PDF-Datei: 08.03.2004 KS

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KRAICHGAU
MONTAG
8. März 2004
WEINFÜHRER
Heute
Moment mal
Ach, Dicker Franz
CDU-Basis ist frustriert
über die Kandidatenkür
Der CDU-Kreisverband hat zwei
Papiere zur Europa- und Kommunalwahl formuliert. Doch
der Frust über das Geschacher
bei der Kandidatenkür fürs Amt
des Bundespräsidenten sitzt tief.
REGION
Seite 4 b
Die Kunst eines guten
Handwerksprodukts
Veranstalter und Aussteller zeigten sich recht zufrieden mit dem
ersten „Wein Open“ im TennisVillage in Talheim.
LANDKREIS
Seite 22 b
Bad Rappenau: Polizei sucht Zeugen Ausgelassene Stimmung: Fast 34 Gruppen waren nach Bad Rappenau ge-
Tödlicher Sturz
auf die Gleise
am Kurpark
Ein unbekannter Toter wurde am
Sonntag gegen Mittag in Bad Rappenau aufgefunden. Der Mann lag
unterhalb einer Fußgängerbrücke
über die Bahngleise am Kurpark in
Verlängerung der Robert-KochStraße. Todesursache war vermutlich ein Sturz von der Brücke. Der
Mann war etwa 25 bis 30 Jahre alt,
180 cm groß, 90 bis 95 Kilo schwer
und von kräftiger Gestalt. Er hatte
kurze, braune Haare. Bekleidet war
der Tote mit einer blauen Jogginghose, einer schwarzen Trainingsjacke der Marke Fila, einem weißen
Sweatshirt Marke Nike und grauen
Sportschuhen Größe 44. Er trug
schwarze Lederhandschuhe, am
rechten Ringfinger einen goldenen
Ring ohne Gravur und im linken
Ohr einen silberfarbenen Ohrclip.
Zeugen, die Hinweise zur Identität
der Person machen können mögen
sich mit der Kriminalpolizei Heilbronn, Telefon 07131/1042077, in
Verbindung setzen.
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kommen, um beim 3. Guggenfestival der Solebohrer und beim ersten Guinessbuch-Hallenrekord mit dabei zu sein. (Fotos: Rudolf Landauer)
3. Guggenfestival der Solebohrer in Bad Rappenau
Guinness-Rekord
mit 837 Menschen
Von Ulrike Plapp-Schirmer
Guinnessbuch-Rekord und eine
ausgelassene Stimmung, mehr
wollten die Bad Rappenau Solebohrer mit ihrem dritten Guggenfestival in der Mühltalhalle gar
nicht erreichen. Von Mittag bis
Mitternacht spielten abwechselnd fast 35 Kapellen ihre Lieder.
„Guggamusik“, sagt Willi Artner,
Vorsitzender der Rondo Diavoli
Gugga aus Mauer, „ist eine Sucht.“
„Guggamusik isch a geile Sach’“.
steht es etwas frecher formuliert auf
seinem Anstecker. Rhythmus, bei
Unfall auf der B 293 bei Eppingen
Vier Verletzte bei
Zusammenstoß
dem man mit muss, Ausgelassenheit, die schillernden Farben der
Kostüme. Und die Offenheit, die
Karl Funk, der Waschbrettspieler
der Binemer Schnoogebadscher so
schätzt: „Alles ist so persönlich“,
sagt er strahlend, „man ist mit jedem per Du, kann mit jedem
schwätzen.“ Und er meint ein Phänomen, das immer mehr Menschen
anzieht: Guggen- oder Guggamusik.
Musik also, die nichts mit der
schwäbischen Tüte zu tun hat, sondern sich vom Schweizerdeutschen
„tuten“ ableitet, ihren Ursprung in
Basel hat, auf Lärmgeräten (Blasund Rhythmusinstrumenten) produziert wird, einstudiert und improvisiert, und mehr Wert auf Lautstärke als auf feine Zwischentöne legt.
Insofern ist das Guggenfestival der
Bad Rappenauer Solebohrer vor allem eins: eine riesengroße Party, bei
der auch Zaungäste gerne mitmachen. Mitklatschen. Tanzen.
Der Bad Rappenauer Hobbyarchäologe Dr. Hans Heinz Hartmann
etwa. „Das Laute, das Spontane, die
Freude, Musik zu machen“, empfindet er als etwas, „das gut tut“. Der
Mensch müsse sich auch mal austoben. „Fasching ist was ganz anderes“, schreit er, denn der Geräuschpegel in der Mühltalhalle ist enorm.
Die Begeisterung, die die Aktiven
bei ihrem Tun empfinden, begeistert auch das Publikum.
Und je älter der Tag wird, desto
mehr Leute kommen und desto besser wird die Stimmung. Kein Fuß,
der unbewegt bleibt. Die Bässe gehen durch die Haut. Manche tragen
Ein 64 alter Mann mit seinem VW
Passat fuhr am Samstag gegen
18.20 Uhr von Eppingen kommend
zur Ausfahrt West an die B 293.
Dort bog er nach links in Richtung
Rohrbach ein. Hierbei missachtete
er vermutlich die Vorfahrt eines
49-Jährigen, der sich mit seinem
BMW aus Richtung Bretten näherte. Beim Zusammenstoß wurden der Passat- und der BMW-Fahrer sowie dessen 15-jährige Tochter
auf dem Rücksitz leicht verletzt, die
58 Jahre alte Beifahrerin kam Röter geht nicht: die Rondo Diavoli
schwer verletzt ins Krankenhaus. Gugga aus Mauer bei Wiesloch.
An den Fahrzeugen entstand ein
Schaden von zirka 10 000 Euro. Die
Eppinger Feuerwehr unterstützte Hermann Friedrich aus Stebbach
die Bergung und die örtliche Polizei
mit technischem Gerät.
Ohrstöpsel. Und der Kopf dröhnt,
wenn es kurz ruhiger wird. So muss
es sein, wenn Guggen im Haus sind.
Die Neckarfurzer aus Neckarzimmern tragen grinsende Masken mit
Megazinken und Zahnlücke. Was
man nur kurz sieht: Darunter stecken kleine und große, ganz junge
bis alte Menschen, die gemeinsam
Spaß haben wollen. Das Guggenfestival ist generationenübergreifend.
Die Bad Rappenauer Solebohrer
und etliche befreundete Vereine haben mit Organisation und Bewirtung alle Hände voll zu tun. An verschiedenen Ständen gibt es das zu
kaufen, was ein Guggenmusiker unbedingt braucht: Instrumente und
Zubehör, Schmuck, Glitter und eine
große Auswahl an Farben. Und
dann steigt die Spannung.
Kurz vor 19 Uhr erklärt Helmut
Honsberg das Vorgehen. Oberbürgermeister Hans Heribert Blättgen,
Gerno Gerlach und Notar Ulrich
Neunhoeffer gehen am Eingang auf
Position: Sie werden jeden einzelnen Guggenmusiker zählen. Denn
das Bad Rappenauer Solebohrer-Festival will mit einem Hallenrekord
ins Guinessbuch der Rekorde. „1, 2,
3. . .“, bei etwa 400 Spielern wird
unterbrochen: „Zusammenrücken,
zusammenrücken, wir brauchen
mehr Platz.“ Immer mehr Guggenmusiker drücken nach drinnen.
„401, 402, 403. . .“, die Ränge füllen
sich, die Bühne wird geöffnet. Und
es wird lauter, ein bisschen unheimlich auch, die Trommeln pulsieren
fast militärisch. „450, 451, 452. . .
Wir müssen weiter zurück, sonst
geht es nicht.“ Jetzt wird es selbst
auf den Tischen eng. Und dann ist
19.42 Uhr. Das Ergebnis steht fest.
837 Menschen spielen gemeinsam
den Guggenmarsch. Der erste Guinnessbuchrekord in der Halle steht.
Für Weinfreunde und alle, die
es werden wollen, hat mein
Freund Knut-Ewald einen Ratgeber verfasst, in dem er ganz
neue Weine zum reuelosen
Weingenuss aufzeigt.
Optimisten empfiehlt er einen Mörzheimer Herrlich oder
ein Bremmer Schlemmertröpfchen, Pessimisten dagegen einen Rehborner Schikanenbuckel oder einen Kröver Nacktarsch. Seinem Arzt rät er zu Manuberger Heilgarten, Sobernheimer Spitalberg, einem Schlückchen Venninger Doktor oder
Sickershausener Storchenbrünnle. Jedem Tankwart könnten
Zeiler Ölschnabel und Sommerhausener Reifenstein nützlich
sein. Und Schwiegermüttern
stehen die Zeller Schwarze Katz
und das Appenhofener Steingebiss gut zu Gesicht.
Familienfreundlich ist ein
Nordheimer Onkelchen. Hausfrauen erfreuen sich sicherlich
an einem Wollmesheimer Mütterle, einem Friesenheimer
Knopf oder einem Wallhausener Backöfchen, Hausmänner
tendieren dagegen mehr zu Fellbacher Gips, Wüstenroter Dachsteiger oder Wachenheimer Gerümpel. Geistliche Herren warnt
er vor dem Venusbuckel und
der Alsenzer Hölle, empfiehlt
aber den Arzheimer Seligmacher
oder das Bullenheimer Paradies.
Als Haustrunk für Ordnungshüter hat sich das Fankeler Martinshorn bewährt. Politikern
sollten den Ockenheimer Laberstall meiden, dafür täglich einen Schluck Oberheimbacher
Wahrheit zu sich nehmen. Das
Lieblingströpfchen meines
Freundes Knut-Ewald ist der Ravensburger Dicke Franz. Im
Wein liegt eben Wahrheit.
Siegfried Joneleit
Unfallflucht samstags in Kirchardt
Wieder parkendes
Auto beschädigt
Erneut wurde ein ordnungsgemäß
am Straßenrand abgestelltes Fahrzeug in Kirchardt beschädigt: Am
Samstag, 6. März, zwischen 6 Uhr
und 10 Uhr wurde ein in der Rappenauer Straße in Höhe des Gebäudes
mit der Hausnummer 6 geparkter
Porsche durch ein unbekanntes
Fahrzeug touchiert. Der Fahrer
floh. Das Verursacherfahrzeug ist
sehr wahrscheinlich an der Fahrerseite beschädigt. Möglicherweise
befinden sich dort blaue Lackantragungen. Zeugen werden gebeten,
sich mit der Polizei in Verbindung
zu setzen. Telefon: 07262 /60950.
erzählt bei der Eppinger Kolpingfamilie über seinen Dienst auf U-96 – Das Boot, das durch einen Roman bekannt wurde
Wenn der Feind Ruhe gab, blieb Zeit für ein Kreuzworträtsel
w w w. s t i m m e . d e
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Samstag
Von Simon Gajer
D
ie Matrosen sind in ihrem
U-96 unter den Zerstörern der
Alliierten durch bei Gibraltar ins
Mittelmeer
geschlichen.
Nun
tauchte ihr U-Boot auf. „Bei Nacht
wollten wir mit Karacho fahren“,
erinnert sich der 86 Jahre alte Stebbacher Hermann Friedrich bei der
Eppinger Kolpingfamilie an jenen
Dezembertag 1941. Plötzlich griff
ein Flieger an. „Achter raus. Wir
konnten ihn nicht sehen, nicht hören“, erzählt er, die eigenen Maschinen dröhnten zu laut.
Alarm, tauchen, die Fliegerbomben explodierten Meter vom Boot
entfernt. Für die U-96-Besatzung
begannen eineinhalb lange Tage,
denn sie waren entdeckt worden
und bekamen einen Bewacher, der
sie mit Bomben jagte. „Normal gingen wir auf 40, 50 Meter“, erzählt
Hermann Friedrich, der auch Fotos
zeigt. „Bei Verfolgung auf 170 bis
190 Meter.“ Bei Gibraltar schlug
U-96 zwischen 240 und 280 Meter
auf den Grund auf. Genau wisse er
es nicht, damals fragte niemand danach: „Die Tiefe war uns egal.
Hauptsache: wir leben.“
Öl tropfte von den Decken.
Glühbirnen waren zersprungen.
Die Notbeleuchtung ging an. Die
Wände dämmerten, denn sie waren
mit einer speziellen Paste bestrichen worden. Die Stimmung war
„beschissen“, sagt er heute, denn
eines war klar: „Das Boot war
tauchunfähig.“
Dazu noch wehrlos. Die Spitze
hatte sich durch den Aufprall verformt. „Da ging kein Aal mehr
durch“, beschreibt er das Problem,
dass sie keinen Torpedo mehr abschießen konnten. Zwei, drei Mal
wagte sich U-96 dichter an die Meeresoberfläche. Ihr Bewacher war
noch da, also ging’s wieder runter.
Sie mussten reparieren, erzählt
Friedrich. „Wir brauchten Luft,
aber der Kompressor war ausgefallen.“ Stets mussten sie leise sein.
Oben lauschten die Alliierten. Bei
ihnen suchte der Horcher nach unnatürlichem Klopfen, dann wurde
der Sauerstoff knapp. „Wir haben
mit Kalipatronen geatmet.“
Schließlich traute sich die Mannschaft wieder höher. „Wir sind aufgetaucht in der Annahmen, dass er
noch oben ist.“ Der Bewacher war
weg: „Er hat angenommen, dass
wir nicht mehr leben.“
An der Küste entlang schipperte
das Schiff in einen Hafen. Allerdings: Mit dem Buch „Das Boot“
Auf einem U-Boot im Zweiten Weltkrieg gab’s auch mal Ruhe. Und dann hatte Hermann Friedrich aus Stebbach Zeit –
für „Kreuzworträtsel und das da“. Aus Konservendosen hat er sein Boot nachgebaut. (Foto: Simon Gajer)
von Lothar-Günther Buchheim,
der damals mit an Bord war, oder
dem Wolfgang-Peterson-Film danach, habe die Ankunft wenig gemein gehabt. „Wir hatten keine
Verletzten an Bord. Und keinen Gefallenen“, sagt Hermann Friedrich.
Zudem wurde U-96 erst Jahre später
zerstört. Ohnehin ist der Stebbacher auf Buchheim nicht gut zu
sprechen. Einiges stimme nicht, bei
anderem habe er übertrieben. Etwa
die Panik und das Geschrei unter
Wasser. „Das war überzogen.“
Friedrich erzählt zudem vom Alltag. Von den Brotstapeln in Netzen.
Wie Matrosen im Atlantik ihr Schiff
auftankten. Er spricht von den
Suchgeräten der Gegner. Das Geräusch kennt er noch: „Ssst, ssst
macht’s, wenn sie einen hatten.“