Eine Weltklasse? Die Düsseldorfer Malerschule und
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Eine Weltklasse? Die Düsseldorfer Malerschule und
MUSEUM dem Wiener Kongress unter preußischer ser Form – zum ersten Mal seit gut drei Flagge – ins Reich der preußischen Kunst- Jahrzehnten – die Besucher mehr als be- Wenn die Besucher dann aber die wohl- und eindruckt. Ohne sie jedoch zu überwälti- proportioniert arrangierten und mit de- werden. Kulturauffassungen eingegliedert gen. Dies verhindert ein sehr kluges Kon- zenter Farbigkeit akzentuierten Ausstel- Man mag das Kultur-Anmaßung nen- zept der Kuratorin Bettina Baumgärtel, lungsräume im Museum Kunst Palast nen. Das Ergebnis aber war, wie jetzt in welche die Ausstellung nach übergreifen- durchmessen haben, so dürfte auch bei ih- der „Weltklasse“-Ausstellung zu sehen, den Gesichtspunkten – sowohl thematisch nen die Einsicht eindeutig sein: Nein, die ungeheuer fruchtbar. Das gilt nicht zuletzt als auch epochebezogen – strukturiert hat. Ausstellungsmacher haben nicht einfach für die Fülle, von der jetzt im Museum Das erlaubt, in den jeweils eingegrenzten, nur die laute Trommel gerührt. Kunst Palast weit mehr als 400 Werke aber nicht dogmatisch abgegrenzten Be- Die Düsseldorfer Malerschule hat in Zeugnis ablegen. Darunter sind natürlich reichen sehr intensive Entdeckungen zu ihren zahlreichen Ausprägungen und Li- nicht wenige Leihgaben, die belegen, wie machen, um dann Kerneindrücke mit an- nien über gut ein Jahrhundert viele hoch- weitverzweigt Akademie-Anstöße deren Zuordnungen zu vergleichen. (Übri- rangige Werke hervorgebracht. Und: Sie wirkten. Aber hauptsächlich ist es doch die gens kann man mit Hilfe der schönen Sitz- war ein Ausgangsort für eine internationa- schier überbordende Fülle der eigenen gelegenheiten die Fülle konzentriert und le Szenerie, sie war – so wie es plakativ in Düsseldorfer Sammlung, die jetzt in die- entspannt genießen.) die der Bezeichnung anklingt – stilbildend, Bezugspunkt in den Auffassungen und Deutungen, in der Ausgestaltung von Stimmungen und Zeitströmungen. Das alles ist – fast müsste man sagen: in feiner ironischer Umkehrung der Grundannahme – die Folge eines Exports: von Preußen in die Rheinlande. Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. nämlich schickte seinen künstlerischen Großmeister Wilhelm von Schadow in das damals zwar schon elegante, aber von der Einwohnerzahl her noch sehr bescheidene Düsseldorf. Schadow sollte an der Spitze der 1819 wiedergegründeten Akademie dafür sorgen, dass auch die Rheinlande – seit Max Stern (1872 – 1943), Auf dem Ananasberg, 1910, Öl auf Leinwand, 101 x 135 cm, Privatsammlung, Foto: Horst Kolberg, Düsseldorf 8 … in R(h)einkultur | 3/2011 F O T O : © T E R R A F O U N D AT I O N F O R A M E R I C A N A R T, C H I C A G O Weltklasse! Manch ein Kritiker mag da fragen: Klingt das nicht nach Anmaßung? T E R R A F O U N D AT I O N F O R A M E R I C A N A R T, D A N I E L J . T E R R A C O L L E C T I O N , C H I C A G O , DÜSSELDORFER MALERSCHULE FABB. LINKS: GEORGE CALEB BINGHAM (1811 – 1879), DIE FRÖHLICHEN BOOTSLEUTE, 1877-78, ÖL AUF LEINWAND, 66,2 X 92,4 CM, Eine Weltklasse? Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung im Museum Kunst Palast Andreas Achenbach (1815 – 1910), Der Akademiehof (Die alte Akademie in Düsseldorf ), 1831, Öl auf Leinwand, Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf, Foto: Horst Kolberg, Düsseldorf seien es die überhöhenden und verdichtenden Darstellungen bedeutender historischer Momente, seien es die Annäherungen an den Alltag, und seien es die ganz nüchternen, oft auch sogar anklagenden Blicke auf gesellschaftliche Missstände. Wenn Johann Peter Hasenclever Mitte des 19. Jahrhunderts „Arbeiter vor dem Magistrat“ malt, dann ist das Sozialkritik pur. Hier verbinden sich ahnend Aufbruch und Revolution. So sind die Entwicklungslinien in vielen Nuancen zu studieren und genau zu verfolgen, von 1819 an, nach der preußischen Wiederbegründung der Akademie, bis hin zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Und so erschließt sich dann von Raum schon früh, denn bereits bei der ersten öf- Beat Wismer betont dabei, dass Kunstge- zu Raum, was die Brüder Achenbach mit fentlichen Skizzierung seiner Pläne hatte schichte hier auch als eine „Frage der Dis- Johann Wilhelm Schirmer verbindet, wie er angekündigt, dass man unbedingt die ziplin“ zu sehen sei, dass sich hier ablesen Emanuel Leutze, Arnold Böcklin, Carl Schätze des eigenen Hauses heben müsse, lasse, wie sich Anschauungen und Auffas- Friedrich Lessing und Oskar Modersohn um die Spuren der Düsseldorfer Maler- sungen entwickelten. Große Stars oder zueinander stehen, um einige der ganz be- schule angemessen zu präsentieren und „Reißer“ gehörten eher nicht zu dieser rühmten Namen zu nennen. Schnell fällt den Reichtum zu zeigen, der in dieser ur- Schule, trotz der vielen klangvollen Na- auf: Es gibt nicht den großen gemeinsa- eigenen Geschichte steckt, den allein die men. Viel wichtiger sei diese Malerei für men Nenner, aus der vom Direktor Wil- Zahlen belegen: Mehr als tausend Gemäl- die Bildung einer Geschmackskultur, sie helm von Schadow geleiteten Akademie de und gut über 5000 Zeichnungen und sei „prägend für das Bürgertum“. wurde keine akademische „Kaderschmie- druckgrafische Blätter befinden sich im de“. Was aber durchgehend zu sehen ist: Museumsbestand. internationalen welch neuer Lust, mit welch innerem Ein- handwerkliche Sorgfalt, technische Bril- Leihgaben wiederum seien Beweis „für die klang sich die Bürger der neuen Zeit den lanz, Feinheiten und Raffinessen, die si- weltweite Anerkennung dieses beachtli- Bildern dieser ineinandergreifenden oder chere Beherrschung der Mittel. chen Teils der Düsseldorfer Kunstge- sich ablösenden Bewegung widmeten. Ei- schichte“. ner Zeit, die im Ganzen gekennzeichnet Aber vielleicht gibt es in diesen Wer- Die Und da lässt sich leicht ablesen, mit ken aus gut einem Jahrhundert auch einen Zu den Schlüsselerfahrungen gehört war durch ein privat eingestimmtes neues durchgehenden Zug: eine sinnende Nach- dabei, dass diese Düsseldorfer Schule Sich-Einfinden in der Welt. Politisch war denklichkeit, eine eindringliche Betrach- auch als besonders fortschrittlich galt. sie geprägt durch wachsende Emanzipa- tung der Natur, eine bis zum Elegischen Dies gehört tatsächlich zu den Erkenntnis- tion, wirtschaftlich durch den erst noch gehende Sehnsucht, eine spürbare Inner- sen, die sich nach und nach bei den kapi- zögerlichen, dann sich beschleunigenden lichkeit, ohne die Grenze zum Kitsch zu telähnlich abgesteckten Einzelbereichen Aufbruch in die Industriegesellschaft. überschreiten. Dies gehört sicher zu den einstellen: Es war fast immer die Spitze Letztlich waren es Interpretationen des ei- bleibenden Eindrücken. Und hier zeigt der Bewegung, die von der Düsseldorfer genen Zustandes, Spiegelungen und auch sich auch, wie sinnvoll es war und ist, ein- Akademie ausging. Seien es die spätro- aktive Reflexionen ihrer Befindlichkeiten. mal aus der ganzen Fülle des Bestandes zu mantischen Anverwandlungen der Natur Und dies immer wieder in überraschen- schöpfen. mit ihrer inneren Sehnsucht, die sich im den Mischungsverhältnissen, aber auch in Beat Wismer, Generaldirektor des Mu- Biedermeier noch einmal in eine Abwen- klaren seums Kunst Palast, hatte diese Vision dung von zudringlicher Welt verwandelte, und Sozial-Anklage, profane Weltsicht … in R(h)einkultur | 3/2011 Gegensätzlichkeiten. Naturlyrik 9 MUSEUM noch bis ins 18. Jahrhundert der geradezu magnetisch wirkende Sehnsuchtsort derKünstler, schwindet und der Norden in seiner von Sprödigkeit und Dunkelheit geprägten Anziehungskraft entdeckt wird. Fast könnte man von einer Seelenbrücke sprechen. Künstler aus Skandinavien – vor allem aus Norwegen – drängten nach Düsseldorf. Mitte des 19. Jahrhunderts kommt Dr. Bettina Baumgartel, Kuratorin der Ausstellung es zu einem regelrechten künstlerischen Friedrich Boser (1809 – 1881), Die Bilderschau der und Leiterin der Gemaldegalerie im Museum Reise-Boom an die Akademie, gefördert Düsseldorfer Künstler im Galeriesaal der Kunst- Kunst Palast, zeigt die wegweisende Bedeutung auch durch königliche Stipendien. Man akademie Düsseldorf, 1844, Öl auf Leinwand, 82 x und internationale Ausstrahlung dieser Maler- spricht anerkennend von einer „Skandina- 106 cm, Stadtmuseum Landeshauptstadt Düssel- schule un ihre Kontinuitat bis in die Moderne vienkolonie“. So wie es zur positiven Ein- dorf, Foto: Horst Kolberg, Düsseldorf schätzung kommt – und das ist Beat Wisund Christlich-Andächtiges, Alltagsgenre mer ganz wichtig –, dass die Akademie- Kunst der Moderne fortgesetzt, wohl aber hier, die Historie als große Oper, Welt-In- Schüler als „Avantgardekünstler“ gelten, in den Bilder- und Gefühlswelten Holly- szenierung als Entwurf und Welt-Abge- die neues Terrain entdecken und offen woods. Natürlich wäre es verwegen, die in schiedenheit als Rückzug in die Idylle sind für bislang nicht gestellte gesell- jedem Fall virtuosen Mal-Welten von gro- dort: Das alles findet sich in den Feldern, schaftliche Fragen, aber auch auf individu- ßen Könnern wie Julius Bretz, Max Claren- welche die Ausstellung absteckt, in ideel- elle Introspektion wie auf gemeinschaftli- bach (Vertreter der Frühmoderne mit An- ler gegenseitiger Durchdringung. Auf- che empfundene Befindlichkeiten. klängen zum Impressionismus) einfach schlussreich auch, wie sich die geografi- In bestimmten Phasen hat sich die zu verlängern. Aber deutlich wird doch an schen Koordinaten verschoben. Indem Düsseldorfer Malerschule mit von der allen Stationen: In all ihren Ausprägungen nämlich die Aufmerksamkeit für Italien, Theaterbühne übernommener Inszenie- waren die mit der Akademie verbundenen rungs- und Dramatisierungskunst eine Arbeiten von hohem Schauwert. Und ge- Oswald Achenbach (1827 – 1905), Im Park der „überaus effektvolle Traumfabrik“ gebil- nau das begeistert auch das heutige Publi- Villa Borghese, 1886, Öl auf Leinwand, Stiftung det. Die habe sich zwar nicht – meint kum. Nicht zu vergessen dabei: mit globa- Museum Kunstpalast, Foto: Horst Kolberg Kunstkriker Manfred Schwarz – in der lem Ideen-Export (wie ihn beispielsweise die Hudson River School aufnahm, teils mit verblüffenden Bild-Parallelen) und mit der Bildung eines blühenden Kunstmarktes, in dem das aufstrebende Bürgertum sein Selbstbewusstsein manifestierte. Das alles ist in vielerlei Hinsicht auch modern und die darin aufscheinende Freiheit und Unabhängigkeit gehört in bester Kontinuität auch zum Kern der heutigen Düsseldorfer Akademie. Hen ry Nam ak INFO W E LT K L A S S E . D I E D Ü S S E L D O R F E R M A L E R S C H U L E 1819-1918 Stiftung Museum Kunstpalast Kulturzentrum Ehrenhof Ehrenhof 4-5 40479 Düsseldorf Bis 22. Januar 2012 왘 www.smkp.de 10 … in R(h)einkultur | 3/2011 MUSEUM Das Heinrich-Heine-Institut eröffnet Einblicke in Leben und Werk großer wie kleiner Meister der Düsseldorfer Malerschule, ihre freundschaftlichen Beziehungen, ihre Rolle im kulturellen Leben der Stadt Wie das Künstlerleben im 19. Jahrhun- Vertretern der Düsseldorfer Malerschule Schnurren oder führen geschriebene Ko- gegründet wurde. Sehr viel offizieller geht die Maler inspirierte, mit wem sie befreun- mödien auf“, schreibt Karl Immermann es dort beim sogenannten „Kaiserfest“ im det waren, wohin sie reisten, was sie sam- über sie. Jahre 1877 zu. gelegentlich Oktaven, melten, wie und wo sie ihre Freizeit ver- Einer der Treffpunkte war vor allem die Aber wir sehen, dass auch ein „Stück brachten, mit wem oder für wen sie musi- Künstlervereinigung Malkasten, in der die Welt“ nach Düsseldorf kommt. So kündet zierten, das alles ist in Porträt- und Atelier- Geselligkeit gepflegt wurde und die be- der ausgestellte Reisepass, den der Maler zeichnungen, in Briefen, Karikaturen, Ur- zeichnenderweise im Jahre 1848 von den Achenbach 1850 während seiner Italien- kunden, Rede- und Gedichtmanuskripten, Skizzen- und Tagebüchern festgehalten. Sie geben uns Einblicke in das Leben und Werk der Vertreter der Düsseldorfer Schule, ihre freundschaftlichen, familiären und geschäftlichen Beziehungen und zeigen reise mit sich trug, noch von den Mühen oben: Adolph Schroedter in seinem Atelier, 1845, Lithographie von Henry Ritter unten: Emanuel Leutze in seinem Atelier, 1845, Lithographie von Henry Ritter einer damaligen Reise, die nur mit vielen Zwischenstationen und Stempeln möglich war. Auf jeden Fall ist das Archiv des Malkastens, dem ein Großteil der Exponate entliehen wurde, eine wichtige Quelle, ihre Rolle im kulturellen Leben der Stadt ebenso wie die Autographensammlung und in der Welt der Kunst. zur Malerschule im Heine-Institut. Im Mittelpunkt der Ausstellung „Pin- Dass der Künstler selbst im Atelier in sel, Pult & Piano“ im Heinrich-Heine-In- dieser Zeit ein beliebtes Motiv auch für stitut steht vor allem das Zusammenspiel Zeichnungen ist, deutet auf dessen er- von Malerei, Musik und Dichtung, nicht wachtes Selbstbewusstsein zu dieser Zeit, zuletzt, weil der Komponist Felix Mendels- auch kurz vor der Entdeckung der Fotogra- sohn Bartholdy, der häufig bei den Soi- fie. Eine Kuriosität dieser Ausstellung: das reen im Hause Schadow aufspielte, auch Sonderinteresse des Künstlers Theodor selbst ein begeisterter Zeichner und Maler Hildebrandt, der leidenschaftlich Käfer war, während z. B. der Maler Schirmer sammelte und zeichnete. Er war eben auch wiederum bei den Niederrheinischen Mu- Insektenforscher. pk sikfesten als Sänger auftrat. Es muss eine inspirierende und lebhaf- P I N S E L , P U LT & P I A N O geistige Nomaden. Sie binden ihr Rössl INNENANSICHTEN DER DÜSSELDORFER MALERSCHULE Heinrich-Heine-Institut in Kooperation mit dem Malkasten Archiv. Ausstellungsdauer: bis 13. November 2011 heute an diesen Pfahl, morgen an jenen 왘www.duesseldorf.de/heineinstitut/mu- Strauch. Sie malen nicht nur, sie verklei- seum/sonder/index.shtml te Zeit gewesen sein, da die Düsseldorfer Künstler ausgesprochen gesellig und vielseitig waren und sogar Feste miteinander feierten. „Die Düsseldorfer Künstler sind den sich auch, machen Knittelreime, oder … in R(h)einkultur | 3/2011 11 A R T, D A N I E L J . T E R R A C O L L E C T I O N , C H I C A G O , F O T O : © T E R R A F O U N D AT I O N F O R A M E R I C A N A R T, C H I C A G O extemporieren dert im Alltag ausgesehen haben mag, was F O T O S : G E O R G E C A L E B B I N G H A M ( 1 8 1 1 – 1 8 7 9 ) , D I E F R Ö H L I C H E N B O O T S L E U T E , 1 8 7 7 - 7 8 , Ö L A U F L E I N W A N D , 6 6 , 2 X 9 2 , 4 C M , T E R R A F O U N D AT I ON F O R A M E R I C A N INNENSICHTEN: MALER, MUSIKER UND POETEN KULTUR SCHAUPLÄTZE ALFRED SISLEY – DER WAHRE IMPRESSIONIST ger Lehmbruck Museum. Ge- bis 29. Januar 2012 Pariser Atelier. Für ihren D as Von der Heydt-Mu- Schöpfer stellte die Kniende seum in Wuppertal zeigt einen ganz persönlichen, schaffen hat sie der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck vor genau 100 Jahren, 1911 in einem nach den Ausstellungen zur kreativen Wendepunk dar. „Schule von Barbizon", zu Und auf die Kunst der Moder- Renoir, Monet und Bonnard ne hat die Figur in ihrer me- die erste große Sisley-Ausstel- lancholisch liebreizenden Hal- lung in Deutschland. Der in tung in den letzten 100 Jahren Paris geborene Sohn briti- ihre Wirkung auch nicht ver- scher Eltern gilt als einer der fehlt. So war etwa für Josph wichtigsten Künstler des fran- Voller Licht und Poesie sind Alfred Sisleys Ansichten vom Ufer der Seine, Beuys Lehmbruck ein ganz zösischen Impressionismus. Le Pont de Villeneuve-La-Garenne, 1872 New York, Metropolitan Museum of wichtiges Vorbild, mit dem er Seine Werke im kleinen For- Art Copyright Foto: bpk/The Metropolitan Museum of Art/Malcolm Varon sich auseinandersetzte. Des- mat, nahezu ausschließlich halb wird in ihrem 100. Jahr zauberhafte Landschaften, bescheidenen Verhältnissen. gehören seine Werke heute zu der Knienden im Lehmbruck sind, so Museumsdirektor Dr. 1869 verließ er die Hauptstadt den größten Kostbarkeiten des Museum auf besondere Weise Gerhard Finck, „Gedichte auf Paris, um sich mit seiner Fa- Impressionismus, er wird gedacht. Leinwand“, Alfred Sisley sei milie auf dem Land niederzu- in einem Atemzug mit Monet, Das LehmbruckMuseum „der Lyriker unter den Im- lassen, zunächst in Bougival, Renoir, Degas und Pissaro Duisburg widmet ihr aus die- pressionisten“. Couveciennes, Marly-le-Roy, genannt. Ein Besuch in der sem Anlass eine der aufwän- 1839 geboren, absolvierte Sis- dann in der Nähe von Barbi- sehenswerten Sisley-Ausstel- digsten und umfangreichsten ley 1857 bei seinem Onkel in zon, in Veneux-Nadon und ab lung überzeugt davon, dass Ausstellungen in der Ge- London eine Kaufmannslehre. 1882 in Moret- sur-Loing, wo dies völlig zu Recht geschieht. schichte des Hauses, kuratiert Doch das Geschäftsleben in- er 1899 starb. teressierte ihn wenig – er Das Oeuvre Sisleys umfasst wollte malen. Von 1860 bis 63 884 Gemälde, die er in der studierte er in Paris im Atelier Umgebung von Paris malte. des Schweizers Charles Gley- Es gibt zahlreiche Bilder, die re, wo er mit Monet und Re- an den Ufern der Seine ent- noir Freundschaft schloss. Da standen, und eine Reihe von seine Bilder vom offiziellen Winterlandschaften, aber vor Salon mehrfach zurückgewie- allem prächtige Frühlings- sen wurden, nahm er 1874 an und Sommerbilder. Weiter der ersten Impressionisten- malte er viele Ansichten sei- Ausstellung teil. Auch in den nes Wohnortes Moret-sur- folgenden Jahren war Sisley Loing sowie eine Serie, die häufig mit Monet, Renoir, Pis- analog zu Monets „Kathedrale sarro, Degas und Manet zu- von Rouen“, die Kirche von sammen und stellte mit den Moret-sur-Loing zum Thema Impressionisten aus. Im Krieg hat, außerdem die Bildserie 1870/71 büßte er sein be- „Überschwemmung in Port- trächtliches väterliches Ver- Marly“. Obwohl Sisley zu Leb- mögen ein und lebte dann in zeiten kaum etwas verkaufte, 72 von einem internationalen Museum von der Heydt Stiftung Schloß und Park Benrath Benrather Schloßallee 100-106 40597 Düsseldorf Tel. 0211/8 99 38 32 Öffnungszeiten: Di + Mi 11 bis 18 Uhr Do + Fr 11 bis 20 Uhr Sa + So 10-18 Uhr Mo geschlossen Team unter Leitung der Kustodin der Lehmbruck-Sammlung sowie für Malerei und Grafik Marion Bornscheuer, . In drei Sektionen verdeutlicht die Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstag dieser weltberühmten Skulptur nicht nur 왘www.von-der-heydt-museum.de ihre Motivgenese, sie lässt auch die Atmosphäre im Paris 100 JAHRE LEHMBRUCKS KNIENDE – PARIS 1911 bis 22. Januar 2012 S des frühen 20. Jahrhunderts wieder lebendig werden. So beleuchtet sie die Kulturszene eben jener Zeit, in der Wilhelm Lehmbruck in der französischen Metropole unter ie ist geradezu die Verkör- Künstlern und Intellektuellen perung der Anmut, Lehm- gelebt, gearbeitet und ausge- brucks Kniende im Duisbur- stellt hat – im Café du Dôme, … in R(h)einkultur | 3/2011 R MAILLOL UND DENIS – EINE KÜNSTLERFREUNDSCHAFT Augenleidens wandte sich Lehmbrucks einen fulminan- bis 8. Januar 2012 sich regelmäßig im Salon ten Geburtstag – neben Wer- „D oder in der Galerie Vollard. Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Fondation Beyeler und anderen hochrangigen Häusern bereitet Duisburg einem der Hauptwerke Privatsammlung, © VG Bild-Kunst, Bonn 2011 Aristide Maillol „La Méditerranée“, 1904/05, Bronze, 17 x 14 x 12 cm ken Lehmbrucks unter ande- er Maillol ganz der Bildhauerei zu. Maillol und Denis begegneten einander in den 1890er Jahren. Ab 1904 trafen sie Titel die- ser spannenden Foto: Bernd Jansen/ rem mit Skulpturen, Gemäl- VG B kunst Bonn, 2011 den und Grafiken von Augu- Ausstellung, die ste Rodin, Henri Matisse, zum 150. dem Treffpunkt der Pariser Constantin Brancusi, Maurice Geburtstags von Bohème, in seinem Hinter- Denis, Marcel Duchamp, Ro- Aristide Maillol hofatelier an der Avenue du bert Delaunay, Amedeo Modi- (1861-1944) im Maine oder in der legendären gliani, Aristide Maillol, Fer- Clemens Sels „Salle 41“ des in die Geschich- nand Léger oder Bernhard Museum statt- te der Malerei eingegangenen Hoetger. Und sie widmet sich findet, ist „Salon des Indépendants“. Mit dem kulturellen Kontext die- Programm. So Leihgaben aus dem New Yor- ser Zeit – der Musik, dem widmet sich das ker MoMA, dem Pariser Lou- Theater, dem Tanz – und lädt feine kleine Neu- vre, dem Centre Georges Pom- die Besucher zu einer audiovi- sser Museum der pidou, dem Musée d'Orsay, suellen Zeitreise in das Paris Künstlerfreund- dem Guggenheim Museum, vor 100 Jahren ein. Zur Aus- schaft zweier stellung „100 Jahre Lehm- Wegbereiter der brucks Kniende - Paris 1911“ Moderne, des findet im Lehmbruck-Mu- Bildhauers Aristide Maillol Maillol übte Einfluss auf seum eine Reihe von Sonder- und und des Malers und Denis auf. Denis vermittelte veranstaltungen, Workshops Theoretikers der Künstler- seinem Freund den Sammler und Führungen statt, die gruppe Nabis, Maurice Denis Harry Graf Kessler. Von 1908 durch Kooperationen unter (1870-1943), deren gegenseiti- arbeiteten sie bis 1911 an ei- anderem mit den Duisburger ger Bedeutung und Einfluss- nem gemeinsamen Großauf- Philharmonikern, dem Film- nahme bislang keine Ausstel- trag des russischen Sammlers forum Duisburg und der lung ausgerichtet wurde, nicht Iwan Morosow. Beide Künst- Deutschen Oper am Rhein er- einmal in Frankreich. Die ler bevorzugten füllige Frauen kostbaren figurativen Gemäl- als Motive. Denis bindet seine de und Skulpturen gesellen Ehefrau Marthe farbig in die sich zu den schon im Besitz Natur ein, während Maillol des Museums befindlichen die Körperfülle seiner Ehefrau Schätzen, die aus dem Frank- Clothilde modelliert. der Berliner Nationalgalerie, den möglicht wird. LehmbruckMuseum Düsseldorfer Straße 51 47049 Duisburg Tel. 0203/283 3138 Öffnungszeiten: Mo + Di für angemeldete Gruppen Mi, Fr + Sa 12 bis 19 Uhr Do 12 bis 21 Uhr 왘www. lehmbruckmuseum.de links: Maurice Denis, Porträt des Künstlers mit Büste von Aristide Maillol, um 1908, Privatsammlung, © VG Bild-Kunst, Bonn 2011; rechts: Maurice Denis, Porträt Aristide Maillol, um 1907, Privatsammlung, © VG Bild-Kunst, Bonn 2011 furter Städel, den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, der Nationalgalerie und aus Privatsammlungen kamen. Beide Künstler malten zunächst ornamental und flächig, ohne Tiefenräumlichkeit. Infolge eines schweren Clemens Sels Museum Neuss Am Obertor 41460 Neuss Tel. 02131/904142 Öffnungszeiten: Di bis Sa von 11 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertags von 11 bis 18 Uhr 왘www.clemens-sels-museum.de 73 erfährt, wäre eine solche Kul- konstruiert die ursprüngli- „DENKEN“ DIE 5. JAHRESAUSSTELLUNG IN KOLUMBA ie Ausstellung illustriert chen Sammlungsschwerpunk- bis zum kommenden Jahr einer privaten Andacht über den Einfluss des Victoria te des Victoria and Albert Mu- „D ie reine Vernunft ist die Vergänglichkeit, über als reine Vernunft un- Leben und Tod; als poetischer ART UND DESIGN FOR ALL 18. November 2011 bis 15. April 2012 D und Industrieprodukte und dienten auch als Schule des öffentlichen Geschmacks. „Art and Design for All“ re- and Albert Museum in Lon- seum und verdeutlicht seine don, des weltweit führenden innovative Konzeption und Museums für Kunst und Design. Seine Entstehung ver- tur nicht vorstellbar. Die Ausstellung endet in den drei Turmräumen auf ganz unterschiedliche Weise: Als Raum genießbar“, beginnend mit Hinweis auf die Welt der seinen Vorbildcharakter. Be- dem Satz aus einer Arbeit von Phantasie und auf die künst- sondere Aufmerksamkeit Bernhard Johannes Blume, lerische Fähigkeit, dem Un- dankt es dem kommerziellen kommt Victorias Ehemann, geht die Ausstellung verschie- vorstellbaren Raum zu geben; Erfolg der Londoner „Exhibiti- dem Prinzgemahl Albert von denen Formen des Denkens als Klangerlebnis, dem mit on of the Works of Industry of Sachsen-Coburg und Gotha, neben der „reinen Vernunft“ Worten nicht beizukommen All Nations“ von 1851, der er- zu, einem Absolventen der sten Weltausstellung. Im Jah- Bonner Universität und dem re 1857 eröffnete Queen Victo- eigentlichen Gründer des Mu- ria das South Kensington Mu- seums. Für diese in Deutsch- seum, die Vorgängerinstituti- land einmalige Schau, die die on des V&A. Schon bei seiner traditionsreiche Reihe der Gründung galt das Museum „Großen Sammlungen“ in der als vorbildhafte und publi- Bundeskunsthalle fortsetzt, kumsorientierte Bildungsein- leiht das Victoria and Albert richtung. Seine Sammlungen Museum zum ersten Mal in förderten die ästhetische Qua- seiner Geschichte fast 400 lität britischer Manufaktur- Objekte aus: Meisterwerke der Sie werden durch weitere erle- nach, die eine künstlerische ist. „denken“ stellt die Frage sene Leihgaben aus der Royal Form gefunden haben. Zeit- nach dem Erkenntnispotential Collection, dem Berliner lich stehen die Symbole, von Kunst. Im Zeitalter von Kunstgewerbemuseum und Denk- und Andachtsbilder des Information und Kommunika- dem Museum für Angewandte Mittelalters am Anfang einer tion soll wieder Kontemplati- Kunst in Budapest ergänzt. abendländischen, vom christ- on und Dauer ins Spiel ge- lichen Glauben geprägten Kul- bracht und danach gefragt Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Friedrich-Ebert-Allee 4 53003 Bonn Tel 0228/9171-0 Öffnungszeiten Di und Mi von 10 bis 21 Uhr, Do bis So und an Feiertagen von 10 bis 19 Uhr tur von Welterfahrung und werden, ob darin nicht prinzi- Weltvorstellung, die in der pielle Voraussetzungen des zeitgenössischen Kunst vom Denkens zu sehen sind, zu- Denken der Hände bis zu mi- mindest aber Voraussetzun- nutiös entwickelten Struktu- gen eines Denkens, das befä- ren reicht. Ohne das Medium higt ist, naturwissenschaftli- Buch, das eine besondere ches, politisches und gesell- 왘www.bundeskunsthalle.de Würdigung in der Ausstellung schaftliches Denken etc. zu er- schönen und angewandten Künste – Möbel, Keramik, Porzellan, Textilien, SkulptuEdward Hodges Baily, Prinz Albert. 1841, Marmor. 74 ren und Schmuck – sowie Schätze aus Indien, China, Japan und dem Mittleren Osten. … in R(h)einkultur | 3/2011 gänzen und zu bereichern. Peter Zumthor. Es ist eine Die Ausstellung lässt Kunst Ausstellung über Wege, die als einen der wenigen Denk- Welt zu erfahren. räume erleben, der nicht zweckorientiert ist und sich der Forderung nach immer stärkerer Effizienz widersetzt. Künstler/innen forschen im eigenen Auftrag, getrieben von ihrer Neugierde und dem Anliegen, die sie umgebende Welt in Erfahrung zu bringen. KOLUMBA Kunstmuseum des Erzbistums Köln Kolumbastraße 4 50667 Köln Tel. +49(0)221/933193-0 Öffnungszeiten: täglich von 12 bis 17 Uhr, Do bis 19 Uhr Di geschlossen 왘www.kolumba.de Sie forschen häufig genug unabhängig von öffentlichen sie interessierende Fragestel- SAMURAI, BÜHNENSTARS UND SCHÖNE FRAUEN lung, die sich in ihren Werken Unter der Schirmherrschaft 220 Arbeiten der Zeichner Einflüsse wie die Zentralper- mitteilt. Beschäftigt mit exis- des Japanischen Generalkon- Kunisada (1786-1865) und Ku- spektive zurück und machen tentiellen Fragen finden sulats Düsseldorf niyoshi (1798-1861), die sich es so dem westlichen Publi- Künstler/innen zu Antworten, bis 15. Januar 2012 beide in ihren Werken durch kum leicht, Zugang zu ihren fein abgestimmtes Kolorit und Werken zu finden. Reaktionen, umkreisen mit ihrem Werk in größter Kontinuität über Jahrzehnte eine die aufgrund ihrer radikalen Subjektivität authentisch sind und eben dadurch gesell- A nhand von 80 Werken expressive Gesten der Darge- gibt die Ausstellung ei- stellten auszeichnen. Durch Museum Kunst Palast Kulturzentrum Ehrenhof Ehrenhof 4-5 40479 Düsseldorf Tel. 0211/8990200 Öffnungszeiten Mo bis Fr 8 bis 18 Uhr Tel. 0211/8924242 (Sa+So Infoband) Di, Mi, Fr bis So 11 bis 18 Uhr Do 11 bis 21 Uhr schaftlich relevant werden. In- nen interessanten Einblick in das sammlerische Geschick tuitiv erfahrbar führen sie uns das vielfältige Schaffen der des Stifters Dr. Hans Lühdorf in Erlebnis- und Erfahrens- Meister der japanischen Farb- bietet sich in der Düsseldorfer räume, in denen die an Ver- holzschnitte Kunisada und Ausstellung die seltene Gele- nunft gebundene Sprache der Kuniyoshi. Die Blätter entfüh- genheit, Schauspielerdarstel- Worte versagt. ren den Betrachter in eine far- lungen und gemeinsam illu- Werke und Werkgruppen wer- benreiche, fantasievolle strierte Folgen der beiden den gezeigt von: Josef Albers, Traumwelt und wirken gele- Künstler direkt miteinander Birgit Antoni, Monika Bartho- gentlich wie frühe Beispiele zu vergleichen. lomé, Krimhild Becker, Victo- der heute so beliebten Manga. Aus heutiger Sicht wirken die ria Bell, Joseph Beuys, Bern- Zu sehen sind Schauspieler- Blätter wie frühe Beispiele der hard Johannes Blume, John bildnisse, Theaterszenen und heute so beliebten Mangas. Cage, Olaf Eggers, Bill Fonta- Heldendarstellungen beider Nicht zuletzt deshalb gewin- na, Lutz Fritsch, Franz Itten- Meister, außerdem Scherz- nen beide Künstler auch inter- bach, Hans Josephsohn, Kon- und Katzenbilder sowie Zeich- national wieder mehr und rad Klapheck, Jannis Kounel- nungen von Kuniyoshi. mehr an Beachtung. Während lis, Attila Kovács, Dieter Krieg, Anfang der 1960er Jahre er- sich Kunisadas Ruf auf Schau- Thomas Lehnerer, Bernhard hielt das Museum eine um- spielerporträts gründet, ist Leitner, Rune Mields, Thomas fangreiche Schenkung japani- Kuniyoshi vor allem für seine Rentmeister, Richard Serra, scher Farbholzschnitte - die Krieger- und Heldendarstel- Antoni Tàpies, Peter Tollens, sog. ukiyo-e. Unter diesen lungen berühmt. Beide Künst- Manos Tsangaris, Josef Wolf, Werken befinden sich rund ler griffen auf europäische … in R(h)einkultur | 3/2011 왘www.smkp.de