Bäderbetriebsmanagement - IST
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Bäderbetriebsmanagement - IST
Leseprobe Bäderbetriebsmanagement (IST) Studienheft Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre Autoren Cornelia Trinkaus Cornelia Trinkaus ist Diplom-Ökonomin und seit vielen Jahren als Autorin und Korrektorin für das IST-Studieninstitut tätig. Klaus Krampe Klaus Krampe ist Diplom-Betriebswirt, M. A. Erwachsenenbildung und unterrichtet an einer Berufsschule. Seit vielen Jahren ist er neben seiner Lehrtätigkeit als Autor, Korrektor und Dozent für kaufmännische und sportbezogene Themenstellungen am IST-Studieninstitut angestellt. eines Gewinnes rückt somit in den Hintergrund und soll nur der Sicherung des Betriebes dienen. Vorrangig ist z. B. die Kostendeckung bzw. VerlustAuszug dem minimierung. Häufig arbeiten öffentliche Betriebe nach diesemaus Prinzip. Das genossenschaftliche Prinzip Bei Betrieben, die sich am genossenschaftlichen Prinzip orientieren, liegt das Hauptaugenmerk auf den Zielen der Mitglieder, z. B. bei Einkaufsgenossenschaften. Da auch hier nicht der Gewinn des einzelnen Unternehmens im Mittelpunkt steht, sondern die Interessen der Genossenschaft, d. h. der Mitglieder, liegt ebenfalls eine gemeinwirtschaftliche Ausrichtung 1. Grundbegriffe und Abgrenzungen der Betriebswirtschaftslehre vor. Verlustminimierung Das gemeinwirtschaftliche Prinzip 1.5 Betrieblicher Leistungsprozess und Arbeitet einErfolgsmessung Betrieb auf der Basis des gemeinwirtschaftlichen Prinzips, wird er versuchen, einen höchstmöglichen Beitrag zur Deckung eines vorhandenen gesamtwirtschaftlichen Bedarfs zu leisten. Die Erzielung eines Gewinnes rückt somit in den Hintergrund und soll nur der Sicherung 1.5.1 Die Grundkomponenten des betrieblichen des Betriebes dienen. Vorrangig ist z. B. die Kostendeckung bzw. VerlustLeistungsprozesses minimierung. Häufig arbeiten öffentliche Betriebe nach diesem Prinzip. Im Folgenden geben wir einen kurzen Überblick über den betrieblichen Leistungsprozess. Der sich real vollziehende Prozess der LeistungserstelDas genossenschaftliche Prinzip lung und Leistungsverwertung eines Betriebes ist in der folgenden Abbildung dargestellt. Es wird hierbei deutlich, wie ein Betrieb auf der einen Bei Betrieben, die sich am genossenschaftlichen Prinzip orientieren, liegt Seite am Beschaffungsmarkt und auf der anderen Seite auf dem Absatzdas Hauptaugenmerk auf den Zielen der Mitglieder, z. B. bei Einkaufsmarkt tätig ist. genossenschaften. Da auch hier nicht der Gewinn des einzelnen Unternehmens im Mittelpunkt steht, sondern die Interessen der Genossenschaft, Produktionsfaktoren wie Betriebsmittel, Werkstoffe und Personal werd. h. der Mitglieder, liegt ebenfalls eine gemeinwirtschaftliche Ausrichtung den auf den Beschaffungsmärkten beschafft (Beschaffungsfunktion), über vor. einen betriebsindividuellen Transformationsvorgang zu Gütern verarbeitet (Produktion bzw. Leistungserstellung) und schließlich auf den Absatzmärkten verkauft (Absatzfunktion bzw. Leistungsverwertung). 1.5 Betrieblicher Leistungsprozess und Der Absatz von Gütern und Dienstleistungen führt zu einem Zufluss von finanziellenErfolgsmessung Mitteln, Auszahlungen an die Lieferanten der Produktionsfaktoren zu einer Reduzierung dieser Mittel. Desweiteren bezieht das Unternehmen Finanzmittel vom Kapitalmarkt, z. B. in Form von Darlehen, und muss dafür im Gegenzug beispielsweise Zinsen zahlen. Daneben zahlt das 1.5.1 Die Grundkomponenten des betrieblichen Unternehmen Steuern an den Staat und erhält gegebenenfalls SubventiLeistungsprozesses onen vom Staat. 18 Im Folgenden geben wir einen kurzen Überblick über den betrieblichen Leistungsprozess. Der sich real vollziehende Prozess der Leistungserstellung und Leistungsverwertung eines Betriebes ist in der folgenden Abbildung dargestellt. Es wird hierbei deutlich, wie ein Betrieb auf der einen © 02/2013 – IST-Studieninstitut Seite am Beschaffungsmarkt und auf der anderen Seite auf dem Absatzmarkt tätig ist. Produktionsfaktoren wie Betriebsmittel, Werkstoffe und Personal werden auf den Beschaffungsmärkten beschafft (Beschaffungsfunktion), über einen betriebsindividuellen Transformationsvorgang zu Gütern verarbeitet (Produktion bzw. Leistungserstellung) und schließlich auf den Absatzmärkten verkauft (Absatzfunktion bzw. Leistungsverwertung). Der Absatz von Gütern und Dienstleistungen führt zu einem Zufluss von finanziellen Mitteln, Auszahlungen an die Lieferanten der Produktionsfaktoren zu einer Reduzierung dieser Mittel. Desweiteren bezieht das Unternehmen Finanzmittel vom Kapitalmarkt, z. B. in Form von Darlehen, und muss dafür im Gegenzug beispielsweise Zinsen zahlen. Daneben zahlt das Unternehmen Steuern an den Staat und erhält gegebenenfalls Subventionen vom Staat. © 02/2013 – IST-Studieninstitut 18 Leseprobe Bäderbetriebsmanagement (IST) Studienheft 2 3 1. Grundbegriffe und Abgrenzungen der Betriebswirtschaftslehre Die Einsatzverhältnisse der Produktionsfaktoren müssen vor der Produktion vom Management geplant und bestimmt werden. Somit bildet das Management einen unerlässlichen Produktionsfaktor, den bereits erwähnten dispositiven Faktor. Beschaffungsmarkt Kapitalmarkt Auszahlungen Finanzielle Mittel Produktionsfaktoren • Arbeit • Betriebsmittel • Werkstoffe Produktion Kombination der Produktionsfaktoren Produkte / Dienstleistungen Staat Einzahlungen Absatzmarkt Abbildung 3: Die betriebliche Leistungserstellung und -verwertung (vgl. WÖHE/DÖRING 2010, S. 28) In einer Wirtschaft verlaufen die Güter- und Finanzprozesse grundsätzlich gegensätzlich. Wenn z. B. ein Arbeitnehmer seine Arbeitskraft einem Unternehmen zur Verfügung stellt, erhält er dafür ein Arbeitsentgelt. Hier erfolgt also nahezu zeitgleich ein Austausch des Gutes „Arbeitskraft“ gegen Geld. Die in der obigen Abbildung dargestellten Zusammenhänge beziehen sich größtenteils auf ein Produktionsunternehmen. Wie Sie nachfolgend insbesondere im Kapitel „Dienstleistungsproduktion“ erfahren werden, gibt es bei den Güter- und Finanzprozessen in Dienstleistungsunternehmen Abweichungen von dieser Darstellung. So entfällt z. B. größtenteils die Lagerhaltung. Der Ablauf der Dienstleistungsproduktion ist ebenfalls unterschiedlich. Desweiteren werden die genannten internen Produktionsfaktoren (Arbeitskräfte, Betriebsmittel und Werkstoffe) in der Dienstleistungsproduktion weiter differenziert. Mit diesen Besonderheiten werden wir uns in diesem Studienheft noch genauer befassen. QV © 02/2013 – IST-Studieninstitut 19 Leseprobe Bäderbetriebsmanagement (IST) 4 1. Grundbegriffe und Abgrenzungen der Betriebswirtschaftslehre Praxisbeispiel Wir wollen diese Güter- und Finanzbewegungen anhand des Beispiels des Bäderbetriebs von Ernie S. und Bert T. verdeutlichen. Überlegen Sie vielleicht einmal vorab selbst, wie sich dieser theoretische Prozess praktisch darstellen lässt! Fangen wir mit dem Beschaffungsmarkt an. Ernie und Bert haben drei Mitarbeiter angestellt (Arbeitskräfte), Sprungturm und Wassersportgeräte, Büroeinrichtung und eine EDV-Anlage angeschafft (Betriebsmittel) sowie Papier zum Drucken (Werkstoffe). Für den Einkauf fließen an die Lieferanten Geldmittel zurück, an die Arbeitskräfte müssen Ernie und Bert Gehälter zahlen (Finanzbewegungen). Damit haben sie die Elementarfaktoren beschafft. Sie selbst stellen durch ihre Geschäftsführungsaufgaben den dispositiven Faktor dar. Durch die Kombination dieser Faktoren können Ernie und Bert nun ihre Dienstleistungen erbringen, z. B. das Aquafitnesstraining für einen Kunden (Absatz). Die Lagerhaltung entfällt bei der Erbringung von Dienstleistungen. Seitens der Kunden (Absatzmarkt) fließen nun wieder Finanzmittel in Form von Kursgebühren oder Eintritten in den Bäderbetrieb zurück. Zur Finanzierung der Elementarfaktoren, z. B. der gekauften Geräte und des Turms, haben Ernie und Bert auf dem Kapitalmarkt, d. h. bei ihrer Hausbank, einen Kredit aufgenommen. Für diesen müssen sie monatlich Zinsen zahlen. Desweiteren müssen Ernie und Bert an den Staat Einkommensteuer entrichten. Es gibt aber auch finanzielle Sachverhalte, die losgelöst von den Güterprozessen auftreten und in diesem Zusammenhang wie folgt unterschieden werden: Kapitalzuführung (Kapitalgeber überlassen den Unternehmen Geldmittel in Form von Eigen- und Fremdkapital.) Kapitalbindung (Die Geldmittel werden für Beschaffungen auf den Beschaffungsmärkten verwendet.) Kapitalfreisetzung (Das gebundene Kapital wird in Sachgüter und Dienstleistungen umgewandelt und auf den Absatzmärkten freigesetzt.) Kapitalentziehung (Die Kapitalgeber überlassen dem Unternehmen Kapital zum Wirtschaften und fordern es in Form von Entnahmen, Gewinnen, Rückzahlungen und Zinsen zurück.) Darüber hinaus finden Finanzbewegungen zwischen einem Unternehmen und dem Staat in Form von Steuern oder Subventionen statt. © 02/2013 – IST-Studieninstitut 20 Leseprobe Bäderbetriebsmanagement (IST) 5 1. Grundbegriffe und Abgrenzungen der Betriebswirtschaftslehre Die in dem obigen Beispiel verwendeten Fachbegriffe werden in den beiden späteren Kapiteln „Betriebliche Funktionen“ und „Finanzierung (Management der Kapitalbeschaffung)“ aufgegriffen und näher beschrieben. QV QV Neben diesen beiden wichtigen Prozessen lassen sich nach SCHIERENBECK/WÖHLE noch zwei weitere wichtige Prozesse in einem Gedankenmodell zusammenfassen, die darauf gerichtet sind, das Leistungssystem (Güterbewegungen) und den Finanzprozess zu steuern. Diese beiden Bereiche sind das Ziel- und das Managementsystem. Wirtschaftsprozess der Unternehmung Zielsystem Managementsystem Leistungsprozess Finanzprozess Beschaffung Kapitalzuführung Produktion Kapitalbindung Absatz Kapitalfreisetzung Kapitalentziehung Abbildung 4: Der Wirtschaftsprozess mit seinen vier Grundkomponenten (in Anlehnung an SCHIERENBECK/WÖHLE 2008, S. 67) Wirtschaftliches Handeln ist im Kern eine spezifische Form zielgerichteten Handelns. Daraus folgt, dass sich das Wirtschaften in den Unternehmen an diesen Zielen, die klar umrissen sein müssen, orientieren sollte. Sämtliche Personen und Tätigkeiten, deren Aufgabe es ist, den Leistungsund Finanzprozess auf die Erreichung der gesetzten Ziele zu lenken, werden als Managementsysteme bezeichnet. © 02/2013 – IST-Studieninstitut 21 Leseprobe Bäderbetriebsmanagement (IST) 6 1. Grundbegriffe und Abgrenzungen der Betriebswirtschaftslehre 1.5.2 Erfolgsmessung des Wirtschaftens Die Güter- und Finanzprozesse werden vom Rechnungswesen als Teilbereich des betrieblichen Informationssystems in quantitativen und vergleichbaren Geldgrößen dargestellt. Damit verfügen das Management sowie bestimmte außenstehende Adressaten (z. B. Kapitalgeber, Steuerbehörden) über ein rechtlich geregeltes Dokumentations- und Rechenschaftsinstrument, mit dem der Erfolg des Unternehmens bestimmt wird. Die vorgenannten Güter- und Finanzprozesse werden im Rahmen der Buchführung laufend erfasst und finden ihr Ergebnis im Jahresabschluss, der die Gewinn- und Verlustrechnung und die Bilanz enthält. Gewinn- und Verlustrechnung In der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) werden alle Geldströme verzeichnet, d. h. sämtliche Geschäftsvorfälle, die den Erfolg betreffen. Diese werden verrechnet und bilden das Jahresergebnis, das einen Gewinn oder bei unwirtschaftlichem Verhalten einen Verlust aufweisen kann. Ein Gewinn kann an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Der nicht ausgeschüttete Teil führt zu einem Vermögenszuwachs. Bilanz Die Bilanz stellt das Vermögen und die Schulden des Unternehmens jährlich am Bilanzstichtag gegenüber und ermittelt somit das Reinvermögen (Eigenkapital). Durch den Jahresabschluss kann also abgelesen werden, wie gut das Management die gesteckten Ziele im leistungswirtschaftlichen und finanzwirtschaftlichen Bereich erfüllt hat. © 02/2013 – IST-Studieninstitut 22 Leseprobe Bäderbetriebsmanagement (IST) 7 1. Grundbegriffe und Abgrenzungen der Betriebswirtschaftslehre 1.6 Märkte als Regulierungsinstanz 1.6.1 Angebot und Nachfrage Angebot und Nachfrage werden durch den Markt geregelt. Markt Auf dem Markt treffen zwei Parteien aufeinander: Zum einen die Unternehmen, die die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen sind und zum anderen die Kunden, die als Nachfrager von Produkten und Dienstleistungen auftreten. Findet ein Angebot reichliche Nachfrage, dann wird das anbietende Unternehmen tendenziell seine Preise erhöhen, um noch höhere Gewinne zu erzielen. Andernfalls wird ein Anbieter, dem eine geringe Nachfrage gegenübersteht, seine Preise senken müssen, um mehr Kunden zu gewinnen. Entscheidend in der freien Marktwirtschaft ist der Preismechanismus: Die Preise werden nicht fixiert, sondern sie bilden sich aufgrund der jeweiligen Marktverhältnisse und führen immer wieder zu einer Anpassung von Angebot und Nachfrage. Preismechanismus Auf der Angebotsseite bestimmen vor allem die Kosten, die Anbieteranzahl, die Produktionsmenge und die Marktstrategie den Preis. Auf der Nachfragerseite sind die Nachfrageranzahl und die Bewertung der Marktleistung durch die potenziellen Nachfrager entscheidend. Zusätzlich spielen die Einkommen und die Zukunftserwartung der potenziellen Käufer eine Rolle bei der Preisbildung. Preis Angebotsfaktoren Anzahl der Anbieter Produktionsmenge Kostensituation Preisstrategie Abbildung 5: Nachfragefaktoren Anzahl der Nachfrager Beurteilung der Produktwertigkeit Einkommen Zukunftserwartungen Einige wichtige Bestimmungsgrößen von Güterpreisen Die Marktverhältnisse, also Angebot und Nachfrage, stehen in einem Wechselwirkungsverhältnis mit den Preisen. Einerseits passen sich die Marktverhältnisse den Preisen an, andererseits passen sich aber auch die Preise den Marktverhältnissen an. © 02/2013 – IST-Studieninstitut 23 Leseprobe Bäderbetriebsmanagement (IST) Studienheft Qualitäts- und Kundenmanagement Autorin Kim Adam Kim Adam ist Marketing- und Kommunikationswirtin (HWK). Neben ihrer selbstständigen Tätigkeit als Unternehmensberaterin in der Bäderbranche ist sie für das IST-Studieninstitut als Autorin und Dozentin tätig. Auszug aus dem Studienheft Kapitel 4 4. Mitglieder- und Kundenorientierung im Dienstleistungsunternehmen 4. Mitglieder- und Kundenorientierung im Dienstleistungsunternehmen 4.1 Bedeutung der Kundenorientierung auf dem Käufermarkt 4.2 Dienstleistung und Service 4.3 Kundenorientiertes Verhalten © 04/2012 – IST-Studieninstitut 100 Leseprobe Bäderbetriebsmanagement (IST) 9 10 4. Mitglieder- und Kundenorientierung im Dienstleistungsunternehmen Lernorientierung In diesem Kapitel werden Ihnen Kenntnisse zu folgenden Themen vermittelt: X Begriffsabgrenzung „Dienstleistung“ und „Service“ X Bedeutung von kundenorientiertem Verhalten im Dienstleistungssektor Die aktuelle Marktsituation ist geprägt von der hohen Bereitschaft der Kunden, den Anbieter einer von ihnen gewünschten Dienstleistung häufig zu wechseln. Für Dienstleistungsunternehmen bedeutet die hohe Fluktuation aufseiten der Mitglieder, dass sich immer wieder die Notwendigkeit der Neukundengewinnung ergibt. Neukundengewinnung ist immer mit hohen Kosten verbunden! Wie kann man diese Kosten minimieren? – Durch gute Dienstleistungsqualität, Service und zufriedene Kunden. Da der Kunde heute grundsätzlich von der hohen Qualität eines Produktes ausgeht, läuft die Kundenbindung hauptsächlich über Zusatzleistungen (Service). Dieser Service verspricht nur dann Erfolg, wenn er optimal auf die Vorstellungen und Bedürfnisse der Zielgruppe ausgerichtet ist. Folgende Faktoren bestimmen den Erfolg eines Dienstleistungsunternehmens: Erfolg Kundenorientierung, -betreuung, -bindung Produkt Service Mitarbeiter Controlling Kommunikation Dienstleistungsunternehmen Abbildung 29: Einflussfaktoren auf den Geschäftserfolg © 04/2012 – IST-Studieninstitut 101 Leseprobe Bäderbetriebsmanagement (IST) 11 4. Mitglieder- und Kundenorientierung im Dienstleistungsunternehmen 4.1 Bedeutung der Kundenorientierung auf dem Käufermarkt Die aktuelle Marktsituation in vielen Dienstleistungsbranchen gibt einem Anbieter nur Überlebenschancen, wenn Inhalte und Strukturen des Angebots optimal auf die Bedürfnisse der Zielgruppe ausgerichtet sind. Käufermarkt Die Anzahl der Anbieter übertrifft in vielen Regionen Deutschlands die Nachfrage von Kundenseite, d. h., das Angebot ist größer als die Nachfrage. In der Ökonomie wird dieser Zustand als Verschiebung vom verkäufer- zum käuferorientierten Markt bezeichnet. Diese Marktsituation bedeutet für jedes Unternehmen, ein möglichst unverwechselbares Produkt auf einzigartige Weise mit optimalem Service präsentieren zu müssen, um Marktanteile übernehmen und sichern zu können. Die Bedeutung des Service steigt mit der Verschiebung in Richtung Käufermarkt: Entwicklungsschritte Marktverhältnisse Marktmacht Service-Image Absatzpolitische Bedeutung des Service Kennzeichnung der Leistung des Service 1. Stufe Verkäufermarkt Negativ, notwendiges Übel Gering Unentgeltlich 2. Stufe Ausgeglichener Markt Ausgeglichen, Notwendigkeit wird anerkannt Nimmt zu Zusatzleistung 3. Stufe Käufermarkt Positiv, eigenständiger Bereich, der Gewinne erwirtschaftet Eigenes absatzpolitisches Element Eigenständige Dienstleistung Abbildung 30: Die Bedeutung des Service bei unterschiedlichen Marktverhältnissen Praxisbeispiel Ein Kunde möchte etwas für seine Gesundheit tun und regelmäßig schwimmen gehen, möglichst in der Nähe seines Wohnortes. Gibt es an seinem Wohnort nur ein Bad, so wird ihm die Entscheidung leichtfallen. Gibt es mehrere Bäder, die sich in Angebot und Leistung ähneln, wird der Kunde sich wahrscheinlich für den Anbieter entscheiden, der aus seiner Sicht den besten Service bietet, beispielsweise in Bezug auf persönliche Betreuung, zeitliche Möglichkeiten, Wohlfühlaspekte. Hier stellt sich die Frage, wie sich Dienstleistung und Service voneinander unterscheiden. © 04/2012 – IST-Studieninstitut 102 Leseprobe Bäderbetriebsmanagement (IST) 12 4. Mitglieder- und Kundenorientierung im Dienstleistungsunternehmen 4.2 Dienstleistung und Service Die „Dienstleistung“ ist die Kernleistung eines Dienstleistungsunternehmens. Der „Service“ kann als Nebenleistung beschrieben werden, die die Kernleistung für den Kunden freundlicher und einfacher macht (freundlicher Empfang usw.). Service Nebenleistung verbessert den Absatz der Hauptleistung Dienstleistung immateriell nicht lagerfähig Produktion und Konsum fallen zusammen erleichtert den Konsum für den Kunden wird entgeltlich oder unentgeltlich erbracht Abbildung 31: Dienstleistung und Service Kundenorientierung in der Dienstleistung heißt somit, Interessen, Bedürfnisse und Erwartungshaltungen der Kunden genau zu kennen und umzusetzen. Dann können die Serviceerwartungen der Kunden so erfüllt werden, dass sie ein optimales Maß an Zufriedenheit erfahren. Dies festigt die Positionierung eines Unternehmens auf dem Markt. Es gibt sicherlich auch serviceunabhängige Prioritäten, die den Kaufentscheid des Kunden beeinflussen. So ist auf jeden Fall die Nähe zum Wohnort oder auch Arbeitsplatz übergeordnet. Aber in vielen Bereichen ist die Kundenbindung und Kundenzufriedenheit entscheidend vom Service abhängig. Trotzdem sind viele Dienstleistungsunternehmen in erster Linie produktions- oder prozessorientiert. In diesem Fall wird viel Zeit und Geld investiert, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. So steht beispielsweise die topaktuelle Ausstattung des Wellnessbereichs an höherer Stelle als die Zusammensetzung und Qualität des Mitarbeiterteams oder dessen serviceorientierte Ausbildung. © 04/2012 – IST-Studieninstitut 103 Leseprobe Bäderbetriebsmanagement (IST) 13 4. Mitglieder- und Kundenorientierung im Dienstleistungsunternehmen 4.3 Kundenorientiertes Verhalten Um die Qualität einer Dienstleistung so hoch wie möglich zu halten, müssen seitens des Unternehmens verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, die ein optimales kundenorientiertes Verhalten gewährleisten. Organisation Öffnungszeiten Informationen Angebote Transparenz Erreichbarkeit Service Kundenzufriedenheit Abbildung 32: Maßnahmen für ein kundenorientiertes Verhalten Die Serviceerwartungen der Kunden beziehen sich sowohl auf organisatorische also auch auf personelle Strukturen, die sich im persönlichen Kontakt zwischen den Mitarbeitern eines Unternehmens und dem Kunden darstellen. Personelle Anforderungen Eine Dienstleistung ist sehr stark an die Mitarbeiter gebunden, die sie anbieten. Somit unterliegt sie Schwankungen und verändert sich, wenn sie von verschiedenen Mitabeitern „hergestellt“ wird. Der Mitarbeiter ist der Repräsentant des Unternehmens. Ist der Kunde mit der Dienstleistung zufrieden, wird er das Unternehmen positiv beurteilen. Bei Unzufriedenheit mit der Dienstleistung, auch wenn sie vielleicht wegen momentaner Schwierigkeiten im Unternehmen nicht typisch war, wird der Kunde das Unternehmen negativ bewerten. Er geht dem Unternehmen als Kunde und Empfehlender verloren. © 04/2012 – IST-Studieninstitut 104 Leseprobe Bäderbetriebsmanagement (IST) 14 4. Mitglieder- und Kundenorientierung im Dienstleistungsunternehmen Praxisbeispiel Der Kunde eines großen Freizeitbades, der regelmäßig die Sauna besucht, bucht nach seinem Saunabesuch zum ersten Mal eine Massage. Er ist begeistert von Durchführung und Wirkung der Massage und entscheidet sich dazu, sich nun regelmäßig eine Massage zu gönnen. Vor dem nächsten Besuch der Sauna des Freizeitbades bucht er telefonisch einen Termin. Als er die Massagekabine betritt, ist er etwas irritiert, da er sich einem anderen Masseur gegenüber sieht. Art und Intensität der zweiten Massage unterscheiden sich deutlich von der ersten Massage. Der Kunde ist enttäuscht, sowohl über die fehlende Information bei der zweiten Buchung als auch über das Ergebnis. Er zweifelt, ob er sich noch einmal massieren lassen soll. Auf dem käuferorientierten Markt wächst die Bedeutung der Mitarbeiter als Repräsentanten des Unternehmens parallel zur Bedeutung des Service. Mitarbeiter sind nicht Kostenträger, sondern Leistungsträger. Ohne sie ist ein Markterfolg nicht zu erzielen. Sie repräsentieren das Unternehmen. Hier wird deutlich, dass ein erfolgreiches Unternehmen seine Mitarbeiter sorgfältig in Bezug auf die Serviceeignung auswählen muss. Das Anforderungsprofil von Servicemitarbeitern ist sehr vielseitig. © 04/2012 – IST-Studieninstitut 105 Leseprobe Bäderbetriebsmanagement (IST)