Prognose: schrumPfende städte im 21. Jahrhundert

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Prognose: schrumPfende städte im 21. Jahrhundert
-------------------------------------------------------------------Prognose: Schrumpfende Städte im
21. Jahrhundert
Hypothesen - Indikatoren - Weltkarten
Berlin, Oktober 2008
--------------------------------------------------------------------
Weltbevölkerung und Urbanisierung
Veränderung Bevölkerungszahl
Personen (Milliarden)
% pro Jahr
6
10
9
5
8
gesamt
7
4
Stadt
6
Welt
Afrika
Asien
Europa
Lateinamerika
Nordamerika
Ozeanien
3
5
2
4
3
1
Land
2
0
1
0
1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2100 2200 2300
-1
1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2100 2200 2300
Quelle: McEvedy, Jones, 1978 · US.Census · Livi-Bacci, 2007 · UN population division, 2003, 2004, 2007
Quelle: McEvedy, Jones, 1978 · US.Census · Livi-Bacci, 2007 · UN population division, 2003, 2004, 2007
Lebenserwartung global
Veränderung Lebenserwartung
Jahre
% pro Jahr
1,2
100
90
1,0
80
0,8
70
60
Welt
Afrika
Asien
Europa
Lateinamerika
Nordamerika
Ozeanien
0,6
50
0,4
40
30
0,2
20
0
10
0
1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2100 2200 2300
-0,2
1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2100 2200 2300
Quelle: Wiegandt, 2007 · UN Habitat, 1996 · UN population Division, 2004
Quelle: Wiegandt, 2007 · UN Habitat, 1996 · UN population Division, 2004
Energieverbrauch pro Kopf
Veränderung Energieverbrauch pro Kopf
GJ je Person und Jahr
% pro Jahr
180
3
160
140
Szenario A1
Szenario A2
Szenario B1
Szenario B2
120
Szenario A1
Szenario A2
Szenario B1
Szenario B2
2
100
80
60
1
40
20
0
1300 1400 1500
Quelle: Haberl, 2005 · IPPC, 2000
1600
1700 1800
1900
2000
2100
0
1300 1400 1500
Quelle: Haberl, 2005 · IPPC, 2000
--- 2 ---
1600
1700 1800
1900
2000
2100
Hypothesen zum städtischen Schrumpfen im 21. Jahrhundert
Philipp Oswalt, Projekt Schrumpfende Städte
1. Im 21. Jahrhundert wird die historisch einmalige Wachstumsepoche, die mit der Industrialisierung vor 200 Jahren begann, zu Ende gehen. Am Ende des 21. Jahrhunderts werden
sich städtische Schrumpfungs- und Wachstumsprozesse die Waage halten – wie auch vor der
industriellen Epoche.
Seit 1800 hat sich die Anzahl der Menschen auf der Erde, die in Städten leben, um das 175fache
vermehrt – ein unvergleichlicher Wachstumsprozess. In den nächsten 50 Jahren wird sich die
Anzahl der Stadtbewohner nochmals verdoppeln, doch damit werden zugleich die Wachstums­
prozesse zu einem Ende kommen.
Nach Vorhersagen der UN wird sich die Weltbevölkerung um 2070 bei ca. 9 Milliarden Menschen
stabilisieren und nicht weiter anwachsen. Zugleich werden gerade in den bevölkerungsreichen
Ländern wie China und Indien die Verstädterungsprozesse weitgehend abgeschlossen sein, mehr
als Dreiviertel der Weltbevölkerung wird in Städten leben. Damit kommt eine 300-jährige Periode
eines historisch einzigartigen Wachstums zum Ende. Ihr folgt nicht eine Phase der Stagnation,
sondern ein dynamischer Transformationsprozess bei zunehmender Polarisierung. Wachstumsund Schrumpfungsentwicklungen werden sich die Waage halten und gegenseitig bedingen.
Während städtische Schrumpfungsprozesse im 20. Jahrhundert vor allem aufgrund von räumlichen Polarisierungs- und damit Verlagerungsprozessen oder lokalen Krisen erfolgten, wird im
21. Jahrhundert in vielen entwickelten Industrieländern die städtische Bevölkerung insgesamt
zurückgehen.
Wesentliche Ursachen der Schrumpfung waren in den entwickelten Industrieländern bislang
Suburbanisierung (regionale Verlagerung von Aktivitäten und Menschen ins Umland der Städte),
Metropolitanisierung (landesweite Verlagerung von Aktivitäten und Menschen zu den großen
städtischen Ballungsräumen) und Deindustrialisierung (Krise monoindustriell ausgerichteter
Standorte). Im 21. Jahrhundert wird in vielen Industrieländern die Gesamtbevölkerung und mit ihr
auch die Anzahl der Stadtbewohner landesweit zurückgehen. In diesen Ländern werden sich die
Schrumpfungsprozesse im Vergleich zum 20. Jahrhundert zuspitzen. Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung geht man in Ländern wie Japan etwa davon aus, dass trotz steigender Produktivität
auch die Gesamtwirtschaftsleistung rückläufig sein wird.
2. Während bislang das Denken der modernen Gesellschaften wesentlich von Wachstums­
vorstellungen geprägt war und Schrumpfen als Unfall und Ausnahme betrachtet wurde, wird
sich in Zukunft eine Kultur des Schrumpfens entwickeln.
Schrumpfen wird in Zukunft ein ebenso selbstverständlicher Entwicklungsprozess sein wie Wachsen.
Dabei wird es zunehmend seine bisherige Stigmatisierung verlieren und als ein Szenario gesehen
werden, dass neben Nachteilen auch Vorteile birgt und zu eigenen Formen der Erneuerung und
Veränderung führt. In den Stadtdiskursen in den USA ist mit der Begriffsverschiebung von ‚Urban
decay’ und ‚Urban decline’ zu ‚Shrinking Cities’ bereits ein solcher Wertewandel ansatzweise
erkennbar. Zugleich bleibt die Schrumpfungstransformation auch langfristig mit gesellschaftlichen
und ökonomischen Konflikten verbunden, wie etwa Verteilung gesellschaftlichen Wohlstands,
Konflikte über tradierte Besitzstände und ihre Kosten etc.
3. Während im 20. Jahrhundert besonders Industrieareale und verdichteter Wohnungsbau von
Leerstand und Aufgabe betroffen waren, werden Deurbanisierungsprozesse im 21. Jahrhundert
vermehrt Vorstädte und Büroquartiere betreffen.
Bereits heute leidet ein Drittel der Vorstädte in den USA unter Einwohnerverlust, dies bislang
meist aufgrund fortschreitender Suburbanisierung in immer entfernter gelegene Vorstädte. In
Zukunft werden die Vorstädte an Bevölkerungsrückgängen vor allem wegen dem Rückgang der
Gesamtbevölkerung sowie partiellem Rückzug in die Stadtzentren leiden. Die Erhöhung der
Mobilitätskosten sowie die Alterung der Bevölkerung, die damit andere Mobilitätserfordernisse
hat, tragen zu den Rekonzentrationsprozessen wesentlich bei.
Während in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Deindustrialisierungsprozesse an vielen
Standorten Schrumpfung verursacht hat, werden im Verlauf des 21. Jahrhunderts Bürostandorte
der Dienstleistungsökonomien von Umstrukturierungsprozessen und damit mangelnder Nachfrage
betroffen sein. Büroviertel werden damit zu den Brachen des 21. Jahrhunderts.
--- 3 ---
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BEVÖLKERUNG / POPULATION
1950–2150
Bei Fortsetzung heutiger Trends wird sich die Weltbevölkerung laut Aussagen der UN um 2070 bei ca. neun Milliarden Menschen stabilisieren
und nicht weiter anwachsen. Auch die Verstädterungsprozesse werden gerade in den bevölkerungsreichen Ländern wie China und Indien
weitgehend abgeschlossen sein. Mehr als drei Viertel aller Menschen
werden in Städten leben. Nicht nur in Ländern Ost- und Westeuropas
sowie Japan würde in Zukunft die Bevölkerung vorübergehend zurückgehen, sondern in 50 bis 100 Jahren auch in heute stark wachsenden
Ländern wie China, Indien, Nigeria oder Mexiko.
Gesamtbevölkerung
Total Population
Stadtbevölkerung 1950–2050
Urban Population 1950–2050
Bevölkerung in Mio
Population in mio
-33%
According to the United Nations, should current trends continue, the world’s
population will stabilize at about nine billion by ca. 2070, when growth will
come to a halt. Urbanization processes, in particular in the most populous
countries such as China and India, will also be largely completed; more than
three quarters of all human beings will live in cities. In the future, the population will not only temporarily decline in countries in Eastern and Western
Europe as well as Japan, in fifty to a hundred years, it will also decline in
countries such as China, India, Nigeria, and Mexico, where populations are
currently growing.
Schrumpfung in %
Shrinkage in %
100
50
1950
2000
2050
2100
2150
-18%
-21%
Prognose
Prognosis
Wachstum
Growth
Schrumpfung
Shrinkage
Quelle / Source: UN Dept of Economic and Social Affairs, Population Division (2003, 2008)
Weitere Erläuterungen unter / further explanation see www.shrinkingcities.com/prognose.0.html
-46%
-11%
Denmark
-11%
-14%
-6%
Finland
-33%
-43%
Belarus
Poland
Germany
UK
-7%
Slovakia
Switzerland
Netherlands
-41%
-33%
Italy
-9%
Bulgaria
-10%
Spain
-28%
Greece
-10%
-36%
-25%
-37%
Serbia
Ukraine
-39%
Hungary
Belgium
-51%
-27%
-27%
Austria
-10%
Russian Federation
-35%
Czech Republic
-43%
Romania
Azerbaijan
-50%
-5%
-8%
-29%
-11%
Kazakhstan
500 Mio
Democratic People’s
Republic Of Korea
-15%
-20%
-31%
-10%
Portugal
Republic Of Korea
Iran
-20%
-10%
China
-4%
-27%
Mexico
Afghanistan
-2%
Cuba
Egypt
Somalia
-27%
Mexico
500 Mio
Bangladesh
Thailand
Thailand
-10%
-26%
Cuba
Cambodia
Cambodia
Rwanda
Nigeria
Brazil
India
-7%
Sri Lanka
Chile
--- 4 ---
-3%
Japan
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DEURBANISIERUNG / DEURBANIZATION
Stockholm
Newcastle upon Tyne
Helsinki
Copenhagen
Moscow
Birmingham
Dublin
Amsterdam
Liverpool
Manchester
London
Brussels
Paris
Hamburg
Dusseldorf
Berlin
Recklinghausen***
Frankfurt
München
Seattle
Vienna
Portland
Milan
Minneapolis
Detroit
Milwaukee
Chicago
Sacramento
Buffalo
Pittsburgh
Indianapolis
Denver
Cleveland
San Francisco
Silicon Valley
Kansas City
St. Louis
Cincinnati
Sapporo**
Boston
Rome
New York
Philadelphia
Baltimore
Madrid
Beijing
Washington D.C.
Tokyo*
Nashville
Las Vegas
Los Angeles
Memphis
Hiroshima**
Atlanta
Phoenix
Nagoya**
Kitakyushu-Fukuoka**
San Diego
Dallas
Kyoto-Kobe-Osaka**
Orlando
Houston
Delhi*
Kairo*
Tampa
Miami
Dubai*
Abu Dhabi*
Hong Kong*
Bombay*
San Juan*
Mexiko City*
Makati City*
Bangkok*
Bangalore*
San Jose*
Panama City*
Caracas*
Bogota*
Kuala Lumpur*
Singapur*
Jakarta*
Lima*
Länder mit hohem Anteil an Dienstleistungen
am Bruttonationaleinkommen (BIP)
Countries whose gross domestic product (GDP)
comprises a high share of services
Rio de Janeiro*
> 80%
Sao Paolo*
Brisbane*
75–80%
70–75%
65–70%
Perth*
Santiago*
Sydney*
Adelaide*
Buenos Aires*
Bürobauten
Office buildings
1.000.000 qm Bürofläche
1,000,000 sqm of office space
1.000.000 qm leerstehende Bürofläche
1,000,000 sqm of vacant office space
Anteil Büroleerstand
Share of office vacancies
Im 20. Jahrhundert waren insbesondere alte Industriestandorte von
Schrumpfung betroffen, im 21. Jahrhundert könnten es die Bürostandorte und Distributionszentren (Einkaufszentren) sein. Rationalisierungsund Verlagerungsprozesse im Dienstleistungssektor sowie sich wandelnde bauliche Anforderungen können an vielen Standorten zu einer
sinkenden Nachfrage und Leerstand führen. Regionaler Bevölkerungsrückgang, eine alternde Bevölkerung und zukünftig steigende Mobilitätskosten können zudem zur Schrumpfung von Vorstädten führen, wie
sie bereits heute etwa in Japan und mancherorts in Nordengland und
Deutschland zu beobachten ist. Der Einwohnerrückgang in etwa einem
Drittel aller Vorstädte in den USA beruht hingegen bislang vorwiegend
auf einer fortschreitenden Suburbanisierung in immer entfernter gelegene Vorstädte.
0–6%
6–12%
> 12%
* Angabe nur zum Stadtzentrum / data only for Central District Area
Vorstädte 1990–2000
Suburbs 1990–2000
Bevölkerungsverlust von 10.000 Personen
10.000 people decrease
Bevölkerungsrückgang der Gesamtheit aller Vororte
Population loss in suburbs as a whole
0–6%
6–12%
> 12%
Bevölkerungsgewinn wachsender Vororte
Population gain in growing suburbs
Bevölkerungsrückgang schrumpfender Vororte
Population loss in shrinking suburbs
0–20%
20–40%
40–60%
60–80%
80–100%
** Japan, Daten für 1995–2000 / Japan, data for 1995–2000
*** Deutschland, Daten für 1995–2005 / Germany, data for 1995–2005
Quellen/Sources: Büro/Office: Cushman & Wakefield, 2008 • CB Richard Ellis, 2008 • Jones Lang LaSalle, 2008. Vororte/Suburbs:
http://www.arch.virginia.edu/~dlp/TCTSMain/TCTSsup.html • Ministry of Internal Affairs and Communication, Statistics Bureau (www.stat.go.jp);
Population of Japan 2005 • United Nations Population Division (http://esa.un.org/wup/source/country.aspx) • www.wikipedia.org
Weitere Erläuterungen unter / further explanation see www.shrinkingcities.com/prognose.0.html
While in the twentieth century, old industrial bases were primarily affected
by shrinkage, in the twenty-first century, these could be office districts and
distribution centers (shopping malls). Processes of rationalization and relocation in the service sector as well as changing standards could lead to
decreasing demand and vacancy at many locations. Regional population
decline, an aging population, and the increasing cost of mobility in the future can also lead to the shrinkage of suburbs, which is currently occurring
in Japan, Northern England, and Germany. The population decline in about
one third of all suburbs in the United States, however, is so far primarily
caused by progressing suburbanization into suburbs that are further and
further away from the central city.
1
--- 5 ---
Canberra*
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FOSSILE ENERGIEN / FOSSIL FUELS
1850–2500
Inta
Novy Urengoy
Nadym
Tarko-Sale
Vuktyl
Kogalym
Lyantor
Surgut
Nefteyugansk
Bergen
Raduzhny
Megion
Stavanger
Kristiansand
Aberdeen
Red Deer
Calgary
Novomoskovsk
Edmonton
Konin
Belchatów
Bytom
Senftenberg
Chorzów
Katowice
Ensdorf
Billings
Orenburg
Grozny
Casper
Gusinoozyorsk
Aktobe
Karaganda
Karamay
Aktau
Shymkent
Baku
Bukhara
Henderson
Kirkuk
Khanaqin
Sidi Bel Abbas
Ghardaïa
Basra
Kuwait
San Antonio
Ra’s Lanuf
Lanzhou
Huainan
Abadan
Liuzhou
Jubail
Dammam
Manama
Dubai
Qatar
Abu Dhabi
Al Burayqah
Tamanrasset
Shenyang
Tangshan
Tianjin
Yumen
Balkanabat
Mary
Beckley
Erdölvorkommen
Oil field
Ölsandvorkommen
Oil Sands
Erdgasvorkommen
Gas field
Braun-/Steinkohlenlager
Lignit/coal deposit
Angarsk
Ekibastuz
Scranton
Pittsburgh
Tulun
Kemerovo
Kumertau
Donetsk
Gukovo
Novoshakhtinsk
Rostov-on-Don
Halifax
Omsk
Ishimbay
Spremberg
Hamm
Bottrop
Medicine Hat
Tomsk
Neftekamsk
Fort McMurray
Grand Prairie
Poza Rica
Dhanbad
Jamnagar
Guwahati
Chittagong
Salalah
Ciudad del Carmen
Point Fortin
Bruzual
San Fernando
De Apure
Stadt, deren Wirtschaftsaktivität in großem Maße
auf der Gewinnung fossiler Energieträger beruht
City with large portion of economy based on fossil
energy production
Accra
Warri
Port Harcourt
Brunei
Paka
Miri
Soyo
yo
1950
2000
2050
agoya
Kobe
Lobito
2100
2120
Santa Cruz
ushu
Musina
Vergangenheit
Past
Zukunft
Future
Jahr des Erschöpfens der Vorräte bei konstanter Abbaurate
Date of exhaustion of resources at constant extraction rate
Förderung einer Million Tonnen Öläquivalent
während des dargestellten Jahrzehnts
Production of one million tons of oil equivalent
during decade indicated
Brisbane
Newcastle
Mendoza
Gas
Gas
Öl
Oil
Ölsand
Oil Sands
Kohle
Coal
Die fossilen Energieträger Erdöl, Erdgas und Kohle erreichen innerhalb
der nächsten 20 Jahre ihr Fördermaximum. Dieses wird danach rückläufig sein, bei global ansteigendem Energiebedarf. Mobilität und Energieversorgung werden sich deutlich verteuern, was zu einer Veränderung der Siedlungsstrukturen führen wird. Die Förderstandorte werden
jedoch bis zum Versiegen ihrer Quellen von stetig steigenden Einnahmen profitieren. Aufgrund der absehbaren Erschöpfung der jeweiligen
lokalen Bodenschätze ist hier wie sonst nirgends eine vorbeugende Antischrumpfungspolitik möglich, wie heute z.B. in Dubai oder Aberdeen.
Comodoro Rivadavia
Quellen / Sources:
Historische Abbaudaten / Historical production data: Brian R. Mitchell, International Historical Statistics, 1750–2000 (New York: Palgrave Macmillan,
2003); BP Statistical Review of World Energy, 1959–2008 • Zukunftsprognosen bei Abbauraten von 2007, auf bekannten Vorkommen basierend /
Future prognoses at 2007 production rates, based on known reserves: BP Statistical Review of World Energy 2008 • Vorkommen / Reserves:
World Energy Atlas, Petroleum Economist 2003; Der große Weltatlas, RV Verlag, 1989 • Stadt mit großem Öl-, Gas- oder Kohlensektor / City with
large portion of economy based on oil, gas, or coal production: Profilrecherche über www.en.wikipedia.org und www.de.wikipedia.org (August 2008)
Weitere Erläuterungen unter / further explanation see www.shrinkingcities.com/prognose.0.html
Kanada
Within the next twenty years, the fossil fuels crude oil, natural gas, and coal
will reach their maximum production levels, after which they will begin to
decline, while global energy demands rise. Mobility and energy supply will
become considerably more expensive, which will lead to a change in settlement structures. Production sites, however, will profit by steadily increasing
revenue until their resources have run dry. Due to the foreseeable depletion
of the respective local natural resources, nowhere else is a preventive antishrinkage policy more opportune than here, as implemented today for instance in Dubai or Aberdeen.
Iran
2000
2050
2016
2100
2150
2189
Norwegen
2000
2016 2040
1950 2000
2050
2018 2019
2100
Mexiko
2150
2200
2241
Lybien
1950 2000
Niederlande
2000
2000
2040
Brasilien
2000
2050
2098
Ukraine
2000
2026
2150
2200
2248
2150
2200
2099
2050
2070
2100
2000
2050
2100
2115
2000
2050
2100
2300
2350
2000
2154
SaudiArabien
2000
2050
2150
2200
Indonesien
2100
2150
2185
2032 2052
China
Indien
2000
2021
2058
2050 2100
2029 2081
2400
2435
Irak
2049
Südafrika
2000
2250
Kuwait
Angola
Polen
1950 2000
2100
2093
2000
Nigeria
1950 2000
Venezuela
2050
Katar
2050
2069
2026
Deutschland
2000
2017
2050
Russland
1950 2000
2000
2050
2024 2061
1950 2000
2013 2013
USA
2000
Vereinigte
Arabische 2000
Emirate
Algerien
GB
1900
Gladstone
Lephalale
Sasolburg
2000
2050
2000
2048
2050
2077 2101
--- 6 ---
1950 2000
2018 2034 2052
Australien
Malaysia
2000
2100
2125
2000
2050
2100
2150
2201
2250
2300
2350
2400
2450
2507
Während in den Industrieländern die industriellen Produktionsprozesse weitgehend rationalisiert
und automatisiert sind und mit nur noch wenig Personal erfolgen, werden zunehmend auch
Büro- und Dienstleistungstätigkeiten von Rationalisierungs- und Verlagerungsprozessen betroffen
sein. Automatisierung von Bürotätigkeiten, die Verlagerung ins Home office, offshoring und die
Ablösung der Büroarbeit vom Büroraum durch das mobile, drahtlose Equipment wird den Raumbedarf an klassischen Bürokomplexen massiv reduzieren.
4. Das Versiegen der Ölquellen und anderer fossiler Energien sowie der Klimawandel werden
die globale Siedlungsentwicklung im 21. Jahrhundert maßgeblich beeinflussen.
Der Klimawandel mit seinen heterogenen Auswirkungen wird ein neuer Parameter der Siedlungsentwicklung sein. Während ein Teil bestehender Sieldungsstrukturen nur unwesentlich und zum
Teil sogar positiv vom Klimawandel betroffen sein wird, wird eine Vielzahl von Standorten durch
heterogene Klimafolgen massiv beeinträchtigt und zum Teil in ihrer Existenz bedroht: Zu den
Ursachen gehören unter anderem das Fehlen von Trinkwasser (insbesondere in den ariden Regionen
des Südens), Überschwemmungsgefahren (in Küstenregionen), das Auftauen von Permafrost­
böden (in den nördlichen Zonen), der Verlust von Schnee und Eis in alpinen Tourismusstandorten
(Hochgebirge) etc.
Das Ende der Epoche fossilen Energieverbrauchs wird voraussichtlich zur massiven Verteuerung
von Mobilität führen. Da jedoch Siedlungsstruktur, Ansiedlungsentscheidungen und Nutzungsmuster wesentlich vom Faktor der Erreichbarkeit beeinflusst sind, wird die Verteuerung und damit
Verknappung von Mobilität zu Siedlungsformen mit geringerem Mobilitätsbedarf führen. Dies kann
z.B. zur Aufgabe von äußeren Zersiedlungszonen im nicht hochwertigen Wohnsegment oder auch
zum Niedergang von Tourismusstandorten führen, die von Billigfluglinien abhängig sind. Während
im 20. Jahrhundert die Verfügbarkeit billiger Mobilität Suburbanisierungsprozesse ermöglicht hat,
würde deren wesentliche Verteuerung zu Rekonzentrationsprozessen führen, die jedoch keineswegs eine einfache Umkehrung der vorherigen Zersiedlung bedeuten müssen.
Das Ende des fossilen Zeitalters wirkt sich zudem auf Förderstandorte von fossilen Energieträgern
in besonderer Form aus: In der Endphase der Förderung profitieren die Standorte von einem
stets ansteigenden Einnahmen. Nach Versiegen der örtlichen Vorkommen müssen sich die Städte
jedoch wirtschaftlich völlig neu orientieren. Da die Entwicklung vorhersehbar ist, sind diese
Standorte – wie z.B. Dubai oder Schottland - Beispiele für vorbeugende Anti-Schrumpfungspolitiken.
Die noch generierten Reichtümer werden in einen gewaltigen Strukturwandel investiert.
5. Schrumpfungsprozesse führen zu dualen Gesellschaften: Stadtentwicklung, Wirtschaftsentwicklung, Lebensstile und vieles mehr unterscheiden sich zwischen den Zonen des Wachstums
und der Schrumpfung grundsätzlich.
Während in den wachsenden Stadtregionen das Prinzip der unternehmerischen Stadt bemerkenswerte Entwicklungsdynamiken entfalten kann, sind die Schrumpfungsregionen zunehmend von
Deinvestition gekennzeichnet – von einem Kapitalismus ohne Kapital. In den USA symbolisiert das
Prinzip des Redlining prototypisch die Exklusion von den etablierten Formen des globalisierten
Großkapitalismus. Anstelle der klassischen Wirtschaftseliten von Großunternehmen und Banken
treten in den Schrumpfungsregionen lokale, oft gemeinschaftlich organisierte Micro-Unternehmer.
In kleinmaßstäblichen Projekten nutzen sie die spezifische örtliche Situation und ihre intensive
soziale Vernetzung, und realisieren in dem Prinzip eines „weak urbanism“ mit wenig Kapital
nachhaltige Projekte. Die – staatlichen wie privatwirtschaftlichen – Gouvermentalitätsformen und
Entwicklungsprozesse unterscheiden sich damit grundlegend zwischen Wachstums- und Schrumpfungszonen. Zugespitzt lässt sich daher von zwei Gesellschaften innerhalb eines Staates sprechen.
6. Städtebau und Architektur in schrumpfenden Städten stehen grundsätzlich vor neuen
Aufgaben. Während das Gebaute bislang als Ziel architektonisch-städtebaulichen Handelns
angesehen wird, ist es hier der Ausgangspunkt.
Städtebau hat sich in den letzten 200 Jahren nahezu ausschließlich mit Wachstumsprozessen
befasst. Die Epoche der Moderne war von umgreifenden Wachstumsprozessen geprägt, und
diese liegen ihren Vorstellungen und Handlungskonzepten, Theorien, Gesetzen und Praktiken
zugrunde. So waren Kolonisierung, Stadtgründung, Baulandausweisungen, Neubaugebiete,
Erschließung, Bauboom, Stadterweiterung und Dichte Schlüsselbegriffe der Stadtentwicklung der
Moderne.
--- 7 ---
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HEIZEN UND KÜHLEN / HEATING AND COOLING
900
100
0
2005–2070
800
0
70
0
60
0
50
10
00
90
1000
0
80
900
0
St. Petersburg
800
Moscow
London
700
600
Paris
600
900
700
800
700
500
700
600
500
600
500
500
Xi’an
New Dehli
500
600
0
90
00
10
Karachi
700
900
800
Mumbai
Dhaka
Calcutta
Manila
Bangkok
Caracas
Addis Abeba
Bogotà
Abnahme der Heizgradtage 2000–2050
Decrease of heating degree days 2000–2050
Lagos
90
0
500 – 600
Singapore
10
00
Jakarta
600 – 700
700 – 800
800 – 900
Lima
900 – 1000
> 1000
Zunahme der Kühlgradtage 2000–2050
Increase of cooling degree days 2000–2050
80
0
70
0
60
0
50
0
900
800
Rio de Janeiro
São Paulo
700
600
500
500 – 600
600 – 700
800
700
600
500
700 – 800
800 – 900
900 – 1000
> 1000
Städte
Cities
>4 000 000 Einwohner
Inhabitants
Die räumlich ungleich verteilte globale Erwärmung führt zu einem veränderten Energiebedarf für die Temperierung von Gebäuden durch eine
Verringerung des Heizbedarfs (Heizgradtage) bzw. einen Anstieg des
Kühlbedarfs (Kühlgradtage). Die lokale Bevölkerungsentwicklung verstärkt zumeist die klimatisch verursachten Veränderungen: Viele Regionen im kühleren Norden werden voraussichtlich Bevölkerung verlieren, während sie in den heißeren südlichen Zonen stark anwächst.
Quelle/Source: Isaac & van Vuuren (2008), Netherlands Environmental Assessment Agency (MNP)
Weitere Erläuterungen unter / further explanation see www.shrinkingcities.com/prognose.0.html
--- 8 ---
Unequally distributed global warming is leading to a changing energy demand for buildings through a reduction of heating demand (heating degree
days) as well as an increase of cooling demand (cooling degree days). Local
population development aggravates climate-induced changes, as many regions in the cooler north will presumably lose population, while zones in the
warmer south will record strong population growth.
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EIS, SCHNEE UND DAUERFROST/ ICE, SNOW, AND PERMAFROST
2000–2070
Obruchev
-57,5 %
Norilsk
Stor
-31,3 %
Levi
Pyhä Luosto
Labytnangi
Salechard
Kuusamo
Godthab
Fairbanks
No. 31
-49,8 %
Are
Yellowknife
Anchorage
Narjan-Mar
Trysil
Sälen
Lillehammer
Hemsedal
Whitehorse
Jakutsk
Pälkäne
M
Juneau
Thompson
Kazan
Sun Peaks
Banff/Lake Louise/Sunshine
Whistler Blackcomb
Big White
S. Cascade
-79,9 %
Lone Peak
Jackson Hole
Lake Tahoe
Mammoth Mountain
Gries
-60,6%
Arolla
-77,6%
Camden
White Mountains
Park City
Vail/Beever Creek
Snowmass Summit County
Aspen
Formigal
Borovets
Candanchù
Baqueira-Berret
Cerler Grandvalira
Gran Sasso Bansko
Sierra Nevada
Tschita
Petro
Kamsomols’k
Kjachta
Blagowjetstschensk
Tschoibalsan
Dombai
Mt Elbrus
Kashka Suu
Chimgan
Gudauri
Sarikamis
Bakuriani
Tshakadzor
Palanödken
Dizin
Sun Mountain
Changchun
Almaty
No. 1
-64,5 %
Karakol
Malam Jabba
Kufri
Gulmarg
Munsyari
Gletscher
Glaciers
Beidahu
Nanshan
Ashgabat
Shemshak
Faraya-Mzaar
Neve Ativ
Oukaimeden
Irkutsk
Ulan-Bator
Kartalkaya
Erciyes
Azrou
Aktru
-60,3%
Muren
Sochi
Uludag
Shumsky
-52,6 %
Magnitogorsk
Harz
Oberwiesenthal/Erzgebirge
Sauerland
Riesengebirge
Bayrischer Wald Böhmerwald
Lipno
Schwarzwald
Bukovel
Niedere Tatra
Anzahl der bereits zurückgegangenen Gletscher
Amount of already retreating glaciers
Pyoengchang
Sa
A
R
Fu
Nis
Kiro
Ajiga
Shiz
Yam
Gala
Taniga
Madara
Maiko K
Myoko Su
Naeba
Akakura On
Shiga Kogen
Hakuba Goryu
Happo-one
Takasu Snow Pa
< 80%
> 80%
Prognostizierter Gletscherrückgang 2000–2050
Projected glacial retreat 2000–2050
Stor
-31,3 %
Mérida
Gletschername, Volumenrückgang in %
Name of Glacier, Volume reduction in %
Asahidake
Sapporo Teine
Lewis
-100%
Schneesichere Gebiete (2002)
Snow-reliable areas (2002)
Schweiz
Skigebiete
skiing areas
50.000 Gästebetten
50,000 tourist accommodations (beds)
Städte
Cities
250.000 –1.000.000
Rusutsu Resort
Furano
Niseko
Maoke Mountains
Deutschland
Allgäu-Tirol-Vitales Land
Österreich
Oberstdorf/Kleinwalsertal
Wilder Kaiser/Brixental
Adelboden/Frutigen/Lenk
Crans-Montana
Les Diablerets/Villars
Portes du Soleil
Cortina d’Ampezzo
Le Grand Massif
Megève/St. Gervais
Val di Fassa
Massif des Aravis
Madonna di Campiglio
Davos
Valmorel/St. Francois
Flims/Laax/Falera Folgaria/Lavarone/Luserna
Les Sybelles
Aletschgebiet
Alpe d’Huez
Zermatt
Verbiers/Vier Täler
Les Trois Vallées
Chamonix
Les Deux Alpes
Serre Chevalier
Val d’Isère/Tignes
La Plagne/Les Arcs Sestrière
Italien
Ajigasawa
Frankreich
Chakaltaya
Mururata
Permafrostböden 2003, die bis 2090 vermutlich auftauen
Permafrost areas 2003, which are projected to thaw until 2090
Permafrostböden Prognose 2070–2090
Permafrost areas projection 2070–2090
Vom Permafrostrückgang betroffene Städte
Cities affected by permafrost retreat
Kiroro Snow World
Las Lenas Portillo
La Parva
El Colorado
Valle Nevado
Caviahue
Cerro Baya
Shizukuishi
Yamagata Zao Onsen
Oxbow
Tfindell
Gala Yuzawa
Madarao Kogen
Myoko Suginohara
Tanigawadake TenjindairaSnow Park
Happo-one
Maiko KorakuenTenjindairaSnow Park
Takasu Snow Park
Naeba
Akakura Onsen
Hakuba Goryu Shiga Kogen
Chapelco Cero Catedral
50.000–250.000
< 50.000
Nordpol 2002
North Pole 2002
Nordpol Prognose 2080–2100
North Pole projection 2080–2100
Quelle / Source: Gletscher: Weltatlas des Klimawandels, 2007 • http://map.ngdc .noaa.gov/website/nsidc/glacier/viewer.htm
Schneeberger/ Blatter/ Abe-Ouchi/ Wild in Journal of Hydrology 282/ 2003. Schnee: NOAA Satellite and Information Service
www.nesdis.noaa.gov. Ski: DSV Ski Atlas, 2007 • www.skiresort.de • www.snowjapan.com. Permafrost: UNEP/GRID-Arendal
Maps and Graphics Library 2008, ACIA, Impacts of a Warming Arctic: Arctic Climate Assessment 2004
Weitere Erläuterungen unter / further explanation see www.shrinkingcities.com/prognose.0.html
La Hoya
Durch den erwarteten Rückgang der Schneemenge um 60–80%
bis 2080/2100 in den mittleren Breiten würden zahlreiche Wintersportorte ihre Existenzgrundlage verlieren. Für die bisher untersuchten Gletscher erwartet man bis 2050 einen Volumenverlust
von durchschnittlich 60%. In Regionen mit auftauenden Permafrostböden verursachen Landsenkungen und abnehmende Bodenstabilität Schäden an Gebäuden, Straßen, Pipelines und anderen Infrastruktureinrichtungen.
--- 9 ---
The expected decline in snowfall in temperate zones by 60–80% by
2080 / 2010 will mean that numerous winter sports resorts will lose their
means of existence. It is expected that the glaciers that have been investigated so far will lose an average of 60% of their volume by 2050. In
regions with thawing permafrost soil, land subsidence and decreasing
soil stability is causing damage to buildings, roads, pipelines, etc.
Perisher Bl
Mt Hotham
Mt Buller
F
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ÜBERSCHWEMMUNGEN / FLOODING
2005–2070
St Petersburg
Hamburg
Amsterdam
London
Rotterdam
Vancouver
Boston
Providence
New York
Philadelphia
Baltimore
San Francisco-Oakland
Istanbul
Dalian
Namp’o
Virginia Beach
Tianjiin
Los Angeles-Long Beach
Bengasi
Houston
New Orleans
Tampa-St Petersburg
Alexandria
Miami
Dubai
Karachi
Surat
Mumbai
San Juan
Kochi
Conakry
Hai Phòng
Taipei
Manila
Ho Chi Minh City
Lagos
Abidjan
Guayaquil
Dhaka
Khulna
Visakhapatnam Rangoon
Chittagong
Chennai
Bangkok
Dakar
Küstennahe Gebiete unterhalb 1 Meter über Meeresspiegel (üNN)
Coastal areas under 3 feet above sea level
Küstennahe Gebiete 1–2 m über Meeresspiegel (üNN)
Coastal areas 3–6 feet above sea level
Xiamen
Shenzen
Hongkong
Guangzhou
Zhanjiang
Kolkata
Inchon
Lomé
Douala
Mogadishu
Dar Es Salaam
Belém
Städte (Einwohner 2070)
Cities (inhabitants 2070)
Kuala Lumpur
Palembang
Jakarta Surabaya
> 10.000.000
5.000.000 – 10.000.000
1.000.000 –5.000.000
Grande Vitoria
Rio de Janeiro
Betroffene Einwohner in Großstädten 2005/2070
Affected inhabitants in cities 2005/2070
Maputo
Städte mit über 100.000 betroffenen Einwohnern
und über 1.000.000 Einwohnern 2070
Major cities with more than 100,000 affected inhabitants
and more than 1,000,000 inhabitants 2070
< 33%
33–66%
Anteil der betroffenen Einwohner
Percentage of affected inhabitants
Buenos Aires
> 66%
200.000 betroffene Einwohner 2005
200,000 affected inhabitants 2005
200.000 betroffene Einwohner (Zunahme 2005–2070)
200,000 affected inhabitants (increase 2005–2070)
Quellen / Sources: Nicholls, R. J. et al. (2008) „Ranking Port Cities with High Exposure and Vulnerability to Climate Extremes:
Exposure Estimates“, OECD Environment Working Papers, No. 1, OECD Paris • United States Geological Survey (USGS),
Center for Earth Resources Observation and Science (EROS)
Weitere Erläuterungen unter / further explanation see www.shrinkingcities.com/prognose.0.html
Heute sind 40 Mio. Bewohner von Küstenstädten durch Überschwemmungen potentiell gefährdet und werden oft aufwendig vor den Meeresfluten geschützt. Aufgrund des klimatisch verursachten Ansteigens des
Meereswasserspiegels um bis zu einem Meter, zunehmender Stürme
sowie Bevölkerungswachstum und Absinken von Städten wird die Zahl
der Betroffenen bis zum Jahr 2070 auf voraussichtlich etwa 150 Mio.
Menschen ansteigen.
--- 10 ---
Tokyo
Nagoya
Qingdao
Osaka Kobe
Pusan
Hiroshima
Shanghai
Fukuoka-Kitakyushu
Ningbo
Fuzhou Fujian
Wenzhou
Today, forty million coastal city dwellers are potentially endangered by flooding and are frequently shielded from it with extensive protection measures.
Because of the climate-induced rising of the sea level by up to one meter, an
increasing number of storms, as well as population growth and the subsidence of cities, the number of those affected by flooding is anticipated to rise
to approximately 150 million by the year 2070.
Bauen wird bislang vorwiegend verstanden als Akt der Kolonisierung: der Erschließung und
Überbauung neuer Gebiete. Doch nachdem die Industrieländer quasi vollständig urbanisiert sind
und ihre Bewohnerschaft stagniert oder schrumpft, hat die Idee der Kolonisation ihre Legitimation
verloren. Im „postkolonialen Zeitalter“ geht es eher darum, sich dem über einen langen Zeitraum
akkumulierten Gebauten zuzuwenden. Es ist eine Umkehrung des Blicks: das Gebaute ist nicht
Ziel, sondern Ausgangspunkt.
Postarchitektur umfasst die Aufgaben, die sich stellen, wenn die Architektur - das Gebaute schon vorhanden ist. Was das Ergebnis einer herkömmlichen architektonischen Praxis ist, ist hier
der Ausgangspunkt. Es geht etwa darum, wie das Gegebene wahrgenommen, genutzt, verändert
oder entfernt werden kann.
Zugleich müssen im Kontext der Schrumpfung müssen neue Antworten gefunden werden, wie
Architektur entstehen kann. Dafür muss das engere Feld der Architektur verlassen werden, die
Debatte repolitisiert werden. Es stellt sich die Frage: Wer baut mit welchen Mitteln wofür? Präarchitektur befasst sich hingegen mit jenen Dingen, die einer architektonischen Praxis vorausgehen, diese überhaupt erst ermöglichen. Dazu gehört zunächst die Wunschproduktion, die Vorstellung von möglichen neuen Baulichkeiten und dem Erwecken des Interesses, diese zu realisieren.
Pragmatisch gesprochen gehört zur Präarchitektur die Formierung von Nutzungen, Bauherren
und Finanzierung.
Die Notwendigkeit zur Entwicklung neuer „Werkzeuge“ des Planen und Bauens ist vergleichbar
zur Situation der klassischen Moderne. Das „Neue Bauen“ der 1920er Jahre wäre undenkbar
gewesen ohne die Entwicklung eines ganzen Arsenals an neuen Werkzeugen zur Realisierung von
Städtebau und Architektur: Die Formierung der Kommunen und Genossenschaften als neue
Bauherren, der Erfindung neuer Nutzungen und die Entwicklung innovativer Besteuerungs- und
Finanzierungsmodelle war für das Entstehen der Architektur der Moderne ebenso essentiell wie
die Erfindung neuer Baustoffe und Konstruktionsmethoden. In analoger Weise sind für die Gestaltung von Schrumpfungsprozesse neue Werkzeuge zu entwickeln, die überhaupt ein wirkungs­
volles Intervenieren ermöglichen.
--- 11 ---
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WASSERMANGEL / WATER SCARCITY
2000–2050
Saint Petersburg
moscow
Moscow
London
Paris
Toronto
Detroit
Chicago
Boston
New York
New Jersey
Madrid
Barcelona
Istanbul
Beijing
Tianjin
Philadelphia
Washington D.C.
Dallas
Los Angeles
Seoul
Tehran
Tokyo
Baghdad
Atlanta
Lahore
Houston
Cairo
Chengdu
Chongqing
New Dehli
Miami
Dhaka
Riyadh
Mexico City
Khartoum
Chittagong
Calcutta
Osaka-Kobe
Ha Noi Hong Kong
Hyderabad
Chennai
Shanghai
Guangzhou
Karachi
Ahmadabad
Mumbai
Bombay
Guadalajara
Wuhan
Manila
Yangon
Bangkok
Bangalore
Ho Chi Minh
City
Caracas
Lagos
Bogotá
Singapore
Jakarta
Lima
Belo Horizonte
Rio de Janeiro
Sao Paolo
Sydney
Santiago
Verfügbares Süßwasser je Einwohner und Jahr (2000)
Available fresh water per capita and year (2000)
Buenos Aires
< 500 m3
Wassernotstand
Very High Stress
chronischer Wassermangel
High Stress
1000–1666 m
periodische Wasserknappheit
Mid Stress
1666–10.000 m3 potentielle oder gelegentliche Wasserknappheit
Low Stress
500–1000 m3
3
Wasserknappheit in 2050
Water Shortage in 2050
keine Daten verfügbar
No data available
Veränderung Süßwasserangebot je Einwohner 2000–2050
Change in fresh water supply per capita 2000–2050
-100% – -60%
-60% – -20%
20% – 80%
> 80%
stark zunehmender Wassermangel
strongly increasing water shortage
zunehmender Wassermangel
increasing water shortage
abnehmender Wassermangel
decreasing water shortage
stark abnehmender Wassermangel
strongly decreasing water shortage
Eine gesicherte Wasserversorgung ist seit jeher eine notwendige Voraussetzung für das Entstehen und Wachsen von Städten. Doch bereits
heute leiden mehr als eine Milliarde Menschen unter Trinkwassermangel. In den nächsten Jahrzehnten wird dieser global deutlich zunehmen und zu einem bedeutsameren Problem als das Schwinden der Ölvorräte. Ursachen sind neben Bevölkerungswachstum und steigendem
Pro-Kopf-Verbrauch u.a. der lokale Rückgang der Niederschlagsmengen im Zuge des Klimawandels, das Erschöpfen von nicht erneuerbaren
Wasserquellen und zunehmende Wasserverschmutzung.
Städte (Einwohner)
Cities (inhabitants )
> 4.000.000
1.000.000 – 4.000.000
A secure water supply has always been a necessary condition for the emergence and growth of cities. Yet more than a billion people are currently suffering from a lack of drinking water. In upcoming decades, the water shortage will get considerably worse worldwide and become a more significant
problem than the decline in oil supplies. Besides population growth and
increasing per capita consumption, causes for this are, among others, the
local reduction of rainfall volumes within the scope of climate change, the
depletion of sustainable water resources, and increasing water pollution.
Quelle/Source: WaterGAP2.1 model, Center for Environmental Systems Research (CESR), Universität Kassel, Netherlands Environmental Assessment Agency (MNP) and Organisation for Economic Co-operation and Development (2008).
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WÜSTENAUSDEHNUNG / DESERTIFICATION
Yekaterinburg
Omsk
Cel’abinsk
Volgograd
Qiqihar
Rostov
Odessa
Harbin
Ürümqi
Baotou
Hohhot
Yerevan
Tunis
Mashhad
Lanzhou
Dar-el-Baida
Los Angeles
San Diego
Tripoli
Damascus
Amman
Cairo
Teheran
Aleppo
Beirut
Jerusalem
Kabul
Islamabad
Basra
Kuwait
Monterrey
Kanpur
Benares
Riyadh
Karachi
Jeddah
Mumbai
Dakar
Maracaibo
Caracas
Addis Ababa
Fortaleza
Dar es Salaam
Soyo
Lima
Maputo
Perth
Santiago de Chile
Wüsten 1997
Deserts 1997
Melbourne
Semiaride Gebiete
Semi arid areas
Aride Gebiete
Arid areas
Vollaride Gebiete
Hyper arid areas
Sehr stark von Desertifikation gefährdete Gebiete
Areas with very high risk of desertification
Stark von Desertifikation gefährdete Gebiete
Areas with high risk of desertification
Städte (Einwohner 2007)
Cities (Inhabitants 2007)
> 5.000.000
1.000.000 – 5.000.000
500.000 –1.000.000
Über eine halbe Milliarde Menschen leben heute in Wüsten. Aufgrund
steigender Temperaturen und geringeren Niederschlägen sowie Übernutzung, Überweidung, Entwaldung und falscher Bewässerung dehnen
sich die heutigen Wüstengebiete aus. Mit dem Niedergang der Landwirtschaft flieht die Bevölkerung in die Städte. Doch Wüstenstädte beuten
die lokalen Wasserquellen aus, ihre Wasserversorgung ist in Zukunft
gefährdet. Die unwirtlichen Umweltbedingungen bieten den Slumbewohnern hier zudem nur geringe Möglichkeiten der Selbstversorgung,
Armut und Unterversorgung sind die Folge.
250.000–500.000
100.000–50.000
< 50.000
More than half a billion people currently live in deserts. Due to rising temperatures and a lack of rainfall, as well as overexploitation, overgrazing, deforestation, and incorrect irrigation, existing desert regions are expanding.
The decline of agriculture is causing the rural population to flee into cities.
However, desert cities exploit local water resources, jeopardizing their future
water supply. In addition, the subsistence economy provides slum dwellers
with only few opportunities, resulting in poverty and undersupply.
Quellen / Source: US Department of Agriculture, Natural Resources Conservation Service, Soil Survey Division, Washington D.C. 1998,
http://soils.usda.gov/use/worldsoils/mapindex/desert.html • UNEP, World Atlas of Desertification, Great Britain 1997 •
Weitere Erläuterungen unter/ further explanation see www.shrinkingcities.com/prognose.0.html
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POLARISIERUNG / POLARIZATION
2005–2015
Einwohnerentwicklung 2005–2015
Population development 2005–2015
Einwohnergewinne
Population gains
>5%
Stabile Einwohnerzahl
Stable population
-5%–5%
Einwohnerverluste
Population losses
>5%
Bevölkerungsdichte (Einwohner/km2)
Population density (inhabitants / km2)
0–2
2–10
10–100
> 100
Die Entwicklung der Städte polarisiert immer mehr zwischen Gewinnern und Verlierern. In den alten Industrieländern konzentrieren sich
Bevölkerung und wirtschaftliche Aktivitäten zunehmend in den großen
städtischen Ballungsräumen, während sich die ländlichen Peripherien
entvölkern.
The development of cities is becoming more and more polarized into winners and losers. In the old industrial countries, population and economic activity are becoming increasingly concentrated in the large urban high-density
areas, while the rural peripheries are depopulating.
Quelle/Source: Center for International Earth Science Information Network (CIESIN), Columbia University, 2008
Weitere Erläuterungen unter / further explanation see www.shrinkingcities.com/prognose.0.html
--- 14 ---
9 Weltkarten zur Zukunft der Schrumpfung
Projektbüro Philipp Oswalt
Konzeption: Philipp Oswalt
Projektleitung: Anne Schmidt Wissenschaftliche Beratung Diana Reckien, Luis Costa (Potsdam
Institut für Klimafolgenforschung, Klimawirkung und Vulnerabilität (PIK))
Recherche und Kartierung: Anne Schmidt, Markus Seitz, Lisa Buttenberg, Johanna Fink, Christian
Piek, James Schrader
Grafik: 1kilo
Besonderen Dank an: Joe Alcamo (CESR/Universität Kassel), Dieter Gerten (PIK), Morna Isaac
(MNP), Paul Lucas (MNP), Matthias Lüdeke (PIK), Lucas Menzel (CESR/ Universität Kassel),
Stefanie Rost (PIK) und Carsten Walther (PIK).
Insbesondere folgende Prognosen liegen den Karten zu Grunde: Bevölkerung: United Nations,
Department of Economic and Social Affairs, Population Division: World Population to 2300 Medium Projection (2004), World Urbanization Prospects. The 2007 Revision (2007); Energieressourcen: BP Statistical Review of World Energy: Future Prognoses at 2007 production rates, based
on known reserves (2008); Klima: Intergovermental Panel on Climate Change (IPCC): Fourth
Assessment Report: Climate Change 2007 (zumeist Szenarien A1FI oder A2).
Weitere Informationen: www.shrinkingcities.com/prognose.0.html
© Philipp Oswalt, Berlin 2008
--- 15 ---
Schrumpfende Städte - Shrinking Cities
Projektbüro Philipp Oswalt
Eisenacher Straße 74
D 10823 Berlin
Tel: 49-30-818219-1
www.shrinkingcities.com