LEUCHTKRAFT DES FILMS

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LEUCHTKRAFT DES FILMS
Jena, 1. Juni 2015
18:30 Uhr, Kino im Schillerhof
In den Jahren als Kinderdokumentarfilmer hat Kraußer nicht
nur nach immer neuen Wegen gesucht, Kindern die Welt mit filmischen Mitteln auf poetische Weise erfahr- und durchschaubarer zu machen. Auch das unmittelbare Einsetzen für Kinderrechte war stets Bestandteil seines Schaffens. 1998 drehte er
für das ZDF „Das kleine Orchester der Hoffnung“ über die menschenunwürdige Internierung geistig behinderter Kinder in
russischen „Heilstätten“ und über Initiativen, diesen Kindern
zu helfen. Am Kindertag soll dieser Film in Jena zu sehen sein.
Außerdem im Programm „Der gordische Knoten“, „Bilder einer
Ausstellung“ sowie „Geld“, den Kraußer zusammen mit dem
in Remschütz lebenden Keramiker, Künstler, Konstrukteur und
Kulturorganisator Kristian Körting realisiert hat.
Schmalkalden, 2. Juni 2015, 19:00 Uhr,
Schloss Wilhelmsburg (Tafelgemach)
Nach Schmalkalden kam Jochen Kraußer wiederholt zum Drehen. Sein Debütfilm entstand hier: „Schmetterling“ (1976).
Darin beobachtet der Regisseur eine Kindergartengruppe,
die Raupen sammelt, füttert und dann die Verwandlung zum
Schmetterling verfolgt. Was sich nach Banalität anhört, wird
vom Filmemacher poetisch in Szene gesetzt; der Film gewinnt
zahlreiche Preise.
„Endlich fliegen“ (1989) schaut Jahre später auf die jetzt
19-jährige Andrea, eines der damaligen Mädchen aus „Schmetterling“, und befragt sie nach ihren Träumen und ob diese zur
Realität geworden sind. Interessant dabei auch, welche Szenen dem Schnitt zum Opfer fielen, z.B. eine Situation im damaligen Staatsbürgerkundeunterricht. In einem Filmgespräch
äußerte sich Kraußer dazu 2005: „… das ist eine Sache, die mir
damals besonders bewusst wurde: Was ich als Dokumentarist
machen darf und was ich nicht machen darf – in welch einer
Rolle ich eigentlich bin.“
PROGRAMM*
26.05.2015, 19:30, Lauscha, Kulturhaus
• Bruno Greiner-Petter – genannt „Der Bimmel'“
• Kreuzschnabellegende
• So ist die Sache – Über die Wahrheit im Dokumentarfilm
27.05. 2015, 18:00, Gera, METROPOL
• Schmetterling
• Lerchenlieder
• Mankmußer Fantasien
• Jens, eine Reizzwecke
• Bilder einer Ausstellung – ein Schöpfungsbericht
28.05.2015, 19:30, Hildburghausen, Rathaussaal
• Schmetterling
• Bruno Greiner-Petter – genannt „Der Bimmel'
• Leuchtkraft der Ziege
• Cinquillo Cubano – eine kubanische Musikerfamilie
29.05.2015, 17:00, Weimar, Lichthauskino
• Der Auftrag
• Wind sei stark
• Der gordische Knoten
• Leuchtkraft der Ziege
• So ist die Sache – Über die Wahrheit im Dokumentarfilm
• Abschied von Mechowoje – eine ungewöhnliche Reise in
Russland
TH Ü R IN G EN
Mai/Juni 2015
LEUCHTKRAFT
DES FILMS
Dokumentarfilme
von Jochen Kraußer
01.06.2015, 18:30, Jena, Kino im Schillerhof
• Das kleine Orchester der Hoffnung
• Der gordische Knoten
• Bilder einer Ausstellung – ein Schöpfungsbericht
• Geld
02.06.2015, 19:00, Schmalkalden, Wilhelmsburg
• Schmetterling
• Endlich fliegen
• Über die Berge
• Wind sei stark
* Änderungen vorbehalten
Veranstalter:
Landeszentrale für politische Bildung Thüringen,
Referat 4, Regierungsstraße 73, 99084 Erfurt,
Tel: 0361.3792740, [email protected]
Fotos: Michael Reinhardt (1), Archiv Jochen Kraußer (10)
F il m to u r
Dank an: Jochen Kraußer, DEFA-Stiftung und Deutsche Kinemathek, Deutsches Rundfunkarchiv, Stadt Lauscha, METROPOL
Gera, Stadtmuseum Hildburghausen, backup-festival u. Lichthauskino Weimar, Film e.V. und Kino im Schillerhof Jena, Villa K.
e.V. u. Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden.
26. MAI – 2. JUNI 2015
LAUSCHA – GERA – HILDBURGHAUSEN
WEIMAR – JENA – SCHMALKALDEN
,
01.06.2015, 18.30 Uhr
Jena,
Kino im Schillerhof
EINLEITUNG
Dokumentarfilme von Jochen Kraußer
Manchmal liegt im Unscheinbaren, Alltäglichen, Abseitigen
doch Wichtiges verborgen. Oft bleibt es unserer Aufmerksamkeit entzogen. Künstler mit seismografischen Gespür für Wesentliches jedoch können es hervorzaubern. Filmkünstler sind
Lichtmaler, sie vermögen es, unscheinbare Dinge zum Leuchten zu bringen.
Ein solcher Zauberer ist der aus Thüringen stammende und
immer wieder hier arbeitende Regisseur Jochen Kraußer. Er
sucht am Rande, findet Menschen, die scheinbar wenig Spektakuläres zu bieten haben. Mit anderen im DEFA-Dokumentarfilmstudio entwickelt er eine Methode des dokumentarischen
Erzählens, die ein Thema nicht belehrend illustrieren, sondern
neugierig vortastend in den Erzählungen der Menschen nach
Themen fahnden will. Unaufgeregt und experimentierfreudig
wird dabei Wesentliches des DDR-Alltags ans Licht gebracht.
Seine Filme können damit 25 Jahre nach der Friedlichen Revolution eine wichtige Facette zur Aufarbeitung von DDR-Wirklichkeit beitragen. Auch die nach 1990 entstandenen Filme weisen
Kraußers eigentümliche künstlerische Handschrift auf und sind
beseelt von seiner Suche nach Wahrhaftigkeit. Auf unserer Thüringen-Tour sollen einige der von ihm in mehr als 40 Jahren gesetzten filmischen Highlights aufscheinen.
Jochen Kraußer wird am 7. Februar
1943 in Hildburghausen geboren und
besucht dort bis zum Abitur 1962 die
Schule. Nach einer Ausbildung zum
Krankenpfleger und Tätigkeit als Techniker an der künstlichen Niere beginnt er
1966 an der Deutschen Hochschule für
Filmkunst Potsdam-Babelsberg zu studieren, die er 1971 erfolgreich abschließt. Schon 1969 wird er
beim DEFA-Studio für Dokumentarfilme angestellt und bleibt
dort bis 1990. Zunächst ist er in der DEFA-Auslandsinformation
tätig, die Auftragsfilme für das DDR-Außenministerium produziert. Nach dem Angebot von Konrad Weiß, einen Film in der
Arbeitsgruppe Kinder- und Jugendfilm des Dokumentarfilm-Studios zu drehen, bleibt er in der Gruppe. Ab 1991, nach einem
sozialen Einsatz für Aktion Sühnezeichen in England, arbeitet
Kraußer weiter, zumeist für das Zweite Deutsche Fernsehen und
ARTE.
VERANSTALTUNGEN
Lauscha, 26. Mai 2015,
19:30 Uhr, Kulturhaus
Ende der 1970er Jahre fuhr Jochen Kraußer mit seinem Filmstab
nach Lauscha, um eine große Premiere zu feiern. Besonders für
die titelgebende Person, „Bruno Greiner-Petter, genannt der
‚Bimmel‘“, sollte es ein unvergesslicher Tag werden. Doch das
Kino blieb geschlossen, die Premiere fiel auf obrigkeitliche Anordnung aus. Der Porträtierte sei nicht repräsentativ, der Film
einer Sendung im Fernsehen nicht würdig. Auch eine Vorführung
vor Lauschaer Schülern wurde vom Kreisschulrat abgelehnt. Kurz
nach dieser Demütigung starb Bruno Greiner Petter als gebrochener Mann. Schließlich lief das Porträt über einen Lauschaer, der
wie kein zweiter mit Humor und Wärme über Land und Leute zu
erzählen wusste, in einer leicht gekürzten Fassung im Adlershofer Fernsehen.
35 Jahre später wollen Regisseur Kraußer und Kameramann Sylvester „Bimmel“ die ihm gebührende Ehre erweisen und den Film
endlich auch in der Glasbläserstadt vor möglichst großem Publikum zeigen. Außerdem zu sehen sein werden „Kreuzschnabellegende“ und „So ist die Sache“ – von der Wahrheit im Dokumentarfilm“ mit den Brüdern Bruno und Albert Greiner Petter.
Gera, 27 Mai 2015,
18:00 Uhr, METROPOL
Um 1980 war Jochen Kraußer Stammgast in Gera. Als Mitglied
der Kinderfilmgruppe des DEFA-Dokumentarfilm-Studios zeigt
er regelmäßig seine Arbeiten beim „GOLDENEN SPATZ. Die Kinderdokumentarfilmer versuchten damals den ihnen gegebenen
Rahmen zu sprengen und eigene Handschriften zu entwickeln.
Auf keinem DDR-Filmfestival wurde wohl so offen, uneitel und
engagiert diskutiert. Vier Preise hat Kraußer in Gera gewonnen, darunter zwei Spatzen. 1985 schreibt Peter Hoff zu einem
der ausgezeichneten Filme: „Phantastisches und Gewohntes
durchdringen einander. ‚Mankmußer Fantasie‘ liefert so den
Nachweis, dass ein Film mit pädagogischer Absicht sein Thema
nicht notwendig didaktisch trocken präsentieren muss.“ Vier
Tage vor Start des Festivals 2015 immer noch ein Tipp zum Weitergeben.
Hildburghausen, 28. Mai 2015
19:30 Uhr, Rathaussaal („Provinzkino“)
1943 wurde Jochen Kraußer in Hildburghausen geboren. Hier
wuchs er auf, absolvierte Schule und Berufsausbildung, entwickelte Interessen und Talente und erfuhr wesentliche Prägungen. Warum und wie wird ein Hildburghäuser Filmemacher? Welche Auswirkungen hat die Herkunft auf sein Schaffen? Welche
Spuren finden sich im Werk? Welche Rückkopplungen gibt es zur
Heimat? Einigen Hildburghäusern wird vielleicht noch in Erinnerung sein, dass einer der Musiker aus Kraußers ARTE-Produktion
„Cinquillo Cubano“ in Hildburghausen auf der Bühne stand.
Zurückgekehrt an den Ausgangspunkt bietet sich Gelegenheit, einen Querschnitt der Arbeiten zu präsentieren. Nach über 40 Jahren Filmarbeit unter ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen
Bedingungen und politischen Verhältnissen lohnt es sich, über
Einflüsse und Auswirkungen, Ziele und Motive, Förderliches und
Hinderliches sowie Scheitern und Gelingen zu sprechen.
Weimar, 29. Mai 2015
17:00 Uhr, Lichthauskino (backup-festival)
Jochen Kraußer hat in seinem Schaffen ausgetretene Pfade
immer wieder verlassen und Bezug zur Wirklichkeit auch auf
spielerisch-absurde Weise hergestellt. Filme wie „Leuchtkraft
der Ziege“ leben von der Kraft unabhängigen Denkens und dem
experimentierfreudigen Umgang mit filmischen Mitteln. Gern
überschreitet Kraußer auch Landes- und Gattungsgrenzen: In
„Wind sei stark“ wirken Musiker des Weimarer ‚Ensemble für
intuitive Musik‘, EfiM, mit. Er arbeitete mit bildenden Künstlern
wie Horst Sakulowski oder dem Keramiker Kristian Körting. Im
Film „Der gordische Knoten“, wohl der letzte DEFA-Dokumentarfilm überhaupt, porträtiert er die Theatergruppe „Zinnober“ aus
Prenzlauer Berg und reflektiert über Nähe und Entfremdung in
Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche. In ‚Abschied von Mechowoje‘ entfalten sich unbekannte und teils vergessene Bilder aus
dem russischen Leben. Eingebettet in das backup_festival, auf
dem Medienkunst Studierende aus aller Welt ihre Arbeiten präsentieren, stehen Neugier, Originalität, Kreativität, Experimentierfreude und künstlerische Haltung Kraußers im Mittelpunkt.