Alte Kleider ermöglichen moderne Klassenzimmer

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Alte Kleider ermöglichen moderne Klassenzimmer
MITTWOCH, 4. NOVEMBER 2015
WANGERLAND - WANGEROOGE
NR. 257 - SEITE 7
Alte Kleider ermöglichen moderne Klassenzimmer
SPENDEN
Verein für lernfördernde und präventive Schulgestaltung sammelt für inklusive „Aprendarien“ an Grundschulen
Drei Container stehen ab
sofort auf dem Parkplatz
des Edeka-Markts in
Hooksiel bereit.
VON HELENA KREIENSIEK
HOOKSIEL – Dass die Gestaltung
von Arbeitsplätzen einen direkten Einfluss auf Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und
Gesundheit hat, ist mittlerweile unumstritten. Bei der
Gestaltung von Klassenräumen gilt ein ähnliches Konzept: Fühlen sich Schüler in
ihrem Umfeld wohl, steigt die
Lernbereitschaft.
Stimmen
die Licht- und Farbverhältnisse im Raum, sind insbesondere Kinder, die unter ADHS leiden, ruhiger und weniger abgelenkt. Ist die Akustik gut,
senkt das den Lärmpegel und
somit auch das Stresslevel,
was sich positiv auf die Fehlzeiten bei Schülern und Lehrkräften auswirkt.
Dennoch sind viele Schulen sanierungsbedürftig und
die Klassenräume sind mit
veralteten Materialien ausge-
stattet. „Oft mangelt es am
Geld“, erzählt Kurt Rotermund, Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins für
lernfördernde und präventive
Schulgestaltung (LuPS). Der
Verein LuPS setzt sich dafür
ein, Klassenräume mit einer
warmen und aufgeräumten
Atmosphäre zu schaffen, die
lern- und gesundheitsfördernd wirken – die sogenannten Aprendarien.
Nachhaltigkeit
Um der großen Nachfrage
gerecht werden zu können,
hat sich LuPS eine besondere
Daueraktion ausgedacht, um
genügend Gelder zu generieren: Rote Container für Altkleiderspenden. Die gesammelte Kleidung wird zu 100
Prozent
wiederverwendet,
verspricht Rotermund, und
die Erlöse gehen in die Finanzierung von neuen Klassenzimmern. Gut erhaltene Kleidung würde auf dem deutschen, holländischen und
polnischen Markt als SecondHand Kleidung verkauft wer-
den, weniger gut erhaltene
Stücke würden recycelt und
zum Beispiel zu Garnen oder
Dämmstoffen weiterverarbeitet werden. An welche Schulen die zweckgebundenen
Spendengelder verteilt werden, entscheidet eine Jury, die
sich aus dem Landeselternrat,
der Landesschulbehörde und
der Gewerkschaft Bildung und
Erziehung (GEW) zusammensetzt.
Insgesamt sechs Modellklassenräume sind bisher in
ganz Deutschland nach dem
von Rotermund entwickelten
Konzept entstanden. „Ich habe die Hoffnung, demnächst
auch im friesischen und ostfriesischen Raum ein Aprendarium zu bauen“, sagt Rotermund. Deshalb werden hier in
der Region rund 30 Sammelpunkte für Altkleiderspenden
geschaffen. So haben Bürger
die Chance, mit ihren Altkleiderspenden für die Neugestaltung und Renovierung ihrer
Grundschule zu sorgen, erklärt Rotermund.
Drei rote Container stehen
seit dieser Woche auf dem
Parkplatz des Edeka-Marktes
in Hooksiel. „Wir finden die
Idee gut und unterstützen
deshalb das Aufstellen der
Container“, erzählt Marktleiter Hans-Dieter Harms.
Inklusionsfördernd
Die Grafik zeigt ein Aprendarium – typisch ist dabei die ovale
Sitzordnung, die gemeinschaftsfördernd wirkt.
BILD: LUPS
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TERMINE
HORUMERSIEL – Bücherei,
10–13 Uhr.
– Strandkasse,
14.45 Uhr: Familienwattwanderung für Jung und Alt
SCHILLIG – Strandkasse, 10
Uhr: Vogelzug im Watt.
WANGEROOGE – Nationalpark-Haus, 10 Uhr: geografische Wanderung. Am
Wattenmeer 26, 9.30 Uhr:
kleine Wattwanderung.
Das besondere an den
Klassenräumen ist, dass sie
durch ihre Gestaltung auch
inklusionsfördernd
wirken.
„Ein hörgeschädigtes Mädchen mit Cochlea-Implantat
kam von der Förderschule
und war nach einem Jahr im
Aprendarium Klassenbeste“,
nennt Rotermund ein Beispiel. Das liege daran, dass die
gute Akustik ihr das Lernen
erleichtert habe. Zudem sei
An den Sammelstellen bei den Edeka-Märkten in Hooksiel und Horumersiel stehen Container für Altkleiderspenden. Kurt Rotermund (rechts) erklärt Hans-Dieter Harms den darauf
abgebildeten Verarbeitungsweg.
BILD: HELENA KREIENSIEK
im Sprachunterricht eine gute
Akustik, aber auch gute
Soundanlagen, von großer
Wichtigkeit. „Oft haben Kinder im Sprachunterricht Probleme, die Endsilben der Wörter zu hören, und das wirkt
sich auf den Lernerfolg aus“,
sagt Rotermund. Die richtige
Akustik könne auch die Zahl
der Krankmeldungen um bis
zu 30 Prozent reduzieren. Die
meisten Ausfälle kämen durch
Lärmstress. Besonders Lehrer
klagten oft über den hohen
Lärmpegel in Klassenräumen,
was bei Schulen mit Aprendarien viel weniger der Fall
sei.
Kleine Details, wie Rollen
unter den Stühlen, vermeiden
zum Beispiel das gefährliche
Kippeln. Stattdessen fördert
das leichte herumrollen die
Durchblutung und unterstützt so beim Lernen. Auch
die ovale Aufstellung der Tische sei von Vorteil, erklärt
Rotermund die ungewöhnliche Anordnung: „Die Schüler
blicken sich direkt an. Dadurch tritt der Lehrer in den
Hintergrund und kann die gesamte Klasse von der Seite
aus besser im Blick haben.“
Auch die Deckenbeleuchtung
mit True Lights richtet sich
nach den Bedürfnissen der
Kinder. Die Lichter, die dem
Tageslicht nachempfunden
sind, wirken beruhigend.
„Wichtig ist es, den Zusammenhang zwischen Emotionen und Lernerfolgen zu sehen“, ist Rotermund überzeugt.
350 Altkleidercontainer
Um sein Ziel zu verwirklichen, hat Kurt Rotermund mit
seinem Verein LuPS bisher
350 Altkleidercontainer in
ganz Norddeutschland aufstellen lassen. Bislang wurden
die Modellklassenräume von
Wirtschaftverbänden und der
Klosterkammer Hannover finanziell unterstützt. Mit den
Containern sollen nun zusätzlich mehr Gelder für Aprendarien zur Verfügung stehen.
 Bei Interesse können
Grundschulen aus Niedersachsen bei LuPS Anträge stellen. Weitere Informationen zu
den Klassenräumen gibt es
unter [email protected] oder
per Telefon unter 0170 /
5537305.
Neptun mit Dreizack die ostfriesische Harke gezeigt
ALLERHEILIGENSCHWIMMEN
König mit Krone und Zepter und weitere Wasserratten stürzen sich in die Fluten
HOOKSIEL
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KURZ NOTIERT
Bürgersprechstunde
MIDDOGE/JW – Die nächste
Bürgersprechstunde
mit
Bürgermeister Björn Mühlena findet am Donnerstag,
5. November, um 15 Uhr im
Dorfgemeinschaftshaus,
Müllerweg 1 B, in Middoge
statt.
Gottesdienst
WADDEWARDEN/JW – Zum
nächsten Gottesdienst in
Waddewarden lädt am
Sonntag, 8. November, um
10 Uhr Lektor Folkert Janßen die Gemeinde Waddewarden ein.
„Rot-Weiße Nacht“
WANGERLAND/JW – Der Ver-
ein TuS Rot-Weiß Tettens
feiert am Sonnabend, 7. November, sein Vereinsfest,
die „Rot-Weiße Nacht“, in
der Gaststätte Hof von Wangerland. Beginn des Vereinsfestes ist um 21 Uhr,
Einlass ist aber schon ab
20.30 Uhr.
LANGEOOG/KRE – In den dich-
ten Nebel über der Nordsee
liefen die bunt kostümierten
Allerheiligenschwimmer um
Initiator Bernd Spies bei der
elften Auflage der beliebten
Veranstaltung zum Ausklang
der Saison auf Langeoog und
stürzten sich in die Brandung.
Dass es Brandung gab, war
der kurzfristigen Änderung
der Örtlichkeit zu verdanken,
denn erstmals fanden sich die
Allerheiligen-Schwimmer am
Dünenübergang
„Seekrug“
ein. Allerdings hatte es ein
kleines
Kommunikationsproblem gegeben, die DLRGOrtsgruppe Langeoog hatte
den Strand am Dünenübergang Hauptbad präpariert
und wartete hier zunächst gemeinsam mit vielen Zuschauern auf das Spektakel, um
dann jedoch schnell zum
eigentlichen Veranstaltungsort zu wechseln.
Immer bunter werden die
Kostüme bei diesem Fest:
Diesmal waren unter anderem
ein König mit Krone und Zepter im geringelten Einteiler,
mittelalterliche Piraten und
sogar „Aquaman“ vertreten.
Langeoogs Bürgermeister
Uwe Garrels hatte das Allerheiligenschwimmen am Lale
Andersen-Denkmal vor hunderten Gästen als Traditionsveranstaltung
angekündigt,
bei der Neptun mit seinem
Dreizack lernen könne, was
eine ostfriesische Harke sei. Er
lobte das große Engagement
von Annelie und Bernd Spies,
denn mit den Erlösen des Allerheiligenschwimmens wer-
de jedes Jahr Gutes getan. Vor
allem Rollstuhlfahrer und die
Langeooger Feuerwehr hätten
davon bisher profitiert, und
auch in diesem Jahr wurde
Geld für neue Strandrollstühle
gesammelt.
Die traditionelle „AfterSwim-Party“ fand diesmal bereits am Vortag statt, um den
Herbstferien- und Wochenendgästen die Teilnahme zu
ermöglichen. Im Restaurant
„Meerbar“ gab es beim Team
um Anke und Michael Colesser einmal mehr einen gelungenen Abend mit viel Musik.
Dr. Harald Lampe, eines der
Gründungsmitglieder, berichtete in seiner Begrüßungsansprache von der spontanen
Idee, als Bernd Spies und er
sich mit Freunden zu Allerhei-
Oben: Vor elf Jahren waren
es Bernd Spies, Dr. Harald
Lampe und weitere Freunde,
die sich zu Allerheiligen auf
Langeoog als erste Allerheiligenschwimmer in die Nordsee stürzten. Bis heute werden es von Jahr zu Jahr
mehr.
Links: In seiner Begrüßung
lobte Bürgermeister Uwe
Garrels (auf der Mauer links)
das Engagement für den guten Zweck.
BILDER: ANNELIE SPIES
ligen vor elf Jahren in die
Nordsee stürzten und daraus
die Idee zu der bis heute immer größer werdenden Gaudiveranstaltung zum Ende der
Saison entwickelten.
Natürlich war auch in diesem Jahr Lothar Voigt mit Liedern von Herbert Grönemeyer
und anderen dabei, und auch
Katja Agena und Karsten Kugelberg
begeisterten
mit
ihrem Programm. Mit flotten
Boogies heizte anschließend
Andre Borell dem Publikum
ein. In Szene gesetzt wurden
die Auftritte durch eine Lichtshow von Ralf Reitemeier.