Aalborg die Altstadt

Transcrição

Aalborg die Altstadt
a alborg his t oric cit y walk
Aalborg
die Altstadt
Maske. “Jens Bangs Stenhus”.
TitelTitel-und
undRückseite:
Rückseite:“Jens
“JensBangs
BangsStenhus”.
Stenhus”.
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Das Stadtviertel des Lebensmannes
Das Stadtviertel der Kaufleute
Diese Broschüre, die von der Obelschen
Familienstiftung und dem Aalborg
Verkehrsverein herausgegeben wurde, soll
auf dem Stadtrundgang durch das alte
Aalborg Ihr Wegweiser sein.
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Das Stadtviertel der Kaufleute
BUDOLFI
Das Stadtviertel der
Kaufleute
Unser Stadtrundgang beginnt
bei der größten Sehenswürdigkeit Aalborgs,“ Jens
Bangs Stenhus“, einem der
herrlichsten RenaissanceBürgerhäuser Nordeuropas,
1624 vom Großkaufmann Jens
Bang erbaut. Dieser war ein
echter Vertreter seiner Epoche,
prunkliebend und begabt,
aber auch streitsüchtig und
rechthaberisch. Sein Haus war
mit seinen fünf Stockwerken
ein Koloss im Stadtbild und
mit seinen Verzierungen eine
Herausforderung an die Bürger
Aalborgs.
Böse Zungen meinten, die
vielen bizarren Masken seien
Karikaturen von Jens Bangs
zahlreichen Widersachern, an
denen er sich auf diese Weise
rächen wollte. Er war der reichste Mann in Aalborg, wurde
aber dennoch nie in den Rat
der Stadt gewählt. Deshalb ließ
er sich als Steinfigur porträtieren, die vom Giebel seines
Hauses dem Rathaus die Zunge
herausstreckte.
Sein prachtvoller Bau beherbergt seit 300 Jahren die
älteste Apotheke Aalborgs.
„Rådhuset“, das Rathaus,
hat im Laufe der Zeit einige
Veränderungen erfahren. Die
Jahreszahlen 1759 (Nordseite)
und 1762 (Vorderfront) geben
die Bauzeit an. Zum Platz
„Gammeltorv“ hin sieht man
Portal. Rathaus.
oben die Büste des Königs
Frederik V, das Reichswappen
und eine lateinische Inschrift:
Soli Deo Gloria (Gott allein die
Ehre). Über der Tür steht der
Leitsatz des Königs: Prudentia
et Constantia (Klugheit und
Festigkeit). Die Eingangstür
des reizvollen, gelben Rokokobaus ist von den letzten Gaslaternen Aalborgs flankiert.
Der Name „Gammeltorv“
(Altmarkt) besagt, dass es sich
um den ältesten Marktplatz,
den Mittelpunkt der Stadt,
handelt. Von hier aus wurde die
Stadt regiert, hier waren Thing
und Richtstätte, hier standen
Galgen und Pranger. Und von
hier aus werden noch heute
die Straßen abgemessen, die
von Aalborg ausgehen. Der
Granitobelisk mitten auf dem
Platz ist der 0 km-Stein. Das
Bankgebäude gegenüber dem
Rathaus ist dem „Lichtenbergske Palæ“ in Horsens nachgebildet. An dessen Westseite
gehen wir durch die Gasse
„Strandstien“ bis zur „Algade“
und rechts am Gebäude „Grotums Gård“ vorbei, das von
1738 bis 1911 eine Schule beherbergte. Nun stehen wir vor
dem Dom, „ Budolfi Kirke“,
dessen Barockturmspitze das
Wahrzeichen Aalborgs ist. Die
heutige Gestalt des Doms ist
das Ergebnis wiederholter
Um-und Anbauten der letzten
800 Jahre. Am jüngsten ist der
Ostteil mit dem Firstkreuz.
Der Haupteingang zur Kirche
war früher am „Gammeltorv“, heute an der Westseite
des Doms. Von der „Algade“
aus gelangt man durch den
Kirchenvorraum mit herrlichen
Fresken – ehemals eine katholische Kapelle – in die Kirche.
In der Vierung sieht man die
vier Evangelistensymbole
und über der Bogenöffnung
die Opferung Isaaks und die
Legende vom Feigenbaum, der
sich auf Befehl des Jesuskindes
neigte, damit Maria und Joseph
auf der Flucht nach Ägypten
die Früchte pflücken konnten.
An der Südwand sieht man u.a.
Katharina von Alexandria und
putzige kleine Zentauren.
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Kanzel 1689 bzw. 1692 von Lauridtz Jensen aus Essenbæk geschnitzt, der Marmortaufstein
1727 von der Legatstifterin
Maren Grotum geschenkt und
nicht zuletzt die Renaissanceempore im nördlichen Seitenschiff mit den anschaulichen
Illustrationen der Zehn Gebote.
Eine ähnliche Ausschmückung
im südlichen Seitenschiff zeigt
Jesu Leidensweg und nennt die
Besonders interessant im
Kirchenraum sind Altarbild und
“Budolfi Kirke”, von der “Algade” aus gesehen.
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Freske. “Budolfi Kirke”.
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Das Stadtviertel der Kaufleute
haben dann linkerhand
„C.W.Obels Plads“.
Das Aalborger Zimmer im “Aalborg Historiske Museum”.
Namen bedeutender Männer in
Aalborg aus der Zeit um 1650.
Westlich der Kirche liegt das
Hauptpostamt, 1908-10 vom Architekten Professor H. Kampmann im Stil eines Herrensitzes gebaut. Oben im Turm sieht
man viele kleine, zugemauerte
Öffnungen. Hier waren bis vor
wenigen Jahren die einzigen
amtlich tätigen Brieftauben
Dänemarks untergebracht.
Neben dem Postamt liegt „Aalborg Historiske Museum“
mit wechselnden Ausstellungen
neben den ständigen über die
Vorgeschichtliche Zeit und
die Stadtgeschichte Aalborgs.
Außerdem werden die Sammlung „Nordjütländisches Glas“
und eine neue Ausstellung der
einzigartigen Sammlung von
gediegenem, altem Aalborger
Silber gezeigt. Das Aalborger
Zimmer von 1602 mit seinem
bürgerlichen Renaissanceinterieur, dem schönsten in
ganz Skandinavien, muss man
unbedingt gesehen haben.
(Eintritt Täglich 10-17 Uhr,
montags geschlossen).
Wir gehen zurück, durch das
Gässchen zwischen Postamt
und Bank, biegen rechts ab
durch die „Adelgade“ und
Unser Blick fällt auf ein
dreistöckiges, rotes Fachwerkhaus (ca. 1580). Es ist
ein Teil des Gebäudes „Brix’s
Gård“, das im Innern Überreste eines mittelalterlichen
Steinhauses birgt.
Auf der entgegengesetzten
Seite des Platzes befindet sich
der Eingang zum Kloster „Helligåndsklostret“, das 1431 von
„dem ehrbaren Weibe Maren
Hemmings“ als HeiliggeistHaus gestiftet und später zum
Heiliggeist-Kloster wurde.
Der Heiliggeist-Orden stammt
aus Südfrankreich, wo Guy de
Montpellier um 1180 eine Brüdergemeinde gründete. 1204
wurde er vom Papst nach Rom
berufen und zum Prior des
Klosters San Spirito in Sassia
und Großmeister aller Klöster
des Ordens ernannt.
Der Prior von Aalborg war viele
Jahre hindurch der Vertreter
des Großmeisters im Norden,
welches die große Bedeutung
des Aalborger Klosters erkennen lässt. Die Gebäude wurden
in mehreren Etappen im 15.
und Anfang des 16. Jh. gebaut,
welches aus den verschiedenen
Blendmustern der schönen
Treppengiebel ersichtlich ist.
Das Kloster, eines der größten
und besterhaltenen Dänemarks, war ein Doppelkloster
mit Brüder- und Schwesternabteilung. Seine Aufgabe war
seit jeher die Pflege von Alten
und Kranken. Die ursprüngliche Kirche existiert nicht
mehr. Vom Vorplatz mit dem
Springbrunnen im “Helligåndsklostret”.
alten Drachenbrunnen kommt
man in den Schwesternhof. Der
Brüderhof ist heute eine Gartenanlage und nicht zugänglich.
Vom Kloster gehen wir zurück,
am Bischofshof vorbei. In der
„Adelgade“ sehen wir den
Südflügel des Klosters mit zwei
Steintafeln, die berichten daß
die Aalborger Domschule von
1554 bis 1848 hier zuhause war.
An der Gartenmauer des
Klosters entlang gelangen
wir in das Gäßchen „Latinergyden“ (nach den Lateinschülern benannt), wo früher ein
kleiner Bach floss. Über die
Steintreppe haben die Frauen
in früheren Zeiten mühsam
Wassereimer und Wäsche zum
„Vesterå” getragen, wo damals
ein kleiner Fluß lief.
Jetzt befinden wir uns in der
„Gravensgade“, der ältesten
Fußgängerstraße in Aalborg,
wo früher der Befestigungsgraben war. Wir gehen nach links
in Richtung „Algade“, biegen
rechts ab und können jetzt das
Fachwerkhaus an der Ecke der
Gasse „Tiendeladen“ bewundern. Hier lag ehemals die
Kirchenscheune „Sct. Peders
Kirkelade“.
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Am Ende der „Algade“ liegt
das „Hotel Phønix“, dessen
ältester Teil ein Adelspalais
war, 1783 als Wintersitz des
Brigadiers William Halling zu
Dronninglund erbaut. Dieser
Herr, der in Indien enorme
Reichtümer erworben hatte,
war eine sagenumwobene
Gestalt. Von unserem Standort
aus können wir zwei der
beliebtesten Kunstwerke der
Stadt sehen: links „Gåsepigen“
(Gänsemädchen), das der Stadt
1937 von C.W. Obel geschenkt
wurde, und rechts“ Cimbrertyren“ (Zimberstier). Wir gehen
auf den Stier zu und erblicken
ein paar ältere, schön renovierte Häuser, die verschont blieben, als in den 30er Jahren der
Stadtteil „Vesterbro“ entstand.
Am Stier biegen wir rechts ab
und gehen durch die Fußgängerstraße „Bispensgade“ bis
zum kleinen Springbrunnen.
“Latinergyden”. Gäßchen.
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Das Stadtviertel der Kaufleute
Stranden“. Hier steht ein
gelbes Empiregebäude von
1816. Der Weinrankenfries
der Fassade mit dem lustigen
Bacchus-Relief verrät, daß der
Bauherr Weinhändler war. Sein
Name ist am Treppenstein zu
lesen. Im Hof befinden sich
heute Restaurants.
“Gåsepigen” (Gänsemädchen), “Vesterbro”.
Dort biegen wir links in den
„Vesterå“ ein und gleich danach
bei einem kleinen, gelben
Haus nach rechts. Früher lag
die Fassade dieses Hauses
zum Flüßchen hin, das hier
zwischen den Häuserzeilen floß
und die Mühle „Nymølle“ trieb.
Durch die enge Gasse „Nymøllestræde“ gelangen wir in die
„Jomfru Ane Gade“. Wer
diese Jungfrau Ane war, ist eine
Streitfrage. Keine 200 m ist die
Straße lang, und doch befinden
sich hier 22 der beliebtesten
Gaststätten Aalborgs. Im mittleren Teil der Straße steht ein
großes, im Jahre 1813 erbautes
Haus in neoklassizistischem
Stil mit Pilastern über drei
Stockwerke und Tempelgiebel. Das Gebäude, seinerzeit
„Sildepaladset“ (Heringspalast) genannt, beherbergte
1848-1889 die Aalborger
Domschule. Wir gehen durch
das Tor in den „Schulhof“und
sehen dort das alte, neurenovierte Turnhaus und einen
Speicher, der jetzt das „Jomfru
Ane Teater“ beherbergt.
Am neuen Parkhaus vorbei
gelangen wir zur Straße „Ved
An der nächsten Straßenecke
biegen wir rechts in die „Maren
Turis Gade“ ein. Maren Turis,
die Gattin eines Bürgermeisters, wurde wegen Hexerei
angeklagt, aber freigesprochen.
Vermutlich hat sie im Haus
Nr. 10 gewohnt. Dieses und
das Haus Nr. 4 wurden von
einem Privatmann vorbildlich
restauriert, während Nr. 8
abgerissen wurde. Wir gehen
dann durch das Tor zum Haus
Nr. 6, „Jørgen Olufsens Gård,
dem besterhaltenen Kaufmannsgebäude Dänemarks aus
der Renaissance. Hier finden
wir winklige, dreistöckige
Speicher mit Hebebäumen
und langen Reihen von Luken
zu den Getreidespeichern.
Im Tor zur „Østerågade“ hin
sehen wir eine Eisenstange
mit einem kräftigen Haken.
Sie diente als Waage, und die
Kunden konnten somit selbst
kontrollieren, daß alles mit
rechten Dingen zuging. In
der „Østerågade“ betrachten
Bacchus-Relief. “Ved Stranden Nr.7”.
Hofinterieur.
“Jørgen Olufsens Gård”.
wir die Vorderfront des Gebäudekomplexes: ein Steinhaus
mit Giebel zur Straße hin
und einen Fachwerkflügel, oft
„Hamborggården“ genannt.
Das Steinhaus mit der hohen
Treppe ist reich verziert. Das
Sandsteinportal mit männlichen und weiblichen HermesFiguren trägt die Initialen des
Bauherrn, Bürgermeister
Jørgen Olufsen, und die Jahreszahl 1616. In einer Nische
weiter oben steht eine schöne
Frauenfigur, „Aalborgpigen“
(Aalborg-Mädchen), die sich
trotz ihren 360 Jahren gut
gehalten hat. Vom Innenhof des
Bankgebäudes können wir den
ganzen Südflügel bis hin zur
„Maren Turis Gade“ überblicken: ein eindrucksvoller Anblick.
Jørgen Olufsen war der Bruder
Jens Bangs. Letzterer soll beim
Anblick des Hauses gesagt
haben: „Das soll ein Haus
sein? Ich werde dir zeigen, wie
man ein Haus baut.“ – Und
er errichtete jenes Steinhaus,
das unseren Ausgangspunkt
bildete.
Die „Østerågade“ ist heute
eine Straße wie viele andere;
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aber der Name und die großen
Kellertore des Giebelhauses
zeugen davon, daß hier einmal
Fluß (Å) und Hafen waren. Wo
heute die Stadtbusse halten,
luden einstmals schwer beladene Kähne die verschiedensten
Waren aus.
Stadtrundgang Nr. 1 ist hiermit
beendet. Mit wenigen Schritten
sind wir wieder beim Ausgangspunkt und im Geschäftsviertel. Wer mehr sehen möchte,
kann hier mit Stadtrundgang
Nr. 2 beginnen.
In der „Østerågade“ gehen wir
“Jørgen Olufsens Gård”.
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Das Stadtviertel des Lebensmannes
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LIEBFRAUENSTADT
Das Stadtviertel des
Lehensmannes
Verlies, Schloß.
Tor zum Schloß.
in Richtung Limfjord, biegen
aber vorher rechts ab und sehen bald ein großes, weißes Gebäude mit Treppengiebeln, das
Schloß „Aalborghus“, das in
den Jahren 1539-55 von König
Christian III errichtet wurde,
um Bürger und Bauern in Nordjütland davon abzuhalten, nochmals einen Aufstand wie den
des Schiffers Clement im Jahre
1534 zu unternehmen.„Aalborghus“ wurde jedoch nie eine
Festung, sondern Wohnsitz des
Lehensmannes des Königs und
außerdem Lagerplatz für die
enormen Naturalienabgaben,
welche der König Nordjütland
und der Gegend am westlichen
Limfjord abverlangte.
Die Vorderfront des Schlosses
zum Fjord hin ist eine ellendicke, ehemalige Festungsmauer, die aus Ziegelsteinen
von der Kirche des Heiliggeistklosters in Aalborg
und Quadersteinen gebaut
wurde und unten mit breiten
Schießscharten versehen ist.
Die gekrönten Monogramme
der Könige Christian IV und
Frederik IV über dem Tor
zeugen von späteren Umbauten und Ausbesserungen.
Vom Schloßhof (geöffnet 8-16
Uhr) aus gleichen die roten
Fachwerkbauten eher einem
riesigen Kaufmannsgebäude
als einem Schloß. Im Torweg
rechterhand ist das überaus
schaurige Verlies zu sehen, in
die Mauer eingelassen, ohne
Lichtöffnung, dafür aber mit
eisernen Fesseln am nackten
Boden. Hier eingesperrt zu
sein, war gleichbedeutend mit
Siechtum oder Tod.
Auch das wieder verwendete
Baumaterial ist interessant:
Feldsteine, große Backsteine
und kleine holländische Ziegelsteine.
Wir biegen links ab und gehen
bei der ersten Kreuzung nach
rechts in die „Slotsgade“,
heute Fußgängerstraße, früher
jedoch der Weg nach „Aalborghus“ für die Bauern, die
hier ihre Naturalienabgaben
ablieferten. Wir kommen in die
„Bredegade“, den Markplatz
der Liebfrauenstadt, an dem
früher immer am 1. November
ein Markt abgehalten wurde.
Danach gehen wir nach links
an Nr. 7 vorbei, einem hübschen Fachwerkhaus von 1800
mit Mansardendach und-fenstern. Weiter vorn, an der Ecke
„Fjordgade/Nørregade“ liegt
ein Kaufmannsgebäude aus
der Zeit vor 1600, teilweise umgebaut, aber wie die anderen
Häuser auf der Nordseite der
„Nørregade“ bis hin zum neuen
Kulturhaus, „Medborgerhuset“, schön restauriert.
Vom Schloßhof gelangt man
durch ein Tor am westlichen
Ende des Südflügels zu einem
Teil des Schloßparks. Vom
westlichen Wall aus kann
man alles ein wenig von oben
Wir gehen die „Fjordgade“
entlang und sehen rechterhand
zwei ältere Fachwerkhäuser,
die an dieser Stelle wiederaufgebaut wurden: ein rotes
(ehemals Vesterå Nr. 9, spätes
Unter dem westlichen Wall
sind einige der langen unterirdischen Angriffsgänge und
Kasematten zugänglich. Sie
sind so düster und unheimlich,
daß sie uns selbst in unserer
nüchternen Zeit noch Schauer
über den Rücken jagen.
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betrachten. Hinter einigen
unschönen Schutzbunkern
aus dem 2. Weltkrieg gelangen
wir durch den leeren Hof des
Zeitungsgebäudes zum Markt
„Nytorv“, 1604 von Christian
IV als Musterungsplatz für die
Pferde angelegt, die der König
in Nordjütland für den Dienst
im Heer aufkaufte. Das Haus
Nytorv Nr. 1 ist das einzige
Haus am Markt, das seit Menschengedenken nie erneuert
wurde. 1805 vom Stadthauptmann Hans Wigelsen im Empirestil erbaut, war es das erste
private Haus im Schloßbereich.
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und dem gelben Haus „Haabet“
(Hoffnung) erkennen. Hier befand sich einst eine militärische
Wache mit Paradeplatz. Von
1816 bis 1857 war sie Militärkrankenhaus, danach dann
das „Café Haabet“. Auf dem
Platz steht heute eine kleine
Skulptur „Faun mit Satyrknaben“ von Otto Evens (1826-95).
“Fjordgade Nr. 4” (ehemals “Vesterå Nr. 9”)
16. Jh.) und ein gelbes (ehemals Kattevad Nr.6) , welches
ursprünglich aus zwei fast
gleich alten Häusern aus dem
frühen 19. Jh. bestand. Im
Hof hinter dem Haus liegt ein
Stallgebäude, ehemals ein
Teil vom “Hjorts Gård“ in der
„Slotsgade“. Diese Häuser und
die unterschiedlichen Rückseiten der Nørregade-Häuser
bilden zusammen ein schönes,
sehenswertes Hofinteriur.
Durch ein Gäßchen zwischen
den Häusern kommen wir in
die „Nørregade“ und gehen
hier nach links am „Grønnings Gård“ mit dem schönen,
unberührten Seitenflügel im
Schutz der letzten Bäume der
Straße vorbei.
Gegenüber dem Kulturhaus
“Grønnings Gård”. “Nørregade 9”.
mit u. a. der Nordjütländischen Landesbibliothek sehen
wir das Haus Nr. 18 mit gut
erhaltenen Flügeltüren im
Empirestil. Über dem Tor
berichtet eine Steintafel von
einer Feuersbrunst, die in
der Nacht vom 9. auf den 10.
April 1804 das damalige Haus
und ein Nachbarhaus vernichtete. Auch hier befindet sich
eine Gedenktafel. Das Haus
Nr. 22, aus der letzten Hälfte
des 18. Jh., besitzt die letzte
Empire-Tür der Straße mit
schönen Schnitzereien. Die
„Nørregade“, heute Fußgängerzone, war früher die alte
Einfallstraße vom Osten her,
wo die wohlhabenden Bauern
aus der Umgebung ihre Pferde
ausspannten und in den Kaufmannshäusern einkauften.
An der nächsten Kreuzung
steht an der Ecke „Sct. Hans
Gade“ ein Fachwerkgebäude,
eine ehemalige Gerberei. Eine
solche erfordert viel Wasser und lag also günstig am
Flüßchen „Østergravens Å“,
das die östliche Grenze der
Stadt bildete. Den Wasserlauf
kann man heute noch zwischen
dem großen roten Gebäude
Wir biegen in die „Øster Gravensgade“ ein und gehen nach
rechts durch die „Søndergade“
mit ihren teils restaurierten,
teils neuerrichteten Häusern.
Hier wurden im Zuge einer
umfassenden Sanierung im
Häuserblock „Nørregade“,
„Øster Gravensgade“, Søndergade“, „Bredegade“ die
Innenhöfe zu einer öffentlichen
Gartenanlage umgestaltet. War
die „Søndergade“ früher nur
ein Hintergäßchen zur „Nørregade“, so wurde sie nun zu
einem begehrten Viertel mit
vorzüglichen neuen Wohnungen, die immer mehr Leute
zum Wohnen in die Stadtmitte
lokken, so daß diese auch nach
Ladenschluß noch belebt ist.
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Auch die Seitenstraße „Klokkestøbergade“ (Glockengießerstraße) wurde in diese
Sanierungspläne mit einbezogen. Die Ostseite ist fast
vollständig renoviert, während
die Westseite mit zehn kleinen
Häusern aus dem 18. Jh.
erhalten ist. Diese Häuser
schenkte der Geschäftsmann
Jens Jensen Nørretranders
zusammen mit zwei weiteren
Häusern im Jahre 1772 der
Liebfrauenkirche („Vor Frue
Kirke“). Als Gegenleistung
dafür wurde ihm und seiner
Gattin ein sorgenfreier Lebensabend zugesichert.
In der „Niels Ebbesens
Gade“ sehen wir ein rotes
Fachwerkhaus, das beim Bau
des neuen Postamtes in der
„Algade“ an dieser Stelle wiederaufgeführt wurde. Zusammen mit dem klosterähnlichen
Gebäude dahinter wird es seit
1981 u. a. vom Lokalhistorischen Archiv und vom Auswandererarchiv benutzt.
Torweg. “Nørregade 18”.
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Heute befindet sich das Haus in Niels
Ebbesens Gade.
Im Mittelalter stand an dieser
Stelle das „Mariakloster“ und
später bis 1879 die „Frue
Skole“ (Liebfrauenschule).
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Durch die Gasse „Sct. Peders
Stræde“ kommen wir in die
„Peder Barkes Gade“ mit einer
Reihe winziger, farbenfroher
Häuschen. Durch die enge
Gasse zwischen Nr. 22 und
Nr. 24 lief früher ein kleiner
Bach zum Flüßchen „Lilleå“
oder „Peder Barkes Å“, der
hinter der Häuserzeile floß und
die Wallgräben des Schlosses
speiste.
Wir stehen nun an der „Vor
Frue Kirke“, einer neoromanischen Backsteinkirche aus dem
Jahre 1878, deren Geschichte
jedoch zum Anfang des 12 Jh.
zurückreicht, welches u. a.
am Granitportal in der „Peder
Barkes Gade“ ersichtlich ist.
Dieses Portal ist das älteste
und wohl auch vornehmste
Kunstwerk in Aalborg.
Zickzackmuster der Bogenleiste sowie Ausführung und
Motivwahl der umrahmenden
Reliefs zeugen vom Einfluß
englischer Bauweise und Kunst
aus der Zeit nach 1066. Ganz
“Peder Barkes Gade”. Gäßchen.
Herodes-Relief. “Vor Frue Kirke”.
oben sitzt Christus in der Mandorla, umgeben von den vier
Symbolen der Evangelisten:
dem Adler des Johannes, dem
Löwen des Markus, dem Engel
des Matthäus, dem Ochsen
des Lukas. Zur segnenden
Rechten Christi sehen wir die
Auferstehung des Lazarus, zu
seiner Linken die Flucht nach
Ägypten. Unter dem Bogen
steht Petrus mit dem großen
Schlüssel zum Himmelreich.
Neben diesen christlichen
Motiven wimmelt es von bösen,
heidnischen Schreckensbildern. Hier sind ein Drache
und ein Löwe, die einen
Menschen verschlingen, ein
Zentaur, ein Wildeber sowie ein
Basilisk und ein Männerkopf
auf Löwenkörpern. Etwas abseits befindet sich ein HerodesRelief, das die englische Legende vom Stallburschen Stephan
berichtet, der als erster den
Stern von Bethlehem erblickte
und Herodes davon erzählte.
Dieser war darüber so erzürnt,
daß er den Kindermord von
Bethlehem befahl und Stephan
steinigen ließ. Die Handlung
des Reliefs ist von rechts nach
links zu lesen, so wie es im
frühen Mittelalter üblich war.
In der Kirche – Eingang an
der Nordseite – sehen wir
den Grabstein des Bürgermeisters Jørgen Olufsen mit
lebensgroßen Porträtfiguren,
außerdem die Kapelle der
Familie Lunge mit den großen
Sandsteinepitaphen von
Lehensmann Ove Lunge und
dessen Nachkommen, dem
ehernen Taufbecken seiner Gemahlin im Chor und der Kanzel
des Bürgermeisters Povl Pop,
getragen von einem krummgebeugten Männlein. In der
Kapelle der Familie Høg mit
den kunstfertigen Türen aus
Schmiedeeisen bemerken wir
vor allem das große, namenlose
Epitaph sowie die Marmorsarkophage des Landrates
Pentz und dessen Gemahlin
Maren Grotum. Sehenswert
sind auch die zahlreichen
Renaissance-Epitaphe an den
Wänden der Seitenschiffe.
Nach dem Besuch der Kirche
gehen wir durch die „Peder
Barkes Gade“ bis zur „Bredegade“ und biegen zweimal
links ein. Wir befinden uns nun
in einer der wenigen Winkelgassen, die uns von der Vielfalt
früherer Zeiten erhalten
geblieben sind. Der Name des
Gäßchens „Hjelmerstald“ ist
ein altdänischer Ausdruck für
Pferdestall. Die Gesellschaft
zur Erhaltung alter Häuser in
Aalborg hat in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Aalborg
und privaten Hausbesitzern
einen großen Einsatz für die
Erhaltung der Häuser und des
Kleinstadtmilieus geleistet.
Heute ist „Hjelmerstald“ höchst
attraktiv, ein Vorbild für die
Stadterhaltung.
Am Ende der Straße biegen
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wir nach rechts in die „Møllegade“ ein und beenden den
Stadtrundgang in der „Algade“.
Wer aber zum Ausgangspunkt
zurückkehren möchte, geht
nach links durch die „Algade“
bis zur großen Kreuzung.
Von hier aus hat man einen
ungehinderten Blick auf die
„Budolfi Kirke“ und „Jens
Bangs Stenhus“. Ein Besuch im
stimmungsvollen Keller dieses
berühmten Hauses könnte
einen erquickenden Abschluß
des langen Rundgangs bilden.
Ihre Begleiter auf dem Stadtrundgang
waren der Lokalhistoriker Svend B.
Olesen und der Illustrator Christian
Lomborg.
“Hjelmerstald”. Gäßchen.
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