Das Internet vergisst nicht(s)
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Das Internet vergisst nicht(s)
Juli 2014 Das Internet vergisst nicht(s) Diesen Satz kennst du ja bestimmt schon. Doch was genau heißt das? In diesem Fact Sheet erfährst du was passiert, wenn man persönliche Daten im Internet löschen möchte. Hier wird dir aber auch erklärt, wie ein Computer und Handy funktionieren, bzw. wie dort Daten gespeichert und gelöscht werden. Bilder und private Daten im Internet Schon in den anderen Fact Sheets hast du gesehen, wie schnell Handlungen im Internet außer Kontrolle geraten können. Bilder, die du zum Beispiel bei Facebook postest, können von anderen Nutzern geteilt oder abgespeichert werden. Auch wenn du das Bild dann löschst, heißt es nicht, dass es aus dem Internet verschwunden ist, denn irgendwo kann das Bild weiterhin existieren – sei es auf der Pinnwand anderer Leute oder sogar auf ihrem PC oder Laptop, wenn sie es abgespeichert haben. Deshalb ist es immer bedenklich, wenn man sehr private Daten im Internet freigibt. Denn mit dem Posten oder Hochladen hat man automatisch die Kontrolle darüber verloren. Bringt es etwas, ganze Profile zu löschen? Nicht wirklich. Wenn du zum Beispiel dein Facebook Profil löschen möchtest, dauert das eine sehr lange Zeit, bis es auch wirklich gelöscht wird. Die Funktion heißt bei Facebook auch nicht „löschen“, sondern „deaktivieren“. Dein Konto wird somit erst einmal nur abgeschaltet. Deine Freunde werden dein Profil zwar nicht mehr sehen, aber wirklich weg bist du nicht. Deine Markierungen von Freunden bleiben bestehen, du kannst lediglich die Benachrichtigungen abschalten. Entscheidest du dich dann nach einer gewissen Zeit doch wieder für Facebook, so musst du dich einfach nur einloggen und all deine Daten werden wieder wie von Zauberhand hergestellt. Das heißt, es wurde nie etwas gelöscht, deine Daten bleiben ewig erhalten (wie lange Facebook die Daten speichert, ist leider nicht wirklich in Erfahrung zu bringen). Das Internet vergisst nicht(s) 2 Bei WhatsApp ist das Löschen angeblich ganz einfach. Einfach nur die App auf dem Smartphone zu deinstallieren, genügt aber nicht1. Zwar steht hier geschrieben, dass das Löschen unwiderruflich ist, jedoch wird darüber im Internet gestritten. Ganz sicher ist es also nicht, ob du nach diesem Vorgang deine Handynummer komplett aus dem System der Firma gelöscht hast. 1 Weitere Infos findest du auf der Seite der Quelle: http://www.whatsapp.com/faq/de/android/21119703. Zuletzt aufgerufen am 23.07.2014 Das Internet vergisst nicht(s) 3 Anonymes Internet – oder doch nicht? In den Beispielen von Cyber-Mobbing und Cyber-Grooming hast du gesehen, dass es durchaus machbar ist, „anonyme“ Nutzer im Internet ausfindig zu machen. Es ist sogar nicht mal besonders schwer. Deshalb sollte jeder wissen, dass Handlungen im Internet auch bestraft werden können und werden! Nur weil man sich anders nennt oder den falschen Wohnort angibt, heißt es nicht, dass man nicht gefunden wird, wenn man was angestellt hat! Nicht nur das Internet vergisst nicht(s) Auch dein PC, Laptop oder Smartphone vergisst so schnell nichts! Hierbei bleiben deine Daten aber noch immer bei dir und werden nicht sofort in der Welt verstreut. In diesem Fact Sheet wird dir auszugsweise gezeigt, was dein PC und Smartphone während einer normalen Benutzung speichert. Das Internet vergisst nicht(s) 4 Wie funktionieren Festplatten, die im PC oder Laptop eingesetzt sind? Ein Festplattenlaufwerk2, auch einfach nur Festplatte genannt, funktioniert so ähnlich wie eine CD, es sieht sogar von Innen auch so aus (dies gilt nicht für SSD-Platten). Die Scheibe die du hier siehst, speichert all deine Daten und Programme, die auf deinem PC oder Laptop laufen. Wie speichert eine Festplatte meine Daten ab? Diese Scheibe, die sich in der Festplatte befindet, dreht sich beim laufenden PC ganz schnell. Darüber befindet sich eine Nadel, der sogenannte Schreib- und Lesekopf. Er ist ein kleiner Elektromagnet, der die Scheibe magnetisiert und sie somit beschreibt. Damit dein PC aber schnell laufen kann, wird ein Programm oder eine Datei, zum Beispiel ein Bild, nicht in einem Stück an einer Stelle der Festplatte geschrieben. Wäre das der Fall, dann müsste die Platte immer anhalten, damit der Schreibkopf genügend Zeit hat zum Magnetisieren, also Schreiben. Aus diesem Grund werden alle Dateien in kleinste Einheiten zerlegt. Diese kleinen Teile werden dann verstreut auf der Festplatte abgespeichert. Wenn du dann auf eine Datei auf deinem PC klickst, zum Beispiel ein Bild oder ein Video, dann dauert es manchmal eine kleine Weile, bis die Datei geöffnet wird. Das ist die Zeit, die die Festplatte braucht, um all die Einzelteile der Datei zu finden und zusammenzufügen. Je leerer die Platte ist, umso schneller werden die Teile gefunden, zusammengesetzt und dir angezeigt! 2 Dieses Bild eines Festplattenlaufwerks stammt von der Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Samsung_HD753LJ_03-Opened.jpg. Zuletzt aufgerufen am 23.07.2014 Das Internet vergisst nicht(s) 5 Was passiert beim Löschen einer Datei? Wenn du eine Datei wieder löschen willst, dann macht sich die Festplatte nicht die Mühe, all diese Einzelteile zu finden und zu löschen. Sie merkt sich einfach, dass sie diese Orte auf der Scheibe irgendwann, wenn sie Platzmangel hat, wieder mit neuen Dateien überschreiben kann. Solange das aber nicht nötig ist, wird deine Datei gar nicht gelöscht – sie befindet sich so lange auf der Platte bis diese voll ist und die Plätze wieder mit neuen Dateiteilen befüllt, also überschrieben werden. Kann ich gelöschte Daten einer Festplatte wiederherstellen? Ja, das kannst du. Dadurch, dass die Einzelteile der Datei nicht direkt gelöscht werden, können sie wiedergefunden werden. Manchmal kann es jedoch vorkommen, dass die Datei nicht mehr ganz vollständig ist. So kann zum Beispiel die Hälfte eines Bildes noch vorhanden sein, die andere Hälfte wird aber nicht mehr gefunden, weil sie schon überschrieben wurde. Dann wird dir nur noch der erhaltene Teil des Bildes angezeigt. Das Internet vergisst nicht(s) 6 Was sind Betriebssysteme? Ein Betriebssystem ist vereinfacht gesagt das große Programm, das deinen PC zum Laufen bringt. Es koordiniert die Zusammenarbeit zwischen der Hardware (Festplatte, Arbeitsspeicher, CD-Laufwerk – alles was man in die Hand nehmen kann) und der Software (Programme, Dateien). Die drei bekanntesten Betriebssysteme sind „Windows“ von Microsoft OS X von Apple Open Source System Linux Das Betriebssystem macht dir das Arbeiten, Spielen und die Unterhaltung auf deinem PC möglich. Damit das aber immer reibungslos verläuft, muss sich der PC auch viel über dich und dein Verhalten am PC merken, damit es deine Gewohnheiten nicht immer von neuem lernen muss. Deshalb werden viele Daten gespeichert. Was speichert mein Betriebssystem? Bei einer forensischen Auswertung eines PCs, werden alle digitalen Spuren eines Computersystems erfasst und analysiert. Vor allem wenn es um eine Straftat geht, wie zum Beispiel der Verfolgung eines Cyber-Grooming Falls wird diese Methode angewandt. Mit einer speziellen Software („X-Ways“) werden dabei all die Daten, die Betriebssysteme und Browser speichern, wiederhergestellt und analysiert. Und das ist eine ganze Menge (was genau ein Browser ist und was er speichert, erfährst du genauer im nächsten Kapitel). Das Internet vergisst nicht(s) 7 Daten aus dem „Registry Report“ Diese spezielle Software, die jedoch sehr teuer ist und nur von Profis, wie der Polizei oder Gutachtern verwendet wird, legt für den zu untersuchenden PC einen sogenannten „Registry Report“ an. Aus diesem Report lassen sich die wichtigen Systemdaten herauslesen. So ist in dem hier gezeigten Beispiel zu sehen, welches Betriebssystem auf dem PC verwendet wird und wann es installiert wurde (Windows vom 28.02.2011). Außerdem kann man sehen, welcher Nutzer des PCs sich das letzte Mal auf diesem an- und abgemeldet hat und wie er sich nennt (Nutzer: thoesl hat Windows das letzte Mal am 17.05.2013 heruntergefahren). Wenn du dir zum Beispiel den PC mit deinen Geschwistern teilst und jeder von euch einen eigenen Nutzernamen hat, dann kann man immer nachvollziehen welcher Nutzer zu welcher Zeit am PC war. Das Internet vergisst nicht(s) 8 Ebenso verrät der Registry Report auch, welche Hardware, wie zum Beispiel Festplatten, DVDLaufwerke usw. sich im PC befinden und welche Seriennummer sie haben. Aber nicht nur die fest verbaute Hardware wird angezeigt, sondern auch alle Geräte, die du per USB-Stecker an den PC anschließt. Das kann zum Beispiel eine externe Festplatte (siehe unten: Samsung HD203WI USB Device) oder dein Smartphone oder iPod (siehe unten: Apple iPod USB Device) sein. Zusätzlich werden dazu die Zeitstempel gespeichert. Das heißt, man kann immer nachvollziehen, welches Gerät wann an diesem PC angeschlossen war und welcher Nutzer zu dieser Zeit angemeldet war. Das ist bei einer forensischen IT-Analyse deshalb wichtig, weil ein Täter manchmal behauptet, eine externe Festplatte oder ein USB-Stick mit illegalen Dateien gehöre ihm nicht, er habe diese Geräte nur gefunden und nie geprüft was darauf zu finden ist. Anhand des Registry Reports kann man dann in den meisten Fällen nachprüfen, ob das der Wahrheit entspricht. Temporäre Dateien Das Betriebssystem speichert immer wieder temporäre Dateien ab, ohne dass du etwas davon mitbekommst. Wenn du zum Beispiel ein Dokument bei Word offen hast und über einen längeren Zeitraum darin schreibst, werden alle paar Minuten Sicherheitskopien erstellt, auch wenn du gar nicht auf „speichern“ klickst. Diese Dateien werden in einem speziell dafür angelegten Ordner gespeichert, aber auch von selbst wieder gelöscht, wenn der Ordner zu voll wird. Das Gleiche gilt für Bilder oder Videos. Wenn du die Bilder deines letzten Urlaubes anschaust, dann werden von diesen Bildern beim Anschauen nochmals Kopien erstellt und in diesem speziellen Ordner gespeichert. Diese Bilder nennen sich dann „Thumbs“ (engl. für Daumen, weil sozusagen ein Fingerabdruck des Originalbildes erstellt wird). Diese Thumbs werden aber nicht nur von Bildern erstellt, die sich auch tatsächlich auf deinem PC befinden. Auch Bilder Das Internet vergisst nicht(s) 9 und Videos die du über USB-Sticks, externe Festplatten oder angeschlossene Smartphones anschaust werden kopiert und als Thumbs abgespeichert. Das Internet vergisst nicht(s) 10 Was sind Browser? Ein Browser ist ein Programm, das dir die Inhalte von Internetseiten anzeigt. Bekannte Browser sind unter anderem: Internet Explorer Mozilla Firefox Google Chrome oder der Apple Safari-Browser Was speichert mein Browser während ich im Internet surfe? Die Chronik bzw. den Internetverlauf Zunächst einmal speichert dein Browser die Chronik deines Internetverlaufs. Das heißt, er merkt sich alle Internetseiten, die du besucht hast. Diesen Verlauf kannst du unter „Einstellungen / Datenschutz“ einfach immer wieder löschen (nach einer gewissen Zeit löscht sich die Chronik aber auch von alleine). Formulardaten Nebenbei werden auch Formulardaten gespeichert. Das heißt, wenn du deinen Namen und deine Adresse in Formularen schon einmal eingegeben hast, dann erscheint sie bei der zweiten Eingabe auch wieder vollständig, selbst wenn du erst den ersten Buchstaben eingetippt hast. Das Gleiche passiert mit Suchbegriffen. Das Internet vergisst nicht(s) 11 Cookies Sogenannte Cookies werden auch gespeichert. Cookies sind wie Formulardaten und Suchbegriffe auch einzelne Textinformationen, die auf einer Internetseite gespeichert werden. Dadurch kann dich die Seite beim nächsten Besuch wiedererkennen und setzt da an, wo du vor einigen Stunden oder Tagen schon warst. Wenn du zum Beispiel in einem Onlineshop stöberst und dir ein paar Sachen in den Warenkorb legst und dann aber die Seite schließt und wieder öffnest, dann weiß der Onlineshop durch die Cookies, wer du bist und stellt deinen vorherigen Einkaufskorb wieder her. Auf vielen Seiten sind Cookies nicht automatisch erlaubt, deshalb erscheint oft die Frage, ob du der Seite erlaubst Cookies zu speichern. Passwörter Auch Passwörter werden von den Browsern gespeichert, wenn du das willst. In den Einstellungen unter „Sicherheit“ kannst du diese Funktion aber ausschalten (einfach das Häkchen entfernen). Wenn du aber das Speichern der Passwörter praktisch findest, aber nicht jedes Passwort zugänglich machen willst (weil es das Passwort einer wichtigen Seite ist – dem Bankkonto z. B.), dann hast du folgende Option: immer wenn du auf einer Seite ein Passwort eingibst, erscheint ein kleines Fenster (Pop-Up), das dich fragt, ob du dieses Passwort speichern möchtest. Wenn du auf „Niemals für diese Seite“ klickst, dann erscheint diese Seite in den „Ausnahmen“ der gespeicherten Passwörter. Das Internet vergisst nicht(s) 12 Temporäre Dateien Wie schon das Betriebssystem, speichert auch der Browser temporäre Dateien, wie zum Beispiel Bilder. Alle Bilder, die du dir bewusst oder unbewusst im Internet anschaust, werden für eine bestimmte Dauer auf deinem PC gespeichert. Das sind dann zum Beispiel Bilder, die du gegoogelt hast, Logos von Seiten, auf denen du warst, Bilder von Werbungen, die unbeabsichtigt aufgehen, Bilder, die dir jemand geschickt hat, du sie aber eigentlich direkt nach dem Ansehen gelöscht hast oder Bilder, die du dir von Freunden auf deren Facebook-Seite angeschaut hast. Das heißt, es werden auch ganz viele Bilder gespeichert, die du vielleicht nicht mal richtig bemerkt hast. Bist du zum Beispiel auf einer Streaming Seite wie kinox.to und es öffnet sich ein neues Browserfenster mit einer Werbung für eine pornografische Seite, dann wird dieses pornografische Bild trotzdem auf deinem PC gespeichert. Ob du willst oder nicht. Das gleiche gilt natürlich für Videos. Anhand von temporären Dateien kann eine forensische Auswertung (die stellt all diese Daten wieder her) dann auch nachvollziehen, auf welchen Seiten man sich bewegt hat oder nach welchen Dingen man im Internet gesucht hat, auch wenn die eigentliche Chronik des Internetverlaufs schon gelöscht wurde! Anonymes Surfen Du kannst bei der Einstellung zur Chronik bzw. zum Internetverlauf auch die Optionen „nicht anlegen“ bzw. „privat“ wählen (siehe oben auf dem Bild zu „Die Chronik bzw. der Internetverlauf“). Somit wird dein Internetsurfverhalten nicht gespeichert. Dadurch merkt sich aber auch keine der Seiten, wer du bist, welchen Benutzernamen du verwendest usw. Die Speicherung der temporären Dateien kannst du damit aber nicht 100%ig umgehen. Das Internet vergisst nicht(s) 13 Was speichert mein Smartphone? Smartphones sind wie kleine PCs, nur dass man damit zusätzlich telefonieren kann. Ein Smartphone verwendet zum Beispiel ebenfalls ein Betriebssystem - die wohl bekanntesten sind das Android System und iOs von Apple. Das heißt, dass dein Handy im Prinzip genauso funktioniert wie ein PC, aber auch all diese Dateien speichert, die ein PC speichert. Das geht über die Daten, die sich im Registry Report befinden, alle temporären Dateien und gespeicherten Daten der Browser deines Handys. Auf den ersten Blick können auf einem Smartphone sehr wenige Daten gespeichert sein. Bei einer genaueren Auswertung, kann man darauf jedoch viel mehr finden. Denn auch hier lassen sich versteckte und gelöschte Daten wiederherstellen. Wie viel sich wirklich wiederherstellen lässt, ist stark vom Handy und vom Nutzer abhängig. In diesem Beispiel habe ich ein Smartphone (iPhone 3) in unseren Make-IT-Safe Workshops durchgereicht. Die Peers haben darauf nur wenige Daten gefunden, unter anderem einige SMS und drei Bilder. Die forensische Auswertung des iPhones ergab aber viel, viel mehr: Der Registry Report fürs Smartphone Die forensische IT-Analyse kann natürlich nicht nur PCs, aber auch Smartphones genauer begutachten und die gespeicherten Daten herausziehen. Dies macht man mit einer Software namens UFED Physical Analyzer. Neben den grundlegenden Geräteinformationen wie den Hersteller, die Seriennummer, das Installationsdatum usw., aber auch alle möglichen Konten (wie dein E-Mail- und FacebookAccount etc.) werden hierbei aber noch weitere spannende Information sichtbar. E-Mails und SMS Die Software ermöglicht es der Polizei oder dem Gutachter in den meisten Fällen den gesamten E-Mail und SMS-Verkehr auf einen Blick zu sehen. Dabei werden meistens auch die gelöschten Mails und SMS wiederhergestellt und vollständig mit Absender, Empfänger und Datum angezeigt. Dies ist ein Auszug aus dem Auswertebericht des im Workshop benutzten Handys: Das Internet vergisst nicht(s) 14 Installierte Anwendungen In dem Bericht der Software erscheint ebenfalls eine Liste mit allen Anwendungen, die sich auf dem Smartphone befinden. Sei es der Taschenrechner, der schon beim Kauf installiert war, der Browser, den du dir runtergeladen hast, um im Internet surfen zu können oder all deine Apps. Dein Bewegungsprofil Dein Smartphone wird alle paar Minuten geortet; meistens bekommst du das gar nicht mit. Viele Smartphone-Nutzer denken, dass ihre Bewegungen mit dem Smartphone nicht gespeichert werden können, wenn sie die GPS Funktion ausschalten und allen Apps verbieten, auf ihren Standort zuzugreifen. Leider ist das nicht richtig. Denn immer wenn du dich in der Nähe eines Sendemasten oder eines WLAN-Netzwerkes befindest, berechnet dein Smartphone die Entfernung dazu und kann somit genau festlegen wo du gerade bist. Die Daten werden zwar auf dem Handy immer wieder gelöscht, lassen sich aber mit der speziellen Software wiederherstellen. Erlaubst du deinen Apps diese Daten zu verwenden, dann werden sie bestimmt anonym längerfristig gespeichert. Das Internet vergisst nicht(s) 15 In der oberen Tabelle siehst du die gespeicherten Orte (528!), an denen das Smartphone dich als NutzerIn gespeichert hat. „Cell tower“ sind dabei die Sendemasten, über die wir den Empfang beziehen, „Wifi networks“ die WLAN-Netzwerke, die sich in unserer Umgebung befinden. Zur Info: Das Handy war erst seit wenigen Stunden installiert und hat schon so viele Daten und Positionen ermittelt. Wie es dann wohl auf einem Handy aussieht, das schon länger in Betrieb ist? Daraus wird eine detaillierte Tabelle, die Koordinaten der Straßenposition (links in der Tabelle) erstellt, die man sich dann direkt über GoogleMaps anschauen kann. Datendateien wie Bilder, Videos, Audio-Dateien Auch wenn man beim Durchsehen des Smartphones nur wenige Bilder findet, so kann es sein, dass darauf deutlich mehr gespeichert sind. Mit der forensischen Software kann man, wie auch beim PC, alle Bilder (und Videos und Audio-Dateien), die sich auf dem Smartphone befinden herausfiltern. Dies können tatsächlich gespeicherte Bilder, Thumbs des Betriebssystems oder Browsers, bereits gelöschte Bilder oder Logos von Internetseiten oder Apps sein. Das Internet vergisst nicht(s) 16 Das in den Workshops gezeigte Handy hatte also nicht drei, sondern sogar 2.650 gespeicherte Bilder, die man sich dank der Software genau anschauen kann. Man sieht dann auch woher diese Bilder stammen, wann und von welcher Anwendung sie auf das Smartphone gespeichert wurden (siehe Bild weiter unten). Im ersten Beispiel siehst du das Logo deines Weckers, das auch als Bilddatei gezählt wird, auf dem zweiten Bild ist das Foto zu erkennen, dass sich auf dem Handy in der Galerie befand (eines der drei gefundenen Bilder) und ganz unten siehst du eine Abbildung einer Internetseite, die mit dem Handy geöffnet wurde. Das Internet vergisst nicht(s) 17 Wie kann ich mich schützen? Das Internet ist nie ganz sicher, es gibt so viel Schlupflöcher, die Einzelpersonen oder Unternehmen nutzen können, um dir zu schaden oder an deine Daten zu gelangen. Ein sicherer Umgang und etwas Know-How helfen dir aber dabei, entspannter im Internet unterwegs zu sein. Datensicherheit und private Infos über deine Person Es ist ein schon mehrmals erwähnter Punkt, aber eben auch ein sehr wichtiger: gehe sparsam mit deinen Daten im Internet um. Überlege dir genau, was du im Internet freigeben willst, was andere über dich erfahren oder von dir sehen dürfen. Mache dich vertraut mit den Privatsphären-Einstellungen von Social Networks. Nimm dir mal ein bisschen Zeit und durchstöbere dein Facebook Profil, schaue es dir aus der Sicht anderer an und entscheide dann, welche Infos du nur bestimmten Freundeslisten preisgeben willst. Manchmal hilft es auch, sich einfach zu googeln. Gib deinen Namen bei Google ein und schaue wo er auftaucht und welche zusätzlichen Informationen man zu deiner Person findet. Schutz vor Ausspähung deiner Daten Passwörter Verwende immer ein sicheres Passwort. Um es dir einfacher zu merken, kannst du dir Sätze überlegen, die du als Passwort verwenden kannst. Das Passwort Di1FP,dfPbnhw scheint auf den ersten Blick kompliziert zu sein, aber wenn du es dir als folgenden Satz merkst, dann ist es doch ganz einfach: Dies ist 1 Facebook-Passwort, das fremde Personen bestimmt nicht herausfinden werden. Es ist auch gut, das Passwort immer wieder zu ändern. Außerdem ist es ratsam verschiedene Passwörter für deine Accounts zu benutzen. Sollte eines mal gehackt werden, dann brauchst du keine Angst haben, dass jemand auch auf deine anderen Accounts Zugriff hat. Das Internet vergisst nicht(s) 18 E-Mail Adressen Lege dir eine weitere E-Mail Adresse an, die du nur im Internet für Registrierungen verwendest. Dann hast du eine Adresse, die du an deine FreundInnen, Bekannte und LehrerInnen weitergeben kannst und eine, die du nicht regelmäßig checken musst, die dann die Werbung und unwichtige Newsletter von Onlineshops oder Ähnlichem empfängt. Damit verringerst du auch das Risiko dir einen Virus oder Trojaner auf dem PC einzufangen, der sich unbemerkt auf deiner Festplatte einnistet und dir entweder deine Daten zerstört oder persönliche Daten klaut (Viren und Trojaner sind nämlich oft in gefälschten Werbemails versteckt). Öffne auch nie Mails, die von dir unbekannten Absendern stammen. Vor allem wenn der Betreff auf eine nicht bezahlte Rechnung hinweist (Mahnung) oder mit tollen, aber unrealistischen Schnäppchen lockt. Antivirus-Software Installiere dir unbedingt eine Antiviren-Software auf deinem PC, aber auch auf deinem Smartphone! AVG Antivirus Free ist für PCs meist ausreichend, für Smartphones gibt es diese Software als App. Browsereinstellungen Klicke dich durch die Einstellungen deines Browsers durch und entdecke was du sperren kannst. Erlaube zum Beispiel keine Pop-Ups (siehe weiter unten), speichere nicht alle Passwörter wenn du ein Smartphone oder Laptop auch mal an andere verleihst oder irgendwo in der Schule liegen lässt. „Sicher im Internet“ Überprüfe bei heiklen Seiten immer, ob sie über eine sichere Verschlüsselung laufen. Diese erkennst du daran, dass sie mit https: beginnen. Vor allem bei Onlineshops, die unglaubliche Schnäppchen anbieten und dir vorher nicht bekannt waren, solltest du vorsichtig sein, bevor du deine Kontodaten angibst. Haben sie keine sichere Verschlüsselung, dann googel diesen Shop und die Erfahrungen anderer Nutzer. Lästige Werbung verhindern Du kennst es sicherlich: Du öffnest eine Seite im Internet und plötzlich werden 5 neue Seiten automatisch geöffnet, die dich mit Spielen, Shopping-Schnäppchen oder sogar Sex-Seiten locken wollen. Oft sind diese Pop-Ups (aus dem Englischen von to pop up – plötzlich auftauchen) auch nur schwer zu schließen. Das [x] in der Ecke verschwindet oder öffnet neue Pop-Ups, statt das gewollte zu schließen. Da kannst du aber etwas tun! Das Internet vergisst nicht(s) 19 Dazu musst du dir einfach nur einen AdBlocker runterladen. Da es je nach Browser, den du verwendest verschiedene gibt, musst du bei Google einfach „AdBlocker“ und den Namen deiner Browser (z. B. Firefox) eingeben. Lade dieses Programm nur von einem sicheren Anbieter wie „chip.de“ herunter und installiere ihn. Dann ist es vorbei mit den lästigen Werbungen! Fazit Das Wichtigste ist jedoch, dass du immer aufmerksam bist. Kommt dir etwas komisch vor, dann tausche dich mit deinen FreundInnen, Geschwistern, Eltern, StreitschlichterInnen oder VertrauenslehrerInnen an deiner Schule aus. Vielleicht kennen sie das Problem auch und können dir schnell helfen. Es gibt auch viele professionelle Beratungsstellen, die dir helfen, wenn du dich anonym beraten möchtest. Die gibt es auch in deiner Nähe. Nutze sie! Das Internet vergisst nicht(s) 20 Impressum und Copyright: ECPAT Deutschland e.V Alfred-Döblin-Platz 1 76100 Freiburg Tel.: 0761-45687148 www.ecpat.de; [email protected] V.i.s.d.P.: Mechtild Maurer Autorin und Redaktion: Daria Zamarlik This publication has been produced with the financial support of the DAPHNE Programme of the European Union. The contents of this publication are the sole responsibility of ECPAT and can in no way be taken to reflect the views of the European Commission. 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