Ist die Kaffeekrise nun vorüber?
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Ist die Kaffeekrise nun vorüber?
CrispinHughes/Oxfam EineInitiativeder AktuelleSituationder Kaffeebäuerinnenund-bauern AnsätzezurKrisenbewältigung Schlussfolgerungen IST DIE KAFFEEKRISE NUN VORÜBER? Einleitung 3 4 Der Höhepunk t der Kaf feekrise 4 Die Ent wicklung des Kaf feepreises und die Ver teilung der Erlöse auf dem Kaf feemark t 4 Die Situation der Kaf feebäuerinnen 5 Die Situation verbessern – er forderliche Maßnahmen 6 Erste Er folge Die Kaf feekrise und ihre Folgen Initiativen zur Krisenbewältigung 8 9 Der Faire Handel 10 Rainforest Alliance 11 Die 4C-Initiative 11 Das Engagement von Starbucks 13 Die SAI-Plat t form 14 Die Internationale Kaf fee-Organisation (ICO) 14 Fazit und Ausblick 15 In der Mitte des Heftes, zwischen Seite 10 und 11, finden Sie die Selbsteinschätzungs-Profile der Kaffeeröster. 1 Rund 25 Millionen Kaffeebäuerinnen leben weltweit vom Kaffeeverkauf. Kleinbäuerinnen und Familienbetriebe produzieren 75 Prozent des weltweiten Rohkaffees. Allerdings kämpfen noch viele Kaffeebäuerinnen um ihre Existenz, obwohl Kaffee an den Börsen in großen Mengen gehandelt wird und die Preise für Rohkaffee deutlich gestiegen sind. Nachdem der Preis für Rohkaffee Ende des Jahres 2001 einen historischen Tiefstand erreicht hatte, veröffentlichte 2 Oxfam die Studie „Bitter! Armut in der Kaffeetasse“ und machte damit auf die Existenzkrise von Millionen von Kaffeebäuerinnen weltweit aufmerksam. Oxfam schlug in dieser Studie einen Kaffee-Rettungsplan vor und forderte alle Akteure im Kaffeemarkt auf, zusammen zu arbeiten. Gemeinsam sollten alle Beteiligten die Krise überwinden und dafür sorgen, dass Kaffeebäuerinnen ein angemessenes Einkommen erzielen. Wichtige Forderungen des Kaffee-Rettungsplans von Oxfam waren: • Die Kaffeeröster sollten sich dazu verpflichten, angemessene Preise an die Kaffeebäuerinnen zu zahlen sowie innerhalb eines Jahres mindestens zwei Prozent ihrer Rohkaffeelieferungen zu den Bedingungen des Fairen Handels direkt von den Produzentinnen zu kaufen und diesen Anteil schrittweise zu steigern. • Die Regierungen in den Produktionsländern wurden aufgefordert, Diversifizierungs- und Kreditprogramme für Kaffeebäuerinnen aufzulegen. • Die Regierungen in den Konsumländern sollten die Internationale Kaffee-Organisation (ICO) als Forum zur Krisenbewältigung unterstützen. Ferner sollten sie Anreize für die Röster schaffen, Verarbeitungsvorgänge in die Produzentenländer zu verlagern und den Transfer von technischem Wissen zu fördern. Außerdem sollten sie zusätzliche Mittel für die ländliche Entwicklung in den Produzentenländern bereitstellen. 1 Die OxfamStudie und der Kaffee-Rettungsplan fanden bei ihrem Erscheinen im Jahr 2002 unter den Akteuren im Kaffeemarkt große Aufmerksamkeit. Seitdem hat sich einiges getan: Die großen Kaffeeröster und -händler haben begonnen, mit verschiedenen Initiativen auf die Kaffeekrise zu reagieren. In einigen Produktionsländern sind Krisenbewältigungsmaßnahmen ergriffen worden und viele Kaffeebäuerinnen sind heute besser organisiert. Eine weitere Entwicklung auf dem Kaffeemarkt ist der Anstieg der Weltmarktpreise für Rohkaffee. Allerdings bedeuten gestiegene Weltmarktpreise nicht unbedingt höhere Einkommen für die Kaffeebäuerinnen und damit das Ende der Krise. Diese Broschüre knüpft an die Oxfam-Kaffeestudie von 2002 an und beleuchtet die weitere Entwicklung. Sie stellt zunächst kurz die Situation der Kaffeebäuerinnen während der Phase der Niedrigpreise in den Jahren 2000 bis 2003 dar und geht anschließend auf die Entwicklung der Weltmarktpreise sowie die gegenwärtige Situation der Kaffeebäuerinnen ein. Es wird erläutert, welche Erfolge erzielt wurden und welche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation weiterhin notwendig sind. Im zweiten Teil der Broschüre wird dann ein kritischer Überblick über wichtige 3 Nachhaltigkeitsinitiativen und Lösungsansätze gegeben. Anschließend werden die Sichtweisen der Röstkonzerne und ihre Beteiligung an den einzelnen Nachhaltigkeitsinitiativen dargestellt. Als Fazit wird festgestellt, dass sich zwar einiges bewegt hat, eine endgültige Lösung der Krise am Kaffeemarkt jedoch noch aussteht. Im gesamten Text steht in der Regel die weibliche Mehrzahl für Männer und Frauen. 3 Annie Bungeroth / Oxfam Einleitung Die Kaffeekrise und ihre Folgen Der Höhepunkt der Kaffeekrise „Vor fünf oder sieben Jahren betrug meine Ernte sieben Sack rote Kirschen [unverarbeiteter Kaffee], und das war ausreichend, um Kleidung und Medikamente zu kaufen, wichtige Dienstleistungen zu bezahlen und viele Probleme zu lösen. Heute kann ich nicht einmal mit der vierfachen Verkaufsmenge meine Ausgaben decken. Um einen zuvor aufgenommenen Kredit für den Kauf von Dünger und besserem Saatgut für Mais abzubezahlen, war ich gezwungen, meine Ochsen zu verkaufen – oder ich wäre ins Gefängnis gekommen.“ Mohammed Ali Indris, äthiopischer Kaffeebauer, 2002 Die Kaffeekrise ist auch eine humanitäre Krise. Ende 2001 hatte der Kaffeepreis den tiefsten Stand seit 30 Jahren erreicht. Weltweit mussten Kaffeebäuerinnen ihre Kaffeebohnen weit unter ihren Produktionskosten verkaufen. Die Folgen waren unter anderem in Kenia Kinderarbeit, in Peru erhöhter Analphabetismus auf4 grund sinkenden Schulbesuchs , in Honduras Hunger 5 und in Guatemala soziale Unruhen. In Guatemala fanden viele Saisonarbeitskräfte und Landarbeiter keine Arbeit mehr und führten aus Verzweiflung 6 Landbesetzungen durch. Viele Kleinbäuerinnen und Landarbeiterinnen mussten ihre Heimat verlassen, 7 um an anderen Orten Arbeit zu suchen. In Mexiko wanderten in einzelnen Kaffeeanbau-Gebieten bis zu 8 70 Prozent der Bevölkerung aus. In Mittelamerika verloren rund 600.000 Menschen ihre Arbeit im Kaffee9 sektor. Durch diese Entwicklungen stieg der Anreiz zum Anbau von illegalen Rohstoffen: In Lateinamerika wurde der Kaffeeanbau zunehmend durch Kokaanbau und in Äthiopien durch den Anbau von Chat ersetzt. Viele Kaffeebäuerinnen in Indien mussten wegen Überschuldung ihr Land verkaufen. Teils wurden 10 Kaffeebäuerinnen in den Selbstmord getrieben. Die Entwicklung des Kaffeepreises und die Verteilung der Erlöse auf dem Kaffeemarkt Im November 2006 stand der Preis für ArabicaKaffeesorten auf dem New Yorker Warenterminmarkt bei 120,99 US-Cents/lb (lb = englisches Pfund = 453,6 Gramm) und für Robusta-Kaffeesorten am Londoner 11 Warenterminmarkt bei 69,02 US-Cents/lb. Die Preise sind damit im Vergleich zum Jahr 2001 zwar deutlich gestiegen, liegen jedoch immer noch unter den Mindestpreisen, die bis 1989 durch die ICO vereinbart wurden. Das System der Preisregulation der ICO hatte zum Ziel, den Kaffeepreis innerhalb einer Bandbreite von 120 US-Cents/lb bis 140 US-Cents/lb zu halten. Das System scheiterte 1989 an Unstimmig12 keiten innerhalb der ICO. Die höheren Weltmarktpreise haben die Kaffeekrise jedoch nicht beendet. Kaffeebäuerinnen profitieren nicht automatisch von höheren Weltmarktpreisen. Außerdem ist fraglich, ob sich die Preise auf dem hohen Niveau halten werden. Der Kaffeemarkt ist starken Preisschwankungen ausgesetzt. Dafür gibt es mehrere Ursachen. Seit dem Ende des regulierten Preissystems durch die ICO wird der Preis allein durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Je nachdem, wie gut die Ernten sind (insbesondere in den großen Exportnationen Brasilien und Vietnam), steigt oder fällt der Preis. Hohe Preise für Rohkaffee sind außerdem ein Anreiz für zusätzlichen Kaffeeanbau und verschärfen dadurch die Konkurrenz. Zum Beispiel haben die hohen Preise von 1996/97 – ausgelöst durch Ernteausfälle in Brasilien – zu einer Überproduktion in den folgenden 13 Jahren und dem Preistief im Jahr 2001 geführt. Eine weitere wichtige Ursache für die Preisschwankungen sind die zunehmenden Spekulationsgeschäfte auf den Warenterminmärkten. Immer mehr Spekulanten versuchen mit Kaffee Geld zu verdienen. Der Anteil der Spekulationsgeschäfte soll mittlerweile bis zu 40 Prozent der Umsätze auf den Kaffeetermin14 märkten ausmachen. 4 Insgesamt ist der Kaffeehandel ein Milliardengeschäft, an dem die Beteiligten sehr unterschiedlich partizipieren. So stehen dem Erlös für Rohkaffee in Höhe von sieben bis acht Milliarden US-Dollar in den Exportländern im Jahr 2006 Erlöse von rund 40 Milliarden für den Verkauf von löslichem oder Röstkaffee in den Konsumländern gegen15 über. Die Kaffeebäuerinnen müssen daher – wie in der Oxfam-Studie „Bitter! Armut in der Kaffeetasse“ gefordert – gerechter vom Kaffeemarkt profitieren. In Deutschland ist die Konzentration des Kaffeegeschäfts besonders ausgeprägt: Es ist als zweitgrößter Importeur von Rohkaffee nach den USA zugleich der 16 mit Abstand größte Re-Exporteur von Rohkaffee. Das Ungleichgewicht im Kaffeemarkt zeigt sich auch daran, dass die fünf „global player“, die Röster Nestlé, Sara Lee, Procter & Gamble, Kraft Foods und Tchibo, mit einem gemeinsamen Marktanteil von über 50 Prozent, rund 25 Millionen Kaffeebäuerinnen gegenüber stehen. In Deutschland sind es außerdem die Billig-Supermärkte wie ALDI, die mit den Niedrigpreisen ihrer eigenen Handelsmarken von meist unter 3,oo Euro pro Pfund Kaffee den Preisdruck enorm verstärken und so die Bezahlung angemessener Rohkaffeepreise an die Kaffeebäuerinnen gefährden. Die Situation der Kaffeebäuerinnen Obwohl der Weltmarktpreis ein wichtiger Richtwert ist und die Preise in den Produktionsgebieten beeinflusst, erhöhen sich bei steigenden Weltmarktpreisen nicht automatisch die Einnahmen der Kaffeebäuerinnen. Dies hat mehrere Ursachen. © Jaume Felipe - Fotolia.com Zum einen liegt es daran, dass viele Kaffeebäuerinnen einfach weniger Kaffee ernten oder keinen Kaffee mehr anbauen können. In West- und Zentralafrika waren beispielsweise Länder wie Liberia, Benin und andere auf Grund des Preistiefs 17 zum Ausstieg aus dem Kaffeemarkt gezwungen. In Brasilien und Vietnam erfolgte im Kaffeejahr 2004/2005 aufgrund von Dürre ein Produktionsrückgang; die betroffenen Kaffeebäuerinnen hatten zunächst keinen Vorteil von den gestiegenen 18 Preisen. Wie in Mittelamerika und Afrika gaben auch in Indien und anderen asiatischen Ländern viele 19 Kaffeebäuerinnen ihre Plantagen auf. Des Weiteren sind die Verkaufsmöglichkeiten von Kaffee, der so genannte Marktzugang, nicht überall gleich gut: Kleinbäuerinnen in abgelegenen Gebieten sind oft auf reisende Zwischenhändler angewiesen, die ih20 nen den Kaffee abkaufen. Das führt dazu, dass sie – insbesondere wenn sie verschuldet sind und daher 21 verkaufen müssen – oft übervorteilt werden. Das Einkommen der Kaffeebäuerinnen hängt auch von der Struktur der Lieferkette ab. Innerhalb der Kaffee-Lieferkette sind die Anteile am Endverbraucherpreis sehr unterschiedlich: Während der Großteil an die Röster und Händler geht, erhalten die Kaffeebäuerinnen sehr wenig. In Äthiopien verbleibt Kaffeebäuerinnen oft nur fünf bis 22 zehn Prozent des Ladenpreises. In Afrika sind es insbesondere die komplexen Strukturen der Lieferkette vor Ort, die verhindern, dass Kleinbäue23 rinnen einen größeren Anteil am Exporterlös erhalten. Transportkosten und andere Transaktionskosten verhindern, dass sich höhere Weltmarktpreise auf die Einnah24 men der Kleinbäuerinnen auswirken. Während in Brasi25 lien und Vietnam mehr als 90 Prozent des FOB-Preises die Bäuerinnen erreichen, sind es in vielen afrikanischen Ländern nur 10 Prozent, der Rest bleibt in der Lieferkette 26 hängen. Im Oktober 2005 lag außerdem der 5 Geoff Sayer / Oxfam Weltmarktpreis für Arabica-Kaffee bei 105,05 US-Cents/ lb; der Preis, der den Kaffeebäuerinnen in Äthiopien be27 zahlt wurde, betrug hingegen nur 50,59 US-Cents/lb. Viele Kleinbäuerinnen sind außerdem noch durch die Kaffeekrise verschuldet und müssen ihre geringen Einkünfte 28 für den Schuldendienst verwenden. In El Salvador führte die Verschuldung bereits dazu, dass Höfe in Beschlag genommen wurden, wenn ihre Eigentümer in Zahlungs29 verzug gerieten. Die Kleinbäuerinnen können oft nicht aus eigenen Mitteln die nötigen Investitionen tätigen, um effizienter zu produzieren und sich damit besser gegen Preisschwankungen zu schützen. Schließlich sind nicht nur die Kaffeepreise, sondern auch die Produktionskosten für die Kleinbäuerinnen gestiegen, so dass höhere Preise nicht automatisch höhere Gewinne bedeuten. Die Situation verbessern – notwendige Maßnahmen Um die Situation der Kaffeebäuerinnen langfristig zu verbessern, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich. Kernelement für die Verbesserung der Situation bleibt ein 6 stabiler und angemessener Rohkaffeepreis. Dieser sollte die Produktionskosten decken und es den Kaffeebäuerinnen 30 ermöglichen, zu investieren und Rücklagen zu bilden. Zusätzlich sind weitere Maßnahmen erforderlich. Kleinbäuerinnen müssen Zugang zu Kredit erhalten, um ihnen die Möglichkeit für Investitionen zu geben. Diese Gelder sollten vor allem in Erhaltungsmaßnahmen, moderne Produktionsmittel, Trocknungsanlagen und eine bessere Infrastruktur einschließlich besserer Trans31 portmöglichkeiten fließen. Darüber hinaus benötigen Kaffeebäuerinnen Kapital, um sich in Kooperativen zu organisieren und ihre Vermarktungsstrategien zu verbessern. Außerdem müssen Finanzierungsprogramme für den Schuldendienst aufgelegt werden. Für Kleinbäuerinnen ist zudem ein gutes Risikomanagement wichtig, um sich vor Unwägbarkeiten zu schützen. Sie müssen lernen, sich durch finanzielle Maßnahmen gegen Preisschwankungen, Niedrigpreisphasen und 32 Schlechtwetterperioden abzusichern. „Die Qualitätsverbesserung unseres Kaffees hat für uns Priorität, weil der Markt für Qualitätskaffee wächst. Ohne Möglichkeiten zur Verarbeitung des Kaffees ist es für eine Kooperative schwierig, dieses Ziel zu erreichen.“ Lucas Silvestre, Genossenschaft Guayab, Guatemala 33 Ein wichtiger Faktor ist auch die Qualitätsverbesserung. Die Qualität des angebauten Kaffees kann auf verschiedenen Wegen gesteigert werden. Dazu zählen vor allem verbesserte Anbau-, Ernte- und Verarbeitungsmethoden und besseres Farmmanagement. Außerdem sind für Qualitätsverbesserungen Kontrollmaßnahmen und Schulungen zur Geschmacksprüfung von grundlegender Bedeutung. Schließlich gehört zur Qualitätsverbesserung auch die Vermittlung von Fachwissen über Schädlingsbekämpfung, Bewässerung und umweltfreundliche Anbaumethoden, wie z.B. den Schattenwaldanbau zum Schutz des Mikro35 Klimas. Für eine erfolgreiche Diversifizierung ist auch wichtig, dass die Industrieländer ihre Agrarsubventionen und Zölle senken und Einfuhren aus den Entwicklungsländern nicht blockieren. Schließlich ist es unbedingt erforderlich, die einheimische Nachfrage nach Kaffee in den Produzentenländern zu fördern. Nur dann wird es gelingen, Verarbeitungsstufen wie das Rösten in die Produzentenländer zu verlagern und durch die Vermarktung von Röstkaffee höhere Preise 43 zu erzielen. Brasilien ist ein Erfolgsbeispiel: Das Land steht sowohl bei der Kaffeeproduktion als auch beim 44 Kaffeekonsum weit vorne. Annie Bungeroth / Oxfam Der Marktzugang für Kleinbäuerinnen muss ebenfalls verbessert werden. Wenn Organisationen von Kleinbäuerinnen direkt an Abnehmer aus Konsumländern verkaufen, kann die Lieferkette enorm verkürzt und ein größerer 36 Gewinnanteil in die Produzentenländer verlagert werden. Die Kaffeebäuerinnen konkurrieren jedoch mit großen Exporteuren, die finanziell besser ausgestattet sind, langjährige Erfahrung im Kaffeemarkt haben und über bestehende Verträge mit Röstern verfügen. Die Kaffeebäuerinnen benötigen daher Marktinformationen über weltweite Preis- und Produktionsentwicklungen und bessere Ver37 marktungsstrategien. Umgekehrt bedeuten Direkteinkäufe der transnationalen Unternehmen nicht immer einen Vorteil für Kleinbäuerinnen, da diese Unternehmen oft nicht mehr als die Einkäufer vor Ort bezahlen und die Lieferkette in 38 diesem Fall nur zu ihren eigenen Gunsten verkürzen. Für ein besseres Risikomanagement, einen besseren Umgang mit Finanzen und eine bessere Verwaltung der Farmen ist es darüber hinaus notwenig, dass Kleinbäuerinnen sich in Kooperativen und anderen Organisationen zusammenschließen. Gerade in Afrika – aber auch in anderen Produktionsländern – fehlen jedoch nach der 39 Liberalisierung des Kaffeemarktes Organisationen und Institutionen, mit deren Hilfe sich die Kleinbäuerinnen 40 gegen Preisschwankungen absichern können. Außerdem ist nur über eine bessere Organisation der Kleinbäuerinnen eine effektive Mitsprache in internationalen Gremien wie 41 der ICO oder der 4C-Assoziation durchzusetzen. Weiterhin sind Diversifizierungsprogramme notwendig, die den Kleinbäuerinnen, die mit ihrem Kaffee keine angemessenen Erlöse erzielen können, bei dem Umstieg auf andere Produkte helfen. 7 Erste Erfolge In den vergangenen Jahren haben die Kaffeebäuerinnen sich nicht untätig der katastrophalen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung unterworfen, sondern einiges für die Verbesserung ihrer Situation getan. Die folgenden Beispiele zeigen, wie vielfältig die Ansätze in den einzelnen Ländern sind. In Peru haben sich Kleinbauernfamilien verstärkt in Kooperativen organisiert: Während 1996 nur vier Prozent der insgesamt 120.000 Familienbetriebe organisiert waren, hatten sich 2005 bereits 30 Prozent von 150.000 45 Familienbetrieben einer Kooperative angeschlossen. Durch die effektivere Organisation der Familien ist heute eine bessere Vermarktung und Nutzung von technischen Mitteln möglich. Außerdem wurden in den Kooperativen erfolgreiche Strategien für den Anbau und Export von Spezialitätenkaffees entwickelt, mit denen höhere Preise erzielt werden. © Gabriel Domenichelli - Fotolia.com Mit Unterstützung von Oxfam hat sich in Guatemala ein nationaler Verband von Kaffeebäuerinnen gebildet, in denen sich 44 verschiedene Produzenten-Organisationen 46 und NRO zusammengeschlossen haben. In Haiti, der Dominikanischen Republik und El Salvador haben Kleinbäuerinnen ebenfalls angefangen, sich in Verbänden und Foren zu organisieren. 8 Oxfam International hat außerdem die Gründung der Globalen Allianz zu Rohstoffen und Kaffee (Global Alliance on Commodities and Coffee – GLACC) unterstützt. Gegenwärtig sind Produzenten-Organisationen aus Lateinamerika, Afrika und Asien Mitglieder von GLACC. Im April 2004 wurde zu diesem Zweck, mit Oxfams finanzieller und technischer Hilfe, in Tegucigalpa/ Honduras ein Sekretariat eingerichtet. GLACC soll Kleinbäuerinnen eine Stimme im internationalen Kaffeemarkt verleihen und dafür sorgen, dass internationale Einkäufer zu besseren Bedingungen für die Kaffeebäuerinnen einkaufen. Kaffeebäuerinnen konnten in einigen Ländern ihre Regierungen dazu bewegen, auf die Krise zu reagieren und Abhilfe zu schaffen. So wurde beispielsweise auf Haiti ein nationaler Fonds zur Unterstützung von Kleinbäuerinnen eingerichtet. In Honduras wurde ein Gesetz zur Umstrukturierung der Schulden des Kaffeesektors erlassen und ein Stützpreis eingeführt, der Kaffeebäuerinnen gezahlt wird, solange der Preis unter 90 US-Dollar pro Doppelzentner bleibt. Die mexikanische Regierung setzte sich sogar für die volle Umsetzung des Oxfam-Rettungsplans ein. In anderen Ländern wurden Kaffeesteuern gesenkt. In Äthiopien wurde ein Gesetz dahingehend geändert, dass es Kaffeebäuerinnen jetzt erlaubt ist, ihren Kaffee direkt an internationale Einkäufer zu verkaufen. Kraft Foods 1 Tchibo Soziale Verantwortung von Unternehmen in ihren eigenen Worten 3 Weltweiter Jahresumsatz: ca. 34 Mrd. US-Dollar in 2005, Anteil Kaffee in 2005: ca. 9 % 2 Marktanteil am globalen Kaffeemarkt (wertbezogen): ca. 7,8 % Kaffeemarken: Jacobs Krönung, Kaffee Hag, ONKO, Jacobs Nachhaltige Entwicklung, Milea, Tassimo, Maxwell House, Kenco u.a. Weltweiter Jahressumsatz 2005: 4,002 Mrd. Euro, Anteil Kaffee: rund 20 % 4 Marktanteil am globalen Kaffeemarkt (wertbezogen): 4,3 % Kaffeemarken: Tchibo, Privat Kaffee, Feine Milde, Gala von Eduscho, Davidoff Café u.a. „[…] Nachhaltigkeit besteht für Kraft Foods aus drei Säulen: 1.) ökonomische Gerechtigkeit, d.h. für alle Beteiligten einschließlich der Kaffeebauern angemessene Erlöse, gute landwirtschaftliche Praxis und einen leichteren Zugang zum Markt sicher zu stellen, 2.) soziale 5 Gerechtigkeit, d.h. Menschenrechte, gute Lebensbedingungen und angemessene Löhne, und 3.) Schutz der Umwelt. […]“ „[…] Soziale Verantwortung versteht Tchibo als Teil einer ganzheitlich nachhaltigen Geschäftspolitik. Der Ansatz umfasst ökonomische, 6 ökologische und soziale Verantwortung. […]“ „Wir glauben nicht, dass es eine strukturelle Krise im Kaffeesektor gibt. Es gibt jedoch starke Preisschwankungen aufgrund von Veränderungen bei Angebot und Nachfrage. Wir werben aktiv und leidenschaftlich dafür, dass der Kaffeekonsum steigt. Wir wollen Kaffeebäuerinnen und -bauern bei der Verbesserung des nachhaltigen landwirtschaftlichen Anbaus helfen, damit sie effektiver und unabhängiger 7 am Kaffeemarkt agieren und mit den Preisschwankungen besser umgehen können.“ „Tchibo ist überzeugt, dass eine strukturelle Veränderung im Kaffeesektor unabhängig von kurzfristigen, zyklischen Preisschwan8 kungen notwendig ist. Das Unternehmen sieht einen Beitrag zur Verbesserung der Situation der Kaffeebauern und -bäuerinnen in 9 Multistakeholder-Projekten. Hierzu zählt unter anderem auch die 4C-Initiative.“ „Alle Versuche, den Kaffeemarkt auf globaler Ebene zu regulieren, waren erfolglos (z.B. das ICA, das mit Exportquoten gearbeitet hat). Das alte System festgelegter Preise hat zur Überproduktion, steigenden Lagerbeständen und schließlich zur Auflösung des Abkommens geführt. Kraft Foods ist der Auffassung, dass es das Ziel sein sollte, den gesamten Kaffeemarkt nachhaltiger zu gestalten und wird daher 10 weiter mit der Rainforest Alliance, dem Common Code for the Coffee Community (4C) und der SAI-Plattform kooperieren.“ „Tchibo sieht in der Regulierung des Kaffeemarktes durch festgesetzte Preise und Exportquoten ein künstliches System. Für Tchibo muss die Regulierung des Marktes durch Angebot und Nachfrage bestehen bleiben. Planungsrechtliche Elemente wie der Faire Handel und Marktstrategien sollten jedoch zusammenkommen und haben beide ihren Platz im Markt, wenn sie sich ergänzen und nicht 11 ausgrenzen.“ „Angebot und Nachfrage werden immer Einfluss auf den Kaffeepreis haben. Kraft Foods glaubt daher, dass es das vorrangige Ziel ist, die Fähigkeit der Kaffeebäuerinnen und -bauern zu verbessern, ihre Farmen durch die Preisschwankungen zu führen. Verbesserte landwirtschaftliche Methoden, niedrigere Produktionskosten sowie ein verbesserter und schneller Zugang zu notwendigen Marktinformationen 12 sind die Instrumente, die den Kaffeebäuerinnen und -bauern eine nachhaltige Zukunft bieten. Kraft Foods ist an der SAI-Plattform beteiligt. Das Unternehmen ist Gründungsmitglied der 4C-Assoziation. Darüber hinaus führt Kraft Foods im Kaffeebereich auch eigene 13 Nachhaltigkeits-Projekte in Peru, Vietnam und Äthiopien durch.“ „Tchibo ist Mitglied der SAI-Plattform, einem internationalen Kompetenzzentrum für nachhaltige Landwirtschaft von Lebensmittelindustrie und -handel. Tchibo war außerdem beteiligt an der Entwicklung des 4C-Kodex und ist Gründungsmitglied der 4C-Assoziation. 14 Ein besonders wichtiges Element ist dabei das Angebot von Unterstützungsleistungen für die Kaffeebäuerinnen und -bauern. [...] Der Markt wird zeigen, zu welchem Preis der ‚verifizierte 4C-Kaffee‘ gehandelt wird. Entscheidend ist die höhere Rentabilität und die 15 Verbesserung der Lebensqualität als Folge nachhaltigen Wirtschaftens. Zusätzlich führt Tchibo im Rahmen der International Coffee 16 Partners (Internationale Kaffeepartner, ICP) Projekte für einen nachhaltigeren Anbau durch. Kooperationspartner sind unter anderem die GTZ und andere öffentliche Institutionen wie die EU oder USAID.“ „Der Preis, den wir zahlen, ist durch den Weltmarktpreis bestimmt und Preiszuschläge im Rahmen der Rainforest Alliance werden zwischen Verkäufern und Einkäufern ausgehandelt. Solche Preiszuschläge schwanken je nach Qualität und nachhaltiger Produktion zwischen 8 und 12 US-Cents/lb. Außerdem unterliegen die Preiszuschläge dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Seit dem Beginn unserer Zusammenarbeit mit der Rainforest Alliance im Jahr 2003 haben wir unseren Anteil an zertifiziertem Kaffee am Gesamtrohkaffee-Einkauf auf 2 % gesteigert. Wir beabsichtigen, den Anteil an nachhaltigem Kaffee weiter zu steigern. Kraft Foods bietet weltweit 17 acht Kaffee-Produkte an, die das Rainforest Alliance-Siegel tragen. Wir haben uns für das Siegel der Rainforest Alliance entschieden, da es Potential für den konventionellen Markt hat. Zurzeit haben wir kein Kaffee-Produkt, welches das Fair Trade-Siegel trägt. Festgesetzte Mindestpreise verhindern Anreize zur Verbesserung der Anbaumethoden und Erhöhung der Produktivität und können außerdem zur 18 Überproduktion führen.“ „Tchibo vermarktet Kaffees mit dem Fair Trade-Siegel und dem Siegel der Rainforest Alliance und ist Mitglied der 4C-Assoziation, um zum einen unterschiedliche Produzentengruppen erreichen zu können und zum anderen ein markt- und kundenorientiertes Angebot 19 anzubieten.“ Die jeweiligen Zertifikate werden als Qualitätssiegel betrachtet. „Die Märkte bestimmen die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsprodukte. Tchibo reagiert auf diese Bedürfnisse, entwickelt aber auch Nachfrage durch neue Produkte. Deutschland 20 ist in Bezug auf zertifizierten Kaffee noch ein unterentwickelter Markt.“ Im Großverbraucherbereich ist in Großbritannien, Österreich 21 und Deutschland bereits fair gehandelter Kaffee von Tchibo unter dem Namen Vista erhältlich. In Großbritannien ist für 2007 auch im 22 Einzelhandel geplant, die Auswahl der gemahlenen Röstkaffees komplett auf fair gehandelten Kaffee umzustellen. Zusätzlich ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Hochpreissegment der von der Rainforest Alliance zertifizierte Kaffee ‚Schattenwald, ein Schatz der Natur‘ erhältlich. [...] Insgesamt wird 2007 der Anteil zertifizierter Produkte an Tchibos Gesamtmenge 1 % betragen. Es ist außerdem geplant, steigende Mengen 4C-Kaffee (ohne Siegel) zu kaufen. So ist beispielsweise die Zielvorgabe für nachhaltigen Kaffee insgesamt (gesiegelt und ungesiegelt) für 2008 bei 6 % des Gesamtvolumens des Rohkaffees bei Verfügbarkeit am Markt. Tchibos 23 Endziel ist es, 100 % nachhaltigen Rohkaffee einzukaufen.“ Erklärung zur sozialen Unternehmensverantwortung Meinung zur Kaffeekrise und der Abhängigkeit der Kaffeebäuerinnen vom schwankenden Weltmarktpreis Meinung zur Marktsteuerung und marktorientierten Regulierungsinstrumenten Meinung zu Maßnahmen zur Vorbeugung von Kaffeepreiskrisen/Beteiligung an Nachhaltigkeitsinitiativen Einkauf von fair gehandeltem, zertifiziertem oder 4C-Kaffee/ Gezahlte Preise und Preiszuschläge Nestlé Procter & Gamble Weltweiter Jahresumsatz 2005: 73 Mrd. US-Dollar, Anteil löslicher Kaffee: rund 10 % 24 25 Marktanteil am globalen Kaffeemarkt (wertbezogen): 17 % , löslich: 50 % Kaffeemarken: Nescafé, Nespresso Weltweiter Jahresumsatz 2005: 56,7 Mrd. US-Dollar, Anteil Kaffee: 3 % 26 Marktanteil am globalen Kaffeemarkt (wertbezogen): 5,2 % Kaffeemarken: Folgers, Millstone (USA); bekannte Marken in Deutschland: Pampers, Ariel, Always „[…] Nestlé unterstützt die gängige Definition von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft als ‚ein produktiver, wettbewerbsfähiger und effizienter Weg, landwirtschaftliche Produkte anzubauen, bei dem gleichzeitig die Umwelt geschützt und die sozioökonomischen 27 Bedingungen der ansässigen Bevölkerung verbessert werden.“ „Wir glauben, dass es unsere Verantwortung ist, die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, zum Wohle der Gesellschaft einzusetzen und sehen dies als eine langfristige Aufgabe und als Gewinn für beide Seiten. […] Nachhaltige Entwicklung ist ein großes Thema – aber eine einfache Idee. Es geht darum, allen Menschen heute und in Zukunft eine bessere Lebensqualität zu sichern. Unser Ziel bei allem was wir als Unternehmen tun, ist es deshalb, die richtige Balance der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit zu 28 finden: Umwelt, Soziales und Wirtschaftlichkeit.“ „Es gibt hierfür keine einfache Lösung. Sicher ist es erforderlich, Angebot und Nachfrage so zum Ausgleich zu bringen, dass der durchschnittliche Kaffeeproduzent ebenso wie die durchschnittlichen Landwirte einen angemessenen Ertrag erzielen kann. Nestlé sieht als Teil einer Gesamtlösung eine Liberalisierung des Welthandels, da die Entwicklungsländer in der gegenwärtigen Situation von der Subventions- und Abschottungspolitik der entwickelten Länder einseitig benachteiligt werden. Die Unternehmen sind gehalten, ihrerseits zu einer Lösung beizutragen, sind aber nicht die einzigen, die Verantwortung zu übernehmen haben: Regierungen, Gesellschaft, Kaffeeproduzenten sowie die Landwirte selber müssen gleichermaßen einen Beitrag hierfür leisten. Die Landwirte sollten darin unterstützt werden, ihre Erträge zu steigern. Diejenigen, die das Potenzial haben, die Qualität ihrer Produkte zu verbessern, sollten bei diesem Prozess gezielt gefördert werden. Gleichzeitig ist es aber auch erforderlich, dass die Landwirte gegebenenfalls ihren Anbau in andere Produkte diversifizieren, die ihnen einen höheren Ertrag bringen. Dies sind auch die Beratungsschwerpunkte in der 29 Feldarbeit der landwirtschaftlichen Berater von Nestlé in Entwicklungsländern.“ „Der globale Kaffeemarkt ist in einzigartigem Maße komplex, und die globale Kaffeekrise in den Jahren 2001-2003 war Ausdruck einer mehrjährigen, sich kumulierenden Überproduktion, die in drastischem Preisverfall und ernsthaften sozioökonomischen Konsequenzen für Kaffeebauern mündete. […] Zahllose internationale Studien (Weltbank, ICO, McKinsey/Technoserve, etc.) haben sich dieser Situation angenommen und versucht, geeignete systematische Lösungswege aufzuzeigen. Entlang dieser Analysen hat P&G seine Anstrengungen für eine nachhaltige Lieferkette entwickelt, umgesetzt und bereits existierende Bemühungen intensiviert. Dies ist ein kontinuierlicher Prozess, der gegenwärtig weiterverfolgt und keineswegs als zeitlich begrenztes Krisenmanagement 30 betrachtet wird.“ „Es ist sinnvoll und je nach Marktsituation auch notwendig, die Kaffeebauern vor den Folgen von Preisschwankungen zu schützen. Dabei hat es aus unserer Sicht eine hohe Priorität, den Kaffeebauern Mechanismen zur Stabilisierung der Exporterlöse – wie die International Monetary Fund Financing Compensatory Facility oder das Europäische System zur Stabilisierung der Exporterlöse (Stabex) 31 – zugänglich zu machen. Eine Regulierung des Kaffeemarktes durch Festlegung von Exportquoten und Mindestpreisen sieht Nestlé nicht als nachhaltige Lösung an, da hierdurch vorhandene Ungleichgewichte verstärkt werden und unter Umständen eine Überproduktion gefördert wird, die den Bauern letztlich nicht nützt. Das Unternehmen befürwortet jedoch im Rahmen der ICO-Aktivitäten Maßnahmen zur Verbesserung der Kaffeequalität. Die Qualitätsverbesserung wird letztlich als wichtigste Maßnahme zur Verbesse32 rung der Wertschöpfung und Erträge gesehen und von Nestlé auch in der eigenen Lieferkette entsprechend unterstützt.“ „P&G ist bezüglich einer Marktsteuerung vor dem Hintergrund der Erfahrungen in den regulierten 70er und 80er Jahren sehr 33 skeptisch, unterstützt jedoch marktorientierte Lösungen im Rahmen der ICO. Im Rahmen der Lobbyarbeit des US-amerikanischen Kaffeeverbandes ist P&G erfolgreich dafür eingetreten, dass die US-amerikanische Regierung wieder der ICO beitritt.“ „Nestlé ist Mitbegründer der SAI-Plattform. Nestlé war an der Entwicklung des 4C-Kodex beteiligt und ist Mitglied der im Dezember 2006 gegründeten 4C-Assoziation. [...] An zentraler Stelle steht bei Nestlé die Strategie des Direkteinkaufs vor Ort in den Erzeugerländern. Nestlé kauft in 7 Ländern, wo entsprechende eigene Strukturen bestehen, den Rohkaffee vorrangig direkt von Kaffeebäuerinnen und -bauern. Dies wird begleitet durch den Einsatz der Agrarexperten des Unternehmens, die die Bauern bei Qualitätsverbesserung, Anbaumethoden und Ertragssteigerung beraten. Der Wegfall der Zwischenhändler und Qualitätsverbesserungen des Kaffees führen 34 zu entsprechend höheren Erlösen der Kaffeebauern. [...] Insgesamt beschafft Nestlé 15 % des gesamten Rohkaffee-Einkaufs unmittelbar über den Direkteinkauf von Kaffeebäuerinnen und -bauern sowie Erzeugergemeinschaften, was dazu führt, dass diese einen 35 höheren Anteil an der Wertschöpfung und den Gewinnen erhalten. [...] Nestlé hat außerdem gemeinsam mit der Rainforest Alliance ein Qualitäts- und Nachhaltigkeitsprogramm „AAA sustainable quality programme“ für die Marke Nespresso (Röstkaffee in Kapseln) eingeführt, in dessen Rahmen die Kaffeebäuerinnen und -bauern hinsichtlich der Nachhaltigkeit ihrer Anbaumethoden bewertet und beraten werden sollen. Gegenwärtig werden jedoch von Nestlé noch keine Kaffeebohnen erworben, die von der Rainforest Alliance zertifiziert 36 wurden. Ferner führt Nestlé einzelne Projekte für einen nachhaltigeren Anbau in verschiedenen Anbauländern durch.“ „Grundsätzlich ist P&G an systematischen Lösungsansätzen mit einer langfristigen Komponente interessiert. [...] P&G steht auf 38 39 40 der Industrieebene im Dialog mit dem Internationalen Institut für Nachhaltige Entwicklung und der UNCTAD . Außerdem arbeitet das Unternehmen seit 5 Jahren mit Technoserve zusammen, einer NGO, die einen mikroökonomischen Ansatz gegen Armut in der Dritten Welt verfolgt und unter anderem Kaffeebäuerinnen und -bauern in Lateinamerika dabei hilft, bessere Unternehmer 41 zu werden. Zusätzlich unterstützt P&G rund 10 kleinere Projekte zur Verbesserung der Bildungs- und Gesundheits-Infrastruktur 42 u.a. in Guatemala, Nicaragua, Honduras und Kolumbien. P&G war nicht direkt in der Entwicklung des 4C-Kodex involviert und ist nicht Mitglied in der 4C-Assoziation. Das Unternehmen sieht die Initiative jedoch grundsätzlich als potentiell tragfähige Lösung 43 an und führt Sondierungsgespräche mit 4C-Vertretern. P&G unterstützt mit großem Erfolg massive Anstrengungen der Industrie, 44 die Nachfrage zu steigern. Damit soll eine potentielle künftige Überproduktion vermieden werden.“ „Nestlé kauft den Großteil seines Bedarfs an Rohkaffee im freien Handel zu Weltmarktbedingungen, mit Preisaufschlägen für höhere 45 Qualität. [...] Für die 15 % des Rohkaffees, die direkt bei Kaffeebäuerinnen und -bauern eingekauft werden, zahlt Nestlé grundsätzlich 46 höhere Preise als Zwischenhändler. Es gibt jedoch keinen einheitlichen, festen Aufschlag, da das Hauptkriterium für den Preis die jeweilige Qualität des Kaffees ist. Nestlé bietet beispielsweise in Großbritannien und Irland Kaffeeprodukte aus Fairem Handel unter der Marke Nescafé Partners Blend an. [...] Nestlé beabsichtigt, 4C-Kaffee zu kaufen, sobald dieser erhältlich ist. Nestlé nennt aus Wett47 bewerbsgründen keine konkreten Zahlen für Einkaufsmengen von zertifiziertem Kaffee sowie weitere Einkaufskonditionen.“ „P&G kauft seinen Kaffee zu Weltmarktpreisen ein. Darüber hinaus kauft das Unternehmen rund 4 % seines Rohkaffees für seine Gourmetmarke „Millstone“ unter den Bedingungen des Fairen Handels, aus organischem Anbau oder mit dem Siegel der Rainforest 48 Alliance ein und beabsichtigt, diesen Anteil entsprechend der stetig steigenden Nachfrage deutlich zu erhöhen.“ Nach Auffassung von P&G hat dieser Schritt viel zur Bewusstseinsveränderung der US-amerikanischen Konsumenten gegenüber zertifiziertem Kaf49 fee beigetragen. Allerdings werden laut P&G zertifizierte Kaffees im US-amerikanischen Markt nur von Gourmetkonsumenten nachgefragt, sodass sie derzeit nicht für ein Angebot im Massenmarkt geeignet sind. Hinsichtlich der spezifischen Preisstruktur des Fairen Handels warnt P&G außerdem davor, dass durch die künstliche Preiszuschlagsstruktur ein erhöhtes Marktpreisniveau erzeugt würde, was – im Falle einer Ausdehnung vom Gourmet- auf den Massenmarkt – eine massive Kaffee-Überproduktion 50 stimulieren und damit auf Dauer eine zweite globale Kaffeekrise initiieren könnte. 37 Die 4C-Initiative Die Initiative „Common Code for the Coffee Community“ (4C-Initiative) will einen nachhaltigen Kaffeemarkt schaffen, bei dem Kaffee unter Einhaltung sozialer und ökologischer Mindeststandards angebaut wird und die Kaffeebäuerinnen angemessene Erlöse er59 halten. Sie ist eine Antwort der Kaffeeindustrie und -händler auf die Kaffeekrise und auf die Kaffeekampagne von Oxfam. 4C wurde als ein Public-PrivatePartnership Projekt in Zusammenarbeit der deutschen Bundesregierung mit Industrie- und Handelsunternehmen, Kaffeebäuerinnen und zivilgesellschaftlichen Organisationen entwickelt. Die treibenden Kräfte hinter dieser Initiative waren die großen Röstkonzerne und die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) . Die 4C-Assoziation wurde Ende 2006 als privatrechtliche Organisation gegründet; bislang sind der Initiative auch große Röstkonzerne wie Nestlé, Kraft Foods, Sara Lee und Tchibo beigetreten. 11 Zu den Mitgliedern gehören außerdem der schweizerische Einzelhändler Coop und mehrere Produzentenverbände. Aus dem Kreis der Zivilgesellschaft sind in der 4C-Initiative die International Union of Food Workers, Oxfam, das Pesticide Action Network UK und die deutsche Christliche Initiative Romero. Die 4C-Initiative hat Mindeststandards für den Kaffeeanbau, die so genannte „Code Matrix“, festgelegt. Daneben wurden “Rules of Participation” (Beteiligungsregeln) entwickelt, die sich vor allem an die Kaffee-Einkäufer richten. Darin verpfl ichten sich Industrie und Handel, steigende Mengen an 4C-Kaffee einzukaufen, Berichtspflichten einzuhalten und Schulungsprogramme für Kaffeebäuerinnen zu finanzieren. Diese sollen vor allem eine bessere Qualität, einen erleichterten Marktzugang und stärkere Organisationsstrukturen fördern. Von entscheidender Bedeutung ist außerdem die Zusage der Einkäufer, Preise zu zahlen, die der Kaffeequalität entsprechen, und die Kosten für die Einhaltung der sozialen und ökologischen Mindeststandards abdecken. In der 4C-Initiative werden die Kosten für die Überprüfung der Standards aus den Mitgliedsbeiträgen bezahlt. Es gibt, anders als beim Fairen Handel, keine Mindestpreise, aber auch kein Siegel. Die Mindeststandards sind vergleichsweise niedrig angesetzt und sollen möglichst vielen Kleinbäuerinnen die Teilnahme ermöglichen. 12 Der Vorteil dieser Initiative ist ihre Ausrichtung auf den konventionellen Markt und die Integration einer Vielzahl der Kaffeebäuerinnen, die keinen Zugang zum Fairen Handel oder anderen Zertifikaten haben. In Ergänzung zum Fairen Handel und zur Rainforest Alliance könnte die Initiative vor allem durch die Schulungsmaßnahmen einen Beitrag zur Verbesserung der Situation der Kleinbäuerinnen leisten. Allerdings bezweifelt Oxfam, dass die geplanten Mittel für die Fortbildung der Kaffeebäuerinnen ausreichen werden. Durch die Einhaltung sozialer Standards könnten außerdem die Arbeitsbedingungen vor allem von Landarbeiterinnen auf den Kaffeeplantagen verbessert werden. Die niedrigen Mindeststandards und das Fehlen eines festgelegten Preiszuschlages könnten ein Risiko darstellen: Wenn zu viele Produzenten die Kriterien erfüllen, wird es für den Einzelnen schwer sein, einen Preiszuschlag zu erzielen. Ähnliche Systeme, wie die Initiative Utz Kapeh in den Niederlanden, haben allerdings bereits gezeigt, dass auch ohne festgelegte Prämien Zuschläge für zertifizierten Kaffee zu erzie60 len sind. Oxfams Kaffeekampagne hat auch dazu beigetragen, dass sich für Kleinbäuerinnen der Zugang zum Fairen Handel verbessert hat und die Nachfrage nach fair gehandeltem Kaffee gesteigert wurde. Zum Beispiel konnten Guatemala und Äthiopien ihre Exporte von fair gehandeltem Kaffee in die USA von 2002 bis 2004 um das Dreifache steigern, Peru verkaufte im gleichen Zeitraum sogar das Fünffache an fair gehandeltem Kaffee und die Dominikanische Republik hat 2005 zum ersten Mal fair gehandelten Kaffee in die USA exportiert. Oxfam hat besonders in Nicaragua, Guatemala und Honduras durch technische und finanzielle Hilfe Kooperativen dabei unterstützt, sich besser zu organisieren und ihre Position im internationalen Kaffeemarkt zu verteidigen. Initiativen zur Krisenbewältigung Im Zuge der Bewältigung der Kaffeekrise ist in den letzten Jahren der Begriff der Nachhaltigkeit immer stärker in den Vordergrund gerückt. Die Menge an nachhaltig produziertem Kaffee mit einem entsprechenden Siegel ist stark gestiegen. Und immer mehr große Röster erklären, eine nachhaltige Kaffeeproduktion, einen nachhaltigen Handel und einen nachhaltigen Vertrieb anzustreben. Die Vereinten Nationen definierten bereits 1987 „Nachhaltige Entwicklung“ als eine Entwicklung, welche die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Chancen künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen 47 Bedürfnisse zu befriedigen. Übertragen auf den Kaffeesektor heißt dies: Der Faire Handel „Nachhaltiger Kaffeeanbau bedeutet die Einhaltung ökologischer und sozialer Standards, er ermöglicht es Kaffeebäuerinnen und -bauern, Preise zu erzielen, die die Produktionskosten decken und angemessene Ge48 winnmargen mit sich bringen.“ Der Faire Handel hat das Ziel, eine nachhaltige Entwicklung für benachteiligte Produzentengruppen und Landarbeiterinnen in den so genannten Entwicklungsländern durch faire Handelsbedingungen und einen verbesserten Zugang zum Markt zu fördern. Faire Handelsbedingungen bedeuten die Zahlung von Mindestpreisen und Preisaufschlägen sowie langfristige Handelsbeziehungen. Diese Definition umfasst die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Wirtschaftlichkeit, d.h. angemessene Erlöse für Kaffeebäuerinnen, soziale Aspekte, d.h. Menschenrechte und Arbeitsstandards, und Umwelt, d.h. ökologische Standards. Das Kernprinzip des Fairen Handels ist die Verpfl ichtung der Unternehmen, den Kaffeebäuerinnen einen Preis zu zahlen, der kostendeckend und stabil 52 ist. Für Arabica-Kaffee wird gegenwärtig ein Min53 destgarantiepreis von 1,21 US-Dollar/lb gezahlt. Das führt dazu, dass viele Familien aus eigener Kraft ihr Einkommen steigern können – und somit in nachhaltige Anbaumethoden, Bildung und medizinische Versorgung investieren können. Mittlerweile gibt es verschiedene Siegel für nachhaltig produzierten Kaffee: das Siegel des Fairen Handels, das Siegel für Bio-Kaffee und das Siegel für umwelt49 freundlichen Kaffee. Der Marktanteil von nachhaltig produziertem Kaffee wurde im Jahr 2003 in Europa auf zwischen 0,4 und fünf Prozent geschätzt, mit wachsen50 der Tendenz. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass 51 diese Kaffeesorten nur einen Nischenmarkt bedienen. Im Folgenden werden verschiedene Nachhaltigkeitsinitiativen vorgestellt und kurz bewertet. Dabei finden mehrere Bewertungskriterien Anwendung. Ein wichtiges Kriterium ist die Frage, ob die Initiative die notwendigen Verbesserungen für die Situation der Kaffeebäuerinnen ermöglicht. Außerdem wird gefragt, inwieweit die Initiative zu angemessenen Erlösen für Kaffeebäuerinnen beitragen kann. Ist die Initiative geeignet, einen Großteil der Kaffeebäuerinnen weltweit zu erreichen? Ein wichtiger Aspekt ist auch die Herstellung eines Gleichgewichts von Angebot und Nachfrage. Schließlich sollte die Initiative möglichst alle drei Bereiche der Nachhaltigkeit abdecken. Die Vorstellung der Nachhaltigkeitsinitiativen soll dazu beitragen, die unten beschriebenen Aktivitäten der vier großen Kaffeeröster und ihre Beteiligung an diesen Initiativen besser einordnen zu können. Unter den Kaffeebäuerinnen sind die Meinungen zu 4C geteilt. Einige sind der Auffassung, dass die Initiative nicht genug finanzielle Anreize bietet. Andere – vor allem afrikanische Produzenten – meinen, dass 4C ihnen helfen wird, höhere Einkommen zu erzielen. Viele Bäuerinnen nehmen eine pragmatische Haltung zu 4C ein und wollen nicht bei einer Initiative außen vor bleiben, an der große Teile der globalen Kaffeeindustrie und des Kaffeehandels beteiligt sind. 9 Das Produktsiegel für fair gehandelten Kaffee wird nach den international einheitlichen Richtlinien der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) vergeben. Es wird ausschließlich Kaffee von Kleinbäuerinnen oder ihren Genossenschaften zertifi ziert, der unter Einhaltung ökologischer und sozialer Standards der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) angebaut wurde. Die Kaffeebäuerinnen müssen sich zur Erlangung des Siegels bei externen Instanzen gegen eine Gebühr zertifi zieren lassen. Beim Fairen Handel standen ursprünglich die angemessenen Erlöse, d.h. der wirtschaftliche Faktor im Vordergrund. Mittlerweile deckt die Bewegung aber auch die ökologischen und sozialen Bereiche des Nachhaltigkeitsprinzips ab. Der Faire Handel ist grundsätzlich ein notwendiger und geeigneter Ansatz zur Krisenbewältigung und trägt mittlerweile zur Verbesserung der Lebenssituation von rund einer halben Million Bäuerinnen 54 bei. In den hohen Anforderungen, die für die Zertifizierung gestellt werden, und in der Festlegung von Mindestpreisen liegen aber auch die Grenzen dieser Initiative: 10 Crsipin Hughes / Oxfam Die Rainforest Alliance (Allianz für den Regenwald) zertifi ziert den Anbau von Kaffee und anderen Agrarprodukten nach Umwelt- und 57 Sozialkriterien. Dabei steht die ökologische Bewirtschaftung im Mittelpunkt. Im Gegensatz zum Fairen Handel gibt es bei der Rainforest Alliance keine Mindestpreise, sondern verhandelbare Preisaufschläge für den Erfüllungsgrad der Zertifi zierungskriterien. Die Preisaufschläge schwanken zwischen sieben und 20 US-Cents/lb. Der Konzern Kraft Foods war eine der treibenden Kräfte dieser Initiative. Die Rainforest Alliance ist ein Ansatz, der zu einem verbesserten Marktzugang und zu Qualitätssteigerungen führen kann. Kaffeebäuerinnen erlangen bessere Preise und erzielen höhere Einkommen. Ebenso wie fair gehandelter Kaffee ist auch der Kaffee der Rainforest Alliance ein nachhaltig produzierter Kaffee, der einen Nischenmarkt bedient. Für den Massenmarkt und die Mehrheit der Kaffeebäuerinnen ist dieser Ansatz allein aber keine Patentlösung. Die Initiative geht davon aus, dass Kleinbäuerinnen durch die Einhaltung der Mindeststandards einen Wettbewerbsvorteil haben und bessere Preise für ihren Kaffee erzielen können. Die Schulungsprogramme, die 4C finanziert, sollen den Kleinbäuerinnen hierbei helfen. Zugleich sollen sie durch effizientere Anbaumethoden, leichteren Zugang zu Marktinformationen und besseres Farmmanagement höhere Gewinnspannen erzielen. Es wird erwartet, dass es im Jahr 2009 162.000 Tonnen 4C-Kaffee geben wird. Das entspricht etwa drei Prozent des gesamten Rohkaffee-Exports. photcase.com / skobakemann Rainforest Alliance Das Zertifi kat der Rainforest Alliance ist eine Auszeichnung, die die Vermarktung des Kaffees er58 leichtert. Bessere Managementsysteme sollen den Landwirtinnen dabei helfen, mit den Preisschwankungen des Marktes umzugehen. Die Gebühren für die Zertifi zierung müssen sie selbst tragen. Allerdings dürfen die Rainforest Alliance-Produkte das Siegel auch dann tragen, wenn sie nur zu 30 Prozent zertifi zierten Kaffee enthalten. photcase.com / Jamonit Sichtbare Beispiele dafür sind die zunehmenden Angebote an fair gehandeltem Kaffee bei Röstern und bei Einzelhändlern – z.B. bei der Supermarktkette Lidl. Die Fast Food-Kette McDonald’s hat ihr Kaffeeangebot in den USA teilweise und in der Schweiz bereits komplett auf fair gehandelten Kaffee umgestellt. Es war der Faire Handel, der die großen Röster in Bedrängnis gebracht hat und damit unter anderem den Anstoß für andere Nachhaltigkeitsinitiativen, wie zum Beispiel 4C, gegeben hat. Oxfam ist ein Partner des Fairen Handels. Oxfam Deutschland verkauft in 22 seiner deutschlandweit 27 OxfamShops Produkte aus dem Fairen Handel. Der fair gehandelte Kaffee ist mit rund 1,5 Prozent Marktanteil in den Industrieländern immer noch ein Nischen55 markt. Zwar steigt dieser Anteil gegenwärtig weltweit (in Großbritannien bereits 56 auf vier Prozent ), jedoch bleibt das Problem des Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Kaffeemarkt: Der beim Fairen Handel gezahlte Mindestpreis hat keine marktregulierende Funktion. Fairer Handel ist vielmehr als entwicklungspädagogischer Ansatz mit Vorbildcharakter zu verstehen. Für eine dauerhafte Lösung der strukturellen Krise des gesamten Kaffeemarktes sind daher zusätzliche, breit angelegte Initiativen notwendig. Trotzdem ist Oxfam der Auffassung, dass das Prinzip des Fairen Handels ein wichtiger Ansatz ist, um vom freien Markt verursachte soziale Schäden zu begrenzen – unabhängig davon, ob das Konzept auf den gesamtem Markt zu übertragen ist oder nicht. Darüber hinaus ist der Faire Handel geeignet und notwendig, ein Umdenken bei Unternehmen und Verbrauchern anzustoßen. Verbraucher können mit dem Kauf von fair gehandeltem Kaffee zeigen, dass sie Verantwortung für die Lebensbedingungen in den Erzeugerländern übernehmen wollen. Nicht zuletzt liegt die Bedeutung der Initiative in seiner Wirkung auf andere Akteure des Kaffeemarktes: Geoff Sayer / Oxfam Oxfam hat sich nach gründlicher Abwägung und in Abstimmung mit seinen Partnern in den Produzentenländern dazu entschlossen, der 4C-Initiative beizutreten. Oxfam ist der Auffassung, dass 4C eine gute Ergänzung des Fairen Handels sein könnte, wenn die Verpflichtungen eingehalten und das System des Fairen Handels nicht durch die Verwendung eines Siegels gefährdet wird. Als Mitglied kann Oxfam dazu beitragen, dass Röster und Händler ihren Verpflichtungen gegenüber den Kaffeebäuerinnen nachkommen. Oxfam wird regelmäßig nachprüfen, ob sich die Situation der Kaffeebäuerinnen tatsächlich messbar zum Positiven entwickelt. In zwei Jahren soll eine erste Überprüfung der Teilnahme erfolgen. Das Engagement von Starbucks Der Kaffeeröster Starbucks hat mit seinen weltweiten Coffee Shops – allein in Deutschland sind es über 90 – eine erfolgreiche Unternehmensstrategie entwickelt. Starbucks bietet hauptsächlich Spezialitätenkaffees im Hochpreis-Segment an und wirbt mit ihrer spezifischen Herkunft. Die Kaffees tragen Namen wie „Ethiopia Sidamo Coffee“ oder „Guatemala Antigua“. Zur Unternehmensstrategie gehört es auch, mit der sozialen Verantwortung von Starbucks für die Kaffeebäuerinnen zu werben. Starbucks hat einen Lieferantenkodex entwickelt, die C.A.F.E. Richtlinien. Diese Richtlinien bewerten den Kaffee durch ein Punktesystem nach Maßgabe der Einhaltung bestimmter Umwelt- und 61 Sozialstandards bei der Produktion. Je mehr Punkte Kleinbäuerinnen für ihren Kaffee bekommen, desto höhere Preise und günstigere Verträge erhalten sie. Starbucks bezieht über 50 Prozent seines Rohkaffees 62 nach diesem Lieferantenkodex. Außerdem bietet Starbucks auch ein Sortiment an fair gehandeltem Kaffee an. Die relativ hohen Standards der Richtlinien in Kombination mit hohen Preisaufschlägen sind grundsätzlich ein guter Ansatz. Festgelegte Preisaufschläge sind jedoch nur bei einem Einzelunternehmen kartellrechtlich zulässig. Für eine Initiative wie 4C, an der vier der fünf größten Röster mit einem Marktanteil von knapp 50 Prozent beteiligt sind, wäre der Ansatz kartellrechtlich unzulässig. Das positive Engagement von Starbucks war jedoch dadurch überschattet, dass das Unternehmen nicht gewillt war, Kaffeebäuerinnen und ihre Regierungen als gleichberechtigte Marktteilnehmer zu behandeln. So hatte Starbucks bislang die Pläne der äthiopischen Regierung durchkreuzt und sich einer Lizenzvereinbarung widersetzt, die die Rechte Äthiopiens an seinen Kaffeemarken „Sidamo“, „Yirgacheffe“ und „Harar“ für seine Kaffeesorten aus diesen Regionen sicherstellen würde. Experten gehen davon aus, dass der äthiopische Kaffeesektor durch eine solche Handelsmarkenstrategie 88 Millionen US-Dollar im Jahr zusätzlich einnehmen könnte – vorausgesetzt, Starbucks und andere Unternehmen würden entsprechende Abkommen unterzeichnen. Oxfam unterstützt die äthiopische Regierung seit Okto63 ber 2006 bei seiner Handelsmarkeninitiative. Im Juni 2007 hat Starbucks endlich eingelenkt und die Rechte Äthiopiens an den Kaffeenamen anerkannt. 13 Das Unternehmen hat mit der äthiopischen Regierung einen Lizenz-, Vertriebs- und Marketingvertrag für die drei hochwertigen Kaffeesorten Sidamo, Harar und Yirgacheffe abgeschlossen. Die SAI-Plattform photocase.com / öde Vier der fünf großen Röster sind Mitglied bei der Sustainable Agriculture Initiative (SAI), einer internationalen Industrie- und Kaffeehandelsinitiative. Die Arbeitsgruppe für Kaffee besteht seit 2003. Ziel der SAI-Plattform ist die Entwicklung nachhaltiger Praktiken für die Landwirtschaft, insbesondere 64 für den konventionellen Kaffeemarkt. Derzeit werden im Rahmen der Initiative 15 Pilotprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika durchgeführt. Sie sollen Kaffeebäuerinnen dabei helfen, nachhaltige Landwirtschaftsmethoden einzuführen. Im Unterschied zu den anderen vorgestellten Nachhaltigkeitsinitiativen stehen bei der SAI-Plattform nachhaltige Anbaumethoden im Vordergrund und nicht angemessene Erlöse für Kaffeebäuerinnen. Im Rahmen von SAI gibt es weder Preiszuschläge noch ein Verpflichtung der Röster, angemessene Preise zu zahlen. Die Initiative kann daher allenfalls eine Ergänzung der anderen Initiativen sein. 14 Die Internationale Kaffee-Organisation (ICO) Neben den Initiativen der Privatwirtschaft sollten auch Lösungen im Rahmen der ICO gefunden werden. Das Exportquotensystem der ICO mit seinen Mindestpreisen scheiterte 1989 am Widerstand der Mitgliedsländer, insbesondere der USA. Das bedeutet jedoch nicht, dass Ansätze zur Marktregulierung im Rahmen der ICO generell nicht funktionieren könnten. Oxfam hat es begrüßt, dass die USA seit Anfang 2005 wieder 65 Mitglied der ICO geworden sind. Gegenwärtig setzt sich Oxfam dafür ein, dass das existierende Internationale Kaffeeabkommen (ICA) zugunsten der Kleinbäuerinnen verändert wird. Kleinbäuerinnen sollten innerhalb der Organisation ein stärkeres Mitspracherecht haben. Außerdem sollte dafür gesorgt werden, dass den Kleinbäuerinnen Marktinformationen, Instrumente zum Risikomanagement, Diversifi zierungs- und Schulungsprogramme sowie Unterstützungsleistungen 66 zur Verfügung gestellt werden. Fazit und Ausblick Seit dem Höhepunkt der Kaffeekrise in den Jahren 2000 bis 2003 ist im Kaffeemarkt einiges in Bewegung gekommen. Allerdings hat sich trotz des Anstiegs der Weltmarktpreise die Situation der Kaffeebäuerinnen nicht grundlegend verbessert. Die Krise ist noch nicht vorüber. Folgendes ist weiterhin dringend erforderlich: ein angemessener Preis für Rohkaffee, Preisstabilität, verbesserter Marktzugang, Instrumente für ein gutes Risikomanagement, Schulungsmaßnahmen für effektivere Anbaumethoden und mehr Mitspracherechte für die Kaffeebäuerinnen in der globalen Kaffeemarktpolitik. photocase.com / ducati_luigi In den Produzentenländern sind bereits einzelne Erfolge erzielt worden: Einige Regierungen haben Maßnahmen zur Krisenbewältigung ergriffen. Ferner haben sich Kaffeebäuerinnen besser organisiert, zum Beispiel innerhalb der von Oxfam unterstützten GLACC. Auch die großen Röster und Händler haben inzwischen auf die Krise reagiert – wenn auch viele Forderungen der Oxfam-Studie „Bitter! Armut in der Kaffeetasse“ (2002) noch nicht erfüllt sind. Alle befragten großen Röster kaufen inzwischen mehr Kaffee mit dem TransFair-Siegel und dem Siegel der Rainforest Alliance. Der Anteil des eingekauften zertifizierten Kaffees am gesamten Rohkaffee-Einkauf ist allerdings immer noch sehr ge67 68 ring: Er liegt zwischen rund 0,5 und vier Prozent. Oxfam forderte in seinem Rettungsplan, dass der Anteil des fair gehandelten Kaffees mindestens zwei Prozent betragen sollte – diese Forderung erfüllt bislang keiner der großen Röster. Trotzdem ist der Zuwachs an zertifiziertem Kaffee ein Zeichen dafür, dass bei den Röstern ein Umdenken eingesetzt hat: Sie haben erkannt – ob aus Angst vor einem Imageschaden oder aus Verantwortungsgefühl –, dass sie in Zukunft zumindest Minimalstandards sozial verantwortlichen Verhaltens erfüllen müssen. In Bezug auf den Einkauf von fair gehandeltem Kaffee sollten Unternehmen sich jedoch nicht auf die Behauptung zurückziehen, dass sie nur auf die Nachfrage reagieren und daher nicht mehr fair gehandelten Kaffee einführen könnten. Eine wichtige Antwort der Röster auf die Kaffeekrise und Oxfams Kaffeekampagne ist die 4C-Initiative. Sie will den Kaffeebäuerinnen angemessene Erlöse durch Einhaltung von sozialen und ökologischen Mindeststandards verschaffen. Dabei setzt sie auf Wettbewerb am Markt und verzichtet auf Mindestpreise oder festgesetzte Preiszuschläge. Die Produzenten sollen durch besseren Marktzugang, effizientere Anbau-Methoden, bessere Qualität und gutes Farmmanagement höhere Gewinne erzielen. Ob die hohen Erwartungen Wirklichkeit werden, bleibt jedoch abzuwarten. Es besteht das Risiko, dass im Falle eines Überangebotes von 4C-Kaffee gar kein Qualitätszuschlag gezahlt wird. Oxfam betrachtet 4C als potentiell sinnvolle Ergänzung zum Fairen Handel für den konventionellen Markt und hat sich daher in Abstimmung mit seinen Partnern entschlossen, Mitglied zu werden – auch um überprüfen zu können, ob Industrie und Handel ihren Verpflichtungen nachkommen. 15 Oxfam begrüßt, dass Röster Nachhaltigkeitsprojekte durchführen. Jedoch muss darauf hingewiesen werden, dass durch diese Projekte zwar Hunderttausende von Produzentinnen erreicht werden, es weltweit aber insgesamt rund 25 Millionen Kaffeebäuerinnen gibt und damit sehr viele Menschen, die von diesen Programmen nicht profitieren. Betrachtet man die Aktivitäten der Röster, so lässt sich feststellen, dass zwar einiges unternommen wird. Es herrscht aber immer noch eine große Diskrepanz zwischen den Erklärungen zu sozialer Unternehmensverantwortung und der tatsächlichen Situation der Kaffeebäuerinnen. Nach wie vor sind auch die Regierungen in den Produzenten- und den Konsumländern sowie die Internationalen Organisationen gefordert, geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören die Bereitstellung von Mitteln für die Entwicklung im ländlichen Raum sowie Kredit- und Diversifizierungsprogramme. Ferner gehören dazu Anreize für Röster, damit diese Wert steigernde Verarbeitungsvorgänge in die Produktionsländer verlagern. Insbesondere sollte die ICO als Krisenbewältigungsforum genutzt werden. Kleinbäuerinnen sollten in der ICO besser vertreten sein und das Internationale Kaffee-Abkommen sollte durch entsprechende Regelungen zur Verbesserung der Situation der Kaffeebäuerinnen beitragen. 16 Annie Bungeroth / Oxfam Schließlich müssen auch die Verbraucher weiter aktiv bleiben: Sie müssen vor allem durch den Kauf von fair gehandeltem Kaffee weiter deutlich machen, dass sie von den Unternehmen sozial verantwortliches Verhalten fordern. Fußnoten 26 Report on the Dissemination Workshop on the Common Code for the Coffee Community, 2005, S. 11. 27 Vgl. Statistik der ICO, www.ico.org. 28 1 Im gesamten Text steht in der Regel die weibliche Mehrzahl für Männer und Frauen. 2 Oxfam, Mugged! Poverty in Your Coffee Cup 2002; Deutsche Version: Oxfam Deutschland, Bitter! Armut in der Kaffeetasse, 2002. 3 30 Ibid, S. 11. Ibid., S. 10. 31 Ibid., S. 10 und 11. 32 Ibid, S. 16 und 17. Zum Begriff „Nachhaltigkeit“ siehe unten S. 9. 33 4 Interview mit Lorenzo Castillo, Junta Nacional del Café Peru vom 21.11.2006. 5 Oxfam America, The Coffee Crisis Continues, 2005, S. 11 und 12. 29 Inter African Coffee Organisation, IACO Technical Paper on New Coffee Production Plan for Africa from 2007 to 2017, S. 1; Oxfam America, The Coffee Crisis Continues, 2005, S. 14. Oxfam Deutschland, Bitter! Armut in der Kaffeetasse, 2002, S. 10 ff. 34 Ibid., S. 12. 35 6 7 Interview mit Gerardo Alberto de León, Fedecocagua Guatemala, vom 20.11.2006. 8 Vgl. Inter African Coffee Organisation, IACO Technical Paper on New Coffee Production Plan for Africa from 2007 to 2017, S. 1. 36 Oxfam America, The Coffee Crisis Continues, 2005, S. 21. 37 Oxfam Deutschland, Bitter! Armut in der Kaffeetasse, 2002, S. 12. 38 9 10 Interview mit Dr. Pradeep, Karnataka Growers Federation-India, vom 3.12.2006; ICO, Global coffee crisis: A threat to sustainable development, ED 1849/02, p. 2. 11 International Coffee Organization, Letter from the Executive Director, Coffee Market Report, 2006, S. 2. 12 Das System der festgelegten Mindestpreise und Exportquoten wird in der Oxfam Studie Oxfam, Bitter! Armut in der Kaffeetasse, 2002, S. 16 ff, erklärt. 13 14 15 16 Inter African Coffee Organisation, Surendra Kotecha, Coffee in Africa, Impacts & Issues of Low Price Crises, 2002, S. 13. 41 4C steht für Common Code for the Coffee Community, auch CCCC abgekürzt. Oxfam America, The Coffee Crisis Continues, 2005, S. 18. Vgl. Inter African Coffee Organisation, Market Situation Coffee Year 2005/2006, Document No. 187/06/E, 2006, p. 6. 44 Vgl. Statistik der ICO von 2005, www.ico.org. Christliche Initiative Romero, Billiger Kaffee macht arm, 2006, S. 21. 45 Interview mit Lorenzo Castillo, Junta Nacional del Café de Peru vom 21. November 2006. 46 Ibid., S. 1 und 2. NRO steht für Nichtregierungsorganisation/en. 47 Für Indien: Interview mit Dr. Pradeep, Karnataka Growers Federation-India, vom 3. Dezember 2006. Brundtland-Kommission für Umwelt und Entwicklung, Abschlußbericht, Unsere gemeinsame Zukunft, 1987. 48 Christliche Initiative Romero, Billiger Kaffee macht arm, 2006, S. 17. 21 Interview mit Dr. Pradeep, Karnataka Growers Federation-India, vom 18. Dezember 2006. 22 Beispiel aus 2006 bezogen auf Sidamo-Kaffee, der von Starbucks für 26 US-Dollar/lb im Laden verkauft wird, vgl. http://www.oxfam.de/a_611_presse.asp?id=227. Vgl. Weltbank, ICO, International Institute for Sustainable Development, The State of Sustainable Coffee, 2003, S. 15. 49 In Europa dominieren Bio-Kaffee und fair gehandelter Kaffee. In Japan und Nordamerika herrschen Bio-Kaffee und Kaffee mit Umweltsiegel oder Kaffee aus Schattenanbau vor. Vgl. Weltbank, ICO, International Institute for Sustainable Development, The State of Sustainable Coffee, 2003, S. 15 f. und 18. 50 23 Vgl. Inter African Coffee Organisation, Surendra Kotecha, Coffee in Africa, Impacts & Issues of Low Price Crises, 2002, S. 15. 25 40 43 19 24 Mit dem Ende der Exportquoten und festgesetzten Mindestpreise durch die ICO 1989 lösten sich in afrikanischen Ländern oftmals die nationalen Kaffeeinstitute auf, die den Kaffeehandel zentral regelten. Christliche Initiative Romero, Billiger Kaffee macht arm, 2006, S. 21. Inter-African Coffee Organization, Market Situation Coffee Year 2005/2006, Document No. 187/06/E, 2006, S. 1. 20 Oxfam America, The Coffee Crisis Continues, 2005, S. 13. 39 42 Ibid., S. 19 und 27. Oxfam America, The Coffee Crisis Continues, 2005, S. 13. Ibid., S. 13; Oxfam et al., Grounds for Change, 2006, p. 4. Vgl. European Coffee Federation, Coffee Facts and Figures, 2006, S. 10. 17 18 Oxfam America, The Coffee Crisis Continues, 2005, S. 16. Ibid., S. 13. Der FOB-Preis („free-on-board“) ist der Warenwert zum Zeitpunkt des Übergangs auf das Schiff. Die anschließenden Fracht- und Versicherungskosten für den Seetransport vom Ursprungs- in das Konsumland trägt der Käufer, Kaffeewissen, www.kaffeeverband.de. 51 52 Ibid., S. 17. Ibid., S. 21. Oxfam Deutschland, „Bitter! Armut in der Kaffeetasse“, 2002. 53 Steigt der Weltmarktpreis über 1,21 US-Dollar pro englisches Pfund, erhalten die Kleinbauerngruppen einen Fairtrade-Aufschlag von 10 US-Cent. 54 Christliche Initiative Romero, Billiger Kaffee macht arm, 2006, S. 34. 17 55 Geschätzter Wert nach Angaben aus TransFair USA, 2005, Fair Trade Coffee, Facts and Figures, S. 3. 56 Angaben von TransFair e.V. 57 Christliche Initiative Romero, Billiger Kaffee macht arm, 2006, S. 39 ff., vgl. auch www.rainforest-alliance.org. 58 15 Ibid. Präsentation von Tchibo vom 8.11.2006. 16 17 Seit Ende 2006 ist zum Beispiel Kaffee der Marke Milea im Einzelhandelsbereich in Deutschland mit dem Siegel der Rainforest Alliance erhältlich (Gespräch mit Kraft Foods vom 1.12.2006). 18 Gespräch mit Kraft Foods vom 1.12.2006. Christliche Initiative Romero, Billiger Kaffee macht arm, 2006, S. 39. 19 Mehr Informationen unter www.sustainable-coffee.net. 20 59 Gespräch mit Tchibo vom 8.11.2006. 60 Utz Kapeh ist ebenfalls eine Nachhaltigkeitsinitiative, die sich an den konventionellen Markt richtet und vor allem vom Röster Sara Lee in den Niederlanden angewandt wird. Für eine gute Darstellung vgl. Christliche Initiative Romero, Billiger Kaffee macht arm, 2006, S. 42 und 43. 61 Pressemitteilung Starbucks vom 18.1.2007, www.csr.wire.com/PressReleasePrint.php?=7277.; www.starbucks.de. 62 63 64 65 21 Ibid. 22 E-Mail von Tchibo an Oxfam Deutschland vom 7.02.2007. 23 Präsentation von Tchibo vom 8.11.2006. 24 Laut Angaben von Nestlé. Ibid. 25 Mehr dazu unter http://www.oxfam.de/a_631_aktuell.asp?id=125. 26 www.saiplatform.org. 27 Der Beitritt der USA war auch im Kaffee-Rettungsplan gefordert worden. 28 Vgl. Christliche Initiative Romero, Billiger Kaffee macht arm, 2006, S. 27. Nachhaltigkeitsbericht Deutschland, Österreich, Schweiz 2005. 29 30 67 Geschätzte Einkaufsmenge von zertifiziertem Kaffee (fair gehandelter Kaffee und Kaffee mit dem Siegel der Rainforest Alliance) bei P&G und Nestlé; Niederländische Kaffeekoalition (Dutch Coffee Coalition), Coffee Barometer 2006, Certified Coffee in the Netherlands, S. 12. 68 Einkaufsmenge an zertifiziertem Kaffee einschließlich organischen Kaffees laut eigenen Angaben bei P&G. Brief von Nestlé an Oxfam Deutschland vom 24.11.2006. 32 Gespräch mit Nestlé vom 5.12.2006. 33 Gespräch mit P&G vom 15.12.2006. 34 Brief von Nestlé an Oxfam Deutschland vom 24.11.2006. Ibid. 36 E-Mail von Nestlé an Oxfam Deutschland vom 18.12.2006. 37 1 Zum Anteil Kaffee am Umsatz vgl. Christliche Initiative Romero, Billiger Kaffee macht arm, 2006, S. 27. 2 Ibid. 3 Zu den Wirtschaftsdaten vgl. Christliche Initiative Romero, Billiger Kaffee macht arm, 2006, S. 27. 4 5 Ibid. Präsentation von Kraft Foods vom 1.12.2006. 6 7 8 Gespräch mit Tchibo vom 8.11.2006. Präsentation von Kraft Foods vom 1.12.2006. E-Mail von P&G an Oxfam Deutschland vom 8.12.2006. 38 39 41 42 43 13 14 Präsentation von Kraft Foods vom 1.12.2006. 47 Gespräch mit Tchibo vom 8.11.2006. 48 Ibid. Präsentation von Kraft Foods vom 1.12.2006. Gespräch mit Tchibo vom 8.11.2006. Ibid. Brief von Nestlé an Oxfam Deutschland vom 24.11.2006. Gespräch mit Nestlé vom 5.12.2006. E-Mail von Nestlé an Oxfam Deutschland vom 18.12.2006. Schätzungen der Niederländischen Kaffeekoalition zufolge liegt die Einkaufsmenge von Rohkaffee aus dem Fairen Handel oder mit dem Siegel der Rainforest Alliance bei 0,5 Prozent. Quelle: Niederländische Kaffeekoalition (Dutch Coffee Coalition), Coffee Barometer 2006, Certified Coffee in the Netherlands, 2006, S. 12. 49 50 18 Gespräch mit P&G vom 15.12.2006. Dokument Sustainable Coffee at P&G, Oxfam Deutschland am 8.12.2006 präsentiert. 46 12 Ibid. 44 Gespräch mit Tchibo vom 8.11.2006. 11 United Nations Conference for Trade and Development. Dokument Sustainable Coffee at P&G, Oxfam Deutschland am 8.12.2006 präsentiert. 45 10 International Institute für Sustainable Development. 40 Präsentation von Tchibo vom 8.11.2006. 9 Brief von Nestlé an Oxfam Deutschland vom 24.11.2006. E-Mail von P&G an Oxfam Deutschland vom 8.12.2006. 31 35 Fußnoten zu den Selbsteinschätzungen der Kaffeeröster Ibid. E-Mail von Nestlé an Oxfam Deutschland vom 18.12.2006. 66 Mehr dazu in: Oxfam et al., Grounds for Change, 2006; Oxfam Briefing Note, Seeking Common Grounds, Analysis of the Draft Proposals for the International Coffee Agreement, 2007. Ibid. E-Mail von P&G an Oxfam Deutschland vom 21.12.2006 und 31. 01.2007. Ibid. Impressum Der Bericht wurde verfasst von Franziska Humbert unter Mitwirkung von Lisa Jaspers. Die Autorin bedankt sich insbesondere bei Dr. Lars Atorf, Jonathan Atwood, Bert Beekman, Constantino Casasbuenas, Lorenzo Castillo, John Conyers, Achim Drewes, Cornel Kuhrt, Gerardo Alberto de Léon, Achim Lohrie, Frank Mechielsen, Tadesse Meskela, Martin Meyer, Dr. Pradeep Nandipur, Nicola Oppermann, Seth Petchers, Albrecht Schwarzkopf und David Weinstein für ihre Unterstützung bei der Erstellung des Textes. Redaktion: Franziska Humbert und Katharina Voss Graphische Gestaltung: www.dieprojektoren.de © Oxfam Deutschland, September 2007 Oxfam Deutschland e.V., Greifswalder Str. 33a, 10405 Berlin, Tel.: 030-42850621, [email protected] V.i.S.d.P.: Paul Bendix photocase.com / airbros Herstellung und Druck: H & P Druck Friedrich Hilberts Tel.: 030-69578400, Körtestr. 10, 10967 Berlin „Ist die Kaffeekrise nun vorüber?“ – ein gemeinsamer Beitrag der Aktion Mensch und Oxfam Deutschland zum GesellschafterProjekt 2006/2007 Diese Broschüre behandelt die Krise des Kaffeemarktes und ihreFolgenfürdieKaffeebäuerinnen.SieschließtandieOxfam-Studie„Bitter! Armut in der Kaffeetasse“ausdemJahr 2002 an, als die Kaffeekrise sich auf ihrem Höhepunkt befand. Im Jahr 2002 startete Oxfam Deutschland seine Kaffeekampagne,diedieVerbesserungder SituationderKaffeebäuerinnen zumZielhat. Oxfam Deutschland hat im RahmendesFilmfestivals„ueberarbeiten“derAktionMensch die Patenschaft für den Film „Schwarzes Gold“ übernommen, der sich am Beispiel der wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen der KaffeebäuerinnenmitdenunfairenBedingungen des Welthandels auseinandersetzt(sieheKasten). Oxfam begleitete den Film auf seinerDeutschlandtourneeund botdemPublikumdieMöglichkeit, sich in PodiumsdiskussionenmitsachkundigenExpertendarüberauszutauschenund zuengagieren. Oxfam Deutschland ist MitgliedvonOxfamInternational, einem Verbund von 13 unabhängigen Hilfsorganisationen, dieinüber100LänderndesSüdens und Osteuropas mit Nothilfe, langfristigen Projekten zurSelbsthilfesowieinder entwicklungspolitischenLobby- undKampagnenarbeittätigsind. EineInitiativeder „In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?“ – mit dieserFrageruftdasGesellschafter-ProjektseitMärz2006die Bevölkerungdazuauf,sichdieDiskussionumdieZukunft derGesellschaftwiederanzueignenundihreeigenenVorstellungenvoneinerlebenswerten,sozialenundselbstbewussten Zivilgesellschaftzuartikulieren. HinterdemProjektstehendieAktionMenschundmehrals 60OrganisationenausdemsozialenundkulturellenBereich, aber auch aus Wissenschaft, WirtschaftundMedien. SCHWARZES GOLD „Wirhoffen,einenFilmgemachtzuhaben,derdie westlichen Verbraucher über ihren Konsum und dessen Beziehung zur restlichen Welt nachdenkenlässt“,sodieRegisseureMarcundNickFrancisüberihrenDokumentarfilm„SchwarzesGold“ (GB2006). Der Film begleitet Tadesse Meskela, Direktor der OromiaCoffeeFarmersCooperativeUnion,beiseinenBemühungen,aufdeninternationalenMärkten einen gerechteren Preis für den von äthiopischen Bäuerinnen angepflanzten Kaffee auszuhandeln. Die Oromia Kaffee-Kooperative vertritt die Interessenvonüber105.000KaffeebäuerinneninÄthiopien undistseit2002PartnerorganisationvonOxfam. www.ueber-arbeiten.de www.blackgoldmovie.com „ueber arbeiten“, das bundesweite Filmfestival zu Arbeit, Wirtschaft und Globalisierung, ist Teil des Gesellschafter-Projekts der AktionMensch. Elf internationale Dokumentarfilme–darunter„Schwarzes Gold“ – ließen von Herbst 2006 bis Sommer 2007 diejenigenzuWortkommen,die täglichmitdenAuswirkungen der zunehmenden globalen Verflechtung auf ihr Leben, ihre Arbeitswelt und ihr wirtschaftlichesHandelnkonfrontiertsind.DieelfFilmegeben Denkanstösse für mögliche FormendesZusammenlebens in einer Gesellschaft, deren Erscheinungsbildnichtzuletzt vomEngagementundvonder Solidarität des Einzelnen abhängt. GedruckteExemplaredieser Broschüresinderhältlichbei: OxfamDeutschland GreifswalderStr.33a,10405Berlin Tel.:+49-30-42850621,Fax:+49-30-42850622 E-Mail:[email protected] WeitereInformationenunterwww.oxfam.deundwww.diegesellschafter.de