Sales & Consulting im Porträt PHOENIX besteht WM-Test Brasilianische Flugsicherung nutzt DFS-System Optimierter Anflug spart Treibstoff Kooperation mit deutschen Fluggesellschaften Made by DFS Weltweit erfolgreich mit Produkten und Dienstleistungen Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Flugsicherung wird in der Öffentlichkeit oft aus- fit für die Herausforderungen der Zukunft machen. schließlich als hoheitliche Aufgabe wahrgenom- Aeronautical Solutions hat viele Lösungen parat. men, die an den Grenzen des Landes endet. Dem ist Für unsere Kunden und Partner in aller Welt. aber nicht so. Das Know-how, das die DFS-Mitarbei- ter durch das Kontrollieren eines der komplexesten Lufträume der Welt angesammelt haben, bieten wir Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen anderen Flugsicherungen weltweit an. Hierfür haben wir eine eigene Geschäftseinheit: den Bereich Aeronautical Solutions, der seit vielen Jahren in diesem Geschäftsfeld sehr erfolgreich ist. Unsere Dienstleistungen und Produkte, wie etwa die Flugsicherungssysteme AMAN und PHOENIX, sind von Asien bis Südamerika im Einsatz. Aeronautical Solutions verfügt über ein kompetentes und hochmotiviertes Team. 20 Jahre Erfahrung im Consulting haben unsere Mitarbeiter in viele verschiedene Kulturen geführt. Zum Portfolio gehört unter anderem die Unterstützung bei der Luftraumplanung, beim Sicherheitsmanagement oder bei der Einrüstung von neuen Flugsicherungssystemen. Auch im Bereich der zivil-militärischen Kooperation zählen wir zu den absoluten Experten und können unsere Erfahrungen erfolgreich weitergeben. Außerdem bieten wir die Aus- und Weiterbildung von Flugsicherungspersonal an. Über unsere Tochter The Tower Company leisten wir Flugsicherungsdienste an deutschen Regionalflughäfen – und demnächst auch an weiteren Flughäfen in Europa. Die Anerkennung, die wir aus dem Ausland erfahren, freut mich sehr. Unsere Produkte und Dienstleistungen finden auf internationalen Messen großes Inte- Prof. Klaus-Dieter Scheurle resse. Und auch bei meinen Auslandsaufenthalten Vorsitzender der D FS-Geschäftsführung merke ich, dass die Geschäftspartner großes Vertrauen in die Qualität unserer Arbeit setzen und unser Fachwissen gern nutzen wollen. Unser Ziel ist es, das preisfinanzierte Geschäft weiter auszubauen. Die besten Chancen dafür sehen wir vor allem in den sich dynamisch entwickelnden Märkten im Nahen Osten, in Asien und Südamerika, aber auch in Europa. Deshalb ist dieses Geschäftsfeld auch eine wesentliche Säule unseres FünfPunkte-Programms, mit dem wir unser Unternehmen 2 transmission 2 – 2014 Inhalt Aeronautical Solutions 4 Die Consulting-Profis Interkulturelle Kompetenz: Vier Mitarbeiter von Sales & Consulting im Porträt 7 Weltweit aktiv DFS ist ein international gefragter Partner 8 Die Consulting-Profis „Wir wollen künftig mehr vor Ort präsent sein“ Interview mit Achim Eckermann S.4 10 Aus Deutschland, für die Welt Wo sind DFS-Produkte im Einsatz, wer nutzt DFS-Know-how? Ein Überblick Projekte und Produkte 12 Sprung ins Haifischbecken am Persischen Golf DFS-Fachleute im Emirat Katar 14 Türöffner für den Osten DFS-Kollege Walter Linke ist Osteuropa-Experte 15 Im Einsatz hinter dem Ural Neue Luftraumstruktur für Flughafen in Nowosibirsk 16 PHOENIX besteht WM-Test Brasilianische Flugsicherung nutzt DFS-System PHOENIX besteht WM-Test S.16 DFS-Töchter 19 Klein gegen Groß Die DFS-Tochter „The Tower Company“ 22 Tradition mit Zukunft Der Luftfahrtkarten-Verlag Eisenschmidt Aus der DFS 24 Optimierter Anflug spart Treibstoff Kooperation mit deutschen Fluggesellschaften 26 Tage des Donners Fluglotsen an der Wetterfront Partner im Portrait Optimierter Anflug spart Treibstoff S.24 28 Die Wetterberater Luftfahrtberatungszentrale des DWD in Frankfurt DFS intern transmission 2 – 2014 3 Aeronautical Solutions Die Consulting-Profis Ein wichtiges Standbein des Bereichs Aeronautical Solutions ist Sales & Consulting. Mit ihrem Know-how und ihrer interkulturellen Kompetenz überzeugen die DFS-Berater Kunden auf der ganzen Welt. transmission stellt vier Kollegen aus dem Aeronautical-Solutions-Team näher vor. Bei ihnen sind internationale Kunden in guten Händen: Sandra Stark, Brigitte Bußmann, stellvertretender Aeronautical-SolutionsLeiter Achim Eckermann, Eike Kühl und Dr. Hans de Jong (von links). Foto: H.-J. Koch E ike Kühl ist im Bereich Consul- Aufgabe kaum finden können. Eike Kühl ist studiert und verfügt über zahlreiche bran- ting der DFS für das China- und ein absoluter China-Experte. Seit 30 Jah- chenbezogene Kontakte in dem Land. Südostasien-Geschäft zustän- ren lernt er Chinesisch, hat die Sprache Nach seinem Sprachenstudium und einem dig. Einen geeigneteren Mitarbeiter als sowohl in Deutschland als auch an der Uni- Aufbaustudium International Business ihn hätte Aeronautical Solutions für diese versität der chinesischen Stadt Hangzhou arbeitete Eike Kühl bei einer chinesischen 4 transmission 2 – 2014 Bank und kam dann als Trainee zur Fraport Brigitte Bußmann ist von allen Mit- Besonders viel zu tun hat die Spezia- AG. Später war er beim Rhein-Main-Airport arbeitern des Consultingbereichs am listin der Betriebswirtschaft, wenn das für den asiatischen Markt verantwortlich. längsten dabei. Als sie 1996 zur deut- Jahresbudget geplant wird. Die Kosten im „Ich habe damals viele chinesische und schen Flugsicherung kam, steckten das Verhältnis zu den erwarteten Einnahmen asiatische Airlines nach Frankfurt geholt“, Drittgeschäft der DFS und der Beratungs- zu kalkulieren ist keine leichte Aufgabe. sagt der Marketing- und Sales-Fachmann. bereich noch in den Kinderschuhen. Die Sie ist auch für das Qualitätsmanagement Er bereitete auch den Weg für die Betei- gelernte Industriekauffrau fing im Sekre- im Bereich AS verantwortlich und küm- ligung der Fraport AG am Flughafen der tariat an und übernahm im damaligen mert sich um die Prozessabläufe sowie chinesischen Stadt Xi‘an. Consultingbereich immer mehr kauf- um deren Verbesserung. Darüber hinaus männische Aufgaben. Heute ist sie für betreut sie Auszubildende im kaufmänni- alle betriebswirtschaftlichen Themen im schen Bereich und führt neue Mitarbei- Bereich AS zuständig. „Meine Arbeit ist ter bei AS in die spannende Thematik der sehr abwechslungsreich, bei uns ist immer Betriebswirtschaft im Drittgeschäft ein. In China zählt Vertrauen Seit 2008 ist Eike Kühl für das Con- viel los“, sagt Brigitte Bußmann. Zu ihren sulting-Team der DFS tätig und hat dazu Aufgaben gehört unter anderem die kauf- Bei ihrer Arbeit wird Brigitte Bußmann beigetragen, dass Aeronautical Solutions männische Unterstützung der Consul- von drei weiteren Kolleginnen unterstützt auf dem chinesischen Markt so erfolgreich tants bei der Angebotserstellung sowie sowie von zwei Projektassistentinnen, die ist. Sein Netzwerk erwies sich als beson- bei der Projektdurchführung. Dazu zäh- ebenfalls zum Teil kaufmännische Tätigkei- ders nützlich. „In China ist die menschliche len vor allem das Kostencontrolling, die ten übernehmen. „Als ich bei Consulting Seite einer Geschäftsbeziehung sehr wich- Beschaffung von Fremdleistungen und anfing, war ich die einzige Frau im Bereich, tig. Die Chinesen machen nur Geschäfte die Rechnungsstellung. Zusammen mit damals war das noch eine richtige Männer- mit jemandem, den sie gut kennen und den jeweiligen Projektleitern kalkuliert sie domäne“, erinnert sie sich. Sie ist froh, dem sie vertrauen. Das unterschätzen die Angebote für die Kunden. Sie ist dabei dass das heute anders und der Frauen viele Deutsche“, sagt Kühl. im ständigen Dialog mit den Projektlei- anteil im Bereich relativ hoch ist. tern und muss immer auf dem Laufenden Dass Eike Kühl mit der chinesischen sein, was den Projektfortschritt betrifft. Dabei kommt ihr zugute, dass viele Kultur so vertraut ist, geht auf einen „Wenn die Informationen manchmal nur Projektleiter selbst über entsprechende Studienaufenthalt Mitte der 1980er Jahre spärlich fließen, brauche ich für meinen kaufmännische Kenntnisse verfügen. So in Melbourne zurück. Dort fand er chine- Job auch viel Durchsetzungsvermögen“, auch Sandra Stark, die im Consulting- sische Freunde, die zum Englischstudium sagt die Mutter eines erwachsenen Soh- Team den Verkauf und die Inbetriebnahme nach Australien gekommen waren. Einer nes. Die Erwartungspflege, also ständig des Flugsicherungssystems PHOENIX dieser Freunde arbeitet heute im chinesi- zu prüfen, was wann ansteht, gehört zu an die kanadische Flugsicherung NAV schen Außenministerium. Die Freunde und ihren aufwändigsten Aufgaben. Im Pro- CANADA verantwortet. Die Projektleite- die Liebe zu einer jungen Chinesin moti- jekt in Doha (siehe Seite 12), für das die rin hat Wirtschaftsingenieurwesen mit vierten ihn, das schwere Sprachstudium DFS eine eigene Betriebsstätte eingerich- dem Schwerpunkt Luftverkehrswesen durchzuziehen. „Von anfangs 70 Studen- tet hatte, war die Kauffrau unter anderem studiert und anschließend das Technik- ten waren beim Examen nur noch drei dafür zuständig, die Buchhaltung vor Ort Trainee- Programm der DFS absolviert. übrig“, erzählt der Mainzer. Kühl war einer in Katar und die Buchhaltung des Projekts Seit 2010 ist sie im Team von Aeronau- von ihnen. am DFS-Stammsitz zusammenzuführen. tical Solutions. Seine chinesische Freundin hat Eike Das Flugsicherungssystem PHOENIX Kühl schließlich geheiratet, seit 25 Jahren ist ein Verkaufsschlager der DFS (siehe sind die beiden ein Ehepaar. Seine Frau stammt aus Shanghai, das Paar hat einen 22-jährigen Sohn, der zweisprachig aufgewachsen ist und inzwischen in seinem Job in der Automobilbrache schon selbst Damals war das noch eine richtige Männerdomäne. Seite 16) und wird für die jeweiligen Kunden maßgeschneidert. Die Aufgabe von Sandra Stark ist es, die Anforderungen der NAV CANADA an die DFS-Softwareentwickler weiterzugeben und das Projekt in China gearbeitet hat. „Unsere Familie ist kosten- und abwicklungstechnisch zu in beiden Welten zuhause.“ begleiten. „Das Umfeld im NAV CANADAProjekt war anfangs nicht immer leicht“, transmission 2 – 2014 5 Aeronautical Solutions sagt die Wirtschaftsingenieurin. Den Res- Mathematiker hat an der Universität im „Die Verhaltensweisen der Kunden sind pekt der kanadischen Geschäftspartner niederländischen Groningen hauptsäch- recht unterschiedlich“, sagt Dr. de Jong. musste die Beraterin sich erst erarbeiten. lich Grundlagenforschung betrieben. Als Die Kasachen beispielsweise seien ernst- „Inzwischen läuft das aber sehr gut.“ An er mit seiner Doktorarbeit fertig war, ent- hafter und würden oft eher besorgt wir- ihrem Job mag sie, dass sie viel mit ande- deckte er eher zufällig eine Stellenanzeige ken. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich ren Kulturen zu tun hat. „Und wer denkt, des niederländischen Technologieinstituts das richtig einordnen konnte. Sie machen die Kanadier seien uns doch sehr ähnlich, National Aerospace Laboratory (NLR), das sich viele Gedanken über die Umsetzung täuscht sich“, sagt sie. In Kanada trenne einen Mathematiker suchte, der Modelle unserer Ratschläge in ihrer Organisation man Privates und Berufliches sehr viel für Sicherheitsbewertungen erstellen und gucken deshalb manchmal etwas stärker als in Deutschland. Das habe sie sollte. Und so arbeitete Dr. de Jong beim grimmig.“ Wie Sandra Stark empfindet erst lernen müssen. „Der Geschäftspart- NLR fast acht Jahre an unterschiedlichen er es als große Bereicherung, dass seine ner, mit dem man sich beim Abendessen Sicherheitsmanagementthemen, bis er im Arbeit ihm den Umgang mit unterschiedli- vorher blendend verstanden hat, tritt am Jahr 2007 zur DFS kam. Im Consulting- chen Kulturen ermöglicht. nächsten Morgen oft als besonders harter Team von Aeronautical Solutions betreut Verhandlungsführer auf.“ er ebenfalls das Sicherheitsmanagement. Sicherheitsbewertungen sind noch immer Leidenschaft fürs Fliegen sein Spezialgebiet. Dabei geht es darum, einzuschätzen, welche negativen Folgen neue Systeme oder neue Verfahren mit Seit Projektbeginn 2011 war sie etwa sich bringen könnten, und die Risiken dann zweimal pro Jahr in Ottawa, dem Sitz zu kategorisieren und zu minimieren. Der der NAV CANADA. Zwar ist Ottawa tou- Sicherheitsfachmann berät Kunden welt- ristisch nicht besonders reizvoll, doch weit zu diesem Thema. Zurzeit beschäf- wenn im Winter der Rideau Canal zuge- tigt er sich viel mit unbemannten Luftfahr froren ist, findet dort eine Art Volksfest zeugen und deren Eingliederung in den auf Eis statt und die Leute tummeln sich zivilen Luftverkehr. Dabei erstellt er nicht auf der weltgrößten natürlich gefrorenen nur Konzepte und Sicherheitsbewertungen Eisbahn. „Bei einer Dienstreise im Januar für Flugsicherungsorganisationen, son- konnte ich dort auch mal Schlittschuh lau- dern auch für Ministerien und die Indust- fen“, erzählt Sandra Stark. rie, etwa die Hersteller von Drohnen. Sport ist eine große Leidenschaft der Projektleiterin. Am liebsten unter- Freude an Sprachen nimmt sie Langstreckenläufe und enga- Chinesische Tracht: Einige DFS-Consultants kennen sich sehr gut mit der Kultur Chinas aus. Foto: Shutterstock giert sich im DFS-Betriebssportverein in Daneben bildet Dr. de Jong weltweit der Sparte Drachenboot. Ebenso leiden- Sicherheitsmanager aus. Zu seinen wich- Als Niederländer in einer deutschen schaftlich betreibt sie die Fliegerei. „Ich tigsten Kunden gehören die chinesische Firma hatte er es anfangs auch mit dem wollte schon als Kind Verkehrsflugzeug- Flugsicherung sowie die Flugsicherung ein oder anderen kulturellen Unterschied führerin werden, leider ist das dann daran Hongkongs. Die fernöstliche Kultur ist zu tun. Wann man jemanden duzt und wann gescheitert, dass ich nicht groß genug für eine seiner Leidenschaften. Vor dreiein- man jemanden siezt, sei für ihn schwierig diesen Beruf bin“, erzählt sie. Seit einigen halb Jahren hat der Niederländer damit einzuschätzen gewesen. In den Nieder- Jahren hat sie die Privatpilotenlizenz und begonnen, Chinesisch zu lernen. Er war landen sei das Siezen sehr ungewöhnlich. fliegt vom Flugplatz in Reichelsheim aus, dazu auch schon im Sprachurlaub in der „Meinen ersten Chef bei der DFS habe ich so oft sie kann. „Wenn man die Welt von chinesischen Stadt Qingdao. „Ein biss- geduzt. Dann habe ich aber gemerkt, dass oben sieht, kommen einem die Alltagspro- chen sprechen kann ich inzwischen“, sagt ich fast der einzige im Team war, der dies bleme irgendwie nichtig vor.“ er. Die besondere Herausforderung sei tat.“ Geschadet hat das seiner Karriere bei es, die Antworten zu verstehen. An den Aeronautical Solutions freilich nicht. Im Gegensatz zu Sandra Stark kam chinesischen Kunden mag er, dass sie Hans de Jong eher zufällig zur Luftfahrt- Freude an seinen Sicherheitsmanagement- branche. Der Physiker und promovierte Seminaren haben und das auch zeigen. 6 transmission 2 – 2014 Sandra Ciupka Weltweit aktiv Die DFS ist ein international gefragter Geschäftspartner. Das Unternehmen vertreibt Flugsicherungssysteme und bietet Beratungs- und Trainingsdienstleistungen an. Dieses Geschäft soll künftig weiter wachsen. E in preisfinanziertes Geschäft Ansprechpartner vor Ort“, sagt der stell- neben der hoheitlichen Aufgabe vertretende AS-Leiter Achim Eckermann Flugsicherung – diese Chance (siehe Interview Seite 8). ergab sich für die deutsche Flugsicherung mit der Organisationsprivatisierung Das preisfinanzierte Geschäft ist für im Jahr 1993. Aus der Behörde wurde eine die DFS besonders wichtig, da es – anders GmbH. Die neu gegründete DFS konnte als das hoheitliche Geschäft der DFS in neben der hoheitlichen, gebührenfinanzier- Deutschland – keiner ökonomischen Regu- ten Dienstleistung auch preisfinanzierte lierung unterliegt. Jeder Euro, den die DFS Geschäfte anbieten. Dieses Geschäfts- mit dem Verkauf von Systemen, Consul- feld wuchs schnell. Dank der guten Repu- ting-Dienstleistungen, Trainingsleistungen tation der DFS wollten Flugsicherungs oder dem Verkauf von Wartungs- und organisationen weltweit das Know-how Instandsetzungsleistungen erwirtschaf- des Unternehmens nutzen. In den 1990er tet, verbessert unmittelbar das Gesamt- Jahren gehörten neben der kuwaitischen ergebnis des Unternehmens. 2013 hat die die kroatische und die rumänische Flug DFS-Konzernmutter über ihr Drittgeschäft sicherung zu den wichtigsten Kunden der knapp 24 Millionen Euro Umsatz erzielt. DFS. Die Kroaten nutzten vor allem das Der Deckungsbeitrag – also die Differenz Angebot der DFS-Flugsicherungsakademie zwischen Erlösen und Kosten – lag bei für Ausbildung- und Training. Die Rumänen deutlich über drei Millionen Euro. setzten auf das Consulting der deutschen Flugsicherung. Außerdem war die DFS Einen besonderen Erfolg hat die DFS beim Bau des neuen Athener Flughafens vor einigen Monaten verbucht. Sie hat beratend tätig. den Zuschlag erhalten, die Tower-Dienstleistungen am Flughafen London-Gatwick Nach der Jahrtausendwende expan- zu erbringen. Voraussichtlich im Frühjahr dierte das preisfinanzierte Geschäft weiter 2016 sollen diese Dienste durch ein neues nach Afrika und Asien. Auch Südamerika DFS-Tochterunternehmen in Großbritan- kam als Markt hinzu. Heute ist der für nien übernommen werden. Das preisfinanzierte Geschäft der DFS Vertrieb von Systemen (PHOENIX und AMAN) Consulting Trainingsdienstleistungen Erbringung von Vorfeldkontroll diensten Verkauf von Wartungs- und Instandhaltungsdienstleistungen Lieferung von Radar-, Flugplan- und Bodenlage-Daten Flugverkehrskontrolldienste (außerhalb des hoheitlichen Auftrags) Sonstige Dienstleistungen Über DFS-Tochter The Tower Company (TTC) Tower-Dienstleistungen an Regionalflughäfen Über die DFS-Tochter R. Eisenschmidt GmbH Vertrieb von Luftfahrtkarten, Luftfahrtinformationen sowie Pilotenbedarf FCS Flight Calibration Services GmbH Sandra Ciupka das preisfinanzierte Geschäft zuständige DFS-Bereich Aeronautical Solutions (AS) weltweit aktiv. Zu den wichtigsten strategischen Märkten zählen neben dem heimischen Europa der Nahe Osten und Asien, weil dort der Luftverkehr stark ansteigt. Künftig will die DFS ihr preisfinanziertes Geschäft noch weiter ausbauen. In Peking und Südost-Asien sowie im Nahen Osten sollen DFS-Repräsentanzen entstehen. „Die Kunden möchten einen transmission 2 – 2014 7 Aeronautical Solutions „Wir wollen künftig mehr vor Ort präsent sein“ China, Kuwait, Katar oder Brasilien: Die DFS ist mit ihrem Bereich Aeronautical Solutions (AS) weltweit erfolgreich. Ein Gespräch mit dem AS-Manager, Achim Eckermann, über wichtige Märkte, fremde Kulturen und Fingerspitzengefühl. Herr Eckermann, das Angebot der DFS für ihre externen Kunden ist umfangreich: Wer gehört zu den Kunden von Aeronautical Solutions? Sie bietet zum Beispiel Trainingsdienst- ball-WM abgeschlossen. Außerdem haben wir gerade ein großes Beratungsprojekt für den neuen Flughafen Doha in Katar zu leistungen an, leistet Beratung oder ver- ECKERMANN: Zu unseren Kunden Ende gebracht. Aktuell arbeiten wir unter kauft Systeme. Welcher Bereich ist für das gehören große Flugsicherungsorganisati- anderem beratend mit der saudischen Flug preisfinanzierte Geschäft am wichtigsten? onen und Hersteller. Wir arbeiten auch mit sicherungsorganisation zusammen. Flughafenbetreibern, Beratungsunternehsind men und Aufsichtsbehörden zusammen. In alle Bereiche interessant für uns. Das ECKERMANN: Grundsätzlich der Vergangenheit haben wir auch häufig größte Entwicklungspotenzial haben wir EUROCONTROL und die EU beraten. im Bereich des Systemgeschäfts und der Beratung zu Systemen. Auch das Consultinggeschäft ist vielversprechend. Ihr Bereich war jahrelang im Sudan, in Kuwait und in Rumänien sehr aktiv. ECKERMANN: Ja. Wir haben Rumäni- Und wer sind derzeit Ihre wichtigsten Kunden? Prinzipiell ist ein großes Spektrum an ens Flugsicherung in den 1990er Jahren lange beraten. In Kuwait musste nach dem Irak-Kuwait-Krieg die Flugsicherung des potenziellen Beratungsleistungen denk- ECKERMANN: Im Moment liefern wir das Landes neu aufgebaut werden. Die DFS bar. Was das Training betrifft, müssen System PHOENIX an die kanadische Flug- hat damals insbesondere beim Aufbau wir über neue Strukturen nachdenken, die sicherung NAV CANADA. Davor hatten wir der neuen Kontrollzentrale entscheidend es ermöglichen, marktgerechtere Preise PHOENIX bereits nach Brasilien verkauft dazu beigetragen. Im Sudan waren wir von anzubieten. und dieses Projekt rechtzeitig zur Fuß- 2001 an für rund zwei Jahre sehr aktiv. DFS-Systeme wie PHOENIX sind besonders gefragt. Werden diese Produkte eins zu eins an die Kunden verkauft? ECKERMANN: Nein, wir passen die Produkte an die Kundenwünsche an. Oft wird eine einfachere und damit kostengünstigere Variante gewünscht. Wir verkaufen ein Kernmodul, für das die Kunden eine Lizenzgebühr entrichten. Je nach Bedarf wird dieses Kernmodul erweitert. So gibt es auf der ganzen Welt inzwischen eine Vielzahl von PHOENIX-Installationen, die aber alle an die jeweiligen Kundenbedürfnisse angepasst wurden. Messestand der DFS: Viele potenzielle Kunden nutzen die Gelegenheit, sich dort zu informieren. 8 transmission 2 – 2014 Was macht die DFS für diese Länder Das bedeutet: Die anderen Regio- so interessant? nen dieser Welt sind für die DFS weniger interessant? ECKERMANN: Wir haben in vielen Ländern eine sehr gute Reputation und werden ECKERMANN: Es kommt darauf an. von den potenziellen Kunden angespro- Südamerika zum Beispiel ist ein wichti- chen. Oft ergeben sich diese Kontakte bei ger Markt für uns, unsere Chancen dort unseren Messeauftritten. Außerdem kom- sind aber stark von den einzelnen Ländern men auch Industriepartner auf uns zu, die abhängig. Afrika dagegen spielt aktuell mit uns als Flugsicherungsunternehmen keine große Rolle. Bedarf für Wachstum im Team eine Leistung anbieten möchten. gäbe es dort zwar genügend, aber es fehlt das Geld. Trotzdem bedienen wir diesen Dabei muss auch die politische Situa- Markt immer dann, wenn sich dazu Gele- tion in den Ländern berücksichtig werden. genheit ergibt. Der europäische Markt hat zwei Seiten. Zum einen gehört Europa ein- ECKERMANN: Natürlich. Es gab Anfra- schließlich Deutschland zu unseren Kern- gen aus Ländern, mit denen eine Zusammenarbeit politisch nicht opportun wäre märkten. Auf der anderen Seite ist die Achim Eckermann Foto: H.-J. Koch oder die von der Bundesregierung mit Flugsicherung ist in den meisten Ländern einem Embargo belegt wurden. Außer- wieder zurück. Das ist auf die Dauer sehr dem lehnen wir Aufträge von Ländern ab, anstrengend. Wir haben deshalb vor, mehr in denen die Sicherheit unsere Mitarbei- vor Ort präsent zu sein. ter gefährdet wäre. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass wir im Laufe der aktiv waren. Macht die internationale Zusammen arbeit den Reiz an Ihrer Arbeit aus? monopolartig organisiert. Wann waren Sie das letzte Mal im Ausland so richtig überrascht? Wie das? 20-jährigen preisfinanzierten Geschichte der DFS fast überall auf der Welt einmal Verkehrsentwicklung schwach, und die ECKERMANN: Das war in der Türkei ECKERMANN: Wir werden in einigen beim Besuch einer neuen Kontrollzen Ländern lokale Repräsentanzen einrich- trale. Die türkische Flugsicherung hat die ten oder uns lokal vertreten lassen. Und verschiedenen Systeme, die Lotsen für zwar voraussichtlich in Peking und einem ihre Arbeit benötigen, nicht aufwendig in anderen Standort in Südostasien sowie den Lotsenarbeitsplatz integriert, sondern an einem Standort im Nahen Osten – alle werden auf einzelnen Monitoren dar- ECKERMANN: Ja, auf jeden Fall. Alle wo genau dort, ist noch nicht entschie- gestellt, die am Arbeitsplatz aufgehängt Mitarbeiter von AS sind ein besonderer den. Dabei geht es nicht nur darum, das sind. Wenn ein System ausgewechselt Schlag Mensch: absolut aufgeschlossen ständige Hin- und Herreisen zu vermei- oder erneuert werden muss, geht das gegenüber anderen Ländern. Sie sind den. Gerade in diesen Regionen erwarten ganz schnell und unkompliziert. Das sieht wirklich vom Herzen her daran interes- die Kunden, dass es auch vor Ort einen zwar nicht so edel aus wie bei uns, ist siert, mit anderen Kulturen umgehen zu Ansprechpartner gibt. aber sehr effizient und pragmatisch. Das können. hat mich beeindruckt. Warum in Asien und im Nahen Osten? Es gibt sicher einige, die Sie um die vielen Reisen beneiden. Ihre Berater brauchen also Finger ECKERMANN: In diesen Märkten ist spitzengefühl. viel Bewegung. Sie wachsen sehr stark, ECKERMANN: Natürlich gehört es bei die Länder haben die finanziellen Mittel. ECKERMANN: Genau. Wir dürfen da Dienstreisen dazu, sich vom Kunden mal Dort werden beispielsweise noch in gro- nicht ankommen mit der Haltung: Wir eine Stadt zeigen zu lassen oder gemein- ßen Maßstäben Flughäfen gebaut. Auf der zeigen euch jetzt mal, wie man es r ichtig sam zu Abend zu essen. In der Regel wer- anderen Seite fehlt es an Know-how – und macht. Viele Nationen, die wir beraten, den diese Auslandsaufenthalte aber sehr da kommen dann wir ins Spiel, sei es mit sind sehr stolz auf ihre Errungenschaften. effizient abgehalten. Das heißt, man fliegt unseren Systemen oder mit unseren Trai- abends oder nachts ein, hat am nächsten nings- und Beratungsleistungen. Die Fragen stellte Christopher Belz Tag Meetings und fliegt dann am Abend und Sandra Ciupka transmission 2 – 2014 9 Aeronautical Solutions Aus Deutschland, für die Welt Flugsicherungsorganisationen aus aller Welt nutzen das Know-how und die Systeme der DFS. Niederlande Bei der niederländischen Flugsicherung LVNL ist PHOENIX als Fallbacksystem in ihrem Contingency-Center im Einsatz. 2015 soll außerdem das von der DFS entwickelte Anflugmanagement-System AMAN in Betrieb gehen, das die Lotsen am Flughafen Amsterdam Schiphol bei der Organisation des eingehenden Flug- London verkehrs unterstützt. Am Flughafen Gatwick hat die DFS-Tochter „The Tower Company“ 2014 den Zuschlag für die Flugverkehrskontrolle erhalten. Gatwick ist der zweitgrößte Flughafen des Landes und der weltweit größte mit nur einer Start- und Landebahn. Kanada Mit dem Radardatenverarbeitungssystem PHOENIX führt die kanadische Flugsicherung ein von der DFS entwickeltes System ein. Der Multisensor-Tracker und die Safety-Net-Funktion werden im Technikzentrum in Ottawa in die dortige ATM-Umgebung integriert und anschließend in allen sieben Kontrollzentralen von NAV CANADA eingesetzt. Das Projekt steht kurz vor dem Abschluss. Marokko An die marokkanische Flugsicherung hat die DFS 2007 einen Trainingssimulator geliefert. Dieser wird nun für das Lotsentraining eingesetzt. Brasilien Auf die Fußball-WM 2014 hat sich das Gastgeberland mit Technik aus Deutschland vorbereitet: Die DFS lieferte sowohl den Multisensor-Tracker ihres PHOENIXSystems als auch das Anflugmanagement-System AMAN an die brasilianische Flugsicherung. Mit diesen beiden Systemen konnte die Radardatendarstellung verbessert und der zu WM-Zeiten gestiegene Luftverkehr bewältigt werden. Katar Von 2011 bis 2014 hat die DFS das Emirat Katar bei der Inbetriebnahme des neuen Flughafens in Doha unterstützt. 10 transmission 2 – 2014 Lettland Die lettische Flugsicherung hat 2014 ein von der DFS entwickeltes System eingeführt, mit dem Probleme bei der Erfassung von Flugzeug-Transpondercodes über das Sekundärradar in Echtzeit erkannt und dargestellt werden können. Kasachstan Am Flughafen Almaty ist seit 2012 das von der DFS entwickelte Radardatenverarbeitungssystem PHOENIX im Einsatz. Dort betreibt die kasachische Flugsicherung einen Contingency-Tower, von dem aus der Flugverkehr kontrolliert werden kann, wenn der eigentliche Tower ausfallen sollte. Gemeinsam mit einem Partner wird die DFS auch die Flughäfen in Taldykorgan, Astana und Aktobe mit PHOENIX ausrüsten. Russland Für den Flughafen Nowosibirsk-Tolmachevo hat die DFS ein Betriebskonzept zur gleichzeitigen Nutzung der zwei Start- und Landebahnen entwickelt. Aserbaidschan Mit Schnellzeit-Simulationen für den Flughafen Baku hat die DFS die Flugsicherung von Aserbaidschan dabei unterstützt, den Luftraum des Landes neu zu strukturieren. China Zwischen der DFS und der chinesischen Zivilluftfahrt behörde besteht seit Jahren eine enge Kooperation. Die DFS unterstützt ihre chinesischen Partner mit Beratungsleistungen, betrieblichen und technischen Konzepten sowie Trainingsleistungen. Indien Saudi-Arabien Von 2012 bis 2014 hat die DFS die saudi-arabische Flugsicherung dabei beraten, ihren Luftraum neu zu strukturieren. Ziel dabei war es, das wachsende Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Die Airports Authority of India hat sich 2014 für das Verkehrsfluss steuerungssystem „SkyFlow“ entschieden, das die DFS gemeinsam mit dem brasilianischen Systemhersteller Atech vertreibt. Die Lösung soll innerhalb der nächsten zweieinhalb Jahre implementiert werden. Die DFS bringt ihre langjährige Erfahrung in der Verkehrsflusssteuerung in das Projekt ein. transmission 2 – 2014 11 Projekte und Produkte Sprung ins Haifischbecken am Persischen Golf In einem harten Wettbewerbsumfeld mussten sich zwei DFS-Consultants bei ihrem Einsatz im Emirat Katar behaupten. Dort verantworteten sie für die DFS ein Projekt zur luftseitigen Inbetriebnahme des Flughafens der Hauptstadt Doha. E s ist noch nicht allzu lange her, Zu den Kernpunkten des Projekts Einhaltung des vorgegebenen Zeit- und da waren Perlen die wichtigste gehörte es, die geltenden internationa- Kostenrahmens durchzusetzen. „Opera- Einnahmequelle von Katar. Im len Sicherheits- und Qualitätsstandards tional Readiness muss die vollständige vergangenen Jahrhundert jedoch ist der für Wetterdienste, Tower- und Approach- standardkonforme Betriebsfähigkeit und einst arme Wüstenstaat durch Erdöl und dienste, Flugberatung sowie die Flug- einen reibungslosen Beginn des Flugha- Erdgas reich geworden und gehört heute hafenfeuerwehr am alten als auch am fenbetriebs sicherstellen“, sagt Schulz- zu den Ländern mit dem höchsten Pro- neuen Flughafen zu etablieren sowie die Rückert. „Unser Job war es, alle dort ein Kopf-Einkommen der Welt. Die Einnahmen werden von der Herrscherfamilie kräftig in Bildung und Infrastruktur des Landes investiert – eine dieser Investitionen ist der Bau des Hamad International Airport, der neuen Luftverkehrs-Drehscheibe im Nahen Osten in Doha, der Hauptstadt von Katar. Elf Milliarden US-Dollar hat sich das Emirat Katar den auf einer künstlichen Halbinsel angelegten Flughafen kosten lassen – für seine Errichtung setzte der Golfstaat auch auf das fachliche Knowhow der Deutschen Flugsicherung: Im Juli 2011 gewann die DFS den Auftrag, die luftseitige Inbetriebnahme des neuen Airports sicherzustellen. Nur wenig später, Anfang August 2011, reisten Detlef Schulz-Rückert und Moritz Manzel als Spitze eines internationalen Konsortiums zum Kick-off-Meeting an den Persischen Golf. Knapp zweieinhalb Jahre leiteten beide dort für die DFS das QCAA-ORATProgramm (Qatar Civil Aviation Authority Operational Readiness, Activation and Transfer-Programm), Schulz-Rückert als Programm-Direktor und zugleich Leiter der DFS-Betriebsstätte Katar, Manzel als Assistent und Fachmann für Verfahren und FS-Systeme. 12 Der neue Hamad International Airport in Doha, Katar. Foto: Tim Griffith/HIA Doha transmission 2 – 2014 ge bundenen Gewerke hinsichtlich der Manzel richtete dort das Project-Office das DFS-Team der Konkurrenz der anderen Erfüllung internationaler Anforderungen zu ein, das für Projektplanung und Berichts- Anbieter erwehren. „Bei fast jedem Mee- begutachten, deren Erfüllung zu gewähr- wesen, die Rechnungsstellung an den ting hatte man das Gefühl, in ein Haifisch- leisten und die QCAA ‚fit’ für das Betreiben Kunden, das Dokumentenmanagement becken zu steigen“, erinnert sich Moritz der neuen Luftseite des Hamad Internatio- und die Pflege der Projektdokumentation Manzel. Jeder der Beteiligten versuchte nal Airport zu machen.“ verantwortlich zeichnete. Daneben war er in diesen Runden, sich zu profilieren. „Es zuständig für die Organisation sowie die ging dort nur mit fachlich-überzeugender Vor- und Nachbereitung der zahlreichen Präsentation und Außendarstellung sowie Abstimmungs-Meetings mit den Partnern über den persönlichen Auftritt und sprach- der DFS, zu denen neben der Firma HOCH- liche Kompetenz“, betont Schulz-Rückert. 58 Grad im Schatten Der gelernte Fluglotse und diplomierte TIEF auch die Flughafen München GmbH Informatik-Betriebswirt ist seit 34 Jahren gehörte. „Das war eine sehr umfangrei- Dass dies erfolgreich gelungen ist, bei der Flugsicherung und im internationa- che Arbeit, die Herr Manzel hervorragend zeigt das Ergebnis: Die DFS hat das Pro- len Projekt-Geschäft ein erfahrener Mann. bewältigt hat. Er hat sich dabei zu einem jekt termingerecht und ohne Beanstandun- Die Arbeitsbedingungen am Persischen anerkannten betrieblichen und techni- gen seitens der Auftraggeber abgeschlos- Golf jedoch verlangten auch ihm einiges schen Experten entwickelt“, findet Pro- sen. „Ein solches Projekt unter diesen ab: Elf Stunden waren die DFS-Spezialis- jektleiter Schulz-Rückert anerkennende Bedingungen erfolgreich abzuschließen ist ten jeden Tag auf der Baustelle im Einsatz, Worte für seinen Mitstreiter. eine Leistung, auf die wir stolz sind“, sagt oft bei glühender Hitze und Temperaturen der Programm-Direktor. Denn am Persi- von bis zu 58 Grad Celsius im Schatten. schen Golf ist so etwas keineswegs eine „In der Sonne hätte man auf den Steinen Harter Konkurrenzkampf wahrscheinlich Spiegeleier braten kön- Selbstverständlichkeit. „Lieferanten scheitern dort oft an den spezifischen Anfor- nen“, sagt Moritz Manzel. Dazu die lange Die DFS-Consultants mussten sich in derungen arabischer Auftraggeber“, weiß Trennung von Familie, Freunden und Ange- Doha in einem harten Wettbewerbsumfeld Schulz-Rückert. Für ihn ist Doha deshalb hörigen, Reisen nach Deutschland waren behaupten. „Wir standen unter permanen- das bedeutendste Auslandsprojekt, wel- nur selten möglich. Auch das fremde kultu- ter Begutachtung durch Kunden und Mitbe- ches die DFS bisher verantwortet hat: relle Umfeld – in Katar ist der Islam Staats- werber“, sagt der Projektleiter. Änderun- „Wir haben bewiesen, dass wir uns unter religion und die Scharia die Hauptquelle gen an Terminvorgaben oder vertraglichen internationalen Wettbewerbsbedingungen der Gesetzgebung – war eine Herausfor- Leistungen durch den Auftraggeber waren behaupten können.“ derung: So gab es beispielsweise während keine Seltenheit. Darauf galt es ebenso des Fastenmonats Ramadan tagsüber zu reagieren wie die geforderten Projekt keine Möglichkeit zum Essen und Trinken, ergebnisse zu liefern. Zudem musste sich Holger Matthies da im Ramadan die Einnahme von Mahlzeiten zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang verboten ist. Dies war nur zwischendurch in geschlossenen Räumen möglich, wenn die Expats unbeobachtet und unter sich waren. Um sich auf der riesigen Baustelle mit dem Auto bewegen zu können, mussten Schulz-Rückert und Manzel zudem spezielle Qualifikationen nachweisen und einen Baustellen-Führerschein erwerben. „Dafür mussten wir sogar eine richtige Führerscheinprüfung ablegen“, sagt Manzel. Für den 28-Jährigen war der Einsatz in Doha das erste große Projekt nach Abschluss seines Masterstudiums und es war gleich ein Sprung ins kalte Wasser: ORAT-Projekt-Team (von links nach rechts): Philip Dalmeijer, Cherry de Costa, Detlef Schulz-Rückert, Franz Sammueller, Okan Byram, George Szilagyi, Moritz Manzel, Dr. Gunther Heidelmeyer, Maria Küchler, Theo Konstantinidis, Karl-Heinz Föller und Chryssa Plytaria. Foto: ORAT-Projekt transmission 2 – 2014 13 Projekte und Produkte Türöffner für den Osten Kaum jemand in den westlichen Flugsicherungsorganisationen verfügt über so exzellente Kontakte nach Osteuropa wie Walter Linke. Davon profitiert die DFS auch bei ihrem preisfinanzierten Geschäft. W enn Walter Linke dienstlich in Russlanddeutsche wurde im sibirischen den Ländern der ehemaligen Kisseljowsk geboren und wuchs in der Sowjetunion unterwegs ist, Sowjetunion auf. Anfang der 1980er Eurasia Coordination Council begegnet er oft alten Bekannten. Manch- Jahre absolvierte er an der Akademie mal sogar dann, wenn er es nicht erwartet. des damaligen Leningrads, das heute Die Eurasia ist eine seit 1999 beste- Wie im Frühjahr 2012, als er gemeinsam wieder St. Petersburg heißt, eine Ausbil- mit dem heutigen EUROCONTROL-Gene- dung zum Fluglotsen und arbeitete danach raldirektor Frank Brenner, damals noch in zwei Jahre als Controller im fernöstlichen Diensten der DFS, die armenische Flug- Magadan am Ochotskischen Meer. Als sicherung ARMAT in Jerewan besuchte. die Sowjetunion Anfang der 90er Jahre Während der Gespräche mit den ARMAT- zerbrach und aus den einstigen Teilre- Managern bemerkte er, dass ihn der Direk- publiken eigenständige Staaten wurden, tor der armenischen Flugsicherung ein- machten etliche von Linkes ehemaligen Seit 2006 ist er bei der DFS, wo er im dringlich und fragend musterte. Es stellte Kommilitonen in den neuen nationalen Bereich Unternehmensentwicklung und sich heraus, dass der Mann ein ehemaliger Flugsicherungen Karriere und stiegen dort Internationale Angelegenheiten arbeitet. Kommilitone von Linke war. bis in hohe und höchste Führungspositio- Er ist die Schnittstelle zwischen potenziel- nen auf. Für den einstigen Lotsen waren len Kunden in Osteuropa und den Mitarbei- hende Kooperation der Mitglieds staaten Aserbaidschan, Russland, Weißrussland, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan und der Ukraine. Assoziierte Partner sind Armenien und Moldawien. Walter Linke ist ein Türöffner. Für die dies ideale Voraussetzungen für das Knüp- tern des Bereichs Aeronautical Solutions. DFS öffnet er Türen nach Osten, in die fen von Kontakten in seiner neuen Rolle: „Ich ermittle durch meine Kontakte den Flugsicherungswelt der einstigen GUS- 1995 war er in die Bundesrepublik über- Bedarf und vermittle dann zwischen den Staaten. Sein Kapital sind seine Kontakte gesiedelt, hatte in Reutlingen Exportwirt- Kunden, dem Bereich AS und den Fachab- in dieser Region, die unter westeuropäi- schaft studiert und war anschließend erst teilungen.“ schen Flugsicherungen einmalig sein dürf- bei Siemens und dann bei Thales als Sales ten. Das hat seinen Grund: Der 55-jährige Manager für Osteuropa tätig. Mit ihren Kontakten nach Osteuropa nimmt die DFS eine Vorreiterrolle ein. Als einzige westeuropäische Flugsicherung besitzt sie einen offiziellen Status als permanenter Beobachter der Eurasia-Gruppe und nimmt regelmäßig an den Treffen des Eurasia Coordination Council teil. Die DFS hat mehrere PHOENIX-Systeme nach Aserbaidschan und Kasachstan geliefert und rüstet unter anderem die kasachischen Flughäfen in Astana, Almaty und Aktobe mit dem System aus. Ebenso haben DFSSpezialisten ein Betriebskonzept für den Flughafen Tolmachevo in Nowosibirsk, den fünftgrößten Flughafen Russlands, entwickelt (siehe Beitrag auf Seite 15). Walter Linke, Osteuropa-Experte der DFS (links), neben dem französischen ICAOVertreter Elkhan Nahmadov auf einer internationalen Konferenz in Hamburg. Foto: H. Matthies 14 transmission 2 – 2014 Holger Matthies Im Einsatz hinter dem Ural DFS-Spezialisten haben für den Flughafen Tolmachevo von Nowosibirsk eine neue Luftraumstruktur entwickelt, die den Koordinationsaufwand reduziert und den Flugzeugen hilft, Sprit zu sparen. C und Abflugbereich.“ Die DFS-ler entwickelten eine Lösung für einen „Mischbetrieb“ von herkömmlichen und satellitengestützten An- und Abflugverfahren, dazu entzerrten sie die Ein- und Ausflugstrecken des Approach-Luftraums, wodurch sich der Koordinationsaufwand verringerte. Anfang 2013 präsentierten die Deutschen ihre Ideen in Nowosibirsk und stießen auf positive Resonanz. Mit den neuen Verfahren wird die Flugzeit reduziert, dafür nimmt man längere Rollzeiten zum Terminal in Kauf. Den Hauptanteil am Verkehr arsten Wiltschko ist in 22 Jah- sicherung hatte DFS-Kontaktmann Walter in Tolmachevo machen Flüge aus Moskau ren bei der Flugsicherung viel Linke hergestellt (siehe Beitrag Seite 14). aus, die aus Richtung Norden kommen herumgekommen. Er war Lotse und vorher meist auf der Bahn 07/25 lan- auf dem Tower des Regionalflughafens Der Flughafen Tolmachevo von Nowosi- deten. Diese Anflüge landen mit den neuen Westerland auf Sylt, hat für die Anflug- birsk ist der fünftgrößte Airport Russlands Verfahren nun auf der Bahn 16. Sie haben kontrolle Frankfurt Anfragen zum Thema und der größte russische HUB-Flughafen jetzt eine längere Rollzeit zum Terminal, Fluglärm bearbeitet, gehörte zwei Jahre östlich des Urals. Er bestand ursprünglich dafür aber vier bis sechs Minuten weni- lang zum Aufbaustab des neuen Bun- nur aus der in Ost-West-Richtung angeleg- ger Flugzeit. Die Abflüge starten nun auf desaufsichtsamtes für Flugsicherung, ten Start- und Landebahn 07/25, auf deren der Bahn 07/25, sie haben dadurch eine machte Station bei der DFS-Tochter The Südseite sich die Terminalgebäude befin- kürzere Rollzeit und eine um ein bis drei Tower Company und beriet die brasiliani- den. Eine zweite, im rechten Winkel zur Minuten längere Flugzeit. Betrachtet man sche Flugsicherung bei der Nutzung des älteren Bahn in Nord-Süd-Richtung ange- An- und Abflüge zusammen, verringert DFS-Arrival-Managers AMAN. Seinen unge- legte Piste 16/34, ging im September sich die Flugzeit insgesamt. „Eine Boeing wöhnlichsten Einsatz aber erlebte er öst- 2010 in Betrieb. „Die Bahn ist sinnvoll, 747 verbraucht für eine Minute Rollzeit am lich des Urals in Nowosibirsk. weil der Wind dort vorwiegend aus Süd Boden 45 Kilogramm Sprit, pro Minute oder Nord weht“, sagt Wiltschko. „Auf Flugzeit dagegen 150 Kilogramm“, sagt Als der Verfahrenssachbearbeiter des der in Ost-West-Richtung verlaufenden Carsten Wiltschko. „Mit unserer Lösung Bereichs Aeronautical Solutions im Sep- älteren Piste gab es zu viele Seitenwind sparen die Airlines Sprit und Kosten.“ Die tember 2012 erstmals in der größten landungen.“ neuen An- und Abflugstrecken sollen im Stadt Sibiriens aus dem Flugzeug stieg, April 2015 ans Netz gehen. zeigte das Thermometer 42 Grad Celsius Die DFS-Spezialisten prüften, ob es unter Null an. „Unser russischer Kontakt- möglich ist, für Tolmachevo satellitenge- mann musste erstmal warme Jacken für stützte An- und Abflugverfahren einzufüh- uns besorgen, damit wir es dort aushal- ren. „80 Prozent der Luftfahrzeuge, die ten konnten“, erinnert sich Wiltschko. dort verkehren, sind dazu in der Lage“, Nach Sibirien geführt hatte ihn und seine sagt Wiltschko, der anfangs eine ganze Kollegen der Auftrag, für den Flughafen Woche lang Flugpläne studierte und aus- Tolmachevo ein Betriebskonzept mit den wertete. „Eine Besonderheit war der dazugehörigen An- und Abflugverfahren zu große Koordinationsaufwand auf Grund entwickeln. Das russische Interesse kam des gegenläufigen Vertikalverkehrs im An- Holger Matthies nicht von ungefähr – das flugsicherungstechnische Know-how der DFS genießt in der internationalen Luftfahrt einen hervorragenden Ruf. Die Kontakte zu den Flughafenmanagern und zur russischen Flug- transmission 2 – 2014 15 Projekte und Produkte PHOENIX besteht WM-Test B ei der Fußball-WM hat sich deut- Weltmeister-Titel. Ganz klar: Die Schuss- DFS entwickeltes System dazu beigetra- sche Technik auf ganzer Linie technik von Mario Götze zum Siegtreffer gen, den Flugverkehr ein ganzes Stück durchgesetzt. In den Stadien in der Verlängerung war weltmeisterlich. sicherer zu machen. von Porto Alegre, Belo Horizonte oder Doch perfekte Technik „Made in Germany“ Rio de Janeiro beeindruckte das Team um war auch jenseits des Estádio do Mara- Bundestrainer Jogi Löw durch Kampfgeist, canã im Einsatz. Und zwar, anders als Tempo und Spielfreude – und sicherte die Nationalmannschaft und ihre feiern- Deutschland mit dem hart erkämpften den Fans, geräuschlos im Hintergrund. Flugzeuge spielen in dem Land, der fast Finalsieg gegen Argentinien den vierten Am Himmel über Brasilien hat ein von der die Hälfte des südamerikanischen Kon- 16 transmission 2 – 2014 Flugzeug statt Auto Für die Fußball-WM hat die brasilianische Flugsicherung ein von der DFS entwickeltes System eingeführt, das den Lotsen einen besseren Überblick über die Luftlage verschafft. Auch anderswo auf der Welt ist „PHOENIX“ bereits im Einsatz. Eine Erfolgs geschichte. tinents einnimmt, eine besondere Rolle. verteilt lagen, waren Spieler, Trainer, Offi- Bei der Kontrolle des riesigen Areals Denn die Entfernungen sind riesig: Mit zielle, Fans und Journalisten deshalb vor – neben den 8,5 Millionen Quadratkilome- einer Fläche von 8,5 Millionen Quadratki- allem auf das Flugzeug als Verkehrsmit- tern Landfläche überwacht die brasiliani- lometern ist Brasilien fast so groß wie die tel angewiesen. Nach Angaben der zivilen sche Flugsicherung DECEA auch noch ein Vereinigten Staaten von Amerika. Während Luftfahrtbehörde des Landes waren zwi- 13,5 Millionen Quadratkilometer umfas- das US-Straßennetz 4,3 Millionen Kilome- schen der Eröffnungsfeier und dem WM- sendes Seegebiet – konnten die Lotsen ter umfasst, gibt es in Brasilien aber nur Finale am 15. Juli insgesamt fast 18 Mil- auf sehr viel verlässlichere Daten zugrei- gut 200.000 Kilometer befestigte Wege. lionen Flugpassagiere im brasilianischen fen als zuvor. Zu verdanken ist dies dem Da die WM-Spielorte über das ganze Land Luftraum unterwegs. DFS-System PHOENIX. Kernstück ist ein transmission 2 – 2014 17 Projekte und Produkte Multisensor-Tracker, der die Signale der Der Multisensor-Tracker des PHOENIX- unterschiedlichen Radaranlagen verarbei- Systems hilft, diese Fehler zu eliminieren: tet. Zusammen mit zwei weiteren Kompo- Doppelt oder falsch angezeigte Radar nenten schafft er die Voraussetzungen tracks werden beseitigt, die Genauigkeit dafür, dass den Lotsen auf ihrem Monitor wird deutlich erhöht. Nachdem sich die ein konsistentes Bild der Luftlage ange- Brasilianer in einem mehrmonatigen Test zeigt wird. von den Vorzügen von PHOENIX überzeugt hatten, folgte Ende 2009 der Vertragsabschluss. Anschließend wurde PHOENIX Warum PHOENIX? von dem brasilianischen Systemanbieter ATECH in das Flugsicherungssystem der Die Enscheidung für PHOENIX fiel, DECEA integriert. weil Brasilien wegen der Größe des Landes Probleme mit der Qualität der Radar daten hat. Um eine Radarabdeckung wie in PHOENIX Das System PHOENIX ist zur Verarbeitung und Darstellung von Radardaten in der Streckenkontrolle, in der Anflugund Towerkontrolle sowie in der Bodenlage/Rollführung einsetzbar. Kernstück des Systems ist ein leistungsstarker Tracker, der Sensor- und Positionsdaten von bis zu 50 Sensoren verarbeitet und bis zu 3.000 Flugspuren gleichzeitig speichern und verarbeiten kann. An den Arbeitsplätzen kann sowohl Weltweit im Einsatz Deutschland zu erreichen, hätte das Land die Luft- als auch die Bodenlage dargestellt werden, was insbesondere in der Towerkontrolle von Vorteil ist: Der zu den bestehenden 80 mehr als 500 Die brasilianische Flugsicherung ist zusätzliche Radaranlagen installieren müs- nicht die einzige, die von den Vorteilen sen – eine utopische Zahl. Deshalb wird des Systems überzeugt ist: Die DFS hat die maximale Reichweite einer Radaran- PHOENIX bereits an zahlreiche Kunden auf lage genutzt: Während in Deutschland eine der ganzen Welt verkauft. Bei der nieder- Radaranlage nur bis zu 150 nautische Mei- ländischen Flugsicherung LVNL beispiels- len weit reicht, muss sie in Brasilien auch weise ist PHOENIX als Fallbacksystem noch Ziele in 250 nautischen Meilen Ent- in ihrem Contingency-Center im Einsatz. fernung anzeigen. Und: Anders als hierzu- Aktuell ist die kanadische Flugsicherung PHOENIX wurde zunächst als Fallback- lande werden weite Teile des Luftraums dabei, den Multisensor-Tracker in ihre System für die DFS-Kontrollzentralen nicht von zwei oder mehr Radaranlagen, Systemlandschaft zu integrieren und in und -Tower entwickelt. In Deutschland sondern nur von einer einzigen erfasst. allen sieben Kontrollzentralen einzuset- unterstützt das System Towerlotsen an All das wirkt sich auf die Genauigkeit der zen. Zusätzlich installiert wird hier das allen internationalen und 14 regionalen Daten aus. In der Vergangenheit konnte Modul „Safety Net“, das eine Reihe von Flughäfen bei ihrer Arbeit. Außerdem es deshalb vorkommen, dass Flugziele Warnfunktionen umfasst. So macht das ist PHOENIX an 800 Arbeitsplätzen in in bestimmten Regionen plötzlich vom System die Lotsen beispielsweise dar- allen DFS-Kontrollzentralen als Fallback- Radarschirm verschwanden. Andere wur- auf aufmerksam, wenn der vorgeschrie- Lösung integriert. Mittlerweile hat die den doppelt angezeigt oder machten uner- bene Sicherheitsabstand zwischen zwei DFS die PHOENIX-Produktfamilie kon- klärliche Sprünge, wenn die Signale der Luftfahrzeugen unterschritten wird, wenn tinuierlich erweitert. So bietet sie bei- einen Radaranlage nicht mit den Informa- ein Flugzeug dem Boden oder einem Hin- spielsweise eine Komplettlösung für den tionen der nächsten übereinstimmten. dernis zu nahe kommt oder wenn es in Tower an, die unter anderem ein Modul ein Flugbeschränkungsgebiet einzudrin- mit Safety-Funktionen sowie ein Flug gen droht. datenverarbeitungssystem umfasst. Die brasilianische Flugsicherung ist nicht die einzige, die von den Vorteilen des Systems überzeugt ist. transmission lage zoomen und hat direkt die nötigen Informationen von Flugzeugen im Luftraum sowie auf dem Rollfeld im Blick. Durch seine modulare Struktur kann PHOENIX an unterschiedliche Umgebungen angepasst werden. PHOENIX wird aber nicht nur in Kon trollzentralen eingesetzt, sondern auch im gerüstet werden. Die italienische Flugsi- Tower. Zum Beispiel in Thailand, wo die cherung verfolgt die Entwicklung ebenfalls Royal Thai Air Force das System in ihren mit Interesse: Voraussichtlich im nächsten Kontrolltürmen nutzt. Auch Kasachstan Jahr wird die DFS am Flughafen M ailand/ setzt auf Technik aus Deutschland: Am Malpensa ein PHOENIX-Testsystem auf- Flughafen Almaty wird das System seit bauen, mit dem die Bodenlage an dem 2012 im Contingency-Tower genutzt, im Flughafen dargestellt werden kann. kommenden Jahr soll auch der Tower am Flughafen Taldykorgan mit PHOENIX aus- 18 Lotse kann von der Luft- in die Boden- 2 – 2014 Christopher Belz DFS-Töchter Klein gegen Groß Die deutsche Flugsicherung ist nicht nur für die Streckenkontrolle im deutschen Luftraum und für die An- und Abflüge an den 16 internationalen Flughäfen zuständig: Über ihr Tochterunternehmen „The Tower Company“ kontrolliert sie den Verkehr an zehn Regionalflughäfen – und demnächst auch in London. V erglichen mit seinen Nachbarn in Köln/Bonn oder Düsseldorf ist der Airport Dortmund nicht sehr groß. Und ein Spätstarter dazu: Erst im Jahr 1974 wurde die Graspiste durch eine Asphaltbahn ersetzt, fünf Jahre später die erste Linienflugverbindung aufgenommen. Doch Dortmund ist alles andere als ein kleiner Flughafen. Das ist stetigem Wachstum und vor allem dem Mitte des vergangenen Jahrzehnts einsetzenden Boom der Low-Cost-Carrier zu verdanken: Airlines wie Easyjet, Ryanair, Germanwings, Vueling oder Wizz Air haben für starke Zuwäsche gesorgt – und den Regionalflughafen Dortmund, gemessen an den Verkehrszahlen, in eine höhere Liga katapultiert. Mit fast 20.000 Starts und Landungen und mehr als zwei Millionen Passagieren im Jahr 2013 liegt er fast gleichauf mit dem internationalen Flughafen Dresden; Münster/Osnabrück, Saarbrücken und Erfurt hat er bereits überflügelt. Der Airport Dortmund war einer der ersten Kunden. Insgesamt 16 internationale Flughäfen gibt es in Deutschland; für die Kontrolle der rund zwei Millionen Starts und Landungen pro Jahr ist die deutsche Flugsicherung verantwortlich. Doch auch an zahlreichen Regionalflughäfen sorgt die DFS für Flughafen London-Gatwick. Sicherheit – und zwar durch ihre Tochter transmission 2 – 2014 19 DFS-Töchter „The Tower Company“ (TTC). Der Flugha zeln beliehenen Lotsen unter Fachaufsicht fen Dortmund war einer der ersten Kun- der DFS, sondern nur noch von zertifizier- Flughafen Dortmund (seit 1. Mai 2006) den. Heute kümmert sich das vor neun ten Unternehmen angeboten werden darf. Jahren gegründete Unternehmen an ins- In diesem Zusammenhang entschied der Flughafen Niederrhein-Weeze (seit 1.Juli 2006) gesamt zehn regionalen Airports um die Gesetzgeber in Deutschland, den Markt zu Kontrolle des Flugverkehrs. öffnen: Jeder zertifizierte Flugsicherungs- Die Kunden der TTC Flughafen Leipzig-Altenburg (seit 1.Juli 2006) Flughafen Frankfurt-Hahn (seit 22. Juni 2007) Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden (seit 22. Juni 2007) Provider in Europa konnte sich nun um die Auslöser für diesen Wechsel in der Flugverkehrskontrolle an Regionalflughä- Flugsicherungslandschaft war eine EU-Ver- fen bewerben. Um den regionalen Airports ordnung, die im Jahr 2006 in Kraft trat. ein Produkt anbieten zu können, das auf Sie legte fest, dass die Flugsicherung an ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist, ent- regionalen Flughäfen nicht mehr von ein- Flughafen Magdeburg/Cochstedt (seit 1. Juli 2010) Ka rlsru he Dortm und Flughafen Memmingen (seit 22. Juni 2007) Flughafen Mönchengladbach (seit 22. Juni 2007) Flughafen Paderborn-Lippstadt (seit 22. Juni 2007) Flughafen Lahr (seit Oktober 2013) N ied err hein N ied err o Pad erb hein rn Ha h n Paderborn 20 transmission 2 – 2014 schied sich die DFS, ein eigenständiges Unternehmen zu gründen – die TTC. Diese stand von Anfang an im Wettbewerb: Während sich einige Flughäfen dafür entschieden, sich in Eigenregie zertifizieren zu lassen und ihre eigene Flugsicherung zu betreiben, nahmen andere die Dienste der österreichischen Flugsicherung Austro Control in Anspruch. Die DFS-Tochter konnte sich gegen diese Konkurrenz behaupten: Zu den insgesamt zehn regionalen Flughäfen, für die die TTC derzeit verantwortlich ist, zählen kleine Flughäfen wie Mönchengladbach oder Lahr, aber auch die fünf größten Regional-Airports. Neben Dortmund sind dies die Flughäfen Hahn, Niederrhein, Karlsruhe und Paderborn. Gemessen an den Verkehrs- und Passagierzahlen ist die TTC Marktführer in Deutschland. Tower of London Der Flughafen London-Gatwick, der etwa 40 Kilometer südlich der britischen Hauptstadt gelegen, ist mit rund 245.000 Flugbewegungen weltweit der verkehrsreichste Flughafen mit nur einer Start- und Landebahn. Zugleich ist er Wechsel im Tower: Gatwick hat der DFS den Zuschlag erteilt. hinter dem Flughafen London/Heathrow der zweitgrößte Englands. Nach dem Willen der Betreibergesellschaft wird dort künftig eine britische Tochtergesellschaft der „The Tower Company“ die Kontrolle des Flugverkehrs übernehmen. Bei der Ausschreibung der Towerdienstleistungen hat die DFS-Gruppe im Spätsommer den Zuschlag erhalten. Damit gelingt der DFS nun im zweiten Anlauf der Einstieg in den britischen Markt. 2013 war sie bei ihrem Vorhaben, Anteile der britischen Flugsicherung NATS zu Britische Tochter startet übernehmen, nicht zum Zuge gekommen. NATS hat bislang die Tower- und CNS-Dienste in Gatwick bereitgestellt, unterlag Die Erwartung der EU-Kommission, durch eine Änderung der aber, ebenso wie die anderem Mitbewerber, dem Angebot der DFS-Gruppe. Nach Angaben des Flughafenbetreibers Gatwick Airport Ltd. spielte bei der Auswahl Spielregeln für Wettbewerb nicht nur die Höhe des Angebots eine Rolle, sondern eine Vielzahl anderer Kriterien zu sorgen, erfüllten sich – darunter das Sicherheitsniveau und die Innovationsfähigkeit der Anbieter. Hier indes nicht. Echte Konkur- habe die DFS-Gruppe mit ihrem auf dem TTC-Modell basierenden Angebot auf gan- renz zu den nationalen Flugsi- zer Linie überzeugt, heißt es in einer Erklärung. cherungsanbietern haben die meisten Staaten bislang nicht Ursprünglich war geplant, dass die britische TTC-Tochter die Towerdienste zum zugelassen. Lediglich in Spanien 1. Oktober 2015 übernimmt. Dieser Termin war allerdings nicht zu halten, da die kam es zu einer Ausschreibung unterlegene NATS gegen das Vergabeverfahren zunächst Klage eingereicht hatte. von Towerdiensten, um die sich die Ende November schließlich haben sich die Parteien außergerichtlich geeinigt. Damit TTC gemeinsam mit einem spani- steht nun dem Einstieg der TTC-Tochter in Gatwick nichts mehr im Wege: Nachdem schen Partner – allerdings vergeblich – bewarb. Dafür ist die DFS-Tochter die Unterzeichnung des Vertrags erfolgt ist, wird sie voraussichtlich im Frühjahr 2016 die Kontrolle des Flugverkehrs übernehmen. nun am Londoner Flughafen Gatwick zum Zuge gekommen: Die Eigentümer haben der TTC den Zuschlag erteilt, über ein britisches Tochterunternehmen künftig die An- und Abflüge in Gatwick zu kontrollieren. Voraussichtlich im Frühjahr 2016 wird es im Tower des zweitgrößten Londoner Airports die britische Flugsicherung NATS ablösen. Christopher Belz transmission 2 – 2014 21 DFS-Töchter Tradition mit Zukunft Alles begann mit der ersten Luftfahrtkarte der Welt. Heute zählt die Firma Eisenschmidt fast 4.000 Produkte zum Portfolio. Seit eineinhalb Jahren gehört der älteste LuftfahrtkartenFachverlag zur DFS-Gruppe. Und die DFS hat Eisenschmidt rundum modernisiert. 1909 entstand die 1928 veröffentlicht die Firma Eisen- Egelsbach, direkt am größten Flugplatz für erste Karte schmidt dann das erste Luftfahrthand- die Allgemeine Luftfahrt, und ist mit 134 für Luft- buch Deutschlands mit Anflugkarten von Jahren der älteste Luftfahrtkartenverlag schiffer. Vorgestellt wurde sie auf der Flugplätzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg der Welt. Seit Juli 2013 ist sie im Besitz Internationalen Luftschifffahrt-Ausstel- verbieten die Alliierten die Allgemeine Luft- der DFS. lung in Frankfurt, die immerhin 100 Tage fahrt in Deutschland mit der Konsequenz, dauerte. Der Erfinder, ein Oberstleutnant, dass Eisenschmidt wieder als reiner Luftfahrtkarten sind bis heute das hatte bereits einen Kommissionsverlag im Landkartenverlag in Wiesbaden geführt wichtigste Vertriebsprodukt von Eisen- Sinn, der die Karten weltweit vertreiben wird. Bis zum Jahr 1961. Dann wusste schmidt geblieben – mit dem sich aber sollte: die Firma Rudolf Eisenschmidt. die Bundesanstalt für Flugsicherung das nach wie vor Geschichte schreiben lässt. Die betrieb bereits seit 1880 ein florie- einstmals erworbene Vertriebs- und Luft- „Wir waren weltweit die ersten, die 2010 rendes Geschäft mit Landkarten in Berlin. fahrt-Knowhow zu schätzen und wählte die ICAO-Luftfahrtkarte, also die Standard- Mit dem neuen Produkt betrat sie Neuland Eisenschmidt zur Vertriebsfirma ihrer karte für VFR-Piloten, als App aufs Smart- und schrieb so Luftfahrtgeschichte. offiziellen Veröffentlichungen für Luftfah- phone gebracht haben“, sagt Jan-Eric rer. Heute sitzt die Firma im hessischen Putze, Prokurist und Leiter des operativen Geschäfts der „R. Eisenschmidt GmbH“. Damals verantwortete der 42-Jährige noch als „Sales & Distribution Manager“ den Vertrieb des Angebots für die Allgemeine und Geschäfts-Luftfahrt bei der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH. In jenen Tagen stieß er auf die eher unauffällige Chiffre-Anzeige in der Zeitung: „LuftfahrtBedarfshandel in Egelsbach abzugeben“. Zu der Zeit ließ die DFS ihre Luftfahrtpublikationen und -produkte vorübergehend von einem externen Logistikdienstleister vertreiben. Die Anzeige kam gerade recht, war die DFS doch daran interessiert, die Distribution wieder in den eigenen Konzern einzubinden. Sie versprach sich davon eine bessere Steuerungsmöglichkeit des Geschäfts. Und so kaufte sie Eisenschmidt und gliederte das Tradi tionsunternehmen in ihre Tochtergesellschaft DFS International Business Services GmbH ein. Putze leitet es gemeinsam mit dem neuen Geschäftsführer Achim Eckermann, langjähriger kaufmännischer Leiter im DFS-Geschäftsbereich Aeronau- Jan-Eric Putze leitet das operative Geschäft bei Eisenschmidt. Er ist selbst Verkehrspilot. 22 transmission 2 – 2014 tical Solutions. besteht aus drei Bänden, 3.498 Seiten und 128 Falzkarten, und auch der VFRErgänzungsband weist noch einen beeindruckenden Umfang von 1.874 Seiten für 600 Flugplätze aus. Papier ist hier noch Trumpf und wer auf Nummer Sicher fliegen will, hat die benötigten Seiten besser zur Hand. Lediglich vier Bundesländer erkennen die elektronische Version als gleichwertig an. Alle vier Wochen erscheinende Nachträge, Ergänzungen und Informationsschreiben halten die AIPs aktuell, die Anzahl gedruckter Seiten geht in die Millionen: 2013 wurden insgesamt 1,1 Millionen IFR-Blätter gedruckt, über 4,5 Millionen Blätter gingen VFR-Piloten, Fluglehrern Verkaufsraum in Egelsbach: Mitarbeiter helfen bei der Auswahl der Produkte. und Flugschulen zu. Fotos: M. Bauer Als allzu einfach hat sich der Weg der Webshop jedem Piloten ein umfangreiches optimalen Vertriebssteuerung allerdings Sortiment von Artikeln, die er zum Flie- nicht herausgestellt. „Wir haben gewisser- gen benötigt: Flug- und Bordbücher, Navi- maßen am offenen Herzen operiert“, blickt gationsgeräte, Headsets, Pilotentaschen, Putze auf das vergangene Jahr zurück. Taschenlampen, Trainings- und Flugpla- Beide Produktportfolios mussten ange- nungssoftware, Steuerhornhalterungen passt und miteinander kombiniert, die fürs Tablet, Rettungswesten und Feuerlö- Logistik integriert, die Webshops beider scher. Kurz: Alles, was dem Gesellschafts- Unternehmen zusammengeführt und ein zweck entsprechend „der Durchführung Das Potenzial digitalisierter Informa- komplettes Warenwirtschaftssystem neu des Flugbetriebes und der Ausbildung von tion lotet aber auch ein Traditionsunter- aufgebaut werden – während das opera- Luftfahrzeugführern“ dient. Das stellen nehmen wie Eisenschmidt aus. „Luftfahrt- tive Geschäft wie die Auslieferung und der immerhin rund 4.000 einzelne Produkte karten wird es im Cockpit irgendwann nur Versand der Produkte weiterlaufen muss- sicher. noch digital geben“, ist Putze überzeugt. ten. „Schließlich sind wir der Ansprech- Wir werden das Portfolio weiter modernisieren. Und auch das Lizenzgeschäft eröffnet partner für die Allgemeine Luftfahrt in Das Brot- und Buttergeschäft macht Chancen: Herstellern von GPS-Geräten Deutschland“, sagt Putze. Und meint aber nach wie vor der Vertrieb der Pro- und Navigationssoftware stellt Eisen- damit ein Potenzial von 35.000 Piloten mit dukte aus, die nach den Richtlinien der schmidt beispielsweise digitale Daten 42.000 Lizenzen, die das Führen von Pro- International Civil Aviation Organisation zur Verfügung, Social-Media-Kanäle bie- peller- oder Ultraleicht-Flugzeugen, Ballons (ICAO) gestaltet sind – wie die Sichtflug- ten die Chance der interaktiven Kunden- oder Segelflugzeugen erlauben. karten für die Allgemeine Luftfahrt im und Kontaktpflege, und auch die beiden Maßstab 1:500.000. Oder die „Bibeln“ Bücher zum Sprechfunk werden längst als der Luftfahrt – die Luftfahrthandbücher realitätsnahe Lernsoftware mit moderner „AIP IFR“ und „AIP VFR“. Beide sind zwei- Spracherkennung angeboten. Überhaupt Die Bibeln der Luftfahrt sprachig, in Deutsch und in Englisch, abge- eröffnen sich vor allem im Ausbildungsbe- Putze ist selbst Verkehrspilot und auch fasst und enthalten alle für die Luftfahrt reich viele Chancen: „Wir werden das Port- als Fluglehrer tätig und somit über die wichtigen Bestimmungen und Informati- folio weiter modernisieren“, sagt Putze. Bedürfnisse seiner Kunden gut im Bilde. onen. Wobei die Bezeichnung „Luftfahrt- Auf der AERO 2015 sollen die Neuerun- Mit der Übernahme von Eisenschmidt soll handbuch“ reichlich untertrieben ist, weil gen dann vorgestellt werden. das preisfinanzierte Geschäft der DFS wei- es sich dabei nicht um Handbücher han- ter ausgebaut werden. Neben den offiziel- delt, die „mal eben“ zur Hand genommen len Luftfahrtinformationen bietet der neue werden können. Allein die aktuelle AIP IFR Rüdiger Mandry transmission 2 – 2014 23 Aus der DFS Optimierter Anflug spart Treibstoff Gemeinsam mit den großen deutschen Fluggesellschaften hat die DFS an drei Flughäfen optimierte Anflugprofile untersucht. Dabei ist es erstmals auf einer breiten Datenbasis gelungen, die tatsächliche Treibstoffersparnis zu beziffern. 24 transmission 2 – 2014 D urch optimierte Anflüge können Hannover) und Langen (Flughafen Frank- Fluggesellschaften ihren Treib- furt) sowie Karlsruhe beteiligt, von wo aus stoffverbrauch ohne Mehrauf- der obere Luftraum kontrolliert wird. wand spürbar reduzieren. Das ist das vorläufige Ergebnis eines Probebetriebs, den Airlines Ende 2013 gemeinsam mit der DFS im Rahmen der Arbeitsgruppe „Optimiertes Fliegen“ an den Flughäfen Wieviel Treibstoff sparen CDO? Die Auswertungen zur Treibstoffer- Bislang waren CDO nur bei wenig Verkehr möglich. sparnis, die die DFS in Zusammenarbeit mit der TU Dresden vorgenommen hat, sind einzigartig. Da die tatsächlichen Verbrauchswerte aus Daten- Hannover, Frankfurt und München gestar- Seit Beginn des Probebetriebs konnte tet haben. Die Arbeitsgruppe war gegrün- der Anteil der CDO-Anflüge auf ausgewähl- dürfen, musste man bislang auf Werte det worden, um mit den Fluggesellschaf- ten Routen bei allen drei Flughäfen um das aus dem Flugsimulator zurückgreifen. ten Air Berlin, Condor, Lufthansa, TUIfly Zwei- bis Dreifache gesteigert werden. Bis Die Ergebnisse der DFS beruhen dage- und Germania sowie dem Bundesverband Ende Juni 2014 erfüllte am Flughafen Mün- gen auf tatsächlichen Flugprofilen und der Deutschen Fluggesellschaften über chen bei Betriebsrichtung West im Schnitt einer breiten Datenbasis. Dazu wurden betriebliche Verbesserungen zu diskutie- jeder dritte Anflug die CDO-Kriterien, bei diejenigen Anflüge, die die CDO-Krite- ren. Auf Wunsch der Airlines konzentrier- Betriebsrichtung Ost lag der Anteil bei rien erfüllen, von den übrigen Profi- ten sich die Beteiligten im ersten Schritt zwölf Prozent. Am Frankfurter Flughafen len getrennt. Mit Hilfe eines von der auf die Sinkprofile im Landeanflug. wurde bei Anflügen über den bei Stuttgart TU Dresden entwickelten und mittels gelegenen Wegpunkt NELLI ein CDO-Anteil realer Daten validierten Modells wurde Um schnell zu Ergebnissen zu kom- von knapp 14 Prozent erreicht. Bei einer dann der Treibstoffverbrauch ermittelt. men, blieben die Anflugverfahren zunächst alternativen Route, die über den Wegpunkt unverändert. Piloten wie Lotsen wur- ASPAT im Schwarzwald führt, ist CDO den für den Probebetrieb aber intensiv bereits etabliert. Hier weisen im Schnitt men angeboten werden. Nach den positi- gebrieft: Sie wurden aufgerufen, so oft 44 Prozent alle Anflüge ein optimiertes ven Erfahrungen aus München wurde die wie möglich einen spritsparenden Anflug Sinkprofil auf. Und am Flughafen Hanno- Idee auch für den Frankfurter Flughafen nachzufragen beziehungsweise diesen ver waren es 20 Prozent CDO-Anflüge. übernommen: Nach ersten Simulationen anzubieten. Ziel ist es, dass die Flug- schutzgründen nicht verwendet werden will die DFS im Laufe des nächsten Jah- zeuge möglichst lange in der Reiseflug- Bei komplexem Lufträumen und hohem höhe bleiben, wo sie am wenigsten Treib- Verkehrsaufkommen stießen CDO bislang stoff verbrauchen, und von dort direkt in an ihre Grenzen. Müssen anfliegende Flug- den kontinuierlichen Sinkflug übergehen. zeuge dicht hintereinander gestaffelt oder Die optimierten Profile bedeuten für die So werden Levelflight-Segmente reduziert: An- und Abflüge auf sich kreuzenden Rou- Fluggesellschaften ein erhebliches Spar- Die Leistung der Triebwerke ist optimal, ten koordiniert werden, ist ein kontinuier- potenzial. Durch einen möglichst späten der Verbrauch gering. Die Internationale liches Sinken in der Regel nicht möglich. und dann kontinuierlichen Sinkflug kann Zivilluftfahrtorganisation ICAO fasst dies Wegen unterschiedlicher Sinkeigenschaf- eine Airline über 100 Kilogramm Kerosin unter dem Begriff „Continuous Descent ten der verschiedenen Flugzeugtypen pro Flug sparen. Durch die Vielzahl der Operations“, kurz CDO, zusammen. wäre nicht mehr gewährleistet, dass an- Flüge kommen stattliche Mengen zusam- und abfliegende Flugzeuge ausreichenden men: Innerhalb nur eines Monats wurden Sicherheitsabstand zueinander haben. durch den CDO-Probebetrieb an den Flug- Begonnen haben die CDO-Tests in München. Dort fand der Probebetrieb zunächst res in einem Probebetrieb Erfahrungen mit dem Verfahren sammeln. häfen München, Hannover und Frankfurt in Kooperation zwischen der Deutschen Um CDO häufiger anbieten zu können, Lufthansa (LH) und der dortigen DFS-Nie- hat die DFS – zunächst in München – einen mehr als 20 Tonnen Treibstoff eingespart. derlassung statt: Zu Beginn war nur die neuen Ansatz erprobt. Entlang der Anflug- Aufgrund der positiven Ergebnisse A320-Familie einbezogen, später kamen routen wurden Höhenfenster eingerichtet, wurde der Probebetrieb in Frankfurt und die LH-Langstrecke, die LH-CityLine sowie zwischen denen das Flugzeug seine Höhe München bis auf weiteres verlängert. die Flotte von Air Berlin hinzu. Anschlie- frei wählen kann. Diese seitliche Begren- Am Flughafen Hannover wurde der Test ßend wurde der Probebetrieb auf alle vier zung macht den CDO für den Lotsen plan- bereits abgeschlossen und das Verfahren Kontrollzentralen der DFS und weitere Air- bar. Durch das neue Verfahren können in die betriebliche Praxis überführt. lines ausgeweitet. Neben München waren CDO nicht mehr nur bei niedrigem, son- die Niederlassungen Bremen (Flughafen dern auch bei mittlerem Verkehrsaufkom- Christopher Belz transmission 2 – 2014 25 Aus der DFS Tage des Donners Die häufigen Gewitter in diesem Sommer stellten an Controller und technisches Personal besondere Anforderungen. Beim Kampf an der Wetterfront war vor allem taktisches Gespür gefragt. Blitzeinschlag neben dem Mast des Gleitwegs enders am Flughafen Frankfurt/Main. Foto: Fraport AG W as das Sommerwetter in musste der DWD im Verlauf der drei Som- können dann nicht mehr agieren, sondern diesem Jahr angeht, steht mermonate amtliche Unwetterwarnungen nur noch auf die Wünsche der Piloten für Martin Thomys fest: „So herausgeben. reagieren“, sagt Martin Thomys. schlimm wie in diesem Sommer war es schon lange nicht mehr“, sagt der Flug- Die Arbeit des operativen Personals Die Piloten im Cockpit sehen auf ihrem lotse, der zugleich Supervisor im Lan- wurde vor allem durch die häufigen Gewit- Wetterradar eine etwas andere Darstel- gener Südkreis ist. Seine Einschätzung terlagen im Juli und August erschwert. lung der Gewitterfront als die Controller wird von den Fakten gedeckt: „Häufige Das zeigt sich im Anstieg des durch Wet- auf ihren Monitoren. Entsprechend dieser Tiefdruckgebiete, die Regen, zahlreiche ter verursachten Delays in der Nieder- Anzeige treffen die Piloten eine Entschei- schwere Gewitter und häufig ungewöhn- lassung Mitte im Vergleich zum Juli und dung, ob und wie sie die Front umfliegen lich heftige Starkniederschläge brachten“ August des Vorjahres (siehe Grafik). Zieht oder ob sie eher versuchen, durch eine bilanzierte der Deutsche Wetterdienst eine Gewitterfront durch einen kontrollier- Lücke zu schlüpfen. Ihre Wünsche teilen (DWD) für die Monate Juni, Juli und August ten Luftraum, ist es für die Lotsen nicht sie über Sprechfunk den Controllern mit. nach Auswertung der Ergebnisse seiner mehr möglich, im Voraus zu planen und Deren Anspruch formuliert Thomys‘ Kol- rund 2000 Messstationen. An 43 Tagen den Verkehr geordnet abzuarbeiten. „Wir lege Martin Reichert, Supervisor im Lange- 26 transmission 2 – 2014 ner Südkreis: „Wir machen alles möglich, was der Pilot will.“ Die Kommunikation zwi- Vergleich Wetter-Delay Sommer 2013 und 2014 schen Lotsen und Piloten verläuft in einer malen Umständen. Weil der Lotse mehr Juli 2014 107.232 Minuten Zeit für jeden einzelnen Flieger aufwendet, sinkt die Zahl der Flugzeuge, die er innerhalb einer bestimmten Zeitspanne kontrollieren kann, und damit auch die Kapazität des Sektors. August 2013 16.320 Minuten August 2014 50.258 Minuten Besonders gravierend auf den Verkehrsfluss wirken sich Gewitterfronten Quelle: NETWORK MANAGEMENT/BRÜSSEL Juli 2013 28.275 Minuten solchen Situation intensiver als unter nor- im dicht beflogenen Luftraum der An- und Abflugkontrolle aus. Will man an Flughäfen ger starr und lässt uns mehrere Optionen schlag ausgefallen“, sagt Hallein, Team- wie Frankfurt, Düsseldorf oder Stuttgart offen, erfordert aber einen größeren Auf- leiter Navigation der Niederlassung Mitte. angesichts zu erwartender Gewitter Staus wand in der operativen Arbeit“, ergänzt Insgesamt betreut sein Team Strecken am Himmel vermeiden, kann man bereits Martin Reichert. navigationsanlagen an 27 Standorten, im Voraus durch Verkehrsflussregelung hinzu kommen die ILS-Anlagen der Flug- die Kapazität der Sektoren von der CFMU häfen Frankfurt und Saarbrücken sowie in Brüssel begrenzen lassen. Das schafft Blitz schlägt häufiger ein Planungssicherheit, kostet aber Kapa- unterstützend in Frankfurt Hahn und Karlsruhe-Baden. zität. Die Niederlassung Mitte hat sich Wie umsichtig die Langener Cont- für folgenden Weg entschieden: „Wir ent- roller trotz schwieriger Bedingungen Trifft die Meldung ein, dass eine Navi- scheiden bei Gewitter nicht prätaktisch, agiert haben, belegt die E-Mail, mit der gationsanlage ausgefallen ist, fährt ein sondern sehr stark sich Susanne Louis bei den „DFS-Kolle- Kollege aus dem Team schnellstmöglich taktisch und gen“ für deren „herausragende Leistung“ zu der betroffenen Anlage, checkt, was in enger und bedankte. Die Lufthansa-Pilotin geriet am dort defekt ist, baut die defekten Baugrup- permanenter 3. August mit ihrer MD-11 beim Anflug pen aus, beschafft im Zentrallager Ersatz- A bstimmung auf Frankfurt in ein Gebiet mit mehre- teile und montiert sie. mit dem DWD“, ren Gewitterzellen, durch die sie von den sagt Thomys. Approach-Lotsen sicher hindurchgeführt Welche Folgen ein Blitzeinschlag hat, „Tak tisches wurde. „Speziell vor dem Vectoring des zeigt Norbert Hallein am Teilstück eines Agieren ist Lotsen auf der Director-Frequenz ziehe ich Hochfrequenzkabels, das aus einer DFS- den Hut“, heißt es in ihrer Mail. Anlage bei Köln stammt. Er zeigt ein Loch weni- in der Ummantelung, kaum größer als ein Nicht weniger engagiert hat das Team Stecknadelkopf, doch als er den Kabel- von Norbert Hallein, das für die War- mantel zurückklappt, ist dahinter alles tung und Reparatur der Navigati- verschmort und deformiert. Trotz solcher onsanlagen zuständig ist, den und ähnlicher Schäden konnte das Navi- schwierigen Wetterbedingun- gations-Team durch sein schnelles Ein- gen getrotzt: Die vermehrten greifen langwierige Ausfälle der Anlagen Blitzeinschläge durch die häu- vermeiden. Als im August das DVOR-Funk- figen Gewitter blieben ohne feuer RIED durch einen Blitzschlag ausfiel, größere Auswirkungen auf musste dank des Einsatzes der Naviga- den operativen Betrieb: „Im ver- tions-Spezialisten kein einziger Flieger in gangenen Jahr hatten wir kaum Frankfurt am Boden bleiben. Ausfälle, in diesem Jahr aber sind häufiger Anlagen aufgrund von Blitz- Norbert Hallein, Teamleiter Navigation der Niederlassung Mitte. Foto: H. Matthies Holger Matthies transmission 2 – 2014 27 Partner im Portrait Die Wetterberater Schnee, Nebel oder Sturm: Piloten müssen wissen, welches Wetter sie erwartet. Die Luftfahrtberatungszentralen des Deutschen Wetterdienstes sind wichtige Partner für die Flug sicherung, Airlines und Flughäfen. Ein Besuch bei den Meteorologen am Flughafen Frankfurt. Besprechung der Wetterlage: Die Wetterberater Patrick Quente (links) und Markus Winkler mit ihrer Chefin Sabine Bork. H eute ist kein gutes Wetter zum Markus Winkler ist einer von 19 hersage am Flughafen Frankfurt zustän- Fliegen. Markus Winkler blickt Wetterberatern, die in der Luftfahrtbera- dig, sondern auch für die Airports Saar- auf die Wetterkarte auf seinem tungszentrale Mitte des Deutschen Wet- brücken und Stuttgart sowie mehrere Bildschirm. Ein großes Gebiet im deutsch- terdienstes (DWD) arbeiten. Ihre Büros Regionalflugplätze, darunter Hahn und französischen Grenzgebiet ist rot einge- liegen im Frankfurter Airport Center 2. Karlsruhe-Baden. Außerdem ist Frankfurt färbt, weil dort Turbulenzen drohen. Über Wenn die Berater von ihren Bildschirmen ein Meteorological Watch Office mit über- dem süddeutschen Raum erstreckt sich im Betriebsraum aufblicken, schauen sie geordneten Aufgaben. Das heißt, von hier ein großes rotes Rechteck, das vor Ver- direkt auf die Süd- und die Centerbahn werden auch Vorhersagen und Warnungen eisung warnt. Gerade hat ein Supervi- des Flughafens. Die Luftfahrtberatungs- für den Luftraum herausgegeben. Weitere sor der DFS-Niederlassung Karlsruhe bei zentrale ist an sieben Tagen der Woche Meteorological Watch Offices sind in Mün- dem Diplom-Meteorologen angerufen und 24 Stunden besetzt. Drei Hauptaufgaben chen und Hamburg. In Berlin und Essen berichtet, dass Piloten Turbulenzen in der werden von dort erledigt: Die Mitarbeiter dagegen kümmern sich die Luftfahrtbe- Umgebung von Magdeburg melden. Mar- des Deutschen Wetterdienstes erstellen ratungszentralen allein um das Wetter an kus Winkler schreibt ein weiteres SIGMET, Wettervorhersagen, warnen vor signifi- den umliegenden Flughäfen. eine Warnung über signifikante meteorolo- kanten Wettererscheinungen und beraten gische Erscheinungen. Jetzt wird auf dem die DFS, Flughäfen, Airlines, Polizei- und Bildschirm auch das Gebiet in Sachsen- Rettungsdienste sowie Privatpiloten. Problemfall Nordwind Anhalt rot. Und die Piloten wissen, dass sie dort besser die Anschnall zeichen anschalten. 28 transmission 2 – 2014 Geleitet wird die Zentrale in Frankfurt Markus Winkler muss sich konzentrie- von Sabine Bork. Die Wetterberaterin und ren. Eine große Schlechtwetterfront mit ihr Team sind nicht nur für die Wettervor- Starkregen und Gewittern kommt auf Frankfurt zu. „Den Rhein-Main-Airport wird windkomponente der Startbahn legen. – Trendvorhersagen für die folgenden es heute Nachmittag zur Hauptverkehrs- Weht der Wind aus Norden zu heftig, kann zwei Stunden. Generelle Vorhersagen zeit treffen“, sagt Markus Winkler. Für ihn dort kein Flugzeug abheben. gelten 30 Stunden im Voraus. „Wenn ein und seine Kollegen wird das stressig werden. „Bei solchen Wetterlagen häufen sich natürlich die Kundenanrufe“, sagt Sabine Pilot in Singapur wegfliegt, weiß er also Neueste Rechenmodelle Bork. Alle wollen wissen, was sie zu erwarten haben. Ob sie fliegen werden können oder nicht. schon, welches Wetter ihn zwölf Stunden später in Frankfurt erwarten wird“, sagt Sabine Bork. Für das exakte Wetter am Den Wetterberatern am Frankfurter Zielort nutzen die Piloten die METARs, die Flughafen steht für ihre Arbeit modernste die Flugwetterberatung der DFS zur Ver Technologie zur Verfügung. „Wir nutzen fügung stellt und die von der Flugsiche- Im Sommer sind es hauptsächlich Wettersatelliten, ausgeklügelte Rechenmo- rung ausgesendet werden. Diese Informa- Gewitter, die Probleme machen. Beson- delle und sehr schnelle Computer“, sagt tionen holen die Flugzeugführer vor der ders schwierig wird es, wenn die Gewitter- Sabine Bork. „Damit können viele unter- Landung ein. zellen in eine allgemeine starke Bewölkung schiedliche Ausgangssituationen in eine eingebettet sind und die Piloten auf ihrem Wahrscheinlichkeitsrechnung einfließen.“ Wetterradar an Bord deshalb nicht mehr Als die Leiterin der Beratungszentrale vor erkennen, welche Wolke sie durchfliegen rund 30 Jahren diesen Beruf ergriff, war können und welche nicht. Embedded Thun- alles noch anders. „Damals haben wir mit derstorms nennen die Luftfahrtmeteorolo- unserem meteorologischen Fachwissen gen dieses Phänomen. „Einzelne Gewitter- die Daten der Messstationen gedeutet zellen sind dagegen harmlos, die können und anhand dessen Vorhersagen und Pro- die Piloten leicht selbst entdecken und gnosen erstellt – ganz ohne Computer.“ ihnen nach Rücksprache mit der DFS ausweichen“, sagt Sabine Bork. Im Winter ist es hauptsächlich gefrierender Regen oder viel matschiger Schnee, der Probleme verursacht. „In Nordeuropa gibt es zwar viel mehr Schnee als bei uns, doch dort ist er wegen der Kälte meist sehr trocken und damit leichter zu räumen. Bei uns ist Schneefall bei Temperaturen um die null Grad ein besonderes Problem“, sagt Sabine Bork. Wenn Wenn ein Pilot in Singapur wegfliegt, weiß er, welches Wetter ihn Wetterberaterin Sabine Bork. Fotos: Melanie Bauer zwölf Stunden später in Frankfurt erwarten wird Markus Winkler kümmert sich jetzt erst einmal um seine SIGMETs. Er muss alle das Winterwetter verrückt spielt, zieht ein auf Aktualität überprüfen. Die Turbulen- Wetterdienst-Mitarbeiter auf den Tower zen über Magdeburg werden die Piloten der Vorfeldlotsen, um direkt am Ort des Die Wetterstationen an den Flughä- wohl über seine Schicht hinaus begleiten. Geschehens beratend für die Winterdienst fen sind auch heute noch eine wichtige Er informiert seine Ablösung über deren einsatzleitung tätig zu sein. Informationsquelle für die Meteorolo- Zeitablauf. Inzwischen sind die Wolken am gen. Besonders relevant sind Luftdruck, Flughafen bedrohlich dunkel geworden. Kein gutes Wetter zum Fliegen. Obwohl Frankfurt ansonsten von größe- Windstärke und -richtung sowie Sichtwei- ren meteorologischen Herausforderungen ten. Dazu gibt es neben den technischen verschont wird, wie diese beispielsweise Messstationen auch noch einen Wetter- an Flughäfen im Gebirge oder an Steilküs- beobachter. Diese Mitarbeiter des Deut- ten vorkommen, gibt es doch eine Beson- schen Wetterdienstes haben ihr Büro in derheit: die Startbahn West – die einzige einem Gebäude unmittelbar an der Cen- Bahn am Airport, deren Betriebsrichtung terbahn. Anhand ihrer Beobachtungen und nicht geändert werden kann. Die Luftfahrt- der Messwerte sowie den Vorhersagen beratungszentrale Mitte muss deshalb ein der DWD-Zentrale in Offenbach erstellen besonderes Augenmerk auf die Rücken- die Mitarbeiter für den Flughafen METARs Sandra Ciupka transmission 2 – 2014 29 DFS intern Indien kauft DFS-System Ende Juli hat der brasilianische Systemhersteller Atech die Ausschreibung der Airports Authority of India (AAI) für ein Verkehrsflusssteuerungssystem gewonnen. Atech vertreibt das System „SkyFlow“ gemeinsam mit der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH weltweit. Das System soll innerhalb der nächsten zweieinhalb Jahre implementiert werden. dem indischen Systemhersteller Three D fristige strategische Planung der Verkehrs- Integrated Solutions zusammen. flüsse für Linienflüge sowie die kurzfristige Die DFS bringt ihre langjährige Erfahrung Steuerung des tagesaktuellen Verkehrs. in der Verkehrsflusssteuerung in das Pro- SkyFlow ist ein System zur Verkehrs- So erhalten die unterschiedlichen Interes- jekt ein und wird Atech bei der Erstellung flusssteuerung und integriert Flugplan- sensgruppen ein einheitliches Bild der Ver- des Sicherheitsnachweises, der operati- informationen von Fluggesellschaften, kehrssituation, was zu einem verminderten ven Trainingspläne und der Zertifizierung Flughäfen und Flugsicherungen sowie Wet- Treibstoffverbrauch und pünktlichen Flug- des Systems unterstützen. Für die Imple- terinformationen in einer Datenbank. Das verlauf beiträgt. mentierung arbeitet Atech außerdem mit System erlaubt insbesondere die längerred DFS passt Gebühren an Trotz deutlich gestiegener Finanzierungskosten für die betriebliche Altersversorgung wird die DFS die Flugsicherungsgebühr 2015 erheblich geringer anheben als zunächst geplant. Die DFS wird die An- und Abfluggebühr Ursprünglich war die DFS davon aus- samt 500 Millionen Euro aufzustocken. im nächsten Jahr um mehr als fünf Prozent gegangen, die Gebühren sowohl auf der Dieses Geld wird in Form niedriger Gebüh- senken; die Streckengebühr steigt um gut Strecke als auch für den An- und Abflug ren direkt an die Airlines weitergereicht. 14 Prozent. In dieser Erhöhung schlägt deutlich stärker anheben zu müssen. Hin- 2015 wird der Bund der DFS 50 Millionen sich vor allem das gesunkene Verkehrs- tergrund ist die derzeitige Niedrigzins- Euro überweisen, in den vier Folgejahren aufkommen nieder. In der ersten Regulie- phase. Wie viele andere Unternehmen liegt der Zuschuss bei jährlich 112,5 Milli- rungsperiode (2012 bis 2014) hatten die auch ist die DFS wegen der historisch onen Euro. Dadurch sparen die Fluggesell- Airlines noch von einer viel zu optimisti- niedrigen Zinsen gezwungen, mehr Geld schaften also durchschnittlich 100 Millio- schen Verkehrsprognose profitiert, die in für die betriebliche Altersversorgung nen Euro im Jahr. zu niedrigen Gebührensätzen resultierte. ihrer Mitarbeiter zurückzulegen, um die Die Prognose für die zweite Regulierungs- zugesagten Leistungen später erbringen Im Gegenzug hält die Bundesregierung periode (2015 bis 2019) wurde nun der zu können. Zwar hat die DFS 2013 ein trotz heftiger Kritik an der 2011 eingeführ- Realität angepasst; das macht sich in umfangreiches Effizienzprogramm gestar- ten Luftverkehrsabgabe fest. Sie bringt einer höheren Streckengebühr bemerk- tet, um ihre Kostenbasis bis zum Ende der dem Bund Einnahmen von rund einer Milli- bar. Hintergrund sind Vorgaben der EU- zweiten Regulierungsperiode um 100 Milli- arde Euro pro Jahr. Kommission, wonach seit 2012 die Flug- onen Euro zu reduzieren. Dies reicht aller- sicherungsgebühren nicht mehr von den dings nicht aus, um die zusätzlichen Las- Flugsicherungsorganisationen ten bei der betrieblichen Altersversorgung selbst, sondern von den jeweiligen nationalen auszugleichen. Aufsichtsbehörden festgelegt werden. Grundlage dafür sind Verkehrsprognosen, Nun verhindert die Bundesregierung, die jeweils zu Beginn der Regulierungspe- dass die Fluggesellschaften durch hohe rioden erstellt werden. Gebühren belastet werden. Sie hat sich bereiterklärt, das Eigenkapital der DFS in den kommenden fünf Jahren um insge- 30 transmission 2 – 2014 red DFS intern Vierter DFS-Pilotentag Der DFS-Pilotentag auf dem Campus Langen erlebte Anfang November seine vierte Auflage: Mehr als 500 Sportflieger und Privatpiloten waren der Einladung des Unternehmens gefolgt und nutzten die Gelegenheit, sich einen Tag lang über die Arbeit und die Angebote der DFS zu informieren. Impressum transmission Das Magazin der DFS Herausgeber: DFS Deutsche Flugsicherung GmbH Michael Kraft, Leiter Organisiert hatte die Veranstaltung wie die Anzahl der Sitzplätze nicht ausreichte. schon in den vergangenen Jahren die DFS- Auch die in den Konferenzräumen der Unternehmenskommunikation Abteilung Kundenbeziehungen. „Wir regis- Unternehmenszentrale angebotenen Vor- trieren bei den Privatpiloten ein großes träge waren ausnahmslos gut besucht. Dort Redaktion: Informationsbedürfnis zum Thema Flug- informierten zahlreiche Experten der einzel- sicherheit, deshalb freuen wir uns, dass nen Bereiche in Vorträgen und mit Präsen- der Tag als Plattform für den Austausch tationen über ihre Arbeit und speziell über genutzt wird und von den Privatfliegern den Sichtflugverkehr betreffende Fragen. Tel.: +49 (0)6103 707-4122 E-Mail: [email protected] Christopher Belz Tel.: +49 (0)6103 707-4121 so hervorragend angenommen wird“, sagt Abteilungsleiter Ralf Diedrich. Sandra Ciupka (verantwortlich) Themen der Vorträge waren unter anderem militärische Zuständigkeitsbereiche E-Mail: [email protected] Holger Matthies Die Organisatoren hatten auch diesmal und Aufgaben der Flugsicherung der Luft- wieder neben der Unternehmenszentrale waffe, das aeronautische Datenmanage- die Flugsicherungsakademie als Veran- ment, die Flugberatung im Internet unter staltungsort für den Pilotentag mit ein- „AIS@Internet – AIS-C-Dienstleistungen Rüdiger Mandry (Schlussredaktion) bezogen. Mit dieser Entscheidung lagen via AIS-Portal“, „VFR-Fliegen im EU- und Tel.: +49 (0)6103 707-4195 sie richtig: Vor dem großen Hörsaal hatte Schengen-Raum“, die Entwicklung von E-Mail: [email protected] der Fluginformationsdienst der DFS (FIS) Luftfahrtkarten, die Änderungen der Luft- seinen Simulator aufgebaut, der durchge- raumstruktur durch SERA, die meteorolo- hend dicht umlagert war. Besonders stark gische Rückflugplanung des DWD sowie frequentiert war der Vortrag „Awareness Sprechfunkverfahren und freigabepflich- – Erkenntnisse aus 2014“ sowie der Vor- tige Lufträume in Deutschland. trag zur „Änderung der Luftraumstruktur mit SERA“. Dort mussten etliche Besucher Tel.: +49 (0)6103 707-4124 E-Mail: [email protected] Layout und Umsetzung: bsmediengestaltung, Egelsbach www.bsmediengestaltung.de Titelbild Idee und Umsetzung – Holger Matthies stehen oder auf dem Boden sitzen, weil bsmediengestaltung Bildnachweis bsmediengestaltung S. 7, F1online S. 16-17. Shutterstock.com S. 24, 10-11 Anschrift der Redaktion: DFS Deutsche Flugsicherung GmbH Redaktion transmission Am DFS-Campus 10 63225 Langen E-Mail: [email protected] Nachdruck nur mit Genehmigung. Großes Informationsbedürfnis der Besucher: Astrid Kleinwächter vom Bereich Aeronautical Solutions an einem Stand am Pilotentag. transmission 2 – 2014 31 Der Privatflugzeugführer: Bestellen Sie jetzt die Neuauflage! Prüfungsvorbereitung & nachschlagewerk für den flugschüler, Piloten & fluglehrer! Die Neuauflage der Fachbuchreihe „Der Privatflugzeugführer“ ist eine effektive Lernhilfe für die Prüfungsvorbereitung. Die Buchserie besteht aus 9 Bänden: Luftrecht und Sprechfunk, Allgemeine Luftfahrzeugkunde, Instrumentierung, Flugvorbereitung Flugzeuge, Menschliches Leistungsvermögen, Meteorologie, Navigation, Betriebliche Verfahren und Aerodynamik Flugzeuge. +49 6103 20596 0 www.eisenschmidt.aero [email protected]