Eimuth-Gott-Jehova-Krishna-oder-was-Aufl4-1999-sw

Transcrição

Eimuth-Gott-Jehova-Krishna-oder-was-Aufl4-1999-sw
Kurt-Helmuth Eimuth (Hrsg.)
Gott, Jehova, Krishna
oder was
Kurzinformationen zu Sekten
und religiösen Strömungen
Kurt-Helmuth Eimuth (Hrsg.)
Gott, Jehova, Krishna
oder was
Kurzinformationen zu Sekten
und religiösen Strömungen
Von den bisher erschienenen .Heften liegen noch vor:
Heft 1 I
Antje Schrupp
Von neuen Heiden und alten (lottern Hexen, Magier und Druiden
Im Fahrwasser der Esoterik berufen sich immer mehr rechtsextreme Gruppen auf heidnisch-germanische Ur-Religionen. Die Autorin zeigt beide Strömungen auf und weist auf bedenkliche Entwicklungen hin.
Heft 12
Kurt-Helmuth Eimuth und Lutz Lemhöfer (Hrsg.)
Was gehen den Staat die Sekten an?
In diesem Band wird nicht nur über die politische Diskussion berichtet. Es werden auch theologisch-religionswissenschaflliche
Kontroversen sowie juristische Aspekte dargestellt. Ergänzt wird
das Heft durch eine religionssoziologische Analyse, die neue amerikanische Forschungsansälzc berücksichtigt.
Heft 13
Rainer Fromm und Kurt-Helmuth Eimuth
Sekten - unauffällig aber allgegenwärtig
Materialien für Unterricht und Erwachsenenbildung
Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung in Schule und Erwachsenenbildung haben die Autoren in Ergänzung ihrer gleichnamigen
Filmreihe (Matthias-Film) diese Dokumente zusammengestellt.
Heft 14
Linus Hauser
„Möge die Macht mit Dir sein!"
Science-fiction und Religion
Himmelsreisen und Botschaften aus dem All sind keine Erfindungen der Neuzeit. Die moderne Science-fiction-Literatur spiegelt
Sehnsüchte, Hoffnungen und Ängste, die sich in alten Sagen und
Legenden ebenso aufspüren lassen wie in der jüdisch-christlichen
Tradition.
c
GEP BUCH
Verlag Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik e.V.
INHALT:
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36
Vorwort
Sekte
Zeugen Jehovas
Neuapostolische Kirche
Mormonen
Scientology
Transzendentale Meditation
Sekten und Politik
Universelles Leben
Bruno Gröning
Esoterik
Okkultismus
Jugendreligionen
Sekten-Kinder
Endzeitsekten
Sekten im Roman
Leseprobe: Lorel Sun gibt auf
Religion im Kriminalroman
Leseprobe: Keines natürlichen Todes
Literaturhinweise
Beratungsstellen
Checklisten
1
Die Autoren:
Kurt-Helmuth Eimuth,
geb. 1954, Diplom-Pädagoge, ist Leiter der Evangelischen Öffentlichkeitsarbeit des Evangelischen
Regionalverbandes Frankfurt am Main., Studium der Soziologie, Evangelischen Theologie und Erziehungswissenschaften.
Lutz Lemhöfer,
geb. 1948, Diplom-Theologe, ist Referent für Weltanschauungsfragen im Bistum Limburg,
Studium der Soziologie, Katholischen Theologie und Politikwissenschaft.
Herausgegeben von Kurt-Helmuth Eimuth in Zusammenarbeit mit der Redaktion
„Der Gemeindebrief" im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik.
Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik
Emil-von-Behring-Straße 3
60439 Frankfurt am Main
Tel.: 069/5 80 98-1 89; Fax: 069/580 98-100
Redaktion: Stefan Lotz
Umschlaggestaltung: Karl Heinz Thiel unter Verwendung eines Fotos von Hans Domenig
Druck: Memminger Zeitung Verlagsdruckerei, Memmingen
ISBN: 3-932194-28-4
4. überarbeitete und erweiterte Auflage 1999
Liebe Leserin,
lieber Leser,
nicht erst der Giftgasanschlag der AumSekte in Tokio oder die zahlreichen Toten
der Sonnentempler in der Schweiz und in
Kanada haben die Öffentlichkeit für die
Sektenproblematik sensibilisiert. Bereits
in den siebziger Jahren mußte sich die
Bundesrepublik mit den sogenannten „Jugendreligionen" auseinandersetzen. Inzwischen sind sie erwachsen geworden,
weitere Sekten und neue Gruppierungen
kamen hinzu. Sie gehören zur multireligiösen Wirklichkeit unserer Zeit. Umso
notwendiger ist es, Kenntnis von jenen
Gruppen und Organisationen zu haben,
deren wahrer Kern ein Totalitätsanspruch
ist.
Wie begegnen uns bestimmte Gruppierungen in der Öffentlichkeit? Worauf ist
zu achten, wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt? Mit kurzen Erläuterungen
zu Angeboten aus dem religiösen Supermarkt informiert seit einiger Zeit eine
Artikelreihe in der Material- und Gestaltungshilfe „Der Gemeindebrief", herausgegeben vom Gemeinschaftswerk der
Evangelischen Publizistik (GEP). Zusammengenommen ergeben diese Beiträge
die vorliegende Übersicht als kurze Erstinformation zu Sekten und religiösen
Strömungen. Die Auswahl der Themen
erfolgte nicht nach systematischen Gesichtspunkten, sondern sie orientierte
sich jeweils am aktuellen öffentlichen Interesse. Die Serie wird fortgesetzt.
Wir wollen Ihnen mit dieser Broschüre
eine nützliche Hilfe zur schnellen Orientierung geben. Hinweise auf weiterführende Sachbücher finden Sie auf den letzten
Seiten, zusammengestellt von Lutz Lemhöfer. Von ihm stammen auch die Informationen zu Religion und Sekten in der
Literatur, speziell in Kriminalromanen. Sie
werden staunen, was es da alles zu entdecken gibt.
Am Schluß nennen wir Ihnen Adressen
kirchlicher Beratungsstellen, falls Sie
noch Fragen haben. Dort hilft man Ihnen
gerne weiter.
Wir wünschen Ihnen informative Lesestunden!
Kurt-Helmuth Eimuth
Evangelische Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt
Stefan Lotz
Redaktion „Der Gemeindebrief",
Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik
3
Stichwort:
In den Beratungsstellen für Weltanschauungsfragen rufen täglich Menschen
an, die nur eine Frage haben: „Ist diese
Gruppe eine Sekte?" Sie wollen von dem
Berater nur ein klares J a " oder „Nein"
hören. Die Enttäuschung ist groß, wenn
eine klare Antwort nicht gegeben wird.
Das ist verständlich. Schließlich will man
mit Sekten nichts zu tun haben. Doch was
sind eigentlich „Sekten", und wer erklärt
eine Gruppe oder Organisation zur
„Sekte"? „Gibt es denn keine Liste mit den
Sekten?", wird am Telefon gefragt.
Nein, eine verbindliche Liste der Sekten
gibt es nicht. Keine Gruppierung bezeichnet sich selbst als „Sekte". So ist die Einordnung als „Sekte" immer auch eine
Bewertung von dem Standpunkt dessen,
der diese Bewertung vornimmt. Je nach
Begriffsbeschreibung werden unterschiedliche Zuordnungen vorgenommen.
So gelten als „klassische, christliche
Sekten" etwa die Zeugen Jehovas und die
Mormonen. Beide Gruppen haben sich
von der christlichen Lehre getrennt. Und
von dem lateinischen Wort für trennen
(secare) wird das Wort „Sekte" oftmals
abgeleitet. Sprachgeschichtlich kommt das
Wort Sekte zwar vom lateinischen secta,
was lediglich soviel wie Schule, Lehre,
Partei bedeutet, doch diese (wert-)neutrale
Bedeutung scheint vergessen.
Nach der Diskussion um die sogenannten Jugendsekten" in den 70er und 80er
Jahren werden als Sekten oftmals jene
Gruppen bezeichnet, die Menschen durch
die Autorität der Führerpersönlichkeiten
mittels „Bewußtseinskontrolle" abhängig
machen. Diese psychodynamischen
Aspekte spielen heute eine immer größere
Rolle. So wird etwa eine politische Partei
wie die EAP (Europäische Arbeiterpartei)
mit Fug und Recht als „Politsekte"
bezeichnet.
Ein Begriff, der so unterschiedlich inhaltlich gefüllt wird, ist nur schwer zu gebrauchen. Deshalb wird nicht nur in der Literatur, sondern auch in Beratungsstellen eher
von „religiösen Sondergruppen" oder von
„totalitären Politgruppen" gesprochen. Der
Sektenbegriff scheint unscharf.
Doch sollte dies Christen und Christinnen nicht davon abhalten, eine Bewertung
und kritische Prüfung vorzunehmen. Denn
schließlich wird schon im Alten Testament
vor den Irrlehren gewarnt. Der Kampf, um
es mit dem Kirchenvater Augustin zu
sagen, gilt immer nur den Irrlehren. Den
Irrenden dagegen sollten wir mit Liebe
begegnen.
KHE
Mit weltweit
hohen Auflagen
werben die
Zeugen Jehovas
in ihren
Schriften um
neue Mitglieder.
fr . WSCflÄfi
4
Stichwort:
Ein zehn Tage alter Säugling stirbt,
obwohl die Ärzte es hätten verhindern
können. Ein Blutaustausch nach der
Geburt wäre lebensrettend gewesen.
Doch die Eltern, aktive Zeugen Jehovas,
lehnen die rettende Transfusion ab. Sie
berufen sich auf die Lehre ihrer Sekte,
wonach es Gottes Wille sei, von keinem
Geschöpf das Blut zu genießen (3. Mose
17,14). Dabei ist dieses alttestamentliche Gebot aus Ehrfurcht vor dem Leben
entstanden. „Wenn dieses Gebot eingesetzt wird, um lebenserhaltende
Maßnahmen zu verhindern, wird das
Gebot Gottes in unerhörter Weise pervertiert", stellt der österreichische
Theologe Johannes Dantine fest.
Zeugen Jehovas bleiben in der Regel
unter sich. Ihr ganzes Tun ist auf die
Verkündigung ihrer Lehre ausgerichtet.
Im sogenannten Predigtdienst stehen sie
an Plätzen und in Fußgängerzonen, um
ihre Zeitschrift, den Wachtturm, abzugeben, oder sie gehen von Tür zu Tür, um
zu missionieren. Fünfmal die Woche treffen sie sich zur Unterweisung. Das
Verhalten, ob in Kindergarten, Schule,
Beruf oder Freizeit, wird von klein auf
von der Organisation bestimmt. Selbst
Kindergartenkinder dürfen ihren
Geburtstag nicht feiern, da Gott nicht
gewollt habe, daß man sich selbst in den
Mittelpunkt stelle. Eine Mitgliedschaft in
Parteien, Gewerkschaften, Verbänden
oder Vereinen ist verpönt.
Die leitende Körperschaft gilt als
„Kanal oder als Sprachrohr Gottes",
durch das Jehova zu seinem Volk
spricht. Zwar lesen die Zeugen Jehovas
auch die Bibel, doch sie lernen in ihrem
Studium die Textteile anzuführen, die
ihre Ansicht belegen. Mit so völlig aus
dem Zusammenhang herausgelösten
Gründer: Charles Taze Rüssel
(1852-1916), Gründung der
Wachtturmgesellschaft 1881, 1931
neuer Name „Zeugen Jehovas"
Präsident: seit 1992 Milton Henschel,
geboren 1920
Zentrale: New York, Stadtteil Brooklyn
Deutsches Zentrum: Selters/Taunus,
dort leben und arbeiten über 1 000
Menschen
Mitglieder: in Deutschland ca. 167.000,
weltweit ca. 4,9 Millionen
Texten, zudem in eigener Übersetzung,
argumentieren sie an den Haustüren.
Die Zeugen Jehovas sind davon überzeugt, daß die Endzeit bereits angebrochen ist. Christus habe 1914 den himmlischen Thron bestiegen und seine
Herrschaft über die Erde angetreten.
Dieses müsse jetzt allen Menschen verkündet werden, denn die Menschheitsgeschichte gehe zu Ende. Schon bald
müßten sich die Menschen verantworten: Wer nicht auf der Seite Jehovas
steht, wird im Endgericht vernichtet werden. Nur die treuen Zeugen Jehovas
überdauern und werden bald in einem
„tausendjährigen Paradies" leben.
Schon mehrmals berechneten die
Zeugen Jehovas den Zeitpunkt dieses
letzten Gerichtes. Schon 1874 wurde
das Endgericht erwartet, doch nach
eigenen Aussagen führten neuere
Berechnungen zu anderen Ergebnissen.
Ab 1968 wurde verkündet, daß 1975 das
Ende von 6000 Jahren Menschheitsgeschichte erreicht sei. Später war zu
lesen, daß 1975 ein „helleres Licht von
Jehova Gott" gekommen sei. Derzeit
wird kein konkretes Datum prophezeit.
KHE
5
Stichwort:
Mit ca. 450.000 Mitgliedern ist die
Neuapostolische Kirche (NAK) die größte
Sekte in Deutschland. Insgesamt hat sie
mehr Mitglieder als die Freikirchen
zusammen, obgleich eine öffentliche Mission kaum stattfindet. Vielmehr werden
Freunde und Bekannte zu den dreimal
wöchentlich stattfindenden Gottesdiensten eingeladen.
„Ich glaube, daß der Herr Jesu seine
Kirche durch lebende Apostel regiert bis
zu seinem Wiederkommen, daß er seine
Apostel gesandt hat und noch sendet mit
dem Auftrag zu lehren, in seinem Namen
Sünden zu vergeben und mit Wasser und
mit dem Heiligen Geist zu taufen." Dieser
Glaubenssatz - entnommen dem
Bekenntnis der NAK - dokumentiert den
Anspruch dieser Religionsgemeinschaft.
Sie wird geleitet von einem Stammapostel, dem etwa 260 Apostel zur Seite stehen. Allein diese können den
eigentlichen Gehalt der Bibel erfassen
und weitergeben. Dabei lassen sie sich
allein von Gottes Geist leiten. Ein Bibeloder Theologiestudium sind nicht vonnöten. Sie sind die wahren Bibelinterpreten.
Dieser Anspruch bewirkt eine Ablehnung
christlicher Kirchen. Auch verfügen die
Apostel über die Fähigkeit, den Heiligen
Geist zu spenden. Das Apostelamt wird
so gefährlich nahe an Jesus Christus
herangerückt.
Um 1860 entstand die NAK durch Abspaltung von einer christlichen Reformbewegung. Der Berliner Prophet Heinrich
Geyer gründete die „Allgemeine Christliche Mission". Daraus wurde später die
„Neuapostolische Kirche International".
Die NAK lebt - genau wie die Zeugen
Jehovas - in der Naherwartung der Wie-
6
Name: Neuapostolische Kirche
International
Gründung: etwa 1863
Sitz: Zürich, Schweiz
Druckerei und Verlag: Frankfurt/Main
Mitglieder in Deutschland: etwa
450.000
Mitglieder weltweit: über 7,5 Millionen
in über 150 Ländern
Stammapostel: Richard Fehr
Ämter: Apostel, Bischöfe, Älteste,
Hirten, Evangelisten und Priester
derkehr Christi in enger Anlehnung an
die Johannesapokalypse. Die Neuapostolischen sollen sich möglichst von
allem Weltlichen fernhalten. Nur ihrer
Arbeit dürfen sie nachgehen.
Dies bewirkt ein enges Gemeinschaftsgefühl, aber auch die Kontrolle
des einzelnen. So berichten ehemalige
Mitglieder immer wieder von einer Enge
und Starrheit des Systems, die sie als
beklemmend empfanden. Fast alle Bereiche des Lebens unterliegen den
strengen Vorschriften der NAK. Selbst
Kino und Tanzen sind verpönt. Über den
Besuch der NAK Veranstaltungen wird
Buch geführt. Wer nicht regelmäßig
kommt, wird zuhause von den Verantwortlichen zur Rede gestellt. Völlig
undenkbar ist Kritik an Aposteln oder
Stammaposteln. Solch ein Verhalten wird
mit der Kritik an Gott gleichgesetzt. Obgleich als Körperschaft des öffentlichen
Rechts anerkannt und damit den großen
Kirchen gleichgestellt, werfen ehemalige
Mitglieder ihr autoritäres Verhalten und
Kontrolle vor.
KHE
Zur Rolle der Apostel
Auszüge aus dem Glaubensbekenntnis der Neuapostolischen Kirche
4. Glaubensartikel:
Ich glaube, daß der Herr Jesus seine
Kirche durch lebende Apostel regiert
bis zu seinem Wiederkommen, daß
er seine Apostel gesandt hat und
noch sendet mit dem Auftrag, zu lehren, in seinem Namen Sünden zu vergeben und mit Wasser und dem Heiligen Geist
zu taufen.
5. Glaubensartikel:
Ich glaube, daß sämtliche Ämter in der Kirche Christi von Aposteln erwählt und in ihr
Amt eingesetzt werden und daß aus
dem Apostelamt Christi sämtliche Gaben und Kräfte hervorgehen müssen,
auf daß, mit ihnen ausgerüstet, die
Gemeinde Christi ein lesbarer Brief
Christi werde.
8. Glaubensartikel:
Ich glaube, daß die mit Wasser Getauften
durch einen Apostel zur Erlangung der Erstlingschaft den heiligen Geist empfangen
müssen, wodurch sie als Glieder dem Leibe
Christi eingefügt werden....
Anmerkung: Insgesamt hat das Glaubensbekenntnis der Neuapostolischen Kirche zehn Artikel. Neben sieben
eigenen Artikeln ist darin das Apostolische Glaubensbekenntnis der christlichen Kirchen enthalten, allerdings in
einer abgeänderten Form.
Foto: epd-bild/Neetz
7
Stichwort:
Der Raum gleicht eher einer modernen
Behörde: Dutzende Computerarbeitsplätze,
in der Mitte ein Informationsschalter. Wir
sind in Salt Lake City, USA, im größten
genealogischen Archiv der Welt. Jeder und
jede kann hier, wie übrigens auch in zahlreichen deutschen Niederlassungen, Ahnenforschung betreiben. Im „Joseph Smith
Building", benannt nach dem Gründer der
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten
Tage, bei uns eher unter dem Namen
Mormonen bekannt, wird zahlreich von
diesem Angebot Gebrauch gemacht.
Bereits 1823 hatte Joseph Smith (1805
bis 1844) eine Vision. Ihm erschien, nach
eigenen Angaben, ein Engel namens
„Moroni", Sohn eines gewissen „Mormon",
der angeblich im 5. Jahrhundert als Prophet
in Amerika gewirkt haben soll. Der Engel
zeigte Smith vergrabene Goldplatten, die
altertümliche Schriftzeichen enthalten haben
sollen. Mit Hilfe einer „Prophetenbrille" entschlüsselte Smith die Schriftzeichen. Das
Buch Mormon war, so die Legende, entstanden. Noch im gleichen Jahr gründete Smith
die „Kirche Jesu Christi" in Fayette/New York
und wurde zum „Seher, Propheten und
Offenbarer" bestimmt. Aufgrund von
Reibereien mit der alteingesessenen
Bevölkerung wurden die Mormonen immer
wieder vertrieben. Smith selbst wehrte sich
durchaus handgreiflich und zerstörte die
Redaktionsräume eines Kritikers. Er wurde
daraufhin in das Bezirksgefängnis gebracht.
Doch die aufgebrachte Menschenmenge
stürmte das Gefängnis und erschoß den
Religionsgründer.
Brigham Young, Vorsitzender des
Apostelkollegiums, übernahm daraufhin die
Führung als neuer „Prophet". Er organisierte
einen Treck westwärts. Rund 15 000
Menschen erreichten 1847 das Salzseetal
der Rocky Mountains. „This is the place",
das ist der Ort, soll Young ausgerufen
haben, als er das Tal erblickte. In einer
beachtlichen Aufbauleistung haben die
Mormonen Salt Lake City, ja den gesamten
Bundesstaat Utah, aufgebaut. Dieser wurde
8
Name: Kirche Jesu Christi der Heiligen der
letzten Tage oder Mormonen
Heilige Schrift: Buch Mormon als neue
Offenbarung, herausgegeben von Joseph
Smith (1830)
Leitung: Ein „Prophet"
heute: Gordon B. Hinckley
Zentrale: Salt Lake City/USA
Deutschland:Tempel in Friedrichsdorf
(Taunus) und Freiberg (Sachsen),
Gemeinden in vielen Städten; mehrere
Gemeinden bilden einen „Pfahl". Die
Mormonen in Deutschland gehören zu zwölf
Pfählen: Berlin, Neumünster, Hamburg,
Hannover, Freiberg, Leipzig, Dortmund,
Düsseldorf, Frankfurt am Main, Mannheim,
Stuttgart und München. Das „Hauptgebiet
Kontinentaleuropa" wird von Frankfurt am
Main aus verwaltet.
Mitglieder: weltweit ca. 9 Millionen, in
Deutschland 36 000
aber erst als Teil der USA anerkannt, als die
Religionsgemeinschaft von der Praxis der
Vielehe (1890) Abstand nahm.
Die Tatkraft der Mormonen ist auch heute
noch unübersehbar. Der Bildungsstand ist
hoch, in Provo/Utah wird eine eigene
Universität unterhalten. Vermutlich auch
wegen des völligen Verzichtes auf Kaffee,
Tee, Alkohol und Tabak ist die Gesundheit
der Mormonen überdurchschnittlich. Auch
bekämpft die Gemeinschaft soziale Not und
unterhält eigene Supermärkte für Bedürftige
mit eigens dafür produzierten Waren.
Nach mormonischer Überzeugung gehört
die Taufe zu einer Art Erlösungsplan. Sie ist
quasi die „Eintrittskarte" in das Reich Gottes.
Damit auch die Toten darin aufgenommen
werden können, wird die Totentaufe praktiziert. Die Computer geben darüber Auskunft,
daß alle berühmten Personen der Zeitgeschichte nachträglich mormonisiert wurden. Selbst Martin Luther. Doch kann auch
Luther - so die Lehre - wie alle anderen
selbst darüber entscheiden, ob er diese
„Taufe" annehmen will.
KHE
Der Tempel in Salt Lake City: das Zentrum der „Kirche
Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage", die bei
uns aufgrund „ihrer Bibel" kurz Mormonen genannt
werden. Der Tempel selbst darf nur von Mormonen
betreten werden. Die Tempelrituale sind geheim. Das
Tempelgelände wird auch für die alljährlichen großen
Versammlungen genutzt.
Foto: Eimuth
Vor den Toren der Stadt Salt Lake City; hier soll der
Überlieferung nach der Führer des Trecks aus dem
Osten, Brigham Young, ausgerufen haben: „This is the
place." In einer gewaltigen Aufbauleistung haben die
Siedler aus dem Osten in der unwirtlichen Landschaft
zwischen Salzsee und Wüste die „Mormonenstadt"
Salt Lake City aufgebaut.
Foto: Eimuth
Mormonismus und Christentum
Der Mormonismus gehört aufgrund seiner auf
„neuen Offenbarungen" beruhenden unbiblischen Lehren und der geheimen Tempelrituale
nicht zum weiten Spektrum des ökumenischen
Christentums. Er ist vielmehr als eine amerikanische, synkretistische Neureligion zu bewerten. Fast alle aus dem biblisch-christlichen
Kontext übernommenen Begriffe (z.B. Sünde,
Gott, Christus, Schöpfung, Apostel, Auferstehung, Taufe, Heil usw.) sind in ihren Inhalten
völlig verändert und „mormonisiert" worden.
Daneben propagiert der Mormonismus
Amerika als „Kontinent des Heils", als Mittelpunkt der göttlichen Heilsgeschichte: Das
Paradies Adams und Evas liegt im Bundesstaat Missouri, Christus erschien nach seiner
Auferstehung auf dem amerikanischen
Kontinent und wird dort auch nach seiner
Wiederkunft im Endzeit-Tempel von Independence/Mo. residieren, usw. Deshalb bedeutet
ein Übertritt zum Mormonentum nicht nur
einen Glaubenswechsel, sondern eine völlige
Abkehr von der christlich-ökumenischen
Kirchengemeinschaft. Der Mormonismus
repräsentiert eine ganz andere, fremdartige
Welt. Die Folge ist eine starke Belastung der
bisherigen gesellschaftlichen, vor allem aber
familiären Bezüge. Die extremen Glaubensvorstellungen der Mormonen und die starke
zeitliche Beanspruchung des einzelnen
Mitglieds in der Mormonengemeinschaft stellen in konfessionsgemischten Familien in der
Regel eine Zerreißprobe dar.
Rüdiger Hauth
aus: Bernd Dürholt (Hg.) Streifzug durch den religiösen Supermarkt, Evangelischer Presseverband für Bayern,
München 1994.
9
Stichwort:
Der 65jährige Rentner Gustav R.
plagt sich seit Jahren mit Kopfschmerzen herum. Die Ärzte konnten ihm
nicht helfen. Die „moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit"
scheint eine Alternative. Das „Beratungsgespräch" an einer Art Lügendetektor scheint zunächst zu helfen.
Gerne zahlt Gustav R. 450 Mark für
die Stunde.
Der 16jährige Schüler Frank ist von
der Anzeige fasziniert: „Gemäß Albert
Einstein nützen wir Alltagsmenschen
nur zehn Prozent unseres wahren geistigen Potentials" heißt es da. Läßt
sich etwa das Gehirn so optimieren
wie die Festplatte eines Computers?
Die Anzeige jedenfalls läßt diesen
Schluß zu.
Die 25jährige Studentin der Betriebswirtschaft Claudia T. wird auf der
Straße für ein Seminar der Akademie
für Management und Kommunikation
angesprochen. Das Angebot hört sich
erfolgversprechend an.
Ob Schüler, Studentin oder Rentner,
sie alle kommen mit einer „Technik" in
Berührung, die auf den ehemaligen
Science-fiction Autor L. Ron Hubbard
zurückgeht. Danach kann jeder
Mensch klar/frei werden, wenn er die
„Brücke zur völligen Freiheit" überschreitet. Diese Brücke ist ein abgestuftes Kurssystem. Am Ende soll eine
Art „Übermensch" stehen. Und so ist
schon der Name für den allumfassenden Anspruch kennzeichnend: Scientology soll soviel bedeuten wie das
Wissen vom Wissen. Nach Meinung
vieler Kritiker ist Scientology keine
Religionsgemeinschaft, eher ein multi10
Gründer: L. Ron Hubbard
(1911-1986)
Gliederungen: Church (Kirche),
ABLE (Schule, Ausbildung,
soziale Bereiche), WISE
(Wirtschaft, Managementtraining,
Geldverkehr)
Mitglieder: weltweit angeblich
mehrere Millionen, in
Deutschland ca. 7.000
Große Zentren: Düsseldorf,
Hamburg, Frankfurt, München
nationaler Psychokonzern. Allerdings
wird dem Unternehmen nicht nur das
Streben nach Gewinn unterstellt, sondern es heißt, Scientology wolle Herrschaft ausüben. Der Ex-Scientologe
Norbert Potthoff ist davon überzeugt,
daß Scientology Deutschland vollständig unter ihre Kontrolle bringen wolle.
Die unzähligen Firmen und scheinbar
sozialen Einrichtungen dienten diesem
Zweck.
Für den Politikwissenschaftler HansGerd Jaschke handelt es sich bei
Scientology um „eine neuartige Form
des politischen Extremismus". Bei einem griechischen Ableger des Psychokonzerns entdeckte man im Herbst
1996 Aktenbände mit einer Liste von
2.500 Personen. Über sie wurden gesetzwidrig - Dossiers angelegt. Da
Scientology als internationaler Konzern keine nationalen Eigenwege
kennt, werden solche „schwarzen
Listen" auch in Deutschland vermutet.
KHE
Thema:
Mitten in der Hektik einer Fußgängerzone wirbt ein charmant-dynamisches
Trio. Man vermutet auf den ersten Blick
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von
Umfrageinstituten. Doch die Umfrage entpuppt sich als Einladung zu einem Managementseminar. Warum sollte man
nicht unverbindlich und kostenlos einen
Tag in der „Akademie für Management
und Kommunikation" verbringen? Trotz
großer Aufklärung finden diese Werber
immer wieder Menschen, die nichtsahnend zu dieser sogenannten Akademie
kommen. In Wahrheit ist dieses Schulungsunternehmen ein Zulieferbetrieb für
Scientology.
„Der Kurs 'Erfolg durch Kommunikation'
bringt Ihnen 18 wesentliche Fertigkeiten
bei, die die Kommunikation in Ihrem
Geschäft und in Ihrer Gesellschaft unter
Ihre Kontrolle bringt". Mit solchen Versprechen wird gelockt und geködert. Am
Ende steht dann der bekannte, zweihundert Fragen umfassende Persönlichkeitstest.
Scientology hat eigens eine Organisation gegründet, um Einfluß auf die Wirtschaft auszuüben. Das „World Institut of
Scientology Enterprises" (WISE) dient der
Verbreitung der Technologie des Sektengründers L. Ron Hubbard. Scientologische „Ethik und Vernunft" soll in die
Wirtschaft hineingetragen werden. Zur
Zeit zählt WISE dem Vernehmen nach
etwa 3.000 Mitglieder weltweit. Firmen
oder Einzelunternehmen können Mitglied
werden. In den meisten Fällen ist der
Scientology-Hintergrund nicht zu erkennen. Häufig wechseln die Namen der
Firmen.
WISE-Untemehmer verpflichten sich,
ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
scientologischen Prinzipien zuzuführen.
Hinzu kommt, daß zwischen fünf und
achtzehn Prozent des Bruttoumsatzes an
„Erobern Sie, egal wie, die Schlüsselposition, die Position als Vorsitzende
des Frauenverbandes, als Personalchef einer Firma, als Leiter eines
guten Orchesters, als Sekretärin des
Direktors, als Berater der Gewerkschaft - irgendeine Schlüsselposition.
Verdienen Sie sich einen ordentlichen
Lebensunterhalt damit, fahren Sie
einen guten Wagen, aber bringen Sie
Ihre Aufgabe über die Bühne, handhaben und verbessern Sie die Leute,
denen Sie begegnen, und schaffen Sie
eine bessere Welt."
(Scientology-Anweisung)
WISE gezahlt werden sollen. Die Scientology-Kenner Angelika Christ und Steven
Goldner warnen: „Das Ziel ist, die Verwaltungstechnologie von L. Ron Hubbard im
entsprechenden Betrieb einzuführen und
Empfehlungen für weitere ScientologyAngebote auszusprechen. Über diese
Schiene können zum Beispiel WISE-Managementschulungen, WISE-Fortbildungen, WISE-Firmen als externe Berater zu
Umstrukturierungen, Expansion und
Steuerberatung etc. eingeschleust werden."
Tatsächlich will man, wie es in einer
anderen Anordnung heißt, die „Schlüsselpositionen" erobern. Von besonderem
Interesse sind dabei alle Positionen im
Personalbereich. Viele WISE-Mitglieder
betätigen sich in der Personal- und
Managementschulung, denn hier können
sie das Menschenbild von Scientology
weitergeben. Ebenfalls finden sich überdurchschnittlich viele Scientologen in den
Geschäftsbereichen, in denen es, wie
beispielsweise im Immobiliengeschäft, um
hohe Umsätze und große Verdienstspannen geht.
KHE
11
Stichwort:
iiPiiP
Wundermittel zur Bewältigung aller
Probleme ist die Meditation nach Guru
Maharishi Mahesh Yogi: die Transzendentale Meditation (TM). „Es empfiehlt sich, zweimal täglich zwanzig
Minuten zu meditieren, in bequemer
Sitzhaltung", heißt es in einem Faltblatt.
Und es wird auch gleich betont, daß TM
eine „reine Technik" und keinesfalls eine
Sekte sei.
Doch das Gegenteil ist der Fall.
Meditiert wird mit Hilfe eines sogenannten Mantras, einer Wortsilbe wie beispielsweise „imma" oder „ainga". Diese
Wortsilbe soll sich im Bewußtsein des
Meditierenden verselbständigen.
Eigentlich eine in allen Religionen
bekannte Meditationsform. TM gibt allerdings vor, diese Mantren individuell dem (zahlenden) Meditierenden auf
seine Persönlichkeit zugeschnitten - zu
vergeben. In Wahrheit werden die
Mantren einer Liste entnommen. Jeder
und jede bekommt somit lediglich ein
jeweils auf das Alter abgestimmtes
Mantra, das natürlich nicht weitererzählt
werden darf. Die Einführung in die
Meditation ist dem Hinduismus entnommen.
Viele begegnen TM im Bereich der
sogenannten Alternativmedizin. Millionen
wurden investiert, um die alte indische
Heilkunst Ayur-Veda („Wissenschaft vom
gesunden Leben") in den Dienst der TM
zu stellen. Vieles, was im Westen heute
als Ayur-Veda angeboten wird, ist in
Wahrheit Maharishi Ayur-Veda. Und
während in Indien die Ayur-Vedaärzte in
zwölf Semestern an der Universität ausgebildet werden, macht es die TM für
westliche Ärzte im Wochenkurs. In
12
Name: Transzendentale Meditation
(TM)
Gründer: Maharishi Mahesh Yogi, als
Mahesh Prasad Warma am 12.1.1918
in Jabalpur/Indien geboren
Lehre: TM behauptet, lediglich eine
Entspannungstechnik („Wissenschaft
der kreativen Intelligenz") zu sein.
Der hinduistische Hintergrund der
Bewegung wird verschwiegen.
Verbreitung: Auf der politischen Ebene
wird das Programm der TM durch die
Naturgesetz-Partei verbreitet, im
Gesundheitsbereich mittels Maharishi
Ayur-Veda.
Die Weltzentrale liegt in der Nähe von
Neu-Delhi, das europäische Zentrum
ist in Vlodrop/Holland
Deutschland hat die Maharishi AyurVeda auch etwa zweihundert nichtärztliche Gesundheitsberater ausgebildet.
Selbst in Kurkliniken wird TM vermittelt. So wurde etwa in Bad Ems ein
„Maharishi-Ayur-Veda" Gesundheits- und
Seminarzentrum eingerichtet. In der
Regel werden bei solchen Behandlungen auch die Meditationen des Gurus
angeboten. Stiftung Warentest beurteilte
alternative Heilmethoden und stellte zur
Meditationsmethode lakonisch fest: „Die
mit dem Maharishi Ayur-Veda verknüpften 'Bewußtseinstechnologien' der
Transzendentalen Meditation sind abzulehnen." Das Bundesverwaltungsgericht
hat festgestellt, daß TM bei labilen
Menschen zu schweren psychischen
Störungen führen könne.
KHE
Thema:
Fleißig waren sie, die 24 Abgeordneten des Deutschen Bundestages und
die Experten. Nach zwei Jahren Arbeit
hat die Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen"
ihren Abschlußbericht 1998 vorglegt.
Erstmals hat sich der Deutsche Bundestag intensiv mit den Auswüchsen
des religiösen Marktes beschäftigt. Und
während die einen staatliche Bevormundung befürchteten, hofften Betroffene
und Angehörige von Sektenopfern auf
Gesetzesinitiativen gegen „ihre" Sekte.
Doch das Gremium bewies Augenmaß und Sachverstand. Es wird weder
einen „Weltanschauungs-Tüv" noch irgend ein Gesetz gegen eine Sekte geben. Vielmehr empfiehlt die Kommission
dem nächsten Deutschen Bundestag eine ganze Reihe von Maßnahmen, die
die schlimmsten Auswüchse verhindern
sollen. Insbesondere soll nach dem Willen der Kommission ein Gesetz den gewerblichen Lebenshilfemarkt regeln. In
der Tat bedarf der hier gemeinte alternative Heilungsmarkt einer verbraucherfreundlichen Gesetzgebung. Der Psychomarkt explodiert, aber Qualitätsstandards sind nicht entwickelt. Eine saubere Vertragsgestaltung ist selbst beim
Geistheiler sinnvoll. Und wer die Auswüchse der Angebote zur Persönlichkeitsentwicklung, die oftmals Persönlichkeitsgleichschaltung bewirken, kennt,
weiß, daß eine Aufklärung über angewandte Methoden dringend geboten ist.
Bei den den „Sekten" zugeschriebenen
Vorwürfen reicht nach Ansicht der Kommission das vorhandene Instrumentarium aus. An einigen Stellen will sie nachbessern. So sollen etwa entwürdigende
Praktiken und Techniken im Zusammen-
Die Politik nähert sich einem
Phänomen
Aus Sekten wurden „neue
religiöse und ideologische
Gemeinschaften"
Renate Rennebach, MdB
hang mit religiöser Erziehung untersagt
werden.
Eine Gefahr für Staat und Gesellschaft durch Sekten sieht die Kommission nicht. Gleichwohl - und dies wurde
in der Berichterstattung häufig übersehen - gebe es „im sozialen Nahbereich"
der Betroffenen häufig große Konflikte.
Deshalb möchte die Kommission die Informationsmöglichkeiten der Bevölkerung durch die Gründung einer Stiftung
vergrößern und gleichzeitig die Forschung in diesem Bereich fördern.
Wie vorsichtig die Kommission ist,
zeigt sich am Umgang mit dem Wort
Sekte. Damit auch ja niemand sich diskriminiert fühlen könnte, wird die Verwendung des Begriffs „neue religiöse
und ideologische Gemeinschaften" empfohlen. Ob solche Wortungetüme zur
Klärung beitragen, darf bezweifelt werden.
Doch machen wir uns nichts vor: Alle
nur erdenklichen Maßnahmen werden
das Sektenwesen höchstens eindämmen. Solange Menschen in Familie,
Schule und auch Kirche die drei existenzstiftenden Fragen „Woher komme
ich?", „Wer bin ich?", „Wohin gehe ich?"
nicht beantwortet bekommen, solange
werden sie den Patentantworten von
Scharlatanen aufsitzen.
KHE
13
Stichwort:
Sie sind auf fast allen Wochenmärkten
zwischen Frankfurt und München präsent. Mit ihrem Stand vom „Gut zum
Leben" bieten sie ihre Bio-Produkte feil.
Die Bio-Direktvermarkter sind einer der
zahlreichen sogenannten „Christusbetriebe" im Umfeld des „Universellen
Lebens" (UL).
Das Universelle Leben (UL), ursprünglich „Heimholungswerk", ist eine der am
stärksten wachsenden Sekten Deutschlands. Dabei begann alles recht bescheiden. Die 1933 geborene Gabriele Wittek
lebt seit 1967 in Würzburg. Der Tod ihrer
Mutter im Jahre 1970 muß ein tiefer
Schock für sie gewesen sein. Sie besuchte spiritistische Zirkel, um mit ihrer Mutter
wieder Kontakt aufzunehmen.
Am 6. Januar 1975 soll dann bei
Gabriele Wittek das „Innere Wort" durchgebrochen sein. Durch sie sollen seitdem
der „Geistlehrer Emanuel" und „Jesus
Christus" sprechen, später hat sie auch
noch auf telepathischem Wege Kontakt
zu einem Wesen namens Mairadi vom
„Planeten Maiami-Chuli".
Den Kern des Universellen Lebens
bildet die „Bundgemeinde Neues Jerusalem", gegründet 1987, die derzeit annähernd tausend Mitglieder zählt. Es handelt sich um eine Art Personalgemeinde,
die auch als „Verantwortliche Gemeinde"
bezeichnet wird. Daneben wurden etwa
achtzig Ortsgruppen in Deutschland
gegründet. Gemeinsam mit den Gruppen
im Ausland bilden sie die „Innere-GeistChristus-Kirche", deren Anhängerzahl
europaweit auf vierzig- bis fünfzigtausend
geschätzt wird.
Der Anspruch Witteks steht im
Gegensatz zur christlichen Lehre. Die
Lehre des Universellen Lebens ist eine
gewagte Mischung aus New Age-Gedankengut, Esoterik, apokalyptischer Prophezeiung, (östlichen) Reinkarnationsvorstellungen und einer Umdeutung christli-
14
IlÄiiJBäliSliSliiSläftSSSisäiSiiiyii
Name: Universelles Leben; gegründet
1977 als „Heimholungswerk Jesu
Christi"
Zentrale Figur: Gabriele Wittek, die
„Prophetin", durch die Jesus angeblich
heute spricht.
Anhänger: 40.000 europaweit, vor
allem im deutschsprachigen Raum;
dem inneren Kern, der „Bundgemeinde
Neues Jerusalem", gehören etwa
1.000 „Glieder" an.
Zentrale: Würzburg
„Urgemeinden": Nürnberg, Karlsruhe,
München und Frankfurt am Main
Wirtschaft: Etwa dreißig „Christusbetriebe" arbeiten nach den Regeln
des UL; zu den Betrieben zählen auch
eine „Natur-Klinik" und eine „NaturKurklinik" sowie Kindergärten und eine
Grund- und Hauptschule.
eher Begriffe. Am Übergang der großen
Zeitenwende, dem Übergang vom Fischezum Wassermannzeitalter, lehrt die große
Prophetin den „unmittelbaren christlichmystischen Pfad zu Gott".
Als besonders problematisch muß
neben der wirtschaftlichen Expansion die
pädagogische Arbeit des UL gesehen
werden. Das UL unterhält Kindergärten
und eine eigene Grund- und Hauptschule. Der idealtypische Bildungs- und
Sozialisationsverlauf der Kinder im
Universellen Leben sieht vor, daß ein
möglichst geschlossener Kreislauf von
der Wiege bis zur Bahre hergestellt wird.
Die Kinder kommen in die eigenen
(Ganztags-) Kindergärten des UL, später
gehen sie auf die Schule des UL, auch
ihre(n) Lebenspartner(in) können sie in
der Jugend des UL finden und mit ihm/ihr
zusammen in eine Wohngemeinschaft
des UL ziehen. So fördert das UL sektentypisch das Denken innerhalb eines
geschlossenen Systems.
KHE
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Firmenschilder von „Christusbetrieben" und der Redaktion von „Der Christusstaat" der
Sekte „Universelles Leben" in Würzburg.
Über die Prophetin
Gabriele Wittek
Auf vielen Wochenmärkten sind sie zu
kaufen:
Bio-Produkte aus „Christusbetrieben" im
Umfeld des „Universellen Lebens".
Text rechts aus:
Liobani - Ich erzähle - hörst Du zu ?, Würzburg 1986, zitiert
nach Richard Wagner: Gott sprach und spricht durch sie. Das
Leben und Denken der großen Prophetin Gottes in der mächtigen Zeitenwende. Verlag Universelles Leben, Würzburg 1988
„Die Prophetin erfaßt in einem Augenblick
den Bewußtseinszustand ihres Nächsten,
sieht, was dieser wirklich denkt und empfindet - ungeachtet dessen, was er
spricht und im Äußeren zum Ausdruck
bringen möchte. Sie weiß seine Probleme, auch jene, die diesem Menschen
selbst noch verschleiert sind. Sie weiß
auch deren Ursachen, weiß also, warum
er sie hat. Aus dieser tiefen Erkenntnis
ihres Nächsten vermag sie ihm wirkungsvoll aus geistiger Sicht zu raten und zu
helfen, nach den Gesetzen des Ewigen
zu leben. Unsere Schwester, Gabriele,
gibt ihm aus der göttlichen Wahrheit
genau das, was er zur Zeit verarbeiten
und verkraften kann, nicht mehr und nicht
weniger." (L.95)
15
Stichwort:
Die Anhänger des Geistheilers Bruno
Gröning (1906-1959) jubilierten. „Bei einem kleinen Jungen aus dem hessischen Ort Hedemünden ist ein lebensgefährliches Darmleiden verschwunden,
das Ärzte für .unheilbar' erklärt hatten",
berichtete die Zeitschrift Esotera. „Die
Genesung setzte schlagartig ein, nachdem eine Heilgruppe ihm ,Kraftstrom'
aus der Ferne zugeleitet hatte."
Dieser Kraft- oder Heilstrom durchdringt nach Lehre der Gröning-Gruppen
den Körper. Dieser Heilstrom werde, so
die Überzeugung, vom verstorbenen
Geistheiler Bruno Gröning geschenkt.
Gröning erfreute sich in den fünfziger
Jahren in Deutschland großer Beliebtheit. Seine „Stanniolkugeln" sollten
gleichsam als Akkumulatoren seine eigene Heilkraft auf den Menschen übertragen. Wegen Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz wurde Gröning 1958 verurteilt. Sich selbst konnte er nicht heilen,
er starb 1959 in Paris an Magenkrebs.
In über 350 Gruppen treffen sich heute
die Anhänger, um den Heilstrom zu erfahren. Die dort praktizierten Übungen
sind vergleichbar mit einer einfachen
Form des autogenen Trainings. Körperliche Reaktionen wie das Empfinden von
Wärme, Schwere und Kribbeln werden
als Wirkung des Heilstroms gedeutet.
Der katholische Sektenbeauftragte Lutz
Lemhöfer, Frankfurt, beschreibt die Wirkung dieser Gruppen so: „Gemeinsame
Heilserwartung der Gruppen, Einfluß
charismatischer Leitfiguren und die ständige positive Verstärkung durch Erfolgsberichte anderer erzeugen einen Placebo-Effekt. Mögliche Heilungen und
Besserungen sind beschränkt auf
psychologisch bedingte oder psychogen
überlagerte Krankheitsbilder."
16
Organisation: Freundeskreis Bruno
Gröning
Leitung: Grete Häusler, Lohmar
Verbreitung: 350 Ortsgruppen
Anhängerschaft: 5.000 bis 10.000 in
Deutschland
Vor diesem Hintergrund ist es schon
oft zum gefährlichen Abbruch lebenswichtiger medizinischer Behandlungen
gekommen.
Für seine Anhänger hat Bruno Gröning
die Züge des Messias angenommen: Er
ist derjenige, der allein Gottes Gnade
vermittelt, der auf die gleiche Stufe wie
Jesus Christus gestellt wird. Hinzu
kommt ein völlig unbiblisches Verständnis von Krankheit als Frucht negativer
Gedanken.
Die Gröning-Gruppen haben ein starkes Elite-Bewußtsein und verfügen über
ein ausgeprägtes Feindbild gegenüber
Kritikern und Andersdenkenden. Die kritische Auseinandersetzung hat hier keinen Platz, denn, so die Leiterin Grete
Häusler, „über die Wahrheit braucht man
nicht zu diskutieren".
Kurt-Helmut Eimuth
Wenn der Heilstrom durch den Körper
fließt, stößt er auf die Organe, die belastet sind, und beginnt dort seine reinigende Wirkung. Da die Krankheit ihrem
Wesen nach nicht gottgewollt ist, wird
sie nach und nach beseitigt. Dies kann
in einzelnen Fällen auch spontan geschehen. Hierzu ist es notwendig, daß
sich der Mensch nicht mehr gedanklich
mit der Krankheit beschäftigt, sondern
daran glaubt, daß es für Gott kein Unheilbargibt.
KHE
Bruno Gröning
Freundeskreis Stuttgart 1993
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„Es g i b t schulmedizinisch
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Erfolgsmeldung im Mitteilungsblatt des
Bruno-Gröning-Freundeskreises:
„Birgit Wagner-Stefany: Geheilt von Blindheit und
Bandscheibenvortällen.
• Gezielt aufklären
• „Psycho-Markt"
Sekten mit totalitären Weltbildern und fragwürdigem Demokratieverständnis kontrollieren die Erziehung der in ihrem Umfeld aufwachsenden Kinder. Sie verwehren ihnen
die Möglichkeit, die „Vielfalt des Lebens
kennenzulernen". Darauf weist das Deutsche Kinderhilfswerk (Berlin) hin. Als wichtige Maßnahme zum Schutz von Kindern und
Jugendlichen vor Sekten empfiehlt die Kinderschutzorganisation die Bereitstellung von
umfassendem Aufklärungsmaterial für Kindergärten und Schulen. „Sektenkontaktlehrer" könnten Eltern, Kindern und Erziehern
als kompetente Berater zur Seite stehen.
Präsident Thomas Krüger warnt jedoch davor, alle religiösen Gemeinschaften pauschal als Sekten mit totalitären Ansprüchen
abzustempeln. „Es gibt zahlreiche Gruppen,
von denen bei genauer Betrachtung keine
Gefährdung ausgeht." epd/gb
Für eine gesetzliche Regelung des gewerblichen „Psycho-Marktes" haben sich die
Weltanschauungsbeauftragten der evangelischen Landeskirchen ausgesprochen. Nur
auf diese Weise könnten Verbraucher geschützt werden. Bei den Angeboten zur Lebenshilfe bestehe derzeit ein „völlig rechtfsreier Raum", heißt es. Vielfach würden ohne
entsprechende Qualifikation Techniken angewendet, die nur von Fachleuten ausgeführt werden dürften. Dabei drohten den Hilfesuchenden erhebliche psychische Schäden.
Zugleich würdigen die Weltanschauungsbeauftragten die Arbeit der Enquetekommission des Deutschen Bundestages zum Thema „Sogenannte Sekten und Psychogruppen". Das Gremium könne die Unterschiede
zwischen religiösen Gruppe und pseudoreligiösen Bewegungen deutlich machen. Die
berechtigte Kritik an Sekten dürfe allerdings
nicht in „allgemeine Religionskritik" umschlagen, warnen die kirchlichen Sektenexperten,
epd/gb
17
Stichwort:
Der Raum ist mit allerlei Düften angereichert. In der einen Ecke klingt der
Ton einer Klangschale nach, aus der
rechten Ecke durchwabert den Raum
sphärische Musik. Mitten in einer Großstadt, in einem Bürgerhaus, haben sich
etwa 80 Aussteller zu einer EsoterikMesse zusammengefunden. AromaTherapie, Bachblüten-Therapie, Handlesen, Mind-Machines, heilende Kristalle,
Aura-Fotografie, Kartenlegen und Meditation werden feilgeboten.
Jeder wirbt mit freundlichem Lächeln
und einem gewissen Glanz in den Augen für seinen Heilsweg. Und natürlich
sind die anderen Heilswege am Nachbarstand auch möglich, weil alles möglich ist. „Der Erleuchtung ist es egal, wie
du sie erlangst", ist ein vielzitierter Satz
in der Szene.
Auch wo man die Erleuchtung erlangt, ist gleichgültig. Unter südlicher
Sonne hat ein Bachblüten-Seminar einen ganz besonderen Reiz. Der neue
Trend: esoterisches Reisen. Auch beim
esoterischen Reisen wird viel von Heilung und Therapie gesprochen. Ein für
die oder den Reisende/n nicht ungefährlicher Aspekt. Denn die Ausbildung
mancher „Therapeuten" ist doch sehr
schlecht. Da finden sich Pyramidenexperten, Astrologen, Feuerlauftrainer,
Reiki-Lehrer oder auch Trainer in tandrischer Körperarbeit.
Wie in dem gesamten Bereich des
immer mehr ausufernden grauen Psycho-Marktes wird hier mit vielerlei Technik an der Seele des Menschen geba-
18
„Heute ist Esoterik das,
was sich zur Ich-Findung
gut verkauft."
stelt. Eine profunde psychologische
Ausbildung der „Therapeuten" ist die
Ausnahme. Dabei ist die Gefahr solcher
Technik selbst unter den Veranstaltern
unstrittig. Kann doch selbst eine scheinbar harmlose Meditation eine vorhandene Depression verstärken.
Vor solcher Kommerzialisierung warnen selbst Kritiker aus der EsoterikSzene. Denn sie sehen ihren
„religiösen" Anspruch gefährdet.
Tatsächlich ist die Esoterik eigentlich
ein Weg, genauer ein Schulungs- und
Erfahrungsweg, letzten Endes ein Erlösungs- und Erleuchtungsweg, der nach
innen führt. Doch heute findet sich wenig von dieser Ernsthaftigkeit in der
Esoterik. Heute ist Esoterik das, was
sich zur Ich-Findung gut verkauft. Aus
der einstigen „Geheimwissenschaft",
besonders in Verbindung mit der therapeutisch orientierten Lebenshilfe, ist
längst eine öffentlich angebotene Ware
geworden. Dabei ist der Begriff „esoterisch" völlig ausgeufert. Esoterik ist all
das, wo sich der Mensch auf die Suche
nach sich selbst macht, um „sich selbst
zu finden". Und genau dort liegt der
große Irrtum der Esoterik: Sie verwechselt „Innenwelterfahrung" mit
„Gotteserfahrung".
KHE
ERLEUCHT0H6 ?
Verkaufsschlager auf Esoterik-Messen:
alles, was der „Erleuchtung" dient.
Auf der Suche nach sich selbst: Was
sagen die Karten?
Foto: KNA-Biid-Herb
Foto: epd-bild/Meinhard
19
Stichwort:
Die dreizehnjährige Laura kam sehr
aufgeregt von der Klassenfahrt zurück.
Die Angst stand ihr noch im Gesicht.
Weder mit Vater noch mit Mutter wollte
sie reden. Erst ihrer älteren Schwester
vertraute sie sich an.
Des Nachts, bei Kerzenschein, wurde
im Mädchenzimmer gependelt. Das war
zwar zunächst ganz lustig. Einige
Mädchen legten die Bilder ihres Freundes auf den Tisch und fragten das Pendel, ob er sie noch liebe. Später kam
ein Mädchen auf die Idee, einen Geist
mittels Gläschen zu befragen. Die vier
Mädchen setzten sich an einen Tisch,
streckten ihren Arm aus, berührten das
Glas nicht, und doch - es bewegte
sich. Nacheinander sauste das Glas zu
Buchstaben des im Halbkreis gelegten
Alphabetes. Erst gab es banale Fragen
nach dem eigenen Namen oder dem
Namen des Haustieres. Später wurden
Fragen zur Zukunft der Mädchen
gestellt. „Wann heirate ich?" „Wieviel
Kinder bekomme ich?"... Zum Schluß
dann dieses: „Wann sterbe ich?" und
die Angst vor der Antwort. Laura
erstarrte noch beim Erzählen.
Laura ist kein Einzelfall. Okkulte
Praktiken gehören heute - das zeigen
Untersuchungen - zur Lebenswelt Jugendlicher. Fast die Hälfte aller Jugendlichen machen Erfahrungen mit Okkultpraktiken. Doch die meisten probieren
sie nur ein- oder zweimal aus, um
ihnen dann - entweder aus Desinteresse oder aus Angst - den Rücken zu
kehren.
Besonders beliebt sind okkulte Praktiken, bei denen man Ratschläge von
„Wesen einer höheren Welt" (Geistern)
20
„Besonders beliebt sind
okkulte Praktiken, bei denen
man Ratschläge von 'Wesen
einer höheren Welt' empfangen kann."
empfangen kann oder die einen Blick in
die Zukunft ermöglichen. Hierzu
gehören vor allen Dingen das Glasrücken, das automatische Schreiben,
das Tischrücken oder auch das
Pendeln über ein Alphabet oder über
Gegenstände. An „Schwarzen Messen"
beteiligen sich dagegen nur wenige
Jugendliche.
Das lateinische Wort „okkultus"
bedeutet „geheim" oder „verborgen".
Und so wundert es nicht, daß dieses
Verborgene für die junge Generation
besonders interessant ist. Gewöhnlich
wird auch niemand Schaden nehmen,
wenn jemand das Bild des Freundes
„auspendelt". Problematisch ist es allerdings, wenn Fragen nach Krankheit
oder Tod gestellt werden. Dieses kann
bei dem Betroffenen zu Panik führen.
Aber selbst die „sanften" Okkultpraktiken können dazu verführen, sich vom
Leben abzuwenden. Die gesamte Entscheidung überläßt man dann scheinbar dem Pendel oder den Karten. Und
dann wird eben ausgependelt, ob man
an der Mathematikarbeit teilnehmen
soll oder nicht. Dann diktiert ein Pendel
selbst den Alltag. Das führt zur Entscheidungsunfähigkeit. Eine Gefahr, die
anfänglich leicht unterschätzt wird.
KHE
Okkulte Praktiken wie das „ Tischrücken" (Foto), bei dem Geister nach der Zukunft befragt werden,
sind inzwischen den meisten Jugendlichen bekannt. Gefährlich wird es, wenn sie Antwort auf Fragen nach Krankheit oder Tod geben sollen.
Fotos: KNA
Studie zu Okkultismus:
Neugier auf
Außergewöhnliches
Okkulte Praktiken wie Gläserrücken, Pendeln und
„Schwarze Messen" sind inzwischen der großen Mehrheit der deutschen Jugendlichen bekannt. Nur zwölf
Prozent der 14- bis 18jährigen kennen
diese Praktiken nicht, ergab eine 1995
in Frankfurt vorgelegte Untersuchung
des Diplom-Pädagogen Burkhard Hansel. Der Wissenschaftler hatte knapp
700 Jugendliche an Frankfurter Schulen befragt. 44 Prozent von ihnen
gaben an, mindestens eine der okkulten Praktiken selbst ausprobiert zu haben. Die meisten Schüler (78 Prozent)
probierten es allerdings nur einmal.
Im einzelnen ergab die Befragung, daß deutlich mehr
Mädchen als Jungen solche
Erfahrungen hatten. Während
jedes zweite Mädchen schon
einmal eine okkulte Praktik
ausprobiert hatte, waren es
bei Jungen nur 37,4 Prozent.
Evangelische Jugendliche
waren nach der Untersuchung weitaus anfälliger für solche Versuche als katholische oder muslimische
Schüler.
Als mit Abstand wichtigstes Motiv
wurde von den Jugendlichen „Neugier"
und „Interesse am Außergewöhnlichen"
genannt, während persönliche Motive
(„Hilfe bei schwierigen Entscheidungen"
oder „sich selbst besser kennenlernen")
einen geringen Stellenwert hatten.
(epd/gb)
21
Stichwort:
Im Sommer 1994 richtete die Bundesregierung eine „Informations- und Dokumentationsstelle für sogenannte Jugendsekten und Psychogruppen" ein. Die
Problematik zunehmender Sektenbildung
und das scheinbare Abgleiten Jugendlicher in totalitäre Gruppierungen hat die
Regierung alarmiert. Doch längst sind die
Jugendsekten in die Jahre gekommen,
sprechen heute alle Altersgruppen an.
Der Begriff erscheint unscharf.
Vor zwanzig Jahren erfand der Sektenbeauftragte der bayrischen Landeskirche
Pfarrer Friedrich-Wilhelm Haack, den
Begriff „Jugendreligionen". In seiner 1974
erschienenen Broschüre „Neue Jugendreligionen", inzwischen ein Standardwerk,
stellte er Gruppen wie Scientology, die
Hare Krishna-Bewegung und die Vereinigungskirche (MUN) vor. Diese Gruppen
weisen ähnliche Merkmale auf, so z.B.:
1. Die Anwerbung junger Menschen,
die sich in einer „schwierigen seelischen
Situation" befinden.
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2. Die Gruppen kamen in den 60er und
70er Jahren nach Europa.
3. Die Gruppen scharten sich um einen
als „Bringer der absoluten Wahrheit" verehrten Gründer.
Besonders die Anwerbemethoden mit
der rasanten Trennung von Familie und
Elternhaus sowie dem plötzlichen Abbruch der Ausbildung brachten die
„Jugendreligionen" in Verruf. Inzwischen
sind Veränderungen eingetreten. Es werden keinesfalls mehr nur junge Leute
angeworben, die Bekehrungserlebnisse
werden nicht mehr so schnell vermittelt,
der sofortige Einzug in die Wohngemeinschaft ist eher die Ausnahme. Deshalb
verwenden viele den amerikanischen
Begriff „destruktive Kulte", um auf die zerstörende Wirkung der Beeinflussung hinzuweisen. Andere nehmen zunächst
keine Wertung vor und ordnen die Gruppen religionswissenschaftlich exakt den
Kategorien Psychokult, Neuoffenbarungsreligionen oder Neureligion zu.
KHE
Krishna-Anhänger werben in deutschen Städten
Foto: epd-bild/Neetz
Stichwort:
Schon immer haben totalitäre Systeme sich der Kinder bemächtigt.
Die Gleichschaltung der Seelen und
Köpfe ist die Voraussetzung, um
Herrschaft unumstritten ausüben zu
können. Der Totalitarismus muß sich
der Herzen und Sinne bemächtigen.
Es wundert also nicht, daß dieses
auch für solche totalitäre Systeme
gilt, die unter religiösen Vorzeichen
antreten. Sie wollen die Welt erretten
oder die Weltherrschaft erlangen was für sie das gleiche ist.
Etwa 200.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland wachsen im Umfeld von rund 600 sogenannter Sekten oder neureligiöser Gruppen auf.
Die Gleichschaltung der Herzen und
Sinne beginnt schon bei den Kindern. Zahlreiche Sekten haben eigene Lehrpläne entwickelt, Kinderkrippen und Kindergärten gegründet
und betreiben Internate und Schulen
- was insbesondere dem „Universellen Leben" gelungen ist.
Andere - wie „Scientology" - umgehen auch die deutsche Gesetzgebung und senden ihre Kinder in sekteneigene Internate ins Ausland, etwa nach Amerika oder England. Diese Kinder leben jahrelang in
einem geschlossenen sozialen
System, in dem alles geregelt ist.
Die Orientierung in einer offenen
Gesellschaft ist fast unmöglich. Sie
unterliegen einem geheimen Erziehungsplan. Eine normale Entwicklung und Kindheit wird ihnen vorenthalten:
X Sie werden systematisch ausgegrenzt
X Sie sollen keine Geburtstage
und kein Weihnachten feiern („Zeugen Jehovas")
X Sie müssen täglich acht Stunden meditieren („Thakar Singh")
X Sie schwitzen stundenlang in
der Sauna („Scientology")
X Sie bekommen „die Rute Gottes" zu spüren (christlich-fundamentalistische Gruppen)
X Sie sind die neue Elite, die sündenlos geborene Generation - oder
schlicht die „Retter der Menschheit".
X Sie dürfen nur in der Sektenwelt
leben
X Sie sind auserwählt und ausgegrenzt
Der Mensch besteht - nach scientologischer Lehre - aus einer Art
Seele-Geist-Wesen, dem Thetan.
Dieser Thetan ist unsterblich, kann
den Körper verlassen und bei Tod
sich einen neuen Körper suchen: eine Art technische Reinkarnationsvorstellung, die jedoch für die Kinder
weitreichende Folgen hat. Kinder
sind für die Scientology-Sekte nur
Thetane in einem kleinen Körper. Eine Kindheit gibt es nicht. Folglich
können alle Angebote für Erwachsene auch für Kinder angeboten werden. Die Fachwelt hält die Verfahren
von Scientology für unverantwortlich,
da die psychischen Folgen vielfach
nicht übersehen werden können. Um
wieviel mehr gilt dies für Kinderseelen!
Kurt-Helmuth Eimuth
23
Von der Sekten-Lernfibel bis zum
Sekten-Geschichtenbuch: Die
tung der Herzen und Sinne beginnt bereits bei den Kindern
Die Lehre des „Universellen Lebens" ist damit nach ihren eigenen
Aussagen angelegt auf eine Entprivatisierung des Lebens. Die Ehe wird
ersetzt durch eine rechtlich unverbindliche Partnerschaft und die Kinder werden gemeinschaftseigenen
Erziehungseinrichtungen anvertraut.
Die Familie ist nicht existent und wird
in der Gemeindeordnung nicht
angesprochen.
Diese Lehre steht im Widerspruch zur
Wertordnung des Grundgesetzes und
der bayerischen Verfassung.
Bayerischer Verwaltungsgerichtshof
24
Gleichschal-
Scientology-Kritiker berichten, daß
die Sekte Kontaktsperren anordnet
und Kinder von nächsten Angehörigen - selbst von ihren Müttern - getrennt werden.
Aus einem Bericht der interministeriellen Arbeitsgruppe für Fragen sogenannter Jugendsekten und Psychogruppen
Sekten-Kinder dürfen sich nicht zu
autonomen Persönlichkeiten entwickeln. Sie werden behindert, manipuliert und kontrolliert. Dieses System ist als „psychische Kindesmißhandlung" zu bezeichnen.
Kurt-Helmuth Eimuth
Stichwort:
„Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna,
Krishna, Hare, Hare, Hare Rama, Hare
Rama, Rama Rama, Hare Hare" - Die
Beatles ließen diese Anrufung hinduistischer Götternamen zuerst produzieren.
Vor wenigen Jahren pries ein gewisser
Boy George Krishna mit diesem Anruf
und landete prompt und weltweit in den
Hitparaden - und im deutschen Fernsehen.
Die in safranfarbene Gewänder gehüllten Krishna-Mönche gehören sicherlich zu
den bekanntesten der sogenannten
„Jugendreligionen". A.C. Bhaktivedanta
Prabhupada gründete 1966 die Internationale Gesellschaft für KrishnaBewußtsein (ISKCON). Dieses KrishnaBewußtsein ist das eigentlich ursprüngliche Bewußtsein eines jeden Lebewesens,
so seine Lehre. Dieses Bewußtsein wollen
alle Lebewesen wieder erreichen. Der einzige Weg dorthin besteht im fortwährenden Singen „der heiligen Namen Gottes",
dem ständigen Wiederholen des HareKrishna-Verses. Voraussetzung für die
Wirksamkeit dieses Singens (Chanten) ist
die strenge Einhaltung von vier Punkten
im Alltag:
1. Kein Genuß von Fleisch, Fisch und
Eiern. Außerdem wird erwartet, daß der
Krishna-Anhänger nur Nahrung zu sich
nimmt, die zuvor Krishna geweiht wurde.
2. Kein Genuß von Rauschmitteln,
einschließlich Alkohol, Tabak, Kaffee und
Tee.
3. Kein Glücksspiel, wozu auch Sport
zählt.
4. Keine unerlaubte Sexualität. Es ist
ausschließlich die Zeugung von Kindern
erlaubt, die im Krishnabewußtsein aufgezogen werden.
Erst wer mindestens zwölf Monate lang
unter Beweis gestellt hat, daß er diese
vier Regeln einhält, wird in die ISKCON
aufgenommen. Das neue Mitglied be-
international Society for Krishna
Consciousness (ISKCON)
Gründer: A.C. Bhaktivedanta
Prabhupada, geb. 1896 in Kalkutta,
gest. 1977
Zentrale: Mayapur, Indien
Zentren in Deutschland: Berlin,
Böblingen, Flensburg, Hamburg,
Hannover, Heidelberg, Jandelsbrunn
(Farm), Köln, Leipzig, Nürnberg,
Weimar, Wiesbaden. In diesen Zentren
wohnen 150 Studenten und Mönche
Mitglieder: 5.000 weltweit
(nach eigenen Angaben)
kommt einen Sanskritnamen. Dem
Meister gegenüber verpflichtet sich das
neue Mitglied zu absolutem Gehorsam.
Die ordensartige Organisationsstruktur
der ISKCON und die schnellen Bekehrungen von vorwiegend jungen Leuten, die
ihre Familien verließen und ihre Ausbildung abbrachen, führte in der Vergangenheit zu großen Konflikten. Heute gibt sich
die Gruppe gewandelt. Frauen rücken in
die Führungspositionen auf, Fehler bei
Mission und Sammeln werden eingestanden. Die Zukunft wird zeigen, ob die
ISKCON diese Umkehr wirklich vollzieht.
Im Ursprungsland des Hinduismus genießen die Krishna-Jünger mehr Ansehen
als andere Guru-Bewegungen. Sie sind
Lieblingskinder des nationalistischen Welthindurates, der Vishwa Hindu Parishad
(VHP). Diese Organisation will aus Indien
einen Hindu-Staat machen. Die starke
muslimische Minderheit Indiens soll mit
Gewalt vertrieben werden. In den letzten
Jahren starben Tausende Muslime bei
Aufständen, angezettelt von der VHP. Eine
Distanzierung der ISKCON fehlt bisher.
KHE
25
Stichwort:
Tokio, 20. März 1995: Zwölf Menschen sterben an den Folgen eines
Giftgasanschlages in der U-Bahn, über
5.500 werden verletzt. Verantwortlich
gemacht wird die Aum-Sekte um ihren
Guru Asahara.
Nicht nur Japan ist schockiert. Die
Zahl und das Ausmaß der geplanten
Anschläge verursacht auch über Japan
hinaus Angst und Schrecken. Asahara
ist nicht so einzigartig, wie er denkt.
Das Gemisch aus Selbstüberschätzung,
Charisma, Endzeitprophezeiung und
religiösem Wahn findet sich bei vielen
Führern, die den Tod brachten. Asahara
hatte ebenso das Weltende prophezeit
wie Luc Jouret und sein Orden des
Sonnentempels. Am 5. und 6. Oktober
1994 starben über fünfzig Personen in
Kanada und an zwei Orten der
Schweiz. Sie haben die Erde „für einen
neuen Zyklus der Erde verlassen", wie
es im Abschiedsbrief heißt.
Auch für den selbsternannten
Messias David Koresh in Texas, USA,
war das Weltende gekommen, ebenso
für die über neunhundert Menschen,
die sich 1978 im Urwald von Guayna
umbrachten.
Und bei uns in Deutschland?
Es ist eher unwahrscheinlich, daß es
bei den hier tätigen Organisationen zu
einem solchen Endpunkt kommt. Aber
die Denkstruktur ist in vielen - auch
kleineren - Gruppen erstaunlich ähnlich. Da gibt es eine feindliche Außenwelt, die völlig verkennt, daß die
Gruppe das Patentrezept zur Rettung
dieser Welt hat. Ja, es bildet sich eine
Art Verschwörung gegen die eigene
Gruppe. So läßt sich jede Kritik von
außen abblocken und sogar das Weltende erklären. Die Verblendeten werden
26
„Das Gemisch aus Selbstüberschätzung, Charisma,
Endzeitprophezeihung und
religiösem Wahn findet sich
bei vielen Führern, die den
Tod brachten."
gerichtet, während die eigene Gruppe
zu einem neuen, besseren Leben in
einer jenseitigen Welt aufsteigt. Dieses
Denkschema findet sich beim Universellen Leben mit seiner «Posaune
Gottes» Gabriele Wittek ebenso wie bei
den „Kindern Gottes", die sich heute
„Family" nennen, oder auch den
Zeugen Jehovas, für die das Endgericht
unmittelbar bevorsteht.
Kein Zweifel: es handelt sich bei den
Gruppen, die für den Tod von vielen
Menschen verantwortlich sind, um eine
krankhafte Form von Religiosität. Aber
die Zutaten des tödlichen Mix finden
sich eben auch bei anderen Endzeitsekten. Es bedarf für ein solches
Desaster vor allem eines Gurus,
Meisters oder Führers, der dazu fähig
ist, seine Anhänger und Anhängerinnen
dorthin zu führen. Er braucht Ausstrahlung und quasi göttliche Autorität. Seine
Anweisungen müssen im Namen einer
überirdischen Macht ausgesprochen
werden. Erst wenn göttliche und
menschliche Autorität des Führers
deckungsgleich sind, besitzt er wirkliche, unbestreitbare, letzte Autorität.
Wenn diese Voraussetzungen zusammenkommen, sind alle - um es mit dem
Religionswissenschaftler Johannes
Aagaard zu sagen - „Höllenhunde losgelassen".
KHE
Werbeschrift der „Familie'VHeaven's Love, ehemals Kinder Gottes:
„Offen gesagt, die Welt ist heute in sich in einem schlimmen Zustand, daß wir wirklich
froh sind, daß Jesus bald wiederkommt; denn die einzige Lösung, die wir im heutigen
Chaos und in der heutigen Verwirrung sehen können, ist die baldige Wiederkunft des
Herrn!"
Auszug aus den Offenbarungen der Gabriele Wittek (Universelles Leben), aus der Jesus
Christus sprechen soll:
„Meine Worte sind das Allgesetz, das ewige Gesetz; sie verlangen Entscheidung für
oder gegen mich. Wer es fassen kann, der fasse es. Wer es lassen will, der lasse es.
Jeder trägt das, was er ist - und für das, was er ist, selbst die Verantwortung vor dem
Allgesetz, Gott."
Auszug aus einer Schrift, die nach dem Tod von über 50 Mitgliedern des Sonnentemplerordens bei einem Schweizer Sektenexperten einging (zitiert nach Berliner Dialog Nr. 1/95):
„Mit einer unergründlichen Liebe, mit einer unvergleichlichen Freude und ohne jedes
Bedauern, verlassen wir diese Welt. Menschen, weint nicht über unseren Abgang, aber
weint lieber über Euren. Der unsere ist beneidenswerter als Eurer.
Euch, die ihr empfänglich seid für diese letzte Botschaft, sagen wir, daß unsere Liebe
und unser Friede Euch begleitet in den schrecklichen Prüfungen der Apokalypse, die
Euch erwartet. Wisset, daß von dort, wo wir sind, wir immer die Arme ausstrecken zu
denjenigen, die würdig sind uns zu treffen."
27
Teile Aufregung in der
[Familie: ein Mitglied
ist in eine Sekte abgetaucht. Aber kein
Jugendlicher hat sich dem zweifelhaften
Guru an den Hals geworfen, sondern die
ebenso gesicherte wie gclangweilte Mittelstandsgattin mittleren Alters. Das könnte
Thema einer betulichen Reportage mit
erhobenem Zeigefinger sein, aber der amerikanische Autor John Updike macht daraus einen deftig-witzigen Briefroman. „S."
- so signiert die GuruJüngerin ihre Briefe an
die besorgten erwachsenen Kinder. Ähnlichkeiten zur „Bhagwan"-Farm in Oregon
sind natürlich rein
zufällig... Und ebenso
hat die „Kirche für
angewandte Philosophie" im Krimi
„Gottesgemüse" des
B
lich-fundamentalistischen Sekte. In selbstgefälliger Rechthaberei und gnadenlosem
Missionsdrang treiben sie Menschen in
den Tod, diese „Leute, die an die Tür
klopfen".
n milderes, zwischen
Eöiobskurem Eifer und
menschlicher Wärme schwankendes Bild,
entwirft Anne Tyler in ihrem Roman „Fast
ein Heiliger" von der „Kirche der zweiten Chance",
die dem Titelhelden
tatsächlich eine zweite
Chance gibt, mit einer
Lebensschuld auf konstruktive Weise umzugchen.
Hart an der Realität bleibt
schließlich der Sektenexperte Hans Jörg Hemminger von der Evangelischen
Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in seinem
kriminalistischen Sammelband „Das Duell der Gurus". In dessen
Kurzgeschichten wird man rasch verschiedene bekannte Gewächse aus dem
Dschungel der neuen Religiosität wiederentdecken.
Über Sekten
im Roman
deutschen Autors Jürgen Kehrer natürlich
rein gar nichts mit der real existierenden
Scientology-Organisation zu tun...
kas Thema „Sekten"
"hat Konjunktur - auch
im Genre des ernsthaften Unterhaltungsromans. Das hat gute Gründe. Immer geht es
um menschliche Extremsituationen:
Euphorie und tiefe Depression, quälende
Abhängigkeit und fanatischer Missionseifer, Autorität und Aufbegehren. Fiktiv und im Modell besonders kraß beschreibt Margaret Atwood in ihrem
„Report der Magd" die quälende Zukunftsvision einer Sekte an der Macht: eine würdige Fortsetzung von Orwells Roman
„1984". Sehr viel alltäglicher, aber nicht
weniger bedrohlich, zeichnet Patricia
Highsmith das Psychogramm einer christ-
Vi
28
M:[
anchmal werden in
der Fiktion die Dinge „bis zur Kenntlichkeit entstellt" und
damit erst sichtbar. Ein treffliches Verfahren, sich besonders mit den religiösen
Gruppierungen auseinanderzusetzen, deren
Propaganda und Realität so extrem auseinanderklaffen wie bei Sekten aller Art. Ihre
Struktur, ihre Zwänge, ihre Verheißungen
und ihre Bedrohlichkeit können im Medium der Literatur aufs beste dargestellt werden. Sektenkunde einmal anders. Sehr
empfehlenswert!
Lutz Lemhöfer
LESEPROBE.
Hansjörg
Hemminger
LOREL S U N
GIBT AUF
(...) Schließlich betrat Lorel Sun
den Raum - oder soll ich sagen: Er
hatte seinen Auftritt? Der Meister trug
Mokassins und ein wallendes, buntes
Gewand, das wohl an eine indianische
Webdecke erinnern sollte. Aber der
Kopf war ganz unindianisch: blond,
nordisch-lang, mit ausgeprägtem
Kinn, schweren Augenlidern und
buschigen, hellen Brauen. Zu meiner
Überraschung sprach er ein annehmbares Deutsch, der amerikanische
Akzent fügte seinen Worten gerade
genug Exotik hinzu, um sie noch eindrucksvoller werden zu lassen.
Mit weit ausholenden, feierlichen
Handbewegungen begrüßte uns Sun,
um sich schließlich voller Würde in
dem Armsessel am Kamin niederzulassen. In einfachen Worten schilderte
er die starken, positiven Energien, die
er im Raum spüren könne, sprach von
negativen Kräften, die er durch seine
vorbereitende Lichtmeditation abgewehrt habe, und leitete dann zu einer
gemeinsamen Mantra-Meditation
über. Ein blasser, dicklicher junger
Mann schlug auf ein Zeichen hin in
kurzen Abständen eine bronzene
Klangschale an, und die Anwesenden
fielen mit einem getragenen,
gesummten „ O o o o o o m " ein. (...)
Dann folgten Paarübungen, die mir
aus:
Hansjörg
Hemminger,
Das Duell der
Gurus,
Kriminalfälle
aus dem
Sektenmilieu,
S. 33 f,
Brunnen-Verlag,
Gießen 1994.
eher peinlich waren. Gerne hätte ich
sie mit Marius gemacht, aber der griff
sich demonstrativ eine junge Frau zu
seiner Rechten, eine angehende Lehrerin, wie ich später erfuhr. Ich mußte
mit einer sehr viel älteren Frau links
von mir Vorlieb nehmen. Glücklicherweise erinnerte sie mich an meine
Hausärztin, so daß sich die Peinlichkeit
in Grenzen hielt, selbst als sie mich
dazu brachten, mich auf dem Berberteppich auszustrecken und mir von ihr
das Bauch-Chakra bestrahlen zu lassen. Die Bestrahlung bestand darin,
daß die Pseudo-Ärztin ihre Handfläche
wenige Zentimeter über meinem
Nabel schweben ließ, um die Energien
zu konzentrieren, die von Lorel Suns
Händen ausgingen, die er in der Mitte
der Runde hoch in die Luft hielt.
Nicht ganz wahrheitsgemäß erklärte
ich meiner Partnerin, daß ich die Wärme fühlen könnte, die von ihrer Hand
auf mich überströmte, weigerte mich
aber mit einem Hinweis auf meine
Unfähigkeit, ihre guten Dienste im
Chakren-Bestrahlen zu erwidern. Marius zeigte keine solchen Hemmungen.
Er hatte zuerst mit Hingabe Energien
auf den Bauchnabel der Junglehrerin
gelenkt und ließ sich nun selbst
„behandeln" (...)
29
!
ancher hat nicht nur eine
Leiche im Keller, sondern ein
Skelett auf der Orgelempore. So
jedenfalls in dem Kirchenkrimi des
norddeutschen Pfarrers Christian
Uecker „Wenn der Tod tanzt".
Ueckers Bücher beweisen wieder einmal mehr, daß Krimi und Religion
gar nicht wenig miteinander zu tun
haben. Seit Chestertons legendärem
Pater Brown ist die Garde geistlicher
Detektive größer und bunter geworden: Die Reihe reicht von William
Kienzles progressiv-katholischem
Gemeindepfarrer in Chicago über
Harry Kemelmans Rabbi, der
Kriminalfälle mit Hilfe des Talmud
löst, bis zu Tony Hillermans NavajoPolizisten, der sich in der Freizeit
zum Schamanen ausbilden läßt.
Die geistlichen Detektive lösen ihre
Fälle zumeist nicht durch hektische
Aktionen und waffenstarrende
Verfolgungsjagden, sondern durch
genaue Beobachtung und tiefe
Menschenkenntnis. Die Abgründe
der menschlichen Seele sind ihnen
sozusagen von Berufs wegen vertraut. Dem kommt eine Eigenart der
Gattung Kriminalroman entgegen:
Es geht nie um Banalitäten. Alles
dreht sich um Schuld und Sühne,
Leidenschaft und Verzweiflung,
Recht und Unrecht. Themen also, die
auch die Theologie betreffen. Und
im besseren Krimi ist wie in der besseren Theologie zu lernen, daß
Schuld und Unschuld im Menschenleben nicht immer so klar verteilt
30
Pfarrer, Rabbis, Detektive.
\
Religion
!
3ra
|
Kriminalroman i
L
sind wie im Lehrbuch. Die menschliche Gerechtigkeit bleibt brüchig
und harrt nach wie vor der Erlösung.
Niemand beschreibt dies so subtil
wie die große alte Dame des britischen Kriminalromans, Dorothy
Sayers. Die anglikanische Pfarrerstochter und Verfasserin religiöser
Dramen läßt ihren Meisterdetektiv
Lord Peter Wimsey immer wieder
über die Frage stolpern, ob seine kriminalistischen Spürjagden letztlich
mehr Recht oder mehr Opfer hervorbringen. Die Antwort eines Geistlichen spiegelt auch die christliche
Grundposition der Autorin: „Übergeben Sie den Missetäter der Gerechtigkeit, aber vergessen Sie dabei
nicht, daß auch Sie und ich nicht
davonkommen würden, wenn uns
allen Recht geschähe."
Lutz Lemhöfer
Lesetip: G.K. Chestertons Geschichten um Pater Brown
sind in verschiedenen Sammelbänden zugänglich. Von
Harry Kemelman sind alle Bücher zu empfehlen, die
den „Rabbi" im Titel führen. Die Romane von Tony
Hillerman und Christian Uecker haben durchgängig
auch Religion zum Thema; bei Dorothy Sayers empfehlen sich besonders die Romane „Der Glocken Schlag",
„Ein Toter zuwenig" und „Keines natürlichen Todes",
dem auch das Zitat entnommen ist.
I
Dorothy L. Sayers
6
•^Htt« "
Miss Climpson war eine von denen, die
immer sagen: „Ich gehöre nicht zu
denen, die anderer Leute Post lesen."
Das ist für alle eine deutliche Warnung,
daß sie zu eben dieser Sorte gehören.
Dabei sagen sie nicht einmal die Unwahrheit; es ist der reine Selbstbetrug.
Die Vorsehung hat sie lediglich wie die
Klapperschlangen mit einer Warnrassel
ausgestattet. Wer nach dieser Warnung
immer noch dumm genug ist, seine
Korrespondenz in Reichweite liegenzulassen, ist eben selbst schuld.
Miss Climpson warf einen raschen
Blick auf das Blatt.
In den Anleitungen zur Gewissenserforschung, wie sie an Rechtgläubige
manchmal ausgegeben werden, ist oft
ein sehr unkluges Absätzchen enthalten, das für die unschuldige Weltfremdheit seiner Verfasser Bände spricht. Da
bekommt man zum Beispiel den Rat,
zur Vorbereitung auf die Beichte seine
Missetaten in einer Liste zusammenzufassen, damit einem nicht die eine oder
andere Schlechtigkeit durch die Lappen
geht. Natürlich heißt es, man solle nicht
die Namen anderer Leute daraufschreiben, den Zettel weder seinen Freunden
zeigen noch irgendwie herumliegen lassen. Aber solche Mißgeschicke passieren
nun einmal - und dann könnte dieses
Verzeichnis der Sünden das Gegenteil
dessen bewirken, was die Kirche im Sinn
hat, wenn sie den Gläubigen bittet,
dem Priester seine Sünden ins Ohr zu
flüstern, und vom Priester verlangt, sie
im selben Augenblick zu vergessen, da
LESEPROBE
AUS
© deutsche
Rechte bei
Scherz Verlag
Bern und München
er den Beichtenden losspricht - als
wären sie nie ausgesprochen worden.
Jedenfalls war kürzlich jemand von
den auf diesem Blatt Papier verzeichneten Sünden reingewaschen worden wahrscheinlich letzten Samstag -, und
dann war der Zettel unbemerkt zwischen Kniekissen und Beichtstuhl geflattert und dort den Augen der
Reinemachefrau entgangen. Da lag er
nun, dieser Bericht, der für Gottes Ohr
allein bestimmt gewesen war - hier lag
er offen auf Mrs. Budges rundem
Mahagonitisch vor den Augen eines
sterblichen Mitmenschen.
Eine geschlagene halbe Stunde saß
Miss Climpson für sich allein und kämpfte mit ihrem Gewissen. Ihre angeborene
Neugier sagte: „Lies". Ihre religiöse
Erziehung sagte: „Du darfst nicht
lesen." Ihr Pflichtgefühl gegenüber
ihrem Auftraggeber Wimsey befahl:
„Überzeuge dich." Ihr Gefühl für
Anstand sagte: „Laß das bleiben." Und
eine schrecklich ungehaltene Stimme
grollte finster: „Es geht um Mord. Willst
du zur Komplizin eines Mörders werden?" Sie kam sich vor wie Lancelot
Gobbo zwischen Gewissen und
Versucher - aber welche Stimme gehörte dem Versucher und welche dem
Gewissen? ....
31
LITERATURHINWEISE
zusammengestellt von Lutz Lemhöfer
Wer sich heute über Sekten und weltanschauliche Extremgruppen informieren will, braucht zunächst keine Spezialbibliotheken. Gerade in den letzten
Jahren ist eine Reihe nützlicher Sachbücher erschienen, die jede Buchhandlung rasch besorgen kann. Wer sich
grundsätzlich informieren will, warum
und wie die Sekten ihre Anhängerschaft
finden, wird bei Hugo Stamm (1) und
Steven Hassan (2) wichtige Erklärungen finden. Beide beschreiben generell
die Eigenart von Sekten und ihren Einfluß auf die Psyche. Tips für den Umgang mit Betroffenen - Leitlinien, keine
Patentrezepte! - liefert kompetent und
gut verständlich Kurt-Helmuth Eimuth
(3). Etwas grundsätzlicher versucht
Hansjörg Hemminger (4) das theologische und psychologische Verständnis
dessen zu entfalten, was eine Sekte ist
und problematisch macht. Wichtige Hinweise über die fatalen Konsequenzen
einer Sektenbindung der Eltern für ihre
Kinder und deren Erziehung gibt
wiederum Kurt-Helmuth Eimuth (5).
Stärker religionswissenschaftlich
versucht Georg Schmid (6) einige
Schneisen durch den „Dschungel der
neuen Religiosität" zu schlagen. Seine
einfühlsame Darstellung des Lebensund Glaubensgefühls von Fundamentalisten oder Esoterikem, Volkskirchlern
oder Sektenangehörigen läßt vieles
besser verstehen.
Im Gegensatz zu diesen Büchern, die
einzelne Gruppen höchstens illustrativ
beleuchten, können die folgenden Titel
als Nachschlagwerke zur raschen Information über einzelne Personen und
Gemeinschaften dienen. Das dickleibi-
32
ge „Lexikon der Sekten, Sondergruppen
und Weltanschauungen" (7) aus dem
Herder-Verlag ist mittlerweile auch als
preiswertes Taschenbuch erschienen.
Es informiert solide und gibt durch ein
ausführliches Register Zugriff noch auf
entlegene Namen und Begriffe. Knapper im Text, aber ebenso seriös ist das
Buch von Eggenberger (8). Teilweise
enthält es auch Kurzporträts von Bewegungen, die sonst nirgends erwähnt
sind. Solide kurze Porträts der gängigsten Gruppen aus der Feder evangelischer Sekten-Experten bietet auch das
Taschenbuch von Bannach/ Rommel
(9). In ähnlicher Weise empfiehlt sich
die „Erste Auskunft" 'Sekten' aus dem
katholischen Benno-Verlag (10).
Ausführliches zu entlegenen Bewegungen, wie Neo-Germanen, Rosenkreuzern und „neuen Hexen" bietet
Rüdiger Hauth (11).
Nur für die beiden konfliktreichsten
Gruppen sollen noch je drei einzelne Titel genannt werden. Zu „Scientology" ist
Billerbeck/Nordhausen (12) mittlerweile
das journalistische Standardwerk, nicht
zuletzt wegen des praktischen Registers. Eine grundsätzliche Analyse des
Welt- und Menschenbildes der Scientologen bietet Hansjörg Hemminger (13).
Angelika Christ/Steven Goldner informieren unaufgeregt, aber deutlich über
die Gefahren von „Scientology im Management" (14). Über die „Zeugen Jehovas" informiert autobiographisch eindrucksvoll Gerd Wunderlich (15). Eine
kritische Darstellung von außen auf dem
neuesten Informationsstand liefern Ulrich Rausch und Eva-Maria Kaiser (16)
sowie Klaus-Dieter Pape (17).
(1)
Hugo Stamm: Sekten. Im Bann
von Sucht und Macht. Ausstiegshilfen
für Betroffene und Angehörige.
drv, München 1996.
(9)
Klaus Bannach/Kurt Rommel
(Hrsg.): Religiöse Strömungen unserer
Zeit. Eine Einführung und Orientierung.
Quell-Verlag, Stuttgart 1991.
(2)
Steven Hassan: Ausbruch aus
dem Bann der Sekten. Psychologische
Beratung für Betroffene und Angehörige. ro-ro-ro-Sachbuch, Reinbek 1993
(10) Arbeitskreis neue Jugendreligionen (Hrsg.): Erste Auskunft 'Sekten', Okkultismus, Esoterik, Neue Religiosität. Benno-Verlag, Leipzig 1994.
(3)
Kurt-Helmuth Eimuth: SektenRatgeber. Informationen und Ratschläge für Betroffene. Herder-Spektrum,
Freiburg 1997.
(11) Rüdiger Hauth: Hexen, Gurus,
Seelenfänger. Brockhaus-Verlag, Wuppertal 1994.
(4)
Hansjörg Hemminger: Was ist
eine Sekte? Erkennen - Verstehen Kritik. Grünewald-Verlag, Mainz/
Quell-Verlag, Stuttgart 1995.
(5)
Kurt-Helmuth Eimuth: Die Sekten-Kinder. Herder-Spektrum, Freiburg
1996.
(6)
Georg Schmid: Im Dschungel
der neuen Religiosität. Esoterik, östliche Mystik, Sekten, Islam, Fundamentalismus, Volkskirchen. Kreuz-Verlag,
Stuttgart 1992.
(7)
Hans Gasper/Joachim Müller/
Friederike Valentin: Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen. Fakten, Hintergründe, Klärungen. Herder-Spektrum, Bd. 4271, Freiburg 1994.
(12) Liane Bilerbeck/Frank Nordhausen: Der Sekten-Konzern. KnauerTB, München 1994.
(13) Hans Jörg Hemminger: Scientology - Der Kult der Macht Quell-Verlag, Stuttgart 1997.
(14) Angelika Christ/Steven Goldner: Scientology im Management. Econ-Verlag, Düsseldorf 1995.
(15) Gerd Wunderlich: Jehovas
Zeugen. Die Paradies-Verkäufer. Claudius-Verlag, München 1992.
(16) Ulrich Rausch/Eva-Maria Kaiser: Die Zeugen Jehovas. Heyne-Verlag, München 1998.
(17) Klaus-Dieter Pape: Die Angstmacher. Wer (ver)führt die Zeugen Jehovas? Benno-Verlag, Leipzig 1998.
(8)
Oswald Eggenberger: Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen
Vereinigungen. Ein Handbuch. Theolologischer Verlag, Zürich 1994.
33
Haben Sie noch Fragen?
Hier erhalten Sie weitere Informationen:
Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
Auguststr. 80
10117 Berlin
Tel.: 030/28395211
Fax: 030/28395212
Zentralstelle Pastoral der Deutschen Bischofskonferenz
Kaiserstr. 163
53113 Bonn
Tel.: 02 28/1032 30
Fax: 0228/103334
• Berlin-Brandenburg
Pfr. Thomas Gandow, Heimat 27,
14165 Berlin-Zehlendorf,
Tel.: 030/8157040,
Fax: 030/84 50 96 40
• Braunschweig
Propst Armin Kraft, Schützenstr. 23,
38100 Braunschweig,
Tel.: 0531/4718-0,
Fax: 0531/471847
• Bremen
Pastor Helmut Langel, Heymelstr. 35,
28359 Bremen, Tel.: 0421/231991
DIE BEAUFTRAGTEN FÜR
RELIGIONS- UND WELTANSCHAUUNGSFRAGEN
IN DEN LANDESKIRCHEN:
• Anhalt
Pfr. Dr. Karl-Wilhelm Berenbruch,
Allee 23, 06493 Ballenstedt,
Tel.: 0394 83/80318
• Baden
Pfr. Dr. Jan Badewien, Postfach 22 69,
76010 Karlsruhe,Tel.: 0721/9349-290,
ab Dezember 1996: 0721/9175-0,
Fax: 0721/9349-293
• Bayern
Pfr. Dr. Wolfgang Behnk, Marsstr. 19,
80335 München, Tel.: 089/5595610,
Fax: 089/5595613
Pfr. Bernhard Wolf, Burgstr. 7,
90403 Nürnberg,
Tel.: 0911/2 14 21 80
Fax: 09 11/2 14 21 81
Diakon Rudi Forstmeier, Landwehrstr. 15,
80336 München,
Tel: 089/55029034,
Fax: 089/55 02 96 24
• Hannover
Dr. Ralf Geisler
Pfrin. Gisela Hessenauer, Postfach 265,
30002 Hannover,
Tel.: 0511/1241-972,
Fax: 0511/1241-140
und 0511/1241-499
Diakon Ingolf Christiansen,
Albanikirchhof 1 A III, 37073 Göttingen,
Tel.: 0551/59765,
Fax: 0551/487175
• Hessen und Nassau
Pfr. Dr. Fritz Huth, Riedstr. 2,
64295 Darmstadt, Tel.: 061 51 /36 70 05
• Kurhessen-Waldeck
Pfr. Eduard Trenkel, Wilhelmshöher Allee 330,
34131 Kassel,
Tel.: 0561/93782 43,
Fax: 0561/9378424
• Lippe
Pastor Claus Wagner, Molinder Grasweg 10,
32657 Lemgo, Tel.: 05261/7 12 40
• Mecklenburg
Amt für Gemeindedienst, Domplatz 12,
18273 Güstrow,
Tel.: 03843/6 83 38
• Nordelbien
Pastor Jörn Möller,
Pastorin Dr. Gabriele Lademann-Priemer,
Felbrunnenstr. 29,
20148 Hamburg, Tel.: 040/41 32 24 80,
Fax: 040/41 32 24 18
• Nordwestdeutschland
Pastor Johannes Göhler, Neue Str. 21,
27624 Ringstedt, Tel.: 04708/242 (auch Fax)
• Oldenburg
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26121 Oldenburg, Tel.: 0441/1 62 37,
Fax: 0441/13807
• Pfalz
Pfr. Dr. Richard Ziegert, Martin-Luther-Str. 9,
67346 Speyer,
Tel.: 062 32/92364 (auch Fax)
• Pommern
Pfr. Friedrich von Kymmel, Dorfstr. 50,
17406 Morgenitz, Tel: 038372/702 51
Fax: 03 83 72/7 02 65
• Rheinland
Pfarrer Joachim Keden, Rochusstr. 44,
40479 Düsseldorf,
Tel.: 0211/361 0246,
Fax: 0211/361 0223
• Sachsen
Pfr. Ekkehart Zieglschmid, An der Heilandskirche 1, 01157 Dresden,
Tel.: 0351/4211664
• Sachsen-Anhalt
Pfr. Dr. Andreas Fincke, Auguststr. 80,
10117 Berlin, Tel.: 030/28 395211,
Fax: 030/2839 5212
• Schlesische Oberlausitz
Pfr. Jörg Michel, Martin-Luther-King-Haus,
Postf. 3344, 02965 Hoyerswerda,
Tel.:03571/41 42 27
• Thüringen
Kirchenrat Dr. Friedrich Büchner, Fritz-KochStr. 7, 99817 Eisenach,
Tel./Fax: 03691/2155 72
• Westfalen
Pfr. Dr. Rüdiger Hauth, Röhrchenstr. 10,
58452 Witten, Tel.: 02302/91010-0
• Württemberg
Pfr. Walter Schmidt, Postfach 101352,
Dr. Hansjörg Hemminger,
70012 Stuttgart,
Tel.: 0 7 1 1 / 2 0 6 8 - 2 3 7 , 276, 236,
Fax: 0711/2262946
DIE AUTOREN:
Dipl.-Päd. Kurt-Helmuth Eimuth
Kurt-Schumacher Str. 23
60311 Frankfurt am Main
Tel.: 069/21 65-1388
Fax: 069/21 65-2388
Dipl.-Theol. Lutz Lemhöfer
Diözese Limburg - Referat Weltanschauungsfragen
Eschenheimer Anlage 21
60318 Frankfurt am Main
Tel.: 069/15 01-149
Fax: 069/15 01 -159
Auch das örtliche Pfarramt kann weiterhelfen
oder Ihnen eine Beratungsstelle in der Nähe
nennen.
• Schaumburg-Lippe
Landeskirchenamt der Ev.-Iuth. Landeskirche
Schaumburg-Lippe, Herderstr. 27,
31675 Bückeburg,
Tel.: 05722/9600
35
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Unsere Seele ist kostbar. Wir sollten sorgsam mit ihr umgehen.
Zur besseren Orientierung Tips von Kurt-Helmuth Eimuth.
Vorsicht bei allumfassenden Versprechungen nach dem Motto "Wenn du
unser Angebot annimmst, werden alle deine Probleme innerhalb kurzer Zeit
gelöst". Schnelle Patentlösungen gibt es nicht.
Prüfen Sie die Organisationsform der Gruppierung und die Qualifikation
der Leiter. Sie sollten sich nicht Menschen mit nur einer "internen Ausbildung" anvertrauen. Ein Abschluß an einer deutschen Universität ist Mindeststandard. Und: Schauen Sie sehr genau hin. Eine "Diplomparapsychologin"
ist zum Beispiel etwas völlig anderes als eine Diplom-Psychologin.
Unterschreiben Sie niemals vor Ort. Lassen Sie sich alle Unterlagen mit
nach Hause geben, besprechen Sie diese mit Ihrem Partner, Ihrer Partnerin.
Sollten Sie keine Unterlagen ausgehändigt bekommen, oder wird Druck mit
Hinweis auf das einmalige Angebot ausgeübt, ist äußerste Vorsicht geboten.
Behalten Sie immer Ihre persönlichen Papiere bei sich. Personalausweis
und Reisepaß gehören nicht in die Hände von Dritten.
Einladungen zu kostenlosen Wochenenden oder Persönlichkeitstests
sind erfahrungsgemäß lediglich Formen intensiver Werbung.
Lassen Sie sich dadurch nicht blenden. Überweisen Sie nicht
voreilig Geld.
Bei Zweifeln hilft es oftmals, wenn Sie sich die Inhalte aller
Telefonate, Besuche und Kontakte zu einer Gruppe aufschreiben.
Das hilft bei der Klärung.
Im Zweifelsfall informieren Sie sich bei Beratungsstellen und
Betroffeneninitiativen. Auch die Pfarrämter helfen Ihnen gerne weiter.
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