Hafensommer Würzburg – Programm (Stand 15.04.15)
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Hafensommer Würzburg – Programm (Stand 15.04.15)
Hafensommer Würzburg – Programm (Stand 15.04.15) Freitag, 24. Juli Konzert Eröffnung: Sparda-Bank Classic Night TBA Samstag, 25. Juli, 20.30 Uhr Konzert Hugh Masekela (ZA) Der Grammy Award Winner Hugh Masekela ist eine musikalische Legende und einer der bedeutendsten Pioniere der südafrikanischen Musikszene in der Verschmelzung von Kwela und Mbaqanga mit Jazz, Rhythm and Blues, Soul und Afrobeat. Er lebte zu Zeiten der Apartheid zeitweise im Exil in London und den USA, war in den Sechzigern mit Miriam Makeba verheiratet und trat 1967 beim sagenumwobenen Monterey Pop Festival auf. Großes Aufsehen erregte Masekela 1987 (wo er zudem an Paul Simons Graceland-Tour teilnahm) mit einer Hymne auf die spätere Freilassung Nelsons Mandelas („Bring Him Back Home“) oder zuletzt bei der Eröffnung der Fußball WM 2010 in Südafrika, wo er live auf der ganzen Welt zu hören und zu sehen war. „A great musician and entertainer.“ Sonntag, 26. Juli, 20.00 Uhr Konzert (+ Support) Bugge Wesseltoft ‘n’ Friends (NO/FR/TR) Bugge Wesseltoft (Pianist, Komponist, Produzent) gilt als eine der großen Integrationsfiguren der Musikszene Oslos und als Mastermind, mit einem weltweit phänomenalen Ruf in der Zusammenführung unterschiedlichster Musiker und in der avancierten Verschmelzung von Jazz, Elektronik, Klassik und Improvisation. Bugge ‘n‘ Friends ist eine Wunschformation mit renommierten langjährigen Wegbegleitern und im besten Sinne internationale Musik mit hörbaren Einflüssen aller Beteiligten: Erik Truffaz, Ilhan Ersahan, Dan Berglund, und Andreas Bye. Offene kosmopolitische Kompositionen mit melodiösen Bläsersätzen, druckvollem Pianospiel, starken Grooves und Raum für Improvisation bilden die Grundlage für einen spannenden Auftritt. Support: Johanna Borchert (DE) Der Pianistin/Sängerin ist mit ihrem neuen Album „FM Biography“ ein großer Wurf voller Poesie und großer suggestiver Kraft gelungen – genauso Pop, wie wiederum nicht Pop. Genauso Jazz, wie auch wieder nicht. Auch Rockanmutungen sind Johanna Borchert keineswegs fremd, elektronische Klangkanten ebenso wenig. Musik ohne Kategorien, aber erst recht meisterhaft eindringlich. Verdichten von Raum, Weite und Atmosphäre. So minimalistisch wie nötig und doch so ergreifend wie möglich. Aus diesen Verknappungen erwächst weitaus mehr Kraft als aus jedweder Opulenz. Montag, 27. Juli, 20.00 Uhr Doppelkonzert Olivia Pedroli (CH) Die Multiinstrumentalistin mit der bergkristallklaren Stimme beeindruckt durch selbstverständliche Songs, die an Chuzpe und Gelassenheit grenzen, sich zumeist aber etwas unbestimmbar Bedrohliches bewahren. Die Grandezza ihrer Songs erstaunt Hörer wie auch Kollegen. So begleitete sie beispielsweise schon Marianne Faithfull, Joe Cocker oder Paul Simon. Ihre aktuelle Klangsprache – komplex, konzeptionell und voller Bilder aus ihren Innenwelten – entwickelte sie in Reykjavik mit dem fast schon legendären isländischen Produzenten Valgeir Sigurðsson (Björk, CocoRosie, Feist, Bonnie Prince Billy, Kronos Quartet). Aranis (BE) Die belgische Band steht in der Tradition des Acoustic Chamber Rock der Landsleute von Univers Zero, die diese bewusst grenzgängerische Musik zwischen neoklassischer Kammermusik, minimalistischem Rock und Jazz schon ab den 70ern kultiviert haben. Die paritätisch besetzte Band Aranis (3/3 Musiker/innen) führt diese Tradition weiter, vor allem auch in der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik zwischen Post-Rock und Minimalismus, und driftet glücklicherweise nicht in Klischees des ProgRock ab. Hörenswert ist die aktuelle CD-Ausgabe der Band „Made in Belgium“, die belgische Komponisten wie Vermeersch, Mertens, Denis, Hus u. a. in Szene setzt. Dienstag, 28. Juli, 20.00 Uhr Konzert (+ Support) Kante (DE) Kante sind eine der großartigen und unverwechselbaren deutschen Bands der letzten 20 Jahre und zudem mit die profiliertesten Vertreterinnen intelligenter deutschsprachiger Popmusik. Zuletzt hatte sich die Band mit Obsession den heiligen Hallen des Theaters gewidmet. Das neue Album „In der Zuckerfabrik“ ist daher eine wagemutige Platte mit Theatermusiken, die für all das steht, was diese Band auszeichnet: Kraft, Opulenz, stilistische Beweglichkeit, Innovationslust und Liebe zum Detail. Musik in einem ganz eigenem Feld zwischen rohen Sounds, zerbrechlicher Liedhaftigkeit und radikaler Komplexität, die in der Popmusik wie im Theater ihresgleichen sucht. Ein Feld, das mit Referenzen wie Scott Walker, Robert Wyatt, Gil Evans, Paul Dessau, Wipers, John Fahey, Tinariwen, Suicide, James Blake, Carl Orff und Einstürzende Neubauten nur vage beschrieben ist. Support: Aloa Input (DE) Zu Recht wurden die Veröffentlichungen der Band Platten der Woche bzw. des Jahres beim Zündfunk/Bayern 2. Aloa input gehören dort offenbar zu den Lieblingsbands der Macher und Hörer, schaffen sie es doch wie kaum eine andere Band aus diesen Gefilden, PostRock à la Flaming Lips und Animal Collective und Kraut-Rock à la Can und Faust mit Indie-Ästhetik und zeitgemäßer Elektronik zu einem zeitgenössischen Klangamalgam zu vermengen, das sich jenseits von Zeiten und Stilen manifestiert … – und das mit der Haltung und Gelassenheit einer Band wie The Notwist (Aloas ,Joasihno‘ Cico Beck ist dort mittlerweile Mitglied), mit denen sie zuletzt auf Tour waren. Mittwoch, 29. Juli, 20.00 Uhr Konzert (+ Support) Sly & Robbie meet Nils Petter Molvær (JM/NO/FI) „Jamaica meets Scandinavia“ Das über viele Sparten und Jahrzehnte hinweg innovative, erfolgreiche und ikonenhafte Drum/BassDuo Sly & Robbie wird sich auf der Hafensommer-Bühne mit drei hochkarätigen Künstlern der geschätzten skandinavischen Szene zusammenschließen: Nils Petter Molvær, Eivind Aarset und Vladislav Delay. Für diesen exklusiven und speziellen Anlass wurde neues Material erarbeitet und komponiert, das dann im Sommer als organisches Gebräu aus Dub/Jazz/World/Electronic/Rock präsentiert wird. Die vielfachen Grammy Award Winner Sly & Robbie (Schlagzeuger Sly Dunbar und Bassist/Keyboarder Robert Shakespeare) sind das legendäre Rhythmus-Gespann und Produzenten-Duo aus Jamaica, das zum Herzschlag dieser Insel wurde und maßgeblich deren Rhythmen geprägt und in die Welt getragen hat. Sie haben bis dato nach vorsichtigen Schätzungen an 200.000 Stücken mitgewirkt und ca. 40.000 Songs produziert. Support: Karl Ivar Refseth Trio feat. Micha Acher (NO/DE/AT) Der norwegische Vibraphonist Karl Ivar Refseth hat sich bisher einen Namen durch seine langjährige Zusammenarbeit mit The Notwist und deren Umfeld (Tied & Tickled Trio, Micha Acher's Alien Ensemble und dem Andromeda Mega Express Orchestra) einen Namen gemacht. Kontemplative Kompositionen werden nuanciert umgesetzt. Ziselierte Noten, zurückhaltende Improvisationen und pastellfarbene Lautmalereien entwickeln eine seltene, anrührende Intimität. Unwillkürlich entsteht der Eindruck imaginärer Soundtracks. Refseths Musik gibt keine Bilder vor und hält sich von direkten Verweisen fern, lässt somit Assoziationen in alle Richtungen zu. Donnerstag, 30. Juli, 20.00 Uhr Konzert (+ Support) Ganes (IT) Ganes machen Popmusik. Zeitgenössische, melodische, urbane und raffinierte Popmusik, die wundersam und kongenial die ladinischen Wurzeln dieser Künstlerinnen widerspiegelt, auch wenn sie heute in Berlin, München und im Bregenzer Wald beheimatet sind. Die drei charismatischen jungen Frauen praktizieren musikalisch einen zeitgemäßen und authentischen Heimatbegriff und transformieren auf sinnlich-sensible und ironisch-kecke Art Gefühle von Verzweiflung, Tod, Geborgenheit, Sehnsucht und Liebe in eruptive „capriziöse“ Klangmuster Das lässt Grenzen verschwimmen und macht Kategorien absolut überflüssig. Die Balance zwischen bittersüßer Realität und phantasievoll eigenwilliger Musikalität ist es auch, die Ganes so besonders macht. Sie klingen noch gereifter, femininer und sinnlicher als in den vergangenen Jahren. Ihren Humor haben sie sowieso nicht verloren. Support: IKI (NO/IS/DK/FI) IKI sind eine der spannendsten und explosivsten Vokalgruppen Skandinaviens, ein besonderes Juwel abseits des kommerziellen Popzirkus, in Kopenhagen beheimatet und aus acht Sängerinnen vier skandinavischer Nationen (Dänemark, Norwegen, Finnland und Island) bestehend. Ein Bandprojekt der Gegensätze und von typisch nordischer Schönheit. Björk trifft auf CocoRosie und Arvo Pärt: dunkel und dennoch glühend, melancholisch und dennoch herzerwärmend, kühl und doch immer brodelnd im Kern. Freitag, 31. Juli, 20.00 Uhr Doppelkonzert Raul Midón (USA) Gitarrist/Sänger Raul Midón ist ein wahrhaft begnadeter Musiker, Komponist und Autor, der nicht nur aufgrund seiner Blindheit immer wieder mit Stevie Wonder, aber auch mit Bill Withers und Ray Charles in einem Atemzug genannt wird. Starthilfe für Midóns Durchbruch gab es 2005 von der inzwischen verstorbenen Produzentenlegende Arif Mardin (Aretha Franklin, Diana Ross). Midón, der charismatische Künstler argentinischer und afro-amerikanischer Abstammung, bewegt sich spielerisch und traumwandlerisch in den Gefilden von Soul, Rhythm & Blues, Jazz und Funk bis hin zu Folk and Pop. Außergewöhnlich prägnant sind die unverwechselbare und markante Stimme, das eigenwillig virtuose Gitarrenspiel und unkonventionelle zeitlose Ohrwürmer, die unvergesslich bleiben. Banzo (BR/DE) Ein Bandprojekt (Banzo als Synonym für die brasilianische „Saudade“ im Zusammenhang mit dem Widerstand gegen die Sklaverei) des brasilianischen Gitarristen/Bassisten und Komponisten Guto Brinholi, der mit seinem Landsmann Armando Lobo die brasilianischen Traditionen des Nordosten (Recife) und des Südosten (São Paulo) Brasiliens zusammenbringt. Brasilien als Kontinent besticht und fasziniert seit Jahrzehnten mit einer immensen Vielfalt an musikalischem Reichtum, bedingt auch durch die Vielzahl an afrikanischen, indianischen und europäischen Einflüssen. Banzo haben natürlich Tom Zé,Veloso, Jobim u. a. als Einflüsse aufgesogen, spiegeln aber alle Facetten ihrer eigenwilligen Musik auf einer zeitgenössischen Plattform von Pop, Brasil, Elektronik und Jazz. Samstag, 1. August, 20.30 Uhr Konzert Quadro Nuevo (DE) Das neue Projekt „Lieben Sie Tango?“ spiegelt eine sinnliche Annäherung der Band vor Ort in Buenos Aires wider, ein Highlight für alle, die Tanz, Tango und Begegnung mögen. Seit gut 18 Jahren tourt der mehrfach prämierte Live-Act Quadro Nuevo über den Globus, Tango gehörte schon immer zu ihrem Repertoire. Aber jetzt wollten sie es wissen. Im Januar 2014 zogen die vier Musiker zusammen mit dem jungen Pianisten Chris Gall nach Buenos Aires, in ein altes Stadthotel mit Tanzsaal im belebten Viertel Boedo. Täglich wurde in der Mittagshitze mehrere Stunden geprobt, später ausgegangen; Live-Musik, guter Wein, jeden Abend ein Konzert, eine Tanz-Milonga, mindestens eine. In den Konzerten bekommt man nun das Gefühl, tatsächlich mit Quadro Nuevo durch die faszinierende Stadt und Weltmetropole des Tangos zu reisen. Sonntag, 2. August, 20.00 Uhr Konzert (+ Support) Amparo Sánchez (ESP) „Granada meets Tucson – Andalusien die Wüste vonTexas“ Amparo Sánchez ist die ehemalige Frontfrau der weltweit erfolgreichen spanischen Band Amparanoia, die nicht nur durch den Austausch und die Zusammenarbeit mit Manu Chao zu den Urgesteinen der spanischen Mestizo-Szene zählen. Neben diesem musikalischem Umfeld ist Tucson (Arizona) in den letzten Jahren eine zweite musikalische Heimat für Sánchez geworden. Joey Burns (Calexico) hat nicht nur das neue Album „Espíritu del Sol“ produziert, sondern auch andere lateinamerikanische Musiker und Mitglieder von Calexico eingeladen – z. B. John Convertino, Sergio Mendoza, Brian Lopez, die Mariachis Luz de la Luna, das Cordoba-Star-Quartett La Mona Jimenez, das mexikanische Colectivo de Oaxaca Tapacamino. Amparo Sánchez beeindruckt durch ihre warme emotionsgeladene Stimme, ihre Musik spiegelt ihre Leidenschaft für Bolero, Rumba und gar einem argentinischen „cuarteto“. Support: Würzburg Art Ensemble (DE) Das Würzburg Art Ensemble (Rayka Wehner, Johannes Liepold, Dirk Rumig, Uli Kleideiter u. a.) ist die Bezeichnung für einen neuen dynamischen Klangkörper aus Würzburg, der sich in bester Workin-progress-Manier im Spannungsfeld von Jazz/Improvisation, Streichquartett/Kammermusik und in Verbindung mit DJ Marc Hype aus Berlin auch elektronischer Musik seinen Idealen nähert: Improvisation und Interaktion, musikantisches Auftreten, Überraschungseffekte, Sinn für Maß und Harmonie. Dieses musikalische Abenteuer erinnert nicht von ungefähr an das grandiose, inzwischen aufgelöste Vienna Art Orchestra oder auch an Werke von Frank Zappa. Montag, 3. August, 20.00 Uhr Doppelkonzert „It‘s A Family Affair“ Dauner // Dauner (DE) Die Einzigartigkeit von Dauner // Dauner, dem Vater/Sohn-Duo von Wolfgang und Florian Dauner, vermittelt sich sofort. Auf der Bühne entsteht ein intensiver Dialog der Generationen, ein Zwiegespräch über Genres und Stile hinweg, geprägt durch die Dualität von Harmonie und Rhythmus. Der Groove ist wie selbstverständlich ein erster gemeinsamer Nenner dieser Zusammenarbeit. Wolfgang Dauner ist einer der maßgeblichen Geburtshelfer einer eigenständigen europäischen Jazzentwicklung und wurde zu einem der wenigen deutschen Jazz-Stars, deren Wirken auch international mit größter Aufmerksamkeit verfolgt wird. Die kontinuierliche Arbeit mit nationalen und internationalen Musikgrößen machten Florian Dauner in den letzten Jahren zu einem der erfolgreichsten und meistbeschäftigten Drummer Europas. Er ist insbesondere auch seit 25 Jahren ständiger Schlagzeuger der hippen deutschen Hopper Die Fantastischen Vier. Kimmo & Saana Pohjonen (FI) Der finnische Musiker und Komponist Kimmo Pohjonen ist ein außergewöhnlicher AkkordeonVirtuose und theatralischer Performer, der jüngst durch den prämierten und in über 30 Ländern präsentierten Dokumentarfilm „Soundbreaker“ (Regisseur Kimmo Koskela) gewürdigt wurde (präsentiert zudem bei der Frankfurter Buchmesse 2014 und in Folge in den Kinos dieser Republik). Der klassisch ausgebildete Musiker gilt auf internationaler Ebene als Künstler, der das Akkordeonspiel revolutioniert hat und ohne Unterlass dabei ist, mit neuen Klangformen zu experimentieren und mit Musikern unterschiedlicher Ausprägung zusammenzuarbeiten. So realisierte er beispielsweise Projekte mit dem Kronos Quartet, mit Pat Mastelotto und Trey Gunn von King Crimson, dem Sampling-Wizzard Samuli Kosminen. Ein neues Abenteuer im vielfältigen Pohjonen-Klangkosmos ist jüngst das Duo mit Tochter und Schlagzeugerin Saana Pohjonen. Dienstag, 4. August Doppelkonzert tba Mittwoch, 5. August, 20.00 Uhr Doppelkonzert High Ideals & Crazy Dreams (DE/AT) Diese Projektidee von Reinhard Seitz unter der musikalischen Leitung von Hubert Winter wird von mehreren Formationen (Trio In Four, Todoroki, Kyo Dokyo) aus Würzburg und Wien auf der Hafensommerbühne als Uraufführung realisiert. Zunächst war da diese einfache Melodie aus dem Himalaya, ein Volkslied der Sherpa, mitgebracht aus großer Höhe, von einer erfolgreichen Bergtour in Nepal … dann kam die Idee zu einem eigenen Taikostück, schließlich der verrückte Gedanke, beides zu kombinieren und noch in einem völlig freien Part die Sprache der Natur darzustellen … Japanische Taikotrommeln, Instrumente aus Nepal, Melodien aus dem tibetischen Kulturkreis, freie Musik mit klassischen Elementen … Grenzüberschreitende Motive demonstrieren Respekt vor fremden Kulturen und Weltoffenheit. Musik als eigene Sprache und Verständigungsmöglichkeit aller Menschen wird zum Symbol einer kosmopolitischen Haltung. Die Welt bleibt bunt! Orioxy (CH) Die Musik von Orioxy erkundet eine Traumwelt, flüchtig und zerbrechlich, die den Bewegungen von Sängerin Yael Miller und Harfenistin Julie Campiche folgt, zwei jungen Frauen, der Seele des Ensembles, geerdet durch die Rhythm-Section mit Schlagzeuger Roland Merlinc und Kontrabassist Manu Hagmann, als würden sie einen aufmüpfigen Papierdrachen an Seidenfäden festhalten. Im Innern von Orioxy geschehen Explosionen der Zartheit, der Unschuld. Explosionen auch von Sprache, vom Englischen über das Französische zum Hebräischen. Explosionen von Formen schließlich, die sich scheinbar über jedes Album des Quartetts erstrecken, ohne sich dabei um Schubladen zu kümmern. Eindeutig unklassifizierbar, dafür umso freier. Wie die Knetmasse beim Animationsfilm wird Bild für Bild, Geste für Geste zu einer flüssigen und natürlichen Bewegung geformt. Ungestüm und ausgelassen, verträumt und zaghaft, voller Fantasie und Hoffnung. Donnerstag, 6. August, 20.00 Uhr Konzert (+ Support) Erika Stucky SPIDERGIRL (CH/GB) Erika Stucky ist die Spinnen-Heldin. Die agile, mutige und vor allem subversive Superfrau, die mit ihren Superkräften und ihrem „Spider-Sense“ rettet, was zu retten ist: die kleinen und grossen Helden ihrer zahlreichen Geschichten. Und vor allem ihr Publikum vor dem Alltag. Dem trägt Erika Stucky mit einem lebendigen Trio und gewohnt doppelbödigem Humor Rechnung. Inspiriert von Tom Waits, aber doch ein typischer Stucky-Abend. Mit dabei ist Multi-Instrumentalist Terry Edwards (Tindersticks, PJ Harvey, Nick Cave, Lydia Lunch, Faust, Tom Waits, Hot Chip, Robyn Hitchcock u. a.), der tatsächlich schon mit Tom Waits gearbeitet hat. Lucas Niggli, einer der vielseitigsten europäischen Schlagzeuger, rumpelt und poltert auf seinem Schlagzeug durch den Abend. Die Kompositionen stammen aus Stuckys Feder, zusätzlich zu hören genauso absurde wie legendäre Cover-Songs der Pop-Geschichte, die zweifellos wieder für ungläubiges Staunen und spontane Lacher sorgen werden. Support: Schaerer/Niggli (CH) Stimme und Trommel sind die beiden archaischsten Instrumente der Musik und haben bis heute nichts von ihrer Magie eingebüßt. Mit gutem Grund. Der Stimm-Virtuose Andreas Schaerer („Hildegard lernt fliegen“) hat eine enorme Ausdruckspalette:Von klassischem Gesang über Jodelund Oberton-Klänge bis zur Beat-Box kann er so ziemlich alles Denkbare mit der Stimme anstellen. Ihm gegenüber steht mit dem in Kamerun geborenen Schweizer Lucas Niggli (Barry Guy, John Cale, Fred Frith, Tim Berne, Michel Godard, Luciano Biondini u. a.) einer der vielseitigsten Schlagzeuger Europas. Ihre Imagination und ihre Kommunikationsfähigkeiten sind der Schlüssel, um jegliche erdenkbaren klingenden Welten zu kreieren, die keine dogmatischen Grenzen kennen. Freitag, 7. August, 20.00 Uhr Doppelkonzert Tina Dico (DK/IS) Die Dänin Tina Dico ist eine passionierte und seit Jahren sehr erfolgreiche und mehrfach ausgezeichnete Sängerin/Songwriterin, die in Dänemark, London und Island zu Hause ist. Das neue Album „Whispers“ ist ein kraftvolles Werk der leisen Töne, in dem es der Künstlerin mit einer ihr eigenen warmen und eindringlichen Stimme um das Gespür für das geht, was wirklich wichtig ist im Leben. Diese Musik muss nicht schreien, um sich Gehör zu verschaffen. Den Titelsong schrieb sie mit ihrem Partner Helgi Jonsson (auch live mit an Bord und den wir von der Hafensommer-Bühne noch gut in Erinnerung haben). „Es ist ein dunkler Song über das Gefühl betäubt zu sein, den Kontakt zu verlieren zu allem Schönen und der tiefgründigen Liebe im Leben. Es gibt nur einen kleinen Bereich für die Feinheiten und Zerbrechlichkeit in unserem heutigen Leben. Jeder schreit … warum nicht mal flüstern?“ Teitur (FO) Teitur Lassen erblickt 1977 auf Färöer (umgangssprachlich Färöer-Inseln), also irgendwo zwischen Island und Norwegen, das Licht der Welt, die Einwohnerzahl ist mit rund 48.000 überschaubar. Seine Musik kommt auf leisen Sohlen daher, frühe Einflüsse sind gleichermaßen Bob Dylan und Leonard Cohen wie auch Miles Davis und John Coltrane. Der Däne kleidet Sehnsucht in warme Töne, und berührt dabei, ohne pathetisch zu wirken. Mit 17 zieht Teitur mit seinen Eltern nach Jütland (Dänemark) und wird in Folge ein Wanderer zwischen den geographischen und musikalischen Welten der Färöer-Inseln und Kopenhagen, New York und London. Der mit dem dänischen Grammy ausgezeichnete Musiker arbeitete in der Vergangenheit u. a. mit dem Produzenten Rupert Hine zusammen und tourte beispielsweise mit Aimee Mann und Rufus Wainwright. Samstag, 8. August, 20.00 Uhr Konzert (+ Support) Pippo Pollina (IT) In der Musik eine Heimat zu finden, ist nicht erst in Zeiten der Globalisierung ein Thema. Der Sizilianer Pollina kennt dieses Bedürfnis. Als Wahlschweizer ist er stetig auf der Suche nach Zugehörigkeit. So ist „L’ appartenenza“ auch der Titel des aktuellen Albums, ein atemberaubendes, wortgewaltiges Werk, mit dem er in tausend Facetten seine Sehnsüchte, Erinnerungen und Erfahrungen reflektiert. In seiner Jugend war Pollina engagiert in der noch jungen Antimafiabewegung und arbeitete für die catanesische Monatszeitschrift „I Siciliani“. Nach der Ermordung von Giuseppe Fava durch die Mafia zieht er sich jedoch aus der Redaktion zurück. Gemeinsam mit Freunden gründet er die Band „Agricantus“, mit der er in und außerhalb Italiens spielt. Außerdem halten die Musiker in Mittel- und Oberschulen Siziliens Seminare ab und diskutieren dabei unter anderem über die Mafia und damit verbundene Probleme. Support: Carolina Bubbico (IT) Die italienische Pianistin, Sängerin und Komponistin Carolina Bubbico ist noch ein Geheimtipp. Sie stammt aus Apulien, studierte in der 90.000-Einwohner-Stadt Lecce Jazzpiano und Gesang und legte zuletzt ihr Debütalbum vor. Es heißt „Controvento“ („Gegen den Strom“). So hat die charismatische Künstlerin bezeichnenderweise ihren eigenen Stil entwickelt, ihre Songs in der Landessprache klingen verspielt und sinnlich und überzeugen mit künstlerischer Spontaneität und einer beeindruckenden Stimme. Und Humor hat Carolina Bubbico auch. In ihrem Video zum Song „A Me Piacerebbe Ridere Di Te“ fährt sie mit einer selbst zusammengeschraubten Variation aus fahrendem Klavier und Aufsitz-Rasenmäher durch ein italienisches Dorf, unbeirrt von irritierten Blicken. Sonntag, 9. August, 20.00 Uhr Konzert (+ Support) Sophie Hunger (CH) Sophie Hunger wollte von Musik nichts mehr hören. Nach einer langen Tour, nach 250.000 verkauften Alben und einem Ruhm, der immer weiter wuchs – in Deutschland, Frankreich, in der Schweiz, in England und sogar in den USA. Die Sängerin, Komponistin, Pianistin und Gitarristin, die für jeden Wunsch im Saal zu singen scheint, war leergewünscht. Und suchte das Weite. „Ich ging nach Kalifornien ohne Versprechen, wann ich zurück sein würde“, sagt sie. Schon bald landete Hunger in San Francisco, in einem Museum im Golden Gate Park. Frisch geschüttelt und von astronomischen Erkenntnissen berührt, kaufte sich die 32-jährige Schweizerin danach eine Gitarre. Wenig später spielte sie im Studio von John Vanderslice ein Fingerpicking ein, zur Gitarre kam ein Gesang wie nicht von dieser Welt. Es wurde das Titelstück ihres neuen Albums: „Supermoon“. Hunger widersetzt sich weiterhin jedem Versuch der Einordnung in gängige Kategorien – oder wie die Sunday Times schreibt „Furchtlos und großartig, sie ist eine Künstlerin ohne Grenzen.“ Support: Mark Berube (CA) Mark Berube ist einer der spannendsten Musiker Kanadas, der auch schon mit Sophie Hunger und Olivia Pedroli zusammenarbeitete und dessen Wurzeln im nordamerikanischen Folk liegen. Auch wenn seine Songs erfrischend leicht instrumentiert sind, haben sie doch mit ihren ausgefeilten Arrangements und filigranen Klanggemälden einen enormen Tiefgang. Mark Berube setzt insbesondere mit seiner intensiven Stimme künstlerische Akzente im vielseitigen IndieKammerfolk; Kristina Koropeecki, Berube's geheimnisvolle Mitverschworene, ergänzt mit ihrem klassischen Vokabular an Cello, Akkordzither und der Sor U. Das Epische verschmilzt mit dem Intimen, das Akustische mit dem Synthetischen, die Vergangenheit mit der Zukunft.