"ours" Le CIEP et son histoire

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"ours" Le CIEP et son histoire
Der CIEP
und seine
Geschichte
Der CIEP
und seine
Geschichte
Anstelle einer Inhaltsangabe
Die Gebäude, in denen der CIEP untergebracht ist, wurden
Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut. An ihren Fassaden
wurden seitdem keine Änderungen vorgenommen.
1756 ließ Ludwig XV. auf Wunsch von Madame de
Pompadour die Königliche Porzellanmanufaktur Sèvres
erbauen.
Sie überdauerte die Jahrhunderte und die verschiedenen
politischen Regime bis zu ihrer Verlegung an das SeineUfer im Jahr 1876.
Von Ende des 19. Jahrhunderts bis 1940 war in ihren
Räumlichkeiten die „Ecole normale supérieure“ für die
Ausbildung der Lehrerinnen untergebracht. In dieser
Einrichtung hat unter anderem Marie Curie den angehenden Lehrerinnen Physikunterricht gegeben.
1945 trat der Centre international d’études pédagogiques
(CIEP) die Nachfolge der Ecole normale supérieure an.
Einige Daten
1756 – 1876
Königliche
Porzellanmanufaktur
Sèvres
1881 – 1940
Ecole normale
supérieure für
Mädchen
1945 – bis heute
Centre international d’études
pédagogiques
2
Königliche Porzellanmanufaktur Sèvres
Ecole normale
supérieure für Mädchen
Centre international
d’études pédagogiques
Königliche Porzellanmanufaktur,
Constant Troyon (1826)
Zwischen Paris und Versailles
Das Gebäude liegt in der Talmulde von Sèvres, zwischen
Paris und Versailles. Der Weg vom Louvre nach Versailles
führte durch das Dorf Auteuil und die Ebene von Boulogne
bis zur Seineschleife. Bei der Ile Dauphine überquerten die
Fuhrwerke und Kutschen die Brücke. Von der Brücke aus
konnte man Brimborion und sein grünes Portal sehen, das
sich bis nach Meudon zog. Über den Anhöhen und den
Terrassen erhob sich Bellevue, das Schloss von Madame
de Pompadour. Unterhalb des Schlosses, zur Stadt Sèvres
hin gelegen, lag die Glasmanufaktur. In der Nähe
zeichneten sich die Umrisse eines schmucklosen Gehöfts,
des Anwesens de la Guyarde ab.
Das am Weg nach Bellevue gelegene Anwesen de la
Guyarde erstreckte sich bis zur Straße nach Versailles.
Zwischen diesen beiden Wegen lag ein kleines Tal, in
dessen Mitte der kleine Bach Marivel floß.
Karte der Umgebung gegen 1780
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Ansicht von Schloss Bellevue,
Jean-Baptiste Rigaud
Plan des Chevalier de Lespinasse (1779)
Bauplan der Manufaktur (1753)
Gartenfassade der Manufaktur
Das Gebäude
Das Gebäude im klassischen Stil ist 130 Meter lang und
4 Stockwerke hoch. Der Mittelpavillon wird auf Höhe des
Dachgeschosses von einem schmucklosen Giebeldreieck
mit der Turmuhr der ehemaligen königlichen
Glasmanufaktur überragt. An beiden Seiten der Fassade
befindet sich ein Eckpavillon.
Vor dem Mittelpavillon liegt der sogenannte Besucherhof,
der mit einem schmiedeeisernen Zaun umgeben ist.
Gegenüber ist ein weitläufiger Halbkreis für die Kutschen
der Besucher angelegt.
Königliche Porzellanmanufaktur, Michallon (Radierung)
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Im Erdgeschoss des Gebäudes waren die Tonvorräte, das Brennholz
und die Rohstoffe untergebracht.
Im ersten Stockwerk befanden sich die Modellateliers für „Gipsformen,
Skulpturen und Gravur“. Ein langer Flur führte zu den verschiedenen
Abteilungen und zu den Brennöfen, die im Süden von einer Terrasse
überragt waren.
Im zweiten Stockwerk arbeiteten die Bildhauer, Dreher, Reparateure
und „Garnisseurs“.
Im sonnendurchfluteten Dachgeschoss hatten die Porzellanmaler und
Vergolder ihre Ateliers.
Der Haupteingang
Der Haupteingang
Als die Marquise de Pompadour bei Ludwig XV. die
Verlegung der Königlichen Porzellanmanufaktur von
Vincennes nach Sèvres durchsetzen konnte, fiel ihre Wahl
auf das Gehöft de la Guyarde, ein Anwesen unweit ihres
Schlosses Bellevue.
Dieses Gehöft wurde vollständig abgerissen, damit der
Architekt Lindet an dieser Stelle von 1753 bis 1756
die aktuellen Gebäude erbauen konnte.
Gegenüber der Großen Straße von Sèvres befand sich der
Haupteingang und davor lag ein mit einem hohen,
schmiedeeisernen Zaun umgebener Hof.
In einer heute nicht mehr vorhandenen Loge rechts vom
Vestibül wachte ein Pförtner in königlicher Uniform
darüber, dass kein Fremder die Räume, in denen die
Stücke hergestellt und dekoriert wurden, betrat.
Historische Motive von César Daly
schmiedeeiserner Zaun 1888
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Aufstellung des Angebots von Herrn de
Verdun, einem der Teilhaber der Königlichen
Porzellanmanufaktur für den Erwerb des
Anwesens de la Guyarde, an dessen Stelle
die Manufaktur Sèvres gebaut werden sollte.
Madame de Pompadour - 1721-1764
Die Marquise de Pompadour, geborene
Jeanne Antoinette Poisson, war eine Frau
mit außergewöhnlichem Geschmack, die
eine bedeutende Rolle für die Förderung
der Schriftsteller und Künstler ihrer Zeit gespielt hat.
Als bevorzugte Mätresse des Königs war sie auch seine
Beraterin. Sie interessierte sich schon sehr früh für die
Herstellung von Porzellan. Sie war sehr von den filigranen
Produktionen der Manufaktur - Blumen, Figuren, kleine
dekorierte Vasen - angetan und schmückte alle Salons Ihrer
Residenzen damit aus.
Eigens für sie wurde sogar der Farbton Rosé Pompadour
geschaffen.
Die beiden Treppen
Vom Haupteingang aus führten die zwei Treppen, die auch
heute noch nebeneinander liegen, nach oben. Eine bis zum
Ausstellungs- und Verkaufsraum in der 2. Etage, die
sogenannte Große Bibliothek, die andere bis zum
Dachgeschoss, wo die gut beleuchteten Ateliers der
Künstler lagen.
Die Ehrentreppe war natürlich für die Kunden bestimmt.
Sie war mit Fenstern zur Fassade hin geschmückt und bot
keinerlei Blick oder Türen auf das Innere des Gebäudes.
Auf diese Weise wurde das Geheimnis der Herstellung der
Porzellanstücke bewahrt.
Die reichen Besucher und Kunden der Manufaktur
erreichten über diese Treppe den Verkaufsraum.
Alexandre Brongniart stellt Ludwig XVIII. die Erzeugnisse
der Manufaktur vor, Charles Develly (1816 - 1819)
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Die Arbeiter waren im Großen und Ganzen mit ihrem
Schicksal zufrieden. Sie waren nicht gut bezahlt,
schätzten aber die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes. Sie
genossen Vorteile, um deren Willen sie beneidet wurden,
aber sie mussten sehr strenge, durch königliche
Entscheidungen auferlegte Pflichten einhalten. Sie
konnten „die Manufaktur nur verlassen, wenn sie dies
sechs Monate im Voraus mitgeteilt und die schriftliche,
vom Direktor unterzeichnete Erlaubnis erhalten haben.
Andernfalls mussten sie fünfhundert Pfund Strafe
zahlen“. Ferner war es ihnen „bei Androhung einer
Strafe von tausend Pfund oder mehr verboten, ihre Kunst
für eine andere Porzellanmanufaktur auszuüben“.
Potpourrivase Pompadour
Das Geheimnis
des harten Porzellans
In den ersten Jahren wurde nur weiches
Porzellan hergestellt. Dieses künstliche, im
16. Jahrhundert in Florenz erstmals
hergestellte Material hatte den großen Nachteil, leicht zu
verkratzen. Böttger, ein Chemiker aus Sachsen, entdeckte
1705 angeblich zufällig das Geheimnis des harten Porzellans
aus China: Als er eines Tages seine Perücke anhob und sie
schwerer fand als sonst, sagte ihm sein Diener, dass sie mit
einer in der Umgebung gefundenen Substanz gepudert
worden war. Es stellte sich heraus, dass diese Substanz dem
chinesischen Kaolin glich. Das sächsische Geheimnis blieb
gut gewahrt und wurde in Frankreich erst 1763 dank der
Arbeiten von Pierre-Antoine Hannong in Sèvres bekannt.
Erst mit der Entdeckung der Kaolinvorkommen in SaintYrieix in der Nähe von Limoges im Jahr 1767 konnte der
Chemiker Pierre-Joseph Macquer ab 1769 in Sèvres ein
bemerkenswertes hartes Porzellan herstellen.
Unter der Schutzherrschaft des Königs
Ludwig XV. wurde die Manufaktur
Vincennes zur „KÖNIGLICHEN MANUFAKTUR SÈVRES“. Die vielen tausend
Stücke, die dort hergestellt wurden, sind
in der Mitte der Unterseite mit den zwei ineinander
verschlungenen „L“ (Monogramm des Königs) und einem
Buchstaben für das Herstellungsjahr gekennzeichnet. Diese
alphabetische Kennzeichnung beginnt mit „A“ für das Jahr
1753. Nach dem „Z“ des Jahres 1777 werden die Buchstaben
bis 1793 verdoppelt.
„Blau wie der Himmel, dünn wie
Papier, glänzend wie ein Spiegel“
Die Herstellung des Porzellans ist eine chinesische Erfindung aus
dem 10. Jahrhundert. Das Porzellan verdankt seine Qualität vor
allem dem weißen Ton, auf Chinesisch kao (hoch) - ling (Hügel).
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Hartes Porzellan
Es gilt als das echte Porzellan und
besteht hauptsächlich aus Kaolin. Es
basiert auf dem Prinzip des Meißner
Porzellans. Das Geheimnis seiner
Zusammenstellung wurde Pierre
Antoine Hannong 1763 von der
Manufaktur Sèvres abgekauft und
ab 1769 angewendet. Das von
Piere
Joseph
Macquer
entwickelte harte Porzellan
verdankt seine Existenz der
Entdeckung des Kaolins von
Saint-Yrieix im Jahr 1767.
Sein hoher Kaolingehalt, der bei
70 % liegt, verleiht der
gebrannten Masse ein volles,
großzügiges Weiß mit warmen
Tönen.
Die Liebe liebkost die
Schönheit und treibt ihr
Spiel mit der Treue (1796)
Biskuitporzellan
Biskuit ist ein weißes, unglasiertes
Porzellan, das ähnlich wie Marmor
aussieht und von mehreren europäischen
Fabriken gegen Mitte des 18. Jahrhunderts
für die Herstellung von klassisch
inspirierten Figuren verwendet wurde.
In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts
verbreiteten sich in Frankreich feine
Kompositionen aus Biskuit, die galante
Szenen und Schäferszenen darstellen.
Die Ängstliche von Boizot
Das „Sèvresblau“
ist ein Kobaltblau, das im 18.
Jahrhundert Königsblau genannt
wurde und zwischen 1770 und
1775 auf dem harten Porzellan
entwickelt wurde.
Der zur Großen Bibliothek
gewordene Ausstellungssaal
Der Ausstellungssaal und Verkaufsraum war ein Raum mit
massiven, mit Schnitzereien verzierten Holztüren. Darüber
verliefen Girlanden, die das Medaillon des Königs und das
Wappen Frankreichs umrahmten. Madame de Pompadour
kam häufig in diesen Saal und verkaufte selbst die
Erzeugnisse der Manufaktur, die unter ihrem Schutz stand.
Die Werke waren in den Vitrinen ausgestellt, mit
Ausnahme der neusten Kreationen, die in einem
besonderen Raum für Ludwig XV. zurückgelegt wurden.
Der bekannteste Künstler war Étienne Falconet (176 1791), den die Marquise de Pompadour 1757 mit der
Leitung der Bildhauerwerkstatt betraute. Die Manufaktur
verdankt ihre Entwicklung und ihren Ruf mit Sicherheit
diesem Künstler, der alle Sujets, darunter zahlreiche
Biskuitmodelle, zusammengestellt hat, sowie Bachelier,
der für die Verzierung zuständig war und dem für die
Formen verantwortlichen Duplessis.
Étienne-Maurice Falconet - 1716-1791
Falconet, Bildhauer und Mitglied der
Académie française, löste eine neue
Begeisterung für Skulpturen aus, indem
er die von den Handwerkern der
Manufaktur entwickelte Biskuittechnik
aus weichem Porzellan anwendete. In
seinen Skulpturen ist der Einfluss von
Boucher ausschlaggebend. Louis Réau
schrieb: „Die Skulpturen des Künstlers
sind wie ein Tagebuch des Theaters und
der Mode zwischen 1756 und 1766 und
mit Sicherheit die anschaulichsten
Dokumente des Pariser Lebens zur Zeit
Ludwig XV.“
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Die Nymphe
von Falconet (1761)
Historische Motive
von César Daily
(Stil Louis XV.,
Vitrine des Museums)
Enzyklopädie oder wohl
überlegtes Lexikon
der Wissenschaften,
Künste und Berufe
(Ausgabe 1769)
Leda von Falconet
nach Boucher (1764)
Improvisierte Unterhaltung
Pavillon Lulli
Vom alten Gut de la Guyarde - das angeblich das Landhaus
des Musikers Lulli im 17. Jahrhundert war - ist nur der
quadratische Pavillon erhalten, der den Ehrenhof überragt
und dessen Treppen in den Garten führen.
Die Verkaufsurkunde von 1750 nennt einen Pavillon
„quadratischer Form mit Schieferdach“ mit der
Bezeichnung „die Oper“. In den früheren Urkunden wurde
er als „Kapelle“ bezeichnet.
1756 diente der Pavillon als Wasserturm. Er ist im gleichen
Zustand geblieben wie zu der Zeit, als Madame de
Pompadour entschieden hat, die Manufaktur auf diesem
Grundstück zu errichten.
Historische Motive von
César Daly,
Pavillon Lulli
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Der Gardesaal
Die Gemächer des Königs befanden sich an der Ecke des
Gebäudes östlich des Ehrenhofs.
Der König konnte die Werkstätten von seinem Salon aus
über eine private Treppe erreichen oder sich direkt in den
Raum begeben, in dem die neuesten Kreationen für ihn
zurückgelegt worden waren.
Im gleichen Gebäudetrakt befindet sich der sogenannte
„Gardesaal“, in dem Teilhaber und Künstler auf den König
warteten. Auf der linken Seite befand sich dem Herzog von
Luynes zufolge eine Kapelle, dessen Altar von allen Räumen
der königlichen Gemächer aus sichtbar war. Der Gardesaal
führte zum Ehreneingang, einen
großen gepflasterten Hof hinaus,
der mit dem schmiedeeisernen
königlichen Tor abgeschlossen ist.
Am 16. Brumaire des Jahres II*
haben die meisten Künstler und
Arbeiter der Manufaktur unter
der Leitung von Battelier eine
Volksgesellschaft gegründet. Die
Versammlungen fanden im
Gardesaal statt; der „Hof des
Königs“ wurde zum „Hof der
Gleichheit“.
* (6. Novembre 1793)
Ort mit der Bezeichnung „Quinconce des
porcelaines du roi“:
gepflasterte
Straße
gegenüber
dem
königlichen Tor. An diesem Ort fanden die
Revolutionsfeste statt.
Charles Develly, (1838)
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Der Hof des Königs
Ein schmiedeeisernes Tor mit zwei kleinen Pavillons an
jeder Seite, an dem ständig ein Pförtner in königlicher
Uniform stand und eine parallel zur Fassade des
Hauptgebäudes verlaufende Mauer schlossen den Hof des
Königs ab.
Dieser Hof lag zum Weg von Bellevue hin und die Kutschen
konnten dort problemlos verkehren. Er ist mit einem
Brunnen aus der Hand von Adam geschmückt, den
Madame de Pompadour für die Dekoration ihres Schlosses
Bellevue angestellt hatte.
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Ansicht der Manufaktur Sèvres, Zeichnung von F. Thorigny
Fassade der „Cour Royale“
Der Ehrenhof
Der aktuelle Ehrenhof in der zweiten Etage wurde
auch Terrasse genannt, weil er oberhalb des Eingangs lag.
Früher befanden sich mehrere Gebäude in diesem
Hof: Öfen für das Brennen der Stücke, Schuppen, Lager...
Als sich 1853 die Hauptgebäude etwas senkten,
ordnete Fould, Minister des Hauses des Kaisers, eine
Untersuchung an.
Ehemalige Manufaktur,
erbaut 1753,
J. Devicque
Ehrenhof
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Die offiziellen Architekten empfohlen die Verlegung der
Fabrik in andere Räumlichkeiten. Jedoch wurden 1868
mächtige Stützen aufgestellt und die Manufaktur zog er
1876 an das Seineufer um. In den verlassenen und dann
in größter Eile renovierten Gebäuden sollte einige Jahre
später die erste „Ecole normale supérieure“ für Mädchen
untergebracht werden.
Die neben dem Keramikmuseum liegende Manufaktur
Sèvres stellt noch heute Porzellanmasse und Glasuren her.
Alexandre Brongniart - 1770-1847
Französischer Wissenschaftler - Physiker, Arzt,
Chemiker, Mineraloge, Zoologe, Geologe,
Paleontologe.
Der Administrator der Manufaktur Sèvres (18001847) schrieb die berühmte, 1844 veröffentlichte Abhandlung zur
Keramikkunst. Er bereitete den Katalog der Werke des 1824 von
ihm gegründeten Keramikmuseums vor. Diese Einrichtung besitzt
eine außergewöhnliche Sammlung von Keramikgegenständen aller
Epochen und aller Länder.
Frau Jules Favre
und der erste Jahrgang, 1881
Zur Zeit der École normale
Infolge einer Gesetzesvorlage von Camille Sée im Jahr 1880
erhielten die Mädchen Zugang zum höheren Schulwesen.
Dieses Gesetz verlangte die Gründung einer Schule für die
Ausbildung der Lehrerinnen und Jules Ferry entschied sich,
diese Schule in Sèvres einzurichten. Charles Le Cœur und
sein Sohn François wurden nacheinander damit beauftragt,
die Gebäude zu modernisieren und an ihre neue
Verwendung anzupassen, ohne ihnen dabei ihren
historischen Charakter zu nehmen.
Die Sanierung der Stätte war eine
beachtliche Arbeit, die sich über
mehrere Jahre erstreckte. Bei der
Einrichtung der Ecole normale
supérieure 1881 war der Ehrenhof
noch voller Trümmer von Gebäuden
der alten Manufaktur.
Camille-Salomon Sée - 1847-1919
Überzeugt von der Notwendigkeit, Jungen und
Mädchen die gleiche Schulbildung zukommen zu
lassen, lieferte Camille Sée eine erbitterte
parlamentarische Schlacht. Am 28. Oktober 1878
reichte er bei der Kammer einen Vorschlag für ein Gesetz zur
Neuorganisation des Oberschulwesens für Mädchen auf nationaler
Ebene ein. Trotz der heftigen Opposition der konservativen Parteien
setzte sich das „Gesetz Camille Sée“ durch. Es wurde offiziell am 21.
Dezember 1880 vom Senat verabschiedet und durch das Gesetz vom
29. Juli 1881 zur Gründung der Ecole normale für Mädchen in Sèvres
ergänzt. Etwas später konnten die ersten Mädchengymnasien in
Frankreich gegründet werden.
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École normale
Als Modell diente die deutsche Normalschule, deren
Grundgedanke die Norm war:
Diese Schulen sollten den anderen als Modell dienen.
Das neue Labor des Gymnasiums
Das Labor
Lucien Poincaré, Physikprofessor (1894 - 1900) setzte sich
sehr aktiv für einen experimentellen Unterricht ein. Seine
Nachfolger, Paul Langevin (1906-1931), Jean Perrin (1900
- 1930) und natürlich Marie Curie (1900-1906) trugen
erheblich zur Entwicklung des Physikunterrichts bei. Als
Marie Curie nach Sèvres berufen wurde, hatte sie soeben
das Radium entdeckt. Sie widmete sich sofort der Schule,
an der sie insbesondere praktische Übungen einführte.
Ihr Labor lag in der zweiten Gebäudeetage, wo sie
regelmäßig zwei Vorlesungen von jeweils 1 1/2 Stunden
abhielt. Oft kam sie vollbepackt mit Paketen an: kleine
improvisierte Geräte, die sie sofort mit ihren Schülern
benutzte.
Marie Curie-Sklodowska - 1867-1934
Sie kam 1891 von Polen nach Paris und begann
ein Physikstudium an der Sorbonne.
1894 trifft sie Pierre Curie, den sie ein Jahr
später heiratet. 1898 veröffentlicht sie
zusammen mit ihrem Mann die Entdeckung von zwei neuen
Elementen: Polonium und Radium.1903 werden Pierre und Marie
Curie mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. 1911 erhält
Marie Curie für ihre Arbeiten über Radium und seine Verbindungen
den Nobelpreis für Chemie.
Sie gründet 1914 das Radium-Institut und beteiligt sich dann an der
Gründung des Curie-Instituts. Sie stirbt an einer Leukämie, die durch
eine Überdosis radioaktiver Strahlungen während ihrer Arbeit
verursacht worden war.
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Versuch in Chemie
en 1928
Versuch in Physik
en 1928
Das Leben an der Ecole
normale supérieure
Die Schülerinnen in Sèvres standen im Sommer um halb
sechs Uhr und im Winter um halb sieben Uhr morgens auf.
In den Schlafzimmern war keinerlei Heizung vorgesehen.
Die Öllampen waren durch Gasgeräte ersetzt worden, die
vom Gang aus angemacht wurden und so mit
Explosionsgeräuschen die Schlafens- oder Weckzeit
ankündigten. Außerhalb der Vorlesungen mussten die
Schülerinnen in den Lernräumen arbeiten. Auf einen Antrag
für Jalousien für die nach Süden gehenden Zimmer erging
folgende Antwort: „Wenn die Anweisungen der Direktorin
befolgt werden, arbeiten die Schülerinnen den ganzen Tag
in den Klassenräumen oder in den Lernräumen und es
besteht kein Anlass, sie in Zimmern, in denen sie nur die
Nacht verbringen sollen, gegen die Sonne zu schützen.“
Speisesaal
Angehende Lehrerin in
einer Oberschulklasse,
Gymnasium
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Ein Schülerinnenzimmer 1884
Die Schülerinnen in der Bibliothek zu Beginn
des Studienjahres, 16. Oktober 1931
Japanischer Garten,
von Frau Ling Su Hua, 1947
Der japanische Garten
Die Schülerinnen in Sèvres konnten sich jedoch eines
herrlichen japanischen Gartens erfreuen, den Albert Kahn
1925 der Schule zum Geschenk gemacht hatte. Dieser
Bankier und Mäzen hatte es sich zur Aufgabe gemacht,
die Völker der Welt durch Begegnungen und Austausch zu
versöhnen. Bis zu seinem Ruin 1929 finanzierte er
Fotografiekampagnen zur Anreicherung des Fonds der
„Archive des Planeten“ unter der Leitung von Jean Brunhes,
Wegbereiter der Humangeografie in Frankreich. Der Espace
Albert Kahn in Boulogne zeigt die Sammlungen des Mäzens
und bietet dem Besucher das Vergnügen, nacheinander eine
Reihe unterschiedlicher Gärten (französischer, englischer,
japanischer Garten, blauer Wald...) zu durchqueren.
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Albert Kahn - 1860-1940
Albert Kahn - Bankier, Philanthrop,
Mäzen, Anthropologe und Idealist wollte durch eine internationale
Kooperation und Kommunikation die Grundlagen zu
einem universellen Frieden schaffen. Er hat
verschiedene Projekte ins Leben gerufen, wie
Reisebörsen „Autour du monde“, die Gesellschaft
„Autour du monde“, das nationale Komitee für soziale
und politische Studien, ein Dokumentationszentrum,
Veröffentlichung von Zeitschreiften.
Der CIEP heute
Im Frühjahr 1945 wurde das internationale pädagogische
Studienzentrum CIEP am Mädchengymnasium Sèvres
gegründet. Es sollte zur Erneuerung des französischen
Bildungswesens beitragen, insbesondere zur Ausbildung
von Lehrkräften für die neuen Klassen. Seine Aufgabe
bestand in der Förderung des „akademischen Austauschs,
bei dem ausländische Lehrer mit den französischen
Unterrichtsmethoden vertraut gemacht werden und die
französischen Lehrer von den Erfahrungen anderer
Länder lernen“. Nach dem Zweiten Weltkrieg entsprach
die Gründung des CIEP einer starken Überzeugung: die
Notwendigkeit, Verbindungen mit dem « Ausland » zu
knüpfen und aufrechtzuerhalten. Von Anfang an war die
Aufgabe des CIEP, nach aktiveren Unterrichtsmethoden zu
forschen, eng mit der Bemühung verbunden, das
Bildungsumfeld im Ausland besser zu kennen und somit
besser zu verstehen.
Französisch als Fremdsprache wurde allmählich zu
einem spezifischen Unterrichtsfach. Parallel dazu ändert
sich der Austausch zwischen den Ländern, da ein neues
Forschungsgebiet auftaucht: die Analyse und der
Vergleich der Bildungssysteme.
Hospitierende Praktikanten aus Ungarn
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Gründung des CIEP 1945
Deutliche Änderungen
Lange Zeit hatte der CIEP keine klare Verwaltungsstruktur.
Diese Situation reflektierte den experimentellen und wandelnden Charakter seines Aufgabenbereichs.
Nach seiner Gründung als externe Abteilung des
Bildungsministeriums im Jahr 1945 wurde er 1948 an das
Gymnasium Sèvres angeschlossen und 1950 in das nationale pädagogische Dokumentationszentrum (CNDP) eingegliedert. 1970 wurde der CIEP in das nationale Institut
für pädagogische Forschung (INRP) verlegt, dem es 1976
durch einen bereits im darauf folgenden Jahr wieder
annullierten Erlass angeschlossen wurde. Zehn Jahre
hatte der CIEP keinerlei rechtliche Grundlage.
Am 12. Mai 1987 wurde der CIEP per Erlass zu einer öffentlichen Einrichtung des französischen Bildungsministeriums,
seiner Aufsichtsinstanz. Der CIEP hat eine zweifache
Bestimmung - Ausbildung und Expertise - und trägt zur
Umsetzung der internationalen Politik bei.
Die Aufgaben des CIEP, der den Status einer selbständigen
öffentlichen Einrichtung besitzt, wurden folgendermaßen
festgelegt:
- Beitrag zur Umsetzung der Programme der
Zusammenarbeit im Bildungswesen,
- Ausbildung und Fortbildung der Spezialisten für
den Unterricht von Französisch als Fremdsprache,
- Beitrag zur Entwicklung des internationalen
Unterrichtswesens in Frankreich und im Ausland.
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Nach der Schule
Die audiovisuelle Abteilung
Erlass von 1987
Xavier Darcos - Minister für das Schulwesen und Albert Prévos - Direktor des CIEP
2003 : Zielvertrag
Im Juli 2003 hat der CIEP als erste öffentliche Einrichtung
einen Zielvertrag mit dem Bildungsministerium geschlossen.
Diese Vereinbarung, die von dem für das Schulwesen
verantwortlichen Minister Xavier Darcos und dem Direktor
des CIEP, Albert Prévos, unterzeichnet wurde, legt für drei
Jahre die Ziele der Einrichtung in großen Linien fest und
formuliert die Rolle des CIEP auf dem Gebiet der
internationalen Zusammenarbeit des Ministeriums.
Für den Zeitraum 2003 bis 2005 wurden zwei Schwerpunkte
gewählt: Ausbau der Expertise- und Ausbildungstätigkeiten
und Unterstützung der Qualität der Aufgaben des CIEP.
Dieser Vertragsprozess wurde durch die Einsetzung eines
Verbindungsausschusses, dem alle Direktionen des
Ministeriums, insbesondere die Inspection générale, die
Direktion für finanzielle Angelegenheiten und die Direktion
für internationale Beziehungen und Zusammenarbeit
angehören, gestärkt.
Dieser Zielvertrag legt die derzeitigen Aufgaben des CIEP in
zwei Tätigkeitsbereichen fest:
- Sprachen, Französisch
als Fremdsprache und
Fremdsprachen
in Frankreich
- Bildung, Projektplanung
und -durchführung und
internationale
Zusammenarbeit im
Bildungswesen.
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Zwei Tätigkeitsfelder
Sprachen. Dieser Bereich umfasst drei Abteilungen:
- die Abteilung Französische Sprache bietet Schulungen,
Expertise und Reflexion im Bereich Französisch als Fremdoder Zweitsprache im Ausland und in Frankreich an.
- die Abteilung Evaluierung und Zertifizierung ist für den
Entwurf und die pädagogische und verwaltungstechnische Betreuung der Sprachdiplome des französischen
Bildungsministeriums für Ausländer, d.h. des DELF
(Diplôme d’étude de langue française) und des DALF
(Diplôme approfondi en langue française) zuständig. Sie
betreut auch den Test de connaissance du français (TCF).
- die Abteilung Fremdsprachen trägt zur Entwicklung
der Mehrsprachlichkeit in Frankreich bei; im Auftrag des
Ministeriums verwaltet sie unterschiedliche Programme:
Fremdsprachenassistenten- und Lehreraustausch,
Sprachaufenthalte... Sie entwickelt und entwirft Tools
wie die Webseite „PrimLangues“ (Unterstützung des
Sprachunterrichts im Grundschulwesen) oder die Webseite
„Emilangues“ zur Unterstützung der europäischen und
orientalischen Zweige.
Auf dem Gebiet des Bildungswesens tritt der CIEP
als Projektmanager der französischen Kompetenzen auf
und geht damit auf den Bedarf nach Projektplanung und durchführung im Bildungswesen ein.
Er leistet eine technische Unterstützung seitens Frankreichs
bei Entwicklungsprojekten und bei der Neustrukturierung
von Bildungssystemen in Entwicklungsländern.
Er beantwortet multilaterale Ausschreibungen der
Europäischen Union, der Weltbank und der regionalen
Entwicklungsbanken auf dem Gebiet der Bildung und der
Ausbildung.
Er entwickelt und organisiert Ausbildungen für das
leitende Personal ausländischer Schulsysteme.
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Dokumentationszentrum
Das Dokumentationszentrum ist auf Sprachdidaktik und
die aktuellen Fragen der französischen und ausländischen
Bildungssysteme spezialisiert und begleitet die Reflexion
des CIEP. Es ist mit 20 000 Werken ausgestattet und übt
eine ständige Beobachtung in Bildungsfragen aus. Es bietet
eine bibliografische Datenbank und online zugängliche
Veröffentlichungen.
Die Revue internationale
d’éducation de Sèvres
Der CIEP gibt die Revue internationale d’éducation de
Sèvres heraus. Diese Veröffentlichung reflektiert die
Herausforderungen der Bildung und lädt französische
und ausländische Fachleute dazu ein, ihre eigenen
Bildungssysteme zu überdenken und sie zueinander in
Bezug zu setzen. Jede Ausgabe enthält ein Dossier
mit mehreren Artikeln zu einem bestimmten Thema,
Darstellungen verschiedener Bildungssysteme, ausgewählten
Bibliografien und Online-Quellen.
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Ein Ort für Austausch
und Begegnung
Der CIEP ist mit mehr als 150 Ländern in Kontakt
und organisiert Kolloquien und Konferenzen. Mit verschiedenen Partnern (Weltbank, UNESCO, französisches
Außenministerium) werden aktuelle Bildungsfragen
diskutiert.
In einer historischen und malerischen Umgebung bietet
der CIEP eine hochwertige Infrastruktur (ca. hundert
Zimmer, zwei Speisesäle, usw.) für die Kolloquien und
Konferenzen französischer, ausländischer und internationaler Einrichtungen, die im Bildungsbereich tätig sind.
Zuerst Fabrik, dann Schule und jetzt Ideenlabor - eine
stets von Erfindergeist und Innovation geprägte Stätte.
Literaturverzeichnis
Le cinquantenaire de l’École Normale Supérieure de Sèvres
1881-1931, ouvrage collectif, Paris, 1932
PORTET Mariette, Sèvres en Île de France,
La nef de Paris éditions, 1963
Une demeure une femme : le CIEP de 1945 à 1966,
Les éditions ESF, 1971
Dix ans de pédagogie Sèvres 1967-1977,
Les Amis de Sèvres, 1977
École normale supérieure, le livre du bicentenaire,
PUF, 1994.
Falconet à Sèvres, 1754-1766, ou l’art de plaire,
Réunion des Musées Nationaux, 2001
SALMON Xavier, Madame de Pompadour et les arts,
Réunion des Musées Nationaux, 2002
LEVER Évelyne, Madame de Pompadour, Perrin, 2003
GIROUD Françoise, Une femme honorable, Hachette, 2003
Bildquellen
P 4 H, 6 Hd B / 7H B, 9 B, 10 H M, 14 B, 16 H, 17 B, 22 H B
© archives de la Manufacture de Sèvres.
P 4 Bd Bg / 5 H, 9H, 11Hd Hg, 12 / 13 H, 14 / 15 B, 16 M B,
18 H / 19 B, 21, 23 Hd Hg, 23 B, 25 M / 26, 31 B, 33 H,
34 B, 35 H, 37, 39, 40, 41, 42 © CIEP
P 5 B, 6 M, 20 © Sèvres en Île de France
P 11 B, 17 H, 18, 19 H, 24 B, 25 H B, 27, 28, 29, 30, 32 H,
36 H © Le cinquantenaire de l’École Normale Supérieure
P 23 – 24, 24 H © musée de la céramique de Sèvres
P 31 H © Une demeure, une femme
P 33 B © Lycée de Sèvres 1921-1991
P 36 B © Le livre du cinquantenaire 1945-1995
Centre international d’études pédagogiques
Service de la communication
1, avenue Léon-Journault
92318 Sèvres cedex - Frankreich
Herausgeber: Albert Prévos
Druck: Delcambre
Dépôt légal: September 2005
ISBN: 2-11-095731-X
Herzlichen Dank an
Annick Lederlé
Jérôme Champlois
Centre international d’études pédagogiques
1, avenue Léon-Journault 92318 Sèvres Cedex -Frankreich
Webseite: www.ciep.fr