Brühe zubereiten ohne Spritzer

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Brühe zubereiten ohne Spritzer
Pflanzenschutzmittel | PFLANZENBAU 23
Brühe zubereiten
ohne Spritzer
Das neue System easyFlow soll es einfacher und ungefährlicher
machen, Spritzbrühe anzumischen. Ab Herbst 2014 soll das System
auch in der Schweiz vertrieben werden. Stephan Berger und Markus
Hochstrasser vom Strickhof haben easyFlow getestet.
M
Flow als ein einfaches System, um
den Kontakt zwischen Pflanzenschutzmittel und Mensch zu verhindern. Für Pulver kann das System
nicht verwendet werden. Gemäss
Hochstrasser sei es jedoch bei vielen
Spritzmitteln möglich, auf Flüssigmittel umzusteigen. Er geht davon
aus, dass viele Hersteller eine Flüssigformulierung entwickeln werden,
würde das System weitläufig Fuss
fassen. Noch sind nicht alle Pflanzenschutzmittelgebinde derart, dass sie
auf den Adapter passen. Alle Gebindegrössen unter einem Liter sind nicht
kompatibel. Das ideale Gebinde hat
klar ersichtliche und verfeinerte
Skalen. Ausserdem muss die Flüssigkeit gut erkennbar sein, damit sie
genau abgemessen werden kann.
Laut Hochstrasser sind geringe
Aufwandmengen nicht geeignet (zum
Beispiel 0.1 l/ha), grosse Aufwandmengen hingegen schon. Ein wichtiger Vorteil sieht Berger darin, dass
Nicht für Konzentrate
und Pulver geeignet
Das Prinzip ist einfach: Ein Adapter
kommt auf den Spritztank und ein
Adapter auf das Pf lanzenschutzmittelgebinde. Das Gebinde wird
gestürzt und die beiden Adapter
mit einem Bügelgriff verriegelt. Der
Bügelgriff wird gedreht, die Siegelfolie öffnet sich und das Pflanzenschutzmittel fliesst in den Tank.
Hochstrasser und Berger sehen easy-
Bilder: Ursina Berger-Landolt
it dem System easyFlow
können flüssige Pflanzenschutzmittel in den Spritztank oder in die Einspülschleuse
eingefüllt werden, ohne dass Mittel
und Person in Kontakt kommen.
Unkontrollierte Spritzer beim Abmessen oder Einfüllen von Hand
sind nicht mehr möglich. Das System wurde von Bayer und Agrotop
entwickelt und wird ab diesem
Herbst auch in der Schweiz vertrieben. Stephan Berger, Lehrer und Berater am Kompetenzzentrum Strickhof, hat ein Test-easyFlow auf eine
Modellspritze gebaut, um damit
Erfahrungen zu sammeln und die
Praxistauglichkeit zu prüfen. Zusammen mit Markus Hochstrasser,
Pflanzenschutzberater am Strickhof,
zeigt er mit der folgenden Bilddokumentation, wie das System angewendet wird und welche Vor- und Nachteile es hat. Das System (Tankadapter
und Gebindeadapter) kostet gut
Fr. 300.–. Jeder weitere Gebindeadapter kostet zirka Fr. 60.–.
die Gebinde gereinigt entsorgt werden können. Auch müssen keine verschmutzten Messbecher mehr ausgewaschen werden. Wichtig sei zudem,
dass die Spritze beim Befüllen waagrecht stehen muss, da sonst nicht
korrekt dosiert werden kann.
Augen und Hände
sind am stärksten gefährdet
Laut Agrotop soll es mit dem easyFlow-System einfacher werden, den
künftigen Anforderungen an Umweltschutz und Arbeitssicherheit zu
entsprechen. «Grundsätzlich ist es
gut, dass Systeme auf den Markt gebracht werden, die eine Zubereitung
der Brühe ohne aufwendigen Anwenderschutz ermöglichen», erklärt
Berger. Zwar wüssten die Landwirte,
dass die Mittel schädlich sind. Dennoch werde der Anwenderschutz
beim Zubereiten der Brühe oft vernachlässigt. Gerade bei dieser Arbeit
ist die Mittelkonzentration am höchsten und die Gefahr einer Kontamination ebenso. Insbesondere Hände
und Augen sind beim Ansetzen der
Brühe am stärksten gefährdet.
||Ursina Berger-Landolt
Die Autorin ist freie Journalistin
und lebt in Gündlikon.
Markus Hochstrasser
(links) und Stephan
Berger vom Strickhof
haben das System
easyFlow ausprobiert.
Sie schätzen dessen
Vorteile. Allerdings
funktioniert der
Adapter noch nicht
für die Gebinde aller
Hersteller.
24 PFLANZENBAU | Pflanzenschutzmittel
easyFlow ersetzt
aufwändige Ausrüstung
Bisher war es wichtig, beim Zubereiten der Pflanzenschutzmittelbrühe einen Anwenderschutz zu tragen wie
Handschuhe, Overall, Schürze, festes Schuhwerk oder
Stiefel, Gesichtsschutz, Visier, Schutzbrille, Kapuze und
Atemschutzmasken (Bild links). Mit dem System easyFlow
kann der Schutz weggelassen werden, da mit Hilfe der
Adapter die Pflanzenschutzmittel ohne Verunreinigungen
und Spritzer entnommen und dosiert werden können.
Adapter wird
mitgereinigt
Adapter passt
auf alle Geräte
Eine Spülwasserleitung wird
mit einem Dreiweghahn (Bild)
verbunden. Der Tankadapter
wird beim Reinigen der Spritze
ebenfalls sauber und muss
darum nicht entfernt werden.
easyFlow besteht aus zwei Adaptern:
Ein Adapter für den Tank (Bild) und
ein Adapter für das Gebinde. Der
Tankadapter wird an der Spritze oder
an der Einspül­schleuse angebracht.
Laut Agrotop ist easyFlow auf alle
Gerätetanks und Einspülschleusen
anpassbar.
Adapter auf Gebinde
und Adapter auf Spritze
Auf das Pflanzenschutzmittelgebinde
kommt ebenfalls ein Adapter (Bild).
Um die Brühe zuzubereiten, wird das
Gebinde mit Adapter auf den SpritzenAdapter gesetzt und mit einem
Bügelgriff verriegelt. Unkontrollierte
Spritzer beim Abmessen oder Einfüllen
von Hand sind so nicht mehr möglich.
Bei Teilentnahme bleibt der
Adapter auf dem Gebinde
Der Adapter bleibt auf dem Gebinde, bis der Kanister
vollständig entleert ist. Erfolgt nur eine Teilentnahme,
werden die Kontaktflächen des Adapters gespült, ohne
die verbleibenden Pflanzenschutzmittel zu verdünnen.
Wichtig ist, dass auf dem Pflanzenschutzmittelgebinde
eine Skala angebracht und der Flüssigkeitsstand
durch die Wand erkennbar ist. Ansonsten können
Teilmengen nicht korrekt dosiert werden.
die grüne | Nr. 17/2014
Pflanzenschutzmittel | PFLANZENBAU 25
Exakte Dosierung
durch Siegelfolie
Nun kann der Bügelgriff gedreht werden, die
Siegelfolie wird geöffnet (Bild) und das Spritzmittel fliesst in den Tank. Sowohl eine Teilals auch eine Komplettentnahme sind möglich.
Durch die stufenlos regelbare Entnahmegeschwindigkeit wird eine exakte Dosierung
erreicht. Auch kleine Mengen können mit
easyFlow präzise eingefüllt werden.
easyFlow reinigt sich selbst
Kontinuierliche Innenreinigung
Bei der kontinuierlichen Innenreinigung der
Feldspritze führt eine zusätzliche Pumpe Spülwasser in den Tank. Dieses System stellt einen
neuen Kreislauf dar, der nicht mit dem Brühkreislauf in Kontakt kommt. Wenn die Spritze
leer ist, schaltet man zusätzlich die Spülwasserpumpe ein und fährt auf dem Feld einfach weiter.
Die Brühreste werden so aus der Spritze befördert
und auf die Kultur ausgebracht. Das dauert fünf
bis zehn Minuten. Die Vorteile: Das Spülwasser
gelangt nicht über die Hauptpumpe zu den
Tankreinigungsdüsen, sondern stellt einen eigenen
Spülwasserkreislauf dar. Durch die Einfachheit
sind weniger Fehler möglich und es braucht
weniger Zeit. Je nach Spritzenmodell muss der
Fahrer nicht mehr absteigen (Bild unten) und
kommt somit nicht mehr mit dem Spritzmittel
in Kontakt. Dieses System ist vor allem für das
Nachrüsten alter Feldspritzen geeignet. Zentral
dabei sind Tankinnenreinigungsdüsen (Bild oben)
und ein Dreiweghahn. Auch bei neuen Spritzen
kann es eingebaut werden, jedoch gewährleistet
das vorhandene System bereits eine recht gute
Reinigung, sofern richtig angewendet.
Bilder: Katharina Scheuner
Das System reinigt sich selbst: Ist das Gebinde
leer, werden mit der Behälterspülfunktion das
Gebinde samt Siegelfolie und der Adapter im
geschlossenen System gereinigt. Der Adapter
kann danach auf ein anderes Gebinde geschraubt werden. Einzelne Gebinde müssten
noch angepasst werden (im Bild kleine Flaschen
rechts). Erfolgt nur eine Teilentnahme, wird
lediglich der Adapter auf dem Gebinde gereinigt.
Nr. 17/2014 | die grüne

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