Eimuth-Gott-Jehova-Krishna-oder-was-Aufl4-1999-sw
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Eimuth-Gott-Jehova-Krishna-oder-was-Aufl4-1999-sw
Kurt-Helmuth Eimuth (Hrsg.) Gott, Jehova, Krishna oder was Kurzinformationen zu Sekten und religiösen Strömungen Kurt-Helmuth Eimuth (Hrsg.) Gott, Jehova, Krishna oder was Kurzinformationen zu Sekten und religiösen Strömungen Von den bisher erschienenen .Heften liegen noch vor: Heft 1 I Antje Schrupp Von neuen Heiden und alten (lottern Hexen, Magier und Druiden Im Fahrwasser der Esoterik berufen sich immer mehr rechtsextreme Gruppen auf heidnisch-germanische Ur-Religionen. Die Autorin zeigt beide Strömungen auf und weist auf bedenkliche Entwicklungen hin. Heft 12 Kurt-Helmuth Eimuth und Lutz Lemhöfer (Hrsg.) Was gehen den Staat die Sekten an? In diesem Band wird nicht nur über die politische Diskussion berichtet. Es werden auch theologisch-religionswissenschaflliche Kontroversen sowie juristische Aspekte dargestellt. Ergänzt wird das Heft durch eine religionssoziologische Analyse, die neue amerikanische Forschungsansälzc berücksichtigt. Heft 13 Rainer Fromm und Kurt-Helmuth Eimuth Sekten - unauffällig aber allgegenwärtig Materialien für Unterricht und Erwachsenenbildung Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung in Schule und Erwachsenenbildung haben die Autoren in Ergänzung ihrer gleichnamigen Filmreihe (Matthias-Film) diese Dokumente zusammengestellt. Heft 14 Linus Hauser „Möge die Macht mit Dir sein!" Science-fiction und Religion Himmelsreisen und Botschaften aus dem All sind keine Erfindungen der Neuzeit. Die moderne Science-fiction-Literatur spiegelt Sehnsüchte, Hoffnungen und Ängste, die sich in alten Sagen und Legenden ebenso aufspüren lassen wie in der jüdisch-christlichen Tradition. c GEP BUCH Verlag Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik e.V. INHALT: 3 4 5 6 8 10 12 13 14 16 18 20 22 23 26 28 29 30 31 32 34 36 Vorwort Sekte Zeugen Jehovas Neuapostolische Kirche Mormonen Scientology Transzendentale Meditation Sekten und Politik Universelles Leben Bruno Gröning Esoterik Okkultismus Jugendreligionen Sekten-Kinder Endzeitsekten Sekten im Roman Leseprobe: Lorel Sun gibt auf Religion im Kriminalroman Leseprobe: Keines natürlichen Todes Literaturhinweise Beratungsstellen Checklisten 1 Die Autoren: Kurt-Helmuth Eimuth, geb. 1954, Diplom-Pädagoge, ist Leiter der Evangelischen Öffentlichkeitsarbeit des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt am Main., Studium der Soziologie, Evangelischen Theologie und Erziehungswissenschaften. Lutz Lemhöfer, geb. 1948, Diplom-Theologe, ist Referent für Weltanschauungsfragen im Bistum Limburg, Studium der Soziologie, Katholischen Theologie und Politikwissenschaft. Herausgegeben von Kurt-Helmuth Eimuth in Zusammenarbeit mit der Redaktion „Der Gemeindebrief" im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik. Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik Emil-von-Behring-Straße 3 60439 Frankfurt am Main Tel.: 069/5 80 98-1 89; Fax: 069/580 98-100 Redaktion: Stefan Lotz Umschlaggestaltung: Karl Heinz Thiel unter Verwendung eines Fotos von Hans Domenig Druck: Memminger Zeitung Verlagsdruckerei, Memmingen ISBN: 3-932194-28-4 4. überarbeitete und erweiterte Auflage 1999 Liebe Leserin, lieber Leser, nicht erst der Giftgasanschlag der AumSekte in Tokio oder die zahlreichen Toten der Sonnentempler in der Schweiz und in Kanada haben die Öffentlichkeit für die Sektenproblematik sensibilisiert. Bereits in den siebziger Jahren mußte sich die Bundesrepublik mit den sogenannten „Jugendreligionen" auseinandersetzen. Inzwischen sind sie erwachsen geworden, weitere Sekten und neue Gruppierungen kamen hinzu. Sie gehören zur multireligiösen Wirklichkeit unserer Zeit. Umso notwendiger ist es, Kenntnis von jenen Gruppen und Organisationen zu haben, deren wahrer Kern ein Totalitätsanspruch ist. Wie begegnen uns bestimmte Gruppierungen in der Öffentlichkeit? Worauf ist zu achten, wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt? Mit kurzen Erläuterungen zu Angeboten aus dem religiösen Supermarkt informiert seit einiger Zeit eine Artikelreihe in der Material- und Gestaltungshilfe „Der Gemeindebrief", herausgegeben vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP). Zusammengenommen ergeben diese Beiträge die vorliegende Übersicht als kurze Erstinformation zu Sekten und religiösen Strömungen. Die Auswahl der Themen erfolgte nicht nach systematischen Gesichtspunkten, sondern sie orientierte sich jeweils am aktuellen öffentlichen Interesse. Die Serie wird fortgesetzt. Wir wollen Ihnen mit dieser Broschüre eine nützliche Hilfe zur schnellen Orientierung geben. Hinweise auf weiterführende Sachbücher finden Sie auf den letzten Seiten, zusammengestellt von Lutz Lemhöfer. Von ihm stammen auch die Informationen zu Religion und Sekten in der Literatur, speziell in Kriminalromanen. Sie werden staunen, was es da alles zu entdecken gibt. Am Schluß nennen wir Ihnen Adressen kirchlicher Beratungsstellen, falls Sie noch Fragen haben. Dort hilft man Ihnen gerne weiter. Wir wünschen Ihnen informative Lesestunden! Kurt-Helmuth Eimuth Evangelische Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt Stefan Lotz Redaktion „Der Gemeindebrief", Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik 3 Stichwort: In den Beratungsstellen für Weltanschauungsfragen rufen täglich Menschen an, die nur eine Frage haben: „Ist diese Gruppe eine Sekte?" Sie wollen von dem Berater nur ein klares J a " oder „Nein" hören. Die Enttäuschung ist groß, wenn eine klare Antwort nicht gegeben wird. Das ist verständlich. Schließlich will man mit Sekten nichts zu tun haben. Doch was sind eigentlich „Sekten", und wer erklärt eine Gruppe oder Organisation zur „Sekte"? „Gibt es denn keine Liste mit den Sekten?", wird am Telefon gefragt. Nein, eine verbindliche Liste der Sekten gibt es nicht. Keine Gruppierung bezeichnet sich selbst als „Sekte". So ist die Einordnung als „Sekte" immer auch eine Bewertung von dem Standpunkt dessen, der diese Bewertung vornimmt. Je nach Begriffsbeschreibung werden unterschiedliche Zuordnungen vorgenommen. So gelten als „klassische, christliche Sekten" etwa die Zeugen Jehovas und die Mormonen. Beide Gruppen haben sich von der christlichen Lehre getrennt. Und von dem lateinischen Wort für trennen (secare) wird das Wort „Sekte" oftmals abgeleitet. Sprachgeschichtlich kommt das Wort Sekte zwar vom lateinischen secta, was lediglich soviel wie Schule, Lehre, Partei bedeutet, doch diese (wert-)neutrale Bedeutung scheint vergessen. Nach der Diskussion um die sogenannten Jugendsekten" in den 70er und 80er Jahren werden als Sekten oftmals jene Gruppen bezeichnet, die Menschen durch die Autorität der Führerpersönlichkeiten mittels „Bewußtseinskontrolle" abhängig machen. Diese psychodynamischen Aspekte spielen heute eine immer größere Rolle. So wird etwa eine politische Partei wie die EAP (Europäische Arbeiterpartei) mit Fug und Recht als „Politsekte" bezeichnet. Ein Begriff, der so unterschiedlich inhaltlich gefüllt wird, ist nur schwer zu gebrauchen. Deshalb wird nicht nur in der Literatur, sondern auch in Beratungsstellen eher von „religiösen Sondergruppen" oder von „totalitären Politgruppen" gesprochen. Der Sektenbegriff scheint unscharf. Doch sollte dies Christen und Christinnen nicht davon abhalten, eine Bewertung und kritische Prüfung vorzunehmen. Denn schließlich wird schon im Alten Testament vor den Irrlehren gewarnt. Der Kampf, um es mit dem Kirchenvater Augustin zu sagen, gilt immer nur den Irrlehren. Den Irrenden dagegen sollten wir mit Liebe begegnen. KHE Mit weltweit hohen Auflagen werben die Zeugen Jehovas in ihren Schriften um neue Mitglieder. fr . WSCflÄfi 4 Stichwort: Ein zehn Tage alter Säugling stirbt, obwohl die Ärzte es hätten verhindern können. Ein Blutaustausch nach der Geburt wäre lebensrettend gewesen. Doch die Eltern, aktive Zeugen Jehovas, lehnen die rettende Transfusion ab. Sie berufen sich auf die Lehre ihrer Sekte, wonach es Gottes Wille sei, von keinem Geschöpf das Blut zu genießen (3. Mose 17,14). Dabei ist dieses alttestamentliche Gebot aus Ehrfurcht vor dem Leben entstanden. „Wenn dieses Gebot eingesetzt wird, um lebenserhaltende Maßnahmen zu verhindern, wird das Gebot Gottes in unerhörter Weise pervertiert", stellt der österreichische Theologe Johannes Dantine fest. Zeugen Jehovas bleiben in der Regel unter sich. Ihr ganzes Tun ist auf die Verkündigung ihrer Lehre ausgerichtet. Im sogenannten Predigtdienst stehen sie an Plätzen und in Fußgängerzonen, um ihre Zeitschrift, den Wachtturm, abzugeben, oder sie gehen von Tür zu Tür, um zu missionieren. Fünfmal die Woche treffen sie sich zur Unterweisung. Das Verhalten, ob in Kindergarten, Schule, Beruf oder Freizeit, wird von klein auf von der Organisation bestimmt. Selbst Kindergartenkinder dürfen ihren Geburtstag nicht feiern, da Gott nicht gewollt habe, daß man sich selbst in den Mittelpunkt stelle. Eine Mitgliedschaft in Parteien, Gewerkschaften, Verbänden oder Vereinen ist verpönt. Die leitende Körperschaft gilt als „Kanal oder als Sprachrohr Gottes", durch das Jehova zu seinem Volk spricht. Zwar lesen die Zeugen Jehovas auch die Bibel, doch sie lernen in ihrem Studium die Textteile anzuführen, die ihre Ansicht belegen. Mit so völlig aus dem Zusammenhang herausgelösten Gründer: Charles Taze Rüssel (1852-1916), Gründung der Wachtturmgesellschaft 1881, 1931 neuer Name „Zeugen Jehovas" Präsident: seit 1992 Milton Henschel, geboren 1920 Zentrale: New York, Stadtteil Brooklyn Deutsches Zentrum: Selters/Taunus, dort leben und arbeiten über 1 000 Menschen Mitglieder: in Deutschland ca. 167.000, weltweit ca. 4,9 Millionen Texten, zudem in eigener Übersetzung, argumentieren sie an den Haustüren. Die Zeugen Jehovas sind davon überzeugt, daß die Endzeit bereits angebrochen ist. Christus habe 1914 den himmlischen Thron bestiegen und seine Herrschaft über die Erde angetreten. Dieses müsse jetzt allen Menschen verkündet werden, denn die Menschheitsgeschichte gehe zu Ende. Schon bald müßten sich die Menschen verantworten: Wer nicht auf der Seite Jehovas steht, wird im Endgericht vernichtet werden. Nur die treuen Zeugen Jehovas überdauern und werden bald in einem „tausendjährigen Paradies" leben. Schon mehrmals berechneten die Zeugen Jehovas den Zeitpunkt dieses letzten Gerichtes. Schon 1874 wurde das Endgericht erwartet, doch nach eigenen Aussagen führten neuere Berechnungen zu anderen Ergebnissen. Ab 1968 wurde verkündet, daß 1975 das Ende von 6000 Jahren Menschheitsgeschichte erreicht sei. Später war zu lesen, daß 1975 ein „helleres Licht von Jehova Gott" gekommen sei. Derzeit wird kein konkretes Datum prophezeit. KHE 5 Stichwort: Mit ca. 450.000 Mitgliedern ist die Neuapostolische Kirche (NAK) die größte Sekte in Deutschland. Insgesamt hat sie mehr Mitglieder als die Freikirchen zusammen, obgleich eine öffentliche Mission kaum stattfindet. Vielmehr werden Freunde und Bekannte zu den dreimal wöchentlich stattfindenden Gottesdiensten eingeladen. „Ich glaube, daß der Herr Jesu seine Kirche durch lebende Apostel regiert bis zu seinem Wiederkommen, daß er seine Apostel gesandt hat und noch sendet mit dem Auftrag zu lehren, in seinem Namen Sünden zu vergeben und mit Wasser und mit dem Heiligen Geist zu taufen." Dieser Glaubenssatz - entnommen dem Bekenntnis der NAK - dokumentiert den Anspruch dieser Religionsgemeinschaft. Sie wird geleitet von einem Stammapostel, dem etwa 260 Apostel zur Seite stehen. Allein diese können den eigentlichen Gehalt der Bibel erfassen und weitergeben. Dabei lassen sie sich allein von Gottes Geist leiten. Ein Bibeloder Theologiestudium sind nicht vonnöten. Sie sind die wahren Bibelinterpreten. Dieser Anspruch bewirkt eine Ablehnung christlicher Kirchen. Auch verfügen die Apostel über die Fähigkeit, den Heiligen Geist zu spenden. Das Apostelamt wird so gefährlich nahe an Jesus Christus herangerückt. Um 1860 entstand die NAK durch Abspaltung von einer christlichen Reformbewegung. Der Berliner Prophet Heinrich Geyer gründete die „Allgemeine Christliche Mission". Daraus wurde später die „Neuapostolische Kirche International". Die NAK lebt - genau wie die Zeugen Jehovas - in der Naherwartung der Wie- 6 Name: Neuapostolische Kirche International Gründung: etwa 1863 Sitz: Zürich, Schweiz Druckerei und Verlag: Frankfurt/Main Mitglieder in Deutschland: etwa 450.000 Mitglieder weltweit: über 7,5 Millionen in über 150 Ländern Stammapostel: Richard Fehr Ämter: Apostel, Bischöfe, Älteste, Hirten, Evangelisten und Priester derkehr Christi in enger Anlehnung an die Johannesapokalypse. Die Neuapostolischen sollen sich möglichst von allem Weltlichen fernhalten. Nur ihrer Arbeit dürfen sie nachgehen. Dies bewirkt ein enges Gemeinschaftsgefühl, aber auch die Kontrolle des einzelnen. So berichten ehemalige Mitglieder immer wieder von einer Enge und Starrheit des Systems, die sie als beklemmend empfanden. Fast alle Bereiche des Lebens unterliegen den strengen Vorschriften der NAK. Selbst Kino und Tanzen sind verpönt. Über den Besuch der NAK Veranstaltungen wird Buch geführt. Wer nicht regelmäßig kommt, wird zuhause von den Verantwortlichen zur Rede gestellt. Völlig undenkbar ist Kritik an Aposteln oder Stammaposteln. Solch ein Verhalten wird mit der Kritik an Gott gleichgesetzt. Obgleich als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt und damit den großen Kirchen gleichgestellt, werfen ehemalige Mitglieder ihr autoritäres Verhalten und Kontrolle vor. KHE Zur Rolle der Apostel Auszüge aus dem Glaubensbekenntnis der Neuapostolischen Kirche 4. Glaubensartikel: Ich glaube, daß der Herr Jesus seine Kirche durch lebende Apostel regiert bis zu seinem Wiederkommen, daß er seine Apostel gesandt hat und noch sendet mit dem Auftrag, zu lehren, in seinem Namen Sünden zu vergeben und mit Wasser und dem Heiligen Geist zu taufen. 5. Glaubensartikel: Ich glaube, daß sämtliche Ämter in der Kirche Christi von Aposteln erwählt und in ihr Amt eingesetzt werden und daß aus dem Apostelamt Christi sämtliche Gaben und Kräfte hervorgehen müssen, auf daß, mit ihnen ausgerüstet, die Gemeinde Christi ein lesbarer Brief Christi werde. 8. Glaubensartikel: Ich glaube, daß die mit Wasser Getauften durch einen Apostel zur Erlangung der Erstlingschaft den heiligen Geist empfangen müssen, wodurch sie als Glieder dem Leibe Christi eingefügt werden.... Anmerkung: Insgesamt hat das Glaubensbekenntnis der Neuapostolischen Kirche zehn Artikel. Neben sieben eigenen Artikeln ist darin das Apostolische Glaubensbekenntnis der christlichen Kirchen enthalten, allerdings in einer abgeänderten Form. Foto: epd-bild/Neetz 7 Stichwort: Der Raum gleicht eher einer modernen Behörde: Dutzende Computerarbeitsplätze, in der Mitte ein Informationsschalter. Wir sind in Salt Lake City, USA, im größten genealogischen Archiv der Welt. Jeder und jede kann hier, wie übrigens auch in zahlreichen deutschen Niederlassungen, Ahnenforschung betreiben. Im „Joseph Smith Building", benannt nach dem Gründer der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, bei uns eher unter dem Namen Mormonen bekannt, wird zahlreich von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Bereits 1823 hatte Joseph Smith (1805 bis 1844) eine Vision. Ihm erschien, nach eigenen Angaben, ein Engel namens „Moroni", Sohn eines gewissen „Mormon", der angeblich im 5. Jahrhundert als Prophet in Amerika gewirkt haben soll. Der Engel zeigte Smith vergrabene Goldplatten, die altertümliche Schriftzeichen enthalten haben sollen. Mit Hilfe einer „Prophetenbrille" entschlüsselte Smith die Schriftzeichen. Das Buch Mormon war, so die Legende, entstanden. Noch im gleichen Jahr gründete Smith die „Kirche Jesu Christi" in Fayette/New York und wurde zum „Seher, Propheten und Offenbarer" bestimmt. Aufgrund von Reibereien mit der alteingesessenen Bevölkerung wurden die Mormonen immer wieder vertrieben. Smith selbst wehrte sich durchaus handgreiflich und zerstörte die Redaktionsräume eines Kritikers. Er wurde daraufhin in das Bezirksgefängnis gebracht. Doch die aufgebrachte Menschenmenge stürmte das Gefängnis und erschoß den Religionsgründer. Brigham Young, Vorsitzender des Apostelkollegiums, übernahm daraufhin die Führung als neuer „Prophet". Er organisierte einen Treck westwärts. Rund 15 000 Menschen erreichten 1847 das Salzseetal der Rocky Mountains. „This is the place", das ist der Ort, soll Young ausgerufen haben, als er das Tal erblickte. In einer beachtlichen Aufbauleistung haben die Mormonen Salt Lake City, ja den gesamten Bundesstaat Utah, aufgebaut. Dieser wurde 8 Name: Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage oder Mormonen Heilige Schrift: Buch Mormon als neue Offenbarung, herausgegeben von Joseph Smith (1830) Leitung: Ein „Prophet" heute: Gordon B. Hinckley Zentrale: Salt Lake City/USA Deutschland:Tempel in Friedrichsdorf (Taunus) und Freiberg (Sachsen), Gemeinden in vielen Städten; mehrere Gemeinden bilden einen „Pfahl". Die Mormonen in Deutschland gehören zu zwölf Pfählen: Berlin, Neumünster, Hamburg, Hannover, Freiberg, Leipzig, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Mannheim, Stuttgart und München. Das „Hauptgebiet Kontinentaleuropa" wird von Frankfurt am Main aus verwaltet. Mitglieder: weltweit ca. 9 Millionen, in Deutschland 36 000 aber erst als Teil der USA anerkannt, als die Religionsgemeinschaft von der Praxis der Vielehe (1890) Abstand nahm. Die Tatkraft der Mormonen ist auch heute noch unübersehbar. Der Bildungsstand ist hoch, in Provo/Utah wird eine eigene Universität unterhalten. Vermutlich auch wegen des völligen Verzichtes auf Kaffee, Tee, Alkohol und Tabak ist die Gesundheit der Mormonen überdurchschnittlich. Auch bekämpft die Gemeinschaft soziale Not und unterhält eigene Supermärkte für Bedürftige mit eigens dafür produzierten Waren. Nach mormonischer Überzeugung gehört die Taufe zu einer Art Erlösungsplan. Sie ist quasi die „Eintrittskarte" in das Reich Gottes. Damit auch die Toten darin aufgenommen werden können, wird die Totentaufe praktiziert. Die Computer geben darüber Auskunft, daß alle berühmten Personen der Zeitgeschichte nachträglich mormonisiert wurden. Selbst Martin Luther. Doch kann auch Luther - so die Lehre - wie alle anderen selbst darüber entscheiden, ob er diese „Taufe" annehmen will. KHE Der Tempel in Salt Lake City: das Zentrum der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage", die bei uns aufgrund „ihrer Bibel" kurz Mormonen genannt werden. Der Tempel selbst darf nur von Mormonen betreten werden. Die Tempelrituale sind geheim. Das Tempelgelände wird auch für die alljährlichen großen Versammlungen genutzt. Foto: Eimuth Vor den Toren der Stadt Salt Lake City; hier soll der Überlieferung nach der Führer des Trecks aus dem Osten, Brigham Young, ausgerufen haben: „This is the place." In einer gewaltigen Aufbauleistung haben die Siedler aus dem Osten in der unwirtlichen Landschaft zwischen Salzsee und Wüste die „Mormonenstadt" Salt Lake City aufgebaut. Foto: Eimuth Mormonismus und Christentum Der Mormonismus gehört aufgrund seiner auf „neuen Offenbarungen" beruhenden unbiblischen Lehren und der geheimen Tempelrituale nicht zum weiten Spektrum des ökumenischen Christentums. Er ist vielmehr als eine amerikanische, synkretistische Neureligion zu bewerten. Fast alle aus dem biblisch-christlichen Kontext übernommenen Begriffe (z.B. Sünde, Gott, Christus, Schöpfung, Apostel, Auferstehung, Taufe, Heil usw.) sind in ihren Inhalten völlig verändert und „mormonisiert" worden. Daneben propagiert der Mormonismus Amerika als „Kontinent des Heils", als Mittelpunkt der göttlichen Heilsgeschichte: Das Paradies Adams und Evas liegt im Bundesstaat Missouri, Christus erschien nach seiner Auferstehung auf dem amerikanischen Kontinent und wird dort auch nach seiner Wiederkunft im Endzeit-Tempel von Independence/Mo. residieren, usw. Deshalb bedeutet ein Übertritt zum Mormonentum nicht nur einen Glaubenswechsel, sondern eine völlige Abkehr von der christlich-ökumenischen Kirchengemeinschaft. Der Mormonismus repräsentiert eine ganz andere, fremdartige Welt. Die Folge ist eine starke Belastung der bisherigen gesellschaftlichen, vor allem aber familiären Bezüge. Die extremen Glaubensvorstellungen der Mormonen und die starke zeitliche Beanspruchung des einzelnen Mitglieds in der Mormonengemeinschaft stellen in konfessionsgemischten Familien in der Regel eine Zerreißprobe dar. Rüdiger Hauth aus: Bernd Dürholt (Hg.) Streifzug durch den religiösen Supermarkt, Evangelischer Presseverband für Bayern, München 1994. 9 Stichwort: Der 65jährige Rentner Gustav R. plagt sich seit Jahren mit Kopfschmerzen herum. Die Ärzte konnten ihm nicht helfen. Die „moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit" scheint eine Alternative. Das „Beratungsgespräch" an einer Art Lügendetektor scheint zunächst zu helfen. Gerne zahlt Gustav R. 450 Mark für die Stunde. Der 16jährige Schüler Frank ist von der Anzeige fasziniert: „Gemäß Albert Einstein nützen wir Alltagsmenschen nur zehn Prozent unseres wahren geistigen Potentials" heißt es da. Läßt sich etwa das Gehirn so optimieren wie die Festplatte eines Computers? Die Anzeige jedenfalls läßt diesen Schluß zu. Die 25jährige Studentin der Betriebswirtschaft Claudia T. wird auf der Straße für ein Seminar der Akademie für Management und Kommunikation angesprochen. Das Angebot hört sich erfolgversprechend an. Ob Schüler, Studentin oder Rentner, sie alle kommen mit einer „Technik" in Berührung, die auf den ehemaligen Science-fiction Autor L. Ron Hubbard zurückgeht. Danach kann jeder Mensch klar/frei werden, wenn er die „Brücke zur völligen Freiheit" überschreitet. Diese Brücke ist ein abgestuftes Kurssystem. Am Ende soll eine Art „Übermensch" stehen. Und so ist schon der Name für den allumfassenden Anspruch kennzeichnend: Scientology soll soviel bedeuten wie das Wissen vom Wissen. Nach Meinung vieler Kritiker ist Scientology keine Religionsgemeinschaft, eher ein multi10 Gründer: L. Ron Hubbard (1911-1986) Gliederungen: Church (Kirche), ABLE (Schule, Ausbildung, soziale Bereiche), WISE (Wirtschaft, Managementtraining, Geldverkehr) Mitglieder: weltweit angeblich mehrere Millionen, in Deutschland ca. 7.000 Große Zentren: Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt, München nationaler Psychokonzern. Allerdings wird dem Unternehmen nicht nur das Streben nach Gewinn unterstellt, sondern es heißt, Scientology wolle Herrschaft ausüben. Der Ex-Scientologe Norbert Potthoff ist davon überzeugt, daß Scientology Deutschland vollständig unter ihre Kontrolle bringen wolle. Die unzähligen Firmen und scheinbar sozialen Einrichtungen dienten diesem Zweck. Für den Politikwissenschaftler HansGerd Jaschke handelt es sich bei Scientology um „eine neuartige Form des politischen Extremismus". Bei einem griechischen Ableger des Psychokonzerns entdeckte man im Herbst 1996 Aktenbände mit einer Liste von 2.500 Personen. Über sie wurden gesetzwidrig - Dossiers angelegt. Da Scientology als internationaler Konzern keine nationalen Eigenwege kennt, werden solche „schwarzen Listen" auch in Deutschland vermutet. KHE Thema: Mitten in der Hektik einer Fußgängerzone wirbt ein charmant-dynamisches Trio. Man vermutet auf den ersten Blick Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Umfrageinstituten. Doch die Umfrage entpuppt sich als Einladung zu einem Managementseminar. Warum sollte man nicht unverbindlich und kostenlos einen Tag in der „Akademie für Management und Kommunikation" verbringen? Trotz großer Aufklärung finden diese Werber immer wieder Menschen, die nichtsahnend zu dieser sogenannten Akademie kommen. In Wahrheit ist dieses Schulungsunternehmen ein Zulieferbetrieb für Scientology. „Der Kurs 'Erfolg durch Kommunikation' bringt Ihnen 18 wesentliche Fertigkeiten bei, die die Kommunikation in Ihrem Geschäft und in Ihrer Gesellschaft unter Ihre Kontrolle bringt". Mit solchen Versprechen wird gelockt und geködert. Am Ende steht dann der bekannte, zweihundert Fragen umfassende Persönlichkeitstest. Scientology hat eigens eine Organisation gegründet, um Einfluß auf die Wirtschaft auszuüben. Das „World Institut of Scientology Enterprises" (WISE) dient der Verbreitung der Technologie des Sektengründers L. Ron Hubbard. Scientologische „Ethik und Vernunft" soll in die Wirtschaft hineingetragen werden. Zur Zeit zählt WISE dem Vernehmen nach etwa 3.000 Mitglieder weltweit. Firmen oder Einzelunternehmen können Mitglied werden. In den meisten Fällen ist der Scientology-Hintergrund nicht zu erkennen. Häufig wechseln die Namen der Firmen. WISE-Untemehmer verpflichten sich, ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen scientologischen Prinzipien zuzuführen. Hinzu kommt, daß zwischen fünf und achtzehn Prozent des Bruttoumsatzes an „Erobern Sie, egal wie, die Schlüsselposition, die Position als Vorsitzende des Frauenverbandes, als Personalchef einer Firma, als Leiter eines guten Orchesters, als Sekretärin des Direktors, als Berater der Gewerkschaft - irgendeine Schlüsselposition. Verdienen Sie sich einen ordentlichen Lebensunterhalt damit, fahren Sie einen guten Wagen, aber bringen Sie Ihre Aufgabe über die Bühne, handhaben und verbessern Sie die Leute, denen Sie begegnen, und schaffen Sie eine bessere Welt." (Scientology-Anweisung) WISE gezahlt werden sollen. Die Scientology-Kenner Angelika Christ und Steven Goldner warnen: „Das Ziel ist, die Verwaltungstechnologie von L. Ron Hubbard im entsprechenden Betrieb einzuführen und Empfehlungen für weitere ScientologyAngebote auszusprechen. Über diese Schiene können zum Beispiel WISE-Managementschulungen, WISE-Fortbildungen, WISE-Firmen als externe Berater zu Umstrukturierungen, Expansion und Steuerberatung etc. eingeschleust werden." Tatsächlich will man, wie es in einer anderen Anordnung heißt, die „Schlüsselpositionen" erobern. Von besonderem Interesse sind dabei alle Positionen im Personalbereich. Viele WISE-Mitglieder betätigen sich in der Personal- und Managementschulung, denn hier können sie das Menschenbild von Scientology weitergeben. Ebenfalls finden sich überdurchschnittlich viele Scientologen in den Geschäftsbereichen, in denen es, wie beispielsweise im Immobiliengeschäft, um hohe Umsätze und große Verdienstspannen geht. KHE 11 Stichwort: iiPiiP Wundermittel zur Bewältigung aller Probleme ist die Meditation nach Guru Maharishi Mahesh Yogi: die Transzendentale Meditation (TM). „Es empfiehlt sich, zweimal täglich zwanzig Minuten zu meditieren, in bequemer Sitzhaltung", heißt es in einem Faltblatt. Und es wird auch gleich betont, daß TM eine „reine Technik" und keinesfalls eine Sekte sei. Doch das Gegenteil ist der Fall. Meditiert wird mit Hilfe eines sogenannten Mantras, einer Wortsilbe wie beispielsweise „imma" oder „ainga". Diese Wortsilbe soll sich im Bewußtsein des Meditierenden verselbständigen. Eigentlich eine in allen Religionen bekannte Meditationsform. TM gibt allerdings vor, diese Mantren individuell dem (zahlenden) Meditierenden auf seine Persönlichkeit zugeschnitten - zu vergeben. In Wahrheit werden die Mantren einer Liste entnommen. Jeder und jede bekommt somit lediglich ein jeweils auf das Alter abgestimmtes Mantra, das natürlich nicht weitererzählt werden darf. Die Einführung in die Meditation ist dem Hinduismus entnommen. Viele begegnen TM im Bereich der sogenannten Alternativmedizin. Millionen wurden investiert, um die alte indische Heilkunst Ayur-Veda („Wissenschaft vom gesunden Leben") in den Dienst der TM zu stellen. Vieles, was im Westen heute als Ayur-Veda angeboten wird, ist in Wahrheit Maharishi Ayur-Veda. Und während in Indien die Ayur-Vedaärzte in zwölf Semestern an der Universität ausgebildet werden, macht es die TM für westliche Ärzte im Wochenkurs. In 12 Name: Transzendentale Meditation (TM) Gründer: Maharishi Mahesh Yogi, als Mahesh Prasad Warma am 12.1.1918 in Jabalpur/Indien geboren Lehre: TM behauptet, lediglich eine Entspannungstechnik („Wissenschaft der kreativen Intelligenz") zu sein. Der hinduistische Hintergrund der Bewegung wird verschwiegen. Verbreitung: Auf der politischen Ebene wird das Programm der TM durch die Naturgesetz-Partei verbreitet, im Gesundheitsbereich mittels Maharishi Ayur-Veda. Die Weltzentrale liegt in der Nähe von Neu-Delhi, das europäische Zentrum ist in Vlodrop/Holland Deutschland hat die Maharishi AyurVeda auch etwa zweihundert nichtärztliche Gesundheitsberater ausgebildet. Selbst in Kurkliniken wird TM vermittelt. So wurde etwa in Bad Ems ein „Maharishi-Ayur-Veda" Gesundheits- und Seminarzentrum eingerichtet. In der Regel werden bei solchen Behandlungen auch die Meditationen des Gurus angeboten. Stiftung Warentest beurteilte alternative Heilmethoden und stellte zur Meditationsmethode lakonisch fest: „Die mit dem Maharishi Ayur-Veda verknüpften 'Bewußtseinstechnologien' der Transzendentalen Meditation sind abzulehnen." Das Bundesverwaltungsgericht hat festgestellt, daß TM bei labilen Menschen zu schweren psychischen Störungen führen könne. KHE Thema: Fleißig waren sie, die 24 Abgeordneten des Deutschen Bundestages und die Experten. Nach zwei Jahren Arbeit hat die Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen" ihren Abschlußbericht 1998 vorglegt. Erstmals hat sich der Deutsche Bundestag intensiv mit den Auswüchsen des religiösen Marktes beschäftigt. Und während die einen staatliche Bevormundung befürchteten, hofften Betroffene und Angehörige von Sektenopfern auf Gesetzesinitiativen gegen „ihre" Sekte. Doch das Gremium bewies Augenmaß und Sachverstand. Es wird weder einen „Weltanschauungs-Tüv" noch irgend ein Gesetz gegen eine Sekte geben. Vielmehr empfiehlt die Kommission dem nächsten Deutschen Bundestag eine ganze Reihe von Maßnahmen, die die schlimmsten Auswüchse verhindern sollen. Insbesondere soll nach dem Willen der Kommission ein Gesetz den gewerblichen Lebenshilfemarkt regeln. In der Tat bedarf der hier gemeinte alternative Heilungsmarkt einer verbraucherfreundlichen Gesetzgebung. Der Psychomarkt explodiert, aber Qualitätsstandards sind nicht entwickelt. Eine saubere Vertragsgestaltung ist selbst beim Geistheiler sinnvoll. Und wer die Auswüchse der Angebote zur Persönlichkeitsentwicklung, die oftmals Persönlichkeitsgleichschaltung bewirken, kennt, weiß, daß eine Aufklärung über angewandte Methoden dringend geboten ist. Bei den den „Sekten" zugeschriebenen Vorwürfen reicht nach Ansicht der Kommission das vorhandene Instrumentarium aus. An einigen Stellen will sie nachbessern. So sollen etwa entwürdigende Praktiken und Techniken im Zusammen- Die Politik nähert sich einem Phänomen Aus Sekten wurden „neue religiöse und ideologische Gemeinschaften" Renate Rennebach, MdB hang mit religiöser Erziehung untersagt werden. Eine Gefahr für Staat und Gesellschaft durch Sekten sieht die Kommission nicht. Gleichwohl - und dies wurde in der Berichterstattung häufig übersehen - gebe es „im sozialen Nahbereich" der Betroffenen häufig große Konflikte. Deshalb möchte die Kommission die Informationsmöglichkeiten der Bevölkerung durch die Gründung einer Stiftung vergrößern und gleichzeitig die Forschung in diesem Bereich fördern. Wie vorsichtig die Kommission ist, zeigt sich am Umgang mit dem Wort Sekte. Damit auch ja niemand sich diskriminiert fühlen könnte, wird die Verwendung des Begriffs „neue religiöse und ideologische Gemeinschaften" empfohlen. Ob solche Wortungetüme zur Klärung beitragen, darf bezweifelt werden. Doch machen wir uns nichts vor: Alle nur erdenklichen Maßnahmen werden das Sektenwesen höchstens eindämmen. Solange Menschen in Familie, Schule und auch Kirche die drei existenzstiftenden Fragen „Woher komme ich?", „Wer bin ich?", „Wohin gehe ich?" nicht beantwortet bekommen, solange werden sie den Patentantworten von Scharlatanen aufsitzen. KHE 13 Stichwort: Sie sind auf fast allen Wochenmärkten zwischen Frankfurt und München präsent. Mit ihrem Stand vom „Gut zum Leben" bieten sie ihre Bio-Produkte feil. Die Bio-Direktvermarkter sind einer der zahlreichen sogenannten „Christusbetriebe" im Umfeld des „Universellen Lebens" (UL). Das Universelle Leben (UL), ursprünglich „Heimholungswerk", ist eine der am stärksten wachsenden Sekten Deutschlands. Dabei begann alles recht bescheiden. Die 1933 geborene Gabriele Wittek lebt seit 1967 in Würzburg. Der Tod ihrer Mutter im Jahre 1970 muß ein tiefer Schock für sie gewesen sein. Sie besuchte spiritistische Zirkel, um mit ihrer Mutter wieder Kontakt aufzunehmen. Am 6. Januar 1975 soll dann bei Gabriele Wittek das „Innere Wort" durchgebrochen sein. Durch sie sollen seitdem der „Geistlehrer Emanuel" und „Jesus Christus" sprechen, später hat sie auch noch auf telepathischem Wege Kontakt zu einem Wesen namens Mairadi vom „Planeten Maiami-Chuli". Den Kern des Universellen Lebens bildet die „Bundgemeinde Neues Jerusalem", gegründet 1987, die derzeit annähernd tausend Mitglieder zählt. Es handelt sich um eine Art Personalgemeinde, die auch als „Verantwortliche Gemeinde" bezeichnet wird. Daneben wurden etwa achtzig Ortsgruppen in Deutschland gegründet. Gemeinsam mit den Gruppen im Ausland bilden sie die „Innere-GeistChristus-Kirche", deren Anhängerzahl europaweit auf vierzig- bis fünfzigtausend geschätzt wird. Der Anspruch Witteks steht im Gegensatz zur christlichen Lehre. Die Lehre des Universellen Lebens ist eine gewagte Mischung aus New Age-Gedankengut, Esoterik, apokalyptischer Prophezeiung, (östlichen) Reinkarnationsvorstellungen und einer Umdeutung christli- 14 IlÄiiJBäliSliSliiSläftSSSisäiSiiiyii Name: Universelles Leben; gegründet 1977 als „Heimholungswerk Jesu Christi" Zentrale Figur: Gabriele Wittek, die „Prophetin", durch die Jesus angeblich heute spricht. Anhänger: 40.000 europaweit, vor allem im deutschsprachigen Raum; dem inneren Kern, der „Bundgemeinde Neues Jerusalem", gehören etwa 1.000 „Glieder" an. Zentrale: Würzburg „Urgemeinden": Nürnberg, Karlsruhe, München und Frankfurt am Main Wirtschaft: Etwa dreißig „Christusbetriebe" arbeiten nach den Regeln des UL; zu den Betrieben zählen auch eine „Natur-Klinik" und eine „NaturKurklinik" sowie Kindergärten und eine Grund- und Hauptschule. eher Begriffe. Am Übergang der großen Zeitenwende, dem Übergang vom Fischezum Wassermannzeitalter, lehrt die große Prophetin den „unmittelbaren christlichmystischen Pfad zu Gott". Als besonders problematisch muß neben der wirtschaftlichen Expansion die pädagogische Arbeit des UL gesehen werden. Das UL unterhält Kindergärten und eine eigene Grund- und Hauptschule. Der idealtypische Bildungs- und Sozialisationsverlauf der Kinder im Universellen Leben sieht vor, daß ein möglichst geschlossener Kreislauf von der Wiege bis zur Bahre hergestellt wird. Die Kinder kommen in die eigenen (Ganztags-) Kindergärten des UL, später gehen sie auf die Schule des UL, auch ihre(n) Lebenspartner(in) können sie in der Jugend des UL finden und mit ihm/ihr zusammen in eine Wohngemeinschaft des UL ziehen. So fördert das UL sektentypisch das Denken innerhalb eines geschlossenen Systems. KHE KOSMO DA1A # u oppawsfey Q|iver SANTEC KOSMO BIO , . AUFNA HMESTU0I0< « Co ^ACöKG TÖN+VIDEÖ getciNutw« NB»,«,*g*-««>toH DER CH8i$TUS$TA*T SÄÜ »TECHNIK ««Witt» nim <*• o a UBK III HM 'W '"" '" ' 1 "." Firmenschilder von „Christusbetrieben" und der Redaktion von „Der Christusstaat" der Sekte „Universelles Leben" in Würzburg. Über die Prophetin Gabriele Wittek Auf vielen Wochenmärkten sind sie zu kaufen: Bio-Produkte aus „Christusbetrieben" im Umfeld des „Universellen Lebens". Text rechts aus: Liobani - Ich erzähle - hörst Du zu ?, Würzburg 1986, zitiert nach Richard Wagner: Gott sprach und spricht durch sie. Das Leben und Denken der großen Prophetin Gottes in der mächtigen Zeitenwende. Verlag Universelles Leben, Würzburg 1988 „Die Prophetin erfaßt in einem Augenblick den Bewußtseinszustand ihres Nächsten, sieht, was dieser wirklich denkt und empfindet - ungeachtet dessen, was er spricht und im Äußeren zum Ausdruck bringen möchte. Sie weiß seine Probleme, auch jene, die diesem Menschen selbst noch verschleiert sind. Sie weiß auch deren Ursachen, weiß also, warum er sie hat. Aus dieser tiefen Erkenntnis ihres Nächsten vermag sie ihm wirkungsvoll aus geistiger Sicht zu raten und zu helfen, nach den Gesetzen des Ewigen zu leben. Unsere Schwester, Gabriele, gibt ihm aus der göttlichen Wahrheit genau das, was er zur Zeit verarbeiten und verkraften kann, nicht mehr und nicht weniger." (L.95) 15 Stichwort: Die Anhänger des Geistheilers Bruno Gröning (1906-1959) jubilierten. „Bei einem kleinen Jungen aus dem hessischen Ort Hedemünden ist ein lebensgefährliches Darmleiden verschwunden, das Ärzte für .unheilbar' erklärt hatten", berichtete die Zeitschrift Esotera. „Die Genesung setzte schlagartig ein, nachdem eine Heilgruppe ihm ,Kraftstrom' aus der Ferne zugeleitet hatte." Dieser Kraft- oder Heilstrom durchdringt nach Lehre der Gröning-Gruppen den Körper. Dieser Heilstrom werde, so die Überzeugung, vom verstorbenen Geistheiler Bruno Gröning geschenkt. Gröning erfreute sich in den fünfziger Jahren in Deutschland großer Beliebtheit. Seine „Stanniolkugeln" sollten gleichsam als Akkumulatoren seine eigene Heilkraft auf den Menschen übertragen. Wegen Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz wurde Gröning 1958 verurteilt. Sich selbst konnte er nicht heilen, er starb 1959 in Paris an Magenkrebs. In über 350 Gruppen treffen sich heute die Anhänger, um den Heilstrom zu erfahren. Die dort praktizierten Übungen sind vergleichbar mit einer einfachen Form des autogenen Trainings. Körperliche Reaktionen wie das Empfinden von Wärme, Schwere und Kribbeln werden als Wirkung des Heilstroms gedeutet. Der katholische Sektenbeauftragte Lutz Lemhöfer, Frankfurt, beschreibt die Wirkung dieser Gruppen so: „Gemeinsame Heilserwartung der Gruppen, Einfluß charismatischer Leitfiguren und die ständige positive Verstärkung durch Erfolgsberichte anderer erzeugen einen Placebo-Effekt. Mögliche Heilungen und Besserungen sind beschränkt auf psychologisch bedingte oder psychogen überlagerte Krankheitsbilder." 16 Organisation: Freundeskreis Bruno Gröning Leitung: Grete Häusler, Lohmar Verbreitung: 350 Ortsgruppen Anhängerschaft: 5.000 bis 10.000 in Deutschland Vor diesem Hintergrund ist es schon oft zum gefährlichen Abbruch lebenswichtiger medizinischer Behandlungen gekommen. Für seine Anhänger hat Bruno Gröning die Züge des Messias angenommen: Er ist derjenige, der allein Gottes Gnade vermittelt, der auf die gleiche Stufe wie Jesus Christus gestellt wird. Hinzu kommt ein völlig unbiblisches Verständnis von Krankheit als Frucht negativer Gedanken. Die Gröning-Gruppen haben ein starkes Elite-Bewußtsein und verfügen über ein ausgeprägtes Feindbild gegenüber Kritikern und Andersdenkenden. Die kritische Auseinandersetzung hat hier keinen Platz, denn, so die Leiterin Grete Häusler, „über die Wahrheit braucht man nicht zu diskutieren". Kurt-Helmut Eimuth Wenn der Heilstrom durch den Körper fließt, stößt er auf die Organe, die belastet sind, und beginnt dort seine reinigende Wirkung. Da die Krankheit ihrem Wesen nach nicht gottgewollt ist, wird sie nach und nach beseitigt. Dies kann in einzelnen Fällen auch spontan geschehen. Hierzu ist es notwendig, daß sich der Mensch nicht mehr gedanklich mit der Krankheit beschäftigt, sondern daran glaubt, daß es für Gott kein Unheilbargibt. KHE Bruno Gröning Freundeskreis Stuttgart 1993 DIB GROßE UMKEHR mmmBmm mit msmmsm m n RTL-Bericht „Es g i b t schulmedizinisch keine Erklärung d a f ü r ! " ^le herirhtftp bei RTI emdr.,ciwoSI ,on ihren Hei! 11 n m D :rh v ^^ < *. damit auslosers wurde konnle ßi'gif Waqner-Stepruny nirhr ^o H I %e i in Bis he ite ?eigten schor mehi a1' 1 300 Fem:errL ,cl au<.t Inu rcw» ar der [ehre Sr.ino G ciinn^ 1 t !L 1 i i 1 ji i n f 1f US-inü ir" ikj t in Ir i F I »e ri t 1 , i ir I n * I in d 1. i d d A nd i * i „ i rfii i H!r F ir <r 'in t ii u „ >ji t Anfragen ohne £nde F H l"U r Dt != II ' isi"er < <>! \ . -v.. )'. Ml! n'it l^e> eri?i. r-imr i n>r-t »il.U-t,. nei h < t m t^.r-Mcin f irt> ll.U*. f lw( ,C» I t t t h~ Irr 0"-t3giLhrn I I. I.ili.u v »•! nü IVi. !i. ütipt I! nn Du- i, ' ' 1 r srjrk n d IMn i i i i ! II r-i i ^Jil r II n ht ihn li h i rifl i I, r >tt ,1 I I r I ri h ,n I r I r I in d r P m Cr Erfolgsmeldung im Mitteilungsblatt des Bruno-Gröning-Freundeskreises: „Birgit Wagner-Stefany: Geheilt von Blindheit und Bandscheibenvortällen. • Gezielt aufklären • „Psycho-Markt" Sekten mit totalitären Weltbildern und fragwürdigem Demokratieverständnis kontrollieren die Erziehung der in ihrem Umfeld aufwachsenden Kinder. Sie verwehren ihnen die Möglichkeit, die „Vielfalt des Lebens kennenzulernen". Darauf weist das Deutsche Kinderhilfswerk (Berlin) hin. Als wichtige Maßnahme zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Sekten empfiehlt die Kinderschutzorganisation die Bereitstellung von umfassendem Aufklärungsmaterial für Kindergärten und Schulen. „Sektenkontaktlehrer" könnten Eltern, Kindern und Erziehern als kompetente Berater zur Seite stehen. Präsident Thomas Krüger warnt jedoch davor, alle religiösen Gemeinschaften pauschal als Sekten mit totalitären Ansprüchen abzustempeln. „Es gibt zahlreiche Gruppen, von denen bei genauer Betrachtung keine Gefährdung ausgeht." epd/gb Für eine gesetzliche Regelung des gewerblichen „Psycho-Marktes" haben sich die Weltanschauungsbeauftragten der evangelischen Landeskirchen ausgesprochen. Nur auf diese Weise könnten Verbraucher geschützt werden. Bei den Angeboten zur Lebenshilfe bestehe derzeit ein „völlig rechtfsreier Raum", heißt es. Vielfach würden ohne entsprechende Qualifikation Techniken angewendet, die nur von Fachleuten ausgeführt werden dürften. Dabei drohten den Hilfesuchenden erhebliche psychische Schäden. Zugleich würdigen die Weltanschauungsbeauftragten die Arbeit der Enquetekommission des Deutschen Bundestages zum Thema „Sogenannte Sekten und Psychogruppen". Das Gremium könne die Unterschiede zwischen religiösen Gruppe und pseudoreligiösen Bewegungen deutlich machen. Die berechtigte Kritik an Sekten dürfe allerdings nicht in „allgemeine Religionskritik" umschlagen, warnen die kirchlichen Sektenexperten, epd/gb 17 Stichwort: Der Raum ist mit allerlei Düften angereichert. In der einen Ecke klingt der Ton einer Klangschale nach, aus der rechten Ecke durchwabert den Raum sphärische Musik. Mitten in einer Großstadt, in einem Bürgerhaus, haben sich etwa 80 Aussteller zu einer EsoterikMesse zusammengefunden. AromaTherapie, Bachblüten-Therapie, Handlesen, Mind-Machines, heilende Kristalle, Aura-Fotografie, Kartenlegen und Meditation werden feilgeboten. Jeder wirbt mit freundlichem Lächeln und einem gewissen Glanz in den Augen für seinen Heilsweg. Und natürlich sind die anderen Heilswege am Nachbarstand auch möglich, weil alles möglich ist. „Der Erleuchtung ist es egal, wie du sie erlangst", ist ein vielzitierter Satz in der Szene. Auch wo man die Erleuchtung erlangt, ist gleichgültig. Unter südlicher Sonne hat ein Bachblüten-Seminar einen ganz besonderen Reiz. Der neue Trend: esoterisches Reisen. Auch beim esoterischen Reisen wird viel von Heilung und Therapie gesprochen. Ein für die oder den Reisende/n nicht ungefährlicher Aspekt. Denn die Ausbildung mancher „Therapeuten" ist doch sehr schlecht. Da finden sich Pyramidenexperten, Astrologen, Feuerlauftrainer, Reiki-Lehrer oder auch Trainer in tandrischer Körperarbeit. Wie in dem gesamten Bereich des immer mehr ausufernden grauen Psycho-Marktes wird hier mit vielerlei Technik an der Seele des Menschen geba- 18 „Heute ist Esoterik das, was sich zur Ich-Findung gut verkauft." stelt. Eine profunde psychologische Ausbildung der „Therapeuten" ist die Ausnahme. Dabei ist die Gefahr solcher Technik selbst unter den Veranstaltern unstrittig. Kann doch selbst eine scheinbar harmlose Meditation eine vorhandene Depression verstärken. Vor solcher Kommerzialisierung warnen selbst Kritiker aus der EsoterikSzene. Denn sie sehen ihren „religiösen" Anspruch gefährdet. Tatsächlich ist die Esoterik eigentlich ein Weg, genauer ein Schulungs- und Erfahrungsweg, letzten Endes ein Erlösungs- und Erleuchtungsweg, der nach innen führt. Doch heute findet sich wenig von dieser Ernsthaftigkeit in der Esoterik. Heute ist Esoterik das, was sich zur Ich-Findung gut verkauft. Aus der einstigen „Geheimwissenschaft", besonders in Verbindung mit der therapeutisch orientierten Lebenshilfe, ist längst eine öffentlich angebotene Ware geworden. Dabei ist der Begriff „esoterisch" völlig ausgeufert. Esoterik ist all das, wo sich der Mensch auf die Suche nach sich selbst macht, um „sich selbst zu finden". Und genau dort liegt der große Irrtum der Esoterik: Sie verwechselt „Innenwelterfahrung" mit „Gotteserfahrung". KHE ERLEUCHT0H6 ? Verkaufsschlager auf Esoterik-Messen: alles, was der „Erleuchtung" dient. Auf der Suche nach sich selbst: Was sagen die Karten? Foto: KNA-Biid-Herb Foto: epd-bild/Meinhard 19 Stichwort: Die dreizehnjährige Laura kam sehr aufgeregt von der Klassenfahrt zurück. Die Angst stand ihr noch im Gesicht. Weder mit Vater noch mit Mutter wollte sie reden. Erst ihrer älteren Schwester vertraute sie sich an. Des Nachts, bei Kerzenschein, wurde im Mädchenzimmer gependelt. Das war zwar zunächst ganz lustig. Einige Mädchen legten die Bilder ihres Freundes auf den Tisch und fragten das Pendel, ob er sie noch liebe. Später kam ein Mädchen auf die Idee, einen Geist mittels Gläschen zu befragen. Die vier Mädchen setzten sich an einen Tisch, streckten ihren Arm aus, berührten das Glas nicht, und doch - es bewegte sich. Nacheinander sauste das Glas zu Buchstaben des im Halbkreis gelegten Alphabetes. Erst gab es banale Fragen nach dem eigenen Namen oder dem Namen des Haustieres. Später wurden Fragen zur Zukunft der Mädchen gestellt. „Wann heirate ich?" „Wieviel Kinder bekomme ich?"... Zum Schluß dann dieses: „Wann sterbe ich?" und die Angst vor der Antwort. Laura erstarrte noch beim Erzählen. Laura ist kein Einzelfall. Okkulte Praktiken gehören heute - das zeigen Untersuchungen - zur Lebenswelt Jugendlicher. Fast die Hälfte aller Jugendlichen machen Erfahrungen mit Okkultpraktiken. Doch die meisten probieren sie nur ein- oder zweimal aus, um ihnen dann - entweder aus Desinteresse oder aus Angst - den Rücken zu kehren. Besonders beliebt sind okkulte Praktiken, bei denen man Ratschläge von „Wesen einer höheren Welt" (Geistern) 20 „Besonders beliebt sind okkulte Praktiken, bei denen man Ratschläge von 'Wesen einer höheren Welt' empfangen kann." empfangen kann oder die einen Blick in die Zukunft ermöglichen. Hierzu gehören vor allen Dingen das Glasrücken, das automatische Schreiben, das Tischrücken oder auch das Pendeln über ein Alphabet oder über Gegenstände. An „Schwarzen Messen" beteiligen sich dagegen nur wenige Jugendliche. Das lateinische Wort „okkultus" bedeutet „geheim" oder „verborgen". Und so wundert es nicht, daß dieses Verborgene für die junge Generation besonders interessant ist. Gewöhnlich wird auch niemand Schaden nehmen, wenn jemand das Bild des Freundes „auspendelt". Problematisch ist es allerdings, wenn Fragen nach Krankheit oder Tod gestellt werden. Dieses kann bei dem Betroffenen zu Panik führen. Aber selbst die „sanften" Okkultpraktiken können dazu verführen, sich vom Leben abzuwenden. Die gesamte Entscheidung überläßt man dann scheinbar dem Pendel oder den Karten. Und dann wird eben ausgependelt, ob man an der Mathematikarbeit teilnehmen soll oder nicht. Dann diktiert ein Pendel selbst den Alltag. Das führt zur Entscheidungsunfähigkeit. Eine Gefahr, die anfänglich leicht unterschätzt wird. KHE Okkulte Praktiken wie das „ Tischrücken" (Foto), bei dem Geister nach der Zukunft befragt werden, sind inzwischen den meisten Jugendlichen bekannt. Gefährlich wird es, wenn sie Antwort auf Fragen nach Krankheit oder Tod geben sollen. Fotos: KNA Studie zu Okkultismus: Neugier auf Außergewöhnliches Okkulte Praktiken wie Gläserrücken, Pendeln und „Schwarze Messen" sind inzwischen der großen Mehrheit der deutschen Jugendlichen bekannt. Nur zwölf Prozent der 14- bis 18jährigen kennen diese Praktiken nicht, ergab eine 1995 in Frankfurt vorgelegte Untersuchung des Diplom-Pädagogen Burkhard Hansel. Der Wissenschaftler hatte knapp 700 Jugendliche an Frankfurter Schulen befragt. 44 Prozent von ihnen gaben an, mindestens eine der okkulten Praktiken selbst ausprobiert zu haben. Die meisten Schüler (78 Prozent) probierten es allerdings nur einmal. Im einzelnen ergab die Befragung, daß deutlich mehr Mädchen als Jungen solche Erfahrungen hatten. Während jedes zweite Mädchen schon einmal eine okkulte Praktik ausprobiert hatte, waren es bei Jungen nur 37,4 Prozent. Evangelische Jugendliche waren nach der Untersuchung weitaus anfälliger für solche Versuche als katholische oder muslimische Schüler. Als mit Abstand wichtigstes Motiv wurde von den Jugendlichen „Neugier" und „Interesse am Außergewöhnlichen" genannt, während persönliche Motive („Hilfe bei schwierigen Entscheidungen" oder „sich selbst besser kennenlernen") einen geringen Stellenwert hatten. (epd/gb) 21 Stichwort: Im Sommer 1994 richtete die Bundesregierung eine „Informations- und Dokumentationsstelle für sogenannte Jugendsekten und Psychogruppen" ein. Die Problematik zunehmender Sektenbildung und das scheinbare Abgleiten Jugendlicher in totalitäre Gruppierungen hat die Regierung alarmiert. Doch längst sind die Jugendsekten in die Jahre gekommen, sprechen heute alle Altersgruppen an. Der Begriff erscheint unscharf. Vor zwanzig Jahren erfand der Sektenbeauftragte der bayrischen Landeskirche Pfarrer Friedrich-Wilhelm Haack, den Begriff „Jugendreligionen". In seiner 1974 erschienenen Broschüre „Neue Jugendreligionen", inzwischen ein Standardwerk, stellte er Gruppen wie Scientology, die Hare Krishna-Bewegung und die Vereinigungskirche (MUN) vor. Diese Gruppen weisen ähnliche Merkmale auf, so z.B.: 1. Die Anwerbung junger Menschen, die sich in einer „schwierigen seelischen Situation" befinden. SreSlweo 6 " 3 U f 9un9 ' 22 dSm V °rmarSCh: Hare 2. Die Gruppen kamen in den 60er und 70er Jahren nach Europa. 3. Die Gruppen scharten sich um einen als „Bringer der absoluten Wahrheit" verehrten Gründer. Besonders die Anwerbemethoden mit der rasanten Trennung von Familie und Elternhaus sowie dem plötzlichen Abbruch der Ausbildung brachten die „Jugendreligionen" in Verruf. Inzwischen sind Veränderungen eingetreten. Es werden keinesfalls mehr nur junge Leute angeworben, die Bekehrungserlebnisse werden nicht mehr so schnell vermittelt, der sofortige Einzug in die Wohngemeinschaft ist eher die Ausnahme. Deshalb verwenden viele den amerikanischen Begriff „destruktive Kulte", um auf die zerstörende Wirkung der Beeinflussung hinzuweisen. Andere nehmen zunächst keine Wertung vor und ordnen die Gruppen religionswissenschaftlich exakt den Kategorien Psychokult, Neuoffenbarungsreligionen oder Neureligion zu. KHE Krishna-Anhänger werben in deutschen Städten Foto: epd-bild/Neetz Stichwort: Schon immer haben totalitäre Systeme sich der Kinder bemächtigt. Die Gleichschaltung der Seelen und Köpfe ist die Voraussetzung, um Herrschaft unumstritten ausüben zu können. Der Totalitarismus muß sich der Herzen und Sinne bemächtigen. Es wundert also nicht, daß dieses auch für solche totalitäre Systeme gilt, die unter religiösen Vorzeichen antreten. Sie wollen die Welt erretten oder die Weltherrschaft erlangen was für sie das gleiche ist. Etwa 200.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland wachsen im Umfeld von rund 600 sogenannter Sekten oder neureligiöser Gruppen auf. Die Gleichschaltung der Herzen und Sinne beginnt schon bei den Kindern. Zahlreiche Sekten haben eigene Lehrpläne entwickelt, Kinderkrippen und Kindergärten gegründet und betreiben Internate und Schulen - was insbesondere dem „Universellen Leben" gelungen ist. Andere - wie „Scientology" - umgehen auch die deutsche Gesetzgebung und senden ihre Kinder in sekteneigene Internate ins Ausland, etwa nach Amerika oder England. Diese Kinder leben jahrelang in einem geschlossenen sozialen System, in dem alles geregelt ist. Die Orientierung in einer offenen Gesellschaft ist fast unmöglich. Sie unterliegen einem geheimen Erziehungsplan. Eine normale Entwicklung und Kindheit wird ihnen vorenthalten: X Sie werden systematisch ausgegrenzt X Sie sollen keine Geburtstage und kein Weihnachten feiern („Zeugen Jehovas") X Sie müssen täglich acht Stunden meditieren („Thakar Singh") X Sie schwitzen stundenlang in der Sauna („Scientology") X Sie bekommen „die Rute Gottes" zu spüren (christlich-fundamentalistische Gruppen) X Sie sind die neue Elite, die sündenlos geborene Generation - oder schlicht die „Retter der Menschheit". X Sie dürfen nur in der Sektenwelt leben X Sie sind auserwählt und ausgegrenzt Der Mensch besteht - nach scientologischer Lehre - aus einer Art Seele-Geist-Wesen, dem Thetan. Dieser Thetan ist unsterblich, kann den Körper verlassen und bei Tod sich einen neuen Körper suchen: eine Art technische Reinkarnationsvorstellung, die jedoch für die Kinder weitreichende Folgen hat. Kinder sind für die Scientology-Sekte nur Thetane in einem kleinen Körper. Eine Kindheit gibt es nicht. Folglich können alle Angebote für Erwachsene auch für Kinder angeboten werden. Die Fachwelt hält die Verfahren von Scientology für unverantwortlich, da die psychischen Folgen vielfach nicht übersehen werden können. Um wieviel mehr gilt dies für Kinderseelen! Kurt-Helmuth Eimuth 23 Von der Sekten-Lernfibel bis zum Sekten-Geschichtenbuch: Die tung der Herzen und Sinne beginnt bereits bei den Kindern Die Lehre des „Universellen Lebens" ist damit nach ihren eigenen Aussagen angelegt auf eine Entprivatisierung des Lebens. Die Ehe wird ersetzt durch eine rechtlich unverbindliche Partnerschaft und die Kinder werden gemeinschaftseigenen Erziehungseinrichtungen anvertraut. Die Familie ist nicht existent und wird in der Gemeindeordnung nicht angesprochen. Diese Lehre steht im Widerspruch zur Wertordnung des Grundgesetzes und der bayerischen Verfassung. Bayerischer Verwaltungsgerichtshof 24 Gleichschal- Scientology-Kritiker berichten, daß die Sekte Kontaktsperren anordnet und Kinder von nächsten Angehörigen - selbst von ihren Müttern - getrennt werden. Aus einem Bericht der interministeriellen Arbeitsgruppe für Fragen sogenannter Jugendsekten und Psychogruppen Sekten-Kinder dürfen sich nicht zu autonomen Persönlichkeiten entwickeln. Sie werden behindert, manipuliert und kontrolliert. Dieses System ist als „psychische Kindesmißhandlung" zu bezeichnen. Kurt-Helmuth Eimuth Stichwort: „Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna, Krishna, Hare, Hare, Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare" - Die Beatles ließen diese Anrufung hinduistischer Götternamen zuerst produzieren. Vor wenigen Jahren pries ein gewisser Boy George Krishna mit diesem Anruf und landete prompt und weltweit in den Hitparaden - und im deutschen Fernsehen. Die in safranfarbene Gewänder gehüllten Krishna-Mönche gehören sicherlich zu den bekanntesten der sogenannten „Jugendreligionen". A.C. Bhaktivedanta Prabhupada gründete 1966 die Internationale Gesellschaft für KrishnaBewußtsein (ISKCON). Dieses KrishnaBewußtsein ist das eigentlich ursprüngliche Bewußtsein eines jeden Lebewesens, so seine Lehre. Dieses Bewußtsein wollen alle Lebewesen wieder erreichen. Der einzige Weg dorthin besteht im fortwährenden Singen „der heiligen Namen Gottes", dem ständigen Wiederholen des HareKrishna-Verses. Voraussetzung für die Wirksamkeit dieses Singens (Chanten) ist die strenge Einhaltung von vier Punkten im Alltag: 1. Kein Genuß von Fleisch, Fisch und Eiern. Außerdem wird erwartet, daß der Krishna-Anhänger nur Nahrung zu sich nimmt, die zuvor Krishna geweiht wurde. 2. Kein Genuß von Rauschmitteln, einschließlich Alkohol, Tabak, Kaffee und Tee. 3. Kein Glücksspiel, wozu auch Sport zählt. 4. Keine unerlaubte Sexualität. Es ist ausschließlich die Zeugung von Kindern erlaubt, die im Krishnabewußtsein aufgezogen werden. Erst wer mindestens zwölf Monate lang unter Beweis gestellt hat, daß er diese vier Regeln einhält, wird in die ISKCON aufgenommen. Das neue Mitglied be- international Society for Krishna Consciousness (ISKCON) Gründer: A.C. Bhaktivedanta Prabhupada, geb. 1896 in Kalkutta, gest. 1977 Zentrale: Mayapur, Indien Zentren in Deutschland: Berlin, Böblingen, Flensburg, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Jandelsbrunn (Farm), Köln, Leipzig, Nürnberg, Weimar, Wiesbaden. In diesen Zentren wohnen 150 Studenten und Mönche Mitglieder: 5.000 weltweit (nach eigenen Angaben) kommt einen Sanskritnamen. Dem Meister gegenüber verpflichtet sich das neue Mitglied zu absolutem Gehorsam. Die ordensartige Organisationsstruktur der ISKCON und die schnellen Bekehrungen von vorwiegend jungen Leuten, die ihre Familien verließen und ihre Ausbildung abbrachen, führte in der Vergangenheit zu großen Konflikten. Heute gibt sich die Gruppe gewandelt. Frauen rücken in die Führungspositionen auf, Fehler bei Mission und Sammeln werden eingestanden. Die Zukunft wird zeigen, ob die ISKCON diese Umkehr wirklich vollzieht. Im Ursprungsland des Hinduismus genießen die Krishna-Jünger mehr Ansehen als andere Guru-Bewegungen. Sie sind Lieblingskinder des nationalistischen Welthindurates, der Vishwa Hindu Parishad (VHP). Diese Organisation will aus Indien einen Hindu-Staat machen. Die starke muslimische Minderheit Indiens soll mit Gewalt vertrieben werden. In den letzten Jahren starben Tausende Muslime bei Aufständen, angezettelt von der VHP. Eine Distanzierung der ISKCON fehlt bisher. KHE 25 Stichwort: Tokio, 20. März 1995: Zwölf Menschen sterben an den Folgen eines Giftgasanschlages in der U-Bahn, über 5.500 werden verletzt. Verantwortlich gemacht wird die Aum-Sekte um ihren Guru Asahara. Nicht nur Japan ist schockiert. Die Zahl und das Ausmaß der geplanten Anschläge verursacht auch über Japan hinaus Angst und Schrecken. Asahara ist nicht so einzigartig, wie er denkt. Das Gemisch aus Selbstüberschätzung, Charisma, Endzeitprophezeiung und religiösem Wahn findet sich bei vielen Führern, die den Tod brachten. Asahara hatte ebenso das Weltende prophezeit wie Luc Jouret und sein Orden des Sonnentempels. Am 5. und 6. Oktober 1994 starben über fünfzig Personen in Kanada und an zwei Orten der Schweiz. Sie haben die Erde „für einen neuen Zyklus der Erde verlassen", wie es im Abschiedsbrief heißt. Auch für den selbsternannten Messias David Koresh in Texas, USA, war das Weltende gekommen, ebenso für die über neunhundert Menschen, die sich 1978 im Urwald von Guayna umbrachten. Und bei uns in Deutschland? Es ist eher unwahrscheinlich, daß es bei den hier tätigen Organisationen zu einem solchen Endpunkt kommt. Aber die Denkstruktur ist in vielen - auch kleineren - Gruppen erstaunlich ähnlich. Da gibt es eine feindliche Außenwelt, die völlig verkennt, daß die Gruppe das Patentrezept zur Rettung dieser Welt hat. Ja, es bildet sich eine Art Verschwörung gegen die eigene Gruppe. So läßt sich jede Kritik von außen abblocken und sogar das Weltende erklären. Die Verblendeten werden 26 „Das Gemisch aus Selbstüberschätzung, Charisma, Endzeitprophezeihung und religiösem Wahn findet sich bei vielen Führern, die den Tod brachten." gerichtet, während die eigene Gruppe zu einem neuen, besseren Leben in einer jenseitigen Welt aufsteigt. Dieses Denkschema findet sich beim Universellen Leben mit seiner «Posaune Gottes» Gabriele Wittek ebenso wie bei den „Kindern Gottes", die sich heute „Family" nennen, oder auch den Zeugen Jehovas, für die das Endgericht unmittelbar bevorsteht. Kein Zweifel: es handelt sich bei den Gruppen, die für den Tod von vielen Menschen verantwortlich sind, um eine krankhafte Form von Religiosität. Aber die Zutaten des tödlichen Mix finden sich eben auch bei anderen Endzeitsekten. Es bedarf für ein solches Desaster vor allem eines Gurus, Meisters oder Führers, der dazu fähig ist, seine Anhänger und Anhängerinnen dorthin zu führen. Er braucht Ausstrahlung und quasi göttliche Autorität. Seine Anweisungen müssen im Namen einer überirdischen Macht ausgesprochen werden. Erst wenn göttliche und menschliche Autorität des Führers deckungsgleich sind, besitzt er wirkliche, unbestreitbare, letzte Autorität. Wenn diese Voraussetzungen zusammenkommen, sind alle - um es mit dem Religionswissenschaftler Johannes Aagaard zu sagen - „Höllenhunde losgelassen". KHE Werbeschrift der „Familie'VHeaven's Love, ehemals Kinder Gottes: „Offen gesagt, die Welt ist heute in sich in einem schlimmen Zustand, daß wir wirklich froh sind, daß Jesus bald wiederkommt; denn die einzige Lösung, die wir im heutigen Chaos und in der heutigen Verwirrung sehen können, ist die baldige Wiederkunft des Herrn!" Auszug aus den Offenbarungen der Gabriele Wittek (Universelles Leben), aus der Jesus Christus sprechen soll: „Meine Worte sind das Allgesetz, das ewige Gesetz; sie verlangen Entscheidung für oder gegen mich. Wer es fassen kann, der fasse es. Wer es lassen will, der lasse es. Jeder trägt das, was er ist - und für das, was er ist, selbst die Verantwortung vor dem Allgesetz, Gott." Auszug aus einer Schrift, die nach dem Tod von über 50 Mitgliedern des Sonnentemplerordens bei einem Schweizer Sektenexperten einging (zitiert nach Berliner Dialog Nr. 1/95): „Mit einer unergründlichen Liebe, mit einer unvergleichlichen Freude und ohne jedes Bedauern, verlassen wir diese Welt. Menschen, weint nicht über unseren Abgang, aber weint lieber über Euren. Der unsere ist beneidenswerter als Eurer. Euch, die ihr empfänglich seid für diese letzte Botschaft, sagen wir, daß unsere Liebe und unser Friede Euch begleitet in den schrecklichen Prüfungen der Apokalypse, die Euch erwartet. Wisset, daß von dort, wo wir sind, wir immer die Arme ausstrecken zu denjenigen, die würdig sind uns zu treffen." 27 Teile Aufregung in der [Familie: ein Mitglied ist in eine Sekte abgetaucht. Aber kein Jugendlicher hat sich dem zweifelhaften Guru an den Hals geworfen, sondern die ebenso gesicherte wie gclangweilte Mittelstandsgattin mittleren Alters. Das könnte Thema einer betulichen Reportage mit erhobenem Zeigefinger sein, aber der amerikanische Autor John Updike macht daraus einen deftig-witzigen Briefroman. „S." - so signiert die GuruJüngerin ihre Briefe an die besorgten erwachsenen Kinder. Ähnlichkeiten zur „Bhagwan"-Farm in Oregon sind natürlich rein zufällig... Und ebenso hat die „Kirche für angewandte Philosophie" im Krimi „Gottesgemüse" des B lich-fundamentalistischen Sekte. In selbstgefälliger Rechthaberei und gnadenlosem Missionsdrang treiben sie Menschen in den Tod, diese „Leute, die an die Tür klopfen". n milderes, zwischen Eöiobskurem Eifer und menschlicher Wärme schwankendes Bild, entwirft Anne Tyler in ihrem Roman „Fast ein Heiliger" von der „Kirche der zweiten Chance", die dem Titelhelden tatsächlich eine zweite Chance gibt, mit einer Lebensschuld auf konstruktive Weise umzugchen. Hart an der Realität bleibt schließlich der Sektenexperte Hans Jörg Hemminger von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in seinem kriminalistischen Sammelband „Das Duell der Gurus". In dessen Kurzgeschichten wird man rasch verschiedene bekannte Gewächse aus dem Dschungel der neuen Religiosität wiederentdecken. Über Sekten im Roman deutschen Autors Jürgen Kehrer natürlich rein gar nichts mit der real existierenden Scientology-Organisation zu tun... kas Thema „Sekten" "hat Konjunktur - auch im Genre des ernsthaften Unterhaltungsromans. Das hat gute Gründe. Immer geht es um menschliche Extremsituationen: Euphorie und tiefe Depression, quälende Abhängigkeit und fanatischer Missionseifer, Autorität und Aufbegehren. Fiktiv und im Modell besonders kraß beschreibt Margaret Atwood in ihrem „Report der Magd" die quälende Zukunftsvision einer Sekte an der Macht: eine würdige Fortsetzung von Orwells Roman „1984". Sehr viel alltäglicher, aber nicht weniger bedrohlich, zeichnet Patricia Highsmith das Psychogramm einer christ- Vi 28 M:[ anchmal werden in der Fiktion die Dinge „bis zur Kenntlichkeit entstellt" und damit erst sichtbar. Ein treffliches Verfahren, sich besonders mit den religiösen Gruppierungen auseinanderzusetzen, deren Propaganda und Realität so extrem auseinanderklaffen wie bei Sekten aller Art. Ihre Struktur, ihre Zwänge, ihre Verheißungen und ihre Bedrohlichkeit können im Medium der Literatur aufs beste dargestellt werden. Sektenkunde einmal anders. Sehr empfehlenswert! Lutz Lemhöfer LESEPROBE. Hansjörg Hemminger LOREL S U N GIBT AUF (...) Schließlich betrat Lorel Sun den Raum - oder soll ich sagen: Er hatte seinen Auftritt? Der Meister trug Mokassins und ein wallendes, buntes Gewand, das wohl an eine indianische Webdecke erinnern sollte. Aber der Kopf war ganz unindianisch: blond, nordisch-lang, mit ausgeprägtem Kinn, schweren Augenlidern und buschigen, hellen Brauen. Zu meiner Überraschung sprach er ein annehmbares Deutsch, der amerikanische Akzent fügte seinen Worten gerade genug Exotik hinzu, um sie noch eindrucksvoller werden zu lassen. Mit weit ausholenden, feierlichen Handbewegungen begrüßte uns Sun, um sich schließlich voller Würde in dem Armsessel am Kamin niederzulassen. In einfachen Worten schilderte er die starken, positiven Energien, die er im Raum spüren könne, sprach von negativen Kräften, die er durch seine vorbereitende Lichtmeditation abgewehrt habe, und leitete dann zu einer gemeinsamen Mantra-Meditation über. Ein blasser, dicklicher junger Mann schlug auf ein Zeichen hin in kurzen Abständen eine bronzene Klangschale an, und die Anwesenden fielen mit einem getragenen, gesummten „ O o o o o o m " ein. (...) Dann folgten Paarübungen, die mir aus: Hansjörg Hemminger, Das Duell der Gurus, Kriminalfälle aus dem Sektenmilieu, S. 33 f, Brunnen-Verlag, Gießen 1994. eher peinlich waren. Gerne hätte ich sie mit Marius gemacht, aber der griff sich demonstrativ eine junge Frau zu seiner Rechten, eine angehende Lehrerin, wie ich später erfuhr. Ich mußte mit einer sehr viel älteren Frau links von mir Vorlieb nehmen. Glücklicherweise erinnerte sie mich an meine Hausärztin, so daß sich die Peinlichkeit in Grenzen hielt, selbst als sie mich dazu brachten, mich auf dem Berberteppich auszustrecken und mir von ihr das Bauch-Chakra bestrahlen zu lassen. Die Bestrahlung bestand darin, daß die Pseudo-Ärztin ihre Handfläche wenige Zentimeter über meinem Nabel schweben ließ, um die Energien zu konzentrieren, die von Lorel Suns Händen ausgingen, die er in der Mitte der Runde hoch in die Luft hielt. Nicht ganz wahrheitsgemäß erklärte ich meiner Partnerin, daß ich die Wärme fühlen könnte, die von ihrer Hand auf mich überströmte, weigerte mich aber mit einem Hinweis auf meine Unfähigkeit, ihre guten Dienste im Chakren-Bestrahlen zu erwidern. Marius zeigte keine solchen Hemmungen. Er hatte zuerst mit Hingabe Energien auf den Bauchnabel der Junglehrerin gelenkt und ließ sich nun selbst „behandeln" (...) 29 ! ancher hat nicht nur eine Leiche im Keller, sondern ein Skelett auf der Orgelempore. So jedenfalls in dem Kirchenkrimi des norddeutschen Pfarrers Christian Uecker „Wenn der Tod tanzt". Ueckers Bücher beweisen wieder einmal mehr, daß Krimi und Religion gar nicht wenig miteinander zu tun haben. Seit Chestertons legendärem Pater Brown ist die Garde geistlicher Detektive größer und bunter geworden: Die Reihe reicht von William Kienzles progressiv-katholischem Gemeindepfarrer in Chicago über Harry Kemelmans Rabbi, der Kriminalfälle mit Hilfe des Talmud löst, bis zu Tony Hillermans NavajoPolizisten, der sich in der Freizeit zum Schamanen ausbilden läßt. Die geistlichen Detektive lösen ihre Fälle zumeist nicht durch hektische Aktionen und waffenstarrende Verfolgungsjagden, sondern durch genaue Beobachtung und tiefe Menschenkenntnis. Die Abgründe der menschlichen Seele sind ihnen sozusagen von Berufs wegen vertraut. Dem kommt eine Eigenart der Gattung Kriminalroman entgegen: Es geht nie um Banalitäten. Alles dreht sich um Schuld und Sühne, Leidenschaft und Verzweiflung, Recht und Unrecht. Themen also, die auch die Theologie betreffen. Und im besseren Krimi ist wie in der besseren Theologie zu lernen, daß Schuld und Unschuld im Menschenleben nicht immer so klar verteilt 30 Pfarrer, Rabbis, Detektive. \ Religion ! 3ra | Kriminalroman i L sind wie im Lehrbuch. Die menschliche Gerechtigkeit bleibt brüchig und harrt nach wie vor der Erlösung. Niemand beschreibt dies so subtil wie die große alte Dame des britischen Kriminalromans, Dorothy Sayers. Die anglikanische Pfarrerstochter und Verfasserin religiöser Dramen läßt ihren Meisterdetektiv Lord Peter Wimsey immer wieder über die Frage stolpern, ob seine kriminalistischen Spürjagden letztlich mehr Recht oder mehr Opfer hervorbringen. Die Antwort eines Geistlichen spiegelt auch die christliche Grundposition der Autorin: „Übergeben Sie den Missetäter der Gerechtigkeit, aber vergessen Sie dabei nicht, daß auch Sie und ich nicht davonkommen würden, wenn uns allen Recht geschähe." Lutz Lemhöfer Lesetip: G.K. Chestertons Geschichten um Pater Brown sind in verschiedenen Sammelbänden zugänglich. Von Harry Kemelman sind alle Bücher zu empfehlen, die den „Rabbi" im Titel führen. Die Romane von Tony Hillerman und Christian Uecker haben durchgängig auch Religion zum Thema; bei Dorothy Sayers empfehlen sich besonders die Romane „Der Glocken Schlag", „Ein Toter zuwenig" und „Keines natürlichen Todes", dem auch das Zitat entnommen ist. I Dorothy L. Sayers 6 •^Htt« " Miss Climpson war eine von denen, die immer sagen: „Ich gehöre nicht zu denen, die anderer Leute Post lesen." Das ist für alle eine deutliche Warnung, daß sie zu eben dieser Sorte gehören. Dabei sagen sie nicht einmal die Unwahrheit; es ist der reine Selbstbetrug. Die Vorsehung hat sie lediglich wie die Klapperschlangen mit einer Warnrassel ausgestattet. Wer nach dieser Warnung immer noch dumm genug ist, seine Korrespondenz in Reichweite liegenzulassen, ist eben selbst schuld. Miss Climpson warf einen raschen Blick auf das Blatt. In den Anleitungen zur Gewissenserforschung, wie sie an Rechtgläubige manchmal ausgegeben werden, ist oft ein sehr unkluges Absätzchen enthalten, das für die unschuldige Weltfremdheit seiner Verfasser Bände spricht. Da bekommt man zum Beispiel den Rat, zur Vorbereitung auf die Beichte seine Missetaten in einer Liste zusammenzufassen, damit einem nicht die eine oder andere Schlechtigkeit durch die Lappen geht. Natürlich heißt es, man solle nicht die Namen anderer Leute daraufschreiben, den Zettel weder seinen Freunden zeigen noch irgendwie herumliegen lassen. Aber solche Mißgeschicke passieren nun einmal - und dann könnte dieses Verzeichnis der Sünden das Gegenteil dessen bewirken, was die Kirche im Sinn hat, wenn sie den Gläubigen bittet, dem Priester seine Sünden ins Ohr zu flüstern, und vom Priester verlangt, sie im selben Augenblick zu vergessen, da LESEPROBE AUS © deutsche Rechte bei Scherz Verlag Bern und München er den Beichtenden losspricht - als wären sie nie ausgesprochen worden. Jedenfalls war kürzlich jemand von den auf diesem Blatt Papier verzeichneten Sünden reingewaschen worden wahrscheinlich letzten Samstag -, und dann war der Zettel unbemerkt zwischen Kniekissen und Beichtstuhl geflattert und dort den Augen der Reinemachefrau entgangen. Da lag er nun, dieser Bericht, der für Gottes Ohr allein bestimmt gewesen war - hier lag er offen auf Mrs. Budges rundem Mahagonitisch vor den Augen eines sterblichen Mitmenschen. Eine geschlagene halbe Stunde saß Miss Climpson für sich allein und kämpfte mit ihrem Gewissen. Ihre angeborene Neugier sagte: „Lies". Ihre religiöse Erziehung sagte: „Du darfst nicht lesen." Ihr Pflichtgefühl gegenüber ihrem Auftraggeber Wimsey befahl: „Überzeuge dich." Ihr Gefühl für Anstand sagte: „Laß das bleiben." Und eine schrecklich ungehaltene Stimme grollte finster: „Es geht um Mord. Willst du zur Komplizin eines Mörders werden?" Sie kam sich vor wie Lancelot Gobbo zwischen Gewissen und Versucher - aber welche Stimme gehörte dem Versucher und welche dem Gewissen? .... 31 LITERATURHINWEISE zusammengestellt von Lutz Lemhöfer Wer sich heute über Sekten und weltanschauliche Extremgruppen informieren will, braucht zunächst keine Spezialbibliotheken. Gerade in den letzten Jahren ist eine Reihe nützlicher Sachbücher erschienen, die jede Buchhandlung rasch besorgen kann. Wer sich grundsätzlich informieren will, warum und wie die Sekten ihre Anhängerschaft finden, wird bei Hugo Stamm (1) und Steven Hassan (2) wichtige Erklärungen finden. Beide beschreiben generell die Eigenart von Sekten und ihren Einfluß auf die Psyche. Tips für den Umgang mit Betroffenen - Leitlinien, keine Patentrezepte! - liefert kompetent und gut verständlich Kurt-Helmuth Eimuth (3). Etwas grundsätzlicher versucht Hansjörg Hemminger (4) das theologische und psychologische Verständnis dessen zu entfalten, was eine Sekte ist und problematisch macht. Wichtige Hinweise über die fatalen Konsequenzen einer Sektenbindung der Eltern für ihre Kinder und deren Erziehung gibt wiederum Kurt-Helmuth Eimuth (5). Stärker religionswissenschaftlich versucht Georg Schmid (6) einige Schneisen durch den „Dschungel der neuen Religiosität" zu schlagen. Seine einfühlsame Darstellung des Lebensund Glaubensgefühls von Fundamentalisten oder Esoterikem, Volkskirchlern oder Sektenangehörigen läßt vieles besser verstehen. Im Gegensatz zu diesen Büchern, die einzelne Gruppen höchstens illustrativ beleuchten, können die folgenden Titel als Nachschlagwerke zur raschen Information über einzelne Personen und Gemeinschaften dienen. Das dickleibi- 32 ge „Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen" (7) aus dem Herder-Verlag ist mittlerweile auch als preiswertes Taschenbuch erschienen. Es informiert solide und gibt durch ein ausführliches Register Zugriff noch auf entlegene Namen und Begriffe. Knapper im Text, aber ebenso seriös ist das Buch von Eggenberger (8). Teilweise enthält es auch Kurzporträts von Bewegungen, die sonst nirgends erwähnt sind. Solide kurze Porträts der gängigsten Gruppen aus der Feder evangelischer Sekten-Experten bietet auch das Taschenbuch von Bannach/ Rommel (9). In ähnlicher Weise empfiehlt sich die „Erste Auskunft" 'Sekten' aus dem katholischen Benno-Verlag (10). Ausführliches zu entlegenen Bewegungen, wie Neo-Germanen, Rosenkreuzern und „neuen Hexen" bietet Rüdiger Hauth (11). Nur für die beiden konfliktreichsten Gruppen sollen noch je drei einzelne Titel genannt werden. Zu „Scientology" ist Billerbeck/Nordhausen (12) mittlerweile das journalistische Standardwerk, nicht zuletzt wegen des praktischen Registers. Eine grundsätzliche Analyse des Welt- und Menschenbildes der Scientologen bietet Hansjörg Hemminger (13). Angelika Christ/Steven Goldner informieren unaufgeregt, aber deutlich über die Gefahren von „Scientology im Management" (14). Über die „Zeugen Jehovas" informiert autobiographisch eindrucksvoll Gerd Wunderlich (15). Eine kritische Darstellung von außen auf dem neuesten Informationsstand liefern Ulrich Rausch und Eva-Maria Kaiser (16) sowie Klaus-Dieter Pape (17). (1) Hugo Stamm: Sekten. Im Bann von Sucht und Macht. Ausstiegshilfen für Betroffene und Angehörige. drv, München 1996. (9) Klaus Bannach/Kurt Rommel (Hrsg.): Religiöse Strömungen unserer Zeit. Eine Einführung und Orientierung. Quell-Verlag, Stuttgart 1991. (2) Steven Hassan: Ausbruch aus dem Bann der Sekten. Psychologische Beratung für Betroffene und Angehörige. ro-ro-ro-Sachbuch, Reinbek 1993 (10) Arbeitskreis neue Jugendreligionen (Hrsg.): Erste Auskunft 'Sekten', Okkultismus, Esoterik, Neue Religiosität. Benno-Verlag, Leipzig 1994. (3) Kurt-Helmuth Eimuth: SektenRatgeber. Informationen und Ratschläge für Betroffene. Herder-Spektrum, Freiburg 1997. (11) Rüdiger Hauth: Hexen, Gurus, Seelenfänger. Brockhaus-Verlag, Wuppertal 1994. (4) Hansjörg Hemminger: Was ist eine Sekte? Erkennen - Verstehen Kritik. Grünewald-Verlag, Mainz/ Quell-Verlag, Stuttgart 1995. (5) Kurt-Helmuth Eimuth: Die Sekten-Kinder. Herder-Spektrum, Freiburg 1996. (6) Georg Schmid: Im Dschungel der neuen Religiosität. Esoterik, östliche Mystik, Sekten, Islam, Fundamentalismus, Volkskirchen. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1992. (7) Hans Gasper/Joachim Müller/ Friederike Valentin: Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen. Fakten, Hintergründe, Klärungen. Herder-Spektrum, Bd. 4271, Freiburg 1994. (12) Liane Bilerbeck/Frank Nordhausen: Der Sekten-Konzern. KnauerTB, München 1994. (13) Hans Jörg Hemminger: Scientology - Der Kult der Macht Quell-Verlag, Stuttgart 1997. (14) Angelika Christ/Steven Goldner: Scientology im Management. Econ-Verlag, Düsseldorf 1995. (15) Gerd Wunderlich: Jehovas Zeugen. Die Paradies-Verkäufer. Claudius-Verlag, München 1992. (16) Ulrich Rausch/Eva-Maria Kaiser: Die Zeugen Jehovas. Heyne-Verlag, München 1998. (17) Klaus-Dieter Pape: Die Angstmacher. Wer (ver)führt die Zeugen Jehovas? Benno-Verlag, Leipzig 1998. (8) Oswald Eggenberger: Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen. Ein Handbuch. Theolologischer Verlag, Zürich 1994. 33 Haben Sie noch Fragen? Hier erhalten Sie weitere Informationen: Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen Auguststr. 80 10117 Berlin Tel.: 030/28395211 Fax: 030/28395212 Zentralstelle Pastoral der Deutschen Bischofskonferenz Kaiserstr. 163 53113 Bonn Tel.: 02 28/1032 30 Fax: 0228/103334 • Berlin-Brandenburg Pfr. Thomas Gandow, Heimat 27, 14165 Berlin-Zehlendorf, Tel.: 030/8157040, Fax: 030/84 50 96 40 • Braunschweig Propst Armin Kraft, Schützenstr. 23, 38100 Braunschweig, Tel.: 0531/4718-0, Fax: 0531/471847 • Bremen Pastor Helmut Langel, Heymelstr. 35, 28359 Bremen, Tel.: 0421/231991 DIE BEAUFTRAGTEN FÜR RELIGIONS- UND WELTANSCHAUUNGSFRAGEN IN DEN LANDESKIRCHEN: • Anhalt Pfr. Dr. Karl-Wilhelm Berenbruch, Allee 23, 06493 Ballenstedt, Tel.: 0394 83/80318 • Baden Pfr. Dr. Jan Badewien, Postfach 22 69, 76010 Karlsruhe,Tel.: 0721/9349-290, ab Dezember 1996: 0721/9175-0, Fax: 0721/9349-293 • Bayern Pfr. Dr. Wolfgang Behnk, Marsstr. 19, 80335 München, Tel.: 089/5595610, Fax: 089/5595613 Pfr. Bernhard Wolf, Burgstr. 7, 90403 Nürnberg, Tel.: 0911/2 14 21 80 Fax: 09 11/2 14 21 81 Diakon Rudi Forstmeier, Landwehrstr. 15, 80336 München, Tel: 089/55029034, Fax: 089/55 02 96 24 • Hannover Dr. Ralf Geisler Pfrin. Gisela Hessenauer, Postfach 265, 30002 Hannover, Tel.: 0511/1241-972, Fax: 0511/1241-140 und 0511/1241-499 Diakon Ingolf Christiansen, Albanikirchhof 1 A III, 37073 Göttingen, Tel.: 0551/59765, Fax: 0551/487175 • Hessen und Nassau Pfr. Dr. Fritz Huth, Riedstr. 2, 64295 Darmstadt, Tel.: 061 51 /36 70 05 • Kurhessen-Waldeck Pfr. Eduard Trenkel, Wilhelmshöher Allee 330, 34131 Kassel, Tel.: 0561/93782 43, Fax: 0561/9378424 • Lippe Pastor Claus Wagner, Molinder Grasweg 10, 32657 Lemgo, Tel.: 05261/7 12 40 • Mecklenburg Amt für Gemeindedienst, Domplatz 12, 18273 Güstrow, Tel.: 03843/6 83 38 • Nordelbien Pastor Jörn Möller, Pastorin Dr. Gabriele Lademann-Priemer, Felbrunnenstr. 29, 20148 Hamburg, Tel.: 040/41 32 24 80, Fax: 040/41 32 24 18 • Nordwestdeutschland Pastor Johannes Göhler, Neue Str. 21, 27624 Ringstedt, Tel.: 04708/242 (auch Fax) • Oldenburg Pfr. Rainer Schumann, Wilhelmstr. 27, 26121 Oldenburg, Tel.: 0441/1 62 37, Fax: 0441/13807 • Pfalz Pfr. Dr. Richard Ziegert, Martin-Luther-Str. 9, 67346 Speyer, Tel.: 062 32/92364 (auch Fax) • Pommern Pfr. Friedrich von Kymmel, Dorfstr. 50, 17406 Morgenitz, Tel: 038372/702 51 Fax: 03 83 72/7 02 65 • Rheinland Pfarrer Joachim Keden, Rochusstr. 44, 40479 Düsseldorf, Tel.: 0211/361 0246, Fax: 0211/361 0223 • Sachsen Pfr. Ekkehart Zieglschmid, An der Heilandskirche 1, 01157 Dresden, Tel.: 0351/4211664 • Sachsen-Anhalt Pfr. Dr. Andreas Fincke, Auguststr. 80, 10117 Berlin, Tel.: 030/28 395211, Fax: 030/2839 5212 • Schlesische Oberlausitz Pfr. Jörg Michel, Martin-Luther-King-Haus, Postf. 3344, 02965 Hoyerswerda, Tel.:03571/41 42 27 • Thüringen Kirchenrat Dr. Friedrich Büchner, Fritz-KochStr. 7, 99817 Eisenach, Tel./Fax: 03691/2155 72 • Westfalen Pfr. Dr. Rüdiger Hauth, Röhrchenstr. 10, 58452 Witten, Tel.: 02302/91010-0 • Württemberg Pfr. Walter Schmidt, Postfach 101352, Dr. Hansjörg Hemminger, 70012 Stuttgart, Tel.: 0 7 1 1 / 2 0 6 8 - 2 3 7 , 276, 236, Fax: 0711/2262946 DIE AUTOREN: Dipl.-Päd. Kurt-Helmuth Eimuth Kurt-Schumacher Str. 23 60311 Frankfurt am Main Tel.: 069/21 65-1388 Fax: 069/21 65-2388 Dipl.-Theol. Lutz Lemhöfer Diözese Limburg - Referat Weltanschauungsfragen Eschenheimer Anlage 21 60318 Frankfurt am Main Tel.: 069/15 01-149 Fax: 069/15 01 -159 Auch das örtliche Pfarramt kann weiterhelfen oder Ihnen eine Beratungsstelle in der Nähe nennen. • Schaumburg-Lippe Landeskirchenamt der Ev.-Iuth. Landeskirche Schaumburg-Lippe, Herderstr. 27, 31675 Bückeburg, Tel.: 05722/9600 35 J§$fgr Psycho-und r j i Checklitte Esoterikmarkt B f l für kritische Leute Unsere Seele ist kostbar. Wir sollten sorgsam mit ihr umgehen. Zur besseren Orientierung Tips von Kurt-Helmuth Eimuth. Vorsicht bei allumfassenden Versprechungen nach dem Motto "Wenn du unser Angebot annimmst, werden alle deine Probleme innerhalb kurzer Zeit gelöst". Schnelle Patentlösungen gibt es nicht. Prüfen Sie die Organisationsform der Gruppierung und die Qualifikation der Leiter. Sie sollten sich nicht Menschen mit nur einer "internen Ausbildung" anvertrauen. Ein Abschluß an einer deutschen Universität ist Mindeststandard. Und: Schauen Sie sehr genau hin. Eine "Diplomparapsychologin" ist zum Beispiel etwas völlig anderes als eine Diplom-Psychologin. Unterschreiben Sie niemals vor Ort. Lassen Sie sich alle Unterlagen mit nach Hause geben, besprechen Sie diese mit Ihrem Partner, Ihrer Partnerin. Sollten Sie keine Unterlagen ausgehändigt bekommen, oder wird Druck mit Hinweis auf das einmalige Angebot ausgeübt, ist äußerste Vorsicht geboten. Behalten Sie immer Ihre persönlichen Papiere bei sich. Personalausweis und Reisepaß gehören nicht in die Hände von Dritten. Einladungen zu kostenlosen Wochenenden oder Persönlichkeitstests sind erfahrungsgemäß lediglich Formen intensiver Werbung. Lassen Sie sich dadurch nicht blenden. Überweisen Sie nicht voreilig Geld. Bei Zweifeln hilft es oftmals, wenn Sie sich die Inhalte aller Telefonate, Besuche und Kontakte zu einer Gruppe aufschreiben. Das hilft bei der Klärung. Im Zweifelsfall informieren Sie sich bei Beratungsstellen und Betroffeneninitiativen. Auch die Pfarrämter helfen Ihnen gerne weiter. 36 Anzeige Von Kurt-Helmuth Eimuth ist außerdem erschienen: Seelenfänger im Vormarsch y<T" A k t auf, was ;f dem Deckmantel der :, : . jlgionsfreiheit geschieht f'üfiö legt den geheimen vLe'hrplan" der Sekten fttes, Sant Thakar, Singh, Mun-Sekte, Zeugen ...»~*x4j& ucr utiitänäsaufnahme" (DAS). jKi&ftekpme der Evangelischen Kirche, riefn Buch ... wich tige A ufklärungsarbeit" ue Presse). nnandlungen! •iRDEiV/S 'SPEKTRUM Das Taschenbuch mit Linie. Sekten Zeugen Jehovas Neuapostolische Kirche Mormonen Transzendentale Meditation Scientology Universelles Leben Endzeitsekten Jugendreligionen Hare Krishna Esoterik Okkultismus Sekten im Roman Religion im Kriminalroman Literaturhinweise Beratungsstellen Checkliste Evangelische Öffentlichkeitsarbeit L f J n J Q i- i r r.* • • •• •• • Frankfurt am Main ^JT m. Gemeinschaftswerk ^ ^ ^ ^ ^ ^ Evangelischer ^ V B Publizistik c