Das Neue Blatt.indd - SOS

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Das Neue Blatt.indd - SOS
Ausgabe 03 | August 2009
Eine kleine Glosse am Rand:
Die Grazie
Jetzt macht es wieder so richtig Spaß,
hier draußen zu sitzen, dem Plaudern
und Lachen der Menschen zuzuhören
und zu sehen, wie sie sich bei uns im
Mütterzentrum wohlfühlen.
Es sind ja die unterschiedlichsten
Menschen, die hier Kaffe oder Tee trinken, und leckeren, selbst gebackenen
Kuchen essen. Manche kommen zufällig vorbei, lassen alles auf sich wirken,
vielleicht kommen sie ja mal wieder?!
Einige kommen allein, aber das ist
hier ganz schnell vorbei. Meistens setzt
sich jemand zu ihnen, eine Gastgeberin
oder auch ein Gast und schon wird geredet, erzählt.
Andere sind immer wieder unsere Gäste, sie haben bei ihren Besuchen andere
Menschen kennen gelernt und treffen
sich hier, um sich auszutauschen. Und
dann gibt es auch Gäste, die ganz regelmäßig zu uns kommen, wahrscheinlich
gefällt es denen besonders gut hier.
Kann ich auch verstehen: Können Sie
sich noch an meinen roten Schal erinnern, den ich im Winter immer getragen habe? Stand mir doch wunderbar,
finden Sie nicht? Wissen Sie, woher
ich den habe? Die Kinder waren es, die
ihn mir geschenkt haben, diese kleinen
Lausebengel, die oft wie wild hier herum tollen und sich fangen und zanken.
Aber meistens spielen sie einfach nur,
wie Kinder eben sind. Aber dass sie so
mitfühlend sind und mir warme Kleidung anziehen, das hat mir richtig das
Herz erwärmt. So was lernen sie wohl
da drin im Haus, dass es wichtig ist, sich
um Menschen zu kümmern.
Aber jetzt im Sommer freue ich mich
über die jungen Mütter mit ihren Kindern. Manche Kinder haben ihre Mütter super im Griff: ein Lächeln oder ein
bitterliches Weinen und sie erreichen,
was sie wollen, und was die Mutter zuvor verboten hatte. Das kenne ich auch
von früher, der selbe Trick, darauf fallen
wohl alle Mütter rein.
Und wissen Sie was? Es kommen immer mehr Männer, die finden es gar
nicht mehr komisch, in ein Mütterzentrum zu gehen. Die werden ja auch
gebraucht, sie bringen oft ihre Werkzeugkiste mit, andere genießen es, zusammen am Kaffeetisch zu quatschen,
gar nicht anders als die Frauen. Ich
glaube, Männer und Frauen kommen
doch enger zusammen, hier jedenfalls.
DAS NEUE BLAT T
......................................................................................
DIE ZEITUNG DES SOS-MÜTTERZENTRUM MEHRGENERATIONENHAUS SALZGITTER-BAD
Mütterzentrum – Ein mittelständisches Unternehmen
» von Hildegard Schooß
H
aben Sie schon mal in unsere
Tätigkeitsberichte geschaut?
Sie sollten es unbedingt machen. (der neue Bericht 2008 liegt jetzt
aus). Hier können Sie lesen, wie viele
Aktivitäten in unserem Haus stattfinden und wie viele Menschen sich in
unserem Haus bewegen: Im Jahr 2008
waren das 14.400 verschiedene Menschen. Viele von ihnen besuchten das
Haus mehrmals in der Woche, manche sogar täglich. Im offenen Bereich
waren es 9.000, davon immerhin mehr
als 3.300 Männer und 2.000 Kinder.
Dazu kommen noch 900 betreute Menschen – Kinder, Jugendliche, alte Menschen – und 2.500 Kunden der Läden.
Das ist doch eine wirklich stolze Zahl,
aber es sind noch nicht alle, denn die
Menschen, die uns nicht namentlich
bekannt sind, werden nicht gezählt,
sodass wir schließlich auf 15.000 Menschen mit 120.300 Besuchen im Jahr
kommen. Unser SOS-Mütterzentrum
– Mehrgenerationenhaus wird also
täglich von mehr als 500 Personen genutzt. Menschen jeden Alters, vieler
Kulturen, Arme und Reiche, Gebilde-
te und Bildungsferne, Gesunde und
Kranke.
Das ergibt dieses bunte Bild, das unser Haus ausmacht. Immer sind ganz
verschiedene Menschen in der Caféstube, die das Geschehen so lebendig
machen. Dadurch entsteht diese besondere Atmosphäre, in der man sich
willkommen fühlt.
Natürlich fragen Sie sich, wie so ein
Betrieb organisiert wird. Das ist nicht
ganz einfach, denn das Haus ist keine
kleine Einrichtung mehr, sondern ein
mittelständischer Betrieb, der eine
straffe Organisation und eine einfühlsame, kluge Führung braucht.
… weiter geht‘s auf Seite 2 …
» Freunde
» Das Angebot
Ein Restaurant für Kinder und Jugendliche
Max‘ Taufe
» von Sarah Caßel
» von Christa Hoffmann
or ein paar Wochen hat das
Kinder- und Jugendrestaurant
eröffnet, Sie finden es im 1.
Stock auf dem Marktplatz. Aber was ist
das überhaupt und wie heißt es eigentlich? Pädagogischer Mittagstisch ist der
offizielle Titel, aber ein richtig schöner
Name ist das nicht, ein neuer muss her.
Die Kinder haben schon eigene Ideen
dazu, z.B. Spielen, Essen, Hausaufgaben, Spaß und Willkommen, daran
lässt sich schon erkennen, was mit diesem neuen Projekt gemeint ist.
Der Startschuss dafür fiel 2008 bei einem 24-Stunden-Fußballmarathon, RTL
und United Kids Foundations machten sich stark gegen Kinderarmut in
Deutschland und sammelten viel Geld
für gute Projekte. Auch wir bekamen
eine großzügige Spende, mit der wir
jetzt den pädagogischen Mittagstisch
einrichten können. Er hat die Aufgabe,
Kinder und Jugendliche aus armen Familien zu einem gesunden Mittagessen
einzuladen. Sie bekommen bei uns aber
noch viel mehr als ein gesundes Essen:
Unterstützung bei den Hausaufgaben,
Angebote für die Freizeitgestaltung
und liebevolle Menschen, die sich um
eine Taufe in der Erlöserkirche war ein ganz besonderer
Tag. Meine Taufpatinnen
sind Tante Tanja und Conny Katschke,
stellvertretend für das Mütterzentrum.
Ich bin Maximilian Alexander Benne,
sieben Monate alt, meine Mama heißt
Sabrina und mein Papa Alexander, jetzt
wisst ihr auch, woher ich meinen zweiten Namen habe; Mama will aber, dass
ich Max gerufen werde.
V
M
sie kümmern. Willkommen sind hier
alle Kinder und Jugendlichen. Seit Anfang Mai treffen sich 12 Kinder zum gemeinsamen Essen, Lernen, Spielen und
Spaß haben und sicher werden noch
viel mehr junge Leute dazu kommen.
Die Kinder fühlen sich wohl in der offenen Atmosphäre und beteiligen sich
daran, anderen eine Freude zu bereiten.
Neulich haben sie im Chor für die Geburtstagskinder mit gesungen.
Ein guter Start für ein Projekt, das
noch in der Kinderschuhen steckt und
sich weiter entwickeln wird. Wir brauchen noch viele tatkräftige Leute zur
Unterstützung, um allen Kindern gerecht zu werden und sind für Ihre Anregungen, Vorschläge und Unterstützung
sehr dankbar.
Zu meiner Taufe sind viele Gäste gekommen: meine Omas und Opas und die
ganze restliche Familie. Die Frauen vom
Mütterzentrum haben mir eine schöne
Tauffeier gestaltet. Ich bekam davon
nichts mit, weil ich geschlafen habe, ein
Kind Gottes zu werden, ist schon anstrengend. Zum Kaffeetrinken aber war
ich wach und konnte mich über die vielen Geschenke freuen. Vielen Dank!
» Fortsetzung von Seite 1 …
Qualitätsmerkmal –
Identifikation mit dem Unternehmen
E
inen so großen Betrieb zu führen, in dem viele mitreden und
mitentscheiden, ist eine große
Aufgabe nicht nur für die Leiterin mit
dem Koordinatorinnenteam. Viele engagieren sich, damit alles gelingt.
Durchschnittlich werden 2.200 Arbeitsstunden in der Woche geleistet
von 44 festangestellten und 150 freiwilligen MitarbeiterInnen. Manche der
Freiwilligen bekommen eine Aufwandsentschädigung, aber 80 Personen stellen ihre Arbeit ganz unentgeltlich zur
Verfügung. Zusammen erbringen die
Freiwilligen 40 % der gesamten Arbeitsstunden.
In fast allen Bereichen arbeiten bunte
Teams von Angestellten und Freiwilligen
Hand in Hand, sie begegnen sich auf Augenhöhe. Diese Kultur der Anerkennung
und Wertschätzung macht es möglich, flexibel zu sein und so viele Angebote zu machen. Die angestellten MitarbeiterInnen
gestalten das Grundangebot und sind verantwortlich für die Organisation des Alltags. Die Freiwilligen bereichern das Haus
mit Zeitspenden und ihrer Kompetenz.
Ein solches Engagement funktioniert
natürlich nur, wenn sich alle Mitarbei-
tenden wohl fühlen und die Arbeit gern
machen. Jedes Jahr findet für alle Mitarbeiterinnen ein Wohlfühlseminar statt,
dann wird gefragt, ob sie zufrieden sind
mit ihrer Arbeit. Für uns ist das ein sehr
bedeutendes Qualitätsmerkmal. Was können wir uns mehr wünschen als wenn alle
zeigen (s. Rückblick), dass sie zufrieden
sind, was ihnen wichtig ist und wofür sie
bereit sind, sich einzusetzen und warum
sie sich so oft über das normale Maß hinaus engagieren.
» Geschichten aus dem Haus
Mütterzentrum –
Wie wieder Sinn ins Leben kommt
» von Ute Schauer
I
ch bin 47 Jahre alt, habe zwei Töchter und eine goldige Enkelin, die ich
jeden Morgen in den Kiga bringe
und am Mittag wieder abhole, damit die
Mama ihre Ausbildung zu Ende bringen
kann. Genug zu tun, keine Langeweile zu
Hause.
Hab’ immer gearbeitet und gut gelebt
bis das Lebensgerüst einbrach. Scheidung, krank geworden – arbeitslos! Jahrelang sitz’ ich zu Hause ... die Hoffnung
auf einen Job sinkt. Bin nicht mehr belastbar, hab’ keinen Schlaf- und keinen
Tagesrhythmus mehr. Fühle mich unausgeglichen und leer. Haushalt und Kinder
sind ja nicht alles.
Beim AA nach „irgendeiner“ Beschäftigung gefragt und Monate später den von
so vielen verhassten 1-Euro-Job bekommen. Für mich endlich wieder was zu tun.
Und es ist die Wende. Doch irgendwann
kommt auch da das Ende. Wieder schlaflose Nächte? Wieder keinen Rhythmus?
Wieder nichts Sinnvolles leisten?
Dabei mochte ich diese Arbeit so gerne, habe mich wohl gefühlt. Wollte fragen, ob ich weiter kommen darf. Das
Angebot kam von selbst: jetzt arbeite ich
als Freiwillige im Büro des Mütterzentrums.
Wenn nicht dieser Gedanke wäre, dass
ich irgendwann wieder frei vom Amt
leben und meinen Unterhalt selbst verdienen möchte, könnte ich mir meine
jetzige Beschäftigung bis an mein Lebensende vorstellen.
Mein Leben hat durch das Mütterzentrum einen anderen Sinn bekommen. Ich hab’ nicht das Gefühl, auf der
faulen Haut zu liegen, sondern etwas
Sinnvolles zu tun und nette Menschen
gibt es gratis dazu. Man wird dort so
herzlich aufgenommen, dass ich noch
keinen Tag hatte, an dem ich nicht gern
hingegangen wäre. Manchmal ist es
ein kleiner Schritt, der das Leben stark
verändern kann ... man muss nur erst
wissen, wohin man ihn machen muss
– und dann einfach losgehen.
Rückblick
„Was war das tollste Ereignis, das mir
Kraft gibt für mich und das MÜZE?“
Menschen – groß und klein, jung und
alt • Mir sind die Menschen wichtig •
Gutes Betriebsklima • Entspannte Atmosphäre • Wohlbehagen • Wohlfühlen
• Unvorhergesehene Ereignisse • Kreativität • Für einander da sein • IdeenPuzzle • Positive Auseinandersetzungen
• Tolle Teamarbeit • Routine bei überraschenden Herausforderungen • Ver-
trautheit • Jeden Tag Menschen treffen,
mit denen ich lachen kann! • Gute Atmosphäre • Eine große Familie – Jung
& Alt • Gelassenheit • Im Einklang •
Mir geht`s hier gut • (Wahl-)Familie •
Positives Feedback • Gemeinsam das
Mütterzentrumsleben gestalten • Tolles Team! • Gemeinsamkeit erleben
• Neustart • Weil ich mich hier wohlfühle • Tolles Miteinander • Austausch
im Team • Erfahrungen gesammelt
• Interessante Veranstaltungen, z.B.
Sommerfest, Weihnachtsdorf, RTLSpendenmarathon • Menschen, auf die
ich mich freue • Ich sammle hier Lebenserfahrungen • Neue Herausforderungen • Nette Kollegen • Nicht jede/r
kann alles, aber alle zusammen schaffen das, was wir brauchen! • Die Überraschungen hier im Haus jeden Tag
und die jeden Tag auf mich wieder neu
zukommen • Positives Feedback von
BesucherInnen • Patenschaft Maximilian • Gutes Miteinander • Atmosphäre • Weihnachtsdorf • Kennen lernen
anderer Einrichtungen • Sommerfest •
Öffentliches Wohnzimmer • Angenehmes Team & Miteinander • Ein tolles
Team! Danke.
» Aus der Familienpolitik
Modell Brückenjahr und andere politische Arbeit
» von Britta Lüttge
D
ie Integration behinderter
oder ent wicklungsverzögerter Kinder in normale Kindertagesstätten und Schulen ist immer
noch ungewöhnlich. Wir sind aber aus
pädagogischen Gründen davon überzeugt, dass viele Kinder mit Beeinträchtigungen und/oder Behinderungen besser in normalen Einrichtungen
zusammen mit anderen Kindern gefördert und betreut werden können. Um
mit dieser Arbeit mehr Erfahrungen zu
sammeln, beteiligt sich unser Kinderhaus mit zwei weiteren Kitas und der
Grundschule am Ziesberg an einem
Modellprojekt für das Brückenjahr in
Salzgitter (s. „Das ist los“).
Bislang sieht die Bildungspolitik die
Integration in Kindertagesstätten nur
für Kinder ab drei Jahren vor. Das ist
so nicht ausreichend, deshalb ist unser Ziel für die nächsten Jahre, auch
Kinder mit Behinderungen (I-Kinder)
unter drei Jahren und über sechs Jahre
aufzunehmen.
Für Schulkinder ist die Betreuung
am Nachmittag bis 16 Uhr nur in sonderpädagogischen Schulen möglich,
Regelschulen bieten für I-Kinder keine
Nachmittagsbetreuung an. Aus diesem
Grund sind immer noch viele I-Kinder
in Sonderschulen, obwohl sie integrativ betreut und beschult werden könnten. Hier wollen wir die Familien unterstützen, ganztags Betreuung für alle
I-Kinder auch in den Regelschulen zu
erreichen.
Bis das soweit ist, werden wir noch
viel politische Arbeit mit Überzeugungskraft und Durchsetzungsvermögen leisten müssen, um die beste Förderung für alle Kinder zu erreichen.
Für Information und Beratung über
unsere Integrative Gruppe stehen Tanja Schlemminger und Julia Roderburg
zur Verfügung. Wir laden auch Eltern
und Kinder ein, in der I-Gruppe bei
den Höhlenkindern zu hospitieren, um
diese Arbeit kennen zu lernen.
Info-Telefon: 81 67 - 31 oder - 43
Wir stellen uns vor
» Informationsdrehscheibe
Monetäre und nicht monetäre Miete
» von Hildegard Schooß
E
s gibt kaum einen interessanteren Ort im Haus als unsere
Nähstube. Auf kleinstem Raum
sitzen hier mehrere Frauen und arbeiten an ihren Nähmaschinen. Um sie
herum sind Kleiderständer, Material
und Maschinen drapiert. Es ist eng, um
nicht zu sagen sehr eng, aber alle sind
fröhlich bei der Sache. Kommt eine
Kundin, gehen gleich mehrere Köpfe
in die Höhe, die Beratung ist vielfältig
und kompetent. Man kann kaum unterscheiden, wer hat hier was zu sagen,
wer ist die Chefin. Nun, es gibt mehrere
Chefinnen: jede ist ihre eigene Chefin.
Aber nur zwei Frauen sind selbständige Klein-Unternehmerinnen, Vera und
Oksana. Die anderen arbeiten als Freiwillige und nähen gerade etwas für sich
oder für das Haus, oder jemand braucht
Hilfe bei der Arbeit und bekommt Anleitung.
Für die Nutzung wird mit dem Haus
eine Mietzahlung vereinbart. Das Haus
bietet den selbständigen Klein-Unternehmerinnen zwei Möglichkeiten, ihre
Miete zu bezahlen: mit Geld, d.h. monetär, oder nicht monetär, d.h. ohne Geld.
Interessant ist besonders die Methode
ohne Geld, Vera und Oksana bezahlen
ihre Miete auf die nicht monetäre Art.
Der Vorteil für die Klein-Unterneh-
merinnen ist: sie müssen keine Kredite aufnehmen, um die Miete zahlen
zu können, sondern stellen dem Haus
statt der Miete ihre Arbeitskraft zur
Verfügung und leisten etwas ohne Bezahlung. So können sie sorgenfrei ihr
kleines Unternehmen führen.
Vorteil für das Haus: Die praktische
Gegenleistung anstelle der Miete ist
eine große Unterstützung. Immer gibt
es in dem großen Haus etwas zu nähen
und die Anleitung von Teilnehmerinnen
spart bares Geld. Außerdem erweitert
die Nähstube die haushaltsnahen Dienstleistungen für die BesucherInnen.
Anders ist es bei anderen Selbständigen, z.B. Frisörinnen oder SecondHand. Sie haben sich in vielen Jahren
einen festen Kundenstamm aufgebaut
und können es sich leisten, ihre Miete
monetär zu zahlen.
Auf diese Weise ist das Mütterzentrum auch ein Existenzgründungszentrum.
» Die Dienstleistungsseite
Service – Die offizielle Nachbarin
» von Conny Katschke
H
allo! Wer hat Lust mit zu
machen? „Fürsorge ist keine
Ressource, die einfach da ist,
sondern sie benötigt bestimmte Rahmenbedingungen.“, so steht es im 7. Familienbericht der Bundesregierung. Für
uns heißt das: Die Versorgung mit alltagspraktischen Dienstleistungen und
Hilfe im Stadtteil für Familien ist eine
wichtige Aufgabe in unserer Gesellschaft, die neu geordnet werden muss.
Immer weniger können die eigene Familie oder die Nachbarschaft einander
Hilfe leisten und professionelle Hilfe
ist teuer.
Andererseits suchen viele Menschen
eine Aufgabe, die Sinn und Kontakt
mit Menschen bietet. Viele suchen
einen Arbeitsplatz, der ihnen ermöglicht, den eigenen Lebensunterhalt zu
verdienen, andere brauchen Lern- und
Erfahrungsräume, die ihnen entsprechen. Alle suchen nach Wertschätzung
für sich und ihre Kompetenzen.
Deshalb haben wir im Rahmen des
ESF-Bundesprogramms Stärken vor
Ort und mit Hilfe des Bundesfamilienministeriums den Service für Familien: Die offizielle Nachbarin gegründet.
Diese Nachbarinnen wollen Hilfen für
Familien anbieten, die dringend gebraucht werden.
Dieser Service wird angeboten:
Kinderbetreuung , Hausaufgabenhilfe
Oma-/Opa-Service
Sprache lernen
Essenbring-Dienst
Hilfe in Haus und Garten
Betreuung für alte, demente Menschen
Einkaufen, Vorlesen, Begleitung und
Spaziergänge
Betreuung nach dem Krankenhaus
Know-how im Umgang mit PC und Handy
Betreuung von Haustieren
Dafür brauchen wir Menschen, die
Freude daran haben, sich um Familien
in der Nachbarschaft zu kümmern, die
Hilfe brauchen. Die Mitarbeiterinnen
werden im Mütterzentrum auf ihre
Aufgaben vorbereitet, geschult und unterstützt bei ihren Einsätzen.
Mitmachen können alle, die gern mit
Menschen umgehen, etwas Sinnvolles
tun wollen, etwas Neues lernen wollen.
Haben Sie Interesse mitzumachen? Wollen Sie eine offizielle Nachbarin werden?
Oder brauchen Sie Hilfe?
Dann melden Sie sich bei Conny Katsche in der Caféstube oder unter der
Telefonnummer: 81 67 - 61
Florian Blut ist 29 Jahre alt, genau so
alt wie das Mütterzentrum, sagt er. Als
ich ihn treffe, kann ich kaum fassen,
was aus diesem Kind geworden ist. Ein
tougher junger Mann und beileibe kein
Kind mehr, er wirkt so vernünftig und
kompetent auf mich. Vor meinen Augen ersteht die Geschichte von Florian,
der mit seiner Mutter tatsächlich einen
großen Teil seiner Kindheit im MüZe
verlebt hat. Angelika Blut gehörte zu
den Aktiven der ersten Stunde und hat
den Aufbau unseres Zentrums wesentlich mit gestaltet. Wie damals üblich,
war auch Florian immer dabei. Bis er
dann älter wurde und seinen eigenen
Weg ging. Dieser Weg verlief nicht immer gerade, so manche Zickzackstrecke war auch dabei. Um so erfreulicher
zu erleben, dass er jetzt seine Meisterprüfung Metall abgeschlossen hat und
eine Anstellung als Anleiter im Kolping- Berufsförderungszentrum Bielefeld hat.Herzlichen Glückwunsch, Florian! Wir sind sehr stolz auf Dich.
Eileen Kwiecinski kam als Gymnasiastin direkt ins Kinderzimmer im
MüZe auf der Erikastraße, 17 Jahre war
sie damals jung. Sie spielte, sang und
musizierte mit den Kindern mit einer
Freude an diesem Tun, wie es mir selten
bei anderen aufgefallen war. Mehrmals
die Woche bereicherte sie so unsere Angebote für Kinder – bis heute. Niemals
ließ sie nach, auch nicht als sie Abitur
gemacht hatte und mit dem Studium
begann. Mit Eileen im Kinderzimmer
erklärte sich unser Konzept ganz von
allein, sie überzeugte einfach mit ihrer
pädagogischen Begabung und Kompetenz.Selbstverständlich war Pädagogik ihr Hauptfach an der Uni und sie
brachte es zu großen Anerkennungen
seitens ihrer Professoren.
Die Krönung für ihre Leistung steht
ihr kurz bevor: Eileen ist vorgeschlagen
für den Braunschweiger Bürgerpreis
und die Zeichen stehen sehr gut, dass
sie ihn auch bekommen wird. Herzlichen Glückwunsch, Eileen! Wir sind
sehr stolz auf Dich.
Schatz
Nichts Materielles
Geschenk besonderer Art
Für Maximilian und Familie
Zeit
das ELFCHEN
das ELFCHEN
Anzeigen
Kinderzeichnungen
» von Sarah und Alexa Enko, Kilian Schmidt, Vanessa Schumann und Katharina Sroka
Impressum
SOS-Kinderdorf eV.
SOS-Mütterzentrum Salzgitter
Mehrgenerationenhaus
Herausgeber:
SOS-Mütterzentrum Salzgitter
Redaktion: Hildegard Schooß
Satz: Marcel Pollex
Die Sommerferien haben gerade angefangen und bei uns regnet es. Wie schade!
Kontakt:
Braunschweiger Straße 137
38259 Salzgitter
Telefon: 0 53 41 / 8 16 70
Internet: www.mütterzentrum.de
Am nächsten Tag sieht die Welt schon anders aus, denn endlich fahren wir in den
Urlaub! Hurra!
Sommer, Strand und Sonnenschein, ich will für immer in Laboe sein!
» Das ist los
Integration Kinderhaus – Schule
» von Britta Lüttge
D
rei Kinder mit starken Entwicklungsverzögerungen und
besonderem
Förderbedarf
wurden im letzten Jahr in der Integrationsgruppe im Kinderhaus gefördert.
Den Kindern ist es zusammen mit nicht
Behinderten sehr gut gegangen. Alle
haben sich weiter entwickelt und sind
fröhliche, aufgeweckte Kinder.
Ein großer Erfolg, über den wir uns
ganz besonders freuen: Zwei unserer IKinder werden im August eingeschult.
Sie besuchen dann gemeinsam die In-
tegrationsklasse der Grundschule am
Ziesberg und können so ihre weiteren
Lernerfahrungen in einer Regelschule
machen. Solche Schritte erfordern viel
Engagement und enge Zusammenarbeit von allen Seiten, von der Familie,
der Kindertagesstätte und der Schule. Durch diese enge Zusammenarbeit
entsteht eine Vertrauensbasis, die für
Eltern von Kindern mit Behinderung
besonders wichtig ist, da sie unsicher
sind, wie sich der weitere Lebensweg
ihrer Kinder gestalten wird.
Wichtiges Element ist dazu das Brückenjahr. Hier werden die Kinder beim
Übergang vom Kindergarten in die
Schule langsam auf die neue Regel-
schule vorbereitet. Sie haben die letzten Monate schon regelmäßig in der
Grundschule in Sport, Musik, Kunst
und Sachkunde Unterrichtsstunden
mitgemacht, so dass sie jetzt an einem
vertrauten Ort das 1. Schuljahr beginnen.
Im Sommer werden wir ein weiteres I-Kind aufnehmen. Dieser Junge
kommt bereits jetzt zur Eingewöhnung
in unser Kinderhaus und nimmt auch
regelmäßig am Integrativen Spielkreis
teil. Im Januar 2010 kommt noch ein
gehörloses Mädchen dazu.
Ein Platz für ein Kind mit besonderem Förderbedarf ist für das Kita-Jahr
2009/2010 noch frei.

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